Dekalkomanie auf Polyäthylen - Anleitung zur Formen(er)findung Peter Kappenberg 1985 2003
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Dekalkomanie auf Polyäthylen Anleitung zur Formen(er)findung Peter Kappenberg 1985 - 2003 Ausschnitt aus dem Bild - DIE GESCHICHTE - 1994
2 IMPRESSUM INHALTSVERZEICHNIS Peter Kappenberg Brunnenstraße 6 Seite D-26789 Leer/Ostfriesland Germany Vorwort 3 1.0.0 Die Dekalkomanie 5 Telefon: 0491-67567 eMail: kappenberg@web.de 2.0.0 Die Selektion 5 3.0.0 Die Konstruktion 8 4.0.0 Die Kolorierung 10 5.0.0 Die Reflektion 12 6.0.0 Das Abziehen 14 7.0.0 Die letzte Selektion 16 8.0.0 Der Bildträger 16 9.0.0 Die Pigmente 19 © 1985 - 2003 Peter Kappenberg Alle Rechte vorbehalten. 10.0.0 Die Bindemittel 20 Nachdruck und elektronische 11.0.0 Das Ansetzen der Farbe 21 Verarbeitung nur mit Zustimmung. 12.0.0 Das Schneidemesser 22 Für schulische Zwecke frei mit 13.0.0 Die Polyäthylenfolie 22 Angabe der Quelle oder des URL www.kappenberg.emsnet.de 14.0.0 Nachbetrachtungen 23 Bibliografie 26 Dekalkomanie auf Polyäthylen
3 VORWORT In dieser Anleitung wird ein neues, mal- technisches Verfahren beschrieben, eine Fort- entwicklung der Dekalkomanie und der Collage. Es gelingt hiermit, den Prozess der allgemein üblichen Bildherstellung umzukehren und unge- wöhnlich fremdartige Formen zu (er)finden und zu fixieren. Im Jahre 1986 entdeckte ich durch einen Zufall, dass sich Dispersionsfarbe, nachdem sie auf Polyäthylenfolie aufgetrocknet ist, wieder abneh- 1993-08-03 (025) Die Unterscheidung - 42 x 60 cm men lässt. Daraufhin untersuchte ich die vielfäl- tigen Möglichkeiten, die sich daraus ergeben und entwickelte aus Versuch und Irrtum eine gene- relle Vorgehensweise, die ich hier in kurzer aber zum Verständnis ausreichender Form präsentie- re. Dieser Leitfaden schildert den Entwicklungs- prozess an nur einem Beispiel, tatsächlich gibt es unzählige Varianten. Dekalkomanie auf Polyäthylen
4 WAS IST DEKALKOMANIE? binder (Acryl). Dieser Binder besteht aus kleins- Der Surrealist Oskar Dominguez (*1906 in La ten, festen Kunstharzteilchen die ganz fein in Laguna, Kanarische Inseln, +1957 in Paris) pro- Wasser dispergiert sind. Verdunstet das Wasser, bierte 1935 eine neue Technik des Farbauftrages trocknet die Farbe wasserunlöslich auf. aus. Zwischen zwei Lagen Leinwand verteilte er dünnflüssige Farbe und zog danach die obere Leinwand von der unteren wieder ab. Das so ent- standene Ergebnis nannte er Décalcomanie. WAS IST POLYÄTHYLEN? Polyäthylen ist ein durchsichtiger bis milchig- undurchsichtiger Kunststoff. Er findet Verwen- dung bei der Herstellung von Folien, Einkaufs- tüten, Röhren und Haushaltsgeräten. Wenn in dieser Abhandlung von Polyäthylenfolie die Rede ist, ist immer die undurchsichtige Silo-oder Milchfolie gemeint. WAS SIND DISPERSIONSFARBEN? Diese Farben setzen sich zusammen aus dem Pig- ment, aus Wasser und dem Kunstharzdispersions- 1990-09-02 (022) Die Pilgerfahrt - 47,5 x 55,3 cm Dekalkomanie auf Polyäthylen
