2017 GESCHÄFTSBERICHT - Bodensee Wasserversorgung

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2017 GESCHÄFTSBERICHT - Bodensee Wasserversorgung
GESCHÄFTSBERICHT
        2017
2017 GESCHÄFTSBERICHT - Bodensee Wasserversorgung
AUF EINEN BLICK                                                                                                  INHALT

                                                                 2017      2016      2015      2014      2013

    Anzahl der Mitglieder                                         183       181       181       181       181                2     Auf einen Blick
    Beteiligungsquoten der Mitglieder – l/s                      7.456     7.456     7.456     7.456     7.456               4     Vorwort
    Vertragliche Lieferverpflichtungen – l/s                        3         3         3         3         3                6     Verbandsorgane

    Jahresabgabe – Mio. m³                                       133,3     130,7     130,6     125,8     126,4
    Durchschnittliche Auslastung der Beteiligungsquoten – %       56,8      55,4      55,5      53,4      53,7     Das Jahr 2017
    Max. Tagesabgabe Sipplinger Berg – m³                      529.163   471.430   506.340   456.350   496.040
                                                                                                                             9     Wasserabgabe und Beteiligungsquoten
    Jahresspitzenfaktor der Tagesabgabe                           1,45      1,31      1,41      1,31      1,42
                                                                                                                            10     Klimatische Bedingungen und Wasserstände des Bodensees
    Rohrleitungssystem – km                                      1.692     1.690     1.690     1.689     1.689
                                                                                                                            12     Erfolgsrechnung und Umlagen
    Behälterinhalt – m³                                        486.000   484.500   484.500   484.500   474.500
                                                                                                                            14     Investitionen und Finanzierung
    Installierte Motorleistung – MW                               99,4      99,4      99,4      99,4      99,5
                                                                                                                            17     Technischer Bericht
    Elektrischer Energieaufwand (vorw. Pumpstrom) – Mio. kWh     164,3     159,9     160,3     153,9     155,1              22     Energiebericht
    Installierte Generatorleistung – kW                          4.980     4.980     4.980     4.980     4.980              23     Dienstleistungen
    Energierückgewinnung – Mio. kWh                               15,8      16,3      16,2      16,2      14,9              25     Unternehmenskommunikation
    Mitgliedsturbinen – Mio. kWh                                   7,1       6,7       7,3       7,6       7,2              26     Laborbetrieb und Wasserbeschaffenheit
    Stellenzahl                                                  286,5     285,5     285,5      285      283,5              28     Trinkwasseranalyse 2017
    Bilanzsumme – Mio. EUR                                       212,0     205,9     203,6     199,7     199,3              33     Beschäftigte

    Investitionen – Mio. EUR                                      18,2      16,7      16,7      14,0      15,5
    Buchwerte – Mio. EUR                                         195,0     191,7     189,9     187,7     187,3     Jahresabschluss 2017
    Herstellungskosten einschl. Anzahlungen – Mio. EUR           841,0     823,0     807,4     797,4     785,8
                                                                                                                            36     Lagebericht
    Mittlerer Abschreibungssatz – %                               1,87      1,91      1,85      1,81      1,76
                                                                                                                            46     Bilanz
    Kapitalumlage der Mitglieder – Mio. EUR                      111,8     111,6     111,6     111,6     111,5
                                                                                                                            48     Gewinn- und Verlustrechnung
    Eigenkapital aus Landesbeihilfen – Mio. EUR                   56,8      56,8      56,8      56,8      56,8
                                                                                                                            51     Anhang
    Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten – Mio. EUR       37,1      34,6      31,5      29,4      27,0
                                                                                                                            60     Entwicklung des Anlagevermögens
    Übrige Verbindlichkeiten – Mio. EUR                           14,1      12,4      14,1      12,8      14,9
                                                                                                                            62     Kapitalflussrechnung
    Gesamtumsatz – Mio. EUR                                       75,5      73,8      74,0      66,9      64,1              63     Bestätigungsvermerk
      davon Umlage – Mio. EUR                                     73,1      71,0      71,3      64,3      61,2              64     Mitglieder des Zweckverbandes
    Durchschnittliche Umlage                                                                                                67     Netzgebiet
    (Umlagebedarf/Jahreswasserabgabe) – Cent/m³                   54,9      54,3      54,6      51,1      48,4

2                                                                                                                                                                               Bodensee-Wasserversorgung · Geschäftsbericht 2017   3
2017 GESCHÄFTSBERICHT - Bodensee Wasserversorgung
VORWORT

          Liebe Leserinnen und Leser,

          täglich frisch, 365 Tage im Jahr beliefert der Zweckverband zuverlässig seine         Dies betrifft auch den „menschlichen Fußabdruck“ im Roh­wasser, der durch immer
          183 Mitglieder und damit rund vier Millionen Einwohner in Baden-Württemberg           genauere Analysenmethoden nach­gewiesen wird. Das Thema Spurenstoffe und
          mit dem Lebensmittel Nr. 1. Eine nachhaltige Ressourcennutzung mit dem Anspruch       die Diskussion um Mikroplastik sind im Monitoring der Bodensee-Wasser­versorgung
          an hohe Trinkwasserqualität und Versorgungssicherheit ist dabei das Ziel der Boden-   fest verankert. Zusammen mit den Ver­bänden wird an Lösungen für die Zukunft ge­
          see-Wasserversorgung.                                                                 arbeitet. Dabei soll zukünftig nicht nur „end of pipe“ der Wasserversorger im Fokus
                                                                                                sein, sondern es muss die gesamte Wirkungskette von der Herstellung über die Ver-
          Das Bundesland Baden-Württemberg zählt zu den wirtschaftsstärksten Regionen           teilung bis zum Gebrauch und zur Entsorgung z. B. bei dem Thema Arzneimittelrück-
          in Deutschland und in der Europäischen Union. Eine Vielzahl von weltweit agieren-     stände betrachtet werden.
          den Konzernen und Firmen haben hier ihren Hauptsitz mit hoher Wertschöpfung.
          Diese herausragende Erfolgsgeschichte konnte auch geschrieben werden dank einer       Felchenzucht in Form von Aquakulturen im Bodensee lehnt der Zweckverband
          verlässlichen und leistungsfähigen Infrastruktur der Trinkwasserversorgung.           weiterhin ab. Es wird darin eine punktuelle Eintragsquelle von Schadstoffen gesehen,
                                                                                                die zu einer Verschlechterung der Wasserqualität führen können. Folgerichtig
          Die Bodensee-Wasserversorgung kann in 2017 auf ein sehr erfolgreiches Jahr zu-        hat der Verwaltungsrat 2017 im Einklang mit zahlreichen weiteren Interessens­
          rückblicken. Nach den beiden sehr guten Jahren 2015 und 2016 lag die Wasser-          gruppen einstimmig den Beschluss gefasst, Aquakulturen im Bodensee abzulehnen.
          ab­gabe 2017 mit 133,3 Mio. m³ zum dritten Mal in Folge über 130 Mio. m³.
          Insbesondere das erste Halbjahr war dabei von einer hohen Wasserabgabe geprägt.       Die überplanmäßige Wasserabgabe sorgte bei allen Verbandsmitgliedern für Umla-
                                                                                                gen unter dem beschlossenen Planansatz. So beträgt die durchschnittliche Umlage
          Wir sind gefragt – neben der hohen Wasserabgabe sind eine Vielzahl von Anträgen       für 1.000 Liter Trinkwasser aus dem Bodensee 54,9 Cent. Der Planwert von 57,6 Cent
          von Verbandsmitgliedern und Neuanfragen auf eine Zeichnung von Beteiligungs-          je m³ wird damit um 2,7 Cent oder 4,7 % unter­schritten.
          quoten eingegangen. Die Anfragen begründen sich auch aus den Szenarien
          für die Ersatzwasser- und Notwasserversorgung. Der Klimawandel führt in Baden-        Verbinden möchten wir das gute Ergebnis 2017 mit dem Dank an alle Mitarbeiterin-
          Württemberg zu schwankenden lokalen Grundwasserständen und hat damit                  nen und Mitarbeiter, ohne die die Erreichung der Ziele nicht möglich gewesen wäre.
          lokale Auswirkungen.                                                                  Ebenso gilt der Dank allen Verbandsgremien und auch allen Verbands­mitgliedern
                                                                                                für die sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit und Unterstützung bei allen Aufgaben
          Die Umwelt verändert sich und dadurch treten neue Heraus­forderungen für die          im vergangenen Jahr.
          Trinkwasserversorger auf. Qualitative Veränderungen der vergangenen Jahre
          in der Beschaffenheit des Bodenseewassers, wie Algenblüten im Sommer                  Das gute Ergebnis ist für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Motivation,
          und die Einwanderung von neuen Lebewesen (Neozoen) gilt es zu beobachten,             unsere Verbandsmitglieder auch zukünftig jederzeit mit einem einwandfreien
          zu bewerten und notwendige Maßnahmen daraus abzuleiten, um die Versorgungs­           Lebens­mittel Trinkwasser aus dem Bodensee zu versorgen.
          sicherheit dauerhaft zu gewährleisten.

