"Ambulanzpartner" - digital unterstütztes Versorgungsmanagement

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"Ambulanzpartner" - digital unterstütztes Versorgungsmanagement
Rund um den Beruf

Neuer Ansatz

„Ambulanzpartner“ – digital
unterstütztes Versorgungsmanagement
In der ambulanten Versorgung neurologischer Patienten können hohe Bedarfe der Hilfs- und Heilmittel-
versorgung sowie der spezialisierten Pharmakotherapie entstehen. Die komplexe Versorgung wird für
Patienten, Neurologen und Versorger durch erhebliche Schnittstellenprobleme erschwert. „Ambulanz-
partner“ adressiert diese Herausforderung mit einem hybriden Versorgungsmanagement, das ein Fall-
management mit einer digitalen Managementplattform kombiniert.

B  ei Menschen mit chronischen neuro-
   logischen Erkrankungen können
hohe und komplexe Bedarfe der Hilfs-
                                        stehen. Ein kritisches Moment ist die
                                        Koordination der notwendigen Versor-
                                        gung und die Abstimmung der beteilig-
                                                                                  stimmung verschiedener Therapeuten
                                                                                  (z. B. Physio- und Ergotherapie sowie
                                                                                  Logopädie) und unterschiedlicher Seg-
und Heilmittelversorgung sowie der      ten Leistungserbringer. So bestehen un-   mente der Hilfsmittelversorgung (z. B.
spezialisierten Pharmakotherapie ent-   zureichende Strukturen, die eine Ab-      Mobilitäts- und Kommunikationshil-

                                                                                             Abb. 1: Ambulanzpartner
                                                                                             unterstützt Patienten,
                                                                                             Angehörige, Ärzte, Sozial-
                                                                                             dienste und Versorgungs-
                                                                                             partner mit einem
                                                                                             hybriden Versorgungs-
                                                                                             management, das ein Fall-
                                                                                             management mit einer
                                                                                             digitalen Management-
                                                                                             Plattform kombiniert.
                                                                                                                                 © Ambulanzpartner Soziotechnologie (APST) GmbH

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Versorgungsmanagement           Rund um den Beruf