5 1.0.0 DIE DEKALKOMANIE 1.5.0 Danach wird die obere Folie an einer AUF POLYÄTHYLEN oder an zwei Ecken angehoben. Auf Polyäthylen aufgetragene Es entstehen so helldunkle Muster. Dispersionsfarbe lässt sich nach deren Trocknung von der Folie 1.5.1 Auf der gleichen Stelle muss die Folie wieder abnehmen. Diese Tatsache mehrmals hintereinander angehoben ist der Unterbau des ganzen Verfahrens. und wieder herabgelassen werden. Wird diese dabei verkantet oder 1.1.0 Man benötigt zwei gleich verdreht entstehen besonders grosse Polyäthylenfolien. interessante Muster. Zum Schluss sind beide Folien wieder voneinander 1.2.0 Auf eine dieser Folien wird getrennt. Zurück bleibt spiegelbildlich dünnflüssige, schwarze auf jeder Folie ein Durcheinander von Dispersionsfarbe gegossen. Verläufen, Schattierungen, Linien, Flächen, die Décalcomanie, im 1.3.0 Die zweite Folie wird darüber gelegt. folgenden Dekalkamanie geschrieben. 1.4.0 Mit einer Rolle wird durch mässigen 2.0.0 DIE SELEKTION Druck die Farbe gleichmässig zwischen 2.1.0 Nach langem Schauen auf diese diesen beiden Folien verteilt. Farbmuster meint man bestimmte Dinge zu erkennen. Dekalkomanie auf Polyäthylen
6 2.1.1 Hier ist es der Teil einer Landschaft, Durchlauf 20 Stück und mehr anlegt, dort eine Gestalt. Faszinierend sind sollten sehr lange angeschaut werden. die figurlosen Rundungen, der feine Verlauf der Farbe, die stellenweise alle 2.1.2 Die Bildseite des fertigen Bildes ist Sättigungsgrade nahtlos durchläuft und die Fläche, die jetzt mit der Folie in allein schon durch die feingestuften Kontakt ist. Es wird also stets nur Helligkeitsunterschiede den Eindruck die Rückseite des werdenden Bildes von Plastizität und Realität schafft. gesehen. In der herkömmlichen Malerei Solche Folien, von denen man in einem nimmt man eine Malfläche, skizziert vielleicht darauf und beginnt dann mit der Kolorierung. Stets hat der Maler sein Bild vor Augen. Diese Malweise ist mit dem Fahren eines Fahrrades zu vergleichen. Radfahren ist ja das Auffangen unzähliger kleiner Stürze während der Fahrer sich vorwärts bewegt. Der Radfahrer korrigiert ständig die Stellung des Lenkers und sein Gewicht. Genauso ist es in der herkömmlichen Malerei. Es wird 1990-08-17 (020) Ta-Ha - 49,2 x 75,5 cm solange korrigiert, bis es fertig ist. Dekalkomanie auf Polyäthylen
7 Der Maler verliert die Kontrolle über sein Bild nicht. Er schafft so immer mehr visuelle Informationen in Form von Farbflächen vor sich, sieht sie an, entscheidet, malt weiter. Bei der Dekalkomanie auf Polyäthylen ist es genau umgekehrt. Was später materiell auf dem Bild vorne ist, wird zuerst auf die Folie aufgetragen. Jeder weitere Farbauftrag verbirgt immer mehr das, was später im Bild sichtbar sein wird. Der Maler sieht von seinem entstehen dem Bild also immer weniger. Er vergleicht und korrigiert nicht mehr, sondern ersetzt den Informations- mangel durch Vorstellungskraft und Wissen. Am Ende überstreicht er alles mit Malgrund und klebt Leinwand darüber. 1992-07-09 (024) Das Licht - 57 x 94 cm Dekalkomanie auf Polyäthylen
