Gleichstellungsaktionsplan - TU Darmstadt

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Gleichstellungsaktionsplan - TU Darmstadt
Gleichstellungsaktionsplan

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Inhalt   I.     Gleichstellung an der TU Darmstadt: Grundlagen und Rahmenbedingungen      4

         II.    Gleichstellungsziele der TU Darmstadt                                     5

                1. Durchgängige Gleichstellungsorientierung                               6

                  1.1 Ressourcen und Zuständigkeiten                                      8
                  1.2 TU-interne Richtlinien, Strategien und Prozesse                     9
                  1.3 Dezentrale Verantwortung durch finanzielle Anreize                 10
                  1.4 Verzahnung dezentraler und zentraler Strukturen                    11
                  1.5 Gleichstellungsexpertise im Querschnitt der Universität            12
                  1.6 Monitoring von Spezifika auf Fachbereichsebene                     13
                  1.7 Chancengleichheit und Gender-Diversity-Kompetenz                   13

                2. Steigerung des Anteils von Professorinnen                             14
                  2.1 Aktive Rekrutierung von Professorinnen                             16
                  2.2 Gleichstellungsorientierte Berufungsverfahren                      16
                  2.3 Das Gastprofessorinnen-Programm                                    17
                  2.4 Angebote für Professorinnen                                        18

                3. Gewinnen von Frauen für MINT-Fächer und wissenschaftliche Karrieren   18
                  3.1 Angebote für Schülerinnen und Studentinnen                         20
                  3.2 Angebote für Doktorandinnen und Postdoktorandinnen                 21

         III.   Angebote für weibliche Beschäftigte im wissenschaftsstützenden Bereich   23

         IV.    Vereinbarkeit von beruflichen und privaten Lebensbereichen               24

         V.     Fazit und Ausblick                                                       26

         Impressum 			                                                                   28

                                                                                          2
Liebe Hochschulmitglieder,

die TU Darmstadt ist ein Ort gelebter und gewollter Vielfalt. Für uns     tung von Studium und Lehre, der Entwicklung von Forschungsfra-
als Technische Universität ist ein zentrales Anliegen, insbesondere       gen, der Entwicklung von Prozessen, Strategien und Leitbildern, der
im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und            Planung und Durchführung von Veranstaltungen, Weiterbildungen,
Technik) den Frauenanteil zu steigern. Insgesamt beginnen zu we-          Arbeitsgruppentreffen, der Umsetzung von Presse- und Öffentlich-
nige Frauen ein Studium in diesen Fächern – trotz hervorragender          keitsarbeit, der Anwendung von Sprache.
Schulabschlüsse. Schauen wir uns die abnehmenden Frauenanteile            Wir alle können gender- und diversitätsreflexiv handeln und dazu bei-
je Qualifizierungsstufe an, wird deutlich, dass wir die Karriereent-      tragen, tradierte Vorannahmen zu Geschlechter- und Rollenbildern
wicklung von Wissenschaftlerinnen gezielt fördern müssen. Ins-            zu hinterfragen und aufzubrechen.
besondere nach der Promotion verlieren wir exzellent qualifizierte
Wissenschaftlerinnen für die Academia. Die TU Darmstadt hat in den        Bringen Sie sich ein und gestalten Sie aktiv mit uns die TU Darmstadt!
vergangenen Jahren eine Vielzahl von Gleichstellungsmaßnahmen
für die Karriereentwicklung von Wissenschaftlerinnen und Studen-          Die Präsidentin der Technischen Universität Darmstadt,
tinnen aufgebaut und weiterentwickelt.                                    Prof.‘in Dr. Tanja Brühl
Nachhaltige Gleichstellungsarbeit beinhaltet auch die Reflexion und
Veränderung von benachteiligenden Strukturen und kulturellen Prak-        Vizepräsident für Studium und Lehre sowie Diversität,
tiken. Wir alle sind aufgefordert, Gleichstellung tatsächlich zu ermög-   Prof. Heribert Warzecha
lichen, indem wir Geschlechterperspektiven und Chancengleichheit
auf allen Ebenen der Universität berücksichtigen: u.a. bei der Gestal-

                                                                                                                                              3
I. Gleichstellung an der TU Darmstadt:                                      ­bestehenden Strukturen und vermeintlichen Gesetzmäßigkeiten des
   Grundlagen und Rahmenbedingungen                                         Wissenschaftssystems bildet die Grundlage der Gleichstellungsar-
                                                                            beit der TU Darmstadt. Ziel von Gleichstellungsarbeit ist die Stärkung
Der Gleichstellungsaktionsplan stellt die Gleichstellungsstrategie,         einer wertschätzenden, respektvollen und diskriminierungsfreien
die daraus abgeleiteten Zielsetzungen und die damit verbundenen             Universitätskultur, die durch ihre Studierenden und Beschäftigten
Maßnahmen und Aktivitäten der TU Darmstadt dar. Damit ist der               gelebt, durch entsprechende Strukturen gestützt und durch Maßnah-
Anspruch verbunden, die Ausgangslage und Rahmenbedingun-                    men flankiert wird. An der TU Darmstadt liegt der Profilschwerpunkt
gen, die bestehenden zentralen Gleichstellungsmaßnahmen und                 auf den Ingenieur- und Naturwissenschaften. Wissenschaftlerinnen
Entwicklungspotenziale sowie Schwerpunkte der nächsten Jahre                und Studentinnen sind in diesen Fächern häufig stark unterreprä-
aufzuzeigen. Der Gleichstellungsaktionsplan richtet sich an alle            sentiert. Mit Blick auf die Bildungsabschlüsse von Frauen ist deren
Universitätsmitglieder und ist gleichermaßen für den internen und           Unterrepräsentanz ein nicht hinnehmbarer Potenzialverlust für die
externen Gebrauch gedacht. Er bildet den Abschluss eines mehrjähri-         Wissenschaft.
gen Begutachtungsprozesses, der in Verbindung mit der Bewerbung             Diesbezüglich nutzt die TU Darmstadt die Möglichkeiten des Profes­
der TU Darmstadt im Professorinnenprogramm des Bundes und der               sorinnenprogramms des Bundes und der Länder  um ihre Zielset-
Länder angestoßen wurde. Des Weiteren wurden auf europäischer               zungen voranzutreiben und finanziell auszustatten.Das Programm
Ebene relevante Standards und Empfehlungen für die Entwicklung              fördert die Gleichstellung von Frauen und Männern an Hochschulen
eines Gender Equality Plans berücksichtigt.                                 im Rahmen einer Doppelstrategie. Anschubfinanzierungen für mit
                                                                            Frauen besetzte Professuren werden mit strukturellen Veränderun-
Die TU Darmstadt fordert und fördert eine Forschungs,- Arbeits,-            gen und zielgruppenspezifischer Förderung von Studentinnen und
Lehr,- und Lernkultur, in der alle Universitätsmitglieder ihre Potenziale   Wissenschaftlerinnen an Hochschulen verknüpft.
entfalten und die gleichen Teilhabechancen wahrnehmen können.               Dank der „Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards“ 
Gleichstellung bedeutet, dass Frauen den gleichen Zugang zu allen           der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sind personelle und
Positionen in Forschung, Lehre und Verwaltung haben und Diskri-             strukturelle Standards und Mindestanforderungen definiert, die For-
minierungen jeglicher Art gegenüber allen Geschlechtern abge-               schende und Forschung an der TU Darmstadt erfüllen müssen.
baut werden. Das Hinterfragen und Aufbrechen von Stereotypen,

