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                      Open Access in Fachdisziplinen

Ethnologische Fächer

Open Access in den ethnologischen Fächern
Die ethnologischen Fächer werden hier insbesondere verstanden als die Ethnologie bzw.
Sozial- und Kulturanthropologie bzw. Völkerkunde sowie die Europäische Ethnologie bzw.
Volkskunde bzw. Empirische/Vergleichende Kulturwissenschaft, zudem die Social Anthropo-
logy und Cultural Anthropology und die Folkloristik bzw. Folklore Studies. Die Informationen
beziehen sich vorwiegend auf den deutsch- und englischsprachigen Raum.

In den ethnologischen Fächern ist die Verbreitung von Open Access vergleichsweise gering.
Open Access hat sich hier bisher nicht als Standard des wissenschaftlichen Publizierens
durchgesetzt, der überwiegende Teil der im Fach publizierten Zeitschriften und Bücher
erscheint nicht frei zugänglich. Die zunehmende Umstellung von Zeitschriften auf Open
Access, die steigende Zahl der frei zugänglichen Bücher und eine zunehmende Auseinander-
setzung mit Open Access sind jedoch eindeutige Anzeichen für einen positiven Trend und
machen deutlich, dass Akzeptanz für Open Access in den ethnologischen Fächern grundsätz-
lich vorhanden ist.

Zudem ist der Anteil frei zugänglicher Publikationen in den ethnologischen Fächern in den
letzten Jahren deutlich gestiegen, insbesondere bei Zeitschriftenartikeln. Allerdings ist dies mit
großer Wahrscheinlichkeit eher auf die zunehmende Forderung und Förderung von Open
Access durch wissenschaftliche Einrichtungen und Forschungsförderinstitutionen sowie durch
Open-Access-Transformationsvereinbarungen mit Großverlagen zurückzuführen, weniger auf
einen grundsätzlichen Wandel in der fachlichen Publikationskultur. So ist beispielsweise das
Veröffentlichen von Preprints sowie Postprints über Repositorien in den ethnologischen
Fächern weiterhin unüblich – allerdings liegt gerade hier ein großes Potenzial für mehr Open
Access, das von den individuellen Wissenschaftler*innen selbst genutzt werden kann. Des
Weiteren sind Buchveröffentlichungen in den ethnologischen Fächern verbreitet. Neben Sam-
melbänden gilt insbesondere die Verschriftlichung langjähriger Forschung als monografische
Ethnografie als Standard und besonders prestigeträchtig. Jedoch werden noch verhältnismä-
ßig wenige Bücher aus den ethnologischen Fächern Open Access veröffentlicht, wobei die
Zahl in den letzten Jahren stetig gestiegen ist.

Eine erste sichtbare fachliche Thematisierung von Open Access in den ethnologischen
Fächern erfolgte im Jahr 2004 in Nordamerika. Ab etwa 2007 gab es verstärkte Auseinander-
setzungen mit Open Access, die aber weiterhin ein Nischendasein fristeten und auf den eng-
lischsprachigen Raum begrenzt waren. Einige einzelne Entwicklungen führten zu mehr Auf-
merksamkeit für das Thema. Dazu zählen unter anderem die Gründung mehrerer
Open-Access-Zeitschriften im Jahr 2011 und erste Umstellungen von angesehenen Zeitschrif-

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ten auf Open Access (darunter Cultural Anthropology im Jahr 2014). Auch die Gründung von
Libraria im Jahr 2015, einem aus den ethnologischen Fächern heraus etabliertes Netzwerk mit
dem Ziel der Veränderung des Publikationswesens in den Sozialwissenschaften, trug dazu bei.
Das Scheitern des Open-Access-Modells sowie interne Kontroversen bei der 2011 gegründe-
ten Zeitschrift HAU: Journal of Ethnographic Theory brachten Open Access im Jahr 2018 in
unrühmlicher Weise ins Rampenlicht. Im deutschsprachigen Raum war es bis dahin um Open
Access eher ruhig. Hier konzentrierte sich die Diskussion ab etwa 2016 vor allem auf die Ver-
öffentlichung von Forschungsdaten. Mit einer zunehmenden Thematisierung sowohl im eng-
lisch- als auch im deutschsprachigen Raum sowie einer zunehmenden Zahl von auf Open
Access umgestellten Zeitschriften oder entsprechenden Absichtserklärungen ist spätestens
mit dem Jahr 2019 Open Access als Thema auf der Agenda und in der Breite der ethnologi -
schen Fächer angekommen.