8 Leitsätze für das Auffinden vor. Geleitet durch das Ergebnis verborgener Formen: langen Hinschauens entstehen 2.1.3 Die Stellen, die besonders plastisch durch weiteres Beschneiden die wirken, werden eingehend und endgültigen, meist skurrilen Formen. aufmerksam betrachtet. 3.1.0 Diese einzelnen Formen werden hin 2.1.4 Wer aus dem Gewirr der Farben und her geschoben und lose zu einem nicht so leicht einzelne Stellen mit Bild zusammengesetzt. dem Blick selektieren kann, decke das Umfeld einfach mit weissem 3.1.1 Dabei ist zu beachten, dass die Folien Papier ab. ganz oder teilweise übereinanderliegen dürfen. Man muss dabei nur wissen, 2.2.0 Erkennt man eine Figur, ein wenn eine Form auf die andere geklebt Gesicht, eine Landschaft oder Teile wird, dass das zuletzt aufgeklebte Teil davon, wird diese Stelle aus der Folie später im Bild sichtbar ist und die herausgeschnitten. darunterliegenden Formen verdeckt werden, also nicht sichtbar sind. 3.0.0 DIE KONSTRUKTION Ist diese erste, grosse Selektion 3.1.2 Insbesondere ist zu bedenken, dass beendet, nimmt man sich alle man das Bild während der Fertigung herausgeschnittenen Teile wieder stets von der Rückseite und somit Dekalkomanie auf Polyäthylen
9 spiegelbildlich sieht. Es ist deshalb die spätere, tatsächliche Lage unerlässlich, während man die der Fragmente in Bezug zur selektierten Formen zu einem Bild Gesamtheit der Komposition ordnet, dies mit Hilfe eines Spiegels zu erkennen. Es ist ein grosser zu tun, über den man anschaut, um Unterschied, ob ein Bild richtig oder spiegelbildlich gesehen wird. 3.2.0 Liegt die Komposition der Fragmente, also des Bildes fest, werden die losen Folienteile wie bei einer Collage durch Aufkleben auf einen grossen Bogen Polyäthylenfolie fixiert. 3.2.1 Dafür verwende man mit etwas Wasser verdünnten Dispersionsbinder, Dabei ist zu beachten, dass der Binder sehr dünn aufgetragen wird, weil er zwischen den Folien wegen des Luftabschlusses nicht trocknen kann. Er trocknet nur zu den Rändern hin. 1990-04-09 (014) Abraham - 99,8 x 116,6 cm Dies gewährleistet aber, dass die Dekalkomanie auf Polyäthylen
10 Folienfragmente gut aneinander haften 3.2.3 Es gibt ein Mittel um nachträglich an und an ihren Rändern fest abschliessen, der Form etwas zu verändern.Es ist das so dass bei den späteren Farbaufträgen vorsichtige Abkratzen von Farbe hier keine Farbe dazwischenlaufen kann, und dort. Zum Beispiel das Nachziehen was im späteren Bild schäbige Wülste einer Kontur mit einem Stückchen führen würde. Holz. Man macht dabei allerdings die Erfahrung, dass selbst geringfügiges 3.2.2 Nun ist das Bild, bestehend aus Verändern durch Abschaben von Farbe herausgeschnitten Teilen einer später als etwas Fremdes im Bild Dekalkomanie auf Polyäthylen, im empfunden wird. Gerüst, in der Form, fertig. Sofern das Bild einen Himmel haben wird, besteht 4.0.0 DIE KOLORIERUNG dieser nun aus überstehender, Nachdem das Gerüst des Bildes nun unbefleckter, weisser Folie. Es ist endgültig steht, beginnt man mit dem darauf zu achten, das gerade bei so Kolorieren. Es ist zu beachten, dass grossen freien Flächen die Folie keine jetzt jeder weitere Farbauftrag dieses Knicke oder Kratzer bekommt. Die Gerüst verdecken wird. Auch, dass jede würde man später im Bild deutlich jetzt auf getragene Farbe später durch sehen. das Gerüst, die Dekalkomanie, hindurchscheinen muss. In unserem Falle besteht das Gerüst aus der Farbe Dekalkomanie auf Polyäthylen