                                                                                                                                                4
Die TU Darmstadt orientiert sich darüber hinaus am Kaska­den­         Gerechtigkeitsanspruch. Hinzu kommt die zunehmende Relevanz
modell der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK)  ,               von Gleichstellung als Wettbewerbsfaktor bei Hochschul-Rankings,
das Zielvorgaben für Frauenanteile auf den aufeinanderfolgenden       Auszeichnungen und der Vergabe von Drittmitteln.
Qualifizierungsstufen fachspezifisch ermöglicht.
Insbesondere folgende rechtliche Grundlagen werden aktiv für die
Gestaltung der Gleichstellungsarbeit genutzt: das Grundgesetz (GG),
das Hessische Gleichberechtigungsgesetz (HGlG), das Hessische         II. Gleichstellungsziele der TU Darmstadt
Hochschulgesetz (HHG), das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz
(AGG) und eine wegweisende Änderung des Personenstandsgeset-          Die Gewinnung, Förderung und Motivation von Frauen für ein Studi-
zes (PStG), die das Recht auf Schutz der geschlechtlichen Selbstbe-   um oder eine wissenschaftliche Karriere in den MINT-Fächern bilden
stimmung stärkt. Festgelegt wurden vier Optionen zur Erfassung des    den Kern der Gleichstellungsstrategie der TU Darmstadt. Neben ziel-
Geschlechts: männlich, weiblich, divers, keine Eintragung. Deutlich   gruppenspezifischen Angeboten ist die Gestaltung von Strukturen
wird, dass Gleichstellungsarbeit über den gesetzlichen Auftrag zur    und Prozessen relevant für die Förderung von Chancengleichheit in
Förderung von weiblichen Beschäftigten in Bereichen, in denen sie     Studium, Forschung und Lehre. Die Entstehung, Umsetzung und Eva-
unterrepräsentiert sind, hinausgeht (§ 1 HGlG).                       luation des Gleichstellungskonzepts haben wesentlich zur Entwick-
                                                                      lung und zur Etablierung von Angeboten beigetragen. Mit Blick auf
Die Verwirklichung von Chancengleichheit bezieht alle Geschlech-      eine erneute Beteiligung am Professorinnenprogramm wurden die
ter mit ein. Gezielte Förderung von einzelnen Personen oder Gruppen   Gleichstellungsmaßnahmen in einem mehrstufigen Verfahren aus
zum Nachteilsausgleich ist durch eine unterschiedliche Behandlung     vielfältigen Perspektiven begutachtet. Dabei waren Universitätsmit-
zulässig (§ 5 AGG). Gleichstellungsarbeit an Hochschulen bewegt       glieder aus diversen Handlungsfeldern (Forschung, Lehre, Studium,
sich in einem Spannungsfeld verschiedener Interessen, Anforderun-     Beratung, Verwaltung, Weiterbildung) sowie externe Expert*innen
gen und Ressourcen. Gleiche Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie      eingebunden. Während der verschiedenen Prozessschritte sind zahl-
Zugänge zu Ressourcen und Teilhabemöglichkeiten sind ein demo-        reiche Ideen entstanden für die Weiterentwicklung der Aktivitäten zur
kratisches Grundprinzip, basierend auf einem nicht verhandelbaren     Umsetzung der drei Gleichstellungsziele:

                                                                                                                                         5
1.    Durchgängige Gleichstellungsorientierung                         Gleichstellung ist Bestandteil der universitären Gesamtstrate­gie
 2.    Steigerung des Anteils von Professorinnen                        und wird gesetzlich und von der Leitung gefordert. Dafür braucht
 3.    Gewinnen von Frauen für MINT-Fächer sowie für                    es Ressourcen und Zuständigkeiten:
 		    wissenschaftliche Karrieren                                      •   Präsidiale Verankerung von Gleichstellung und Diversität
                                                                        •   Beirat zur Forschungsorientierten Gleichstellung
                                                                        •   Zentrale Gleichstellungsbeauftragte
1.    Durchgängige Gleichstellungsorientierung                          •   Stabsstelle Gleichstellungsbüro

Durchgängige Gleichstellungsorientierung ist eine Governanceauf-        Durch Gesetze und Programme definierte Standards ­werden an­hand
gabe, die normative Ansprüche und Wettbewerbsorientierung ver-          von TU-internen Richtlinien, Strategien und Prozessen umgesetzt.
eint. Sie ist ein Schlüssel für den geforderten Kulturwandel, der auf   •   Frauenförder- und Gleichstellungsplan
eine Veränderung von Arbeits-, Wissenschafts- und Umgangskultur         •   Gleichstellungsaktionsplan
abzielt. Intersektionale Verknüpfungen, Geschlechtervielfalt und der    •   Richtlinie gegen sexualisierte Diskriminierung und Übergriffe
Blick auf Mehrfachdiskriminierungen verdeutlichen, dass Geschlecht      •   Richtlinie gegen Diskriminierung
im Zusammenspiel mit weiteren Diversitätsaspekten (Gender-Diver-        •   Chancengleichheit als Maßstab in Strategiepapieren,
sity-Ansatz) betrachtet werden muss.                                        ­Leitlinien, Zielvereinbarungen und Prozessen

Um die Beteiligungschancen von Frauen und Chancengleichheit             Dezentrale Verantwortung wird durch finanzielle Anreizsysteme
nachhaltig zu steigern, braucht es gleichstellungsorientierte Struk-    gestärkt.
turen und Akteur*innen auf allen Entscheidungsebenen und in zen-        •   Frauenfördermittel der Fachbereiche
tralen Handlungsfeldern. Folgende Grundsätze beschreiben die            •   Gleichstellung als Indikator bei der leistungsgebundenen
Handlungsmaxime der Gleichstellungsarbeit an der TU Darmstadt:              Mittelvergabe
                                                                        •   Franziska-Braun-Preis für innovative Gleichstellungsansätze
                                                                        •   Athene-Sonderpreis für gender- und diversitysensible Lehre

                                                                                                                                            6
Die Verzahnung dezentraler und zentraler Strukturen ­sichert Qualität.   Chancengleichheit im Universitätsalltag braucht gleichstellungs-
•   Dezentrale Gleichstellungsbeauftragte der Fachbereiche und           orientierte Strukturen und gender-diversity-kompetente Universi-
    zentralen Einrichtungen                                              tätsmitglieder. Dies wird gefördert durch:
•   Gleichstellungskonzepte der Fachbereiche und zentralen               •   Sensibilisierungsangebote
    ­Einrichtungen                                                           (z.B. Workshops, Vorträge, Filme zu Bias-Themen)
•   Institutionelle Evaluation der Fachbereiche und zentralen            •   Leitfäden und Checklisten
    ­Einrichtungen                                                           (z.B. zu gender- und diversitätssensibler Sprache)
•   Gender Consulting für Verbundforschung

Durch die Ansiedlung von gleichstellungsbezogenen Stellen und
Projekten in Fachabteilungen wird Gleichstellungsexpertise im
Querschnitt der Universität verankert.
•   Gender- und diversitätsgerechte Lehre in der Hochschul­
    didaktischen Arbeitsstelle
•   Schülerinnen-Projekte in der Zentralen Studienberatung
    und -orientierung
•   Gender Controlling im Referat Strategisches Controlling

Durch Monitoring werden Spezifika auf Fachbereichsebene sichtbar
und bei der Ausrichtung von Gleichstellungsmaßnahmen­gezielt
berücksichtigt.
•   Gender-Datenreport
•   statistische Profile der Fachbereiche

                                                                                                                                       7
1.1 Ressourcen und Zuständigkeiten                                  Die Gleichstellungsbeauftragte 
                                                                    Beratung und Anlaufstelle für Studierende und Beschäftigte
Das Präsidium                                                      Die Gleichstellungsbeauftragte ist eine vertrauliche, nicht weisungs-
Verantwortung für Gesamtstrategie und operative Leitung             gebundene Anlaufstelle mit gesetzlichem Auftrag und leitet das
Die Verantwortung von gesamtstrategischen Themen und Beru-          Gleichstellungsbüro. Sie begleitet Berufungs- und Auswahlverfah-
fungsverfahren obliegt der Präsidentin. Die operative Verankerung   ren, berät das Präsidium, vertritt Gleichstellungsthemen in Gremien,
von Gleichstellungsthemen liegt beim Vizepräsidenten für Studium    vernetzt weibliche Führungskräfte und berät zu Karriereentwicklung
und Lehre sowie Diversität.                                         und Geschlechtergleichstellung.

