Bundestagswahl 2021 Wahlprüfsteine zum Thema Wohnen - Sozialverband Deutschland

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Bundestagswahl 2021 Wahlprüfsteine zum Thema Wohnen - Sozialverband Deutschland
Bundestagswahl 2021
Wahlprüfsteine zum Thema Wohnen
DEUTSCHER PARITÄTISCHER WOHLFAHRTSVERBAND GESAMTVERBAND e. V. | www.paritaet.org
Bundestagswahl 2021 Wahlprüfsteine zum Thema Wohnen

Wahlprüfsteine
Die folgenden Wahlprüfsteine zum Thema Wohnen wurden anlässlich der Bundestagswahl 2021 gemeinsam
vom Paritätischen Gesamtverband, dem Volkssolidarität Bundesverband, dem Sozialverband VdK, dem Ver-
band alleinerziehender Mütter und Väter, der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie sowie dem Sozi-
alverband SoVD erstellt und an folgende Parteien versandt: Bündnis 90/Die Grünen, CDU und CSU, Die Linke,
FDP und SPD. Die Antworten der Parteien finden sich nachfolgend.

1. Was sind die Vorschläge Ihrer Partei, um die vielerorts angespannten Wohnungsmärkte zu
   entspannen und um zur Schaffung von günstigem Wohnraum für die gesamte Bevölkerung
   beizutragen? .......................................................................................................................................................            3

2. Wie wollen Sie zur Prävention und Bekämpfung von Wohnungslosigkeit beitragen? ........................                                                                          5

3. Wie stehen Sie zu der Forderung, dass mindestens 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr zu schaffen
   sind und dass der Bund den öffentlich geförderten Wohnungsbau jährlich mit ca. 6 Milliarden Euro
   unterstützen sollte, um den Bedarf an öffentlich geförderten Wohnungen zu decken? ..................... 6

4. Was sind Ihre Vorschläge, um mehr barrierefreien Wohnraum sowie nachrüstbaren und
   uneingeschränkt mit dem Rollstuhl nutzbaren Wohnraum zu schaffen? ...............................................                                                               7

5. Unterstützen Sie die Forderung nach der Einführung einer neuen Wohnungsgemeinnützigkeit?....                                                                                    8

6. Wie werden Sie sich dafür einsetzen, dass soziale Einrichtungen wie bspw. Senioren- oder
   Jugendtreffs, Kindergärten oder Beratungsstellen als Gewerbemieter*innen vor Verdrängung
   geschützt werden? .............................................................................................................................................                 9

7. Wird sich Ihre Partei für die Einführung einer Klima- und Energiekomponente im Wohngeld
   einsetzen, um Wohngeldhaushalten zu ermöglichen, Wohnungen mit höheren Energiestandards
   anzumieten bzw. die Wohnungen nach energetischen Sanierungen zu behalten sowie sie bei
   ihren Energiekosten unterstützen? ....................................................................................................................... 10

8. In der Grundsicherung werden nur „angemessene“ Mieten übernommen. Sie sind meist zu gering
   bemessen. Dadurch finden die Menschen keinen Wohnraum oder kriegen nicht alle Wohnkosten
   erstattet. Wie sollen Wohnkosten in der Grundsicherung berechnet werden, um tatsächliche
   Mietpreise widerzuspiegeln? ................................................................................................................................. 11

Kontakt zu den beteiligten Organisationen ............................................................................................................... 12

Impressum ......................................................................................................................................................................... 12

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Bundestagswahl 2021 Wahlprüfsteine zum Thema Wohnen

Antworten der Parteien zu den Wahlprüfsteinen
1. Was sind die Vorschläge Ihrer Partei, um die vielerorts angespannten
   Wohnungsmärkte zu entspannen und um zur Schaffung von günstigem
   Wohnraum für die gesamte Bevölkerung beizutragen?

