Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten - Anstoß geben - Nationale ...

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Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten - Anstoß geben - Nationale ...
Anstoß geben…
        Freiwilliges Engagement
        in Großschutzgebieten
Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten - Anstoß geben - Nationale ...
Anstoß geben…
        Freiwilliges Engagement
        in Großschutzgebieten

        Freiwillige integrieren und qualifizieren –
        Möglichkeiten der Planung und Umsetzung
        am Beispiel der Naturwacht Brandenburg

        Herausgeber
        EUROPARC Deutschland
„Ich engagiere mich gern, um die Möglichkeit des Naturerlebens an die Men-
                                          schen heranzutragen und den zukünftigen Generationen zu erhalten. Außerdem
                                          liegt es mir durch meine Erfahrungen als Reiterin sehr am Herzen, an einem
                                          gesunden Gleichgewicht zwischen der im Naturpark stark vertretenen Pferde-
                                          haltung, der daraus resultierenden touristischen Infrastruktur und dem Natur-
                                          schutz zu arbeiten.“

                                          ANNE BELLAG, ehrenamtlich engagiert für einen naturverträglichen
                                          Reit-Tourismus im Naturpark Nuthe-Nieplitz

  Naturgenuss motiviert zu freiwilliger                                                Freiwillige gut gerüstet für die Wiesenmahd
Mitarbeit in Großschutzgebieten
Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten

                                      Inhaltsverzeichnis

                                      Vorwort                                4

         Naturwacht Brandenburg       Das Projekt in Stichworten             5
         und Freiwillige
                                      Partner der Naturwacht:
                                      Freiwillige                            5
                                      Die Struktur des Freiwilligen-
                                      programms                              8

         Naturwachtmitarbeiter als    Freiwilligenkoordinator:
         Freiwilligenkoordinatoren    eine neue Rolle im Naturschutz        11
                                      Qualifizierung der Freiwilligen-
                                      koordinatoren                         11

         Gezeigt wie!                 Qualifizierung von Freiwilligen:
         Freiwillige der Naturwacht   ein Spiel mit zwei Gewinnern          16
         und Qualifizierung
                                      Qualifizierungsangebote:
                                      Inhalte                               18
                                      Qualifizierungsangebote:
                                      Formen und Methoden                   20
                                      Weitere Formen der
                                      Qualifizierung: Mentoring             22
                                      Mögliche Kooperationspartner
                                      für die Qualifizierung von
                                      Freiwilligen                          23
                                      Beispiele: Einsatzstellen für
                                      Freiwillige und Qualifizierungs-
                                      angebote                              24
                                      Zertifizierung von Qualifizierungen   35

         Öffentlichkeitsarbeit und    Information und Werbung               36
         Finanzierung
                                      Finanzierung                          37

         Zusammenfassung und          Zusammenfassung, Bewertung            38
         Ausblick
                                      Ausblick                              38

         Anhang                       Arbeitshilfen für Freiwilligen-
                                      koordinatoren                         40
                                      Verzeichnisse                         45
                                      Tipps rund um das Ehrenamt
                                      im Naturschutz                        46
                                      Partner                               48
                                      Impressum                             48
Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten

                                                    Vorwort

                                                    Sehr geehrte Leserin,                        die Betreuung der Brandenburger Groß-
                                                    sehr geehrter Leser,                         schutzgebiete einzubeziehen. Im Mittel-
                                                                                                 punkt steht dabei, die Erwartungen und
                                                    Anstoß geben, um Freiwilligen ein            Interessen der Freiwilligen mit den Zie-
                                                    Engagement in Großschutzgebieten zu          len und Aufgaben der Naturwacht und
                                                    ermöglichen, dies bedeutet zugleich          der Schutzgebietsverwaltungen in Ein-
                                                    auch, Impulse aufzunehmen – Impulse,         klang zu bringen. Sicherlich erfordert
                                                    die es bereits in vielen Nationalparken,     dies ein Umdenken und eine Neu-
                                                    Biosphärenreservaten und Naturparken         orientierung in Bezug auf vorhandene
                                                    gibt. Vielerorts wurde und wird über         Strukturen und Verantwortlichkeiten.
                                                    die Integration von Freiwilligen in die      Gleichzeitig verspricht dies aber die
                                                    staatliche Schutzgebietsbetreuung dis-       Unterstützung und Stärkung der haupt-
                                                    kutiert. In ein Gesamtkonzept und des-       amtlichen Schutzgebietsbetreuer und
                                                    sen Umsetzung sind die Ideen und             neue Möglichkeiten für Großschutzge-
                                                    Diskussionen bisher jedoch noch nicht        biete, in einen Dialog mit der Bevölke-
                                                    gemündet. Vergleichbare Konzeptionen         rung einzutreten.
                                                    und Strukturen zur Integration von
                                                    Freiwilligen, wie sie beispielsweise in      Wesentliche Ergebnisse des „Vorberei-
                                                    verschiedenen sozialen Einrichtungen         tenden Projektes“ halten Sie hiermit in
                                                    Deutschlands oder in nordamerikani-          Händen. Ich wünsche Ihnen viel Freude
                                                    schen und britischen Nationalparken          beim Lesen und dass Sie sich von den
                                                    entwickelt wurden, gibt es für deutsche      vorliegenden Ideen, Erfahrungen und
                                                    Großschutzgebiete bislang nicht.             angebotenen Planungs- und Umset-
                                                    Einen Vorstoß hat die Naturwacht Bran-       zungshilfen angestoßen fühlen.
                                                    denburg gewagt, in der Hoffnung, auch
                                                    Anstoß für ähnliche Projekte in anderen      Einen herzlichen Dank möchte ich an
                                                    Bundesländern zu geben:                      dieser Stelle der Stiftung für Bildung
                                                    Mit dem „Vorbereitenden Projekt zur          und Behindertenförderung (SBB) für
                                                    Integration von Freiwilligen in die Arbeit   die Förderung des Projekts ausspre-
                                                    der Naturwacht Brandenburg“ wurden           chen. Mein Dank gilt zudem allen Betei-
                                                    naturwachtintern Voraussetzungen ge-         ligten, die durch ihre Fachkenntnisse
                                                    schaffen, um Freiwillige in Zukunft im       zum Gelingen des Projekts beigetragen
                                                    Rahmen eines Freiwilligenprogramms in        haben.

                                                                                                 Dr. Eberhard Henne
                                                                                                 Vorsitzender EUROPARC Deutschland

4   Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten
Naturwacht Brandenburg und Freiwillige

Das Projekt in Stichworten                  Partner der Naturwacht:
                                            Freiwillige 2

• Projekttitel:
  „Vorbereitendes Projekt zur Integra-      Die Naturwacht Brandenburg – ihr
  tion von Freiwilligen in die Arbeit der   Weg zum Freiwilligen-Management 3
                                                                                                                                                  Was ist eine freiwillige/
  Naturwacht Brandenburg“                   Die Naturwacht Brandenburg (Träger:
                                                                                                                                                  ehrenamtliche Tätigkeit?
                                            NaturSchutzFonds Brandenburg, Mit-
                                                                                                                                                  Was sind ihre besonderen
• Laufzeit:                                 glied von EUROPARC Deutschland)
                                                                                                                                                  Qualitäten?
  1.4.–30.9.2003                            begann ihre Arbeit 1991 in Form eines
                                            Pilotprojektes. Ihre rund 120 hauptamt-
                                                                                                                                                  Sie ist
• Projektträger:                            lichen Mitarbeiter sind in allen 15 Bran-
                                                                                                                                                  • freiwillig
  EUROPARC Deutschland e.V.                 denburger Großschutzgebieten (siehe
                                                                                                                                                  • unentgeltlich
                                            Abb. 1) als „Ranger“ tätig. Hauptaufga-
                                                                                                                                                  • Gemeinwohl orientiert
• Projektleitung:                           ben der Naturwacht sind Umweltbildung
  Holger Wesemüller, Vorstandsmitglied      und Öffentlichkeitsarbeit, Gebietskon-
                                            trolle sowie praktischer Biotop- und                                                          Abb. 1: Großschutzgebiete in Brandenburg
• Projektkoordination:                      Artenschutz.                                                                                (NATURSCHUTZFONDS BRANDENBURG 2002)
  Anne Schierenberg

• Projektpartner:
                                                                                                                                        Prenzlau

  Naturwacht Brandenburg (Natur-
  SchutzFonds Brandenburg), Landes-                                           Wittstock                               Templin
                                                             Pritzwalk

  anstalt für Großschutzgebiete (LAGS)
                                                                                                                                                     Schwedt
                                                    Wittenberge                                                                             Anger-
                                                                                                                                            münde

  Brandenburg, Akademie für Ehren-
                                                                                             Neuruppin

  amtlichkeit Deutschland                                                                                                            Eberswalde
                                                                                                                                                          Od
                                                                                                                                                            er
                                                                                                     Oranienburg

                                                                          Rathenow
                                                                          Rathenow
• Finanzierung:                                                                              Nauen                                 Strausberg

  Stiftung für Bildung und Behinder-                                     Brandenburg                               BERLIN
                                                                                     Havel                                                        Fürstenwalde

  tenförderung (SBB), NaturSchutz-                                                                    POTSDAM
                                                                                                                                          Spre
                                                                                                                                              e

