Die Physiotherapeutin/ Der Physiotherapeut - Kompetenzprofil physioaustria
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
PHY Kompetenzprofil2017 Deutsch.qxp_RZ 05.09.17 17:54 Seite 1 physioaustria Die Physiotherapeutin/ Der Physiotherapeut Kompetenzprofil
PHY Kompetenzprofil2017 Deutsch.qxp_RZ 05.09.17 17:54 Seite 2 Seite 2 IMPRESSUM HERAUSGEBER Physio Austria AUTORiNNEN Mag. Dr. Ursula Eckler Barbara Gödl-Purrer, MSc Emalie Hurkmans, PhD Emil Igelsböck, MAS Mag. Claudia Wiederin REDAKTIONELLE BEARBEITUNG Mag. Nicole Muzar Wien, Jänner 2016 aktualisiert Juni 2017
PHY Kompetenzprofil2017 Deutsch.qxp_RZ 05.09.17 17:54 Seite 3 Physio Austria | Kompetenzprofil Seite 3 I N HALT S V E R Z E I C H N I S 4 Abbildungsverzeichnis 4 Abkürzungsverzeichnis 1 5 Einleitung 2 6 Der Beruf der Physiotherapeutin/des Physiotherapeuten 7 2.1 Berufsbild Physiotherapie 7 2.2 Ein Beruf im Wandel 3 8 Entwicklung des Kompetenzprofils und der Learning Outcomes 8 3.1 Begriffsbestimmungen 8 3.1.1 Begriffsverständnis Kompetenzprofil – Qualifikationsprofil 8 3.1.2 EQF und EQR 8 3.1.3 evidenzbasiert 8 3.1.4 interdisziplinär 8 3.1.5 intraprofessionell 8 3.1.6 multiprofessionell 10 3.2 Qualifikationsprofil 11 3.3 Erarbeitungsprozess 11 3.3.1 Definition der Ebenen und Rollen 11 3.3.2 Erstellung des Kompetenzprofils 11 3.3.3 Erarbeitung der Learning Outcomes 4 12 Ergebnisse 12 4.1 Rollenbeschreibung der Physiotherapeutin/ des Physiotherapeuten 12 4.2 Kompetenzen und Learning Outcomes 5 21 Conclusio 22 Literatur und Quellen
PHY Kompetenzprofil2017 Deutsch.qxp_RZ 05.09.17 17:54 Seite 4 Seite 4 ABBILDUNGSVERZEICHNIS ABBILDUNG 1 Begriffsverständnis Kompetenz – Qualifikation ABBILDUNG 2 Bausteine eines persönlichen Qualifikationsprofils, Eckler 2015 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS BMG Bundesministerium für Gesundheit EC European Commission ENPHE European Network of Physiotherapy in Higher Education EQF European Qualifications Framework EQR Europäischer Qualifikationsrahmen (für Lebenslanges Lernen) ER-WCPT European Region of the World Confederation for Physical Therapy ESCO European Skills, Competences, Qualifications and Occupations EU Europäische Union FH Fachhochschule/n FH-MTD-AV FH-MTD-Ausbildungsverordnung MTD gehobene medizinisch-technische Dienste PHC Primary Health Care
PHY Kompetenzprofil2017 Deutsch.qxp_RZ 05.09.17 17:54 Seite 5 Physio Austria | Kompetenzprofil Seite 5 1 Einleitung Der Beruf der Physiotherapeutin/des Physiotherapeuten ist fixer Bestandteil einer modernen qualitätsvollen Gesundheitsversorgung. Um den sich verändernden und auch zukünftigen Herausforderungen zu begegnen und dauerhaft eine Patienten- und Patientinnenversorgung auf hohem Qualitätsniveau zu gewährleisten, war – auch vor dem Hintergrund der Gesundheitsreform – eine Auseinandersetzung mit den dafür erforderlichen Kompetenzen und sich daraus ableitenden Lernergeb- nissen, in Folge als Learning Outcomes bezeichnet, wichtige Voraussetzung und ein wesentlicher Schritt. Die vorliegende Publikation präsentiert das aktuelle Kompetenzprofil von Physiotherapeutinnen und Physio- therapeuten einschließlich der sich daraus ableitenden Learning Outcomes. Die Entwicklung des Kompetenz- profils in Österreich erfolgte dabei in engem Kontext zu den Bestrebungen innerhalb der Europäischen Union (EU), Kompetenzprofile vergleichbar zu machen und damit Mobilität zu fördern. Unter Bezugnahme zu parallel laufenden Entwicklungen in Europa wurde das Kompe- tenzprofil in Österreich im Gleichklang mit gesundheits- politischen Entwicklungen und hochschulischen Trends auf europäischer Ebene erstellt. Ergänzend wird das aktuell gültige Berufsbild im Kontext der gesundheits- und berufspolitischen Entwicklungen dargestellt.
PHY Kompetenzprofil2017 Deutsch.qxp_RZ 05.09.17 17:54 Seite 6 Seite 6 2 Der Beruf der Physiotherapeutin/ des Physiotherapeuten Der Beruf der Physiotherapeutin/des Physiotherapeuten ist ein vielfältiger und verantwortungsvoller, der durch den Wandel der Gesellschaft, der Gesundheitspolitik aber auch des technischen Fortschrittes und wissen- schaft- licher Entwicklungen selbst einem ständigen Wandel unterliegt und zukünftige Entwicklungen vorausschauend berücksichtigen muss. Im Folgenden wird das aktuelle Berufsbild umrissen und Themen, die den Beruf in der Zukunft bewegen, skizziert.
