Auf dem Weg in eine enkeltaugliche Zukunft
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Gemeinsam in Richtung Energieautonomie IN T ERNE T Bis 2050 sollen sich in Vorarlberg die aus erneuerbaren Quellen gewonnene Energie und die verbrauchte Energie die Waage halten. An diesem Ziel wird im Land auf allen Ebenen mit ganzer Kraft ENERGIEEF F IZIEN T BAUEN gearbeitet. Getragen wird die ambitionierte Zukunftsstrategie, die weit über den Kernbereich der Energieversorgung hinausgeht E-AU TO S T RO MSP EI C HERUN G und Mobilitätsfragen ebenso berührt wie den Wohnbau, von einem B A HN BUS breiten parteiübergreifenden Konsens. B RO S C H Ü RE Neben einem sparsamen und effizienten Energieeinsatz wird ein ERDWÄ RME KO S T ENGÜNS T IG B AUEN umweltverträglicher Energiemix auf- und ausgebaut, bestehend aus Sonnenenergie, Biogas, Biomasse und vor allem Wasserkraft. BRENNHOL Z Der Kurs heißt: weg von fossilen hin zu erneuerbaren Energie FAHRR AD trägern. Ihre verstärkte Nutzung beeinflusst Beschäftigung und UMWÄ L ZPUMPEN TAUSCH KINDER Wertschöpfung in den Vorarlberger Regionen nachhaltig positiv. BIOGA S B A HNHOF/ P H O T O V O LTA I K Abseits des regionalen Strebens nach größerer Unabhängigkeit S T ROM SPA REN MOBIL I TÄT SDREHS C HEIBE in Energiefragen ist das Vorarlberger Energieautonomie-Ziel natür- FAC EBO OK FACHHOCHSCHUL E lich immer auch vor dem Hintergrund vereinbarter Klimaziele und NACH V ERDICH T UNG internationaler Rahmenbedingungen zu sehen. Der Blick auf aktuelle Kennzahlen zeigt, dass Vorarlberg zwar gut G L Ü H L A M P E N TAU S C H WA SSERK R AF T N AC H V ERDIC H T UNG/ unterwegs ist, es aber weiterhin großer Anstrengungen bedarf. Obwohl Bevölkerung, Gebäudefläche und Wirtschaftsleistung GENER AT IONENH AUS QUA RT IERSEN T WICK LUNG deutlich zugenommen haben, ist der Energiebedarf im Zeitraum GE SPR ÄC H 2005 bis 2016 nur geringfügig gestiegen. Der Ausbau erneuerbarer S ANIEREN Energieträger hat dazu geführt, dass die CO 2-Emissionen gegen- ENERGIEER ZEUGENDE GEB ÄUDE über 2005 um rund zwölf Prozent reduziert werden konnten. WEI T ERBIL DUNG/L ERNEN Es waren viele erfolgreiche Initiativen, die das Land im Energie- bereich zur Pilot- bzw. Vorbildregion gemacht haben. Diese füh- B E T RIE B L I C HE S SOL ART HERMIE rende Position gilt es weiter auszubauen, auch weil Vorarlberg M O B IL I TÄT S M A N AG E M E N T/ als alpine Region vom Klimawandel besonders stark betroffen ist. MI TA RB EI T E RM O B IL I TÄT In diesem Kontext ist der verstärkten grenzüberschreitenden (E N E RG I E ) B E R AT U N G Zusammenarbeit eine große Bedeutung einzuräumen. Von der WINDENERGIE gegenseitigen Information und vom Austausch, wie im Rahmen des Projekts IMEAS gelebt, können alle Partner profitieren. K L E I N WA S S E RK R A F T SCHULE Markus Wallner Christian Gantner Landeshauptmann Energielandesrat ENERGIE SPAR- MEIS T ERSCH A F T 2 3
Auf dem Weg in die Energieautonomie Vorarlberg AU S BL IC K IND U S T R IE U ND G E WER BE Seite 50 Seite 32 BIL D U NG / KOMM U NIK AT ION Seite 40 M OBIL I TÄT Seite 24 G EBÄU DE Seite 16 ER NEU ER BA R E ENERG IE Seite 8
Energieautonomie Vorarlberg Gut eingebettet und breit getragen 1. Energiesparen Die Reduktion des Energieverbrauchs ist Grundlage der Energieautonomie. Es sind ambitionierte Ziele, die sich das Land Vorarlberg auf die Fahnen geheftet Bei zahlreichen Anwendungen ist dies bereits durch eine Verhaltensänderung hat. Das westlichste Bundesland Österreichs will unabhängig werden. Unabhän- möglich. gig von Preissteigerungen und Versorgungsengpässen bei fossilen Energieträ- gern, und damit seinen Beitrag zu den Klimazielen von Paris leisten. Die Energie- autonomie Vorarlberg wurde von der Politik als strategisches Ziel bis 2050 2. Energieeffizienz festgesetzt. Die Vision der Energieautonomie 2050 lautet: Die ausgeglichene Heute stehen Technologien zur Verfügung, die eine bessere Ausnutzung Bilanz aus Energieverbrauch und Bereitstellung aus erneuerbaren Energieträgern der in Vorarlberg eingesetzten und erzeugten Energien ermöglichen. beinhaltet eine sichere, umweltverträgliche, langfristig zukunftsfähige, leistbare Sie sollen in den Vordergrund gerückt werden. und kostenstabile Energieversorgung. Das Programm Energieautonomie Vorarlberg hat von Beginn an breite Unter 3. Erneuerbare Energie stützung erfahren. Bester Beweis dafür: Die Energieautonomie Vorarlberg fußt In Vorarlberg verfügen wir über nennenswerte Mengen an erneuerbaren seit 2009, also bereits sechs Jahre vor dem Pariser Klimaabkommen, auf einem Energien wie Sonnenkraft, Wasserkraft und Biomasse. Die diesbezügliche einstimmigen Beschluss des Vorarlberger Landtags. Alle im Landtag vertretenen Nutzung soll deutlich ausgebaut werden. Parteien stimmten dieser langfristigen Vision zu – und damit letztlich den Maßnahmen, die zur Erreichung des Ziels der Energieautonomie 2050 getroffen werden müssen. Maßnahmen, die nicht von oben herab verordnet wurden: 4. Forschung, Entwicklung und Bildung Von Beginn an waren es Bürgerinnen und Bürger mit ganz unterschiedlichem Bildung ist eine Investition in die Zukunft. Know-how schafft Vorsprung und beruflichen und sozialen Hintergrund, die den Prozess der Energieautonomie stärkt den Standort Vorarlberg. Für eine lebenswerte Zukunft für nachfolgende gestaltet und vorangetrieben haben und sich nun auch für dessen Umsetzung Generationen. mitverantwortlich zeigen. In der vorliegenden Publikation werden Status quo, Ziele und Herausforderungen Vier inhaltliche Säulen der Energieautonomie beschrieben. Außerdem wird dargestellt, wie diese Ziele im internationalen Kontext eingebettet sind. Eine Auswahl der zahlreichen Schritte Die Energieautonomie Vorarlberg umfasst nahezu alle Lebensbereiche – auf ganz hin zur Energieautonomie und der relevanten Akteure nimmt am meisten Platz unterschiedliche Weise. Zur besseren Veranschaulichung und Kommunikation ein, da die Vision nur gemeinsam und mit vereinten Kräften erreichbar ist. des umfassenden Zukunftsprojektes wurden vier inhaltliche Säulen als Basis des Programms definiert: 07 2012 05 2018 Verabschiedung Start Mobilitätskonzept 40 priorisierte Maßnahmen 03 2012 02 2013 04 2018 05 2007 Startkonferenz „101 enkeltaugliche Maßnahmen Erste Energieautonomie- Raumbild Konferenz Start Namenswechsel von Energiezukunft konferenz 04 2008 Energiezukunft Vorarlberg zu Energieautonomie Vorarlberg Visionskonferenz Vorarlberg Sonderschau 2010 – 2011 09 2014 Energiezukunft Vorarlberg Maßnahmenplanung Start des Kindergarten und Schulprojektes der vier Arbeitsgruppen „Energieautonomie begreifen“ 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2014 2015 2016 2017 2018 2019 02 – 03 2010 06 2009 Dialogprozess mit 04 2015 Einstimmiger Landtagsbeschluss – der Bevölkerung Verabschiedung Energieautonomie Vorarlberg 11 2011 Energiesparoffensive 2020 10 2015 10 2017 als zentrales energiepolitisches Einstimmiger Landtagsbeschluss Verabschiedung Radverkehrsstrategie Ziel verankert zum Maßnahmenplan Elektromobilitätsstrategie 2020 „Kettenreaktion“ „101 enkeltaugliche Maßnahmen“ 6 7
