F e l - Kreuzbund DV Mainz

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F e l - Kreuzbund DV Mainz
Nr.2/2021             April/Mai/Juni   2021         ISSN 1611-7565
                                                         VKZ 21196

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 Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Suchtkranke und Angehörige
F e l - Kreuzbund DV Mainz
IMPULS

 Liebe Weggefährtinnen und Weggefährten!

Auferstehung und                                                                              dass Gott uns nicht im Stich lässt, sondern
                                                                                              zu uns steht. Nehmen wir doch durch die

Aufstehen                                                                                     Taufe teil an Jesu Tod und Auferstehung.
                                                                                              Der Jesuitenpater Alfred Delp drückt das
                                                                                              so aus: Wir gehen nie allein, Gott geht alle

E  in Pallottinerpater aus meinem Heimat-
   ort wirkt als Missionar in Südafrika. Als
er auf Heimaturlaub war, erzählte er mir
                                                                                              Wege mit.“

                                                                                                  Ein zweiter Gedanke kommt für mich
von einem Erlebnis in Kapstadt. Jeden Tag,                                                    dazu: In dem Wort Auferstehung entdecke
wenn er durch die Straßen von Kapstadt                                                        ich den Begriff „Aufstehen”. Aufstehen
ging, sah er einen Mann in den besten                                                         fällt einem nicht nur am Morgen mehr
Jahren, der an die Hausmauer angelehnt                                                        oder weniger schwer, wenn man den
auf dem Boden hockte und mit der ausge-                                                       Schlaf beenden und aufstehen muss. Auf-
streckten Hand um eine Gabe bat. Er                                                           stehen bedeutet für mich auch, aus einer
konnte nicht gehen. Seine Beine waren                                                         Notlage herauszufinden, um Neues be-
verstümmelt. Zu oft sei er an ihm vorbei-                                                     ginnen zu können. So wie es bei diesem
gegangen, ohne richtig zu überlegen, was       Pater Ludger Zewe                              behinderten Mann der Fall war, der plötz-
es heißt, nicht aufstehen zu können, be-                                                      lich wieder aufstehen und gehen kann.
hindert zu sein.                               dass ihm geholfen wurde. Er übte die           Dabei hatte ihm die Gemeinschaft der
                                               nächsten Wochen fleißig, bis er auch ohne      Pfarrgemeinde geholfen.
   Eines Tages wurde ihm das Lebens-           Hilfe gehen konnte.
schicksal dieses Mannes in seiner ganzen                                                         Aufstehen zu müssen, diese Erfahrung
Härte bewusst. Denn er sah, wie viele an           Dann nahte das Osterfest. Der Pater        hat wohl jeder von uns schon einmal
ihm vorbeigingen, ohne ihn zu beachten.        hatte den Mann zum Hauptgottesdienst           gemacht. Jeder wird erlebt haben, dass
Kurzentschlossen ist er auf ihn zugegan-       eingeladen und ihm einen Platz ganz vorn       er oder sie am Boden lag und aufstehen
gen und hat ihn gefragt, ob er aufstehen       neben dem Altar gegeben. Er predigte ein       musste, um einen neuen Weg durchs Le-
möchte, ob er den Wunsch hätte, gehen          zweites Mal von ihm und sagte: „Jesus ist      ben zu finden. Da ist es gut, wenn ich je-
zu können. Misstrauisch habe ihn der Be-       auferstanden zu neuem Leben. Er schenkt        manden habe, der mir beisteht. Für mich
hinderte gemustert. Dann aber habe er          auch uns neues Leben. Wir haben es in der      und meinen Glauben ist dies der Aufer-
angefangen zu erzählen: „Ich hoffe immer       Hand, dass auch für unsere Mitmenschen         standene Herr Jesus Christus, dessen Hilfe
noch auf eine Wende in meinem Leben.           ein ganz neues Leben beginnt. Durch Sie        ich in meinem Leben schon des Öfteren
Sie sind der erste Passant, der mich ange-     hat es für unseren Freund, der neben mir       erfahren habe.
sprochen hat. Ansonsten bin ich mit mei-       sitzt, begonnen. Stehen Sie auf und zei-
nem Schicksal so allein. Für viele ist es      gen Sie sich der Gemeinde, zu der sie nun         Dabei müssen das nicht großartige
peinlich anzuhalten. Ich möchte mich zu        gehören.“ Er stand auf und zeigte, dass er     Wundertaten sein. Eigentlich sind es oft
gerne weiterbewegen können, aber nie-          gehen konnte. Bewegende Begeisterung           ganz alltägliche Dinge, durch die für mich
mand hilft mir dabei. Und die Gehwerk-         erfüllte die Kirche. Das, so erzählte mir      Jesus unter uns wirkt. Zu diesen alltägli-
zeuge sind für mich und meine Verwand-         mein Mitbruder, war für ihn die schönste       chen Dingen gehört z. B. auch die Hilfe
ten unerschwinglich. Ich muss es wohl          Feier der Auferstehung.                        von meinen Mitmenschen. Und dazu zäh-
vergessen.“ Mein Mitbruder gab ihm die                                                        le ich auch die Gemeinschaft im Kreuz-
Hand und versprach ihm: „Ich werde sie             An Ostern feiern wir das Fest der Aufer-   bund. Diese Gemeinschaft ist die Hand,
zum Gehen bringen.“ Dann ging er nach          stehung unseres Herrn Jesus Christus. Es       die stützt und unterstützt und beim Auf-
Hause.                                         ist sozusagen das höchste Fest der Chris-      stehen und beim Stehenbleiben hilft. Als
                                               ten. Leider wird es im Bewusstsein vieler      gläubiger Mensch behaupte ich, dass
   In der Sonntagsmesse sprach der Pater       Christen durch das Weihnachtsfest ver-         durch sie Jesus in unserem Leben wirkt
in der Predigt dann über das Schicksal die-    drängt. Aber das Osterfest ist das Funda-      und wirken kann. Auf diese Weise wird Os-
ses Mannes und was wir tun könnten, um         ment unseres Glaubens. Der Apostel Pau-        tern unter uns lebendig erfahrbar.
ihm zu helfen. Eine spontane Kollekte          lus schreibt dazu in seinem Brief an die
brachte mehr ein als für Krücken und           Gemeinde in Korinth:                              Ich wünsche allen in diesem Sinne ein
künstliche Beine notwendig ist. Mein Mit-                                                     gesegnetes und frohes Osterfest.
bruder war überrascht und freute sich            „Wenn Christus nicht auferweckt wor-
sehr. Noch froher war der Mann an der          den wäre, wäre unser Glaube nutzlos.“            Pater Ludger Zewe, Geistlicher Beirat des
Straße. Er konnte es gar nicht glauben,        Gerade durch die Auferstehung zeigt sich,         Kreuzbund-Diözesanverbandes Limburg
F e l - Kreuzbund DV Mainz
Zu dieser                                                      Z U D I E S E R A U S G A B E / I N H A LT

Ausgabe
                     Liebe Leserin, lieber Leser,
                     mit dem Schwerpunkt „Sucht-
                                                            Aus dem Inhalt                                     Seite
                     (Selbst)hilfe und Migration“ wid-
                     men wir uns einem Themenzusam-
                     menhang, der spätestens seit 2015      IMPULS	                                              U2
                     Brisanz erfahren hat, als vor Krieg,
                     Gewalt, Tyrannei, Vertreibung und
                     Armut geflüchtete Menschen nach
                     Deutschland kamen. Wenn wir uns        ZU DIESER AUSGABE                                     1
                     mit den Schicksalen und Biografien
von geflüchteten Menschen beschäftigen, finden wir im-
mer wieder ähnliche negative Lebensereignisse, die von
                                                            AUS DEM BUNDESVERBAND                                2-5
Traumatisierung, Entwurzelung zerrissenen Familien, Ar-
mut und Heimatlosigkeit berichten – allesamt Faktoren
für die Entstehung einer Suchterkrankung.                        Umfrage bei den Gruppenleitungen
                                                                  zur Corona-Krise
Wir beleuchten in dieser Ausgabe des WEGGEFÄHRTE,
welche Erfahrungen das Hilfesystem bei der Versorgung
                                                                 Rückblick und Ausblick zum Kreuzbund-Chat
suchtkranker Menschen mit Migrationshintergrund ge-
macht hat. Dabei stellen wir auch die Frage, welches
                                                                 Junger Kreuzbund-Chat
Suchtverständnis sie haben, warum sie für die Suchthilfe
und Sucht-Selbsthilfe schwer erreichbar sind und welche
Maßnahmen das ändern könnte.
Wir schauen außerdem in die 1990-er Jahre zurück, als       IM BLICKPUNKT:
Spätaussiedler*innen aus Russland und Flüchtlinge aus
                                                            „SUCHT-(SELBST)HILFE UND MIGRATION                  6-16
dem damaligen Jugoslawien nach Deutschland kamen.
Daran wird deutlich, dass die Gruppe der Menschen mit
Migrationshintergrund immer vielfältiger wird, z.B. Alt-         Sensibel für andere Denk- und
und Neueingewanderte, Menschen mit oder ohne eigene               Verhaltensweisen
Migrationserfahrung, hier geborene und aufgewachsene
Kinder und Enkelkinder von Eingewanderten.                       Akzeptanz und Vertrauen sind der
Übrigens: Nach der Definition des Statistischen Bundes-           einzige Weg
amtes hat eine Person einen Migrationshintergrund,
wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil die deut-         Es fehlen passgenaue Behandlungsangebote
sche Staatsangehörigkeit nicht durch Geburt besitzt. Das          für suchtkranke Geflüchtete
betrifft insgesamt 20,8 Millionen Menschen in Deutsch-
land, das sind über 25 Prozent der Bevölkerung.                  Integration beugt Sucht vor
Die Rubrik „Aus dem Bundesverband“ fällt dieses Mal et-
                                                                 Polnische Anfragen beim Kreuzbund
was kürzer aus, u.a. weil einige Veranstaltungen wegen
der Corona-Pandemie gar nicht oder nur in digitaler Form
stattfinden konnten. Wir hoffen aber, dass wir möglichst         Ein anderer Blick auf die Sucht
alle Seminare und Tagungen im Frühjahr und Sommer
durchführen können – unter Umständen mit einer redu-
zierten Teilnehmendenzahl und selbstverständlich unter      HOBBY + FREIZEIT                                     17
den jeweils geltenden Hygieneregeln.
Empfehlen möchten wir Ihnen auf jeden Fall die Ergebnis-
se einer Umfrage zu den Corona-Belastungen und -Her-
ausforderungen an die Gruppenleitungen. (S.2-3)             PERSÖNLICHE GESCHICHTEN                            18-19