                                                                                                                                Königs                  FRANKFURT
  Fonds Brandenburg, EUROPARC                                                                                                   Wusterhausen

                                                                              Belzig                                 Zossen

  Deutschland e.V.                                                                                           Luckenwalde
                                                                                                                                                               Eisenhütten-
                                                                                                                                                                      stadt
                                                                                                                                                                              -

                                                                                                      Jüterbog
• Projektziel:                                                                                                                   Luckau
                                                                                                                                                                       Guben

                                                                                                                                                  Lübbenau COTTBUS
  Entwicklung naturwachtinterner Vor-                                                                                                                           Forst
                                                                                                                                                                                  Ne
                                                                                                                                                                                     i

                                                                                                                                                Calau
                                                                                                                                                                                   fle

  aussetzungen für die systematische                                                                         Herzberg
                                                                                                                                                           Spremberg
  und koordinierte Zusammenarbeit                                                                                                           Senftenberg
                                                                                                                 Bad Liebenwerda
  von Naturwacht und Freiwilligen

• Methoden:
                                                                                                                                        1
  • Qualifizierung je eines hauptamtli-                                                                                                   Der besseren Lesbarkeit halber werden im Folgenden
                                                                                                                                        nur männliche Formen verwendet. Sie beziehen sich
  chen Naturwachtmitarbeiters1 aus je-                                                                                                  sowohl auf Frauen als auch auf Männer.
  dem Brandenburger Großschutzgebiet
                                                                                                                                        2
                                                                                                                                          Die Projekt begleitende Arbeitsgruppe wählte die
  zum Freiwilligenkoordinator
                                                                                                                                        Begriffe „Freiwillige der Naturwacht Brandenburg“ und
  • Entwicklung von Einsatzstellen und                                                                                                  „Volunteers der Naturwacht Brandenburg“ als offizielle
                                                                                                                                        Bezeichnungen. Der im Folgenden ebenfalls verwendete
  Qualifizierungsangeboten für zukünf-
                                                                                                                                        Begriff „Ehrenamtliche“ ist als Synonym zu verstehen.
  tige Freiwillige der Naturwacht
                                                                                                                                        3
  • Unterstützung des Aufbaus eines                                                                                                       Der Begriff „Freiwilligen-Management“ und der Aus-
                                                                                                                                        bildungsgang „Freiwilligen-Management“ stehen unter
  Freiwilligenprogramms                                                                                                                 Begriffsschutz.
                                                                                                                                        Weitere Informationen unter: www.ehrenamt.de

                                                                                                                                                        Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten
                                                                                                                                                                                                        5
Naturwacht Brandenburg und Freiwillige

                                                        In einigen der Brandenburger Groß-            Schorfheide-Chorin sowie der Natur-
    Was ist Freiwilligen-Manage-                        schutzgebiete entwickelte sich in den         park Nuthe-Nieplitz – treiben als Modell-
    ment?                                               vergangenen Jahren bereits eine Zu-           gebiete die koordinierte Zusammenar-
                                                        sammenarbeit der Naturwacht mit Frei-         beit mit Freiwilligen intensiver voran.
    • Freiwilligenarbeit in einer Orga-                 willigen. Diese hatte bislang jedoch einen
      nisation planen, organisieren                     eher spontanen und ungeplanten Cha-           Warum Freiwillige in den Branden-
      und koordinieren                                  rakter. Elementare Bestandteile einer         burger Großschutzgebieten?
    • Ziele, Aufgaben und Interessen                    umfassend organisierten Freiwilligen-         Die Absicht, Freiwillige in die Arbeit der
      der Organisation mit den Moti-                    arbeit fehlten, wie die klare Definition      Naturwacht zu integrieren, beruht auf
      vationen, Erwartungen, Interes-                   von Rollen, von Rechten und Pflichten         verschiedenen Motiven.
      sen und Bedürfnissen der Frei-                    der Freiwilligen, Anerkennungsmaßnah-
      willigen in Übereinstimmung                       men für freiwillige Tätigkeiten, die Ziel     Ziel ist es:
      bringen                                           orientierte Qualifizierung von Freiwilligen   • bürgerschaftliches Engagement zu
                                                        für ihren Einsatz oder auch die syste-           unterstützen und zu fördern und so-
                                                        matische Werbung von Freiwilligen.               mit auch politischen Forderungen
                                                        Im Jahr 2002 begann die Naturwacht,              nachzukommen,
    vgl. BIEDERMANN 1998, KEGEL 2002
                                                        sich mit dem Thema „Freiwilligen-             • vorhandenes Potenzial an Ehrenamt-
                                                        Management“ zu beschäftigen – einem              lichen im Naturschutz mit alternativen
                                                        Aufgabenbereich, dem sich soziale                und zeitgemäßen Tätigkeitsangebo-
                                                        Organisationen zum Teil schon intensiv           ten anzusprechen, insbesondere im
                                                        widmen.                                          Hinblick auf die Situation in den neuen
                                                        Mit einer Diplomarbeit an der TU Ber-            Bundesländern (mangelnde Tätig-
                                                        lin entstand eine „Konzeption zur Inte-          keitsangebote, fehlender Nachwuchs
                                                        gration von Freiwilligen in die Arbeit der       im ehrenamtlichen Naturschutz),
                                                        Naturwacht Brandenburg“ (SCHIEREN-            • freiwillige Mitarbeit in Großschutz-
                                                        BERG 2003, siehe Abb. 2). Grundlage              gebieten als Erweiterung bisheriger
                                                        der Konzeption war eine Befragung                Umweltbildungsangebote zu entwi-
                                                        aller Naturwachtmitarbeiter nach ihren           ckeln (situiertes Lernen, Handlungs-
                                                        Erwartungen und Befürchtungen bzgl.              orientierung, außerschulische Lern-
                                                        der Zusammenarbeit mit Freiwilligen              angebote),
                                                        sowie eine Befragung der Gebietsleiter,       • die Zusammenarbeit von haupt- und
   Abb. 2: Diplomarbeit: Ehrenamtliches Engage-
ment in Großschutzgebieten – Konzeption zur             z.B. nach geeigneten Einsatzfeldern für          ehrenamtlichen Schutzgebietsbe-
Integration von Freiwilligen in die Arbeit der Natur-   Freiwillige.                                     treuern modellhaft zu erproben,
wacht Brandenburg
                                                        Im Rahmen von zwei Workshops wur-             • die Arbeit der Naturwacht Branden-
                                                        den Naturwachtmitarbeiter an der Ent-            burg zu unterstützen und ihren Leis-
                                                        wicklung der Konzeption beteiligt (siehe         tungsumfang zu vergrößern,
                                                        Bild S. 7).                                   • die Zusammenarbeit mit Freiwilligen
                                                        Die Unterstützung sowohl von Seiten              als neue Möglichkeit der Lobby-
                                                        der Naturwacht-Leitung als auch von              und Öffentlichkeitsarbeit für den
                                                        Seiten des NaturSchutzFonds (Sitzung             Naturschutz und Großschutzgebiete
                                                        des Stiftungsrates am 24./25.10.2002)            auszuloten,
                                                        war ausschlaggebend für die folgende          • die Naturwacht als Organisation wei-
                                                        Projektentwicklung.                              terzuentwickeln; die Vielfalt an beruf-
                                                        Mit dem „Vorbereitenden Projekt“ be-             lichen Qualifikationen, individuellen
                                                        gann die Naturwacht sich auf notwendige          Erfahrungen, Fertigkeiten, Kompe-
                                                        strukturelle Veränderungen (z. B. Über-          tenzen und Interessen zu steigern,
                                                        nahme neuer Aufgaben und Verantwort-          • gute Erfahrungen im Ausland (z. B.
                                                        lichkeiten durch Mitarbeiter) einzulassen.       Großbritannien, USA) mit haupt- und
                                                        Drei Brandenburger Großschutzge-                 ehrenamtlicher Schutzgebietsbetreu-
                                                        biete – die Biosphärenreservate Fluss-           ung auf ihre Übertragungsmöglich-
                                                        landschaft     Elbe-Brandenburg         und      keiten zu überprüfen.

6   Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten
Naturwacht Brandenburg und Freiwillige

Geeignete Tätigkeiten für Freiwillige
                                                                                      0   1   2    3      4    5    6     7    8    9    10    Anzahl
Zentrale Fragen für die Auswahl geeig-                                                                                                        der GSG
neter Tätigkeiten für Freiwillige sind:            Praktischer Biotop-/ Artenschutz

                                                              Führungen/ Vorträge
1. In welchen Tätigkeitsfeldern besteht
auf Seiten der Naturwacht besonderer                   Betreuung Besucherzentrum
Bedarf an Freiwilligen (siehe Abb. 3)?                       Kinder-/ Jugendarbeit
2. Welche Tätigkeiten sind für Freiwillige
im Hinblick auf die Art der Tätigkeiten,     Arbeitskreis (Organisation/ Teilnahme)

die Arbeitsbedingungen etc. besonders                       (Groß-)Veranstaltungen
attraktiv? Das heißt, welche Tätigkeiten
                                                                        Monitoring
entsprechen den Erwartungen der Frei-
willigen?                                                          Gebietskontrolle

                                                                  Büro/ Verwaltung
Im Rahmen der Fortbildung für Freiwil-
ligenkoordinatoren der Naturwacht und
in der Projekt begleitenden Arbeits-                                                             Abb. 3: Bedarf an Freiwilligen in den Branden-
                                                                                              burger Großschutzgebieten für verschiedene Tätig-
gruppe wurden Vorschläge für konkrete
                                                                                              keiten der Naturwacht (nach SCHIERENBERG
und besonders geeignete Tätigkeiten für                                                       2003, 107).
Freiwillige entwickelt (siehe S. 24–34).