Erneuerbare Energie Erneuerbare Energieträger umfassend zu nutzen, ist ein wesentlicher Eckpfeiler der Energieautonomie. Der forcierte aber naturverträgliche Ausbau der Nutzung macht die Energieautonomie überhaupt erst möglich. Dabei beginnt Vorarlberg nicht bei null: Schon jetzt werden rund 40 % des Energiebedarfs aus erneuer baren Energieträgern wie Sonnenenergie, Wasserkraft und Biomasse gedeckt. Bis im Jahr 2050 kann die Energieproduktion aus den Erneuerbaren um rund 50 % gegenüber 2005 gesteigert werden. Der Rest des Weges zur Energie- autonomie muss über Energieeinsparung und -effizienz zurückgelegt werden. Ziel bis 2020 ist es, die Wasserkraft um den jährlichen Strombedarf von rund WIN D EN ER G IE 50.000 Einfamilienhäusern auszubauen. Ein Plus ist unter anderem auch bei der Nutzung der Sonnenkraft anvisiert: Die Solarthermie soll jedes Jahr um 15.000 Quadratmeter, Photovoltaik um 40.000 Quadratmeter Kollektorfläche wachsen – das würde der Größe von rund acht Fußballfeldern entsprechen. P H OTO V O LTA IK WA S S ER K R A F T Ziel der Energieautonomie ist die Erhöhung des Regelarbeitsvermögens der Kraftwerke von 2.413 GWh im Jahr 2009 um 187 GWh auf 2.600 GWh im Jahr 2020. Seit 2009 wurden 18 Wasserkraftwerke mit einem Regelarbeitsvermögen von 96 GWh genehmigt. Davon sind sieben Kraftwerke mit einem Regelarbeits- vermögen von rund 36 GWh in Betrieb. Weitere 30 Kraftwerke mit einem Regel- arbeitsvermögen von 338 GWh befinden sich in Vorbereitung oder Prüfung. Von 2005 bis 2016 wurden insgesamt rund 220.000 m2 Solarkollektoren zur ERNEUERBARE Warmwasserbereitung errichtet. Das Ausbauziel von jährlich 15.000 m2 Solar BI O G A S K L EIN WA S S ER K R A F T fläche wurde bis auf 2015 und 2016 in jedem Jahr überschritten, im Durchschnitt ENERGIEN der Jahre wurde es erreicht. Insgesamt zeigt der Trend beim Zubau aber nach unten. Etappenziel der Energieautonomie für Photovoltaik für 2015 war ein jährlicher Zubau von 40.000 m2 Photovoltaikmodulen ab 2009. Seither wurden rund 450.000 m2 Photovoltaikfläche installiert. Der Endenergieverbrauch an PV-Strom hat sich seit 2005 von rund 8 auf 71 GWh fast verneunfacht und liegt damit bereits über dem Zielwert von 2020. Der überwiegende Teil des erzeugten Stroms wird ins öffentliche Netz eingespeist. Die Tendenz zur Eigenbedarfsdeckung ist jedoch ganz klar steigend. B R EN N H O L Z S O L A R T H ER MIE S T R O M S P EI C H ER U N G ER DWÄ R M E Der Ausbau erneuerbarer Energieträger sichert Unabhängigkeit und regionale Wertschöpfung. Tobias Ilg, Biomassepionier 8 9
Schon jetzt deckt Vorarlberg knapp 40 % seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Energieträgern. Vom EU-20/20/20-Ziel bis zum Ökostromgesetz Die Steigerung des Anteils erneuerbarer Energieträger wird im Rahmen der Energieautonomie Vorarlberg mittels einer Doppelstrategie umgesetzt: Einerseits wird die Produktion aus erneuerbaren Energieträgern ausgebaut, andererseits soll der Energieverbrauch insgesamt reduziert werden. Energieproduktion in GWh/a 2005 2020 Das entspricht im Wesentlichen auch der Strategie des Bundes und der EU . + 177 % + 67 % EU Ziel für Österreich: 34 % erneuerbare bis 2020 + 440 % 122 145 Zentrales Element zum Ausbau der erneuerbaren Energien innerhalb der EU + 10 % 43 10 ist die Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RL 2009/28/EG). Ziel ist es, dass der Anteil erneuerbarer Energieträger im Jahr 2020 in der gesamten EU 20 % des Bruttoinlandsverbrauchs beträgt. Österreich muss seinen Anteil von einem 0 8 44 86 Ausgangswert von 24 % im Jahr 2005 auf 34 % im Jahr 2020 steigern. Für WINDENERGIE PHOTOVOLTAIK SOL ARTHERMIE BIOGA S 2030 schlägt die EU Kommission vor, den Anteil erneuerbarer Energieträger in der gesamten EU auf insgesamt mindestens 27 % zu erhöhen. Gemäß der integrierten Klima- und Energiestrategie des Bundes strebt Österreich einen 2016: 71 GWh/a 2016: 190 GWh/a Anteil erneuerbarer Energieträger am Bruttoendenergieverbrauch in der 5.600 Anlagen mit einer Fläche Über 30.000 Solaranlagen Größenordnung zwischen 45 – 50 % im Jahr 2030 an. von 510.000 m² und einer Strom- mit einer Kollektorfläche produktion von 71 GWh. von 370.000 m² und einer 16.000 Haushalte können mit Wärmeproduktion von 190 GWh. Nationale Politikinstrumente dem Strom versorgt werden. Zur Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energieträger werden auf Landes- und auf Bundesebene zahlreiche Politikinstrumente eingesetzt. Dazu zählen u.a. die Vorgaben in den Bauvorschriften der Länder über einen verpflichtenden +8% Mindestanteil von erneuerbaren Energieträgern im Baubereich bis hin zur 2.600 Förderung von Heizsystemen, die vollständig auf Basis erneuerbarer Energie- träger arbeiten. Der Einsatz erneuerbarer Energieträger im betrieblichen Bereich wird durch die Umweltförderung im Inland (UFI ) in Form von Investitionsbeihilfen gefördert. + 24 % Beim Ausbau der Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen ist das zentrale 855 Instrument das Ökostromgesetz (ÖSG 2012). Im Rahmen des Ökostromgesetzes werden Erzeugungsanlagen auf Basis erneuerbarer Quellen mit Einspeisetarifen und/oder Investitionsbeihilfen unterstützt. Daneben gibt es eine Vielzahl + 93 % 185 weiterer Förderinstrumente. Beispielhaft sei der Klima- und Energiefonds des Bundes genannt. Auch die Energiebesteuerung ist ein wichtiges Instrument zur Beeinflussung der Energieträgerwahl. Bei entsprechender Gestaltung trägt diese Maßnahme wesentlich zur Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energieträger bei. 96 689 2.413 UMWELT WÄRME BIOMA SSE WA SSERKR AF T 2016: 226 GWh 2016: 903 GWh/a ca. 9.500 Anlagen in Betrieb 30.000 Holz-Einzelfeuerungen und 120 Holz-Heizwerken mit einer Gesamtenergieerzeugung von 903 GWh – was dem Gegenwert von 90 Millionen Litern Heizöl entspricht. In klassische Kesselwagen gefüllt, würde der Zug von Bregenz bis Hohenems reichen. 10 11
