Grundlagen für einen Vergleich von verschiedenen Ansätzen der thermischen Verwertung von Klärschlamm - Dr.-Ing. Martin Pohl

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Grundlagen für einen Vergleich von verschiedenen Ansätzen der thermischen Verwertung von Klärschlamm - Dr.-Ing. Martin Pohl
Grundlagen für einen Vergleich von
                verschiedenen Ansätzen der
               thermischen Verwertung von
                       Klärschlamm

                                Dr.-Ing. Martin Pohl

Innovationsforum THERMOLYPHOS
04.-05.Oktober 2016
Grundlagen für einen Vergleich von verschiedenen Ansätzen der thermischen Verwertung von Klärschlamm - Dr.-Ing. Martin Pohl
Allgemeines

© ENVERUM         Folie 2 von 23
Grundlagen für einen Vergleich von verschiedenen Ansätzen der thermischen Verwertung von Klärschlamm - Dr.-Ing. Martin Pohl
Allgemeines –
                                                                                                      Bewertungsmethoden

                                                                                 soziale Aspekte
                                                                                 Wirtschaftlichkeit
                                                                                 Monetäre Gewichtung der Ökobilanz
                                                                                 Gegenüberstellung von Kosten und Wirkungen
                                                                                 Auswirkungen auf die Umwelt (GWP, AP, HTP*,…)
                                                                                 Stoffflussanalysen (z.B. Phosphor)

                                                                                         Bewertungen/ Vergleiche sind
                                                                                         notwendig:
                                                                                         • Soziale Akzeptanz (Bevölkerung)
                                                                                         • ökologische Aspekte
                                                                                         • technische Aspekte (Machbarkeit)
                                                                                         • wirtschaftliche Aspekte (Kosten)

    [Bild aus: VDI 3925 Methoden zur Bewertung von Abfallbehandlungsverfahren]
                                                                                         Methoden stehen zur Verfügung
                                                                                         (z.B. zusammengefasst dargestellt in
                                                                                         VDI 3925)

© ENVERUM                                                                                                             Folie 3 von 23
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Allgemeines
      Klärschlammentsorgung

      1987-2013 (Anteile in %)
      Entwicklung der

      in Deutschland

                                 Aus Positionen zur Klärschlammentsorgung (Stand: März 2015)
© ENVERUM                        Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.   Folie 4 von 23
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Allgemeines –
                                                           Klärschlammverwertung

            Klärschlammentsorgung

            1987-2013 (Anteile in %)
            Entwicklung der

            in Deutschland

                                       Aus Positionen zur Klärschlammentsorgung (Stand: März 2015)
© ENVERUM                              Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.   Folie 5 von 23
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Thermische Verfahren

            Quelle Tabelle: Falko Lehrmann: Überblick über die thermische Klärschlammbehandlung – Trocknung,
© ENVERUM   Monoverbrennung und Mitverbrennung.Thomé-Kozmiensky, K. J. und Beckmann, M. (Hrsg.): Energie aus   Folie 6 von 23
            Abfall, Band 10. Neuruppin: TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky, 2013, S. 901-926
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Allgemeines –
                                                                                                   Bewertungsmethoden

                                                                              soziale Aspekte
                                                                              Wirtschaftlichkeit
                                                                              Monetäre Gewichtung der Ökobilanz
                                                                              Gegenüberstellung von Kosten und Wirkungen
                                                                              Auswirkungen auf die Umwelt (GWP, AP, HTP*,…)

                                                                              Verteilung von Stoffen (Phosphor, Stickstoff usw.)

                                                                              Grundlage für die Bewertung und den
                                                                              Vergleich mit den genannten Methoden
                                                                              sind zunächst Massen- und Stoffbilanzen &
                                                                              darauf aufbauende Energiebilanzen
 [Bild aus: VDI 3925 Methoden zur Bewertung von Abfallbehandlungsverfahren]

          Randbedingungen / Systemgrenzen:
             • Örtlich : Prozesse und entsprechende Apparate
                            (Trocknung, Faulung, Pyrolyse, Vergasung, Verbrennung, Abgasreinigung, Energieumwandlung usw.)
                   • Zeitlich: Nutzungsdauer, Abschreibungsdauer, Auslastung
© ENVERUM                                                                                                             Folie 7 von 23
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Systemgrenzen

   Für konkrete Beurteilungen sind Systeme mit technischen Zeichnungen, mit geeigneten
   Schemata, mit Skizzen usw. darzustellen, um zu zeigen,
   •   welche Größen (Stoffe, Massen und Energien) betrachtet und welche Zahlenwerte jeweils
       angesetzt werden,
   •   wie die Bilanzen erstellt sind,
   •   wie die Bilanzen geschlossen werden,
   •   wo, d.h. an welcher Systemgrenze,
       welche Kenngrößen und Kennzahlen
       gebildet werden.
   Bei den Kennwerten ist daher die Angabe
   der jeweils betrachteten Systemgrenze mit
   anzugeben.