                  Bündnis 90/Die Grünen: Wir GRÜ-             Wir unterstützen zudem alle, die sich ein Eigenheim
                  NE wollen die Mietpreisbremse               wünschen. Wir werden das KfW-Wohneigentum-
                  nachschärfen und regionale Mieto-           sprogramm für Familien ausweiten und Ländern
                  bergrenze in angespannten Woh-              ermöglichen, einen Freibetrag bei der Grunderwerb-
nungsmärkten ermöglichen, so dass die Miete nicht             steuer beim erstmaligen Erwerb selbstgenutzten
stärker als 2,5 Prozent im Jahr steigt, innerhalb der         Wohnraums zu gewähren. Attraktive Mietkaufmo-
ortsüblichen Vergleichsmiete. Außerdem wollen wir             delle sollen es vor allem jungen Menschen mit gerin-
mit einem Gesetz und einem Förderprogramm „Neue               gerer Kapitalausstattung ermöglichen, Wohneigen-
Wohngemeinnützigkeit“ eine Million günstige Miet-             tum zu erwerben. Auch prüfen wir die Unterstützung
wohnungen neu schaffen und sichern. Wir wollen                genossenschaftlicher Wohnmodelle.
mit einer aktiven Bodenpolitik des Bundes, starken
Vorkaufsrechten, einem Schutz vor der Umwandlung
von günstigen Mietwohnungen in teure Wohnungen                                      Die Linke: Die hohen Mieten,
gerade in angespannten Märkten mehr Gemeinwohl                                      der Niedergang des sozia-
und bezahlbares Wohnen ermöglichen und sichern.                                     len Wohnungsbaus und der
Wir erleichtern, dass Wohnungsgenossenschaften                überwiegende Neubau teurer Miet- und Eigentums-
und andere am Gemeinwohl orientierte oder gemein-             wohnungen haben dazu geführt, dass Gering- und
nützige Wohnbauträger günstiges Bauland erhalten              Durchschnittsverdienende vielerorts kaum noch
können, fördern den Kauf eines Anteils an einer Woh-          bezahlbare Wohnungen finden. Hier hat der Markt
nungsgenossenschaft und senken die Hürden zum                 versagt. Deshalb wollen wir Mieten mit harten Ober-
Erwerb von selbstgenutztem Wohneigentum.                      grenzen deckeln, Wohnungen zurück in öffentliches
                                                              Eigentum bringen, Spekulation bekämpfen, sozia-
                                                              len Wohnungsbau fördern und die Immobilienwirt-
                  CDU/CSU: Wo Wohnraum zu teuer               schaft gemeinnützig machen. Konkret heißt das:
                  ist oder fehlt, heißt unsere Devise:        Damit nicht weiter günstige Wohnungen verloren
                  Mehr, schnell, modern und bezahl-           gehen, fordern wir einen Mietenstopp für beste-
                  bar bauen. Ziel von CDU und CSU ist,        hende Mietverträge in angespannten Wohnungs-
dass bis 2025 mehr als 1,5 Millionen neue Wohnungen           märkten, einen Mietendeckel um bereits überhöhte
entstehen. Wir werden den sozialen Wohnungsbau                Mieten abzusenken und ein Verbot der Umwand-
weiter fördern und die derzeit befristeten Abschrei-          lung von Miet- in Eigentumswohnungen. Große
bungsmöglichkeiten beim Mietwohnungsbau ver-                  Wohnungskonzerne, die systematisch Mietwucher
längern. Planungs- und Genehmigungsverfahren                  betreiben, wollen wir vergesellschaften. Immobi-
werden wir beschleunigen und die Anzahl der Bau-              lien- und Hedgefonds wollen wir die Zulassung
vorschriften signifikant verringern. Wir werden prüfen,       entziehen. Zudem wollen wir den sozialen und ge-
wie Grundbesitzer, die landwirtschaftliche Flächen für        meinnützigen Wohnungsbau stärken und im ersten
Bauland zur Verfügung stellen, die dabei erzielten Ein-       Schritt ein Rettungsprogramm für den sozialen Woh-
nahmen steuerbegünstigt in den Mietwohnungsbau                nungsbau auflegen. Kommunen sollen durch ein er-
reinvestieren können. Zu einer ehrlichen Baupolitik           weitertes Vorkaufsrecht sowie durch die Möglichkeit
gehört auch, das Umland zu stärken – insbesondere             flächendeckender Vorgaben für den sozialen Woh-
durch eine starke Anbindung an Bus und Bahn sowie             nungsbau besseren Zugriff auf Bauland erhalten.
eine moderne Grundversorgung.

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Bundestagswahl 2021 Wahlprüfsteine zum Thema Wohnen

                 FDP: Das Bauland und somit auch                       SPD: Wir brauchen einen Aufbruch für
                 der Wohnraum in unseren Städten                       den Wohnungsbau. Das heißt in Zahlen:
                 wird knapper, die Mieten steigen                      Es müssen 400.000 Wohnungen jährlich
                 immer weiter. Dagegen hilft vor                       gebaut werden, davon 100.000 Sozial-
allem: Mehr Flächen mobilisieren und mehr bauen.                       wohnungen. Um dieses Ziel zu erreichen,
Wir Freie Demokraten wollen deshalb ein Baulü-            brauchen wir weiterhin finanzielle Mittel des Bundes
cken- und Potentialflächenkataster einführen. Auf         für den sozialen Wohnungsbau der Länder – 1 Milliar-
dessen Grundlage können die Gemeinden mit an-             de Euro pro Jahr – und darüber hinaus eine neue Woh-
gespannten Wohnungsmärkten konkrete Zeit- und             nungsgemeinnützigkeit, um sozial verantwortliche
Maßnahmenpläne zur Bebauung dieser Flächen                Wohnungsunternehmen zu stärken. Hinzukommen
entwickeln. Hindernisse bei der Wiederverwertung          muss eine am Gemeinwohl orientierte Bodenpolitik
von Brachflächen sind konsequent zu beseitigen.           von Bund, Ländern und Kommunen, um die Spekula-
Der Bund muss die Länder im Rahmen der Baumi-             tion mit Grund und Boden einzudämmen – ein großes
nisterkonferenz außerdem zu einer Entbürokratisie-        Hindernis auf dem Weg zu ausreichend bezahlbarem
rung des Dachausbaus und der Dachaufstockung,             Wohnraum. Da es eine gemeinsame Verantwortung
etwa bei der Stellplatz- und Aufzugspflicht, anhal-       aller für den Wohnungsbau gibt, wollen wir zudem
ten und mittels der Kreditanstalt für Wiederaufbau        ein neues Bündnis für bezahlbares Wohnen ins Leben
(KfW) ein entsprechendes Förderprogramm aufle-            rufen und all diejenigen daran beteiligen, die sich im
gen. Darüber hinaus ist die Aktivierung von Bau-          Wohnungsbau engagieren.
land notwendig, beispielsweise durch eine stärkere
Zusammenarbeit der Länder mit der Bundesanstalt
für Immobilienaufgaben (BImA).

Wir wollen Bauen außerdem günstiger machen.
Durch die Vielzahl von Vorschriften entstehen mas-
sive Kosten. Daher wollen wir einen Baukosten-TÜV
einführen, der neue Regelungen auf ihre Kosten für
Bauen und Wohnen ermittelt. Unser Ziel ist es, ko-
stenverursachende Normen zu vermeiden und den
Entscheiderinnen und Entscheidern eine transpa-
rente Grundlage für ihr Handeln zur Verfügung zu
stellen.

Die Genehmigungsverfahren vor dem Bauen wol-
len wir beschleunigen. Dazu wollen wir die Chancen
des seriellen und modularen Bauens nutzen sowie
ein digitales und teilautomatisiertes Baugenehmi-
gungsverfahren entwickeln. Die Bauordnungen aller
Länder müssen harmonisiert werden, sodass dort
einheitliche Anforderungen an den modularen und
seriellen Bau enthalten sind.

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2. Wie wollen Sie zur Prävention und Bekämpfung von Wohnungslosigkeit beitragen?

