Emissionen im Straßenverkehr: Entwicklung bis 2020

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Umwelt, Verkehr,           Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2005
      Tourismus

                             Emissionen im Straßenverkehr:
                             Entwicklung bis 2020

                             Dr. Helmut Büringer, Walter Stenius
  Dr. Helmut Büringer ist    Der Straßenverkehr wird in den nächsten 15 Jah-     2. Maßnahmen zur Verringerung des emissions-
  Leiter des Referats
  „Umweltbeobachtung,        ren weiter zunehmen. Beim Pkw-Verkehr ist bis       relevanten Kraftstoffverbrauchs oder zur Redu-
  Ökologie, Umwelt-          2020 mit einer Steigerung der Jahresfahrleis-       zierung des Schadstoffgehaltes im Kraftstoff;
  ökonomische Gesamt-
  rechnungen“ im Statis-     tungen auf den Straßen im Land um bis zu 13 %,
  tischen Landesamt
  Baden-Württemberg.
                             beim Lkw-Verkehr sogar um bis zu 37 % zu            3. Maßnahmen zur meist nachgeschalteten
                             rechnen. Trotz des steigenden Verkehrsaufkom-       Reinigung der Fahrleistungs- bzw. kraftstoff-
  Walter Stenius ist Refe-
  rent im vorgenannten
                             mens werden aber die Emissionen von Luft-           verbrauchsabhängigen Kfz-Abgase; bei Diesel-
  Referat.                   schadstoffen durch die bereits festgelegten         Fahrzeugen auch motorbezogene Lösungen.
                             neuen Abgasnormen weiter spürbar verringert.
                             Bei den Ozon-Vorläufersubstanzen, den Stick-        Die Möglichkeiten für eine Reduzierung der
                             oxiden und flüchtigen Kohlenwasserstoffen sind      Emissionen und die in den zurückliegenden 15 bis
                             beachtliche Minderungsraten von über 50 % bis       20 Jahren tatsächlich erzielten Erfolge sind je
                             2020 erreichbar. Auch bei Feinstäuben ist je        nach Stoffkomponente sehr unterschiedlich.
                             nach Schnelligkeit der Flottenerneuerung durch
                             Fahrzeuge, die den strengeren Abgasnormen
                             genügen, eine Verringerung um 35 bis 44 %           Schadstoffemissionen rückläufig –
                             möglich. Anders beim wichtigsten Treibhausgas       Zunahme bei CO2-Emissionen
                             CO2; da hier nachgeschaltete Maßnahmen nicht
                             greifen, ist wegen der steigenden Jahresfahr-       Eine durchgreifende Verringerung der straßen-
                             leistungen ohne die rasche und breite Einfüh-       verkehrsbedingten Emissionen ist seit 1985
                             rung von CO2-neutralen Kraftstoffen und An-         bei den flüchtigen Kohlenwasserstoffen
                             triebssystemen mit einem weiteren Anstieg der       (NMVOC) sowie beim Kohlenmonoxid (CO) er-
                             Emissionen zu rechnen.                              reicht worden. Die NMVOC-Emissionen des
                                                                                 Straßenverkehrs, die sich aus Abgas- und
                                                                                 Verdunstungsemissionen zusammensetzen,
                                                                                 wurden von 1985 bis 2003 immerhin um 77 %
                             Die Entwicklung des Straßenverkehrs hat er-         auf aktuell rund 36 000 Tonnen verringert. In
                             hebliche Auswirkungen auf die Inanspruchnah-        vergleichbarer Größenordnung, minus 70 %,
                             me von Ressourcen und daraus resultierende          liegt die Emissionsminderung beim Kohlen-
                             Umweltbelastungen. Der Antrieb der vielfältig       monoxid. Hier ging die jährliche Emissions-
                             genutzten Kraftfahrzeuge stützt sich bislang        fracht immerhin von rund 900 000 Tonnen im
                             fast ausschließlich auf die fossilen Kraftstoffe    Jahr 1985 auf aktuell unter 270 000 Tonnen zu-
                             Benzin und Diesel. Dies führt in erheblichem        rück. Bei den NOX-Emissionen wurden eben-
                             Umfang zu Emissionen an CO2 sowie an Luft-          falls deutliche Erfolge erreicht. Sie gingen seit
                             schadstoffen, von denen in erster Linie die         1985 um rund 50 % auf 88 000 Tonnen im Jahr
                             Stickoxide, die flüchtigen Kohlenwasserstoffe       2003 zurück (Schaubild 1). Die Staubemissio-
                             (NMVOC1 ) und zuletzt besonders die Feinstäu-       nen des Straßenverkehrs, die sowohl abgasbe-
                             be (Partikel) in der öffentlichen Diskussion ste-   dingt sind als auch durch Reifen- und Brems-
                             hen. Die bereits seit geraumer Zeit unternom-       abrieb verursacht werden, liegen aktuell noch
                             menen Anstrengungen zur Reduzierung der             rund 9 % höher als im Jahr 1985. Erst nach ei-
                             straßenverkehrsbedingten Klimagas- und Luft-        nem Höchststand im Jahr 1995 konnte hier
                             schadstoffemissionen können im Wesentlichen         eine Trendumkehr erreicht werden.
                             in drei Kategorien unterteilt werden:
                                                                                 Insgesamt sind hauptsächlich durch nachge-
                             1. Maßnahmen zur Reduzierung des Straßenver-        schaltete Abgasreinigungsmaßnahmen, insbe-
                             kehrs oder wenigstens zur Abschwächung der in       sondere durch die Einführung und Weiterent-
                             den zurückliegenden Jahren beobachteten rasan-      wicklung der geregelten Katalysatoren, die ab-
                             ten Zunahme beim Verkehrsaufkommen und da-          gasbedingten Emissionen deutlich verringert
1 NMVOC: Non-methan          mit den für die Emissionen maßgeblichen Jah-        worden. Vergleichbare Erfolge stehen beim CO2
 Volatile Organic
 Compounds                   resfahrleistungen auf den Straßen des Landes;       bislang aus (Schaubild 2). Nachgeschaltete Maß-

