Arzneimittel-Preisvergleich zwischen der Schweiz, Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien und Belgien

 
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Arzneimittel-Preisvergleich zwischen der Schweiz,
Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien und
Belgien

Zusammenfassung
Die Kosten für Medikamente von Arzt und Apotheken betragen 21% der gesamten Ausga-
ben in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung. Zählt man die Spitalmedikamente da-
zu, fliessen heute rund 1/4 der Krankenkassenprämien von jeder versicherten Person in den
Medikamentensektor. Aufgrund dieser grossen Ausgaben lohnt es sich, die Medikamenten-
preise der Schweiz mit jenen des Auslands zu vergleichen. santésuisse hat deshalb die
Preise von Österreich, Italien, Belgien, Frankreich und Deutschland mit jenen in der Schweiz
verglichen.

1        Methodik des Preisvergleiches
1.1      Vergleichsländer
Vergleichsländer für die von santésuisse durchgeführte Medikamentenpreis-Vergleichsstudie
waren Deutschland (D), Österreich (A), Frankreich (F), Italien (I) und Belgien (B). Diese Län-
der sind mit der Schweiz vergleichbar. Sie haben in den letzten 10 Jahren insbesondere in
den Bereichen Bruttosozialprodukt und Lebensstandard zur Schweiz aufgeholt.

1.2      Produktauswahl
Für den Auslandpreisvergleich wurden jeweils pro Vergleichsland die ersten 100 vergleich-
baren, umsatzstärksten Originalpräparate der Spezialitätenliste (SL) als Referenzprodukte
herangezogen. Die Top 100 Medikamente machen einen Anteil von rund 50% am Gesamt-
umsatz der ambulant abgegeben Medikamente in der OKP aus. Die durch Spitäler abgege-
benen Medikamente wurden im Preisvergleich von santésuisse nicht berücksichtigt. Generi-
ka wurden ebenfalls ausgeklammert, weil sie nicht zu den umsatzstarken Präparaten gehö-
ren. Aufgrund des rasanten Wachstums des Generikamarktes wird sich jedoch in Zukunft
auch eine kritische Analyse dieser Preise aufdrängen.

Es wurden nur Arzneimittel berücksichtigt, zu welchen in der Schweiz und im Vergleichsland
sowohl Publikumspreis als auch Fabrikabgabepreis vorhanden waren. Weil es vorkommt,
dass ein Medikament aus der Schweiz nicht in allen fünf Vergleichsländern zum Verkauf an-
geboten wird, enthalten die Warenkörbe von D, A, F, I und B nicht genau die gleichen Arz-
neimittel. Da dieser Umstand jedoch keinen relevanten Effekt auf die Vergleichbarkeit der
Warenkörbe hat, können die einzelnen Vergleichsländer dennoch einander gegenüber ge-
stellt werden.

C:\Documents and Settings\cperrig\Local Settings\Temporary Internet Files\OLK32\com_Zusammenfassung -Medikamente Auslandpreisvergleich-d.doc   1
1.3      Vergleichspreise
Da die Medikamentenpreis-Vergleichsstudie vorwiegend in der zweiten Jahreshälfte 2004
erarbeitet wurde, sind einerseits der Publikumspreis (PP) und andererseits der Fabrikab-
gabepreis (FAP) des Jahres 2004 als Vergleichsgrössen herangezogen worden. Als PP gilt
der FAP inklusive Vertriebsanteil, aber exklusive Mehrwertsteuer (MwSt.), Pauschalen,
Rabatte und Gebühren. Es handelt sich bei letzteren um Grössen, die in jedem Land unter-
schiedlich hoch ausfallen und / oder beim jeweiligen Vergleichsmedikament nicht in jedem
Fall exakt beziffert werden können. Die MwSt. wurde ausgeklammert, da sie mit der Steuer-
politik und nicht mit der Preispolitik eines Landes zu tun hat. Eine Erhöhung der MwSt. bei-
spielsweise für die Finanzierung der AHV soll einen Medikamentenpreisvergleich nicht ver-
zerren.

