Die santésuisse-Gruppe ist die führende Branchenorganisation der Schweizer Krankenversicherer. Sie ist im Einsatz für ein freiheitliches ...

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santésuisse   2   tarifsuisse ag   8   SASIS AG   10   SVK   12

2020
Geschäftsbericht

Die santésuisse-Gruppe ist die führende
Branchenorganisation der Schweizer
Krankenversicherer. Sie ist im Einsatz für
ein freiheitliches, wettbewerbliches und
soziales Gesundheitswesen.
Das Jahr 2020 in Kürze
Januar                              April                              Juli                               Oktober
Neue «Branchenverein-               Reserven sichern die               Neuropsychologie:                  Kostendämpfung:
barung Vermittler»                  Krisenbewältigung                  Tarifpartner einigen               Nationalrat vergisst
Die Krankenversicherer einigen      Die medizinische Betreuung der     sich auf gemein-                   die Prämienzahler
sich auf eine neue, umfassen-       mit dem Coronavirus infizierten    same Tarifstruktur                 Der Nationalrat entscheidet
de «Bran­chenvereinbarung           Patientinnen und Patienten                                            sich gegen tiefere Kosten im
                                                                       Die Tarifpartnerschaft zwischen
Ver­mittler». Darin werden die      fordert das Gesundheitssystem                                         Gesundheitswesen. Er lehnt
                                                                       Leistungserbringern und Ver­
Qualität der Beratung und           sehr stark. Die Reserven der                                          billigere Generika, kostengünsti-
                                                                       sicherern funktioniert. Die
die Entschädigung an die Ver-       Krankenversicherer garantieren                                        gere Tarifverträge und eine
                                                                       Tarifpartner reichen dem Bundes-
mittler in der Kundenwerbung        die Finanzierung der Kosten,                                          Einsprache­möglichkeit gegen
                                                                       rat den Tarifvertrag zur Abgel-
ver­bindlich geregelt.              die im Zuge der Corona-Krise für                                      ausufernde Spitallisten ab.
                                                                       tung diagnostischer Leistungen
                                    Spitäler, Ärzte und Patienten      der Neuropsychologie zur
                                    anfallen – ohne dass aufgrund      Genehmigung ein.
Februar                             von Corona eine Prämienerhö-                                          November
                                    hung nötig wird.
Ärztezulassung:                                                                                           Finanzierung der
Verpasste Chance für                                                   August
                                                                                                          Krankenver­sicherung
die Prämienzahler                   Mai                                Medikamenten-                      sicherstellen
Nachdem der Ständerat der
                                    Pflegeinitiative:                  Auslandpreisvergleich:             Die Höhe der Prämien ist für
Vorlage die Zähne gezogen hat,
                                    Entscheid im Sinne                 Überteuerte                        viele Versicherte bereits jetzt eine
gibt auch die nationalrätliche
                                    der Prämienzahler                  Generikapreise                     grosse Belastung. Damit die
Gesundheitskommission (SGK-                                                                               Finanzierung der Krankenversi-
                                                                       Der elfte gemeinsame Ausland-
NR) dem Druck der Ärzteschaft       statt teure Sonder-                                                   cherung langfristig möglich
                                                                       preisvergleich von santésuisse
nach und verzichtet darauf,         lösung                             und Interpharma, der die           bleibt, braucht es echte Refor-
eine verbindliche Intervention                                                                            men. Der 6. santésuisse-Novem-
                                    Die Gesundheitskommission          Fabrik­abgabepreise von Medika-
der Kantone einzuführen,                                                                                  berkongress beschäftigt sich
                                    des Ständerats (SGK-SR) fällt      menten mit dem Ausland ver-
wenn die Kosten aus dem Ruder                                                                             mit aktuellen Reformvorschlägen.
                                    einen Richtungsentscheid           gleicht, zeigt immer noch grosse
laufen.                                                                                                   Im Zentrum stehen der Abbau
                                    zum Gegenentwurf zur Pflegeini-    Preis­unterschiede. Am grössten
                                    tiative: Wenn die Pflegenden                                          von Fehlanreizen und die
                                                                       sind die Preisdifferenzen bei
                                    ihre Leistungen selbstständig                                         Verhinderung unnötiger und
                                                                       Generika. Diese sind in der
März                                abrechnen wollen, brauchen                                            unwirksamer Behandlungen.
                                                                       Schweiz fast doppelt so teuer
Corona-Pandemie:                    sie eine Vereinbarung mit den      wie in den Vergleichsländern.
Krankenversicherer                  Krankenversicherern.
                                                                                                          Dezember
unterstützen rasche
und pragmatische                                                       September                          Corona-Impfung:
                                    Juni
Lösungen                                                               Prämien 2021:                      Rasche Einigung zwi-
                                    Durchbruch beim                    Prämienschock                      schen Krankenver-
Die Krankenversicherer tun alles
dafür, ihre Aufgaben in der
                                    ambulanten Arzttarif               bleibt aus                         sicherern und Kantonen
Notsituation der Corona-Pandemie    mit Pauschalen                     Dank der Reservensituation         Krankenversicherer, Kantone
zugunsten der Versicherten          santésuisse und die Gesellschaft   können die Krankenversicherer      und Bund haben in konstruktiven
wahrzunehmen. Sie stellen sicher,   der chirurgisch und invasiv        die Prämien für das Jahr 2021      Gesprächen eine Einigung
dass Fragen rund um die Finan-      tätigen Ärzte FMCH reichen beim    knapp kalkulieren und eine         gefunden, um den Zugang zu
zierung von Leistungen auch         Bundesrat ein Paket mit ambu-      Prämienerhöhung infolge von        Corona-Impfungen rasch
während der Corona-Krise            lanten Pauschalen zur Genehmi-     Corona ausschliessen. Das          und kostenlos zu ermöglichen.
pragmatisch und rasch gelöst        gung ein. Der neue Tarif ist       hat zu einem lediglich moderaten   Die Krankenversicherer tragen
werden.                             ein Durchbruch auf dem Weg zu      Prämienanstieg von durch­          Kosten von rund 200 Millionen
                                    einem deutlich vereinfachten       schnittlich 0,5 Prozent geführt.   Franken.
                                    und fairen Tarif im ambulanten
                                    Bereich, der die Kostenentwick-
                                    lung langfristig dämpft.
Editorial
Die Krankenversicherer als Garanten für Stabilität –
gerade in Krisenzeiten