Der Kreuzbund-Chat hat sich ein Jahr nach seinem Start
zu einem ausbaufähigen Kommunikationsinstrument ent-
wickelt – inzwischen gibt es fast täglich einen Chat. Wie   AUS DEN DIÖZESANVERBÄNDEN                          20-24
der Chat bisher gelaufen ist und welche Pläne es für die
Zukunft gibt, erfahren Sie auf den Seiten 3-4.
Viele gute Lesemomente, neue Erkenntnisse und ein fro-      PASSIERT – NOTIERT                                 25-32
hes Osterfest wünscht Ihnen
Ihre Gunhild Ahmann
                                                            TERMINVORSCHAU / IMPRESSUM                           U3
PS. Und bitte bleiben Sie gesund!
F e l - Kreuzbund DV Mainz
AUS DEM BUNDESVERBAND

Umfrage bei den Gruppenleitungen
zur Corona-Krise
Vom 1. Oktober 2020 bis zum 31.                                  b) … um die Gesundheit ihrer Familie,                                           2) Inwieweit fühlten sich Ihres Erach­
Dezember 2020 hat sich die Bundes­                               Freunde, Weggefährten in der Selbst­                                            tens Ihre Gruppenmitglieder in den ers­
geschäftsstelle mit einem Fragebo­                               hilfegruppe?     / 277
                                                                   … um die Gesundheit       Teilnehmende
                                                                                       ihrer Familie, Freunde,                                   ten Monaten der Krise einsam? / 284
                                                                    Weggefährten in Selbsthilfegruppen
                                                                    … um die Gesundheit                 / 277 Teilnehmende (TN)
                                                                                        ihrer Familie, Freunde,
gen zu Corona-Belastungen und -Her­                                                                                                              Teilnehmende
                                                                    Weggefährten in Selbsthilfegruppen / 277 Teilnehmende (TN)
ausforderungen an die Gruppenlei­                                eher schon: ca. 76 % (211 TN)
tungen des Kreuzbundes gewandt.                                  eher nicht: ca. 24 % (66 TN)                                                      Inwieweit
                                                                                                                                                 eher schon: fühlten
                                                                                                                                                                 ca.sich
                                                                                                                                                                     49Ihres  Erachtens
                                                                                                                                                                          % (140     TN)Ihre
                                                                                                                                                   Gruppenmitglieder in den ersten Monaten der Krise einsam?
Der Fragebogen orientiert sich an                                                                                                                eher nicht:     ca. 51
                                                                                                                                                   /284 Teilnehmende (TN) %   (144   TN)
                                                                                                   eher schon (211 TN)
den subjektiven Einschätzungen der                                                                  insgesamt  ca. 76%
                                                                                                   eher  schon (211 TN)
Gruppenleitungen. Es haben sich                                                                     insgesamt ca. 76%
                                                                                            eher nicht (66 TN)
ca. 285 Gruppenleitungen beteiligt.                                                                                                                                          eher schon (140 TN)
                                                                                            insgesamt
                                                                                            eher nicht ca.
                                                                                                       (6624%
                                                                                                           TN)                                                                insgesamt ca. 49%
Selbstverständlich hat die Umfrage                                                          insgesamt ca. 24%
keinen wissenschaftlichen Standard.                                                                                                                                           eher nicht (144 TN)
                                                                                                                                                                              insgesamt ca. 51%
Dennoch lassen sich deutliche Ten­                                0%    10%    20%    30%      40%     50%         60%         70%         80%

denzen erkennen. Die Kommentare                                   0%    10%    20%    30%      40%     50%         60%         70%         80%

unter den einzelnen Fragen entspre­                              Kommentar: Etwas mehr als 2/3 der                                                    0%              20%                                    60%
                                                                                                                                                            10%                30%       40%        50%
chen zum einen subjektiven Interpre­                             Gruppenbesucher*innen äußern sich nach
tationen und speisen sich zum ande­                              Einschätzung der Gruppenleitungen be-
ren aus den schriftlichen Kommenta­                              sorgt um die Gesundheit der Zugehörigen.                                        Kommentar: Fast jeder Zweite fühlte sich
ren einzelner Gruppenleitungen im                                In Zusammenschau der ersten beiden Fra-                                         nach Einschätzung der Gruppenleitungen
Rahmen der Umfrage.                                              gen wird deutlich, dass die Sorgen um an-                                       einsam. Es ist zu vermuten, dass das Gefühl
                                                                 dere etwas größer sind als die um sich                                          der Einsamkeit bei Selbsthilfebesucher*innen
Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen                         selbst.                                                                         etwas größer ist als beim Durchschnitt der
Gruppenleitungen für die Teilnahme!                                                                                                              Bevölkerung. Schließlich gibt es gute Grün-
                                                                 c) … um ihre finanzielle Situation? /                                           de für den Besuch einer Selbsthilfegruppe.
1) Inwieweit machen / machten sich                               283 Teilnehmende
Ihres Erachtens Ihre Gruppenmitglie­                                                                                                             3.) Wie schätzen Sie Ihres Erachtens
der im Zusammenhang mit der Coro­                                  …umschon:
                                                                 eher  Ihre finanzielle
                                                                                 ca. 28 Situation
                                                                                             % (79/ 283 TN)
                                                                                                        Teilnehmende (TN)                        das seelische Wohlbefinden Ihrer
                                                                   …um Ihre finanzielle Situation / 283 Teilnehmende (TN)
na-Krise Sorgen                                                  eher nicht: ca. 72 % (204 TN)                                                   Gruppenmitglieder seit Beginn der Co­
                                                                                                                                                 ronakrise ein? / 285 Teilnehmende
a) … um die eigene Gesundheit? / 282
                                                                                       eher schon (79 TN)
                                                                                       eher schon (79 TN)
Teilnehmende (TN)                                                                      insgesamt ca. 28%
                                                                                       insgesamt ca. 28%
                                                                                                                                                 eher  schonSiebelastet:
                                                                                                                                                  Wie schätzen               ca. das
                                                                                                                                                                 Ihres Erachtens   55seelische
                                                                                                                                                                                       % (157    TN)
                                                                                                                                                                                               Wohlbefinden Ihrer
                                                                                                                                                  Gruppenmitglieder
                                                                                                                                                 eher               seit Beginn
                                                                                                                                                       nicht belastet:       ca.der45
                                                                                                                                                                                    Corona-Krise
                                                                                                                                                                                       % (128ein?TN)
    Inwieweit machen / machten sich Ihres Erachtens                                          eher nicht (204 TN)                                  / 284 Teilnehmende (TN)
eher                                                                                         eher nicht (204 TN)
  Ihreschon:   ca. 71 %
      Gruppenmitglieder  im (201 TN) mit
                            Zusammenhang                                                     insgesamt ca. 72%
                                                                                             insgesamt ca. 72%
  der Corona-Krise Sorgen
eher  nicht: ca. 29 % (81 TN)
    ... um die eigene Gesundheit / 282 Teilnehmende (TN)
                                                                   0%
                                                                   0%
                                                                        10%
                                                                        10%
                                                                               20%
                                                                               20%
                                                                                     30%
                                                                                     30%
                                                                                             40%
                                                                                             40%
                                                                                                     50%
                                                                                                     50%
                                                                                                             60%
                                                                                                             60%
                                                                                                                         70%
                                                                                                                         70%
                                                                                                                                     80%
                                                                                                                                     80%
                                                                                                                                                                            eher schon belastet (157 TN)
                                                                                                                                                                                 insgesamt ca. 55%

                                                                                                                                                                  eher nicht belastet (128 TN)
                              eher schon (201 TN)                Kommentar: Ca. 2/3 der Gruppenbesucher
                                                                                                                                                                      insgesamt ca. 45%
                               insgesamt ca. 71%                 *innen machen sich nach Einschätzung der
                              eher nicht (81 TN)                 Gruppenleitungen tendenziell weniger Sor-
                              insgesamt ca. 29%
                                                                 gen um ihre finanzielle Situation. Der Al-                                      0%        10%       20%       30%        40%        50%       60%

                                                                 tersdurchschnitt der Gruppenbesucher*in­
    0%   10%    20%    30%   40%    50%    60%     70%     80%   nen ist eher höher; viele sind berentet, so                                     Kommentar: Nach Einschätzung der Grup-
                                                                 dass die materielle Situation durch die Krise                                   penleitungen fühlt sich etwas mehr als jeder
                                                                 weniger berührt zu sein scheint als dies bei                                    Zweite in seinem Befinden eher belastet.
Kommentar: Ca. 2/3 der Selbsthilfegrup-                          jüngeren Menschen der Fall ist. Jüngere                                         Auch hier zeigt sich m.E., dass Menschen,
pen-Besucher*innen machen sich nach Ein-                         Gruppenmitglieder machen sich diesbezüg-                                        die in einer Selbsthilfegruppe zusammen-
schätzung der Gruppenleitungen Sorgen                            lich eher Sorgen. Dies wird auch aus den                                        kommen, einen vergleichsweise höheren
um die eigene Gesundheit. Ca. 1/3 ist eher                       Rückmeldungen der Gruppenleitungen bei                                          Belastungsgrad als die Durchschnittsbevöl-
weniger besorgt.                                                 den Kommentaren zur Befragung deutlich.                                         kerung haben. Wer sich mit Gleichgesinn-