Die Zielgruppen                               Was wollen Freiwillige?
Die Zielgruppe der zukünftigen Frei-
willigen lässt sich zum einen aus den         •   eine Tätigkeit ausüben, die Spaß macht
Zielen der Integration von Freiwilligen       •   mit sympathischen Menschen zusammenkommen
und zum anderen aus den geeigneten            •   etwas für das Gemeinwohl tun
Tätigkeitsfeldern ableiten.                   •   eigene Kenntnisse und Erfahrungen erweitern
                                              •   eigene Verantwortung und Entscheidungsmöglichkeiten haben
Zu den Zielgruppen gehören demnach            •   für die Tätigkeit auch Anerkennung finden
Personen, die                                 •   eigene Probleme selbst in die Hand nehmen können
• Qualifikationen im Bereich Biologie,        •   dass die Tätigkeit auch für berufliche Möglichkeiten nutzt
  Pädagogik oder verwandten Fach-
  richtungen mitbringen und/oder die
                                                                                                  vgl. ROSENBLADT 2001, 113
  bereit sind, an entsprechenden Quali-
  fizierungsmaßnahmen teilzunehmen,                                                             Arbeit im Plenum, Workshop „Freiwillige der
• überwiegend aus den Großschutz-                                                             Naturwacht Brandenburg“ (September 2002)

  gebieten und deren Umgebung stam-
  men,
• ehemals oder derzeit bereits für die
  Naturwacht freiwillig tätig sind und
  Personen, die sich aus anderen Grün-
  den mit Naturschutz und der Natur-
  wacht identifizieren,
• zuverlässig und selbständig arbeiten.

Insbesondere ist die Integration von
Jugendlichen erwünscht.

Mit jeder Stellenbeschreibung für Frei-
willige wird darüber hinaus die jeweilige
Zielgruppe konkretisiert.

                                                                                                       Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten
                                                                                                                                                       7
Naturwacht Brandenburg und Freiwillige

                                                    Rechte und Pflichten von Freiwilli-          • die Naturwacht frühest möglich über
                                                    gen der Naturwacht                             die Absicht, die freiwillige Tätigkeit zu
                                                    Die Rechte und Pflichten von Freiwilligen      beenden, zu unterrichten.
                                                    der Naturwacht sind in der Vereinba-
                                                    rung zwischen Naturwacht und Freiwil-
                                                    ligen festgelegt (siehe S. 41):              Die Struktur des Freiwilli-
                                                                                                 genprogramms
                                                    Von der Naturwacht erh ä lt ein Frei-
                                                    williger
                                                    • auf Wunsch ein Infopaket mit Infor-        Die effektive und reibungslose Integra-
                                                       mationen über die Naturwacht und          tion von freiwilligen Mitarbeitern in die
    Wie sieht das Verhältnis von                       das Einsatzgebiet,                        Arbeit der Naturwacht erfordert organi-
    Haupt- und Ehrenamtlichen                       • ein Einführungsgespräch oder eine          satorisch klare Abläufe und Zuständig-
    aus?                                               Einführungsveranstaltung und nach         keitsstrukturen. Insbesondere zwischen
                                                       Möglichkeit Fortbildungsangebote,         der Naturwacht und den Schutzge-
    • Freiwillige ersetzen Hauptamt-                • Unterstützung und Anleitung durch          bietsverwaltungen (Landesanstalt für
      liche nicht, sondern sind eine                   die Naturwachtmitarbeiter,                Großschutzgebiete – LAGS), die die
      Ergänzung der (quasi-) staatli-               • Haftpflicht- und Unfallversicherungs-      Naturwacht in Form der Fachbetreuer
      chen Schutzgebietsbetreuung.                     schutz während des Einsatzes für die      Naturwacht fachlich anleiten, muss eine
    • Sie sind keine Konkurrenz der                    Naturwacht,                               verbindliche Abstimmung und Zusam-
      hauptamtlichen Mitarbeiter,                   • für die Tätigkeit benötigte Arbeits-       menarbeit vereinbart werden.
      sondern erledigen i. d. R. zu-                   schutzmittel, Arbeitsschutzbelehrung
      sätzliche Aufgaben.                              und Ausrüstung/Material,                  Durch die im Rahmen des „Vorberei-
    • Kurzfristige, Projekt bezogene                • auf Wunsch eine Bescheinigung über         tenden Projektes zur Integration von
      und Ergebnis orientierte Ein-                    die Art und den Umfang der freiwilli-     Freiwilligen in die Arbeit der Natur-
      sätze, von Freiwilligen häufig                   gen Tätigkeit,                            wacht Brandenburg“ konstituierte Pro-
      gewünscht, erfordern die kon-                 • bei Fragen und Schwierigkeiten ein         jekt begleitende Arbeitsgruppe wurde
      tinuierliche Arbeit von Haupt-                   Gespräch in vertraulicher Atmosphäre.     ein Entwurf „Struktur, Zuständigkeiten
      amtlichen.                                                                                 und Ablaufschema zur Integration von
                                                    Ein Freiwilliger verpflichtet sich           Freiwilligen der Naturwacht Branden-
                                                    • seiner allgemeinen Sorgfaltspflicht        burg“ erarbeitet. Dieser geht von zwei
                                                       nachzukommen,                             möglichen Wegen der Kontaktaufnahme
                                                    • seine freiwilligen Tätigkeiten entspre-    von Naturwacht und Freiwilligen aus:
                                                       chend den Zielen der Naturwacht           die Einsatzstelle eines Freiwilligen wird
                                                       durchzuführen,                            ausgeschrieben (A) oder ein Freiwilliger
                                                    • an einem Einführungsgespräch oder          fragt nach Möglichkeiten der Mitarbeit
                                                       einer Einführungsveranstaltung teil-      an (B). Zudem wurden Vorgaben zum
                                                       zunehmen,                                 Verfahren bei einmaligen Einsätzen von
                                                    • die Schweigepflicht bzgl. vertrau-         Freiwilligen entwickelt (C).
                                                       licher Daten einzuhalten,
                                                    • auf Auslagenerstattungen zu ver-           Der Entwurf wurde vom Fachbeirat
                                                       zichten (Erhalt nur nach besonderer       Naturwacht in der Sitzung vom 2. Sep-
                                                       Absprache),                               tember 2003 einstimmig angenommen.
                                                    • während freiwilliger Tätigkeiten mit       Der aufgrund einer geplanten Struktur-
                                                       Kontakt zur Öffentlichkeit eine Identi-   reform in Brandenburg zu erwartende
                                                       fikations-Plakette der Naturwacht         neue Zuschnitt der LAGS lag bis Redak-
                                                       sichtbar zu tragen,                       tionsschluss noch nicht vor und konnte
                                                    • getroffene Vereinbarungen über Ein-        in den folgenden Ausführungen (siehe
                                                       satzzeiten und -aufgaben zu erfüllen      Abb. 4) demnach nicht berücksichtigt
                                                       und eine Verhinderung frühest mög-        werden.
                                                       lich bekannt zu geben,

8   Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten
Naturwacht Brandenburg und Freiwillige

A (Ausschreibung)                                       B (Anfrage)                                    C (einmaliger Einsatz)

     Bedarfsanalyse         alle                           Anfrage Freiwilliger                           wie A (Bedarfsanalyse)
                                                                                                          oder B (Anfrage)
                   Vorschläge

 Ablehnung oder Stellen-                                    Bewerbungsbogen
                            FB u. GL NW
      beschreibung                                        - Interessen                                        Maßnahme-/
                                                                                                          Stellenbeschreibung       FB u. GL NW
                                                          - Zeit
                                                          - Qualifikationen
                                                          => Angebot
    Aufnahme in FRP         FB/Ltr. GSG                                                                     Aufnahme in FRP         FB/Ltr. GSG

                                                                  Prüfung
                            ÖA (NSF/GSG)                   => Ablehnung o.        FB u. GL NW
  Ausschreibung (NSF)       - alle Medien                                                                     evtl. wie A:
                                                           Stellenbeschreibung
                            - Agenturen                                                                      Ausschreibung
                                                                                                              Bewerbung

      Bewerbung             Auswahl GL NW                   Aufnahme in FRP       FB/Ltr. GSG
                            u. FB
                                                                                                                 Einsatz            Weisung NSF

      Vereinbarung          mit NSF                                                                          (Qualifizierung)       durch NSF
                                                                                                                                    (u. Kooperationspartner)

         Einsatz            Weisung NSF                                                                      Dokumentation          GL NW

     Qualifizierung         durch NSF
                            (u. Kooperationspartner)

     Dokumentation          GL NW
                                                       Abkürzungen:                                   LAGS = Landesanstalt für Großschutzgebiete
                                                       FB = Fachbetreuer Naturwacht (GSG)             Ltr. GSG = Leiter Großschutzgebietsverwaltung
                                                       FRP = Fachlicher Rahmenplan                    NSF = NaturSchutzFonds Brandenburg
                                                       GL NW = Gebietsleiter Naturwacht               NW = Naturwacht Brandenburg
                                                       GSG = Großschutzgebiet (Verwaltung)            ÖA = Öffentlichkeitsarbeit

                                                                                                         Abb. 4: Struktur, Zuständigkeiten und Ablauf-
                                                                                                       schema zur Integration von Freiwilligen der Natur-
A. Über Ausschreibung                                                                                  wacht Brandenburg

Bedarfsanalyse
Sowohl in der GSG-Verwaltung als auch in der Natur-
wacht werden Einsatzmöglichkeiten bzw. der Bedarf an
Ehrenamtlichen ermittelt. Jeder Mitarbeiter der GSG-
Verwaltung und jeder Naturwachtmitarbeiter kann Ideen
bzw. nach Möglichkeit Projekte vorschlagen.

