Einsatzmöglichkeiten der Phytotherapie bei Neurodermitis

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Einsatzmöglichkeiten der Phytotherapie bei Neurodermitis
Einsatzmöglichkeiten der Phytotherapie bei
             Neurodermitis

                       Diplomarbeit

            zur Erlangung des akademischen Grades
            einer Magistra der Naturwissenschaften

              an der Karl – Franzens – Universität

                         vorgelegt von
                         Sabrina FAIL

        am Institut für Biologie/Pflanzenwissenschaften
      Begutachterin Ao. Univ.-Prof. Dr. phil. Maria Müller

                          Graz, 2021
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Einsatzmöglichkeiten der Phytotherapie bei Neurodermitis
Danksagung

Ich möchte mich an dieser Stelle herzlichst bei meiner Betreuerin Ao. Univ.-Prof. Dr. phil.
Maria Müller bedanken. Sie hat mich stets mit ihrer warmherzigen Art unterstützt und
motiviert. Ich habe es sehr geschätzt, dass sie immer volles Verständnis für meine Fragen zeigte
und mich in schwierigen Situationen immer ermutigen konnte.
Besonders dankbar bin ich auch meiner Familie, die mich während der Studienzeit unterstützt
hat. Zusätzlich gilt ein großer Dank meiner Mama und meinen Studienkolleginnen, die sich
Zeit genommen haben, um diese vorliegende Diplomarbeit Korrektur zu lesen.

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Einsatzmöglichkeiten der Phytotherapie bei Neurodermitis
Kurzfassung

Die chronische Hauterkrankung Neurodermitis, die in Schüben auftritt, ist besonders in den
westlichen Industrieländern sehr weit verbreitet. Die Betroffenen klagen oft über einen
quälenden Juckreiz und trockene Haut, wodurch sich die Lebensqualität verringert.

In der vorliegenden Diplomarbeit werden zunächst der Aufbau und die unterschiedlichen
Funktionen der Haut dargestellt. Der Fokus wird anschließend auf Neurodermitis gelegt. Es
wird ein detaillierter Einblick über den Verlauf der Hauterkrankung dargelegt und auch die
möglichen Auslösefaktoren werden in den Mittelpunkt gestellt. Außerdem werden neben
Neurodermitis auch noch weitere Ekzemformen behandelt.

Ein   weiterer   wichtiger   Punkt    dieser   Diplomarbeit      beschäftigt   sich   mit   den
Behandlungsmöglichkeiten. Hierbei wird der Fokus vor allem auf die Phytotherapie gelegt.
Bereits seit hunderten von Jahren bildet die Phytotherapie eine alternative Möglichkeit zur
Linderung von Krankheitsbeschwerden. Neben einer kurzen geschichtlichen Einführung zur
Phytotherapie, werden Pflanzen vorgestellt, die eine heilende Wirkung auf die juckende und
empfindliche Haut zeigen.

Als Letztes wird der Fokus auf didaktische Überlegungen im Biologieunterricht gelegt. Das
bedeutet, dass verschiedene außerschulische Unterrichtsformen vorgestellt werden, um einen
aktiven und interessanten Biologieunterricht halten zu können.
Die Intention dieser vorliegenden Arbeit ist es, einerseits die Wirkung von Heilpflanzen bei
Krankheiten und andererseits ihren Zusammenhang mit dem Biologieunterricht darzustellen.

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Einsatzmöglichkeiten der Phytotherapie bei Neurodermitis
Abstract

The chronic skin disease neurodermatitis, which occurs in episodes, is particularly widespread
in western industrialized countries. Those affected often complain of excruciating itching and
dry skin, which reduces the quality of life.

In the present diploma thesis, the structure and the different functions of the skin are presented.
The focus is placed on neurodermatitis. A detailed insight into the course of the skin disease is
presented and the possible trigger factors are also placed in the center of this thesis. In addition
to neurodermatitis, other forms of eczema are also presented.

Another important point of the thesis deals with the treatment options. The main focus here is
on phytotherapy. For hundreds of years, phytotherapy has been an alternative way of alleviating
the symptoms of illness. In addition to a brief historical introduction to phytotherapy, plants are
presented, which have a healing effect on itchy and sensitive skin.

Finally, the focus is on didactic considerations in biology lessons. This means that different
forms of extracurricular teaching are presented, in order to be able to give an active and
interesting biology lesson.
The intention of this present work is on the one hand to show the effect of medicinal plants on
diseases and on the other hand to show their connection with biology lessons.

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Einsatzmöglichkeiten der Phytotherapie bei Neurodermitis
Inhaltsverzeichnis

1         Einleitung ....................................................................................................................... 8

2         Grundlagen der Haut .................................................................................................... 9
2.1       Epidermis ........................................................................................................................ 9
2.2       Dermis ........................................................................................................................... 10
2.3       Subkutis ......................................................................................................................... 11
2.4       Funktionen der Haut ...................................................................................................... 11
2.4.1 Immunabwehr................................................................................................................ 12
2.4.2 Wärmeregulation ........................................................................................................... 12
2.4.3 Sinnesfunktion ............................................................................................................... 13

3         Neurodermitis .............................................................................................................. 13
3.1       Verlauf der chronischen Hauterkrankung ..................................................................... 14
3.2       Symptome der Hauterkrankung .................................................................................... 16
3.2.1 Juckreiz.......................................................................................................................... 17
3.2.2 Hautveränderungen ....................................................................................................... 17
3.3       Mögliche Risikofaktoren für Neurodermitis ................................................................. 19
3.3.1 Falscher Umgang mit Hautpflege und Waschmittel ..................................................... 19
3.3.2 Falsche Kleidung ........................................................................................................... 20
3.3.3 Seelischer Faktor ........................................................................................................... 21
3.4       Ernährung bei Neurodermitis ........................................................................................ 22
3.4.1 Mögliche Schubauslösende Nahrungsmittel ................................................................. 24

4         Therapieformen ........................................................................................................... 25
4.1       Medikamentöse Behandlungen ..................................................................................... 25
4.1.1 Kortikosteroide .............................................................................................................. 25
4.1.2 Teerpräparate ................................................................................................................. 26
4.2       Alternative Behandlungen ............................................................................................. 27
4.2.1 Medizinische Ölbäder ................................................................................................... 27
4.2.2 Phototherapie ................................................................................................................. 28
4.2.3 Klimatherapie ................................................................................................................ 29
4.2.4 Thalassotherapie ............................................................................................................ 30
4.2.5 Gamma – Linolensäure ................................................................................................. 30
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Einsatzmöglichkeiten der Phytotherapie bei Neurodermitis
5         Weitere Ekzemformen ................................................................................................ 31
5.1       Dyshidrosiformes Ekzem .............................................................................................. 32
5.2       Allergisches Kontaktekzem........................................................................................... 32
5.3       Windelekzem ................................................................................................................. 33
5.4       Seborrhoisches Ekzem .................................................................................................. 34
5.5       Exsikkationsekzem ........................................................................................................ 34
5.6       Mikrobielles Ekzem ...................................................................................................... 35