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Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2005           Umwelt, Verkehr,
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nahmen zur Minderung der CO2-Emissionen
                                                                 NOx-Emissionen in Baden-Württemberg 1985 bis 2020
sind bislang nicht verfügbar. Deshalb kann eine       S1         nach Fahrzeugkategorien*)
Reduzierung der klimarelevanten CO2-Emissio-
nen allein durch den verstärkten Einsatz CO2-neu-
traler Kraftstoffe oder eine durchgreifende Ver-      Tsd. Tonnen je Jahr
                                                      180
brauchsminderung erreicht werden.
                                                      160                                                                    Kräder
Die Politik hat für die wichtigsten Luftschad-                                                                               Pkw
stoffe und Klimagase auf nationaler Ebene             140                                                                    Lkw 3,5 t

hem Interesse, wie sich der Straßenverkehr
                                                      100
und die durch ihn verursachten Emissionen
entwickeln werden, wenn die bestehenden                 80
grundlegenden Tendenzen der Bevölkerungs-
und Wirtschaftsentwicklung fortgeschrieben              60
und schon absehbare oder durch gesetzliche
Vorgaben bereits festgelegte Maßnahmen zur              40
Emissionsminderung umgesetzt werden.
                                                        20

                                                            0
Anhaltende Zunahme des Pkw-Verkehrs                                 1985        1990        1995    2000       2003   2005    2010        2015   2020

Die erste Frage richtet sich nach der zu erwar-
                                                      *) Trendvariante I mit optimistischer Wirtschaftsentwicklung.

tenden Entwicklung des Personen- und Güter-          Statistisches Landesamt Baden-Württemberg                                                     161 05