                    Bündnis 90/Die Grünen: Wohnen ist                                  Die Linke: Wohnungslosigkeit ist
                    ein Menschenrecht. Dieses Recht zu                                 ein Skandal, den sich eine reiche
                    gewährleisten und dafür Sorge zu                                   Gesellschaft nicht leisten darf.
                    tragen, dass alle Menschen, egal wel-       Die LINKE hat bereits vor Jahren ein umfassendes Kon-
cher Herkunft, ein Dach über dem Kopf haben, sehen wir          zept zur Abschaffung der Wohnungslosigkeit vorge-
als eine sehr wichtige Aufgabe an. Wir GRÜNE haben das          legt, wie es auch das EU-Parlament jetzt gefordert hat.
Ziel, Wohnungslosigkeit bis 2030 abzuschaffen, fest im          Durch ein öffentliches Wohnungsprogramm über 15
Blick. In unserem Antrag „Menschenrecht auf Wohnen              Milliarden Euro im Jahr wollen wir bis zu 250.000 Sozial-
dauerhaft sicherstellen“ (19/7734) haben wir die aus            wohnungen pro Jahr schaffen. Das Wohngeld sowie die
unserer Sicht notwendigen Maßnahmen skizziert. Dazu             Leistungen für die Kosten der Unterkunft wollen wir er-
gehören ein nationales Aktionsprogramm zur Vermei-              höhen und auch EU-Bürger*innen zugänglich machen.
dung und Bewältigung von Wohnungs- und Obdach-                  Den Spielraum für Mieterhöhungen wollen wir deutlich
losigkeit, eine wirkungsvolle Primärprävention, damit           einschränken. Lücken im Kündigungsschutz, etwa bei
Obdachlosigkeit erst gar nicht entsteht, die Gewährlei-         Mietschulden und bei Eigenbedarfskündigungen, wol-
stung von bezahlbarem Wohnraum, Sekundärpräventi-               len wir schließen und Zwangsräumungen in die Woh-
onsmaßnahmen bei drohender Wohnungslosigkeit (z.                nungslosigkeit verbieten. Das Recht auf Wohnen muss
B. Zwangsräumungen verringern) und die unbürokra-               ins Grundgesetz. Die Kommunen brauchen finanzielle
tische finanzielle Absicherung der Betroffenen.                 Unterstützung, um ein flächendeckendes Netz von Prä-
                                                                ventionsstellen gegen den Wohnungsverlust zu schaf-
                                                                fen und Programme umzusetzen, die die Menschen
                 CDU/CSU: Gemeinsame Antwort                    nach dem Prinzip „Housing First“ von der Straße holen.
                 auf Frage 2 und 3:
                 Zu unserer Wohnraumoffensive                                        FDP: Eine Wohnung gibt Halt und
                 gehört auch die Förderung des                                       Würde. Als erster Schritt ist daher
sozialen Wohnungsbaus. Hier tragen die Länder die                                    die finanzielle Hilfe zur Selbsthilfe
Verantwortung zur Umsetzung. Damit Bundesfinanz-                                     der richtige Weg, die eigene Woh-
hilfen zur Verfügung gestellt werden können, wur-               nung zu bewahren. Dafür müssen staatliche Mittel
de der Art. 104d in das Grundgesetz eingefügt. Von              wie das Wohngeld ausgebaut und weiterentwickelt
2020 bis 2024 sind insgesamt fünf Milliarden Euro als           werden. Trotzdem können Menschen an einen Punkt
Bundesfinanzhilfen für den sozialen Wohnungsbau                 gelangen, an dem weder ein umfassendes soziales
vorgesehen. Wir werden den sozialen Wohnungsbau                 Netz, noch die Mediationsarbeit, noch die finanzielle
weiter fördern und das Wohngeld ab 2022 regel-                  Unterstützung ausreichend sind und die Betroffenen
mäßig anpassen. Beim sozialen Wohnungsbau wer-                  ihre Wohnung verlieren. In diesem Fall sollen nied-
den wir mit den Ländern erörtern, ob sie auf jeden              rigschwellige „Housing First“- Projekte den von Woh-
Bundes-Euro mindestens einen Euro dazulegen und                 nungslosigkeit Betroffenen wieder schnellstmöglich
zweckgebunden einsetzen.                                        Wohnraum vermitteln. Die Fraktion der Freien Demo-
                                                                kraten im Deutschen Bundestag hat zu diesem Thema
Für uns gilt auch: Soziale Sicherheit in Deutschland            eine Initiative eingebracht (BT-Drs. 19/16036).
soll nicht nur Armut verhindern, sondern jedem ein
Leben in Würde ermöglichen. Die Anrechnung von                              SPD: Menschen, die von Wohnungslosig-
Einkommen im SGB II wollen wir neu ausgestalten,                            keit betroffen sind, brauchen eine beson-
um damit mehr Anreize zur Aufnahme einer Beschäf-                           dere Unterstützung. Deshalb wollen wir
tigung zu setzen und einen schrittweisen Ausstieg                           eine flächendeckende Umsetzung von
aus Hartz IV zu fördern. Ziel muss sein, möglichst viele        Housing-First-Konzepten in den Städten und Gemein-
Menschen aus Hartz IV wieder in Arbeit zu bringen.              den voranbringen. Die sehr guten Erfolgsquoten bereits
                                                                existierender Projekte ermutigen uns zu diesem Vorha-
                                                                ben. Sie ermöglichen den Betroffenen die Rückkehr in
                                                                die eigene Wohnung und damit ein Leben in Würde.

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Bundestagswahl 2021 Wahlprüfsteine zum Thema Wohnen

3. Wie stehen Sie zu der Forderung, dass mindestens 100.000 Sozialwohnungen pro
   Jahr zu schaffen sind und dass der Bund den öffentlich geförderten Wohnungsbau
   jährlich mit ca. 6 Milliarden Euro unterstützen sollte, um den Bedarf an öffentlich
   geförderten Wohnungen zu decken?