Stellenbeschreibung
Die vorgeschlagenen Ideen/Projekte werden von Fach-
betreuer Naturwacht (GSG) und Gebietsleiter Naturwacht
(NSF) 4 gemeinsam geprüft. Jede Seite hat ein Veto-
Recht (Streitfälle können ggf. im Fachbeirat Naturwacht
besprochen werden). Wenn ein Vorschlag angenommen
wird, erfolgt die Ausarbeitung einer Stellenbeschreibung
nach vorgegebenem Schema durch den Fachbetreuer
Naturwacht (GSG) oder Gebietsleiter Naturwacht (NSF)                                                  4
                                                                                                        Alle im Folgenden genannten Aufgaben des Gebietslei-
                                                                                                      ters Naturwacht (NSF) können an Mitarbeiter, insbeson-
(Empfängeradresse NSF/Beispiele siehe S. 24–34).
                                                                                                      dere an den Freiwilligenkoordinator der Naturwacht (NSF)
                                                                                                      im jeweiligen GSG delegiert werden.

                                                                                                              Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten
                                                                                                                                                               9
Naturwacht Brandenburg und Freiwillige

  Fortsetzung: A. Über Ausschreibung                          B. Über Anfrage

  Aufnahme in „Fachliche Rahmenpläne“ (FRP)                   Anfrage eines Freiwilligen zur Mitarbeit
  Die Stellenbeschreibung wird als Anlage zum fachli-         Eine Person X fragt bei der Naturwacht oder der GSG-
  chen Rahmenplan (laufend) eingereicht. Der GSG-Lei-         Verwaltung nach Möglichkeiten zur ehrenamtlichen Mit-
  ter zeichnet den FRP.                                       arbeit an.

  Ausschreibung                                               Bewerbungsbogen
  Anschließend wird die Stellenbeschreibung veröffent-        Die Person X erhält Informationen zur Mitarbeit in der
  licht (Einsatzstellenkatalog) bzw. an Freiwilligenagen-     Naturwacht und einen Bewerbungsbogen (siehe S. 40).
  turen weitergereicht. Die Ausschreibung obliegt dem
  NSF, sollte aber durch die Öffentlichkeitsarbeit des GSG    Prüfung/Stellenbeschreibung
  nach Kräften unterstützt werden.                            Fachbetreuer Naturwacht (GSG) und Gebietsleiter Natur-
                                                              wacht (NSF) schätzen das Einsatzprofil und die Inter-
  Bewerbung                                                   essen des Bewerbers ein und vermitteln ihm entweder
  Bewerber, die nach Einschätzung des Gebietsleiters          eine bestehende Einsatzstelle, entwickeln eine neue
  Naturwacht (NSF) geeignet sind, werden der GSG-             Stellenbeschreibung oder lehnen die Bewerbung ab.
  Verwaltung namentlich zur Kenntnis gegeben und auf
  Wunsch dem Fachbetreuer Naturwacht (GSG) vorge-             Aufnahme in „Fachliche Rahmenpläne“ (FRP),
  stellt. Werden von Seiten der GSG-Verwaltung Beden-         Vereinbarung,
  ken an der Eignung der Person geäußert, so sind diese       Einsatz,
  zu prüfen.                                                  Qualifizierung,
                                                              Dokumentation,
  Vereinbarung                                                werden wie bei A gehandhabt.
  Anschließend wird eine schriftliche Vereinbarung zwi-
  schen dem Freiwilligen und dem NaturSchutzFonds             C. Einmaliger Einsatz
  geschlossen (siehe S. 41). Hierüber werden Haftung,
  Versicherung und ggf. Aufwandsentschädigungen ge-           Bedarfsanalyse/Anfrage eines Freiwilligen
  regelt.                                                     wie A bzw. B

  Einsatz                                                     Maßnahme-/Stellenbeschreibung
  Der Einsatz vor Ort wird von der Naturwacht koordiniert     wie A bzw. B
  und beaufsichtigt. Die Naturwachtmitarbeiter sind dem
  Freiwilligen entsprechend der Vereinbarung weisungs-        Aufnahme in „Fachliche Rahmenpläne“ (FRP)
  befugt.                                                     wie A bzw. B

  Qualifizierung                                              evtl. Ausschreibung/Bewerbung
  Die Freiwilligen sollten in geeignete Qualifizierungsmaß-   wie A
  nahmen der Naturwacht eingebunden werden. Dies gilt
  auch für Angebote, die der Naturwacht von den GSG           Einsatz
  oder vom Landesumweltamt gemacht werden. Über               wie A bzw. B
  geeignete Angebote werden die Freiwilligen durch den
  Gebietsleiter Naturwacht informiert.                        Qualifizierung
                                                              Die Qualifizierung für einmalige Einsätze von Freiwilli-
  Dokumentation                                               gen beschränkt sich auf notwendige Einweisungen und
  Der Einsatz der Freiwilligen wird vom Gebietsleiter         Arbeitsschutzbelehrungen.
  Naturwacht (NSF) dokumentiert. Leistungen, Probleme,
  Feedback der Freiwilligen etc. werden aufgestellt. Ein      Dokumentation
  Bericht geht jährlich an die GSG-Verwaltung.                Wie A bzw. B

10   Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten
Naturwachtmitarbeiter als Freiwilligenkoordinatoren

Freiwilligenkoordinator:                       Was sind die Aufgaben von Freiwilligenkoordinatoren?
eine neue Rolle im Natur-
schutz                                         • die Einschätzung des Bedarfs einer Organisation an freiwilligen
                                                 Mitarbeitern
                                               • die konzeptionelle Planung der Freiwilligenarbeit in der Organisation
„Freiwilligenmanager“, „Freiwilligenkoor-      • die Entwicklung von konkreten Einsatzstellen für Freiwillige
dinator“ – eine Funktion, die sich lang-       • die Werbung und Gewinnung von Freiwilligen
sam aus einem neuen Aufgabengebiet             • die Durchführung von Vorstellungsgesprächen und „matching”
von Non-Profit-Organisationen heraus-            (d. h. Suche nach passenden Aufgaben für einzelne Freiwillige)
kristallisiert. Trotz der dynamischen Ent-     • die Orientierung, Einführung und Qualifizierung der Freiwilligen
wicklung dieser Funktion werden in             • die Unterstützung, Begleitung und Motivation der Freiwilligen
Deutschland seit einigen Jahren die Auf-       • die Entwicklung von Anerkennungsmaßnahmen für Freiwillige
gaben, die das Koordinieren von frei-          • die Qualitätssicherung und Evaluation des Freiwilligen-Managements
willigen Tätigkeiten und die Betreuung           in der Organisation
von ehrenamtlichen Mitarbeitern umfas-
sen, zunehmend klarer definiert. Die
allgemeinen Aufgaben eines Freiwilli-
                                                                                          vgl. BIEDERMANN 1998, KEGEL 2002
genkoordinators lassen sich aus den
verschiedenen Facetten des „Freiwilli-       Qualifizierung der
gen-Managements” ableiten (siehe S. 6).
                                             Freiwilligenkoordinatoren
Damit das Tätigkeitsgebiet der Frei-
willigenkoordinatoren an die jeweiligen
Rahmenbedingungen und Ziele der Or-          Die Qualifizierung von Freiwilligenkoordi-
ganisation angepasst und darauf abge-        natoren stellte ein zentrales Element im
stimmt ist, müssen die Aufgaben der          „Vorbereitenden Projekt zur Integration
Freiwilligenkoordinatoren zudem organi-      von Freiwilligen in die Arbeit der Natur-
sationsspezifisch konkretisiert werden.      wacht Brandenburg“ dar. Die Arbeit
Durch folgende Maßnahmen wurde die           von verantwortlichen Hauptamtlichen mit
Rolle der Freiwilligenkoordinatoren in der   fundiertem Wissen über ihre Aufgaben
Naturwacht „maßgeschneidert“ definiert       als Freiwilligenkoordinatoren ist in der
und in der Organisation verankert:           Umsetzung des Freiwilligenprogramms
                                             ausschlaggebend für seine Qualität.
• Benennung eines Freiwilligenkoor-
  dinators je Großschutzgebiet,              Ziele der Qualifizierung
• Einbeziehung von Freiwilligenkoor-         Ziele der Qualifizierung waren:
  dinatoren und weiteren Naturwacht-         • die Schulung von je einem haupt-
  mitarbeitern in die Planung des Frei-         amtlichen Naturwachtmitarbeiter in
  willigenprogramms sowie in die De-            allen Brandenburger Großschutzge-
  finition der Rolle „Freiwilligenkoor-         bieten zum Freiwilligenkoordinator,
  dinator“ im Rahmen von zwei Work-          • der Aufbau einer Basis für den qua-
  shops (2002) und der Qualifizierung           lifizierten Umgang mit zukünftigen
  der Freiwilligenkoordinatoren (2003),         Freiwilligen,
• Konkretisierung der Aufgaben von           • die Einbeziehung von hauptamtlichen
  „Freiwilligenkoordinatoren“ durch Er-         Naturwachtmitarbeitern in die kon-
  arbeitung der Vorlage „Struktur, Zu-          zeptionelle Entwicklung des Freiwilli-
  ständigkeiten und Ablaufschema zur            genprogramms,
  Integration von Freiwilligen der Natur-    • die Planung und Vorbereitung von
  wacht Brandenburg“ (siehe S. 9).              konkreten Entwicklungs- und Umset-
                                                zungsvorhaben zur Integration von
                                                Freiwilligen.