                           Wir blicken auf ein denkwürdiges Jahr zurück. Fast exakt
                           100 Jahre nach der verheerenden «Spanischen Grippe» wurde
                           die Welt von der Corona-Pandemie erfasst. Unvermittelt sah
                           sich die Schweiz mit ihrem hochstehenden Gesundheitswesen
                           rasch steigenden Infektionszahlen, schweren Krankheitsver-
                           läufen und leider auch zahlreichen Todesfällen konfrontiert. In
                           den Spitälern mussten plötzlich Material- und Personaleng-
                           pässe gemeistert werden. In dieser kritischen Phase haben die
                           Krankenversicherer mit Nachdruck bewiesen, dass sie ihre
systemrelevante Aufgabe jederzeit wahrnehmen können. Innert kürzester Zeit wurden
die Schutzkonzepte angepasst und umgesetzt, der Betrieb von den Mitarbeitenden
engagiert weitergeführt.
         Schnell haben die Krankenversicherer situationsgerechte Lösungen für neue
Tariffragen erarbeitet und umgesetzt. Die Leistungserbringer konnten sich darauf
verlassen, dass Kostengutsprachen ohne Verzögerung bearbeitet wurden und die Vergü-
tung ihrer Behandlungen noch schneller als in normalen Zeiten erfolgte. Darüber
hinaus boten die Krankenversicherer Hand zu pragmatischen Lösungen. So konnten
verschiedene Berufsgruppen ihre Leistungen verstärkt per Telefon und neu auch per
Video erbringen und zulasten der obligatorischen Krankenversicherung abrechnen. Die
Prämienzahlerinnen und -zahler ihrerseits mussten keinen Prämienschub befürchten
wegen der nicht vorhersehbaren Kosten der Corona-Pandemie. Die dafür vorgesehenen
Reserven der Krankenversicherer standen zur Deckung bereit.
         In dieser ausserordentlichen Lage haben alle Unternehmen der santé­suisse-
Gruppe mit ihren Mitarbeitenden unter schwierigen Bedingungen einen wesentlichen
Beitrag geleistet, damit unsere Gesundheitsversorgung weiterhin reibungslos
funktionierte.
         Ich danke den Verwaltungsräten, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
von santésuisse und ihrer Gruppengesellschaften sowie den Mitarbeitenden der
Krankenversicherer, die sich in Verbandsgremien engagieren, für ihren Beitrag und
Einsatz zugunsten unseres Gesundheitswesens und der gesamten Bevölkerung.

Heinz Brand
Verwaltungsratspräsident
Rückblick   2

«santésuisse kämpft gegen
die Kostensteigerungen im
Gesundheitswesen und steht
für die Wahlfreiheit der Ver-
sicherten ein. Wir setzen uns
für politische Rahmenbe-
dingungen ein, die den unter­-
nehmerischen Handlungs-
spielraum unserer Mitglieder
wahren.»
Rückblick                    3

santésuisse im Einsatz für ein
freiheitliches Gesundheits­system
Als führender Branchenverband bringt santésuisse
die Positionen seiner Mitglieder in allen sozial-
und gesundheitspolitischen Fragen in die politische
Diskussion ein.

Fahrlässige Reserven-Abbaupläne des Bundesrates                      rungsflüsse vereinheitlicht und gewisse Fehlanreize würden
Im Herbst 2020 gab der Bundesrat seine Absicht bekannt, mit          eliminiert. Bisher konnten die Prämienzahler nicht von den Effi-
einer Änderung der Krankenversicherungsaufsichtsverordnung           zienzgewinnen profitieren, welche die Verschiebung von statio-
(KVAV) den Abbau der Reserven der Krankenversicherer bis auf         nären Leistungen in den ambulanten Bereich mitbringen – ganz
das gesetzliche Minimum zuzulassen. santésuisse lehnt diesen         im Gegensatz zu den Kantonen. Mit der einheitlichen Finanzie-
Vorschlag entschieden ab. Bisher liess das Bundesamt für Ge-         rung von ambulanten und stationären Leistungen (EFAS) könn-
sundheit (BAG) einen solchen Abbau nur dann zu, wenn sicher-         ten die Akteure des Gesundheitswesens diesen Mangel zwar be-
gestellt war, dass die Reserven auch nach dem Abbau 50 Prozent       heben, ein wichtiger Fehlanreiz bliebe allerdings bestehen:
über dem gesetzlichen Minimum liegen. Dies, um Prämien-              Stationäre und ambulante Behandlungen würden weiterhin mit
schwankungen zu minimieren und Insolvenzen von Versicherern          unterschiedlichen Tarifsystemen abgerechnet, wobei stationäre
zu verhindern. Würden hingegen alle Krankenversicherer ihre          Behandlungen für Spitäler oftmals ertragsreicher sind als ambu-
Reserven auf das gesetzliche Minimum abbauen, würde alle drei        lante. EFAS ist daher kein Ersatz für die permanenten Anstren-
bis vier Jahre ein Krankenversicherer zahlungsunfähig. Zusätz-       gungen zur Eindämmung der Kostensteigerung in allen Berei-
lich zu den Plänen des Bundesrates wollen mehrere Kantone mit        chen.
Standesinitiativen und verschiedene Parlamentarier die ver-
meintlich zu hohen Reserven der Krankenversicherer abbauen           santésuisse unterstützt eine schlanke, effiziente Umsetzung von
und auch in die Prämienfestsetzung eingreifen. Mit ihren Plänen      EFAS und lehnt für die weitere Beratung im Parlament zusätz­
nehmen Bundesrat, Kantone und gewisse Parlamentarier wirt-           liche, sachfremde Anliegen ab.
schaftlich und gesellschaftlich unerwünschte Effekte in Kauf. In
der Vergangenheit haben zwei ähnliche Eingriffe des Bundes­          ‒ santésuisse ist gegen den Einbezug von Pflegeleistungen in
rates in den Folgejahren zu massiven Prämiensprüngen von jähr-         die aktuelle EFAS-Vorlage. Einerseits gibt es zu viele offene
lich 6 bis 9 Prozent geführt. santésuisse setzt sich deshalb vehe-     Fragen bei der Pflegefinanzierung, andererseits würde die
ment dafür ein, dass die Festlegung der angemessenen                   Vorlage überladen und deren Annahme gefährdet.
Reservenhöhe nicht der Politik überlassen wird; sie muss eine        ‒ santésuisse lehnt Rechnungskontrollen durch die Kantone
unternehmerische Entscheidung bleiben.                                 dezidiert ab – weil sie zu einem enormen Zusatzaufwand
                                                                       ohne erkennbaren Mehrnutzen führen würden.
Einheitliche Finanzierung von ambulanten und                         ‒ Bei der Berechnung der Kantonsbeiträge bevorzugt santé­
stationären Leistungen zugunsten der Prämienzahler                     suisse das Bruttoprinzip. Damit würden sich die Kantone an
In der Herbstsession 2019 hat der Nationalrat entschieden,             der gesamten Rechnungssumme beteiligen, wie dies bereits
dass sich die Kantone und die Krankenversicherer mit einem             heute bei den stationären Spitalrechnungen der Fall ist. Das
einheitlichen Finanzierungsschlüssel an den stationären und            Nettoprinzip hingegen diskriminiert Prämienzahler mit hohen
den ambulanten Leistungen beteiligen sollen. Neu müssten die           Franchisen, weil hier von jeder Rechnung zuerst die Kosten-
Krankenver­sicherer alle ambulanten und stationären Leistun-           beteiligung des Patienten abgezogen wird.
gen übernehmen und würden von den Kantonen eine Rückver-
gütung von rund 25 Prozent erhalten. So wären die Finanzie-
Rückblick                    4

