2020 Gründerreport der hessischen Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern - Redaktions Netzwerk Hessen Agentur
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Gründerreport 2020 der hessischen Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern Hessischer Industrie- und Handelskammertag
2 | GRÜNDERREPORT 2020 Inhalt Vorwort 3 Wichtige Ergebnisse 4 Die hessischen Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern 6 Gewerbeanzeigen in Hessen 8 Entwicklung der Gewerbean- und -abmeldungen in Hessen 8 Fazit 9 Gewerbeanmeldungen nach IHK- und HWK-Bezirken 10 Gründungsintensität 2019 12 Fazit 12 Struktur der Gewerbeanmeldungen 16 Wirtschaftszweige IHK-Unternehmen 16 Wirtschaftszweige HWK-Unternehmen 18 Fazit 20 Rechtsformen 22 Gewerbeanmeldungen von Einzelunternehmen nach ausländischer Staatsangehörigkeit 24 Gewerbeanmeldungen von Einzelunternehmen nach Geschlecht 26 Fazit 26 Leistungen der Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern in Hessen 28 Leistungen für Gründer 28 Fachliche Stellungnahmen 32 Seminare, Sprechtage und Infoveranstaltungen 33 Fazit 34 Ihre persönlichen Ansprechpartner 35 Hessische Industrie- und Handelskammern 35 Hessische Handwerkskammern 35
GRÜNDERREPORT 2020 | 3 Vorwort Existenzgründungen sind wichtig für die Dynamik einer Volkswirtschaft. Existenzgrün- derinnen und -gründer sind innovativ und schaffen Arbeitsplätze. Die Sicherung der Unternehmensnachfolge in bestehenden Unternehmen wird dabei immer wichtiger. Die Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern sind die ersten Adressen für Gründerinnen und Gründer. Sie informieren und beraten – persönlich und online. Sie setzen sich für gute Rahmenbedingungen gegenüber der Politik ein. Ein unterneh- mensfreundliches Klima, niedrige Steuern, weniger bürokratische Hürden und ein gutes Förderinstrumentarium sind essentiell. Auf den folgenden Seiten stellen der Hessische Industrie- und Handelskammertag e. V. und die Arbeitsgemeinschaft der hessischen Handwerkskammern das Gründungsge- schehen in Hessen im Jahr 2019 und ihre Leistungen für Gründerinnen und Gründer dar.
4 | GRÜNDERREPORT 2020 Wichtige Ergebnisse Wichtige Ergebnisse Nach Jahren mit stetig abnehmenden Gründungsgeschehen gab es 2019 erstmals wie- der einen Anstieg. Da es gleichzeitig weniger Gewerbeabmeldungen gab, fiel der Grün- dungssaldo deutlich positiver aus als in den Vorjahren. Dabei rückt zunehmend das Thema Nachfolge in den Blickpunkt. Das Gründungsgeschehen findet begünstigt durch Nähe zu Kunden, Auftraggebern, Lieferanten und Netzwerken maßgeblich in Ballungsräumen und Städten statt. Auch die Gründungsintensität (Gründungen je 1.000 Einwohner) befindet sich in den städ- tisch geprägten IHK-Bezirken Frankfurt und Offenbach am Main auf dem höchsten Niveau. Über die Hälfte der Firmen wurden im Bereich der IHKs wie bereits 2018 in den Wirt- schaftszweigen Erbringung von wissenschaftlichen, technischen und sonstigen wirt- schaftlichen Dienstleistungen, Handel und Baugewerbe gegründet. Im Handwerk lagen die Schwerpunkte in den Handwerksgruppen Ausbaugewerbe, mit großem Abstand ge- folgt von persönlichen Dienstleistungen und Handwerke für den gewerblichen Bedarf. Dreiviertel der Gründungen erfolgen als Einzelunternehmen. Bei Kapitalgesellschaften ist eindeutig die GmbH am beliebtesten. 32 % der Gründerinnen und Gründer von Ein- zelunternehmen haben eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit. 36 % der Einzelunter- nehmen wurden von Frauen gegründet. 11,9 % der Beratenen gründeten 2019 aus der Arbeitslosigkeit heraus. Ca. 9,4 % wollten ein bestehendes Unternehmen übernehmen. Im Unterschied zu anderen Akteuren bieten IHKs und HWKs den Gründungsinteres- senten zuverlässig seit Jahren ein hochwertiges, stark nachgefragtes Leistungsangebot an. Die beiden Organisationen haben 2019 in Hessen 17.700 Beratungsgespräche ge- führt und 13.600 Veranstaltungsteilnehmer im Gründungsbereich betreut. In 750 Fällen wurde mit Gutachten geholfen. Die Gründungswerkstatt Hessen (www.gruendungs- werkstatt-hessen.de) ist ein leistungsfähiges Werkzeug. Die Online-Angebote werden ständig ausgebaut. Besonderer Vorteil ist die immer vorhandene Nähe zur persönlichen Unterstützung durch eine Beraterin oder einen Berater der HWK oder IHK. Zur Belebung des Gründungsgeschehens muss jungen Menschen bereits in der Schu- le der optionale Weg in die Selbstständigkeit verbunden mit einem positiven Unter- nehmerbild vermittelt werden. Dabei sollte ein Fokus der Politik auf dem ländlichen Raum und der Thematik Nachfolge liegen. Begleitet werden sollte dies durch die flä- chendeckende Bereitstellung von leistungsfähiger Breitbandinfrastruktur, um in allen Landesteilen datenbasierte Gründungen zu fördern. Frauen sollten ermutigt werden, zu gründen oder ein Unternehmen zu übernehmen. Die Vereinbarkeit von Familie und Selbstständigkeit muss durch Schaffung von Infrastruktur zur Kinderbetreuung und bedarfsgerechten Angeboten verbessert werden. Durch die Corona-Pandemie wird das Jahr 2020 sicher auch im Gründungsgeschehen deutliche Veränderungen erfahren, wobei sich aus der schwierigen, von Unsicherheit geprägten Situation heraus auch Chancen für Gründungen mit interessanten Dienst- leistungen und Produkten ergeben werden. Die HWKs und IHKs werden auch diesen Gründerinnen und Gründern bei ihrem Start wertvolle Hilfe geben.
2020 | 5 HWK KASSEL | Optiker GRÜNDERREPORT GRÜNDERPORTRÄT Gegen den Trend? Zitiert Mit der Gründung von Fulle Optik in Kassel haben Andreas Schmidt, Augenoptiker- meister und staatlich geprüfter Augenoptiker, und seine Frau Saskia im November 2019 ein im besten Sinne traditionelles Augenoptik-Fachgeschäft eröffnet, das sich bewusst gegen einen fortschreitend horizontalen Markt stellt. Dieser Markt ist immer mehr ge- prägt von Ketten, die entweder eigene Produktionsanlagen im Ausland betreiben oder von großen Fassungs- und Glasherstellern, die über Filialen ihre Produkte vertreiben. Daneben gewinnt das Online- und Hybridgeschäft immer mehr an Bedeutung. Über- wiegend findet man dort große Modemarken als lizensierte Label. Der Gegenentwurf von Fulle Optik zeichnet sich durch eine Reihe von Faktoren aus, die den Kunden in den Mittelpunkt stellen: Eine Ladengestaltung, die nicht nur Fassungen präsentiert, sondern die Gemütlichkeit eines Wohnzimmers verbreitet, um sich die Zeit zu nehmen, auf Wünsche, Bedürfnisse und den persönlichen individuellen Bedarf im ausführlichen Dialog einzugehen. Ein weiterer Eckpfeiler ist das Fassungsangebot, das „Wir haben uns einen Traum erfüllt.“ in erster Linie lokale Eigenmarken und hochwertige Manufakturfassungen deutscher Saskia und Andreas Schmidt Hersteller, auch maßgefertigt, umfasst. Viele dieser Manufakturen setzen dabei wieder auf traditionelle Handwerkskunst. Hierbei arbeitet Herr Schmidt intensiv mit einem Fas- Fulle Optik Inh. Andreas Schmidt sungsbauer zusammen, der Handarbeit, Nachhaltigkeit und Mode perfekt zu verbinden Entenanger 7 weiß. 34117 Kassel Tel. 0561 93726333 Kombiniert wird das Fassungssortiment mit modernster Mess- und Analysetechnik info@fulleoptik.de führender Anbieter und Lieferanten von High-Tech-Brillengläsern, die in Deutschland www.fulleoptik.de gefertigt werden. Damit wird ein weiterer Baustein umgesetzt, nämlich die Wertschöp- Bildquelle: Fulle Optik fung weitestgehend in Deutschland zu realisieren. Entscheidend ist auch die Endferti- gung der Brille aus Fassung und Gläsern in der hauseigenen, offen gestalteten Werk- statt, wo der Kunde die Entstehung seiner Brille mitverfolgen kann. Die sich aus diesen Komponenten ergebende Nachhaltigkeit durch kurze Transport- wege, wertbeständige Materialien und hochwertige Verarbeitung vor Ort, spiegelt das Gefühl dieser Zeit, dass ein schneller, oftmals billiger und Ressourcen verschlingender Konsum nicht mehr adäquat ist. In dieser Hinsicht sind sie also sicher nichts gegen den Trend: HANDGEMACHT – REGIONAL – ECHT. Die Handwerkskammer Kassel hat Familie Schmidt im Rahmen des kostenfreien Bera- tungsangebotes während der Gründungsphase intensiv unterstützt und begleitet. Auch in der Nachgründungsphase stehen die Betriebsberater den Gründern und Unterneh- mern mit Rat und Tat zur Seite.