                                                                                           Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten
                                                                                                                                           11
Naturwachtmitarbeiter als Freiwilligenkoordinatoren

                                                           DozentInnen/ModeratorInnen                      1. Grundlagen des Freiwilligen-Ma-
                                                           Die Qualifizierung wurde durchgeführt              nagements
                                                           von
                                                           • Thomas Kegel 5 , Akademie für Ehren-          2. Bestimmung geeigneter Tätigkeits-
                                                              amtlichkeit Deutschland (fjs e.V.),             felder für Freiwillige (siehe Abb. 5)
                                                           • Carola Reifenhäuser6, Akademie für
                                                              Ehrenamtlichkeit Deutschland (fjs e.V.),     3. Entwicklung von Einsatzstellen für
                                                           • Anne Schierenberg, EUROPARC                      Freiwillige (siehe Abb. 6)
                                                              Deutschland.
                                                                                                           4. Ressourcenplanung (Vorbereitungs-
                                                           Abschluss                                          und Betreuungszeit von Hauptamt-
                                                           Die Teilnehmer erhielten das Zertifikat            lichen, Kosten)
                                                           „Freiwilligenkoordinator-Basiskompe-
                                                           tenz Freiwilligen-Management“ der Aka-          5. Rahmenbedingungen für den Ein-
                                                           demie für Ehrenamtlichkeit Deutschland.            satz von Freiwilligen (Definition „Frei-
                                                                                                              willige der Naturwacht“, schriftliche
                                                           Ablauf der Qualifizierung                          Vereinbarung Naturwacht/Freiwillige,
                                                           Die modular aufeinander aufbauenden                Versicherung, Aufwandsentschädi-
                                                           Qualifizierungsveranstaltungen mit Work-           gungen)
                                                           shopcharakter umfassten
                                                           • einen Startworkshop (2-tägig),                6. Werbung und Gewinnung von Frei-
                                                           • einen Vertiefungsworkshop (2-tägig),             willigen (siehe Abb. 7)
                                                           • einen Abschlussworkshop (1-tägig).
                                                                                                           7. Erstgespräch mit Freiwilligen (siehe
                                                           Methoden                                           Abb. 8)
                                                           Der Workshopcharakter der Qualifizie-
                                                           rung wurde durch folgende Schulungs-            8. Umgang mit schwierigen und unge-
                                                           methoden erzielt:                                  eigneten Bewerbern
                                                           • Impuls- und Medien gestützte Kurz-
                                                              vorträge,                                    9. Begleitung/Betreuung von Freiwilli-
                                                           • angeleitete und moderierte Plenum-,              gen (siehe Abb. 9)
                                                              Gruppen- und Einzelarbeit in Form
                                                              von Diskussionen, Bearbeitung von            10. Führungsstile (siehe Bild S. 14)
                                                              Fallbeispielen, „Blitzlicht“, Selbstrefle-
                                                              xion, Feedback,                              11. Qualifizierung von Freiwilligen
                                                           • Ausgabe von Arbeitsmaterialien für
                                                              die Praxis (Checklisten etc.).               12. Motivation von Freiwilligen (Motiva-
                                                                                                               tion durch Anerkennung, Motivation
                                                           Inhalte                                             durch Partizipation (siehe Abb. 10))
                                                           Die Qualifizierung für zukünftige Frei-
                                                           willigenkoordinatoren der Naturwacht            13. Integration von speziellen Zielgrup-
                                                           wurde inhaltlich mit dem Ziel kon-                  pen (Zielgruppe Jugendliche)
                                                           zipiert, praxisnahe und umsetzungs-
                                                           relevante Themen zu vermitteln. Aus             14. Evaluation der Freiwilligenarbeit und
5
                                                           der Verknüpfung von (institutionsun-                Qualitätssicherung (siehe Abb. 11)
 Dipl.-Pädagoge/Kommunikationswirt, Projektleiter der
Akademie für Ehrenamtlichkeit Deutschland, Referent im     abh ä ngigem) Basiswissen für Freiwil-
Ausbildungsteam „Freiwilligen-Management ®“                ligenkoordinatoren mit den Anliegen
6
  Dipl.-Sozialpädagogin/Dipl.-Pädagogin, Bildungsrefe-
                                                           und Erfahrungen der Teilnehmer ent-
rentin in der Akademie für Ehrenamtlichkeit Deutschland,   stand eine speziell auf die Naturwacht
selbständig tätig als Trainerin mit den Schwerpunkten
Teamentwicklung, Führung, Zielvereinbarung, Modera-
                                                           zugeschnittene Weiterbildung mit fol-
tion von Gruppen, Vereins- und Freiwilligen-Management     genden Inhalten:

12   Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten
Naturwachtmitarbeiter als Freiwilligenkoordinatoren

                                                                                                 Abb. 5: Bestimmung geeigneter Tätigkeitsfelder
Tätigkeitsfeld                Attraktivität für Freiwillige    Bedarf der Naturwacht          für Freiwillige, Arbeitsergebnisse: Beispiel Öffent-
                                                                                              lichkeitsarbeit
Öffentlichkeitsarbeit         •     Arbeit/Umgang mit          •    Unterstützung bei
                                    Menschen                        stetig steigenden
(Umweltbildung,               •     selbständiges Arbeiten          Anforderungen
Führungen, Betreuung          •     Wissen/Erlerntes           •    mehr Angebote für
von Besucherzentren)                weitergeben                     immer mehr Besucher
                              •     Spiel und Spaß                  notwendig
                              •     Natur erleben              •    Angebote aufgrund
                                                                    zunehmendem Wissens-
                                                                    drang und Interesse an
                                                                    Natur notwendig

                                                                                                 Abb. 6: Struktur Einsatzstellenbeschreibung
Einsatzstellen für Freiwillige                                                                für Freiwillige

Bezeichnung der Tätigkeit

Beschreibung der Tätigkeit

Einsatzort

Anzahl benötigter Freiwilliger

Zeitaufwand: Einsatzzeiten, Einsatzdauer (ca. Std./Woche bzw. Monat)

geforderte Kenntnisse/Fähigkeiten/Eigenschaften/Interessen

evtl. Altersbeschränkungen

Qualifizierungsangebote (Inhalte, Formen, Ort)

erforderliche Einführungs-, Betreuungszeit

von Freiwilligen geforderte Ausrüstung

von der Naturwacht zu stellende/s Ausrüstung/Material

evtl. Angaben zur kostenlosen Unterkunft

Anmerkungen

                                                                                                Abb. 7: Werbung/Gewinnung von Freiwilligen,
Was?                      Infoveranstaltung „Baumhochzeit“                                    Arbeitsergebnisse: Beispiel Infoveranstaltung
                          (Patenschaften für Streuobstwiese)

Wo?                       Dorfschänke/Vereinsraum

Wann?                     Freitag, den 12.10. (Herbst), 20.00 Uhr

Zielgruppe                vorrangig Einheimische von 10–99 J.

Inhalt/Ablauf             •      Begrüßung in Dienstbekleidung
                          •      Einführung mit Dias: Bedeutung von Streuobstwiesen
                          •      Verkostung mit Fachmann für Obst
                          •      Vorstellung des Objektes, historische Bilder
                          •      Vorstellung des Projektes: Altbaumpflege, Neupflanzung
                          •      Werbung um Mithilfe, Patenschaften

Medien                    •      Dia-Projektor
Personen                  •      Hauptamtlicher und Fachmann
Zeit                      •      ca. 1,5 Std. + 0,5 Std. Diskussion oder Fragen, Anregungen

                                                                                                  Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten
                                                                                                                                                  13
Naturwachtmitarbeiter als Freiwilligenkoordinatoren

  Abb. 8: Aspekte/Themen des Erstgesprächs,
Arbeitsergebnisse
                                                     Aspekte/Themen des Erstgesprächs:

                                                     •    Kurzvorstellung des Großschutzgebietes
                                                     •    persönliche Interessen der Freiwilligen
                                                     •    Einstellung zum Engagement/zur Naturwacht
                                                     •    Zuverlässigkeit
                                                     •    soziale Kompetenzen
                                                     •    Qualifikationen/Erfahrungen
                                                     •    Umfang der „Zeitspende“
                                                     •    Mobilität
                                                     •    passt Freiwilliger zu uns? (Eignung)
                                                     •    Versicherung
                                                     •    Fahrtkosten/Aufwandsentschädigung

  Abb. 9: Begleitung/Betreuung von Freiwilligen,
Arbeitsergebnisse: Beispiel „der Super-Freiwilli-            Fachwissen                               Vorbild-Wirkung
genbetreuer“
                                                             - Naturwacht
                                                             - Freiwilligenarbeit                         von seiner Aufgabe überzeugt

                                                         Führungskraft                                     sorgt für offenes Klima (in Bezug auf
                                                                                                           Freiwillige) unter den Kollegen, im Team
                                                          kompetent im Umgang
                                                          mit Menschen                                          ist motiviert – kann motivieren

                                                                                                                „Schrittmacher“
                                                     Durchsetzungsvermögen

                                                                                                                 körperlich fit
                                                     stärkt Freiwilligen den Rücken

                                                                                                                  kooperativ
                                                         Organisationstalent

                                                                   flexibel                                aufmerksam – wie geht´s den Kollegen?
                                                                                                           (Ehren- und Hauptamtliche)
                                                          aufgeschlossen

                                                                              hat ganz viel Zeit, Geduld, gute Laune...