verkehrs auf den Straßen im Land. Aufgrund
der absehbaren Bevölkerungsentwicklung im
Land und dem anhaltenden Anstieg des Be-            Entwicklung, verbunden mit einer Konsumschwä-
darfs an Mobilität wird der Pkw-Bestand im          che, wird der Pkw-Bestand spürbar zunehmen
Land von derzeit 6,1 Mill. auf voraussichtlich      (+ 15 % gegenüber 2004). Und selbst wenn durch
7,1 Mill. Fahrzeuge (einschließlich Firmen- und     zusätzlich verstärkte Verkehrsverlagerung die
Geschäftswagen) im Jahr 2020 ansteigen (Ta-         spezifischen Pkw-Jahresfahrleistungen mit mi-
belle). Gemessen am Bestand zu Beginn des           nus 8 % deutlicher zurückgehen, als die aktuelle
Jahres 2004 bedeutet dies eine Zunahme um           Tendenz nahe legt, so ist noch immer mit einer
rund 17 %. Die gesamten Pkw-Jahresfahrleis-
tungen auf den Straßen Baden-Württembergs
werden jedoch nicht im selben Umfang anstei-
gen. Im Bereich der Geschäfts- und Firmenwa-          S2         CO2-Emissionen in Baden-Württemberg 1985 bis 2020
                                                                 nach Fahrzeugkategorien*)
gen dürfte die durchschnittliche Jahresfahrleis-
tung je Fahrzeug zwar kontinuierlich weiter an-
steigen und auch der Bedarf an individueller          Mill. Tonnen je Jahr
                                                      30
Mobilität der Bevölkerung im Alter ab 60 Jah-                          Kräder

ren wird insgesamt zunehmen. Andererseits                                  Pkw
                                                                           Lkw 3,5 t
künftig deutlich niedrigere durchschnittliche
Fahrleistungswerte aufweisen werden als die           20
jüngeren Altersgruppen, zu einer insgesamt
leicht rückläufigen Entwicklung der durch-
schnittlichen Jahresfahrleistung pro Pkw. Diese       15

bereits in den letzten Jahren zu beobachtende
Tendenz hat zur Folge, dass die spezifischen          10
Jahresfahrleistungen pro Pkw bis 2020 um
4 % zurückgehen dürften. Die gesamte jährli-
che Fahrleistung der Pkw im Land wird unter             5
diesen Annahmen bis 2020 gegenüber dem
Basisjahr 2003 um rund 13 % auf 89,6 Mrd. Fahr-
zeugkilometer ansteigen (Trendvariante I).              0
                                                                  1985        1990         1995    2000       2003    2005    2010        2015   2020

Auch bei einem alternativen Szenario (Trendvari-      *) Trendvariante I mit optimistischer Wirtschaftsentwicklung.

ante II) mit einer ungünstigeren wirtschaftlichen    Statistisches Landesamt Baden-Württemberg                                                     216 05

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Umwelt, Verkehr,             Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2005
       Tourismus

  T       Straßenverkehr in Baden-Württemberg bis 2020

                                                      Trendvariante I mit optimistischer           Trendvariante II mit schwächerer
        Merkmal                   Einheit                wirtschaftlicher Entwicklung                wirtschaftlicher Entwicklung
                                                2003     2010 2003:=100 2020 2003:=100 2003          2010 2003:=100 2020 2003:=100
 Pkw-Bestand                      1 000          6 084 6 518           107        7 108  117 6 084 6 486           107        7 004 115
 Diesel-Pkw                      %-Anteil           21          28       133        30    143       21       28     133        30     143

 Jahresfahrleistung
 insgesamt1) 2)                  Mill. km       90 566      95 658       106    103 767   115    90 566   93 973    104     96 834    107
   darunter
   Pkw                            Mill. km 78 403 84 087                  107   89 567    114    78 403   81 685    104     83 719    107
   Lkw > 3,5 t                    Mill. km        6 254 7 127             114    8 635    138     6 254    7 039    113      7 885    126
   Lkw < 3,5 t                    Mill. km        2 844        2 874      101    3 033    107     2 844    2 771     97      2 746     97
 1) Auf Außerorts- und Innerortsstraßen. – 2) Einschließlich Kräder, Busse.

