AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT KROATIEN - WKO
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2 Eine Information des AußenwirtschaftsCenters Zagreb Wirtschaftsdelegierte Mag. Sonja Holocher-Ertl T +385 1 4881 900 E zagreb@wko.at W wko.at/aussenwirtschaft/hr HEAD OFFICE Mag. Gregor Postl T 05 90 900/4442 E aussenwirtschaft.osteuropa@wko.at fb.com/aussenwirtschaft twitter.com/wko_aw linkedIn.com/company/aussenwirtschaft-austria youtube.com/aussenwirtschaft flickr.com/aussenwirtschaftaustria www.austria-ist-ueberall.at Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die Rechte der Verbreitung, der Vervielfälti- gung, der Übersetzung, des Nachdrucks und die Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege durch Fotokopie, Mikrofilm oder andere elektronische Verfahren sowie der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten. Die Wiedergabe mit Quellenangabe ist vorbehaltlich anderslautender Bestimmungen gestattet. Es wird darauf hingewiesen, dass alle Angaben trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA ausgeschlossen ist. Darüber hinaus ist jede gewerbliche Nutzung dieses Werkes der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten. © AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA DER WKÖ Offenlegung nach § 25 Mediengesetz i.d.g.F. Herausgeber, Medieninhaber (Verleger) und Hersteller: WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH / AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien Redaktion: AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER ZAGREB, T +385 1 4881 900, F +385 1 4881 912 E zagreb@wko.at, W wko.at/aussenwirtschaft/hr Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
3 WIRTSCHAFTSBERICHT Kroatien (1. HJ 2019) Wirtschaftswachstum 2018 mit 2,6% schwächer, erstes Halbjahr solide Tourismus und Privatkonsum bleiben wichtigste Wachstumstreiber Ausnutzung von EU Strukturfonds besser Strukturreformen kommen nur sehr langsam voran Österreichische Ausfuhren 2018 mit 1,7% leicht im Plus, erstes Halbjahr +0,9% Österreich löst die NL als größter Investor ab Wirtschaftskennzahlen 2016 2017 2018 Prognose für 2019 Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. USD1 52 55 60.8 64 Bruttoinlandsprodukt/Kopf zu Kaufkraftparität in US-Dollar1 24,291 25,621 26,953 28,199 Bevölkerung in Mio.1 4,2 4,2 4,2 4,1 Reales Wirtschaftswachstum in % 1 3,5 2,9 2,6 2,7 Inflationsrate in %1 -1,1 1,1 1,5 1,1 Arbeitslosenrate in %1 15,0 12,4 9,8 7,2 Wechselkurs Landeswährung HRK zu Euro; 100 HRK =in Euro2 13,23 13,31 13,48 7,4 bzw. 1 für Prognose Warenexporte des Landes in Mrd. Eur2 12,3 14,0 14,5 k.A. Warenimporte des Landes in Mrd. Eur2 19,7 21,9 23,7 k.A. Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung:3 Rang 76 Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich 2017 Veränderung 2018 1-6/2019 zum Vorjahr in % Österreichische Warenexporte in Mio. Euro5 1.297,4 1,7 1.320 690,8 (+0,9%) Österreichische Warenimporte in Mio. Euro5 688,6 2,9 708,7 330,5 (-8,8%) Österreichische Dienstleistungsexporte in Mio. Euro4 374 -0,5 372 193 (+6,0%) Österreichische Dienstleistungsimporte in Mio. Euro4 1.265 8,1 1.368 445 (-4,1%) Österreichische Direktinvestitionen4, Stand 2018 3,962 Mio. EUR Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen4: Stand 2016: 24.326 Direktinvestitionen aus HR in Ö2, Stand Q2 2019: 73,2 Mio. EUR Beschäftige in Österreich bei Direktinvestitionen aus HR: k.A. Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich: 20 Rang 1 Quelle: Economist Intelligence Unit 2 Quelle: kroatische Nationalbank 3 Quelle: Weltbank 4 Quelle: Österreichische Nationalbank 5 Quelle: Statistik Austria Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