PHY Kompetenzprofil2017 Deutsch.qxp_RZ 05.09.17 17:54 Seite 7 Physio Austria | Kompetenzprofil Seite 7 2.1 Berufsbild Physiotherapie 2.2 Ein Beruf im Wandel Der Beruf der Physiotherapie hat die Förderung, Ent- Im Zuge der ständig wachsenden medizinischen und wicklung, Erhaltung und Wiedererlangung von Bewe- physiotherapeutischen Erkenntnisse und Herausforde- gungsfähigkeit des Individuums zum zentralen Inhalt. rungen sowie den Entwicklungen in der Gesellschaft Dies umfasst Aufgaben zur Erhaltung und Förderung von inkl. der Demographie, der Gesundheitslandschaft und Gesundheit, von gesundheitsförderlichen Umwelten und -politik entwickelt sich auch die Physiotherapie ständig zur Entwicklung gesundheitsfördernder Maßnahmen und weiter. Neue Technologien, E-Health und wissenschaft- Projekte. Die Physiotherapie wirkt auf den Menschen in liche Erkenntnisse ziehen zunehmend in den Berufsalltag seiner Gesamtheit über die Wechselwirkung zwischen ein. Die Änderung der Rahmenbedingungen der Berufs- Bewegungssystem, Organfunktion, kognitiver Ebene und ausübung stellt den Beruf nicht nur vor Herausforderun- der Erlebens- und Verhaltensebene. Zentraler Aufgaben- gen sondern eröffnet neue Chancen. Die Spezialisierung, bereich der Physiotherapie ist die Bewegungsfähigkeit neue Berufsfelder und Karrierepfade sind in Etablierung als Ergebnis von bestmöglicher Funktionsfähigkeit begriffen. des Bewegungssystems und des Organsystems, unter Berücksichtigung der Bewegungsentwicklung und –kon- Die Gesundheitslandschaft in Österreich dreht sich trolle, sowie von Erleben und Verhalten und der funktio- aktuell ganz zentral um die Gesundheitsreform. Ein nellen und neurologischen Zusammenhänge. wesentlicher Eckpunkt der Gesundheitsreform ist die Stärkung der Primärversorgung und Etablierung von Dies erfolgt unter Berücksichtigung des salutogeneti- Primary Health Care (PHC) Modellen. In dieser neuen schen Gesundheitsparadigmas auf Basis wissenschaft- Struktur sind PhysiotherapeutInnen fester Bestandteil. lich fundierter Wirkweisen und Erkenntnisse sowohl unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungen und In diesem Zusammenhang stellt sich das Erfordernis, Erkenntnisse der Physiotherapie als auch von Bezugs- die Kompetenzen und Qualifikation einer Physiotherapeu- wissenschaften wie insbesondere der Naturwissenschaft, tin/eines Physiotherapeuten für die Primärversorgung, Humanmedizin, Pädagogik, Psychologie, Soziologie und für die Sekundärversorgung und für den tertiären Bereich Public Health. zu definieren. Auch die Auseinandersetzung mit der Thematik der Physiotherapeutin/des Physiotherapeuten Der Beruf der Physiotherapeutin/des Physiotherapeuten als »best point of service« und einer möglichen Selbst- umfasst alle berufsspezifischen Maßnahmen im Rahmen zuweisung der Patientinnen und Patienten (bzw. eines des Physiotherapeutischen Prozesses, wie insbesondere Direct Access) zur Physiotherapie stellen einflussge- die Anamnese, Untersuchung, Analyse, Erstellung der bende Faktoren dar. Ein Erfolgsfaktor für PHC, wie allge- physiotherapeutischen Diagnose, Planung, Durchführung mein für eine optimale Betreuung von Patientinnen und und Evaluation aller physiotherapeutischen Maßnahmen Patienten, ist dabei die multiprofessionelle Zusammen- in der Gesundheitsförderung und -Beratung, Prävention, arbeit und Transparenz der unterschiedlichen Kompeten- Rehabilitation, Kuration und Palliation in Bezug auf zen aller im Team miteinander agierenden Professionen. Personen aller Altersstufen und Gruppen im intra- und extramuralen Bereich sowie der primären, sekundären, Themen wie Gesundheitskompetenz stärken und bewe- tertiären Gesundheitsversorgung im Bereich der Human- gungsförderliche Umwelten schaffen sind weitere In- medizin, der Wissenschaft, Forschung und Industrie halte, die unmittelbar in den Kompetenzbereich der sowie die Evaluation gesundheitsbezogener Rahmen- Physio- bedingungen. therapie reichen. Die Tätigkeit beinhaltet auch die Erstellung von fach- einschlägigen Gutachten und die Sachverständigen- tätigkeit. Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen sind, nach Maßgabe der entsprechenden Berufsgesetze berechtigt, Tätigkeiten weiter auf andere Gesundheits- berufe zu übertragen und die Aufsicht über deren Durch- führung wahrzunehmen. Dies betrifft insbesondere die Aufsicht über Trainingstherapeuten und Trainingsthera- peutinnen, Medizinische Masseur und Masseurinnen, Heilmasseure und Heilmasseurinnen sowie über Studie- rende der Physiotherapie und über Auszubildende anderer Gesundheitsberufe.
PHY Kompetenzprofil2017 Deutsch.qxp_RZ 05.09.17 17:54 Seite 8 Seite 8 3 Entwicklung des Kompetenzprofils und der Learning Outcomes 3.1 Begriffsbestimmungen Mit dem Ziel, eine klare, transparente und zukunfts- Die Formulierungen der Arbeitsgruppe basieren auf gerichtete Darstellung des Portfolios »Physiotherapie nachstehendem Begriffsverständnis. 2020« im Kontext internationaler Berufsentwicklung zu entwerfen, beauftragte das Präsidium von Physio 3.1.1 Begriffsverständnis Kompetenzprofil – Austria das fachliche Netzwerk Hochschulbildung Qualifikationsprofil mit der Entwicklung eines Kompetenzprofils mit daraus Die Begriffe Kompetenz, Kompetenzprofil und abgeleiteten Learning Outcomes. Qualifikationsprofil werden in der Literatur uneinheitlich definiert und wenig trennscharf angewendet. Die in Das fachliche Netzwerk Hochschulbildung besteht Abbildung 1 (siehe Seite 9) angeführten Definitionen aus den Studiengangsleitungen aller österreichischen dienen zur Klärung des dem vorliegenden Dokumentes Fachhochschulstudiengänge für Physiotherapie sowie zugrunde liegenden Begriffsverständnisses der jenen Personen, die die österreichischen Fachhoch- Autorinnen und des Autors. schulstudiengänge in den internationalen Netzwerken ER-WCPT und ENPHE vertreten, und verfolgt das Ziel, 3.1.2 EQF und EQR die Physiotherapieausbildung in Österreich im Einklang Der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) wurde von mit europäischen Entwicklungen weiterzuentwickeln, der EU definiert als European Qualification Framework österreichweit abgestimmte Physiotherapiestudien- (EQF) und dann in den Landessprachen herausgegeben – programme zu gewährleisten und damit die Ausbildung in Österreich EQR. Die in diesem Dokument verwendeten professioneller und kompetenter Physiotherapeutinnen Level wurden analog zum Europäischen Qualifikations- und Physiotherapeuten zu unterstützen. rahmen der EU definiert. Dementsprechend wurde das vorliegende Kompetenz- 3.1.3 evidenzbasiert profil in einem alle österreichischen Fachhochschul- bezugnehmend auf/begründet durch die aktuelle studiengänge für Physiotherapie integrierenden Prozess Evidenzlage (Integration individueller klinischer Expertise erarbeitet, abgestimmt und als Grundlage für die öster- in der Auseinandersetzung mit der besten verfügbaren reichweite Studienplangestaltungen verabschiedet. externen Evidenz aus systematischer Forschung) 3.1.4 interdisziplinär einen Zusammenhang zwischen einzelnen Disziplinen/Fachrichtungen herstellend, Teilaspekte verschiedener Disziplinen/Fachrichtungen zusammen- führend, Lösungsansätze aus der Zusammenführung von Teilaspekten entwickelnd 3.1.5 intraprofessionell die eigene Profession betreffend, innerhalb der eigenen Profession 3.1.6 multiprofessionell Mitglieder verschiedener Professionen betreffend, Arbeitsweise durch additive Synthese der Expertise von den beteiligten Disziplinen/Professionen gekennzeich- net, profitierend von der Fokussierung auf Teilbereiche
PHY Kompetenzprofil2017 Deutsch.qxp_RZ 05.09.17 17:54 Seite 9 Physio Austria | Kompetenzprofil Seite 9 ABBILDUNG 1: Begriffsverständnis Kompetenz – Qualifikation KOMPETENZ IST … QUALIFIKATION IST … … die Fähigkeit und Bereitschaft … die Summe der im Bildungs- etwas zu tun, umfasst aber prozess erworbenen Fähigkeiten, auch die Zuständigkeit dafür Fertigkeiten, Kenntnisse und Verhaltensmuster … die koordinierte Anwendung verschiedener Einzelleistungen … situationsbezogen, im Kontext … die Voraussetzung für die verschiedener Aufgaben und Erfüllung von Anforderungen Anforderungen abrufbar in bestimmten Funktionen Kompetenzen verknüpfen Wissen und Können (Fähigkeiten und Qualifikation wird in der Gesamtheit Fertigkeiten) zu Handlungsfähigkeit. der gezeigten Learning Outcomes abgebildet und ist in ihren Teil- dimensionen überprüfbar. Kompetenzen entziehen sich der direkten Beobachtung. Das Kompetenzprofil beschreibt Das Qualifikationsprofil beschreibt Tätigkeiten in einer bestimmten überprüfbare Leistungsdimensionen Funktion/Rolle und Aktivitäten, (Learning Outcomes), die der die erforderlich sind, um diese Absolvent/die Absolventin eines Tätigkeiten zielorientiert durch- definierten Bildungsprozesses zeigt. führen zu können.
