Deutscher Naturstein-Preis 2007 - DEUTSCHER NATURSTEIN PREIS - Deutscher Naturstein Verband

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Deutscher Naturstein-Preis 2007 - DEUTSCHER NATURSTEIN PREIS - Deutscher Naturstein Verband
DEUTSCHER
                          NATURSTEIN
                                PREIS 2007

Deutscher Naturstein-Preis 2007

Wohnen und Arbeiten
mit Naturstein
Deutscher Naturstein-Preis 2007 - DEUTSCHER NATURSTEIN PREIS - Deutscher Naturstein Verband
Inhalt der Dokumentation                      Jury

Alle von der Jury ausgewählten Arbeiten       Architekten BDA:                      Mitglieder DNV:
werden in dieser Dokumentation in Bild und    Dipl.-Ing. Kaspar Kraemer, Köln,      Joachim Grüter, Kirchheim,
Text vorgestellt. Die Reihenfolge innerhalb   Präsident BDA                         Präsident DNV
der einzelnen Auszeichnungsgruppen stellt
keine Wertung dar.                            Dipl.-Ing. Frank Assmann, Berlin      Florian Billen, Wolfsburg
                                              Prof. Dr. Thomas Albrecht, Berlin     Thomas Hippelein, Satteldorf
Ein Verzeichnis aller eingereichten Wettbe-   Dipl.-Ing. Karlheinz Beer, Weiden     Heinrich-Georg Hofmann, Würzburg
werbsarbeiten sowie der bei vorangegange-     Dipl.-Ing. Bernd Blaufelder, Berlin   Ulrich Klösser, Bad Langensalza
nen Wettbewerben ausgezeichneten Arbei-       Prof. Petra Kahlfeldt, Berlin         Albrecht Lauster, Stuttgart
ten schließt sich an.                         Prof. Walter A. Noebel, Berlin        Uwe Ströhmann, Hofheim-Wallau
                                              Dipl.-Ing. Julia Tophof, Berlin
Der DNV behält sich vor, die Projektbe-
schreibungen der einreichenden Teilnehmer                                           Organisation
bei Bedarf zu kürzen und die geeigneten
                                                                                    Reiner Krug, DNV, Würzburg
Abbildungen auszuwählen.
Deutscher Naturstein-Preis 2007 - DEUTSCHER NATURSTEIN PREIS - Deutscher Naturstein Verband
DEUTSCHER
                                                          NATURSTEIN
                                                                PREIS 2007

D         er Deutsche Naturstein-Preis 2007
          wird für innovative, nutzerorientierte
Projekte aus Naturstein im Innen- und
                                                   anderer auch bei kleineren Projekten zu
                                                   einem Raum bildenden Element wird.
                                                   Prämiert wird die vorbildliche Gestaltung
Außenbereich verliehen. Es werden Bau-             und technisch zeitgemäße Konstruktion
konzepte ausgezeichnet, die beispielhaft           von Projekten im In- und Ausland unter
für eine hohe architektonische Qualität ste-       maßgeblicher Verwendung von Naturstein
hen. Gewürdigt werden herausragende Pla-           aus deutscher Fertigung, ausgeführt von
nungsleistungen, die ästhetisch anspruchs-         Naturwerkstein-Fachbetrieben.
volle, innovative und ökologische Lösungen         Teilnahmeberechtigt sind Architektinnen
aufweisen. Der Wettbewerb stellt Natur-            und Architekten, Innenarchitektinnen und
stein als einen Baustoff in den Vordergrund,       Innenarchitekten, Landschaftsarchitektinnen
der durch die individuelle Behandlung von          und Landschaftsarchitekten als geistige
Details und Oberflächen wie kaum ein               Urheber und Planverfasser.

                                                             Deutscher Naturstein-Preis 2007
Deutscher Naturstein-Preis 2007 - DEUTSCHER NATURSTEIN PREIS - Deutscher Naturstein Verband
Vorwort
Wohnen und Arbeiten
mit Naturstein

Mit dem Deutschen Naturstein-Preis werden seit Jahren beispielhafte
gestalterische und technisch-konstruktive Anwendungen von Naturstein
in Innen- und Außenräumen ausgezeichnet.

I
   m zweijährigen Rhythmus der internatio-     bung einpasst und dessen gestalterische       nische Ausstattung bieten, um die zahlrei-
   nalen Naturstein-Fachmesse Stone+tec in     und technisch-konstruktive Anwendung          chen Einsatzmöglichkeiten von Naturwerk-
   Nürnberg lobt der Deutsche Naturwerk-       von Naturstein vorbildlich ist. Neben dem     stein fachgerecht zu verwirklichen.
stein-Verband DNV unter der Mitwirkung         Deutschen Naturstein-Preis 2007 wurden
des Bundes Deutscher Architekten BDA den       vier besondere Anerkennungen und elf          Mit dem Wunsch, dass der Deutsche Natur-
Wettbewerb um den Deutschen Naturstein-        lobende Erwähnungen verliehen. Diese          stein-Preis weiterhin einen positiven Beitrag
Preis aus. Eine maßgebliche Förderung          sechzehn Arbeiten werden in der vorliegen-    zur Förderung der Baukultur und der Qua-
erfährt dieser Wettbewerb durch die Nürn-      den Dokumentation präsentiert.                lität des Bauens mit Naturstein zu leisten
bergMesse, Veranstalter der Stone+tec 2007.                                                  vermag, empfehlen wir diese Dokumenta-
                                               Mit den 91 eingereichten Arbeiten wird ein-   tion dem Interesse der Fachwelt und der
Mit dem Deutschen Naturstein-Preis 2007        drucksvoll nachgewiesen, dass mit Natur-      Öffentlichkeit.
wurde das Galeria Kaufhof Warenhaus am         stein der neue Anspruch im Baugeschehen,
Alexanderplatz in Berlin ausgezeichnet, für    der sowohl auf Ästhetik und Lebensqualität
dessen Umbau und Erweiterung das Archi-        als auch auf Dauerhaftigkeit und Wirt-
tekturbüro Prof. Josef Paul Kleihues, Klei-    schaftlichkeit des Materials abzielt, in
hues + Kleihues in Berlin den Auftrag erhal-   besonders geeigneter Weise erfüllt wird.
ten hat. Bei laufendem Betrieb wurde ein       Voraussetzung ist die Partnerschaft zwi-      Joachim Grüter
Neubau erstellt, der sich durch die beson-     schen der Kreativität der Architekten und     Präsident DNV
dere Auswahl und Konstruktion der Natur-       der Leistungsfähigkeit der Naturwerkstein-
stein-Fassade hervorragend in seine Umge-      Fachbetriebe, die das Wissen und die tech-

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Deutscher Naturstein-Preis 2007 - DEUTSCHER NATURSTEIN PREIS - Deutscher Naturstein Verband
A
         rchitektur ist die öffentlichste aller
         Künste, niemand bleibt unbeein-
         flusst von ihr. Der gestalterischen
und funktionalen Qualität von Architektur
ist daher ein besonderer Wert beizumessen.
In diesem Sinne engagiert sich der Deutsche
Naturwerkstein-Verband seit nunmehr 25
Jahren für herausragende Architektur unter
maßgeblicher Verwendung von Naturstein
und würdigt mit dem 13. Deutschen Natur-
stein-Preis das Warenhaus Galeria Kaufhof
in Berlin von den Architekten Kleihues +
Kleihues.

Baukultur als Synonym für gute Architektur
entwickelt sich mit jedem neu errichteten
oder umgebauten Gebäude und prägt das
Bild unserer Städte. Die Kultur des Bauens
ist zugleich Markenzeichen und Spiegelbild
unserer Gesellschaft, und in dieser haben
die Bauherren gemeinsam mit den Archi-
tekten eine besondere Verantwortung für           weiteren kleinen Punkte fort und rundet        Deutsche Naturstein-Preis. Dabei berück-
die Planung und Realisierung unserer              somit das große Thema des Bauens mit           sichtigt der Preis neben architektonischen
Lebensbedingungen. Mit der Auszeichnung           Naturstein in einer selten gesehenen Selbst-   Projekten gleichberechtigt die Qualität der
der Galeria Kaufhof der Architekten Klei-         verständlichkeit souverän ab.                  Innen- und Landschaftsarchitektur, um so
hues + Kleihues aus mehr als 90 Wettbe-                                                          der außerordentlichen Vielfalt des Materials
werbseinreichungen würdigt die Jury ein           Der Deutsche Naturstein-Preis blickt mit der   Naturstein und dessen variantenreichen
Projekt, das diesem hohen Anspruch                diesjährigen Preisvergabe auf gut ein Vier-    Verwendungsmöglichkeiten gerecht zu
gerecht wird. Der Umbau und die Erweite-          teljahrhundert Architekturgeschichte zu-       werden.
rung eines bestehenden Warenhauses stellt         rück. Bedeutende Architekten wie Oswald
exemplarisch dar, wie durch Aufwertung            Matthias Ungers, Volker Staab, Manfred         Die Jury konnte in diesem Jahr neben dem
und Weiterentwicklung stadträumliche Auf-         und Laurids Ortner sowie Hilmer, Sattler,      Preis weitergehend vier Anerkennungen
enthalts- und Lebensqualität geschaffen           Albrecht und I.M.PEI wurden mit dem Preis      und elf lobende Erwähnungen an Projekte
werden kann: Die großzügigen, klassisch           geehrt – ausgezeichnet für Projekte, die       vergeben, die – jedes auf seine Weise – den
proportionierten Fassaden werden überzeu-         Naturstein virtuos für eine überzeugende       hohen Stand der Baukultur sowohl in archi-
gend dem Maßstab der großstädtischen              städtebauliche wie architektonische Qua-       tektonischer wie auch in handwerklicher
Situation am Alexanderplatz gerecht. Deren        lität nutzen.                                  Hinsicht verdeutlichen.
Ausführung in hellem Travertin bestimmt
als feines Relief den Charakter des Hauses        Dies darzustellen hat sich der Deutsche
und verleiht dem Ort und dem Gebäude              Naturwerkstein-Verband unter Mitwirkung
klassische Eleganz. Die sorgfältige plasti-       des BDA und mit großzügiger Unterstüt-
sche Steinbearbeitung – handwerklich per-         zung der Nürnberger Messe zum Ziel             Dipl.-Ing. Kaspar Kraemer, Köln/Berlin
fekt – setzt sich in den exakt gestalteten        gemacht, und diesem Zweck dient der            Präsident BDA und Vorsitzender der Jury
Details der Eingänge, Sockel und der vielen       im zweijährigen Rhythmus ausgelobte