Beirat zur Forschungsorientierten Gleichstellung                   Stabsstelle Gleichstellungsbüro 
Beratungs- und Entscheidungsgremium                                 Konzeption und Umsetzung von Gleichstellungsmaßnahmen
Der Beirat berät das Präsidium zur strategischen Ausrichtung und    •   Beratung von Fachbereichen, zentralen Einrichtungen,
Entwicklung von Gleichstellungsaktivitäten. Das Gremium be-             ­Verwaltung, Verbundprojekten
steht aus jeweils drei internen und externen Mitgliedern und ent-   •   Beratung von Studierenden und Wissenschaftler*innen,
scheidet über die Vergabe des Franziska-Braun-Preises und der           ­dezentralen ­Gleichstellungsbeauftragten
Wiedereinstiegsstipendien.                                          •   Überprüfung von Strategien, Prozessen und Strukturen mit
                                                                        Blick auf Benachteiligung
                                                                    •   Weiterbildung, Vernetzung und Beratung von Frauen zu
                                                                        ­beruflicher und persönlicher Weiterentwicklung
                                                                    •   Sensibilisierung und Bereitstellung von Informationen zum
                                                                        Thema Gleichstellung

                                                                                                                                       8
1.2 TU-interne Richtlinien, Strategien und ­Prozesse                                                Richtlinie gegen sexualisierte Diskriminierung und Übergriffe 
                                                                                                    achTUng! auf dem Campus
Frauenförder- und Gleichstellungsplan                                                              Die TU Darmstadt legt Wert auf eine vertrauensvolle Zusammen-
Ziele und Maßnahmen zur Geschlechtergleichstellung                                                  arbeit und auf einen respektvollen und wertschätzenden Umgang.
Der Frauenförder- und Gleichstellungsplan ist gesetzlich gefordert                                  Die Richtlinie steht für eine Null-Toleranz-Haltung gegenüber sexis-
und basiert auf der Grundlage des Hessischen Gleichberechtigungs-                                   tischem Verhalten und Grenzüberschreitungen und benennt klare
gesetzes (HGlG). Die Maßnahmen der TU Darmstadt betreffen u.a.                                      Sanktionen. Reflexions- und Schulungsangebote für Studierende und
Stellenausschreibungen, Personalauswahlverfahren, Aus,- Fort,- und                                  Beschäftigte unterstützen die geforderte Kultur der Achtsamkeit, des
Weiterbildung, Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Familie, Be-                                    Respekts und der Zivilcourage gegen Alltagssexismus. Für die Be-
richtswesen. Zudem gibt es eine Bestandsaufnahme und Zielvor-                                       ratung von betroffenen Studierenden und Beschäftigten gibt es die
gaben zu Stellenbesetzungen und rechtlichen Grundlagen.                                             Anlaufstellen des achTUng!-Teams1.

Gleichstellungsaktionsplan                                                                          Richtlinie gegen Diskriminierung 
Weiterentwicklung des zentralen Gleichstellungskonzepts                                             Respekt auf dem Campus
Der Gleichstellungsaktionsplan beschreibt die zentrale Gleichstel-                                  Die TU Darmstadt setzt sich dafür ein, dass innerhalb des Univer-
lungsstrategie und die dazugehörigen Gleichstellungsmaßnahmen                                       sitätslebens keine Person insbesondere aus Gründen rassistischer
und Anlaufstellen. Das Dokument bildet den Abschluss eines mehr-                                    Zuschreibung oder wegen der ethnischen oder nationalen Herkunft,
jährigen Begutachtungs- und Weiterentwicklungsprozesses und                                         wegen des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer
ist die Arbeitsgrundlage für die zentrale Gleichstellungsarbeit der                                 Behinderung, des Alters, der sexuellen Identität oder des äußeren
TU Darmstadt.                                                                                       Erscheinungsbilds benachteiligt wird. Die Richtlinie verpflichtet zu
                                                                                                    präventiven, strukturellen und kompensatorischen Maßnahmen, zu-
                                                                                                    dem ermöglicht sie Sanktionen sowie ein Beschwerderecht.

1
    achTUng!-Beratungsstellen = Sozial- und Konfliktberatungsstelle für Beschäftigte und das Beschwerde- und Verbesserungsmanagement für Studierende

                                                                                                                                                                      9
Chancengleichheit in Strategiepapieren und Prozessen                     von Indikatoren für Belastung/Nachfrage und Leistung der Fachbe-
All Gender Welcome                                                        reiche verteilt. Die Bemessung von Belastung und Leistung sowie
Die Selbstverpflichtung zur Berücksichtigung von Chancengleich-           deren fachbereichsspezifische Gewichtung orientiert sich so weit
heit ist standardmäßig in zentralen Prozessen, Strategiepapieren,         wie möglich an bundesweiten Referenzwerten. Frauenanteile werden
Konzepten und Berichten etabliert. Personen aller Geschlechter wer-       als Referenzwert im Bereich der Grundausstattung verwendet.
den dabei berücksichtigt, z.B. können Studierende, die sich in einem
Geschlechtsangleichungsprozess befinden, eine Änderung ihrer An-          Franziska-Braun-Preis 
gaben im Campusmanagement-System beantragen.                              Finanzielle Würdigung von Gleichstellungsideen
                                                                          Die Carlo und Karin Giersch-Stiftung an der TU Darmstadt zeichnet
                                                                          alle zwei Jahre innovative Gleichstellungsansätze mit 25.000 EUR
1.3 Dezentrale Verantwortung durch finanzielle Anreize                    Preisgeld aus. Prämiert werden Best-Practice-Modelle für das Ge-
                                                                          winnen von Frauen aller Qualifikationsebenen in und für Forschung
Frauenfördermittel                                                       und Lehre­­an der TU Darmstadt.
Autonomie für Fachbereiche
Pro Jahr werden 100.000 EUR nach festgelegten Parametern, die             Athene-Sonderpreis 
sich auf die Frauenanteile beziehen, auf die Fachbereiche verteilt. Die   Gender- und diversitysensible Lehre
Landeshaushaltsmittel sind für Frauenförderung – für die berufliche       Die Carlo und Karin Giersch-Stiftung der TU Darmstadt verleiht
Förderung von Frauen aller Statusgruppen und für Aktivitäten zur          seit 2010 im Rahmen des „Athene-Preis für Gute Lehre“ einen Son-
Sensibilisierung für Genderaspekte – zu verwenden.                        derpreis für gender- und diversitysensible Lehre. Dieser umfasst
                                                                          die inhaltliche und organisatorische Gestaltung der Lehre und
Frauenanteile als Indikator                                              die­­methodische Gestaltung des Lehrprozesses. Der Preis ist mit
Leistungsgebundene Mittelvergabe (MIR)                                    5.000 EUR dotiert und wird jährlich vergeben.
MIR ist als Verteilungsmodell konzipiert, das die verfügbaren Mittel
auf Grundlage der Anzahl von Zählprofessuren je Fachbereich sowie

                                                                                                                                        10
1.4 Verzahnung dezentraler und zentraler Strukturen                      Institutionelle Evaluation 
                                                                         Qualitätsmanagement mit partizipativem Ansatz
Dezentrale Gleichstellungsbeauftragte                                   Die TU Darmstadt hat mit der institutionellen Evaluation ein an-
Multipli­katorinnen mit Gestaltungsspielraum                             spruchsvolles Qualitätsentwicklungsinstrument etabliert, bei dem
Alle Fachbereiche und zentrale Einrichtungen bestellen dezentrale        Fachbereiche, zentrale Einrichtungen, Universitätsleitung und Ver-
Gleichstellungsbeauftragte. Sie begleiten Auswahlverfahren, sind         waltung im Rahmen des integrierten Qualitätsmanagements strate-
Mitglied im Fachbereichsrat, empfehlen zur Vergabe der Frauenför-        gische Weiterentwicklungen gemeinsam gestalten. Gleichstellung ist
dermittel, beraten und setzen fachspezifische Impulse durch eigene       Bestandteil in allen vier Phasen: Selbstevaluation und Selbstbericht,
Projekte und Aktionen.                                                   Begutachtung durch eine externe Evaluationskommission, Zielver-
                                                                         einbarung zwischen Präsidentin und Fachbereich, Umsetzung und
Gleichstellungskonzepte                                                 Monitoring.
Selbstverständnis der Fachbereiche und zentralen
­Einrichtungen                                                           Gender Consulting 
Mit Bezugnahme auf die zentrale Gleichstellungsstrategie formu­          Gleichstellungsexpertise für Verbundprojekte
lieren die Fachbereiche und zentralen Einrichtungen ihre Werte,          Die Stelle Gender Consulting berät und initiiert Gleichstellungsak-
Motive und Ziele hinsichtlich Gleichstellung. Eine Analyse des IST-Zu-   tivitäten für alle koordinierten Programme der DFG, LOEWE-Pro-
stands fließt in die Entwicklung von fachbereichsspezifischen Gleich-    gramme sowie EU- und BMBF-finanzierte Verbünde und unterstützt
stellungsaktivitäten und Maßnahmen ein. Alle zwei Jahre werden die       Wissenschaftler*innen in allen Phasen der Antragstellung und bei
Gleichstellungskonzepte aktualisiert.                                    Begehungen. Wesentliche Grundlage sind die Forschungsorientier-
                                                                         ten Gleichstellungsstandards der Deutschen Forschungsgemein-
                                                                         schaft (DFG), die seit ihrer Novellierung gezielt Diversitätsaspekte
                                                                         einbeziehen.