                   Bündnis 90/Die Grünen: Wir GRÜ-            bezahlbares Zuhause bietet. Gleichzeitig sinken so
                   NE teilen das Ziel, jährlich 100.000       mittelfristig die Kosten für Mietzuschüsse durch das
                   günstige Mietwohnungen gera-               Wohngeld oder die Kosten der Unterkunft, die auf
                   de in den Ballungsräumen neu               einem historischen Höchststand angelangt sind.
zu schaffen und zu sichern. Dafür wollen wir jährlich
drei Milliarden Euro für ein Förderprogramm „Neue
Wohngemeinnützigkeit“ bereitstellen und ein ent-                                FDP: Wir Freie Demokraten wollen
sprechendes Gesetz für eine „Neue Wohngemeinnüt-                                für Menschen mit niedrigem Ein-
zigkeit“ auf den Weg bringen. Zudem wollen wir die                              kommen einen echten Zugang zu
Bundesmittel für die soziale Wohnraumförderung                                  günstigem Wohnraum schaffen.
der Länder aufstocken. Durch eine aktive Bodenpo-             Dazu muss sich die soziale Wohnraumversorgung
litik und entsprechende Änderungen im Baurecht                an der potentiellen Mieterin beziehungsweise am
erleichtern wir es, den Kommunen entsprechende                potentiellen Mieter und nicht nur am Bau von neuen
Wohnungen zu errichten, indem die Bundesanstalt               Sozialwohnungen orientieren. Wir wollen zahlungs-
für Immobilienaufgaben Land oder Gebäude dafür                schwachen Wohnungssuchenden den Zugang zum
günstiger abgibt und Kommunen ihr Vorkaufsrecht               freien Wohnungsmarkt mithilfe des dynamisierten
leichter und günstiger (zum Ertragswert) ausüben              Wohngeldes bzw. perspektivisch mit Hilfe des Libe-
können.                                                       ralen Bürgergeldes erleichtern. Erst wenn dort die
                                                              Wohnungssuche erfolglos bleibt, soll die Berechti-
                                                              gung auf Bezug einer Sozialwohnung erteilt werden.
                      CDU/CSU: Siehe Antwort auf
                      Frage 2.
                                                                              SPD: Wir halten den Neubau von
                                                                              100.000 Sozialwohnungen pro Jahr für
                          Die Linke: Wir unterstüt-                           erforderlich. Aufgrund der Mitverant-
                          zen diese Forderung!                                wortung des Bundes für den sozialen
                          Bundesweit fehlen rund 5                            Wohnungsbau der Länder, die auf un-
Millionen Sozialwohnungen. Weil zuletzt nur rund              sere Initiative im Grundgesetz festgeschrieben wor-
25.000 Sozialwohnungen im Jahr gebaut wurden,                 den ist, versteht es sich von selbst, dass der Bund wei-
aber gleichzeitig jedes Jahr etwa 75.000 aus der Bin-         terhin in der Pflicht ist einen angemessenen Beitrag zu
dung fallen, wird Lücke zwischen Bedarf und Ange-             leisten – 1 Milliarde Euro pro Jahr.
bot immer größer. Deshalb will DIE LINKE ein öffent-
liches Wohnungsbauprogramm nach Wiener Vorbild
auflegen, das jährlich 15 Milliarden Euro in den so-
zialen, gemeinnützigen sowie in den kommunalen
und genossenschaftlichen Wohnungsbau investiert.
Auf diese Weise können im Jahr bis zu 250.000 Sozi-
alwohnungen und weitere 175.000 kommunale und
genossenschaftliche Wohnungen entstehen oder
langfristig gesichert werden. Durch diese Investiti-
onen kann ein nicht-profitorientierter Wohnungs-
sektor entstehen, der Menschen mit geringen und
durchschnittlichen Einkommen ein sicheres und

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4. Was sind Ihre Vorschläge, um mehr barrierefreien Wohnraum sowie nachrüst-
   baren und uneingeschränkt mit dem Rollstuhl nutzbaren Wohnraum zu schaffen?