6 | GRÜNDERREPORT 2020 Die hessischen Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern Handwerkskammer Bezirk Kassel IHK Kassel-Marburg IHK Lahn-Dill IHK Gießen-Friedberg IHK Fulda IHK Limburg a. d. Lahn IHK Frankfurt a. M. IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern IHK Wiesbaden Handwerkskammer IHK Offenbach a. M. Bezirk Wiesbaden IHK Darmstadt, Rhein-Main-Neckar Handwerkskammer Bezirk Frankfurt-Rhein-Main
IHK KASSEL | Großhandel | 7 GRÜNDERPORTRÄT Die nächste Generation Zitiert startet durch Neue edm-Geschäftsführer Jana und Marc Ditzel setzten bei der Übergabe auf Bera- tung der IHK Kassel-Marburg. Die Wahl des Nachfolgers ist keine leichte. Gut, wenn dieser aus den eigenen Reihen kommt. Wie bei der edm GmbH & Co. KG in Fuldabrück. Der technische Großhandel wurde bislang von Armin Ditzel und Holger Auler geführt. Seit diesem Jahr sind nun Jana und Marc Ditzel geschäftsführende Gesellschafter. Eine große Aufgabe, die die beiden auch Dank der IHK-Beratung im Vorfeld sicher meistern. Denn als die Entscheidung gefallen war, dass edm künftig ganz in den Händen der Familie Ditzel liegen sollte und Teilhaber Holger Auler seine Anteile abgeben wollte, setzten sich die Teilhaber das Ziel, die Firma bis Ende 2019 zu übergeben. „Ganz grund- „Als Familie gemeinsam handeln." legende Fragen nach dem genauen Vorgang der Übergabe und auch der korrekten An- Jana und Marc Ditzel tragsstellung kamen plötzlich auf uns zu“, erinnert sich Jana Ditzel. Als erste neutrale Anlaufstelle für ihr Vorhaben nahmen die Geschwister Kontakt mit der IHK Kassel-Mar- edm GmbH & Co. KG Crumbacher Str. 27 burg auf. „Wir haben nicht nur von der Beratung profitiert, sondern auch vom Netzwerk 34277 Fuldabrück der Handelskammer“, sagt Marc Ditzel. Mithilfe der IHK-Beraterin konnten die Jungun- Tel. +49 561 450700-0 ternehmer Stolpersteine vermeiden, sich die Form des Übergangs genau überlegen und Fax: +49 561 450700-115 bekamen eine Vielzahl hilfreicher Unterlagen an die Hand, wie sie erzählen. info@edm-kassel.de www.edm-kassel.de „Uns wurde aufgezeigt, welche Förderprogramme wir nutzen können, bekamen Hilfe Bildquelle: Stefanie Richter bei der Auswahl der passenden Töpfe und der Antragsstellung“, so Marc Ditzel. Als besonders wertvoll stellte sich die Unterstützung eines Finanznavigators des RKW Hes- sen heraus. „Unser Berater hat uns unheimlich viele Dinge abgenommen und sich voll eingesetzt, dass alles in kurzer Zeit korrekt über die Bühne ging“, lobt Jana Ditzel die Leistung des Experten. Auch in der Zeit nach der Geschäftsübergabe können die Ge- schwister auf seine Hilfe zählen. „Das hilft uns sehr“, sagt Jana Ditzel. „Denn unter der Übergabe darf das Tagesgeschäft nicht leiden.“ Über 2500 Kunden aus ganz Deutschland bedient das Unternehmen, dessen Stärken neben der Antriebs-, Schmier- und Kunststofftechnik auch im Bereich Arbeitsschutz und Werkstattbedarf liegen. „Unsere Kunden schätzen unsere schnelle Lieferfähigkeit dank unserer 40.000 vorrätigen Artikel“, sagt Marc Ditzel. „Den Bereich der Montagen für Förder- und Elektrotechnik möchten wir in Zukunft weiter ausbauen.“
8 | GRÜNDERREPORT 2020 Gewerbeanzeigen in Hessen Entwicklung der Gewerbean- und -abmeldungen in Hessen Abbildung 1: Gewerbean- und –abmeldungen in Hessen 2014 – 2019 74000 72000 70000 68000 66000 64000 62000 60000 58000 56000 54000 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Quelle: Eigene Darstellung, Hessisches Statistisches Landesamt, Gewerbeanzeigen in Hessen im Jahr 2019 Anmeldungen Abmeldungen Abbildung 2: Saldo der Gewerbean- und –abmeldungen in Hessen 2014 – 2019 4000 3000 2000 1000 0 -1000 -2000 -3000 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Quelle: eigene Berechnungen, Hessisches Statistisches Landesamt, Gewerbeanzeigen in Hessen im Jahr 2019 Saldo
GRÜNDERREPORT 2020 | 9 Abbildung 3: Arbeitslosenquoten 2014 - 2019 6,0 % 5,7 5,5 5,5 % 5,3 5,0 5,0 % 4,6 4,5 % 4,4 4,0 % 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt in Zahlen, Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen, Frankfurt Fazit Auf den Punkt ■ Existenzgründungen nehmen erstmals seit fünf Jahren wieder zu. ■ In 2019 wurden 1.299 Unternehmen mehr gegründet als im Jahr zuvor. ■ Hessen kann einen positiven Gründungssaldo von 2.047 Unternehmen verzeichnen. ■ Die gute Binnenkonjunktur lässt das Interesse an Existenzgründungen wieder stei- gen. ■ Die Sicherung der Unternehmensnachfolge gewinnt immer mehr an Bedeutung. Der wachsenden Zahl an aus Altersgründen übergabereifen Unternehmen stehen immer weniger Gründungsinteressierte gegenüber. Konsequenzen ■ Das Thema Gründung und Selbstständigkeit stärker in der Gesellschaft verankern. ■ Durch ökonomische Bildung an den Schulen und Hochschulen mehr Interesse we- cken, Unternehmer zu werden. ■ Mehr Menschen motivieren, ein Unternehmen zu gründen. ■ Mehr Gründer für die Option Nachfolge interessieren.