fen) gewährleisten. Die erforderlichen      gleich sind Informationen über bereits      Teilnahme stellt keine „Entweder-Oder“-
Strukturen für eine dienstleistungsför-     erfolgte, geplante oder parallele Versor-   Entscheidung dar. So können Versor-
mige und digitale Vernetzung sind in        gungen durch andere Versorger einge-        gungen innerhalb des AP-Netzwerkes
der Regelversorgung nur ansatzweise         schränkt. Aus Versorgerperspektive be-      koordiniert werden, während Patienten
vorhanden.                                  steht ein hoher Bedarf, die bestehenden     auch parallel weitere Versorgungen
                                            Kommunikationsbarrieren zu Patienten,       selbst organisieren. Das Netzwerk ist da-
Patientenperspektive                        Angehörigen, Ärzten und anderen me-         bei offen und dynamisch. Partner kön-
Die Frage nach geeigneten Therapien         dizinischen Partnern abzubauen und          nen ohne formale Barrieren dem Netz-
und der Weg zu einer qualifizierten Ver-    vorhandene Ressourcen zur Beschaffung       werk beitreten oder die Teilnahme been-
sorgung mit Hilfs- und Heilmitteln ge-      von Informationen zu nutzen.                den. Die Leistungen für Patienten, An-
hören zu den häufigsten Anliegen von                                                    gehörige, Ärzte und andere medizinische
Patienten (und ihren Angehörigen) mit       Grundkonzept von                            Partner sind kostenfrei. Für Versor-
schweren und seltenen neurologischen        „Ambulanzpartner“                           gungspartner (Hilfsmittel- und Heilmit-
Erkrankungen. Dabei erhalten Patienten      „Ambulanzpartner“ (AP) (www.ambu-           telversorger, Apotheken, Hersteller und
– jenseits der Akutversorgung – eine ge-    lanzpartner.de) ist ein hybrides Versor-    weitere Dienstleister) werden Gebühren
ringe strukturierte Unterstützung. Bei      gungsmanagement-Konzept, das auf            für erbrachte Dienstleistungen und die
einer komplexen (z. B. bei Morbus Par-      einer Kombination von koordinativen         Portalnutzung erhoben.
kinson) oder seltenen Medikamentenbe-       Dienstleistungen mit einer digitalen Ma-       Thematischer Schwerpunkt ist die am-
handlung (z. B. Off-Label-Medikation        nagementplattform beruht (Abb. 1). Im       bulante Versorgung neurologischer Pa-
bei ALS) entstehen zudem zunehmende         persönlichen, telefonischen oder elek-      tienten mit Hilfsmitteln, Heilmitteln
Bedarfe einer neurologischen Speziali-      tronischen Kontakt mit Patienten (und       und Medikamenten. Ausgangspunkt des
sierung von Apothekern.                     Angehörigen), medizinischen Partnern        AP-Konzeptes war das Versorgungsma-
                                            (Ärzten, Pflegediensten, Sozialdiensten)    nagement bei der amyotrophen Lateral-
Arztperspektive                             sowie Versorgern realisieren Koordina-      sklerose (ALS). Weitere Indikationen im
Hilfs- und Heilmittel haben einen gerin-    toren ein Fallmanagement der Hilfsmit-      AP-Konzept sind Multiple Sklerose
gen Anteil an den neurologischen Aus-       tel- und Heilmittelversorgung und der       (MS), Morbus Parkinson, atypische Par-
bildungsinhalten. Die Leitlinien der        spezialisierten Pharmakotherapie.           kinson-Syndrome, Muskelerkrankun-
neurologischen Fachgesellschaften bein-        Das Fallmanagement wird in zwei un-      gen und andere neuromuskuläre Er-
