Automatisierte Mobilität in Österreich - Monitoringbericht 2020 - AustriaTech

 
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Automatisierte Mobilität in Österreich - Monitoringbericht 2020 - AustriaTech
Automatisierte Mobilität
in Österreich
Monitoringbericht 2020

Juni 2021
Automatisierte Mobilität in Österreich - Monitoringbericht 2020 - AustriaTech
IMPRESSUM

Herausgeberin
AustriaTech – Gesellschaft des Bundes für
­technologiepolitische Maßnahmen GmbH

Raimundgasse 1/6, 1020 Wien, Österreich
FN 92873d, Handelsgericht Wien,
UID Nummer ATU39393704
T: +43 1 26 33 444, F: +43 1 26 33 444-10,
office@austriatech.at, www.austriatech.at

AutorInnen
Martin Dirnwöber
Alexander Fürdös
Jennifer Gassner
Sarah Gross
Wolfram Klar
Jovana Kremenovic
Tomislav Pilic
Martin Russ
Dominik Schallauer
Tamara Vlk
Lena Zeisel

Redaktion
Stabstelle Kommunikation & Public Affairs
Katharina Schüller

Druck
Druckwerkstatt Handels GmbH,
Hosnedlgasse 16B, 1220 Wien

Layout & Grafik
Sunla Mahn

 Die AustriaTech steht zu 100% im Eigentum
 des Bundes. Die Aufgaben des Gesellschaf-
 ters werden vom Bundesministerium für Klima,
 Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und
­Technologie wahrgenommen.

 In sämtlichen Publikationen der A
                                 ­ ustriaTech
 wird eine gendergerechte Schreibweise
­berücksichtigt.

AustriaTech-Publikationen sind als PDF unter
www.austriatech.at/downloads verfügbar.

Titelfotos: © AustriaTech/Zinner und
Shutterstock/Suwin

Stand: Juni 2021
Automatisierte Mobilität in Österreich - Monitoringbericht 2020 - AustriaTech
Inhalt

         04
              Einleitung

         06
              Kontaktstelle Automatisierte Mobilität

         08
              Nachhaltigkeit & Umweltwirkungen
              automatisierter Mobilität

         13
              Stimmungsbilder und Perspektiven

         20
              Rahmenbedingungen für automatisierte
              Mobilitätsservices – eine europäische Perspektive

         24
              Rechtlicher Rahmen

         27
              Zukunftsfähige Infrastruktur

         30
              Internationale und europäische Aktivitäten

         34
              Testen und Lernen in Österreich

         47
              Nationale Veranstaltungen und Aktivitäten

         49
              Internationale Initiativen und Projekte

         56
              Zusammenfassung
Automatisierte Mobilität in Österreich - Monitoringbericht 2020 - AustriaTech
4                       Monitoringbericht 2020

                        Einleitung

                        Als Kontaktstelle für Automatisierte Mobilität möchte die
                        AustriaTech nicht nur interessierte Unternehmen beim
                        Testen auf Straßen mit öffentlichem Verkehr unterstützen,
                        sondern auch nationale und internationale Aktivitäten
                        zur automatisierten Mobilität sichtbar machen. Dazu
                        gibt der vorliegende Monitoringbericht einen Überblick
                        über Projekte, Veranstaltungen und Ereignisse, die 2020
                        stattgefunden haben.

                        2020 war weltweit geprägt durch das Corona­         Mobilitätsverhalten. Durch die Schließung von
                        virus, das seit Beginn des Jahres unzählige         Geschäften erlebte der Onlinehandel einen
                        unvorhersehbare Herausforderungen mit sich          neuen Boom. Welche dieser Veränderung auch
                        brachte. Die Pandemie verlangte Spontanität und     noch nach der COVID-19-Pandemie erhalten
                        Flexibilität. So mussten Forschungsaktivitäten      bleiben, wird die Zeit zeigen. Insbesondere
                        umstrukturiert oder verschoben und Sicherheits­     jedoch die erhöhten Onlinebestellungen, die
                        konzepte ausgearbeitet werden. Testfahrten          ihren Höhepunkt in der Vorweihnachtszeit
                        wurden unterbrochen und vertagt oder                fanden, stellen Paketzustelldienste und den
                        konnten nur unter Erfüllung zusätzlicher            Güterverkehr vor neue Herausforderungen.
                        sicherheitstechnischer Auflagen stattfinden.        Automatisierte Mobilität kann hier ansetzen
                        Insbesondere internationale Aktivitäten und         und als Entlastungsoption fungieren. Die
                        Kooperationen waren dazu aufgefordert, neue         Automatisierung im Kontext der Gütermobilität
                        Arbeitsweisen zu entwickeln, die ein effizientes    war ein Aspekt, dem sich insbesondere in
                        Arbeiten digital und über Grenzen hinweg            Österreich, aber auch international viele Akteure
                        ermöglichten. Doch schon jetzt lässt sich sagen,    gewidmet haben. Damit bleibt der automatisierte
                        dass sich auch für die automatisierte Mobilität     Güterverkehr weiterhin ein aktuelles Thema,
                        bestätigt hat, dass in jeder Herausforderung auch   das sowohl Forschungsarbeit als auch Testungen
                        Chancen stecken.                                    bedarf.

                        Lockdowns, Geschäftsschließungen, Reise­            Doch auch abseits von COVID-19 hat sich
    Abb. 1 – ISEauto    warnungen sowie Homeschooling und                   2020 einiges in der automatisierten Mobilität
    © FABULOS Project   Homeoffice führten zu Veränderungen im              getan. Ein Fokus im Jahr 2020 lag international
                                                                            und national auf der Weiterentwicklung
                                                                            der rechtlichen Grundlagen, die die Basis
                                                                            für mögliche Forschungsaktivitäten in
                                                                            der automatisierten Mobilität bilden. So
                                                                            wurden rechtliche Rahmenbedingungen für
                                                                            automatisiertes Fahren adaptiert, an neue Use
                                                                            Cases angepasst und Harmonisierungsansätze
                                                                            entwickelt. Internationale und nationale
                                                                            Aktivitäten widmeten sich den unterschied­
                                                                            lichsten Aspekten des automatisierten
                                                                            Fahrens, viele davon unter der Beteiligung
                                                                            österreichischer Akteure. Auf internationaler
                                                                            Ebene wurden die Rollen der Infrastruktur,
                                                                            Roadworthyness und Human Machine
                                                                            Interactions intensiv beleuchtet. Ein wichtiger
                                                                            Schwerpunkt in Österreich waren im letzten Jahr
Automatisierte Mobilität in Österreich - Monitoringbericht 2020 - AustriaTech
Einleitung                                                             5

die Umweltwirkungen, die im Zusammenhang          Trotz der zahlreichen Herausforderungen und
mit automatisierter Mobilität stehen. Ein         Einschränkungen blicken wir im Monitorin­g­
weiteres Highlight sind die Ergebnisse            bericht Automatisierte Mobilität 2020 auf ein
etlicher Umfragen, die spannende Einblicke        ereignisreiches Jahr zurück, in dem spannende
in die aktuelle Einstellung der Menschen zu       Projekte vorangetrieben und Wege für die künf­
automatisierter Mobilität geben.                  tige Umsetzung in die Praxis geebnet wurden.

                                                                                                   Quelle/Copyright: © BMK
  Abb. 2 – Kompetenzkarte Automatisierte Mobilität (Stand 2020)
Automatisierte Mobilität in Österreich - Monitoringbericht 2020 - AustriaTech
Kontaktstelle Automatisierte Mobilität

Facts & Figures

Virtuelle                                7
Themenworkshops                          Vernetzungstreffen organisiert
›   Workshops zur Harmonisierung von
    Testdaten                            Bisher wurden jeweils halbjährliche
›   Workshops zu Umweltwirkungen         Vernetzungstreffen mit den Shuttle-
    der Testumgebungen                   Projekten und den Testumgebungen
›   Erarbeitung neuer Anwendungsfälle    abgehalten. Die Etablierung von
    für die Automatisiertes Fahren       Online-Meetings im Jahr 2020 wurde
    Verordnung                           genutzt, um diverse relevante Themen
›   Festlegung einheitlicher Begriffs­   in kürzeren zeitlichen Abständen
    definitionen für automatisierte      gemeinsam zu diskutieren.
    Mobilität