4 1. Wirtschaftslage Treiber BIP: Touris- Nach einem BIP-Wachstum von 2,6% im Vorjahr, entwickelt sich das Wachstum mus, Privatkonsum, 2019 zufriedenstellend (Q1: +3,9%, Q2: +2,4%, Q3: +2,9% jeweils im Vgl. zur Vor- Investitionen jahresperiode). Es kommt vorwiegend aus dem Privatkonsum der von steigen- den Löhnen und höherer Beschäftigung profitiert. Auch der Tourismus trägt nach wie vor zum Wachstum bei, während sich die Exportdynamik im ersten Halbjahr abgeschwächt hat, im dritten Quartal allerdings wieder kräftige Le- benszeichen von sich gab. Die Prognosen für das BIP-Wachstum für 2019 liegen nun zwischen 2,6% und 3,2%, mit einer leichten Abschwächung für 2020. Investitionen ziehen Nach einem Wachstum von 4,1% 2018 entwickeln sich die Bruttoanlageninves- an titionen 2019 wesentlich dynamischer besser (Q1: +11,5%, Q2: +8,2%, Q3: +5%) - beflügelt durch den verbesserten Abruf von EU-Geldern. Industrieproduktion Nach einer Reduktion der Industrieproduktion 2018 um 1%, zeigte das erste schwächelt Halbjahr 2019 ein schwaches Plus von 1,4% im Vergleich zur Vorjahresperiode. Die Schwierigkeiten der großen Schiffswerften Uljanik, 3.Maj und Brodotrogir wirken sich hier negativ aus. Kroatien ist das einzige Land in der Region, wel- ches hier immer noch nicht das Vorkrisenniveau erreicht hat. Einzelhandel wächst Der Einzelhandel florierte 2018 mit +4%. Auch die ersten 9 Monate 2019 brach- weiter… ten ein Plus von 3,7%. Wesentliche Faktoren waren dabei die Erhöhung der ver- fügbaren Einkommen durch Lohnersteigerungen sowohl im Privat- als auch im öffentlichen Sektor, die Effekte der Steuerreform, höhere Beschäftigung, und die gute Tourismussaison. …und auch die Bauin- Auch der Bausektor entwickelt sich weiterhin positiv. Das Bauvolumen wuchs dustrie entwickelt sich 2018 um 12,9% obwohl die Zahl der ausgestellten Baugenehmigungen (9.406) positiv stagnierte. Rd. 80% der Genehmigungen wurden für Gebäude ausgestellt. Es wurden um fast 20% mehr Wohnungen gebaut als im Vorjahr. In den ersten 9 Monaten 2019 wurden um 9,1% mehr Baugenehmigungen ausgestellt als in der Vorjahresperiode. Größte Herausforderung im Bausektor ist der eklatante Fach- kräftemangel. Lt. Schätzungen der Baugewerkschaft haben rund 20% der Fach- kräfte im Bausektor aufgrund besserer Verdienstmöglichkeiten im Ausland, Kroatien verlassen. Tourismus: 2018 Auch wenn die Auffassungen über den tatsächlichen Anteil des Tourismus am Neuer Rekord aber BIP variieren, so ist er dennoch der wichtigste Wirtschaftszweig Kroatiens. 2018 schwächere Dynamik urlaubten 18,7 Mio. Touristen in Kroatien (+7,1%) und verbrachten dabei 89,7 Mio. Nächte (+4%). Deutschland führt mit 24% bei den Nächtigungen, gefolgt von Slowenien (8,8%), Österreich (8,5%), Polen (7,3%), Tschechien (6,2%), Italien (6%) und UK (5%). Der Tourismus spülte 2018 EUR 10,7 Mrd. in die Kassen – ein neuer Rekord. Daten für die ersten 9 Monate 2019 lassen auf ein Wachstum auf ca. 5% bei Ankünften und knapp 2% bei Nächtigungen hoffen. Auch die Investiti- onstätigkeit geht weiter, wenn auch nicht mehr ganz so dynamisch wie in den letzten Jahren. Das AußenwirtschaftsCenter Zagreb hat dazu eine Projektliste erstellt. Für Informationen dazu wenden Sie sich bitte an zagreb@wko.at. Inflation zieht