                                                                                                Christoph Jeromin               Michael Stäbler
                                                                                                Techn. Geschäftsführer          Kaufm. Geschäftsführer

4                                                                                                                                                                             Bodensee-Wasserversorgung · Geschäftsbericht 2017   5
2017 GESCHÄFTSBERICHT - Bodensee Wasserversorgung
VERBANDSORGANE

Verbandsversammlung

In der Verbandsversammlung sind alle Verbandsmitglieder mit Sitz und Stimme vertreten.
Die Verbandsversammlung ist im Jahr 2017 am 21. November zusammengetreten.

Verwaltungsrat                                                  Vertreter des Landes
                                                                • Ministerialrat Reiner Ilg, Ministerium für Finanzen

Ordentliche Vertreter der Gruppe I                                und Wirtschaft des Landes Baden-Württemberg
• Oberbürgermeister Fritz Kuhn, Stuttgart                       • Ministerialdirigent Peter Fuhrmann, Ministerium für Umwelt,
• Dr. Nikolaus Scheirle, Stuttgart                                Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg
• Matthias Groß, Stuttgart                                      • Ministerialdirigent Volker Jochimsen,
• Marcus Schaufuß, Stuttgart                                      Innenministerium des Landes Baden-Württemberg
• Stadtrat Thomas Fuhrmann, Stuttgart                           • Ministerialrat Markus Langner, Ministerium für Umwelt,
• Andreas Lorey, Stuttgart                                        Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg
• Jochen Lehmann, Stuttgart
• Bürgermeister Dirk Thürnau, Stuttgart                         Der Verwaltungsrat ist 2017 zu zwei Sitzungen
                                                                zusammengetreten.
Ordentliche Vertreter der Gruppe II
• Oberbürgermeister Bernhard Schuler, Leonberg                  Verbandsvorsitz
  (bis 21.11.2017)
• Oberbürgermeisterin Barbara Bosch, Reutlingen                 Verbandsvorsitzender
• Oberbürgermeister Roland Klenk, ZV Filderwasserversorgung     • Oberbürgermeister Bernhard Schuler,
• Erster Bürgermeister Dirk Büscher, Pforzheim                    Leonberg (bis 21.11.2017)
• Erster Bürgermeister Martin Diepgen, Heilbronn                • Oberbürgermeister Roland Klenk,
• Bürgermeister Stefan Neumann, ZV WV Nordostwürttemberg          ZV Filderwasserversorgung (ab 21.11.2017)
• Oberbürgermeister Wolfgang Lützner,

  ZV Ammertal-Schönbuchgruppe                                   1. Stellvertreter
• Erster Bürgermeister Christian Gangl, Sindelfingen            Oberbürgermeister Dr. Jürgen Zieger, Esslingen
                                                                2. Stellvertreter
Ordentliche Vertreter der Gruppe III                            Oberbürgermeister Fritz Kuhn, Stuttgart
• Oberbürgermeister Dr. Jürgen Zieger, Esslingen
• Oberbürgermeister Michael Beck, Tuttlingen                    Geschäftsleitung
• Bürgermeister Claus Brechter, Bad Wimpfen
• Bürgermeister Bernd Dürr, ZV Gäuwasserversorgung              •   Dipl.-Kaufmann Michael Stäbler
• Oberbürgermeister Dr. Ulrich Fiedler, Metzingen                   Kaufmännischer Geschäftsführer
• Oberbürgermeister Helmut Reitemann, ZV WV Zollernalb          •   Dipl.-Geologe Christoph Jeromin – Technischer Geschäfts-
• Bürgermeister Thomas Fritsch, Mönsheim                            führer (Bestellung durch die Verbandsversammlung am
• Oberbürgermeister Michael Jann, Mosbach                           08.11.2016, arbeitsvertraglicher Tätigkeitsbeginn 01.04.2017)
• Bürgermeister Horst Fiedler, Sachsenheim

                                                                Stellvertreter
Vertreter der Fassungsgemeinde                                  • Dipl.-Betriebswirt (FH) Uwe Jauss – Stellvertretender Kauf-
• Bürgermeister Anselm Neher, Sipplingen (bis 30.06.2017)         männischer Geschäftsführer
• Bürgermeister Oliver Gortat, Sipplingen (ab 01.07.2017)       • Dipl.-Ing. Matthias Weiß – Stellvertretender Technischer Ge-

                                                                  schäftsführer und in der Zeit vom 01.12.2016 bis 31.03.2017
                                                                  kommissarischer Technischer Geschäftsführer

6                                                                                                                                   Bodensee-Wasserversorgung · Geschäftsbericht 2017   7
2017 GESCHÄFTSBERICHT - Bodensee Wasserversorgung
DAS JAHR   WASSERABGABE

2017
           UND BETEILIGUNGSQUOTEN

           Wasserabgabe gestiegen                                          Beteiligungsquoten, Wasserlieferungen, Wasserdargebot

           Im Jahr 2017 wurden 133,3 Mio. m³ Trinkwasser an die Ver-       Am Ende des Berichtsjahres bestanden Lieferverpflichtungen
           bandsmitglieder abgegeben (Vorjahr 130,7 Mio. m³). Die Ab­      gegenüber
           gabe lag damit wiederum erheblich über dem Planansatz
           von 126,0 Mio. m³. Die Höhe der Wasserabgabe ist teilweise      Mitgliedern             7.456 l/s
           witterungsbedingt, hängt aber auch mit dem Mehrbedarf           Vertragsabnehmern           3 l/s
           einiger Verbandsmitglieder zusammen. Die maximale Tages­
           wasserabgabe am Wasserwerksausgang Sipplinger Berg              Insgesamt               7.459 l/s
           wurde für das Jahr 2017 mit 529.163 m³ am 22.06.2017 erzielt.
           Die mittlere tägliche Trinkwasserabgabe betrug 365.465 m³       Die Mitglieder schöpften ihre Bezugsrechte durchschnittlich
           pro Tag.                                                        zu 56,8 % (Vorjahr: 55,4 %) aus.

                                                                           Wasserrechtlich ist es der Bodensee-Wasserversorgung ge­
                                                                           stattet, 670.000 m³ Wasser pro Tag aus dem Überlinger See
                                                                           zu entnehmen. Dies entspricht einer mittleren Entnahmemenge
                                                                           von 7.755 Sekundenlitern. Damit liegt die Summe der Liefer-
                                                                           verpflichtungen der Bodensee-Wasserversorgung gegenüber
                                                                           den Verbandsmitgliedern und den Vertragsabnehmern unter-
                                                                           halb der zulässigen Entnahmemenge. Da zudem nie alle Abneh-
                                                                           mer gleichzeitig ihr maximales Bezugsrecht von der Bodensee-­
                                                                           Wasserversorgung ausschöpfen, stehen die Summe der Liefer­
                                                                           verpflichtungen und das Wasserentnahmerecht in einem aus-
                                                                           gewogenen Verhältnis.

8                                                                                      Bodensee-Wasserversorgung · Geschäftsbericht 2017   9
2017 GESCHÄFTSBERICHT - Bodensee Wasserversorgung
KLIMATISCHE BEDINGUNGEN
UND WASSERSTÄNDE DES BODENSEES

Wenig beständig und immer wieder mit extremer Ausprägung         Mittlere monatliche Temperaturen 2017 und 2016                                                           Natürlich spiegelten sich die Witterungsverhältnisse auch                        Im langjährigen Mittel erreicht der Bodensee erst gegen Ende
zeigte sich das Wettergeschehen im Jahresverlauf 2017.           im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt 1951-2016                                                     in den Wasserständen des Bodensees wider. Nach einem tro-                        Juni den höchsten Stand und verbleibt dort meist bis Ende Juli.
Laut den Aufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD)                                                                                                                ckenen Winter mit weniger Niederschlag als im langjährigen                       Im Jahr 2017 hingegen verblieb der Pegel von Juni bis August
war auch das Jahr 2017 in Deutschland mit durchschnittlich       Temperatur (°C)                                                                                          Durchschnitt und damit etwas tieferem Wasserstand stieg                          unter dem langjährigen Mittelstand. Der September mit kühle-
9,6 Grad Celsius wieder deutlich wärmer als der vieljährige      25
                                                                                                                                                                          der Wasserstand im Bodensee im März aufgrund der außer­                          ren Temperaturen und durchschnittlichen Niederschlägen
                                                                                                                                                  2017
Klimawert und gehört zu den acht wärmsten Jahren seit                                                                                             2016                    gewöhnlich warmen Temperaturen und der dadurch bedingten                         ließ den Pegel des Bodensees dann wieder über die mittlere

                                                                                                               20,5

                                                                                                                      20,4

                                                                                                                              20,0
Beginn der Messungen im Jahr 1881. Im Vergleich war es in        20
                                                                                                                                                  1951-2016               Schneeschmelze in den Alpen stark an.                                            Ganglinie steigen.
Baden-Württemberg mit Temperaturen im Durchschnitt von                                                                                            Durchschnitt

                                                                                                        15,5
9,4 Grad Celsius zwar etwas kühler, mit 1805 Stunden wurde

                                                                                                                                      13,8
                                                                 15

                                                                                                                                               12,2
das Bundesland aber buchstäblich von der Sonne verwöhnt.                                                                                                                  Gemessene Tagesextrem- und -mittelwerte 1850 bis 2017

                                                                                                 9,2
                                                                                         9,1
                                                                 10
Das Jahr 2017 begann kalt. Teilweise strenge Fröste ließen im                                                                                                                                 600
                                                                                                                                                                                                                                                                                   1890