10 | GRÜNDERREPORT 2020 Gewerbeanmeldungen nach IHK- und HWK-Bezirken Tabelle 1: Gewerbeanmeldungen insgesamt nach IHK-Bezirken 2019 IHK 2019 2018 Veränderungen Frankfurt a. M. 13.633 13.179 454 Darmstadt 10.241 10.290 -49 Kassel-Marburg 9.540 8.837 703 Gießen-Friedberg 6.368 6.257 111 Offenbach a. M. 5.627 6.113 -486 Wiesbaden 4.902 4.678 224 Hanau-Gelnhausen-Schlüchern 4.147 4.057 90 Lahn-Dill 2.339 2.127 212 Fulda 1.767 1.632 135 Limburg 1.615 1.710 -95 GESAMT 60.179 58.880 1.299 Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Gewerbeanzeigen in Hessen im Jahr 2019 Tabelle 2: Gewerbeanmeldungen aus dem Handwerk nach HWK-Bezirken 2019 HWK 2019 2018 Anlage A Anlage B1 Anlage B2 Anlage A Anlage B1 Anlage B2 Frankfurt-Rhein-Main 946 2.252 1.048 954 2.132 994 Wiesbaden 793 1.507 732 741 1.433 627 Kassel 492 794 332 450 615 338 GESAMT 2.231 4.553 2.112 2.145 4.180 1.959 Quelle: Betriebsstatistik Hessische Handwerkskammern 2019
GRÜNDERREPORT 2020 | 11 Abbildung 4: Gewerbeanmeldung nach IHK-Bezirken 2019 70000 60000 50000 40000 70000 30000 Darmstadt Frankfurt a. M. Fulda 20000 Gießen-Friedberg Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern Kassel-Marburg 10000 Lahn-Dill Limburg Offenbach a. M. 0 Wiesbaden 2015 2016 2017 2018 2019 Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Gewerbeanzeigen in Hessen im Jahr 2019 Abbildung 5: Gewerbeanmeldung nach HWK-Bezirken 2019 10000 8000 6000 4000 2000 Kassel Wiesbaden 0 Frankfurt-Rhein-Main 2015 2016 2017 2018 2019 Quelle: Betriebsstatistik Hessische Handwerkskammern 2019
12 | GRÜNDERREPORT 2020 Gründungsintensität 2019 Tabelle 3: Gründungsintensität 2019 – Gewerbeneuerrichtungen je 1.000 Einwohner IHK Gründungsintensität 2019 Gründungsintensität 2018 Gründungsintensität 2017 Frankfurt 9,71 8,97 9,23 Offenbach 9,18 10,32 10,63 Wiesbaden 8,39 8,05 8,00 Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern 8,14 7,68 8,36 Darmstadt 7,51 7,63 7,60 Limburg 7,44 7,90 7,72 Gießen-Friedberg 7,32 7,27 7,78 Kassel 6,72 6,14 6,43 Fulda 6,23 5,62 6,14 Lahn-Dill 5,87 5,32 5,72 Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Gewerbeanzeigen in Hessen im Jahr 2019, eigene Berechnungen Fazit Auf den Punkt ■ Das Gründungsgeschehen konzentriert sich vor allem auf Ballungsräume und Städte. ■ Wie schon in den Vorjahren verzeichnet die Rhein-Main-Region die meisten Neuan- meldungen in Hessen. ■ In Ballungsräumen bilden die höhere Dichte an potenziellen Auftraggebern, Kun- den und Lieferanten, viele Netzwerke und Cluster, kurze Wege und schnelle Daten- übertragung sowie das breite wie auch tiefe Know-how auf engstem Raum einen besonders fruchtbaren Nährboden für Unternehmensgründungen. ■ Bei der Gründungsintensität heben sich die IHK-Bezirke Frankfurt und Offenbach am Main mit den meisten Gründungen je 1.000 Einwohner ab. IHK-Bezirke mit hö- herem Anteil an ländlich geprägtem Raum verzeichnen dagegen eine niedrigere Gründungsintensität. Konsequenzen ■ Fokus auf den ländlichen Raum verstärken. ■ Flächendeckende, hochleistungsfähige Internet-Infrastruktur schaffen, die Unter- nehmertum auch außerhalb der Ballungsräume fördert. ■ An ausgewählten Orten bei der Netzwerkbildung unterstützen.
IHK DARMSTADT | Motorradbau | 13 GRÜNDERPORTRÄT Zweiradromantik ganz ohne Zitiert Schnickschnack Leon Tremels Leidenschaft ist das Motorradfahren. Für den 24-Jährigen aus Groß-Zim- mern sind Bikes mehr als nur ein Hobby. Nach seiner Ausbildung zum technischen Mo- dellbauer gründete er 2016 mit „Tremel-Engineering“ seine eigene Firma. Die Geschäfts- idee: ein Motorrad mit Wasserstoffantrieb entwickeln und produzieren. Den Entschluss, sich selbstständig zu machen hatte er bereits während seiner Ausbildung bei einem Autozulieferer gefasst: „Ich habe in dem Betrieb viele Dinge gesehen, die mich gestört haben. Da habe ich mir gedacht: Ich will das selber besser machen“, sagt Leon Tremel. „Ein Motorrad zu bauen war für mich aber erstmal nicht finanzierbar. Also habe ich ein Zwischenprojekt gestartet − auch um noch mehr Erfahrung zu sammeln“, erklärt der Jungunternehmer. Daher begann er 2018 mit der Entwicklung eines eigenen Mopeds. Das Model mit dem Namen „Zimmner“ ist mittlerweile zum voll funktionstüchtigen „Beim Netzwerken gilt: Sei der Letzte der geht.“ Prototyp gereift. Um Kosten bei Einzelteilen zu sparen, nutzt der Tüftler einen 3D-Dru- cker. Mit diesem lassen sich Änderungen an dem Prototypen relativ kostensparend und Leon Tremel unkompliziert umsetzen. Für den Antrieb des Mopeds kommt ein Elektromotor zum Tremel Engineering UG Einsatz. Dessen Batterien können ganz einfach an der heimischen Steckdose aufgeladen Geschäftsführer Leon Tremel werden. Die Vorteile eines solchen Motors liegen für Leon Tremel auf der Hand: „Ein Darmstädter Straße 18 Elektromotor ist nicht nur kostengünstig in der Anschaffung, leise und umweltscho- 64846 Groß-Zimmern nend, sondern lässt sich auch sehr entspannt fahren.“ Beim Aussehen orientierte er future@tremel.engineering sich an Mopeds aus den 1930er und 40er Jahren. „Das Design von Vorkriegsmaschinen https://tremel.engineering ist einfach zeitlos. So ganz ohne Schnickschnack. Bei einem modernen Look droht die Bildquelle: Klaus Mai / IHK Darmstadt Gefahr, schnell aus dem Trend zu fallen“, erläutert er seine Entscheidung. Der nächste Schritt für Tremel-Engineering soll der Start in die Massenproduktion sein. Da aber nicht nur Materialkosten, sondern auch behördliche Auflagen eine große finan- zielle Belastung bedeuten, bietet Leon Tremel nicht nur die Vorbestellung der Maschine an, sondern sucht auch Investoren. Das Know-how, das es für die Unternehmensführung braucht, hat der Modellbauer sich selbst angeeignet, kann aber auch auf das Wissen von Freunden und Unterstützern zurückgreifen. Einige von ihnen sind ebenfalls Gründer, die Leon Tremel durchs Netz- werken kennengerlernt hat. Daher hat er auch für Netzwerk-Veranstaltungen wie den IHK Gründer-Talk einen wichtigen Tipp für alle Unternehmer: „Beim Netzwerken gilt: Sei der Letzte der geht.“
14 | GRÜNDERREPORT 2020 Gründungsintensität 2019 Abbildung 6: Gewerbeneuerrichtungen je 1.000 Einwohner 6,72 5,87 IHK Kassel-Marburg IHK Lahn-Dill 7,44 IHK Limburg 1 6,23 IHK Fulda 9,71 2 IHK Frankfurt a. M. 3 4 5 8,14 7 IHK 6 8 Hanau-Gelnhausen- 8,39 9 Schlüchtern IHK Wiesbaden 10 9,18 IHK 7,51 Offenbach a. M. 7,32 IHK Darmstadt IHK Gießen-Friedberg Quelle: eigene Berechnungen, Hessisches Statistisches Landesamt, Gewerbeanzeigen in Hessen im Jahr 2019