In der Schweiz wird die SL jeden Monat aktualisiert. Es kann infolgedessen sein, dass der
Preis eines Medikamentes nicht während eines ganzen Jahres gleich bleibt. Da die Medika-
mentenpreise 2004 von D, A, F, I und B zu unterschiedlichen Zeitpunkten bei santésuisse
eingetroffen sind und deshalb auch unterschiedliche Stichdaten aufweisen, wurden den aus-
ländischen Preisen die Schweizer Preise mit dem jeweils identischen Stichtag (Monat) ge-
genübergestellt.

Um möglichst genaue Preisvergleiche zu erhalten, wurden der PP (FAP inkl. Vertriebsanteil,
aber exkl. MwSt. etc.) und der FAP für jedes Vergleichsland und Medikament je Einheit (z.B.
pro Tablette bei gleicher Dosierung) bestimmt und mit dem analogen Preis in der Schweiz
verglichen. Auf diese Weise konnte die unterschiedliche Marktsituation in den einzelnen Ver-
gleichsländern berücksichtigt werden. Nicht in allen Ländern sind Arzneimittel in der gleichen
Dosierung und Packungsgrösse wie in der Schweiz erhältlich. Es wurden demnach die abso-
luten und relativen Preisdifferenzen je Einheit und Medikament kalkuliert. Die relative Preis-
differenz wurde mit den jeweiligen Umsätzen 2003 gewichtet und so das absolute Einsparpo-
tential in Mio. SFr. berechnet. Zum Zeitpunkt der Erarbeitung des Medikamentenausland-
preis-Vergleiches standen santésuisse die aktuellsten Umsatzdaten 2004 noch nicht zur Ver-
fügung. santésuisse ist sich deshalb bewusst, dass es bei der Betrachtung des absoluten,
Umsatz gewichteten Einsparpotentials je Vergleichsmedikament zu Verschiebungen inner-
halb der Top 100 kommen kann, wenn anstelle der Umsätze 2003 die Umsätze 2004 ver-
wendet würden. Die Aussage, dass die Schweizer Medikamente im Vergleich zum Ausland
deutlich überhöht sind und deshalb ein erhebliches Einsparpotential vorliegt, würde sich je-
doch auch beim Preisvergleich mit den Umsätzen 2004 ergeben.

1.4      Vergleichsbasis: Wechselkurs
Der Preisvergleich erfolgte zu nominellen Wechselkursen. Die Wechselkursentwicklung
muss jedoch bei der Interpretation der Ergebnisse mit einbezogen werden. Um zufällige Ta-
gesschwankungen auszuschliessen, wurden die Preise mit dem durchschnittlichen Wechsel-
kurs des ersten halben Jahres 2004 bereinigt. Seit Einführung des Euro in den Devisenhan-
del am 4.1.1999 beträgt der Mittelwert SFr. 1.53 je Euro. Der von santésuisse verwendete
Wechselkurs von rund SFr.1.55 je Euro resp. 0.64 Euro je SFr. ist damit um 0.02 Franken
höher als der tatsächliche Durchschnitt (siehe Abbildung 1). Dies bedeutet, dass die Preisun-
terschiede zum Ausland eher unterschätzt werden, da ein stärkerer Euro die Preise im Aus-
land erhöht.

com_Zusammenfassung -Medikamente Auslandpreisvergleich-d.doc                               2
Wechselkursentwicklung seit Einführung des Euro
                                           (Devisenhandel)
                    1.65

                    1.60
     Kurs in sFr.

                    1.55

                    1.50

                    1.45

                    1.40
                       Jan 99       Jan 00       Jan 01        Jan 02   Jan 03   Jan 04   Jan 05
                                                                Zeit

Abbildung 1:                    Entwicklung des Wechselkurses Schweizer Franken /Euro seit Einführung
                                des Euro in den Devisenhandel 1999.
                                (Quelle: SNB)

Kaufkraftparitäten wurden im santésuisse Arzneimittelpreis-Vergleich nicht berücksichtigt.
Diese vergleichen die reale Kaufkraft der Währungen in verschiedenen Ländern. Der Aus-
landpreisvergleich von santésuisse will jedoch die Medikamentenpreise in der Schweiz den
Medikamentenpreisen im Ausland gegenüberstellen und nicht mit dem Preis für andere Gü-
ter in der Schweiz vergleichen. Aus diesem Grunde ist es aus Sicht von santésuisse proble-
matisch, bei einem Preisvergleich die Kaufkraft anzuwenden. Preisvergleiche von internatio-
nal handelbaren Gütern sollten auf Niveau Wechselkurs vorgenommen werden. Auch ist der
Wechselkurs eine Grösse, die im Markt gebildet wird. Der Wechselkurs ist deshalb die öko-
nomisch relevante Grösse, Preise von Waren international zu vergleichen.

