1456 CAMPUS - Universität Greifswald

Die Seite wird erstellt Nikolas-Stefan Fricke
 
WEITER LESEN
1456 CAMPUS - Universität Greifswald
Magazin der Universität Greifswald

CAMPUS
                                                Ausgabe 10/Oktober 2018

    *
                        1456

                          Alte Gebäude –
                          Neues Leben

   Ukrainistik          Neues        Internationale
   gesichert            Uni-Logo     Partnerschaften

   Seite 18            Seite 21      Seite 30                         1
1456 CAMPUS - Universität Greifswald
Was hast du davon?
    100 Euro Umzugshilfe // Gutscheinbuch mit Willkommensangeboten
                  Wohnsitzprämie für die Uni sichern

                      Wo meldest du dich um?
                Einwohnermeldeamt // Markt 15 // Haus 1
                  www.uni-greifswald.de/heimathafen

2
1456 CAMPUS - Universität Greifswald
Editorial

                                                                            Foto: Kilian Dorner
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
vielen Ereignissen und Geschichten, über die wir in dieser neuen Ausgabe
von Campus 1456 berichten, ist eines gemein: Sie beinhalten einen engen
Austausch zwischen Universität und einer breiten Öffentlichkeit in vielen un-
terschiedlichen Themen und Lebensbereichen. Wir haben uns beispielsweise
gefreut, dass viele Kinder mit ihren Eltern und junge Menschen den Tag der
Wissenschaft genutzt haben, um unsere Forschung und Wissenschaft unmit-
telbar erleben zu können; der Nordische Klang ist ein internationales Kultur-
festival, an dem die ganze Stadt und die Region teilnimmt; die Bachwoche
zieht in jedem Jahr mehrere tausende Gäste nach Greifswald; eine Studie an
unserer Universität geht der überaus wichtigen Frage nach, wie der Lehrerbe-
darf im ländlichen Raum gesichert werden kann; im Rahmen der Wohnsitz-
prämie sind wir gemeinsam mit der Stadt bemüht, Studierende durch Um-
meldung ihres Wohnsitzes dazu zu bewegen, die Zahl der Greifswalder Bürger
und Bürgerinnen zu erhöhen; die Einrichtung eines digitalen Gründerzent-
rums im Herzen der Stadt soll eine Keimzelle der Innovation schaffen und mit
dem neuen Campus am Ernst-Lohmeyer-Platz ist ein neues akademisches
Viertel in der historischen Altstadt entstanden. Das sind nur einige Beispiele
dafür, wie vielgestaltig die Universität in Stadt und Region hineinwirkt und wie
eng wir miteinander verbunden sind.

Ein intensiver gegenseitiger Austausch zwischen den Hochschulen, der sie
finanzierenden Gesellschaft, der Wirtschaft und der Kultur wird nicht nur in
zunehmendem Maße von der Politik gefordert. Für die Universität Greifswald
ist das Bewusstsein für ihre gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle
Verantwortung ein zentraler Bestandteil ihres Leitbildes. Wie wir dieses
Leitbild in konkretes Handeln umsetzen, erfahren Sie aus den Berichten
und Geschichten in diesem Heft. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen und
Entdeckerfreude bei der Lektüre!

Mit herzlichen Grüßen

Prof. Dr. Johanna Weber
Rektorin

                                                                                                         3
1456 CAMPUS - Universität Greifswald
8           ALTE GEBÄUDE – NEUES LEBEN
Seite

        Panorama                           Forschung                              Hochschulpolitik
06 Neuer Kanzler                        12 Nachwuchsforscher treffen          20 Preis „Familienfreundliche
   der Universität                         Nobelpreisträger in Lindau            Einrichtung des Jahres“

        Mensa am Wall soll              14 Naturschutzforschung                   Bildung für Nachhaltige Entwicklung
        Digitales Innovationszentrum       in unbekannten Wüsten                  im Fokus
        werden
                                        15 Beeinflusst der Klimawandel            Aktionstag
07 Finnland verleiht hohen                 die Organentwicklung in Larven         gegen Diskriminierung
   Orden an Prof. Pantermöller             von Meeresbewohnern?                   und Sexismus

        Open-Acces- Publikationsfonds
        gestartet
                                           Lernen & Lehren                    21 Die Universität
                                                                                 ändert ihren Namen
                                        16 Preis für hervorragende Lehre
        Spitzenplätze beim                 2018
        CHE-Hochschuleranking 2018                                                Wissenschaft &
                                        17 Gertrude hat ihr Muh verschluckt       Gesellschaft
        Im Fokus                        18 Ukrainistik in Forschung           23 Direktorinnenwechsel
08 Alte Gebäude – Neues Leben              und Lehre gesichert                   am Krupp-Kolleg

                                        19 Vom Manuskript                     24 Können Emojis die Basis für
                                           zum Buch                              eine Universalsprache sein?

                                                                              25 Abschied von
                                                                                 einem „Allrounder“

4
1456 CAMPUS - Universität Greifswald
Inhalt

                                         17                               29

                               36

                               14                                                        30

26 Auszeichnungen & Preise                    36 Was war los im Sommersemester?
                                                 #wissenlocktmich zur Uni Greifswald –
28 Ein Bus auf acht Rädern                       ein Rückblick

29 Teilnehmerrekord                           38 Heimathafen
   beim UNIQUE-                                  Greifswald – Studierende auf
   Ideenwettbewerb                               Ostsee-Kurs

                                              40 Fotogalerie
   Internationales
30 Internationale
   Partnerschaften –
                                                  Alumni & Karriere
   Vietnam                                    42 „Schule auf dem Land ist
                                                 eben nicht anonym.“ –
32 Ein Semester in Siena –                       Im Gespräch mit Robert Gülzow
   Studieren im Herzen der Toskana
                                              44 Studie klärt auf:
33 Internationaler                               Was denken Lehramtsstudierende über
   Tag 2018                                      ein Berufsleben auf dem Land?

    Campus & Unileben
34 News aus der Universität Greifswald

                                                                                              5
1456 CAMPUS - Universität Greifswald
Neuer Kanzler                                               Mensa am Wall soll Digitales
der Universität                                             Innovationszentrum werden
                                                            Die Universität Greifswald, die Universitäts- und Han-
                                                            sestadt Greifswald und die WITENO GmbH haben Ende
                                                            Juni ein gemeinsames Konzept zur Förderung digitaler
                                                            Veränderungsprozesse und der digitalen Wirtschaft
                                                            in der Region Greifswald vorgestellt. Es sieht vor, die
                                                            Mensa am Wall in ein Digitales Gründer- und Innovati-
                                                            onszentrum umzuwandeln. Das Gebäude soll zu einem
                                                            zentralen Kommunikations- und Kooperations-Hub
                                                            für Startups, für die IT- und Kreativszene, für bestehen-
                                                            de Unternehmen aus Wirtschaft und Handwerk, für
                                                            Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Studie-
                                                            rende werden. Zu den Bausteinen des Konzeptes ge-
                                                            hören u. a. ein Konferenz- und Dienstleistungsbereich,
                                                            Büros sowie ein Werkstattbereich. Mit dem Vorhaben
Foto: Jan Meßerschmidt

                                                            reagiert die Initiative auf die sich im Zuge der Digitali-
                                                            sierung verändernden Anforderungen der Arbeits- und
                                                            Wirtschaftswelt. Arbeitsprozesse werden immer flexi-
                                                            bler, die Arbeitsteilung nimmt zu, und damit werden
                                                            Kooperations- und Kommunikationsmöglichkeiten
                                                            immer bedeutsamer. Die Initiatoren wollen Greifswald
                                                            als attraktiven Standort für die Digital- und Kreativsze-
Dr. Frank Schütte wurde Mitte Juli vom erweiterten          ne ausbauen. Für die weitere Entwicklung ist das Kon-
Akademischen Senat zum neuen Kanzler der Universi-          sortium in engem Kontakt mit der Landesregierung
tät Greifswald gewählt. Er wird das Amt voraussichtlich     und weiteren Akteuren aus Regional- und Wirtschafts-
am 1. Januar 2019 antreten, vorbehaltlich der Bestel-       förderung. •
lung durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft
und Kultur MV.