                                                                                                            Deutscher Naturstein-Preis 2007
Deutscher Naturstein-Preis 2007 - DEUTSCHER NATURSTEIN PREIS - Deutscher Naturstein Verband
Auszeichnungen 2007

      Deutscher Naturstein-Preis 2007     Besondere Anerkennungen 2007
      € 15.000,–                          je € 3.000,–

      Kleihues + Kleihues                 Wandel Hoefer Lorch
      Gesellschaft von Architekten mbH    Dolomitenweg 19
      Prof. Josef P. Kleihues             66119 Saarbrücken
      Helmholtzstraße 42
      10587 Berlin                        Kleihues + Kleihues
      Mitarbeiter                         Gesellschaft von Architekten mbH
      Projektleitung: Götz Kern           Jan Kleihues
      Veronika Weber, Robert Stüdemann,   Helmholtzstraße 42
      Susanne Frisch, Marcel Rüther,      10587 Berlin
      Sonja Grötzebach                    Mitarbeiter
                                          Projektleitung: Manfred Kruschwitz
                                          Johannes Kressner, Marc Hensel,
                                          Anne Kunz, Tamara Wehrheim,
                                          Mathias Frank, Alexandros Perachis,
                                          Oliver Klose, Maja Biocic, Michael Gutena,
                                          Robert Stüdemann, Veronika Weber

                                          Gruber + Kleine-Kraneburg Architekten
                                          Martin Gruber und
                                          Prof. Helmut Kleine-Kraneburg
                                          Hanauer Landstraße 135
                                          60314 Frankfurt am Main

                                          Mitarbeiter
                                          Tilo Blumenbach, Oliver Langer,
                                          Stefan Lotz

                                          Max Dudler Architekt
                                          Oranienplatz 4
                                          10999 Berlin

                                          Mitarbeiter
                                          Projektleitung: Bernhard Moeller
                                          Mitarbeit Wettbewerb: Anja Hassler,
                                          Phil Peterson, Susanne Raupach
                                          Mitarbeit Planung: Simone Boldrin,
                                          Julia Dahlhaus, Britta Fritze,
                                          Christian Moeller, Sebastian von Oppen,
                                          Ines Schenke, Nicole Schottkowski

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Deutscher Naturstein-Preis 2007 - DEUTSCHER NATURSTEIN PREIS - Deutscher Naturstein Verband
Lobende Erwähnungen 2007

Brückner & Brückner Architekten BDA            Arn Meijs Architekten                          Auer+Weber+Architekten
Franz-Böhm-Gasse 2                             Fort Willemweg 13                              Georgenstraße 22
95643 Tirschenreuth                            6219 PA Maastricht                             80799 München

Mitarbeiter                                    Mitarbeiter                                    Mitarbeiter
Robert Reith, Norbert Ritzer (Wettbewerb),     Ger Rosier, Richard Eastman,                   Projektleitung: Till Richter
Rudi Völkl, Wolfgang Herrmann,                 Joost van der Veer, Wilbert Pinckaers,         Michel Casertano, Peter Hofmann,
Stefan Dostler                                 Patrick Muijrers                               Sebastian Reusch, Johannes Röper,
                                                                                              Hartmut Windels
IPRO Dresden                                   Schettler & Wittenberg Architekten
Büro BÖHME + SCHÖNFELD                         Schillerstraße 14                              Michael Graves & Associates, Inc.
Dipl.-Ing. Arch. Christoph Frenzel             99423 Weimar                                   341 Nassau Street
Dipl.-Ing. Arch. Uwe Kind                                                                     Priceton, New Jersey 08540, USA
                                               Mitarbeiter
Schnorrstraße 70
                                               Jörg Kopprasch                                 Mitarbeiter
01069 Dresden
                                                                                              Patrick Burke (AIA-Principal), Michael
Mitarbeiter                                    Max Dudler Architekt                           Graves (FAIA-Design Consultant), Mark
Iris Zimmermann, Christiane Westfeld,          Oranienplatz 4                                 Sullivan (AIA-Associate), Heidrun Beck
Dr. Bernd Kluge, Ulrich Schönfeld,             10999 Berlin                                   (Architect), Tae Wook Lah (Designer)
Jörg Lauterbach, Torsten Helms, Manfred
Fasold, Dr. Karl-Heinz Schützhold,             Mitarbeiter
                                                                                              Kleihues + Kleihues
Dietmar Manig, Jochen Hähner,                  Projektleitung: Susanne Raupach
                                                                                              Gesellschaft von Architekten mbH
Jens-Christian Giese                           Nina Barthélémy, Andreas Enge,
                                                                                              Jan Kleihues
                                               Gesine Gummi
                                                                                              Helmholtzstraße 42
Thomas Müller und Ivan Reimann                                                                10587 Berlin
Architekten                                    HASCHER JEHLE Architektur
                                               Otto-Suhr-Allee 59                             Mitarbeiter
mit Torsten Glasenapp
                                               10585 Berlin                                   Projektleitung: Johannes Kressner
Kurfürstendamm 178/179
                                                                                              Olaf Koeppen, Manfred Kruschwitz,
10707 Berlin                                   Mitarbeiter                                    Sebastian Leder, Stephan, Märker,
Mitarbeiter                                    Projektleitung: Thomas Kramps,                 Alexandros Perackis, Bernd Schalow
Projektleitung: Torsten Glasenapp              Beate Leidner, Arndt Sänger, Eberhard Veit
Peter Baumgärtner, Rene Betschart,             Mitarbeiter: Andreas Dalhoff, Frank Jödicke,
                                                                                              Kleihues + Kleihues
Ankita Dwiwedi, Burkhart Green, Uwe            Silvia Keller, Ralf Mittmann, Philipp Nocke,
                                                                                              Gesellschaft von Architekten mbH
Krüger, Susann Kubatta, Claus Neumann,         Ausberto Oduardo, Jens-Peter Riepen,
                                                                                              Prof. Josef P. Kleihues, Norbert Hänsel
Iva Pravecklova, Bettina Schneer, Katerina     Ulrike von Schenck, Juliane Schröder,
                                                                                              Helmholtzstraße 42
Skalicka, Gerrit Vetter, Jost von Fritschen,   Thomas Weber, Daniel Wendler, Michael
                                                                                              10587 Berlin
Michael Widmaier, Nicolas Winklmayr            Mainke, Johannes Raible
                                                                                              Mitarbeiter
                                                                                              Projektleitung: Michael Alshut
                                                                                              Christoph Achterkamp, Bernd Bogenstahl,
                                                                                              Vesselina Chtarbova, Rainer Fehst, Evelin
                                                                                              Montero-Küpper, Günther Sunderhaus,
                                                                                              Dierk Vennemann, Susanne Weibrecht,
                                                                                              Martina Wiesmann

                                                                                                         Deutscher Naturstein-Preis 2007
Deutscher Naturstein-Preis 2007 - DEUTSCHER NATURSTEIN PREIS - Deutscher Naturstein Verband
Galeria Kaufhof am Alexanderplatz
              Berlin
Naturstein-
Preis

    6l7
Deutscher Naturstein-Preis 2007 - DEUTSCHER NATURSTEIN PREIS - Deutscher Naturstein Verband
Projektbeschreibung

Der Kaufhof am Alexanderplatz blickt auf        Das Centrum-Warenhaus wurde nach der
eine ähnlich wechselhafte Geschichte zurück     deutschen Einheit Teil der Kaufhof AG und
wie seine Umgebung.                             die ersten Umbaumaßnahmen begannen.
Der Ursprung des Warenhauses am Alexan-         Ein Masterplan von 1993 schaffte ein neues
derplatz geht auf das am Anfang des 20.         städtebauliches Gerüst mit dem Ziel, dem
Jahrhunderts erbaute Warenhaus Hermann          Alexanderplatz einen städtischen Maßstab
Tietz zurück, das an ähnlicher Stelle wie der   zurückzugeben und die Bebauung zu ver-
jetzige Baukörper stand.                        dichten.