Abrechnung von Pflegeleistungen nur mit Vertrag                     Rückschlag bei den Kostendämpfungsmassnahmen
santésuisse hat sich stets dafür eingesetzt, dass im Gegenvor-      An der Sondersession im September 2020 konnte sich der Na­
schlag zur Pflegeinitiative ein Mechanismus eingebaut wird, der     tionalrat zu keiner einzigen Massnahme für tiefere Kosten im
dazu beiträgt, die Kosten wie auch die Qualität der Pflege lang-    Gesundheitswesen durchringen. Von den Kostendämpfungs-
fristig unter Kontrolle zu halten. Der Ständerat hat sich dem Na-   massnahmen des Bundesrates lehnte er ein Referenzpreissystem
tionalrat entgegengestellt und richtigerweise festgehalten, dass    zugunsten tieferer Generikapreise ebenso ab wie ein Beschwer-
eine erweiterte Abrechnungskompetenz der Pflegefachleute zu         derecht bei der Spitalplanung oder Kostensteuerungselemente in
unkontrollierten Mengenausweitungen führen könnte. Für die          Tarifverträgen. Die Rechnung für diese mutlosen Entscheide
selbstständige Anordnung und Abrechnung von Leistungen              werden die Prämienzahlerinnen und Prämienzahler bezahlen
ohne ärztliche Anordnung sind deshalb zwischen den Pflegen-         müssen. Nun wird der Ständerat gefordert sein, die Entscheide
den und den Krankenversicherern präzisierende Vereinbarungen        des Nationalrats zugunsten der Versicherten zu korrigieren.
auszuhandeln. Ohne diese oder eine vergleichbare Sicherung
lehnt santésuisse den indirekten Gegenvorschlag ab.                 Bald flächendeckende Einführung von ambulanten Pauschalen
                                                                    Mit grosser Mehrheit hat der Nationalrat in der Wintersession der
Sowohl die Pflegeinitiative als auch der Gegenvorschlag können      Vorlage zur schweizweiten Einführung von ambulanten Pauscha-
die grosse Herausforderung der demografischen Entwicklung           len zugestimmt. Mit ambulanten Pauschalen werden gleiche Leis-
und den dadurch steigenden Bedarf vor allem in der Grundpflege      tungen immer gleich abgegolten und sie können – je nach Fach-
nicht lösen. Ab 2030 wird die Zunahme von Pflegebedürftigen         bereich – für bis zu 70 Prozent der ambulant erbrachten
ihren Höhepunkt erreichen und die Schweiz deutlich mehr Pfle-       Leistungen eingesetzt werden. Parallel dazu wurden die Vertrags-
gende benötigen. Es sind daher neue und innovative Lösungsan-       verhandlungen zwischen den Verbänden santésuisse, FMCH und
sätze gefragt, um der Aufgabe gerecht zu werden.                    H+ für weitere ambulante Pauschalen weitergeführt. Bereits
                                                                    ­haben santésuisse und die FMCH 75 Pauschalen beim Bund zur
Unbefriedigende Lösung für die Steuerung                             Genehmigung eingereicht.
der Ärztezulassungen
santésuisse hat stets eine griffige Form der Zulassung von Ärz-     Selbstregulierung der Vermittlertätigkeit tritt in Kraft
tinnen und Ärzten gefordert. Die Lösung, für die sich das Parla-    Am 1. Januar 2021 ist die freiwillige Branchenvereinbarung zum
ment schliesslich ausgesprochen hat, bringt im Vergleich zur bis-   Umgang mit Vermittlern in Kraft getreten. Ihr sind 48 Kranken-
herigen Regelung keine namhaften Verbesserungen. Immerhin           ver­sicherer beigetreten. Sie verpflichten sich, auf die telefoni-
konnten National- und Ständerat überhaupt eine Regelung fin-        sche Kaltakquise von Kunden zu verzichten. Provisionen sind in
den, mit der die Kantone dazu verpflichtet werden, die Zulas-       der Grundversicherung neu auf maximal 70 Franken und bei den
sungssteuerung vorzunehmen. Allerdings drohen keine Kon­            Krankenzusatzversicherungen auf eine Jahresprämie begrenzt.
sequenzen, wenn die nötigen Massnahmen ausbleiben. Die              Zudem sieht die Branchenvereinbarung umfangreiche zusätz­
Kantone stehen nun in der Verantwortung, bei Überversorgung         liche Massnahmen zur Qualitätssicherung vor. santésuisse strebt
konsequent einzuschreiten. Nach Auffassung von santésuisse          ein für alle Marktteilnehmer geltendes Obligatorium der Bran-
wäre eine Lockerung des Vertragszwangs das adäquate Mittel          chenvereinbarung an.
gewesen. Das Parlament konnte sich zu diesem Schritt allerdings
nicht durchringen. Die vom Parlament verabschiedete Zulas-
sungssteuerung überträgt die Aufgabe den Kantonen, die Zulas-
sung zu limitieren. Allerdings enthält das Gesetz weder klare
Eckwerte für die Beschränkung der Ärztezulassung, noch wurde
den Kantonen eine finanzielle Mitverantwortung an den Zulas-
sungsentscheiden gegeben, wie es bei einer Verknüpfung mit der
Vorlage zur einheitlichen Finanzierung von ambulanten und sta-
tionären Leistungen der Fall gewesen wäre.
Rückblick                    5

Das Gesundheitswesen gezielt
weiterentwickeln
santésuisse steht im Dialog mit allen wichtigen
Organisationen und Institutionen, die am
Gesundheitswesen beteiligt sind – immer mit dem Ziel
vor Augen, seine hohe Qualität zu erhalten und
zu stärken.