„Ich bedanke mich für das mir entgegengebrachte
Vertrauen und den herzlichen Empfang in Greifswald!
Ich freue mich, den erfolgreichen Weg der Universität
Greifswald zukünftig in verantwortungsvoller Position
mitgestalten zu dürfen. Dabei liegt mir der wertschät-
zende Dialog mit allen Einrichtungen und Mitglieder-
gruppen sowie die Entwicklung der Universitätsver-
waltung und ihrer engagierten Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter ganz besonders am Herzen“, so der zukünf-
tige Kanzler. Aktuell ist Dr. Frank Schütte Dezernent für
Hochschulentwicklung und Kanzlervertreter an der
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Der 46-Jährige
tritt die Nachfolge von Dr. Wolfgang Flieger an, der zu
Jahresbeginn an die Hochschule für Angewandte Wis-
senschaft (HAW) nach Hamburg wechselte. •
                                                            Foto: Till Junker

6
1456 CAMPUS - Universität Greifswald
Panorama

Finnland verleiht hohen                                  zum Thema Open-Access-Publizieren umfangreiche
                                                         Informationen und Beratung, sowohl online als auch
Orden an Prof. Pantermöller                              persönlich, zur Verfügung.

Der Fennist Prof. Dr. Marko Pantermöller wurde im        Der Open-Access-Publikationsfonds ist ein wesentli-
Mai mit dem Ritterkreuz I. Klasse des Ordens des Lö-     cher Bestandteil der Open-Access-Strategie der Uni-
wen von Finnland ausgezeichnet. Dies ist eine der        versität Greifswald. Mit einer vom Rektorat beschlos-
höchsten Auszeichnungen der Republik Finnland.           senen Open-Access-Policy und der Unterzeichnung
Das Ritterkreuz wurde von der Botschafterin Ritva        der Berliner Erklärung bekennt sich die Universität
Koukku-Ronde in ihrer Residenz in Berlin überreicht.     Greifswald seit Anfang 2016 klar zum freien Zugang zu
Mit dem Ritterkreuz werden die großen Verdienste         wissenschaftlichem Wissen. •
von Professor Marko Pantermöller als Förderer der
finnisch-deutschen Zusammenarbeit und Vermittler
der finnischen Sprache und Kultur in Deutschland
                                                         Spitzenplätze beim
gewürdigt. Botschafterin Ritva Koukku-Ronde hob in
ihrer Ansprache während der Verleihung hervor, dass      CHE-Hochschulranking 2018
Professor Pantermöller ein wichtiger Unterstützer der
deutsch-finnischen akademischen, gesellschaftlichen      Im CHE-Hochschulranking 2018 haben zahlreiche
und kulturellen Zusammenarbeit ist. •                    Studienfächer der Universität Greifswald Spitzenbe-
                                                         wertungen erzielt. Die Ergebnisse des Hochschulran-
                                                         kings des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE)
                                                         wurden Anfang Mai im neuen ZEIT-Studienführer 2018
                                                         veröffentlicht. Besonders viele hervorragende Bewer-
                                                         tungen gab es für die Zahnmedizin, die Pharmazie und
                                                         die Biologie. Studierende der Pharmazie schätzen un-
Foto: Heini-Tuuli Onnela

                                                         ter anderem die Allgemeine Studiensituation, die Be-
                                                         treuung durch Lehrende, die Labore und die Angebote
                                                         zur Berufsorientierung. Aber auch Mathematik, Poli-
                                                         tikwissenschaft, Humanmedizin sowie Geografie und
                                                         Geowissenschaften wurden in einzelnen Kategorien in
                                                         die Spitzengruppe eingestuft.

                                                         Das CHE-Hochschulranking ist das umfassendste und
Open-Access-Publikations-                                detaillierteste Ranking im deutschsprachigen Raum.
                                                         Mehr als 300 Universitäten und Fachhochschulen,
fonds gestartet                                          mehr als 2600 Fachbereiche und 7000 Studiengänge
                                                         wurden vom CHE untersucht. •
Schon seit Jahresbeginn 2018 bietet die Universität
Greifswald einen Open-Access-Publikationsfonds zur
Finanzierung von Publikationsgebühren für Open-
Access-Beiträge an. Insgesamt wurden dafür mit Un-
terstützung der DFG 85.569 Euro für die Jahre 2018
und 2019 bereitgestellt. Damit sollen die Forschungs-
ergebnisse von Wissenschaftlerinnen und Wissen-
schaftlern der Universität sichtbarer und zugänglicher
für die Wissenschaftscommunity und die Öffentlich-
keit werden. Gefördert werden über den Fonds nur
                                                         Foto: Till Junker

Open-Access-Publikationen in hochqualitativen, wis-
senschaftlichen Zeitschriften mit einem Qualitätssi-
cherungsverfahren. Durch die Open-Access-Beauf-
tragte an der Universitätsbibliothek Greifswald stehen

                                                                                                            7
1456 CAMPUS - Universität Greifswald
8
Foto: Magnus Schult
1456 CAMPUS - Universität Greifswald
Im Fokus

Von Magnus Schult und Jan Meßerschmidt

Alte Gebäude – Neues Leben
Die Idee des Campus Loefflerstraße wird Realität

Seit August 2018 sind Umzugslastwagen in der                    fahrten, Zugänge und Wege der neuen Situation
Greifswalder Innenstadt unterwegs. Ein Teil der                 auf dem Campus angepasst werden. Zeitgleich
Universität zieht in die sanierten Gebäude am                   fanden im Hörsaalgebäude große Tagungen
Ernst-Lohmeyer-Platz – so die exakte Post- und                  statt und alte, leergezogene Gebäude wurden
Straßenbezeichnung. Nach Fertigstellung der                     beräumt.
neuen Bereichsbibliothek Ende 2015 und des
neuen Audimax im Herbst 2016 wird der ehema-                    Nach Abschluss des ersten Umzugsmarathons
lige Klinikkomplex nun endlich als neuer geistes-               folgten das Institut für Slawistik, das Institut für
wissenschaftlicher Campus belebt.                               Anglistik, die Fennistik und die Baltistik sowie
                                                                das Studienkolleg. Mit Beginn des Semesters
In die ehemalige Chirurgische Klinik sind seit Sep-             wurde – lange ersehnt – auch die neue Ausga-
tember das Fremdsprachen- und Medienzentrum,                    bemensa des Studierendenwerks eröffnet.
das Lektorat für Deutsch als Fremdsprache und
die Erziehungswissenschaften eingezogen. Mit                    Das nun sanierte Klinikgebäude steht nach wie
dem neuen Standort eröff nen sich für die Insti-                vor auf insgesamt 1555 Holzpfählen aus der
tute zugleich neue Möglichkeiten in der Lehre:                  Bauzeit. Eine ernsthafte bauliche Herausforde-
Die Erziehungswissenschaften verfügen über Se-                  rung gab es nur an einem kleinen Gebäudeteil.
minarräume, die mit Unterrichtstechnik ausge-                   Beim Bau sollte dort mit einer sogenannten
stattet sind, die in vielen Schulen bereits Alltag              Brunnengründung im sumpfigen Untergrund
ist. Damit kann das Lehramtsstudium zukünft ig                  Standfestigkeit erreicht werden. Im Laufe der
noch besser auf die Bedürfnisse des modernen                    Jahrzehnte entwickelte sich ein Grundbruch;
Lehrerberufs zugeschnitten werden. Die Räume                    der Gebäudeteil drohte einzustürzen und wurde
sind variabel gestaltet und lassen verschiedene                 durch einen Neubau ersetzt.
Arten der Seminardurchführung zu.
                                                                Der Betrieb für Bau- und Liegenschaften des
Aus den Fenstern auf der Ryckseite* des Gebäu-                  Landes Mecklenburg-Vorpommern (BBL) plant
des kann der Blick weit über einen unverbauten,                 die Fertigstellung des Gesamtvorhabens für
sozusagen „invertierten“ Caspar-David-Fried-                    2020. Das Bauvorhaben verläuft damit plan-
rich-Blick, die nördlichen Wiesen des Rycks,                    mäßig. Zurzeit hüllen Gerüste und Bauplanen
schweifen. Doch dafür hatten Mitarbeiter und                    die ehemalige Klinik für Innere Medizin ein und
Mitarbeiterinnen der Verwaltung in den ver-                     verbergen die Sanierungsarbeiten. „Mit deren
gangenen Monaten überhaupt keinen Blick. Ein                    Fertigstellung sind die Geisteswissenschaften
neues Gebäude ist eine logistische und organi-                  an diesem Campus in hochwertigen, behutsam
satorische Herausforderung: Umzüge wurden                       sanierten Gebäuden untergebracht. Im Zent-
geplant, Räume zugewiesen, Möblierung abge-                     rum befindet sich das neue Hörsaalgebäude mit
sprochen, die künftige Reinigung sowie Sicher-                  einem historischen Obstgarten daneben, der
heitsdienstleistungen koordiniert, Telefon- und                 einst als Patientengarten angelegt wurde. Der
Internetanschlüsse geschaltet, Schlüsselausga-                  Campus ist im Prinzip ein Greifswalder Stadt-
ben organisiert und Schließpläne aufgestellt.                   teil, der nun mit neuem, jungen Leben gefüllt
Außerdem mussten Fluchtwege, Feuerwehrzu-                       wird“, so Uwe Sander vom BBL.