11 weiss durchsichtigen Partien, dass an diesen Stellen gar keine Farbe vorhanden ist. Später, wenn man das fertige Bild vor Augen hat, wird man eines Besseren belehrt. Es ist wirklich erstaunlich wieviel an Brillanz und Helligkeit der ursprünglichen Farbe auch in diesen Partien verloren geht. Aus diesem Grunde verwende man stets sehr helle Farben für die folgende Koloration. 4.1.0 Man kann mit deckender Farbe kolorieren oder farbig lasieren. Sicher wird man immer eine Kombination von beidem anwenden. 1990-02-12 (013) Der Donner - 77 x 83 cm 4.1.1 Der Vorteil des rückseitigen schwarz. Wo diese Farbe ganz dünn Kolorierens ist der, dass nicht auf aufliegt erscheint sie hellgrau. Man die Ränder geachtet werden muss. kann den Eindruck haben, in den ganz Diese werden überstrichen. Dekalkomanie auf Polyäthylen
12 4.1.2 In der herkömmlichen Malerei 4.3.0 Die Landschaft, also die räumliche entstehen die Ränder, indem sie, mehr Umgebung und der Hintergrund des oder weniger sorgfältig, gemalt werden. Bildes, werden vorzugsweise dünn Bei unserem Verfahren liegen die mit lasierender Farbe bestrichen. Ränder bereits fest, so wie die ganze Form bereits festliegt. 4.3.1 Die dunklen Stellen und die unberührte Fläche eines eventuellen Himmels 4.1.3 Da die Kolorierung durch die werden ausgespart. bereits feststehenden Formen hindurchscheinen und stets sehr 5.0.0 DIE REFLEKTION dünn oder lasierend sein muss, 5.1.0 Die gesamte Fläche wird nach der kommen nur allerbeste Pigmente Koloration, ausgenommen die Partie mit großer Farbigkeit in Frage. eines eventuellen Himmels, mit Titanweiss (Titandioxyd) überstrichen. 4.2.0 Die Figuren werden mit Farbe Nach Trocknung wird dieser Vorgang hinterlegt. Da sich diese im fertigen bis zu dreimal wiederholt. Bild vom Hintergrund und von ihrer Umgebung abheben sollen ist es 5.2.0 Bei der Anlage eines eventuellen empfehlenswert, dies mit Himmels auf der unberührten, starkfarbiger Farbe zu tun. knitterfreien, farbspritzerfreien Dekalkomanie auf Polyäthylen
13 Polyäthylenfläche beginnt man sich so, dass die Mitte des Bildes vorzugsweise unten am Horizont dadurch heller sein wird als an den mit einer hellen Farbe, zum Beispiel Rändern. Es tritt der Effekt ein, den mit Türkis. Nach oben hin wird diese man bei der Vorführung von Dias Farbe dunkler angelegt, der Verlauf kennt. Die helle Lampe des Projektors soll fliessend gleichmässig und halb durchleuchtet ja die Mitte des Diafilms deckend angelegt sein. Ist dies am stärksten und produziert auf der geschehen beginnen wir mit der Leinwand ein Bild, das in der Mitte Reflektion des Himmels. heller ist als an den Rändern. Allein dadurch entsteht ein starker Eindruck 5.2.1 Um einen starken Eindruck des des Leuchtens und man sollte nicht Leuchtens und Hindurchscheinens darauf verzichten, sich diese Kenntnis hervorzurufen, ist es ratsam, in der zu Nutze zu machen. Mitte des Horizonts mit Titanweiss zu reflektieren und nach oben und zu den Nachdem die Partie des Himmels Bildrändern hin über grau nach koloriert und reflektiert ist, liegt das schwarz zu gehen. Anstelle von Bild, nun vollständig mit Farbe Schwarz lässt sich auch eine andere bedeckt, vor uns. dunkle Farbe verwenden. Möglich ist auch ein zum Himmel komplementärer 5.3.0 Wir können jetzt noch einmal mit Farbton. Im Allgemeinen verhält es weisser Farbe oder mit reinem Dekalkomanie auf Polyäthylen