2                                                                                                                                                                    WEGGEFÄHRTE                   2/2021
F e l - Kreuzbund DV Mainz
AUS DEM BUNDESVERBAND

                                                                                                                                       Haben mit den Lockerungen der Kontaktbeschränkungen alle
                                                                                                                                       Haben  mit den Lockerungen
                                                                                                                                       Gruppenmitglieder          derGruppe
                                                                                                                                                          wieder zur  Kontaktbeschränkungen
                                                                                                                                                                            gefunden?       alle
                                                                                                                                       Gruppenmitglieder
                                                                                                                                       / 279 Teilnehmendewieder
                                                                                                                                                           (TN) zur Gruppe gefunden?
                                                                                                                                       / 279 Teilnehmende (TN)

ten in einer Gruppe trifft, möchte etwas in                      Kommentar: Ca. 2/3 der Gruppenleitun-
seinem Leben verändern. Besonders in Co-                         gen waren im telefonischem Kontakt mit
                                                                                                                                                                                Ja (192 TN) 69%
rona-Zeiten ist die Gruppe ein wichtiger                         den Gruppenmitgliedern. Die Anzahl der                                                                         Ja (192 TN) 69%

Halt für Suchtkranke und Angehörige.                             digitalen Kontakte (z.B. WhatsApp, Jitsi,                                                       Nein (87 TN) 31%
                                                                                                                                                                 Nein (87 TN) 31%
                                                                 Zoom u.a) liegt geringfügig darunter. Vor
4. Gab es ein vermehrtes Aufkommen dem Hintergrund des höheren Durch-
an Rückfällen in Ihrer Gruppe seit schnittsalters vieler Gruppenleitungen ist                                                     0%        10%     20%      30%      40%       50%      60%     70%   80%

Beginn der Coronakrise? / 283 Teilneh- dies eine beeindruckend hohe Anzahl. Etli-                                                 0%        10%     20%      30%      40%       50%      60%     70%   80%

men­de                                                           che Regionalverbände und Gruppen haben
                                                                 die Corona-Krise zum Anlass genommen, 7. Gibt es Neuzugänge, nach den Lo­
   Gab es ein vermehrtes Aufkommen an Rückfällen in Ihrer Gruppe
Ja:seit Beginn 23   %   (66   TN)
               der Corona-Krise? / 283 Teilnehmende (TN)         digital „aufzurüsten“ und sich mit entspre- ckerungen der Kontaktbeschränkun­
Nein:          77 % (217 TN)                                     chender Technik ausgestattet. Einige Grup- gen? / 285 Teilnehmende
                                                                 penleitungen berichten, dass die regelmä-
                                                                 ßigen digitalen Gruppentreffen besser ge- Ja:                                 47 % (134 TN)
                                                                                                                                     Gibt es Neuzugänge, nach den Lockerungen der
                     Ja (66 TN) 23%                              nutzt werden als die analogen und einge- Nein:                                53 % (151/ 285    TN)
                                                                                                                                     Kontaktbeschränkungen?         Teilnehmende (TN)
                                                                 schränkten Gruppentreffen vor Ort. Viele
                                    Nein (217 TN) 77%
                                                                 erleben die digitalen Möglichkeiten als sehr
                                                                 hilfreich. Gleichwohl könne dieser Ersatz                                                                 Ja (134 TN) 47%

  0%      10%   20%    30%    40%    50%    60%   70%   80%  90%
                                                                 die leibhaftigen Gruppentreffen nicht er­
                                                                                                                                                                               Nein (151 TN) 53%
                                                                 setzen.
Kommentar: Fast ein Viertel der Gruppenlei-
tungen schätzt die Zahl der Rückfälligen c) … vor allem von Angesicht zu Ange­
                                                                                                                                   0%           10%       20%          30%          40%       50%      60%
während der Corona-Krise höher als üblich sicht, z.B. Spaziergänge mit Einzelper­
ein. Einige Gruppenleitungen berichten von sonen
Rückfällen bei den Neuzugängen in der                                                                                            Kommentar: Die Corona-Erfordernisse und
Gruppe.                                                          eher schon: ca. 21 % (32 TN)                                    -einschränkungen bei Gruppentreffen (Tei-
                                                                 eher    nicht:     ca.   79  %   (206
                                                                   …vor allem von Angesicht zu Angesicht, TN)                    lung der Gruppen, Anmeldung, hoher Hygi-
5. Sind Sie während der Kontaktein­                                z. B. Spaziergänge mit Einzelpersonen / 256 Teilnehmende (TN)eneaufwand u.a.) haben bei einigen Grup-

schränkungen in Kontakt mit Ihren                                                                                                pen zu einer größeren Verbindlichkeit der
Gruppenmitgliedern gewesen?                                                                                                      Gruppenmitglieder untereinander geführt.
                                                                                     eher schon (32 TN)
                                                                                     insgesamt ca. 21%
                                                                                                                                 Andere hingegen beklagen, dass der Grup-
a) … vor allem telefonisch                                                                           eher nicht (206 TN)         penzusammenhalt abgenommen hat bzw.
                                                                                                     insgesamt ca. 79%           insbesondere ältere Gruppenmitglieder aus
 Sind Sie
eher        währendca.
         schon:      der Kontakteinschränkungen
                         68   %   (182   TN)     in Kontakt                                                                      Angst vor Ansteckung eher wegbleiben. Die
 Sind Sie während der Kontakteinschränkungen in Kontakt
 mit Ihren Gruppenmitgliedern gewesen? / 287 Teilnehmende (TN)
 mit Ihren Gruppenmitgliedern gewesen? / 287 Teilnehmende (TN)
eher     nicht:     ca.  32   %   (88   TN)
 … vor allem telefonisch / 270 Teilnehmende (TN)                   0%     10%    20%    30%   40%    50%    60%    70%   80% 90%
                                                                                                                                 strengen Hygieneregeln führten zum Teil
 … vor allem telefonisch / 270 Teilnehmende (TN)
                                                                                                                                 auch zum Gruppenverzicht.

                                              eher schon (182 TN)                                                                    Von den Antworten der Gruppenleitun-
                                              eher schon (182 TN)
                                               insgesamt ca. 68%
                                               insgesamt ca. 68%           Kommentar: Die weitaus meisten Gruppen-                   gen kann man nicht auf die Anzahl der
                                   eher nicht (88 TN)
                                   eher nicht (88 TN)
                                                                           leitungen haben die Möglichkeit, sich von                 coronabedingten Mitgliederverluste und
                                   insgesamt ca. 32%
                                   insgesamt ca. 32%                       Angesicht zu Angesicht mit einzelnen Grup-                –zugänge schließen!
                                                                           penmitgliedern zu treffen, eher nicht ge-
0%      10%     20%         30%         40%          50%    60%     70%
                                                                           nutzt. Dies kann man angesichts der Grup-
                                                                          80%
                                                                                                                                     Ein Blick auf die Zahlen der Mitgliederver-
0%      10%     20%         30%         40%          50%    60%     70%   80%
                                                                           pengrößen auch nicht erwarten. Bleibt zu                  waltung in der Bundesgeschäftsstelle
                                                                           hoffen, dass ein guter Gruppenzusammen-                   lässt allerdings vermuten, dass es eine hö-
b) … vor allem über digitale Netzwerke                                     halt vor der Corona-Zeit die Gruppenbesu­                 here Anzahl an Mitgliederverlusten als an
                                                                           cher*innen motiviert hat, sich untereinan-                Neuzugängen gibt. Dies entspricht den
eher  schon:
… vor allem      ca. 64Netzwerke
            über digitale % (164    TN)
                                 / 256 Teilnehmende (TN)                   der zu zweit in sicheren Kontexten mitein-                Einschätzungen mancher Gruppenleitun-
… vor allem
eher  nicht:über digitale
                 ca. 36Netzwerke
                          % (92 /TN)
                                   256 Teilnehmende (TN)                   ander zu verabreden.                                      gen, die berichten, dass die Kontinuität
                                                                                                                                     der Gruppenbesuche – mitunter auch zu-
                                                eher schon (164 TN)       6. Haben mit den Lockerungen der                           gunsten anderer Aktivitäten – etwas ab-
                                                eher schon (164
                                                 insgesamt      TN)
                                                           ca. 64%
                                                 insgesamt ca. 64%        Kontaktbeschränkungen alle Gruppen­                        genommen hat.
                eher nicht (92 TN)                                        mitglieder wieder zur Gruppe gefun­
                eher nicht ca.
                insgesamt  (9236%
                               TN)
                insgesamt ca. 36%                                         den? / 279 Teilnehmende                                    Für Rückfragen können Sie sich gerne
                                                                                                                                     an Marianne Holthaus, Suchtreferentin
0%        10%         20%         30%          40%         50%      60%
                                                                          Ja:
                                                                           70%
                                                                                69 % (192 TN ) 			                                   in der Bundesgeschäftsstelle, wenden:
0%        10%         20%         30%          40%         50%      60%   Nein:
                                                                           70%  31 % (87 TN)                                         holthaus@kreuzbund.de

WEGGEFÄHRTE                       2/2021	                                                                                                                                                        3
F e l - Kreuzbund DV Mainz
AUS DEM BUNDESVERBAND

Rückblick und Ausblick
zum Kreuzbund-Chat
Im Jahr 2020 haben 202 Chats stattge-
 funden, 765 Menschen haben daran teil-
                              ID
genommen (ohne die jeweiligen Chat-
                                           Datum
                                                              160
                                                                    Beginn         Dauer
                                                                                            Kreuzbund Chat 2020
                                                                                           MOD / Co-MOD Anzahl Themen
                                                                                                               TN     / Anmerkungen
                                                                                                                 43
Moderatoren). Die meisten Personen wa-                        140
ren wiederholt dabei, manche sogar fast
                                                                                                                 98
                                                              120