Generika fast doppelt so teuer wie im Ausland                      analysen im Schnitt dreimal mehr als im vergleichbaren Ausland.
Zum elften Mal führten santésuisse und Interpharma, der Bran-      Deshalb hat santésuisse bei der zuständigen Kommission des
chenverband der forschenden Pharmaindustrie, einen Ausland-        Bundes einen Antrag auf Preisreduktionen gestellt.
preisvergleich von Medikamenten durch. Das Preisniveau der
patentgeschützten Medikamente lag im europäischen Ausland          santésuisse steht hinter der Nutzenbewertung
im Durchschnitt immer noch 4,5 Prozent tiefer als in der           von Therapien
Schweiz, patentabgelaufene Originalpräparate kosteten im Aus-      Mit sogenannten Health Technology Assessments (HTA) prüft
land 10 Prozent weniger. Am grössten sind die Preisdifferenzen     und beurteilt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) Therapien
bei Generika; diese kosten in der Schweiz weiterhin fast doppelt   hinsichtlich ihres Nutzens. santésuisse unterstützt die Evalua­
so viel wie in den Vergleichsländern. Zudem liegt gemäss Daten     tion von Leistungen mit HTA – weil sie einen Beitrag zur Quali-
der OECD der Generika-Anteil in der Schweiz mit 27 Prozent         tätssteigerung leisten und helfen können, die Kosten zu senken.
sehr tief, verglichen mit 83 Prozent in Deutschland. Das nicht     Seit Einführung der Nutzenüberprüfung 2015 durch das Bun-
genutzte Sparpotenzial beläuft sich auf mehrere Hundert Millio-    desamt für Gesundheit (BAG) reichte santésuisse dem BAG
nen Franken.                                                       mehrmals eine Vorschlagsliste mit Leistungen ein, die nach ihrer
                                                                   Ansicht die Kriterien für eine Vergütung gemäss Krankenver­
santésuisse wehrt sich gegen überteuerte Laboranalysen             sicherungsgesetz nicht erfüllen. Allerdings sind die Prüfverfah-
Jahr für Jahr steigen die Laborkosten in der Schweiz rasant. In    ren langwierig und dauern 18 bis 24 Monate. Die eidgenössische
Kombination mit überhöhten Preisen führt das zu einer massi-       Finanzkontrolle (EFK) stellte in ihrem Prüfbericht von August
ven Mehrbelastung für die Prämienzahler. santésuisse reichte       2020 fest, dass die HTA drei Jahre hinter dem Zeitplan zurück-
deshalb bei der zuständigen Kommission des Bundes eine Um-         liegen und die Zahl der laufenden HTA nur halb so hoch ist wie
strittenheitsabklärung ein, die Preisreduktionen für die umsatz-   geplant. Auch wurden bisher keine Einsparungen erzielt. Meh­
stärksten Labortarife im Umfang von rund 300 Millionen Fran-       rere HTA sind abgeschlossen, so zum Beispiel die HTA zur Infu­
ken verlangt. Darüber hinaus wehrt sich die santésuisse-Tochter    sions-Eisentherapie, zu Blutzucker-Messstreifen und zur Knie­
tarifsuisse ag gegen die Praktiken von Kick-back-Zahlungen von     arthroskopie.
Labors an Ärzte und prüft rechtliche Schritte. Gemäss Gesetz
sind Ärztinnen und Ärzte verpflichtet, Kick-back-Zahlungen         2020 hat santésuisse drei Leistungsbereiche für ein HTA-Eva­
oder andere geldwerte Vorteile an die Versicherer bzw. Patienten   luationsverfahren vorgeschlagen. Vertieft untersucht werden
weiterzugeben. Die Kosten für Laboranalysen liegen in der          sollen Medikamente gegen Depressionen, die Wirtschaftlichkeit
Schweiz mittlerweile bei rund 1,6 Milliarden Franken pro Jahr –    von neuen Blutgerinnungshemmern und Herzkatheteruntersu-
das entspricht mehr als 4 Prämienprozenten. Der Auslandver-        chungen.
gleich, den santésuisse im Jahr 2020 erarbeitet hat, zeigt das
Ausmass der überhöhten Preise: In der Schweiz kosten Labor­
santésuisse kommuniziert über ver­
schiedene Kanäle mit der Öffentlichkeit,
den Behörden- und Branchen­ver­-
tre­tern, der Politik sowie den Prämien­
zahlerinnen und -zahlern. Die Social-­
Media-Kanäle ermöglichen interaktive
Formen der Kommunikation. Als
führender Branchenverband bildet
santésuisse Fachleute für alle
Krankenversicherer und interessierte
branchennahe Bereiche aus.

     29                   67            1 606 400                 96
Medienmitteilungen    Stellungnahmen     Tweet Impressions     neue Lernende
                     und Empfehlungen   deutsch/französisch/   kaufmännische
                                             italienisch        Grundbildung
santésuisse                  7