Nach Enteignung der Gründerfamilie Tietz,       Zehn Jahre später stellte Prof. Josef P. Klei-
der Beschädigung im Zweiten Weltkrieg           hues den Entwurf für den jetzigen Umbau
und schließlich dem Abrisses in den 60er        und die Erweiterung des Kaufhof-Gebäudes
Jahren wurde auf neuem Stadtgrundriss der       vor. Der Umfang der Baumaßnahmen ist so
Gesamtkomplex Alexanderplatz mit dem            groß, dass von einem Neubau gesprochen
Centrum-Warenhaus im Zeitgeist der 70er         werden müsste.
Jahre errichtet. Dazu passend wurde das
Platz prägende Kaufhaus mit einer Netz-         Das Umbaukonzept sieht vor, das Haus zum
fassade aus geformten Aluminiumblechen          Platz hin um 25 m zu erweitern.
verkleidet.                                     Technik und Verwaltung, die bislang das
                                                4. und 5. Obergeschoss belegten, werden
                                                in einem neuen Staffelgeschoss unterge-
                                                bracht. Damit konnten diese beiden Ge-
                                                schosse als zusätzliche Verkaufsflächen
                                                gewonnen werden. Bei laufendem Betrieb
                                                wurde die gesamte technische Infrastruktur
                                                im Innern des Gebäudes abgebrochen.

                                                                                                 Deutscher Naturstein-Preis 2005
Deutscher Naturstein-Preis 2007 - DEUTSCHER NATURSTEIN PREIS - Deutscher Naturstein Verband
Die neuen Treppenhäuser und Schächte           Obwohl im Innern in erster Linie Wand-
      werden an die Gebäudelängsseiten gelegt,       flächen für die Präsentation der Waren
      so dass eine klar strukturierte Verkaufsflä-   benötigt werden, konnten zu allen Seiten
      che von der Größe eines Fußballfeldes ent-     hin große Fensterflächen realisiert werden.
      steht. Das Zentrum des Hauses bildet das       Mit dem Entwurf für den Kaufhof erhält der
      von einer Kuppel gedeckte, Licht durchflu-     Alexanderplatz ein Stück Stadt zurück, ein
      tete Atrium mit der Fahrtreppenanlage.         großes modernes Warenhaus, das selbst-
                                                     bewusst zwischen seinen Nachbarn steht.
      Die Nutzungen werden horizontal über-
      einander geschichtet und gliedern sich in
      folgende Hauptbereiche:
      2. UG Haustechnik, Lüftung, Lager; 1. UG
      Warenanlieferung, Lebensmittellager und
      Vorbereitung, Technik, Personalgarderoben;
      EG Verkauf, kleinere Shops an den Ge-
      bäudelängsseiten, Lebensmittelabteilung im
      Bereich Karl-Liebknecht-Straße; 1.–3. OG
      Verkauf; 4. OG Verkauf und Personalkanti-
      ne; 5. OG Verkauf und Restaurant; 6. OG
      Verwaltung und Technik.

      Der Charakter des Hauses wird durch die
      neue Fassade bestimmt, einer modernen
      Interpretation klassischer Warenhaus-Archi-
      tektur, mit großen Eingängen, einem zwei-
      geschossigen Sockel und plastisch geglie-
      derten Natursteinflächen.

8l9
Kennziffer: 7084
                                                                                                Galeria Kaufhof am Alexanderplatz

                                                                                                Standort:
                                                                                                Alexanderplatz 9
                                                                                                10178 Berlin-Mitte

                                                                                                Art der Nutzung:
                                                                                                Warenhaus

                                                                                                Bauherr/Bauträger:
                                                                                                Kaufhaus Warenhaus am Alex GmbH
                                                                                                Eigentümer: METRO Group Asset
                                                                                                Management GmbH & Co. KG
                                                                                                Mainzer Straße 180
                                                                                                66121 Saarbrücken

                                                                                                Architekt/
                                                                                                Planverfasser:
                                                                                                Prof. Josef P. Kleihues
                                                                                                Kleihues + Kleihues
                                                                                                Gesellschaft von Architekten mbH
                                                                                                Helmholtzstraße 42
                                                                                                10587 Berlin

Jurybewertung                                                                                   Mitarbeiter:
                                                                                                Projektleitung: Götz Kern
Das Projekt stellt eigentlich einen Umbau      gerecht – auch der Innenraum erhält durch        Veronika Weber, Robert Stüdemann,
                                                                                                Susanne Frisch, Marcel Rüther,
bzw. eine Erweiterung eines bestehenden        die großen Geschosshöhen, die aufwändige
                                                                                                Sonja Grötzebach
Hauses dar. Durch den sehr eleganten           Erschließung und das von einer Kuppel
Gesamtentwurf ist dies aber weder von          bekrönte Atrium eine bisher nicht gekannte       Natursteine:
innen noch von außen zu spüren. Die groß-      Qualität zum Thema Warenhaus.                    Fassade: heller Travertin, gestockt,
zügigen, klassisch proportionierten Fassaden   Der Charakter des Hauses wird maßgeblich         Sockel: dunkler Gabbro, geflammt
werden überzeugend dem Maßstab der             durch die gelungene neue Fassade in Tra-         Handläufe: heller Kalkstein
großstädtischen Situation am Alexanderplatz    vertin bestimmt, die sich – handwerklich
                                                                                                Fotografen:
                                               perfekt ausgeführt – wie ein feines Relief als   Achim Kleuker, Berlin
                                               zweite Haut über den Baukörper zieht und         Stefan Müller, Berlin
                                               ihm damit klassische Eleganz verleiht. Die
                                               sorgfältige plastische Steinbearbeitung setzt
                                               sich in den exakt gestalteten Details der
                                               Eingänge, Sockel und der vielen weiteren
                                               kleinen Punkte fort und rundet somit das
                                               große Thema des Bauens im Stein in einer
                                               selten gesehenen Selbstverständlichkeit
                                               souverän ab.

                                                          Deutscher Naturstein-Preis 2007
Jüdisches Zentrum am Jakobsplatz
                                      München
Anerkennung
Besondere

    Projektbeschreibung                            über den öffentlichen Raum in den Mittel-    geschlossenem Sockel und einer sich darüber
                                                   punkt. Seine Öffentlichkeit und Offenheit    erhebenden filigranen Stahlkonstruktion.
    Mit dem Jüdischen Zentrum am Jakobsplatz       wird erlebbar in einer Folge von Plätzen,    Während der Sockel metaphorisch an den
    wird der Fülle und dem Reichtum jüdischen      Wegen und Passagen zwischen den Ge-          Tempel Salomons erinnert und symbolisch
    Lebens, die Nazi-Deutschland zerstört hatte,   bäuden und ihrer Nachbarschaft.              für das Dauerhafte stehend als schützende
    wieder der gebührende Raum gegeben,            Synagoge, Museum und Gemeindehaus            Hülle den Gebetsraum umgibt, bezieht sich
    kehrt die Synagoge aus einer Hinterhof-        sind als Ensemble ausbalanciert, in ihrer    die mehrschichtige, von einem Bronze-
    situation in die Mitte der Stadtgemein-        jeweiligen Eigenständigkeit formuliert und   gewebe umhüllte Laterne auf das fragile,
    schaft zurück.                                 über die Zwischenräume hinweg in Be-         portative Stiftszelt und löst die Konstruktion
                                                   ziehung zueinander gesetzt.                  in der Transzendenz des Lichtes auf.
    Der Wettbewerbsentwurf stellte die Idee
    einer selbstverständlichen Verwobenheit des    Die Synagoge steht als wichtigstes Bauwerk   Das Jüdische Museum der Landeshauptstadt
    Jüdischen Zentrums mit der Stadtstruktur       nach Osten ausgerichtet frei im Platz mit    als kleinster Kubus vermittelt zwischen

    10 l 11
Kennziffer: 7055
                                                                                                Jüdisches Zentrum am Jakobsplatz

                                                                                                Standort:
                                                                                                München

                                                                                                Art der Nutzung:
                                                                                                Synagoge, Gemeindezentrum, Museum