PHY Kompetenzprofil2017 Deutsch.qxp_RZ 05.09.17 17:54 Seite 10 Seite 10 3.2 Qualifikationsprofil Ausgehend davon, dass das Qualifikationsprofil die zu einem definierten Zeitpunkt (Ende eines Bildungsprozes- ses, Abschluss einer Ausbildung) messbaren Learning Outcomes umfasst, wird an dieser Stelle noch auf die Bedeutung des Qualifikations- und Kompetenzprofils für die Entwicklung von Hochschulcurricula der Studien- gänge Physiotherapie hingewiesen: Während das Kompetenzprofil richtungsweisend für den Prozess der beruflichen Erstqualifikation ist, bildet das Qualifikationsprofil die Summe aller bis zum Abschluss erworbenen Learning Outcomes ab. Learning Outcomes, die der Kernkompetenz/Rolle Experte/Expertin zuarbei- ten, werden vollständig im hochschulischen Bildungs- prozess innerhalb des Studiengangs erworben. Learning Outcomes die auf jene Rollen abzielen, die sich auch mulitprofessionell vergleichbar zeigen, (z.B. Kommunikator/Kommunikatorin, Manager/Managerin, Teamworker/Teamworkerin) können teilweise auch außerhalb des hochschulischen Rahmens eines Studien- ganges erworben werden. Diese Learning Outcomes werden durch die vorberufliche Bildung vorbereitet bzw. auch ergänzend im nonformalen Bildungsprozess erworben. Die Sicherstellung des gesamten Qualifikationsprofils in all seinen Dimensionen erfolgt aber durch die qualifi- zierende Bildungseinrichtung, also zum Abschluss des Physiotherapie-Studiums an der jeweiligen Hochschule. Damit liegt auch die Verantwortung für die Verleihung der Berufsberechtigung in Form des Studienabschlusses beim Studiengang. Dieses Modell der Bausteine eines persönlichen Qualifi- kationsprofils, das der individuellen Bildungsbiographie eines Absolventen/einer Absolventin entstammt, ist analog auf die berufliche Höherqualifizierung anwendbar (s. Abbildung 2, Eckler 2015, Seite 11). Überprüft werden wie in der beruflichen Erstqualifikation die Learning Outcomes unabhängig davon, aus welchen Bausteinen des individuellen Bildungsprozesses sie be- gründet werden. Die Verantwortung für die Sicherstellung des Qualifikationsprofils zum Zeitpunkt eines Studium- abschlusses liegt auch hier in der Bildungsinstitution, die den akademischen Grad verleiht.
PHY Kompetenzprofil2017 Deutsch.qxp_RZ 05.09.17 17:54 Seite 11 Physio Austria | Kompetenzprofil Seite 11 ABBILDUNG 2: Bausteine eines persönlichen Qualifikationsprofils, Eckler 2015 Höherqualifikation (Master, PhD) Institutionelle Qualifikation Berufliche Erstqualifikation (Bachelor) Berufliche Institutionelle Erfahrung Qualifikation Vorberufliche Bildung Nonformale Nonformale Formale Nonformale Qualifikation Qualifikation Qualifikationen Qualifikationen 3.3 Erarbeitungsprozess 3.3.1 3.3.2 Definition der Ebenen und Rollen Erstellung des Kompetenzprofils Vor dem Hintergrund der EQF-Levels wurden Ebenen Das Kompetenzprofil wurde im Rahmen eines zirkulären der Abschlüsse definiert. Den Ebenen wurden Aufgaben Prozesses mit eingebauten Feedback- und Reflexions- zugeordnet, die sich dann in den verschiedenen Rollen schleifen mit dem Präsidium und im Rahmen der Tagung der Physiotherapeutin/des Physiotherapeuten wieder- des fachlichen Netzwerks Hochschulbildung von Mai finden. Nach Sichtung diverser Unterlagen (EU directi- 2014 bis Juni 2015 erarbeitet. ves/ENPHE, EQF, ESCO, diverse Vorlagen europäischer Hochschulen) hat die Gruppe entschieden, nach dem 3.3.3 Rollenmodell – beschrieben von EU directives/ENPHE Erarbeitung der Learning Outcomes als Empfehlung für ESCO – vorzugehen, um die nationale Im nächsten Schritt wurden in allen Rollen zu allen Berufsentwicklung im europäischen Kontext sicherzu- Kompetenzen Learning Outcomes formuliert und es stellen. Bearbeitet wurden pro Rolle jeweils die Ebenen erfolgte abschließend ein Abgleich mit der FH-MTD-AV (Level) 6 und 7. in der gegenwärtigen Fassung (BGBl. I Nr. 70/2005). Der Entwicklungsprozess folgte der gleichen Systematik Das Level 6 entspricht dem ersten Studienzyklus nach hinsichtlich Feedback- und Reflexionsschleifen mit dem dem Qualifikationsrahmen des Europäischen Hoch- fachlichen Netzwerk Hochschulbildung sowie mit dem schulraums, d.h. dem Bachelorniveau und damit in der Präsidium. Im Dezember 2015 wurden das Kompetenz- Physiotherapie dem Berufseinsteiger und das Level 7 profil und die Learning Outcomes vom Präsidium dem zweiten Studienzyklus, d.h. dem Masterniveau angenommen. und »strategischem Professional«.