*Das ist kein Schreibfehler, denn die Rückseite des Gebäudes verläuft parallel zum Fluß Ryck.

                                                                                                                             9
1456 CAMPUS - Universität Greifswald
WIR SIND AN DEN
     ERNST-LOHMEYER-PLATZ 3 GEZOGEN:

     » Fremdsprachen- und Medienzentrum
     » Institut für Erziehungswissenschaft
     » Lektorat für Deutsch als Fremdsprache
     » Institut für Fennistik und Skandinavistik
     » Institut für Anglistik und Amerikanistik
     » Institut für Slawistik

     Gebäude
                                                                  Das letzte Gebäude des Komplexes, das mit seinen
                                                                  Backsteinbauten den nordwestlichen Teil der Innen-
                                                                  stadt prägt, wurde 1903 eröffnet: die Chirurgische Klinik.

     mit Geschichte                                               Diese umfasste einen Bettentrakt und einen Lehr- und
                                                                  Operationsflügel.

     Der Gebäudekomplex an der Friedrich-Loeff ler-Straße         Bereits Anfang der 1970er Jahre war nicht mehr zu über-
     entstand Mitte des 19. Jahrhunderts. Damals erlebte die      sehen, dass die Bauten längst nicht mehr den Anforde-
     Universität Greifswald als älteste Universität auf preußi-   rungen des modernen Lehr- und Ausbildungsbetriebs
     schem Staatsgebiet einen Aufschwung. Auch die Medizi-        gewachsen waren. Allerdings konnten erst in den Um-
     nische Fakultät verzeichnete einen deutlichen Zuwachs        bruchszeiten Anfang der 1990er Jahre alte Ideen sowie
     an Studierenden.                                             konkrete Planungen und Projekte zu einem Kompakt-
                                                                  klinikum aus den 1970er und 1980er Jahren wiederauf-
     Der Architekt August Soller prägte mit seinem Entwurf        genommen und konsequent realisiert werden; es ent-
     für das erste Gebäude auf dem Areal, das Anatomische         stand die Universitätsmedizin am Berthold-Beitz-Platz.
     Institut, die Gestaltung der nachfolgenden Bauten mit
     ihren Backsteinfassaden. Das frühere Universitätskran-
     kenhaus direkt an der Friedrich-Loeff ler-Straße wurde
     1859 fertiggestellt. Damals war es eines der modern-
     sten Krankenhäuser Deutschlands. Es bot Platz für bis
     zu einhundert Patienten und war so gebaut, dass in
     jedes Patientenzimmer mindestens einmal am Tag die
     Sonne schien. Noch heute prangt das Leitbild „Kranke
     heilen, Ärzte ausbilden“ in großen Lettern an der Fas-
     sade: AEGROTIS CURANDIS, MEDICIS INSTITUENDIS.
                                                                  Quelle: Archiv

10
Im Fokus

                      Planungen
                      Als sich abzeichnete, dass mit der Fertigstellung des Uni-   ben sich mehr als 163 Architekturbüros. Der Entwurf
                      versitätsklinikums die Klinikgebäude in der Loefflerstra-    des Wettbewerbssiegers, das Büro Essmann, Gärtner,
                      ße leergezogen werden, wurde eine Nachnutzung durch          Nieper Architekten GbR aus Leipzig, überzeugte 2011
                      die Universität ernsthaft ins Auge gefasst. „Der Sanie-      das Preisgericht mit klaren Strukturen und zurückhal-
                      rungsdruck bei Hochschulgebäuden war zu diesem Zeit-         tend gestalteten Baumassen.
                      punkt enorm. Es mussten dringend neue Hörsäle, Semi-
                      narräume und Büros für die Mitarbeitenden geschaffen         Zum jetzigen Zeitpunkt wird schon deutlich, wie sehr
                      werden. Es gab damals, also um 2009, den Plan, die           ihnen das gelungen ist. Die Arbeits- und Studienbedin-
                      Universität auf kompakte Standorte in der Innenstadt,        gungen für viele Universitätsmitarbeitende und Studie-
                      den Campus Beitzplatz und die Soldmannstraße zu kon-         rende verbessern sich spürbar, ergänzt um Blicke auf
                      zentrieren, um alte, marode Gebäude in der Innenstadt        die Wiesen vor Greifswald und den Dom, die bereits
                      aufgeben zu können. Die Idee war, den Klinikstandort         die Greifswalder Caspar David Friedrich und Wolfgang
                      Loefflerstraße zu einem modernen Campus umzubau-             Koeppen künstlerisch inspiriert haben.
                      en. Als in einer Rektoratsberatung dann ein Grobkon-
                      zept des BBL vorgestellt wurde, hielt ich das persönlich
                      für ein überaus ambitioniertes Projekt“, erinnert sich
Foto: Magnus Schult

                      Pressesprecher Jan Meßerschmidt. Insgesamt wird der                  INTERESSANTE FAKTEN
                      Campus 65 Millionen Euro kosten.
                                                                                           55 Kilometer Erdkabel wurden
                      Die geistes- und sozialwissenschaftlichen Fachrichtun-               auf dem Gelände verlegt.
                      gen, die bisher in Gebäuden an verschiedenen Stand-                  68 Kilometer Netzwerkkabel sorgen
                      orten untergebracht sind, sollten dort einziehen. Für                für eine gute Datenversorgung.
                      den denkmalgeschützten Gebäudekomplex wurde ein
                      neues Nutzungskonzept erarbeitet. Die Aufgabe, vor                   1200 Leuchten lassen den Nutzern
                      der der Betrieb für Bau und Liegenschaften MV stand,                 ein „Licht“ aufgehen.
                      hieß damals: Erhalt des Charakters des Ensembles bei                 1555 Holzpfähle aus der Bauzeit
                      gleichzeitigem Neubau einer Bereichsbibliothek und                   stützen das Klinikgebäude.
                      eines Hörsaalgebäudes, die sich harmonisch einfügen.
                      Auf die Wettbewerbsausschreibung des BBL bewar-

                      Quelle: Archiv                                               Foto: Magnus Schult

                                                                                                                                       11
Von Julia Lammertz

Nachwuchsforscher treffen
NOBELPREISTRÄGER IN LINDAU
     Vom 24. bis 29. Juni 2018 fand in Lindau am Bodensee die 66. Nobelpreisträgertagung statt. 39 Laureaten trafen auf 600
     Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aus 84 Ländern. Die Mitglieder der Nachwuchsgruppe
     wurden in einem mehrstufigen Verfahren ausgewählt und dürfen nach den Regeln des Treffens nur einmal im Leben
     an der Tagung teilnehmen (es sei denn, sie kommen als Nobelpreisträger wieder). In diesem Jahr gehörten gleich zwei
     herausragende Nachwuchsforscher der Universität Greifswald zu dem aus mehreren tausend Bewerbern ausgewählten
     Teilnehmerkreis: Dr. Sascha Marx aus der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, und Florian Siegerist, Doktorand am
     Institut für Anatomie und Zellbiologie der Universitätsmedizin Greifswald.

Neue Therapieansätze zur                                           PEMP –
Behandlung von bösartigen Hirntumoren                              Neues Verfahren zur Nierendiagnostik