halten nur im Ausnahmefall spezifische      terschiedlichen Szenarien umgesetzt.        krankungen sowie der Schlaganfall in
Indikatoren der Hilfs- und Heilmittel-      Bereits vorhandene Mitarbeiter (medizi-     der postakuten Nachbehandlung.
versorgung. Zugleich besteht eine sehr      nische Fachangestellte, Pflegefachkräfte,
hohe Produktvielfalt und Komplexität,       Sozialarbeiter) in Ambulanzen, Schwer-      Versorgung und Forschung
die an die ärztliche Indikationsstellung    punktpraxen oder Krankenhäusern nut-        Im AP-Konzept wird ein dualer Ansatz
besondere Anforderungen stellen. Das        zen die AP-Dienstleistungsarchitektur,      verfolgt. Daten, die im Kontext des Ver-
gilt insbesondere für Neuentwicklungen      um das eigene neurologische Fallma-         sorgungsmanagements entstehen, wer-
der Orthetik, Elektromobilität, Sonder-     nagement zu optimieren. Einrichtungen,      den auf Basis eines informierten Einver-
steuerung und der elektronischen Kom-       die kein eigenes Fallmanagementperso-       ständnisses der Patienten für eine syste-
munikationshilfen. Weiterhin entstehen      nal vorhalten, verweisen auf das Ange-      matische Analyse der Versorgung ge-
erhebliche Aufwendungen im Genehmi-         bot des externen AP-Versorgungsma-          nutzt. Damit entsteht ein „Doppeleffekt“:
gungsprozess von Hilfsmitteln (ärztliche    nagements.                                  Die Digitalisierung von Versorgungs-
Stellungnahmen zur Indikation und              Die Kommunikationsplattform stellt       daten auf dem Internetportal der AP
Wirtschaftlichkeit). Aus ärztlicher Pers-   das AP-Internetportal dar, auf der die      dient unmittelbar der Koordination der
pektive besteht ein hoher Bedarf, die       Versorgungsprozesse zwischen den Ko-        Versorgung und zugleich der Versor-
eigenen Kompetenzen in der Hilfs- und       ordinatoren und den Versorgungspart-        gungsforschung durch die Auswertung
Heilmittelversorgung zu stärken und die     nern (Sanitätshäuser, Therapiepraxen,       von „Routine“-Daten (Real World Evi-
organisatorischen Belastungen durch         Apotheken) digital abgebildet werden.       dence).
ein professionelles Versorgungsmanage-      Die Nutzung durch Patienten, Angehö-
ment zu reduzieren.                         rige, Ärzte und andere medizinische         Hilfsmittelmanagement
                                            Partner ist optional und keine Bedin-       Die Indikation für die Hilfsmittelversor-
Versorgerperspektive                        gung für das Funktionieren des AP-          gung wird unverändert durch einen Arzt
Versorger von Hilfs- und Heilmitteln        Konzeptes.                                  gestellt. In der ambulanten Regelversor-
und Apotheken haben hohe Aufwen-                                                        gung verordnet er das entsprechende
dungen in der Erhebung von patienten-       Freiwilligkeit und offenes Netzwerk         Hilfsmittel. Unabhängig und im Nach-
bezogenen Daten. Informationen über         Die Freiwilligkeit, die wahlweise Nut-      gang der ärztlichen Indikation wird dem
spezifische Versorgungsziele und Rand-      zung und die bedingungslose Möglich-        Patienten die organisatorische Unter-
bedingungen der Versorgung müssen           keit zur Beendigung der Teilnahme sind      stützung durch AP angeboten. Der Pati-
ausführlich recherchiert werden. Zu-        Grundprinzipien des AP-Konzepts. Die        ent wird über die Möglichkeiten und