  Experimentieren mit Führungsstilen, Vertiefungs-
workshop für Freiwilligenkoordinatoren der Natur-
wacht Brandenburg (Juli 2003)

14   Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten
Naturwachtmitarbeiter als Freiwilligenkoordinatoren

                                                                                               Abb. 10: Motivation von Freiwilligen durch Parti-
Partizipationspole – Grad der Partizipation                                                 zipation, Arbeitsergebnisse: Beispiel Partizipations-
                                                                                            pole
                                                                           selbstständig/
mitmachen                   mitbestimmen                        selbst bestimmt arbeiten

                                                                                              Abb. 11: Evaluation der Freiwilligenarbeit,
                                                                                            Arbeitsergebnisse
 Warum evaluieren wir Freiwilligenarbeit?

 •   Unterstützung des Projektfortschritts (stetige Verbesserung)
 •   Grundlage für Öffentlichkeits-/Lobbyarbeit
 •   Dokumentation der Arbeit ist Anerkennung für Freiwillige
 •   Anregung für „Freiwilligen-Karrieren“
 •   Nachweis: Geld ist gut angelegt

 Was evaluieren wir?

 • Anzahl der Freiwilligen
 • zeitlicher Umfang der freiwilligen Tätigkeiten
 • Ergebnisse der freiwilligen Tätigkeit
   (z.B. Größe bearbeiteter Fläche, Länge kontrollierter Krötenzäune etc.)
 • zeitlicher Umfang des Betreuungsaufwandes
 • Herkunft der Freiwilligen
 • Motivation der Freiwilligen
 • Erfolg von Werbemaßnahmen
 • Fluktuation von Freiwilligen
 • Presseresonanz
 • Kontakte zu Multiplikatoren (z. B. Freiwilligenagenturen)

 Wie evaluieren wir?

 •   Jahresbericht
 •   Fragebögen für Freiwillige
 •   Zeiterfassung der Hauptamtlichen
 •   persönliche Gespräche
 •   jährliche Auswertungs-Veranstaltung
 •   Sammlung Presseecho

                                                                                               Teilnehmer der Qualifizierung „Freiwilligenkoor-
                                                                                            dinatoren der Naturwacht“ (von links nach rechts)
                                                                                            hinten: J. Herper, I. Tschiesche, T. Mertke;
                                                                                            vorne: T. Spitz, H.-J. Jurk, I. Höhne, D. Krone,
                                                                                            R. Hegewald, R. Haferland, S. Clausner, R. Klinger,
                                                                                            A. Wichmann, K. Mielsch (verdeckt), U. Schneider,
                                                                                            R. Meyer, T. Kegel (Dozent), C. Reifenhäuser
                                                                                            (Dozentin)

                                                                                                Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten
                                                                                                                                                15
Gezeigt wie! Freiwillige der Naturwacht und Qualifizierung

                                                                                                    Damit war gewährleistet, dass die Inter-
                                                       Qualifizierung von Freiwil-                  essen möglichst aller Beteiligten in der
                                                       ligen: ein Spiel mit zwei                    Konzipierung der Qualifizierungsange-
                                                       Gewinnern                                    bote berücksichtigt wurden.

                                                                                                    Der erste Gewinner:
                                                       Im Rahmen des „Vorbereitenden Pro-           die Einsatzstelle/-organisation
                                                       jektes zur Integration von Freiwilligen in   Ehrenamtliches Engagement erfordert
                                                       die Arbeit der Naturwacht Brandenburg“       von den Freiwilligen i.d.R. eine gewisse
                                                       konstituierte sich eine Projekt beglei-      Qualifikation. Das bedeutet, abhängig
                                                       tende Arbeitsgruppe mit dem Auftrag,         von der konkreten Einsatzstelle eines
                                                       Qualifizierungsangebote für Freiwillige      Freiwilligen müssen bestimmte fachli-
                                                       der Naturwacht zu entwickeln. In der         che Kenntnisse und Fertigkeiten voraus-
                                                       Projekt begleitenden Arbeitsgruppe           gesetzt bzw. erworben werden. Damit
                                                       waren Vertreter aller für das geplante       können der effektive Einsatz von Frei-
                                                       Freiwilligenprogramm der Naturwacht          willigen gewährleistet und Konflikte auf-
                                                       relevanten Gruppen vertreten (siehe          grund von fehlender Eignung weitest-
   Abb. 12: Zusammensetzung der Projekt beglei-        Abb. 12).                                    gehend ausgeschlossen werden.
tenden Arbeitsgruppe                                                                                Häufig bringen Freiwillige schon be-
                                                                                                    stimmte Qualifikationen und Fertigkei-
                                                                                                    ten mit. Um die eventuell verbleibende
                                                        Naturwacht Brandenburg                      Lücke zwischen Anforderungen der
          zukünftige Freiwillige                        (Modellgebiete, Zentrale)
                                                                                                    Tätigkeit und vorhandener Qualifikation
                                                                                                    zu schließen, sind Qualifizierungsan-
                                                                                                    gebote für Freiwillige notwendig. Nicht
                                               AG                                                   zuletzt fördern Qualifizierungen die
                                                           Schutzgebietsverwaltung – LAGS           Identifikation eines Freiwilligen mit sei-
     Europarc Deutschland
                                                           (Modellgebiete)
                                                                                                    ner Einsatzstelle/-organisation – ein
                                                                                                    unschätzbarer Wert für die Zusammen-
                                Akademie für Ehrenamtlichkeit
                                                                                                    arbeit aller Mitarbeiter und die Außen-
                                Deutschland
                                                                                                    wirkung einer Organisation.

   Mitglieder der Projekt begleitenden Arbeitsgruppe
(von links nach rechts): I. Höhne, J. Pietschmann,
U. Schneider, A. Schütte, A. Schierenberg,
J. Herper, J. Brockmann, A. Tscherniak, B. Blahy,
abwesend: T. Kegel, U. Walter, M. Hape

16   Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten
Gezeigt wie! Freiwillige der Naturwacht und Qualifizierung

Der zweite Gewinner:
die Freiwilligen                               Warum Freiwillige der Naturwacht qualifizieren?
Die Qualifizierung von Freiwilligen ist
jedoch nicht nur im Interesse eines Trä-       • qualitativ hochwertige (ehrenamtliche) Arbeit der Naturwacht gewährleisten
gers ehrenamtlicher Tätigkeiten, son-          • Identifikation der Freiwilligen mit der Naturwacht fördern
dern entspricht auch dem Wunsch vieler         • Freiwilligen Orientierung geben (Einführungsveranstaltung) = Sicherheit:
Freiwilliger: Freiwillige erwarten häufig,       „das will ich machen!“ bzw. „passt doch nicht zu mir“
im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Tätig-          • Freiwillige unterstützen, ihre Position und Tätigkeit im Gesamtzusammen-
keit Fähigkeiten entwickeln und eigene           hang der Organisation zu erkennen
Kenntnisse und Erfahrungen erweitern           • Attraktivität der Engagementangebote für fachlich Interessierte steigern
zu können. In diesem Zusammenhang              • Freiwillige für Engagement honorieren, motivieren
kann ehrenamtliches Engagement wich-           • „Freiwilligen-Karrieren“ anbieten (Qualifizierung für zunehmend anspruchs-
tige Impulse für die Persönlichkeitsent-         volle Tätigkeiten)
wicklung auslösen. Es kann Gelegenheit
geben, soziale Kompetenzen zu schu-
len und den Erwerb von Fachkompe-
tenzen und eine praktische Ausbildung        Dabei ist zu bedenken, dass neben der
(Methoden/Fähigkeiten) ermöglichen.          ehrenamtlichen Tätigkeit selber auch
Zu Beginn einer Tätigkeit unterstützen       die Teilnahme an Qualifizierungen eine
Qualifizierungsangebote bspw. in Form        „Spende“ von Freiwilligen ist, die sie von
von Info- und Einführungsveranstaltun-       ihrer (begrenzten) freien Zeit geben.
gen die Freiwilligen dabei, ihre Position
und Tätigkeit im Gesamtzusammenhang          Entwicklung von exemplarischen
der Organisation zu erkennen und ihre        Qualifizierungsangeboten
Eignung und das tatsächliche Interesse       Durch die Projekt begleitende Arbeits-
an einem ehrenamtlichen Engagement           gruppe wurden mögliche Inhalte sowie
zu überprüfen.                               Formen und Methoden von Qualifi-
                                             zierungen Freiwilliger der Naturwacht
Qualifizierungen als Stufen einer            bestimmt und darauf aufbauend bei-
„Freiwilligen-Karriere“                      spielhaft Qualifizierungsangebote für
Als Qualitätsanforderung an Organi-          konkrete Einsatzstellen entwickelt. Die
sationen, die Freiwillige in ihre Arbeit     Arbeitsergebnisse beziehen sich neben
einbeziehen, gilt, ehrenamtlichen Mitar-     einer allgemeinen Einführung von Frei-
beitern eine „Freiwilligen-Karriere“ an-     willigen auf die fünf Tätigkeitsfelder der
zubieten (siehe S. 47).                      Naturwacht, die sich laut Umfrage am
Unter „Freiwilligen-Karriere“ wird ein       meisten für den (vermehrten) Einsatz
System verstanden, in dem Freiwilligen       von Freiwilligen anbieten (siehe S. 7).
Aufstiegsmöglichkeiten angeboten wer-        Diese sind
den, die ihnen zunehmende Verantwor-         1. der praktische Arten- und Biotop-
tung und Mitspracherechte einräumen             schutz,
(vgl. KEGEL 2002, 99).                       2. Monitoring,
Qualifizierungsangebote stellen in die-      3. die Betreuung von Besucherzentren,
sem Zusammenhang eine wichtige               4. Führungen/Vorträge und
Voraussetzung dafür dar, Freiwilligen        5. Kinder-/Jugendarbeit.
fachlich zunehmend anspruchsvolle
Tätigkeiten übergeben zu können und          Nachfolgende Beispiele für Qualifizie-
ihren „Aufstieg“ somit zu fördern.           rungsangebote wurden für fiktive Frei-
                                             willige erarbeitet. Im Einzelfall müssen
Je nach Tätigkeit eines Freiwilligen ist     vorhandene Kenntnisse und Fertigkeiten
seine Qualifizierung ein schmaler Grat       der Freiwilligen berücksichtigt werden.
zwischen Pflicht und Freiwilligkeit.