wieder Die Inflation lag 2018 bei 1,5%. Stärkste Treiber waren Energie, Lebensmit- an tel/Alkoholische Getränke, Transport, Wohnen, Wasser-/Abwasser, sowie Ho- tels/Restaurants. Für 2019 werden +1,1% erwartet. Kreditwürdigkeit zu- Die großen Rating-Agenturen haben Kroatiens Kreditwürdigkeit wieder angeho- rück auf Investment- ben: S&P verlieh Kroatien als erstes wieder Investment-Grade mit einem up- Grade grade im März 2019 auf BBB-/A-3. Moody’s setzte Kroatien dann im April von Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
5 Ba2 ‚stable‘ auf ‚positive‘. Auch Fitch sieht Kroatiens Kreditwürdigkeit seit Juni nicht mehr als Ramsch. Man hob Kroatien um eine Note auf "BBB-"von zuvor "BB+" an und gab ihr damit das Gütesiegel "Investment Grade" zurück. Die Ra- tingagentur begründete den Schritt mit der positiven Budget-und Wirtschafts- entwicklung, dem stabilen Ausblick und dem angestrebten EURO Beitritt. Liquidität kroatischer lt. einer Studie der EIB liegt der Anteil der kroatischen Unternehmen, die von fi- Firmen unter EU nanziellen Engpässen betroffen sind, über dem EU-Durchschnitt. Ende Mai 2019 Durchschnitt waren 18.683 Firmen von Kontensperren betroffen. Die Außenstände beliefen sich auf ca. 1,14 Mrd. EUR. Privatverschuldung Die Privatverschuldung geht langsam zurück. Mit Ende Mai 2019 waren 259.000 bessert sich langsam Personen von Kontensperren betroffen, um 67.146 weniger als zur gleichen Zeit im Vorjahr. Die Außenstände betrugen rd. 3,16 Mrd. Euro. Arbeitslosigkeit sinkt, Auch die Arbeitslosigkeit sinkt kontinuierlich. Im Oktober 2019 lag sie bei 7,2%. spürbarer Lohndruck Gründe für die positive Entwicklung sind das generelle Wirtschaftswachstum, eine weitere gute Tourismussaison, aber auch Emigration. Das durchschnittliche kroatische Nettogehalt betrug im September 2019 HRK 6.418,- (ca. EUR 870,-). Der Brutto-Mindestlohn wurde mit 1. Jänner 2019 auf HRK 3.750 (ca. EUR 500) angehoben und wird mit 1. Jänner 2020 auf Brutto HRK 4.062,51 (ca. EUR 545) steigen. Beschäftigungsquote Die Beschäftigungsquote ist mit rd. 51% nach wie vor relativ niedrig. Der Fach- niedrig, Fachkräfte- kräftemangel geht inzwischen über die Sektoren Einzelhandel, Beherbergungs- mangel steigt und Restaurantdienstleistungen, verarbeitende Industrie und Bau, hinaus. Kroatische Warenex- Die kroatischen Warenexporte stiegen 2018 um 3,2% auf 14,5 Mrd. EUR, wäh- porte schwächer… rend die Warenimporte um 7,9% auf 23,7 Mrd. EUR zunahmen. Die ersten neun Monate 2019 brachten einen Zuwachs bei den Exporten von 5,9% und bei den Importen von 6,1%. Etwas mehr als 2/3 der Exporte gehen in die EU, rund 80% der Importe kommen aus der EU. Während die Warenexporte in die EU in den ersten neun Monaten 2019 um 4,5% zulegten, stiegen die Importe aus EU-Ländern um 9,4% an. Zu den wichtigsten Handelspartnern Kroatiens zählen importseitig: Deutschland, Italien, Slowenien, Ungarn und Österreich; exportseitig: Italien, Deutschland, Slowenien, Bosnien und Herzegowina sowie Österreich. … aber Dienstleis- Die Dienstleistungsexporte Kroatiens entwickelten sich auch 2018 erfreulich, tungsexporte stärker mit einem Plus von 7,7% auf rund 14,5 Mrd. EUR. Auch wenn der Tourismus hier mit ca. 70% dominiert, so entwickeln sich auch andere Bereiche wie z.B. Tele- kommunikation/IT/Computer oder auch Transportdienstleistungen sehr gut. Die Dienstleistungsimporte nahmen 2018 um 12,7% auf 4,6 Mrd. zu. Investoren finden Die gesamten ausländischen Direktinvestitionen (FDI) betrugen