6         Phytotherapie ............................................................................................................... 36
6.1       Geschichtliche Einführung ............................................................................................ 36
6.2       Pflanzliche Inhaltsstoffe ................................................................................................ 38
6.2.1 Ätherische Öle ............................................................................................................... 38
6.2.2 Alkaloide ....................................................................................................................... 39
6.2.3 Bitterstoffe ..................................................................................................................... 40
6.2.4 Flavonoide ..................................................................................................................... 40
6.2.5 Gerbstoffe ...................................................................................................................... 41
6.2.6 Saponine ........................................................................................................................ 41
6.2.7 Phytamine ...................................................................................................................... 42
6.3       Arzneipflanzen und ihre Zubereitung ........................................................................... 43
6.3.1 Flüssige Arzneipräparate ............................................................................................... 43
6.3.2 Arzneipräparate für die äußere Anwendung ................................................................. 45
6.4       Wirkung von Heilpflanzen bei Neurodermitis .............................................................. 46
6.4.1 Aloe barbadensis ........................................................................................................... 46
6.4.2 Cardiospermum halicacabum ....................................................................................... 47
6.4.3 Solanum dulcamara L. .................................................................................................. 48
6.4.4 Borago officinalis .......................................................................................................... 49
6.4.5 Fumaria officinalis ........................................................................................................ 50
6.4.6 Hypericum perforatum L. .............................................................................................. 51
6.4.7 Matricaria recutita ........................................................................................................ 52
6.4.8 Oenothera biennis ......................................................................................................... 53
6.4.9 Viola tricolor ................................................................................................................. 54

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Einsatzmöglichkeiten der Phytotherapie bei Neurodermitis
7       Didaktische Grundlagen im Biologieunterricht ....................................................... 55
7.1     Geschichte des Biologieunterrichts ............................................................................... 55
7.2     Interesse und Motivation steigern ................................................................................. 56
7.2.1 Interesse an botanischen Themen .................................................................................. 58
7.3     Einsatz von Experimenten im Biologieunterricht ......................................................... 60
7.4     Außerschulische Lernorte.............................................................................................. 61
7.5     Lehrplanbezug ............................................................................................................... 63

8       Arbeitsblätter – Unsere kostbare Natur.................................................................... 64

9       Conclusio ...................................................................................................................... 70

10      Literaturverzeichnis .................................................................................................... 72

11      Internetverzeichnis ...................................................................................................... 74

12      Abbildungsverzeichnis ................................................................................................ 75

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Einsatzmöglichkeiten der Phytotherapie bei Neurodermitis
1 Einleitung

Meine Diplomarbeit würde ich liebend gerne mit drei Zitaten beginnen. Sie stammen von
Sebastian Kneipp (1821 – 1897), Alfred Vogel (1902 – 1996) und dem Mediziner Paracelsus
(1493 – 1541). Obwohl alle drei aus unterschiedlichen Jahrhunderten kommen, erkennt man in
allen drei Zitaten die Wichtigkeit der Phytotherapie.

                       „Die Natur ist die beste Apotheke.“ (Kneipp)

     „In der Natur ist uns alles gegeben, was wir zum Schutz und zur Erhaltung der
                              Gesundheit brauchen.“ (Vogel)

   „Es soll und muß nun der Arzt aus der Natur hervorgehen und in ihr und von ihr
   lernen, und außer ihr gibt es nichts und alles ist aus und in der Natur.“ (Paracelsus)

Mit diesen bekannten Zitaten möchte ich gerne zeigen, dass die Pflanzenheilkunde seit jeher
schon eine wichtige Rolle spielt. Paracelsus schätzte sehr die heimischen Pflanzen und
versuchte sie richtig bei den unterschiedlichsten Krankheiten anzuwenden. Im Mittelalter legten
deshalb Menschen ihre ganze Hoffnung in die heilende Wirkung von Pflanzen. Durch wichtige
Vertreter der Phytotherapie, wie z. B. Paracelsus und Hildegard von Bingen, wurden wichtige
Erkenntnisse über Pflanzenwirkstoffe an die nächste Generation weitergegeben. Natürlich
wurde dieses Wissen über Jahrhunderte immer weiter ausgebaut und so weiß man heute genau,
wie Pflanzeninhaltsstoffe im Körper wirken können.
In den letzten Jahrzehnten ist die Phytotherapie durch die moderne Schulmedizin in
Vergessenheit geraten. Nun langsam wenden sich aber immer mehr Menschen bei harmlosen
Krankheiten (z. B Halsweh, Menstruationsbeschwerden, trockener Haut…) wieder der
Schulmedizin ab und vertrauen auf die Phytotherapie. Unzählige Studien zeigen, dass eine
regelmäßige Anwendung von Salben, Tees und auch Umschlägen zu einer Besserung des
Krankheitsbildes führen kann.
In der vorliegenden Diplomarbeit wird nach einem kurzen anatomischen Einblick der Haut, der
Schwerpunkt auf die Geschichte der Phytotherapie gelegt. Außerdem wurden Pflanzen
ausgesucht, die eine wichtige Rolle bei der Linderung von Neurodermitis spielen. Neben der
Phytotherapie wird in den letzten Kapiteln der Fokus auch auf den Biologieunterricht gelegt.

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Einsatzmöglichkeiten der Phytotherapie bei Neurodermitis
2 Grundlagen der Haut

Bevor der Fokus auf die Hautkrankheit Neurodermitis gelegt wird, wird zunächst ein
anatomischer und physiologischer Einblick der Haut dargestellt. Es wird nicht nur ihr Aufbau,
sondern auch die wichtigsten Aufgaben näher beschrieben.
Die Haut eines erwachsenen Menschen bildet mit bis zu 2m² das größte Organ und stellt mit
Hilfe der zahlreichen Sinnes- und Kontaktzellen einen Kontakt zwischen der Umwelt und des
Organismus dar. Das bedeutet, dass die Aufgabe der Haut daraus besteht, einen
immunologischen und chemischen Schutz vor Umwelteinflüssen zu bilden. Krankheitserreger,
wie Viren und Bakterien, stoßen auf eine Barriere und werden am Eindringen in das
Körperinnere gehindert (vgl. Fritsch 1990: 3).
Des Weiteren ist die Haut aus drei Schichten aufgebaut (siehe Abb.1): Oberhaut (Epidermis),
Lederhaut (Dermis) und Unterhaut (Subkutis) (vgl. Sterry 2018: 4)

                           Abbildung 1: Aufbau der Haut (Hertl 2018: 4)