Dr. Sascha Marx forscht in der Greifswalder Neurochirurgie unter   Nierenkranken Menschen ist Florian Siegerist schon vor dem
Prof. Dr. Henry W. S. Schroeder seit mehreren Jahren im Bereich    Studium, während seiner Zeit beim Rettungsdienst, häufig
des Glioblastoms, dem häufigsten und bösartigsten Hirntumor        begegnet. Denn in Deutschland leiden etwa zehn Prozent der
bei Erwachsenen. Mit der bisherigen Therapie ist eine vollstän-    Normalbevölkerung an chronischen Nierenerkrankungen. Für
dige Heilung in den seltensten Fällen möglich. Immuntherapeu-      die Nierenforschung bietet Greifswald hervorragende Bedin-
tische Ansätze haben die Behandlung vieler bösartiger Tumore       gungen. Denn das Institut für Anatomie und Zellbiologie ver-
bereichert und könnten auch im Glioblastom bald eine tragende      fügt über ein hochmodernes und innovatives Super Resolu-
Rolle spielen. Im Rahmen eines Gerhard-Domagk-Nachwuchs-           tion Mikroskop, das die bisherige optische Auflösungsgrenze
forschungsstipendiums hat Dr. Marx basale immun-modulato-          von Lichtmikroskopen durchbrechen und damit feinste De-
rische Mechanismen im Glioblastom untersucht. Im Kern geht         tails auflösen kann. Dank dieser einzigartigen Technologie
es dabei vor allem darum, das körpereigene Immunsystem für         konnte Florian Siegerist im Team „NIPOKA“ um Prof. Dr. Nicole
den Tumor zu sensibilisieren. Durch Kooperationen mit dem          Endlich und Prof. Dr. Karlhans Endlich ein neues diagnosti-
ZIK-plasmatis des INP Greifswald und der Pädiatrischen Onko-       sches Werkzeug für Nierenbiopsien entwickeln. „Mit unserer
logie in Greifswald konnten erste vielversprechende Ergebnisse     Methode ‘PEMP – Podocyte Exact Morphology Measurement
generiert werden.                                                  Procedure’ sind wir in der Lage, die Morphologie der Filterein-
„In anderen Gebieten der Medizin, zum Beispiel den Infektions-     heiten in der Niere deutlich schneller und präziser als bisher
oder kardiovaskulären Erkrankungen waren in den letzten 100        zu beurteilen“, freut sich Siegerist und ergänzt: „Gleichzeitig
Jahren immense Fortschritte zu verzeichnen. Ich sehe eine Auf-     bieten wir der Nierenforschung ein wertvolles Werkzeug zur
gabe meiner Generation darin, im Bereich der bösartigen Erkran-    beschleunigten Medikamentenentwicklung, damit in naher
kungen ebensolche Fortschritte zu erreichen,“ begründet Sascha     Zukunft Patienten von dieser Methode profitieren können.“
Marx seine Faszination für die neuroonkologische Forschung.        Beim Nobelpreisträgertreffen in Lindau gewann der ehe-

12
Forschung

              malige Stipendiat des Gerhard-Domagk-Nachwuchsförder-              malige Stipendiat des Gerhard-Domagk-Nachwuchsförder-
              programms den Bayer Open Science Startup Pitch. Die mit            programms den Bayer Open Science Startup Pitch. Die mit
              10.000 Euro dotierte Auszeichnung erhielt er für die Ideen-        10.000 Euro dotierte Auszeichnung erhielt er für die Ideens-
              skizze „PEMP Your Kidney – Rapid Evaluation of Kidney Mor-         kizze „PEMP Your Kidney – Rapid Evaluation of Kidney Mor-
              phology”.                                                          phology”.

              Die Frage, wie man zum Nobelpreisträger wird, kann nach            Die Frage, wie man zum Nobelpreisträger wird, kann nach
              den Lindau-Erfahrungen der beiden Nachwuchsforscher so             den Lindau-Erfahrungen der beiden Nachwuchsforscher so
              beantwortet werden: Der Nobelpreis sollte nicht das zentra-        beantwortet werden: Der Nobelpreis sollte nicht das zentra-
              le Interesse für den Forschenden sein. Jeder Wissenschaft-         le Interesse für den Forschenden sein. Jeder Wissenschaft-
              ler soll Forschung betreiben, die er realisieren kann – mit
              überschaubaren Experimenten beginnen, einer Sache mit
              Passion folgen, nicht den Blick für die Realität verlieren – und
              dann, darin sich die meisten Laureaten einig, braucht es sehr
              viel Glück. •

                                                                                                                               Fotos: Till Junker

ANZEIGE

 Führungen durch die
 Universität Greifswald
 Information und Anmeldung:
 Kustodie der Universität Greifswald
 Domstraße 11, Eingang 4, 17489 Greifswald
 Telefon 03834 420 3060
 unifuehrungen@uni-greifswald.de
 www.uni-greifswald.de/fuehrungen

                                                                                                                                              13
Von Christian Welscher

Die „Serengeti Asiens“:
NATURSCHUTZFORSCHUNG
IN UNBEKANNTEN WÜSTEN
Während Deutschland in diesem Sommer          Arten. Mangels anderer Energiequellen            nationale Aufmerksamkeit. Das Projekt
über eine selten erlebte Hitzewelle stöhn-    wird an den Wüstenwäldern Raubbau zur            wird von der Universität Greifswald, der
te, sind derartige Sommertemperaturen         Gewinnung von Feuerholz betrieben. Da-           Michael Succow Stiftung sowie der FAO
in anderen Regionen der Welt geradezu         rüber hinaus gefährden nicht angepasste          (Food and Agriculture Organization of the
eine Wohltat. So auch in den Wüsten Zen-      Weidepraktiken sowie der Bau von Stra-           United Nations) durchgeführt und von der
tralasiens. Hier herrschen extrem heiße       ßen und Pipelines die wertvollen Habita-         Internationalen Klimaschutzinitiative des
Sommer mit Temperaturen bis +50 °C im         te. So ist der Bestand der Saxaul-Wälder         Bundesministeriums für Umwelt, Natur-
Schatten vor. Auf diese folgen lange und      im Laufe der letzten 100 Jahre um circa          schutz und nukleare Sicherheit finanziert. •
strenge Winter, weshalb die Gebiete auch      Dreiviertel geschrumpft.
winterkalte Wüsten genannt werden. Nie-                                                         cadi.uni-greifswald.de
derschläge fallen kaum.                       Hier setzt das internationale Kooperati-
                                              onsprojekt Central Asian Desert Initiative
Was überraschend wirkt: Trotz der extre-      (CADI) der Universität Greifswald an. Das
men klimatischen Bedingungen sind die         Projekt zielt darauf ab, Biodiversität und
Wüsten ausgesprochen artenreich und           Ökosystemleistungen der winterkalten
haben eine große Bedeutung für die bio-       Wüsten Zentralasiens zu erhalten. Haupt-
logische Vielfalt. Neben den Steppen sind     zielländer sind Kasachstan, Turkmenistan
die winterkalten Wüsten die weltweit letz-    und Usbekistan, deren Landesflächen bis
                                                                                               Steppenagame – Foto: Valentin Soldatov

ten großräumigen Ökosysteme für wan-          zu 85 Prozent Wüsten einnehmen.
dernde Huftierherden, weshalb sie auch
„Serengeti des Nordens“ genannt wer-          In enger Zusammenarbeit mit lokalen
den. Die Saiga-Antilope, die zwischen den     Partnern und der Bevölkerung werden
Steppen und Wüsten Eurasiens migriert,        Konzepte für eine nachhaltige Landbe-
ist die bekannteste und am stärksten be-      wirtschaftung der Wüsten erarbeitet. Um
drohte Huftierart. Daneben sind in großer     den Druck auf die Naturressourcen zu
Anzahl Kropfgazellen oder seltener Wild-      mindern, sollen alternative Einkommens-
esel anzutreffen.                             quellen geschaffen werden. Auf Pilotflä-
                                              chen in Usbekistan werden zum Beispiel
Eine weitere Schlüsselbedeutung besitzen      Heil- und Aromapflanzen angepflanzt
die Wüsten aufgrund ihrer Wüstenwälder,       oder Bienenstöcke aufgestellt.
gebildet aus strauchähnlichen Bäumen,
dem Saxaul. Diese schützen vor Sandstür-      Darüber hinaus wird durch infrastrukturel-
men, bieten Lebensräume und Nahrung           le und konzeptionelle Unterstützung so-
für viele Tierarten und haben aufgrund ih-    wie die Neueinrichtung von Schutzgebie-
rer Fähigkeit, Kohlenstoff zu binden, große   ten der Flächennaturschutz der Wüsten
Bedeutung für das globale Klima.              verbessert. Durch die von CADI geplante
                                                                                               Foto: Maria Gritsina

                                              Nominierung einer UNESCO-Welterbe-
Derzeit leiden die winterkalten Wüsten        stätte für ein Gebiet der winterkalten Wüs-
Zentralasiens unter einem enormen Rück-       ten – der ersten für dieses Biom – erfahren
gang an natürlichen Lebensräumen und          die Wüsten Zentralasiens verstärkte inter-