                                                                                                Bauherr/Bauträger:
                                                                                                Israelitische Kultusgemeinde
                                                                                                München und Oberbayern
                                                                                                (Synagoge, Gemeindezentrum)
                                                                                                Landeshauptstadt München,
                                                                                                Kulturreferat (Museum)
                                                                                                Reichenbachstraße 27
Synagoge und Gemeindezentrum und spie-          verweben findet sich in allen Maßstäben         80462 Müchen
gelt Offenheit und Geschlossenheit ent-         dieser Arbeit wieder. Das Gebäudeensemble
sprechend den eigenen Bedürfnissen: über        mit Synagoge, Gemeindezentrum und               Architekt/
einem offenen, mit den Platzflächen zum         Museum schafft eine klare Kante am Jakobs-      Planverfasser:
                                                                                                Wandel Hoefer Lorch
Kommunikationsraum verschmelzenden Foyer        platz, gleichzeitig individuelle Formen im
                                                                                                Dolomitenweg 19
liegen die geschlossenen, Konzentration er-     Innenhof. Die Synagoge ist traditionell nach    66119 Saarbrücken
möglichenden Ausstellungsräume.                 Osten ausgerichtet, die übrigen Volumina
Die Volumina des Gemeindehauses werden          positionieren sich entsprechend und bilden      Naturstein:
nach dem Vorbild der Struktur der Amster-       so spannungsreiche Zwischenräume.               Travertin
damer Synagogen aus dem 17. Jahrhundert
                                                                                                Fotografen:
in Einzelkuben zerlegt und in die Maßstäb-      Die architektonischen Konzepte der ein-
                                                                                                Roland Halbe, Stuttgart
lichkeit der Nachbarschaft gebracht.            zelnen Häuser verfolgen durch individuelle      Wolf-Dieter Gericke, Waiblingen
                                                Raumstrukturen die Idee der ‚Verwobenheit’,
Die Natursteinfassaden der Baukörper wer-       sowie Offenheit und Geschlossenheit.
den durch die Materialität des Travertin in     Die Logik der Ensemblebildung wird konse-
unterschiedlicher Oberflächenstruktur diffe-    quent in der Wahl und Bedeutung des
renziert; sie machen bis in die Detailgestal-   Fassadenmaterials weitergeführt. Während
tung das übergreifende Prinzip von Kohä-        nach Außen zum Platz die Synagoge mit
renz und Autonomie sichtbar: unbehandelte,      einer Felsverschalung bekleidet ist, sind die
archaische Krustenplatten sind dem Synago-      Fassaden im Innenhof mit geschliffenen
gensockel vorbehalten und geben ihm ein         Natursteinplatten eingekleidet.
plastisches Relief, die geschliffenen Platten
der Museumsfassade unterstützen die Prä-        Das durchgehende Prinzip dieser Arbeit
zision des Kubus, gestockte und gesägte         bleibt die Autonomie und Verwobenheit,
Platten in unterschiedlicher Rauhigkeit         die hier durch die Differenzierung der Ober-
reflektieren Licht und Schatten auf den         flächen zum Ausdruck kommt.
Fassaden rund um Innenhöfe und Dach-            Die Detaillierung der Natursteinfassaden
gärten des Gemeindehauses.                      aus Travertin entspricht dem abstrakten
                                                Gedanken der Fassade. Die einzelnen
                                                Details sind konsequent auf die jeweiligen
Jurybewertung                                   Bekleidungen abgestimmt und unterstützen
                                                das ehrgeizige architektonische Ziel.
Das Jüdische Zentrum am Jakobsplatz muss
in seiner Komplexität und Vielschichtigkeit     Insgesamt ist die Arbeit auch besonders vor
betrachtet werden. Die Stärke der Arbeit        dem Hintergrund der historischen Be-
liegt in ihrem Gesamtkonzept. Der Grund-        deutung ein herausragender Beitrag zum
gedanke der Verfasser das Jüdische Zentrum      Deutschen Naturstein-Preis.
selbstverständlich mit der Stadtstruktur zu

                                                           Deutscher Naturstein-Preis 2007
Maritim Kongresshotel
              Berlin-Tiergarten
Anerkennung
Besondere

                      Projektbeschreibung                           Umfeld stellt dabei die Besonderheit des
                                                                    Ortes dar.
                      In unmittelbarer Nähe zum Kulturforum         Der Hotelneubau fügt sich als ordnendes
                      und Potsdamer Platz entstand das neue         Element in dieses Umfeld ein, indem das
                      Hotel und Kongresszentrum der Maritim-        Gebäude zusammen mit dem bestehenden
                      Gruppe an der Stauffenbergstraße im           Shellhaus des Architekten Emil Fahrenkamp
                      Berliner Bezirk Mitte-Tiergarten.             einen Block, ein Ensemble bildet.
                      Das ca. 12 000 qm große Grundstück be-
                      findet sich im so genannten „Shellhaus-       Das Hotel der Kategorie Vier-Sterne-Plus
                      Quartier“, eingebettet zwischen dem denk-     verfügt über 505 Zimmer, einen Wellness-
                      malgeschützten Shellhaus am Landwehr-         bereich mit Schwimmbad, ein Restaurant,
                      kanal, dem Verteidigungsministerium mit       eine Bar, ein Bistro mit Terrasse, rund 5 365
                      der nationalen Gedenkstätte „Bendlerblock“,   qm an individuell teilbaren Konferenz-
                      dem Wissenschaftszentrum, den Botschaften     flächen sowie eine zweigeschossige Tief-
                      und der Gemäldegalerie. Das heterogene        garage mit 478 Stellplätzen.

    12 l 13
Kennziffer: 7086
                                                                                               Maritim Kongresshotel

                                                                                               Standort:
                                                                                               Stauffenbergstraße 26
                                                                                               10785 Berlin-Tiergarten

                                                                                               Art der Nutzung:
                                                                                               Hotel- und Kongresszentrum

                                                                                               Bauherr/Bauträger:
                                                                                               Grundstücksgesellschaft Zwei
                                                                                               Stauffenbergstraße mbH
                                                                                               Grundstücksgesellschaft Drei
                                                                                               Stauffenbergstraße mbH
                                                                                               c /o Viterra Development GmbH
                                                                                               Hannoversche Straße 19
                                                                                               10115 Berlin

                                                                                               Architekt/
                                                                                               Planverfasser:
                                                                                               Jan Kleihues
                                                                                               Kleihues + Kleihues
Das einzigartige an diesem Hotel sind die       genden Zimmergeschosse mit dem so              Gesellschaft von Architekten mbH
beiden großzügigen, zweigeschossigen Ver-       genannten „Federprinzip“. Hier liegt die       Helmholtzstraße 42
anstaltungssäle, die Sitzplätze für bis zu      flächige Steinebene zurück und doppelte        10587 Berlin
5 500 Personen bieten. Trotz der enormen        horizontale Gesimsbänder stehen vor und
Baumasse von bis zu 10 Geschossen und           bilden „Federn“ aus. Die Gebäudecken           Mitarbeiter:
                                                                                               Projektleitung: Manfred Kruschwitz
oberirdisch 42 000 qm wird der Neubau           werden rechtwinklig ausgeführt.
                                                                                               Johannes Kressner, Marc Hensel,
behutsam in seine Umgebung eingefügt. In                                                       Anne Kunz, Tamara Wehrheim, Mathias
der Stauffenbergstraße werden Traufkante                                                       Frank, Alexandros Perackis, Oliver Klose,
und Bauflucht des Shellhauses aufgenom-         Jurybewertung                                  Maja Biocic, Michael Gutena,
men und weitergeführt. Ein quer zur Straße                                                     Robert Stüdemann, Veronika Weber
angeordneter Turm vermittelt zwischen           Der Neubau des Hotel- und Kongresszen-
                                                                                               Naturstein:
Neubau und Shellhaus. Zugleich markiert         trums der Maritim-Gruppe in der Stauffen-
                                                                                               Travertin, geschliffen
der Turm den Haupteingang des Hotels.           bergstraße ist ein herausragendes Beispiel
Auch in der Hitzigallee wird zunächst die       für die sensible Aufnahme und Weiterfüh-       Fotograf:
Traufkante des Shellhauses aufgenommen.         rung des „genius loci“ und die bedeutsame      Stefan Müller, Berlin
Die Fassade folgt dann in mehreren Rück-        Einfügung eines großen Bauvolumens unter
sprüngen der schräg verlaufenden Hitzig-        Wahrung des Maßstabes eines bestehenden
allee und ist im größten Bereich auf eine       Quartiers.
Höhe von 12,80 m begrenzt. Darüber lie-
gende Geschosse werden zurückgestaffelt.        Das Projekt passt sich nicht nur in das so
So wird in angemessener Weise auf die           genannte „Shellhaus-Quartier“ ein, son-
Baukörper der Gemäldegalerie und der            dern ordnet es neu und führt die hochwer-
benachbarten Wohnbebauung reagiert.             tige Architektur des Baus von Fahrenkamp
                                                überzeugend und gekonnt fort. Durch
Die Gestaltung der Natursteinfassaden           geschickte Baukörperdurchformung und
orientiert sich am hochwertigen Vorbild des     die sensible Differenzierung der Fassaden
benachbarten Shellhauses. Die plastische        wird eine außerordentlich gelungene Archi-
Ausformulierung der Fassaden erfolgt nach       tektur erreicht, die sich wohltuend inte-
zwei Prinzipien und unterstützt so die Glie-    griert, ohne „anpässlerisch-kopierend“ zu
derung des Baukörpers. Das so genannte          sein. Die gekonnte Ausformung der Fassa-
„Nutprinzip“ umschließt den Turm und die        den und ihre Differenzierung in ein „Nut-
dreigeschossige Sockelzone des Hauses. Es       und Federprinzip“ für die Sockelzone bzw.
wird aus einer vorderen, flächigen Steinebe-    Bettengeschosse zeigt in der Kombination
ne gebildet, die von horizontalen, tieferlie-   skulpturaler Plastizität, Eleganz und Dauer-
genden Nuten durchzogen wird. Die               haftigkeit die reizvollen Gliederungs- und
Gebäudeecken werden rund ausgeführt.            Gestaltungsmöglichkeiten des Materials
Einen Kontrast dazu bilden die zurücksprin-     Naturstein.