14 Dispersionsbinder darüber gehen, um die Farbschicht für den nächsten Arbeitsgang dicker und stabiler zu machen. 6.0.0 DAS ABZIEHEN VON DER FOLIE 6.1.0 Nachdem alles gut durchgetrocknet ist, kleben wir, mit etwas verdünntem Dispersionsbinder, entweder Papier oder Leinwand auf. 6.1.1 Als Leinwand eignet sich Buchbinderleinen sehr gut. Es ist fein strukturiert und auf der Rückseite klebt eine dünne Schicht Fliesspapier, welches verhindert, dass Klebstoff durchschlägt.Trotzdem kann die Feuchtigkeit gut verdunsten. 6.1.2 Wir müssen darauf achten, dass das 1990-05-08 (015) El-Hidschr - 40 x 60 cm Leinen an allen Stellen gut anhaftet Dekalkomanie auf Polyäthylen
15 und keine Blasen wirft oder gar Falten 6.3.0 Vorsichtig beginnen wir damit, die entstehen. Folie abzuziehen, indem wir mit der flachen Hand, die Fingernägel zur 6.1.3 Es ist deshalb sinnvoll, hierfür eine Folienseite, dazwischen gehen und Rolle zu benutzen. Von der Mitte rollen durch sanftes Hin- und Herbewegen wir mit mässigem Druck zu den die Folie von der Farbschicht trennen. Rändern hin, solange, bis wir den Eindruck haben, der Binder habe schon 6.3.1 Wir merken, dass manche Stellen noch etwas angezogen. Sollten doch Blasen feucht sind. Das ist der Binder, den wir entstehen, liegt das an zu reichlicher vorher dazu benutzt haben, die heraus- Verwendung von Binder, der dann geschnittenen Folien zusammen zu erfahrungsgemäss zum Gasen neigt. kleben und der wegen Luftabschluss nicht trocknen konnte, ausser an den 6.2.0 Bei einer Raumtemperatur von 18 Grad Rändern. trocknet der Binder in 5-7 Stunden vollständig durch. 6.3.2 Wir müssen darauf achten, dass wir diesen Binder nicht durch unser Danach ist das Buchbinderleinen fester Hin- und Herbewegen der Hand auf mit der Farbschicht verbunden als der nun ungeschützten Bildfläche diese mit der Polyäthylenfolie. verteilen. Dies würde zu hässlich glänzenden Stellen führen. Dekalkomanie auf Polyäthylen
16 6.4.0 Nachdem nun die erste Folie 7.0.0 DIE LETZTE SELEKTION abgezogen ist liegt das Bild vor uns. 7.1.0 Nun ist das Bild fast fertig. Kleinere Folienteile sind noch fest Es wird notwendig sein, die Ränder mit der Oberfläche des Bildes zu beschneiden, das heisst, wir legen verbunden. Man erkennt fast keinen nun den endgültigen Ausschnitt fest. Übergang an den Rändern. Alles ist Dazu sollte man sich Zeit nehmen denn plan. Mit einem spitzen Gegenstand, mit dieser Handlung bekommt das Bild einer Nadel oder einem spitzen Messer, den allerletzten Schliff. stechen wir an der Stelle etwas ein, wo wir den Rand vermuten und heben die 8.0.0 DER BILDTRÄGER einzelnen Folienteile vorsichtig ab. 8.1.0 Danach wird das Bild auf einen Träger geklebt. 6.4.1 An den Stellen, wo wir die Folienteile abgezogen haben, entstehen 8.1.1 Bei kleinen Formaten lassen sich 8 mm Vertiefungen in dem Maße, wie die und ab 80 x 80 cm 10 mm starke Folie dick war. Dies ist sozusagen die Spanplatten benutzen. Spanplatten Werkspur dieses Verfahrens. Es wirkt, haben allerdings den Nachteil, wenn bei genauer Betrachtung, wie von das Bild nass darauf geklebt wird, dass hinten aufgeklebt. die kleinen Holzteilchen der Platte durch die Feuchtigkeit aufquellen und zu einer unebenen und höckrigen Dekalkomanie auf Polyäthylen