                                               Teilnehmende
täglich. Die Zahl der Besucher*innen je                                                                         182
                                                              100
Chat reichen von null bis zehn – im Durch-                                                                      204
                                                              80
schnitt waren es vier Besucher*innen, dar-                    60
                                                                                                                156
unter auch User*innen aus dem Ausland.                        40
                                                                                                                104
                                                              20                                                 18
   Viele Teilnehmende haben erstmalig                           0                                               805
Kontakt zur Sucht-Selbsthilfe aufgenom-                              Mrz     Apr   Mai     Jun   Jul   Aug   Sept     Okt   Nov     Dez
men, darunter auch viele jüngere Sucht-                                                            Monat
kranke und Angehörige im Alter von bis
zu 40 Jahren. In Corona-Lockdown-Pha-        Die Zahl der Teilnehmenden ist ermutigend: Der Startphase und dem 1. Corona-Lockdown folgte eine
                                             Die Zahlen der
                                             Sommerflaute. MitTeilnehmenden
                                                               dem 2. Lockdownsind
                                                                               und ermutigend:    Der Startphase
                                                                                   der Winterzeit stiegen            und dem 1.
                                                                                                          die Teilnahme-Zahlen   Corona-Lockdown
                                                                                                                               wieder an.        fol
sen stieg die Zahl der User*innen an.
                                             Mit dem 2. Lockdown und der Winterzeit steigen die Teilnahme-Zahlen wieder an.
    Der Kreuzbund-Chat ist seit April 2020
auf der Plattform der Caritas-Online-Bera-                                           Kreuzbund Chat 2020
tung aktiv: www.kreuzbund.de/chat . Er
                                                              250
ist für alle Weggefährtinnen und Wegge-
fährten im Kreuzbund sowie für erste Kon-                     200
takte von Menschen mit Suchtproblemen
                                               Teilnehmende

gedacht – alle sind willkommen!                               150

    Das Angebot gewährleisten derzeit              100
zehn Moderatorinnen und Moderatoren,
in der Kreuzbund-Selbsthilfe erfahrene              50
Frauen und Männer. Drei von ihnen bil-
                                                     0
den die Steuerungsgruppe, deren Aufga-                     So       Mo        Di          Mi        Do          Fr        Sa
be es ist, das Chat-Angebot zu koordinie-
                                                                                       Wochentag
ren und sich als Ansprechpersonen für den Der Kreuzbund-Chat wurde 2020 zur Wochenmitte hin am stärksten genutzt, um das Wochenende
Kreuzbund-Chat anzubieten. (Die Mode- herum nahm die Teilnahme ab.
ratorinnen und Moderatoren stellen sich
auf www.kreuzbund.de persönlich vor.)
                                       Der Kreuzbund-Chat wurde 2020 zur Wochenmitte hin am stärksten genutzt, um das Wochenende heru
                                             keit, Schulden, Trauer, Beruf, Gewalt, Für Fragen und Anregungen stehen zur
    Die Chat-Zeiten waren 2020: montags Selbsttötung, Sexualität etc.                    Verfügung:
bis freitags sowie sonntags alle 14 Tage
von 19 bis 20 Uhr; donnerstags zusätzlich       Ausblick auf 2021: Für Kreuzbund- Steuerungsgruppe:
11 bis 12 Uhr. Der Chat am Donnerstag- Gruppen besteht das Angebot, eigene Roland Männer, vorsitzender@kreuzbund-
abend war Angehörigen vorbehalten. An Chat-Räume zu bekommen. Voraussicht- dv-rottenburg.de
Weihnachten und Silvester gab es beson- lich in diesem Jahr wird der reine Text-
                                                                                         Joachim Heine, jheine@gmx.de
dere Chat-Angebote.                          Chat durch ein Video-Chat-Tool auf Jitsi-
                                             meet-Basis ergänzt werden. Seit dem 7. Marie Bischoff, bischoffmarie@outlook.de
    Das Themenspektrum entspricht dem Februar 2021 wird zusätzlich zu den be-
                                                                                         Michael Tremmel, Referent,
der Präsenz-Gruppen in der Sucht-Selbst- kannten Chat-Zeiten sonntags in der Zeit
                                                                                         Kreuzbund e.V. Bundesverband,
hilfe: Betroffene/Angehörige; alle Sucht- von 16 bis 17 Uhr ein Chat für junge und
                                                                                         tremmel@kreuzbund.de
formen; alle Aspekte der Abstinenz als Pro- junggebliebene Suchtkranke/Angehörige
zess; Rückfall; alle Aspekte der Lebenswelt angeboten (Junger Kreuzbund). Wer sich Marianne Holthaus, Referentin,
mit ihren Stressoren und Ressourcen, wie für die Chat-Moderation interessiert, mel- Kreuzbund e.V. Bundesverband,
z.B. Partnerschaft/Beziehungen, Einsam- de sich gern!                                    holthaus@kreuzbund.de

4                                                                                                                  WEGGEFÄHRTE      2/2021
F e l - Kreuzbund DV Mainz
AUS DEM BUNDESVERBAND

Junger Kreuzbund-Chat
M     ein Name ist Reinhard Petz, ich ge-
      höre zum Team der Moderatoren
im Kreuzbund-Chat. Durch meine Alko-
                                                                                          und Bekannte in der Altersgruppe gehen
                                                                                          feiern, und wir müssen zu Hause blei-
                                                                                          ben… Fortan trafen wir uns jeweils am
holkrankheit lernte ich vor vielen Jahren                                                 Sonntag zur Selbsthilfegruppe.
den Kreuzbund kennen und schätzen.
Für mich persönlich gilt: Ohne Kreuz-                                                        Dieser Gedanke wird jetzt vom Kreuz-
bund geht es nicht. Mit der Zeit entwi-                                                   bund-Bundesverband übernommen. In
ckelte sich der Kreuzbund auch mehr und                                                   der Sitzung der Steuerungsgruppe und
mehr zu meinem Hobby. Viele Aufgaben                                                      der Moderatoren des Kreuzbund-Chats
habe ich seitdem kennengelernt und                                                        am 23. Januar 2021 verfestigte sich die
übernommen.                                                                               Idee, auch für junge Suchtkranke einen
                                                                                          Chat anzubieten.
   Im Diözesanverband Aachen, genauer       Reinhard Petz
im Kreis Heinsberg, war ich jederzeit im                                                     Der Kreuzbund-Chat ist eine große
Kreuzbund willkommen. Dafür bin ich         SFZ (Selbsthilfe- & Freiwilligen-Zentrum      Hilfe, um Hemmschwellen überwinden
sehr dankbar, denn mir wurde dadurch        im Kreis Heinsberg) und der Caritas-Bera-     zu können. Jeder von uns erinnert sich,
geholfen, eine zufriedene abstinente Le-    tungsstelle, die uns die Räumlichkeiten       wie schwer es war, die Tür zur Gruppe
bensweise aufzubauen.                       zur Verfügung stellte, beantragten wir ein    das erste Mal zu durchschreiten. Auch
                                            Jahr später unseren Gruppenstatus. Wir        heute gibt es das Schamgefühl immer
   In meiner letzten Entgiftung im Jahr     stellten uns die Frage: Weshalb sollen jun-   noch. Durch unseren Kreuzbund-Chat
2014 lernte ich eine junge Frau kennen,     ge Suchtkranke gleichfalls unseren lan-       haben nun Menschen eine erste (anony-
mit der ich ins Gespräch kam. Beide hat-    gen Weg gehen müssen?                         me) Tür, um zum ersten Mal Kreuzbund-
ten wir den gleichen Gedanken, eine                                                       Gruppen-Luft zu schnuppern. Hier kön-
Selbsthilfegruppe für jüngere Suchtkran-       Damals fragten wir im Gesprächskreis,      nen Hemmungen fallen und den Weg in
ke zu besuchen, denn für junge Sucht-       der überwiegend von Frauen und allein-        eine Präsenz-Gruppe ebnen.
kranke gibt es zu wenig Angebote.           erziehenden Müttern besucht wurde,
                                            wann denn die beste Zeit für ein Grup-           Aus diesen Gründen findet nun seit
  Vier Jahre später eröffneten wir beide    penangebot sei. Hier kamen wir schnell        dem 7. Februar 2021 wöchentlich ein
den Gesprächskreis „Phönix“ für junge       zu der Antwort, dass es am Wochenende         Kreuzbund-Chat für junge Suchtkranke
Suchtkranke in Hückelhoven. Dank des        emotional am schwersten ist. Freunde          statt, und zwar jeden Sonntag von 16 bis
                                                                                          17 Uhr. Eingeladen sind alle Suchtkran-
                                                                                          ken und Angehörigen, die jung sind oder
                                                                                          sich jung fühlen.

                                                                                              An dieser Stelle noch eine Bitte an un-
                                                                                          sere Kreuzbündler: Helft bitte mit in den
                                                                                          Chats, den neuen Besuchern den Schritt
                                                                                          zu einer realen Gruppe so leicht wie mög-
                                                                                          lich zu machen. Es gibt leider gegen die
                                                                                          Sucht keine Impfung und auch kein Me-
                                                                                          dikament, das Suchtkranke gesunden
                                                                                          lässt. Sucht ist und bleibt eine tödliche
                                                                                          Erkrankung. Ist es nicht unsere Aufgabe,
                                                                                          denen die Hand zu reichen, die sich
                                                                                          gleichfalls nach einem Leben in Zufrie-
                                                                                          denheit sehnen?

                                                                                            Und zwar nach dem Motto: Gemein-
                                                                                          sam Sucht überwinden.