NeuroTransmitter 2016; 27 (SH1)                                                                                              35
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                                                  Abb. 2: Hilfsmittelmanagement mit Ambulanzpartner. Die Hilfsmittelversorgung ist ein komplexer Vorgang, an dem Arzt, Patient und
                                                  Versorger in mehreren Schritten beteiligt sind. Durch ein Fallmanagement (Ambulanzpartner) wird der Versorgungsprozess an mehre-
                                                  ren Schritten unterstützt.
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                                                  Abb. 3: Patentenbewertungen durch Ambulanzpartner. Beispiel einer Patientenbewertung der Weiterempfehlung des Medikamentes
                                                  Riluzol von Patienten mit ALS anhand des Net Promoter Scores („Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie das Produkt einem Freund oder Kol-
                                                  legen weiterempfehlen würden?“)

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Grenzen des AP-Konzepts informiert          Rezeptmanagement                             ein Konzept für den Datenschutz und
und beraten. Die Teilnahme setzt die        AP bietet für Patienten ein Rezeptma-        die Datensicherheit wurden bereits an
Unterzeichnung einer Einwilligungs-         nagement für Folgeverordnungen (Hilfs-       anderer Stelle beschrieben [Meyer T et
und Datenschutzerklärung voraus. Der        und Heilmittel) und Folgerezepte (Me-        al. Klin Neurophysiol 2013; 44: 159 – 66].
Ablauf der Hilfsmittelversorgung ist in     dikamente) an. Der Versorger übersen-
Abb. 2 schematisch dargestellt.             det einen Rezeptvorschlag über die not-      Projektentwicklung
                                            wendige Folgeverordnung an AP. Ein           Das AP-Konzept wurde im Hilfsmittel-
Heilmittelmanagement                        AP-Koordinator leitet den Rezeptvor-         management bei der ALS prototypisiert
Bei schweren oder seltenen Erkrankun-       schlag an den verordnenden Arzt weiter,      und im April 2011 an der ALS-Ambu-
gen besteht eine hohe Nachfrage für eine    der diesen prüft und das Rezept ausstellt.   lanz der Charité gestartet. Im Projekt-
spezialisierte Physio- und Ergotherapie     Der Weg über AP führt aus der Perspek-       verlauf traten die ALS-Ambulanzen der
sowie Logopädie. Von Interesse sind         tive einer Ambulanz (oder Schwer-            Universitätskliniken Bochum, Jena,
Therapiepraxen, die besondere Kompe-        punktpraxis) zu einem Effizienzgewinn,       Hannover, Dresden, Ulm, Münster,
tenzen oder Versorgungsoptionen auf-        da Rezeptanforderungen von AP-teil-          Leipzig und Halle hinzu [Funke A et al.
weisen. So haben subspezialisierte The-     nehmenden Patienten über einen ein-          Nervenarzt 2015; 86: 1007 – 17]. Von Ap-
rapiepraxen mit einer Erfahrung bei be-     heitlichen elektronischen Weg erfolgen.      ril 2011 bis März 2015 wurden 1.494
stimmten Indikationen (MS, ALS, Bewe-       Telefonanrufe, Faxsendungen und Brie-        ALS-Patienten und 11.364 Hilfsmittel in
gungsstörungen, neuromuskuläre Er-          fe zum Zwecke der Folgerezepte werden        der ALS-Indikation koordiniert. Seit
krankungen, Physiotherapie nach Botu-       abgebaut.                                    2013 wurde das Hilfsmittelmanagement
linumtoxin-Behandlung der Spastik                                                        für Patienten mit MS, Parkinson-Syn-
nach Schlaganfall) eine hohe Relevanz.      Modulare Dienstleistungen                    dromen und neuromuskulären Erkran-
Ein häufiges Suchkriterium sind Thera-      Die Dienstleistungen dienen der Kom-         kungen realisiert. In allen Indikationen
piepraxen, die eine hochfrequente The-      munikation und Vernetzung zwischen           zusammen erfolgte insgesamt eine Ko-
rapie (vier bis fünf Therapien pro Woche    Patient, Arzt und Versorgungspartnern        ordination von 31.381 Hilfsmitteln