IM DIENST VON KRANKENVERSICHERERN,
ÖFFENTLICHKEIT UND PRÄMIENZAHLENDEN

Geforderte Verbandskommunikation während                           Zugangs­daten im Internet verfolgen. Diese Gelegenheit wurde
der Corona-Pandemie                                                von rund 200 Personen genutzt.
Die erste Welle der Corona-Pandemie Anfang März 2020
brachte für die gesamte Bevölkerung Unsicherheiten zum wei-        Spitalfinder optimiert und neu lanciert
teren Verlauf und löste an die Adresse der Kostenträger            santésuisse und das Konsumentenforum kf haben die seit 2016
zahl­reiche Fragen aus. Bereits am 13. März 2020 baute santé­      angebotene Online-Plattform Spitalfinder (www.spitalfinder.ch)
suisse mit den Mitgliedern eine Corona-Taskforce auf, die Fragen   optimiert und neu lanciert. Mit dem Spitalfinder können sich
der Leistungsvergütung und Tarife im Bereich der obligatori-       alle Interessierten rasch einen Überblick über die Qualität der
schen Krankenpflegeversicherung (OKP) bearbeitete. Die rasch       Spitäler und einzelner Behandlungen verschaffen. Im neuen
und pragmatisch erarbeiteten Lösungen wurden – in Abstim-          Kleid bietet er ausserdem eine deutlich bessere Benutzerführung.
mung mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) – durch Rund-          Mit dem Spitalfinder leisten die beiden Organisationen einen
schreiben allen Mitgliedern zugänglich gemacht.                    wichtigen Beitrag zur Förderung des Qualitätswettbewerbs un-
                                                                   ter den Schweizer Spitälern.
Bereits im Frühling 2020 konnte santésuisse die Lage mit der
Botschaft beruhigen, wonach dank der Reservensituation der         Bereich Bildung geht neue Wege: digitaler Unterricht
Krankenversicherer 2021 keine Prämienerhöhung wegen zusätz­li­-    statt Präsenzkurse
cher Corona-Kosten zu erwarten sei. Laut Berechnungen              Als der führende Branchenverband bildet santésuisse Fachleute
von santésuisse entstehen aufgrund der Corona-Pandemie             für alle Krankenversicherer und interessierte branchennahe
Kosten von rund 550 Millionen Franken zulasten der OKP. In         Bereiche (Mitarbeitende Gesundheitswesen) aus. Das Ausbil-
diesem Betrag enthalten sind die Impfungen, die alleine            dungsangebot von santésuisse berücksichtigt alle drei Landes-
mit rund 200 Millionen Franken zu Buche schlagen. Vor und          sprachen und -regionen. Der Einbezug der verschiedenen Akteure,
während der Bekanntgabe der Prämien 2021 durch den                 unter anderem auch der Leistungserbringer, fördert das gemein-
Bundesrat wies santésuisse wiederholt auf die Interessen der       same Verständnis unter den Partnern im Gesundheitswesen.
Prämienzahler hin. Damit die Bevölkerung auch in Zukunft
keinen Prämienschock hinnehmen muss, braucht es wirksame           Die Corona-Krise wirkte sich auch auf den Bereich Bildung von
Reformen, mit denen unnötige Leistungen eliminiert und             santésuisse aus. Mit dem Verbot des Präsenzunterrichts ab
überhöhte Kosten gesenkt werden.                                   März und dann wieder ab Ende Oktober 2020 musste auf Fern-
                                                                   unterricht umgestellt werden. Diese Einschränkung betraf die
Ausgebaute Online-Präsenz                                          Organisatoren und die Kurseilnehmenden gleichermassen. Trotz-
In der Verbandskommunikation von santésuisse nehmen die            dem konnten zahlreiche Kurse digital durchgeführt werden.
sozialen Medien einen immer wichtigeren Platz ein. Zur             Andere Kurse, die nicht zeitkritisch waren oder zur Prüfungs-
Kommentierung gesundheitspolitischer Entwicklungen nutzt           vorbereitung 2021 dienten, wurden hingegen verschoben
santésuisse intensiv den Kurznachrichtendienst Twitter.            oder abgesagt. Mit den gewonnenen Erfahrungen sollen künftig
Neu präsentiert sich santésuisse auch auf der vor allem im pro-    die Möglichkeiten des mobilen Lernens vermehrt genutzt
fessionellen Umfeld verbreitet genutzten Plattform LinkedIn.       werden.

Aufgrund der behördlich angeordneten Corona-Schutzmassnah-         2020 haben 96 Lernende die kaufmännische Grundbildung be-
men hat santésuisse den 6. Novemberkongress digital statt          gonnen. Dazu wurden wichtige Schritte in Richtung der
physisch durchgeführt. Am 3. November 2020 wurde live aus          künf­tigen kaufmännischen Grundbildung in der Branche Kran-
dem Hotel Schweizerhof in Bern ein 80 Minuten dauernder            ken- und Sozialversicherungen gemacht. Erfreulicherweise
Video­stream gesendet. Die Veranstaltung unter dem Titel «Was      konnte unter anderem die Berufsprüfung Krankenversicherungs-
den Prämienzahlern wirklich hilft» konzentrierte sich insbe­       fachleute trotz Corona-Restriktionen und damit verbundener
sondere auf die Themen ambulante Pauschalen und das Referenz-      Verschiebung dank der Einhaltung von besonderen Sicherheits-
preissystem für Generika. Die Zuschauerinnen und Zuschauer         massnahmen durchgeführt werden.
konnten die Referate und Diskussionen ohne spezifische
tarifsuisse ag ist die grösste Einkauf­s­
organisation der Krankenversicherer
in der obligatorischen Krankenpflege­
versicherung (OKP). Sie verhandelt
für ihre Kunden Preise und Tarifstruk­
turen und erbringt im Bereich Leistungs-
management Dienstleistungen wie
das Tarifcontrolling und die Wirtschaft-
lichkeitsprüfungen.

> 1000                  10 + 3               rund 60                  64
  abgeschlossene        10 ambulante und     Prozent Marktanteil   Mitarbeitende
bzw. bewirtschaftete    3 stationäre durch   im Leistungseinkauf
   Tarifverträge       tarifsuisse bewirt-
                       schaftete nationale
                          Tarifstrukturen
tarifsuisse ag                9

OPTIMALE TARIFGESTALTUNG FÜR GUTE QUALITÄT –
TARIF­STRUKTUREN, PREISVERHANDLUNGEN UND LEISTUNGS­
MANAGEMENT AUS EINER HAND