                                                                                                                                           11
1.5 Gleichstellungsexpertise                                           Gender Controlling 
    im Querschnitt der Universität                                     Integration in die Strategie
                                                                       Das Strategische Controlling wertet systematisch Kennzahlen zur
Gender und Diversität in der Hochschuldidaktik                        Geschlechtergleichstellung und der Entwicklung der Frauenantei-
Synergieeffekte für Studium und Lehre                                  le­ aus und stellt relevante Zahlen für das Berichtswesen und die
In der Hochschuldidaktischen Arbeitsstelle (HDA) gibt es eine zent-    Außendarstellung der TU Darmstadt zusammen.
rale Stelle, die gender- und diversitätsreflexive Fragen und Aspekte
als Querschnittsdimension in den Bereichen Schlüsselkompetenzen,
hochschuldidaktische Weiterbildung sowie Beratung, Evaluation und
E-Learning etabliert.

Schülerinnen-Projekte 
Fokus am Übergang Schule - Beruf
Eine Koordinations- und Beratungsstelle in der Zentralen Studien-
beratung und -orientierung (ZSB) bündelt zentrale und dezentrale
Aktivitäten zur Gewinnung von Schülerinnen für MINT-Fächer. Ein Fo-
kus der Stelle bezieht sich auf die Sichtbarmachung von weiblichen
Rollenvorbildern in Verbindung mit MINT-Studiengängen, beispiels-
weise als Role Models in Social Media (#studentsofTUdarmstadt).

                                                                                                                                     12
1.6 Monitoring von Spezifika auf Fachbereichsebene                  1.7 Chancengleichheit und Gender-Diver­sity-Kompetenz

Gender-Datenreport                                                 Sensibilisierungsangebote für alle Univer­sitäts­mitglieder
Jährliches Monitoring                                               Gender-Diversity-Kompetenz zeichnet sich durch die Berücksichti­
Dabei handelt es sich um ein Instrument zur Betrachtung ge-         gung von geschlechts- und vielfaltsbezogenen Fragen in der
schlechtsspezifischer Qualifikations- und Selektionsprozesse mit    jeweiligen Forschungs-, Lehr-, Studier- und Arbeitspraxis aus. Aus-
wechselnden Schwerpunkten, u.a.: Leaky Pipeline, wissenschaft-      grenzende Mechanismen in Strukturen, Fach- und Umgangskultur
licher Nachwuchs, Internationalität, Berufungsverfahren. Die Ta-    werden bewusst und hinterfragt, wenn (unbeabsichtigte) Benachtei­
bellendarstellungen, ergänzt um graphische Auswertungen und         ligungen, Stereotype und Umgangsformen erkannt werden. Ange-
Interpretationen, ermöglichen eine schnelle Erfassung der Frauen-   bote zur Stärkung von Awareness erfolgen in Form von Workshops,
anteile in unterschiedlichen Statusgruppen im Zeitverlauf und im    Vorträgen, Filmen, Online-Tutorials etc.
Vergleich mit den TU9-Universitäten.
                                                                    Leitfaden für die Anerkennung von Geschlechtervielfalt in Wort,
Statistische Profile der Fachbereiche                               Schrift und Bild 
Basis für Gleichstellungskonzepte                                   Eine geschlechter- und diversitätssensible Verwendung von Sprache
Diese Auswertungen stellen aufgrund des Fokus auf die Ge-           und Bildmaterial sind wesentlich dafür, das Bewusstsein für Vielfalt,
schlechterunterschiede nach Arbeitsvolumen, Vertragsart und Ein-    insbesondere Geschlechtervielfalt, zu schärfen. Sprache bildet Wirk-
gruppierung eine wichtige Arbeits- und Diskussionsgrundlage für     lichkeit nicht nur ab und spiegelt gesellschaftliche Wertvorstellungen
dezentrale Gleichstellungsbeauftragte dar.                          wider, sie gestaltet diese auch mit. Sprache ist wandelbar und trägt
                                                                    so zur Veränderung bei. Mit einem Leitfaden und Schulungen werden
                                                                    alle Universitätsmitglieder ermutigt, dazu beizutragen.

                                                                                                                                       13
2. Steigerung des Anteils von Professorinnen

     Zeitraum                          2014                 2015                2016                 2017                 2018                2019                 2020                 2021

     Frauenanteil
                                         14 %               25 %                35 %                 25 %                 35 %                54 %                 42 %                 41 %
     an Neuberufungen
                                       2 von 14           4 von 16            8 von 23             5 von 20             6 von 17            14 von 26            5 von 12             7 von 17
     inkl. AP/ JP

Referat IA / Gender-Datenreport

Die TU Darmstadt hat sich freiwillig verpflichtet, mindestens ein ­Drittel                             Verantwortlich für die Steigerung des Anteils von Professorinnen
der Neuberufungen mit Frauen zu besetzen. Der Anteil von Profes-                                       sind verschiedene Faktoren. Dazu zählen eine konsequente und
sorinnen kann langfristig nur gesteigert werden, wenn ihr Anteil an                                    gleichstellungsorientierte Berufungspolitik, die durch konkrete
Neuberufungen über dem derzeitigen Frauenanteil an Professuren                                         ­Angebote zur aktiven Rekrutierung unterstützt wird.
liegt. Die Entwicklung der Frauenanteile bei den Neuberufungen ist
daher wesentlich.

Im Jahr 2021 beschäftigt die TU Darmstadt 66 Professorinnen (in-
klusive 10 Junior- und Assistenzprofessorinnen2). Dies entspricht
einem Anteil von 21,2 % und variiert je nach Fachbereich erheblich.
Vor ­allem in den Ingenieur- und Naturwissenschaften sind Profes-
sorinnen unterrepräsentiert.

2
    Im Hessischen Hochschulgesetz ist das Nachfolgemodell für die Juniorprofessur die Qualifikationsprofessur. Seit dem Jahr 2016 ersetzt die Assistenzprofessur die bisherige Juniorprofessur an der
    TU Darmstadt.