   2.1 Epidermis

Beim Aufbau der Epidermis, auch Oberhaut genannt, unterscheidet man die folgenden vier
Hautschichten. An die Dermis grenzt Stratum basale, darauf folgt Stratum spinosum, Stratum
granulosum und den Abschluss als oberste Schicht bildet das Stratum corneum (vgl. Sterry
2018: 5).
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Einsatzmöglichkeiten der Phytotherapie bei Neurodermitis
Als die vorherrschenden Zellen der Epidermis treten die Keratinozyten in den Mittelpunkt. Die
Zellpopulation wird im Stratum basale gebildet und wandert von den untersten Hautschichten
in die obersten Hautschichten. Im Stratum basale, auch Basalzellschicht genannt, durchlaufen
die Keratinozyten eine Zellteilung, wobei eine Tochterzelle in der Zellpopulation verbleibt und
die andere Tochterzelle wandert weiter in das Stratum spinosum, wo sie an Zellvolumen stark
zunimmt. Die Keratinozyten durchlaufen in den einzelnen Hautschichten eine kontinuierliche
Differenzierung und verändern stetig die Form. Das bedeutet, dass in der obersten Schicht, das
sogenannte Stratum corneum, keine Keratinozyten mehr zu erkennen sind. Im Laufe ihrer
Differenzierung verlieren sie deutlich an Größe und kommen als kernlose Korneozyten im
Stratum corneum an. Die nun verhornten Korneozyten bilden die Grundstruktur in der obersten
Schicht und dienen als Schutz vor mechanischen Umwelteinflüssen. Das Stratum corneum ist
demnach aus Keratin und Hornzellen aufgebaut, die keine Zellorganellen mehr besitzen (vgl.
Schürer, Ruzicka 1999: 1) (vgl. Sterry 2018: 5). So findet man an den Hautstellen, die von der
Umwelt sehr beansprucht werden, eine starke Verdickung der Hornschicht (vgl. Achenbach
1986: 2).
Dem Autor Wolfram Sterry (2018) zu folge, kommt es bei Hauterkrankungen, wie zum Beispiel
Psoriasis, zu einer viel schnelleren Proliferation. Neben einer enormen Verdickung des Stratum
corneum findet man bei diesem Krankheitsbild auch eine auffällig starke Entwicklung der
Zellpopulation an Keratinozyten vor. Bei einer gesunden Haut kann der Prozess der
Differenzierung vom Stratum basale bis ins Stratum corneum etwa einen Monat dauern (vgl.
Sterry 2018: 5).
Des Weiteren gibt es neben den Keratinozyten auch noch weitere wichtige Zellstrukturen in der
Epidermis. In der Abbildung 1 ist gut zu erkennen, dass sich in der untersten Schicht der
Epidermis die Melanozyten befinden, die das Hautpigment Melanin bilden und mit den in ihrer
Umgebung vorkommenden Keratinozyten in Kontakt treten können. Außerdem treten in der
Epidermis Langerhans Zellen auf, die die relevantesten Immunzellen darstellen. (vgl. Sterry
2018: 6)

   2.2 Dermis

Die Dermis, auch Lederhaut oder Korium genannt, ist aus zwei unterschiedlichen Schichten
aufgebaut und ist für die Festigkeit der Haut zuständig. Das Stratum papillare weist die meisten
Zellen der Dermis auf. In dieser Hautschicht findet man vor allem Abwehrzellen, wie
Makrophagen oder Mastzellen, die sich in den Zellzwischenräumen frei bewegen können. Das
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Stratum papillare ist die oberste Schicht der Dermis und bildet einen wellenförmigen Übergang
zu der Epidermis. Darunter liegend findet man das faserreiche Stratum reticulare, das große
Mengen an Schweißdrüsen und Talgdrüsen aufweist (vgl. Sterry 2018: 6).

   2.3 Subkutis

Die Subkutis findet man unter der Dermis und besteht hauptsächlich aus Fettgewebe. Aus
diesem Grund ist die Hautschicht für die Wärmeisolation und die Energiespeicherung
verantwortlich. Das Fettgewebe variiert je nach Alter, Geschlecht und körperlicher Verfassung.
Das bedeutet, dass das Fettgewebe in der Unterhaut – Subkutis – mit voranschreitendem Alter
stark abnimmt. Das hat zur Folge, dass die Haut schlaff aussieht und vermehrt Falten bildet.
Wie in Abbildung 1 gut zu erkennen ist, findet man in diesem Abschnitt der Haut außerdem
Lymphgefäße, zahlreiche Blutgefäße, dicke Nervenfasern und Talgdrüsen. (vgl. Achenbach
1986: 3).

   2.4 Funktionen der Haut

Die Haut stellt eine Grenzschicht zu der Umwelt dar und schützt uns vor mechanischen
Einflüssen. Die unterschiedlichen Hautschichten, wie sie in dem vorigen Kapitel beschrieben
wurden, nehmen alle samt wichtige Funktionen ein (siehe Abb. 2).

                             Abbildung 2: Funktionen der Haut (Hertl 2018: 6)

                                                                                           11
2.4.1 Immunabwehr

Die Haut bildet die erste Schutzbarriere gegenüber der Umwelt und schützt den Körper vor
möglichen pathogenen Keimen. Das wichtigste ist eine funktionierende Hornschicht mit einem
intakten Säureschutzmantel, damit keine Krankheitserreger in die Haut eintreten können. An
der Immunabwehr beteiligt ist das angeborene (unspezifisches) Immunsystem und das
erworbene (spezifisches) Immunsystem. Beide Systeme sind fest miteinander verbunden und
agieren immer in Kombination.
Krankheitserreger charakterisieren sich durch eine Vielzahl an unterschiedlichen Merkmalen,
wodurch sie von körpereigenen Immunzellen als fremde Zellen entlarvt werden. Treten
körperfremde Mikroorganismen in die Haut ein, werden Keratinozyten und auch Langerhans –
Zellen aktiv. Die Langerhans – Zellen, die zu den dendritischen Zellen gehören, und weitere
Immunzellen (Granulozyten) können durch spezielle Rezeptoren den Erreger erkennen.
Obwohl der Körper eventuell vorher noch nicht mit dem Krankheitserreger in Kontakt
gekommen ist, können die Immunzellen den Erreger sehr rasch phagozytieren. Das angeborene
Immunsystem steht dem Körper sehr rasch zur Verfügung, jedoch hat es eine geringe Spezifität.
Das erworbene Immunsystem im Gegensatz, hat eine sehr hohe Anpassungsfähigkeit an den
Erreger, aber es muss im Laufe des Lebens erst heranreifen. Aus diesem Grund braucht diese
Immunabwehr länger bei der Erkennung eines Krankheitserregers. An dem erworbenen
Immunsystem sind vor allem die B- Lymphozyten, deren Aufgabe es ist Antikörper zu bilden,
und die T- Lymphozyten beteiligt. Das charakteristische an dieser Immunabwehr ist, dass sich
Gedächtniszellen bilden, die bei einem erneuten Kontakt mit dem gleichen Krankheitserreger
noch rascher reagieren können. Auf diese Weise entsteht ein verstärkter Schutz gegen
bestimmte Erreger (vgl. Sterry 2018: 7 – 8).

   2.4.2 Wärmeregulation

Das Aufrechterhalten der Körpertemperatur ist eine wichtige Funktion der Haut. Wenn es zu
kühl wird, ist der Körper in der Lage die Menge an Blut in der Haut zu reduzieren. Auf diese
Weise gelangt weniger Wärme nach außen und die Temperatur bleibt im Körperkern
gespeichert. Die gleiche Aufgabe übt die Gänsehaut aus. Durch das Zusammenziehen der
Haarmuskeln entstehen an der Hautoberfläche kleine Erhebungen. Dieser Prozess verringert
die Wärmeabgabe des Körpers nach außen (vgl. Steinmann 1995: 16).

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2.4.3 Sinnesfunktion

Durch unterschiedliche Rezeptoren, die mit Nervenfasern verbunden sind, können wir
Schmerz, Temperatur, Juckreiz und auch Berührungen wahrnehmen. Außerdem ermöglichen
uns die Rezeptoren in der Haut, dass wir glatte, warme oder kantige Gegenstände als solche
erkennen. Diese Sinnesfunktion kann aber bei Nervenerkrankungen stark eingeschränkt sein
(vgl. Achenbach 1986: 10).