                                Steigerung der Pkw-Jahresfahrleistungen um bis              der in diesen Bereichen bislang absehbaren
                                zu 6 % gegenüber 2003 zu rechnen.                           bzw. gesetzlich festgelegten Maßnahmen zur
                                                                                            Verringerung der spezifischen Luftschadstoff-
                                                                                            emissionen werden trotz der deutlich steigen-
                                Überproportionale Zunahme                                   den Jahresfahrleistungen, sowohl bei den
                                des Lkw-Verkehrs                                            Pkw als auch den Lkw, die Schadstoffemissio-
                                                                                            nen auch absolut spürbar zurückgehen. Bei ei-
                                Deutlich stärker noch als der Pkw-Verkehr wird              ner Entwicklung der Fahrleistungen gemäß
                                der Güterverkehr auf den Straßen des Landes                 der Trendvariante I ist bis 2020 im Vergleich zu
                                bis 2020 zunehmen. Auf der Grundlage der                    2003 eine Abnahme der straßenverkehrsbe-
                                Verkehrsprognose 2015 für die Bundesverkehrs-               dingten NOX-Emissionen um insgesamt 55 %
                                wegeplanung2 wird in Baden-Württemberg                      zu erwarten (Schaubild 1). Auch bei einer we-
                                die Jahresfahrleistung der Lkw mit mehr als                 niger raschen Flottenerneuerung ist noch mit
                                3,5 Tonnen um 37 % auf 8,64 Mrd. Kilometer                  einem Rückgang von rund 50 % zu rechnen.
                                im Jahr 2020 zunehmen (Tabelle). Bei vorsich-               Die Emissionen von Pkw und Lkw werden da-
                                tiger Abschätzung der Wirtschaftsentwicklung                bei in etwa gleichem Umfang zurückgehen.
                                und der Annahme deutlicher Erfolge bei der                  Und da der Straßenverkehr zusammen derzeit
                                Verkehrsverlagerung weg von der Straße, ist                 rund 54 % der gesamten energieverbrauchs-
                                noch immer mit einer Zunahme der Lkw-Jah-                   bedingten NOX-Emissionen ausmacht, wird
                                resfahrleistungen um 25 % zu rechnen. Für die               mit dieser Verringerung auch eine deutliche
                                leichten Lkw bis 3,5 Tonnen zulässigem Ge-                  Reduzierung der NOX-Emissionen insgesamt
                                samtgewicht wird entsprechend der zuletzt                   um immerhin fast 30 % erreicht. Auch die
                                beobachteten Tendenz eine Entwicklung pa-                   NMVOC-Emissionen des Straßenverkehrs wer-
                                rallel zur Bevölkerungszahl und mit konstan-                den durch die fortschreitende Verbesserung
                                ten spezifischen Jahresfahrleistungen ange-                 der Katalysatorwirkung bis 2020 gegenüber
                                nommen, sodass sich eine Zunahme der Jah-                   2003 nochmals fast halbiert. Allerdings ist die
                                resfahrleistungen um ca. 4 % errechnet. Zu-                 Auswirkung auf die Gesamtemissionen an
                                sammenfassend ist davon auszugehen, dass                    NMVOC geringer als bei den Stickoxiden, da
                                der Straßenverkehr bis 2020 weiter deutlich                 auf den Straßenverkehr schon jetzt nur noch
                                zunehmen wird, wobei insbesondere im Gü-                    rund 20 % der gesamten NMVOC-Emissionen
                                terverkehr weit überproportionale Steige-                   entfallen. Hauptemissionsbereich sind hier die
                                rungsraten zu erwarten sind.                                vielfältigen Lösemittelanwendungen.

                                Durchgreifende Verringerung von                             Nur mäßige Verringerung der Feinstaub-
                                NOX- und NMVOC-Emissionen                                   Emissionen

                                Die angestrebte weitere Emissionsminderung                  Weniger eindeutig und deshalb differenzierter
                                muss deshalb durch Maßnahmen erreicht                       zu betrachten ist die Entwicklung bei den stra-
2 BVU, Ifo, ITP, PLANCO:        werden, die in erster Linie bei Art und Ver-                ßenverkehrsbedingten Feinstaub-(Partikel-)Emis-
 Verkehrsprognose 2015

 im Auftrag des Bundes-         brauch der Kraftstoffe (Maßnahmen der Kate-                 sionen. Derzeit verteilen sich die straßenver-
 ministeriums für Verkehr,

 Bau- und Wohnungswesen
                                gorie 2) oder bei der nachgeschalteten Abgas-               kehrsbedingten Feinstaubemissionen jeweils
 April 2001.                    reinigung (Kategorie 3) ansetzen. Aufgrund                  rund zur Hälfte auf den Lkw- bzw. den Pkw-Ver-