PHY Kompetenzprofil2017 Deutsch.qxp_RZ 05.09.17 17:54 Seite 12 Seite 12 4 Ergebnisse Die Beschreibung der nunmehr vorliegenden Kompeten- zen erfolgte aus einer zukunftsgerichteten Perspektive vor dem Hintergrund der internationalen Berufsent- wicklung mit dem Ziel, ein modernes Berufsbild zu unterstützen. Ergänzt werden diese Kompetenzen durch Learning Outcomes mit dem Ziel, den hochschulischen Bildungseinrichtungen eine übergreifende und stringente Hilfestellung zur Operationalisierung ihrer Bildungs- prozesse anzubieten. 4.1 Rollenbeschreibung der Physiotherapeutin/des Physiotherapeuten Für die Rollenbeschreibung wurde folgende Reihenfolge vorgenommen: Experte/Expertin in der Physiotherapie ° Kommunikator/Kommunikatorin ° Teamworker/Teamworkerin ° Manager/Managerin ° Gesundheitsförderer/Gesundheitsförderin ° Innovator/Innovatorin ° Professionsangehöriger/Professionsangehörige ° 4.2 Kompetenzen und Learning Outcomes Die Kompetenzen und Learning Outcomes sind in nachfolgenden Tabellen dargestellt.
PHY Kompetenzprofil2017 Deutsch.qxp_RZ 05.09.17 17:54 Seite 13 Physio Austria | Kompetenzprofil Seite 13 KOMPETENZEN UND LEARNING OUTCOMES Rolle Experte/Expertin Physiotherapeuten/Physiotherapeutinnen sind Experten/Expertinnen in Funktion, Bewegung und Mobilität des menschlichen Körpers, bedienen sich bei deren Einschätzung der ICF Klassifikation und folgen der Handlungsstruktur des physiotherapeutischen Prozesses. Kompetenz- Learning Outcome Kompetenz- Learning Outcome beschreibung Level 6 Level 6 beschreibung Level 7* Level 7* Ermittlung des Informations- Die Absolventin/der Absolvent bedarfs und Einholen von beurteilt vorhandene Information auf ihre physio- Informationen zu gesundheits- ° therapeutische Relevanz relevanten Aspekten, assozi- identifiziert Informationsdefizite ierter Vorgeschichte, voran- ° holt fehlende Information ein gegangene Gesundheits- ° erkennt atypische (Heilungs-)Verläufe interventionen und damit ° leitet daraus Restriktionen für die folgenden verbundenen Ergebnissen ° Schritte des physiotherapeutischen Prozesses ab erkennt die Grenzen des eigenen physio- ° therapeutischen Leistungsspektrums (s. Rolle Manager/Managerin) Hypothesenbasierte Auswahl Die Absolventin/der Absolvent Identifizierung verschiedener Die Absolventin/der Absolvent von Maßnahmen zur Problem- bildet Hypothesen zu pathophysiologischen und Wege zur effizienten Über- gewichtet Hypothesen zu patho- identifizierung ° pathobiologischen Mechanismen und deren prüfung der Hypothesen und ° physiologischen und pathobio- Wechselwirkungen mit den Ebenen nach ICF Differenzierung nach ökono- logischen Mechanismen und wählt evidenzbasierte berufsspezifische mischen Gesichtspunkten deren Wechselwirkungen mit ° Maßnahmen zur Untersuchung aus den Ebenen nach ICF wendet Untersuchungsmaßnahmen systematisch Priorisierung von Maßnahmen priorisiert Maßnahmen nach ° und standardisiert an entsprechend deren Eignung ° Eignung, Angemessenheit und erkennt lebensbedrohende Zustände und leistet und Angemessenheit ökonomischen Gesichtspunkten ° entsprechende Erste Hilfe Auswertung der Ergebnisse Die Absolventin/der Absolvent Auswertung der Ergebnisse Die Absolventin/der Absolvent aus dem diagnostischen evaluiert die Hypothesen anhand aus dem diagnostischen evaluiert die Hypothesen anhand Prozess ° der Untersuchungsergebnisse Prozess vor dem Hintergrund ° der Untersuchungsergebnisse führt die Ergebnisse zur physiothe- von instabilen und/oder vor dem Hintergrund von instabi- Formulierung der physio- ° rapeutischen Diagnose zusammen hochkomplexen Situationen len und/oder hochkomplexen therapeutischen Diagnose Situationen Bewertung von Inter- bewertet Interdependenzen in dependenzen ° Bezug auf deren Relevanz für die physiotherapeutische Diagnose Definition und Priorisierung Die Absolventin/der Absolvent Definition und Priorisierung Die Absolventin/der Absolvent der Therapieziele nach bio- psychosozialen Aspekten ° definiert Therapieziele kategorisiert Therapieziele nach qualitativen und der Therapieziele nach bio- psychosozialen Aspekten definiert Therapieziele nach dem ° ICF-Modell unter Berücksichtigung ° quantitativen Kriterien des biopsychosozialen Modells legt geeignete evidenzbasierte priorisiert die Therapieziele nach ° Wiederbefundungsparameter fest ° Evidenz und Präferenzen der Patientin/des Patienten Auswahl und Anwendung Die Absolventin/der Absolvent Berücksichtigung instabiler Die Absolventin/der Absolvent geeigneter Methoden und wählt evidenzbasierte Maßnahmen zur und/oder hochkomplexer wählt evidenzbasierte Maß- Maßnahmen zur Behandlung ° Behandlung (inkl. Wiederbefundung) aus Situationen im therapeutischen ° nahmen zur Behandlung vor dem wendet Behandlungsmaßnahmen (inkl. Maßnah- Setting Hintergrund instabiler und/oder ° men zur Wiederbefundung) systematisch und hochkomplexer Situationen aus standardisiert für Einzelpersonen und Gruppen an reagiert auf gruppendynamische Prozesse adäquat ° Überprüfung der Effektivität Die Absolventin/der Absolvent von Behandlungsmaßnahmen überprüft die Effektivität der Behandlungsmaß- ° nahmen anhand der Wiederbefundungsparameter Abschluss der Therapie Die Absolventin/der Absolvent beurteilt die aktuelle Situation des Patienten/der ° Patientin zum Zeitpunkt des Therapieabschlusses entwickelt Perspektiven für das weitere (Selbst-) ° Management des Patienten/der Patientin kommuniziert die Ergebnisse des Therapie- ° abschlusses (s. Rolle Kommunikator/ Kommunikatorin) Standardisierte Dokumenta- Die Absolventin/der Absolvent tion aller Daten des Physio- dokumentiert vollständig und nachvollziehbar ° macht die Arbeitsschritte und Ergebnisse des therapeutischen Prozesses ° Physiotherapeutischen Prozesses zur weiteren Verwendung nutzbar Entwicklung der Bewegungs- Die Absolventin/der Absolvent Integration der Bewegungs- Die Absolventin/der Absolvent und Wahrnehmungskompetenz nimmt motorische Handlungen selektiv wahr und Wahrnehmungskompetenz adaptiert die physiotherapeuti- ° beherrscht die Nachahmung motorischer »Muster« ° ° beschreibt motorische Handlungen verbal schen Handlungen durch die ° leitet Aktivitäten für Einzelpersonen Integration der Informationen ° und für Gruppen an aus den propriozeptiven und macht sich die propriozeptiven und perzeptiven perzeptiven Systemen ° Fähigkeiten zur Handlungssteuerung nutzbar * Level 6 + angeführte Kompetenzen