                                                                                                Reinhard Petz (54), Beauftragter für
                                                                                                 Öffentlichkeitsarbeit im DV Aachen
Junger Kreuzbund Hückelhoven

WEGGEFÄHRTE         2/2021	                                                                                                       5
F e l - Kreuzbund DV Mainz
Nr.2/2021             April/Mai/Juni   2021          ISSN 1611-7565
                                                                                                                                                                                          VKZ 21196

       IM BLICKPUNKT

      Sensibel für andere
      Denk- und
      Verhaltensweisen
                                                                                                                                                       elb st)hilfe
                                                                                                                                                    -(S
     M      enschen mit Migrationshinter-
            grund stellen inzwischen fast 25
      Prozent der Bevölkerung dar, es gibt
                                                                                                                                               Sucht
                                                                                                                                                  un d M  igrati
                                                                                                                                                                on

      allerdings bisher nur wenig verlässliche
      Daten, wie viele von einer Suchterkran-
      kung betroffen sind und wie gut sie
      von Suchthilfeeinrichtungen erreicht                                                                                       Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Suchtkranke und Angehörige

      werden. Untersuchungen verweisen                                                              00_Umschlag_2_2021.indd 1                                                                     09.03.21 09:07

      darauf, dass Menschen mit Migrations-
      hintergrund in Suchthilfeeinrichtungen
      eher unterrepräsentiert sind. Gunhild                                                        Werte, Normen, gesellschaftliche Struk-
      Ahmann hat sich mit Dr. Daniela Ruf,                                                         turen und persönliche Erfahrungen spie-
                                                     Dr. Daniela Ruf
         Referentin für Sucht-Selbsthilfe und                                                      len eine wichtige Rolle bei Vorstellungen
IM          Suchthilfe im Referat Teilhabe                                                         von Krankheit und Gesundheit – und
              und Gesundheit im Deutschen               Grundsätzlich ist zu beachten, dass        auch beim Umgang mit dem Thema
               Caritasverband (DCV), darü-           Menschen mit Migrationshintergrund kei-       Sucht. Diese Lebensbereiche werden in
     BL

                ber unterhalten, wie die Ver-        ne homogene Gruppe sind. Und es macht         anderen Kulturen meist innerhalb der Fa-
     ICKPUN

                sorgungssituation verbessert         natürlich auch einen Unterschied, ob ich      milie geklärt und möglichst nicht nach
                werden kann.                         hier geboren bin oder seit 30 Jahren in       außen getragen. In ihren nachbarschaftli-
                                                     Deutschland lebe und die Sprache spre-        chen Netzwerken oder Migrantenselbst-
                WEGGEFÄHRTE: Viele Einrich-          che – oder ob ich aus einem Bürgerkriegs-     organisationen spielen gesundheitliche
KT
               tungen der Suchthilfe haben           land stamme und auf einem langen ge-          Themen meist eher eine untergeordnete
             in den 90er-Jahren in der Folge des     fährlichen Fluchtweg erst vor kurzem nach     Rolle.
          Jugoslawienkrieges und durch den Zu-       Deutschland gekommen bin.
      zug vieler Spätaus­ siedler*innen spezielle                                                     Menschen aus islamischen Ländern
      Angebote für Menschen mit Migrations-             Durch die Flüchtlingskrise hat das The-    sind damit vertraut, dass Alkohol in ihrem
      hintergrund entwickelt. Was hat sich seit-     ma also noch eine weitere Dimension er-       Herkunftsland verboten ist, hier ist er da-
      dem geändert? Reichen diese Angebote           halten. Die Geflüchteten sind unter ande-     gegen überall leicht verfügbar. Bei Can-
      noch aus?                                      ren Umständen gekommen. Im Gegen-             nabis ist es genau umgekehrt. Opioide
                                                     satz zu den russischen Spätaussiedler*        sind in anderen Ländern teilweise sehr
      Dr. Daniela Ruf: Es war tatsächlich so, dass   innen stammen viele von ihnen aus islami-     einfach zugänglich. Es besteht eine ande-
      aufgrund des hohen Bedarfs spezielle An-       schen Ländern. Viele Geflüchtete sind jun-    re Verschreibungspraxis als in Deutsch-
      gebote für Menschen mit Migrationshin-         ge Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren,      land. Sie werden daher als Medikation
      tergrund entstanden. In Suchtberatungs-        eine ohnehin vulnerable (verletzliche / ge-   gesehen und nicht mit Sucht assoziiert.
      stellen, psychiatrischen Ambulanzen und        fährdete) Gruppe für Suchtmittelmiss-         Teilweise versuchen Geflüchtete natürlich
      Suchtkliniken wurden teilweise Mitarbei-       brauch. Teilweise sind Geflüchtete trau-      auch, traumatische Erlebnisse mit Sucht-
      tende mit Migrationshintergrund und            matisiert, ihr Aufenthaltsstatus ist nicht    mittelkonsum zu bewältigen.
      fremdsprachlichen Kenntnissen einge-           geklärt, die Zukunftsperspektive unsicher.
      stellt, und einige Fachkliniken boten mut-     Außerdem haben sie Langeweile in den             Menschen mit Migrationshintergrund
      tersprachliche Therapiegruppen an. Darü-       Flüchtlingsunterkünften, ihnen fehlen eine    sehen Erkrankungen oft als Schicksal oder
      ber hinaus wurden Infomaterialien in ver-      Beschäftigung und eine Tagesstruktur.         als Strafe Gottes. Sie sehen auch Sucht
      schiedenen Sprachen entwickelt. Teilwei-       Häufig stehen nicht Suchtprobleme, son-       meist nicht als Krankheit, sie kennen un-
      se gab und gibt es Kooperationen               dern zunächst Alltagsschwierigkeiten und      ser bio-psycho-soziales Erklärungsmodell
      zwischen Suchtberatern und mutter-             deren Bewältigung im Vordergrund.             nicht und sind eher somatisch orientiert
      sprachlichen Ärzten, Vereinen, Kulturge-                                                     – psychische Beschwerden werden kör-
      meinschaften und Missionen. Aber diese         Wie beeinflusst ein anderer kultureller       perlich ausgedrückt, z.B. über Schmerz-
      Angebote reichten weder damals noch            Hintergrund das Verständnis von einer         äußerungen. Sucht ist auch oft mit Wil-
      heute.                                         Suchterkrankung?                              lensschwäche assoziiert und ist in den

      6                                                                                                                          WEGGEFÄHRTE                            2/2021
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S U C H T- ( S E L B S T ) H I L F E U N D M I G R A T I O N

Herkunftsländern noch stärker stigmati-         Gibt es in Bezug auf die Suchtgefährdung       negativ beurteilt, denn Menschen, die
siert als bei uns. Sucht gilt als selbst ver-   Unterschiede zwischen geflüchteten Män-        genug Geld haben, können sich aus ihrer
schuldet und Verletzung der Ehre der Fa-        nern und Frauen?                               Sicht doch professionelle Hilfe leisten.
milie.                                                                                         Selbsthilfe wird als nicht hilfreich oder
                                                Die Unterschiede sind nicht migrations-        gar „Kaffeekränzchen“ wahrgenommen.
   Erkrankungen werden oft als von au-          spezifisch. Wie auch bei uns konsumieren       Unter diesen Voraussetzungen hat es die
ßen kommend betrachtet, daher erwar-            geflüchtete Frauen eher Medikamente,           Selbsthilfe natürlich schwer. Es muss im
tet man auch Hilfe von außen, statt selbst      sie haben häufig Gewalterfahrungen ge-         Grunde erst erklärt werden, was Selbst-
Verantwortung zu übernehmen; es wird            macht, die sie durch Medikamente ver-          hilfe überhaupt ist und welche wertvolle
nicht angenommen, dass das eigene Ver-          drängen wollen.                                Unterstützung sie bieten kann. Wobei es
halten Einfluss hat, Selbstheilungskräfte                                                      Menschen aus anderen Kulturen teilwei-
werden seltener wahrgenommen. Autori-              Männer konsumieren eher Alkohol.            se auch sehr schwer fällt, mit anderen,
täten wie Ärzte oder auch Geistliche, teil-     Bei Geflüchteten treten am häufigsten          und dann auch noch außerhalb der Fa-
weise auch Heiler, haben für sie eine gro-      Probleme mit Cannabis und Opiaten auf,         milie, über ihre Probleme und Gefühle zu
ße Bedeutung, was auch respektiert wer-         und gerade bei Jüngeren sind auch Wet-         sprechen.
den sollte.                                     ten, Automaten- bzw. Glücksspielsucht
                                                ein Problem.                                      Grundsätzlich ist gegenseitige Unter-
Sind Menschen mit Migrationshinter-                                                            stützung z.B. im türkischen und ara­
grund stärker suchtgefährdet? Hängt die            An Männer wird in patriarchalisch aus-      bischen Raum allerdings oft stärker ver­
Suchterkrankung mit den schwierigen Le-         gerichteten Gesellschaften der Anspruch        ankert als in unserer Gesellschaft, bei-
bensumständen zusammen, also mit feh-           gestellt, dass sie ihre Familie zu versorgen   spielsweise ist Nachbarschaftshilfe weit
lenden Zukunftsperspektiven und man-            haben. Sie leiden besonders darunter,          verbreitet, und es gibt Migranten-
gelnder Integration?                            dass das hier schwierig ist, sie diese Rolle   selbstorganisationen, aber eben
                                                nicht mehr erfüllen können und sich            nicht zu den Themen Gesundheit                    KT

                                                                                                                                        ICKPUN
Es gibt für die Entwicklung einer Suchter-      nicht „als Mann beweisen können“.              und Sucht. Der Einstieg in das
krankung nicht nur einen Grund, es spie-                                                       Thema Sucht sollte also über
len immer verschiedene Faktoren eine            Warum kommen suchtkranke Menschen              ein anderes Thema versucht
Rolle. Und bei Menschen mit Migrations-         mit Migrationshintergrund nur selten in        werden. Daran könnte die
hintergrund bzw. Geflüchteten kommen            der Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe an?       Selbsthilfe dann anknüpfen,

                                                                                                                                      L
Faktoren wie die Migrations- und Flucht­                                                       um ihr Angebot bekannt zu