Open Access in den Fachgesellschaften
Seit etwa 2019 haben auch bei den Fachgesellschaften der ethnologischen Fächer sichtbare
Entwicklungen zu Open Access an Fahrt aufgenommen. Jedoch hat trotz zunehmender Aus-
einandersetzung mit Open Access keine der Fachgesellschaften die Berliner Erklärung über
den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen unterzeichnet.

Die International Society for Ethnology and Folklore hat 2019 ihre Zeitschrift Ethnologia
Europaea auf Open Access umgestellt. Die Schweizerische Ethnologische Gesellschaft und
die Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde haben 2020 bzw. 2021 ihre Zeitschriften
Tsantsa bzw. Schweizerisches Archiv für Volkskunde von vormals zeitlich verzögertem freiem
Zugang auf sofortiges Open Access ab Erscheinen umgestellt. Die Publikationen des
Österreichischen Fachverbands für Volkskunde sind teilweise frei zugänglich, der Fachver-
band gibt jedoch keine Zeitschrift heraus. Die im Auftrag des österreichischen Vereins für
Volkskunde herausgegebene Österreichische Zeitschrift für Volkskunde ist nicht unmittelbar,
aber nach einer Embargofrist von sechs Monaten frei zugänglich. Die European Association
of Social Anthropologists hat die Umstellung ihrer Zeitschrift Social Anthropology auf Open
Access für 2022 angekündigt (European Association of Social Anthropologists, 2021;
Berghahn Books, 2021). Die Deutsche Gesellschaft für Sozial- und Kulturanthropologie
sowie die Deutsche Gesellschaft für Volkskunde beabsichtigen eine zeitnahe Umstellung
ihrer Zeitschriften auf Open Access. Die Anthropologische Gesellschaft in Wien publiziert
ihre Zeitschrift nicht frei zugänglich. Die Fachgesellschaften im englischsprachigen Raum
(Royal Anthropological Institute, Association of Social Anthropologists of the UK and
Commonwealth, American Anthropological Association) haben ihre primären Zeitschriften
bisher nicht auf Open Access umgestellt.

Open-Access-Zeitschriften
Das Directory of Open Access Journals (DOAJ) listet im Fachgebiet “Ethnology. Social and
cultural anthropology” 114 Einträge (Stand: Juli 2021).

In den ethnologischen Fächern wird sowohl in fachbezogenen Zeitschriften als auch in feldbe-
zogenen Zeitschriften (bspw. zu Wissenschaftsforschung, Migrationsforschung, Gender Stu-
dies, Museumsforschung, Stadtforschung) sowie in regionsbezogenen Zeitschriften publiziert.
Nachfolgend werden hauptsächlich fachbezogene Zeitschriften berücksichtigt.

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Bekannte deutschsprachige Open-Access-Zeitschriften sind u. a.:
   •   Bricolage
   •   EthnoScripts
   •   Hamburger Journal für Kulturanthropologie
   •   Schweizerisches Archiv für Volkskunde
   •   Tsantsa

Bekannte englischsprachige Open-Access-Zeitschriften sind u. a.:
   •   Anthropological Journal of European Cultures
   •   Cultural Anthropology
   •   Ethnologia Europaea
   •   Journal of Ethnology and Folkloristics
   •   Social Analysis
   •   Teaching Anthropology
   •   The Cambridge Journal of Anthropology