PHY Kompetenzprofil2017 Deutsch.qxp_RZ 05.09.17 17:54 Seite 14 Seite 14 KOMPETENZEN UND LEARNING OUTCOMES Erweiterung Experte/Expertin mit Direct Access zur Rolle Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten entscheiden in der Rolle Experte/Expertin Experte/ mit Direct Access in einem den Physiotherapeutischen Prozess ergänzenden Screeningprozess, Expertin ob eine Indikationsstellung zur Physiotherapie vorliegt und die weiteren Schritte des Physiotherapeutischen Prozesses gestartet werden dürfen. Kompetenz- Learning Outcome beschreibung Level 6 Level 6 Umsetzung eines systematischen Die Absolventin/der Absolvent Screeningprozesses mit dem Ziel entscheidet auf der Basis der erhobenen Symptommuster zu identifizieren, ° Informationen über die Indikationsstellung ° die eine ärztliche Begutachtung zum physiotherapeutischen Diagnoseprozess erforderlich machen die Indikationen/Kontraindikationen ° gestaltet den Screeningprozess evidenzbasiert ° für eine weitere physiotherapeutische ° begründet ihr/sein Vorgehen nachvollziehbar identifiziert das Gesundheitsproblem der Untersuchung zu identifizieren ° Klientin/des Klienten auf Basis aktueller die physiotherapeutische Zuständig- wissenschaftlicher Erkenntnisse ° keit für die vorliegende Problem- ermittelt deren/dessen Erwartungen stellung zu klären ° hinsichtlich der Problemlösung gestaltet das Anamneseverfahren systematisch, ° um das Wesen, die Lokalisation, den Verlauf und die Schwere der Zeichen und Symptome und ihrer Bezüge zueinander zu identifizieren prüft die vorliegende Problemstellung auf ° Gefahren (»clinical red flags«, »clinical yellow flags, blue flags, black flags, atypische Verläufe«) führt gegebenenfalls eine physische ° Untersuchung durch ° setzt relevante Messinstrumente ein dokumentiert die Entscheidungsfindung ° hinsichtlich Indikation oder Kontraindikation zum physiotherapeutischen Diagnoseprozess in Übereinstimmung mit den aktuellen Leitlinien und den herrschenden Gesetzen und Regelungen ° überprüft ihre/seine Entscheidung ° bewertet ihren/seinen Entscheidungsprozess gestaltet ihre/seine Beratungstätigkeit für den ° Klienten/die Klientin zum weiteren Vorgehen informiert gegebenenfalls in Abhängigkeit ° der Zustimmung des Klienten/der Klientin die/den behandelnde/n Ärztin/Arzt über die Ergebnisse des Screeningprozesses
PHY Kompetenzprofil2017 Deutsch.qxp_RZ 05.09.17 17:54 Seite 15 Physio Austria | Kompetenzprofil Seite 15 KOMPETENZEN UND LEARNING OUTCOMES Rolle Kommunikator/Kommunikatorin Als Kommunikatoren/Kommunikatorinnen ermöglichen Physiotherapeuten/ Physiotherapeutinnen vertrauensvolle Beziehungen in ihrem Umfeld und geben Informationen zielgruppenorientiert weiter. Kompetenz- Learning Outcome Kompetenz- Learning Outcome beschreibung Level 6 Level 6 beschreibung Level 7* Level 7* Effektive Kommunikation Die Absolventin/der Absolvent Aufbereitung von komplexen Die Absolventin/der Absolvent mit Patienten/Patientinnen, bedient sich einer adressatenadäquaten Sprache Informationen und deren analysiert komplexe Informationen Angehörigen und Klienten/ ° wählt geeignete Kommunikationsstrategien aus adressatenadäquate ° leitet die zentralen Elemente Klientinnen zur Entwicklung ° wendet angemessene verbale, Kommunikation nach außen ° der Information ab einer professionellen, ° non-verbale, schriftliche und elektronische bewertet die Qualität von therapeutischen Beziehung Kommunikationstechniken an ° Informationen nach entspre- ° praktiziert aktives Zuhören fühlt sich einer respektvollen und empathischen chenden Kriterien ° Grundhaltung verpflichtet ° gestaltet den Informationstransfer bedient sich einer adressaten- ° adäquaten Sprache Effektive Kommunikation Die Absolventin/der Absolvent Steuerung von Kommuni- Die Absolventin/der Absolvent und Entscheidungsfindung beherrscht die Fachsprache kationsprozessen auf integriert Diskussionsergebnisse in intra- und interprofes- ° diskutiert Sachverhalte organisationaler und ° in die laufende Bearbeitung sionellen Teams ° beurteilt Argumente objektiv und distanziert gesellschaftlicher Ebene von Sachverhalten ° würdigt differenzierende Aspekte ° demonstriert Konsensbereitschaft ° gewichtet Argumente ° fördert die Entscheidungsfindung im Team ° trifft Entscheidungen wägt die Auswirkungen ° ° von Entscheidungen ab Professionelles Auftreten Die Absolventin/der Absolvent Dialogfähigkeit auf gesell- Die Absolventin/der Absolvent gegenüber Stakeholdern zur Repräsentanz der ° bereitet Information für relevante Stakeholder auf wendet professionelle Präsentationstechniken an schaftlicher, fachlicher und wissenschaftlicher Ebene zur demonstriert Kommunikations- ° fertigkeiten in unterschiedlichen eigenen Profession ° passt das persönliche Auftreten und Er- Partizipation am gesundheits- und komplexen Situationen ° scheinungsbild an die jeweilige Situation an politischen Diskurs einschließ- lich Situationen in denen es um die Interessensvertretung der Profession geht * Level 6 + angeführte Kompetenzen
