Besser leben auf dem Land - Wissen gewinnen mit dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung - BMEL

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Besser leben auf dem Land - Wissen gewinnen mit dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung - BMEL
Besser leben auf dem Land
Wissen gewinnen mit dem
Bundesprogramm Ländliche Entwicklung

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Besser leben auf dem Land - Wissen gewinnen mit dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung - BMEL
Besser leben auf dem Land - Wissen gewinnen mit dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung - BMEL
VORWORT

„Unser Bundesprogramm Ländliche Entwick­lung
will Antworten auf Kernfragen der länd­lichen
Entwicklung geben. Daher werten wir die
einzel­nen Projekte fachlich aus und generieren
auf diese Weise wertvolles Wissen für alle.“

Liebe Leserinnen
und Leser,
bereits seit 2015 fördern wir mit unserem Bundespro-      Denn wir werten die einzelnen Projekte fachlich aus
gramm Ländliche Entwicklung modellhafte Projekte          und generieren auf diese Weise wertvolles Wissen für
in ländlichen Regionen. Hinter diesen Vorhaben            alle: Welches Geschäftsmodell hat sich für Mehrfunk-
stecken viele kluge Ideen und Lösungsansätze von          tionshäuser unter welchen Voraussetzungen bewährt?
engagierten Menschen, Vereinen und Kommunen,              Was hilft Ehrenamtlichen im Landkreis wirklich? Und
die sich den Herausforderungen in ihrer Region stellen.   gibt es Mitfahr-Apps, die besonders alltagstauglich sind?
Und die sich fragen: Lohnt sich ein Mehrfunktionshaus
mit Dorfladen in unserer Kommune? Wie können              In dieser Broschüre erfahren Sie, wie wir mit unserem
wir Ehrenamtliche in Vereinen, Kirche und Kultur          Bundesprogramm die Ländliche Entwicklung stra-
unterstützen? Wie machen wir unseren Ort für              tegisch fördern, die Menschen vor Ort ihre Ideen
Familien attraktiv? Für Fachkräfte lukrativ? Und für      erproben lassen und von diesen Erfahrungen gemein-
alle Menschen barrierefrei?                               sam lernen. Wir geben das Wissen aus den einzelnen
                                                          Fördermaßnahmen weiter: Damit sich gute Ideen im
Die Ergebnisse der vor Ort erprobten Ansätze sind auch    ganzen Land verbreiten.
eine wichtige Basis für die Weiterentwicklung der Po-
litik für ländliche Räume. Wir veröffentlichen sie und    Viel Freude beim Lesen!
geben das Wissen weiter, sodass bundesweit Akteure
von den Erfahrungen profitieren. Damit aus Ideen er-      Ihr
folgreiche Lösungen auch an anderen Orten werden.
                                                          Redaktionsteam
Unser Bundesprogramm Ländliche Entwicklung gibt           Bundesministerium für Ernährung
Antworten auf Kernfragen der ländlichen Entwicklung.      und Landwirtschaft

                                                                                                                  3
Besser leben auf dem Land - Wissen gewinnen mit dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung - BMEL
Besser leben auf dem Land - Wissen gewinnen mit dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung - BMEL
INHALT

1
Ziele des Bundesprogramms
Ländliche Entwicklung
seite 6

2
Kernelemente des Bundes-
programms Ländliche
Entwicklung im BMEL
seite 10

3
Fachliche Auswertung:
Modellprojekte
und Modellregionen
seite 14

4
Fachliche Auswertung:
Forschungsvorhaben
seite 28
Besser leben auf dem Land - Wissen gewinnen mit dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung - BMEL
1
Ziele des
Bundesprogramms
Ländliche Entwicklung
Um die richtigen Rahmenbedingungen für ländliche
Entwicklung zu schaffen, benötigen wir Erkenntnisse
darüber, welche Lösungsansätze auf dem Land wirken.
Mit dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung
(BULE) ist es möglich, neue Ideen vor Ort auszuprobieren
und Wissen zu schaffen: Was funktioniert wo, wie und
weshalb? Damit ist das BULE eine Ideenschmiede für die
ländliche Entwicklung.
Besser leben auf dem Land - Wissen gewinnen mit dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung - BMEL
ZIELE DES BUNDESPROGRAMMS LÄNDLICHE ENTWICKLUNG

Impulse geben,
Wissen vermitteln
Das Bundesprogramm Ländliche Entwicklung soll neue Wege für das Leben
auf dem Land aufzeigen, Akteure vor Ort unterstützen, die Umsetzung
fachlich begleiten und die Erkenntnisse transparent und verständlich auf-
bereiten. Das treibt ländliche Entwicklung nachhaltig voran.

Mit dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung (BULE)         auch auf andere Regionen zu übertragen. Indem Praxis
trägt der Bund dazu bei, gleichwertige Lebensverhält-       und Wissenschaft eng verzahnt agieren, entfalten gute
nisse in ganz Deutschland herzustellen. Das Programm        Ideen überregionale Wirkung. Zudem wird schnell klar,
fördert Projekte, die der ländlichen Entwicklung in         wo weiterer Erprobungs-, Handlungs- und Forschungs-
Deutschland dienen. Dabei geht es zum Beispiel um die       bedarf liegt.
Unterstützung von Ehrenamtlichen, um digitale Nach-
barschaftsnetzwerke, Coworking-Spaces und Lösungs-          Darüber hinaus ist das BULE ein Instrument, um Erkennt-
ansätze zu Nahversorgung und Mobilität auf dem Land.        nisse für die künftige Gestaltung der Politik auf Bundes-
Ausgenommen sind dabei nur Projekte aus Land- und           ebene sowie insgesamt von politisch-administrativen
Forstwirtschaft sowie Fischerei.                            Rahmenbedingungen auf allen relevanten Ebenen zu
                                                            gewinnen – ob auf Bundes-, Länder- oder kommunaler
Herausragende Ideen und zukunftsweisende Lösungen           Ebene. Zudem kann das Programm wichtige Impulse
für aktuelle und künftige Herausforderungen in länd-        liefern, um die Regelförderung „Gemeinschaftsaufgabe
lichen Regionen sollen erprobt, unterstützt, systematisch   ‚Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes‘ “
ausgewertet und die Erkenntnisse daraus bekannt ge-         (GAK) weiterzuentwickeln. Im Fokus stehen neben dem
macht werden. Hier liegt die Stärke des BULE: Es unter-     sinnvollen Ressourceneinsatz in der Projektförderung
stützt die Akteure vor Ort und geht dabei breit in die      vor allem auch die richtigen Stellschrauben für eine nach-
ländlichen Räume hinein. So entstehen dort Zukunfts-        haltige Verbesserung der Lebensbedingungen und die
labore für die Gesellschaft von morgen. Das BULE ist        Stärkung von Potenzialen auf dem Land. Diese Erkennt-
auch ein wichtiger Baustein, um die Ergebnisse der Kom-     nisse fließen in die Politikgestaltung für ländliche Regi-
mission „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ umzusetzen.      onen ein.
Es greift die unterschiedlichen regionalen Entwicklun-
gen und Rahmenbedingungen auf und ermöglicht es
den lokalen Akteuren, passgenaue Lösungen zu erarbei-       Das große Ganze im Blick
ten und auszuprobieren.
                                                            Im Gegensatz zu rein investiven Bundesprogrammen
                                                            ist das BULE ein Wissensprogramm: Der fachlichen
Gelerntes weitergeben                                       Auswertung und dem Wissenstransfer der geförderten
                                                            Maßnahmen kommt daher eine große Bedeutung zu.
Ziel des BULE ist es damit, bundesweit Impulse für die      Im Mittelpunkt stehen weniger die einzelnen geförderten
ländliche Entwicklung zu geben und über praxisnahes,        Projekte als vielmehr die Erkenntnisse, die durch die
zielgruppengerecht aufbereitetes Wissen nachhaltig          Fülle der geförderten Vorhaben gewonnen werden. Das
wirken zu können: Welche Lehren lassen sich aus der         betrifft zum Beispiel die Rahmenbedingungen der
Umsetzung von modellhaften Ansätzen ziehen? Welche          Umsetzung, die Wirkungen und die Übertragbarkeit.
Stellschrauben und Stolpersteine gab es dabei? Gemein-      Die einzelnen Projekte bilden neben ihren individu-
sam mit den Ergebnissen der BULE-Forschungsvorha-           ellen Zielen so auch Experimentierfelder: Sie auszuwer-
ben sollen diese Erkenntnisse das fachliche und prakti-     ten, schafft Wissen.
sche Know-how liefern, um entwickelte Lösungen