                                              Foto oben: Sauxalwälder | Foto: Michael Succow
14
Forschung

Von Franziska Spitzner

BEEINFLUSST DER KLIMAWANDEL
die Organentwicklung in Larven
von Meeresbewohnern?
Der Klimawandel beeinflusst marine          Der Klimawandel könnte sich ent-              Nur sehr extreme Kombinationen die-
Ökosysteme durch starke und gleich-         sprechend massiv auf deren Überle-            ser Faktoren haben einen stark ne-
zeitige Schwankungen verschiedener          ben auswirken. Dies wiederum würde            gativen Effekt auf deren Überleben.
Umweltfaktoren wie zum Beispiel Tem-        schwerwiegende Konsequenzen für               3D-Rekonstruktionen röntgenmikro-
peratur und Salzgehalt. Um nicht aus-       das gesamte Ökosystem haben, da die           skopischer Aufnahmen ermöglichen
zusterben, müssen Meeresorganismen          Carcinus maenas in allen Entwicklungs-        einen Einblick in die Anatomie der
daher in der Lage sein, diese neuen Be-     stadien von enormer Bedeutung für             winzigen Larven. Interessanterweise
dingungen zu tolerieren, sich anzupas-      das Nahrungsnetz ist.                         ähnelt die Anatomie dieser kleinen Le-
sen oder abzuwandern.                                                                     bewesen bereits sehr der erwachsener
                                            Im Rahmen des Graduiertenkollegs              Tiere; die meisten Organsysteme der
Eine Vielzahl mariner wirbelloser Or-       2010 „Biological RESPONSEs to Novel           Erwachsenen sind bereits mindestens
ganismen, wie Schnecken, Muscheln           and Changing Environments“ und in             als Anlagen vorhanden. Daher wird ver-
und Krebse, entwickeln sich über win-       Kooperation mit dem Alfred-Wegener-           mutet, dass die Larven von Carcinus
zige planktonische Larven zu boden-         Institut auf Helgoland (Helmholtz-Zen-        maenas klimabedingte Änderungen in
bewohnenden Erwachsenenstadien.             trum für Meeres- und Polarforschung)          Temperatur und Salzgehalt überstehen
Diese frei im Wasser treibenden Larven      wird der Einfluss steigender Tempera-         könnten.
(altgr. Plankton – „das Umherirrende“)      tur und sinkenden Salzgehaltes auf die
sind für die Vernetzung zwischen be-        Entwicklung und das Überleben der             Auf Grundlage dieser Ergebnisse wer-
stehenden Populationen und die Ver-         Larven der gemeinen Strandkrabbe              den die Forscher die Entwicklung ver-
breitung einer Art unerlässlich, stellen    untersucht – denn gerade die gleich-          schiedener Organsysteme unter sich
aber gleichzeitig oft das empfindlichste    zeitige Änderung verschiedenster Um-          ändernden Umweltbedingungen ge-
Entwicklungsstadium dar. So auch bei        weltfaktoren stellt marine Organismen         nauer untersuchen. Hier interessiert
der gemeinen Strandkrabbe, Carcinus         vor große Herausforderungen und ist           sie, welche Organe die enorme Tole-
maenas, eine weltweit sehr verbreite-       bisher wenig erforscht.                       ranz der Larven erlauben. Zudem sollen
te Art, die jedem Strandwanderer be-                                                      Larven verschiedenster Population aus
kannt sein dürfte. Erwachsene Tiere         Die Ergebnisse zeigen eine erstaunlich        ganz Europa verglichen werden, um
dieser Krabbe leben im Küstenbereich        hohe Toleranz der Larven gegenüber            regionale Unterschiede und Anpassun-
und tolerieren ein breites Spektrum         Temperaturen und Salzgehalten, wie            gen zu untersuchen. Das Team erhoff t
an Temperaturen und Salzgehalten.           sie in einigen Jahren in Randmeeren           sich dadurch weitere Hinweise darauf,
Demgegenüber sind die planktoni-            wie der Nordsee herrschen könnten.            inwiefern der Klimawandel marine
schen Larven deutlich empfindlicher.                                                      Ökosysteme weiter verändern könnte. •

Gemeine Strandkrabbe | Foto: Rebecca Meth                       Eier mit Embryonen einer Krabbe | Foto: Steffen Harzsch
                                                                                                                                 15
Von Johanna Liesch

                                    Lehre 2018«
                        „Wer lehrt am besten?“ Unter diesem Slogan waren im Juli Studierende der Universi-
                        tät Greifswald aufgerufen eine Nominierung für die besten Dozentinnen und Dozen-
                        ten abzugeben. Insgesamt wurden 185 Lehrende vorgeschlagen. Eine Jury, beste-
                        hend aus Studierenden aller fünf Fakultäten, dem Prorektor für Studium und Lehre
                        sowie je einem Vertreter des AStA und der Hochschuldidaktik, wählte im Anschluss
 Foto: Kilian Dorner

                        vier Preisträger aus. Diese wurden am 15. Oktober im Rahmen der Immatrikulations-
                        feier jeweils mit einem Lehrpreis gewürdigt, der mit 2.000 Euro dotiert ist. Das Preis-
                        geld soll der Lehre zugutekommen.

                        In der Kategorie „Integrative Vorlesung“ wurden dieses Jahr Lehrpreise an Dr.
                        Martha Kuhnhenn vom Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft und an
                        Prof. Dr. Karlhans Endlich von der Universitätsmedizin verliehen. Die Studierenden
                        beschrieben deren Lehrtätigkeiten als ein kohärentes „Gesamtpaket“. Martha Kuhn-
                        henn wird vor allem für die starke Verbindung von Theorie und Berufspraxis gewür-
                        digt. Zudem heben die Studierenden hervor, dass Dr. Kuhnhenn ihre Lehre interaktiv
                        gestaltet und sie stets in einen Dialog mit den Studierenden tritt. Professor Endlich
Foto: Manuela Janke

                        überzeugt durch ein anregendes Lernklima. Fachwissen erläutert er regelmäßig mit
                        Hilfe von anschaulichem Material und aktuellen Beispielen. Dabei gelingt es ihm, die
                        Studierenden in einem besonderen Maße zu motivieren und für die Lerninhalte zu
                        begeistern. Außerdem wird sein außerordentliches Engagement für das Institut und
                        sein offenes Ohr für die Studierenden gelobt.

                        Der Lehrpreis in der Kategorie „Berufsfeldbezug in der Lehre“ wurde Jo Zynda,
                        künstlerischer Mitarbeiter im Bereich Angewandte Kunst des Caspar-David-Fried-
                        rich-Instituts, verliehen. Mit diesem Preis wird das besondere Engagement für eine
                        praxisorientierte Lehre und die Vermittlung verschiedenster Berufsperspektiven
                        im Gebiet der Bildenden Kunst geehrt. Jo Zynda leitet diverse künstlerisch koope-
                        rative Projekte, durch die Studierende Kontakte zu Museen oder anderen zukünfti-
                        gen Auftraggebern knüpfen können.

                        Dr. Mascha Hansen vom Institut für Anglistik und Amerikanistik erhielt den Preis
                        in der Kategorie „Nachhaltigkeit in der Lehre“. Nach dem Urteil der Studieren-
                        den vermittelt sie Nachhaltigkeit als interdisziplinäres Querschnittsthema von For-
                        schung und Lehre in herausragender Weise. Den literaturwissenschaftlichen Ansatz
                        des „Ecocriticism“ bindet sie mit viel Leidenschaft in das Literaturstudium ein. Lite-
                        rarische Texte werden im Zusammenhang mit ökologischen Aspekten untersucht.
  Foto: Magnus Schult

                        Dabei überzeugt Dr. Hansen die Studierenden durch die nachhaltige Verzahnung
                        von vielfältigen Lernformen. Sie schaff t damit eine exzellente und motivierende
                        Lernatmosphäre. Insbesondere die äußerst durchdachte Nutzung der Lernplattform
                        „Moodle“ wurde von den Studierenden gelobt. •