6                                        Neustart
                                         des Beirats Automatisierte
Testbescheinigungen                      Mobilität
ausgestellt
                                         Der ExpertInnen-Rat wurde 2020
Trotz der einschränkenden                neu organisiert und der Beirat
Bedingungen durch COVID-19 für die       Automatisierte Mobilität ins Leben
Beförderung von Fahrgästen im ÖV,        gerufen. Nach Ernennung der neuen
wurden neben Testanträgen für das        ExpertInnen durch Bundesministerin
automatisierte Fahren auf Autobahnen     Leonore Gewessler, konnten im
und Schnellstraßen, auch im Jahr         Herbst 2020 die ersten Sitzungen
2020 Anträge für Testfahrten mit         des Beirats Automatisierte Mobilität
automatisierten Shuttles bescheinigt.    abgehalten werden.
Erstmals hat die Kontaktstelle
einen Testantrag eines ungarischen
Unternehmens erhalten, das seine
automatisierten Fahrzeuge in
Österreich testen möchte.
Automatisierte Mobilität in Österreich - Monitoringbericht 2020 - AustriaTech
Kontaktstelle Automatisierte Mobilität                                7

Die Kontaktstelle Automatisierte Mobilität ist seit 2016 bei
AustriaTech eingerichtet. Sie ist die erste Anlaufstelle in
rechtlichen und organisatorischen Fragen für nationale
und auch internationale Unternehmen sowie Projekte, die
entsprechend der Automatisiertes Fahren Verordnung
(AutomatFahrV) in Österreich Tests mit automatisierten
Fahrzeugen auf Straßen mit öffentlichem Verkehr
durchführen möchten. Die Kontaktstelle kommt dabei
im Zusammenhang mit Testdurchführungen folgenden
Aufgaben nach:

›   Beratung interessierter Organi­        Neben diesen, in direkter Verbindung
    sationen vor Antragstellung            mit der Durchführung von Testfahr­
›   Begleitung von Antragstellenden bei    ten mit automatisierten Fahrzeugen
    der Erstellung und Einreichung des     stehenden Aufgaben, unterstützt die
    Testantrags                            Kontaktstelle das BMK bei der Umset­
›   Prüfung der Voraussetzungen zur        zung der Maßnahmen aus dem Ak­
    Erlangung einer Testbescheinigung      tionspaket „Automatisierte Mobilität
›   Vorbereitung der Testbescheini­        2019-2022“.
    gungen
                                              Weitere Informationen
›   Gesammelte Übermittlung der
    Antragsunterlagen an das BMK              Automatisiertes Fahren Verordnung
›   Beurteilung der Testanträge in            (AutomatFahrV):
                                              https://bit.ly/AutomatFahrV
    Abstimmung mit dem BMK
›   Einfordern von Testberichten von          Aktionspaket „Automatisierte Mobilität
    den testenden Unternehmen und             2019-2022“:
                                              https://bit.ly/AktionspaketAM2019
    Projekten sowie Weiterleitung
    dieser an das BMK
›   Erhebung des Bedarfs an Änder­
    ungen am gesetzlichen Rahmen
    (AutomatFahrV und ­
    andere rechtliche Grundlagen)
    und Unterstützung des BMK bei
    rechtlichen Anpassungen

                                                                                       austriatech.at/automatisiert
Automatisierte Mobilität in Österreich - Monitoringbericht 2020 - AustriaTech
8   Monitoringbericht 2020

    Nachhaltigkeit & Umweltwirkungen
    automatisierter Mobilität

    Zukunftsfähige Mobilität ist von einer Vielzahl an neuen
    Anforderungen und transformativen Entwicklungen
    geprägt – im Grunde genommen von individuellen und
    fossilbasierten hin zu CO2-neutralen und integrierten
    Angeboten. Konkret eröffnen diese Veränderungsprozesse
    Raum für eine völlig neue Art der Gestaltung von
    Produkten, Dienstleistungen, Geschäftsmodellen und
    Wertschöpfungsketten. Ein zentraler Faktor dabei ist,
    Use Cases und Anwendungsszenarien differenziert zu
    betrachten, insbesondere in Bezug auf Umweltwirkungen
    und Nachhaltigkeitsziele.

    Um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen ist die         Neben vielen Bereichen und Technologien der
    ­Berücksichtigung aller Aspekte entlang des          Mobilität, die direkter und eindeutiger als die
     3-Säulen-Modells Ökonomie, Ökologie und Sozia­      automatisierte Mobilität in Zusammenhang mit
     les wichtig. Die von den Vereinten Nationen im      Nachhaltigkeit stehen (wie z.B. die Elektromobi­
     Rahmen der Agenda 20301 entwickelten Nach­          lität), steckt auch in der automatisierten Mobili­
     haltigkeitsziele (Sustainable Development Goals     tät viel Potenzial, einen Beitrag zur Erreichung
     – SDGs), bieten dabei ein umfassendes Kriterien­    der Klimaziele zu leisten. Pooling, Staureduk­
     set für die Bewertung von Nachhaltigkeitsziel­      tion, Wegstreckenoptimierung und ein effizi­
     setzungen. Die insgesamt 17 SDGs adressieren        enter Fahrstil sind hier nur einige Aspekte, die
     globale Probleme, zu deren Lösung es eines          langfristig positive Umweltwirkungen erzielen
     systematischen Verständnisses für ihre Zusam­       können.
     menhänge und Vernetzungen bedarf. So geht bei­
     spielsweise das Ziel der Beendigung von Armut       Um ihre Potenziale auszuschöpfen, ist es jedoch
     Hand in Hand mit der Verbesserung von Gesund­       essenziell, automatisierte Mobilität in die räum­
     heits- und Bildungssystemen, der Reduktion von      liche Entwicklung und Gesamtplanung (Öffentli­
     Ungleichheiten und Maßnahmen zum Klima­             cher Verkehr, Güterverkehr, Stadt- und Regional­
     schutz2. Auch die Mobilität muss sich entlang der   planung etc.) zu integrieren. Dabei müssen die
     Ziele neu und zukunftsgerichtet orientieren.        zwei derzeitigen zentralen Entwicklungspfade
                                                         – von Fahrassistenzsystemen zu hochautomati­
    Zudem verfolgt die UN-Agenda 2030 für nach­          sierten Fahrzeugen sowie die Entwicklung auto­
    haltige Entwicklung das Leitprinzip „Nieman­         matisierter Mobilitätsdienste und -systeme –
    den zurücklassen“ oder „Leave no one Behind“         differenziert betrachtet werden.
    (LNOB)3. Dieses Prinzip soll in Bezug auf die
    Mobilität in erster Linie die Voraussetzung dafür    Während Fahrassistenzsysteme insbesondere
    schaffen, dass der Zugang und die Beteiligung an     positiv auf die Verkehrsicherheit und auch den
    der Mobilität für alle möglich ist und niemand       Verkehrsfluss wirken, erscheint aus der Um­
    ausgeschlossen wird. Der Mobilitätssektor, spe­      weltperspektive die Einbettung dieser in das
    ziell ein automatisiertes und integriertes Mobili­   Gesamtsystem im Sinne von Serviceangeboten
    tätssystem, trägt potenziell zur Erreichung fol­     für den Personen- und Güterverkehr ­notwendig,
    gender SDGs und ihrer Unterziele bei:                um langfristig die Transformation zu einem
                                                         nachhaltigen Mobilitätssystem durch Automa­
    › SDG 3 – Gesundheit und Wohlergehen                 tisierung zu unterstützen. Die technologische
    › SDG 9 – Industrie, Innovation und                  Weiterentwicklung von Fahrassistenzsystemen
      Infrastruktur                                      ist dementsprechend wichtig, alleinstehend al­
    › SDG 11 – Nachhaltige Städte und Gemeinden          lerdings nicht ausreichend. Nur so können Re­
    › SDG 13 – Maßnahmen zum Klimaschutz                 bound-Effekte, also beispielsweise eine Zunahme
Automatisierte Mobilität in Österreich - Monitoringbericht 2020 - AustriaTech
Nachhaltigkeit & Umweltwirkungen                                          9

der Fahrten durch erhöhten Fahrkomfort und            SDG 3 „Gesundheit und Wohlergehen“:
Sicherheit, welche die automatisierte Mobilität
mit sich bringt, gezielt verhindert werden. Auch      › Automatisiertes Fahren birgt Potenzial zu
für die österreichischen Testumgebungen ist es          einer Reduktion der Unfallhäufigkeit und
wichtig, sich entlang dieser Pfade klar zu positio­     somit weniger Verkehrstote und Verletzte
nieren und Testbestrebungen für Mobilitätsser­        › Potenzial für die Berücksichtigung und den
vices ebenso in ihre Aktivitäten zu inkludieren         Schutz aktiver und passiver Verkehrsteilneh­
wie jene für Fahrassistenzsysteme.                      merInnen