lt. Kroatischer nach wie vor schwie- Nationalbank per Q2/2019 rd. 31,97 Mrd. EUR. rige Rahmenbedin- Investoren finden weiterhin ein schwieriges Investitionsklima vor. Auch wenn gungen vor sich Kroatien beim Ranking der Wettbewerbsfähigkeit des World Economic Fo- rum um 5 Plätze auf Platz 63 verbessern konnte, so ist dies vorwiegend auf die verbesserte Makroökonomische Stabilität sowie gute Einschätzungen bei Infra- struktur, Gesundheitswesen und Arbeitsmarkt zurück zu führen. In wesentli- chen für Investoren wichtigen Bereichen liegt Kroatien allerdings nach wie vor sehr schlecht, wie z.B. Effizienz des Gerichtswesens (Platz 140), Bürokra- tie/Überregulierung (139), Finden qualifizierter Arbeitskräfte (137), Rigidität des Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
6 Arbeitsrechts (136). Beim ‚Doing Business Ranking der Weltbank hat sich Kroa- tien um 7 Plätze auf Rang 58 verbessert. Budgetkonsolidierung Der Staatshaushalt ist weiterhin auf Konsolidierungskurs. Ende 2018 lag die geht weiter …. Staatsverschuldung bei 74,8%. Im Juni 2019 verabschiedete die Regierung einen Plan um die Staatsverschulung bis 2021 auf 65,4% zu drücken. 2018 erreichte Kroatien einen Budgetüberschuss von 0,3% des BIP. Rund die Hälfte der Einnahmen stammen aus Umsatz- und Verbrauchssteuern. Die posi- tive Entwicklung ist allerdings vorwiegend auf einnahmenseitige Effekte zurück- zuführen. … trotz nach wie vor Der Anteil der Schattenwirtschaft liegt gemäß Schätzungen des IMF 1 zwischen erheblicher Schatten- 17,2% und 26,8% des BIP, je nach Berechnungsmethode. Bei einem Vergleich wirtschaft von 31 europäischen Ländern liegt Kroatien damit an dritter Stelle nach Bulgarien und der Türkei (Vgl. Österreich: 4,6% - 7,1%). Versuche der Finanzbehörden, die Steuerdisziplin zu heben haben teilweise Erfolg, wie z.B. bei der Registrierkassenpflicht. 2. Besondere Entwicklungen Reformen, Pläne und Die Regierung ist mit einer sehr dünnen Mehrheit ausgestattet und steht unter Pleiten Druck, endlich Strukturreformen umzusetzen, die eine Voraussetzung für den angestrebten EURO-Beitritt und die Aufnahme in den Schengenraum sind. Krisen wie die Agrokorpleite, Konkurse bei den großen Schiffswerften, Lehrerstreiks und Lohnforderungen im öffentlichen Dienst, halten die Regierung zusätzlich auf Trab. Krisenherde Agrokor… Im März 2017 stellte sich heraus, dass der in Kroatien weit verzweigte Agrokor Konzern mit insgesamt rd. 60.000 Mitarbeitern schwer überschuldet war. Durch die Schaffung eines Sondergesetzes am 7. April 2017 ‚Lex Agrokor‘ wurde über einen Zeitraum von maximal 15 Monaten eine Sanierung versucht. Am 4. Juli 2018 wurde über einen Gläubigervergleich abgestimmt, dem rund 80% der Gläubiger zustimmten und der schlussendlich auch vom Handelsgericht bestätigt wurde. Seither ist der Umbau des Konzerns im Laufen und das operative Geschäft hat sich stabilisiert. Es bleibt spannend wie die neuen Eigentümer, insbesondere darunter die russischen Banken VTB und Sberbank mit ihren Anteilen verfahren werden. … und Schiffswerften Weitere Krisenherde sind die kroatische Schiffswerften Uljanik in Pula, zu welcher auch 3.Maj in Rijeka gehört und Brodotrogir (Split). Die Werft Pula mit insgesamt rd. 4.500 Mitarbeitern ist in Konkurs, und 3.Maj nur aufgrund von Staatsgarantien überlebensfähig. Es wird um eine Lösung gerungen, die für die EU akzeptabel ist und dringend ein strategischer Partner gesucht. Mittlerweile steckt auch die Werft Brodotrogir in Split in