                                                                                                                                    B
erfahrung dazu: Sie haben alles zurückge-       Das hat verschiedene Gründe: Sie kennen        machen.                                           IM
lassen, kennen hier niemanden, sprechen         unser Gesundheits- und Hilfesystem zu
die Sprache nicht, fühlen sich fremd und        wenig. Hier brauchen wir mehr mutter-             Weiterhin erschwerend ist, wenn
werden teilweise ausgegrenzt. Oft sind          sprachliche Information, Aufklärung und        es keinen Anspruch auf Behandlung gibt
ihre Wohnverhältnisse prekär oder es gibt       niedrigschwellige Zugänge, weg von der         und Bewilligungen fehlen oder der Auf-
finanzielle Probleme.                           Komm-Struktur, hin zu aufsuchenden An-         enthaltsstatus ungeklärt ist.
                                                geboten. Um sie zu erreichen, sollten
   Gerade bei Geflüchteten kommen u.a.          Orte aufgesucht werden, an denen sie           Was können die professionelle Suchthilfe
auch traumatische Erfahrungen im Her-           sind, z. B. Sprachkurse, Elternabende, Mi-     und die Sucht-Selbsthilfe tun, um Men-
kunftsland oder auf der Flucht dazu. All        grantenselbstorganisationen, Flüchtlings-      schen mit Migrationshintergrund besser
das kann das Risiko für eine Suchterkran-       unterkünfte u. Ä.                              zu erreichen? Welchen Unterstützungsbe-
kung erhöhen, der Konsum von Sucht-                                                            darf haben sie?
mitteln wird Teil einer Bewältigungsstra-          Außerdem haben sie häufig keine gu-
tegie.                                          ten Erfahrungen mit Institutionen ge-          Grundsätzlich ist es auch hier wichtig zu
                                                macht, stehen ihnen also skeptisch bis         differenzieren. Wenn ausreichend gute
   Grundsätzlich gilt, dass Menschen teil-      ablehnend gegenüber. Dazu kommen               Deutschkenntnisse vorhanden sind, sollte
weise schon in ihrem Herkunftsland unter        Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede,      eine Integration in bestehende Angebote
Suchtproblemen leiden und andere sie            Scham und Angst spielen auch eine Rolle;       angestrebt werden. Wo dies an Grenzen
während der Flucht oder erst hier entwi-        Hilfesuchen wird als Schwäche angese-          stößt, sollten spezifische bzw. mutter-
ckeln. Vor allem Menschen aus musli-            hen. Manchmal fehlt auch die entspre-          sprachliche Angebote gemacht werden
misch geprägten Ländern entdecken den           chende Mobilität, um Angebote wahr-            in Beratung, Behandlung und Selbsthilfe.
Alkohol oft erst in Deutschland. Vielen         nehmen zu können.
geflüchteten Menschen fehlt auch das                                                              Dabei ist es zunächst wichtig, dass die
Problembewusstsein; sie bringen den                Selbsthilfe ist ihnen oft fremd, zumin-     Angebote den Menschen überhaupt be-
Konsum von Suchtmitteln nicht mit einer         dest in der Weise, wie wir sie kennen, in      kannt werden, hier spielt oft Mund-zu-
Gesundheitsschädigung und einer mögli-          einigen Sprachen gibt es nicht einmal ei-      Mund Propaganda eine wichtige Rolle,
chen Abhängigkeit in Verbindung.                nen Begriff dafür. Teilweise wird sie auch     d.h. man sollte mit Multiplikatoren aus

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IM BLICKPUNKT

      den Migranten-Communities (key per-            auch für die Helfenden eine große Berei-      fällt ihnen leichter, als direkt in einer Run-
      sons), Kulturvereinen, Gemeinden und           cherung sein.                                 de über persönliche Dinge zu sprechen.
      Migrantenselbstorganisationen zusam-
      menarbeiten und dort die Angebote be-              Die Mitarbeitenden in den Suchthilfe-         Betroffene Menschen mit Migrations-
      kannt machen. Offenheit, Toleranz, erleb-      Einrichtungen und Selbsthilfe-Gruppen         hintergrund können als Multiplikatoren
      bare Willkommenskultur oder auch Klei-         brauchen Unterstützung, um Menschen           wirken und in ihrem Umfeld auf Selbsthil-
      nigkeiten wie „Wegweiser“ in verschiede-       mit Migrationshintergrund erreichen und       feangebote aufmerksam machen oder
      nen Sprachen sind wichtig, um Menschen         verstehen zu können. Es braucht kosten-       eine Gruppenleitung übernehmen. Viel-
      den Zugang zu Hilfeangeboten zu er-            freie Zugangsmöglichkeiten zu Sprach-         leicht können auch neue Formate auspro-
      leichtern. Wichtig ist auch, ein Verständ-     und Kulturmittlern, Fortbildungen zu in-      biert werden, z.B. durch Gastgeber mo-
      nis davon zu vermitteln, wie Suchthilfe        terkultureller Kompetenz, Austausch und       derierte kleine Gesprächsrunden in ver-
      und Sucht-Selbsthilfe in Deutschland           Kooperationsmöglichkeiten. Dabei ist          schiedenen Sprachen zu Familie, Ge-
      funktionieren. Oft spielt die Familie in an-   eine enge und gute Zusammenarbeit von         sundheit und Integration.
      deren Kulturen eine sehr zentrale Rolle        beruflicher Suchthilfe und Sucht-Selbst-
      und sollte einbezogen werden.                  hilfe sehr hilfreich.                            Auch der Lotsenansatz bzw. Patenschaf-
                                                                                                   ten könnten sehr vielversprechend sein,
         Mitarbeitende mit Migrationshinter-            Wenn Geflüchtete in einer Gruppe           weil ein 1:1 Kontakt den Weg in das Hilfe-
      grund in Suchtberatungsstellen, Kliniken       sind, sollten sie vor allem dabei begleitet   system oder eine Gruppe erleichtern kann.
      und Selbsthilfe sind wünschenswert, aber       werden, in Deutschland Fuß zu fassen.
      in erster Linie brauchen wir Menschen          Hilfe im Alltag steht im Vordergrund. Es         Online-Angebote, die von überall ge-
      mit Offenheit und interkultureller Kom-        geht also nicht vordringlich und aus-         nutzt werden können, sollten vermehrt
        petenz – denn wie Menschen mit               schließlich um das Thema Sucht, sondern       entwickelt werden. Oft gibt es nicht ge-
IM          Migrationshintergrund das Thema          um Alltagsbewältigung.                        nug Menschen mit demselben Hinter-
              Sucht sehen, welche Behand-                                                          grund für eine Selbsthilfegruppe vor Ort
                lungsansätze sie kennen und             Außerdem ist bei Selbsthilfegruppen        oder keine Sprachkompetenzen für eine
     BL

                 welche Erwartungen sie ha-          zu beachten, dass Männer und Frauen           Beratung – hier könnten muttersprachli-
     ICKPUN

                  ben, kann man sich erzählen        nicht in allen Kulturen zusammen in einer     che Online-Beratung oder auch Selbsthil-
                  lassen. Häufig sind es nur klei-   Gruppe sein können. Es sollte auch flexi-     fe-Chats eine wichtige Hilfe sein.
                  ne Gesten, die uns nicht be-       bel nach Lösungen gesucht werden,
                 wusst sind, aber ganz unter-        wenn beispielsweise Kinderbetreuung           Weitere Informationen:
KT
               schiedlich gedeutet werden und        fehlt oder gerade andere Anliegen, wie        Dr. Daniela Ruf
             zu Missverständnissen führen kön-       Behördengänge im Vordergrund stehen.          Referat Teilhabe und Gesundheit
           nen. Die berufliche Suchthilfe und        Beachtet werden sollte auch, dass in an-      Deutscher Caritasverband e.V.
      die Sucht-Selbsthilfe sollten sensibler        deren Kulturen oft eher ein Zeitraum zum      Karlstr. 40, 79104 Freiburg
      werden für kulturelle Unterschiede und         Ankommen bei einem Termin als eine fes-       Tel. 0761 / 200-369
      die Bedürfnisse von Menschen mit Mig-          te Uhrzeit üblich ist. Gemeinsames Essen      E-Mail: daniela.ruf@caritas.de https://
      rationshintergrund – die Begegnung mit         oder gemeinsam etwas zu tun, nähen,           www.caritas.de/fuerprofis/fachthemen/
      Menschen aus anderen Kulturen kann             Walken, … und nebenher zu sprechen,           sucht/migration-und-sucht

      Akzeptanz und Vertrauen sind der
      einzige Weg
      G   osia Kubinski kam im Alter von 21
          Jahren von Polen nach Deutsch-
      land, hat also einen Migrationshinter-
                                                     len. Gunhild Ahmann hat sich mit ihr
                                                     über ihre Erfahrungen mit suchtkran-
                                                     ken Menschen aus anderen Ländern
                                                                                                   Gosia Kubinski: Aus meiner Erfahrung
                                                                                                   kann ich sagen, dass die sogenannten
                                                                                                   Deutsch-Russen, die vor allem in den
      grund. Als Suchtreferentin beim SKM            unterhalten.                                  1990er Jahren nach Deutschland gekom-
      Köln – Sozialdienst Katholischer Män-                                                        men sind, besonders suchtgefährdet
      ner e.V. - arbeitet sie im Reha-Zentrum        WEGGEFÄHRTE: Welche Menschen mit Mi-          sind. Hier machen sich die kulturellen Un-
      Lindenthal, einer Einrichtung für sucht-       grationshintergrund sind besonders sucht-     terschiede besonders bemerkbar: Sie ler-
      kranke Menschen, die eine Entwöh-              gefährdet – in Bezug auf ihre Herkunfts-      nen schon als Kinder, dass Alkoholkon-
      nungsbehandlung abgeschlossen ha-              länder, ihre Kultur und Religion?             sum zum Alltag gehört, und solange man
      ben und ohne Suchtmittel leben wol-                                                          noch arbeiten kann und sonstigen Pflich-

      8                                                                                                           WEGGEFÄHRTE           2/2021
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ten nachgehen kann, sehen sie keinen                                                         Können suchtkranke Menschen mit Mig-
Handlungsbedarf. Diese Strategie der                                                         rationshintergrund in den bestehenden
Verharmlosung ist bei den Deutsch-Rus-                                                       Suchthilfeeinrichtungen    aufgefangen
sen weit verbreitet.                                                                         werden? Was ist dabei zu beachten?