Schritte zur Energieautonomie Berauscht vom harz’gen Tannenduft Biomasse ist neben der Wasserkraft die meistgenutzte Ob im Großen oder Kleinen erneuerbare Energiequelle im Land. Um über ein Viertel wurde ihr Ertrag gegenüber 2005 gesteigert, Um die verfügbare Energie aus erneuerbaren Energieträgern im Land bestmöglich und seit 2012 wird in Vorarlberg mehr Holz als Öl zur zu nutzen, sind verschiedenste Anstrengungen in allen Maßstäben erforderlich. Beheizung von Gebäuden eingesetzt. Von Kops II der Vorarlberger Illwerke bis zur Solaranlage der Familie Müller. Nahezu emissionsfrei tragen über 100 Biomasseheiz werke im Land zum Erfolg des heimischen Energie trägers bei. Wie jenes in Rankweil, das 2014 vom Umweltministerium aufgrund der sorgfältigen Planung und Betriebsoptimierung sogar als öster- reichweites Vorzeigeprojekt ausgezeichnet wurde. BIOM A S S E Gemeinsam sind wir Starkstrom 510.000 Quadratmeter Photovoltaikanlagen produzieren in Vorarlberg Strom. Die meisten davon auf privaten Wohnhäusern. Die Arge Erneuerbare Energie Vorarlberg motiviert vor allem Gemeinden, Dächer für große PV-Anlagen zur Verfügung zu stellen – und sie mittels Crowdfunding zu finanzieren. Damit bietet sie jenen die Gelegenheit, erneuerbaren Strom zu produzieren, die über kein geeignetes Dach verfügen. →→ www.aeev.at P H OTOVOLTA IK WA S S ER K R A F T Der Berg als Batterie Solaranlagencheck Der europaweite Ausbau erneuerbarer Energieträger Die Pumpspeicherkraftwerke der Vorarlberger Illwerke 370.000 Quadratmeter Sonnenkollektoren produzieren stellt in seiner Volatilität das Energienetz vor Heraus- verfügen über die Fähigkeit, bis zu 525 Megawatt in Vorarlberg warmes Wasser für den Hausgebrauch forderungen. Um die beiden schwankenden Pole Pro- Leistung dem Netz entweder zu entnehmen oder und für die Heizung. duktion und Verbrauch in Einklang zu halten, wird einzuspeisen. Viele dieser Anlagen sind mittlerweile zwanzig Jahre zusehends mehr Regelenergie benötigt. Eine der derzeit und älter. Damit sie auch weiterhin die Energie der effizientesten Arten, viel Energie zu speichern, findet Mit den Wasserkraftwerken produzieren Sonne nutzen, bieten die e5-Gemeinden mit dem sich im Süden des Landes. Dort werden die Speicher- wir CO 2-frei Energie aus regional Energieinstitut Vorarlberg seit 2015 einen geförderten seen der Vorarlberger Illwerke dazu genutzt, im Be- verfügbaren Quellen und stabilisieren Solaranlagen-Check an. Der generiert regionale darfsfall entweder Wasser zu Tal zu lassen und damit Wertschöpfung und eine Million Kilowattstunden zudem das Stromnetz. Strom zu produzieren, oder Strom zu verbrauchen zusätzlichen Solarertrag im Jahr aus bestehenden und das Wasser wieder den Berg hinauf zu pumpen. Helmut Mennel · Vorstand illwerke vkw Anlagen. →→ www.energieinstitut.at S OL A R T H ER MIE 12 13
Effizienz und Erneuerbare: Ein starkes Duo im Landhaus Erneuerbare Energieträger einsetzen und den Verbrauch reduzieren, so lautet das Rezept für eine nachhaltige Energieversorgung im Land. Auch das Landhaus folgt diesem Rezept erfolgreich mit weniger Wärme und weniger CO 2. Konkret: Eine Million Kilowattstunden weniger Wärme und 440 Tonnen weniger CO 2 lautet die Bilanz gezielter Maßnahmen zur Reduktion des Energiebedarfs im Landhaus, die vom Fachbereich P IONIER E Betriebsführung gemeinsam mit dem technischen Das Energiewunderwerk der Personal entwickelt und umgesetzt wurden. Gebrüder Ilg So wurde 2013 der Gaskessel durch einen mo- dernen und bedarfsgerechten Kessel ersetzt, 2002 nahm das erste Heizwerk von Bernhard gleichzeitig wurde auf den Bezug von Biogas und Tobias Ilg seinen Betrieb auf. Damit war umgestellt. 2014 folgte der Tausch der alten der Grundstein für das EnergieWerk Ilg gelegt. Wärmepumpe durch eine effizientere Anlage, Heute produziert das EnergieWerk Ilg jährlich: mit welcher mehr Umweltwärme genutzt wird · 17.000.000 kWh Wärme aus Holz S OL A R T H ER MIE als zuvor. · 2.000.000 kWh Wärme aus Biogas Die Umstellung auf Kaltwasser an diversen Ent Wo Energiekosten auch im Winter schmelzen · 200.000 kWh Ökostrom aus PV 430 Quadratmeter Solar- und PV-Kollektorflächen So geschehen durch die thermische Sanierung von nahmestellen komplettiert die Energieeinsparun- gen, die sich auf rund eine Million Kilowattstunden · 1.400.000 kWh Ökostrom aus Holz sorgen im ****S-Hotel Jägeralpe in Warth für Sonnen vorerst drei der fünf Hotelgebäude vor wenigen Jahren. pro Jahr aufsummieren und den Wärmebedarf im power pur. Bereits vor 25 Jahren hat Betreiber Oswald · 1.600.000 kWh Ökostrom aus Biogas Landhaus damit um die Hälfte reduzieren. Jäger die erste Solaranlage installieren lassen – und Ein gut gedämmtes Haus ist warm, auch · 1.000 kWh Ökostrom aus Wind ist bis heute von der Nutzung der Sonnenenergie Diese und weitere Maßnahmen zur Reduktion wenn es nicht beheizt wird. Neben der überzeugt. Dabei bildet Jäger die Energieautonomie des Energiebedarfs sowie der Bezug von Biogas und spart dadurch 6.000 Tonnen CO 2 pro Jahr Energieeinsparung ist daher auch der im Kleinen ab: erneuerbare Energie optimal nutzen senken zudem die CO 2-Emissionen des Landhauses gegenüber konventionellen fossilen Brennstoffen. Wohlfühlcharakter deutlich gestiegen. und – um einen möglichst hohen Eigendeckungsgrad um 440 Tonnen pro Jahr. zu erreichen – den Energieverbrauch senken. Oswald Jäger, Warth am Arlberg →→ www.energieautonomie-vorarlberg.at/stories Kurz & knapp Vital im hohen Alter →→ ImJänner 2017 wurden die letzten beiden Über hundert Jahre alt sind die Wasserkraftwerke Gebäude im Lecher Ortsteil Zürs an das am Rankweiler Mühlbach. Zehn von ihnen wurden Biomasse-Nahwärmenetz angeschlossen. von der Gemeinde und privaten Akteuren sorgfältig Damit wird Zürs zu 100 % mit Wärme aus revitalisiert und produzieren seither Strom für über Biomasse versorgt. 1.000 Haushalte. →→ 200kWp Photovoltaikanlagen hat die Gemeinde Zwischenwasser allein von 2013 bis 2015 auf Mit der Revitalisierung des Kraftwerks holen ihren kommunalen Gebäuden errichtet. wir die Stromproduktion mitten in den →→ Miteiner Engpassleistung von 525 MW ist das Ort und machen bewusst, dass der Strom Kopswerk II das leistungsstärkste Kraftwerk in eben nicht nur aus der Steckdose kommt. Vorarlberg und auf Platz vier in Österreich. Franz Dobler, Obmann der Mühlbachgenossenschaft Rankweil ER DWÄ R ME U ND BIOG A S K L EINWA S S ER K R A F T 14 15