                                                                                                                                                                                                  14
Professor*innen 3 – inklusive Assistenz- bzw. Juniorprofessor*innen

                                                                                     2010                                      2015                                       2021

                                                                                                 Frauen­                                    Frauen­                                   Frauen­
    Fachbereich                                                          ∑          Frauen       anteile           ∑          Frauen        anteile          ∑          Frauen        anteile

    01    Rechts- und Wirtschaftswissenschaften                         18              2           11%           22             4            18%            16             4           25%

    02    Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften                   25              7          28%            22             7            32%            29            15           52%

    03    Humanwissenschaften                                           15              3          20%             15            4            27%            15             6           40%

    04    Mathematik                                                    24              1           4%            29             4            14%            28             3           11%

    05    Physik                                                        26              1           4%            30             4            13%            29             5           17%

    07    Chemie                                                        20              1           5%            22             4            18%            27             7           26%

    10    Biologie                                                      11              2           18%            15            4            27%            19             3           16%

    11    Material- und Geowissenschaften                               20              1           5%            23             2            9%             28             5           18%

    13    Bau- und Umweltingenieurwissenschaften                        26              1           4%            27             1             4%            24             4           17%

    15    Architektur                                                   14              2           14%            16            6            38%            12             6           50%

    16    Maschinenbau                                                  27              1           4%            28             1             4%            32             2            6%

    18    Elektrotechnik und Informationstechnik                        22              2           9%             31            3            10%            28             2            7%

    20    Informatik                                                    23              2           9%            33             3            9%             25             4           16%

    Summe Fachbereiche                                                 271            26           10%            313            47           15%           311            66           21%

Quelle: Rechenschaftsberichte des Präsidiums der TU Darmstadt, Stichtag jeweils 01.02

3
    Köpfe, einschl. Beurlaubte, ohne Gast- und Vertretungsprofessuren. Finanzierungsarten oder Beschäftigungsvolumen bilden kein Kriterium. Bei organisatorischer Mehrfachzuordnung­werden Perso-
    nen in den jeweiligen Bereichen ausgewiesen. In der Gesamtsumme wird die Person nur einmal gerechnet (Data Warehouse der TU Darmstadt).

                                                                                                                                                                                               15
2.1 Aktive Rekrutierung von Professorinnen                            2.2 Gleichstellungsorientierte Berufungsverfahren

Aktive Rekrutierung zielt darauf ab, den Bewerberinnenpool zu erwei-   Im Hinblick auf die Chancengleichheit in Berufungsverfahren ist es
tern und den Frauenanteil an Berufungen langfristig systematisch       wichtig, diverse Wahrnehmungen zu reflektieren, Stereotype zu hin-
zu erhöhen. Folgende Standards sind an der TU Darmstadt etabliert:     terfragen und sich explizit darüber auszutauschen. Welche Schlüsse
                                                                       aus Beobachtungen in Lehrproben, Fachvorträgen und Kommis-
•   Nennung von potenziellen Kandidatinnen im Freigabeantrag           sionsgesprächen abgeleitet werden, ist entscheidend. Wie werden
    als Voraussetzung für die Freigabe einer Professur                 Kriterien wie Alter, Qualifikationsverlauf und wissenschaftliche
•   Dokumentation frühzeitiger und gezielter Aktivitäten zur Fin-      Leistungen gewichtet und bewertet? Um einem „Gender Bias“ 
    dung geeigneter Bewerberinnen in allen Berufungsberichten          entgegen zu wirken und die Berücksichtigung von Gleichstellungsas-
•   Beratung im Rahmen eines kostenlosen Quick-Checks zur              pekten noch vor Beginn einer Neubesetzungsplanung zu etablieren,
    Rekrutierungsstrategie                                             legt die TU Darmstadt Wert auf:
•   Rekrutierungsmittel zur weltweiten Identifikation von poten-
    ziellen Kandidatinnen und zur Anwerbung von Kandidatinnen          •   Beratung zu Anforderungsprofilen und aktiver Rekrutierung
    für MINT-Professuren                                               •   Prüfung von Ausschreibungstexten auf Gendersensibilität
•   Handreichung „Aktive Rekrutierung von Professorinnen“              •   Berufungsleitfaden inklusive einer Checkliste für Chancen-
                                                                           gleichheit
                                                                       •   Potenzialorientierte Kriterien-Auswahl
                                                                       •   Standards für die Durchführung von Aus­wahl­­­­gesprächen
                                                                       •   Schulungsmodule für Berufungskommissionsmitglieder zu
                                                                           Unconscious Bias Themen

                                                                                                                                        16
2.3 Das Gastprofessorinnen-Programm 

Das Gastprofessorinnen-Programm nimmt die Besonderheit von               •   Open-Topic-Ausschreibung für internationale und inter­­dis­
Berufungen an einer Technischen Universität in den Blick. Um aka-            ziplinäre Offenheit
demische Karrierewege für Frauen aus der Industrie transparent zu        •   Gezielte aktive Ansprache von Kandidatinnen durch
machen und die Sichtbarkeit von exzellenten Wissenschaftlerinnen             ­Professor*innen
zu erhöhen, erhalten sie als Gastprofessorin zwei Semester Ein-          •   Transparenz im Berufungsverfahren durch öffentliche ­­
blick in den Alltag einer Professur. Die Gastprofessur soll inhaltlich       Prozess- und Zeitschiene
anschlussfähig an ein Fachgebiet der Fachbereiche Material- und          •   Potenzial als wesentliches Kriterium im Auswahlverfahren
Geowissenschaften, Bau- und Umweltingenieurwissenschaften, Ma-           •   Wahlmöglichkeit der Gastprofessur in Teilzeit oder Vollzeit
schinenbau, Elektrotechnik und Informationstechnik und Informatik        •   Sichtbarmachung der TU Darmstadt als attraktive Arbeit­
sein. Das Programm richtet sich an fachlich exzellente, promovier-           geberin durch begleitetes Onboarding
te Talente aus forschungs- und entwicklungsnahen Abteilungen in          •   Betonung des Standortvorteils Rhein-Main mit Blick auf
Industrieunternehmen, die perspektivisch für die Besetzung einer             die Rhein-Main-Universitäten
Professur infrage kommen. Sie erhalten die Gelegenheit, Erfahrun-
gen in Forschung und Lehre an einer Universität zu sammeln und
sich im Hinblick auf eine Professur zu profilieren. Ziel ist es, einen
innovativen Anstoß im Hinblick auf die Rekrutierung und Berufung
von Frauen aus der Industrie in die Wissenschaft zu setzen und ein
Umdenken anzuregen. Das Gastprofessorinnen-Programm vereint
diverse Handlungsansätze zur Modernisierung von Berufungskul-
tur und Stärkung von Chancengleichheit. Es ist ein Modellprojekt
für die Erprobung innovativer Standards und Herangehensweisen:

                                                                                                                                           17
2.4 Angebote für Professorinnen

        Coaching                                      Begegnungsplattform                            Lehrentlastung 

    •   individuelle Beratung zur Positionierung   •   kollegialer Austausch zu selbstgewähl-      •   Reduzierung der Lehrver­p flichtung
        in Arbeits- und Forschungsbereiche             ten Themen bei einer Host-Professorin           nach der Geburt eines Kindes

    •   Klärung verschiedener Rollen, Reflexion    •   Neuberufene Kolleginnen werden gezielt      •   Finanzierung von Lehraufträgen
        von Führungs- und Kommunikationsstilen         eingeladen                                      für Vertretungen

Um Professorinnen zu gewinnen und langfristig zu halten, gibt es            3.   Gewinnen von Frauen für MINT-Fächer
zahlreiche Angebote, die eine positive Willkommenskultur, wert-                  und wissenschaftliche Karrieren
schätzende Arbeitsbedingungen und eine gute Work-Life-Balance un-
terstützen. Dazu zählen das Führungskräfteentwicklungsprogramm              Die TU Darmstadt hat das Ziel, mehr Frauen auf allen Qualifikati-
ProFührung  für alle Professor*innen der TU Darmstadt und der              onsstufen in Studium, Lehre und Forschung zu gewinnen. In den
Dual Career Service  für die Unterstützung von Partner*innen               MINT-Fächern ist die Unterrepräsentanz zum einen sehr deut-
von Neuberufenen. Für die Berücksichtigung der Bedarfe von Pro-             lich, zum anderen bilden diese Fächer den Profilschwerpunkt der
fessorinnen wurden mit Blick auf eine gleichstellungsorientierte            TU Darmstadt. Daher setzt die TU hier einen besonderen Arbeits-
Karriere- und Personalentwicklung spezifische Angebote etabliert.           schwerpunkt. Eine gezielte Potenzial- und Karriereentwicklung
Die Reflexion von Gleichstellungsthemen (Stereotype, Rollenbilder,          ist wichtig, um langfristig den Frauenanteil in MINT-Fächern und
Vorbildfunktion, „einzige Frau im Team“) wird dabei bedarfsgerecht          wissenschaftlichen Spitzenpositionen zu erhöhen. Darüber hin-
integriert.                                                                 aus ermöglichen zielgruppenspezifische Gleichstellungsmaßnah-
                                                                            men zusätzliche passgenaue Angebote „von der Studentin bis zur
                                                                            Professorin“.