Auch viele internationale Projekte inkludieren        SDG 9 „Industrie, Innovation und Infrastruktur“
die Abschätzungen potenzieller Umweltauswir­
kungen in ihre Forschungstätigkeiten. Beispiele       › Neue Möglichkeiten und Innovationspoten­
dafür sind die Projekte LEVITATE oder CoEXist.          ziale durch intelligente Infrastrukturen und
                                                        digitale Verkehrsstrukturen
LEVITATE beschäftigt sich intensiv mit den            › Potenzial zur optimierten Auslastung und
Auswirkungen vernetzter und automatisierter             effizienten Nutzung vorhandener Kapazitäten
Mobilität auf einer gesellschaftlichen Ebene.           sowie Lösung von Problemen, die durch
Dabei wird zwischen direkten, systemischen und          ausgeschöpfte Kapazitäten entstehen (z. B.
weiterreichenden Auswirkungen unterschie­               FahrerInnenmangel im Güterverkehr)
den. Direkte Auswirkungen (auf Mikrolevel) sind
Veränderungen, die von allen Verkehrsteilneh­         SDG 11 „Nachhaltige Städte und Gemeinden“
menden bei jeder Fahrt wahrgenommen werden.
Systemische Auswirkungen (auf Makrolevel)             › Automatisierte Fahrzeuge schaffen einen
sind systemweite Auswirkungen innerhalb des             verbesserten & inklusiveren Zugang zur
Verkehrssystems. Weiterreichende Auswirkun­             Mobilität sowie neue Formen des öffentlichen
gen sind Veränderungen, die über das Verkehrs­          Verkehrs
system hinausgehen, wie beispielsweise die            › Langfristig schafft die automatisierte Mobili­
Veränderungen der Flächennutzung und der                tät Potenziale, Verkehrsflächen zu reduzieren
Beschäftigung4,5. CoEXist setzt den Fokus auf           und Raum für andere Zwecke nutzbar zu
die Übergangsphase, in der automatisierte und           machen.
konventionelle Fahrzeuge auf einem gemeinsa­          › Möglichkeit zur Flexibilität auch im ländli­
men Straßennetz koexistieren. Auch in diesem            chen Raum (z. B. flexible Fahrpläne)
Projekt werden bei der Wirkungsabschätzung
Umweltaspekte berücksichtigt6.                        SDG 13 „Maßnahmen zum Klimaschutz“

Den Umweltwirkungen und Zielen der Nachhal­           › Automatisierte Mobilität als Treiber für
tigkeit, basierend auf der Agenda 2030, wurden          „Green Driving“, ein effizienter Fahrstil der
2020 auch von den österreichischen Testum­              Verbrauch und Emissionen reduziert
gebungen besondere Beachtung geschenkt. In            › Verbesserung des öffentlichen Verkehrs und
­gemeinsamen Workshops mit DigiTrans und                damit verbunden die Erhöhung der Akzeptanz
ALP.Lab wurde unter anderem erarbeitet, welche          des öffentlichen Verkehrs
Beiträge automatisierte Mobilität generell und        › Zusammenspiel von automatisierter Mobilität
die Testumgebungen im Speziellen zur Errei­             mit anderen Maßnahmen, wie beispielsweise
chung der relevanten Ziele leisten können.              alternative Antriebstechnologien zur Errei­
                                                        chung der Pariser Klimaziele.
Einige Ergebnisse aus den Workshops, die die
Potenziale der automatisierten Mobilität aufzei­      Auf dieser Basis erarbeiteten die Testumgebun­
gen, sind:                                            gen Positionspapiere zum Thema Nachhaltigkeit,
                                                      um aufzuzeigen, welchen Beitrag sie sowohl in­
                                                      dividuell als auch gemeinsam zur Erfüllung der     levitate-project.eu
                                                      Nachhaltigkeitsziele leisten können.               www.h2020-coexist.eu
Automatisierte Mobilität in Österreich - Monitoringbericht 2020 - AustriaTech
10                           Monitoringbericht 2020

                               DigiTrans

                             Um den Anforderungen des modernen und                Fällen von Katastrophen und Pandemien
                             klimaneutralen Transports gerecht zu werden,         weiterhin handlungsfähig. Automatisierte
                             erstellte DigiTrans ein Positionspapier mit dem      Nutzfahrzeuge erhöhen zudem die Wirksamkeit
                             Titel „Automatisierte Gütermobilität als Schlüssel   der Infrastruktur und unterstützen dabei, den
                             zur nachhaltigen Entwicklung“7. Darin werden         Industriestandort auszubauen, indem sie flexible
                             die Chancen aus dem Umfeld der automatisierten       Logistiksysteme ermöglichen, die es erlauben,
                             Gütermobilität und der Nutzfahrzeuge skizziert       bei gleichbleibendem ökologischen Fußabdruck
                             und aufgezeigt, welchen Beitrag DigiTrans als        mehr zu produzieren.
                             Testumgebung im Bereich der automatisierten
                             Gütermobilität dazu leisten kann.                    Mit Hilfe automatisierter Transportlösungen
                                                                                  können Transportgrößen freier
                             Automatisierte Gütermobilität und                    angepasst, Leerwege vermieden, und
                             automatisierte Arbeitsmaschinen bieten               Transportgeschwindigkeiten sowie
                             Chancen zur ökologisch, ökonomisch und sozial        Transportweglängen optimiert werden.
                             nachhaltigen Entwicklung. Automatisierte             Intelligente Infrastruktur ermöglicht es
                             Nutzfahrzeuge können Verkehrsunfälle                 außerdem, Verkehrsflüsse zu optimieren und
                             reduzieren und bringen Menschen aus                  CO2-Emissionen einzusparen.
                             Gefahrenzonen. Sie ermöglichen vermehrten
                             ökologischen Landbau und machen diesen               Darüber hinaus werden urbane
                             durch den Einsatz von automatisierten                Verdichtungszentren möglich, in denen die
                             Landwirtschaftsfahrzeugen kostengünstiger.           Umladung rund um die Uhr realisierbar ist.
                             Städte und Gemeinden können durch die                Umweltschonende Last-Mile-Konzepte sowie die
                             automatisierte Pflege von Infrastruktur die          Verkürzung von Zustellwegen liefern zusätzlich
                             Nutzung von Verkehrswegen für den Menschen           Lösungen für ein modernes, umweltfreundliches
                             sicherer machen und Erholungsraum kann in            Verkehrsmanagement.
                             neuem Maßstab zur Verfügung gestellt werden.
                                                                                  DigiTrans bietet die Infrastruktur, um Antworten
                             Durch automatisierte Gütermobilität bleiben          auf offene Fragen zum automatisierten
                             die Versorgung, die Wirtschaft im Allgemeinen        Güterverkehr zu finden und die Chancen der
                             und auch öffentliche Dienstleistungen in             neuen Technologien bestmöglich zu nutzen.

 Abb. 3 – Nachhaltigkeit ­
 im automatisierten
 Güterverkehr
 © DigiTrans GmbH/
 Alena Koval

 https://bit.ly/
 DigitransPositionspapier
Nachhaltigkeit & Umweltwirkungen                                         11

  ALP.Lab

Damit auch Österreich von den zahlreichen          Kilometer an klassischen Einzeltestfahrten (mit
Chancen der Automatisierung der                    on-board-Sensoren) eingespart werden.
Mobilität für eine nachhaltige Entwicklung
profitieren kann, braucht es eine intensive        Die aus den Daten abgeleiteten, kritischen
Beschäftigung der heimischen Forschungs-           Fahrszenarien dienen der Steigerung der
& Entwicklungslandschaft mit aktiven               Verkehrssicherheit und der Sammlung von
Sicherheitssystemen und multimodalen (teil-)       Trainingsdaten für maschinelles Lernen von
automatisierten Mobilitätslösungen.                automatisierten Fahrsystemen (Validierung
                                                   bei realen Umwelt- und Umfeldbedingungen).
Das Innovationslabor ALP.Lab bietet Zugang zu      Ebenso können die erhobenen Daten als
Testinfrastruktur, Equipment, Services sowie       Basis für Verkehrsflussoptimierungen oder
Hard- und Softwarekomponenten rund um die          neue Businessmodelle (z. B. Shared Mobility
Entwicklung von Connected, Cooperative and         Konzepte) genutzt werden. So können die in
Automated Mobility (CCAM) Anwendungen.             der Testumgebung gesammelten Daten bei der
Damit wird die Möglichkeit einer ganzheitlichen    Einsparung von Emissionen durch optimierten
Testkette für die Optimierung bestehender          Verkehrsfluss sowie bei Geschäftsmodellen, die
und die Entwicklung neuer, nachhaltiger            auf Gemeinschaftsnutzung ausgelegt sind, im
Mobilitätslösungen im Personenverkehr              Realbetrieb unterstützen.
geschaffen.
                                                   Green Testing, also die Verwendung von
Potenzial, um als Testumgebung dabei zu            Testequipment mit elektrischem Antrieb, bietet
unterstützen, die Mobilität von morgen gesünder,   weiteres Potenzial, als Testumgebung einen
sicherer, ressourcenschonender und sozial          Beitrag zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen
verträglicher zu machen, liegt beispielsweise im   zu leisten. ALP.Lab entwickelte zudem die
Green Monitoring und Green Testing.                elektrisch angetriebene mobile Hardware-
                                                   in-the-Loop (HiL) Plattform SPIDER, die es
Beim Green Monitoring werden über                  ermöglicht, eine Vielzahl der notwendigen
infrastrukturseitig angebrachte Sensoren reale     Fahrzeugelektroniktests ohne das eigentliche
Verkehrssituationen anonymisiert aufgezeichnet     (womöglich mit einem Verbrennungsmotor
und aufbereitet. Dadurch können tausende           angetriebene) Fahrzeug auszuführen.