Kaufkraftparitäten hingegen sind in der Ökonomie von Bedeutung bei einem Vergleich der
Volkseinkommen, weil es für das Wohlstandsniveau relevant ist, wie viele Güter die Bevölke-
rung mit diesem Volkseinkommen konsumieren kann. Die Kaufkraftparität ist also ein wirt-
schaftstheoretisches Konstrukt, das aus dem Preisniveau für bestimmte Güter und Dienst-
leistungen abgeleitet wird. Verwendet man die Kaufkraftparität bei Preisvergleichen, existiert
das Problem der endogenen Variable: Die Kaufkraft wird aus dem Preisniveau abgeleitet und
das Preisniveau wird in Bezug zur Kaufkraft betrachtet. Die Preisunterschiede zum Ausland
werden also mit der Kaufkraft erklärt, die aus den hohen Preisen resultieren. Die schwache
Kaufkraft in der Schweiz z.B. resultiert aber gerade aus den hohen Preisen. Wird mit der
Kaufkraftparität umgerechnet, werden die hohen Preise mit dem allgemein hohen Preisni-
veau in der Schweiz gerechtfertigt. Die Feststellung, die Preise in der Schweiz seien auf Ni-
veau Kaufkraftparität weniger überhöht als auf Niveau Wechselkurs, ist demnach trivial. Wä-
ren die Preise tiefer, wäre auch die Kaufkraft der Schweizer Bevölkerung höher.

2                   Resultate des Medikamentenpreis-Vergleichs
Die Preisvergleiche wurden sowohl bezogen auf den FAP als auch in Bezug auf den PP
(FAP inkl. Vertriebsanteil, aber exkl. MwSt. etc.) berechnet. Bei einem Vergleich auf Basis
des PP (FAP inkl. Vertriebsanteil, aber exkl. MwSt. etc.) werden jedoch vor allem die unter-
schiedlichen Margen- und Gesundheitssysteme verglichen, und nicht die eigentlichen Medi-
kamentenpreise, weshalb das Schwergewicht bei der Präsentation der Ergebnisse haupt-
sächlich auf die Unterschiede der FAP gelegt wurde.
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2.1                Hochpreisinsel Schweiz
Wie aus Abbildung 2 ersichtlich ist, liegen die FAP in A durchschnittlich 34%, in I 30%, in F
27%, in B 26% und in D 15% unter denjenigen in der CH. Das Einsparpotenzial von 15% bis
34% zeigt deutlich, dass die Pharmaindustrie für die gleichen Medikamente in der CH einen
klar höheren Preis erhält als in den Vergleichsländern. Dieses relative Einsparpotenzial ent-
spricht mehreren 100 Millionen SFr.

                        Gegenüberstellung der umsatzgewichteten Preisindices
                                           (FAP-Niveau)

                  120
                           100
                  100                      85
                                                               74
     Preisindex

                   80                                                  73     70   66
                   60
                   40
                   20
                    0
                           CH               D                  B       F      I    A
                                                           Vergleichsländer

Abbildung 2:              Gegenüberstellung der umsatzgewichteten Preisindices (FAP-Niveau).
                          (Quelle: santésuisse)

Gewichtet mit dem jeweiligen Umsatz der überprüften Medikamente lassen sich in der CH
bei Anwendung der ausländischen FAP im Vergleich zu A theoretisch 435 Mio. SFr., im Ver-
gleich zu I 382 Mio. SFr., zu B 354 Mio. SFr., zu F 344 Mio. SFr. und im Vergleich zu D 209
Mio. SFr. einsparen.