17 1988-09-12 (001) Die Öffnende - 59,2 x 72,2 cm Dekalkomanie auf Polyäthylen
18 Bildoberfläche führen, da sie sich ein- bis zweimal mit Dispersionsbinder durch die Leinwand und die zu bestreichen. Farbschicht drücken. 8.2.1 Anmerkung: Man könnte als Bildträger 8.1.2 Auch sind diese Platten in sich nicht auch Leinwand verwenden und diese sehr starr. Sie verbiegen leicht wenn mit der aufgeklebten Farbschicht auf sie längere Zeit schräg an einer Wand einen Keilrahmen spannen. Aber die stehen. Durch Verwendung einer Verwendung von Leinwand und feinfaserigen, sehr hart gepressten Keilrahmen ist in diesem Verfahren, MDF-Platte kann man dieses Übel so scheint es mir, ein Stilbruch. Erst aber vermeiden. ab Formaten über 150 x 150 cm wäre dieser Träger zu wählen, weil 8.2.0 Bei der Verwendung von einfachen Holzplatten zu viel Gewicht haben. Spanplatten ist zu beachten, dass auch die Rückseite mit dem gleichen 8.3.0 Man kann schmale Holzleisten von Material beklebt wird, mit dem auch 0,5 bis 1 cm Stärke, eventuell weiss die Farbschicht beklebt wurde. Die lackiert, um das Bild anbringen. Platte verzieht sich dann nicht so leicht Diese Leisten verhalten sich zum Bild und wird dadurch stabiler. Bei MDF- neutral, schützen aber die Kanten Platten ist dies nicht notwendig, es und Ecken der Platten. hat sich jedoch bewährt, die Rückseite Dekalkomanie auf Polyäthylen
19 8.3.1 Damit die Rückseite einen gewissen Pigmenten sehr gross ist. Ein gut Abstand zur Wand einhalten kann und sortierter Händler für Künstlerpigmente an allen Stellen gleich weit absteht, hält sicher 500 verschiedene Sorten auf eignen sich Parkettschoner aus Plastik, Lager. Auch sind selbst zubereitete wie man sie gewöhnlich unter Farben sehr viel preiswerter. Um aus Stuhlbeine klebt, besonders gut. dieser Vielfalt sicher das Richtige herauszuwählen, folgende Hinweise: Die Pigmente und die Bindemittel Man sollte grundsätzlich nur Pigmente mit Lichtechtheitsgrad 8 verwenden. 9.0.0 DIE PIGMENTE Da dies die höchste Lichtechtheitsstufe Zur Herstellung dieser Bilder ist es ist die es gibt, schränkt sich das in zweckdienlich, die allerbesten Frage kommende Angebot stark ein. Pigmente zu verwenden. Es gibt fertige Am lichtechtesten und am teuersten Farbsysteme, namentlich seien hier die sind die Kadmium- und Kobalt- Acryltubenfarben der Firma Schminke pigmente. erwähnt, die auch gut benutzt werden können, besonders wenn man sich nicht Die Kadmiumpigmente liefern das mit der Herstellung von Farbe helle Gelb, das feurige Orange, das herumplagen will. Dem steht dunkle Rot, Kobalt das schöne Blau gegenüber, dass das Angebot an und das feine Violett. Es gibt aber auch Dekalkomanie auf Polyäthylen
20 preiswerte Pigmente mit Lichtechtheit- verwendet man ihn vorzugsweise nur grad 8 deren Verwendung unerlässlich zum Kleben. ist: die Ultraminblaus, Nickeltitangelb und alle Eisenoxide, die sehr schön alle Nachfolgend genannter Händler bietet Nuancen erdiger Gelbs bis hin zum eine Reihe sehr guter Acryl-Binder zur tiefen, warmen Rot liefern und gut für Selbstherstellung von Farbe an für: lasierenden Auftrag zu verwenden sind. • flexible Malschichten Zum Schluss dann Elfenbeinschwarz Primal AC 33 und Titandioxyd. Das Titandioxyd • harte, glänzende Malschichten ist das