                                                                                                      Abb. 4 – Positionspapier
                                                                                                      von ALP.Lab zum Thema
                                                                                                      Nachhaltige Personen­
                                                                                                      mobilität, 2021
                                                                                                      © ALP.Lab

                                                                                                      https://www.alp-lab.at/
                                                                                                      nachhaltigkeit-2021
12   Monitoringbericht 2020

     Handlungsbedarf und Hand-
     lungsoptionen
     Der Beitrag der österreichischen                 Fazit: Zunehmende Digitalisierung und Auto­
     Testumgebungen zu den Umweltwirkungen            matisierung werden die Mobilität von morgen
     liegt insbesondere in der Integration            grundlegend verändern. Im Kontext der Entwick­
     von Umweltaspekten in die Test- und              lungen und Priorisierungen zur Entwicklung
     Simulationsphase automatisierter                 von automatisierten Mobilitätslösungen müssen
     Fahrfunktionen und setzt somit im frühen         sowohl Nachhaltigkeit als auch Umweltwirkun­
     Entwicklungsstadium neuer Technologien der       gen als ein Kernziel in der Strategieentwicklung
     automatisierten Mobilität an. Modellierungen,    verankert werden.
     Messungen und Evaluierung sind Instrumente,
     die zur Sichtbarmachung der Umweltwirkungen      Dies kann durch folgende Aspekte gelingen:
     beitragen können.
                                                      › durch ein umfassendes Wirkungsmonitoring
     Die Positionspapiere der Testumgebungen            und die Betrachtung von direkten und
     formulieren des Weiteren aus, welche               indirekten Wirkungsmechanismen, den
     Handlungsbedarfe und Handlungsoptionen             Auf- und Ausbau der Analysekompetenz zu
     bestehen, um neue Technologien zur Anwendung       Umweltwirkungen sowie eine dadurch
     zu bringen:                                        bedingte Abkehr vom starken Sicherheitsfo­
                                                        kus des automatisierten Fahrens auf strategi­
     › Schaffung von Experimentierräumen, die           scher Ebene.
       Tests und Realexperimente über den gelten­     › durch die Priorisierung von Projekten und
       den gesetzlichen Rahmen hinaus ermögli­          Initiativen (sowohl im Personen- als auch im
       chen.                                            Güterverkehr), die auf das Schaffen von
     › Stufenweise Anpassung des gesetzlichen           automatisierten Mobilitätsangeboten abzie­
       Rahmens an neue Anwendungsbeispiele und          len. Das bedeutet die stärkere Vernetzung der
       Szenarien (Änderung der Straßenverkehrsord­      Entwicklungen von automatisierten Lösungen
       nung, des Kraftfahrgesetzes sowie weiterer       mit dem Aspekt der Flottenlösungen und
       Rahmenbedingungen für neue Serviceange­          Mobilitätsdienste sowie der künftigen Rolle
       bote).                                           von Infrastruktur.
     › Aufbau von Kompetenzen zur Beurteilung der     › durch die Nutzbarmachung und den Transfer
       Vertrauenswürdigkeit von automatisierten         von den – heute und in den nächsten Jahren
       Fahrzeugen und Mobilitätssystemen.               von Seiten der Wirtschaft hauptsächlich
     › Etablierung und Weiterentwicklung der für        adressierten FTI-Schwerpunkten – SAE Level 2
       das Validieren und den Betrieb nachhaltiger      und 3 Fahrzeugfunktionalitäten in Richtung
       automatisierter Mobilitätsangebote und           Flottenlösungen und automatisierte Mobili­
       Systeme notwendigen technisch-organisatori­      tätsdienste.
       schen Kompetenzen (Datenmanagement,
       Sensorsysteme, Steuerungslogiken, etc.).
     › Fokussierung auf die Entwicklung von
       integrierten automatisierten Mobilitätsange­
       boten, um eine breitere Wertschöpfungspers­
       pektive zu ermöglichen.
     › Erleichterung der Aufzeichnung, Nutzung und
       Analyse von Daten auf ausgewählten Strecken­
       abschnitten und Verbesserungen im Daten­
       management auch hinsichtlich verschiedener
       Wirkungsdimensionen.
Stimmungsbilder und Perspektiven                                                            13

Stimmungsbilder und Perspektiven

Im Zusammenhang mit automatisierter                         WISE-ACT
Mobilität sind die Aspekte Vertrauen,
Verantwortung und Akzeptanz wesentlich,                     WISE-ACT ist eine COST-Action, die von der EU
wenn es um die erfolgreiche Implementierung                 im Rahmen des H2020 Rahmenprogramms ge­
in das Mobilitätssystem geht. Diese Faktoren                fördert wird. Das zentrale Ziel ist die Unter­
können mit Wissen über die Thematik und                     suchung der Auswirkungen automatisierter
Technologie am besten erreicht werden. Es gilt,             und vernetzter Mobilität und die Beschreibung
die NutzerInnen frühzeitig abzuholen und in                 von bewährten Verfahren zur Evaluierung. Im
einem Dialog ein gemeinsames Verständnis zu                 Rahmen von WISE-ACT wurde eine internatio­
schaffen.                                                   nale, standardisierte Umfrage durchgeführt, um
                                                            die Einstellung der Bevölkerung in verschiede­
AustriaTech hat die Notwendigkeit erkannt die               nen Ländern zu erheben.
BürgerInnen, die letztendlich die NutzerInnen
des öffentlichen Mobilitätsangebots sind,                   Die Ergebnisse der WISE-ACT-Umfrage für
in die Entwicklungen im Bereich des                         ­Österreich zeigen, dass die Befragten automa­
fahrerInnenlosen Fahrens einzubinden.                       tisierte Fahrzeuge vorrangig dafür verwenden
AustriaTech fördert den Austausch und die                   würden, in die Arbeit zu fahren oder für Besor­
Einbeziehung der BürgerInnen durch die                      gungen und Arztbesuche, wofür bisher insbeson­
Durchführung und Unterstützung etlicher                     dere der eigene PKW, aber zu einem geringeren
Umfragen und Dialogveranstaltungen. Es ist                  Anteil auch öffentliche Verkehrsmittel und das
notwendig die Ängste und Bedürfnisse bereits                eigene Fahrrad verwendet werden. Es wird er­
in einer frühen Phase zu erkennen, um diese                 wartet, dass mit automatisierten Fahrzeugen die
bei der Implementierung derartiger neuer                    Fahrtzeit anderweitig als für das Fahren genutzt
Technologien entsprechend berücksichtigen                   werden kann. Während der Fahrt in einem auto­
zu können. Das folgende Kapitel behandelt                   matisierten Fahrzeug würden die Befragten ins­
die Ergebnisse unterschiedlicher Umfragen                   besondere die Aussicht genießen, Musik hören
und Dialogveranstaltungen, in denen                         und sich anderweitig unterhalten (z.B. ein Buch
Akzeptanz, Einstellungen, Erwartungen oder                  lesen, Spiele spielen etc.). Manche der Befragten
Nutzungsanforderungen der breiten Bevölkerung               gaben zudem an, das Fahrverhalten des Fahr­
erhoben wurden.                                             zeugs zu beobachten.
                                                                                                                             Quelle: WISE-ACT
                                                                                                                             Darstellung: AustriaTech
   Abb. 5 – Aktivitäten im automatisierten Fahrzeug

           Wenn ich in einem vollautomatisierten Fahrzeug unterwegs wäre, würde ich es vorziehen, anstatt zu fahren…
                              1 stimme überhaupt nicht zu      2         3     4          5     6 stimme voll und ganz zu