Gebäude Der Gebäudebereich verursachte 2016 mit 40 % den größten Anteil am End- energieverbrauch Vorarlbergs. Seit 2005 konnte der Bedarf trotz Bevölkerungs- wachstums (+7 %) und zusätzlicher Wohngebäude (+14 %) um rund 6 % redu- ziert werden. Die CO 2-Emissionen sanken um rund 30 %, da vermehrt erneu- erbare und emissionsarme Energieträger eingesetzt werden. Diesen Erfolg verdanken wir engagierten Bauleuten, Professionistinnen und Professionisten sowie begleitenden Maßnahmen wie Wohnbau- und Energieförderung oder Maßnahmen zur Sensibilisierung und zur Weiterbildung. Erfreulicher Neben- effekt sind nachhaltige Arbeitsplätze in allen Bereichen, die mit Effizienz und S A NIER EN der Nutzung erneuerbarer Energie im Gebäudesektor zu tun haben. Wie aktuelle Studien zeigen, kann diese Entwicklung fortgesetzt werden. Denn die technischen Möglichkeiten und Konzepte sind bereits heute verfügbar G L Ü H L A M P EN TAU S C H EN ER G IEEF F I Z IEN T und wirtschaftlich: Innovative Projekte wie das im Modellvorhaben KliNaWo B AU EN (Klimaschonender, nachhaltiger Wohnbau) begleitete Projekt der VOGEWOSI zeigen, dass kostenoptimale Gebäude die Mindestanforderungen der Bautech nikverordnung bezüglich Primärenergie und CO 2 mit einfachen und wirt- schaftlichen Konzepten um etwa 65 bis 75 % unterschreiten können. Dass der berechnete Energiebedarf auch in der Praxis erreicht wird, zeigen Projekte wie beispielsweise ein Mehrfamilienhaus in Langenegg, dessen monatliche Heizkosten in einer 75-Quadratmeter-Wohnung bei weniger als 8 Euro liegen. Ähnliche Beispiele für wirtschaftliche, hocheffiziente Gebäude finden sich U M WÄ L Z P U M P EN - GEBÄUDE N AC H V ER D I C H T U N G / auch in der Sanierung. TAU S C H G EN ER AT I O N EN H AU S Dass neben der Energieeffizienz auch andere Aspekte des ökologischen Bauens in höchster architektonischer Qualität umgesetzt werden können, zeigen nicht zuletzt die öffentlichen Gebäude Vorarlbergs: In vielen dieser Gebäude ist es durch gute Planung und ein konsequentes Chemikalienmanagement gelungen, die Schadstoffausdünstungen im Innenraum drastisch zu vermindern. Einige dieser Gebäude wurden wegen ihrer hohen architektonischen und ökologischen Qualität mit dem Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit ausgezeichnet – Vorarlberg ist hier das erfolgreichste Bundesland. S T R O M S PA R EN KO S T EN G Ü N S T I G B AU EN EN ER G IE S PA R - EN ER G IEER Z EU G EN D E M EI S T ER S C H A F T G EB ÄU D E Im Gebäudesektor verfügen wir schon jetzt über die notwendigen Instrumente, die Ziele der Energieautonomie bis 2050 zu erreichen. Karlheinz Rüdisser, Wohnbaulandesrat 16 17
Von der EU-Gebäuderichtlinie bis zur Bevölkerungs- und Wohnflächenentwicklung sowie Wohnbauförderung Reduktionspotenziale Energie und CO 2 bis 2050 Der Gebäudebereich hat ein sehr großes Potential zur Reduktion des Energie- 2005 2050 verbrauchs und eignet sich gut für den Einsatz erneuerbarer Energieträger. Verschiedene Analysen gehen davon aus, dass die Treibhausgasemissionen im Gebäudebereich bis 2050 um bis 90 % reduziert werden können. In der Energie- autonomie spielt der Gebäudebereich eine entscheidende Rolle, zumal die baurechtlichen Vorgaben in Österreich im Kompetenzbereich der Bundesländer liegen. + 27 % + 51 % - 70 % - 94 % Bevölkerungswachstum Wachstum der Kostenoptimale Reduktion Kostenoptimale Vorarlberg Gesamt-Wohnfläche Endenergiebedarf Verringerung der Niedrigstenergiegebäude ab 2020 in allen Staaten der EU Gebäudepark Pro-Kopf-CO2-Emissionen Die wichtigste Richtlinie ist die EU -Gebäuderichtlinie (RL 2018/844/EU ). Die Richtlinie legt fest, dass in der gesamten EU neue Gebäude ab Ende 2020 als Niedrigstenergiegebäude auszuführen sind. Der verbleibende sehr niedrige Energiebedarf ist möglichst vollständig aus erneuerbaren Energieträger zu decken. Was den Stromverbrauch von Gebäuden betrifft, gibt es mittlerweile Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser auf EU -Ebene im Rahmen der Ökodesign-Richtlinie verbindliche Vorgaben (in kWh/m2 Wohnfläche pro Jahr) für die Mindesteffizienz von Heizgeräten, Lüftungsanlagen und weiteren stromverbrauchenden Geräten. Der Vorarlberger Weg 35 – 45 kWh/m2 Die Vorgaben der EU sind u.a. im Vorarlberger Baurecht und in der Bautechnik- 10 kWh/m2 Niedrigenergiehaus Beste Gebäude verordnung umgesetzt. Durch Anreizsysteme wie die Wohnbauförderung und die Energieförderung, aber auch aus wirtschaftlichen Überlegungen werden neue 120 - 200 kWh/m 2 Gebäude heute oft auf einem deutlich besseren Niveau errichtet, als im Baurecht durchschnittliche Bestandsgebäude gefordert. Die wichtigste Aufgabe im Gebäudebereich ist die Sanierung des Gebäudebe- standes. Die gesamthafte thermische wird - wie auch die Sanierung einzelner Bauteile - daher aus Mitteln der Wohnbauförderung unterstützt. Zur Erleichte- Heizsysteme im Neubau EFH (2015) rung von Sanierungsmaßnahmen werden künftig auch wohnrechtliche An passungen im Wohnungseigentumsgesetz und Mietrechtsgesetz erforderlich sein. Für Betriebsgebäude sind Förderungen im Rahmen der Umweltförderung im Inland das derzeit etablierte Anreizsystem. Im Rahme der Energiesparoffen sive gibt es für Sanierungen von Betriebsgebäuden ergänzende Förderungen des Landes. Insgesamt konnten unter diesen Rahmenbedingungen die CO 2-Emissionen des 53 % 24 % 18 % 4% 1% Gebäudesektors in Vorarlberg gegenüber 2005 um rund 30 % reduziert werden. WÄRMEPUMPE GA S BIOMA SSE FERNWÄRME ÖL 100 – 140 Mio 14 1.400 – 2.000 Jährliche Investitionen Arbeitsplätze pro 1 Mio EUR Arbeitsplätze zur energetischen Sanierung Investition in energetische durch Sanierung von 1,5 % der Wohngebäude Gebäudesanierung in Vorarlberg in Vorarlberg 18 19
Bausteine der Energieautonomie Heizen für zwei kleine Biere In Vorarlbergs erster als Passivhaus plus zertifizierten Um über 70 % soll der Energieverbrauch zur Beheizung von Gebäuden bis 2050 Wohnanlage bringen steigende Energiekosten die in Vorarlberg zurückgehen. Und wir sind auf gutem Weg: Dank vorausblickender Bewohner nicht zum Schwitzen. Bauherrschaften und engagierter Gestalterinnen und Gestalter von Anreizen und Die zwei von Morscher Bau- und Projektmanagement Werkzeugen. Und nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass das Kostenoptimum in Langenegg errichteten Baukörper glänzen mit neu errichteter Gebäude schon heute auf 2050-tauglichem Niveau liegt. regionalen Materialien und niedrigstem Energie verbrauch. Den Gegenwert von zwei kleinen Bieren im Lokal des Vertrauens kostet das Beheizen einer 70-Quadratmeter-Wohnung im Monat. Dafür gab’s 2017 den Energy Globe Vorarlberg. →→ www.energieautonomie-vorarlberg.at/schritte ENERG IEEFFIZIEN T ENERG IEEFFIZIEN T N AC H V ER D IC H T U N G Das Haus der 60.000 Varianten Generationenhaus: Leistbares Wohnen Wer jetzt nicht zukunftsfähig baut, ist selber mit Pluspunkten schuld. So könnte man die Quintessenz aus dem Das Wohnen im Generationenhaus bedeutet Forschungsprojekt „KliNaWo“(Klimaschonender, nachhaltiger Wohnbau) von VOGEWOSI , Land für uns vor allem: Familie, Zuhause, Gemüt- Vorarlberg, Arbeiterkammer und Energieinstitut lichkeit. Besonders die Kinder genießen es S A NIER EN Vorarlberg zusammenfassen. sehr, die Oma als wichtige Bezugsperson um Leuchtturm auf dem Weg zur Energieautonomie sich zu haben. Und der gute Ausgleich von Wie ein in die Jahre gekommenes Gebäude enkeltaug- Die Mittelschule Bürs ist eines von mittlerweile nahezu Was