                                                                                                                                                        5,7
                                                                                  5,3
                                                                                                                                                                                                                                              1999     1965
Januar zahlreiche Gewässer zufrieren. Der Gnadensee zwischen      5                                                                                                                                                                                           1910

                                                                                                                                                                3,3
                                                                                                                                                                                              550                                                                           1987
Allensbach und der Insel Reichenau bildete dadurch die größ-                                                                                                                                                                                                                                1927
                                                                          -2,0

te Eisfläche im Ländle. Auf diesen kalten Jahresbeginn folgte                                                                                                                                 500

                                                                                                                                                                        Pegel Konstanz [cm]
                                                                  0
bereits ab Mitte Februar der Frühling. Der außergewöhnlich
                                                                            Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul                        Aug Sep Okt Nov Dez                                            450
sonnige März mit teils sommerlichen Temperaturen ließ Bäume                                                                                                                                                                                                                          Ganglinie 2017
                                                                                                                                                                                                          Maximaler Wasserstand
früh erblühen. Ein Kälteeinbruch ab 18. April mit Nachtfrösten                                                                                                                                400
bis zu minus 10 Grad Celsius führte dazu, dass Obstblüten und    Monatliche Niederschläge 2017 und 2016
                                                                                                                                                                                              350
Weintriebe erfroren und dadurch rund 80 % der Ernte vernich-     im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt 1951-2016
tet wurde. Ab Ende Mai kam dann die erste Hitzewelle. Ein sehr                                                                                                                                                                                                                     Mittelwasserstand
                                                                                                                                                                                              300
trockener Juni und ein heißer Sommer schlossen sich an. Durch    Niederschlag (mm)

die anhaltende Trockenheit sanken vielerorts die Grundwasser-                                                                                                                                 250                                               Minimaler Wasserstand
                                                                 180                                                                             2017
stände. Auch Verbandsmitglieder waren davon betroffen. Ein                                                                                       2016                                         200
                                                                 160
Wechsel von Hoch- und Tiefdruckgebieten prägte ab Juli das                                                                                       1951-2016                                          Jan        Feb       Mär      Apr   Mai          Jun        Jul        Aug            Sep      Okt       Nov           Dez
                                                                 140                                                                             Durchschnitt
Wetter. Zwar war der Oktober weitestgehend „golden“, aber
                                                                 120
mit „Xavier“ und „Herwart“ fegten im Oktober zwei schwere
                                                                                                                       88,7

Herbststürme über Europa. Anfang November setzte dann            100
                                                                                                                                                         82,9
                                                                                                               71,0
                                                                                                        68,1

eine längere Niederschlagsperiode ein.                            80
                                                                                                                               61,1

                                                                                                                                                 53,4
                                                                                                                                        53,1
                                                                                          52,0

                                                                  60
                                                                                                                                                                 40,2

Für Klimaforscher ist die Zunahme von wettertechnischen
                                                                                                 27,1

                                                                  40
                                                                                  18,5
                                                                           18,0

Extremereignissen wie heftige Wetterwechsel, Kälteeinbrüche       20
oder Starkregen ein Indiz für den Klimawandel.
                                                                      0
                                                                             Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul                        Aug Sep Okt Nov Dez

10                                                                                                                                                                                                                                                                     Bodensee-Wasserversorgung · Geschäftsbericht 2017         11
2017 GESCHÄFTSBERICHT - Bodensee Wasserversorgung
ERFOLGSRECHNUNG UND UMLAGEN                                                                                                     Gesamtaufwendungen und Gesamterträge 2017 in Mio. EUR

2017 sind Gesamtaufwendungen in Höhe von 75,7 Mio. EUR        Bei den Umlagesätzen ergeben sich                                                               übrige
entstanden. Diese bilden die Basis für die Berechnung der     folgende Veränderungen:                                                                      Aufwendungen
Umlagen. Gegenüber dem Vorjahr stellt dies eine Erhöhung                                                   2017       2016                                      7,9
um 1,1 Mio. EUR dar. Dabei stehen der Erhöhung der Aufwen-                                                                                                Zinsen
dungen für den Energiebezug (+ 0,6 Mio. EUR), der Personal­   Festkostenumlage EUR je l/s               3.534,15   3.454,50                                 0,8                     Festkostenumlage
aufwendungen (+ 0,7 Mio. EUR) und der des Wasserent-          Betriebs- u. Verwaltungskosten Cent je m³    15,07      14,65              Abschreibungen                                    26,3
nahmeentgeltes (+ 0,2 Mio. EUR) ein Rückgang der übrigen      Förderstromkosten Cent je m³                 11,76      11,63                   14,9
Aufwendungen (- 0,5 Mio. EUR) gegenüber. Bei den übrigen      Entgelt für Wasserentnahme Cent je m³         8,31       8,31
Aufwendungen ergaben sich im Vergleich zum Vorjahr keine      Durchschnittliche Umlage Cent je m³          54,87      54,35
nennenswerten Veränderungen.

Die geplante umlagesenkende Auflösung von Rücklagen in        Die durchschnittliche Umlage (Umlagebedarf/Jahreswasser­
Höhe von 1,0 Mio. EUR war nicht erforderlich. Nach Abzug      abgabe) unterschreitet mit 54,87 Cent je m³ die Planvorgabe
der sonstigen Erlöse und Erträge in Höhe von 4,1 Mio. EUR     in Höhe von 57,63 Cent je m³ um 2,75 Cent je m³ oder 4,8 %.     Personal
ergibt sich ein Umlagebedarf von 71,6 Mio. EUR. Von den                                                                         22,2
Verbandsmitgliedern wurden Vorauszahlungen auf die Ver-       Wesentliche Eckdaten
bandsumlagen in Höhe von 74,7 Mio. EUR geleistet. Vom                                                      2017       2016
Unterschiedsbetrag in Höhe von 3,1 Mio. EUR werden den                                                                                                                                                     Betriebskosten-
Verbandsmitgliedern 1,6 Mio. EUR erstattet und 1,5 Mio. EUR   Wasserabgabe Mio. m³                         133,3      130,7                                                                                    umlage
einer zweckgebundenen Rücklage zugeführt. 2017 beträgt        Aufwendungen Mio. EUR                         75,7       74,6                                                                                      35,7
die Umlage daher für die Verbandsmitglieder insgesamt         Umlage insgesamt Mio. EUR                     73,1       71,0
73,1 Mio. EUR.                                                Durchschnittl. Umlage Cent/m³                 54,9       54,3
                                                                                                                               Wasserentnahme-
                                                                                                                                   entgelt
                                                                                                                                     11,1

                                                                                                                                                      Strom                      Wasserentnahme-
                                                                                                                                                       18,8           sonstige       entgelt
                                                                                                                                                                       Erträge         11,1
                                                                                                                                                                         2,6

                                                                                                                                          Gesamtaufwendungen 75,7         Gesamterträge 75,7

12                                                                                                                                                                                 Bodensee-Wasserversorgung · Geschäftsbericht 2017   13
2017 GESCHÄFTSBERICHT - Bodensee Wasserversorgung
INVESTITIONEN UND FINANZIERUNG                                                                                                                       Bilanzstruktur 2017 in Mio. EUR

Das Investitionsvolumen lag im Berichtsjahr mit 18,2 Mio. EUR   Die Bilanzsumme lag im Geschäftsjahr 2017 mit 212,0 Mio. EUR                                  Vorräte,
deutlich über dem Niveau des Vorjahres. Größere Investitions-   über dem Wert des Vorjahres (205,9 Mio. EUR). Bei einem                                    flüssige Mittel    Bankdarlehen
maßnahmen waren auf dem Sipplinger Berg die Revision der        Eigen­­kapitalanteil von 72,1 % (Vorjahr: 73,4 %) sowie lang­fristi­                             17,0             37,2
Ersatzstromanlage West, die Fortführung der Behältersanierun-   gen Bankdarlehen und empfangenen Ertragszuschüssen von                                                                       Sonst. Verb.
gen des HB Zepfenhan und des HB Liptingen, die Erneuerung       zu­sammen 18,6 % (Vorjahr: 17,8 %) sind die Bilanzrelationen                                                                    14,1
der NL Kämpfelbach auf einem Abschnitt von 1.850 m sowie        weiterhin günstig. Die finanziellen Verpflichtungen konnten                                                                             Ertragszuschüsse,
im Seepumpwerk die Revision der Rohwasserpumpe 6.               im Berichtsjahr stets fristgerecht erfüllt werden.                                                                                    Rückstellungen u. Ä.
Die Arbeiten am Neubau des Betriebsgebäudes Sternenfels                                                                                                                                                        7,9
konnten abgeschlossen werden.