in Doppelbehandlung) im Hausbesuch          und können gemeinsam oder in einzel-         (Stand: 31. Juli 2016).
realisieren können. Analog zur Hilfsmit-    nen Komponenten in Anspruch genom-              Die Heilmittelversorgung ist derzeit
telversorgung steht am Anfang die Be-       men werden. Die AP-Dienstleistungsar-        auf die Region Berlin-Brandenburg be-
auftragung des Versorgungsmanage-           chitektur setzt sich zusammen aus:           grenzt. An dem regionalen Netzwerk
ments durch den Patienten.                  — Versorgungskoordination                    sind 482 Physiotherapeuten, 149 Ergo-
                                              (Fallmanagement)                           therapeuten und 184 Logopäden betei-
Medikamentenmanagement                      — Dokumentenmanagement                       ligt. Bisher wurden 47.189 Heilmittel ko-
Bei komplexen und seltenen Erkrankun-       — Rezeptmanagement                           ordiniert (Stand: 31. Juli 2016). Das Ver-
gen ist die fachliche Spezialisierung von   — Beschwerdemanagement                       sorgungsmanagement für die Pharma-
Apotheken ein Vorteil. So bieten neuro-     — Widerspruchsmanagement                     kotherapie wurde im Jahr 2013 in der
logisch spezialisierte Apotheken Kom-       — Netzwerkmanagement                         ALS-Indikation prototypisiert und in
munikationswege für Patienten mit                                                        den Indikationen MS, Morbus Parkin-
Sprachstörungen und eingeschränkter         Patientenbewertungen                         son, atypische Parkinson-Syndrome und
Mobilität an (gesonderte Telefonnum-        Patientenbewertungen werden durch            Spastikbehandlung des Schlaganfalls
mern, SMS, E-Mail). Die Spezialisierung     dafür geschultes Personal erhoben. Das       mit Botulinumtoxin weiterentwickelt.
führt zu einer besonderen Expertise in      Assessment beinhaltet die Befragung          Im bisherigen Projektverlauf wurden
der Versorgung und Beratung zu Medi-        von Patienten im Direktkontakt, per Te-      17.162 Medikamente koordiniert (Stand:
kamenten der symptomatischen oder           lefon oder per E-Mail und dient der Be-      31. Juli 2016).
palliativen Behandlung neurologischer       wertung von Medizinprodukten, Dienst-
Krankheitsbilder. Die Medikation ist        leistungen und Medikamenten sowie            Mehrseitiger Nutzen
auf dem Portal elektronisch dokumen-        von Versorgern und medizinischen             Das AP-Konzept beruht auf dem Grund-
tiert und für alle Netzwerkpartner ein-     Partnern (Beispiel in Abb. 3).               prinzip einer mehrseitigen Plattform
sehbar (z. B. Informationen für Thera-                                                   („multi sided platform“). In diesem Mo-
peuten oder Hilfsmittelversorger über       Digitale Plattform                           dell liefern verschiedene Partner unter-
sedierende oder spasmolytische Subs-        AP ist eine digitale Kommunikations-         schiedliche Beiträge zur Plattform und
tanzen). Die Teilnahme von Patienten        und Managementplattform, über die            generieren rollenspezifische Vorteile:
am Medikationsmanagement unterliegt         sämtliche Dienstleistungen im Versor-        Für Patienten und ihre Angehörigen
den Anforderungen des Apothekenge-          gungsmanagement dokumentiert und             steht die Unterstützung bei der Suche ge-
setzes. Dazu sind (einmalig) die Erklä-     gesteuert werden. Es verknüpft eine elek-    eigneter Versorger und der Besorgung
rung zur freien Apothekenwahl sowie         tronische Versorgungsakte mit einer di-      von Folgerezepten in der dauerhaften
ein Lieferauftrag notwendig (Einwilli-      gitalen Prozesssteuerung zum Zwecke          Heilmittel- und Medikamentenversor-
gung in die Lieferung von Medikamen-        des Versorgungsmanagements. Eine Be-         gung im Vordergrund. Hinzu kommt
ten nach Hause).                            schreibung der erhobenen Daten sowie         eine aktive Teilnahme am Versorgungs-