Stetiger Ausbau des Angebotes im Leistungseinkauf                    Wirksame Wirtschaftlichkeitsprüfungen und Tarifcontrolling
Zusätzlich zum regulären, stetig wachsenden Leistungsangebot         tarifsuisse überprüft, dass Ärztinnen und Ärzte für ihre Leistun-
des Geschäftsbereiches Leistungseinkauf aufgrund neuer               gen keine überhöhten Preise verlangen. Konkret kontrolliert
Leistungserbringer-Gruppen, die nach Krankenversicherungs-           tarifsuisse, dass die Kosten pro Patient in einer bestimmten Fach­-
gesetz (KVG) abrechnen dürfen, wurden neu die Verhandlungen          richtung und Region um nicht mehr als 30 Prozent vom
im Bereich der nicht voll­ständigen Weitergabe von Vergünsti-        Durchschnitt der jeweiligen Facharztgruppe abweichen. Wer die
gungen gemäss Artikel 56 Absatz 3 lit. b KVG und Absatz 3bis         Kosten nicht rechtfertigen kann, muss die zu Unrecht erhobe-
KVG übernommen. Weiter wurde mit dem SVK ein Zusammen-               nen Beträge zurückerstatten. Neben solchen Wirtschaftlichkeits-
arbeitsvertrag zur Regelung der Übernahme von Verhandlungs-          kontrollen führt tarifsuisse auch ein Tarifcontrolling durch.
mandaten im KVG-Bereich ausgearbeitet. Damit können                  Dabei wird unter anderem die korrekte Anwendung der Tarifposi-
Synergien innerhalb der santésuisse-Gruppe noch optimaler            tionen überprüft. Diese beiden Einheiten des Leistungsma­
genutzt werden.                                                      nagements von tarifsuisse erwirken jährlich Rückzahlungen in
                                                                     zweistelliger Millionenhöhe – Geld, welches die Leistungser-
Bewegung bei den ambulanten Tarifen                                  bringer zurückzahlen müssen und das den Prämienzahlenden
Zum Auftrag von tarifsuisse ag gehört es, die Tarifstrukturen        zugutekommt.
und Tarife für ambulante sowie stationär erbrachte Leistungen
laufend zu überprüfen, anzupassen und regelmässig neu zu              Laboranalysen: Provisionen gehören den Versicherten
verhandeln. So konnten 2020 – im Auftrag der Muttergesell-            tarifsuisse hat festgestellt, dass die Zahl der Laboranalysen stark
schaft santésuisse – neue Vereinbarungen für Chiropraktiker,         angestiegen ist; dementsprechend sind auch die Kosten zu­-
Hebammen und Neuropsychologen erarbeitet werden. Gemein-             lasten der Grundversicherung auf mittlerweile rund 1,6 Milliar-
sam mit dem Ärzteverband FMCH ist es gelungen, für                   den Franken pro Jahr angewachsen. tarifsuisse erinnerte
75 ambulante Standardeingriffe Pauschalen zu vereinbaren             die Labors brieflich, was in Bezug auf Provisionszahlungen an
und dem Bundesrat zur Genehmigung vorzulegen. Diese                  ­Ärztinnen und Ärzte, die Aufträge an Labors vergeben, er­-
Pakete werden laufend durch weitere ergänzt.                          laubt ist und was nicht. Gemäss Gesetz sind Provisionen zwar
                                                                      nicht verboten, sie müssen aber zwingend an die Versicherten
Ende August 2020 haben die Verbände santésuisse, H+ Die               weitergegeben werden, was bisher kaum geschehen ist.
Spitäler der Schweiz und FMCH beschlossen, ihre Zusammen-
arbeit im Bereich der ambulanten Tarife zu intensivieren             Verbrauchsmaterial: Einigung mit Kanton Bern erzielt
und eine gemeinsame Plattform für das künftige Tarifwesen zu         Gemäss einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts von 2017
schaffen. Diese steht allen beteiligten Akteuren zur Teilnahme       ist durch Pflegefachpersonen angewendetes Pflegematerial
offen. Die Verbände wollen die Leistungen im ambulanten Bereich      Bestandteil der Pflegeleistungen. Die Kosten für diese Pflege-
mit einem neuen Tarifsystem vergüten, das auf Pauschalen             materialien dürfen den Krankenversicherern nicht separat –
basiert. Dieses System schafft Transparenz und stellt sicher, dass   und damit als Doppelvergütung – in Rechnung gestellt werden.
für dieselben Eingriffe auch tatsächlich dieselben Preise vergü-
tet werden.                                                          tarifsuisse hat sich 2020 mit dem Kanton Bern über die
                                                                     Rück­erstattung der zu viel verrechneten Kosten geeinigt. Der
Neuropsychologie: Tarifpartner einigen sich auf                      Kanton zahlte in diesem Fall 12 Millionen Franken zurück.
gemeinsame Tarifstruktur                                             tarifsuisse erwartet, dass auch in anderen Kantonen pragmati-
Die Krankenversicherer, der Verband H+ Die Spitäler der              sche Lösungen gefunden werden können.
Schweiz und der Schweizerischen Vereinigung der Neuropsy-
chologinnen und Neuropsychologen (SVNP) reichten Ende
Juni 2020 dem Bundesrat einen neuen Tarifstrukturvertrag
für die Abgeltung von ambulanten diagnostischen Leistungen
der Neuropsychologie ein. Die neue Tarifstruktur bildet die
ambulanten diagnostischen Leistungen der Neuropsychologie
ab und schliesst damit eine Lücke im Tarifwerk.
Zur Abwicklung der administrativen
­Prozesse im Gesundheitswesen benötigen
 die Krankenversicherer, Leistungs­
 erbringer und Behörden strukturierte
 Daten und aussagekräftige Informa­
 tionen. Die SASIS AG ist unverzicht­barer
 Partner für innovative Branchen­
 applikationen und sorgt mit verbind­
 lichen, aussagekräftigen und aktu-
 ellen Daten für mehr Transparenz im
 ­Gesundheitswesen.

> 83 000 > 15 700                     11 Mio.                 > 30 000
Leistungserbringer   Tarifverträge     Versichertenkarten         Telefonanrufe
                                     (KVG & VVG) im Einsatz   im Zahlstellenregister
                                                               entgegengenommen
SASIS AG                    11

DER INNOVATIVE DATENLOGISTIKER
FÜR DAS GESUNDHEITSWESEN

Digitalisierungsschub mit SHIP                                        Virtuelle Versichertenkarte VICARD lanciert
Die Digitalisierung der administrativen Abläufe im Gesundheits-       Die SASIS AG produziert im Auftrag der teilnehmenden
wesen ist bei Weitem noch nicht Realität. Noch werden in              Versicherer die Versichertenkarte (VeKa) der Schweizer Kranken-
vielen Bereichen ab Beginn einer Behandlung bis zu deren Ab-          versicherer und verschickt sie direkt an die Versicherten. Die
schluss manuell Formulare ausgefüllt, Briefe für Kostengut­           Versicherer können mit der Branchenlösung des VeKa-Centers
sprachen geschrieben und diese aufwendig gescannt oder die            der SASIS AG alle bestehenden und zukünftigen Anwendungen
Daten in Erfassungsmasken übertragen.                                 im Bereich der Schweizer Versichertenkarte nutzen.