Aufgrund der Publikationsbreite in den ethnologischen Fächern sowie der Zurechnung sowohl
zu den Sozialwissenschaften als auch den Geisteswissenschaften und ebenso den Kulturwis-
senschaften kommen auch entsprechende feldbezogene und transdisziplinäre Open-Access-
Zeitschriften grundsätzlich infrage, wie zum Beispiel:
   •   Forum Qualitative Sozialforschung
   •   Journal of Comparative Research in Anthropology and Sociology
   •   Journal of Legal Anthropology
   •   Movements – Journal für kritische Migrations- und Grenzregimeforschung
   •   Museum Anthropology Review
   •   Mobile Culture Studies
   •   Open Gender Journal
   •   sub\urban – Zeitschrift für kritische Stadtforschung
   •   Urbanities – Journal of Urban Ethnography

Nennenswert ist zudem das unter anderem anthropologisch ausgerichtete Journal of Political
Ecology, das seit Beginn im Jahr 1994 frei zugänglich erscheint und damit eine der ersten und
am längsten existierenden Open-Access-Zeitschriften in den Sozialwissenschaften ist.

Über ein Subscribe-to-Open-Modell wurden zahlreiche im Verlag Berghahn publizierte Zeit-
schriften im Jahr 2020 auf Open Access umgestellt.

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass die Archive alter Ausgaben bei zahlreichen Zeitschriften
frei zugänglich sind. Über ein Digitalisierungsprojekt des Fachinformationsdiensts Sozial-
und Kulturanthropologie sind die Jahrgänge vieler deutschsprachiger ethnologischer Zeit-
schriften mit unterschiedlichem zeitlichen Verzug zur aktuellsten Ausgabe frei zugänglich, dar-
unter Anthropos, Baessler-Archiv, Sociologus, die Zeitschrift für Volkskunde und die Zeitschrift
für Ethnologie. Das Archiv der Zeitschrift Schweizerisches Archiv für Volkskunde ist vollständig
frei zugänglich. Von der Österreichischen Zeitschrift für Volkskunde sind mit sechsmonatiger
Verzögerung alle Jahrgänge digital und frei zugänglich. Das Archiv der Ethnologia Europaea ist

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vollständig frei zugänglich. Von der Zeitschrift American Anthropologist, der primären Zeit-
schrift der American Anthropological Association, sind kontinuierlich alle mehr als 35 Jahre
zurückliegenden Ausgaben frei zugänglich.

Eine bemerkenswert hohe Verbreitung hat Open Access in den ethnologischen Fächern bei
Zeitschriften aus dem iberoamerikanischen Raum, in dem Open Access allerdings generell
etablierter ist. Spanischsprachige Zeitschriften aus den ethnologischen Fächern sind daher
nahezu ausnahmslos frei zugänglich. Einige bekannte Zeitschriften sind AIBR – Revista de
Antropología Iberoamericana, Chungara, Etnográfica, Horizontes Antropológicos, Intersecciones
en Antropologia und Mana – Estudos de Antropologia Social.

Open-Access-Bücher
Das Directory of Open Access Books (DOAB) listet im Fachgebiet “Social & cultural
anthropology, ethnography” 263 Titel und im Fachgebiet “Anthropology” 166 Titel (Stand: Juli
2021). Die OAPEN Library verzeichnet über 400 Titel aus dem Feld der ethnologischen Fächer
(Stand: Juli 2021).

Verlage, die ausschließlich oder maßgeblich fachspezifische Bücher frei zugänglich verlegen,
sind HAU Books und Open Anthropology Cooperative Press. Weitere Verlage, in denen häufi-
ger englisch- oder deutschsprachige Open-Access-Bücher aus den ethnologischen Fächern
erscheinen, sind unter anderen ANU Press, Duke University Press, Mattering Press, Open
Humanities Press, Transcript, UCL Press, University of California Press.

Disziplinäre Repositorien
Zu den wichtigsten Repositorien in den ethnologischen Fächern gehören:
   •   Open Anthropology Research Repository
   •   Social Science Open Access Repository
   •   SocArXiv
   •   Social Sciences Research Network

Der Fachinformationsdienst Sozial- und Kulturanthropologie bietet zudem ein
institutionsübergreifendes Angebot für die Open-Access-Publikation von Erst- und
Zweitveröffentlichungen über ein Repositorium namens EthnOA, das sich insbesondere an
Forscher*innen ohne institutionelle Anbindung oder Zugang zu einem institutionellen Reposi-
torium richtet.