IHK LAHN-DILL | Lebensmittel | 15 GRÜNDERPORTRÄT Vom familiären Bio-Hühnerhof Zitiert zum Bioladen „Dein Bioladen“ in Wetzlar ist seit 2016 die Adresse für feine Naturkost. Von Anfang an war es das Ziel, der Partner für die Region zu sein. Der Anspruch war und ist es immer geblieben: Regional erste Wahl! Aus der anfänglichen Leidenschaft vom fami- liären Bio-Hühnerhof und der Idee, die eigenen Produkte – regionales Gemüse und ein kleines Grundsortiment – zu verkaufen, ist innerhalb von vier Jahren der rund 500 Quadratmeter große Bioladen entstanden. Seit der Eröffnung 2016 arbeitet das „Dein Bioladen“-Team mit vollem Eifer und Leidenschaft unentwegt an der Vervollkommnung seines Angebots und an neuen Verkaufsideen. „Beim Einschlagen neuer Wege standen die Berater der IHK Lahn-Dill sowie ihre Netzwerkpartner jederzeit hilfreich zur Seite“, lobt Unternehmer Jonathan Penner. Den Mittelpunkt des Unternehmens stellt die regionale Vielfalt der Produkte dar, von „Mein Motto: Regional erste Wahl! “ denen viele aus Kooperationen mit regionalen, zertifizierten Landwirten von Bioland- Jonathan Penner wirtschaftsbetrieben aus der Umgebung stammen. „Dein Bioladen“-Geschäftsführer Jonathan Penner setzt auf die Vermarktung eines vollwertigen Bio-Konzepts mit Fleisch Dein Bioladen Johann-Sebastian-Bach-Str. 1 und allem, was dazu gehört. 35578 Wetzlar Tel. 06441 4449686 Dies zeigt auch das seit 2018 eröffnete Bio-Bistro, welches an die Verkaufsfläche des deinbioladen@gmail.com Ladens anschließt. Von Montag bis Samstag lädt es zum Genießen von Kaffee und Ku- www.deinbioladen.com chen sowie dem täglich wechselnden Angebot an leckeren Bio-Gerichten ein. Von war- men Gerichten, Salaten, kalten Getränken, vegetarischen und veganen Speisen ist alles Bildquelle: Jonathan Penner dabei. Dazu bietet das Unternehmen seit neustem einen Bio-Catering-Service an, um Firmen, Kindergärten wie auch Schulen mit vollwertigen und frischen Bio-Gerichten und Salaten zu versorgen. Mit dem umfangreichen Verpackungslossystem, bietet „Dein Bioladen“ seinen Kunden die Möglichkeit zum verpackungslosen Einkaufen und Abfüllen in mitgebrachten – oder direkt im Laden erhältlichen – Dosen oder Mehrwegbehältern. Verschiedene Produkte wie Nudeln, Reis, Kaffee, Nüsse und Trockenfrüchte lassen sich dadurch je nach Bedarf einkaufen. Ganz neu ist der eingerichtete Online-Shop auf der Webseite. Über 2.500 Produkte so- wie das Mittagsangebot lassen sich dadurch bequem von zu Hause aus bestellen. Gelie- fert wird mit dem hauseigenen Lieferdienst des Unternehmens, erklärt Jonathan Penner. Immer nach dem Motto: Regional erste Wahl!
16 | GRÜNDERREPORT 2020 Struktur der Gewerbeanmeldungen Wirtschaftszweige IHK-Unternehmen Abbildung 7: Gewerbeanmeldungen nach Wirtschaftszweigen 2018 2019 Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 256 288 2.488 Verarbeitendes Gewerbe, Energie, Wasser 2.846 7.417 Baugewerbe 7.238 Handel; Instandhaltung 12.120 und Reparatur von K raftfahrzeugen 12.363 2.080 Verkehr und Lagerei 2.295 4.287 Gastgewerbe; Beherbergungen und Gastronomie 4.311 2.785 Information und Kommunikation 2.834 Erbringung von Finanz- und Versicherungs- 4.086 dienstleistungen, Grundstücks- und Wohnungswesen 4.005 14.160 Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen, 14.033 technischen und sonst. wirtschaftlichen Dienstleistungen 5.907 Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 6.356 3.294 Sonstige 3.610 0 4000 8000 12000 16000 Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Gewerbeanzeigen in Hessen im Jahr 2019
IHK FULDA | Hanfprodukte | 17 GRÜNDERPORTRÄT Die Zukunft ist Grün – Zitiert ein Hanf Start-Up Nutzhanf, Cannabis Sativa L., so der botanische Name, drängt immer mehr in Form ver- schiedenster Produkte auf europäische Märkte. Ob als Lifestyle-Accessoire, Kosmetik, Lebensmittel oder Medizin, das Angebot steigt. Drei Jungunternehmer aus Fulda haben diesen Trend 2018 ins Visier genommen und eins der ersten hanf-verarbeitenden Start- Ups in Deutschland gegründet. Kerim Viebrock, Marc Graf und Philipp Gärtner haben sich damit einer schweren Aufga- be gestellt. Denn die Branche ist noch sehr neu und es gibt kaum vorhandenes Wissen, auf das man zurückgreifen kann. Auch die rechtliche Lage ist äußerst undurchsichtig, weshalb selbst bei Behörden noch viel Verwirrung herrscht, weiß Philipp Gärtner zu be- richten. Das sorgte auch für die lange Aufbau- und Entwicklungsphase von über einem Jahr bis zur Entstehung des ersten Produktes. „Es ist an der Zeit, dass wir endlich damit An- fangen, dass volle Potenzial der Nutzpflanze Hanf auszuschöpfen.“ „Seit Februar 2020 sind wir mit unseren GREEN PIONEERS Hanf Krafttropfen im Ver- kauf“, erzählt Marc, „Das bisherige Kundenfeedback ist überwältigend.“ „Es ist eigentlich Marc Graf, Philipp Gärtner, Kerim Viebrock ein Unding, dass diese Pflanze so lange unter Generalverdacht stand“, pflichtet Kerim green pioneers GmbH & Co. KG bei. In 2019 entstand in diesem Pilotprojekt die erste legale Hanfplantage Osthessens Malkeserstraße 1 seit 1961. Unterstützung erfuhren die jungen Gründer dabei nach eigenen Angaben 36041 Fulda Hotlinenummer: +49 6058 51499909 durch das Beratungsangebot und die Plattformen der IHK-Fulda. Vor allem im betriebs- wirtschaftlichen Bereich und durch das Knüpfen neuer Kontakte wurde ihnen hier kräf- info@green-pioneers.de tig unter die Arme gegriffen. www.green-pioneers.de Bildquelle: green pioneers GmbH & Co. KG Innerhalb des Modellanbaus auf sechs Hektar mit einem lokalen Landwirt sammelten die drei Gründer wertvolles Know-how. Außerdem bereisten sie Anfang 2019 auch An- lagen in der Schweiz und in Österreich. Im Vergleich zu anderen europäischen Staaten ist Deutschland in Sachen Nutzhanf weit im Rückstand. Für ihre Produkte sehen die jungen Unternehmer vor allem Freizeitanwender als Ziel- gruppe. Für den Anfang gingen sie mit einem CBD-Aroma-Öl auf dem Markt. Aber die nächsten Produkte sind bereits in Arbeit. Bis zum Ende des Jahres soll das Produktport- folio noch um Kosmetik, Lebensmittel und Nahrungsergänzung erweitert werden. Auch die Anbauflächen ihrer mittlerweile fünf Vertragslandwirte hat sich mit inzwischen 32,5 Hektar deutlich vergrößert. Die drei Gründer sind davon überzeugt, dass die Nachfrage nach Hanfprodukten in den kommenden Jahren deutlich wächst. Der Zeitgeist verlangt immer mehr nach nachhal- tigen und naturnahen Produkten. Mit Hanf können umweltfreundliche Alternativen in fast allen Bereichen unseres Lebens entstehen, von Papier über Baustoffe bis zu Pro- dukten im Gesundheitswesen lässt sich fast alles aus dieser Pflanze herstellen. Nutz- hanf bindet schon beim Wachstum unglaublich viel CO2 und lässt sich nahezu überall anbauen, was lange Transportwege unnötig macht. Hanf wird der Rohstoff der Zukunft.