Die SASIS AG treibt die Entwicklung des Standards SHIP (Swiss         Mit der virtuellen Versichertenkarte VICARD trägt die SASIS
Health Information Processing) für den elektronischen                 AG mit den partizipierenden Versicherern dazu bei, die Digitali-
Datenaustausch intensiv voran. Im Oktober 2019 wurde SHIP             sierung des Schweizer Gesundheitssystems voranzutreiben.
dem operativen Betrieb übergeben. Seither können damit                Die VICARD bietet den Versicherten diverse Vorteile, etwa das
elektronisch Behandlungsfälle eröffnet und zwischen Spitälern,        kontaktlose Anmelden beim Arzt, im Spital oder beim Apotheker.
Krankenversicherern sowie kantonalen Verwaltungen Be­                 Sie ermöglicht es auch, die Versichertenkarten der ganzen
handlungsinformationen ausgetauscht werden. Weiter lassen sich        Familie in einer Handy-App zusammenzufassen. Nach dem Start
mit SHIP sämtliche Fragen zur Kostenübernahme abklären.               mit der KPT als erstem Versicherer im März 2020 können
Mit der Umsetzung einer durchgängig digitalen Abwicklung einer        mittlerweile auch die Versicherten der Visana und Groupe Mutuel
Behandlung – von der Anordnung bis zum Fallabschluss mit              die virtuelle Versichertenkarte nutzen. Weitere Krankenver-
Rechnungsstellung – sollen nicht nur die Kosten, sondern auch         sicherer folgen in nächster Zeit.
die Fehleranfälligkeit sinken und der Datenschutz verbessert
werden.                                                               Auch die Leistungserbringer profitieren von der virtuellen
                                                                      Versichertenkarte, weil sie damit weniger Verwaltungsaufwand
SHIP wird in mehreren Ausbauschritten auf die Behandlungs-            als mit Papierformularen haben. Sie erhalten Zugang zu den
fälle der Spitex, den spitalambulanten Bereich, die Pflegeheime,      aktualisierten Daten, die sie für die Leistungsabrechnung benö-
Ärzte, Apotheken und Physiotherapeuten ausgedehnt. Bis                tigen. Das erhöht die Effizienz und bringt Einsparungen.
Ende 2023 soll in all diesen Bereichen die durchgängige digitale      Über 5000 Leistungserbringer und rund 2000 Apotheken können
Abwicklung der administrativen Prozesse Realität sein.                bereits mit der VICARD arbeiten – laufend kommen weitere
                                                                      Ärzte, Spitäler und Apotheker hinzu. Für die Zukunft bietet die
Die Bereitstellung von SHIP als Standard ist eine wichtige            VICARD auch die technische Möglichkeit, medizinische Daten
Voraussetzung, um in der Schweiz die Digitalisierung im Gesund-       (z. B. Blutgruppe, Allergien oder Patientenverfügungen) einfach
heitswesen vorantreiben zu können. Ausschlaggebend für                erfassen und sicher speichern oder verknüpfen zu können.
die Akzeptanz dürfte aber sein, dass die Teilnahme an SHIP so-
wohl für Leistungserbringer als auch für Kostenträger finan­-
ziell attraktiv ist. Die ersten Erfahrungen aus der administrativen
Fallabwicklung Spital stationär, welche heute noch ohne den
Fallabschluss (Rechnung) in Betrieb ist, zeigen durch die Auto-
matisierung bereits ein Einsparpotenzial in Millionenhöhe.
Der Schweizerische Verband für
Gemeinschaftsaufgaben der Kranken­
versicherer (SVK) erbringt für die
Krankenversicherer spezialisierte Dienst-
leistungen für ambulante und statio-
näre Behandlungen. Weitere Kunden des
SVK sind SUVA/Militärversicherung,
die gemeinsame Einrichtung KVG und
die Invalidenversicherung/BSV.

    35                 35               53 000           320 000
 Mitarbeitende   Kunden – Versicherer     bearbeitete      geprüfte
                   beziehungsweise      Kundendossiers    Rechnungen
                 Gruppen und institu-
                    tionelle Kunden
SVK                         13