wurde bei KliNaWo gemacht? Auf der Suche nach der über Lebensdauer gemeinsamen und privaten Räumen sichert lich wird, zeigt die Sanierung der Mittelschule Bürs: 100 Gemeindegebäuden, die über das „Servicepaket uns alle Vorteile gemeinsamen Wohnens. Das Gebäude aus den 60er- und 70er-Jahren wurde Nachhaltig:Bauen in der Gemeinde“ begleitet wurden. kostenoptimalen Gebäudevariante wurden auf energetisch und ökologisch höchsten Stand saniert. Das Servicepaket wurde von Umweltverband, Energie 60.000 Abwandlungen einer Wohnanlage mit Achim und Ulrike aus Wolfurt schufen mit der Es wird mittels Biomassefernwärme, Photovoltaik institut Vorarlberg und Spektrum mit dem Ziel ins 16 Einheiten anhand durch Ausschreibung Nachverdichtung im Bestand sozial hochwertigen, und thermischer Solaranlage mit Energie versorgt. Der Leben gerufen, die Prozess-, Planungs- und Ausfüh- ermittelter realer Kosten verglichen. energieeffizienten und leistbaren Wohnraum für verbleibende Strombedarf wird durch VKW -Ökostrom rungsqualität bei der Errichtung und Sanierung von drei Generationen. Gemeindegebäuden zu erhöhen. Und das Ergebnis? abgedeckt. Eine Komfortlüftung hält die Konzentration Errichtung, Betrieb und Instandhaltung über →→ www.energieautonomie-vorarlberg.at/stories von Kindern und Lehrpersonen hoch. Naturbelassene →→ Tipp:Die in gestalterischer, energetischer, ökologi- die Lebensdauer des Gebäudes waren bei sehr Oberflächen schaffen ein hohes Maß an Komfort und scher und pädagogischer Hinsicht durchgehend energieeffizienten Varianten am niedrigsten. Behaglichkeit. Die Qualität des Gebäudes wurde im hohe Qualität der Sanierung macht sie zu einem Sprich: Wer heute kostenoptimal baut, baut Kommunalgebäudeausweis in den Bereichen „Prozess Leuchtturm kommunalen Bauens auf dem Weg zur gleichzeitig völlig enkeltauglich. und Planungsqualität“, „Energie und Versorgung“, Energieautonomie. Die Mittelschule Bürs ist daher „Gesundheit und Komfort“ sowie „Baustoffe und mit zwei weiteren Projekten im Buch „Vorarlberger →→ www.energieinstitut.at/klinawo Konstruktion“ mit 956 von 1.000 möglichen Punkten Vorbilder“ detailliert beschrieben. Es kann kostenlos bewertet. beim Energieinstitut Vorarlberg angefordert werden. →→ https://vms-buers.vobs.at 20 21
Minus 17 beim Stromverbrauch Wie kann der Stromverbrauch in Gebäuden bis zum Jahr 2020 im Vergleich zu 2005 um 17 Prozent gesenkt werden? Diese Frage beschäftigt seit 2012 eine interdiszi plinär zusammengestellte Arbeitsgruppe. Ein Teil der Antwort steckt in einem Maßnahmen katalog, der auf breiter Basis ansetzt: von umfassenden Energieeffizienz-Beratungen beim Einzug über tragfähige Ideen zum Ersatz von IMP U L S G EBER F ÖR DER U NG Stromdirektheizungen, eine bessere Koordination S PA R EN von Förderungen im Land bis zur Umsetzung von Der Gesprächsraum zwischen Wohnbauförderung Neue Umwälzpumpe spart Geld Substitutionsprogrammen. 21 Konzepte werden Energie und Architektur Wohnbau- und Energieförderung des Landes konsequent vorangetrieben und sind teilweise Alte Heizungspumpen sind meist nicht oder nur Nachhaltigkeit und Gestaltung, Energie und Design sind seit jeher wichtige energiepolitische bereits umgesetzt. eingeschränkt regelbar und haben eine Leistungs- stellen in der Architektur beizeiten Polaritäten dar. Lenkungsinstrumente. Seit 2009 wurden aufnahme von bis zu 80 Watt. Neue, energieeffizi- Mit der Veranstaltungsreihe „Energie Lounge“ · rund 29.000 Wohneinheiten in Neubau und Mithilfe effizienter Geräte und einer be- ente Heizungspumpen benötigen in Ein- und Zwei- wurde 2010 der Raum dazwischen als Gesprächs- Sanierung mit wussten Nutzung können Haushalte relativ familienhäusern heute nur noch sieben bis 15 Watt raum geöffnet. Dieser wird von namhaften Impuls- Leistung. Der Austausch der alten Pumpe gegen ein · 2,7 Mio. Quadratmetern Fläche gefördert, einfach bis zu 30 Prozent Strom einsparen. gebern aus dem In- und Ausland und regionalen effizientes Modell birgt damit ein Einsparpotenzial Diskussionspartnern mit Einblicken und Einsichten · 930 Mio Euro Fördersumme gewährt und Helmut Burtscher, Energiespar-Experte, VKW von bis zu 90 Prozent und kann mehr als 100 Euro zum nachhaltigen Leben, Siedeln und Bauen · 1,9 Mrd. Euro Investitionen unterstützt. Stromkosten pro Jahr einsparen. Noch besser gefüllt. rechnete sich der Tausch im Rahmen der Umwälz- →→ www.vorarlberg.at/wohnen pumpentausch-Aktion der Vorarlberger Stromver- →→ www.energielounge.at sorger. 50 Euro Förderung und weitere 30 Euro Installateur-Rabatt überzeugten so viele vom Pumpentausch, dass allein 2015 rund 275.000 Kilo- wattstunden Strom eingespart werden konnten. kurz & knapp KOS T EN G Ü N S T IG →→ 1.500Mal im Jahr wird die Energieberatung im Energieinstitut Vorarlberg von Ratsuchenden Schöner, neuer Kühlschrank in Anspruch genommen, die Energieeffizienz Mit 15 bis 20 Prozent des Gesamtenergiever- und erneuerbare Energieträger in ihren Ent- ER FA HRU NG S AU S TAU S C H brauchs gehören Kühl- und Gefriergeräte zu den scheidungen berücksichtigen. größten Stromfressern im Haushalt. Je älter die →→ 100.000 Kilowattstunden Strom und Wärme Gemeindegebäude im Energiebenchmark Neben dem Aufzeigen von Handlungsbedarf macht Geräte, desto mehr leidet die Geldbörse. Motivati- haben die Lustenauer Kindergartenkinder im Gebäude energieeffizient zu bauen oder zu sanieren, der Vergleich der Gebäude nicht nur Erfolge aus on genug für über 3.000 Vorarlbergerinnen und Rahmen der Energiesparmeisterschaft 2017 ist das eine. Sie im laufenden Betrieb zu überwachen Sanierungen oder Verbesserungen, sondern auch Vorarlberger, die die Kühlgerätetausch-Aktion der allein durch bedachtes Verhalten eingespart. und regelmäßig zu evaluieren, das andere. aus Projekten zum bewussteren Verhalten der Vorarlberger Stromlieferanten für einen Schritt Das hat ihnen eine Finalnominierung beim Nutzerinnen und Nutzer sichtbar. zu mehr Energieeffizienz nutzten. Mit einer Aus- 60 Vorarlberger Gemeinden beobachten insgesamt österreichischen Klimaschutzpreis 2017 und 1.200 Gemeindegebäude im „EBO -Energiebericht tausch-Prämie von bis zu 120 Euro gab es am Ende den Energy Globe 2018 eingebracht. Die EBO-Gemeinden haben den Energie- doppelten Grund zur Freude: Ein neues, effizientes Online“. Ein jährlicher Erfahrungsaustausch aller →→ Der Heizölbedarf in Vorarlberg ist seit 2005 EBO -Gemeinden und der Vergleich der Gebäude verbrauch ihrer Gebäude im Griff. Gerät und die Gewissheit, möglichst schonend mit um die Hälfte zurückgegangen. 23 % der Raum- untereinander liefern den Verantwortlichen Impulse dem Haushaltsbudget umgegangen zu sein. Florian Jochum, Energieinstitut Vorarlberg wärme werden noch mit Heizöl bereitgestellt. zur Verbesserung des Gebäudeparks. 22 23