Die Investitionen wurden durch Darlehensaufnahmen in Höhe
von 6,0 Mio. EUR sowie durch Eigenmittel finanziert. Beste­
hende Darlehen wurden mit 3,4 Mio. EUR planmäßig getilgt,
so dass sich die langfristigen Bankdarlehen von 34,3 Mio. EUR
im Vorjahr auf 36,9 Mio. EUR erhöht haben.                                                                                             Sachanlagen
                                                                                                                                          195,0

                                                                                                                                                                                                             Stammkapital,
                                                                                                                                                                                                               Rücklagen
                                                                                                                                                                                                                 152,8

                                                                                                                                                        Aktiva 212,0         Passiva 212,0

14                                                                                                                                                                                    Bodensee-Wasserversorgung · Geschäftsbericht 2017   15
2017 GESCHÄFTSBERICHT - Bodensee Wasserversorgung
TECHNISCHER BERICHT

     Im Geschäftsbericht des Jahres 2016 wurde die Instandhal-         Die Ersatzstromanlage West mit einer Leistung von 4,4 MW
     tungsstrategie der Bodensee-Wasserversorgung vorgestellt.         wurde im Dezember 2016 wieder in Betrieb genommen.
     Die dort entwickelten Eckwerte sind weiterhin Grundlage           Mit der Generalüberholung der Ersatzstromanlage West
     für die jährlichen Investitionen und Instandhaltungsmaß­          mit gleicher Leistung wurde im April 2017 im Herstellerwerk
     nahmen aller Anlagen, um auch künftig eine zuverlässige           in Friedrichshafen begonnen. Das Aggregat ist seit dem
     Versorgung zu gewährleisten.                                      22. November 2017 wieder auf dem Sipplinger Berg installiert.
                                                                       Die komplette Inbetriebnahme wird 2018 abgeschlossen. Somit
     Förder- und Aufbereitungsbetrieb                                  steht die Gesamtleistung von 15,3 MW für eine Versorgung
                                                                       mit 260.000 m³/Tag bei einem Stromausfall zur Verfügung.
     Vorgezogene Revision der Rohwasserpumpe 6
                                                                       Optimierung der Ozonanlagen
     Die Rohwasserpumpe 6, Baujahr 1979, mit einem Förder­
     vermögen von 3.000 l/s ist eine der sechs Rohwasserpumpen         Die Trinkwasseraufbereitung mit Hilfe von Ozon, einem hoch-
     des Seepumpwerkes, deren Betriebssicherheit für die Liefer-       aktiven Sauerstoff, bildet gemeinsam mit der Sandschnellfil­
     fähigkeit der Bodensee-Wasserversorgung sehr wichtig ist.         tration den Kern der Wasseraufbereitung im Wasserwerk
     Aufgrund eines Schadens an der Antriebseinheit im März 2017       Sipplinger Berg. Seit Inbetriebnahme in den 1970er Jahren
     wurde entschieden, die ab 2018 vorgesehene routinemäßige          hat sich diese Art der Trinkwasseraufbereitung und –entkei-
     Revision der Rohwasserpumpe vorzuziehen und unmittelbar           mung bewährt und ist heute unverzichtbar.
     zu beginnen.
                                                                       Ozon ist ein sehr instabiler Stoff, der sich nicht speichern lässt
     Mit den verbleibenden fünf Rohwasserpumpen (Pumpe 1,              und „just-in-time“ vor Ort mit Hilfe von Hochspannung her­
     wie Pumpe 6 mit 3.000 l/s, die restlichen vier Pumpen mit         gestellt wird. Bedingt durch seine aggressiven Eigenschaften
     jeweils 2.000 l/s Förderkapazität), von denen maximal vier        kann Ozon sowohl die Umwelt als auch das Betriebspersonal
     Pumpen gleichzeitig betrieben werden können, war die not-         gefährden. Beide Aspekte müssen deshalb strikt berücksich-
     wendige Förderkapazität im Jahr 2017 stets vorhanden.             tigt werden. Darüber hinaus ist es immer Ziel der Bodensee-­
                                                                       Wasserversorgung, die Wirkung ihrer Wasseraufbereitungsanla-
     Die erste Revision der Rohwasserpumpe 6 wurde 2005/06             gen weiter zu verbessern, um das hohe Niveau der Trinkwasser-
     nach einer Gesamtlaufzeit von 82.595 Betriebsstunden              qualität zu sichern. Aus diesen Gründen wurden die Optimie-
     unternommen, die aktuelle Revision 2017/18 erfolgte nach          rungsmaßnahmen im Umgang mit Ozon weiter fortgesetzt.
     109.384 Betriebsstunden. Alle Maschinenteile, das komplette
     Antriebsaggregat und alle Nebenaggregate wurden erneuert.         Mit dem Bau von zentralen und geregelten Abluft- und Ozon-
     Die Pumpe ist seit März 2018 wieder im regulären Einsatz.         vernichtungssystemen werden an den Zwischenbehältern
                                                                       die vorstehend genannten Ziele erreicht. Diese Maßnahmen
     Revision Ersatzstromanlage West Sipplinger Berg                   sind auch die Voraussetzung, um die Zwischenbehälter gezielt
                                                                       zu bewirtschaften. Ein flexiblerer Einsatz der Rohwasserpum-
     Nach der Inbetriebnahme der dritten Ersatzstromanlage (ESTA)      pen zur Ausnutzung günstiger Preise am Strommarkt wird
     im Sommer 2015 stehen der Bodensee-Wasserversorgung               dadurch möglich. Die Ausführungsplanung und die Vorberei-
     15,3 MW Notstrom-Leistung in den Förder- und Aufbereitungs­       tung der Vergabe wurde im Jahr 2017 planmäßig abgeschlos-
     anlagen zur Verfügung. Mit dem zusätzlichen dritten Aggregat      sen. Aufgrund der sehr hohen Auslastung der einschlägigen
     wurde es möglich, die beiden vorhandenen Generatorsätze           Firmen des Anlagenbaus verzögerte sich allerdings die Vergabe.
     nach dreißig Jahren Betriebszeit im Werk des Herstellers MTU in   Die Vergabe konnte erst zu Beginn des Jahres 2018 erfolgen.
     Friedrichshafen einer Generalüberholung zu unterziehen.           Die Fertigstellung ist für Ende des Jahres 2018 vorgesehen.