                                                                                                                                                8,5
    20,8           20,8          22,1           24,4                                                             24,9           19,7            4,4
                                                                26,9               32,3          34,9                                           9,5
    16,2           14,6                                                                                                         15,6
                                 19,0            16,9                                                            13,6                           22,8
                                                                23,6
                   14,1                                                            25,1                          9,0            17,4
    21,5                         17,4           17,7                                             29,7                                           10,8
                   13,6                                                                                          14,4
                                                                19,5                                                            20,3
                                 14,1           15,4                               15,6                          10,8
    20,3           14,4                                                                          15,4
                                 11,3                           14,9               12,1                                         14,4            44,1
    10,5                                        14,9
                                                                   5,9              7,2          10,5            27,4
                   22,6
    10,8                         16,2           10,8                                              4,4                           12,6
                                                                   9,2              7,7           5,1

 mit anderen    zu schlafen   zu arbeiten      private          mich zu         Musik             die          nichts zu     das Fahrver-    sonstiges
  Fahrgästen                                  Anrufe zu       unterhalten       oder          Landschaft       machen,        halten des
       zu                                      tätigen       (z.B. Bücher,     Radio zu       zu genießen      was mich     Fahrzeuges zu
 interagieren                                                  TV, Spiele,      hören                         reisekrank     beobachten
     (z. B.                                                 Online-Medien)                                     machen
   plaudern)                                                                                                    könnte

                                                                    Angaben in %
14                                Monitoringbericht 2020

                                  Darüber hinaus wird durch die Implementie­
                                  rung automatisierter Fahrzeuge erwartet, dass                                        VERDI
                                  der Bedarf nach professionellen FahrerInnen re­
                                  duziert sowie der Fahrstress verringert wird, der                                    Im Rahmen des Forschungsprojekts VERDI8
                                  Fahrkomfort steigt und das Mobilitätsangebot                                         wurde zwischen Juni und September 2020 von
                                  verbessert werden kann (z. B. für die ältere Bevöl­                                  der Universität Graz und dem Forschungs- und
                                  kerung). Im Zusammenhang mit automatisierter                                         Kompetenzzentrum – Das Virtuelle Fahrzeug
                                  Mobilität sind die Faktoren Sicherheit und Zuver­                                    Forschungsgesellschaft mbH in Kooperation mit
                                  lässigkeit von großer Bedeutung. Befürchtungen                                       AustriaTech eine Umfrage zur Erhebung des Ver­
                                  wurden hinsichtlich der Möglichkeit von Cyber-                                       trauens in Digitalisierung am Beispiel von Syste­
                                  Angriffen oder auch des Umgangs mit persön­                                          men des (teil-)automatisierten Fahrens und Fahr­
                                  lichen Daten geäußert. Die Befragten stehen der                                      assistenzsystemen durchgeführt. Die Zielgruppe
                                  Zurverfügungstellung ihrer Mobilitätsdaten oder                                      waren Personen, die bereits ein Basiswissen zum
                                  Daten zu ihrem Reiseziel mit großem Vorbehalt                                        Thema automatisierte Mobilität haben.
                                  gegenüber. Der Großteil wäre nicht damit einver­
                                  standen, ihre Daten privaten Unternehmen oder                                        Aus der Befragung geht hervor, dass das Ver­
                                  der öffentlichen Hand zur Verfügung zu stellen,                                      trauen in (teil-)automatisierte Fahrzeuge durch­
                                  um das Mobilitätsangebot zu verbessern.                                              wegs gegeben ist. Dennoch wird deutlich, dass
                                                                                                                       Personen weitgehend (noch) nicht bereit sind die
                                                                                                                       Kontrolle vollständig abzugeben. Der Wunsch,
   Abb. 6 – Bereitschaft zur Datenweitergabe                                                                           die Steuerung des Fahrzeugs zu jeder Zeit
                                                                                                                       wieder übernehmen zu können, ist erkennbar.
     Im Austausch für die Verbesserung meiner Mobilitätsmöglichkeiten
                                                                                                                       Dies machen auch jene Umstände deutlich, in
      würde es mir nichts ausmachen, folgende Informationen zu teilen:
                                                                                                                       denen automatisierte Fahrfunktionen besonders
      1 stimme überhaupt nicht zu        2    3          4      5          6 stimme voll und ganz zu
                                                                                                                       genutzt werden würden. Am häufigsten wurden
                                                                                                                       nämlich Situationen genannt, bei denen Mü­
     Das Ziel meines Wegs mit Behörden
                                                    28,7            15,6     18,2     10,5 10,8 16,2                   digkeit und lange, eintönige Fahrten eine Rolle
     oder zertifizierten Privatunternehmen.
                                                                                                                       spielen und der persönliche Fahrspaß als gering
     Das Ziel meines Wegs mit anderen
                                                                                                        Angaben in %

                                                  16,9       14,9     17,4     17,7     16,4   16,7                    einzustufen ist.
     Fahrgästen.

     Alle meine Mobilitätsdaten mit                                                                                    Geht es um die erwarteten Verbesserungen durch
     Behörden.                                               46,9            21,0   13,1 7,4 4,4 7,2
                                                                                                                       automatisierte Fahrzeuge, ist seitens der Be­
     Alle meine Mobilitätsdaten mit                                                                                    fragten der wichtigste Faktor, dass diese siche­
     zertifizierten Privatunternehmen.                       52,8               19,5 11,3 5,6 5,1 5,6                  rer sind als herkömmliche Modelle. Demnach
                                                                                                                       darf die Verkehrssicherheit keineswegs redu­
                                                                                                                       ziert, sondern muss mit der Implementierung der
Quelle: WISE-ACT                                                                                                       Automatisierung vielmehr verbessert werden.
Darstellung: AustriaTech          Hinsichtlich der Wahl des Wohnortes oder                                             Daneben sollen automatisierte Fahrzeuge insbe­
                                  potenzieller Veränderungen des Arbeitsortes er­                                      sondere umweltfreundlicher und energieeffizi­
                                  warten die Befragten keine Auswirkungen durch                                        enter sein sowie zu einem besseren Verkehrsfluss
                                  automatisierte Fahrzeuge. Eine mögliche Ver­                                         und weniger Stau führen.
                                  änderung wird in der täglichen Fahrzeit erwartet.
                                                                                                                       Ein spannendes Ergebnis ist, dass die Befrag­
                                  Das Interesse für Tests mit automatisierten Fahr­                                    ten mehrheitlich zustimmen, dass für sie eine
                                  zeugen ist durchaus gegeben. Knapp die Hälfte                                        Nutzung automatisierter Fahrzeuge erst dann in
                                  der Befragten würde selbst an einem derartigen                                       Frage kommt, wenn die gesamte Haftung nach
                                  Test teilnehmen. Dabei geht aus der Umfrage                                          Unfällen bei den Herstellerfirmen liegt. Gleich­
                                  hervor, dass sich Personen in der Nähe eines                                         zeitig ist das Vertrauen sehr groß, dass staatliche
                                  ­automatisierten Fahrzeugs eher wohl fühlen,                                         Institutionen mit entsprechenden Regulierungen
                                   wenn sie selbst ebenfalls in solch einem oder in                                    die Verkehrssicherheit von automatisierten Fahr­
                                   einem konventionellen Fahrzeug sitzen würden,                                       zeugen fördern werden.
                                   als wenn sie mit einem Zweirad oder zu Fuß
                                   ­unterwegs wären.
Stimmungsbilder und Perspektiven                                                                          15

  Abb. 7 – Vertrauen in automatisierte Fahrzeuge

                         Vertrauen in die Automatisierung
   stimme gar nicht zu        stimme eher nicht zu            stimme eher zu            stimme zu

 Ich würde einem automatisierten Fahrzeug
 vertrauen, mich sicher ans Ziel zu bringen.        14,4      22,3           38,8            24,5

 Ich würde mich wohl fühlen, mit einem
 öffentlichen Verkehrsmittel mitzufahren,           15,9      18,8          31,2            34,1
 das automatisiert fährt.

                                                                                                       Angaben in %
 Die Möglichkeit zu haben, jederzeit das Steuer
                                                7,2    15,2      23,2                54,3
 selbst übernehmen zu können, ist mir wichtig.