                                                           Deutscher Naturstein-Preis 2007
Main Forum (Hochhaus IG Metall)
              Frankfurt am Main
Anerkennung
Besondere

                      Projektbeschreibung                            und die inneren Funktionsabläufe bezogener
                                                                     Raum ist. An diesem Ort wird der Übergang
                      Das architektonische Thema des „Main           zwischen Horizontalität und Vertikalität
                      Forums“ (Hochhaus IG Metall) ist die Ein-      visuell erlebbar.
                      bindung eines „Hohen Hauses“ in den
                      städtischen Kontext. Hierfür dient als Leit-   Der Fassadenausbildung aus Naturstein
                      bild die europäische Stadt mit ihren sinn-     kommt hierbei eine besondere Bedeutung
                      fälligen Wege- und Platzbeziehungen im         zu. Durch die Verwendung eines roten
                      Stadtraum. Diese Entwurfsphilosophie basiert   Sandsteins (geschliffen) wird nicht nur die
                      auf den menschlichen Maßstab als wichtigs-     Konzeption des steinernen Stadtbaukörpers
                      ten Parameter. Durch die Anordnung der         umgesetzt und realisiert, sondern glei-
                      Baukörper – mit der Einfassung des Hoch-       chermaßen werden die baukulturellen,
                      hauses in die niedrige Ringbebauung – ent-     geschichtlichen Bezüge zur Stadt Frankfurt
                      stehen im Außenbereich (das Forum) und         hergestellt. Vor allem repräsentative, öffent-
                      im Innenbereich (das Atrium) signifikante      liche Gebäude sind dort mit einem Fassa-
                      Räume. Das Forum stellt einen wichtigen        denmaterial aus rotem Mainsandstein errich-
                      Bestandteil im Bezug zur Öffentlichkeit dar,   tet worden (u. a. Frankfurter Dom, Pauls-
                      während das Atrium ein auf das Gebäude         kirche).

    14 l 15
Kennziffer: 7049
                                                                                   Main Forum (Hochhaus IG Metall)

                                                                                   Standort:
                                                                                   Wilhelm-Leuschner-Straße 69–77
                                                                                   60329 Frankfurt am Main

                                                                                   Art der Nutzung:
                                                                                   Büro-, Wohn- und Geschäftshaus

                                                                                   Bauherr/Bauträger:
                                                                                   Treuhandverwaltung IGEMET GmbH
                                                                                   Wilhelm-Leuschner-Straße 83
                                                                                   60329 Frankfurt am Main

                                                                                   Architekt/
                                                                                   Planverfasser:
                                                                                   Gruber + Kleine-Kraneburg Architekten
                                                                                   Martin Gruber und
                                                                                   Prof. Helmut Kleine-Kraneburg
                                                                                   Hanauer Landstraße 135
                                                                                   60314 Frankfurt am Main

Durch die handwerkliche präzise Verarbei-                                          Mitarbeiter:
tung des Natursteins und die einheitliche                                          Tilo Blumenbach, Oliver Langer,
Farbgebung wird der architektonische,                                              Stefan Lotz
objekthafte Anspruch an das neue Hoch-
                                                                                   Naturstein:
haus der IG Metall in die Realität um-
                                                                                   Sandstein (rot)
gesetzt. Dieser Anspruch wird nicht zuletzt                                        Oberfläche geschliffen C120
auch über das Detail der „Beschriftung”
des Hochhauses verdeutlicht: in die Naturst-
einfassade als Intarsien eingravierte Wörter
und Zahlen.

Jurybewertung

Ein in sich stimmiges, skulpturales Ensemble
aus Teilen, in seiner konzeptuellen Schlüssig-
keit ungewohnt im Frankfurter Kontext
ordnet sich gleichermaßen der Skyline, wie
auch der Topologie der unmittelbaren
Umgebung unter, ja bezieht daraus im
Grunde genommen seine Kraft.

Der rötliche Mainsandstein ist hier weniger
gestalterische Eigenwilligkeit, er wird auch
nicht „zelebriert“. Vielmehr ist eine be-
scheidene Referenz an den Ort und in all
seiner Radikalität der Detaillierung ein sub-
limer Bezug zum Kontext und demzufolge
in seiner Detaillierung konsequenterweise
zurück genommen.

Es ist überraschend fest zu stellen, dass
auch ein im Ansatz abstrakter, entwurf-
licher Ansatz eine angemessene Materiali-
sierung erlaubt, wenn diese nur, auf der
Basis konzeptueller Annahmen, kohärent
durchgehalten wird.

                                                 Deutscher Naturstein-Preis 2007
Diözesanbibliothek und Verwaltungsbauten BGV
                                       Münster
Anerkennung
Besondere

    Projektbeschreibung                              thek und die beiden Verwaltungsbauten um       Rechtecken oder – um bei der Analogie zu
                                                     das Priesterseminar – die historische Ortho-   bleiben – Stirnseiten von Regalen gleich)
    Das Konzept ist eine Komposition, die den        gonalität wird von den neuen Körpern           spiegeln diese Typologie wider: die Bücher
    Raum oder vielmehr die Räume des trapez-         gleichsam vermittelnd gestützt und gehalten    werden nahezu fühlbar.
    förmigen Areals neu schafft und formt. Mit       und stärker in die Umgebung eingebunden.
    seinem östlichen Flügel bildet das Priester-     An jene berühmte romanische Anlage bei
    seminar eine T-Form; längsseitig liegt die       Pisa erinnernd, scheinen die Baukörper den
    Liebfrauenkirche Überwasser fast parallel zu     streng gegliederten Freiflächen zu entwach-
    diesem Flügel – eine orthogonale Anordnung,      sen, die wiederum von den Baukörpern erst
    die in sichtbarem Gegensatz zur umliegenden      geschaffen werden.
    Stadtstruktur steht.
                                                     Der Bibliotheksentwurf thematisiert eine
    Zu den vorhandenen Gebäuden auf dem              Ähnlichkeit mit der Typologie des Bücher-
    Grundstück bietet der Entwurf eine klare,        regals, dessen Form wiederum mit der des
    Ensemble bildende Ergänzung, die jenem           Buches verwandt ist. Weitergedacht führt
    Gegensatz entgegenwirkt. Die Lage der drei       das zur Anordnung der Zeilen, der Wörter,
    Kuben bildet unterschiedliche „Leerräume“        ja des einzelnen Buchstaben. Daraus ergibt
    – einen typischen Innenhof, einen Garten,        sich die Fassadengestaltung. Naturstein aus
    eine Gasse und einen Kreuzgang. Geradezu         der Region, ein Sandstein, und tief in der
    wie zwei Wächter positioniert sich die Biblio-   Fassade liegende Öffnungen (aufgestellten

    16 l 17
Kennziffer: 7071:
                                                                                              Diözesanbibliothek und
                                                                                              Verwaltungsbauten BGV

                                                                                              Standort:
                                                                                              Überwasserkirchplatz 3
                                                                                              48143 Münster

                                                                                              Art der Nutzung:
                                                                                              Diözesanbibliothek, Priesterseminar
                                                                                              und Verwaltungsbauten des
                                                                                              Bischöflichen Generalvikariates

                                                                                              Bauherr/Bauträger:
                                                                                              Bischöfliches Generalvikariat
                                                                                              Diözesanbaudirektor Dipl.-Ing Wendel
                                                                                              Spiekerhof 27
                                                                                              41843 Münster

                                                                                              Architekt/
                                                                                              Planverfasser:
                                                                                              Max Dudler, Architekt
                                               den differenziert und aufwendig gestalteten    Oranienplatz 4
                                                                                              10999 Berlin
                                               Fassaden der Altbauten die Neubaufassaden
                                               – transformatorisch abgeleitet aus dem         Mitarbeiter:
                                               Bücherregal – bewusst gleichförmig ge-         Projektleitung: Bernhard Moeller
                                               staltet und immer im selben Gleichmaß          Mitarbeit Wettbewerb: Anja Massler,
                                               wiederholt gegenüber. Gerade durch diese       Phil Peterson, Susanne Raupach
                                               Reduktion entsteht im repititorischen Dialog   Mitarbeit Planung: Simone Boldrin,
                                               anstelle von Einfachheit eben jene Stärke,     Julia Dahlhaus, Britta Fritze,
                                                                                              Christian Moeller, Sebastian von Oppen,
                                               Komplexität und Erhabenheit, die die hohe
                                                                                              Ines Schenke, Nicole Schottkowski
                                               Qualität des Projektes auszeichnet. Im
                                               Ergebnis entsteht aus dem Wechselspiel         Naturstein:
                                               von Altem und Neuem, Vorder- und Hinter-       Sandstein
                                               grund, Durch- und Einblicken aufgrund
                                               desselben Materials ein einheitliches, ein-    Fotograf:
                                                                                              Stefan Müller, Berlin
                                               zigartiges steinernes Ganzes – eine zu Stein
                                               gewordene Metapher für Buch- und Stadt-
                                               kultur im gleichen Maße.
Jurybewertung

Ein Stück Stadt aus Stein – Münster. In-
mitten neoromanischer Monumente erhe-
ben sich die Erweiterungsbauten von Max
Dudler für das Generalvikariat nebst Diöze-
sanbibliothek. Die drei neuen Gebäude-
quader aus gelb schimmernden Sandstein
komplettieren dabei nicht nur die bereits
bestehenden Gebäude sondern auch – und
das in beeindruckender Weise – den um-
liegenden Stadtraum. Dass diese Stücke,
scheinbar auf ein Minimum formaler
Expression reduzierter Architektur, dabei in
besonders hohem Maße das Bestehende
integrieren sowie gleichermaßen selbst in
das Bestehende integriert werden, ist zum
einem der städtebaulichen Disposition, zum
anderen dem verwendeten ortsüblichen
Fassadenmaterial geschuldet. Dabei stehen

                                                          Deutscher Naturstein-Preis 2007
Granitzentrum Bayerischer Wald
             Hauzenberg
Erwähnung
Lobende