16
Lernen & Lehren

                                           Von Julia Lammertz

                                           Gertrude hat
                                           ihr Muh verschluckt
                                           Mathilda erlöst. Die Kinder sind aufge-       mit noch mehr Kinder und Pädagogen
                                           sprungen, klatschen im Takt und singen        für die niederdeutsche Sprache zu be-
                                           ein fröhliches Schlusslied. Dazwischen        geistern“, ergänzt sie.
                                           wurde viel gelacht, angefeuert und ganz
                                           nebenbei Plattdüütsch gelernt. Denn           In der Greifswalder Kindertagesstätte
                                           geschickt wechselt Mathilda Matschho-         „Lütt Matten“ gibt es den Schwerpunkt
                                           se zwischen nieder- und hochdeutscher         Niederdeutsch schon seit vielen Jahren.
                                           Sprache hin und her, so dass jeder, auch      Vom Theaterprojekt ist Kitaleiterin Jutta
                                           ohne Plattdüütsch-Vorkenntnisse, die          Zander ganz begeistert: „Die Premiere
                                           Geschichte verstehen kann.                    von ‘Gertrude hat ihr Muh verschluckt’
                                                                                         war ein absoluter Höhepunkt für uns. Die
                                           Das unterhaltsame Theaterstück „Ger-          Kinder haben den plattdeutschen Text
                                           trude hat ihr Muh verschluckt“ hatte          verstanden, mitgefiebert und Gertrude
                                           seine Premiere im April 2018. Es ist eine     sehr ‘lautstark’ geholfen ihr Muh wieder-
                                           Auftragsproduktion des Kompetenz-             zufinden. Die Puppenspielerin hat alle
                                           zentrums für Niederdeutschdidaktik            Kinder in ihren Bann gezogen und so für
                                           (KND) der Universität Greifswald. Be-         ein nachhaltiges Erlebnis gesorgt.“ Das
                                           gleitend dazu bietet das KND eine Nie-        Team der Kita schätzt die Zusammen-
                                           derdeutsch-Fortbildung für Fachkräfte         arbeit mit dem KND sehr und freut sich
                                           in Kindertageseinrichtungen an. Die Ge-       darauf, die Zusammenarbeit in Zukunft
                                           schichte von der Kuh Gertrude lebt von        weiter zu vertiefen.
                                           der starken Präsenz der Schauspielerin
                                           und Regisseurin Katharina Waldmann            Inzwischen gab es zehn weitere Vorstel-
                                           genannt Seidel. Ausgebildet an der            lungen in Kindertageseinrichtungen in
                                           Hochschule für Schauspielkunst „Ernst         ganz Mecklenburg-Vorpommern. Ob
                                           Busch“, inszeniert und spielt sie seit vie-   Gertrude sich ihr Muh mit Hilfe von auf-
                                           len Jahren für hoch- und niederdeutsche       geweckten Kindern jedes Mal zurück-
                                           Theater unter anderem in Deutschland          erobern konnte? •
                                           und der Schweiz, mit Laien und Profis, für
                                           Kinder und mit Kindern.
Bäuerin Mathilda Matschhose ist fas-
                                                                                                „Gertrude hat ihr Muh
sungslos: „Dat gifft dat doch gar nicht!   „Theater ist das beste Medium, um Spra-
                                                                                                verschluckt“ eignet sich für
Kauh Gertrude kann gor kein „Muh“ miehr    che spielerisch zu vermitteln“, betont
                                                                                                Kinder von 3 bis 6 Jahren.
seggen!“ Ihre Kuh Gertrude hat nämlich     Dr. Birte Arendt, Leiterin des KND. Die
                                                                                                Buchungen über das
ihr Muh verschluckt, als sie ganz gierig   wissenschaftliche Mitarbeiterin und Pro-
                                                                                                Kompetenzzentrum für
einen gemopsten Kuchen gefuttert hat.      jektverantwortliche Ulrike Stern ergänzt:
                                                                                                Niederdeutschdidaktik,
Und zu allem Überfluss bekommt Ger-        „In Grundschulen konnte ich auf diesem
                                                                                                Ulrike Stern,
trude auch noch einen Schluckauf. Nun      Gebiet schon viele positive Erfahrungen
                                                                                                Telefon 03834 420 3427
stehen die beiden vor 60 gespannten Kin-   sammeln. Nun freue ich mich ganz be-
                                           sonders, dass wir auch ein kurzweiliges                 kompetenzzentrumND@
dern der Greifswalder Kindertagesstätte
                                           und interaktives Stück für Kindergarten-             uni-greifswald.de.
„Lütt Matten“ und bitten um Hilfe. Eine
halbe Stunde später sind Gertrude und      kinder anbieten können. Wir hoffen, da-

Fotos: Till Junker

                                                                                                                               17
Von Jan Meßerschmidt

                                                                                                                                               Dr. Roman Dubasevych
Ukrainistik in Forschung

                                                                                                                                               Foto: Magnus Schult
und Lehre gesichert
Seit dem Sommersemester 2018 ist der        Promotion an der Universität Wien, in           die Autoren wie Nikolai Gogol, Scholem
Lehrstuhl für Ost- und Westslawische        deren Rahmen er auch an der Harvard             Alejchem, Ivan Franko, Paul Celan, Isaak
Philologie an der Universität Greifswald    University (USA) forschte. Derzeit gilt         Babel oder Bruno Schulz verkörpern.
als Lehrstuhl für Ukrainische Kulturwis-    sein Forschungsinteresse Diskursen der          Die Zerstörung dieser kulturellen Vielfalt
senschaft wiederbesetzt. Lehrstuhlinha-     Gewalt in der ukrainischen, russischen          in zwei Weltkriegen, während der Shoah
ber ist Juniorprofessor Dr. Roman Duba-     und polnischen Literatur, insbesondere          und durch totalitäre Regime ist ein
sevych. Damit erfüllen das Land und die     vor dem Hintergrund des Konflikts in            trauriges Lehrstück für Europa! Die For-
Universität Greifswald ein wichtiges Ele-   der Ostukraine. Noch während seiner             schung an unserem Lehrstuhl will hier
ment der Ende 2015 mit dem Bildungs-        Zeit in Wien wechselte er 2009 nach             einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung
ministerium Mecklenburg-Vorpommern          Greifswald, wo er bis 2012 als wissen-          und Völkerverständigung leisten“, so Ju-
unterzeichneten Zielvereinbarung, das       schaftlicher Assistent am Lehrstuhl für         niorprofessor Dr. Roman Dubasevych,
den Erhalt des Schwerpunktes Ukraine        Ost- und Westslawische Philologie ar-           der die Unterstützung seiner Instituts-
in Forschung und Lehre vorsah. Finan-       beitete. Nach Forschungsaufenthalten            kollegen während der prekären Über-
zielle Unterstützung kommt dabei vom        an der Freien Universität Berlin und der        gangsphase besonders lobt.
Deutschen Akademischen Austausch-           Universität Wien übernahm er Anfang
dienst e. V.                                2015 die Lehrstuhlvertretung des frühe-         Der Besuch des ukrainischen Botschaf-
                                            ren Lehrstuhlinhabers Prof. Dr. Alexan-         ters Dr. Andrij Melnyk im Juni hob die
Roman Dubasevych stammt aus der             der Wöll.                                       Bedeutung des Lehrstuhls hervor. Der
westukrainischen Stadt L’viv (Lwów/                                                         informelle Besuch im Greifswalder Ins-
Lemberg), der ehemaligen Metropole          „Als flächenmäßig zweitgrößter Staat            titut für Slawistik, an dem der bundes-
der einst multikulturellen Region Ga-       Europas hat die Ukraine ohne Zweifel            weit einzigartige Lehrstuhl für Ukraini-
lizien bzw. Małopolska Wschodnia. Er        größere Aufmerksamkeit innerhalb der            sche Kulturwissenschaft angesiedelt
studierte Germanistik an der Nationalen     akademischen Welt verdient, zumal sich          ist, diente dem Informationsaustausch.
Ivan-Franko-Universität L’viv (Ukraine),    in ihrer Geschichte die Wege ukraini-           Dr. Melnyk zeigte ein großes Interesse
der Albert-Ludwigs-Universität Frei-        scher, russischer, polnischer, jüdischer,       für das innovative Greifswalder Studi-
burg/i. Br. und der Karl-Franzens-Uni-      deutscher, österreichischer, armeni-            enprogramm und bot eine großzügige
versität Graz. Zwischen 2002 und 2005       scher und sogar tatarischer Kulturen            Hilfe an, die von Büchersendungen,
absolvierte er den Ost-West-Masterstu-      mehrfach kreuzten. Ihr kultureller Reich-       Reisestipendien bis zur Vermittlung von
diengang an der Universität Regens-         tum geht in erster Linie auf ihre sprach-       Praktika für Greifswalder Studierende in
burg. Von 2007 bis 2013 erfolgte seine      liche und kulturelle Hybridität zurück,         der Ukraine reicht. •

                                                                      Besuch des ukrainischen Botschafters Dr. Andrij Melnyk | Foto: Till Junker
18
Lernen & Lehren