                      50
Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2005               Umwelt, Verkehr,
                                                                                                                                Tourismus
kehr. Der Anteil der Pkw hat in den zurücklie-                 Feinstaub (PM10)-Emissionen des Straßenverkehrs
genden Jahren wegen der enormen Steigerung          S3         in Baden-Württemberg 1990 bis 2020
                                                               nach Fahrzeugkategorien*)
der zugelassenen Dieselfahrzeuge deutlich zu-
genommen. Und auch in den nächsten Jahren
                                                    Tsd. Tonnen
wird sich der Diesel-Pkw-Anteil weiter erhöhen.     6
Von Bedeutung ist weiter, dass Feinstaub-Emis-                                                                       Abgas-Emissionen/Pkw

sionen nicht allein abgasbedingt sind, sondern                                                                       Abgas-Emissionen/Lkw, Busse
                                                    5
auch durch Brems- und Reifenabrieb entstehen.                                                                        Abrieb-Emissionen/Pkw
                                                                                                                     Abrieb-Emissionen/Lkw, Busse
Diese beiden grundsätzlich zu unterscheiden-
den Ursachenbereiche weisen gegenläufige            4
Entwicklungen auf. Die abgasbedingten Partikel-
emissionen können durch nachgeschaltete             3
Reinigungsmaßnahmen weiter reduziert wer-
den, wobei das Ausmaß der bis 2020 erreich-
                                                    2
baren Verringerung entscheidend davon ab-
hängt, wie schnell der Kfz-Bestand durch Fahr-
zeuge erneuert wird, die den ab 2005 bzw. 2008      1
gültigen europäischen Abgasnormen genügen.
Bei umfassender Ausstattung aller ab dem Jahr       0
2008 neu zugelassenen Diesel-Pkw mit Partikel-                 1990          1995          2000      2003           2005     2010     2015         2020

filtern werden die abgasbedingten Partikelemis-     *) Trendvariante I mit optimistischer Wirtschaftsentwicklung.
sionen der Pkw je nach Geschwindigkeit der
                                                   Statistisches Landesamt Baden-Württemberg                                                         162 05
Flottenerneuerung bis 2020 gegenüber 2003
um 54 bis 61 % zurückgehen. Auch bei den ab-
gasbedingten Partikelemissionen der Lkw ist
aufgrund der bereits rechtskräftig vorgegebe-     reinigung bei den Schadstoffemissionen ins-
nen Euro-4- bzw. Euro-5-Normen gleichfalls in     gesamt bis 2020 erhebliche zusätzliche Minde-
Abhängigkeit von der Geschwindigkeit der          rungen zu erwarten sind, werden beim CO2,
Flottenerneuerung eine Minderung von 71 bis       dem wichtigsten Treibhausgas, auf diesem

73 % zu erwarten, sodass die Feinstaub-Emis-      Wege keine entsprechenden Erfolge erzielt.

sionen durch Abgase des Straßenverkehrs ins-      Bei gegebener und zu erwartender expansiver

gesamt um 64 bis 67 % abnehmen dürften.           Verkehrsentwicklung und dadurch weiter an-

                                                  steigender Jahresfahrleistungen muss des-

Die durch Brems- und Reifenabrieb verursach-      halb zur Reduzierung der straßenverkehrsbe-

ten Partikelemissionen werden jedoch auf-         dingten CO -Emissionen der Verbrauch fossiler
                                                                    2
grund der beträchtlichen Zunahme der Jah-         Kraftstoffe durchgreifend verringert werden.

resfahrleistungen ihre gegenläufige Tendenz       Alternative Strategien dafür sind neben der

beibehalten und sowohl bei Lkw (+ 41%) als        Bereitstellung und Nutzung verbrauchs-

auch bei den Pkw (+ 13 %) weiter spürbar an-      ärmerer Kraftfahrzeuge vor allem die Entwick-

steigen. Die gesamten straßenverkehrsbeding-      lung und Einführung CO -ärmerer oder CO -
                                                                                           2                          2
ten Feinstaub-Emissionen (Partikel-Emissio-       neutraler Kraftstoffe und Antriebssysteme. Al-

nen) werden deshalb bis 2020 gegenüber 2003       lein auf der Grundlage der zu erwartenden

lediglich um vergleichsweise geringe 35 bis       Abnahme des durchschnittlichen spezifischen