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Besser leben auf dem Land - Wissen gewinnen mit dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung - BMEL
ZIELE DES BUNDESPROGRAMMS LÄNDLICHE ENTWICKLUNG

Das Wissensprogramm BULE zielt damit auf capacity       Zweistufiges
building ab: Kapazitäten, Kompetenzen und Strukturen
für eine bestmögliche ländliche Entwicklung sollen
                                                        Bewerbungsverfahren –
bei den Akteuren vor Ort, in Politik und Verwaltung,    vom Förderaufruf
aber auch im Bereich Beratung und Forschung aufge-
baut werden.
                                                        bis zum Projektstart
                                                        Aufruf
So funktioniert die Förderung von                       kündigt Fördervorhaben
Modellprojekten des BMEL                                öffentlich an

Mehrmals im Jahr startet das Bundesministerium für                               Skizzenphase
Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über das BULE
Förderaufrufe in Zukunftsfeldern der ländlichen Ent-
wicklung. Zu Beginn veröffentlicht das Kompetenzzen-
trum Ländliche Entwicklung (KomLE) eine detaillierte
Bekanntmachung, den Förderaufruf. Dort erfahren
Akteure, in welchem Themenbereich Projektideen ge-
                                                                                                     Sichtung
sucht werden, wer sich unter welchen Voraussetzungen
                                                                                                   und Bewertung
bewerben kann, welche Einreichungsfristen gelten
und in welchem Zeitfenster Projekte gefördert werden.
Alle Bekanntmachungen erscheinen im Bundesanzeiger
und unter www.ble.de/komle.
                                                               Vorauswahl
                                                            der Projektskizzen

                                                                                 Antragsphase

                                                                                           Prüfung der Anträge und
                                                                                            Klärung offener Fragen

                                                                 Prüfung
                                                            der Förderanträge

                                                                                               Ausstellung der
                                                                                            Bewilligungsbescheide

                                                                 Zusage
                                                              der Förderung

                                                                        Start des Modellprojekts

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Besser leben auf dem Land - Wissen gewinnen mit dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung - BMEL
ZIELE DES BUNDESPROGRAMMS LÄNDLICHE ENTWICKLUNG

Der politische Auftrag:
Kräfte bündeln für
ländliche Entwicklung
Das BULE fördert seit mehr als fünf Jahren zukunftsweisende Projekte
in ländlichen Regionen. Um die vielseitigen Themen gemeinsam voran-
zubringen, packt die Bundesregierung gemeinsam an.

Seit 2015 fördert das Bundesministerium für Ernährung      Von 2015 bis 2018 wurde das BULE ausschließlich durch
und Landwirtschaft (BMEL) mit dem BULE modellhafte         das BMEL umgesetzt. Dem Programm standen in den
Vorhaben in Deutschlands ländlichen Regionen und           Jahren 2015 und 2016 jeweils 10 Millionen Euro zur Ver-
führt Bundeswettbewerbe und Kommunikationsmaß-             fügung. Für 2017 und für 2018 bewilligte der Deutsche
nahmen durch. So vielfältig sich Leben und Arbeiten        Bundestag eine erhebliche Mittelaufstockung auf jeweils
in ländlichen Räumen gestalten, so vielfältig sind auch    55 Millionen Euro. Für 2019 wurde der Betrag auf
die Themenfelder des BULE. Dabei betreffen einige          70 Millionen Euro erhöht. Davon waren bis zu 20 Millio-
Themen auch die Kompetenzen anderer Bundesministe-         nen Euro für Projekte des BMI im Bereich der Raum-
rien. Seit 2019 sind daher weitere Ressorts eingebunden,   ordnung und des gesellschaftlichen Zusammenhalts mit
um ländliche Räume noch effektiver und effizienter zu      dem Fokus auf ländliche Räume vorgesehen. Die BKM
entwickeln. So sind inzwischen das Bundesministerium       erhielt bis zu 10 Millionen Euro für Projekte, die Kultur
des Innern, für Bau und Heimat (BMI), die Beauftragte      in ländlichen Räumen stärken. Für Projekte der Verbrau-
der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und        cherpolitik in ländlichen Räumen wurden dem BMJV bis
das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucher-      zu 1,5 Millionen Euro zugewiesen.
schutz (BMJV) am BULE beteiligt. Das Programm wird
damit zur verbindenden Klammer, um auf Bundesebene         Für 2020 stellte sich der Mittelansatz für BMI, BKM und
ländliche Räume modellhaft zu fördern. Modellhaft          BMJV mit insgesamt 31,5 Millionen Euro wie im Jahr
deshalb, weil der Bund nach der grundgesetzlichen Kom-     2019 dar; die Mittel des BMEL lagen bei 41,15 Millionen –
petenzverteilung nur eingeschränkte Zuständigkeiten        anstelle von 38,5 Millionen Euro. 2021 stehen insgesamt
bei der Förderung ländlicher Entwicklung hat. Aus diesem   62,7 Millionen Euro BULE-Mittel zur Verfügung,
Grund kann er in diesem Bereich ausschließlich über        34,3 Millionen Euro davon sind dem BMEL zugeteilt.
Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) tätig werden.

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Besser leben auf dem Land - Wissen gewinnen mit dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung - BMEL
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Kernelemente des
Bundesprogramms
Ländliche Entwicklung
im BMEL
Um ländliche Räume auf möglichst vielen Ebenen zu
stärken, ist das BULE breit aufgestellt. Das BMEL fördert
mit dem Programm eine Vielzahl von Vorhaben –
und bietet die richtigen Voraussetzungen, um die daraus
gewonnenen Erkenntnisse sinnvoll weiterzutragen.
KERNELEMENTE DES BUNDESPROGRAMMS LÄNDLICHE ENTWICKLUNG IM BMEL

Drei Perspektiven führen
zum Durchblick
Das BULE fördert und betrachtet Schwerpunkte der ländlichen Entwicklung
aus verschiedenen Perspektiven. Um fundierte Erkenntnisse zu gewinnen,
setzt das BMEL auf einen Dreiklang aus Modellprojekten, Modellregionen
und Forschungsvorhaben.

Durch die Kombination aus Modellprojekten, Forschungs-      Land.Digital. In der konkreten Projektidee und ihrer Ausge-
vorhaben und idealerweise auch Modellregionen zu            staltung sind die Bewerberinnen und Bewerber weitgehend
einem Überthema ermöglicht das BULE im BMEL, dass           frei. Antragsberechtigt sind je nach Förderzweck unter-
ein Thema auf unterschiedlichen räumlichen Ebenen           schiedliche Akteure wie Kommunen, Vereine, Verbände,
und mit unterschiedlichem Komplexitätsgrad erprobt und      Kleinbetriebe, Forschungseinrichtungen oder Einzelperso-
wissenschaftlich erforscht wird. Darüber hinaus werden      nen. Die Projekte dienen damit auch als Seismografen
alle Fördermaßnahmen fachkundig begleitet und ausge-        für Bedürfnisse und Ideen der Menschen auf dem Land.
wertet sowie die Erkenntnisse daraus klar kommuniziert.
                                                            Modellregionen
Zuständig für die Umsetzung des BULE im BMEL ist das        Modellregionen fördert das BMEL, wenn bestimmte
Kompetenzzentrum Ländliche Entwicklung (KomLE) in           komplexe Konzepte in ganzen Regionen getestet werden
der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung          sollen – beispielsweise ein sogenanntes Regionalbudget
(BLE). Das KomLE steuert auch externe Auftragnehmer,        (siehe Land(auf)Schwung) oder regionale digitale Umset-
die ausgewählte Projektträgeraufgaben und fachliche         zungskonzepte (siehe Smarte.Land.Regionen). Ziel ist
Auswertungen bearbeiten.                                    es, die Erfahrungen aus den Modellregionen auch in die
                                                            politische Entscheidungsfindung einfließen zu lassen
                                                            und den Menschen in anderen Regionen Impulse und
Die Module im Überblick                                     zugleich das nötige Wissen zu liefern, wie die Umsetzung
                                                            gelingen kann.
Modellprojekte
Modellprojekte stehen im Mittelpunkt des BULE. Sie bieten   Forschungsförderung
unterschiedlichen Akteuren bundesweit die Möglichkeit,      Neben der Unterstützung beispielhafter Ansätze auf dem
ländliche Entwicklungsmaßnahmen zu erproben. In der         Land kommt dem Bereich Forschung eine große Bedeu-
Regel werden sie innerhalb thematischer Fördermaß-          tung im BULE zu. Um Erkenntnisse zu zentralen Themen
nahmen realisiert. Diese greifen verschiedene Bereiche      ländlicher Entwicklung aus dem Blickwinkel der Wissen-
ländlicher Entwicklung auf und haben dabei jeweils einen    schaft zu gewinnen, startet das BMEL Forschungsförder-
offenen, breiten thematischen Ansatz, zum Beispiel Kultur   aufrufe. Damit werden anwendungsorientierte Wissens-
im Fall LandKULTUR oder digitale Anwendungen im Fall        grundlagen geschaffen.