Von Hannah Weißbrodt

Vom Manuskript
zum Buch
„Aus 300 Seiten Manuskript wird dann       lags- und Übersetzungswesen bietet         wählten Texte u. a. von Newcomern in
tatsächlich ein Buch“, so Mareen Pat-      und alle Phasen eines Übersetzungs-        der Literaturszene stammen und das
zelt, Masterstudentin im Studiengang       projektes nahebringt: Von den fach-        Thema „Grenzen“ im weitesten Sinne
Sprachliche Vielfalt. Gemeinsam mit        lichen Hürden der Übersetzung über         behandeln. Daher auch der Titel „Im
ihrer Kommilitonin Claudia Nierste ist     Finanzierung, Verlagssuche bis hin         großen Kreis“. „Mit der Aufnahme von
sie Herausgeberin der sechsten Ausga-      zu Publikation und Buchvorstellung         Texten aus Osteuropa haben wir den
be der Anthologie „Neue Nordische No-      im Rahmen des Festivals Nordischer         geografischen Kreis erweitert. Auch
vellen“, die den Titel „Im großen Kreis“   Klang. „Man erwirbt in jedem Fall ein      wird man in der Anthologie mit dem
trägt.                                     verfeinertes Sprachgefühl. Durch das       Kreis des Lebens und hier mit den
                                           Arbeiten in Gruppen hilft man sich ge-     Grenzerfahrungen im Sinne psycho-
Die Anthologie ist ein von interStu-       genseitig und sucht gemeinsam nach         logischer oder mentaler Grenzen kon-
dies gefördertes Übersetzungspro-          der besten Lösung. Diese ist nicht im-     frontiert“, erklärt Mareen Patzelt.
jekt Greifswalder Studierender und         mer leicht zu finden, etwa wenn es im
umfasst 41 Kurzgeschichten von 23          Deutschen keine Entsprechung für eine      In einem ersten Treffen im Juli 2017 hat-
Autoren aus elf Sprachen. Der Fennist      bestimmte Redewendung gibt“, erzählt       ten sich die Übersetzerinnen und Über-
Prof. Dr. Marko Pantermöller hat das       Mareen Patzelt.                            setzer mit dem Thema Grenzen ausein-
bereits 2004 initiierte Projekt in den                                                andergesetzt und hierzu eine Mindmap
letzten Jahren als Projektleiter weiter-   Übersetzt wurden Texte von Autorin-        erstellt. Im Anschluss daran ging es an
entwickelt. „Neue Bestandteile sind die    nen und Autoren aus Island, von den        die Textrecherche und ans Überset-
konzeptionell reflektierte Präsentation    Faröern, Norwegen, Schweden, Däne-         zen selbst. Im Januar 2018 wurde ein
der Kurzprosa auf Autorenlesungen          mark, Finnland, Estland, Polen, Tsche-     praktischer Workshop organisiert. Der
und Messen sowie die Unterstützung         chien, Russland und aus der Ukraine.       skandinavistische Sprachwissenschaft-
des Marketings mit audiovisuellen          Für die Auswahl der Texte erarbeiteten     ler Prof. Dr. Christer Lindqvist und der
Mitteln“, so Marko Pantermöller. Die       die 31 beteiligten Studierenden der In-    Isländischlektor Dr. Hartmut Mittel-
Projektreihe findet großen Zuspruch        stitute für Fennistik und Skandinavistik   städt vermittelten konkrete Überset-
bei den Studierenden, weil sie ihnen       sowie Slawistik und Baltistik verschie-    zungsstrategien, die die Studierenden
einen praktischen Einblick in das Ver-     dene Kriterien. So sollten die ausge-      für ihre Arbeit nutzen konnten.

                                                                                      Zwischen dem Projektbeginn im Juli
                                                                                      2017 und dem fertigen Buch liegen
                                                                                      mehrere Monate. Monate intensiver
                                                                                      Arbeit, gefüllt mit Herausforderun-
                                                                                      gen, aber auch mit viel Spaß. Mareen
                                                                                      erzählt: „Es ist ein tolles Gefühl, wenn
                                                                                      man dann ein fertiges Buch in den Hän-
                                                                                      den hält und den Erfolg mit den ande-
                                                                                      ren teilen kann.“ •

                                                                                      Neue Nordische Novellen VI
                                                                                      Foto: Magnus Schult

                                                                                                                            19
KURZNACHRICHTEN DER UNIVERSITÄT
Preis „Familienfreundliche                                               Aktionstag
Einrichtung des Jahres“                                                  gegen Diskriminierung und Sexismus
verliehen                                                                Unter dem Motto „NO GO!“ veranstaltete das Team der
                                                                         Gleichstellungsbeauftragten Ruth Terodde Anfang Juli am
                                   Ende Juni wurde das Cas-              Campus Loefflerstraße einen Aktionstag gegen Diskrimi-
                                   par-David-Friedrich-Institut,         nierung und Sexismus für alle Angehörigen der Universität.
                                   (CDFI) Bereich Bildende Kunst,        Dazu gab es Vorträge und Diskussionen zu Themen, über
                                   der Universität Greifswald als        die sonst wenig geredet wird. So stellte z. B. die Rechtsan-
                                   „Familienfreundliche Einrich-         wältin Gesa Stückmann aus Rostock rechtliche Aspekte zum
                                   tung des Jahres“ ausgezeich-          Thema Cybermobbing vor – an der Universität ein aktuelles
                                   net. Jo Zynda, Mitarbeiter am         und wichtiges Thema. In Zusammenarbeit mit Jo Zynda vom
                                   Lehrstuhl für Angewandte              Caspar-David-Friedrich-Institut wurde erstmals die Plakat-
                                   Kunst des CDFI, nahm den              kampagne „NO GO!“ präsentiert. In einer beeindruckenden
                                   Preis im Rahmen des Famili-           Ausstellung präsentierten Studierende des CDFI die Umset-
enfestes im Internationalen Begegnungszentrum entgegen.                  zung ihrer ganz persönlichen Eindrücke zum Thema Diskri-
Beworben hatten sich drei Einrichtungen der Universität                  minierung und Sexismus an der Universität. •
Greifswald. Am CDFI wird Familienfreundlichkeit in besonderer
Weise gelebt. Dazu gehören flexible Arbeitszeitmodelle und
Home Office sowie eine familienfreundliche Termingestaltung
auch bei Prüfungen, die üblicherweise außerhalb der Schul-
ferienzeiten stattfinden. Studierende können ihre Kinder im
Bedarfsfall und nach Rücksprache auch mit in die Lehrveran-
staltungen bringen und zum Teil sogar zu Prüfungen. Der Preis
wird gemeinsam von der Senatsgleichstellungskommission
unter Vorsitz von Prof. Dr. Sylvie Stracke und dem Rektorat ver-
                                                                          Foto: Till Junker

geben. Ausschlaggebend für die Bewertung waren insbeson-
dere der Fokus auf Studierende sowie zukünftige Planungen. •

                                                                   Unter dem Motto „Bildet Zukunft!“ fand im April die erste „Woche
                                                                   der Nachhaltigkeit in der Lehre“ statt. Längst ist „Nachhaltigkeit“ zu
                                                                   einem neuen Leitbegriff für künftige Entwicklungen geworden. Ur-
                                                                   sprünglich aus der Forstwirtschaft kommend, beinhaltet der Begriff
                                                                   heute einen bewussten Umgang mit allen Ressourcen unserer Erde,
                                                                   der die Lebensqualität der gegenwärtigen Generation sichert und
                                                                   gleichzeitig zukünftigen Generationen die Wahlmöglichkeit zur Ge-
                                                                   staltung ihres Lebens lässt. An der Universität Greifswald gewinnt
                                                                   Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung in Forschung, Lehre und
                                                                   Verwaltung. Die erstmals stattfindende „Woche der Nachhaltigkeit
                                                                   in der Lehre“ widmete sich dem Thema „Bildung für nachhaltige
                                                                   Entwicklung“ (BNE). Ziel von BNE ist, eine nachhaltige Entwicklung
als Leitbild in allen Bildungsbereichen zu verankern, damit die globalen Probleme wie Klimawandel, Armut oder Verschwendung von
Ressourcen gelöst werden können. Die Veranstaltungswoche ermöglichte Studierenden und Lehrenden einen fächerübergreifenden
Austausch. In unterschiedlichsten Veranstaltungsformaten wurden Schlüsselkompetenzen zur Konfliktlösung und Entscheidungsfin-
dung vermittelt. Auch Motivation, Partizipation, moralisches und eigenständiges Handeln zählten zu den thematisierten Inhalten. •