Die Gegenüberstellung der PP (FAP inkl. Vertriebsanteil, aber exkl. MwSt. etc.) zeigt eben-
falls ein erhebliches Einsparpotenzial, welches tendenziell höher ist als dasjenige bei den
FAP. Je nach Vergleichsland liegt dieses zwischen 18% und 38% (siehe Abbildung 3). Dies
würde einer Entlastung der Grundversicherung von 354 Mio. SFr. bis 721 Mio. SFr. entspre-
chen.

com_Zusammenfassung -Medikamente Auslandpreisvergleich-d.doc                                   4
Gegenüberstellung der umsatzgewichteten
                                  Preisindices (PP-Niveau)

                   120
                          100
                   100
                                            82
      Preisindex

                    80                                          70         68     65   62
                    60
                    40
                    20
                     0
                           CH               D                    I         B      F    A
                                                               Vergleichsländer

Abbildung 3:              Gegenüberstellung der umsatzgewichteten Preisindices (PP-Niveau).
                          (Quelle: santésuisse)

Von den Vergleichsländern kommt D der CH mit 18% günstigeren Medikamenten am nächs-
ten, liegt aber immer noch deutlich unter unserem Preisniveau. Würde man in D den
Zwangsrabatt berücksichtigen, welchen die pharmazeutischen Hersteller der gesetzlichen
Krankenversicherung bezahlen müssen, wäre die Differenz zur CH entsprechend grösser
und läge im Bereich der übrigen vier Länder. Dieser Zwangsrabatt betrug im Jahr 2004 16%
und ist auf das Jahr 2005 auf 6% reduziert worden. Gleichzeitig wurde auf den 1.1.2005 bei
verschiedenen, umsatzstarken Präparaten in D der Preis gesenkt. Beides ist im Preisver-
gleich von santésuisse nicht berücksichtigt worden.

2.2                Je nach Einführungsperiode ein unterschiedliches Einsparpotenzial
Der Einführungszeitpunkt der 100 Vergleichsmedikamente in der CH zeigt auf, ob bereits ein
Auslandpreisvergleich durch das BAG vorgenommen wurde. Zwischen 50% und 60% der
verglichenen Medikamente wurden nach 1995 in die SL aufgenommen, also zu jenem Zeit-
punkt, als das BAG den offiziellen Auslandpreisvergleich bereits durchgeführt hat. Zwischen
20% und 30% der Warenkorb-Arzneimittel wurden zwischen 1990 und 1995 eingeführt. Es
handelt sich um jene Medikamente, welche noch keinem BAG-Auslandpreisvergleich unter-
zogen wurden. Zwischen 10% und 20% der Präparate wurden vor 1990 eingeführt. Ein ers-
ter BAG-Auslandpreisvergleich dieser Medikamente fand 15 Jahre nach deren Einführung
statt.

Prozentual am meisten Einsparungen sind bei Medikamenten zu verzeichnen, welche vor In-
Kraft-Treten des KVG’s zugelassen wurden, insbesondere bei Arzneimitteln im Einführungs-
zeitraum zwischen 1990 und 1995. In diese Kategorie fallen z.B. die umsatzstarken Präpara-
te Zocor, Seropram, Norvasc und Deroxat. Auch bei den Präparaten mit Einführungszeit-
punkt vor 1990 sind die Preisdifferenzen beträchtlich. Hier zeigen sich die Preissenkungs-
runden des BAG 15 Jahre nach der Aufnahme eines Medikamentes in die SL als zu wenig
wirksam. Bei den neueren Medikamenten mit Einführungszeitpunkt ab 1996 sind die Preisdif-
ferenzen zwischen der Schweiz und den verglichenen Ländern etwas kleiner geworden. Es
besteht aber dennoch ein nicht ausgeschöpftes, beträchtliches Einsparpotenzial (siehe
Abbildung 4).

com_Zusammenfassung -Medikamente Auslandpreisvergleich-d.doc                                  5
Einsparpotential in der Schweiz auf FAP-Niveau bei Anwendung
                                 Einsparungen in % des Umsatzes           der Medikamentenpreise der Vergleichsländer

                                                                  60%
                                                                                                  Belgien              Österreich
                                                                  50%                             Frankreich           Italien
                                                                                                  Deutschland
                                                                  40%