18 | GRÜNDERREPORT 2020 Wirtschaftszweige HWK-Unternehmen Abbildung 8: Gewerbeanmeldungen nach Handwerksgruppen (Anlage A, B1 und B2) 2018 2019 2.145 Anlage A 2.231 4.180 Anlage B1 4.553 1.959 Anlage B2 2.112 0 1000 2000 3000 4000 5000 Quelle: Betriebsstatistik Handwerk Anlage A, B1 und B2, Stand der Handwerksrollen 2019 Abbildung 9: Gewerbeanmeldungen nach Handwerksgruppen 2018 2019 694 Bauhauptgewerbe 724 3.511 Ausbaugewerbe 3.874 Handwerke für den 1.419 gewerblichen Bedarf 1.528 223 Kraftfahrzeuggewerbe 226 138 Nahrungsmittelhandwerke 154 96 Gesundheitsgewerbe 70 Persönliche 2.203 Dienstleistungen 2.320 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 Quelle: Betriebsstatistik Handwerk Anlage A, B1 und B2, Stand der Handwerksrollen 2019
HWK WIESBADEN | Kälteanlagen | 19 GRÜNDERPORTRÄT Traumberuf: Handwerker Zitiert Kälteanlagenbauermeister Daniel Feige aus Eltville wagte den Sprung in die Selbststän- digkeit. „Gründen ist einfacher als gedacht. Klar, viel Planungsarbeit gehört dazu, aber es lohnt sich. Man sollte nur nicht zu schnell aufgeben, jeden Tag fleißig sein und ge- wissenhaft arbeiten. So entwickelt man sich auch weiter – sowohl persönlich als auch den eigenen Betrieb“, dieses Fazit zieht Daniel Feige, nachdem er vor gut einem Jahr sein eigenes Unternehmen „Kälte Klima Feige“ in Eltville gegründet hat. Der 30-Jähri- ge Kälteanlagenbauermeister widmet sich den Aufgaben der Raumklimatisierung, der Kühlung für Lüftungsanlagen sowie der Kühltechnik für beispielsweise die Gastrono- mie – und legte damit einen mehr als erfolgreichen Start hin. Bereits sechs Monate nach seiner Betriebsgründung stellte er einen Mitarbeiter ein. Langfristig wünscht er sich, ein Ausbildungsbetrieb zu werden. Dass er ins Handwerk gehen wollte, wusste Daniel Feige schon immer. Eigentlich wollte er Elektroniker oder Metallbauer werden, doch dazu ist es nicht gekommen. Auf Um- „Solange man etwas reparieren kann, möchte ich Bestehendes erhalten.“ wegen absolvierte er eine Ausbildung zum Kältemechatroniker. Diese augenscheinliche Liebe auf den zweiten, beziehungsweise dritten Blick, entpuppte sich jedoch nach nur Daniel Feige kurzer Zeit als Traumberuf. Besonders fasziniert habe ihn die Vielfältigkeit des Berufes, Kälte Klima Feige denn dieser beinhalte die Bereiche Sanitär, Elektronik, Metallbearbeitung und Steue- Eberbacher Straße 88 rungstechnik. Der 30-Jährige arbeitete zehn Jahre als Geselle, bevor sich ihm die Chance 65346 Eltville bot, einen bestehenden Betrieb zu übernehmen. Nach dem Erlangen des dafür erforder- Tel. 0170 4323762 lichen Meisterbriefes beschloss er kurzerhand, etwas Neues aufzubauen. Dafür nutze er kaelte.klima.feige@gmail.com die ausführliche Existenzgründungsberatung der Handwerkskammer Wiesbaden. www.kaelte-klima-feige.de Bildquelle: HWK Wiesbaden Was Daniel Feige an seiner Selbstständigkeit besonders mag? „Ich bin mein eigener Chef und kann nach meinen eigenen Vorstellungen arbeiten und meine persönlichen Werte umsetzen, wie beispielsweise das Reparieren von Objekten oder Anlagen. Ich bin kein Freund davon, immer alles neu zu kaufen, denn es wird insgesamt zu viel weggeworfen. Solange man etwas reparieren kann, möchte ich für meine Kunden Bestehendes erhal- ten“, betont er. Dem Handwerksmeister liegt auch die Zukunft seines Berufsstandes sehr am Herzen. „Jeder sollte einen Beruf ausüben, der ihm wirklich Freude bereitet – aber Handwerker werden immer gebraucht“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Daniel Feige ist überzeugt davon, dass viele das Handwerk unterschätzen. Es sei abwechslungsreich und spannend und durch die Berührungspunkte mit anderen Gewerken auch berei- chernd. Mit seinem Sprung in die Selbstständigkeit ist Daniel Feige seinem Traum einen Schritt näher: ein zeitgemäßes und zukunftsorientiertes Handwerk nach seinen eigenen Vorstellungen auszuüben.
20 | GRÜNDERREPORT 2020 Fazit ■ ■ Die Branchenverteilung 2019 ist zu den Vorjahren nahezu unverändert. Die meisten Gründer der IHKs interessierten sich für die wissensintensiven Dienst- leistungen, gefolgt vom Handel und dem Baugewerbe. Im Ranking der Gewerbean- meldungen nach Wirtschaftszweigen belegen das sonstige Dienstleistungsgewerbe sowie das Beherbergungs- und Gastronomiegewerbe die weiteren Plätze. Gegen- über dem Vorjahr gestiegen sind die Gewerbeanmeldungen in den Bereichen des verarbeitenden Gewerbes sowie der Information und Kommunikation, leicht gefal- len hingegen ist die Zahl der Anmeldungen in den Bereichen Finanz- und Versiche- rungsdienstleistungen, Grundstücks- und Wohnungswesen. ■ Besonders beliebt bei den HWKs sind die Handwerksgruppen des Ausbaugewerbes, der Persönlichen Dienstleistungen sowie der Handwerke für den gewerblichen Be- darf. ■ Bei den Handwerkern mit Meisterpflicht (Anlage A) sind Friseure die am stärksten vertretene Gruppe unter den Gründern, gefolgt von Maurern und Betonbauern so- wie Elektrotechnikern. ■ Gebäudereiniger werden bei den zulassungsfreien Handwerken (Anlage B1) am häufigsten für eine Gründung gewählt. Fliesen-, Platten- und Mosaikleger sowie Raumausstatter folgen auf weiteren Plätzen. ■ Die häufigsten Gründungen bei den handwerksähnlichen Berufen (Anlage B2) sind bei den Kosmetikern, im Bereich des Einbaus genormter Baufertigteile sowie bei den Kabelverlegern im Hochbau zu verzeichnen.