einem Vorkonkursverfahren. Koalition HDZ mit HNS Die Koalition aus der konservativen HDZ und der Mitte-Links Partei HNS verfügt mit hauchdünner nur über eine hauchdünne Mehrheit. Im Juli wurden fünf (der insgesamt 20) Mehrheit Minister ersetzt (alle HDZ), da sie unter Korruptionsverdacht geraten waren. Strukturreformen Trotz Bemühungen um eine Entlastung der Unternehmen, besteht weiterhin zögerlich … massiver Reformbedarf im administrativen Bereich (Grundbücher, Genehmigungsverfahren, Zusammenarbeit der Behörden), im Kampf gegen die Korruption, in der Justiz (überlange Verfahrensdauern, Rechtsdurchsetzung), 1 IMF Working paper WP/18/17: Shadow Economies around the World: What Did We Learn Over the Last 20 Years? Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
7 bei der Gesetzgebung (unklare und teilweise rückwirkend erlassene Gesetze, fehlende Verordnungen, etc.), im Bildungs- und Gesundheitssystem sowie im Arbeitsrecht. Auch Privatisierungen erfolgen nur sehr zögerlich. Ende 2018 waren immer noch 387 zu privatisierende Unternehmen im Staatsportfolio gelistet. … was auch von Die seit 2005 vom AC Zagreb durchgeführte Wirtschaftsumfrage unter Investoren bestätigt österreichischen Investoren unterstreicht die Dringlichkeit von Reformen. wird – too little, too Investoren kritisieren seit Jahren immer die gleichen Defizite bei slow… Zahlungsmoral, Bürokratie, Rechtssystem, Korruption und Wettbewerb. Neu ist, dass die Verfügbarkeit von Arbeitskräften bei den erwünschten Verbesserungen nun an erste Stelle gerückt ist. EU Mitgliedschaft Kroatien ist seit 1. Juli 2013 Vollmitglied der EU. Bei der Arbeitnehmerfreizügigkeit hat Österreich (und reziprok auch Kroatien) die schon seit dem EU-Beitritt bestehenden Beschränkungen bis zum 30.6.2020 verlängert. Im ersten Halbjahr 2020 übernimmt Kroatien erstmals die EU- Ratspräsidentschaft. Nächste Schritte Kroatien bereitet sich intensiv auf Schengen vor. Am 26. Oktober hat die EU Schengen… Kommission eine Empfehlung für den Beitritt Kroatiens ausgesprochen. … und EURO In Vorbereitung der angestrebten EURO Einführung, hat Kroatien am 4. Juli eine Absichtserklärung zum Beitritt in den ERM II Mechanismus an die EURO- Länder, Dänemark und verschiedene EU-Institutionen gesendet. Die gute Konjunktur wird genutzt um die erforderlichen Stabilitätskriterien zu erreichen. Die Regierung hofft auf eine Aufnahme in den ERM II in der 1. Jahreshälfte 2020 und auf die EURO Einführung zum Ende der nächsten regulären Legislaturperiode, d.h. aus heutiger Sicht 2024. Da die Kroatische Kuna bereits jetzt stark an den EURO gebunden ist, wird die EURO Einführung von Seiten der Wirtschaft als willkommener und logischer Schritt angesehen. EU-Mittel für In der EU-Finanzperspektive 2014-2020 stehen Kroatien insgesamt rd. EUR 10,7 Strukturanpassungen Mrd. an EU-Förderungen zur Verfügung, davon ca. EUR 1 Mrd. für KMU. Im EU-Kohäsionsbudget für die Periode 2021-2027 sind für Kroatien rund 9,89 Mrd. EUR vorgesehen. Kroatien ist stark von EU-Förderungen abhängig: rd. 80% der öffentlichen Investitionen Kroatiens werden durch EU-Mittel finanziert. Ersten Diskussionen zufolge sollen die Mittel in der neuen Förderperiode insbesondere für Maßnahmen zur Stärkung von F&E, Umweltschutz, Digitalisierung und Konnektivität im Transportbereich genutzt werden. Ausschöpfung von EU- In der aktuellen Förderperiode 2014-2020 wurden bis Ende Juni 2019 knapp Mitteln besser 78% der zur Verfügung stehenden EU-Mittel über Projekte bewilligt und rd. 25% der Mittel ausbezahlt. 