Dreiklang konkret: Beispiele für zusammenhängende BULE-Fördermaßnahmen im BMEL

 Thema               Modellprojekte                 Modellregionen                    Forschungsvorhaben

                                                                                      Ländliche Räume in Zeiten der
 Digitalisierung     Land.Digital                   Smarte.Land.Regionen
                                                                                      Digitalisierung
                                                                                      Ehrenamtliches Engagement
 Ehrenamt            Soziale Dorfentwicklung        Hauptamt stärkt Ehrenamt
                                                                                      in ländlichen Räumen

                                                                                                                    11
KERNELEMENTE DES BUNDESPROGRAMMS LÄNDLICHE ENTWICKLUNG IM BMEL

Fünf Jahre BULE
Inzwischen wurden und werden mit Mitteln aus dem
BULE mehr als 1.850 Projekte bundesweit durch das
BMEL unterstützt und umgesetzt. Hier ein Überblick
über die Laufzeiten der einzelnen Fördermaßnahmen
des Programms, die bis 2020 starteten.

12
KERNELEMENTE DES BUNDESPROGRAMMS LÄNDLICHE ENTWICKLUNG IM BMEL

Starke Unterstützung
Das BULE fördert eine Vielzahl von Projekten und schafft
so neue Möglichkeiten für ländliche Entwicklung. Rund
133 Millionen Euro wurden seit Beginn des Programms
über die gesamte Laufzeit der bisher begonnenen BMEL-
Fördermaßnahmen gezahlt, gebunden oder geplant.

                                                                                                      13
3
Fachliche Auswertung:
Modellprojekte und
Modellregionen
Die fachliche Auswertung der einzelnen Modellprojekte und
Modellregionen beruht auf gemeinsamen Leitfragen und
spezifischen Schwerpunkten. Um das dabei nach und nach
entstehende Wissen bestmöglich und bundesweit zu ver-
breiten, werden für Interessierte unterschiedliche Formate
angeboten: von Publikationen über Online-Angebote
bis zu Veranstaltungen.
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN

Förderung mit Lerneffekt
Bei der Umsetzung und Auswertung der BULE-Fördermaßnahmen wird
viel Wissen gewonnen. Klare Prozesse sorgen dafür, dass dieses Wissen
optimal in Politik und Praxis getragen wird – und dass auch andernorts
neue Lösungen ausprobiert werden.

In den Anfangsjahren des BULE stand zunächst im Vor­      Leitfragen für Modellprojekte
dergrund, das Programm aufzubauen und erste Modell­
projekte zu fördern. Ab 2017 baute der Projektträger
                                                          und -regionen
BLE Kapazitäten aus und vergrößerte das BULE-Team,        Die laufenden und geplanten Auswertungen von
2018 stießen auch externe Projektträger hinzu. Dadurch    BULE-Fördermaßnahmen im BMEL verfolgen ins­
konnte die fachliche Auswertung stärker in den Fokus      besondere folgende zentrale Leitfragen:
rücken – und mit ihr das Ziel, die gewonnenen Erkennt-    – Inwiefern wurden die von den Vorhaben selbst
nisse und Ergebnisse sinnvoll in Politik und Praxis zu       gesteckten Ziele erreicht? Warum wurden sie
tragen. Das BULE entwickelt sich zunehmend zum               gegebenenfalls nicht (ganz) erreicht?
Wissensprogramm, in dem der Erkenntnisgewinn und          – Welche Wirkungen erzielen die geförderten Vor-
dessen Kommunikation in die Fachöffentlichkeit eine          haben? Welche Auswirkungen haben die Vorhaben
größere Rolle spielen.                                       auf verschiedene Akteure und ihre Handlungsmög-
                                                             lichkeiten? Wie nehmen verschiedene Zielgruppen
                                                             die Vorhaben wahr?
Wertvolles Wissen für die Zukunft                         – Worin liegen der Nutzen und die Chancen dieser
                                                             Ansätze für die ländlichen Räume?
Die Auswertung des BULE erfolgt auf Ebene der Förder­     – Welche Schlüsselakteure sollten beteiligt werden?
maßnahmen und -regionen. Im Mittelpunkt steht             – Welche Vorgehensweisen haben sich bewährt?
dabei das fachliche Erkenntnisinteresse zu verschiede-    – Was sind typische Herausforderungen und Hemm-
nen Aspekten der ländlichen Entwicklung. Indem die           nisse bei der Umsetzung entsprechender Vorhaben
geförderten Vorhaben im Hinblick auf ihre Umsetzung          und welche Lösungsansätze haben die Vorhaben
und Wirkung fachlich ausgewertet werden, soll wert-          hierfür gefunden?
volles Wissen für die künftige Politikgestaltung ent-     – Welche Erfolgsfaktoren lassen sich ableiten? Wel-
stehen. Außerdem lassen sich praktische Handlungs-           che Rahmenbedingungen (institutionell, raum-
empfehlungen ableiten, um die Ansätze in Zukunft             strukturell, rechtlich und organisatorisch) sind für
auch auf andere ländliche Regionen Deutschlands zu           eine erfolgreiche Umsetzung notwendig?
übertragen.                                               – Welche Verstetigungsstrategien und gegebenen-
                                                             falls dauerhaften Geschäfts-/Finanzierungsmodelle
                                                             sind geplant und erfolgversprechend?
                                                          – Unter welchen Voraussetzungen sind die Ansätze
                                                             auf andere Akteure und Regionen übertragbar?
                                                          – Welche Schlüsse lassen sich für die Zuständigkeiten
                                                             des Bundes, der Länder und Kommunen ziehen
                                                             (insbesondere für die Informationspraxis, für recht-
                                                             liche sowie politisch-administrative Rahmenbe-
                                                             dingungen und für die Förderpolitik auf dem Gebiet
                                                             der ländlichen Entwicklung)?

                                                                                                                    15
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN

Für die einzelnen Fördermaßnahmen gibt es zudem spezi-         Die Ergebnisse der Auswertung der Modellprojekte und
fische Forschungsleitfragen (mehr dazu in den Profilen         -regionen werden zunächst in einem internen Bericht
auf den Seiten 18–27). Diese Fragen werden – als Kern-         festgehalten. Auf dieser Basis erfolgen in der Regel drei
elemente der fachlichen Auswertungen – jeweils auch            Publikationen: ein wissenschaftlicher Fachbericht, eine
mit den Bundesländern über die Bund-Länder-Arbeits-            praxisorientierte Publikation mit Handlungsempfehlun-
gemeinschaft Nachhaltige Landentwicklung und über              gen und eine anschauliche Publikation mit allgemein
den Kreis der Referentinnen und Referenten für die             verständlichen Reportagen und Geschichten über die
Integrierte Ländliche Entwicklung (Förderbereich 1 der         Modellprojekte und die daran beteiligten Menschen für
GAK) abgestimmt.                                               die breite Öffentlichkeit (mehr dazu im Kasten unten).
                                                               Dabei werden die Vorlagen für die praxisorientierte
Alle Vorhaben werden grundsätzlich nach einer einheit-         Veröffentlichung wiederum mit den Bundesländern
lichen Methodik ausgewertet (siehe Grafik auf Seite 17).       diskutiert und validiert.
Für jede Fördermaßnahme gibt es jedoch Besonderheiten,
da einige Fördermaßnahmen bereits weitgehend abge-             Der Wissenstransfer geht über die Veröffentlichungen
schlossen sind und andere sich noch in der Umsetzung           hinaus: Die zentralen Erkenntnisse zu einer Förder-
befinden. Zudem variieren der Förderumfang, die Kom-           maßnahme sollen auch über eine Abschlussveranstaltung
plexität und die Laufzeit der Vorhaben, sodass auch unter-     und darüber hinaus über digitale Medien in die Fach-
schiedlich umfangreiche Auswertungsmethoden zum                öffentlichkeit transportiert werden.
Tragen kommen.