PHY Kompetenzprofil2017 Deutsch.qxp_RZ 05.09.17 17:54 Seite 16 Seite 16 KOMPETENZEN UND LEARNING OUTCOMES Rolle Teamworker/Teamworkerin Physiotherapeuten/Physiotherapeutinnen sind Teamworker/Teamworkerinnen in multiprofessionellen und interdisziplinären Teams mit dem Ziel einer optimalen Versorgung von Patienten/Patientinnen und Klienten/Klientinnen. Kompetenz- Learning Outcome Kompetenz- Learning Outcome beschreibung Level 6 Level 6 beschreibung Level 7* Level 7* Effektive patientInnen-/ Die Absolventin/der Absolvent Entwicklung von Strategien Die Absolventin/der Absolvent klientInnenzentrierte Zu- beteiligt sich an der patientInnen-/ zur wirkungsvollen Nutzung fühlt sich verpflichtet, einen sammenarbeit mit Kollegen/ ° klientInnenzentrierten Zusammenarbeit von Ressourcen und Leistungs- ° professionellen Beitrag zur Kolleginnen aus anderen nutzt die Ressourcen eines multiprofessionellen/ modellen sowie die Gestaltung Gestaltung innovativer Ansätze Berufsgruppen des Gesund- ° interdisziplinären Teams auf Basis der Kenntnis innovativer Ansätze zur multi- zur Zusammenarbeit zu leisten heits- und Sozialwesens von Kompetenzen anderer Berufsgruppen professionellen Zusammen- arbeit (z.B. im Rahmen von Primary Health Care Units) Wahrnehmung von Schnitt- Die Absolventin/der Absolvent Schnittstellenmanagement: Die Absolventin/der Absolvent stellen und Mitwirkung am erkennt Schnittstellen zwischen Teammitgliedern Förderung und Aufbau von analysiert Schnittstellen Aufbau von symmetrischen, ° würdigt die Kompetenzen aller Teammitglieder symmetrischen, professionel- ° zwischen Teammitgliedern professionellen Beziehungen ° wirkt beim Beziehungsaufbau mit len Beziehungen fördert die Effektivität von (therapeutisch, multiprofes- ° ° professionellen Beziehungen sionell, interdisziplinär und Aktive Gestaltung der interkulturell) Teamentwicklung Wahrnehmung von auftreten- Die Absolventin/der Absolvent Konfliktmanagement: Die Absolventin/der Absolvent den Konflikten im multipro- erkennt Konflikte im Team Verhinderung einer Eskalation analysiert Entstehungsmecha- fessionellen/interdisziplinären ° zeigt Konfliktsituationen auf von Konflikten ° nismen von Konflikten Team, sowie Mitwirkung bei ° beteiligt sich am Konfliktlösungsprozess leitet professionelle Lösungs- der Umsetzung von Problem- ° ° ansätze ein lösungsstrategien Klarheit der eigenen Rolle im Die Absolventin/der Absolvent Prüfung der eigenen Aufgaben Die Absolventin/der Absolvent multiprofessionellen Team wird sich der Rolle im jeweiligen Team bewusst zur Teamförderung reflektiert die eigene Rolle ° nimmt die mit der Rolle verbundenen ° im Team ° Verpflichtungen an leitet Aufgaben zur Team- ° förderung ab * Level 6 + angeführte Kompetenzen
PHY Kompetenzprofil2017 Deutsch.qxp_RZ 05.09.17 17:54 Seite 17 Physio Austria | Kompetenzprofil Seite 17 KOMPETENZEN UND LEARNING OUTCOMES Rolle Manager/Managerin Als Manager/Managerinnen übernehmen Physiotherapeuten/Physiotherapeutinnen Verantwortung für Planung, Organisation, Priorisierung, Umsetzung und Evaluierung des Arbeitsprozesses unter Berücksichtigung vorhandener Ressourcen. Kompetenz- Learning Outcome Kompetenz- Learning Outcome beschreibung Level 6 Level 6 beschreibung Level 7* Level 7* Nutzung der zur Verfügung Die Absolventin/der Absolvent Analyse und Nutzung der Die Absolventin/der Absolvent stehenden Ressourcen bedient sich relevanter zur Verfügung zur Verfügung stehenden bewertet Ressourcen in Bezug einschließlich persönlicher ° stehender Ressourcen Ressourcen gemäß Effekti- ° auf ihre Effektivität Ressourcen im Gleichgewicht geht im Fall fehlender Ressourcen (inkl. vitätsgrad gestaltet die Nutzung zwischen Anforderungen der ° des persönlichen physiotherapeutischen ° von Ressourcen PatientInnen/KlientInnen, Leistungsspektrums) relevante Kooperationen Wahrnehmung von fachlichen koordiniert den Einsatz der organisatorischen Bedürfnis- ein Leitungs- und Führungs- ° Teammitglieder zu einem sen und Rahmenbedingungen aufgaben im Team ergebnisorientierten Arbeits- des Gesundheitswesen prozess Unterstützung bei der Die Absolventin/der Absolvent Erstellung und Umsetzung von Die Absolventin/der Absolvent Umsetzung von Qualitäts- akzeptiert Maßnahmen zur Qualitätssicherung nachhaltigen und effektiven entwickelt Maßnahmen zum sicherungskonzepten und ° bzw. Qualitätsentwicklung als handlungsleitend Maßnahmen des Qualitäts- ° Qualitätsmanagement für die bei der Qualitätsentwicklung für die eigene professionelle Tätigkeit managements professionelle Teamarbeit der Profession bzw. der reflektiert die gestellten Anforderungen führt Maßnahmen zum Qualitäts- Organisation ° ° management durch beurteilt diese Maßnahmen ° Aktive Gestaltung der Berufs- Die Absolventin/der Absolvent Reflektierte Gestaltung der Die Absolventin/der Absolvent karriere, Planung persönlicher reflektiert die persönliche und berufliche individuellen Berufskarriere gestaltet die berufliche und und beruflicher Entwicklungs- ° Entwicklung ° persönliche Entwicklung in Hin- prozesse entwickelt Prioritäten in der Gestaltung fachlicher Unterstützung der Teammit- blick auf die eigene Berufskarriere ° und/oder persönlicher Weiterbildung glieder in ihrer Arbeitsplanung, bewertet die aktuelle Arbeits- professioneller Praxis, Karriere ° situation der Teammitglieder und in der Wahrung des per- fördert die persönliche und sönlichen Gleichgewichts ° berufliche Entwicklung der Teammitglieder * Level 6 + angeführte Kompetenzen