                                                                                                                                             18
Förderkette der zentralen Gleichstellungsmaßnahmen der TU Darmstadt

                             Schülerinnen        Studentinnen         Doktorandinnen          Postdoktorandinnen         Professorinnen

                                                                                               Teilfinanzierte
   Finanzielle                                                                                     Stellen
                                                                                                                          Lehrentlastung
   Förderung                                                                                                            nach Mutterschutz
                                                                                              Wiedereinstiegs-
                                                                                                 stipendien

                                                                                                                       Begegnungsplattform
                                                                                                                        für Professorinnen

                                                                                                                 ProProfessur
                                                      Femtec

                                                                                       ProAcademia
                                 Webseite
   Programme                                         Big Sister
                             „Kann ich MINT?“
                                                                             ProCareer.Doc                           Aktive Rekrutierung
                                                  ProCareer.MINT
                                                                                                        Netzwerk Frauen führen

                                                                                                         Individuelles Coaching

   Aktionstage,                                      Workshop
   Trainings                                                                          Ingenium
                                Girls‘ Day      Promovieren – Wäre
   und Workshops
                                                                         Trainings- und Networkingangebote
                                                das etwas für mich?

(Gleichstellungsbüro 2022)

                                                                                                                                             19
3.1 Angebote für Schülerinnen und Studentinnen                         Big Sister 
                                                                       MINT-Studentinnen mit Migrationshintergrund
Zur Gewinnung von MINT-Studentinnen bestehen zahlreiche Initia-        oder aus dem Ausland
tiven und Aktivitäten in den Fachbereichen, darunter die 2020 mit      Für diese Zielgruppe wurde ein bedarfsorientiertes Mentoring- und
dem Franziska-Braun-Preis prämierten „Konsekutiven-Schülerin-          Networking-Angebot etabliert. Jährlich werden rund zwanzig Stu-
nen-Projekttage“  am Fachbereich Elektrotechnik und Informa-          dentinnen bei der Studienorganisation und dem Ankommen an der
tionstechnik. Von zentraler Seite aus wurde eine Koordinationsstelle   TU Darmstadt von einer studentischen Mentorin individuell unter-
für Schülerinnenangebote in der Zentralen Studienberatung und          stützt, flankiert von verschiedenen Workshop-Angeboten und regel-
-orientierung (ZSB) verankert. Die Angebote für Schülerinnen und       mäßigen Gruppentreffen. Mentees und Mentorinnen stärken ihre
Studentinnen sind breit gefächert und zielen insbesondere auf die      interkulturelle Kompetenz und reflektieren ihre Erfahrungen zum
Verknüpfung von Gleichstellungsthemen mit MINT, Interkulturalität      Thema Gender und Migration.
und berufliche und wissenschaftliche Karriereentwicklung.
                                                                       ProCareer.MINT 
Schülerinnen für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften           Studentinnen der Natur- und Ingenieurwissenschaften
und Technik (MINT) gewinnen                                            Zur Karriereentwicklung von Frauen im MINT-Bereich beteiligt sich
Neben der expliziten Ansprache von Schülerinnen durch den Girls‘Day    die TU Darmstadt am hessenweiten Verbundprojekt Mentoring Hes-
oder die Website „Kann ich MINT?“  werden Schülerinnen gezielt        sen. Die Förderlinie ProCareer.MINT richtet sich explizit an Studen-
im Rahmen zentraler Angebote wie z.B. im Schüler*innen Mentoring,      tinnen der Natur- und Ingenieurwissenschaften und bietet anhand
beim TU Day, bei den Students@School, Blog & Social Media Kanal        von Mentoring, Training und Networking individuelle Begleitung im
der studentsofTUdarmstadt sowie beim Podcast ­fuTUre students,         Studium und beim Berufseinstieg. Jährlich können rund 30 Studen-
angesprochen. Ziele sind, Stereotype aufzubrechen sowie das Inter-     tinnen der TU Darmstadt an diesem Angebot teilnehmen.
esse von Schülerinnen zu bestärken, ein MINT-Fach zu studieren und
ihre Entscheidung durch die Wahl der Leistungskurse entsprechend
zu festigen.

                                                                                                                                        20
Femtec                                                                                            3.2 Angebote für Doktorandinnen und Postdoktorandinnen
Masterstudentinnen der Ingenieur- und Naturwissenschaften
Die TU Darmstadt ist Mitglied bei Femtec, einem bundesweiten                                       Nach der Promotion besteht ein erhöhtes Risiko, dass talentierte
Netzwerk aus Unternehmen, wissenschaftlichen Institutionen und                                     Frauen aus der Wissenschaft aussteigen. Die Unterrepräsentanz von
technischen Universitäten. Jährlich können rund zehn ambitionier-                                  Professorinnen und Frauen in Leitungspositionen an Hochschulen
te Masterstudentinnen der Ingenieur- und Naturwissenschaften,                                      und Forschungseinrichtungen verdeutlicht, dass Wissenschaftle-
die eine Fach- und Führungsposition in der Wissenschaft oder Wirt-                                 rinnen nach wie vor strukturelle und kulturelle Benachteiligungen
schaft anstreben, an einem studienbegleitenden Careerbuilding-Pro-                                 erfahren. Die TU Darmstadt steht für eine ausdifferenzierte und hoch-
gramm teilnehmen.                                                                                  karätige Nachwuchsförderung. Bei der Förderung des wissenschaft-
                                                                                                   lichen Nachwuchses werden die Prinzipien der Chancengleichheit
Promovieren – Wäre das etwas für mich?                                                             und der Vereinbarkeit von Familie und Qualifikation berücksichtigt.
Masterstudentinnen aller Fachrichtungen                                                            Nachwuchswissenschaftler*innen werden insbesondere in denje-
Ingenium und das Gleichstellungsbüro bieten zusammen jährlich                                      nigen Fächern gefördert, in denen sie im Vergleich mit dem Anteil
einen Workshop mit fundierter Beratung zu Promotionsmöglichkei-                                    an Frauen bzw. an Männern in der vorherigen Qualifikationsphase
ten für Studentinnen an.                                                                           unterrepräsentiert sind. Ziel ist es, die Geschlechterverhältnisse
                                                                                                   über die Qualifikationsphasen stabil zu halten. Nachwuchswissen-
                                                                                                   schaftler*innen mit Familie werden unterstützt und bei der zeitlichen
                                                                                                   Gestaltung einer Promotion oder einer Postdoc-Phase wird auf die
                                                                                                   Vereinbarkeit mit Familienaufgaben geachtet4.
                                                                                                   Es bestehen vielfältige Angebote für die verschiedenen Zielgruppen
                                                                                                   wie beispielsweise die Ingenium Qualifikations- und Vernetzungspro-
                                                                                                   gramme, Karriereberatung und spezielle Postdoc-Förderinstrumen-
                                                                                                   te (u.a. Athene Young Investigator, Preis der Adolf-Messer-Stiftung,

4
    Leitlinien für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses durch Ingenium - Young Researchers at TU Darmstadt 2019