3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich Bilaterale Die österreichischen Warenexporte sind 2018 um 1,7% auf 1,3 Mrd. EUR Wirtschaftsbeziehungen angestiegen. Die Importe aus Kroatien sind im gleichen Zeitraum um 2,9% auf entwickeln sich positiv 709 Mio. EUR geklettert. Im 1. Halbjahr 2019 sind die österreichischen Warenexporte um 0,9% auf 691 Mio. EUR angestiegen. Die Importe aus Kroatien sind im gleichen Zeitraum um 8,8% auf 330 Mio. EUR gesunken. Bei den Dienstleistungen verhält es sich umgekehrt, hier hat Österreich ein kräftiges Defizit mit Kroatien. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
8 Österreich ist größter Investor in Kroatien. Niederlassungen österreichischer Firmen sind in alle Branchen präsent. Warenexporte im Detail Bearbeitete Waren machen rund ein Drittel der österreichischen Ausfuhren aus. Leder gefolgt von Metallwaren (Schlösser, Scharniere, Beschläge, Schmiedewaren, Aluminiumwaren, etc.), Papier und Pappe, Eisen & Stahl (Walzdrahtprofile, Bleche, Rohre, udgl.) sowie Holz- und Korkwaren (Furniere, Sperrholz, Spanplatten, udgl.) sind hier die größten Kategorien. Maschinen- bauerzeugnisse (inkl. Fahrzeuge) folgen mit einem Anteil von rund 23% der Gesamtexporte. Viele der Vormaterialien (v.a. Leder; Papier/Pappe, Eisen-, Stahl- und sonstige Metallwaren) gehen auch zu österreichischen Pro- duktionsbetrieben um dann verarbeitet zum Großteil wieder exportiert zu werden. Die größten Exportkategorien 2018 waren Lederwaren/zugerichtete Pelzfelle (EUR 160,5 Mio. -26,7%), Bekleidung und Zubehör (EUR 86,6 Mio. -2%), Metallwaren (EUR 66,8 Mio., +9,1%), Papier/Pappe und Waren daraus (EUR 62 Mio., + 32,8%), Straßenfahrzeuge (EUR 59 Mio., +18,7%), Elektrische Maschinen/Geräte (EUR 59 Mio., +5,6%), Medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse (EUR 58,4 Mio., +16%), Eisen und Stahl (EUR 55,4 Mio., +8,8%), Div. Maschinen (EUR 54,2 Mio., -3,9%), sowie Kork und Holz (EUR 47 Mio., +8,7%). Die größte Exportposition 2018 war Leder mit EUR 160,3 Mio, (-26,4%), das rd. 12% der Gesamtexporte ausmacht. Empfänger sind u.a. auch die öst. Produzenten Boxmark, Wollsdorf, Paul Green und Lorenz Shoe Group. Dem Leder folgen einfach bearbeitetes Holz u Bahnschwellen (46,3 Mio./+10,4%), Papier u Pappe (45 Mio./+30%), Arzneiwaren inkl. Veterinärmedizin (42,5 Mio./+5,4%), Waren aus unedlen Metallen (34,4 Mio./+12,34%), Bekleidung aus Spinnstoffen (29,3 Mio./-1,7%), Luft- Raumfahrzeuge Satelliten udgl (25,8 Mio./+24%), Stromverteiler (23,1 Mio/+3,1%), Furniere, Sperrholz & Spanplatten (22,8 Mio./+6,1%) und Walzdraht sowie Profile aus Eisen oder Stahl (20,5 Mio./ +3,1%). Warenimporte aus Die größten Importpositionen (in EURO) sind Kfz-Teile und Zubehör (39,5 Mio./ Kroatien im Detail -48,8%), Schuhe (36,5 Mio./-6,5%), einfach bearbeitetes Holz und Bahnschwellen (32,7 Mio./+17,8%), Waren aus unedlen Metallen (31,4 Mio./+20,8%), nichtelektrische Teile/Zubehör für Maschinen (28,8 Mio./+18,9%), Stromverteiler (26,4 Mio./-21,8%), Alu- und Eisenkonstruktionen und –teile (23,4 Mio./+21,5%), Wälzlager (22,3 Mio./-16,5%), Ingots Halbzeug aus Eisen Stahl (19,9 Mio), Spinnfaserabfälle (19,5 Mio./+27%), Düngemittel (18,7 Mio./+16,2%) sowie elektrische Maschinen/Geräte (17,9 Mio./-2,3%). Dienstleistungsexporte Während die Dienstleistungsexporte Österreichs nach Kroatien 2018 stagnieren, Importe stagnierten (EUR 372 Mio./-0,5%), legten die Dienstleistungsimporte wieder