Veröffentlichungen: So gelangen Ergebnisse an die Zielgruppen

                   Schriftenreihe Teil 1               Schriftenreihe Teil 2             Schriftenreihe Teil 3

 Art der           –w
                     issenschaftlicher                – anschauliche fachöffentliche   – kompakte, sehr anschauliche
 Publikation        Fachbericht                           Ergebnispublikation               Publikation

 Zielgruppen       –W
                     issenschaft,                     – Bund, Länder, Kommunen         – breite Öffentlichkeit
                     Fachöffentlichkeit                – l okale Akteure

 Inhalte           – umfassende Auswertung der        – praxisrelevante Ergebnisse     – Reportagen und Erfolgs-
                      geförderten Maßnahmen im            und Erkenntnisse                  geschichten über die
                      Querschnitt (z. B. Ergebnisse,   – konkrete Handlungs-               Modellvorhaben und die
                     Wirkungen, Erkenntnisse)             empfehlungen für Politik          daran beteiligten Menschen
                   – Erläuterung der                     und die Praxis
                     Evaluationsmethodik               – ausgewählte Projektsteck-
                                                         briefe

16
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN

So wird ausgewertet
Für die Auswertung aller Fördermaßnahmen des BULE
gibt es eine einheitliche, gemeinsame Methodik.

* Nicht bei Land(auf)Schwung
**	Zuwendungsrechtliche Prüfung des zahlenmäßigen Nachweises, der Berichte, der Belegliste,
    in Kostenfällen der Stundennachweise, stichprobenartige vertiefte Prüfung aller Belege und ggf. Vor-Ort-Prüfung

Modellprojekte und -regionen:
Die Maßnahmen im Detail
Die Profile auf den folgenden Seiten zeigen die Besonder­                    laufende oder bereits abgeschlossene Projekte aus den
heiten – die weiteren individuellen Untersuchungs-                           Fördermaßnahmen vorgestellt, die Gegenstand der
methoden und das Erkenntnisinteresse – der einzelnen                         fachlichen Auswertungen sind oder sein werden.
Fördermaßnahmen. Dargestellt sind alle Fördermaßnah-
men, zu denen bereits fachliche Auswertungen konkret
geplant und zum Teil umgesetzt sind. Ergänzend werden

                                                                                                                                     17
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN

Land(auf)Schwung

     Zielsetzung und Themen                                      Bundesförderung
     Mit Land(auf)Schwung unterstützte das BMEL struktur-        Die 13 Regionen wurden insgesamt mit knapp 32 Milli-
     schwache Regionen und erprobte innovative Förderin-         onen Euro gefördert. 2,2 Millionen Euro wurden in die
     strumente wie das Regionalbudget, die Steuerung über        Begleitforschung und die Start- und Qualifizierungs-
     Ziele und eine thematische Fokussierung. Ausgewählte        phase investiert.
     ländliche Regionen förderten dabei in großer Eigen-
     verantwortlichkeit Vorhaben, die sich mit regionaler        Gesamtfördersumme: 34,2 Millionen Euro
     Wertschöpfung und der Sicherung der Daseinsvorsorge
     befassten. Das waren die beiden Schwerpunkte von            Spezifisches Erkenntnisinteresse und Leitfragen
     Land(auf)Schwung. Während der Förderphase bauten            Die im KomLE angesiedelte Geschäftsstelle führte
     die Regionen die notwendigen Strukturen auf, um             folgende Auswertungen durch:
     regionale Zukunftskonzepte selbstständig umzusetzen.        – begleitende und abschließende Erfolgskontrolle der
     Diese wurden vorab in einer Start- und Qualifizierungs-        13 Zuweisungen
     phase erstellt. Welche Vorhaben gefördert werden,           – Überprüfung der Erreichung der definierten Ziele je
     konnten die jeweiligen Förderregionen selbst bestimmen.        Region
     Die Finanzierung erfolgte über das Regionalbudget,          – Bewertung der Erkenntnisse zu den erprobten Förder-
     für das jede Förderregion die finanztechnische Verant-         instrumenten
     wortung erhielt. Ein von der Region ausgewählter            Die Ergebnisse wurden in einer Publikation veröffent-
     Abwicklungspartner prüfte jeweils, ob die zuwendungs-       licht, die mit dem Teil 2 der anderen geplanten Schriften-
     rechtlichen Voraussetzungen erfüllt waren, und bewilligte   reihen vergleichbar ist.
     die Zuwendungen.
                                                                 Das Thünen-Institut untersuchte die Fördermaßnah-
     Umsetzungsphase der Fördermaßnahme                          me parallel in einem Begleitforschungsvorhaben. Bei
     Start-/Qualifizierungsphase: 11/2014–05/2015                diesem Vorhaben wurden die Förderinstrumente in
     Förder-/Umsetzungsphase: 07/2015–04/2020                    den Regionen sowie übergreifende Fragen ländlicher
                                                                 Entwicklung in und außerhalb der Förderregionen un-
     Anzahl der Regionen und Vorhaben                            tersucht. Die Ergebnisse der Begleitforschung werden
     13 Regionen mit insgesamt mehr als 500 einzelnen            außerhalb der BULE-Veröffentlichungen publiziert.
     Vorhaben

     PROJEKTBEISPIEL                                             kundeseminaren. Aus den dort angebauten Kräutern
     Aufblühen dank Arnika                                       und mithilfe eines Netzwerks aus regionalen Kräuter-
     Im bayerischen Teuschnitz gründeten Bürgerinnen             bäuerinnen und -bauern stellt das Team der Arnika-
     und Bürger in einer ehemaligen Grundschule die              Akademie Kräuter- und Arnikaprodukte wie Tees,
     Arnika-Akademie mit Kräuterlehrgarten und Heil-             Kosmetik oder Kräutermischungen her. Interessierte
                                                                 können außerdem eine berufsbegleitende Weiterbil-
                                                                 dung zur Praktikerin bzw. zum Praktiker der Traditio-
                                                                 nellen Europäischen Heilkunde absolvieren. Indem
                                                                 sie unter anderem zusammen mit der Volkshochschule
                                                                 Kronach Veranstaltungen wie Kochkurse und Semi-
                                                                 nare anbietet, sorgt die Akademie auch für mehr Kund-
                                                                 schaft in den Hotels und der Gastronomie vor Ort.
                                                                 So kurbelt die Stadt Teuschnitz mithilfe der seltenen
                                                                 Arnikapflanze erfolgreich die heimische Wirtschaft
                                                                 an und trägt zur regionalen Wertschöpfung bei.