                    Bündnis 90/Die Grünen: Wir GRÜ-           habe, der auch den Anspruch auf barrierefreies Woh-
                    NE wollen das Förderprogramm              nen enthält sowie die Herstellung von Barrierefreiheit
                    der KfW Altersgerechter Umbau             als Gemeinwohlziel und als Teil einer angemessenen
                    bedarfsgerecht aufstocken und             Wohnraumversorgung gesetzlich verbindlich im Bau-
                    mit einer starken Zuschusslinie           gesetzbuch sowie in den Bauordnungen der Länder
ausstatten. Mieter*innenmodernisierungen wollen               festschreiben. Im Rahmen des von uns geforderten öf-
wir erleichtern und die Rückbauverpflichtung be-              fentlichen Wohnungsbauprogramms soll ein bedarfs-
züglich barrierefreiem Umbau streichen. Gemeinsam             deckender Anteil barrierefreier Wohnungen entstehen.
mit den Ländern wollen wir außerdem die Muster-
bauordnung um eine Vorgabe zum Anteil von für
Rollstuhlnutzer*innen geeignete Wohnungen ergän-                                 FDP: Wir Freie Demokraten for-
zen und uns gegenüber den Ländern für einen hö-                                  dern mehr barrierefreien oder
heren Anteil barrierefreier Wohnungen einsetzen.                                 -armen Wohnraum in Bestand
                                                                                 und Neubau. So wollen wir Men-
                                                              schen ermöglichen, möglichst lange selbstbestimmt
                    CDU/CSU: Menschen mit Behin-              in ihrem gewohnten Umfeld leben zu können. Ein
                    derungen haben das Recht auf              breites Bündnis von Bund, Ländern, Kommunen, aus
                    eine barrierefreie Gestaltung ihrer       Wissenschaft und Praxis, Politik und Gesellschaft soll
                    Umwelt, damit sie am alltäglichen         das Thema „Wohnen im Alter“ mehr in das Bewusst-
Leben in allen Bereichen ganz selbstverständlich teil-        sein aller Akteure rücken und Lösungen erarbeiten.
haben können. Uns ist auch wichtig, dass Menschen             Bestehende Förderungen sollen zusammengeführt
möglichst lange in der eigenen Wohnung, im Haus               werden. Anreizmodelle sollen den Lock-In-Effekt ver-
oder im angestammten Wohnviertel leben können.                hindern, damit sowohl ältere Menschen als auch jun-
Deshalb werden wir die dafür erforderlichen Investi-          ge Familien passenden Wohnraum finden.
tionen in den altersgerechten und barrierefreien Um-
bau – insbesondere über KfW-Programme – unterstüt-
zen. Seit 2009 wurden bereits rund 566.000 Anträge                         SPD: Neben der Fortsetzung des KfW-
mit einem Volumen von fast 4,4 Mrd. Euro im KfW Pro-                       Programms zum barrierefreien Umbau
gramm „Altersgerecht Umbauen“ mit Zuschüssen und                           sollte die barrierefreie Erschließung
Krediten für insgesamt rund 850.000 Wohneinheiten                          von Gebäuden und die barrierefreie
zugesagt. Darüber hinaus stehen weitere Programme                          Ausstattung von Wohnungen durch
zur Verfügung, wie beispielsweise das Programm „Ge-                        eine Koppelung der Förderung des so-
meinschaftlich wohnen, selbstbestimmt leben“ oder             zialen Wohnungsbaus an eine hinreichend barriere-
das neue Programm „Leben wie gewohnt“, das auch               freie Ausgestaltung gewährleistet werden. Bei Pfle-
die Herausforderungen der Pandemie aufgreift und              gebedürftigkeit wollen wir neue Regelleistungen
Schwerpunkte in den Bereichen inklusives Bauen und            ermöglichen, die ein möglichst langes Leben zu
Wohnen, Teilhabe und Mobilität sowie den Einsatz              Hause erlauben. Zudem wollen wir die Rahmenbe-
technischer und digitaler Hilfen setzt.                       dingungen der Hilfe zum Wohnen überprüfen, um
                                                              die Nutzung der Wohnung möglich zu machen. Und
                                                              wir wollen ein Bundesprogramm Barrierefreiheit
                         Die Linke: Umfassende                initiieren.
                         Barrierefreiheit in allen
                         Lebensbereichen ist eine
Grundvoraussetzung für die gesellschaftliche Teilhabe
von Menschen mit Behinderungen, chronischen Er-
krankungen und altersbedingten Beeinträchtigungen.
Wir wollen einen Rechtsanspruch auf volle soziale Teil-

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5. Unterstützen Sie die Forderung nach der Einführung einer neuen
   Wohnungsgemeinnützigkeit?

                      Bündnis 90/Die Grünen: Ja, das                             FDP: Wir Freie Demokraten sehen
                      ist unser Konzept, siehe Antwort                           in der Einführung einer Neuen
                      zu Frage 3.                                                Wohngemeinnützigkeit        keine
                                                                                 wesentlichen     Verbesserungen
                                                             gegenüber der aktuellen Struktur auf dem Woh-
                   CDU/CSU: Das Problem des                  nungsmarkt. Wir sind davon überzeugt, dass die
                   Wohnraummangels in den Me-                Bereitschaft der Wohnungsunternehmen, an einem
                   tropolregionen müssen wir an              solchen Angebot zu partizipieren, voraussichtlich
                   der Wurzel packen und entspre-            auf wenige Unternehmen und damit auch auf weni-
chend für mehr Wohnraum sorgen. Durch die bloße              ge Wohnungen beschränkt bleiben wird. Zusätzlich
Einführung einer neuen Organisationsform für Woh-            müsste zur Überprüfung und Kontrolle der Neuen
nungsunternehmen und der damit einhergehenden                Wohngemeinnützigkeit eine neue Aufsichtsbehörde
Subventionierung werden wir das Ziel, mehr bezahl-           beim Bund (oder auf Länderebene) geschaffen wer-
baren Wohnraum bereitzustellen, nicht erreichen.             den, sodass die Zielgenauigkeit und Effizienz der För-
Angesichts der negativen Erfahrungen aus der Ver-            derung geprüft werden kann und eine Vermengung
gangenheit und dem erheblichen Risiko eines ineffi-          von Objektförderung und Steuerbefreiung vermie-
zienten Wohnungsmanagements haben wir Zweifel                den wird.
an diesem Konzept, die durch die bisher vorgelegten
Vorschläge nicht ausgeräumt werden konnten. Be-
reits heute gibt es Anbieter in der Wohnungswirt-                          SPD: Ja, damit wir diejenigen Woh-
schaft, die gemeinnützig Wohnraum bereitstellen,                           nungsanbieter stärken, die nicht
insbesondere Genossenschaften und kommunale                                renditeorientiert ausgerichtet sind,
Wohnungsgesellschaften. Sie müssen in die Lage                             sondern sich zu sozialverträglichen
versetzt werden, günstig zu bauen. Dafür bedarf es                         Mieten verpflichten.
der Ausweisung von mehr Bauland, der Verfügbar-
keit von Fachkräften und Baurohstoffen und weniger
Bürokratie.

                          Die Linke: Ja, vorbehaltlos.
                          Die Abschaffung der Woh-
                          nungsgemeinnützigkeit
im Jahr 1990 war ein schwerer Fehler in der Woh-
nungspolitik, der für den aktuellen Niedergang des
sozialen Wohnungsbaus, aber auch für den Aufstieg
der großen, börsennotierten Wohnungskonzerne
maßgeblich verantwortlich ist. Wir haben bereits im
Jahr 2016 ein detailliertes Konzept in den Bundes-
tag eingebracht, um durch öffentliche Investitionen,
Steuervergünstigungen und einem bevorzugten
Zugang zu Grundstücken einen dauerhaft gemein-
nützigen, nicht profitorientierten Wohnungssektor
aufzubauen. Leider hat die schwarz-rote Koalition
auch in dieser Wahlperiode unsere Vorschläge für
eine neue Wohnungsgemeinnützigkeit wiederholt
abgelehnt.
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6. Wie werden Sie sich dafür einsetzen, dass soziale Einrichtungen wie bspw.
   Senioren- oder Jugendtreffs, Kindergärten oder Beratungsstellen als
   Gewerbemieter*innen vor Verdrängung geschützt werden?