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2017 GESCHÄFTSBERICHT - Bodensee Wasserversorgung
Als Resultat aufwendiger Simulationsberechnungen wurde             Mit insgesamt 18 Rohrschäden im Jahr 2017 ergab sich für         Neubau von Anschlussleitungen                                    eine Dringlichkeitsbeurteilung der Behälter und eine zeitliche
2016 eine Leitwand in die Kammer West des Zwischenbehälters        die Bodensee-Wasserversorgung eine Schadensrate von 0,010                                                                         Einordnung in das Behältersanierungsprogramm, das nach
West eingebaut. Dadurch konnte die Kurzschlussströmung             Schäden pro km und Jahr, die laut DVGW-Regelwerk als niedrig     Mit dem Bau der Anschlussleitungen für die beiden neuen          derzeitigen Erkenntnissen bis 2033 abgeschlossen sein wird.
zwischen Behälterzulauf und –auslauf gestoppt werden.              einzustufen ist.                                                 Verbandsmitglieder Niefern-Öschelbronn (Beteiligungsquote
Die Planungen für die entsprechende Ausrüstung des Zwi-                                                                             22 l/s, Länge 0,5 km, Durchmesser 200 mm) und Dielheim           Von 2007 bis 2017 wurden an 13 Standorten Sanierungsmaß-
schenbehälters Ost wurden im Jahr 2017 fortgeführt.                Im Jahr 2017 wurden Leitungsbaumaßnahmen in folgendem            (Beteiligungsquote 10 l/s, Länge 5 km, Durchmesser 150 mm)       nahmen durchgeführt bzw. sind aktuell noch in der Ausfüh-
                                                                   Umfang fertiggestellt:                                           wurde im Jahr 2017 begonnen. Die Inbetriebnahmen sind            rung. Hierfür wurden bisher ca. 15,5 Millionen Euro investiert.
In der den Zwischenbehältern nachgeschalteten Filtration                                                                            für 2018 vorgesehen. Infolge der Neuordnung der örtlichen
können ebenfalls noch Restozongehalte auftreten. Auch hier         Kategorie            Anzahl Maßnahmen       Gesamtlänge [km]     Ver­sorgung bei den Verbandsmitgliedern sind drei weitere        Bei einer Sanierung werden nicht nur die Wasserkammern
sind Verbesserungen aus Gründen des Arbeits- und Gesund-                                                                            Anschlussleitungen für Pforzheim, Kraichtal und Sinsheim         mit einer neuen Beschichtung versehen, sondern auch die
heitsschutzes vorgesehen. Die speziellen Absaugvorrichtungen       Umlegungen                     3                          1,3    in Planung.                                                      hydraulischen Einrichtungen in den Rohrkellern erneuert,
wurden 2017 geplant und werden 2018 eingebaut.                     Erneuerungen                   5                         12,9                                                                     neue Be- und Entlüftungsanlagen installiert, die Durchströ-
                                                                    - Leitungen                   4                          2,1    Erneuerung von Steuerkabeln                                      mungssituation verbessert und die Außenabdichtung der
Verteilbetrieb, Planung, Bau und Dokumentation                      - Steuerkabel                 1                         10,8                                                                     ­Behälterdecken erneuert. Alle notwen­digen Erhaltungsmaß-
                                                                                                                                    Die Versorgungsanlagen der Bodensee-Wasserversorgung              nahmen an Nebengebäuden und Außenanlagen werden eben-
Versorgungsanfragen                                                                                                                 mit weit auseinanderliegenden Anlagen werden mit Hilfe von        falls durchgeführt.
                                                                   Die anstehenden Leitungsbaumaßnahmen waren durch einen           Prozessleitsystemen über die Leitwarten in Stuttgart und Sipp-
Im Jahr 2017 erreichten die Bodensee-Wasserversorgung              deutlichen Anstieg der Tiefbaukosten gekennzeichnet. Die Aus-    lingen überwacht und betrieben. Der Datenaustausch stützt        Am Hochbehälter Zepfenhan wurde die Erneuerung der Was-
eine hohe Anzahl von Anfragen hinsichtlich zusätzlicher Ver-       lastung der Firmen bewegte sich im Jahr 2017 auf einem sehr      sich auf ein rund 1.600 km langes Kabelsystem. Während           serkammern im Frühjahr 2017 beendet. Noch ausstehende
sorgung mit Trinkwasser. Diese resultieren einerseits aus struk-   hohen Niveau, sodass die geplanten Maßnahmen nicht alle          im Zuge der Erneuerung von Trinkwasserleitungen Kabelver­        Restarbeiten werden Zug um Zug bis Anfang 2019 durchge-
turellen Veränderungen in der örtlichen Wasserversorgung,          im vorgesehenen Zeitrahmen umgesetzt werden konnten.             bindungen relativ kostengünstig erneuert werden können,          führt. Am Hochbehälter Liptingen wurde der 2. Bauabschnitt
teilweise auch verbunden mit einem Mehrbedarf. Aufgrund                                                                             ist dies insbesondere bei langlebigen Stahlleitungen, wie        für Außenabdichtung und Dämmung der Behälterdecke über
eines klimabedingt spürbaren verminderten Eigenwasser­             Erneuerung von Leitungen                                         z. B. der Fernleitung 5 zwischen den Hochbehältern Hardhof       den Wasserkammern 2 und 4 abgeschlossen. Im Jahr 2018
dargebotes besteht andererseits eine verstärkte Nachfrage                                                                           bei Mosbach und Rehberg bei Walldürn, nicht der Fall. Auf-       sind noch Restarbeiten vorgesehen. Im Hochbehälter Wims-
zur Ersatz- und Notwasserversorgung. Im Jahr 2017 wurden           Die ca. 13 km lange Nebenleitung Kämpfelbach mit einem           grund der Anfälligkeit des alten Kupferkabels wurde die Er­      heim wurde die Neubeschichtung in den Wasserkammern 1
26 Anfragen bearbeitet. In fünf technisch und wirtschaftlich       Innendurchmesser von 250 bis 400 mm wird in mehreren Ab-         neuerung auf einer Gesamtlänge von ca. 30 km beschlossen,        und 2 im Jahr 2017 abgeschlossen. 2018 folgen noch die
abschließend geklärten Fällen stimmte die Verbandsversamm-         schnitten erneuert. Ursache sind einerseits Leckagen infolge     die in drei Bauabschnitte umgesetzt wird. In der zweiten         geplanten Erneuerungen im Rohrkeller. Die Erneuerung der
lung einer Er­höhung der Beteiligungsquote zu.                     Außenkorrosion als auch ein auffällig hoher Eintrag von Korro-   Jahres­hälfte 2017 wurde die Schutzrohrverlegung im dritten      ­Außenabdichtung am Behälter Egert läuft noch bis in das
                                                                   sionsprodukten. Über diese Nebenleitung werden mehrere Ver-      Bau­abschnitt begonnen und bautechnisch weitgehend fertig­        Jahr 2018.
Leitungsbau                                                        bandsmitglieder mit einer gezeichneten Beteiligungsquote von     gestellt (10,8 km). Mit dem Einzug der Lichtwellenleiter und
                                                                   insgesamt 79 l/s im Raum Pforzheim versorgt. 2017 wurde          Kupferkabel sowie deren Inbetriebnahme wird die Gesamt­          Für 2018 sind bereits Maßnahmen an den drei Behälterstand­
Im Rahmen der Erarbeitung der Instandhaltungsstrategie im          der 4. Abschnitt von 1,9 km erneuert. 2018 steht der letzte      maßnahme 2018 abgeschlossen.                                     orten Reinwasserbehälter Mitte und West in Sipplingen,
Jahr 2015 wurde das gesamte Rohrleitungssystem intensiv            Bauabschnitt mit 3 km an. Die Erneuerung der Anschlusslei-                                                                        Öschingen bei Mössingen und Eger bei Albstadt in Planung.
untersucht und hinsichtlich der Dringlichkeit in der Erneuerung    tung zur Eigenwasserversorgung zwischen dem Sipplinger Berg      Behältersanierungsprogramm                                       Insgesamt sind in den nächsten 15 Jahren Sanierungsmaß­
bewertet. Hierbei wurde als Anhalt für die nächsten Jahre eine     und dem Seepumpwerk konnte mit dem dritten Bauabschnitt                                                                           nahmen an 18 weiteren Behälterbauwerken vorge­sehen.
mittlere Erneuerungsrate von 0,38 % (ca. 6 km/a) abgeschätzt.      (Länge 1,3 km, Durchmesser 150 mm) abgeschlossen werden.         In den Jahren 2005 bis 2007 wurden umfangreiche Bausub­          Das abgeschätzte Investitionsvolumen dafür beläuft sich auf
Diese Erneuerungsrate konnte im Jahr 2017 nicht erreicht           Der im Zuge der Schwarzwaldleitung vorgesehene Erneue-           stanzuntersuchungen an allen 29 Behälteranlagen der Boden-       ca. 60 Millionen Euro.
werden, weil die Trassenfindung an beengten Stellen aufwän-        rungsabschnitt in Villingen-Schwenningen (Länge 4,6 km,          see-Wasserversorgung durchgeführt. Der Zustand der jeweili-
dig war und Alternativen untersucht werden mussten, was zu         Durchmesser 250 mm) ist abschließend geplant und zur Ver­        gen Gesamtanlage, speziell der Wasserkammern, wurde dabei
Verzögerungen führte.                                              gabe vorbereitet. Er wird im Jahr 2018 realisiert.               aufgenommen und ausgewertet. Auf dieser Basis erfolgten

18                                                                                                                                                                                                               Bodensee-Wasserversorgung · Geschäftsbericht 2017     19
Leitwarte Stuttgart                                               Erneuerung Elektrotechnik Verteilbetrieb

Infolge des Alters des Leitsystems in der Zentralen Schaltwarte   Zur Instandhaltung und Erneuerung der Elektroanlagen im
Stuttgart war die Erneuerung des Prozessleitsystems unaus-        Verteilbetrieb folgt die Bodensee-Wasserversorgung seit Jahren
weichlich. Zudem hatte der Hersteller des alten Leitsystems       einem langfristig angelegten Erneuerungskonzept. An vielen
die Produktion und Ersatzteilversorgung der zugrundeliegenden     Standorten sind die Elektroanlagen ungünstigen und feuchten
Rechnerkomponenten inzwischen eingestellt. Die Beschaffung,       Umgebungsbedingungen ausgesetzt, was zusätzlichen Ver-
die Montage und der Probebetrieb der wesentlichen Kompo-          schleiß und Wartungsaufwand mit sich bringt. Die Aufgabe
nenten des konsequent dezentral aufgebauten Prozessleitsys-       der Ersatzteilvorhaltung durch die Hersteller zwingt häufig
tems in der Leitwarte Stuttgart einschließlich deren baulicher    zur Entscheidung, die Anlagen zu erneuern. Im Jahr 2017
Anpassung sowie die Anbindung einzelner repräsentativer           wurden rund 34 Einzelmaßnahmen bearbeitet, wovon in zehn
Standorte ist seit Ende 2016 abgeschlossen. Seit Mai 2017         Fällen die planerischen Voraussetzungen für Umsetzungen
wird die Fernwirktechnik aller Standorte Schritt für Schritt      in den Folgejahren geschaffen wurden.
bereichsweise an das neue System angeschlossen. Alt- und
Neusystem werden aus Sicherheitsgründen in den Übergangs-         Als größte Maßnahme ist im Hochbehälter Zepfenhan die
phasen im Parallelbetrieb gefahren. Bis Ende 2017 wurden 50 %     Elektrotechnik durch Erneuerung der Mittelspannungsanlage
der Standorte bereits über das neue System betrieben. Im nörd-    (Baujahr 1981), der Ersatzstromanlage, der Trafoanlagen und
lichen Versorgungsbereich werden die ausstehenden Standorte       durch Anpassungen der Zählerfelder an die Vorgaben des Netz-
bis Sommer 2018 umgestellt.                                       betreibers auf den Stand des heute gültigen Regelwerkes ge-
                                                                  bracht worden.
Neubau des Betriebsgebäudes
der Betriebsstelle Sternenfels-Stromberg                          Geoinformationssystem – Grundlage
                                                                  für die Digitali­sierung von Prozessen
Die Schließung des Standortes Sinsheim im Jahr 2015 und
die erforderliche Unterbringung von zusätzlich rund 13 Mitar-     Das Geoinformationssystem der Bodensee-Wasserversorgung
beitern an der Betriebsstelle Sternenfels-Stromberg erforderten   ist seit vielen Jahren erfolgreich im Einsatz. Neben der konti-
den Bau eines neuen Betriebsgebäudes mit einer Nutzfläche         nuierlichen Dokumentation und Auswertung der Anlagen und
von 600 m² mit primärer Büronutzung, Sozial- und Betriebs-        Leitungen im Geoinformationssystem ist die unternehmens­
räumen. Nach einer Bauzeit von 15 Monaten konnte das Ge-          weite Integration von Informationen und Systemen eine wei­
bäude offiziell am 13. September 2017 seiner Bestimmung           tere wichtige Aufgabe.
übergeben werden.
                                                                  In den zurückliegenden Jahren wurde ein digitaler Arbeitsab-
                                                                  lauf für die Vorbereitung und Übergabe von Geoinformationen
                                                                  (Leitungen und Bauteilen) in das hydraulische Berechnungspro-
                                                                  gramm und die dortige Weiterverarbeitung entwickelt.