Mobilität Wie schaffen wir eine Energieverbrauchs- und CO 2-Wende im Mobilitätsbereich, die gesellschaftlich mehrheitsfähig und sozial verträglich ist? Wie kann die Mo- bilität in Vorarlberg langfristig so organisiert werden, dass sie trotz steigenden Bevölkerungszahlen und Zunahmen im Waren- und Güterverkehr die ökologische Tragfähigkeit nicht übersteigt und damit auch für künftige Generationen intakte Lebensgrundlagen sichert? So lassen sich die zentralen Herausforderungen in der Mobilität skizzieren. Die aktuellen Entwicklungen sind ambivalent: Einerseits hat in den letzten zehn Jahren der steigende Energieverbrauch im Verkehr den sinkenden Energiever- BU S brauch im Gebäudebereich nahezu aufgewogen. Geht es so weiter wie seit 2005, verbrauchen wir in zehn Jahren für unsere Mobilität mehr Energie als für das Beheizen unserer Gebäude. BAHN Andererseits ist es gelungen, den Anteil von gesunden und umweltfreundlichen Q UA R T IER S - Verkehrsmitteln am Gesamtverkehrsaufkommen zu steigern: Die Vorarlbergerin- EN T WI C K L U N G nen und Vorarlberger sind mehr mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, mit dem Rad und zu Fuß unterwegs, als noch vor zehn Jahren. Diesen Trend gilt es zu verstärken und damit auch in absoluten Zahlen eine Reduktion des Energieverbrauchs und insbesondere der Kohlenstoffemissionen im Mobilitätsbereich herbeizuführen. Das gilt auch für den Güterverkehr. MOBILITÄT In der Mobilität werden keine dünnen Bretter gebohrt – das zeigen auch die Beispiele auf den nächsten Seiten: Ein für die Struktur der Region beispielhaft ausgebauter öffentlicher Verkehr, sichtbare Schritte in Richtung Elektromobilität N AC H V ER D I C H T U N G FA H R R A D und der umfangreiche und teils spektakuläre Ausbau der Radinfrastruktur. Angesichts des Maßstabs könnte man vergessen, dass auf dem Weg zur Energie- autonomie aber letztendlich jede und jeder Einzelne jeden Tag darüber entschei- det, wo die Reise hingeht. Stellvertretend für viele tausend Vorarlbergerinnen und Vorarlberger, die bewusst mobil sind, zeigen wir daher ergänzend zu den großen Projekten und Initiativen zwei Beispiele im Kleinen, denen viele von uns Folge leisten können. B E T R IEB L I C H E S E - AU TO M O BIL I TÄT S M A N AG EM EN T / MI TA R B EI T ER M O BIL I TÄT B A H N H O F/ M O BIL I TÄT S D R EH S C H EIB E Vorarlberg denkt voraus, deshalb setzen wir schon heute auf Öffentlichen Verkehr, E-Mobilität und auf das Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel. Johannes Rauch, Mobilitätslandesrat 24 25
Von der Flottenrichtlinie und der Mobilität in Zahlen E-Mobilitätsstrategie Mobilität ist ein Grundbedürfnis von Menschen und auch für die wirtschaftliche Entwicklung von zentraler Bedeutung. Beim Ausbau des öffentlichen Verkehrs und im Radverkehr wurden in Vorarlberg in den letzten Jahren beachtliche Verkehrsmittelwahl in Vorarlberg 2003 → 2017 Erfolge erzielt. Trotzdem sind das Verkehrsaufkommen und die damit verbun denen Emissionen in den letzten Jahren unter anderem aufgrund steigender Bevölkerungszahlen und Wirtschaftsleistung gestiegen. Durch Maßnahmen auf allen Ebenen, auch durch den Einsatz neuer Antriebstechnologien wie z.B. Elektromobilität, soll diesem Trend entgegengewirkt werden. Emissionsarme Mobilität in der EU bis 2050 3% → 5% 8% → 9% 14 % → 16 % Im Jahr 2016 wurde mit der Europäischen Strategie für emissionsarme Mobilität Bahn Bus Fahrrad das Ziel bekräftigt, die verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen bis 2050 um mindestens 60 % gegenüber 1990 zu senken. Ähnlich wie in Vorarlberg sind in den letzten 25 Jahren die verkehrsbedingten Emissionen in der EU aufgrund des wachsenden Mobilitätsbedarfs stetig gestiegen. Die Kommission will zur Bekämpfung der Gefahren des Klimawandels die Verkehrsemissionen senken. Um dieses Ziel zu erreichen, sind mehrere Richtlinien in Kraft. Es sind dies unter anderem die Richtlinie zum Aufbau einer Infrastruktur für alternative Kraftstoffe (RL 2014/94/EU ) und die Richtlinie 2009/33/EG über saubere und energieeffizi- 10 % → 9 % 46 % → 43 % 19 % → 18 % ente Straßenfahrzeuge, die bei der öffentlichen Beschaffung Fahrzeuge mit PKW Mitfahrer MIV Fahrer zu Fuß alternativen Antrieben forcieren soll. Weiters ist in der EU Richtlinie KOM /95/689 der durchschnittliche Flottenverbrauch geregelt, den Hersteller im Schnitt errei- chen müssen. Spätestens 2021 darf er höchstens bei 95 g/km (entspricht ca. 3,9 Liter Benzin) betragen, ansonsten drohen empfindliche Strafzahlungen. Dieses Ziel ist ohne eine zumindest teilweise Elektrifizierung des Antriebsstranges nicht möglich. Vorarlberg setzt auf Öffis, das Fahrrad und E-Mobiliät Potentielle Fuß- und Raddistanzen In Österreich und besonders in Vorarlberg setzt man vor allem auf den Ausbau Anteil der PKW-Wege in Vorarlberg des öffentlichen Verkehrs und des Radverkehrs. Bei der Abwicklung des verblei- benden Individualverkehrs gibt die Elektromobilität Anlass zur Hoffnung auf eine Trendwende. Für den Radverkehr und die Elektromobilität sind eigene 7% 26 % 42 % Landesstrategien in Umsetzung. Die Gesamtstrategie für den Bereich Mobilität, < 1,5 km < 3 km < 5 km das Verkehrskonzept, wird im Land derzeit überarbeitet. Aber auch andere Maßnahmen wie beispielsweise Raumplanung, Stellplatzrege- lungen und Verkehrsorganisation haben hohen Einfluss auf das Verkehrsauf kommen. Die Kompetenzen für die betroffenen Bereiche sind in Österreich auf 0 1 2 3 4 5 Bund, Länder und Gemeinden verteilt. Eine gute Abstimmung zwischen diesen Gebietskörperschaften ist essentiell. 26 27
Wege zur Energieautonomie Um 18 % hat der Energieverbrauch in der Mobilität zwischen 2005 und 2016 zugenommen und man mag sich nicht vorstellen, wie es ohne die umfangreichen Maßnahmen zur Stär- kung von Rad-, Fuß- und öffentlichem Verkehr auf Vorarlbergs Straßen ausschauen würde. Klar ist, der Verkehr ist die große Herausforderung auf dem Weg zur Energieautonomie und Anstrengungen wie die im Folgenden genannten müssen weiter intensiviert werden. Mobil mit Bus & Bahn In keinem Bundesland Österreichs außerhalb von Wien ist der Öffentliche Verkehr so gut ausgebaut, wie in Vorarlberg. 