Aufgrund der bereits genannten multidisziplinären Ausrichtung kommen ebenfalls for-
schungsrichtungsspezifische Repositorien infrage, wie beispielsweise CrossAsia-Repository
für Asienwissenschaften, GenderOpen für Geschlechterforschung, MENAdoc für Nahost- und
Islamstudien oder OstDok für Forschung zu Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa.

Eine Übersicht zu möglichen weiteren relevanten Repositorien bietet auch das Open
Directory of Open Access Repositories (OpenDOAR).

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Sonstige Angebote
Ein zentrales Fachportal für die ethnologischen Fächer im deutschsprachigen Raum ist EVIFA,
das vom Fachinformationsdienst Sozial- und Kulturanthropologie betreut wird. Über das
Fachportal kann frei zugängliche Literatur gesucht und darauf zugegriffen werden. Es enthält
unter anderem digitalisierte Ausgaben deutschsprachiger Zeitschriften und Monografien aus
mehr als zwei Jahrhunderten Forschung. Zudem bietet der Fachinformationsdienst
kostenfreien Zugang zu ausgewählten, sonst lizenzpflichtigen Online-Ressourcen.

Die Cambridge Encyclopedia of Anthropology ist eine frei zugängliche Enzyklopädie, in der
begutachtete Artikel zur Einführung in fachliche Themen und Konzepte veröffentlicht werden.
Das Portal Open Folklore listet frei verfügbare Ressourcen aus den Folklore Studies.

Das Anthropology Book Forum, ein Projekt der Zeitschrift Anthropology News, veröffentlicht
frei zugängliche englischsprachige Buchrezensionen. Über das geschichtswissenschaftliche
Fachportal H-Soz-Kult werden frei zugänglich unter anderem Forschungsberichte, Rezensio-
nen und Neuigkeiten auch in der Kategorie “Europäische Ethnologie und Historische Anthro-
pologie” veröffentlicht.

Im Datenbankinformationssystem DBIS sind in der Kategorie “Ethnologie (Volks- und
Völkerkunde)” zahlreiche weitere frei zugängliche fachspezifische Datenbanken und
Angebote zu finden.

Auch die Online-Archive JSTOR und Project MUSE stellen inzwischen für die ethnologischen
Fächer relevante Open-Access-Inhalte bereit.

Open Science in den ethnologischen Fächern
Der Anspruch von Open Science, den wissenschaftlichen Prozess von der ersten Idee bis zur
finalen Publikation zu öffnen und so alle Formen wissenschaftlichen Wissens frei zugänglich,
nachvollziehbar und nachnutzbar zu machen, hat für ethnologische Fächer sowie ethnogra-
phische Forschung weitgehende Konsequenzen und bringt bedeutende Herausforderungen
mit sich.

Besonders deutlich wird dies bei Open Data, der freien Zugänglichmachung von
Forschungsdaten. Open Data wird in den ethnologischen Fächern verstärkt seit etwa 2017 im
Rahmen der Auseinandersetzung mit den zunehmenden Anforderungen an den Umgang mit
Forschungsdaten durch wissenschaftspolitische Forderungen und Maßgaben von
Forschungsförderinstitutionen thematisiert. Problematisch ist für die ethnologischen Fächer
– wie auch für andere Sozialwissenschaften –, dass hierbei die Besonderheiten qualitativer
Daten und insbesondere Daten aus ethnografischer Forschung nicht berücksichtigt sind. Viel-
mehr liegt dabei ein Verständnis von Daten im Sinne von Rohdaten oder Primärdaten, wie sie
vor allem in naturwissenschaftlichen Disziplinen und quantitativ arbeitenden Fachbereichen
vorzufinden sind, zugrunde. Zwar ist Open Data und die Nachnutzung von Forschungsdaten
auch in den ethnologischen Fächern möglich, eine offene Bereitstellung von Forschungsdaten
als Grundsatz wird aber in vielen Forschungsszenarien nicht oder nur eingeschränkt möglich
sein. Offenheit muss hier vielmehr in Abhängigkeit der Forschungspraxis sowie forschungs-
ethischen und rechtlichen Aspekten betrachtet und abgewogen werden. Relevante Aspekte
und wichtige Fragen sind hierbei unter anderem, ob Einverständnisse zur Veröffentlichung