                    Bündnis 90/Die Grünen: Wir GRÜ-            werden. Deshalb fordern wir einen Gewerbemietende-
                    NE wollen dazu ein schützendes             ckel sowie einen Kündigungsschutz und ein Recht auf
                    Gewerbemietrecht einführen, das            Vertragsverlängerung zu gleichen Bedingungen.
                    eine   Gewerbe-Mietpreisbremse
und ein stärkeres Kündigungsschutzrecht gerade für
kleinere Gewerbeflächen oder soziale Einrichtungen                                 FDP: Lebendige Städte und Quar-
in angespannten Gewerbemietmärkten bietet. Außer-                                  tiere zeichnen sich durch eine
dem setzen wir uns für Gewerbe- und Kulturerhaltungs-                              hohe Nutzungsmischung aus.
gebiete ein und wollen dazu das Baurecht ändern.                                   Dabei ist das Nebeneinander von
                                                               Wohnen, Einkaufen und sozialen Einrichtungen ein
                                                               Garant für attraktive Quartiere. In der Regel haben
                   CDU/CSU: Viele der sozialen Ein-            auch Hauseigentümer kein Interesse, angestammte
                   richtungen befinden sich bei kom-           Gewerbemieter aus ihren Räumlichkeiten zu verdrän-
                   munalen Trägern, die staatlich              gen, da ein Mieterwechsel ein hohes Kosten- und
                   unterstützt werden. Wir wollen              Leerstandsrisiko für sie darstellen. Staatliche Interven-
prüfen, inwieweit die staatliche Förderung hier op-            tion gegenüber privaten Vermietern oder zusätzliche
timiert werden könnte, damit soziale Einrichtungen             Regulierung im Gewerbemietrecht sehen wir Freie
vor Verdrängung geschützt bzw. Gewerberäume fin-               Demokraten deshalb auch kritisch. Sofern Kommu-
den können. Zudem wollen wir prüfen, inwieweit die             nen soziale Einrichtungen als schützenswert erach-
Lage-Klassifizierung von Gewerbeimmobilien sich auf            ten, können diese durch gezielte Fördermaßnahmen
Miethöhen auswirkt und ob Kommunen die Möglich-                der Kommune erhalten werden, oder ihnen durch die
keit eröffnet werden sollte, daraus stadtentwicklungs-         Nutzung von Räumlichkeiten im kommunalen Eigen-
politischen Handlungsbedarf abzuleiten.                        tum eine Standortgarantie ausgesprochen werden.
                                                               Um die Kommunen in die Lage zu versetzen, ihre viel-
Wichtig ist, dass wir unsere Innenstädte, Stadtteilzen-        fältigen Aufgaben zu erfüllen, wollen wir eine Reform
tren und Ortskerne erhalten. Sie müssen nach der Coro-         der Gemeindefinanzen anstoßen. Dabei soll die Ge-
na-Krise neugestaltet und in ihrer Funktion als Orte der       werbesteuer durch einen höheren Anteil der Gemein-
Begegnung und Vielfalt gestärkt werden. Deshalb wer-           den an der Umsatzsteuer und einen kommunalen
den wir einen Zukunftspakt für Innenstädte schmie-             Zuschlag mit eigenem Hebesatzrecht auf die Einkom-
den. Als wichtigen Teil des Pakts werden wir zusätzlich        men- und Körperschaftsteuer ersetzt werden.
zu den bestehenden Städtebauprogrammen ein För-
derprogramm „Attraktive Innenstadt“ auflegen, von
dem auch kleinere Städte und Gemeinden profitieren.                          SPD: Vor allem die Kleinstgewerbe-
                                                                             treibenden sowie die sozialen Pro-
                                                                             jekte und Einrichtungen in städtischen
                          Die Linke: Ja. Wir kämpfen                         Ballungsgebieten mit angespannten
                          seit Jahren für ein soziales                       Mietmärkten bedürfen eines beson-
                          Gewerbemietrecht, dass die           deren mietrechtlichen Schutzes. Um ihre Verdrän-
Wild-West-Methoden bei der Vermietung von Räumen               gung aus den Innenstädten zu stoppen, sollten wir
an Kleingewerbe, Kindergärten, soziale Einrichtungen,          die soziale Funktion des Mietrechts auch auf sie
Kulturorte, Gastronomie und Handwerksbetriebe be-              übertragen. Für sie sollten ebenfalls Regelungen des
endet. Da es hier noch nicht einmal einen gesetzlichen         sozialen Mietrechts gelten, wie etwa ein effektiver
Kündigungsschutz und keinerlei Regulierungen zur               Kündigungsschutz und eine Begrenzung zulässiger
Miethöhe gibt, sind diese für die Nahversorgung, sozi-         Mieterhöhungen. Denkbar sind auch die Einführung
alen Zusammenhalt und kulturelles Leben essenzielen            eines Gewerbemietspiegels und eine der Mietpreis-
Läden und Einrichtungen oft die ersten, die verdrängt          bremse entsprechende Regelung.

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Bundestagswahl 2021 Wahlprüfsteine zum Thema Wohnen

7. Wird sich Ihre Partei für die Einführung einer Klima- und Energiekomponente im
   Wohngeld einsetzen, um Wohngeldhaushalten zu ermöglichen, Wohnungen mit
   höheren Energiestandards anzumieten bzw. die Wohnungen nach energetischen
   Sanierungen zu behalten sowie sie bei ihren Energiekosten unterstützen?