      3 Neurodermitis

Bei Neurodermitis, auch bekannt unter dem Begriff atopisches Ekzem, handelt es sich um eine
der häufigsten chronischen Hauterkrankungen, die nicht infektiös ist. Bereits im Kindesalter
kann die Hauterkrankung beginnen und durch unerträglichen Juckreiz das Leben der
Betroffenen erschweren (vgl. Ring et al. 1998:1). Vor allem in den Kniekehlen (siehe Abb. 3),
Armbeugen, Hals und Nacken treten vermehrt die typisch entzündeten Hautveränderungen auf.
Es ist zu beobachten, dass besonders die Körperstellen, wo sich am meisten Schweiß bildet,
von der chronischen Hauterkrankung betroffen sind. Da Neurodermitis nicht heilbar ist, bleibt
den     Betroffenen   als   einzige     Möglichkeit,       die    Symptome        durch   die   richtigen
Behandlungsmöglichkeiten zu lindern (vgl. Steinmann 1995: 22, 24).

                      Abbildung 3: Neurodermitis in den Kniekehlen (Sterry 2018: 120)

Wenn man nun berücksichtigt, welchen schweren Belastungen die menschliche Haut seit der
Geburt ausgesetzt wird, wundert es einem nicht, dass schmerzhafte Ekzeme, wie
Neurodermitis, stark zunehmen. Bereits bis zu 20 Prozent der Bevölkerung in den westlichen
Industrieländern sind von der chronischen Hauterkrankung betroffen. Menschen mit
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Neurodermitis leiden zudem meist auch unter Heuschnupfen, allergischem Asthma oder
Lebensmittelallergien. Besonders hervorzuheben ist auch, dass Familienmitglieder von
Betroffenen ebenfalls häufig an allergischen Krankheiten leiden. Wissenschaftliche
Untersuchungen zeigten, dass in dem Fall, wenn beide Elternteile unter Neurodermitis leiden,
60 Prozent der Kinder ebenfalls von der chronischen Hauterkrankung betroffen sind. Ein sehr
bedeutender und wichtiger Faktor bei der Entstehung von Neurodermitis ist also eine ererbte
Veranlagung. Laut Achenbach (1986) treten bei den meisten Patienten eine Überproduktion
eines bestimmten Antikörpers auf. Die sogenannten IgE – Antikörper lassen sich im Blut der
Betroffenen in großer Anzahl nachweisen und regen vermehrt andere Immunzellen an, wodurch
sich das atopische Ekzem bildet (vgl. Achenbach 1986: 57).
Neurodermitis kann in extremen Fällen sehr großflächig Körperstellen einnehmen und der
Juckreiz ist kaum auszuhalten. In solchen Fällen, wenn die Haut der Betroffenen stark entzündet
ist und sich Blasen bilden, muss man professionelle medizinische Hilfe in Anspruch nehmen.
Solch ein starker Schub stellt auch das eigene Immunsystem vor eine große Herausforderung,
denn durch die nässende und entzündete Haut können Erreger problemlos in die Hautbarriere
eindringen (vgl. Steinmann 1995: 30).

   3.1 Verlauf der chronischen Hauterkrankung

Wie bereits vorhin erwähnt, kann Neurodermitis bereits im Kleinkindalter entstehen. In acht
von zehn Fällen treten die ersten Symptome schon vor dem 5. Lebensjahr auf. Obwohl
Neurodermitis oft sehr früh und plötzlich auftaucht, können die Symptome aber nach wenigen
Jahren wieder verschwinden. Anders sieht es aus, wenn die Symptome erst im Schulalter
beginnen. Laut der Medizinerin Steinmann (1995) leiden die Betroffenen dann bis in das junge
Erwachsenenalter an Neurodermitis und die Hauterkrankung bessert sich nur leicht. Treten die
ersten Symptome nach dem 20. Lebensjahr auf, kann es passieren, dass die Betroffenen ein
Leben lang von den quälenden Symptomen begleitetet werden (vgl. Steinmann 1995: 21).
Man muss einen großen Unterschied zwischen den Krankheitsschüben im Kleinkindalter und
im Erwachsenenalter machen. Im Säuglingsalter nämlich beginnt Neurodermitis häufig als
Milchschorf am Köpfchen des Kleinkindes, wie es in Abbildung 4 zu sehen ist. Neben dem
üblen Geruch, der von dem Milchschorf ausgehen kann, quält den Säuglingen die
gelblichweißen Krusten am Kopf. Die ersten Anzeichen auf Neurodermitis beginnen erst nach
dem 3. Monat und lassen sich demnach durch die dicken Schuppen auf dem Köpfchen, der
Bläschen auf den Wangen und dem begleitenden Juckreiz erkennen (vgl. Steinmann 1995: 23)
                                                                                            14
(vgl. Flade 2001: 12). Während des ersten Lebensjahres sind besonders die Hautflächen der
Beine und Arme von der Hautkrankheit betroffen. Die Kniekehlen und Armbeugen bleiben bei
einem Säugling noch verschont. Laut Höger (2007) könnte aber bei einem Säugling eine
Ekzembildung in den Kniekehlen auf das seborrhoisches Ekzem hindeuten (vgl. Höger 2007:
147).

                     Abbildung 4: Milchschorf bei einem Säugling
                     (https://www.ratgeber-
                     hautgesundheit.de/krankheiten/milchschorf/symptome/)

Ab dem zweiten Lebensjahr finden wir dann einen Übergang zum Beugenekzem. Das bedeutet,
dass bei Kleinkindern vor allem die Kniekehlen, die Armbeugen, der Hals und der Nacken stark
betroffen sind. In der Abbildung 5 sieht man deutlich den Unterschied der Verteilung je nach
Alter. Ganz links, im Säuglingsalter, kann Neurodermitis am ganzen Körper auftreten und mit
den Jahren beschränkt sich die Hautkrankhaut mehr auf die Beugen und Extremitäten. Die Haut
bei Kleinkindern zeigt sich oft gerötet und nässt auch manchmal durch die aufgekratzten
Bläschen. Aus diesem Grund ziehen Eltern ihren Kindern oft Fäustlinge oder zugenähtes
Schlafgewand zum Schlafen an, damit sie sich in der Nacht nicht wundkratzen (vgl. Achenbach
1986: 59).

                Abbildung 5: Verteilung von Neurodermitis je nach Alter
                (Sterry 2018: 120)

                                                                                         15
Wenn Jugendliche oder Erwachsene betroffen sind, ist ihre Haut oft sehr trocken und bildet
Lichenifikationen (siehe Abb. 6 und 7) aus. Es zeigt sich nämlich, dass bei Kindern das
Krankheitsbild sich durch eine stark nässende Haut abzeichnend und bei Erwachsenen tritt
vermehrt eine trockene Haut in den Vordergrund. Von Lichenifikation spricht man, wenn sich
betroffenen Körperstellen verdicken. Dieses Krankheitsbild ist bei Erwachsenen sehr stark
ausgeprägt (vgl. Schürer et al. 1999: 12).

              Abbildung 7: Lichenifikationen        Abbildung 6: Neurodermitis
              an dem Handgelenk                     in der Ellenbeuge; stark
             (Schürer et al. 1999: 14)              ausgeprägte Lichenifikation
                                                    (Cremer, Abeck 2006: 18)

Des Weiteren stellte man bei Untersuchungen fest, dass 57 Prozent vor dem ersten und
beachtliche 87 Prozent nach dem 6. Lebensjahr Neurodermitis bekommen. Hingegen sind es
nur 2 Prozent der Patienten, die nach dem 20. Lebensjahr unter der schmerzhaften
Hauterkrankung leiden (vgl. Ring, 1998, zitiert nach Rajka 1989: 51).