                                                                                                                                                                     21
Forschungsmentoring, Postdoc Career Programmes). Ingenium –           tionierung in Arbeits- und Forschungsbereichen, in denen Frauen
Young Researchers at TU Darmstadt ist die Dachorganisation zur        extrem unterrepräsentiert sind.
Karriereförderung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Zu-
sammenwirken mit den Fachbereichen, Graduiertenschulen und            Wiedereinstiegsstipendien 
Graduiertenkollegs. Gleichstellungsperspektiven werden durch enge     Für Postdoktorandinnen nach Betreuungszeiten
Kooperationen des Gleichstellungsbüros mit Ingenium eingebracht       Wissenschaftler­innen, die aufgrund von Betreuungszeiten ihre For-
und weiterentwickelt. Gemeinsames Ziel ist die Etablierung von pro-   schung ausgesetzt haben und die in die Wissenschaft zurückkehren,
fessionellen Karriereentwicklungsangeboten.                           erhalten die Gelegenheit, eine eigene Antragsstellung und Stellenein-
                                                                      werbung vorzubereiten. Das 10-monatige Stipendium ermöglicht die
ProCareer.Doc, ProAcademia, ProProfessur                             Vorbereitung des Verbleibs bzw. Wiedereinstiegs in Forschung und
Mentoring, Training und Networking für Wissen­schaftlerinnen          Lehre und eröffnet flexible Handlungsspielräume anhand finanzieller
Mentoring Hessen ist ein Verbundprojekt der hessischen Hochschu-      Überbrückungsmöglichkeiten.
len und bietet durch seine verschiedenen Förderlinien passgenaue
Mentoring-, Training- und Networking-Formate zur individuellen und    Teilfinanzierte Stellen für Postdoktorandinnen 
praxisbezogenen Karriereentwicklung für Doktorandinnen, Postdok-      Insbesondere Frauen in der Postdoc-Phase werden bei der Erstel-
torandinnen, Habilitandinnen und Assistenzprofessorinnen an. Jähr-    lung ihrer Habilitation bzw. beim Erreichen ihres nächsten Quali-
lich nehmen rund 30 Wissenschaftlerinnen der TU Darmstadt als         fizierungsschrittes unterstützt. Anhand der Teilfinanzierung von
Mentee an den Angeboten von Mentoring Hessen teil.                    Landesstellen für Postdoktorandinnen werden für die Fachbereiche
                                                                      finanzielle Anreize geschaffen, hochqualifizierte Frauen zur Weiter-
Coaching                                                             qualifikation nach der Promotion einzustellen. Die Maßnahme prio-
Akademische Karriereplanung für Post(-)Doktorandinnen                 risiert Fachbereiche mit besonders niedrigem Professorinnenanteil.
Ziel ist es, Wissenschaftlerinnen, die eine Professur und Führungs-
position in der Wissenschaft anstreben, auf ihrem Karriereweg zu
stärken. Häufige Themen sind die fachliche und persönliche Posi-

                                                                                                                                        22
III. Angebote für weibliche Beschäftigte                                       tragte etc.). Sie kennen die Prozesse und Strukturen in ihren Arbeits-
     im wissenschaftsstützenden Bereich                                        bereichen und sind wichtige Multiplikatorinnen und Schnittstellen,
                                                                               die einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung von Chancengleich-
In der Statusgruppe der administrativ-technischen Mitarbeiter*in-              heit leisten.
nen sind an der TU Darmstadt zwei Beschäftigtengruppen mit sehr                Es gibt diverse Entwicklungsmaßnahmen zur Potenzialförderung,
unterschiedlichen Frauenanteilen zusammengefasst: technische                   Stärkung und Sichtbarkeit, die sich gezielt an alle weiblichen Be-
und nicht-technische Beschäftigte, wobei letztere tendenziell einen            schäftigten insbesondere im wissenschaftsstützenden Bereich rich-
sehr hohen Frauenanteil aufweisen. Sie bringen sich vielfältig in die          ten. Die Personal- und Organisationsentwicklung ist eine wichtige
Universität ein, teilweise in bestimmten Funktionen und Ämtern                 Kooperationspartnerin bei der Durchführung und Umsetzung dieser
(­Personalrat, Gremienvertretung, Dezentrale Gleichstellungsbeauf-             Angebote.

                                   Frauen-                       Netzwerk
     Frauenprogramm                                                                               Frauenfördermittel           Beratung 
                                   vollver­s ammlung            Frauen führen 

 •   interne Weiterbildungen   •   1x pro Jahr zentral       •   Vernetzung                    •   Finanzierung der          •   Beratung durch
     für alle weiblichen           für alle weiblichen           weiblicher Führungskräfte         strukturellen Förderung       die zentrale Gleich­
     Beschäftigten                 Beschäftigten                 aus Verwaltung und                von Frauen aller              stellungsbeauftragte und
                                                                 Wissenschaft                      Status­gruppen                das Gleichstel­lungs­büro
                               •   zusätzlich dezentral in
                                   den Fachbereichen und                                       •   Sensibilisierung          •   Kollegiale Beratung
                                   zentralen Einrichtungen                                         für alle Geschlechter         für dezentrale
                                                                                                                                 Gleichstellungs­-
                                                                                                                                 beauftragte

                                                                                                                                                             23
IV. Vereinbarkeit von beruflichen und privaten                         Vereinbarkeit von Familie und Beruf/Studium
    Lebensbereichen                                                    Die TU Darmstadt hat bereits die sechste Zertifizierung der berufund-
                                                                       familie Service GmbH zur familiengerechten Hochschule erfolgreich
Gelungene Vereinbarkeit von beruflichen und privaten Lebensberei-      durchlaufen und ist seit 2018 Gründungsmitglied des bundesweiten
chen bedeutet eine Steigerung der individuellen Lebensqualität, mit    Best Practice-Clubs „Familie in der Hochschule e.V.“. Zur Umsetzung
dem Ziel, Motivation und Zufriedenheit zu stärken. Neben den Gleich-   dieses Anspruchs hat das Präsidium die Servicestelle Familie 
stellungszielen ist die Vereinbarkeit von Beruf/Studium und Familie    etabliert, die ihre Angebote an Studierende und Mitarbeitende der TU
sowie eine lebensphasengerechte Arbeitsorganisation ein wichtiges      adressiert und diese bei der Organisation von Karriere und Familien-
Anliegen der TU Darmstadt. Auch wenn nach wie vor der Karriere-        pflichten unterstützt. Im Zentrum der Maßnahmen zur Vereinbarkeit
verlauf von Frauen häufig durch eine Familiengründung beeinflusst      von Familie und Beruf steht ein umfassendes Regelbetreuungs­
wird, sind nach dem Selbstverständnis der TU Darmstadt Familie         angebot  für Kinder im Alter von ein bis sechs Jahren, ergänzt
und Vereinbarkeit keine ausschließlichen Frauenthemen. Die chan-       durch ein flexibles Betreuungsangebot für alle Altersgruppen, das
cengleiche Teilnahme von Frauen am Berufsleben und die Anglei-         unterschiedliche Zeiten abdeckt und auch in Ferienzeiten oder ad
chung von Karrierechancen erfordern eine gleichwertige Verteilung      hoc-Situationen sowie Tagungen in Anspruch genommen werden
von Familienpflichten zwischen Frauen und Männern. Trotzdem kann       kann.
es sinnvoll sein, Frauen in bestimmten Lebensphasen zusätzliche
Angebote zur Entwicklung ihrer Karriere anzubieten.                    Der Prof. Sorin Huss Fonds  unterstützt Studierende und Pro­mo­
                                                                       vie­rende der TU Darmstadt bei der Finanzierung der Kinderbetreu-
                                                                       ung, insbesondere in finanziell kritischen Situationen.

                                                                       Im Rahmen von Schulungs-, Coaching- und Beratungsangeboten
                                                                       werden eine Vielzahl von Lebensaspekten von Studierenden und
                                                                       Beschäftigten thematisiert, u.a.: Karrierewege mit Kind, Zeitmanage-
                                                                       ment, Vereinbarkeit, Familie, Stress, Beruf und älter werden.