                      Projektbeschreibung                            Oberfläche. Vom Blocklager zu den gebro-
                                                                     chenen Steinquadern bis hin zu feinst
                      Hauzenberg im „steinreichen“ Bayerischen       polierten Oberflächen wird das Material
                      Wald war über Jahrhunderte ein euro-           Granit massiv verwendet. Alle weiteren
                      päisches Zentrum der Granitgewinnung           beim Museumsbau verwendeten Materia-
                      und -verarbeitung; großartige Kulturdenk-      lien entwickeln ihre Ästhetik aus den seit
                      male entstanden.                               Jahrhunderten in Steinbrüchen vorhande-
                      In den „Steinwelten“, eine Art Museum für      nen Materialien – verwittertes Eichenholz,
                      Erdgeschichte und regionale Wirtschafts-       Granit und roher Stahl. Alle gegossenen
                      und Sozialgeschichte, wird sowohl das          Betonteile wurden mit Graphitstaub
                      Wesen des Granits – dieses „kalten Bluts       beschichtet, da der „verwandte Boden-
                      der Erde“ – dargestellt als auch die lange     schatz“ Graphit (Graphitbergwerk Kropf-
                      Tradition der Steinhauerei gewürdigt.          mühl, 5 km von Hauzenberg entfernt) die
                                                                     Anmutung und Ausstrahlung der Innenräu-
                      Die fächerförmige Anordnung der Gebäude        me mit seinem einzigartigen Glanz enorm
                      als gebaute Fortsetzung der natürlichen        bereichert.
                      Felsformation soll als zeichenhafte Land-
                      marke wirken. Der eingeschossige, mehr-        Die Erschließung erfolgt entlang der nörd-
                      fach gestaffelte Baukörper umschließt im       lichen Wände, die den Besucher selbstver-
                      Westen den vorhandenen Steinbruchsee           ständlich in das Museum leiten.
                      und wirkt durch seine mauerhafte Körper-       Der Eingang ist durch die Stellung der
                      lichkeit sehr präsent. Die architektonische    Gebäudeteile eindeutig definiert und soll
                      Idee lebt von der Integration des Gebäudes     durch seine architektonische Ausbildung
                      in die einzigartige, massive Steinbruchland-   den Eintritt in den „gebauten Stein“ sym-
                      schaft direkt am Ortseingang der Stadt         bolisieren. Selbstverständlich ist die Wege-
                      Hauzenberg.                                    führung durch das Gebäude: der zurückge-
                      Die Materialität des Museums entwickelt        zogene Eingang, der schlanke Aufstieg zum
                      sich aus der Thematik der Gewinnung des        Granitrundweg und die großzügige, tiefer-
                      Granits im Steinbruch bis zur veredelten       liegende Glasfassade (Kristall) zum histori-

   18 l 19
Kennziffer: 7002
                                                                                               Granitzentrum Bayerischer Wald

                                                                                               Standort:
                                                                                               Schachet (Steinbruch)
                                                                                               Flur-Nr. 440
                                                                                               94051 Hauzenberg

                                                                                               Art der Nutzung:
                                                                                               Granitmuseum / Granitforum

                                                                                               Bauherr/Bauträger:
                                                                                               Stadt Hauzenberg und
                                                                                               Landratsamt Passau
                                                Jurybewertung                                  1. Bgm. B. Zechmann
                                                                                               Landrat H. Dorfner
                                                                                               Schulstraße 2–4
                                                Der Neubau des Granitzentrums Bayeri-
                                                                                               94051 Hauzenberg
                                                scher Wald beantwortet die Herausforde-
                                                rung der besonderen Aufgabenstellung, in       Architekt/
                                                einer Steinbruchlandschaft ein thematisch      Planverfasser:
                                                entsprechendes Museum zu entwickeln mit        Brückner & Brückner Architekten BDA
                                                einer architektonischen Lösung, die dem        Franz-Böhm-Gasse 2
                                                                                               95643 Tirschenreuth
                                                Material Granit die Möglichkeit bietet, sich
                                                in seinen vielfältigen Anwendungsformen        Mitarbeiter:
                                                zu präsentieren.                               Robert Reith, Norbert Ritzer (Wettbe-
                                                                                               werb), Rudi Völkl, Wolfgang Herrmann,
                                                Die Einfügung des Gebäudes in die Topo-        Stefan Dostler
                                                graphie begründet sich aus den gegebenen
                                                                                               Naturstein:
                                                Felsformationen und lässt den Eindruck der
                                                                                               Bayerwald Granite
schen Freigelände (Schausteinbruch der          gewachsenen Form zu.
Jahrhundertwende) sind in besonderer
Weise auf Erlebnis ausgerichtet.                Über die an der Wasserkante des Stein-
Die Innenräume (drei Steine und ein Kristall)   bruchsees gesetzte großflächige Verglasung
folgen den natürlichen Felsschichtungen,        öffnet sich das Gebäude gezielt nach außen
der Topografie im Steinbruch und leben          und interpretiert im Dialog mit den massiv
vom Spannungsfeld zwischen Dunklem und          bekleideten Gebäudeteilen den Gedanken
Hellem bzw. introvertierten und extrover-       von Stein und Kristall.
tierten Räumen. Die Dauerausstellung nahe
am Wasserspiegel des Sees mit bühnenhaf-        Die Verwendung verschiedenster Granit-
ter Wirkung in der Kulisse der Felswände        qualitäten und die Präzision der Detailaus-
bildet das zentrale Gelenk im Gebäude-          führung zeigen die Leistungsfähigkeit und
komplex. Das Leitbild „Wie ein Fels“ lebt       Schönheit des Materials auf und setzen es
konsequent aus der Materialität des Ortes       an diesem Ort in Bezug zu Entstehungs-
und atmet das Wesen des Steins.                 geschichte und Verarbeitungstechniken.

                                                           Deutscher Naturstein-Preis 2007
Frauenkirche
                                    Dresden
Erwähnung
Lobende

   Projektbeschreibung                            Sandstein neu errichtet und mit den Ruinen-    Pfeilern umsäumt, die sich über weit-
                                                  resten sowie steinernen Funden zu einem        spannende Gewölbebögen in der raumab-
   Der originalgetreue Wiederaufbau der am        Ganzen verschmolzen.                           schließenden Innenkuppel vereinen. Darüber
   13. Februar 1945 bis auf die Grundmauern                                                      baut sich die mächtige Hauptkuppel auf,
   zerstörten Frauenkirche, der „Steinernen       Der Grundgedanke des Erbauers George           die bereits von den Zeitgenossen George
   Glocke“, eines der einstmals schönsten         Bährs war es, einen Kirchbau zu schaffen, in   Bährs bewundert wurde. Diese zu allen
   städtebaulichen Kunstwerke der Welt, war       dem die Verkündigung des geistlichen           Zeiten vielgerühmte Architektur der Frauen-
   ein spannendes Architekturabenteuer der        Wortes im Mittelpunkt steht. Auf einer         kirche bezieht ihren Rang durch die Klarheit
   Gegenwart.                                     Grundfläche von 45 x 45 m erhebt sich der      der Steinkonstruktionen und die Ausfüh-
                                                  Zentralbau inmitten eines engbebauten          rung in allen tragenden Bauteilen mit dem
   Die gewaltige Pfeiler- und Kuppelarchitektur   städtischen Gefüges auf dem historischen       Naturbaustoff Sandstein aus der einhei-
   ist architektonisch und statisch als massive   Dresdner Neumarkt. Der Gottesdienstraum        mischen Region.
   Natursteinkonstruktion aus sächsischem         mit fünf Emporen wird von acht schlanken

   20 l 21
Kennziffer: 7019
                                                                                              Frauenkirche Dresden

                                                                                              Standort:
                                                                                              Dresden – Neumarkt

                                                                                              Art der Nutzung:
                                                                                              geistliche und kulturelle Nutzung
                                                                                              als Ev.-Luth. Kirche

                                                                                              Bauherr/Bauträger:
                                                                                              Stiftung Frauenkirche Dresden
                                                                                              Dr.-Ing. E. h. Eberhard Burger
                                                                                              Dipl.-Ing. Arch. Thomas Gottschlich
                                                                                              Dipl.-Ing. Andreas Wycislok
                                                                                              An der Frauenkirche 12
                                                                                              01067 Dresden