                                                                                          Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten
                                                                                                                                          17
Gezeigt wie! Freiwillige der Naturwacht und Qualifizierung

                                                                                                   arbeiter im jeweiligen Großschutz-
                                                     Qualifizierungsangebote:                      gebiet/Stützpunkt
                                                     Inhalte                                     • Nutzen und Chancen des freiwilligen
                                                                                                   Engagements für Freiwillige und Natur-
                                                                                                   wacht
                                                     Von Qualifizierungsangeboten für Frei-      • Rahmenbedingungen für freiwillige
                                                     willige der Naturwacht ist gefordert,         Tätigkeiten bei der Naturwacht
                                                     dass sie sowohl Wissen, d. h. theo-           (Aufbau des Freiwilligenprogramms,
                                                     retische Informationen und Kenntnisse         Rechte und Pflichten der Freiwilligen)
                                                     vermitteln als auch die praktischen
                                                     Fähigkeiten und Fertigkeiten der Freiwil-   1. Tätigkeitsfeld praktischer Arten-
                                                     ligen fördern.                              und Biotopschutz
                                                                                                 Biologie/Ökologie, z. B.:
                                                                                                 • Ziele von Arten- und Biotopschutz-
  Was einem Freiwilligen vermitteln?                                                                maßnahmen/pflegenden Eingriffen
                                                                                                 • Artenkenntnisse (gebietsspezifisch)
  Themenfelder:
  • Basisinformationen über Großschutzgebiete, Naturwacht,                                       Technik/Methoden, z. B.:
    Freiwilligenprogramm                                                                         • Schutz-, Pflege-, Entwicklungsmaß-
  • Biologie/Ökologie                                                                              nahmen im Jahresverlauf, bspw.
  • Technik/Methoden                                                                               Nisthilfen, Nachpflanzungen, Horst-
  • Rechtliche Bestimmungen/Verhalten im Gelände                                                   wache, Gewässerrückbau, Anlage
  • Tourismus                                                                                      von Biotopen
  • Umgang mit der Öffentlichkeit                                                                • Umgang mit technischen Geräten/
  • Pädagogik                                                                                      Arbeitsschutz
  • Sonstiges
                                                                                                 Rechtliche Bestimmungen/Verhalten im
                                                                                                 Gelände, z. B.:
                                                     Die Notwendigkeit, aus relevanten           • Schutzbestimmungen
                                                     Themenfeldern vertiefende Qualifizie-       • Störungsarmes Verhalten in der Land-
                                                     rungsmöglichkeiten anzubieten, ist ab-        schaft
                                                     hängig vom jeweiligen Tätigkeitsfeld
                                                     eines Freiwilligen.                         Sonstiges, z. B.:
                                                                                                 • Erste-Hilfe
                                                     Im Folgenden werden Beispiele für
                                                     inhaltliche Schwerpunkte von Qualifizie-    2. Tätigkeitsfeld Monitoring
                                                     rungsangeboten für verschiedene Tätig-      Biologie/Ökologie, z. B.:
                                                     keitsfelder aufgeführt.                     • spezielle Artenkenntnisse, bspw. Pflan-
                                                                                                    zen, Vögel, Säugetiere
                                                     0. Allgemein/Einführung                     • spezielle Gebietskenntnisse
                                                     Basisinformationen über Großschutz-
                                                     gebiete, Naturwacht Brandenburg, Frei-      Technik/Methoden, z. B.:
                                                     willigenprogramm, z. B.:                    • Kartieren
                                                     • Basiswissen über Großschutzgebiete        • Gebietsbeobachtung, -kontrolle,
                                                        in Brandenburg                             -bewertung
                                                     • Basiswissen über spezielles Groß-         • PC-Programme für Datenerfassung
                                                        schutzgebiet, in dem sich ein Freiwil-     und -aufbereitung
                                                        liger engagieren möchte
                                                     • Basiswissen über Naturwacht (Ziele,       Rechtliche Bestimmungen/ Verhalten im
                                                        Geschichte, Tätigkeiten)                 Gelände, z. B.:
                                                     • Kennenlernen der Naturwachtmit-           • Schutzbestimmungen

18   Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten
Gezeigt wie! Freiwillige der Naturwacht und Qualifizierung

• Störungsarmes Verhalten in der Land-      Umgang mit der Öffentlichkeit/
  schaft                                    Kommunikation, z. B.:
                                            • Umgang mit Menschen
Sonstiges, z. B.:                           • Grundlagen der Kommunikation (Ge-
• Ziele von Monitoring, Einbindung in         sprächsführung, Umgang mit Kon-
  Forschungsvorhaben                          flikten)
                                            • Planung/Durchführung von Vorträgen,
3. Tätigkeitsfeld Betreuung von Be-           Führungen
sucherinformationszentren (BIZ)
Biologie/Ökologie, z. B.:                   Rechtliche Bestimmungen/Verhalten im
• spezielle Gebietskenntnisse (Land-        Gelände, z. B.:
   schafts- und Kulturgeschichte)           • Schutzbestimmungen
• spezielle Artenkenntnisse, z. B. Weiß-    • Störungsarmes Verhalten in der Land-
   störche/Weißstorchkolonie Rühstädt         schaft

Tourismus, z. B.:                           Sonstiges, z. B.:
• regionale Sehenswürdigkeiten              • Mitwirkungsmöglichkeiten bei „Lust
• Empfehlungen Wander-, Radrouten             auf NaTour“-Programm der LAGS/
• kulturelle Angebote                         Vortragsreihen
• Ausstellung des BIZ
                                            5. Tätigkeitsfeld Kinder-/
Umgang mit der Öffentlichkeit/Kom-          Jugendarbeit
munikation, z. B.:                          Pädagogik, z. B.:
• Öffentlichkeitsarbeit                     • pädagogische Grundkenntnisse
• Gastgebermentalität/                      • Erregung kindlicher Neugier
  Service-Gedanke                           • Motivationsförderung
• positive Besucheransprache
• Corporate Identity                        Methodik, z. B.:
• Veranstaltungsdurchführung                • Durchführung (Naturerlebnis-) Spiele
• Betreuung der Verkaufstheke (Kasse)       • Interpretation (Philosophie und
• Besucherberatung                            Methodik)
• Beschwerdemanagement                      • Planung, Durchführung von Projekten
• Führung durch die Ausstellung                                                      Naturerlebnis-Angebot für Kinder

Rechtliche Bestimmungen/Verhalten im
Gelände, z. B.:
• Schutzbestimmungen

Sonstiges, z. B.:
• Kenntnis der vorliegenden Infomate-
  rialien
• Kenntnis möglicher Ansprechpartner
  für spezielle Anfragen

4. Tätigkeitsfeld Führungen/
Vorträge
Biologie/Ökologie, z. B.:
• spezielle Gebietskenntnisse (Land-
   schafts- und Kulturgeschichte)
• spezielle Artenkenntnisse, bspw. Vögel,
   Blütenpflanzen

                                                                                      Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten
                                                                                                                                      19
Gezeigt wie! Freiwillige der Naturwacht und Qualifizierung