                                                                  Im Jahr 2017 wurde intensiv an einem vollständigen digitalen
                                                                  online Workflow zur Leitungsauskunft gearbeitet. Ziel ist es,
                                                                  bei Bauvorhaben Dritter diese einfach und schnell hinsichtlich
                                                                  der Betroffenheit der Bodensee-Wasserversorgung beurteilen
                                                                  zu können. Die Inbetriebnahme ist für 2018 geplant.

20                                                                                                                                  Bodensee-Wasserversorgung · Geschäftsbericht 2017   21
ENERGIEBERICHT                                                                                                                     DIENSTLEISTUNGEN

Die Bodensee-Wasserversorgung betreibt seit 2013 ein zerti­    Energieverbrauchskennzahlen                                         Die Bodensee-Wasserversorgung steht den Verbandsmit­gliedern
fiziertes Energiemanagementsystem gemäß der DIN 50001.                                                                             mit ihrer jahrelangen Erfahrung in wasserwirtschaft­lichen
Ein erfolgreiches Energiemanagementsystem trägt wesentlich     Im vergangenen Geschäftsjahr 2017 betrug der Gesamtener-            Themen, ihrer Leistungsfähigkeit und der hohen Fachkompetenz
dazu bei, die Energieeffizienz zu verbessern und Energieein-   gieverbrauch der Bodensee-Wasserversorgung 169,5 GWh,               ihrer Mitarbeiter zur Seite. Die nebenstehende Übersicht zeigt
sparpotentiale aufzuzeigen. Zudem werden durch das Ener-       was einem Anstieg von 2,75 % gegenüber dem Vorjahr ent-             die Orte, an denen die Bodensee-Wasserversorgung für ihre Mit-
giemanagementsystem die rechtlichen Anforderungen, welche      spricht. Hierbei entfielen 96,8 % auf den Stromverbrauch.           glieder verschiedene Dienstleistungen übernommen hat. Es han-
sich aus dem Energiedienstleistungsgesetz ergeben, erfüllt.    Die wesentlichste Kenngröße der Bodensee-Wasserversorgung           delt sich dabei überwiegend um Dienst­leistungen in Form von
                                                               hinsichtlich einer effizienten Energienutzung ist der spezifische   Betriebsführungen, Betriebsleitungen und Laboranalytik.                                                Heilbronn
Dies bildet die Grundvoraussetzung für eine Reduzierung der    Nettostromverbrauch bezogen auf die Wasserabgabe an die
Stromsteuer, welche 2017 über zwei Millionen Euro betrug.      Verbandsmitglieder. Der Nettostromverbrauch ist definiert
                                                               als die gemessene elektrische Arbeit der einzelnen Verbraucher
Im Jahr 2017 stand planmäßig ein Überprüfungsaudit an.         abzüglich der eingespeisten elektrischen Energie der Energie-                                                                              Pforzheim

Dieses wurde erfolgreich ohne Beanstandungen durch einen       rückgewinnungsanlagen. Im Jahr 2017 wurden insgesamt                                                                                                                       Stuttgart
                                                                                                                                                                                       Rhein
externen Auditor durchgeführt. Die nächste Rezertifizierung    22,9 GWh rückgewonnen, wobei 15,8 GWh auf verbandseigene
steht im Jahr 2019 an.                                         Anlagen und 7,1 GWh auf Anlagen der Verbandsmitglieder ent-
                                                               fielen. Der Wert liegt auf dem Niveau des Vorjahres. Bei einer
                                                                                                                                                                                                                Neckar
                                                               um 1,83 % auf 133,3 Mio. m³ gestiegenen Rein­wasserabgabe                                                                                                                 Reutlingen
                                                               entspricht dies einem spezifischen Energie­aufwand von
                                                               1,06 kWh/m³, der höher liegt als im Vorjahr mit 1,047 kWh/m³.
                                                               Die Ursache für diesen Anstieg liegt einerseits in der gestiege-                                                                                                                          Donau
                                                               nen Wasserabgabe, die physikalisch bedingt überproportionale
                                                               Reibungsverluste verursacht. Andererseits ist der Anstieg auf
                                                                                                                                                                                                             Tuttlingen
                                                               die notwendige Fahrweise mit ungünstigeren Pumpenkombi-
                                                               nationen im Seepumpwerk infolge des Ausfalls der Rohwasser-
                                                               pumpe 6 zurückzuführen.
                                                                                                                                                                                                                                                  Friedrichshafen

                                                                                                                                                                                                                                              Bodensee

                                                                                                                                                                                               Labordienstleistungen
                                                                                                                                                                                               Dienstleistungen allgemein

22                                                                                                                                                                                                                    Bodensee-Wasserversorgung · Geschäftsbericht 2017   23
UNTERNEHMENS-
     KOMMUNIKATION

     Um ihren Auftrag, die sichere und zuverlässige Belieferung
     der Verbandsmitglieder mit bestem Trinkwasser aus dem Bo-
     densee, jederzeit erfüllen zu können, legt die Bodensee-Was-
     serversorgung großen Wert auf qualifizierte und motivierte
     Mitarbeiter. Die große Anzahl der Mitarbeiter, die das Unter-
     nehmen in den kommenden zehn Jahren altersbedingt verlas-
     sen werden und die Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden und
     zu binden, hat zur Entwicklung einer Arbeitgebermarke geführt.
     Die Stellenanzeigen wurden neugestaltet und auf der Home-
     page wurde eine Online-Bewerberplattform eingerichtet.

     Informationen über die Themen des Jahres wie den Wechsel
     an der Verbandsspitze von Oberbürgermeister Bernhard
     Schuler, Leonberg, zu Oberbürgermeister Roland Klenk,
     Leinfelden-­Echterdingen, den Amtsantritt des neuen techni-
     schen Geschäftsführers Christoph Jeromin oder verschiedene
     abgeschlossene Baumaßnahmen fanden landesweit Beachtung
     in der Presse.

     Im Jahr 2017 konnte die Bodensee-Wasserversorgung rund
     15.000 Besucher am Sipplinger Berg begrüßen, darunter zahl-
     reiche Gäste aus dem Ausland, beispielsweise aus Vietnam,
     Indien, Russland, Brasilien und den USA. Mehrere offizielle
     Delegationen von Verbandsmitgliedern waren zudem Gäste
     der Geschäftsleitung. Das zusätz­liche Angebot an Führungen
     für Ferien­gäste am Bodensee in den Pfingst- und Sommerferien
     fand großen Anklang. Über neu installierte Videoanimationen
     wird den Besuchern die Aufbereitung erläutert.

     Bei insgesamt 23 ein- und mehrtägigen Veranstaltungen prä-
     sentierte sich die Bodensee-Wasserversorgung bei ihren Ver-
     bandsmitgliedern mit Infoständen und Wasserausschank aus
     dem Trinkwasserwagen. Wie schon in den vergangenen Jahren
     war das Unternehmen neun Tage mit einem neu konzipierten
     Stand auf der Messe „Familie und Heim“ in Stuttgart präsent.

     Die 110. Ausgabe des Kundenmagazins „Kristallklar“ widmete
     sich der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg. Im Fokus der
     unternehmensinternen Themen waren die Sanierung von Be-
     hältern und Aspekte der Versorgungssicherheit.

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LABORBETRIEB
UND WASSERBESCHAFFENHEIT