   3.2 Symptome der Hauterkrankung

Die Haut von Neurodermitis Betroffenen reagiert bereits auf alltägliche Umwelteinflüsse sehr
sensibel, die gesunde Haut ohne jegliche Probleme überstehen würde. Hitze, Kälte aber auch
die falsche Kleidung kann die Haut zusätzlich reizen und die chronische Hauterkrankung
verschlechtern. In dem folgenden Kapitel werden die typischen Symptome von Neurodermitis
näher beschrieben.

                                                                                         16
3.2.1 Juckreiz

Neben der sichtbaren Veränderung der Haut, ist vor allem der Juckreiz eines der
Hauptmerkmale von Neurodermitis. Betroffene werden regelrecht gezwungen sich zu kratzen,
um den Juckreiz zu lindern. Somit fallen Patienten in eine Spirale, denn das Kratzen der
empfindlichen Haut fördert noch mehr die Ausbreitung von Neurodermitis. Die Betroffenen
durchleben oft schlaflose Nächte und werden in ihrem Alltag stark eingeschränkt (vgl.
Steinmann 1995: 26). Als schnelle Hilfe bei Juckreiz können bereits einfache Hausmittel helfen.
So etwa kann man versuchen mit kühlenden Umschlägen dem Juckreiz entgegenzuwirken,
indem man mindestens eine viertel Stunde die betreffende Hautstelle kühlt (vgl. Steinmann
1995: 84). Bei extremen Juckreiz werden zur Behandlung Antihistaminika eingesetzt. Sie
hemmen das körpereigene Entzündungshormon Histamin (vgl. Steinmann 1995: 88). Weitere
Therapieformen bei juckender Haut werden im 4. Kapitel detailliert erklärt.

   3.2.2 Hautveränderungen

Neben dem Juckreiz spielt auch die Hautveränderung eine große Rolle. Ein häufiges Merkmal
bei Neurodermitis ist eine trockene und schuppige Haut. Ebenso entstehen, wie in Abbildung 8
zu sehen ist, gerötete und trockene Haustellen. Dementsprechend fordern die trockenen
Hautareale eine richtige Pflege, denn sonst kommt es zu Rissen. Ein weiteres Signal sind
Fältchen, die an den schuppigen Hautstellen auftauchen können. Die entstehen durch einen
akuten Fett- und Feuchtigkeitsmangel der Haut. Des Weiteren können auch Risse in den
Mundwinkel zu beobachten sein (vgl. Steinmann 1995: 28).

                   Abbildung 8: Trockene und gerötete Haut (Höger 2007: 147)

                                                                                            17
Oftmals leiden Betroffene auch unter juckender und geröteter Haut an den Augenlidern, welche
anschwellen können. Außerdem wird in einer akuten Phase von Kosmetika abgeraten, welche
das Ekzem auf den Augenlidern stark verschlechtern können (siehe Abb. 9). Bei den
Erwachsenen sind etwa 20 Prozent der Neurodermitis Patienten von dem Augenekzem
betroffen (vgl. Boehncke et al. 2002, zitiert nach Krengel, Kolmel 1996 und Ruzicka,
Sundmacher 1999: 58).

                      Abbildung 9: Atopisches Lidekzem (Boehncke 2002: Farbteil ix)

Alle Patienten, ganz egal welches Alter sie haben, leiden unter der beeinträchtigten Hautschicht
Stratum corneum. Auf Grund einer zu geringen Kalziumkonzentration, die eigentlich vom
Stratum basale zum Stratum corneum stark ansteigen sollte, vollzieht sich die Differenzierung
der Keratinozyten bei Neurodermitikern unglücklicherweise zu langsam. Dadurch kann die
Hautbarriere nicht ihre eigentliche Funktion übernehmen und Erreger von außen können
leichter in den Körper eindringen, wie in Abbildung 10 zu sehen ist. Das hat zur Folge, dass der
Körper mit einer Entzündung und einer Immunreaktion auf die eingedrungenen
Mikroorganismen reagiert. Durch die Aktivierung der Langerhans – Zellen und der trockenen
Haut entsteht der Juckreiz. Außerdem sind bei den Betroffenen die Talgdrüsensekretion und
Fettsäuren verringert, dadurch erscheint das Hautbild sehr trocken und schuppig. Des Weiteren
befinden sich in der Hornschicht bei Neurodermitiker zu wenige Ceramide. Die Lipide
Ceramide fungieren wie ein „Mörtel“ zwischen den Zellen und wirken obendrein auch
antibakteriell. Durch die veränderte Hornschichtzusammensetzung bei Neurodermitis, braucht
man vor allem spezielle Pflegeprodukte, um schmerzhafte Schübe zu vermeiden (vgl.
Wenigmann 2017: 451).

                                                                                             18
Abbildung 10: Unterschied einer intakten Hautbarriere (a) und einer gestörten
             Hautbarriere (b) (Wenigmann 2017: 451)

   3.3 Mögliche Risikofaktoren für Neurodermitis

Für Betroffene ist es oft sehr schwer, wenn sie ihren Alltag nach der chronischen
Hauterkrankung ausrichten müssen. Für viele Menschen ist es aber die einzige Rettung, um mit
der Hauterkrankung leben zu können. Durch die richtige Ernährung und die passende
Hautpflege, kann man oft schmerzhafte Schübe vermeiden.

   3.3.1 Falscher Umgang mit Hautpflege und Waschmittel

Menschen mit Neurodermitis, dessen Haut zu Trockenheit neigt, müssen besonders auf die
richtige Hautpflege achtgeben. Wie bereits erwähnt, ist die Haut sehr empfindlich, aber auch
sehr schuppig, weswegen eine passende Hautpflege unumgänglich ist. Die oberste Hautschicht
besteht aus einer Hornschicht, die sehr stabil ist und den Menschen vor äußeren Einflüssen
schützen kann. Zwischen den Hornzellen befinden sich Fette, welche die Schutz- und
Barrierefunktion   aufrechterhalten.      Bei     Neurodermitikern         hingegen      funktioniert   das
Zusammenspiel leider nicht. Der Hornschicht fehlen die so wichtigen Fette, wodurch Partikel
von außen eindringen können und einen schmerzhaften Schub auslösen können. Daraus