                                                                  30%

                                                                  20%

                                                                  10%

                                                                   0%
                                                                                vor 1990           1990-1995           nach 1995

Abbildung 4:                                                             Relatives Einsparpotential in der Schweiz auf FAP-Niveau.
                                                                         (Quelle: santésuisse)

Obschon Arzneimittel, welche vor 1996 eingeführt wurden, das prozentual höchste Einspar-
potential ausweisen, sind Preissenkungen bei den neu eingeführten Medikamenten wesent-
lich wichtiger für die Zukunft. Es besteht weiterhin Handlungsbedarf bei Präparaten, welche
seit 1996 eingeführt worden sind, weil es sich dabei oft um (sehr) umsatzstarke Präparate
handelt, bei denen absolut gesehen insgesamt namhafte Beträge eingespart werden könn-
ten.

                                                                      Absolutes Einsparpotenzial in der Schweiz auf FAP-Niveau bei
                                                                       Anwendung der Medikamentenpreise der Vergleichsländer

                                            250
      Einsparungen in Mio. CHF

                                                                          Belgien
                                            200                           Österreich
                                                                          Frankreich
                                            150                           Italien
                                                                          Deutschland
                                            100

                                                             50

                                                                  0
                                                                            vor 1990           1990-1995          nach 1995

Abbildung 5:                                                             Absolutes Einsparpotential in der Schweiz auf FAP-Niveau.
                                                                         (Quelle: santésuisse)

Aus Abbildung 5 ist ersichtlich, dass die Schweiz bei Anwendung der ausländischen FAP im
Vergleich zu B, A, F und I immer noch ein beträchtliches Einsparpotenzial ausweist. Ohne
Berücksichtigung des Zwangsrabattes in D ist die Differenz zur CH Dank des Auslandpreis-
vergleichs des BAG tendenziell geringer geworden. Erkennbar ist ebenfalls, dass die heute
nicht gleichwertig in den Auslandpreisvergleich einbezogenen Länder A, I und F zwingend

com_Zusammenfassung -Medikamente Auslandpreisvergleich-d.doc                                                                         6
zum Preisvergleich herangezogen werden müssen, damit die Schweiz das Preisniveau west-
europäischer Länder erreicht.

2.3      Herzpatienten bezahlen in der Schweiz zu viel für ihre Medikamente
Die Medikamente gegen Herz-Kreislauferkrankungen nehmen mit 18% Marktanteil gemäss
der Pharma Information (Ausgabe 2004) seit Jahren eine Spitzenposition ein. Auch bezüg-
lich Einsparpotenzial für die obligatorische Krankenpflegeversicherung liegt diese Medika-
mentgruppe an der Spitze. Erkrankungen am Herzen gelten als Volkskrankheit Nummer
eins. Die Auslandpreisvergleichsstudie zeigt, dass die Betroffenen im Ausland für ihre Medi-
kamente durchschnittlich mindestens 1/3 weniger bezahlen, als die Erkrankten in der
Schweiz (siehe Abbildung 6).

                                            Einsparpotenzial in der Schweiz auf FAP-Niveau bei Herz-
                                                 Kreislaufmedikamenten unter Anwendung der
                                                   Medikamentenpreise der Vergleichsländer
         Einsparungen in % des Umsatzes

                                          50%
                                          45%
                                          40%
                                          35%
                                          30%
                                          25%                                                               FAP
                                          20%                                                               PP
                                          15%
                                          10%
                                           5%
                                           0%
                                                        B        I        F        D         A

Abbildung 6:                                    Relatives Einsparpotential in der Schweiz bei Herz-Kreislaufmedikamenten.
                                                (Quelle: santésuisse)

3        Massnahmen zur Stabilisierung der Medikamentenkosten
Die Auslandpreisvergleichsstudie hat gezeigt, dass im Medikamentenbereich erhebliches
Einsparpotenzial bei den Preisen besteht. Aus diesem Grunde sind Massnahmen zur Sen-
kung der Medikamentenpreise in der Schweiz auf europäisches Niveau nötig.