                                                                                                                                         24
In der Praxis erschweren befristete Arbeitsverhältnisse, unregelmäßi-   Organisations- und Arbeitskultur
ge Arbeitszeiten, eine erwartete Mobilität und wechselnde Arbeitsor-    Flexible Arbeitszeitmodelle und die umfassende Ermöglichung von
te die Vereinbarkeit einer wissenschaftlichen Laufbahn mit familiärer   mobilem Arbeiten bieten Handlungsspielräume für individuelle priva­
Verantwortung. Um einen Nachteilsausgleich für Wissenschaftler*in-      te Ausgangssituationen. Die TU Darmstadt legt Wert auf familien-
nen mit familiären Verpflichtungen oder körperlichen Beeinträchti-      freundliche Arbeits- und Meeting-/Gremienzeiten. Dies wird ergänzt
gungen zu etablieren, haben das Gleichstellungsbüro, Ingenium und       durch die breite Angebotspalette der Personal- und Organisations-
die Servicestelle Familie in einer gemeinsamen Kooperation den          entwicklung (POE)  , die sich grundlegend mit der Kultur des
Equality Grant  initiiert. Im Kontext forschungsrelevanter Aktivi-     Miteinanders auseinandersetzt und Kompetenzen und Potenziale
täten im Rahmen der wissenschaftlichen Weiterentwicklung können         aller Beschäftigten fördert. Die in einem partizipativen Prozess ent-
Zuschüsse für Betreuungszeiten/-kosten beantragt werden.                wickelten Führungsleitlinien  sind handlungsleitend für die Füh-
                                                                        rungskräfte der TU Darmstadt. Sie begreifen Diversität als Chance,
Die strategischen Maßnahmen zur Vereinbarkeit sind nicht nur auf        um Geschlechtergerechtigkeit sicherzustellen und unterschiedliche
Personen mit Kindern fokussiert, sondern richten sich an alle Univer-   Sichtweisen, Erfahrungen und Kulturen als Motor für Kreativität und
sitätsmitglieder, die eine Betreuungsverantwortung für andere Men-      Innovation einzusetzen. „Den Umgang auf Augenhöhe sicherstellen
schen, z.B. pflegebedürftige Angehörige haben. Mehrere Angebote         heißt eine gleichwertige, kooperative, diskriminierungs- und vor-
sollen Beschäftigte und Studierende unterstützen, die Verantwortung     urteilsfreie Teamkultur zu etablieren“ 5.
für pflegebedürftige Angehörige zu übernehmen. Ein betrieblicher
Pflege Guide  steht als erste Anlaufstelle zur Verfügung, genauso      Die POE bietet neben umfassenden internen Weiterbildungen, Füh-
wie jährliche Seminarzyklen zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf/     rungskräfte- und Organisationsentwicklung, Coaching für alle Be-
Studium.                                                                schäftigten sowie einen Dual Career Service. Dieser unterstützt die
                                                                        Lebenspartner*innen von neu berufenen Professor*innen beim Ver-
                                                                        wirklichen der eigenen beruflichen Ziele und Karrierewünsche im
                                                                        Rhein-Main-Gebiet.

                                                                        5 Führungsleitlinien der TU Darmstadt

                                                                                                                                          25
V. Fazit und Ausblick                                                  (2)		Die Fokussierung auf strukturelle Aspekte in Berufungsver­
                                                                           fah­r en wird nach Möglichkeit durch eine Projektstelle im
Die TU Darmstadt hat in den vergangenen Jahren ein breites Port-           PP III finanziell gefördert. Transparente und qualitätsgesicher-
folio im Bereich Frauenförderung und Gleichstellung aufgestellt. Die       te Be­r ufungs­prozesse sind eine wichtige Voraussetzung für
Kombination aus strukturellen Maßnahmen und Individualmaßnah-              gleichstellungsorientierte Berufungsverfahren, die nachhaltig
men ist weiterhin notwendig, um die drei Gleichstellungsziele durch-       den Frauenanteil an den Professuren steigern. Die Stärkung
gängige Gleichstellungsorientierung (1), Steigerung des Anteils von        von ­B ias-Awareness ist dabei ebenso wichtig wie die Fest-
Professorinnen (2) sowie Gewinnen von Frauen für MINT-Fächer und           schreibung von Standards in Leitfäden und eine Debatte über
für wissenschaftliche Karrieren (3) voranzutreiben.                        die Gewichtung von Auswahlkriterien, Potenzial und über
                                                                           den Zuschnitt bzw. die grundlegende Neuausrichtung von
(1)		In den kommenden Jahren wird die Gleichstellungsstrategie             Professuren.
    noch intensiver mit der Organisationsstruktur und den viel-
    fältigen Fächerkulturen verbunden. Um nachhaltig Chancen-          (3)		Gezielte Frauenförderung kann eine Angleichung der Chancen
    gleichheit auf allen Ebenen der Universität zu verankern, werden       auf eine akademische und berufliche Karriere unterstützen. Mit
    Gleichstellungsmaßnahmen verstärkt auf ihre strukturelle und           Blick auf die Förderung von wissenschaftlichen Karrieren bie-
    kulturelle Wirkung hinterfragt. Grundannahme ist, dass sich            tet die Verknüpfung von inhaltlichen Schwerpunktsetzungen
    langfristige Effekte in diesen Bereichen positiv auf die Rah-          im Bereich Gender-Diversity und MINT für die TU Darmstadt
    menbedingungen von Frauen in der Wissenschaft auswirken.               noch nicht ausgeschöpfte Potenziale. Die Finanzierung von
    Aufgrund der Unterrepräsentanz von Studentinnen und Wissen-            Open-Topic-Ausschreibungen mit Gender-MINT-Bezug zur
    schaftlerinnen in der Mehrheit der Fachbereiche liegt der Fokus        Förderung von Qualifizierungsstellen oder die Verbindung von
    weiterhin auf Gender-Perspektiven, wenngleich im Sinne der             Gastprofessuren mit Gender-MINT-Aspekten bieten weitere
    Intersektionalität Vielfaltsaspekte berücksichtigt werden. Das         Handlungsansätze für die kommenden Jahre. Darüber hinaus
    Professorinnenprogramm III ermöglicht die Umsetzung von                ist es Aufgabe von Gleichstellungsarbeit, vermeintliche Normen
    gleichstellungsfördernden Projekten in den Fachbereichen, die          von akademischen Karriereverläufen zu hinterfragen und da-
    sich explizit auf die entsprechende Fachkultur beziehen.               rin­ inhärente Geschlechteraspekte aufzudecken, z.B. bei der

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Gewichtung von Publikationen oder der „Notwendigkeit“ von             vorhaben ­umgesetzt, die aktuelle Themen aufgreifen (z.B. Sichtbar-
    Auslandsaufenthalten während Familiengründungsphasen.                 keit von Wissenschaftlerinnen im digitalen Raum, Auswirkungen der
    Der Ausstieg von exzellenten Frauen aus der Wissenschaft              Corona-Pandemie, Wissenschaftskommunikation). Zudem legt die
    aufgrund von Benachteiligungen ist ein nicht hinnehmbarer             TU Darmstadt Wert auf langfristige zentrale Gleichstellungsmaß-
    Potenzial- und Perspektivenverlust, der sich nachteilig auf die       nahmen, die verschiedene Fächerkulturen in den Blick nehmen und
    Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit auswirken kann.                 fachspezifische dezentralen Gleichstellungsmaßnahmen, die in der
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Gleichstellung bedeutet auch Organisationsentwicklung in einem
Spannungsfeld aus Verfassungsauftrag, Rankings, Programmen
und gesellschaftlichen Neuerungen. Wettbewerbsorientierte Logi-
ken müssen in Einklang mit strategischen Zielsetzungen und nor-
mativ-ethischen Grundannahmen gebracht werden. Gender- und
oder Diversitätsfragen eint, dass sie ungleiche Machtverteilung und
daraus resultierende Inklusions- und Exklusionsmechanismen in den
Blick nehmen – mit dem Ziel, diese zu verändern. Mit neuen Ent-
wicklungen entstehen auch neue Anforderungen an Gleichstellungs-
arbeit, so etwa beim Thema Digitalisierung. Bei Anwender*innen und
Programmierer*innen sind Awareness und Reflexionsvermögen ge-
fordert, um beispielsweise Vorannahmen und Stereotype nicht im
digitalen Raum zu reproduzieren (z.B. racial profiling, Algorithmen…).

Deutlich wird: Gleichstellung, Antidiskriminierungsarbeit und Diver­
sität sind miteinander verbunden und können strategisch von-
einander profitieren. Im Kontext der Rhein-Main-Universitäten
werden – auch mit Blick auf die Exzellenzinitiative – innovative Pilot­

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Herausgeberin:
Die Präsidentin der Technischen Universität Darmstadt
Prof.‘in Dr. Tanja Brühl
Karolinenplatz 5
64289 Darmstadt
www.tu-darmstadt.de

Redaktion: Gleichstellungsbüro
Titelbild: Katrin Binner
Design: Helga Jordan, www.allesschoenundgut.com

Verabschiedet vom Präsidium der TU Darmstadt am 04.11.2021 und vom Senat der TU Darmstadt am 15.12.2021
Stand: Februar 2022

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