   Geflüchtete Menschen aus Syrien ha-                                                       Es beginnt immer damit zu informieren,
ben dagegen in ihrem Heimatland kaum                                                         eine wichtige Voraussetzung für eine ge-
Berührungspunkte mit Alkohol. In afrika-                                                     lungene Integration. Und Integration be-
nischen Ländern ist THC-Gebrauch weit                                                        deutet nicht, die eigene Kultur aufzuge-
verbreitet. Ich habe einen jungen Afrika-                                                    ben und kulturelle Unterschiede zu igno-
ner kennen gelernt, der in Deutschland                                                       rieren. Es braucht viel Verständnis und
auf Heroin umgestiegen ist. Er war er-                                                       Toleranz auf beiden Seiten, die jeweils
staunt darüber, wie einfach er sich die       Gosia Kubinski                                 andere Kultur nicht zu bewerten und zu
Droge besorgen konnte. Er fand das                                                           verurteilen, sondern einfach die Unter-
spannend und cool und hat die Gefahr                                                         schiede zu akzeptieren.
unterschätzt, wie schnell Heroin abhän-       allen Bevölkerungsgruppen. Geflüchtete
gig machen kann. Das deutsche Rechts-         Menschen müssen sich enorm anstren-            Was ist darüber hinaus notwendig, um
system, in dem der Konsum von illegalen       gen, um die Unterschiede in fast allen         Menschen mit Migrationshintergrund vor
Drogen unter bestimmten Bedingungen           Lebensbereichen zwischen ihrem Her-            psychischen Krankheiten zu bewahren?
straffrei bleibt, aber nicht der Kauf, war    kunftsland und Deutschland zu verstehen        Welchen Unterstützungsbedarf haben
für ihn nicht nachvollziehbar. Das ist auch   und zu bewältigen. Natürlich haben auch        sie?
aus meiner Sicht widersprüchlich und          Menschen mit Migrationshintergrund
nicht konsequent.                             Kräfte und Fähigkeiten, genau wie alle         Jede Flucht hat eine Vorgeschichte.
                                              Menschen, aber es fehlen ihnen häufig          In vielen Ländern ist es sogar ver-                KT

                                                                                                                                       ICKPUN
Wie viele geflüchtete Menschen konsumie-      die Möglichkeiten und die Unterstüt-           boten und strafbar zu flüchten.
ren Suchtmittel bereits in ihren Herkunfts-   zung. Ihre Lebensumstände sind schwie-         Viele geflüchtete Menschen
ländern? Wie wirken sich ungünstige Le-       rig, z.B. in Bezug auf ihre Bleibeperspekti-   haben während ihrer Flucht
bensumstände in Deutschland aus?              ve und ihre Wohnsituation.                     Traumatisches erlebt. Um die-
                                                                                             se Belastungen zu verdrängen,

                                                                                                                                     L
Vor allem für junge Männer zwischen 20        Wie können suchtkranke Menschen mit            greifen sie unter Umständen zu

                                                                                                                                   B
und 30 Jahren wirkt sich das Arbeitsver-      Migrationshintergrund vom Hilfesystem          Suchtmitteln. Das ist für sie                      IM
bot sehr negativ aus. Sie werden in den       erreicht werden? Was ist zu tun?               deutlich einfacher, als mit jeman-
Flüchtlingseinrichtungen zwar versorgt,                                                      dem darüber zu sprechen.
aber haben kaum Möglichkeiten, sich           Je niedrigschwelliger die Hilfeangebote
sinnvoll zu beschäftigen. Für ihre berufli-   sind, umso mehr Menschen werden er-               Manchmal ist es aber auch umge-
che und soziale Integration wird zu we-       reicht. Aber das bestehende Angebot von        kehrt, d.h. aufgrund von Drogenkonsum
nig getan. Die bestehenden Maßnahmen          niedrigschwelligen Kontakt- und Bera-          stellen sich psychische Auffälligkeiten
sind oft zu wenig durchdacht und un-          tungsstellen reicht allein nicht aus, denn     ein. Wir sollten dabei berücksichtigen,
strukturiert, häufig beruhen sie überwie-     wenn die Betroffenen dort ankommen,            dass nicht alle Menschen, die Suchtmittel
gend auf ehrenamtlichem Engagement.           ist es häufig schon zu spät. Es wäre sinn-     konsumieren, eine Psychose oder eine
In Familienzentren können Kinder er-          voll, die Prävention zu verstärken.            andere psychische Krankheit entwickeln
reicht werden, um sie vor der Sucht zu                                                       – das hängt nicht mit der Herkunft
bewahren, aber für junge geflüchtete             Eine große Hürde ist dabei das Sprach-      bzw. Migrationsgeschichte zusammen.
Männer gibt es eindeutig zu wenig spezi-      problem. Wir brauchen in den Einrich-          Grundsätzlich ist es schwierig, jemanden
fische Angebote zur Suchtvorbeugung.          tungen mehr Muttersprachler*innen und          vor der Sucht zu bewahren, das braucht
Manche konsumieren nicht nur illegale         Dolmetscher*innen, das ist das A & O.          viel Vertrauen und belastbare Beziehun-
Drogen, sondern kommen auch in Kon-           Wir sollten präventiv informieren und          gen.
takt zu Dealern und handeln dann selbst       dort andocken, wo die Flüchtlinge sind,
mit Drogen.                                   z.B. in den Flüchtlingsheimen, also aufsu-     Weitere Informationen:
                                              chende Arbeit leisten und regelmäßige          Gosia Kubinski, Nachsorgereferentin
Welche Ressourcen haben suchtkranke           Kontakte herstellen. Im Mittelpunkt sollte     Reha-Zentrum Lindenthal
Menschen mit Migrationshintergrund,           die Beziehungsarbeit stehen, es geht dar-      SKM Köln –
um sich aus der Abhängigkeit zu befreien      um, präsent zu sein, Vertrauen aufzubau-       Sozialdienst Katholischer Männer e.V.
– sich also selbst zu heilen?                 en und die Menschen möglichst frühzei-         Simarplatz 21-22, 50825 Köln
                                              tig zu erreichen. Die klassische Flücht-       Tel. 0221 / 64 055 91
Insgesamt ist das Thema „Selbstheilung“       lingshilfe reicht dafür auf jeden Fall nicht   E-Mail: gosia.kubinski@skm-koeln.de
bisher nur wenig erforscht, und zwar in       aus.                                           www. skm-koeln.de

WEGGEFÄHRTE         2/2021	                                                                                                           9
IM BLICKPUNKT

      Es fehlen passende Behandlungsan-
      gebote für suchtkranke Geflüchtete
      G    eflüchtete Menschen mit einer
           Suchterkrankung      werden
      Deutschland nur unzureichend ver-
                                          in
                                                                                                       fragen e.V. (DHS) eine Internetplatt-
                                                                                                       form aufgebaut, die Ressourcen zur
                                                                                                       Beratung und Behandlung von Ge-
      sorgt. Für diese Gruppe gibt es zu we-                                                           flüchteten bereitstellt.
      nig passende Angebote. Das ist Aus-
      gangspunkt des Projekts PREPARE, an                                                            Welche Erkenntnisse liegen bisher vor?
      dem mehrere Universitäten beteiligt                                                            Was haben Sie herausgefunden?
      sind. Ziel ist es, Suchtproblemen bei
      Menschen mit Fluchthintergrund vor-                                                            Viele geflüchtete Menschen haben einen
      zubeugen und sie angemessen zu be-                                                             anderen kulturellen Hintergrund, sie ken-
      handeln.                                                                                       nen häufig nicht die „sprechende“ Medi-
                                                      Prof. Dr. Ingo Schäfer                         zin oder die Psychotherapie und kom-
        Das Projekt hat im Frühjahr 2019 be-                                                         men nicht unbedingt auf die Idee, eine
      gonnen und läuft insgesamt fünf Jahre.          • Im zweiten Teil geht es um das Er­          Beratungsstelle aufzusuchen. Hinzu
        Das Bundesforschungsministerium                  kennen von Suchterkrankungen bei            kommt ein anderes Verständnis von
IM        finanziert es im Rahmen der                    Flüchtlingen, hier fehlt es im Hilfesys-    Sucht, und zwar die stärkere Stigmatisie-
             Förderinitiative zur psychischen            tem an Zugängen zu einer kultursensi-       rung von Sucht, sie wird oft nicht als
               Gesundheit geflüchteter Men-              blen Diagnostik. Die bereits vorhande-      Krankheit, sondern als Charakterschwä-
     BL

                schen. Gunhild Ahmann hat                nen Instrumente sollen an die Bedarfe       che angesehen.
     ICKPUN