14 % ihrer Wege legen die Vor- arlbergerinnen und Vorarlberger mit Bus und Bahn zurück. Seit 1991 koordiniert der Verkehrsverbund Vorarlberg die Öffis im Land. E- AU TO · 1 Euro pro Tag kostet eine Jahreskarte für Bus und Bahn in Vorarlberg Der E-Motor für Vorarlbergs Mobilität angebot aufwartet. Die E-Mobilitätsstrategie des Vor allem dank des Pilotprojekts „VLOTTE “ ist die Landes unterstützt zudem den forcierten Ausbau der · 340 Busse bedienen über 1.800 Haltestellen Elektromobilität in Vorarlberg durch Kommunikations- Elektromobilität in Vorarlberg angekommen. · 69.500 Jahreskarten wurden 2017 ausgegeben Die neue Vielfalt an Fahrzeugen, Ladeinfrastruktur und Infrastrukturmaßnahmen und gezielte Projekt oder Förderangeboten macht es mitunter aber förderung. · 23,7 Millionen Linienkilometer legten Bus schwierig, den Überblick zu behalten. Mit der Eröff- Das Land selbst geht aber auch mit gutem Beispiel und Bahn 2017 zurück nung der Mobilitätszentrale in Bregenz bündelt die voran und verfügt über eine laufend erweiterte Flotte · 100 Millionen Euro werden jährlich in den VKW alle Informationen rund um das Thema in an Elektrofahrzeugen. ÖV in Vorarlberg investiert einem Kompetenzzentrum, das mit einem hersteller →→ www.vlotte.at unabhängigen Informations- und Dienstleistungs →→ www.vmobil.at E-Carsharing mit Caruso Caruso bietet seit 2016 einen umfangreichen ÖFFI S Carsharing-Pool ausschließlich aus Elektroautos an. Aktuelle Modelle stellen auch die für längere Vorarlberg MOBILWoche Strecken notwendigen Reichweiten sicher. Im Um von der Verzichtsdiskussion rund um den Gegensatz zum eigenen PKW wird für das geteilte autofreien Tag wegzukommen, findet in Vorarlberg Auto nur dann bezahlt, wenn es auch gebraucht seit 2007 die Vorarlberg MOBIL Woche statt. wird. Günstige Schnupperangebote für Neueinsteiger in den Öffentlichen Verkehr, Dankeschön-Aktionen →→ www.caruso-carsharing.com mit Goodies für die regelmäßigen Fahrgäste und Ausflugsangebote für Familien machen ganz Das Auto nützen statt besitzen wird für Vorarlberg eine Woche lang mobil mit Bus und immer mehr Vorarlbergerinnen und Bahn. Vorarlberger zum Mobilitätsmodell der Wahl. →→ www.vorarlberg.at/mobilwoche Niko Fischer, Caruso Carsharing ÖFFI S C A R S H A R IN G 28 29
Radinfrastruktur, Radbrücken, Radwegenetz Wer Radverkehr „ernten“ möchte, muss mit guter, attraktiver Radinfrastruktur in Vorleistung gehen. In den vergangenen Jahren konnten gemeinsam mit den Gemeinden zahlreiche Konzepte und Projekte für den Radverkehr erarbeitet und umge- setzt werden (15 regionale Radroutenkonzepte, die Radbrücke Hard-Bregenz, die Erschließung von ÖBB -Haltestellen usf.). Anfang 2018 standen 895 km Landesradrouten zur Verfügung, 450 davon mit einheitlicher Wegweisung beschildert. In der Ende 2017 unter dem Namen „Kettenreak tion“ überarbeiteten Radverkehrsstrategie sind M O BIL E A LT ER N AT I V EN neue Radschnellverbindungen und 25 weitere WE T T BE WER B Schlüsselprojekte für noch mehr Radverkehr in Das Netzwerk für betriebliches Mobilitätsmanagement Vorarlberg vorgesehen. In die Pedale, fertig, los! Nahezu täglich machen wir uns auf den Weg zur Gemeinsam werden Hilfestellungen und Anreize 3 Fragen zum Fahrradwettbewerb →→ Tipp: Arbeit – in vielen Fällen mit dem Auto. Diese entwickelt und Erfahrungen zu Aktivitäten ausge- Wer neue Wege für den Alltag Routine zu durchbrechen und den Mitarbeitenden tauscht. Zu den Mitgliedern zählen Leitbetriebe sucht, findet auf www.vmobil.at einen Alternativen zum Auto schmackhaft zu machen, aus Vorarlberg und Liechtenstein, die in der Region Seit wann gibt es den Fahrradwettbewerb feinen Radroutenplaner. haben sich die Mitglieder des Netzwerks Wirtschaft rund 15.000 Mitarbeitende beschäftigen. eigentlich und warum? MOBIL zum Ziel gesetzt. →→ www.wirtschaftmobil.at 2008 wurde er ins Leben gerufen, um auf spielerische Weise Lust zu machen, sich im Alltag (noch) öfter aufs Fahrrad zu schwingen. Teilnehmen können alle, die im Wettbewerbs- zeitraum von Frühjahr bis Herbst mindestens 100 Kilometer auf dem Rad zurücklegen. Das ist aber lang. Gibt’s ein bisschen Motivation für zwischendurch? Eine App zur Kilometeraufzeichnung am Smartphone und motivierende Features wie Freundschaftsrennen, Kalorienzähler oder persönliche Ziele verleihen den Waden Flügel. Außerdem gibt’s jede Menge Preise zu P ENDEL N FA HRG EM EIN S C H A F T gewinnen. Liebe auf den ersten Tritt Gemeinsam statt einsam Kommt das an? Zehn Jahre lang pendelte die Götznerin Judith Eigentlich lag die Gründung einer Fahrgemein- Schon, ja. Im Startjahr waren es noch 6.000 Birk mit dem Auto nach Hohenems, als sie sich schaft für Anna und Eva-Maria auf der Hand: Teilnehmende mit rund 3 Millionen Kilometer. zu einem Experiment entschloss: Drei Wochen Die beiden wohnen nahe beieinander und haben 2017 schon 12.500 und 10 Millionen. lang wollte sie ausprobieren, ob der Umstieg vom denselben Arbeitsweg. Trotzdem sprechen ver- Damit’s noch mehr werden: Anmelden unter Auto aufs Fahrrad gelingt. Mit Erfolg: Seither meintlich zu viele Gründe dagegen. Bis sich die www.fahrradwettbewerb.at! legt sie den Arbeitsweg nicht immer, aber regel- beiden dazu entschließen, es einfach auszupro mäßig mit dem Rad zurück und ist flexibel, fast bieren und feststellen: läuft! Die Fragen beantwortete Martin Reis, Bereichsleiter so schnell und abends auch nach einem langen Mobilität im Energieinstitut Vorarlberg und Begründer →→ Tipps Tag entspannt daheim. zur Gründung von Fahrgemeinschaften des Fahrradwettbewerbs. auf www.probieramol.at →→ www.probieramol.at INFR A S T R U K T U R 30 31
Industrie und Gewerbe 24 % vom Gesamtverbrauch oder 2.285 Gigawattstunden betrug der Endenergie- verbrauch von Industrie und Gewerbe im Jahr 2016, ein Zuwachs von knapp 6,2 % gegenüber dem Bezugsjahr 2005. Das zeigt der Energie- und Monitoring- bericht zur Energieautonomie 2018. Das bedeutet, dass die Vorarlberger Wirtschaft den Energieverbrauch und die Produktionssteigerung ein Stück weit entkoppelt hat. Zwar ist der Energiever- brauch leicht gestiegen, im Verhältnis zur Produktivität aber zurückgegangen. Denn das Bruttoregionalprodukt (der Gesamtwert aller produzierten Waren und Dienstleistungen abzüglich sogenannter Vorleistungen) ist um über 49 % auf Z ER T IF IK AT E rund 17,3 Milliarden Euro gestiegen, der Energieverbrauch im Sektor Industrie und Gewerbe im gleichen Zeitraum etwas über 6 %. Betrachtet man den Produktionsindex von Industrie und Gewerbe, so ist er zwischen 2005 und 2016 um fast 40 % gestiegen. Das bedeutet, dass die Vorarl- berger Wirtschaft um ein Drittel effizienter produziert als noch vor zehn Jahren. W EI T ER BIL D U N G EF F I Z IEN T E B E T R IEB S G EB ÄU D E Die Zwischenziele zur Energieautonomie für das Jahr 2020 haben für Industrie und Gewerbe eine Reduktion um 4 % gegenüber dem Basisjahr 2005 vorgesehen, ein Ziel, das nicht erreicht werden wird. Klar ist, dass auch in der Wirtschaft eine Reduktion des Energieverbrauchs in absoluten Zahlen stattfinden wird müssen. Das bekräftigen führende Unternehmen – und sie lassen den Worten auch Taten folgen, wie die Beispiele im Folgenden skizzieren. Selbstverpflichtende und INDUSTRIE & lernende Netzwerke wie Ökoprofit, das Klimaneutralitätsbündnis oder Wirtschaft MOBIL verzeichnen Zuwächse, engagierte Unternehmer thematisieren Energie- GEWERBE und CO 2-Bilanzen, Nachhaltigkeit ist in vielen Unternehmen mehr, als CSR -Maß- nahme oder Marketingworthülse. Nachhaltiges Wirtschaften an einem lebenswerten und zukunftsfähigen Stand- ort wird in Vorarlberg eine tragende Säule der Energieautonomie sein – der Weg dahin ist eingeschlagen. N E T Z W ER K U M W ELT F R EU N D L I C H E PRODUK TION K L IM A N EU T R A L E B E T R IEB E B E T R IEB L I C H E S M O BIL I TÄT S M A N AG EM EN T Vorarlbergs Betriebe stehen für nachhaltiges, umweltschonendes und energieeffizientes Wirtschaften. Das zeigen auch die Zahlen aus dem Monitoring zur Energieautonomie. Marco Tittler, Stv. Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg 32 33