 Ich würde auch ein automatisiertes Fahrzeug
 hin und wieder selbst steuern wollen.              19,3      14,8          36,3            29,6

 Ich wäre bereit, automatisierten Systemen
 die komplette Kontrolle über das Auto zu             35,3        18,7        23,7          22,3
                                                                                                                      Quelle: VERDI
 überlassen.
                                                                                                                      Darstellung: AustriaTech

Die Umfrage hat zudem gezeigt, dass die größte                          Im Zusammenhang mit automatisiertem Fahren
Besorgnis der Sicherheit gilt. Dabei spielen Ha­                        machen sich die Befragten zudem Sorgen um
cker-Angriffe und die Gefährdung der Verkehrs­                          Fehlinterpretationen der Verkehrssituation
sicherheit durch Systemfehler im Fahrzeug eine                          durch die Fahrzeuge oder auch, dass es zu Kon­
große Rolle. Hingegen sind die Befragten kaum                           flikten mit anderen Verkehrsteilnehmenden
darüber besorgt, dass automatisierte Fahrzeuge                          kommen könnte. Hingegen sind sie wegen einer
im Vergleich zu menschlichen FahrerInnen                                potenziellen Überwachung weniger besorgt.
weniger sicher fahren könnten. Neben der Sicher­                        Ebenso werden kaum Probleme darin gesehen, zu
heit stellt die Haftbarkeit von FahrerInnen eine                        lernen das automatisierte Fahrzeug zu benutzen.
große Besorgnis für die Befragten dar.
                                                                                                                                                      Quelle: VERDI
                                                                                                                                                      Darstellung: AustriaTech
  Abb. 8 – Erwartete Verbesserung durch automatisierte Fahrzeuge

                      Wichtigste Verbesserung                         Zweitwichtigste Verbesserung                               Drittwichtigste Verbesserung

        43,2                        23,5                             11,4

                                                                                                           12,1
                                                                                                                                          6,8
                                                                     22,5                                                                                             3,0

                                    22,5                                                                   10,1                          14,7                         14,0
        16,3

                                                                     21,4                                  18,3                          16,7                         17,5
        11,1                        15,1

    Sicherer als            Umweltfreundlicher                    Besserer                          Komfortabler                    Zeiteffizienter             Kostenersparnis
   normale Autos           und energieeffizienter             Verkehrsfluss und                     und weniger                       durch die                  durch weniger
                             als herkömmliche                   weniger Staus                       anstrengend                      Möglichkeit,                 Unfälle und
                                   Autos                                                                                           Nebentätigkeiten                niedrigere
                                                                                                                                     auszuüben                  Versicherungs–
                                                                                                                                                                    prämien
                                                                                   Angaben in %
16                         Monitoringbericht 2020

                           Hoag+CO9
Abb. 9 - 11                Hoag+CO, eine Beratungsfirma für automatisierte     Abb. 10 – Kaufen vs. Mieten
Quelle: Hoag+CO            Fahrzeuge, veröffentlichte im August 2020 erste
Darstellung: AustriaTech                                                        21%                                      52%
                           Ergebnisse einer globalen Studie zur Akzeptanz       Kaufbereitschaft                  Ridesharing
                           von automatisierten Fahrzeugen durch
                           KonsumentInnen. Rund 600 TeilnehmerInnen
                           aus über 35 Ländern weltweit beantworteten
                           dabei Fragen rund um die Automatisierung.

                           Die Ergebnisse zeigen, dass rund 45 % immer
                           noch sehr unsicher sind, wenn es um die           Bei der Frage, welche Faktoren bei der
                           Frage geht, ob man mit einem automatisierten      Implementierung automatisierter Fahrzeuge
                           Fahrzeug fahren würde. Zwar steigt die            als Hindernis wirken könnten, steht das Thema
                           Akzeptanz gegenüber der Technologie (34 %), ein   Sicherheit bei den Befragten an erster Stelle
                           nicht zu vernachlässigender Anteil der Personen   (76 %). Zudem wird der Preis (70 %) als hinderlich
                           (21 %) konnte allerdings bisher nicht davon       gesehen, gefolgt von Daten (44 %) und auch das
                           überzeugt werden mit einem selbstfahrenden        Thema Umwelt spielt für einen geringen Teil
                           Fahrzeug zu fahren10.                             (22 %) eine Rolle.

                             Abb. 9 – Akzeptanz gegenüber                      Abb. 11 – Showstopper der
                             automatisierten ­Fahrzeugen                       automatisierten Mobilität

                                                     45%                            76%                             70%
                                                     Unsicher                  Sicherheit                           Preis

                               21%                                34%               44%                             22%
                               Nein                               Ja               Daten                            Umwelt
                                          „Würden Sie in einem
                                            automatisierten
                                           Fahrzeug fahren?“

                           Allgemein wird die Infrastruktur und die          KFV-KonsumentInnenumfrage
                           Vorbereitung auf Unternehmensseite noch
                           als unzureichend wahrgenommen. Dagegen            zu Fahrassistenzsystemen
                           vertrauen 60 % der Befragten darauf, dass schon
                           2030 automatisierte Fahrzeuge sicherer sein       Das KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) hat
                           werden als Menschen hinter dem Steuer. Die        2020 eine österreichweite KonsumentInnenum­
                           Bereitschaft zum Kauf eines automatisierten       frage durchgeführt, um den Wissensstand zu
                           Fahrzeugs ist als gering (21 %) zu bewerten,      Fahrassistenzsystemen von KonsumentInnen zu
                           hingegen gibt etwa die Hälfte der befragten       erheben. Im Zuge eines Pilotprojekts zum Thema
                           KonsumentInnen an, dass sie Ridesharing in        Fahrassistenzsysteme in der Fahrausbildung
                           Anspruch nehmen würden. Den Ergebnissen           wurde außerdem der aktuelle Wissensstand von
                           der Marktforschung ist zu entnehmen, dass         FahrschülerInnen erhoben.
                           der Großteil der Befragten keine Verbindung
                           zwischen der Einführung selbstfahrender
                           Fahrzeuge und einer Veränderung des ­
                           Wohnortes sieht.
Stimmungsbilder und Perspektiven                                                         17

                                                   BürgerInnen-Dialog
Aus der Umfrage geht hervor, dass sich jede/r      Der BürgerInnen-Dialog zu Automatisierter
fünfte österreichische KonsumentIn rund um         Mobilität wurde auf globaler Ebene abgehalten.
das Thema „automatisiertes Fahren“ (überhaupt)     2019 wurden in acht Ländern mit knapp 1.000
nicht informiert fühlt. Ein weiteres Ergebnis      Teilnehmenden derartige Dialoge organisiert. In
aus der KFV-Befragung zeigt, dass moderne          Österreich haben in Wien, Graz, Linz, Salzburg
technische Hilfsmittel dennoch eine große Rolle    und Pörtschach insgesamt 169 BürgerInnen
spielen und deren Bedeutung zukünftig auch         über die Zukunft der Mobilität diskutiert.
weiter zunehmen wird. Denn bei einer PKW-          Die Erkenntnisse aus den österreichweiten
Neuanschaffung würde mehr als die Hälfte           Dialogen liefern, gemeinsam mit den globalen                 Weitere Infos
der Befragten Wert auf das Vorhandensein           Umfrageergebnissen aus 2019 und 2020, ein                    zu den österreichweiten
von Fahrassistenzsystemen legen, wobei das         Stimmungsbild der aktuellen Einstellung der                  Dialogen: https://bit.ly/
                                                                                                                BuergerInnendialog_pdf
Interesse am Einparkassistenten, dem adaptiven     Menschen zu automatisierter Mobilität.
Tempomaten und dem Notbremsassistenten am
größten ist.                                       Die Ergebnisse zeigen eine recht positive
                                                   Einstellung der Befragten zu automatisierter
Fahrassistenzsysteme weisen im Hinblick auf die    Mobilität, was sich international in allen
Erhöhung der Verkehrssicherheit ein enormes        teilnehmenden Orten widerspiegelt. Diese
Potenzial auf. Damit dieses auch weitgehend        nimmt mit der praktischen Erfahrung, die
ausgeschöpft werden kann, braucht es ein           mit automatisierten Fahrzeugen gesammelt
entsprechendes Wissen über die Funktions-          wird, weiter zu. Es wird ersichtlich, dass in
und Bedienungsweisen dieser Systeme auf            Österreich der Großteil eine Implementierung
Seiten der FahrerInnen. Insgesamt kann das         automatisierter Mobilität bis 2030 erwartet,
Stimmungsbild der ÖsterreicherInnen zu             längstens jedoch bis 2035. International
Fahrassistenzsystemen durchaus als interessiert    betrachtet kann in den USA ein Vorreiterdenken
bezeichnet werden, wobei die Skepsis gegenüber     erkannt werden, da 83 % der Befragten angeben
dem automatisierten Fahren mit zunehmendem         zu glauben, dass diese Form der Mobilität vor
Level der Automatisierung zunimmt. So stehen       2030 umgesetzt wird.
65 % der Befragten dem vollautomatisierten
Fahren und damit automatisierten Fahrsystemen
derzeit ablehnend gegenüber. Die Stufe der           Abb. 12 – Einstellung gegenüber
Fahrassistenzsysteme wird dagegen lediglich von      automatisierter Mobilität
13 % der Befragten (stark) abgelehnt.