PHY Kompetenzprofil2017 Deutsch.qxp_RZ 05.09.17 17:54 Seite 18 Seite 18 KOMPETENZEN UND LEARNING OUTCOMES Rolle Gesundheitsförderer/Gesundheitsförderin Als Gesundheitsförderer/Gesundheitsförderinnen setzen Physiotherapeuten/ Physiotherapeutinnen ihre Expertise zur Anleitung und Begleitung von Individuen, Gruppen und der Gesellschaft ein mit dem Ziel, Gesundheit und Wohlbefinden zu erhalten beziehungsweise zu optimieren. Kompetenz- Learning Outcome Kompetenz- Learning Outcome beschreibung Level 6 Level 6 beschreibung Level 7* Level 7* Identifizierung von bio- Die Absolventin/der Absolvent Nutzung positiver biopsycho- Die Absolventin/der Absolvent psychosozialen Faktoren, die erkennt den Einfluss von biopsychosozialen sozialen Einflussfaktoren zur beurteilt den Einfluss von die Gesundheit beeinflussen ° Faktoren auf die Gesundheit Optimierung von Gesundheit ° biopsychosozialen Faktoren leitet daraus die Definition von individuellen und Wohlbefinden auf die Gesundheit Berücksichtigung der bio- ° und generellen Gesundheitszielen ab leitet einen Prozess zur psychosozialen Einfluss- wählt geeignete Maßnahmen aus ° Optimierung von Gesundheit faktoren bei der Definition ° und Wohlbefinden ein von Gesundheitszielen und bei der Auswahl von gesund- heitsfördernden Maßnahmen Wahrnehmung der Aufgaben Die Absolventin/der Absolvent Aktive Beteiligung an Die Absolventin/der Absolvent der eigenen Profession zur ist sich der Rolle der Profession in der gesundheitsstrategischen gestaltet gesundheitsstrategische Prävention sowie der Förde- ° Gesundheitsförderung bewusst Entwicklungen ° Entwicklungen mit rung von Gesundheit und nimmt die mit der Rolle verbundenen Wohlbefinden von Individuen ° Verpflichtungen an und Gruppen Verbesserung des Gesund- Die Absolventin/der Absolvent Erstellung, Umsetzung und Die Absolventin/der Absolvent heitsverhaltens der KlientIn- transferiert die therapeutische Handlungs- Evaluierung von Konzepten entwickelt gesundheitsfördernde nen/PatientInnen durch ° kompetenz in das Setting der Gesundheits- zur Gesundheitsförderung ° Konzepte Beratung, Sensibilisierung und förderung und Prävention und Prävention setzt diese Konzepte um Motivation sowie Anleitung ° beurteilt diese Konzepte und Begleitung spezifischer, ° gesundheitsfördernder und präventiver Maßnahmen * Level 6 + angeführte Kompetenzen
PHY Kompetenzprofil2017 Deutsch.qxp_RZ 05.09.17 17:54 Seite 19 Physio Austria | Kompetenzprofil Seite 19 KOMPETENZEN UND LEARNING OUTCOMES Rolle Innovator/Innovatorin Als Innovatoren/Innovatorinnen engagieren sich Physiotherapeuten/ Physiotherapeutinnen für ein lebenslanges Lernen basierend auf einer reflektierten Praxis, sowie für die Entwicklung, Weitergabe und Anwendung von evidenzbasiertem Wissen im Kontext intra-, multiprofessioneller und interdisziplinärer Fragestellungen. Kompetenz- Learning Outcome Kompetenz- Learning Outcome beschreibung Level 6 Level 6 beschreibung Level 7* Level 7* Reflexion der eigenen Die Absolventin/der Absolvent Steuerung des Prozesses Die Absolventin/der Absolvent Entwicklung und Umsetzung einer persönlichen Strategie ° identifiziert persönliche Entwicklungspotentiale vertritt eigene Entscheidungen verantwortungs- zum lebenslangen Lernen ° gewichtet lokale/nationale Anforderungen bei der Planung des kontinuierlichen Lernens ° bewusst vor dem Hintergrund lokaler/ nationaler Anforderungen des lebenslangen Lernens setzt Maßnahmen um, die den Prozess des ° kontinuierlichen Lernens unterstützen des Berufsfeldes Reflexion der individuellen Die Absolventin/der Absolvent Bewertung der professionel- Die Absolventin/der Absolvent Handlungskompetenz im analysiert die eigene Handlungskompetenz len Handlungskompetenz in bewertet die Handlungs- Rahmen des physiothera- ° im Rahmen des physiotherapeutischen Prozesses der Umsetzung des physio- ° kompetenz im Hinblick auf peutischen Prozesses therapeutischen Prozesses professionelle Standards (z.B. Guidelines, Standards) Reflexion des gesamten Die Absolventin/der Absolvent Evaluierung und Qualitäts- Die Absolventin/der Absolvent eigenen Handlungsspektrums recherchiert aktuelle wissenschaftliche Erkennt- sicherung des professionellen bewertet das professionelle (practice based evidence + ° nisse im nationalen und internationalen Bereich Handlungsspektrums (practice ° Handlungsspektrum vor dem evidence based practice) begründet Entscheidungen im physiothera- based evidence + evidence Hintergrund von Evidenz ° peutischen Prozess based practice) Anwendung eines syste- Die Absolventin/der Absolvent Anwendung eines systema- Die Absolventin/der Absolvent matischen Prozesses zur Sammlung und Analyse von ° praktiziert systematische Datenerfassung tischen Prozesses zur Samm- ° führt eine Selektion und Synthese Informationen mit dem Ziel, ° klassifiziert erhobene Daten formuliert forschungsrelevante Fragen lung, Analyse, Selektion und Synthese von Informationen von Datenmaterial durch leitet daraus neue Erkenntnisse ab das eigene Handeln zu ° aus dem berufsspezifischen Bereich mit dem Ziel, die praktische ° entwickelt wissenschaftliche evaluieren und Daten für Arbeit zu evaluieren und neue ° Fragestellungen die weitere wissenschaftliche Erkenntnisse zu generieren gestaltet den Forschungsprozess Bearbeitung zugängig zu ° wählt relevante wissenschaftliche machen Initiierung und Durchführung ° Forschungsmethoden aus anwendungsorientierter wendet die Forschungsmethoden Forschungsprojekte im ° an und bereitet die erhobenen Praxiskontext Daten für die Beantwortung der Fragestellung auf macht wissenschaftliche Erkennt- ° nisse und Phänomene zur beruf- lichen und wissenschaftlichen Weiterentwicklung nutzbar Entwicklung von innovativen Die Absolventin/der Absolvent Beiträgen und Lösungsansät- transferiert Erkenntnisse aus der zen zu multiprofessionellen ° Forschung in die multiprofessio- und interdisziplinären Frage- nelle und interdisziplinäre Praxis stellungen Begleitung und Unterstützung Die Absolventin/der Absolvent Kontinuierliche Analyse, Die Absolventin/der Absolvent der Lernprozesse von Studie- wirkt bei der Entwicklung praktischer Selektion und Transfer von fördert die Entwicklung profes- renden im Rahmen der ° Handlungskompetenz von Studierenden mit Dimensionen der beruflichen ° sioneller Handlungskompetenz berufspraktischen Ausbildung Handlungskompetenz im von Studierenden und Personen Rahmen der Aus- und im multiprofessionellen Umfeld Weiterbildung beurteilt nationale und internatio- ° nale Entwicklungen im Hinblick auf ihre Bedeutung für professio- nelle Lehr- und Lernkontexte * Level 6 + angeführte Kompetenzen