Pigment mit dem grössten Primal AC 35 Reflektionsvermögen, das für Plextol D 498 künstlerische Zwecke zur Plextol B 500 Verfügung steht. • sehr harte Malschichten Dispersion K6 Glanz 10.0 DIE BINDEMITTEL • matte Malschichten Ein Allroundbinder, der in gut Dispersion K6 Matt sortierten Farbfachgeschäften erhältlich • dünne Lasuren ist, ist der Caparol-Binder. Trotz bester Mowolith DM 771 Handhabungseigenschaften trocknet er milchig trüb auf und aus diesem Grund Dekalkomanie auf Polyäthylen
21 Alle diese Binder eignen sich gut für die Dekalkomanie auf Polyäthylen, am hervorragensten jedoch Primal AC 33. Ein gut sortierter, preiswürdiger, fast schon legendärer Händler für ausgezeichnete Pigmente und Binder ist: Dr. Georg Kremer (Dipl.-Chemiker) Farbmühle, Hauptstraße 41-47 D-88317 Aichstetten | Allgäu Telefon: 07565-1011 Telefax: 07565-1606 eMail: kremer-pigmente@t-online.de URL: www.kremer-pigmente.de 1994-08-02 (028) Die Geschichte - 74,5 x 97,5 cm Dekalkomanie auf Polyäthylen
22 11.0 DAS ANSETZEN DER FARBE gibt solange etwas Binder oder Wasser Menge für cirka 40 Folien a´ 1 m2 zu, bis sich die Farbe auf den Folien gewünscht verhält. • 300 ml Primal AC 33 • 100 ml Wasser 12.0 SCHNEIDEMESSER • soviel schwarzes Pigment Da bei dieser Methode viel geschnitten hinzufügen bis eine satte wird benötigt man ein gutes Mischung entsteht. Schneidemesser. Eines, das sich bei Druck nicht verbiegt. Als In einer Kunststoffflasche wird die Schneideunterlage gibt es spezielle, Mischung gut geschüttelt und danach recht teure Folien, bei denen sich die durch ein feines Sieb in eine andere Einschnittstellen selbständig wieder Flasche umgefüllt. Für das Umfüllen schliessen. Einfache Pappe tut es verwende man einen Trichter, in den ebenso. Um gerade Linien und rechte das Sieb hineingehängt ist. Die Farbe Winkel schneiden zu können lassen ist so dickflüssig, dass man sie mit sich gut Glasscheiben mit geschliffenen einem Löffel durch das Sieb reiben muss. Kanten verwenden. Der Vorteil ist, dass Die so hergestellte, klumpenfreie man hindurchsehen kann, was bei Farbmischung muss dann noch Alu-Schienen o. ä. nicht der Fall ist. während der ersten Dekalkomanie richtig eingestellt werden, d. h. man Dekalkomanie auf Polyäthylen
23 13.0 POLYÄTHYLENFOLIE Wenn Farbe durch Dekalkomanie auf Man benutze undurchsichtige, Polyäthylenfolie zusammengebracht 135 my starke, weisse Silo-oder wird, bleibt sie nicht dort liegen, wo Milchfolie. Diese ist im Landhandel man sie aufgetragen hat. Sie zieht sich erhältlich. Beim Kauf der Folie zusammen wie Speiseöl in einer ist darauf zu achten, dass sie frei von Teflonpfanne. Diese unangenehme Falten und Knicken ist. Zu empfehlen Eigenschaft hat im Laufe der Jahre ist der Kauf von Anbruchrollen. zugenommen. 13.1 Die Folie ist auf Grund ihrer 13.2 Um dies zu verhindern kann man die maschinellen Fertigung elektrostatisch Folien aufgeladen, sie ist mit Trennmitteln imprägniert und im Laufe der Jahre • abwaschen mit Seifenlauge ist die Oberfläche durch bessere • aufrauhen mit Schmirgelpapier Herstellungsmethoden immer glatter • einreiben mit Spülmittel geworden. Das heisst einerseits, an ihr • abreiben mit Scheuermilch bleibt sofort jeder Schmutz hängen mit dem sie in Berührung kommt und Von diesen vier Vorgehensweisen andererseits, das sich die aufgetragene funktioniert heute nur noch das Farbe nicht so verhält, wie gewünscht. intensive Abreiben mit Scheuermilch ganz gut. Dekalkomanie auf Polyäthylen