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von Personen aus dem Forschungsfeld vorliegen oder diese überhaupt eingeholt werden kön-
nen, ob Forschungsdaten allein den Forschenden gehören (beispielsweise im Falle von Inter-
views oder Aufzeichnungen von Gesprächssituationen), ob Forschungsdaten angesichts ihrer
Entstehung in meist einzigartigen und komplexen Forschungskontexten sowie oftmals not-
wendiger Pseudonymisierung oder Anonymisierung überhaupt sinnvoll nachnutzbar sind, ob
geeignete Datenrepositorien und -archive vorhanden sind, und ob Verpflichtungen zur Offen-
heit von Forschungsdaten Forschungen in insbesondere vertraulichen und sensiblen Kontex-
ten erschweren oder gar unmöglich machen. (Zu diesen und weiteren Aspekten sowie der
grundsätzlichen Thematik siehe Imeri 2018 und 2019). Angesichts dieser Sachlage haben
bereits mehrere Fachgesellschaften in Positionspapieren zu den fachspezifischen Anforderun-
gen beim Umgang mit Forschungsdaten Stellung bezogen sowie in Beiträgen und Debatten in
Fachpublikationen sich dem Thema gewidmet. Das Fachportal EVIFA des Fachinformations-
diensts Sozial- und Kulturanthropologie bietet umfassende Informationen zu
Forschungsdaten in den ethnologischen Fächern.

Open Methodology, das Offenlegen der im Forschungsprozess verwendeten oder entwickel-
ten Methoden, ist für die ethnologischen Fächer im Grunde nicht neu. Methoden werden in
der Regel in Publikationen, insbesondere bei monografischen Ethnografien, offengelegt und
erläutert – und dabei auch die Konsequenzen der gewählten Vorgehensweise für den For-
schungsprozess reflektiert. In dieser Hinsicht ist hier die Verbindung mit und die Relevanz von
Open Access zu betonen. Anders stellt sich die Sachlage dar, wenn das Offenlegen der Metho-
den bereits im Forschungsprozess erfolgen soll und insofern unter Open Methodology im
weiteren Sinne auch die transparente und offene Dokumentation der Schritte des For-
schungsprozesses verstanden wird. Hierbei ergeben sich aufgrund der engen Verbindung
zum Forschungsfeld und den Forschungsdaten ähnliche Herausforderungen und damit auch
Abwägungsfragen wie bei Open Data.

Open Source, das öffentliche Bereitstellen von Quellcode, spielt in den ethnologischen
Fächern kaum eine Rolle, da die Entwicklung von Programmen und Software in der Forschung
kaum vorkommt. Es sprechen jedoch keine grundsätzlichen Gründe gegen Open Source. Bei
in der ethnologischen Forschung verwendeter Software, insbesondere der für die qualitative
Datenanalyse, besteht allerdings Potenzial für einen stärkeren Einsatz für die Entwicklung und
Nutzung quelloffener Software. Dies ist nicht zuletzt relevant, weil die Funktionsweise zumeist
verwendeter proprietärer Software eine Blackbox darstellt und eine Offenlegung dieses Teils
der Methode entsprechend nicht gänzlich möglich ist.

Bei offenen Evaluationsverfahren (Open Evaluation) besteht kein nennenswerter Unterschied
zu anderen Disziplinen. So wäre ein offener Peer-Review-Prozess (Open Peer Review) in den
ethnologischen Fächern ebenso möglich wie in anderen Fächern. Fachzeitschriften oder
andere fachspezifische Publikationsmodelle, die ein offenes Peer-Review-Verfahren anwen-
den, gibt es bisher jedoch nicht.