                                                                                              Architekt/
                                                                                              Planverfasser:
                                                                                              IPRO DRESDEN
Die Architekturplanung des Wiederaufbaus       Bei der Errichtung der Frauenkirche ist das    Büro BÖHME + SCHÖNFELD
folgte in der äußeren Form, der Konstruk-      technische und handwerkliche Know-how          Dipl.-Ing. Arch. Christoph Frenzel
                                                                                              Dipl.-Ing. Arch. Uwe Kind
tion bis zur künstlerischen Ausgestaltung      der regionalen Baubetriebe wirksam ge-
                                                                                              Schnorrstraße 70
dem Bährschen Original, aber unter moder-      worden. Eine beispielhafte Mitbeteiligung
                                                                                              01069 Dresden
nen bautechnischen Bedingungen und             gelang dem deutschen Natursteinhandwerk
Möglichkeiten. Die Wiederfindung und Ent-      bei der Einbeziehung ihrer Schulen für         Mitarbeiter:
wicklung der Bährschen Entwurfsidee als        Werkstücke aus der Meister- und Gesellen-      Iris Zimmermann, Christiane Westfeld,
Voraussetzung für die Neuplanung war die       ausbildung und dem praktischen Engage-         Dr. Bernd Kluge, Ulrich Schönfeld,
eigentliche herausragende architektonische     ment von zahlreichen Steinmetzinnungen,        Jörg Lauterbach, Torsten Helms,
                                                                                              Manfred Fasold, Dr. Karl-Heinz
Aufgabe. Weil die Kenntnisse eines gesamt-     Werksteinbetrieben und Dombauhütten.
                                                                                              Schützhold, Dietmar Manig, Jochen
heitlich konstruierten Massivbauwerkes aus                                                    Hähner, Jens-Christian Giese
Sandstein im heutigen industriellen Bauen
nahezu verloren gegangen sind, galt es, zu     Jurybewertung                                  Naturstein:
alten baumeisterlichen Tugenden zurück-                                                       Sächsische Sandsteine
zufinden. Bereits im Entwurf und der Aus-      Durch die Rekonstruktion der Frauenkirche
führungsplanung sind unter Mithilfe mo-        zu Dresden hat die Stadt nunmehr das Bau-
dernster Computertechniken sämtliche           werk wieder, ohne das das Stadtbild seit der
Werksteine der Fassaden und der Innen-         Zerstörung des Kolossalbaus unvollständig
räume in ihrer teils schwierigen räumlichen    erschien. Die symbolische Bedeutung des
Geometrie detailliert geplant worden. Kons-    Wiederaufbaus, der als archäologische
truktive Einbindungen und technische           Rekonstruktion unter Wiederverwendung
Verknüpfungen mit den Sandsteinkonstruk-       des alten Materials in der alten Bautechnik
tionen des Kirchraumes, der Treppenhäuser      beschrieben wird, hat nationale Dimen-
und aller tragenden Bauteile führten zu auf-   sionen, die auch die Stellung Dresdens im
wendigen Steinschnitten. Es ist gelungen,      wiedervereinten Deutschland untermauert.
selbst den hochbelasteten Bereich der
Innenpfeiler aus massivem Sandstein zu         Den größten Sandsteinbau der Welt, neben
errichten. In Verbindung mit dem histo-        dem Straßburger Münster, in seiner histori-
rischen Ausbau und den neuzeitlichen Ein-      schen Steintechnik wiederzuerrichten, stellt
bauten, beispielsweise Verglasungen und        eine beispiellose Bauaufgabe dar, deren
Beleuchtungssysteme ist der Sandsteinbau       kultureller und handwerklicher Beitrag,
durchgängig erlebbar.                          besonders für das Steinmetz- und Steinbild-
                                               hauerhandwerk, besonders wertvoll ist.

                                                          Deutscher Naturstein-Preis 2007
Leipziger Platz 1–3
             Berlin
Erwähnung
Lobende

                      Projektbeschreibung                            Hauses herum. Die Reihung aufstrebender
                                                                     Pfeiler der ungewöhnlich tiefen Fassade aus
                      Das Konzept des Wettbewerbbeitrages sah        massiven Natursteinelementen aus dem
                      auf dem großen, zusammenhängenden              grauen, porösen, in seiner Farbigkeit chan-
                      Grundstück, das den Maßstab der Parzellen      gierenden Muschelkalk verändert das
                      am Platz sprengt, vier eigenständige Häuser    Erscheinungsbild der Fassade, die je nach
                      vor. Innen wie außen erhielt jedes Gebäude     Blickwinkel offen oder verschlossen, filigran
                      seinen eigenen Charakter und seine eigene      oder massiv, ruhig oder expressiv wirken
                      Identität.                                     kann.

                      Die vertikale Gliederung des „Torhauses“       Bei dem „Stadtpalais“ (Leipziger Platz 2)
                      (Leipziger Platz 1) läuft gleichmäßig um die   verleihen die großen Fensteröffnungen mit
                      unregelmäßige geometrische Figur des           schräg eingeschnittenen Leibungen der

   22 l 23
Kennziffer: 7020
                                                                                              Leipziger Platz 1–3

                                                                                              Standort:
                                                                                              Berlin Mitte
                                                                                              Leipziger Platz 1
                                                                                              Leipziger Platz 2
                                                                                              Potsdamer Platz 9

                                                                                              Art der Nutzung:
                                                                                              Gewerbe im EG, Büro im 1.– 6. OG,
                                                                                              Wohnen im 7.– 9. OG

                                                                                              Bauherr/Bauträger:
                                                                                              Berlin Leipziger Platz Grundbesitz
                                                                                              GmbH
                                                                                              Gemeinschaftsprojekt der Württem-
                                                                                              bergischen Lebensversicherung AG /
                                                                                              Sony Berlin GmbH
                                                                                              Gutenbergstraße 30
Fassade einen ruhigen und großzügigen          Jurybewertung                                  70176 Stuttgart
Ausdruck. Der beige, geschliffene Kalkstein
unterstützt die monolithische Erscheinung      Ein Ensemble aus drei Bauteilen schließt die   Architekt/
                                                                                              Planverfasser:
der Fassade. Die unterschiedlich tief einge-   wichtige Nahtstelle zwischen Potsdamer
                                                                                              Thomas Müller und Ivan Reimann
setzten Fenster bewirken einen ständigen       und Leipziger Platz. Die drei Gebäude for-
                                                                                              Architekten mit Thorsten Glasenapp
Lichtwechsel und geben jedem der vertikalen    men ein in Materialität und Detail differen-   Kurfürstendamm 178 / 179
Abschnitte des Hauses eine andere Profilie-    ziertes Ganzes, wobei sicherlich das Eck-      10707 Berlin
rung.                                          gebäude an der Leipziger Strasse architek-
                                               tonisch aufgrund seiner zurückhaltenden,       Mitarbeiter:
Die Fassadenelemente und -materialien des      sorgfältig detaillierten Haltung gegenüber     Projektleitung: Torsten Glasenapp
                                                                                              Peter Baumgärtner, Rene Betschart,
„Geschäftshauses“ (Potsdamer Platz 9) sind     den anderen beiden heraus sticht.
                                                                                              Ankita Dwiwedi, Burkhart Green,
identisch mit dem Stadtpalais. Die unter-                                                     Uwe Krüger, Susann Kubatta,
schiedliche Volumetrie und Gestaltung der      Die souverän detaillierte Fassade aus massi-   Claus Neumann, Iva Pravecklova,
unteren Geschosse geben dem Haus aber          ven, vertikal gegliederten Profilen aus        Bettina Schneer, Katerina Skalicka,
einen anderen Ausdruck.                        Muschelkalkstein stellt einen eigenständigen   Gerrit Vetter, Jost von Frischen,
                                               Beitrag einer angemessenen Materialisierung    Michael Widmaier, Nicolas Winklmayr
                                               eines städtischen Hauses an dieser Stelle
                                                                                              Natursteine:
                                               der Stadt dar und ist insofern exemplarisch.
                                                                                              Fassade Leipziger Platz 1: Muschelkalk
                                                                                              Fassade Leipziger Platz 2 und
                                               Es wird bewusst das Risiko eingegangen,        Potsdamer Platz 9: Kalkstein
                                               drei grundlegend unterschiedliche Bauteile
                                               an diesem Ort zu formulieren; die Jury ist
                                               hier kontroverser Ansicht, ob diese konzep-
                                               tuelle Annahme in allen Teilen als gelungen
                                               betrachtet werden kann.

                                                          Deutscher Naturstein-Preis 2007
Entre Deux
                                  Maastricht, Niederlande
Erwähnung
Lobende

   Projektbeschreibung                         Zentrum von Maastricht. Das neue Entre        Die neue Bebauung am Dominikanerplein
                                               Deux stellt einerseits die Struktur einer     ist ein weiterer wichtiger Bestandteil des
   Das Einkaufszentrum Entre Deux ist das      typisch europäischen Stadt wieder her,        Entwurfs. Der kleine Platz wird im Stadt-
   Ergebnis der Transformation eines be-       interpretiert diese jedoch anderseits aus     raum wieder erfahrbar. Gleichzeitig wird
   stehenden, äußerst introvertierten Kauf-    einem zeitgemäßen Kontext.                    mit dieser Bebauung in der Helmstraat wie-
   hauses aus den 60er Jahren, in ein neues                                                  der ein adäquates Gegenüber zum Bestand
   Einkaufs- und Stadtgebiet im historischen   Kernelement des Entwurfs ist eine neue        geschaffen, das ursprüngliche Straßenprofil
                                               Fußgängerpassage, die die Spilstraat und      wieder vervollständigt.
                                               den Dominikanerplein (-platz) verbindet.      Neben der spätgotischen Dominikaner-
                                               Durch den bestehende Höhenunterschied         kirche entsteht ein weiterer kleiner Platz –
                                               entstehen zwei Zugänge, die, auf Straßen-     ein Verweis auf den früher an dieser Stelle
                                               niveau liegend, einander innerhalb der        gelegenen Hof des Klosters.
                                               neuen Struktur verzahnen und den öffent-      Parallel zu einem der ältesten Stücke der
                                               lichen Raum mittels Treppen atmosphärisch     Maastrichter Stadtmauer entsteht eine klei-
                                               inszenieren. Ein drittes darüberliegendes     ne Gasse. Über diese lässt sich ein weiterer
                                               Niveau wird durch Fahrtreppen und Aufzü-      kleiner Platz erreichen, der – auf einem
                                               ge erschlossen. Mittels der Passage werden    höheren Niveau gelegen – der Erschließung
                                               nicht nur Räume, sondern auch Typologien      von 18 neuen Wohnungen dient.
                                               verwoben: Während auf Seiten der Spilstraat   Die Wohnungen greifen typologisch ein
                                               Merkmale der Passage des 19. Jahrhunderts     weiteres Motiv der Klosterarchitektur auf,
                                               aufgegriffen werden, betritt man den Weg      den Innenhof der Klosterwohnungen – ein
                                               vom Dominikanerplein durch eine Arkade.       Platz der Ruhe in der Hektik der Innenstadt.