                                                                                                        19
resultiert ein erhöhter Wasserverlust der Haut, wodurch die Haut bei Neurodermitikern sehr
trocken ist. (vgl. Achenbach 1986: 60) (vgl. Abeck, Fölster-Holst 2003: 12).
Für Betroffene ist deshalb zu beachten, dass häufiges Duschen mit stark parfümierten
Duschzusätzen einen großen Nachteil mit sich bringen kann. Besser wäre es, die Haut mit
rückfettenden und feuchtigkeitsspenden Duschzusätzen zu waschen und zu pflegen. Außerdem
gilt für Neurodermitiker, dass sie möglichst kurz und mit nicht zu heißem Wasser baden sollten.
Zu warmes Wasser dringt bei Neurodermitiker in die oberste Hautschicht ein und lässt die
Zellschichten aufquellen (vgl. Illing, Groneuer 1991: 77).
Ebenfalls werden Ölbäder empfohlen, wo sich das Öl wie ein Film über die Haut legt, und
Feuchtigkeit spendet. Ziel einer richtigen Hautpflege ist es nämlich, die Hautbarriere wieder in
ihr Gleichgewicht zu bringen, um so schmerzhafte und juckende Hautausschläge zu vermeiden.
Besonders in den beschwerdefreien Phasen, wenn die Haut nicht gerötet ist und juckt, rät
Achenbach (1986) die empfindliche Haut mit rückfettenden Produkten zu pflegen (vgl.
Achenbach 1986: 60) (vgl. Steinmann 1995: 74).
Ein weiterer Punkt, der ein Risikofaktor für die Haut darstellt, ist die Verwendung von zu
aggressivem Waschmittel. Parfüme und andere Stoffe, die sich in den Waschmitteln befinden,
bleiben in der Wäsche hängen und sorgen so für eine Hautreizung. Laut Flade (2001) tut man
auch mit „biologischen“ Waschmittel seiner Haut nichts Gutes. Die sogenannten
„biologischen“ Waschmittel enthalten eine große Menge an Enzymen, die ebenfalls
Hautrötungen und Juckreiz auslösen können. Es wird empfohlen lieber auf Neutralseife aus
dem Reformhaus zurückzugreifen. Außerdem wird strengstens von Weichspülern abgeraten,
da die darin enthaltenen Duftstoffe die Haut zu sehr reizen würden. Zusammenfassend kann
man sagen, dass man jeglichen Kontakt mit parfümierten Pflegeprodukten und Waschmitteln
strengstens vermeiden sollte (vgl. Flade 2001: 79 – 80).

   3.3.2 Falsche Kleidung

Neurodermitiker müssen ebenfalls beim Kauf der Kleidung auf die richtigen Materialien
achten. Laut Flade (2001) sollten Betroffene vor allem auf Textilien, wie Wolle und
Kunstfaserstoffe verzichten. Die raue Oberfläche der Kleidung würde die Haut zu sehr reizen,
wodurch sich das Hautbild drastisch verschlechtern kann. Ebenfalls wird davon abgeraten als
Mutter, Kleidungsstücke aus Wolle zu tragen, wenn das eigene Kind unter Neurodermitis leidet.
Durch den engen Kontakt mit dem Kind, können ebenfalls Symptome auftreten (vgl. Flade
2001: 80)
                                                                                             20
Wichtig ist, dass man darauf achtet, dass die Kleidung luftdurchlässig und sanft zu der Haut ist.
Der Griff zur falschen Kleidung kann nämlich dazu führen, dass starke Irritationen auftreten.
Wiederum erleichtert eine gestörte Hautbarriere das Eindringen vieler Erreger, wie zum
Beispiel den Staphylococcus aureus. Dieser bekannte Erreger produziert auf der Haut
Giftstoffe, die die Hautzellen schädigen. Aus diesem Grund ist Staphylococcus aureus dafür
verantwortlich, dass sich das Hautbild bei Neurodermitis drastisch verschlechtert (vgl. Abeck,
Fölster-Holst 2003: 14). Etwa bei 90 Prozent der Neurodermitiker lässt sich Staphylococcus
aureus auf der Haut nachweisen. Bei gesunder Haut kommt der Erreger nur bei 5 Prozent vor.
(vgl. Wenigmann 2017: 452).
Beim Kauf neuer Kleidung sollte man auch auf die richtigen Farben achten. Dunkle Farben
können sich bei Patienten mit Neurodermitis negativ auf das Hautbild auswirken. Deswegen
wird den Betroffenen empfohlen, sich vor allem weiße bzw. helle Baumwollkleidung
zuzulegen. Zusätzlich eignen sich für Neurodermitiker Kleidungsstücke aus Seide und
unbehandelter Baumwolle. Flade (2001) rät in ihrem Buch, dass Kleidungsstücke aus
Baumwolle mindestens viermal vor dem ersten Tragen zu waschen sind, da in den Textilien
Rückstände von Formaldehyd enthalten sein können. Das gleiche sollte man mit färbiger
Kleidung machen, da diese oft chemisch vorbehandelt werden (vgl. Flade 2001: 80 – 81) (vgl.
Abeck et al. 2003: 15)
Ebenfalls gut verträglich für Neurodermitiker ist Seide. Der Stoff kühlt im Sommer und sorgt
dafür, dass die empfindliche Haut nicht zu viel schwitzt. Zusammenfassend lässt sich sagen,
dass man als Betroffener mit der richtigen Kleidung gegen juckende und gereizte Haut
entgegenwirken kann (vgl. Flade 2001: 81).

   3.3.3 Seelischer Faktor

Neurodermitis ist zwar keine psychische Erkrankung, aber mittlerweile ist klar, dass die eigene
Psyche in einem sehr engen Kontakt mit der Haut steht und so einen Einfluss auf Neurodermitis
hat. So schreibt auch Flade (2001), das Körper und Seele untrennbar sind. Denn durch Ärger,
Sorgen und auch Stress werden die typischen Symptome für Neurodermitis verstärkt. Aus
diesem Grund sollten Betroffene immer darauf achten, dass sie nicht noch zusätzlich Stress und
anderen negativen Belastungen ausgesetzt sind (vgl. Flade 2001: 74).
Gerade in der Arbeit kann es oft zu Stress- und Konfliktsituationen kommen, die beim
Betroffenen einen starken Juckreiz auslösen können. Für den Neurodermitiker wird es
unerträglich und er beginnt sich zu kratzen. Das wiederum verschlechtert das Hautbild und die
                                                                                              21
entzündeten Hautstellen können nicht abheilen. Es bildet sich ein Teufelskreis, aus dem der
Betroffene nicht mehr aussteigen kann. Nämlich durch das Verschlechtern des Hautbildes,
steigt der seelische Druck. Besonders für Kinder ist es oft eine schwierige Situation, wenn sich
das Ekzem im Gesicht oder an den Händen zeigt (vgl. Steinmann 1995: 106). Deswegen ist
gerade eine seelische Harmonie zwischen dem betroffenen Kind und den Eltern wichtig. Zu
Hause sollte das Kind auf keine Konfliktsituationen treffen, die es seelisch noch weiter
beunruhigen könnte. Außerdem sind Eltern dafür zuständig, dass sie vor allem bei jüngeren
Kindern das Essverhalten und die Pflegeroutine beobachten. Keine Frage, dass es Kindern
natürlich oft schwer fällt auf gewisse Lebensmittel zu verzichten, aber nur durch eine
konsequente Lebensform kann man den schmerzhaften Symptomen gegensteuern. Viele
Neurodermitiker sehen die einzige Hilfe in einer psychotherapeutischen Behandlung. Das Ziel
einer solchen Therapie ist es, die negativen und stressigen Momente näher zu besprechen und
deren   Ursache    zu     finden.    Im    Mittelpunkt   der   Behandlung     stehen     spezielle
Entspannungstrainings. Nur wenn man belastende Umstände im Leben einschränken kann,
kann sich das eigene Hautbild bessern (vgl. Steinmann 1995: 106 - 107).