                                                                                                              • konkrete Freiwilligen-Projekte und Be-
                                                                Qualifizierungsangebote:                         deutung der ehrenamtlichen Arbeit
                                                                Formen und Methoden                           • die Rolle der Freiwilligen
                                                                                                              Verteilt werden sollten
                                                                                                              • ein Infopaket (Infomaterial über das
                                                                Die Qualifizierung von Freiwilligen findet       Großschutzgebiet, Rechte/Pflichten/
                                                                häufig informell statt. Sinnvoll ist jedoch      Versicherung der Freiwilligen)
                                                                auch eine formelle Weiterbildung. Aus         • der Einsatzstellenkatalog des Gebietes
                                                                Kostengründen wird diese zunächst vor            (Beschreibung aller Freiwilligen-Ein-
                                                                allem durch die Naturwacht selbst ange-          satzstellen)
                                                                boten. Mit Rücksicht auf die Vorlieben        • eine Sonderausgabe der „Naturwacht
                                                                und Interessen vieler Freiwilliger sollten       intern“ (Mitarbeiterzeitung)
                                                                bei der Konzipierung von Qualifizierungs-     • ein „GSG-Wörterbuch“ (Begriffe rund
    Wie einen Freiwilligen                                      angeboten im Hinblick auf Qualifizie-            um das Thema „Großschutzgebiete“
    qualifizieren?                                              rungsformen und -methoden folgende               mit Erläuterungen)
                                                                Kriterien berücksichtigt werden:              • eine Adressenliste der Naturwacht
    Freiwillige können etwas                                    • praktisch ausgelegte Qualifizierun-            (Freiwilligenkoordinatoren, Stützpunkt-
    1. präsentiert/erzählt bekommen                                 gen sollten bevorzugt, theoretische          Adressen)
    2. „vor Ort“ anschauen,                                         Fortbildungen anwendungsbezogen           Folgetermine (siehe „Vor-Ort“-Veranstal-
       persönlich kennen lernen,                                    sein,                                     tungen) sollten genannt werden
       „mitmachen“                                              • Methoden lassen sich gemeinsam mit
    3. (nach-)lesen                                                 Freiwilligen bestimmen (Teilnehmer-       B) „Vor Ort“-Veranstaltungen:
                                                                    orientierung),                            • Exkursion (um Gebiet kennen zu ler-
                                                                • „niederschwellige“ Angebote (mit               nen), z. B. Radtour zu Besonderhei-
                                                                    „Aufbau-Angeboten“ für spezielle             ten des Gebietes, Naturwacht-Stütz-
                                                                    Tätigkeiten) erleichtern den Einstieg        punkten (um Mitarbeiter kennen zu
                                                                    und ermöglichen Freiwilligen-Kar-            lernen), zur Schutzgebietsverwaltung
                                                                    rieren (siehe S. 17),                     • Angebot, in unterschiedlichen Tätig-
                                                                • gemeinsame Qualifizierungen für                keiten der Naturwacht „mitzulaufen“
                                                                    Haupt- und Ehrenamtliche bauen               (um Spektrum der Naturwacht-Tätig-
                                                                    Barrieren ab,                                keiten kennen zu lernen)
                                                                • Qualifizierungsangebote in Gruppen          • Besuch benachbarter Großschutzge-
                                                                    entsprechen der Erwartung von Frei-          biete (um andere Schutzgebietskate-
                                                                    willigen, durch ehrenamtliches En-           gorien kennen zu lernen), Erläuterung
                                                                    gagement Kontakte knüpfen zu kön-            anderer Schutzgebietskategorien in
                                                                    nen.                                         Ausstellung, Exkursion o. ä.

                                                                Im Folgenden werden Beispiele für             C) Persönliches Gespräch mit dem Frei-
                                                                Formen und Methoden von Qualifizie-           willigenkoordinator:
                                                                rungsangeboten für verschiedene Tätig-        • Fragen klären
                                                                keitsfelder aufgeführt.                       • Vereinbarung unterzeichnen

                                                                0. Allgemein/Einführung                       Für Jugendliche:
                                                                A) Infoveranstaltung7: z.B. Diavortrag über   Wochenendcamp als kompakte Einfüh-
                                                                • das Großschutzgebiet (Besonder-             rung mit Praxis (hat Abenteuercharakter)
                                                                   heiten etc.)                               • kleiner Arbeitseinsatz
7
                                                                • das System der 15 Brandenburger             • Übungen zu verschiedenen Tätig-
  Eine offizielle Infoveranstaltung (A) bietet sich bei einer
größeren Anzahl von einzuführenden Freiwilligen an und             Großschutzgebiete                             keiten
bei Freiwilligen, die bislang noch keinen bzw. kaum Kon-        • die Geschichte/Tätigkeiten der Natur-       • möglich als gemeinsames Camp ver-
takt zur Naturwacht hatten.
Im Einzelfall ist evtl. eine „Vor-Ort“-Veranstaltung (B) im
                                                                   wacht und Erfolge der Schutzbe-               schiedener Großschutzgebiete (siehe
Vorfeld einer Infoveranstaltung sinnvoll.                          mühungen                                      Bild S. 21)

20    Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten
Gezeigt wie! Freiwillige der Naturwacht und Qualifizierung

1. Tätigkeitsfeld praktischer Arten-
und Biotopschutz (Bsp. Wiesenmahd)
• Teilnahme an thematischem Dia-
   vortrag oder öffentlicher Führung 8
• Vor-Ort-Begehung mit Erläuterung
   der Pflegenotwendigkeit zur Motivation
• praktische Einweisung in die einzel-
   nen Arbeitsabläufe Mahd, Schwaden
   und Beräumung
• praktische Einweisung in die Mäh-
   technik
• Arbeitsschutzbelehrung
                                            • Nutzung zusammengestellter Materi-           1. Brandenburger Junior-Ranger-Camp
                                                                                        (Lenzen/Elbe, September 2003)
2. Tätigkeitsfeld Monitoring 9                alien für Führungen
• „Mitlaufen“ (über längere Zeit) ist
   wichtigste Qualifizierungsmethode,       5. Tätigkeitsfeld Kinder-/
   während Mitarbeit an praktischen         Jugendarbeit
   Projekten in Tätigkeit „reinwachsen“     • Teilnahme an Seminar zum Thema
• ergänzend Theorie (inoffiziell, evtl.        Naturerlebnispädagogik
   auch in Form von Seminaren o. ä.) zu     • „Mitlaufen“, während Mitarbeit an
   Arten und Biotope, Besonderheiten           praktischen Projekten in Tätigkeit
   des Schutzgebietes, rechtliche Be-          „reinwachsen“
   stimmungen                               • Anwendungsworkshop für Naturer-
• Literaturempfehlungen, Angebot an            lebnisspiele (z. B. gegenseitige Er-
   Infomaterialien, Bibliotheksnutzung         probung und Erfahrung von Naturer-
   für Selbststudium                           lebnisspielen in einer Gruppe Frei-
                                               williger unter Leitung der Naturwacht)
3. Tätigkeitsfeld Betreuung von             • Erarbeitung Naturerlebnisprogramm/
Besucherinformationszentren                    Exkursionsführer als „Hausarbeit“ mit
• Teilnahme an Führungen                       praktischer Umsetzung im Anschluss
• während der Mitarbeit im Besucher-        • Auswertung des eigenen Programms
   informationszentrum in Tätigkeit            mit Naturwachtmitarbeiter/Feedback
   „reinwachsen“                            • Literaturempfehlungen, Angebot an
• Literaturempfehlungen, Angebot an            Infomaterialien, Bibliotheksnutzung
   Infomaterialien, Bibliotheksnutzung         für Selbststudium
   für Selbststudium
• Fragen-Ordner zum Nachschlagen            Offizielle Qualifizierungsangebote für
   (wichtigste Fragen, die von Besu-        Freiwillige (Seminare u. ä.) sind sowohl
   chern gestellt werden, mit Antworten     in Form von naturwachtinternen als
   thematisch geordnet)                     auch von externen Veranstaltungen ver-
Qualifizierung lässt sich in den Winter-    schiedenster (Bildungs-) Einrichtungen
monaten vorbereiten                         (siehe S. 23) denkbar.
                                            Zu den möglichen naturwachtinternen
4. Tätigkeitsfeld Führungen/                Veranstaltungen gehören Weiterbildun-
Vorträge                                    gen der Hauptamtlichen, in die Freiwil-
• Teilnahme an Führungen                    lige einbezogen werden.                     8
                                                                                          Reihenfolge Führung – praktischer Einsatz ist abhängig
• Planung/Realisierung von Führungen        Ebenso bieten sich Qualifizierungs-         von der Notwendigkeit bestimmter Pflegemaßnahmen an
                                                                                        festen Terminen
   unter „Beobachtung“ eines Erfahrenen     maßnahmen an, die von Spezialisten
                                                                                        9
• Literaturempfehlungen, Angebot an         unter den hauptamtlichen Naturwacht-           Umfang notwendiger Vorkenntnisse ist sehr unter-
                                                                                        schiedlich; Bsp. Bibermonitoring: Interesse an Erwerb
   Infomaterialien, Bibliotheksnutzung      mitarbeitern für Freiwillige durchgeführt   von Artenkenntnissen ist ausreichend, Bsp. Vogelmoni-
   für Selbststudium                        werden.                                     toring: relativ gute Artenkenntnisse sind notwendig

                                                                                             Freiwilliges Engagement in Großschutzgebieten
                                                                                                                                             21
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