   24 l 25
Kennziffer: 7035
                                                                                               Entre Deux

                                                                                               Standort:
                                                                                               Maastricht, Niederlande

                                                                                               Art der Nutzung:
                                                                                               Einkaufszentrum mit Wohnungen

                                                                                               Bauherr/Bauträger:
                                                                                               Multivastgoed-Gouda
                                               Jurybewertung                                   3W Vastgoed-Maastricht

                                               Mit der Auszeichnung des Einkaufszentrums       Architekt/
                                               Entre Deux würdigt die Jury ein Projekt, das    Planverfasser:
                                                                                               Arn Meijs Architekten
                                               nicht nur beispielhaft ein bestehendes,
                                                                                               Fort Willemweg 13
                                               abgeschlossen-introvertiertes Kaufhaus der      6219 PA Maastricht
                                               70er Jahre in einen lebendigen, vielfältigen
                                               und attraktiven Stadtbaustein der Innenstadt    Mitarbeiter:
                                               Maastrichts verwandelt hat, sondern darü-       Ger Rosier, Richard Eastman,
                                               ber hinaus Naturstein zur Schaffung einer       Joost van der Veer, Wilbert Pinckaers,
                                               urbanen Atmosphäre geschickt einzusetzen        Patrick Muijrers
                                               versteht.                                       Naturstein:
                                                                                               Muschelkalk, gesandstrahlt
                                               Durch gekonnte Planung entstehen verlo-
                                               ren geglaubte Räume der Innenstadt neu,
                                               deren geschicktes Zusammenspiel, drama-
                                               turgische Inszenierung und maßgebliche
                                               Ausformung als beispielhaft für den anste-
                                               henden Umbau unserer Städte gelten kön-
                                               nen. Durch diesen „Weiterbau“ des histori-
                                               schen Zentrums gelingt die Wiedergewin-
                                               nung der Europäischen Stadt, ohne jedoch
                                               den Kontext der Gegenwart zu ignorieren.
                                               Das Projekt Entre Deux steht für den behut-
                                               samen Stadtumbau, der die Schönheit der
Der gesamte als Einkaufszentrum genutzte       alten Stadt mit modernen Erfordernissen
Gebäudeteil ist in leicht gesandstrahltem      geschickt und harmonisch verbindet und
Muschelkalk ausgeführt. Die räumliche          die Befreiung unserer Städte von den Feh-
Gliederung im Zusammenspiel mit diesem         lern der jüngeren, ausschließlich funktiona-
Material unterstreicht die Zugehörigkeit des   listisch orientierten Stadtplanung eindrucks-
Entre Deux zum historischen Stadtkern.         voll vor Augen führt.

                                                          Deutscher Naturstein-Preis 2007
Wohnhaus mit Einliegerwohnung
                                    Sondershausen
Erwähnung
Lobende

   Projektbeschreibung                            gration einer Einliegerwohnung in das Haus     familienhäusern der 60-er Jahre und dem
                                                  bei gleichzeitiger größtmöglicher Separie-     altem historischen Siedlungskern Jechaburgs.
   Eine junge Familie plante den Bau eines        rung dieser Wohnung.
   Einfamilienhauses mit einer Einliegerwoh-                                                     Der Reiz des neuen Hauses liegt vor allem in
   nung auf einem Hanggrundstück zwischen         Das Gebäude liegt an einer sowohl städte-      seiner Lage, die Bezüge zur Landschaft viel-
   Streuobstwiesen in Jechaburg, einem Ortsteil   baulichen als auch funktionellen Bruchstelle   fältig und unmittelbar erlaubt. Nach Süden
   von Sondershausen in Thüringen.                innerhalb des Siedlungsgefüges. Es stellte     bietet sich ein wundervoller Blick über die
   Das Raumprogramm wurde durch die               funktionell an dieser Stelle eine Besonder-    Thüringer Hügellandschaft.
   Bauherren exakt definiert, auch gab es         heit in einer ansonsten reinen Wohnbe-
   genaue Vorstellung zu bestimmten innen-        bauung dar, stadträumlich definiert dieser     Der neue Baukörper hat eine gelassene
   räumlichen Wirkungen.                          Baukörper den Übergang zwischen sich den       natürliche Wirkung. Er fügt sich maßstäblich
   Eine wesentliche Forderung war die Inte-       Hang hinaufstaffelnden genormten Ein-          in die Umgebung ein. Übereinanderge-
                                                                                                 schichtete „Steine“ in der Hügellandschaft,
                                                                                                 meisterhaft konstruiert, handwerklich präzise
                                                                                                 gearbeitet, lehnen sich an den Berghang
                                                                                                 und verzahnen sich über Gartenmauern mit
                                                                                                 Natur und Landschaft.
                                                                                                 Vorstädtische Ländlichkeit, sinnliche Material-
                                                                                                 präsenz und die offen ersichtliche Direktheit
                                                                                                 im konstruktiven Aufbau sind als erklärte
                                                                                                 Entwurfsziele erlebbar.
                                                                                                 Einzig der eingeschossige Glaskubus durch-
                                                                                                 stößt im Erdgeschoss die ansonsten parallel
                                                                                                 zum Hang geschichteten steinernen Kuben.
                                                                                                 Das Haus hat eine strenge geometrische,
                                                                                                 innenräumliche Ordnung, die durch die
                                                                                                 Funktionen und die Öffnungen zur umge-
                                                                                                 benden Landschaft bestimmt wird.

   26 l 27
Kennziffer: 7040
                                                                                                Wohnhaus mit Einliegerwohnung

                                                                                                Standort:
                                                                                                Sondershausen

                                                                                                Art der Nutzung:
                                                                                                Wohnen

                                                                                                Bauherr/Bauträger:
                                                                                                privater Bauherr

                                                                                                Architekt/
                                                                                                Planverfasser:
                                                                                                Schettler & Wittenberg Architekten
                                                                                                Schillerstraße 14
                                                                                                99423 Weimar

                                                                                                Mitarbeiter:
                                                                                                Jörg Kopprasch

                                                                                                Natursteine:
                                                                                                Kalkstein
                                                                                                Travertin
                                                Jurybewertung

                                                Zwischen historischem Ort, Siedlungsstruktur
                                                und Landschaft zu vermitteln und gleich-
                                                zeitig Eigenständigkeit zu beweisen, ist eine
                                                besondere Leistung dieser Arbeit.
                                                Die Maßstäblichkeit der vorhandenen Sied-
                                                lungshäuser und die Landschaftselemente
Freibereiche mit sehr unterschiedlichen         tragen zu den Entwurfsprinzipien der Ver-
Qualitäten ermöglichen auf sehr spezielle       fasser bei.
Weise in diesem Haus das Leben mit der
Sonne und der Landschaft.                       Das Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung
                                                erscheint wie eine Gebäudeskulptur am
Über die in den Stein geschnittenen Öff-        Hang. Das Volumen lässt sich wiederum in
nungen zeigen die Fassaden die Inneren          einzelne „Quader” auflösen, die in ihrer
Funktionen. Der großzügig verglaste Wohn-       Maßstäblichkeit den Maßstäben des Ortes
raum wird zum Gartenzimmer und macht            entsprechen.
den Naturstein im Inneren erlebbar.             Die Hanglage und die Himmelsrichtungen
                                                werden konsequent in dem architektoni-
Der komplette Baukörper ist mit einem hel-      schen Konzept übersetzt. Durch das Model-
len, sägerauen Travertin bekleidet, inklusive   lieren des Volumens werden individuelle
der Fensterbänke und Attika, so dass das        Innen- und Außenräume gebildet.
Gebäude monolithisch, skulptural wirkt.
Elegant und edel ist der Stein trotz phy-       Die skulpturale Wirkung wird durch die
sischer Härte und durch seine weiche Zeich-     konsequente Umsetzung der Naturstein-
nung unglaublich sinnlich.                      fassade unterstützt. Passend zum Ort und
Die Steine bekleiden umlaufend, gleich blei-    zur Landschaft erscheinen die Wahl des hel-
bend die Baukörper in Bändern. Die tragende     len Travertin und die Proportion der einzel-
Betonstruktur mit Stürzen, Vordächern und       nen Steinformate.
eingeschnittenen Loggien wurde so auf die       Entsprechend dem übergeordneten Bild
gesamte Fugenausbildung abgestimmt.             „Stein in der Landschaft” sind die Fassa-
Die natürliche Materialpräsenz des Steines      dendetails (Attika und Fensterbänke) ausge-
setzt sich im Inneren fort. So sind Wände       bildet.
und Böden der Bäder und Eingangsbereiche        Die Qualität der Arbeit liegt in der konzep-
mit gespaltenem bruchrauen Kalkstein            tionellen Gesamtheit bis zur Konsequenz
belegt.                                         der Fassadenumsetzung.

                                                           Deutscher Naturstein-Preis 2007
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