Im Zuge eines Pilotprojekts hat das KFV
neben der KonsumentInnenenbefragung                                             19%
                                                                                Neutral
auch Fahrschulen besucht und dort die
FahrzeuglenkerInnen der Zukunft zu ihrem
Wissensstand zu Fahrassistenzsystemen
befragt. Dabei zeigte sich, dass immerhin
knapp 40 % der FahrschülerInnen mindestens                     24%                            57%
drei entsprechende Assistenzsysteme                   Pessimistisch                           Optimistisch
nennen konnten. Jede/r vierte befragte
FahrschülerIn konnte allerdings kein einziges
Fahrassistenzsystem nennen. Dies zeigt, dass                       Wie fühlen Sie sich bei
bereits im Zuge der Fahrausbildung Wissen zu                         dem Gedanken an
Fahrassistenzsystemen und zu deren praktischer                    automatisierte Mobilität?
Anwendung vermittelt werden muss. Aus der
Umfrage geht hervor, dass der Wissenszuwachs                                         Darstellung: AustriaTech
bei den FahrschülerInnen bezüglich der
Thematik jedenfalls groß ist. Im Zuge von Pilot-
Lehreinheiten zu Fahrassistenzsystemen gaben
nämlich annähernd 90 % der FahrschülerInnen
an, dass sie (viel) Neues dazugelernt hatten.
18                               Monitoringbericht 2020

                                       Abb. 13 – Internationaler Vergleich                                Gleichzeitig wird der Besitz von automatisierten
                                    Erwartungen zur Implementierung                                       Privat-PKW am wenigsten attraktiv beurteilt
                                    automatisierter Mobilität vor 2030                                    – im Fall einer Ausweitung automatisierter
                                                                                                          Privat-PKW wäre, aufgrund des höheren
                                    International                   70
                                                                                                          Fahrzeugaufkommens und des geringeren
                                                                                                          Besetzungsgrads, auch mit negativeren Folgen

                                                                                           Angaben in %
                                    Österreich
                                                                                                          in Hinblick auf die Umwelt zu rechnen. Wird
                                                                    59
                                                                                                          der internationale Durchschnitt betrachtet,
                                    Deutschland
                                                                                                          ist zu erkennen, dass sich die Präferenzen, die
                                                                    64
                                                                                                          der Reihung der unterschiedlichen Szenarien
                                    USA
                                                                                                          entnommen werden können, im globalen
                                                                    83
                                                                                                          Durchschnitt gleich verteilen.

                                                                                                            Abb. 15 – Zukunftsszenarien des
                                                                                                            automatisierten Mobilitätsangebots
                                 Bei der Frage, in welcher Form die Implemen­
                                 tierung automatisierter Mobilität erfolgen                                 Attraktivität in % (international)
                                 soll, wünschen sich die Befragten ganz klar
                                 sichere, umweltfreundliche und inkludierende                               Verbesserung des
                                 Mobilitätsangebote, die für eine breite Bevölker­                          bestehenden Systems           62
                                 ungsgruppe zugänglich sind. Im Zuge des Dialogs                            Privat-Besitz von
                                 wurden unterschiedliche Zukunftsszenarien                                  automatisiertem PKW           25
                                 des automatisierten Mobilitätsangebots                                     Fahrgemeinschaftsmodell mit
                                 diskutiert. Die Antworten legen eindeutig den                              automatisierten Fahrzeugen    73
                                 Fokus auf ­öffentliche und private automatisierte
                                                                                                            ÖPNV-Modell ergänzt durch
Abb. 13 - 15                     Mobilitätsdienstleistungen. Bei diesen erfolgt                             automatisierte Angebote       90
Quelle: AustriaTech (Öster-      eine geteilte Nutzung von Fahrzeugen und es
reich) / Missions Publiques      werden meist höhere Besetzungsgrade erreicht,
(International)
Darstellung: AustriaTech
                                 was die Umweltfreundlichkeit der Fahrten
                                 erhöht.
                                                                                                          Im Zuge des BürgerInnen-Dialogs wurden
                                                                                                          zudem die Hoffnungen und Befürchtungen,
   Abb. 14 – Zukunftsszenarien des automatisierten Mobilitätsangebots
                                                                                                          die die Befragten in Zusammenhang mit der
                                                                                                          Automatisierung haben, abgefragt. Auch bei
   Attraktivität in %                   sehr unerwünscht            unerwünscht       neutral             diesen Aspekten, ist eine deutliche Parallele bei
   (Österreich)                         wünschenswert           sehr wünschenswert                        den Ergebnissen im internationalen Vergleich
                                                                                                          erkennbar. Das Thema Sicherheit wurde sowohl
                                                                                                          bei der Frage nach den Hoffnungen als auch
                                   3
                                                                                                          bei der Frage nach den Befürchtungen am
                                   11                      24                                             häufigsten genannt. Somit kann gesagt werden,
               32                                                                                         dass das Thema Sicherheit für die Befragten
                                                                                                          gleichzeitig die größte Befürchtung aber auch
                                   35
                                                                                   75                     die größte Hoffnung im Zusammenhang mit
                                                                                                          automatisierter Mobilität darstellt.
               26                                          53

               14                  26

               14                                          16                      21
                                   26
               14                                           5
                                                                1                 1 3
      Verbesserung            Privat-Besitz           Fahrgemein-             ÖPNV-Modell
     des bestehenden          von automati-         schaftsmodell mit         ergänzt durch
         Systems              siertem PKW            automatisierten          automatisierte
                                                       Fahrzeugen               Angebote
Internationale Aktivitäten und Trends                                               19

Weitere Befürchtungen, die von den                     der Automatisierung positiv gegenüber, ein
österreichischen Teilnehmenden prioritär               nicht vernachlässigbarer Anteil allerdings eher
genannt werden, adressieren die Bereiche               negativ. Dazu kommt ein signifikanter Anteil
Technologieabhängigkeit, Verkehrsaufkommen,            an Personen, die der automatisierten Mobilität
Überwachung, Kosten, Kontrollverlust und               neutral gegenüberstehen und unsicher sind,
Schwächung des Öffentlichen Verkehrs (ÖV).             wie sie diese bewerten sollen. Ein potenzieller
Im Vergleich dazu, stellen Freizeitgewinn,             negativer Effekt, der im Zusammenhang mit
Lebensqualität, Nachhaltigkeit, Verkehrs-              der Einführung selbstfahrender Fahrzeuge
und Staureduktion sowie die Stärkung des               thematisiert wird, ist die Verlagerung von
ÖV die meistgenannten Hoffnungen dar. Dies             Wohnorten und eine damit einhergehende
sind also jene Bereiche, in denen vorrangig            Zersiedelung. Die Umfragen, in denen dieser
angesetzt werden kann, um das Vertrauen                Aspekt behandelt wurde, zeigen allerdings,
und die Akzeptanz seitens der Nutzenden                dass die befragten Personen aus derzeitiger
gegenüber dieser neuen Technologie zu                  Sicht keinen Wechsel ihres Wohnortes mit
stärken. Aus dem Dialog kam zudem hervor,              der Nutzung automatisierter Fahrzeuge in
dass die Befragten der öffentlichen Hand               Verbindung setzen. Über alle Umfragen hinweg
durchaus großes Vertrauen schenken. Dieser             ist zu erkennen, dass die (Verkehrs-)Sicherheit
werden entsprechende Regelungen für eine               eine prioritäre Rolle einnimmt. Diese wird
nachhaltige, bedarfsorientierte, transparente          gleichzeitig mit Befürchtungen in Verbindung                Abb. 16 – Befürchtungen
Implementierung automatisierter Mobilität              gebracht, nämlich, dass durch Automatisierung               und Hoffnungen gegen-
                                                                                                                   über automatisierter
sowie einen verantwortungsvollen Umgang mit            die Sicherheit, auch im Hinblick auf                        Mobilität
(NutzerInnen-)Daten zugetraut.                         Cybersicherheit, sinken könnte. Auf der                     Darstellung: AustriaTech

                                                 Befürchtungen         Hoffnungen

  Sicherheit                                                                                                                  Sicherheit

  Technologieabhängigkeit                                                                                        Freizeitgewinn

               Verkehrsaufkommen                                                                         Lebensqualität

                       Überwachung                                                                  Nachhaltigkeit