Im Bereich der Patent geschützten Medikamente der SL ist es im Interesse der Prämienzah-
lenden, dass…
• der Preis (Wirtschaftlichkeit), die Wirksamkeit und die Zweckmässigkeit mehrmals wäh-
   rend der Patentschutzfrist überprüft und gegebenenfalls angepasst werden,
• der offizielle Auslandpreisvergleich des BAG nicht nur subsidiär mit den deutlich günsti-
   geren Nachbarländern Österreich, Italien und Frankreich durchgeführt wird, sondern die-
   se Länder gleichwertig beim Preisvergleich miteinbezogen werden,
• bei Indikationserweiterungen der Preis gesenkt wird.

Bei Patent abgelaufenen Medikamenten der SL können die Kosten gesenkt werden, indem…
• die zuständigen Behörden eine merkliche Preissenkung vornehmen, wie dies im Ausland
    zum Teil bereits erfolgreich praktiziert wird,
• die Herstellung und der Absatz deutlich günstigerer Generika aktiv gefördert.

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Bei Neuaufnahmen können die Auswirkungen auf das Prämienwachstum gedämpft werden,
indem…
• der Innovationszuschlag viel restriktiver als heute gewährt wird,
• diese nur noch zu einem eindeutig tieferen Preis in die SL aufgenommen werden sollen,
    wenn sie keinen nachweisbaren therapeutischen oder wirtschaftlichen Vorteil gegenüber
    einem bereits auf der SL vorhandenen Arzneimittel aufweisen.

Im Rahmen der Medikamentenpreispolitik des Bundes, resp. des Preisfestsetzungsverfah-
rens des BAG…
• strebt santésuisse im Interesse der Versicherten mehr Transparenz an, z.B. bezüglich
   Patentablauf; Indikationserweiterungen; Preise, Boni und Rabattsystemen in den auslän-
   dischen Vergleichsländern (Rabattsysteme, wie in D, müssen in den offiziellen Preisver-
   gleich des BAG einbezogen werden).
• ist zu prüfen, ob Festbetragsregelungen pro Indikationsgruppe eine sinnvolle Lösung zur
   Stabilisierung der Medikamentenpreise darstellen würden,
• ist zu prüfen, ob das neuseeländische Modell, welches mittels Auktion dem günstigsten
   Anbieter innerhalb einer Indikation die Rückvergütung über die staatliche Krankenversi-
   cherung erteilt, für die Schweiz auch in Frage käme. In Belgien, welches bereits heute
   massiv tiefere Preise als die Schweiz aufweist, wird diese Methode vom belgischen Ge-
   sundheitsministerium derzeit geprüft.

4        Fazit
Der Arzneimittelpreis-Vergleich von santésuisse hat aufgezeigt, dass der internationale Me-
dikamentenmarkt nicht transparent ist. Die Preise der Vergleichsländer sind einerseits
schwierig zu erhalten, andererseits müssen bei Preisvergleichen auch immer die unter-
schiedlichen Bonus-, Rabatt- und Margensysteme der einzelnen Länder berücksichtigt wer-
den. Oft sind die effektiv bezahlten Preise viel tiefer als die angegebenen Listenpreise. Je
nach Blickwinkel und Berücksichtigung der einen oder anderen Grösse kann somit ein Preis-
vergleich unterschiedlich ausfallen. Mit der von santésuisse gewählten Methode, welche Ra-
batte vernachlässigt, wurden die Preisdifferenzen zum Ausland unterschätzt.

Mittels des vorliegenden Arzneimittel-Preisvergleiches konnte dennoch aufgezeigt werden,
dass die Medikamentenpreise in der Schweiz deutlich höher sind als in Deutschland, Öster-
reich, Italien, Frankreich und Belgien. Das berechnete Einsparpotenzial von 15% bis 34% auf
dem FAP liegt im Rahmen der Studienergebnisse des Preisüberwachers und der Interphar-
ma. Bei der Preisbildung von Arzneimitteln besteht also nach wie vor ein grosses Reserve-
potenzial, welches in Zukunft ausgeschöpft werden muss, sollen die Gesundheitskosten sta-
bilisiert werden, ohne damit Leistungen einzuschränken.

1.4.2005 / AB, SW, FM

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