   3.4 Ernährung bei Neurodermitis

Bei vielen Betroffenen stellt sich im Laufe der Zeit heraus, dass bestimmte Nahrungsmittel sich
negativ auf das Hautbild auswirken. Das bedeutet, dass viele Neurodermitiker auf gewisse
Lebensmittel verzichten müssen, um einen schmerzhaften Schub zu vermeiden. Denn laut Flade
(2001) steht eine Neurodermitis Erkrankung sehr oft in Zusammenhang mit einer
Nahrungsmittelallergie.    Eine     der   häufigsten   Allergien   im   Säuglingsalter   ist   die
Kuhmilchallergie (vgl. Flade 2001: 8 – 9). Nicht nur auf bestimmte Nahrungsmittel müssen
Betroffene verzichten, sondern oft verschlechtern auch Tierhaare, Hausstaub oder Chemikalien
den Hautzustand (vgl. Flade 2001: 11).
Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass erwachsene Neurodermitiker etwa in 10 Prozent
der Fälle gleichzeitig eine Nahrungsmittelallergie aufweisen. Bei Kindern ist dieser Prozentsatz
deutlich höher, denn etwa die Hälfte der Kinder mit Neurodermitis haben auch eine
Nahrungsmittelallergie. Bei Säuglingen ist ganz besonders die Ernährung von großer
Bedeutung. Treten in der Familie bereits Allergien auf, ist es wichtig, wenn die Mutter ihr Baby
so lange wie möglich stillt. Die Muttermilch bietet wichtige Vorteile, die vor allergischen
Reaktionen schützen kann. Zwar schützt stillen nicht vor chronischen Erkrankungen, dennoch

                                                                                               22
sind stillende Säuglinge besser vor Neurodermitis geschützt (vgl. Steinmann 1995: 41) (vgl.
Hellermann 2004: 72).

Viele Betroffene gehen einer Nahrungsmittelallergie selbst auf den Grund, indem sie
verdächtige Nahrungsmittel über Wochen meiden. Entwickelt sich nach Wochen wieder ein
schmerzhafter Schub, nachdem sie es wieder zu sich genommen haben, können die Betroffenen
davon ausgehen, dass dieses Nahrungsmittel eine tragende Rolle bei Neurodermitis trägt (vgl.
Steinmann 1995: 34).
Laut Illing und Groneuer (1991) enden aber gerade solche selbst durchgeführten
„Neurodermitis – Diäten“ oft in Selbsthilfegruppen und stehen, wie in dem unten angeführten
Zitat, dem ganzen sehr kritisch entgegen.

          Schon die Elimination der klassischen Nahrungsmittelallergene (Kuhmilch, Ei, Fisch) führt
          bei unsachgemäßer Tageskostengestaltung leicht zu einer eklatanten Unterversorgung mit
          verschiedenen essenziellen Nährstoffen wie z.B. Calcium, Eisen und Folsäure (Illing,
          Groneuer 1991: 69).

Wenn Betroffene über Wochen sämtliche Milchprodukte von ihrem Speiseplan eliminieren,
kann diese spezielle Auslassdiät zu Folge haben, dass sie eine zu geringe Aufnahme von
Nährstoffen haben. Deshalb wird empfohlen, nur eine überschaubare Anzahl an Lebensmittel
wegzulassen, um keinen Nährstoffmangel hervorzurufen. (vgl. Illing, Groneuer 1991: 69).
Im Allgemeinen lässt sich keine Diät zusammenstellen, die allen Neurodermitikern helfen wird.
Es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, ob und welche Lebensmittel Schübe hervorrufen
können.
Neben einer Lebensmittelallergie kann bei Patienten auch eine Lebensmittelunverträglichkeit
auftauchen. Laut Steinmann (1995) finden wir bei einer Allergie und einer Unverträglichkeit
ähnliche Symptome, obwohl sich der Prozess im Körper stark unterscheidet. Bei einer
Lebensmittelallergie tritt eine Reaktion im Körper auf und bildet anschließend IgE Antikörper.
Im Gegensatz zu einer Lebensmittelunverträglichkeit, spielt hier das Abwehrsystem keine
Rolle. Wenn eine Unverträglichkeit vorliegt, hat der Körper zu wenig Enzyme, um bestimmte
Nahrungsmittelbestandteile (Laktose, Fruktose…) abzubauen. Lebensmittel, die eine
Unverträglichkeit hervorrufen können, sind z.B. stark säurehaltige Früchte und Gemüsesorten
(vgl. Steinmann 1995: 37).

                                                                                                      23
3.4.1 Mögliche Schubauslösende Nahrungsmittel

Wie bereits erwähnt, kann die richtige Ernährung sich positiv auf Neurodermitis auswirken.
Betroffene sollten aus diesem Grund sehr genau ihr Essverhalten beobachten und eventuell auch
Tagebuch führen.
Als wissenschaftlich erwiesen zeigt sich, dass besonders säurehaltige Obstsorten, wie z. B.
Orangen, Zitronen oder Mandarinen, unverträglich für Neurodermitiker sind. Hier wäre es
besser, wenn Betroffene das Obst vor dem Verzehr kochen, weil durch die Hitze Allergene
zerstört werden (vgl. Flade 2001: 29).
Ebenso sollte man beim Kochen auf die Verwendung von Gewürzen achten. Gewürze, wie etwa
Chili, Pfeffer oder auch Curry, können schubauslösend wirken und Neurodermitis
verschlechtern. Hingegen können Betroffene ohne Bedenken zu Rosmarin, Oregano oder
Basilikum greifen. Außerdem sollte man bei Zimt, Nelkengewürz, Knoblauch, Schnittlauch
und auch etwa Petersilie vorsichtig sein. Es zeigt sich, dass nicht alle Betroffenen gleich auf
diese Gewürze reagieren (vgl. Flade 2001: 33).
Ein weiterer wichtiger Punkt, durch den Neurodermitis stark verschlechtert werden kann, sind
Obstsäfte und Limonaden. Für Neurodermitiker wird empfohlen, dass sie das Obst selbst
auspressen sollten, weil in den gekauften Säften ausschließlich überreife Früchte verarbeitet
werden. Des Weiteren befinden sich in den gekauften Produkten Enzyme, welche den
Hautausschlag ebenfalls stark fördern können. Aus diesem Grund wird geraten auf die Säfte
aus den Supermärkten zu verzichten. Generell wird Neurodermitikern nahegelegt, dass sie auf
Lebensmittel und Getränke mit zu viel Zucker verzichten sollten. Große Mengen an
Fabrikzucker können einerseits die Darmflora schädigen, aber auch Blähungen verursachen.
Außerdem wirken sich Zucker, Fastfood und auch Fertiggerichte entzündungsfördernd auf den
Körper aus (vgl. Flade 2001: 34 – 35) (vgl. Steinmann 1995: 50).
Wenn Neurodermitiker den Genuss von bestimmten Produkten, wie z. B scharfe Gewürze und
Fertiggerichte, einschränken, können sie einer Verschlechterung des Hautbildes gut
entgegenwirken.

                                                                                            24
4 Therapieformen

Wie bereits vorher in dem Kapitel erwähnt, kann man mit der richtigen Ernährungsumstellung
und der passenden Hautpflege schmerzhafte Schübe vermeiden. Bei einer ausgeprägten Form
von Neurodermitis, ersetzten solche Basistherapien, wie das Tragen passender Kleidung, keine
ärztlichen Behandlungen. Im folgenden Kapitel werden sowohl medikamentöse als auch
alternative Behandlungsformen näher betrachtet.