                                   Kosten                                                      Verkehrsreduktion

                             Kontrollverlust                                                 Staureduktion

                               Schwächung ÖV                                              Stärkung ÖV

Fazit aus den
                                                       anderen Seite ist es eine große Erwartung an die
Umfrageergebnissen                                     Automatisierung, dass diese zu einer deutlichen
                                                       Verbesserung der Verkehrssicherheit beiträgt.
Aus den Umfragen geht deutlich hervor, dass            Sorgen, die aus den Umfragen abgeleitet werden
die Bevölkerung vermehrt über das Thema                können, sind die Kosten und Auswirkungen
automatisierte Mobilität informiert und                neuer Technologien, insbesondere der Umgang
stärker in die Entwicklungen einbezogen                mit persönlichen Daten. In den Umfragen zeigt
werden muss. Auch wenn dem Großteil der                sich zudem wiederholt, dass das Vertrauen
Befragten selbstfahrende Fahrzeuge bereits ein         gegenüber der öffentlichen Hand gegeben
Begriff sind, ist kein tiefergehendes Wissen           ist, die Implementierung automatisierter
vorhanden. Demzufolge sind in der Einstellung          Mobilität sowie Regulierungen hinsichtlich
zur automatisierten Mobilität deutliche                der Datenverarbeitung, aber auch Vorgaben zur
Unterschiede zu finden. Ein großer Teil der            Verkehrssicherheit transparent, fair und sicher
Teilnehmenden der diversen Studien steht               zu gestalten.
20                      Monitoringbericht 2020

                        Rahmenbedingungen für auto-
                        matisierte Mobilitätsservices –
                        eine europäische Perspektive
                        Automatisierte Fahrzeuge bieten eine Möglichkeit für die
                        (Neu-)Organisation von Mobilität, insbesondere für Flotten
                        öffentlicher Anbieter und von On-Demand-Angeboten.
                        Durch ihre Integration in das Verkehrssystem können
                        Zu- und Abgangswege zu höherrangigen (ÖV-)Knoten
                        effizienter und kostengünstiger bedient sowie On-Demand-
                        Services (bedarfsorientierte Mobilitätslösungen) in
                        bisher schlecht vom Öffentlichen Verkehr erschlossenen
                        Stadtteilen oder Regionen eingerichtet werden. Zudem
                        sollen automatisierte Individualfahrzeuge zukünftig
                        Einzelfahrten bündeln und vermehrt auf Car- und Ride-
                        Sharing gesetzt werden. Dies wird durch den Einsatz
                        automatisierter Fahrzeuge insofern erleichtert, als dass
                        die Organisation und Abwicklung einer Fahrt oder Route
                        für die EndnutzerInnen komfortabler und zuverlässiger
                        umgesetzt wird. Die Interaktionen und Kommunikation mit
                        der Infrastruktur nimmt dabei eine nicht minder wichtige
                        Rolle ein.

                        Im Projekt SHOW (SHared automation Operating       Die Rolle von Tests zur
                        models for Worldwide adoption), das durch
                        die EU im Rahmen von Horizon 2020 gefördert
                                                                           ­Bewertung von Sicherheit
                        wird, wird der Betrieb von automatisierten          und Zuverlässigkeit
                        Flotten im städtischen Umfeld demonstriert.
                        Das Projekt umfasst neben der praktischen          Die gesellschaftliche Weiterentwicklung (u. a.
                        Demonstration der automatisierten Fahrzeuge        technisch, wirtschaftlich, rechtlich) ist ein
                        im öffentlichen Personennahverkehr auch            stetiger und dynamischer Prozess, der oftmals
                        Aspekte des Flotten- & Verkehrsmanagements,        mit Risiken verbunden ist.
                        Datenmanagement, Verkehrssicherheit,
                        Simulationen sowie zukünftige Geschäfts- und       Technologische Entwicklungen, wie jene in der
SHOW                    Betreibermodelle und setzt einen Fokus auf die     automatisierten Mobilität, sind oft nicht vom
Mehr Informationen zu   rechtlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz      bestehenden Rechtsrahmen abgedeckt. Die
SHOW auf S.49           automatisierter Mobilitätsangebote.                technische Entwicklung löst also eine rechtliche
                                                                           Entwicklung aus. Gesetze, die neue technische
                        Derzeit ermöglichen viele Länder den Testbetrieb   Komponenten, Systeme oder Funktionen
                        von automatisierten Fahrzeugen durch               zulassen, werden jedoch üblicherweise nur dann
                        verschiedene nationale Regelwerke. Das Ziel von    erlassen, wenn die möglichen Auswirkungen auf
                        SHOW ist die Demonstration von automatisierten     die Gesellschaft ausreichend untersucht worden
                        Mobilitätsservices als globales Vorbild. Um        sind. Oft müssen neue Technologien im „realen
                        den Weg zum Realbetrieb zu ebnen, ist die          Leben“ getestet werden, um die Zuverlässigkeit
                        Schaffung der entsprechenden rechtlichen und       und die Risiken beurteilen zu können.
                        organisatorischen Rahmenbedingungen von
                        essenzieller Bedeutung.
Eine europäische Perspektive                        21

Um solche Tests zu ermöglichen, sind bestimmte     sich die Tendenz feststellen, dass es einerseits
Ausnahmeregelungen erforderlich. Im Bereich        Technologieführer bzw. „early adopters“ gibt,
des Verkehrs enthalten die geltenden Rechts­       die möglichst schnell eine Führungsrolle
vorschriften üblicherweise Mechanismen, um         einnehmen möchten und andererseits jene, die
solche „kritischen“ Experimente auf die eine       eher abwarten und auf Erfahrungsaustausch
oder andere Weise zu ermöglichen.                  bauen, ehe sie aktiv in die Rechtslage/Regelwerke
                                                   eingreifen.

Derzeitige Testregelwerke in                       Die Analyse der derzeitigen nationalen
                                                   Regelwerke hat gezeigt, dass manche Länder
der automatisierten Mobilität                      einen sehr individuellen, fallbezogenen Ansatz
                                                   bei der Beurteilung von Testanträgen verfolgen.
Damit automatisierte Mobilitätssysteme künftig     Beispiel dafür ist etwa Dänemark, wo viele
ein „standardisierter” Teil des Verkehrssystems    verschiedene Behörden und Personengruppen
und unserer Gesellschaft werden können,            involviert sind und jeder Testantrag einen
ist es notwendig, diese auch auf Straßen mit       nicht explizit definierten Prozess durchläuft.
öffentlichem Verkehr zu testen. Nur durch solche   Andere Länder verwenden eher standardisierte
praxisnahen Tests kann herausgefunden werden,      Ansätze. Dazu zählt unter anderem Schweden,
welche Voraussetzungen und Bedingungen             wo die Behörden „Site Acceptance Tests“ nach
zukünftige rechtliche Regelwerke beinhalten        einheitlichen Vorgaben durchführen.
müssen.
                                                   Wie in Tabelle 1 ersichtlich, zeigen sich in den
Im Rahmen des Projekts SHOW wurden die             elf Ländern bereits bei den generellen organisa­
diversen nationalen Herangehensweisen              torischen Aspekten größere Unterschiede. Dabei
gesammelt sowie deren Spezifika aufgezeigt und     ist anzumerken, dass alle Bewertungen auf den
analysiert. Durch die direkte Beteiligung von      Angaben von SHOW Projektpartnern aus den je­
Projektpartnern aus elf EU-Länder, die für Demo-   weiligen Ländern beruhen.
Sites im SHOW Projekt verantwortlich sind, war
es möglich einen umfangreichen Vergleich zu        Information zum Antragsprozedere und den
erstellen.                                         Ansprechpersonen sind in den meisten Fällen
                                                   verfügbar. Die Zugänglichkeit dieser Information
Auf EU-Ebene fehlt bis dato ein klarer Rahmen      unterscheidet sich aber bereits stark. Vielfach
zur Durchführung solcher praxisnahen Tests.        werden die Anträge nicht von einer zentralen
In vielen Ländern wurden jedoch in den letzten     Stelle, sondern von mehreren Behörden und
Jahren unterschiedliche nationale Regelwerke       Organisationen bearbeitet.
eingeführt, die das Testen ermöglichen. Die
Voraussetzungen und die damit eingeräumten
Möglichkeiten variieren von Land zu Land
sehr stark. In den meisten Fällen werden die
Berechtigungen auf individueller Basis erteilt
und mehrere Behörden sind in den Ablauf
involviert. Die AntragsstellerInnen müssen
üblicherweise davon ausgehen, dass sie die
nationalen Behörden auf individueller Basis von
der Notwendigkeit und Sicherheit der geplanten
Tests überzeugen müssen. Die Anforderungen,
die von den AntragstellerInnen dabei erfüllt
werden müssen, sind aber in vielen Ländern
nicht konkret definiert oder intransparent. Das
macht die Planung von vergleichbaren Tests zu
einer Herausforderung. Im Allgemeinen lässt
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