TRANSFORMATION ZUM DIGITALISIERTEN
DIENSTLEISTER

Der SVK nimmt Beurteilungen und Abklärungen in den Berei-         tiefe Volumen, hohe Preise und einen hohen administrativen
chen Medikamente, Transplantationen, Dialyse, künstliche          Koordinationsaufwand. Bei der Entwicklung neuer Dienstleis-
Ernährung zu Hause und mechanische Heimventilation vor. Da-       tungen konzentriert sich der SVK auf solche meist komplexe
bei engagiert er sich im Auftrag von Versicherungen, die          Themen – und richtet sich damit konsequent auf die Bedürfnisse
ihm angeschlossen sind, sowie von weiteren Institutionen des      der Kunden aus. So ist beispielsweise ein Angebot für Patienten
Gesund­heitswesens. Für sie prüft er einerseits Gesuche für       mit Cochlea-Implantaten (Hörprothesen und Implantate) im
Kostengutsprachen und erteilt diese im Namen des Versicherers,    Aufbau. Weitere Angebote wie beispielsweise bei OPAT (Out­
wenn die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt sind, und         patient Parenteral Antibiotic Therapy) oder OSAS (obstruktive
andererseits Rechnungen, welche bei Erfüllung der Anforderun-     Schlafapnoe-Syndrom) stehen in Entwicklung.
gen dem Versicherer zur Zahlung weitergereicht werden. Die
Zahl der vom SVK betreuten Patientendossiers ist in den letzten   Abflachendes Wachstum bei der künstlichen Ernährung
Jahren laufend gestiegen – auf mittlerweile über 53 000 Fälle     Die starke Zunahme im Bereich der künstlichen Ernährung mit
pro Jahr.                                                         einer faktischen Verdoppelung der aktiven Patienten seit
                                                                  dem Jahr 2016 auf 28 303 ist im Verlaufe der Jahre 2019 und
Die Corona-Krise hat den Bedarf nach erhöhtem Digitalisie-        2020 abgeflacht. Ab 2021 dürfte sich eine jährliche Zuwachs­-
rungsgrad sowohl im SVK wie im Gesundheitswesen insgesamt         rate von rund 3 Prozent einstellen. Bei der mechanischen Heim-
aufgezeigt. Der SVK führte den eingeleiteten Auf- und Aus­-       ventilation war gegenüber den Vorjahren ebenfalls eine gerin-
bau der digitalen Fähigkeiten im Jahr 2020 forciert fort. Damit   gere Zunahme zu verzeichnen. Per Ende Jahr 2020 werden in
steigerte er seine Effizienz, schafft mehr Flexibilität für den   diesem Bereich 5077 Patientendossiers betreut.
Einsatz des Personals und somit auch freie Kapazitäten bei-
spielsweise für die Rechnungskontrolle. Die Informatiksysteme     Pandemieeinfluss bei den Heimdialysen
des SVK sind in der Lage, das seit Längerem für den elektro­      Seit 1963 bearbeitet der SVK alle Vorgänge rund um die
nischen Datenaustausch verwendete Format XML zu verarbeiten.      Nierenersatzverfahren. Er ist zusammen mit H+ Die Spitäler
Wünschen Kunden stattdessen den Standard SHIP, wird auch          der Schweiz und den Industriepartnern mitverantwortlich
dieser angeboten. 2020 verarbeitete der SVK bereits zwei von      für Inhalt und Umsetzung der nationalen Verträge und deren
drei Rechnungen elektronisch. Bis Ende Jahr 2021 wird der         Genehmigung durch den Bundesrat. Mittlerweile werden
Anteil bei mindestens 90 Prozent liegen.                          über 3800 Dossiers von Dialyse­patienten betreut. Der Anteil der
                                                                  von den Patienten zu Hause durchgeführten Dialysen ist im
Vereinbarungsgemäss und angesichts der Komplexität der            Jahr 2020 aufgrund der COVID-19 Situation stagniert. Eine er-
betreuten Fälle wie der hohen Beträge prüft der SVK jede ein-     neute Steigerung ist für die Post-COVID-19-Phase zu erwarten.
gehende Rechnung vor der Freigabe zur Vergütung durch
den Krankenversicherer. Der Prüfprozess, dazu gehören insbe-      Stabile Spenderzahlen bei Transplantation
sondere die Prozesse zur Übermittlung von stationären             Seit den 1970er-Jahren erledigt der SVK die administrativen
Daten an die Kunden, wurde vom Eidgenössischen Datenschutz-       Abläufe und notwendigen Prozesse rund um Transplantationen.
und Ö
    ­ ffentlichkeitsbeauftragten (EDÖB) abgenommen. Mit           Auch hier ist er zusammen mit H+ mitverantwortlich für In­-
den SQS-Zertifizierungen, insbesondere die Zertifizierung als     halt und Umsetzung der nationalen Verträge für die Transplan-
eigenständige Datenannahmestelle, wie der Überwachung             tationen von soliden Organen und die Transplantation hä­ma­
durch den EDÖB und das BAG besitzt der SVK die notwendigen        topoetischer Stammzellen. Weiter engagiert er sich für deren
Bescheinigungen, dass er die Vorgaben des Datenschutzes           Genehmigung durch den Bundesrat. Im Jahr 2020 haben
und auch jene des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) umfas-       schweizweit 146 verstorbene Personen ein Organ oder mehrere
send erfüllt.                                                     Organe gespendet. Das sind 11 weniger als im Vorjahr. Auch
                                                                  im Be­reich der Transplantation hämatopoetischer Stammzellen
Kompetenzzentrum für komplexe Fälle                               ist die Entwicklung im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr
Die medizintechnische Entwicklung bringt in immer höherem         stabil ver­laufen. Per Ende Jahr 2020 werden im Bereich Trans-
Tempo neue Behandlungen hervor. Insbesondere in der               plantationen 2016 Patientendossier betreut (Vorjahr: 1903).
Anfangsphase sind diese in der Mehrheit gekennzeichnet durch
Organisation
Stand 1. März 2021

                                                               Verwaltungsrats-
                                                                  präsident
                                                                  Heinz Brand

                                                                                   Generalsekretär
                                                                                   Thomas Sägesser

                                                                  Vorsitzende
                                                              santésuisse-Gruppe
                                                                  Verena Nold

      Direktorin             Stellvertretender               Leiter              Geschäftsführer          Geschäftsführer     Geschäftsführer
     santésuisse           Direktor santésuisse       Services santésuisse        tarifsuisse ag             SASIS AG              SVK
     Verena Nold        Dr. Christoph Kilchenmann       Richard Tüscher           Roger Scherrer        Domenico Fontana      Roger Schober

VERWALTUNGSRAT                                                               GRUPPENLEITUNG
Präsident Heinz Brand,                                                       Verena Nold, Direktorin santésuisse,
Römerstrasse 20, 4502 Solothurn                                              Vorsitzende der Gruppenleitung
Vizepräsident Dieter Boesch,                                                 Dr. Christoph Kilchenmann,
RVK, Aquilana Versicherungen, Postfach, 5401 Baden                           stellvertretender Direktor santésuisse
Vizepräsident Dr. Thomas J. Grichting,                                       Richard Tüscher, Leiter Abteilung Services
Groupe Mutuel, Rue des Cèdres 5, 1919 Martigny                               Roger Scherrer, Geschäftsführer tarifsuisse ag
Dr. Ruedi Bodenmann, Groupe Assura,                                          Domenico Fontana, Geschäftsführer SASIS AG
Avenue C.-F. Ramuz 70, Case Postale 532, 1009 Pully
                                                                             Roger Schober, Geschäftsführer SVK
Dr. Reto Dahinden, SWICA Gesundheitsorganisation,
Römerstrasse 38, 8401 Winterthur
Nikolai Dittli, CONCORDIA Schweizerische
                                                                             GENERALSEKRETÄR
Kranken- und Unfallversicherung AG,                                          Dr. Thomas Sägesser
Bundesplatz 15, 6002 Luzern
Angelo Eggli, Visana Services AG,
Weltpoststrasse 19, 3000 Bern 15
Dr. Reto Flury, EGK-Gesundheitskasse,
Brislacherstrasse 2, 4242 Laufen
Stefan Schena, ÖKK,
Bahnhofstrasse 13, 7302 Landquart
Dr. Michael Willer, Sympany,
Peter-Merian-Weg 4, 4002 Basel
Christof Zürcher, Atupri Krankenkasse,
Zieglerstrasse 29, 3000 Bern 65
Hauptsitze

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