Das heutige, nach DIN EN ISO/IEC 17025 (2005) akkreditierte        Überwachung des Roh- und Trinkwassers                           Ein 2017 begonnenes Untersuchungsprojekt soll am Beispiel
und als Untersuchungsstelle gemäß § 15 Abs. 4 der Trinkwas-                                                                        der Gewinnung und Aufbereitung von Bodenseewasser weiter-
serverordnung zugelassene Labor der Bodensee-Wasserversor-         Die Brücke zwischen dem Gewässerschutz und der Qualitäts-       führende Erkenntnisse aufzeigen, mit denen die Zuverlässigkeit
gung hat sich seit seiner Gründung als Versuchsfilterstation vor   sicherung bei der Trinkwasserversorgung bilden die Untersu-     und Grenzen von bewährten und innovativen Verfahrensstu-
über 60 Jahren zu einer national und international anerkann-       chungen zum limnologischen Zustand des Bodenseewassers          fen charakterisiert werden können. Ziel ist es, ein Aufberei-
ten wissenschaftlichen Institution mit den Abteilungen Bio-        sowie die Überwachungen des aus 60 Metern Tiefe entnomme-       tungskonzept zu erarbeiten, das den zukünftig zu erwartenden
logie/Mikrobiologie, Chemische Analytik und Gewässerschutz/        nen Rohwassers. Ebenso werden im Labor regelmäßig die Wirk-     Belangen gerecht wird. Die abzuleitenden Handlungsempfeh-
Verfahrenstechnik entwickelt. Als eigenständiger Bereich ist es    samkeit und Zuverlässigkeit der einzelnen Aufbereitungsstufen   lungen werden so ausgerichtet sein, dass jederzeit, d. h. auch
mit qualifiziertem Personal und einer modernen Ausstattung         kontrolliert. Insgesamt haben die Beschäftigten des Labors im   unter ungünstigen Rahmenbedingungen die Versorgungssi-
bestens für die gegenwärtigen und künftigen Herausforderun-        Jahr 2017 an ca. 3.500 Stellen Wasserproben entnommen und       cherheit gewährleistet werden kann.
gen gerüstet.                                                      mehr als 110.000 Einzelparameter analysiert. Darüber hinaus
                                                                   wird von ihnen laufend das Substanzspektrum, insbesondere       Service- und Dienstleistungen
Wasserwirtschaft, Ressourcen- und                                  zur Bestimmung von anthropogenen Spurenstoffen entwickelt
Gewässerschutz am Bodensee                                         und erweitert. Um auch bei unvorhersehbaren Ereignissen zeit-   Serviceleistungen für die Verbandsmitglieder sind ein weiterer
                                                                   nah Aussagen über mögliche Auswirkungen machen zu kön-          Aufgabenschwerpunkt des Bereichs „Qualitätssicherung und
Nachhaltiger Gewässerschutz ist Ziel der Bodensee-Wasserver-       nen, kommen hochmoderne Screening- und Einzelstoffbestim-       Forschungslabor“. Die Bodensee-Wasserversorgung unterstützt
sorgung. Um anthropogene Belastungen zu messen, bewerten           mung zur Anwendung.                                             ihre Verbandsmitglieder bei der Mischung von Wässern un-
und einzuordnen, werden größere Anstrengungen unternom-                                                                            terschiedlicher Beschaffenheit. Zudem werden Analysen- und
men. Diese Erkenntnisse werden national und international          Verfahrenstechnisch orientierte Forschung                       Ingenieurdienstleistungen für Verbandsmitglieder angeboten,
abgestimmt. Für die Bodensee-Wasserversorgung wirken daher                                                                         mit dem Ziel, bedarfsgerechte und individuelle Lösungen zu
Vertreter des Labors in der Internationalen Gewässerschutz-        2017 wurden die Forschungsaktivitäten vor allem auf Aspekte     entwickeln.
kommission für den Bodensee (IGKB) und der Arbeitsgemein-          ausgerichtet, die sich aus veränderten Rahmenbedingungen
schaft der Wasserwerke Bodensee Rhein (AWBR) bei entspre-          und deren Auswirkungen auf Trinkwassergewinnung, -auf-
chenden F&E-Vorhaben mit.                                          bereitung und -verteilung ergeben. Dazu gehören neben den
                                                                   Beeinträchtigungen des Bodenseewassers durch anthropogene
In 2017 wurde das Thema „Aquakultur“ kontrovers diskutiert.        Spurenstoffe, Klimawandel oder Globalisierung auch die Fort-
Dabei stehen die von wirtschaftlichen Interessen geleiteten        schreibung der gesetzlichen Anforderungen.
Überlegungen zum Einsatz von Fischgehegen im Bodensee
den Belangen der Trinkwasserversorgung entgegen. Bei einer         Neben den unerwünschten anthropogenen und zivilisatori-
geplanten Jahresproduktion von 500 bis 600 Tonnen Felchen          schen Einflüssen wird auch der Bodensee zunehmend durch
wären aufgrund eines standortgebundenen Direkteintrages von        gebietsfremde Pflanzen und Tiere (Neobiota) besiedelt. Vor
partikulären, organischen Inhaltsstoffen und Mikroorganismen       allem eine massive Vermehrung und die unerwartet schnelle
unerwünschte Belastungen der Wasserbeschaffenheit im Nah-          Ausbreitung solcher Neozoen stellt die Trinkwasserversorgung
bereich nicht auszuschließen. Die Bodensee-Wasserversorgung        vor neue Herausforderungen.
lehnt daher die geplante Errichtung von Netzgehegen im Bo-
densee ab.

26                                                                                                                                                                                                  Bodensee-Wasserversorgung · Geschäftsbericht 2017   27
TRINKWASSERANALYSE 2017
Beschaffenheit des abgegebenen Trinkwassers aus dem Bodensee
gemäß der gültigen Trinkwasserverordnung (TrinkwV).

Jahresmittelwerte 2017 des Trinkwassers nach Abschluss der Aufbereitung
am Ausgang des Wasserwerks Sipplinger Berg

Mikrobiologische Parameter, Anlage 1 – Teil 1                                                                   Chemische Parameter, Anlage 2 – Teil 2

Parameter                                    Einheit       Messwert       Grenzwert            Prüfverfahren    Parameter                                Einheit    Messwert           Grenzwert                            Prüfverfahren
                                                                           TrinkwV                                                                                                      TrinkwV
Escherichia coli (E. coli)                Anzahl/100 mL        n.n.          0         DIN EN ISO 9308-1:2014   Antimon                                   mg/L       0,00013             0,0050                DIN EN ISO 17294-2:2005
Enterokokken                              Anzahl/100 mL        n.n.          0         DIN EN ISO 7899-2:2000   Arsen                                     mg/L       0,00077              0,010                DIN EN ISO 17294-2:2005
                                                                                                                Benzo-(a)-pyren                           mg/L     < 0,0000025          0,000010                    DIN 38407-F39:2011
                                                                                                                Blei                                      mg/L
Indikatorparameter, Anlage 3                                                                                                 Sonstige Parameter

Parameter                                    Einheit      Messwert      Grenzwert/Anforderung               Prüfverfahren    Parameter                              Einheit       Messwert             Grenzwert                            Prüfverfahren
                                                                                 TrinkwV                                                                                                                TrinkwV
Aluminium                                     mg/L         < 0,010                 0,200          DIN EN ISO 17294-2:2005    Barium                                   mg/L          0,026                                      DIN EN ISO 17294-2:2005
Ammonium                                      mg/L         < 0,010                  0,50                DIN 38406-E5:1983    Basekapazität bis pH 8,2                mmol/L         0,062                                            DIN 38409-H7:2005
Chlorid                                       mg/L            7,4                   250           DIN EN ISO 10304-1:2009    Calcium                                  mg/L            47                                          DIN EN ISO 7980:2000
Clostridium perfringens einschl. Sporen   Anzahl/100 mL       n.n.                    0             TrinkwV 2001, Anlage 5   Kalium                                   mg/L            1,3                                           DIN 38406-E13:1992
Coliforme Bakterien                       Anzahl/100 mL       n.n.                    0              DIN EN ISO 6222:1999    Kobalt                                   mg/L         0,00009                                     DIN EN ISO 17294-2:2005
Eisen                                         mg/L          0,0074                 0,200          DIN EN ISO 17294-2:2005    Lithium                                  mg/L          0,0022                                     DIN EN ISO 17294-2:2005
Färbung (SAK 436 nm)                          1/m          < 0,020                   0,5             DIN EN ISO 7887:2012    Magnesium                                mg/L            7,9                                         DIN EN ISO 7980:2000
Geruch                                        TON         1 bei 25°C            3 bei 25°C               DIN EN 1622:2006    Molybdän                                 mg/L         0,00093                                     DIN EN ISO 17294-2:2005
                                                                           Für den Verbraucher                               Phosphat-Phosphor                        mg/L         < 0,003                                        DIN EN ISO 6878:2004
Geschmack                                                  neutral        annehmbar und ohne                 DEV B1/2:1971   Rubidium                                 mg/L          0,0010                                     DIN EN ISO 17294-2:2005
                                                                         anormale Veränderung                                SAK254 nm                                1/m            1,37                                         DIN EN ISO 7887:2012
Koloniezahl bei 22°C                       Anzahl/mL          n.n.               20/mL **)          TrinkwV 1990, Anlage 1   Säurekapazität bis pH 4,3               mmol/L          2,59
                                                                                                                                                                                                                                      DIN 38409-H7:2005
Koloniezahl bei 36°C                       Anzahl/mL          n.n.              100/mL **)          TrinkwV 1990, Anlage 1   Carbonathärte                            °dH            7,25
Elektrische Leitfähigkeit                    µS/cm           336              2790 bei 25°C             DIN EN 27888:1993    Sauerstoff                               mg/L           17,2                                       DIN EN 25813-G21:1992
Mangan                                        mg/L        < 0,0005                  0,05          DIN EN ISO 17294-2:2005    Silicium                                 mg/L            1,8                                      DIN EN ISO 17294-2:2005
Natrium                                       mg/L            5,4                   200                DIN 38406-E14:1992    Strontium                                mg/L           0,46                                      DIN EN ISO 17294-2:2005
Organisch gebundener Kohlenstoff (TOC)        mg/L            1,0      Ohne anormale Veränderung         DIN EN 1484:1997
Sulfat                                        mg/L            33                    240           DIN EN ISO 10304-1:2009
Trübung                                       NTU          < 0,05                   1,0                  DIN EN 7027:1999    Legende:
Wasserstoffionen-Konzentration            pH-Einheiten    7,99 / 8°C          ≥6,5 und ≤9,5      DIN EN ISO 10523-C5:2012    n.n. = nicht nachweisbar      *) Der Grenzwert bezieht sich auf die Restmonomerkonzentration im Wasser,
                                                                                                                             n.b. = nicht bestimmbar          berechnet auf Grund der maximalen Freisetzung nach den Spezifikationen
Calcitlösekapazität                        mg/L CaCo₃        -2,7                     5                DIN 38404-C10:2012
                                                                                                                             n.d. = nicht durchgeführt        des entsprechenden Polymers und der angewandten Polymerdosis
                                                                                                                                                          **) unmittelbar nach Abschluss der Aufbereitung im desinfizierten Wasser
                                                                                                                                                         ***) Untersuchung im Rahmen des vereinfachten Screenings auf radioaktive Parameter
Radioaktive Parameter, Anlage 3a                                                                                                                              im Trinkwasser. Der Parameterwert für die Richtdosis gilt ohne weitere nuklidspezifische
                                                                                                                                                              Untersuchungen ebenfalls als eingehalten, wenn die Gesamt-Alpha-Aktivitätskonzentration
Parameter                                    Einheit      Messwert             Grenzwert                    Prüfverfahren                                     gleich oder weniger als 0,05 Bq/L beträgt.
                                                                                TrinkwV
Radon-222                                    Bq/L          < 0,08                 100              KIT H-Rn-222 TWASS-01
Tritium                                      Bq/L           n.d.                  100
Gesamtrichtdosis ***)                       mSv/Jahr        n.d.                   0,1
Gesamt-Alpha-Aktivität ***)                  Bq/L          0,033                  0,05                    KIT MB SUM 003