44 % zurückgehen (Schaubild 3). Nicht berück-     Kraftstoffverbrauchs ist bis 2020 nicht mit ei-

sichtigt sind dabei die durch Aufwirbelung        ner spürbaren Reduzierung der straßenver-

verursachten Feinstaubbelastungen. Für die        kehrsbedingten CO -Emissionen zu rechnen.
                                                                                  2
Einhaltung der schon ab 2005 gültigen stren-      Die Automobilindustrie hat sich gegenüber

gen Feinstaubgrenzwerte, insbesondere in          der EU verpflichtet, den Durchschnittsver-

dicht besiedelten und mit starkem Straßenver-     brauch bzw. den durchschnittlichen CO -Aus-
                                                                                                               2
kehr belasteten Gebieten, könnten deshalb         stoß der neu zugelassenen Pkw bis 2008 auf

neben den abgasbezogenen Minderungs-              140 g/km (auf 120 g/km bis 2012) zu reduzie-

maßnahmen trotz Einführung der Partikelfilter     ren. Der dadurch zu erwartende Rückgang der

zusätzliche Maßnahmen zur Verringerung des        mittleren spezifischen Emissionen des Pkw-

Verkehrsaufkommens erforderlich werden.           Bestands, der freilich auch von der Geschwin-

                                                  digkeit der Flottenerneuerung abhängt, wird

Minderung der CO -Emissionen nur durch
                                                  jedoch durch die Zunahme der Pkw-Jahres-

alternative Kraftstoffe und Antriebssysteme
                                                  fahrleistungen zumindest teilweise wieder
                    2
                                                  kompensiert. Und der stark ansteigende Gü-

                                                  terverkehr, bei dort kaum erkennbarer Ver-

Während insbesondere durch weiter verbes-         brauchsminderung, lässt keine Verringerung

serte nachgeschaltete Maßnahmen zur Abgas-        des gesamten Kraftstoffverbrauchs bis 2020

                                                                                                                                 51
Umwelt, Verkehr,   Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2005
    Tourismus
                   erwarten. Vielmehr ist – verglichen mit 2003 –              Kraftstoffverbrauchs im Straßenverkehr durch

                   ohne weiter gehende Maßnahmen sogar mit                     Bio-Kraftstoffe ersetzt werden sollen. Gelingt

                   einem Anstieg der straßenverkehrsbedingten                  diese Substitution und nachfolgend, wie beab-

                   CO -Emissionen im Land um 6 % zu rechnen.                   sichtigt, sogar eine weitere Steigerung auf
                       2
                   Ein geringer Beitrag könnte von der beginnen-               10 %, so erbrächte dies eine Verringerung der

                   den Nutzung alternativer Antriebssysteme aus-               straßenverkehrsbedingten CO -Emissionen in
                                                                                                                 2
                   gehen, die bis 2020 nach Einschätzung von Ex-               derselben Größenordnung von 6 bis 10 %.

                   perten einen Anteil von 3 % erreichen und in

                   annähernd derselben Größenordnung die CO -                  Weitere Auskünfte erteilen
                                                                           2
                   Emissionen verringern könnten. Entsprechen-                 Dr. Helmut Büringer, Telefon 0711/641-2418

                   de Wirkung könnte die im letzten Jahr ver-                  E-Mail: Helmut.Bueringer@stala.bwl.de
                   abschiedete EU-Richtlinie zeigen, derzufolge                Walter Stenius, Telefon 0711/641-2621

                   bis 2010 mindestens 5,75 % des gesamten                     E-Mail: Walter.Stenius@stala.bwl.de

                       kurz notiert

                   Emissionen an Kyoto-Klimagasen im                           sektor ausschlaggebend. Deshalb müssen sich

                   Land bei 88,4 Millionen Tonnen                              Reduktionsziele auf Landesebene auch von bun-

                                                                               desdurchschnittlichen Vorgaben unterscheiden.

                   Die Emissionen der drei wichtigsten direkt wirk-

                   samen Treibhausgase summierten sich in Baden-               Der Umweltplan der Landesregierung quantifi-

                   Württemberg im Jahr 2002 auf 88,4 Mill. Tonnen              ziert für Baden-Württemberg ein Ziel bezogen