Vom Emissionshandel und der Industrie und Gewerbe in Zahlen Energiesparoffensive Das übergeordnete Ziel der europäischen Klimapolitik ist die Einhaltung des 2005 2016 2°C-Ziels. Dieses Ziel steht im Einklang mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Klimaforschung und den Zielen des Pariser Klimavertrags. Für die Industrie- länder bedeutet dies einen weitgehenden Verzicht auf den Einsatz fossiler Ener- gieträger bis Mitte des Jahrhunderts. + 49 % + 22,3 % + 27 % 17,3 Mrd € EU: CO 2-arme Wirtschaft bis 2050 Die EU hat bereits 2011 einen Fahrplan zum Übergang in eine CO 2-arme Wirt- schaft bis 2050 vorgelegt. Großes Reduktionspotential sieht die EU Kommission im Energiesektor. Dieser könnte bis 2050 fast vollständig CO 2-frei sein. Wichtigs- tes Instrument und internationales Aushängeschild der EU -Klimapolitik für Unternehmen ist das Emissionshandelssystem (ETS ), basierend auf der Richtlinie 2008/101/EG . Gegenüber 2005 sollen die Gesamtemissionen aus dem Emissions- 11,1 Mr d. € handelsbereich im Jahr 2030 um 43 % sinken. Dem Emissionshandel unterliegen BRU T TOREGIONAL- V ERBR AUCHER- V ERBR AUCHERPREISINDE X v.a. größere energieintensive Unternehmen und der Sektor Energie. Für die Vor- PRODUK T VOR ARLBERG PREISINDE X ENERGIE arlberger Wirtschaft ist der Emissionshandel von untergeordneter Bedeutung. Umweltförderungen und Energieeffizienzgesetz Zentrales Element in Österreich für die Umsetzung von Energieeffizienz und +6% - 11 % + 40,4 % Klimaschutz bei Unternehmen außerhalb des Emissionshandels ist die „Umwelt- 2.285 GWh 301.000 Tonnen förderung im Inland“. Darin werden Investitionen in Maßnahmen zur Energie effizienz und für erneuerbare Energieträger in Form von Investitionszuschüssen unterstützt. Im Rahmen der Energiesparoffensive des Landes Vorarlberg werden diese Förderungsanreize um bis zu 30 % erhöht. Das Energieeffizienzgesetz soll die Energieeffizienz in Österreich um 20 % steigern und betrifft in erster Linie Energielieferanten aber auch große Unter- nehmen. Große Unternehmen haben zumindest alle vier Jahre ein externes 2.152 GWh 338.000 TONNEN Energieaudit durchzuführen oder ein zertifiziertes Energie- oder Umweltma- PRODUK TIONSINDE X ENERGIE V ERBR AUCH CO 2 -EMISSIONEN nagementsystem zu installieren. Für kleinere und mittlere Unternehmen sind VOR ARLBERG INDUS TRIE UND INDUS TRIE UND diese Maßnahmen freiwillig. In diesem Bereich werden Beratungsprogramme GE WERBE GE WERBE wie z.B. ÖKOPROFIT angeboten. 21 % ANTEIL INDUS TRIE UND GE WERBE AN DEN CO 2 -EMISSIONEN 34 35
Produktiv zur Energieautonomie In den letzten Jahren ist es also gelungen, Produktivitätszuwachs und die Zunahme des Energieverbrauchs in Vorarlberg zu entkoppeln. Wenngleich es bis zum Ziel, den Bedarf an Energie auch im Sektor Industrie und Gewerbe absolut zu senken, noch ein Stück Weg ist, stimmt die Richtung, die enga- gierte Unternehmen eingeschlagen haben. Ein paar Beispiele im Folgenden. Gemeinsam zur Klimaneutralität BIOG A S Die Kräfte zu bündeln und somit das 2°C-Ziel der Vereinten Nationen doch noch zu erreichen – mit Der „11er-Energiekreislauf“ diesem Vorhaben schlossen sich im Jahr 2013 nam- hafte Vorarlberger Unternehmen zusammen und 80.000 Tonnen Kartoffeln verarbeitet 11er Nahrungs- →→ Mehrdarüber unter: riefen das „Klimaneutralitätsbündnis 2025“ ins Leben. mittel jährlich zu allerhand Köstlichkeiten. Die Kartof- www.energieautonomie-vorarlberg.at/stories feln stammen überwiegend aus Süddeutschland, Seither begleitet das Bündnis seine Mitglieder in fünf von wo sie mit dem LKW nach Frastanz transportiert Schritten zum großen Ziel, in maximal zwölf Jahren werden. Der Treibstoff für die LKW -Fahrten stammt klimaneutral zu wirtschaften. Der Erfolg ist groß: über Mit unserem Bekenntnis zur Klimaneutralität seit 2017 von den Kartoffeln selbst: Schalen und hundert Unternehmen und Organisationen konnten setzen wir auf ein brennendes globales Thema. Produktionsreste werden nämlich in der hauseigenen für das Projekt gewonnen werden und haben bis dato Wir hoffen, dass uns dabei viele andere Anlage zu Biogas fermentiert, welches zu Erdgasqua fast 200.000 Tonnen CO 2 eingespart und kompensiert. lität aufbereitet wird und als Treibstoff für die um- Unternehmen folgen werden. →→ www.klimaneutralitaetsbuendnis2025.com gebaute LKW -Flotte dient. Der Rest wird ins Netz Thomas Schwarz, Geschäftsführer 11er Nahrungsmittel K L IM A NEU T R A L eingespeist. Der „11er-Energiekreislauf“ reiht sich in ein langjähriges Umweltengagement des Familien- unternehmens ein und wurde mit dem Energy Globe Vorarlberg 2018 ausgezeichnet. Backen mit Verantwortung Dass in einer Bäckerei viel Wärme anfällt, liegt auf der Hand. Die Abwärme klug zu nutzen und in den Kreislauf zurückzuführen, erfordert schon etwas mehr Denkarbeit. ZER T IFIZIER T Österreichs größter Hersteller von Backwaren hat an seinem Produktionsstandort in Dornbirn das Abwärmekonzept überdacht und Optimierungen an ÖKOPROFIT – ein praxisnahes Umweltmanagementsys- Hydraulik, Speichern und Steuerung vorgenommen. ÖKOPROFIT ist ein Umweltmanagementsystem, sukzessive ihre Ökobilanz. Erfahrungsaustausch und Dadurch wurde die Auskopplung von Abwärme von das – unabhängig von Betriebsgröße und Branche – das Lernen voneinander im Netzwerk unterstützen 530 auf 1.270 MWh im Jahr erhöht und der Betrieb Unternehmen dabei unterstützt, die Umweltaus- die Entwicklung. In Vorarlberg sind rund 170 Betriebe der Spitzenlastkessel auf 6 bis 8 Monate im Jahr wirkungen des Betriebs zu reduzieren. In einem zertifiziert. reduziert. Die eingesparte Energie entspricht dem Kreislauf aus Maßnahmenplanung, Umsetzung und Heizwärmebedarf von 150 Niedrigenergiehäusern. →→ www.oekoprofit-vorarlberg.at Erfolgskontrolle verbessern ÖKOPROFIT -Betriebe A BWÄ R M EKONZEP T 36 37
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