24 14.0. NACHBETRACHTUNG Die Dekalkomanie ist eine nicht Meine Bilder erinnern mich an auslotbare Quelle ungewöhnlichster, Momente in denen ich schöpferisch bildnerischer Schöpfungen. war. Für mich ist das Bild nicht das, worauf es mir allein ankommt, sondern, Oft frage ich mich, warum erkenne dass ich schöpferisch bin. ich in dieser Form gerade das, was ich erkenne? Ich könnte ja auch etwas Das schöpferische Erleben ist mein anderes erkennen. Mir fällt auf, eigentlicher Lohn. Darüber hinaus dass die Bilder von den jeweiligen fühle ich mich neben meinen Bildern Betrachtern ganz unterschiedlich nebensächlich. Um mich nicht aufgefasst werden. Was mit diesem ablenken zu lassen, trete ich hinter Verfahren geschaffen wird, ist also in den Arbeiten vollständig zurück. der Aussage nicht etwas Festliegendes Ich entziehe mich und will jeder oder Bestimmtes, sondern etwas Aufmerksamkeit entgehen. Nebulöses und Diffuses. Trotz alledem fühle ich mich gedrängt, die Erfahrungen und Erkenntnisse, die Bei der Dekalkomanie hat man ich mit dieser Methode gemacht habe, zunächst ein Wirrwarr an Farben vor auch anderen Malern mitzuteilen und sich. Oft ist es schwer, schnell etwas ihnen die Nachahmung zu empfehlen. zu entdecken. Aber in all diesem Durcheinander liegen Formen Dekalkomanie auf Polyäthylen
25 versteckt, die man durch lange Form. Die Dekalkomanie auf Betrachtung allmählich zu erkennen Polyäthylen aber, d a s sind Formen. glaubt, die sich von kleinen zu immer Zugegeben völlig ungeordnet und grösseren Zusammenhängen formieren. unverständlich, aber es sind immerhin Das ist, wie aus dem Nichts etwas zu Formen. Das Ungeordnete lässt sich schaffen. Ich habe stets den Eindruck ordnen, und aus dem scheinbar des - mich Erinnerns -, aber woran? Formlosen erwächst die Form. Das Nie sah ich solche Gestalten, nie vorher Undenkbare und Unvorstellbare erlebte ich solche Landschaften und erwächst und erschafft sich aus sich Stimmungen, - und doch! selbst. Es wird indem man es anschaut. Es öffnen sich die dunklen Tiefen und Der menschliche Geist strebt nach die strahlenden Höhen einer Deutung der Dinge, die ihn umgeben. rätselhaften Welt. Dieses unfassbare, Auch das Unverständliche wird unstoffliche, geistige Universum wird gedeutet. Was nicht zu deuten ist, in einem langen Schaffensprozess zur erzeugt Unsicherheit und Furcht. Gestalt und zum Raum. Nur im absolut Formlosen lässt sich nichts erkennen und nichts deuten. Der Maler ist hierbei nur ein Werkzeug. Er funktioniert, er hat im Laufe Eine weisse oder schwarze Fläche ist der Zeit Wissen und Erfahrung formlos. Wir erkennen darauf keine angesammelt, ist geübt. Er setzt Dekalkomanie auf Polyäthylen
26 sich ganz ein, gibt alles was er kann. Ich wünsche, dass andere Maler ebenfalls zu dieser Quelle finden. Wenn meine Arbeit und dieses eBook dazu beitragen, hat sich meine Mühe gelohnt. 1990-08-15 (018) Die Höhle - 30,3 x 35,3 cm Dekalkomanie auf Polyäthylen
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