IHK WIESBADEN | Gastronomie | 21 GRÜNDERPORTRÄT Bei Anruf Nachfolge Zitiert Der Anruf aus der Heimat kam unerwartet. Mit einem Mal musste Vanessa von Falz- Fein, die damals noch mitten im Master-Studium steckte, ihre Zelte in München ab- brechen. Ein Krankheitsfall in der Familie erforderte die Rückkehr nach Wiesbaden. Die private Aufgabe stand im Vordergrund, doch schnell war klar, dass eine weitere hin- zukommt: Die Theo’s GASTRO Vermietungs-Service GmbH, konnte in dieser Zeit nicht steuerlos bleiben. Verwaltungsaufgaben waren zu erledigen, Kunden und Mitarbeiter zu betreuen. Urplötzlich stand die damals 23-Jährige an der Spitze des Familienunterneh- mens, das sie von Kindesbeinen an kannte und dessen Übernahme für sie damals noch weit in der Zukunft lag. Den Grundstein hatte ihr Vater Theo Corves von Falz-Fein im Jahr 1997 gelegt. Mit den Jahren wuchs das Unternehmen und stattet heute Events von „2 Personen bis 5.000 Personen“ aus, wie es in der eigenen Werbung heißt. Zum Angebot gehören nicht nur Gläser, Bestecke, Möbel und Zelte, sondern vor allem auch Küchen- sowie Kleinequip- „Bei allen persönlichen Stärken ist es wichtig, sich auch eingestehen zu können, worin man ment, das vor und hinter den Kulissen einer Veranstaltung benötigt wird. nicht stark ist.“ Ihre Ambitionen als Unternehmerin bewies Vanessa von Falz-Fein schon 2007, als sie im v. l.: Daniela, Vanessa und Theo Corves von Falz-Fein Alter von 17 Jahren gemeinsam mit einem Freund ihr eigenes Unternehmen gründete: Mit der Theo’s Personal Vermietungs-Service GmbH wird nicht nur der Personalbedarf Theo´s Gastro Vermietungs – Service GmbH eigener Veranstaltungen gedeckt, die Mitarbeiter sind auch bei Events externer Veran- Daimlerring 13 65205 Wiesbaden-Nordenstadt stalter und in Hotels im Einsatz. Tel. 06122 7023-0 Fax 06122 7023-27 Inzwischen ist die Übergabe des Unternehmens gelungen. Dabei sieht Vanessa von Falz- info@theos-gastro.de Fein beide Generationen in der Pflicht, aufeinander zuzugehen. Regelmäßige Abspra- www.theos-gastro.de chen seien ebenso wichtig wie Respekt vor dem Erbe auf der einen Seite und Offenheit für „frischen Wind“ auf der anderen. Auch wenn die Unternehmerin das Ruder nun Bildquelle: Theo’s GASTRO fest in der Hand hält, stehen ihr ihre Eltern weiterhin zur Seite. Ihre Mutter, Daniela von Falz-Fein, berät sie als Geschäftsführerin in Belangen der Unternehmensführung. Ihr Vater, einstiger Gründer und bis heute Namensgeber, betätigt sich weiterhin in der Logistik. Ohne den plötzlichen Ruf nach Wiesbaden wäre vieles wohl anders gelaufen. Dank der Voraussicht der Eltern – ein Teil der Unternehmensanteile war bereits auf die Tochter sowie auf einen Treuhänder überschrieben – fiel diese organisatorische Aufgabe et- was leichter. Eine Feuertaufe war es ohne Frage trotzdem, angefangen bei der Suche nach Pin-Codes für Bankkonten bis hin zur reibungslosen Durchführung der anste- henden Aufträge, als die Mutter plötzlich schwer erkrankte. Inzwischen hat Vanessa von Falz-Fein die weitere Entwicklung des Familienunternehmens im Blick. Eine eigene Event-Location zu besitzen ist ihr nächstes Ziel. Als Geschäftsführerin sieht sie sich selbst in der Pflicht gegenüber ihren Mitarbeitern und weiß, was es bedeutet, immer parat stehen zu müssen.
22 | GRÜNDERREPORT 2020 Rechtsformen Abbildung 10: Gewerbeanmeldungen 2019 nach Rechtsform Einzelunternehmen GmbH ohne UG UG (haftungsbeschränkt) GmbH & Co KG Kommanditgesellschaft Gesellschaft bürgerlichen Rechts Offene Handelsgesellschaft Aktiengesellschaft Sonstige Rechtsformen Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Gewerbeanzeigen in Hessen im Jahr 2019 Gewerbeanmeldungen nach Rechtsform 2019 2018 Einzelunternehmen 76,1 % 76,5 % GmbH ohne UG 13,5 % 13,1 % UG (haftungsbeschränkt) 2,4 % 2,2 % GmbH & Co. KG 2,2 % 2,3 % Private Company Limited by Shares 0,1 % 0,1 % Kommanditgesellschaft 0,2 % 0,2 % Gesellschaft des bürgerlichen Rechts 4,4 % 4,2 % Offene Handelsgesellschaft 0,3 % 0,3 % Aktiengesellschaft 0,3 % 0,3 % Sonstige Rechtsformen 0,6 % 0,7 %
IHK OFFENBACH | Indoorspielplatz | 23 GRÜNDERPORTRÄT Nordseeklima im Zitiert Rhein-Main-Gebiet Yvonne Heike Rau, Mutter von drei Kindern, hat mit ihrer jüngsten Tochter Lotta selbst positive Erfahrungen mit Salzgrotten gemacht: „Lotta hatte bereits im ersten Lebens- jahr ständig mit obstruktiven Bronchitiden zu kämpfen. Und jeder, der kleine Kinder hat, weiß, wie wenig Spaß Babys und Kleinkinder daran haben, sich still vor eine Atemmaske zu setzen, um zu inhalieren. Salinen oder Salzgrotten sind hier tolle Alternativen – aber da müssen die Kleinen sich relativ ruhig verhalten, um andere Besucher nicht zu stören“. Als großer Fan von Nord- und Ostsee war Yvonne Heike Rau der Nutzen von salzhal- tiger Luft schon immer bewusst. Genauso wie ein Spaziergang am Meer Betroffene besser atmen lässt, so wirken Salzheilstollen oder Salzgrotten wohltuend und fördern die natürliche Selbstreinigung: der Schleim kann leichter abgehustet werden, die Nase fängt an zu laufen. „Die Salz-Inhalation gilt als natürliches und wirksames Mittel zur „Das schönste Kompliment sind glückliche Kinder.“ Linderung von Atemwegsbeschwerden, da Salz entzündungshemmend und Sekret lö- send wirkt“, erklärt Frau Rau. Yvonne Heike Rau nasefrei - spielraum für meer luft Somit wurde vor ca. 1,5 Jahren die Idee eines „gesunden Indoorspielplatzes“ geboren. Robert-Bosch-Str. 5 Frau Rau hat dabei ihre Leidenschaft für die Idee gepaart mit gründlicher Vorbereitung 63303 Dreieich und solider Kalkulation. Sie besuchte ein IHK-Gründerseminar, erstellte einen Business Tel. 06103 9607733 plan und wählte ihren Standort mit Bedacht aus. Der Fokus von „nasefrei“ liegt auf dem nasefrei@web.de großen Salzspielplatz. Auf einer mit 4,5 Tonnen Himalayasalz bedeckten Fläche von über www.nasefrei-dreieich.de 40 Quadratmeter können Kinder von 0 bis ca. 6 Jahren spielen und buddeln genau wie Foto: Yvonne Heike Rau am Strand an der Nord- oder Ostsee. Für eine Dauer von max. 60 Minuten atmen sie dabei ohne Zwang salzhaltige Luft ein. Zwischendurch kann jeder in der Dino-Höhle (Soleoase) intensiv inhalieren - ganz entspannt und gerne auch mit Buch zum Vorlesen. Durch einen medizinisch zugelassenen Ultraschallvernebler wird hier feinster Solenebel erzeugt, dessen Partikel (0,5-5 Mikron) bis tief in die Atemwege dringen. Da der kom- plette Raum vernebelt wird, wird der Solenebel über die natürliche Atmung und auch über die Haut aufgenommen. Für die Eltern ergibt sich während des Aufenthaltes im „nasefrei“ die Gelegenheit zum Austausch mit anderen Eltern, so dass immer eine entspannte Atmosphäre nicht nur für die Kinder herrscht. Das positive Feedback der Eltern sowie die Teilnahme beim Halbfinale des Hessischen Gründerpreises 2019 bestätigt, dass das Konzept wertgeschätzt wird. „Insbesondere die IHK Offenbach hat mich bei der Vorbereitung auf den Gründerpreis mit Rat und Tat kräftig unterstützt“, veranschaulicht Frau Rau die positive Erfahrung, die sie bei der Teilnahme gemacht hat. Das schönste Kompliment sind für Frau Rau aber die glückli- chen Kinder, die immer wieder gerne zu ihrem Salzspielplatz kommen.