                   CO -Äquivalente. Diese setzten sich zusammen                auf CO , das mit Abstand wichtigste Klimagas.
                       2                                                              2
                   aus Kohlendioxid mit 80,6 Mill. Tonnen CO -                 Danach sollen die energiebedingten CO -Emis-
                                                                       2                                                 2
                   Äquivalenten, wovon mit 78,5 Mill. Tonnen der               sionen bis 2005 auf unter 70 Mill. bzw. bis 2010

                   weitaus überwiegende Teil energiebedingt ist                auf unter 65 Mill. Tonnen CO     verringert werden.
                                                                                                            2
                   und rund 2,2 Mill. Tonnen aus industriellen                 Im Jahr 2002 lag die energiebedingte CO -Fracht
                                                                                                                          2
                   Prozessen entstanden. Dazu kommen 4,6 Mill.                 im Land noch bei 78,5 Mill. Tonnen und stieg

                   Tonnen CO -Äquivalente, die als Methan, und                 nach vorläufigen Berechnungen in erster Linie
                                 2
                   3,3 Mill. Tonnen CO -Äquivalente, die als Di-               witterungsbedingt im Jahr 2003 geringfügig an.
                                            2
                   stickstoffoxid an die Umwelt abgegeben wur-                 Eine wichtige Ursache für den noch beträcht-

                   den. Die im Rahmen des Kyoto-Protokolls ver-                lichen Abstand vom Reduktionsziel ist vor allem

                   einbarten Minderungsziele beziehen sich auf                 die Tatsache, dass der Verbrauch fossiler Ener-

                   drei weitere fluorhaltige Stoffe bzw. Stoffgrup-            gieträger durch Haushalte und Verkehr kaum

                   pen, die jedoch im Land wie auch auf Bundes-                verringert werden konnte. So ist der Anteil der

                   ebene zusammen lediglich einen Anteil von                   beiden Sektoren an den energiebedingten CO -
                                                                                                                                2
                   ca. 1 bis 1,3 % ausmachen.                                  Emissionen mittlerweile auf über 50 % ange-

                                                                               stiegen. Lediglich für die industriellen Feue-

                   Mit dem Kyoto-Protokoll, das am 16. Februar                 rungsanlagen ist schon seit Mitte der 90er-Jahre

                   2005 in Kraft trat, verpflichtet sich Deutschland,          eine deutlich rückläufige Tendenz zu erkennen,

                   im Rahmen der EU-internen Lastenverteilung                  wobei allerdings am aktuellen Rand wieder

                   dazu, die Emissionen der direkt wirksamen Treib-            leicht steigende Werte festzustellen sind. Eine

                   hausgase im Mittel der Jahre 2008 bis 2012 um               weitere Ursache ist vor allem auch, dass der

                   21 % gegenüber 1990 zu verringern. Bis zum                  Stromverbrauch in Industrie und Gewerbe so-

                   Jahr 2002 wurde auf Bundesebene ein Rück-                   wie bei den Haushalten deutlich angestiegen

                   gang um minus 18,6 % erreicht. In Baden-Würt-               ist. Deshalb sind die CO -Emissionen durch
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                   temberg hingegen liegen die jährlichen Treib-               die Stromerzeugung im Land seit Mitte der

                   hausgasemissionen auf nahezu unverändertem                  90er-Jahre spürbar angestiegen, obwohl der

                   Niveau (- 0,4 % gegenüber 1990). Allerdings                 Anteil der Kernkraft an der Stromerzeugung

                   liegt der Anteil des Landes an den bundeswei-               nahezu unverändert blieb und der Anteil der

                   ten Emissionen mit 8,9 % deutlich niedriger als             erneuerbaren Energieträger zugenommen hat.

                   der Landesanteil bei der Bevölkerung (13,5 %)               Der Schlüssel zur Reduzierung der CO -Emis-
                                                                                                                         2
                   oder dem Bruttoinlandsprodukt (14,7 %). Dies                sionen liegt offenbar in erster Linie in der Ver-

                   verdeutlicht die für Maßnahmen zur Verringe-                ringerung des Primärenergieverbrauchs. Zwar

                   rung der Emissionen gänzlich verschiedene                   konnte die Energieproduktivität von 1990 bis

                   Ausgangssituation im Land im Vergleich zum                  2002 im Land um 6 % gesteigert werden, der

                   Bundesdurchschnitt. Dabei sind insbesondere                 absolute Wert des Primärenergieverbrauchs

                   die beträchtlichen Strukturunterschiede im Be-              stieg allerdings im genannten Zeitraum um

                   reich von Industrie und Energieversorgungs-                 immerhin 13,3 % an.

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