                    Bündnis 90/Die Grünen: Ja, das               begrenzen. Zugleich wollen wir einen bundesweiten
                    werden wir GRÜNE. Denn Klima-                Klimacheck aller Gebäude bis 2025 und ein Sofortpro-
                    schutz muss auch für Menschen                gramm für eine klimagerechte und sozialverträgliche
                    mit kleinerem Geldbeutel und für             Erneuerung von Siedlungsbauten für eine deutliche Er-
Wohngeldempfänger*innen möglich und bezahlbar                    höhung der öffentlichen Förderung. So ist Klimaschutz
sein. Dazu wollen wir einen Klimazuschuss zum Wohn-              ohne Mieterhöhung möglich. Menschen mit geringen
geld einführen. Mit dem Drittelmodell bei der Finanzie-          oder ohne eigenes Erwerbseinkommen wollen wir
rung sorgen wir für bezahlbare und in der Regel Warm-            durch eine Klimakomponente beim Wohngeld und bei
mieten-neutrale energetische Modernisierungen.                   den Kosten der Unterkunft zusätzlich entlasten. Das
Dazu erhöhen wir die Fördermittel für klimagerechte              Wohngeld soll auf Basis der Bruttowarmmiete gezahlt
Modernisierung, die Modernisierungsmieterhöhung                  und um eine Komponente für Stromkosten erweitert
senken wir deutlich und kappen sie bei maximal 1,50              werden. Die Heiz-, Warmwasser- und Stromkostenkom-
Euro je Quadratmeter. Beim CO2-Preis auf fossile Wär-            ponente soll im Wohngeld zu einer Energiekostenkom-
meenergie wollen wir, dass die Umlagefähigkeit auf               ponente („Klimawohngeld“) zusammengeführt wer-
die Betriebskosten der Mieter*innen entfällt, denn die-          den. So wird Energiearmut verhindert. Energiesperren
ser soll einen Investitionsanreiz für energiesparende            für einkommensarme Haushalte wollen wir verbieten.
Modernisierung durch die Eigentümer*innen bieten.
                                                                                    FDP: Wir Freie Demokraten wollen
                 CDU/CSU: Die energetische Sanie-                                   eine Klimadividende einführen und
                 rung des Gebäudebestands ist ein                                   die Energiebesteuerung absenken.
                 Muss – auch im Bereich des sozialen                                So müssen auch die sozialen Kosten
                 Wohnungsbaus. Gleichzeitig gilt es              des Klimaschutzes abgemildert werden. Da die konti-
aber vor allem Mieter vor finanzieller Überlastung zu            nuierliche Verknappung der Zertifikate auf der einen
schützen. Hier sehen wir die Wohnungsbauunterneh-                Seite zu steigenden Preisen und auf der anderen Seite
men in der Pflicht und wollen die steuerliche Förde-             zu höheren staatlichen Einnahmen führen wird, wol-
rung der energetischen Sanierung, insbesondere von               len wir die EEG-Umlage (Erneuerbare-Energien-Gesetz)
Betriebsgebäuden und von vermieteten Wohnungen,                  abschaffen sowie die Stromsteuer, die unabhängig
weiter verbessern. Was den Energiepreis betrifft, wer-           von der Erzeugungsart und damit der Umweltwirkung
den wir mit den Einnahmen aus dem Emissionshan-                  erhoben wird, auf den niedrigsten nach aktuellem EU-
del die EEG-Umlage abschaffen und so zu günstigeren              Recht möglichen Satz absenken und so schnell wie
Strompreisen kommen. Das Wohngeld wird ab 2022                   möglich komplett streichen. Darüber hinaus wollen wir
zudem regelmäßig angepasst.                                      Aufkommensneutralität durch die Rückzahlung eines
                                                                 jährlich zu berechnenden pauschalen Betrages, also ei-
                           Die Linke: Ja. Der Klimawan-          ner Klimadividende, an jede Bürgerin und jeden Bürger
                           del ist eine soziale Frage und        gewährleisten.
                           eine gesellschaftliche Aufga-
                           be. Um die 1,5-Grad-Grenze                         SPD: Das Wohngeld ist bereits 2020 er-
zu halten, muss die Sanierungsquote im Gebäudesek-                            höht worden und wird zukünftig alle
tor deutlich steigen. Gleichzeitig darf das Wohnen in                         zwei Jahre dynamisch angepasst. Eine
sanierten Wohnungen nicht das Privileg von Vermö-                             weitere Anpassung ist im Zusammen-
genden und Besserverdienenden sein. Deshalb wol-                              hang mit der Verabschiedung des Klima-
len wir die Modernisierungsumlage abschaffen, die zu             schutzpaketes erfolgt. Infolge der CO2-Bepreisung des
teuren und ökologisch unsinnigen Modernisierungen                Wärmesektors werden Wohngeldempfänger*innen
einlädt, und stattdessen die Mietsteigerung auf die              ab dem 1.1.2021 durch das Inkrafttreten einer CO2-
Höhe der Einsparung bei Heizung und Warmwasser                   Komponente im Wohngeld zusätzlich entlastet.
                                                            10
Bundestagswahl 2021 Wahlprüfsteine zum Thema Wohnen

8. In der Grundsicherung werden nur „angemessene“ Mieten übernommen. Sie sind
   meist zu gering bemessen. Dadurch finden die Menschen keinen Wohnraum oder
   kriegen nicht alle Wohnkosten erstattet. Wie sollen Wohnkosten in der Grundsi-
   cherung berechnet werden, um tatsächliche Mietpreise widerzuspiegeln?