24 | GRÜNDERREPORT 2020 Gewerbeanmeldungen von Einzelunternehmen nach ausländischer Staatsangehörigkeit Abbildung 11: Gewerbeanmeldungen 2019 nach ausländischer Staatsangehörigkeit polnisch rumänisch türkisch bulgarisch kroatisch italienisch ungarisch griechisch österreichisch Sonstige Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Gewerbeanzeigen in Hessen im Jahr 2019 Einzelunternehmen ausländischer Gründer 2019 2018 polnisch 2.794 3.236 rumänisch 1.926 1.965 türkisch 2.014 2.060 bulgarisch 1.094 1.045 kroatisch 816 662 italienisch 694 702 ungarisch 323 280 griechisch 315 338 österreichisch 112 96 sonstige 4.567 4.263 Gesamtzahl ausländischer Gründer 14.655 14.647 Gesamtzahl Gründer von Einzelunternehmen 45.825 45.055
IHK FRANKFURT | Marktforschung | 25 GRÜNDERPORTRÄT Qualität in der Marktforschung Zitiert ist kein Zufall – Sie ist das Ergebnis von Engagement und Kompetenz Die objective consumer research & consulting GmbH in Frankfurt am Main ist ein inter- national tätiges Full-Service-Institut für qualitative Marktforschung und strategische Beratung. Seit 20 Jahren erfolgreich am Markt mit langjährigen, namhaften Kunden- beziehungen aus der Konsumgüter- und Pharmabranche, trat zum 1. Januar 2020 Ma- ren Schulze die Nachfolge der bisherigen Inhaberinnen und Gründerinnen Elisabeth Niepagenkemper und Marion Widemann an. „Wir entwickeln immer das optimale Marktforschungs-Design, sowohl für den Maren Schulze bringt über 15 Jahre Berufserfahrung in der Konsumgüter- und Health- internationalen Konzern, als auch für care Industrie mit und hat sowohl in der Marktforschung als auch im Marketing und Mittelständler und national tätige Unter- Sales im internationalen Umfeld in verschiedenen Managementpositionen gearbeitet. nehmen. Ich freue mich sehr, diese qualitativ hochwertige Arbeit fortführen und ausbau- „objective zieht sich wie ein roter Faden durch meinen beruflichen Werdegang“, sagt en zu können.“ sie und führt weiter aus: „Schon in meiner Position als Senior Researcher bei Procter & Gamble habe ich mit dem Institut zusammengearbeitet und die Qualität von objective zu Maren Schulze schätzen gelernt.“ Was objective ausmacht, ist die individuell nach Kundenbedürfnissen objective consumer abgestimmte Methodik kombiniert mit einer Hands-on-Mentalität und konkreten, rele- research & consulting GmbH vanten Handlungsempfehlungen. Darüber hinaus wird hier bewährte qualitative Markt- Zeil 65 - 69 60313 Frankfurt am Main forschung mit neuer Technologie wie Eye Tracking und Online-Tools verknüpft. „Wir ent- Tel. 069 133875-0 wickeln immer das optimale Marktforschungs-Design, sowohl für den internationalen Konzern, als auch für Mittelständler und national tätige Unternehmen. Ich freue mich post@objective-research.com www.objective-research.com/ sehr, diese qualitativ hochwertige Arbeit fortführen und ausbauen zu können.“ Bildquelle: Maren Schulze Für Maren Schulze hat sich mit der Geschäftsübernahme ein lang gehegter Traum erfüllt. Die Chance ergab sich durch ein gemeinsames Marktforschungs-Projekt für die Firma Heraeus Medical, bei dem man ins Gespräch kam. Über mehrere Jahre bestand ein Dialog über die Gestaltungsmöglichkeiten einer Nachfolge. Im Frühjahr 2019 wurde es dann konkret. Bei der Finanzierung ihres Vorhabens erhielt die Gründerin Unterstützung durch die Bürgschaftsbank Hessen, die mittels einer Ausfallbürgschaft bankübliche Sicherhei- ten für ein Bankdarlehen zur Verfügung stellte und so die Übernahme möglich machte. Elisabeth Niepagenkemper und Marion Widemann freuen sich, mit Maren Schulze eine Nachfolgerin gefunden zu haben, die die gleichen hohen Qualitätsansprüche setzt wie sie und wie es die Kunden von objective gewohnt sind. Aber auch Maren Schulze hat allen Grund optimistisch zu sein: „Ich freue mich sehr, ein starkes, erfahrenes und pro- fessionelles Team an meiner Seite zu haben!“ So stehen neben den vorhandenen Mitar- beiterinnen auch die Gründerinnen weiter auf Projektbasis zur Verfügung.
26 | GRÜNDERREPORT 2020 Gewerbeanmeldungen von Einzelunternehmen nach Geschlecht Abbildung 12: Gewerbeanmeldungen 2019 von Einzelunternehmen nach Geschlecht in Hessen 64 % 36 % männlich weiblich Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Gewerbeanzeigen in Hessen im Jahr 2019 Fazit Auf den Punkt ■ Nach wie vor sind Einzelunternehmen die beliebteste Rechtsform. Sie dominieren über alle Betriebe hinweg mit 76,1 % aller Neuanmeldungen das Gründungsgesche- hen. ■ Entscheiden sich Gründer für eine Kapitalgesellschaft als Rechtsform, fällt die Wahl in den meisten Fällen auf die GmbH. Wer eine GmbH gründet, sucht gezielt einen Weg aus der persönlichen Haftung. ■ Menschen mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit sowie mit Migrationshinter- grund zeigen sich weiterhin als besonders gründungsfreudig. 32 % der Gründerin- nen und Gründer von Einzelunternehmen haben eine nichtdeutsche Staatsangehö- rigkeit. ■ 36 % der Einzelunternehmen wurden von Frauen gegründet. Konsequenzen ■ Gründungsfreudigkeit über alle Bevölkerungsgruppen hinweg auf ein vergleichba- res Niveau heben. ■ Gründen weiblicher machen. Frauen ermutigen, zu gründen oder ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen. ■ Vereinbarkeit von Familie und Selbstständigkeit verbessern, u. a. mit dem weiteren Ausbau der Infrastruktur zur Kinderbetreuung mit bedarfsgerechten und flexiblen Angeboten.
IHK GIESSEN-FRIEDBERG | Getränkeproduktion | 27 GRÜNDERPORTRÄT Technologie- und Innovations- Zitiert führer in der Getränkebranche Flüssigen Stickstoff (Nitro), zu dosieren, der bei Zimmertemperatur kocht und sofort verdampft, ist nicht einfach. Doch genau das haben zwei Brüder aus Mittelhessen ge- schafft und implementierten dieses Verfahren in ihre hochmoderne Getränkeproduk tion. Mit Nitro können bereits bekannte Getränke völlig anders schmecken, meist weicher und mit einer viel feineren Schaumkrone. Es ist ein neues und anderes Ge- schmackserlebnis. Die Brüder Roman Schönfeld und Dieter Bender sind Gründer der Marke FAUST- CATCHER – sie entwickeln Drinks mit Trendpotenzial. Ihre Inspiration: die Getränke- branche in den USA. Dort schreibt Dieter Bender seine Doktorarbeit und ist in Sachen Getränke-Innovationen am Puls der Zeit. Roman Schönfeld kümmert sich derweil um die kontinuierlich wachsende Produktion. „Unser Ziel ist es, durch Innovationen den Markt rund um die Getränke neu zu erfinden und den Kunden mit Qualität und natürli- Angefangen hat das junge Unternehmen 2016 als reine Sportmarke. Irgendwann ging chen Ausgangsrohstoffen zu begeistern.“ man das Thema gesunde Ernährung und gesunde Drinks an. 2019 gründeten die Brüder Roman Schönfeld eine eigene Brauerei und entwickeln innovative Getränke aus natürlichen Rohstoffen und mit Bio-Zertifizierung. FAUSTCATCHER Am Biengarten 37 35447 Reiskirchen Um in einem Markt bestehen zu können, der eigentlich gesättigt ist, müssen clevere Tel. +49 178 3143696 Ideen den Weg ebnen. Innovative Getränke wie Cold Brew Coffee, Kombucha und na- türlich fermentierte Getränke aus Hanf oder Hopfen sind der eine Teil des Erfolgs. Die mail@faustcatcher.com www.faustcatcher.com zwei Brüder schafften aber auch Innovationen im Bereich der Abfülltechnologie. Damit sind sie deutschlandweit das einzige Unternehmen, das die Nitro-Abfüllung mit flüssi- Bildquelle: FAUSTCATCHER gem Stickstoff beherrscht. Ihre Produkte kann der Kunde in der praktischen Getränkedose kaufen und überall ge- nießen. Aber auch die Gastronomie wurde auf das junge Unternehmen aufmerksam. Mittlerweile beliefert das Unternehmen Großkunden aus der Gastronomie mit ihren Getränken in 5-10 l Fässern. „Wir lieben es, mit FAUSTCATCHER neue Märkte zu betreten und daran wird sich nichts ändern. Ich lasse mich aber auch gerne von anderen Startups inspirieren”, sagt der Gründer Roman Schönfeld und verweist auf den Gründerstammtisch Gießen, der von der IHK Gießen-Friedberg unterstützt wird. “Ich bin seit mehreren Jahren Besucher des Gründerstammtischs und schätze den Austausch sehr. Man kann dabei unglaublich viel von anderen Unternehmern lernen und gleichzeitig neue Kontakte knüpfen”.