20
Hochschulpolitik

Von Jan Meßerschmidt

Die Universität
ändert ihren Namen
Mit der Änderung der Grundordnung legte die Universität am        Nach der Genehmigung der Grundordnungsänderung wurde
1. Juni 2018 den Namenszusatz Ernst Moritz Arndt ab. Sie heißt    die Namensänderung vorbereitet, um das einheitliche Auftre-
seitdem Universität Greifswald. Damit fand eine lange und teil-   ten der Universität im Rechtsverkehr abzusichern. Der Senat
weise außerordentlich emotional geführte Diskussion um den        beschloss eine Ordnung zur weiteren Verwendung des Na-
Namenspatron Arndt und die Umstände der Namensgebung              menszusatzes; es wurden unter anderem neue Dienstsiegel
im Jahr 1933 ein Ende.                                            in Auftrag gegeben und eine entsprechende Anweisung zur
                                                                  Verwendung dieser Siegel erlassen. Als Vorlage für das neue
Bereits in der Sitzung des Akademischen Senats im Januar          Siegel diente ein Typar, ein Originalstempel aus Messing, aus
2017 hatte eine Zweidrittelmehrheit für eine Änderung des         dem Jahre 1896. Dieser Stempel wurde nach einem Entwurf
Universitätsnamens in „Universität Greifswald“ gestimmt.          von Professor Victor Schultze (Christliche Kunst und Archäolo-
Das Bildungsministerium des Landes Mecklenburg-Vorpom-            gie) gestochen. Professor Schultze hatte sich damals am Origi-
mern genehmigte die Namensänderung jedoch aus formalen            nalsiegel von 1456 orientiert.
Gründen nicht, da die bestehende Grundordnung der Univer-
sität das Landeshochschulgesetz Mecklenburg-Vorpommern            Im Zusammenhang mit der Namensänderung wurde ebenfalls
(LHG) nicht vollständig umgesetzt hatte. In Reaktion darauf       das Logo der Universität angepasst. Der Namenszusatz wurde
beschloss der Senat die nötigen Satzungsanpassungen, um           aus dem Logo entfernt und der Claim „Wissen lockt. Seit 1456“
volle Konformität mit dem LHG herzustellen.                       unter dem Namen Universität Greifswald positioniert. Das stark
                                                                  vereinfachte Logo aus dem Jahr 2006 wurde durch das neue,
Nach einer Meinungsumfrage zum Universitätsnamen unter al-        detailreichere Siegel ersetzt. Das Gesamtbild des neuen Logos
len Mitgliedern der Universität entschied sich der Akademische    ist so gestaltet, dass ein hoher Wiedererkennungsgrad gesichert
Senat am 17. Januar 2018 für einen Kompromissvorschlag. Nach      ist. Es wird das bisherige Logo u. a. auf Publikationen, Schildern
diesem wird der Name Ernst Moritz Arndt abgelegt; der Namens-     oder Dienstfahrzeugen nach und nach ersetzen, beispielsweise,
zusatz Ernst Moritz Arndt kann unter bestimmten Voraussetzun-     wenn Ersatz- oder Neubeschaffungen notwendig sind. •
gen dem Universitätsnamen jedoch vorangestellt werden. Die
notwendige Zweidrittelmehrheit für eine Änderung des Univer-
sitätsnamens in der Grundordnung wurde mit 27 Stimmen deut-
lich erreicht.

1456

                                                                                                                         2018

                                                                                                                                 21
Programmhöhepunkte des Wintersemesters 2018/19
                                   im Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald
                                                                       Eintritt frei

                        Montag, 15. Oktober 2018 · 18.00 Uhr                          Mittwoch, 9. Januar 2018 · 18.30 Uhr
                                                 Öffentliche Lesung     Vortrags- und Konzertreihe „Klangrede — Musik als Sprache”
                      VAN GOGH – DIE BRIEFE. „Manch einer                                      Gottesklänge. Überlegungen
                        hat ein großes Feuer in seiner Seele“                           zu einer Theologie der Musik heute
                           Jovita Dermota (München / Wien)                     Professor Dr. Jochen M. Arnold (Hildesheim)

                                                                                     anschließend um 20.00 Uhr im Dom St. Nikolai:
                        Montag, 22. Oktober 2018 · 18.15 Uhr
                 Eröffnung der Vortragsreihe „Zukunft im Mittelalter“                   Orgelkonzert: „Singen und sagen –
                                 des Mittelalterzentrums Greifswald                     das Kirchenlied in der Orgelmusik”
                           Die Zukunft der Bücher. Der Codex                 Professor Dr. Matthias Schneider (Greifswald)
                       als Medium endzeitlicher Offenbarung
                            Professor Dr. David Ganz (Zürich)                          Dienstag, 22. Januar 2019 · 18.15 Uhr
                                                                                              Öffentlicher Abendvortrag im Rahmen
                                                                          der Ringvorlesung „Flucht, Migration und Geschlecht” des
                      Dienstag, 30. Oktober 2018 · 18.00 Uhr            Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung (IZfG)
                        Eröffnung der Vortragsreihe „Planet Erde 3.0“
                                                                            Verfremdung. Zum Zusammenhang von Flucht,
                             Evolution in Darwins Traumseen:                   Gender und Literaturtheorie bei V. Šklovskij
                                 Die Buntbarsche Ost-Afrikas                             Dr. Charlton Payne (Oberkochen)
                       Professor Dr. Walter Salzburger (Basel)
                                                                                        Freitag, 25. Januar 2019 · 18.30 Uhr
                 Donnerstag, 22. November 2018 · 18.00 Uhr              Öffentlicher Abendvortrag im Rahmen des interdisziplinären
        Öffentlicher Abendvortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe                   Workshops „Theologe – Seelsorger – Märtyrer.
     „Globalisierung – Welt im Wandel” des Jungen Kollegs Greifswald           Studientag zum Gedenken an Alfons M. Wachsmann”
                 Kann Globalisierung in Zeiten von globalen                                     Christsein im 21. Jahrhundert
                   Finanzmärkten „fairer” gestaltet werden?                                           Annette Schavan (Ulm)
            Professor em Dr. Brigitte Young, Ph. D. (Münster)

               Weitere Informationen zum gesamten Programm sowie die Anmeldung zum Veranstaltungsnewsletter unter:
                                                                                          www.wiko-greifswald.de
             Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald in der Trägerschaft der Stiftung Alfried Krupp Kolleg Greifswald
                     Martin-Luther-Straße 14 · 17489 Greifswald · Telefon +49 3834 420 - 5001 · info@wiko-greifswald.de
                                                                                                                                      ANZEIGE

22
Wissenschaft & Gesellschaft

Direktorinnenwechsel
am Krupp-Kolleg                                                               Von Katja Kottwitz

Ulla Bonas ist Professorin für Pflanzen-             Profil und die Sichtbarkeit gegeben, um                       gabten Studierenden die Möglichkeit zu
genetik an der Martin-Luther-Universität             die uns heute viele universitäre Stand-                       einer frühen aktiven Mitgestaltung wis-
Halle/Saale und Vizepräsidentin der Na-              orte beneiden: Sie hat das Fellows-Pro-                       senschaftlicher Auseinandersetzungen
tionalen Akademie der Wissenschaften                 gramm zu einem überaus begehrten und                          eröffnet“, lobte die Rektorin der Universi-
Leopoldina. Das Kuratorium der Stiftung              von hochrangigen Wissenschaftlerinnen                         tät Greifswald Prof. Dr. Johanna Eleono-
Alfried Krupp Kolleg Greifswald hat die              und Wissenschaftlern nachgefragten In-                        re Weber, die auch Mitglied im Kuratori-
Leibnitz-Preisträgerin mit Wirkung zum               stitute for Advanced Studies gestaltet. Sie                   um der Stiftung Alfried Krupp Kolleg ist,
1. Oktober 2018 zur Wissenschaftlichen               hat mit einem internationalen Tagungs-                        die Verdienste von Professorin Friedrich
Direktorin des Alfried Krupp Wissen-                 programm den Wissenschaftsstandort                            und dankte ihr für die geleistete Arbeit.
schaftskollegs berufen. Sie tritt damit die          weithin sichtbar gemacht und zugleich
Nachfolge von Prof. Dr. Bärbel Friedrich             intern Fakultäten, Institute, Universität
an, die seit 2008 Wissenschaftliche Di-              und außeruniversitäre Einrichtungen zu-
rektorin am Kolleg in Greifswald war und             sammengebracht. Sie hat Rednerinnen
sich Ende Juli 2018 in den Ruhestand                 und Redner von höchstem Rang nach
verabschiedete.                                      Greifswald eingeladen, so etwa zu den
                                                     Greifswalder Reden, die ohne ihren per-
„In ihren zehn Jahren im Amt der wissen-             sönlichen Einsatz und ohne ihren Status
schaftlichen Direktorin des Alfried Krupp            den Weg nach Greifswald nicht gefunden
Wissenschaftskollegs Greifswald hat Bär-             hätten. Und sie hat mit dem Jungen Kol-
bel Friedrich dem Kolleg die Struktur, das           leg Greifswald unseren besonders be-
                                                         v.l.n.r: Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Gather (Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung Alfried Krupp Kolleg Greifswald),
                                                                  Prof. Dr. Ulla Bonas, Prof. Dr. Bärbel Friedrich und Prof. Dr. Johanna Eleonore Weber | Foto: Vincent Leifer

                                       polenmARkT
                                                           Polnische Kulturtage
                                    in Greifswald und im Landkreis Vorpommern-Greifswald

                                                           15.-24.11.2018
                                 Freut Euch auf eine vielfältige Auswahl an spannenden Events
                     wie Konzerte, Filme, Theater, Lesungen, Ausstellungen, Vorträge, Partys uvm.
                                                           www.polenmarkt-festival.de
                                                                                                                                                                                 ANZEIGE

                        www.polenmarkt-festival.de
                        www.facebook.com/
                        polenmarkt

   www.polenmarkt-festival.de                                            www.facebook.com/polenmarkt                                                                      23
Sie können auch lesen