   4.1 Medikamentöse Behandlungen

Salben und weitere Präparate werden eingesetzt um störende Symptome, wie den Juckreiz zu
lindern. Werden Medikamente vom Arzt richtig verschrieben, können sie ihren größten Nutzen
entfalten und helfen so den Betroffenen. Hierbei ist es sehr wichtig, dass das ausgewählte
Arzneimittel an den Hautzustand angepasst wird, denn eine falsche galenische Zubereitung des
Präparates führt zu keinem Erfolg. Um eine optimale Behandlung zu erreichen, werden vor
allem Fettsalben verschrieben, die dafür sorgen, dass das Stratum corneum mit Feuchtigkeit
versorgt wird. Wiederum bei nässenden Schüben sollte man eine kortikosteroidhaltige Creme
verwenden (vgl. Schürer et al. 1999: 56 – 57).
„Zur Therapie der behaarten Hautareale eignen sich Lösungen, während die Anwendung von
Lotionen oder Pasten in den intertriginösen Bereichen zu empfehlen ist“ (Schürer et al. 1999:
57). Es zeigt sich deutlich, dass eine richtige Anwendung der medizinischen Präparate
ausgesprochen wichtig ist. Ohne Anpassung des Arzneimittels an die Körperlokalisation, kann
trotz richtiger Zusammensetzung der Wirkstoffe, kein Therapiererfolg möglich sein (vgl.
Schürer et al. 1999: 57). Die richtig abgestimmte Lokaltherapie, soll bei Betroffenen den
Juckreiz lindern, die gereizte Haut mit Feuchtigkeit versorgen, Schuppen lösen und den
Flüssigkeitsverlust mindern (vgl. Illing, Groneuer 1991: 77).

   4.1.1 Kortikosteroide

Bei den Kortikosteroiden handelt es sich um Hormone aus der Nebennierenrinde, die zu den
wichtigsten Medikamenten in der Bekämpfung von juckender und entzündeter Haut von
Neurodermitiker zählt. Es stehen 50 verschiedene Kortikosteroide bei einer Therapie zur
Verfügung (vgl. Schürer et al. 1999: 63). Die Behandlung mit Kortikosteroide ist auf keinen
Fall eine Routinebehandlung, denn es bedarf die Wirkstärke an den Hautzustand des Patienten
                                                                                          25
anzupassen. So etwa werden bestimmte Kortikosteroide, die sich z. B. in der Fettsalbe
Advantan befinden, nur sehr langsam aus dem Stratum corneum freigesetzt. Aus diesem Grund
sollte man gewisse Salben mit Kortikosteroide nicht öfter als einmal am Tag anwenden (vgl.
Schürer et al. 1999: 59 – 60).
Ebenso spielt die Körperlokalisation bei der Anwendung von Kortikosteroide eine große Rolle.
Hautareale wie das Gesicht und der Genitalbereich haben im Gegensatz zu den Extremitäten
eine hohe Durchlässigkeit (vgl. Abeck et al. 2003: 43).
Bei einem juckenden Hautausschlag an Händen oder Füßen werden deswegen vom Arzt Salben
mit einer starken Wirkung von Kortikosteroiden verschrieben. Wenn aber das Gesicht oder die
Augenlider von Neurodermitis betroffen sind, wird eine kürzere Therapie mit einer schwachen
Wirkung an Kortikosteroide verschrieben (vgl. Schürer et al. 1999: 60).
Kortikosteroide wirken zwar antiproliferativ, stark entzündungshemmend und verbessern rasch
das gerötete Hautbild, aber dennoch bringen sie auch einige nicht reversible Risiken mit sich.
Folgende Komplikationen können bei einer Therapie mit Kortikosteroiden auftauchen:
Teleangiektasien (erweiterte Blutgefäße), Striae und Verdünnung der Haut. Aus diesem Grund
werden bei einer längerfristigen Behandlung mit Kortikosteroide keine starke Dosierung
empfohlen. Ebenso wird von einer mehrwöchigen Therapie im Gesichts- und Augenbereich
abgeraten. Kortikosteroide können das Hautbild durch Pusteln und Akne drastisch
verschlimmern. Glücklicherweise bilden sich die meisten Komplikationen nach Wochen
wieder zurück, (vgl. Schürer et al. 1999: 70) aber „manifeste Atrophie und Striae sind dagegen
im Allgemeinen nicht reversibel“ (Schürer et al. 1999: 70).
Eine Alternative zu den Kortikosteroiden stellt eine Therapie mit Tacrolimus dar, dass ein
Produkt des Bodenpilzes Streptomyces tsukubaensis ist und ebenfalls antientzündlich wirkt
(vgl. Schürer et al. 1999: 126).

   4.1.2 Teerpräparate

Dieses Präparat wird schon seit Generationen bei juckenden Hautausschlägen verwendet, weil
es eine entzündungshemmende und antipruriginöse Wirkung aufweist. Nachdem der Einsatz
von Teerpräparaten in den fünfziger Jahren fast vollständig von Kortikosteroiden ersetzt wurde,
kommt die Behandlung mit Teerpräparaten aber wieder langsam zurück. Das Teerpräparat
selbst wird aus verschiedenen organischen Stoffen (Steinkohle, Braunkohle) hergestellt (vgl.
Schürer et al. 1999: 91).

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Zu Beginn einer Behandlung verschreibt der Arzt meist eine Salbe mit einem geringen Anteil
an Wirkstoff. Wenn diese Salbe von der Haut gut vertragen wird, kann der Teeranteil in den
Präparaten bis zu 20 Prozent hoch sein (vgl. Steinmann 1995: 79). Laut Steinmann (1995) sollen
Teerpräparate in Zusammenhang mit Zink noch größeren Erfolg bei der Behandlung bringen.
Diese Präparate fallen vor allem durch ihre dunkelbraune Färbung auf. Hierbei ist aber zu
beachten, dass die Hautstellen unter einem Teer – Zink Präparat viel lichtempfindlicher sind
und man anfälliger für einen Sonnenbrand ist (vgl. Steinmann 1995: 80).
Weitere Untersuchungen in Bezug auf eine Behandlung mit Teerpräparaten haben ergeben, dass
sie möglicherweise Krebs auslösen können (vgl. Abeck, Fölster Holst, 2003: 59). Diese
Aussage bestätigen ebenfalls Schürer und Ruzicka (1999) in ihrem Buch. Als einen Hauptgrund
für die Karzinomentwicklung wird eine lange Selbstbehandlung mit Teerpräparaten
beschrieben. Aus diesem Grund sollte eine Teer – Therapie nur vom Arzt verschrieben werden
und nicht an nässenden Hautstellen über einen längeren Zeitraum verwendet werden (vgl.
Schürer et al. 1999: 98) (vgl. Steinmann 1995: 80).

   4.2 Alternative Behandlungen

Ein wichtiger Bestandteil neben den ärztlich verschriebenen Präparaten sind alternative
Therapieangebote.

   4.2.1 Medizinische Ölbäder

Das Ziel dieser Ölbäder besteht darin, dass die Haut gleichermaßen mit dem Öl in Kontakt
kommt, um eine Rückfettung der trockenen Haut zu erzielen. Die Präparate bestehen zu
mindestens 55 Prozent aus fetten Pflanzenölen, die das Hautbild verbessen sollen (vgl. Schürer
et al. 1999: 169).
Nicht zu vergessen ist, dass Mediziner eine Unterscheidung bei den Ölbädern machen. Es wird
zwischen Spreitungsölbäder und Emulsionsölbädern unterschieden.

   ➔ Spreitungsölbäder: Bei Verwendung dieses Badezusatzes schwimmt das Öl auf der
       Wasseroberfläche. Das bedeutet, dass das Öl beim Ein- und Aussteigen aus der
       Badewanne gleichmäßig am Körper des Betroffenen verteilt wird. Die enthaltenen
       Lipide verteilen sich an der Wasseroberfläche. (vgl. Schürer et al. 1999: 170).

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