                   Bündnis 90/Die Grünen: Die Be-            len wir daher so berechnen, dass entsprechender
                   messung der Kosten der Unter-             Wohnraum tatsächlich und ausreichend verfügbar
                   kunft wollen wir GRÜNE so neu             ist. Dafür sind insbesondere Angebots- und Neu-
                   regeln, dass möglichst die tat-           vertragsmieten einzubeziehen, in angespannten
                   sächlichen Wohnkosten gedeckt             Wohnungsmärkten auch Wohnungen mit mittlerem
und das individuelle Existenzminimum sichergestellt          Standard. Außerdem sollen die Mitgliedsbeiträge in
wird. Wichtige Ansatzpunkte hierfür sind eine deut-          Mieter*innenvereinen übernommen werden, damit
lich stärkere Berücksichtigung von Angebotsmieten            überzogene Mieten abgesenkt werden können. Dies
und eine häufigere Aktualisierung der Angemessen-            fordert DIE LINKE als Sofortmaßnahmen. Danach
heitsgrenzen in angespannten Wohnungsmärkten.                wollen wir die Grundsicherung durch eine sanktions-
Zudem muss sichergestellt sein, dass auch Mietkau-           freie Mindestsicherung in Höhe von 1.200 Euro pro
tionen oder Genossenschaftsanteile als Bestandteil           Monat ersetzen. Sie gilt für Erwachsene ohne hinrei-
der Kosten der Unterkunft übernommen werden.                 chendes Einkommen und Vermögen. In angespann-
                                                             ten Wohnungsmärkten werden auch höhere Wohn-
                                                             kosten übernommen. Die teilweise Pauschalierung
                    CDU/CSU: Die Gefahr, unter               bildet u.a. ab, dass in Regionen mit niedrigen Mieten
                    Umständen     Grundsicherungs-           meist die Infrastruktur schwächer ist und Wege für
                    leistungen beantragen zu müs-            soziale Teilhabe teurer sind.
                    sen, löst bei vielen Menschen
die große Sorge aus, die bisherige Wohnsituation
nicht aufrecht erhalten zu können. Insbesondere                                FDP: Wir Freie Demokraten wollen
Personen, die auf ein langes Arbeitsleben zurück-                              das Liberale Bürgergeld einfüh-
schauen können, empfinden einen gegebenen-                                     ren. Wir wollen hierfür die steuer-
falls notwendigen Wohnungswechsel als zutiefst                                 finanzierten Sozialleistungen wie
ungerecht. In Folge der Corona-Pandemie hat die              das Arbeitslosengeld II, die Grundsicherung im Alter,
unionsgeführte Bundesregierung zahlreiche Hilfs-             die Hilfe zum Lebensunterhalt oder das dynamisierte
maßnahmen umgesetzt. Unter anderem wurde der                 Wohngeld in einer Leistung und an einer staatlichen
Zugang zu Grundsicherungsleistungen erleichtert,             Stelle zusammenfassen, auch im Sinne einer nega-
indem die Prüfung der Angemessenheit der Wohn-               tiven Einkommensteuer. Selbst verdientes Einkom-
kosten befristet ausgesetzt wurde. Wir sprechen uns          men soll geringer als heute angerechnet werden.
dafür aus, das Schonvermögen zu erhöhen und an               So möchten wir das Steuer- und Sozialsystem ver-
die Preisentwicklung anzupassen. Wir haben die Zeit,         binden. Diese Grundsicherung ist unbürokratischer,
in der bei selbstgenutzten Immobilien und Mietwoh-           würdewahrender, leistungsgerechter, digitaler und
nungen die Angemessenheit nicht geprüft wird, bis            vor allem chancenorientierter.
Ende 2021 verlängert. Zudem werden wir prüfen, in-
wieweit beim Schonvermögen Arbeitsjahre- sowie
Pflege- und Kindererziehungszeiten berücksichtigt                         SPD: Die Grundsicherung werden wir
werden können.                                                            grundlegend überarbeiten und zu ei-
                                                                          nem Bürgergeld weiterentwickeln. Die
                                                                          Leistungshöhe im Rahmen des neuen
                           Die Linke: Wir teilen die                      Bürgergeldes werden wir im Dialog
                           Kritik, dass die Wohnko-          mit Betroffenen und den Verbänden anpassen. Die
                           sten in der Grundsicherung        Entwicklungen der Mietpreise werden entspre-
oft viel zu niedrig sind, sodass die Betroffenen sich        chend bei der Aufstellung der Leistungssätze stets
die Miete vom Munde absparen. Die Beträge wol-               berücksichtigt.

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Bundestagswahl 2021 Wahlprüfsteine zum Thema Wohnen

Kontakt zu den beteiligten Organisationen

Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e.V.
Geschäftsstelle                                            Sozialverband VdK Deutschland e. V.
Zeltinger Str. 9                                           Linienstraße 131
50969 Köln                                                 10115 Berlin
Telefon: 0221 511002                                       Telefon: 030 9210580-0
E-Mail: info@dgsp-ev.de                                    E-Mail: kontakt@vdk.de
Internet: www.dgsp-ev.de                                   Internet: www.vdk.de

Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband
– Gesamtverband e. V.                                      Verband alleinerziehender Mütter und Väter
Oranienburger Str. 13-14                                   Bundesverband e.V.
10178 Berlin                                               Hasenheide 70
Telefon: 030 24636-0                                       10967 Berlin
E-Mail: info@paritaet.org                                  Telefon: 030 6959786
Internet: www.paritaet.org                                 E-Mail: kontakt@vamv.de
                                                           Internet: www.vamv.de

Sozialverband Deutschland e.V.
                                                           Volkssolidarität Bundesverband e. V.
Bundesgeschäftsstelle
                                                           Alte Schönhauser Str. 16
Stralauer Straße 63
                                                           10119 Berlin
10179 Berlin
                                                           Telefon: 030 278970
Telefon: 030 726222-0
                                                           E-Mail: bundesverband@volkssolidaritaet.de
E-Mail: kontakt@sovd.de
                                                           Internet: www.volkssolidaritaet.de
Internet: www.sovd.de

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Der Paritätische Gesamtverband                             Jennifer Puls, Der Paritätische Gesamtverband
Oranienburger Straße 13-14
D-10178 Berlin                                             Gestaltung:
Telefon: +49 (0)30 24636-0                                 Christine Maier, Der Paritätische Gesamtverband
Telefax: +49 (0)30 24636-110
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Mehr Infos zur Paritätischen Bundestagswahlkampagne          Hintergrundbild: peacefy – Adobe.Stock
finden Sie unter: www.der-paritaetische.de/wahl
                                                           1. Auflage, August 2021
Verantwortlich im Sinne des Presserechts:
Dr. Ulrich Schneider

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