PHY Kompetenzprofil2017 Deutsch.qxp_RZ 05.09.17 17:54 Seite 20 Seite 20 KOMPETENZEN UND LEARNING OUTCOMES Rolle Professionsangehöriger/Professionsangehörige Als Professionsangehörige fühlen sich Physiotherapeuten/Physiotherapeutinnen gesellschaftlichen und berufsspezifischen Wertesystemen verpflichtet. Kompetenz- Learning Outcome Kompetenz- Learning Outcome beschreibung Level 6 Level 6 beschreibung Level 7* Level 7* Anerkennung und Einhaltung Die Absolventin/der Absolvent Übernahme von Verant- Die Absolventin/der Absolvent ethisch-moralischer und fühlt sich den ethisch-moralischen, wortung für die Umsetzung fördert die Berücksichtigung rechtlicher Grundsätze in ° ökologischen und rechtlichen Grundsätzen der ethisch-moralischen ° der ethisch-moralischen und der Interaktion mit den verpflichtet und rechtlichen Grundsätze rechtlichen Grundsätze Agierenden des Berufsfeldes Akzeptanz von Autonomie Die Absolventin/der Absolvent und Individualität unter würdigt die Aspekte von Diversität Berücksichtigung der ° Diversität aller am Arbeits- prozess beteiligten Personen Verständnis für das Bild Die Absolventin/der Absolvent Verantwortung für das Die Absolventin/der Absolvent der eigenen Profession fühlt sich dem Berufsverständnis verpflichtet Bild der eigenen Profession unterstützt Kolleginnen/Kollegen in der Gesellschaft ° in der Gesellschaft ° bei einer positiven Repräsentanz der eigenen Profession * Level 6 + angeführte Kompetenzen
PHY Kompetenzprofil2017 Deutsch.qxp_RZ 05.09.17 17:54 Seite 21 Physio Austria | Kompetenzprofil Seite 21 5 Conclusio Das vorliegende Kompetenzprofil dient als Basis für weitere Entwicklungsschritte im Beruf und die akademi- sche Etablierung. Es ermöglicht die Einordnung erwart- barer Kompetenzen auf dem zutreffenden Level und bietet eine Orientierung für die Entwicklung von Hoch- schulcurricula der Studiengänge Physiotherapie sowie für die Kompetenzbeschreibungen im Rahmen der Spezialisierungsentwicklung. Die Beschreibung der Kompetenzen definiert den erforderlichen Bildungslevel für die Erfüllung aktueller und zukünftiger Aufgaben im Berufsfeld. n
PHY Kompetenzprofil2017 Deutsch.qxp_RZ 05.09.17 17:54 Seite 22 Physio Austria | Kompetenzprofil Seite 22 Literatur und Quellen BMG: »Das Team rund um den Hausarzt«, Konzept zur multiprofessionellen und interdisziplinären Primärversorgung in Österreich, Juni 2014; online verfügbar: http://bmg.gv.at/cms/home/ attachments/1/2/6/CH1443/CMS1404305722379/ primaerversorgung.pdf European Commission: Der Europäische Qualifika- tionsrahmen für lebenslanges Lernen; online verfügbar: http://ec.europe.eu/dgs/education_culture European Commission: European Skills, Competen- cies, Qualifications and Occupations; online verfügbar: http://ec.europa.eu/esco/hierarchybrowser Chartered Society of Physiotherapy (2011): Physiotherapy Framework: putting physiotherapy behaviours, values, knowledge & skills into practice; resource to promote & develop physiotherapy practice [updated Sept 2013]; online verfügbar: www.csp.org.uk/ professional-union/careers-development/cpd/ csp-eportfolio/my-eportfolio/cpd-resources) de Vries, C et al.: The physical therapist – a profes- sional profile. de Fysiotherapeut, Koninklijk Nederlands Genootschap voor Fysiotherapie. 2014 ENPHE Working Group EU-Directives; online verfügbar: http://enphe.org/WorkingGroups/5Working- Groups(from2012)/EUDirectivesESCO.aspx Irish Society of chartered Physiotherapists: Therapy Project Office – Physiotherapy Competencies 2008; online verfügbar: www.hse.ie/eng/staff/Leader- ship_Education_Development/healthsocialcareprofs/ Projectoffice/predcompetencies20008.pdf Gnahs, D.: Kompetenzen – Erwerb, Erfassung, Instrumente. Bertelsmann, Bielefeld 2007. S. 15-30 Klieme, E. und Hartig, J.: Kompetenzkonzepte in den Sozialwissenschaften und im erziehungswissen- schaftlichen Diskurs. In: Zeitschrift für Erziehungs- wissenschaft. Sonderheft 08/2007. S. 11-29 Klieme, E.: Was sind Kompetenzen und wie lassen sie sich messen? In: Hartig, J. und Klieme, E.: Kompetenz und Kompetenzdiagnostik. Springer, Berlin. Heidelberg 2006. S. 128 Krautz, J.: Bildung als Anpassung? Das Kompetenz- Konzept im Kontext einer ökonomisierten Bildung. Gesellschaft für Bildung und Wissen e.V. Bonn, 2011, online verfügbar: http://bildung-wissen.eu/ fachbeitraege/bildung-als-anpassung.html Ladenthin, V.: Kompetenzorientierung als Indiz pädagogischer Orientierungslosigkeit. Gesellschaft für Bildung und Wissen e.V. Bonn, 2012; online verfügbar: http://bildung-wissen.eu/fachbeitraege/kompetenz- orientierung-als-indiz-padagogischer-orientierungs- losigkeit.html Schermutzki M.: Lernergebnisse – Begriffe, Zusammen- hänge, Umsetzung und Erfolgsermittlung, Zentrale Qualitätsentwicklung der Fachhochschule Aachen – ZQE; online verfügbar: www.fh-aachen.de/hochschule/ bibliothek/publikationen/?email=schermutzki%40fh-aa- chen.de&cHash=6f21ad1ea105dc8ea77108d56b24be9e Sloane, P.F.E. und Dilger, B.: The competence clash – Dilemmata bei der Übertragung des »Konzepts der natio- nalen Bildungsstandards auf die berufliche Bildung«. In: bwp@. 08/2005. www.bwpat.de/ausgabe8/sloane_ dilger_bwpat8.shtml Sottas B.: Abschlusskompetenzen für alle Gesundheits- berufe: das schweizerische Rahmenwerk und seine Konzeption. GMG Z Med Ausbild. 2011; 28(1): Doc11 Zalpour C.: Der First-Contact-Practitioner in Deutsch- ̈t und Qualifikation; pt_ ̈r Physiotherapeuten (60) 2008: 105-111 land – Eine Frage der Qualita Zeitschrift fu
Sie können auch lesen