18
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN

Regionalität

 Zielsetzung und Themen                                    Spezifisches Erkenntnisinteresse und Leitfragen
 Diese Fördermaßnahme hatte zum Ziel, das Bewusst-         Neben den allgemeinen Forschungsleitfragen ist von
 sein von Verbraucherinnen und Verbrauchern und dem        besonderem Interesse:
 Handel für regionale Produkte zu schärfen und Ver-        – Wurden neue Geschäftsmodelle und Vermarktungs-
 marktungsmöglichkeiten zu schaffen. Auch der Aufbau          ansätze entwickelt? Welche Geschäftsmodelle erweisen
 von Nahversorgungsinitiativen, regionalen Bezugs- und        sich für die unterschiedlichen Regionalitätsansätze
 Absatzwegen sowie von Netzwerken regionaler Akteure          (short food supply chains) als tragfähig?
 wurde gefördert. Die Modellprojekte sollten dazu bei-     – Wie verstehen die Projekte jeweils Regionalität?
 tragen, die Wertschöpfung in den Regionen zu stärken         Inwieweit entsprechen die den Regionalitätsinitiativen
 und die regionale Nahversorgung sowie lokale Dienst-         zugrunde gelegten Qualitätsverständnisse den Erwar-
 leistungen zu erhalten und auszubauen.                       tungen der Verbraucherinnen und Verbraucher?
                                                           – Wie groß war das allgemeine Interesse an den Projek-
 Umsetzungsphase                                              ten (seitens der Verbraucherinnen und Verbraucher,
 01/2016–10/2018                                              Gesellschaft und Politik) in den Regionen, in denen die
                                                              Projekte durchgeführt wurden?
 Laufzeit der einzelnen Modellprojekte                     – Welchen Einfluss haben die Ansätze auf den regionalen
 max. 31 Monate                                               und überregionalen Warenkreislauf?

 Anzahl der Vorhaben
 6

 Bundesförderung
 je Vorhaben: max. 100.000 Euro sowie ein Leuchtturm-
 projekt mit ca. 115.000 Euro

 Gesamtfördersumme: rund 550.000 Euro

  PROJEKTBEISPIEL
  Die Meck-Schweizer vermarkten digital
  Regionale Produkte wachsen fast vor der Haustür,
  dennoch landen sie oft nicht auf den Tellern der
  Menschen in der Region. Die Regionalvermarktungs-
  initiative „Die Meck-Schweizer“ aus der Mecklenbur-
  gischen Schweiz schließt diese Lücke digital: Zahlrei-
  che regionale Akteure und Betriebe aus Erzeugung,
  Verarbeitung und Handel haben sich als Genossen-
  schaft vernetzt und über einen digitalen Marktplatz
  clevere Absatzwege gefunden. Die B2B-Handelsplatt-
  form führt Angebot und Nachfrage von insgesamt
  mehr als 200 Geschäftspartnern zusammen. So
  vermarkten zum Beispiel Gärtnereien, Schnapsbren-        Produkte an ihr Ziel. Mit den „Fretbüdeln“ liefert die
  nereien, Bäckereien, Fleischereien oder landwirt-        Initiative Regionalprodukte liebevoll abgepackt
  schaftliche Betriebe ihre Erzeugnisse an Handel oder     bis an die Haustür oder zu einer Abholstation. Das
  Gastronomie in der Region. Eine solarstrombetrie-        BMEL hat den Aufbau der Online-Handelsplattform
  bene Kühlfahrzeugflotte bringt die hochwertigen          finanziell gefördert.

                                                                                                                        19
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN

Mehrfunktionshäuser

     Zielsetzung und Themen                                    Umsetzungsphase der Fördermaßnahme
     Das BMEL unterstützte mit dieser Fördermaßnahme           06/2016–11/2020
     Initiativen vor Ort (Vereine, Kommunen, Genossen-
     schaften etc.) dabei, modellhafte Mehrfunktionshäuser     Laufzeit der einzelnen Modellprojekte
     zu schaffen und einzurichten. Damit sind multifunk-       max. 36 Monate
     tionale Häuser mit Raum für flexible und vielfältige
     Angebote gemeint, die einen Mehrwert bieten, weil sie     Anzahl der Vorhaben
     für mehrere Zwecke genutzt werden können.                 13 (davon ein Verbundvorhaben mit drei Partnern)

     Die Förderung von Mehrfunktionshäusern trägt dazu         Bundesförderung
     bei, regionale Nahversorgung und lokale Dienstleis-       je Vorhaben: max. 100.000 Euro sowie ein Leuchtturm-
     tungen zu erhalten und auszubauen. Hierzu gehören         projekt mit rund 150.000 Euro
     nicht nur Angebote, die der Versorgung mit Waren des
     täglichen Bedarfs dienen, sondern auch Maßnahmen,         Gesamtfördersumme: rund 1,3 Millionen Euro
     die zur Sicherung der Daseinsvorsorge beitragen und
     das Dorfleben attraktiv gestalten. Mehrfunktionshäuser    Spezifisches Erkenntnisinteresse und Leitfragen
     vereinen beispielsweise Dorfladen, Behandlungszimmer,     Ziel ist es, Erkenntnisse über die Organisation, Umset-
     Büroarbeitsplätze, Vereinsraum, Bücherei, Informations-   zung und praktische Funktionsweise der Mehrfunkti-
     und Beratungsstellen, Gemeindeamt, Café, Post oder        onshäuser zu erhalten. Neben den allgemeinen For-
     Bank unter einem Dach. Sie bilden damit einen Ort der     schungsleitfragen ist von besonderem Interesse:
     Begegnung. Oft entstehen Mehrfunktionshäuser, indem       – Welche Rolle spielt ehrenamtliches Engagement
     nicht mehr genutzte öffentliche oder private Immobi-         beim Aufbau und beim laufenden Betrieb der Mehr-
     lien wie Schulgebäude, Postämter, Bahnhofsgebäude            funktionshäuser? Wo liegen die Grenzen des ehren-
     oder Markthallen umgebaut werden.                            amtlichen Engagements?
                                                               – Welche Geschäftsmodelle haben sich für die verschie-
                                                                  denen Nutzungskonzepte als tragfähig bewiesen?

     PROJEKTBEISPIEL                                           rund 3.500 Erlauerinnen und Erlauern schließlich der
     Alter Bahnhof wird zum Generationentreffpunkt             Wunsch, etwas ganz Neues zu schaffen: Mit großem
     Der alte Gründerzeitbahnhof im mittelsächsischen          Engagement und mehreren Förderungen sanierten
     Örtchen Erlau wurde im Jahr 1990 stillgelegt. Zu-         sie den vor dem Verfall stehenden Bahnhof. 2017
     nächst zum Wohngebäude umfunktioniert, anschlie-          wurde er als Mehrfunktionshaus unter dem Namen
     ßend aber 15 Jahre ungenutzt, formte sich bei den         Generationenbahnhof neu eröffnet. Über das BULE
                                                               förderte das BMEL insbesondere den Bereich der
                                                               Freizeit- und Kulturangebote sowie eine hauptamt-
                                                               liche Koordinierungskraft für die ehrenamtlich
                                                               Aktiven. Zusammen mit den nun im Bahnhof
                                                               ansässigen Pflegeeinrichtungen und einer Zahnarzt-
                                                               praxis entstand so eine vielfältige Kombination aus
                                                               bürgerschaftlichem Engagement und professionel-
                                                               len Dienstleistungen. Ausstellungen, Kartenrunden,
                                                               Kreativtreffs und Sportgruppen zählen zu den zahl-
                                                               reichen Angeboten, die den Generationenbahnhof
                                                               mittlerweile zu einem zentralen Anlaufpunkt für Ort
                                                               und Region machen.

20
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN

Soziale Dorfentwicklung

 Zielsetzung und Themen                                     Umsetzungsphase
 Mit der Fördermaßnahme wurden Bürgerinnen und              06/2016–01/2021
 Bürger in ländlichen Räumen dabei unterstützt, ihre
 Interessen in Bezug auf das örtliche soziale Leben ein-    Laufzeit der einzelnen Modellprojekte
 zubringen und konkrete Projektideen zu verwirklichen.      max. 36 Monate
 Diese sollten das Bewusstsein für die dörfliche Lebens-
 kultur und die vielfältigen Potenziale der ländlichen      Anzahl der Vorhaben
 Räume stärken sowie das Miteinander und den Umgang         38 (davon zwei Verbundvorhaben mit jeweils zwei
 zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen          Partnern)
 fördern. Das Miteinander und aktive Mitwirken der
 Menschen in Nachbarschaftshilfe, Vereinsstrukturen         Bundesförderung
 und ehrenamtlichem Engagement werden als wichtige          je Vorhaben: max. 75.000 Euro sowie ein Leuchtturm-
 Erfolgsfaktoren für die soziale Dorfentwicklung gesehen.   projekt mit 120.000 Euro

 Die Vorhaben deckten ein breites Themenspektrum ab.        Gesamtfördersumme: 2,4 Millionen Euro
 Im Schnitt steckten sich die Modellprojekte drei Pro-
 jektziele pro Vorhaben. Diese lassen sich zu nachfolgen-   Spezifisches Erkenntnisinteresse und Leitfragen
 den sechs Kategorien zusammenfassen:                       Neben den allgemeinen Forschungsleitfragen ist von
 1. Aktivierung von Engagement, Nachbarschafts- und        besonderem Interesse:
     Selbsthilfe                                            – Inwiefern wurde der soziale Zusammenhalt innerhalb
 2. Förderung von Miteinander, Integration, Teilhabe          der Dorfgemeinschaft gestärkt?
     und Zusammenhalt                                       – S ind Einbindung und aktive Teilhabe verschiedener ge-
 3. Sicherung der Daseinsvorsorge                              sellschaftlicher Gruppen und Generationen gelungen?
 4. Förderung der regionalen Wirtschaft                     – Welche Vorgehensweisen zur Aktivierung von Mitwir-
 5. Sicherung der Mobilität                                    kenden haben sich bewährt? Benötigen ehrenamtlich
 6. Reduzierung der Abwanderung und Erhalt von                Aktive Unterstützung und Qualifizierung und wenn ja,
     Sozialkapital                                             welche?