Das Bereitstellen offener und freier Lehrmaterialien (Open Educational Resources) ist eng mit
der Veröffentlichung von Büchern und Zeitschriften im Open-Access-Modell verbunden. Bei-
spielsweise erschien im Jahr 2017 mit Perspectives: An Open Invitation to Cultural
Anthropology ein Lehrbuch zur Einführung in die Kulturanthropologie Open Access.

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Literatur
  •   Berghahn Books. (2021). Social Anthropology/Anthropologie Sociale, the flagship journal
      of the European Association of Social Anthropologists, will transition to Open Access star-
      ting in 2022.
      https://journals.berghahnbooks.com/_uploads/saas/saas_press_release.pdf
  •   European Association of Social Anthropologists. (2021, March 10). 3. Social Anthropo-
      logy/Anthropologie Sociale goes Open Access. Easaonline.org.
      https://easaonline.org/newsletter/78-0321/sa-as.shtml
  •   Imeri, S. (2018). Ordnen, archivieren, teilen. Forschungsdaten in den ethnologischen
      Fächern. Österreichische Zeitschrift für Volkskunde, 121(2), 213–243.
      https://doi.org/10.18452/21504
  •   Imeri, S. (2019). ‚Open Data‘ in den ethnologischen Fächern. Möglichkeiten und Gren-
      zen eines Konzepts. In J. Klinger & M. Lühr (Eds.), Forschungsdesign 4.0 - 1 (Vol. 1, 45–59).
      Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde. https://doi.org/10.25366/2019.07

Weiterführende Literatur
  •   Jackson, J. B., & Anderson, R. (2014). Anthropology and Open Access. Cultural Anthropo-
      logy, 29(2), 236–263. https://doi.org/10.14506/ca29.2.04
  •   Kelty, C. M., Fischer, M. M. J., Golub, A., Jackson, J. B., Christen, K., Brown, M. F., & Boell-
      storff, T. (2008). Anthropology of/in Circulation. The Future of Open Access and Schol-
      arly Societies. Cultural Anthropology, 23(3), 559–588. https://doi.org/10.1111/j.1548-
      1360.2008.00018.x
  •   Miller, D. (2012). Open access, scholarship, and digital anthropology. HAU: Journal of
      Ethnographic Theory, 2(1), 385–411. https://doi.org/10.14318/hau2.1.016
  •   Zeitlyn, D., Corsín Jimenez, A., Willinsky, J., Waterston, A., Tritton, R., Kelty, C. M., Arde-
      vol, E., Jemielnak, D., Sanchez-Criado, T., Abadal, E., Gatti, R., García, B., Rasero, V.,
      Nugent, S., Gideon, J., Aibar, E., Malo de Molina, T., & Rodríguez Lópes, J. (2014). Preg-
      untas frecuentes sobre acceso abierto - La economía política en torno a las publicacio-
      nes en antropología y otras ciencias sociales. FAQs About Open Access – The Political
      Economy of Publishing in Anthropology and Beyond (A. Montoya, M. Pérez, G. Dallema-
      gne, & V. del Arco, Eds.). http://openaccessmadrid2014.wordpress.com

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Bearbeitung der Inhalte dieser Seite: Marc Lange (ORCID iD: 0000-0002-7742-3867), Universi-
tätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin (Stand: Juli 2021).

3. Version, erstveröffentlicht am 01.10.2021 auf open-access.network

Erstveröffentlicht auf der Plattform open-access.network in der Rubrik ‚Open Access in Fach-
disziplinen‘: https://open-access.network/informieren/open-access-in-fachdisziplinen/
ethnologische-faecher

Zweitveröffentlicht und archiviert auf dem edoc-Server der Humboldt-Universität zu Berlin:
https://doi.org/10.18452/19160.3

                    Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons
                    Namensnennung 4.0 International Lizenz.

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