                sich mit Prof. Dr. Ingo Schä-            von geflüchteten Menschen angepasst
                fer unterhalten, Koordinator             werden.                                        Darüber hinaus gibt es strukturelle
                des Projekts am Zentrum                                                              Probleme in der Suchthilfe: Die Kosten-
               für Interdisziplinäre Suchtfor-        •	Im dritten Teil soll eine kultursensible    übernahme für die Behandlung von Ge-
KT
              schung (ZIS) der Universität               Smartphone-App zur Prävention von           flüchteten ist in manchen Bereichen un-
            Hamburg.                                     problematischem Alkohol- und Canna-         klar, es fehlen Sprachmittler*innen, und
                                                         biskonsum und Förderung der psychi-         die Mitarbeitenden haben zum Teil Prob-
      WEGGEFÄHRTE: Was ist der Hintergrund               schen Gesundheit entwickelt werden.         leme mit Menschen aus anderen Kultu-
      des Verbundprojekts PREPARE? Aus wel-                                                          ren. Das sind alles Hindernisse für pas-
      chen verschiedenen Teilprojekten setzt es       •	
                                                        Im vierten Teil soll ein Behandlungs-        sende Hilfeangebote.
      sich zusammen? Und welche Zielgruppen             programm für geflüchtete Menschen
      hat es?                                           mit psychischen Belastungen nach             Wie viele geflüchtete Menschen sind
                                                        traumatischen Erfahrungen und Sucht-         suchtkrank? Gibt es dazu belastbare
      Prof. Dr. Ingo Schäfer: Hintergrund ist die       problemen entwickelt und evaluiert           Zahlen und Statistiken?
      unzureichende Versorgung suchtkranker             werden. Das kultursensitive stabili­
      geflüchteter Menschen in Deutschland.             sierende Gruppenprogramm wird in             Detaillierte Zahlen liegen dazu leider
      Für diese Gruppe gibt es ganz offensicht-         sechs Metropolregionen angeboten             nicht vor, aber klar ist, Geflüchtete haben
      lich zu wenig passende Angebote.                  (siehe Faltblatt rechts). Hier arbeiten      ein überdurchschnittliches Risiko sucht-
                                                        wir mit regionalen Trägern der Sucht-        krank zu werden. Das ist u.a. auf fehlen-
         Das Verbundprojekt besteht aus fünf            hilfe zusammen, also sehr praxisorien-       de Ressourcen und psychische Belastun-
      Teilprojekten:                                    tiert. Das ist der größte Bestandteil des    gen zurückzuführen, bedenkt man die
                                                        Projekts. Ziel ist es, dass die regionalen   Gründe für die Flucht - vielfach Krieg und
      •	Das erste Teilprojekt beschäftigt sich mit     Träger möglichst bald passgenaue An-         Vertreibung. Das wird verstärkt durch zu-
         dem Ausmaß des Problems. Dazu gibt             gebot bereitstellen. Es wird erwartet,       sätzliche Stressoren in Deutschland: eine
         es bisher keine belastbaren Zahlen. Au-        dass sich positive Effekte der Interventi-   ungewisse Zukunft, eine unsichere Blei-
         ßerdem werden Erkenntnisse zu mögli-           on sowohl auf den Substanzkonsum             beperspektive, häufige Wohnsitzwech-
         chen Untergruppen mit speziellen Be-           als auch auf Symptome psychischer            sel.
         darfen sowie zu den Bedarfen des Hilfe-        Belastung ergeben.
         systems im Umgang damit gesammelt.                                                             Außerdem sind Suchtmittel in
         Auch Beispiele guter Praxis werden hier      •	
                                                        Parallel wird in Zusammenarbeit mit          Deutschland fast überall und ständig ver-
         herausgearbeitet.                              der Deutschen Hauptstelle für Sucht-         fügbar und in Griffnähe.

     10                                                                                                            WEGGEFÄHRTE          2/2021
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Welche Suchtmittel konsumieren sie? Ha-                    lingt und andere Stressfaktoren abneh-                                   toren wichtig: Zunächst sollten die Mit-
ben sie schon in ihren Herkunftsländern                    men.                                                                     arbeitenden in den Flüchtlings-Unter-
konsumiert? Welche Personengruppen                                                                                                  künften und anderen Einrichtungen bes-
mit Fluchterfahrungen sind besonders                       Erreicht die Suchthilfe die geflüchteten                                 ser geschult werden, um Suchtprobleme
suchtgefährdet im Hinblick auf Herkunfts-                  suchtkranken Menschen? Brauchen sie                                      schneller zu erkennen. Dann müssen die
länder, Kultur und Religion?                               ein eigenes Behandlungsprogramm? Was                                     Informationsmaterialien für die Zielgrup-
                                                           ist dabei wichtig?                                                       pe entsprechend angepasst werden. Es
Sie konsumieren dieselben Substanzen                                                                                                ist eine strukturelle Herausforderung, die
wie Personen ohne Fluchthintergrund,                       Geflüchtete suchtkranke Menschen sind                                    Suchthilfe zu befähigen, besser mit Ge-
etwa Alkohol, Cannabis und Opiate, teil-                   schwer zu erreichen, auch wegen ihrer                                    flüchteten zu arbeiten und passende Hil-
weise bereits in den Herkunftsländern.                     speziellen Lebensbedingungen: Der Zu-                                    fen anzubieten, aber wir sehen hier auch
Im Iran und in Afghanistan gibt es z.B.                    gang zu Hilfen wird erschwert durch ei-                                  viele Chancen.
zahlreiche Opiatabhängige, dort wird                       nen unsicheren Aufenthaltsstatus, wech-
Opium ja auch angebaut – und dann auf                      selnde Wohnorte u.Ä.                                                     Weitere Informationen:
der Flucht weiter konsumiert. Auch Beru-                                                                                            Prof. Dr. Ingo Schäfer
higungsmittel, die vom Arzt verschrieben                      Die Suchthilfe ist auch auf schwer zu                                 Zentrum für Interdisziplinäre Suchtfor-
werden, werden teilweise missbräuchlich                    erreichende einheimische Zielgruppen                                     schung (ZIS) der Universität Hamburg
konsumiert.                                                nicht immer optimal eingestellt, ge-                                     Klinik und Poliklinik für Psychiatrie
                                                           schweige denn auf geflüchtete sucht-                                     und Psychotherapie
   Die Religion hat durchaus einen Ein-                    kranke Menschen. Es gibt Hemmnisse                                       Universitätsklinikum Hamburg-
fluss auf den Suchtmittelkonsum: Der Is-                   auf vielen Ebenen, z.B. strittige Kosten-                                Eppendorf (UKE)
lam ist eine Abstinenzkultur, viele Gläubi-                übernahmen, kulturelle Barrieren, keinen                                 Martinistr. 52, 20246 Hamburg
ge konsumieren aus religiöser Überzeu-                     Zugang zu Reha-Maßnahmen. Vieles da-                                     Tel: 040 / 7410 59 290
gung keine Suchtmittel. Diese morali-                      von kann nur auf politischer Ebene ent-                                  E-Mail: i.schaefer@uke.de                                            KT

                                                                                                                                                                                                ICKPUN
sche Komponente führt dazu, dass                           schieden werden, aber wir können Emp-                                    www.zis-hamburg.de
Suchtmittelkonsum stärker geächtet                         fehlungen aussprechen und Materialien
wird.                                                      zur Verfügung stellen.

Wie wirken sich ungünstige Lebensum-                          Um geflüchtete suchtkranke Men-

                                                                                                                                                                                              L
stände in Deutschland aus, z.B. fehlende                   schen besser zu erreichen, sind viele Fak-

                                                                                                                                                                                            B
Zukunftsperspektiven und mangelnde In-                                                                                                                                                                   IM
tegration?

Das ist ein grund-
                               Informationen zum Behandlungsangebot:
sätzliches Problem:                                                                Kontaktdaten und weitere Informationen:
                               Zur Entwicklung einer neuen Therapieform
Je besser die Integra-         werden männliche Teilnehmer gesucht. Es                               :‫تفاصيل االتصال ومزيد من المعلومات‬
tion gelingt, umso             handelt    sich    um      eine   kostenlose                        :‫معلومات تماس و کسب معلومات بيشتر‬
                               Gruppentherapie für geflüchtete Menschen.
geringer die Belas-            Das Angebot richtet sich an Personen, die
                                                                                    Contact details and further information:

tung der geflüchte-            belastende Ereignisse erlebt haben und auch
                               Erfahrungen mit Alkohol, Drogen oder                Berlin@zis-prepare.de, 0170 – 901 35 22
ten Menschen und               Medikamenten gemacht haben.
                                                                                   Bremen@zis-prepare.de, 0170 – 900 64 57
damit auch die Ge-             In der Therapie werden hilfreiche Strategien        Frankfurt@zis-prepare.de, 0170 – 901 52 59
                               erlernt, um mit belastenden Gefühlen besser
fährdung für psychi-           umzugehen.                                          Hamburg@zis-prepare.de, 0170 – 901 48 77

sche      Krankheiten          Die Sitzungen werden mit einem Dolmetscher
                                                                                   Hannover@zis-prepare.de, 0170 – 811 94 83

und Suchtmittelab-             durchgeführt und finden an zehn Terminen            Muenchen@zis-prepare.de, 0170 – 901 32 99
                               statt. In einer Gruppe wird jeweils die gleiche
hängigkeit. Die Inte-          Sprache gesprochen.                                 Homepage: www.zis-prepare.de
                                                                                                                                            Behandlungsangebot für Geflüchtete mit
gration wirkt sich             Die Gruppentherapie findet im Rahmen einer
                               Studie statt. Die Teilnahme an der Studie ist
                                                                                                            Hamburg                         belastenden Erfahrungen und
also in jedem Fall             anonym und die Daten werden streng
                                                                                         Bremen
                                                                                                                                            Substanzkonsum
präventiv aus. Wir             vertraulich behandelt.
                                                                                                                                               ‫عرض العالج على الالجئين الذين مروا بضغوطات‬
haben z.B. auch bei            Falls Sie Interesse haben, melden Sie sich gerne    Hannover
                                                                                                                                  Berlin                             ‫كبيرة وتعاطوا المخدرات‬
                               bei uns zu einem Informationsgespräch.
unbegleiteten min-                                                                                                                              ‫طرح تداوی برای پناهجويانی که سابقه استفاده از‬
derjährigen Flücht-                                                                                                                          ‫مواد مخدر را داشته و يا وقايع استرسزايی را تجربه‬
                               Teilnahmebedingungen:
lingen beobachtet,                                                                                                                                                                      ‫کردهاند‬
                                    Männlich
dass sich ihr hoher                 Mindestalter 18 Jahre                                                                                  Treatment offer for refugees with stressful
                                    Fluchterfahrungen
Substanzgebrauch                                                                                                                            experiences and substance use
                                    Belastende Erfahrungen                         Frankfurt
                                    Erhöhter Alkohol-, Drogen- oder
mit der Zeit von                     Medikamentenkonsum                                                                     München

selbst      reduziert,
wenn Integration ge-

WEGGEFÄHRTE         2/2021	                                                                                                                                                                      11
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