 PROJEKTBEISPIEL
 Mehr Zusammenhalt, weniger Leerstand
 Im Jahr 2015 waren Geflüchtete im Landkreis Leipzig
 meist in schlecht angebundenen Gemeinschafts-
 unterkünften untergebracht, sodass eine Begegnung
 mit den Menschen in Bad Lausick kaum möglich war.
 Das lange Zeit brachliegende Gelände der Alten Roll-
 schuhbahn bot dem Kinder- und Jugendring Land-             sowie die Einrichtung einer hauptamtlichen Stelle
 kreis Leipzig (KJR) schließlich die Möglichkeit, genau     zur Koordination und Durchführung der Veranstal-
 das zu ändern und einen gemeinsamen Treffpunkt             tungen vor Ort – von Fahrradworkshops über Kunst-
 zu schaffen. Bei dieser Idee setzte die Förderung über     und Gestaltungskurse bis hin zu Volleyball- oder
 das BULE ein. Schon mit der Sanierung des kleinen          Dirt-Bike-Gruppen. So wurde das Gelände nachhaltig
 Gebäudes auf dem Areal wurden die Jugendlichen             belebt und in Bad Lausick entstand ein neues Ge-
 aktiv eingebunden. Das BMEL unterstützte über das          meinschaftsgefühl. Auch deshalb wurde das Angebot
 BULE anderthalb Jahre lang mehrere Umbauten                nach Abschluss der Förderung verstetigt.

                                                                                                                        21
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN

500 LandInitiativen

     Zielsetzung und Themen                                     Laufzeit der einzelnen Modellprojekte
     Diese Fördermaßnahme richtete sich an Initiativen, die     max. 12 Monate
     sich nachhaltig für die Integration geflüchteter Men-
     schen in ländlichen Räumen einsetzen – mit dem Ziel,       Anzahl der Vorhaben
     das bürgerschaftliche Engagement vor Ort zu unter-         674
     stützen. Die Engagierten leisteten unentgeltlich einen
     wichtigen Beitrag, um das nachbarschaftliche Zusam-        Bundesförderung
     menleben zu fördern, Geflüchteten die Teilhabe am          je Vorhaben: 1.000–10.000 Euro
     Dorfleben zu ermöglichen und das Hineinwachsen in
     die Gemeinschaft zu erleichtern. Die Initiativen inves-    Gesamtfördersumme: 4,66 Millionen Euro
     tierten sehr viel Zeit und persönliches Engagement.
     Oft fehlten allerdings die Sachmittel, um wichtige Maß-    Spezifisches Erkenntnisinteresse und Leitfragen
     nahmen optimal umsetzen zu können, oder finanzielle        Neben den allgemeinen Forschungsleitfragen ist von
     Mittel, um externe Unterstützung zu gewinnen.              besonderem Interesse:
     500 LandInitiativen machte es möglich, wichtige Anschaf-   – Inwiefern konnte über die Vorhaben die Integration
     fungen oder notwendige Ausgaben in überschaubarem             der Geflüchteten gestärkt werden?
     Umfang zu tätigen, damit ehrenamtliche Initiativen         – Welche der unterschiedlichen Maßnahmenbereiche
     erfolgreich arbeiten konnten.                                 waren für die Integrationsarbeit auf dem Land beson-
                                                                   ders geeignet?
     Die Themenbereiche der Vorhaben:                           – Welche Zielgruppen wurden mit den geförderten
     – Kultur und Sport                                           Vorhaben erreicht? Wurden diese bei der Planung und
     – praktische Lebenshilfe                                     Umsetzung der Vorhaben beteiligt?
     – gemeinsames bürgerschaftliches Engagement               – Welche Akteure und/oder Einrichtungen nahmen eine
     –N  etzwerkstrukturen                                        Schlüsselrolle bei der Integration von Zugewanderten
                                                                   ein?
     Umsetzungsphase der Fördermaßnahme                         – Inwiefern sind Geflüchtete auch selbst ehrenamtlich
     2017–2018                                                     tätig geworden?
                                                                – Inwiefern besteht nach Ablauf der Maßnahme noch
                                                                   Kontakt zu den Geflüchteten?

                                                                zahlreiche Kontakte knüpfen. Die Nähstube ist auch
                                                                nach Auslaufen der Förderung bis heute aktiv – ins-
                                                                besondere im Frühjahr 2020 wurden die aufgrund
                                                                der Corona-Pandemie dringend benötigten Schutz-
                                                                masken von den ehrenamtlichen Aktiven produziert.
     PROJEKTBEISPIEL                                            Bisher haben die Engagierten weit über 200 Masken
     Von der Integrations-Nähstube zur kleinen Mund-            hergestellt und ausgeliefert. Auch im Winter 2020, wo
     schutzfabrik                                               in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens Masken-
     Das im Herbst 2017 gestartete Projekt „Nähstube            pflicht herrschte, waren die Produkte der Nähstube
     Selent“ hatte sich zum Ziel gesetzt, den Austausch         sehr wertvoll. Das Engagement und die Bemühung
     zwischen Geflüchteten und Einheimischen im Kreis           um die Fördermittel zahlt sich für die Initiatorinnen
     Plön in Schleswig-Holstein zu intensivieren. Beim          und Initiatoren des Projekts und die Region weiter-
     gemeinsamen Nähen an den mit den Fördermitteln             hin aus. Die Nähstube bleibt dem Ort als Treffpunkt
     beschafften Nähmaschinen konnten Interessierte             in den vom Amt Selent zur Verfügung gestellten
     ihre Sprach- und Nähkenntnisse verbessern und              Räumlichkeiten erhalten.

22
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN

Land.Digital – Chancen der Digitalisierung
in ländlichen Räumen

 Zielsetzung und Themen                                   Bundesförderung
 Mit dieser Fördermaßnahme unterstützt das BMEL den       je Vorhaben: max. 200.000 Euro
 digitalen Wandel in ländlichen Räumen. Modellhafte
 Projekte sollen zur Lösung eines konkreten Problems in   Gesamtfördersumme: 8,4 Millionen Euro
 einer ländlichen Region beitragen, indem neue Infor-
 mations- und Kommunikationstechnologien intelligent      Spezifisches Erkenntnisinteresse und Leitfragen
 genutzt werden.                                          Neben den allgemeinen Forschungsleitfragen ist von
                                                          besonderem Interesse:
 Die Einsatzfelder umfassen folgende Themenbereiche:      – Worin bestehen die wesentlichen Chancen und Po­
 – Wirtschaft und Arbeit                                    tenziale der Digitalisierung in ländlichen Räumen?
 – Ehrenamt und Beteiligung                              – Welche Probleme in ländlichen Räumen kann Digi­
 –M  obilität                                               talisierung lösen und wo sind mögliche Grenzen?
 – Bildung und Qualifizierung                            – Welche Arten von digitalen Anwendungen (mit wel-
 – Gesundheit und Pflege                                    chen Zielen) eignen sich für Nachbarschaften, Dörfer,
 –N   ahversorgung                                          Gemeinden, Landkreise, ganze Regionen oder darüber
 – Informations- und Kommunikationsplattformen              hinaus?
    (IuK-Plattformen)                                     – Welche Verstetigungsstrategien sind erfolgverspre-
                                                             chend – auch bei anfänglichen Rentabilitätsdefiziten
 Umsetzungsphase der Fördermaßnahme                          (z. B. hinsichtlich Nutzerentgelten, Lizenzen, Vertrags-
 12/2017–03/2022                                             modellen mit externen Entwicklern, Zuständigkeiten,
                                                             Kooperationen)?
 Laufzeit der einzelnen Modellprojekte                    – Inwiefern können digitale Einzellösungen zum Erfolg
 max. 36 Monate                                              führen und inwiefern oder unter welchen Umständen
                                                             ist eine integrierte digitale Gesamtstrategie für ein
 Anzahl der Vorhaben                                         Dorf, eine Gemeinde oder eine Region sinnvoller?
 61 (davon 24 Verbundvorhaben mit zwei bis vier
 Partnern)