NeuroTransmitter 2016; 27 (SH1)                                                                                                37
Rund um den Beruf            Versorgungsmanagement
© Ambulanzpartner Soziotechnologie (APST) GmbH

                                                 Abb. 4: Finanzierung von Ambulanzpartner durch mehrseitiges Plattformmodell. Die koordinativen Dienstleistungen und die Nut-
                                                 zung des Internetportals werden für Patienten (und medizinische Partner) kostenfrei angeboten. Dieses Angebot wird ermöglicht, da in
                                                 anderen Leistungsbeziehungen Erlöse generiert werden (Lizenzeinnahmen von Hilfs- und Heilmittelversorgern, Vergütung aus Daten-
                                                 verwertung). Die Finanzierung folgt dem „Shared-Value-Ansatz“, in dem die ökonomischen Vorteile (Versorgungspartner) für die Schaf-
                                                 fung eines gesellschaftlichen Mehrwertes (Versorgungsmanagement) genutzt werden.

                                                 prozess durch Dateneinsicht und durch         bühr für die Portalnutzung werden in          arbeit zwischen Ärzten und Versorgern
                                                 Patientenbewertungen        („Empower-        den Allgemeinen Geschäftsbedingungen          wird strukturell und sozialrechtlich be-
                                                 ment“). Für Ärzte stehen ein Zeit- und        und einer detaillierten Leistungsbe-          grenzt. So sind ambulante Versorgungs-
                                                 Effizienzgewinn durch das Versorgungs-        schreibung definiert. Die Zahlungsbe-         organisationen auf selektivvertragliche
                                                 management im Vordergrund. Zusätz-            reitschaft der Versorgungspartner ergibt      Lösungen beschränkt und in der sons-
                                                 lich wird die eigene Kompetenz in der         sich aus Effizienzvorteilen der eigenen       tigen Regelversorgung nicht etabliert.
                                                 Versorgung mit Hilfs- und Heilmitteln         Leistungserbringung, einer Qualitäts-         Der digitale Wandel (hier: AP) hat das
                                                 durch Patienten-Feedback gestärkt.            steigerung und einem verbesserten Res-        Potenzial, zu einem Treiber von Versor-
                                                 Durch ein Rezept- und Verordnungsma-          sourcenmanagement.                            gungsinnovation zu werden. In Analo-
                                                 nagement im Auftrag von Patienten kön-                                                      gie zu anderen Gesellschaftsbereichen
                                                 nen zusätzliche zeitliche und personelle      Organisationsform                             liegen neue Chancen in einer Start-
                                                 Ressourcen in Ambulanzen und Arzt-            Die Dienstleistungen des Versorgungs-         Up-Kultur, um Innovation in der Ge-
                                                 praxen geschaffen werden. Auch für Ver-       managements und das dazugehörige In-          sundheitsversorgung – ergänzend zu
                                                 sorger entstehen erhebliche Zeit- und Ef-     ternetportal werden durch die „Ambu-          bereits etablierten Strukturen – hervor-
                                                 fizienzgewinne, die bei der Informa-          lanzpartner Soziotechnologie GmbH“            zubringen.
                                                 tions- und Datenbeschaffung sowie im          (APST) entwickelt und angeboten. Die
                                                 Rezept- und Verordnungsmanagement             APST ist eine Ausgründung aus der
                                                                                                                                              AUTOREN
                                                 liegen. Weiterhin entstehen verschiede-       Charité im Jahr 2007, sie wurde durch
                                                 ne Vorteile im Qualitätsmanagement            die Technologiestiftung des Landes Ber-       Prof. Dr. med. Thomas Meyer
                                                 und in der Stärkung von Differenzie-          lin (TSB) mit einem Darlehen der lan-         Charité – Universitätsmedizin Berlin
                                                 rungsmerkmalen.                               deseigenen Investitionsbank Berlin            Neurologische Klinik und Experimentelle
                                                                                               (IBB) gefördert. Die IBB hält eine atypi-     Neurologie, Projektgruppe Ambulanzpart-
                                                 Finanzierungsmodell                                                                         ner; Ambulanz für ALS und andere Moto-
                                                                                               sche stille Beteiligung an der APST. Der
                                                                                                                                             neuronenerkrankungen, 13353 Berlin
                                                 AP wird über ein mehrseitiges Platt-          Rechtsrahmen wurde an anderer Stelle          E-Mail: thomas.meyer@charite.de
                                                 formmodell finanziert (Abb. 4). Für die       beschrieben [Meyer T et al. Klin Neuro-
                                                 medizinischen Partner (Patienten, An-         physiol 2013; 44: 159 – 66].                  Prof. Dr. Christoph Münch
                                                 gehörige, Ärzte) werden die Dienstleis-                                                     Charité – Universitätsmedizin Berlin
                                                 tungen und das Internetportal kostenlos       Chancen in der Digitalisierung                Neurologische Klinik und Experimentelle
                                                 zur Verfügung gestellt. Die Dienstleis-       Gesamtgesellschaftlich besteht ein Me-        Neurologie, Projektgruppe Ambulanz-
                                                 tungsarchitektur und Technologieplatt-        gatrend von digitaler Vernetzung und          partner, 13353 Berlin
                                                                                                                                             E-Mail: christoph.muench@charite.de
                                                 form werden aus Lizenzen der Versor-          integrativer Kommunikation. Die Ge-
                                                 gungspartner (Hilfs- und Heilmittelver-       sundheitsversorgung ist von dieser Ent-       Interessenkonflikt
                                                 sorger, Apotheken und andere Lizenz-          wicklung (noch) weitgehend entkoppelt         Die Autoren sind Gründer von Ambulanz-
                                                 nehmer) finanziert. Die Gebühren für          und durch eine hochgradige Sektorie-          partner und Gesellschafter der Ambulanz-
                                                 die Dienstleistungen sowie die Lizenzge-      rung gekennzeichnet. Die Zusammen-            partner Soziotechnologie (APST) GmbH.

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