steigen stark kräftig um 8,1% auf 1,368 Mrd. EUR zu. Zu diesem guten Ergebnis tragen die rd. 1,5 Mio. Österreicher, die in Kroatien 2018 Urlaub machten, wesentlich bei. Im ersten Halbjahr zeigten die Dienstleitungsexporte nach Kroatien ein kräftiges Plus von 6% während die Dienstleistungsimporte um 4,1% abnahmen. Bei den DL-Importen dürfte der kalte und verregnete Mai eine Rolle spielen, der dem Tourismus in Kroatien im ersten Halbjahr Sorgen bereitete. Österreich größter Zum Ende des 2. Quartals 2019 stammten lt. Statistik der kroatischen Auslandsinvestor Nationalbank EUR 4,3 Mrd. bzw. knapp 14% der gesamten Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
9 Auslandsinvestitionen aus Österreich. Weitere Hauptinvestorenländer sind: Niederlande (EUR 4,16 Mrd.), Deutschland (EUR 3,3 Mrd.), Italien (3,27 Mrd.), Luxemburg (2,8 Mrd. EUR) und Ungarn (EUR 2,7 Mrd.). Neuzugänge unter den österreichischen Investoren sind z.B. FACC, Weitzer Parkett oder auch Soravia. 650 Niederlassungen Etwa 650 österreichische Niederlassungen in fast allen Sektoren bieten zahlreiche österreichische Anknüpfungspunkte. Unter den 100 größten Unternehmen Kroatiens finden sich einige österreichische Niederlassungen, darunter z.B. Spar, A1, Erste & Steiermärkische Bank, Raiffeisenbank, Boxmark, Valamar Riviera, XXX Lutz (Lesnina), Aluxflexpack oder auch Alca. Marktchancen Chancen für österreichische Unternehmen bieten sich in praktisch allen Bereichen, insbesondere aber in den mit EU-Mitteln geförderten Schwerpunkt-Sektoren Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft, Verkehrs- infrastruktur. Im Wasser/Abwasserbereich gibt es einen Rückstau bei Projekten, von welchen 2019/20 viele endlich ausgeschrieben werden sollen. Das AußenwirtschaftsCenter Zagreb hat dazu eine Projektliste erstellt. Nähere Informationen dazu bei zagreb@wko.at. Die Abfallwirtschaftsstrategie setzt stärker auf getrennte Sammlung und Recycling. Auch zu diesem Thema gibt es eine Projektliste über die geplanten Abfallwirtschaftszentren Kroatiens. Auch die sich leider schlecht entwickelnde Landwirtschaft bildet einen Schwerpunkt. Hier sind EU-Förderungen wieder angelaufen, welche aufgrund von Unregelmäßigkeiten bei der Fördervergabe auf Eis gelegt waren. Im Verkehrswesen wird der Ausbau von Eisenbahnstrecken im Rahmen der europäischen Korridore vorangetrieben. Auch im Straßenbau, beim Ausbau von Flughäfen und Häfen sind weitere Investitionen zu erwarten. Aus immer wiederkehrenden Förderausschreibungen für kroatische Firmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit sowie für EU-finanzierte Aufträge (Projektierung von Kläranlagen, Abfallwirtschaft, Ausbau von Eisenbahnstrecken, etc.) ergeben sich Chancen für österreichischen Zulieferungen. Auch im Tourismus wird weiterhin investiert, sowohl durch den Privatsektor in Hotels und Campingplätze als auch durch den öffentlichen Sektor in Besu- cherzentren, Nationalparks und andere öffentliche Infrastruktur. Das Außen- wirtschaftsCenter Zagreb hat dazu eine Projektliste erstellt. Für Informationen dazu wenden Sie sich bitte an zagreb@wko.at. Veranstaltungen des Darüber hinaus ergeben sich natürlich auch Zulieferchancen im HORECA AußenwirtschaftsCen- Bereich. ters Zagreb Information zu unseren geplanten Veranstaltungen finden Sie unter https://www.wko.at/service/aussenwirtschaft/Veranstaltungen-zu-Kroa- tien.html Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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