  PROJEKTBEISPIEL
  Im Notfall nicht sprachlos
  In medizinischen Notfällen ist schnelle Hilfe ent-
  scheidend – wenn Patientinnen oder Patienten
  jedoch kein Deutsch sprechen, stellt dies Rettungs-
  kräfte vor große Herausforderungen. Auf dem Land
  sind Dolmetscherinnen oder Dolmetscher meist
  nicht unmittelbar verfügbar. Das Projekt „DICTUM
  Rescue Königslutter“ der Universitätsmedizin
  Göttingen und von Partnern aus dem Rettungsdienst
  hilft bei Sprachbarrieren in Notfällen: Die aidmi-
  nutes.rescue-App funktioniert dabei wie eine me-        heruntergeladen, aktuell werden 20 in Europa rele-
  dizinische Sprachassistenz. Rettungskräften stehen      vante Sprachen und Dialekte unterstützt. Die vielen
  Hunderte Phrasen zur Verfügung, um Patientinnen         positiven Rückmeldungen zeigen, dass mit der
  und Patienten zu befragen, zu informieren oder          Entwicklung eines Tools zur Überwindung von
  ihr Einverständnis für eine Untersuchung einzuholen.    Sprachbarrieren im Rettungsdienst ein wichtiger Nerv
  Die App wurde seit Mai 2020 bereits über 15.000-mal     getroffen wurde.

                                                                                                                        23
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN

LandKULTUR – kulturelle Aktivitäten und
Teilhabe in ländlichen Räumen

     Zielsetzung und Themen                                      Anzahl der Vorhaben
     Diese Fördermaßnahme unterstützt modellhafte                255 (davon ein Verbundvorhaben mit zwei Partnern)
     Projekte, die darauf abzielen, die kulturelle Teilhabe in
     ländlichen Räumen zu erhalten und weiterzuentwickeln.       Bundesförderung
     Im Mittelpunkt des Interesses steht die Erweiterung         je Vorhaben: max. 100.000 Euro
     des kulturellen Angebots eines Ortes oder einer Region
     in seiner identitätsstiftenden Bedeutung und verbinden-     Gesamtfördersumme: 20,25 Millionen Euro
     den Wirkung. Denn ein aktives kulturelles Leben stärkt
     Lebensqualität, trägt zum Selbstwert der ländlichen         Spezifisches Erkenntnisinteresse und Leitfragen
     Räume bei, kann große verbindende Kraft entwickeln          Neben den allgemeinen Forschungsleitfragen ist von
     und prägt den Charakter einer Gemeinde maßgeblich           besonderem Interesse:
     mit. Hierzu sollen die Vorhaben der Fördermaßnahme          – Welche Bedeutung haben kulturelle Vorhaben als
     einen Beitrag leisten. Die thematischen Schwerpunkte           Motor für ländliche Räume?
     der Projekte liegen in unterschiedlichen Kultursparten      – Konnten durch die Vorhaben sogenannte Dritte Orte
     oder sind spartenübergreifend:                                 zur Begegnung und zur Teilhabe an kulturellen Ange-
     1. Darstellende Kunst                                          boten geschaffen werden?
     2. Soziokultur und kulturelle Bildung                       – Welche Auswirkungen haben die Vorhaben auf Teilha-
     3. Museen, Bibliotheken und Archive                            be, Handlungsmöglichkeiten sowie auf Gestaltung des
     4. Musik                                                       unmittelbaren Lebensumfelds der Menschen vor Ort?
     5. Baukultur, Denkmalschutz, Denkmalpflege                  – Welche Effekte haben kulturelle Aktivitäten auf
     6. Bildende Kunst                                              Verständnis und Miteinander verschiedener Bevölke-
     7. Film und Fernsehen, Hörfunk, Medien                         rungsgruppen?
     8. Literatur und Presse                                     – In welchen Strukturen findet ehrenamtliches Engage-
                                                                    ment für Kulturangebote in ländlichen Räumen statt?
     Umsetzungsphase der Fördermaßnahme                             Wer sind die zentralen Akteure im Kulturbereich auf
     01/2018–09/2022                                                dem Land und wie sind diese vernetzt? Werden durch
                                                                    die Vorhaben neue Personen zu ehrenamtlichem
     Laufzeit der einzelnen Modellprojekte                          Engagement motiviert?
     max. 36 Monate

                                                                 für die Region. Ein weiteres Kernelement des Projekts
                                                                 war, dass die Jugendlichen sich auf Ferienjobs in den
                                                                 Kultureinrichtungen ihrer Wahl bewerben und sich
                                                                 so aktiv in den Betrieb zum Beispiel eines Museums
     PROJEKTBEISPIEL                                             einbringen konnten. Als Kulturboten empfingen und
     Wie junge Menschen zu Kulturboten werden                    informierten sie die Gäste ihrer Lieblingseinrichtung
     Sechs Verbundpartner aus dem nordhessischen                 und teilten ihre Erfahrungen zusätzlich über die
     Raum haben einen ganz neuen Weg entwickelt,                 sozialen Medien. Mit einer Ergebnisdokumentation
     junge Menschen mit dem kulturellen Erbe ihrer               macht der Verbund aus Gemeinde, Tourismusför-
     Region vertraut zu machen. Zunächst fanden unter-           derung und mehreren Vereinen die Erkenntnisse
     richtsbegleitende Projekte in den Schulen statt, die        schließlich überregional für andere ländliche Regio-
     zentrale kulturelle Einrichtungen in der Region als         nen in Deutschland zugänglich. Außerdem arbeiten
     Schwerpunkt behandelten. Dabei erforschten die              die Kooperationspartner an einer Fortführung des
     Schülerinnen und Schüler selbstständig historische          erfolgreichen Projekts nach Auslaufen der Förderung
     Gebäude, Plätze oder Objekte mit kulturellem Wert           Ende 2020.

24
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN

LandMobil – unterwegs in ländlichen Räumen

 Zielsetzung und Themen                                     Bundesförderung
 Die Fördermaßnahme LandMobil unterstützt die Durch-        je Vorhaben: max. 180.000 Euro
 führung innovativer Projekte auf regionaler und lokaler
 Ebene, die darauf abzielen, die Mobilität der Menschen     Gesamtfördersumme: 7 Millionen Euro
 in ländlichen Räumen zu verbessern und damit einen
 Beitrag zur Sicherung von Teilhabe und Daseinsvorsorge     Spezifisches Erkenntnisinteresse und Leitfragen
 zu leisten. Mithilfe der Förderung sollen möglichst ver-   Neben den allgemeinen Forschungsleitfragen ist von
 netzte und übertragbare Lösungen entwickelt werden,        besonderem Interesse:
 die auch für andere ländliche Regionen als Vorbild         – Wodurch kann die Mobilität insbesondere von
 dienen können.                                                denjenigen Menschen in ländlichen Räumen verbes-
 Thematische Cluster:                                          sert werden, die auf Alternativen zum Privat-Pkw
 – Integrierte Mobilität                                       angewiesen sind? Inwiefern wird die Mobilität dieser
 – Bewusstseinswandel                                          Personengruppen verbessert?
 – Neue Geschäfts- und Finanzierungsmodelle                 – Wie kann die Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen, Nah-
 – Verbesserung der Anschlussmobilität                         versorgungs-, Bildungs-, Kultur- und Freizeitangebo-
 – Elternunabhängige Mobilitätslösungen                        ten sowie von Bahnhöfen, (Schnell-)Busachsen und
                                                               Ähnlichem sichergestellt werden?
 Umsetzungsphase der Fördermaßnahme                         – Welche Maßnahmen zur besseren Abstimmung und
 12/2019–12/2022                                               Anschlusssicherung von öffentlichen Verkehrsangebo-
                                                               ten sind geeignet?
 Laufzeit der einzelnen Modellprojekte                      – Mit welchen Maßnahmen lässt sich die Bekanntheit
 max. 36 Monate                                                und die Nutzung der erprobten neuen und der beste-
                                                               henden Mobilitätsangebote erhöhen?
 Anzahl der Vorhaben
 44 (davon drei Verbundvorhaben mit jeweils zwei
 Partnern)