28 | GRÜNDERREPORT 2020 Leistungen der Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern in Hessen Leistungen für Gründer Abbildung 13: Leistungen der hessischen IHKs für Gründer 2018 2019 12.249 Erstinformation 11.691 3.177 Gründungsberatung 4.228 545 Stellungnahmen 552 1.021 Teilnehmer Sprechtage 1.206 849 Teilnehmer Seminare 1.060 Teilnehmer 7.459 Informationsveranstaltungen 6.894 0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 14.000 16.000 18.000 Quelle: Hessische Industrie- und Handelskammern, eigene Erhebungen
IHK HANAU | Escape Room | 29 GRÜNDERPORTRÄT Abenteuer pur … Zitiert Gespielt wurde schon in der Steinzeit. Es ist die wohl älteste Freizeitbeschäftigung die es gibt. „Das Wichtigste beim Spielen ist Lachen und Spaß haben“, weiß Gründer Volker Schwägerl vom Hanauer „Adventure Castle“. In seinem Escape Room Center bekommen die Spieler seit 2016 den Spaß, den sie wirklich haben wollen. In den aufwändig ge- stalteten Abenteuer-Räumen lässt es sich in eine andere Welt eintauchen. Schwägerl dazu: „Wir sind zwar keine Bühnenbauer, aber wir erzeugen Atmosphäre in Kulissen. Das Licht wird etwas abgedunkelt, im Hintergrund etwas Vogelgezwitscher, der Duft von Rindenmulch … und man vergisst, dass man in einem überdachten Raum ist. Man steht plötzlich mitten in einem Wald vor einem Hexenhaus … das Abenteuer kann beginnen.“ Schwägerl weiß, was er will und dass eine Expansion von Anfang an notwendig war. Er nutzte bei seiner Gründung die Erfahrung aus 30 Jahren in der Brett– und Karten- spiel-Szene. Sein Problem beim Start: Die Firmenkundenberater in den Geldhäusern spielen normalerweise nicht – während der Arbeit. Bei fünf Banken hieß es folgerichtig: „Kunden, die nicht lachen, sind verlorene Kunden.“ „Escape Rooms? Kennen wir nicht!“ Nur in mühevoller Kleinarbeit und mit der Hilfe von Freunden, die an ihn und sein Konzept glaubten, konnte ein zweiter Raum hergerichtet Volker Schwägerl werden. Danach stieg der Umsatz schlagartig um 60 Prozent. Im dritten Geschäftsjahr Adventure Castle kam ein dritter Raum hinzu. Auch das spannende Themenfeld Virtual Reality wird seit- Breslauer Straße 19 dem abgedeckt. Für den Ansturm nach der Corona-Krise steht nun schon ein vierter 63452 Hanau Abenteuer-Raum bereit. Tel. +49 176 34163369 team@adventurecastle.de Was hat Volker Schwägerl in der kritischen Startphase geholfen, als er sich vor seiner www.adventurecastle.de Expansion geradeso über Wasser halten konnte? Ein Gespräch in der IHK! „Das hat mich Bildquelle: Adventure Castle aufgebaut. Da waren plötzlich Menschen, denen ich meine Situation erzählen konnte, die mir Tipps gaben, so ging es schrittweise weiter ... und irgendwann war der zweite Raum fertig gebaut.“
30 | GRÜNDERREPORT 2020 Abbildung 14: Leistungen der hessischen HWKs für Gründer 2018 2019 940 Erstinformation 930 948 Gründungsberatung 823 118 Stellungnahmen 193 1.969 Teilnehmer Sprechtage 2.043 0 Teilnehmer Seminare 991 Teilnehmer 1.583 Informationsveranstaltungen 1.375 0 250 500 750 1000 1.250 1.500 1.750 2.000 2.250 2.500 Quelle: Hessische Handwerkskammern, eigene Erhebungen
IHK LIMBURG | Sprachinstitut | 31 GRÜNDERPORTRÄT Seit 40 Jahren am Markt und Zitiert trotzdem NEU In 40 Jahren erfolgreichem Training hat sich die Nations Business Training GmbH einen Namen im Bereich globaler Kommunikation und interkultureller Kompetenz deutsch- landweit gemacht. Renommierte Kunden wie Boehringer Ingelheim, Lufthansa, Sanofi Aventis, Großbanken im Rhein Main Gebiet und darüber hinaus profitieren von firmen- internen Trainings, wie z. B. Seminare für verhandlungssicheres Englisch, Sprachkurse in fast allen Sprachen oder interkulturellen Coachings für Fach- und Führungskräfte. In der Firmenzentrale in Limburg laufen alle Fäden zusammen, von hier aus werden die rund 100 Trainer ausführlich gebrieft, damit jeder Kunde sein maßgeschneidertes Programm erhält. Das Trainerteam ist multikulturell, jeder ist Muttersprachler in der Sprache, in der unterrichtet wird – von Englisch, Deutsch, Spanisch oder Italienisch über Russisch bis hin zu Mandarin und viele weitere Sprachen. Nations setzt hohe Standards – jeder Trai- ner verfügt über eine anerkannte Qualifikation als Sprachtrainer (TEFL, CELTA), bringt „Mit uns verstehen Sie sich weltweit besser.“ einen Universitätsabschluss mit und weist langjährige berufliche und fachspezifische Ana Meuer Erfahrungen auf, die für jedes Training eine wichtige Grundlage darstellen. Nations Business Training GmbH Bornweg 4 Über die Unternehmerin Ana Meuer: 65549 Limburg a.d. Lahn│Germany Tel. +49 6431 4037440│ Vor zwei Jahren fiel die Entscheidung generationsbedingt die Firma zu übernehmen. Fax +49 6431 4037308 Die Chance, ein international ausgerichtetes Unternehmen direkt in meiner Heimat zu info@nations.de kaufen, ließ ich mir nicht entgehen. Die kompetente Beratung für die Erstellung eines www.nations.de Businessplans und Finanzierung wurde von der IHK Limburg, Kreissparkasse und Bürg- Bildquelle: Nation Business Training GmbH schaftsbank Hessen gemeinsam geleistet. In den letzten 15 Jahren hatte ich die Möglichkeit, einige Stationen in einem global agierenden Unternehmen zu durchlaufen. In diesem Bereich habe ich jahrelang sehr intensiv mit internationalen Teams gearbeitet. Mit Kolleginnen und Kollegen unter- schiedlicher Kulturen in einer anderen Sprache zu kommunizieren, war mein tägliches Geschäft. Heute bin ich dorthin zurückgekehrt, wo ich damals angefangen habe - im Trainingsmanagement, heute aber mit internationaler Ausrichtung. Was mich motiviert? Meine Leidenschaft und Begeisterung für meine Arbeit - aber vor allem wenn meine Kunden sich darauf einlassen, über ihre persönlichen Grenzen hinaus zu gehen und Selbstsicherheit in einer fremden Sprache gewinnen. Die Zukunft sehe ich sehr zuversichtlich: Im Gegensatz zu global organisierten Schulen sind wir groß genug, um komplexe Aufträge übernehmen zu können, aber auch flexibel und schnell genug, um auf individuelle Bedürfnisse der Auftraggeber einzugehen: „Wir machen fast alles möglich, dafür sind wir bekannt!“, resümiert die sympathische Chefin.
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