30                                                                                                                                                                                                 Bodensee-Wasserversorgung · Geschäftsbericht 2017    31
BESCHÄFTIGTE

     Zum 31.12.2017 waren 321 Beschäftigte (Vorjahr: 320) beim                    Am Jahresende 2017 waren 91 Frauen und 230 Männer be-
     Zweckverband Bodensee-Wasserver­sorgung tätig, davon 73                      schäftigt. Der Frauenanteil beträgt somit 28,4 %.
     in Teilzeit (Vorjahr: 70) mit 22 verschiedenen lebensphasen­
     orientierten Teilzeitmodellen.                                               Die Bodensee-Wasserversorgung wird der gesellschaftlichen
                                                                                  Verpflichtung im Bereich Ausbildung gerecht. Zum Stichtag
     Die Vorgaben des Stellenplans 2017 wurden eingehalten.                       31.12.2017 waren neun Auszubildende (Vorjahr: 9) beschäftigt.
                                                                                  Zum 31.12.2017 wurden 15 Schwerbehinderte bei der Boden-
     Im gesamten Geschäftsjahr 2017 wurden 15 Personen einge-                     see-Wasserversorgung beschäftigt. Die Schwerbehinderten­
     stellt. Elf Personen haben das Unternehmen verlassen.                        quote lag damit oberhalb der vom Gesetzgeber geforderten
                                                                                  5 %-Grenze.
                                            31.12.2017         31.12.2016
                                                                                  Der Personalaufwand stieg auf 22,0 Mio. EUR (Vorjahr:
     Planstellen                                   286,5              285,5       21,4 Mio. EUR). Für die Altersvorsorge der Beschäftigten
     Personalstand:                                                               wurden 1,51 Mio. EUR (Vorjahr: 1,40 Mio. EUR) als Umlage
     Beamte                                               1                  1    in die Zusatzversorgungskasse einbezahlt.
     Entgeltempfänger                                   311                310
     Auszubildende                                        9                  9    Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben ihre Aufgaben
     Gesamt                                            321                 320    auch im Jahre 2017 mit großem Engagement erfüllt. Die Ge-
     davon Beschäftigte in Teilzeit                      73                 70    schäftsleitung dankt ihnen hierfür und spricht allen die beson-
                                                                                  dere Anerkennung aus. Dem Personalrat dankt sie für die ver-
     Am 31.12.2017 befanden sich acht Beschäftigte (Vorjahr: 8)                   trauensvolle Zusammenarbeit.
     in Altersteilzeit, davon waren fünf Personen (Vorjahr: 6) in
     der Arbeitsphase und drei Beschäftigte (Vorjahr: 2) in der Frei-
     zeitphase. Seit Einführung der Altersteilzeit im Jahr 1999
     wurde mit 79 Beschäftigten Altersteilzeit vereinbart. Die Rück-
     stellungen für Altersteilzeit betragen 0,26 Mio. EUR (Vorjahr:
     0,52 Mio. EUR).

     Stellenplan Gesamtübersicht
     330
             325
                   320
     320
                         314

     310                       307

     300                              298
                                            296
                                                  294    293   294   294    294   293   292
                                                                                              290
     290                                                                                            288                                             287
                                                                                                          285                     286   286   286
                                                                                                                282         283
                                                                                                                      281
     280

     270

             95    96    97    98     99    00    01      02   03    04      05   06    07    08    09    10    11    12    13    14    15    16    17

32                                                                                             Bodensee-Wasserversorgung · Geschäftsbericht 2017          33
JAHRESABSCHLUSS
2017

34                Bodensee-Wasserversorgung · Geschäftsbericht 2017   35
LAGEBERICHT 2017

I. GRUNDLAGEN DES UNTERNEHMENS

Geschäftsmodell des Unternehmens                                   Forschung und Entwicklung

Die Bodensee-Wasserversorgung – ein zuverlässiger                  Forschung für eine nachhaltige
und kompetenter Partner der Kommunen                               und energieeffiziente Trinkwasserversorgung

Aufgabe des Zweckverbandes Bodensee-Wasserversorgung               Neben der Erfüllung der Energieeinspar- und Effizienznormen
ist die Versorgung seiner Mitglieder mit Trinkwasser. Das Wasser   und der Zertifizierung des Energiemanagementsystems sieht
wird ausschließlich aus dem Bodensee entnommen und nach            sich die Bodensee-Wasserversorgung dazu verpflichtet,
einer mehrstufigen Aufbereitung über ein 1.700 km langes Ver-      zu analysieren, welche Optionen und Potentiale hinsichtlich
teilnetz an die 183 Verbandsmitglieder abgegeben, zu denen         einer Energieeffizienzsteigerung und Energiekostenminimie-
Städte, Gemeinden und Zweckverbände in Baden-Württemberg           rung existieren. Im Jahr 2017 wurde das Forschungsprojekt
gehören. Das Trinkwasser wird von den Mitglie­dern entweder        „Erschließung eines Lastmanagementpotentials in der Wasser­
mit Eigenwasser aus örtlichen Vorkommen gemischt oder als          versorgung zur Integration erneuerbarer Energien“ zum Ab-
reines Bodenseewasser verteilt. Des Weiteren berät und unter-      schluss gebracht. Ziel war es, mit Einführung eines Lastma-
stützt der Verband seine Mitglieder in allen trinkwasserrelevan-   nagements die betrieblichen Fahrpläne (insbesondere den Pum-
ten Fragen mit individuellen und standar­disierten Konzepten.      penbetrieb) so zu optimieren, dass ein hoher Anteil regenerati-
                                                                   ver, volatiler Energie genutzt werden kann. Die Spotmarktpreise
Bewährtes Kostenmanagement                                         der Strombörse spiegeln diese Volatilität wieder. Erste Ergeb-
                                                                   nisse zeigen in 2018, dass bereits damit eine Energiekostenein­
Die Bodensee-Wasserversorgung arbeitet ohne Gewinnerzie-           sparung möglich ist.
lungsabsicht. Zur Erreichung eines ausgeglichenen Ergebnisses
in der Gewinn- und Verlustrechnung werden die Kosten eines         Des Weiteren beteiligte sich die Bodensee-Wasserversorgung
Wirtschaftsjahres abzüglich etwaiger Erträge unter Beachtung       auch im Jahr 2017 am ReWaM-Verbundprojekt „Seezeichen“,
der Satzungsregeln nach dem Umlageverfahren auf die Beteili-       welches Tracermethoden zur Identifizierung von Grundwasser-
gungsquoten und Wasserbezüge verteilt. Somit hängt die Höhe        und Zuflusseinschichtungen und deren Einfluss auf die Wasser-
des Wasserpreises von der Entwicklung bei den Kosten bzw.          qualität und Trinkwasserversorgung am Beispiel des Bodensees
Aufwendungen einerseits und den gezeichneten Beteiligungs-         beinhaltet. Das Projekt „Seezeichen“ ist weit fortgeschritten
quoten und der bezogenen Trinkwassermenge andererseits ab.         und wird formal im Jahr 2018 abgeschlossen. Dieses For-
                                                                   schungsprojekt wird durch das Bundesministerium für Bildung
Partnerschaft durch Dienstleistungen                               und Forschung mitfinanziert. Die Bodensee-Wasserversorgung
                                                                   betreibt zusätzlich interne Forschung für die Aufbereitung so-
Neben seiner Hauptaufgabe, der Wasserlieferung, bietet der         wie Einzelfallbestimmung.
Verband seinen Mitgliedern Dienstleistungen für die örtliche
Wasserversorgung an. Das Angebot umfasst insbesondere
Betriebsführungen in unterschiedlicher, bedarfsgerechter
Ausprägung sowie Labor- und Ingenieurdienstleistungen.
Im Jahr 2017 wurden in 65 Fällen regelmäßig Betriebsfüh-
rungs- und Laborleistungen der Bodensee-Wasserversorgung
in Anspruch genommen. Hinzu kommen einzelne Ingenieur­
leistungen und einmalige Verträge.

36                                                                                                                                   Bodensee-Wasserversorgung · Geschäftsbericht 2017   37
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