 PROJEKTBEISPIEL
 Jugendliche machen mobil
 Mobil auf dem Land – ohne eigenes Auto? Insbe-
 sondere für junge Menschen ist es oft schwierig,
 unkompliziert von A nach B zu kommen. Öffentliche
 Verkehrsmittel stehen ihnen auf dem Land meist
 nur eingeschränkt zur Verfügung. In dem Projekt
 „Jugendliche Mobilität in ländlichen Räumen“ ent-
 wickeln junge Menschen im Rhein-Neckar-Kreis in
 Kooperation mit Akteuren aus der Altmark hierzu
 ganz eigene Lösungen. Neben der Beteiligung von
 Gleichaltrigen werden über Datenerhebungen und
 Befragungen auch die Interessen anderer Bevölke-
 rungsgruppen einbezogen. Zudem tauschen sich
 die Jugendlichen bundeslandübergreifend über die
 jeweiligen Bedürfnisse und Ideen aus – und treten
 mit deren Umsetzung an politische Verantwortliche          sondern auch die Vernetzung zwischen den Regionen
 heran. So fördert das Projekt nicht nur die Mobilität,     und die politische Bildung.

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Smarte.Land.Regionen

     Zielsetzung und Themen                                       Umsetzungsphase der Fördermaßnahme
     Mit diesem Modellvorhaben soll die digitale Transfor-        2019–2024
     mation in ländlichen Räumen im Bereich der Daseins-
     vorsorge vorangetrieben werden. Das BMEL möchte              Laufzeit der einzelnen Modellprojekte
     hierfür sieben ländlich geprägte Landkreise bei der          48 Monate
     Entwicklung und Umsetzung digitaler Lösungen unter-
     stützen. Mithilfe übertragbarer digitaler Strategien und     Anzahl der Vorhaben
     Maßnahmen sollen in den Modellregionen existierende          7 Modellregionen (plus flankierende Bausteine)
     Standortnachteile kompensiert, vorhandene Stärken
     weiter ausgebaut und somit lebenswerte ländliche             Bundesförderung
     Regionen gestaltet werden. Um dieses Ziel zu errei-          je Modellregion: max. 1 Million Euro (über die Hauptför-
     chen, wird eine digitale Plattform entwickelt, auf der       dermaßnahme)
     neue Dienste erprobt und bereits bestehende mitei-
     nander vernetzt werden sollen. Die Landkreise sollen         Gesamtfördersumme: rund 25 Millionen Euro
     zudem den Kompetenzaufbau in den Verwaltungen, die           (für die flankierenden Bausteine)
     Sensibilisierung ihrer Bürgerinnen und Bürger sowie die
     Umsetzung einer eigenen regionalen Digitalisierungs-         Spezifisches Erkenntnisinteresse und Leitfragen
     strategie vorantreiben. Die Fördermaßnahme beinhaltet        Neben den allgemeinen Forschungsleitfragen ist von
     folgende Bausteine:                                          besonderem Interesse:
     – sieben Landkreise als Modellregionen, mit den Land-       – Wie gestaltet sich die Digitalisierung der ländlichen
          kreisverwaltungen als Hauptförderempfänger                 Daseinsvorsorge zu Beginn des Modellvorhabens
     – Forschungsprojekt inkl. Entwicklung, Erprobung und           in den Modellregionen? Welche Zielstellungen und
         Erforschung digitaler Dienste und einer dienstüber-         Erwartungen verbinden die Projektpartner mit dem
         greifenden digitalen Plattform für die Modellregionen,      Modellvorhaben?
         später übertragbar für weitere Landkreise                – Wie erfolgt die Umsetzung des Modellvorhabens in
     – zentrale Dienste in jeder Modellregion                       den Modellregionen? Welche Bedingungen, Akteure,
     – I T-Prozessbegleitung                                        Technologien und Prozesse sind relevant? Wie erfol-
     – lokale Vorhaben in den Modellregionen durch einen            gen die Entwicklung der digitalen Plattform und die
         weiteren Förderaufruf                                       Beteiligung der Menschen in den Modellregionen?
     –O   nline-Beteiligungsplattform                            – Welchen Mehrwert leistet die Plattform als digitales
     – sozialwissenschaftliche Begleitforschung                     Ökosystem in den Modellregionen?

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Hauptamt stärkt Ehrenamt

 Zielsetzung und Themen                                    Umsetzungsphase
 Das Verbundprojekt von BMEL und Deutschem Land-           01/2020–12/2022
 kreistag (DLT) wird im Rahmen des Aktionsbündnisses
 „Leben auf dem Land“ durchgeführt. Koordiniert durch      Laufzeit der einzelnen Modellprojekte
 den DLT sollen 18 Landkreise modellhaft erproben,         max. 36 Monate
 wie sich auf Landkreisebene erfolgversprechende und
 nachhaltige Strukturen zur Stärkung und Begleitung        Anzahl der Vorhaben
 des Ehrenamts aufbauen und verbessern lassen.             19 (18 Landkreise und Deutscher Landkreistag)
 Untersucht wird, welche Organisationsformen und
 -strukturen sich unter unterschiedlichen regionalen       Bundesförderung
 Rahmenbedingungen bewähren, um Engagierte bei             je Landkreis: max. 450.000 Euro
 ihrer ehrenamtlichen Arbeit zum Beispiel durch Infor-
 mation, Beratung, Qualifizierung und Vernetzung zu        Gesamtfördersumme: 6,3 Millionen Euro
 unterstützen.
 Schwerpunkte in den Landkreisen sind beispielsweise
 Maßnahmen
 – zur Nachwuchsgewinnung für Vereine,
 – für die Einbindung älterer Menschen in das Ehrenamt
   oder
 – für die Nutzung digitaler Möglichkeiten zur Arbeits-
   erleichterung des Ehrenamts.
 Aus den gewonnenen Erkenntnissen soll unter Feder-
 führung des DLT ein Praxis-Leitfaden erarbeitet werden,
 der anderen Landkreisen Hilfestellung beim Auf- oder
 Ausbau von hauptamtlichen Strukturen zur Stärkung
 des Ehrenamts gibt.

 PROJEKTBEISPIEL
 Rund ums Ehrenamt alles im Blick
 Unter dem Motto Ehrensache richtet der im Süden
 Nordrhein-Westfalens gelegene Kreis Euskirchen
 eine zentrale Anlaufstelle für Fragen rund ums Ehren-
 amt ein. Zwei Projektmitarbeiterinnen werden diese
 neuen Begleitstrukturen aufbauen, um Ehrenamtliche
 zu unterstützen: Eine Koordinatorin kümmert sich
 ausschließlich um den Bereich der nicht-polizeilichen
 Gefahrenabwehr wie zum Beispiel die freiwillige
 Feuerwehr. Die andere Stelle ist für die Koordinierung
 aller weiteren Bereiche des Ehrenamts vorgesehen.
 Um dem Ziel der Beratung und Qualifizierung von
 Ehrenamtlichen gerecht zu werden, sind unter anderem      boten werden. Der Kreis möchte sich in seinem Projekt
 eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Ehren-          auch für die öffentliche Wertschätzung ehrenamt-
 amtstreff“ sowie regelmäßige Sprechstunden vorge-         licher Arbeit einsetzen. So ist es geplant, regelmäßig ein
 sehen,die abwechselnd in den Kommunen des Kreises         Ehrenamt des Monats am Beispiel einer Persönlichkeit
 und digital über eine Internetplattform oder App ange-    medienwirksam zu porträtieren.

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