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Anwendung von Systemgrenzen

  Systemgrenzen als Voraussetzung für die Bilanzierung

  Summe aller eintretenden Massenströme = Summe aller austretenden Massenströme
  Summe aller eintretenden Energieströme = Summe aller austretenden Energieströme

  Systemgrenzen als Voraussetzung zu Plausibilitätsfragen

  Bei fehlenden oder auch bei bekannten, jedoch nicht plausibel erscheinenden Größen sind
  Kompatibilitätsüberlegungen (z.B. sog. Rückwärtsrechnungen mit Stoff- und Energiebilanzen)
  an allen Systemgrenzen durchzuführen.

  Systemgrenzen als Voraussetzung zur Bildung
  von Kenngrößen und Kennzahlen

  Kenngrößen und Kennzahlen müssen immer mit Werten jeweils an ein und derselben Systemgrenze
  gebildet werden

  Systemgrenzen zur Darstellung zeitlicher Abhängigkeiten

  Zeichnet man interessierende Ströme zeitlich auf, so kann man aus einer entsprechenden Integration über
  die Zeit die Stunden-,Tages-, Monats-, Jahresmittel bilden und wenn nötig noch wesentlich längere Zeiten
  (z.B. bei Deponien) in Betracht ziehen.

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Grundlagen für einen Vergleich von verschiedenen Ansätzen der thermischen Verwertung von Klärschlamm - Dr.-Ing. Martin Pohl
Beschreibung von Verfahrensketten
                                                                (Primärenergieaufwendungen)

            Berücksichtigung zusätzlicher Aufwendungen für die Abfallaufbereitung, für Hilfsstoffe (z.B.
            Sauerstoffbereitstellung für die Anreicherung der Verbrennungsluft,
            zusätzliche Aufwendungen für Schlackeaufbereitung, Abgasreinigung, usw.)

      Erweiterung der Systemgrenze R der Anlage zur Einbeziehung der Umwandlungsprozesse der Primarenergien
      (Systemgrenze S) zur Systemgrenze T

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Beschreibung von Nettoeffekten von Verfahrensketten
                                                  (Primärenergieaufwendungen)

            Wenn es den Abfall nicht gäbe, waren auch die zuvor genannten Primarenergieaufwendungen
            nicht notwendig. In einem weiteren Schritt wird daher eine gedankliche Rückführung
            dieser Aufwendungen aus dem Nutzen vorgenommen

   Erweiterung der Systemgrenze T zur Darstellung der Rückführung der aufzuwendenden Primarenergien zur Systemgrenze U

© ENVERUM                                                                                                  Folie 11 von 23
Bsp. Klärschlamm
                             Vereinfachtes Fließbild - Standort Kläranlage

            Kläranlage ohne Faulungs-Prozess   Kläranlage mit Faulungs-Prozess

            Eigenstromerzeugung ohne Faulung   Eigenstromerzeugung mit Faulung

© ENVERUM                                                             Folie 12 von 23
Bsp. Klärschlamm
                                             Rohschlamm-Beschaffenheit

                Bemessungswerte für die Schlammbehandlung :

                0,085 kg TR/(EW*d),      TR - Rohschlamm = 5 %

            Element          C      H      O      N      P    mineral.
            Ma.-% von oTR   54,0   7,6    30,6   6,5    1,3     ---
            Ma.-% von TR    31,3   4,4    17,7   3,8    0,8     42

                       Summenformel : C106H180O45N11P

© ENVERUM                                                         Folie 13 von 23
Bsp. Klärschlamm
                                  Vereinfachtes Fließbild - Standort Verbrennung

                        elektrische Energie                          elektrische Energie

            TROCKNUNG                 WIRBELSCHICHT                   WIRBELSCHICHT

              BRÜDEN -                DAMPFTURBINE                    DAMPFTURBINE
            KOMPRESSION                GENERATOR                       GENERATOR

                                    elektrische Energie   (Zusatzbrennstoff)   elektrische Energie

© ENVERUM                                                                                    Folie 14 von 23
Bsp. Klärschlamm
                                   Standort Kläranlage – untersuchte Varianten

       Kläranlage mit Faulungs-Prozess     Kläranlage ohne Faulungs-Prozess

            Faulschlamm-Mono-                Rohschlamm-Mono-
               verbrennung                      verbrennung

       Eigenstromerzeugung ohne Faulung
                                      Eigenstromerzeugung mit Faulung
         Trocknung   Trocknung Trocknung      Trocknung        ohne
        am Standort am Standort am Standort am Standort Trocknung
         Kläranlage Verbrennung Kläranlage Verbrennung

© ENVERUM                                                                 Folie 15 von 23
Bsp. Klärschlamm
                                                      grundsätzliches Bilanzschema

            Beckmann, M.: Stoff- und Energiebilanzen bei der Verbrennung von Klärschlamm. In: VDÍ Wissensforum. Tagungsunterlagen
© ENVERUM   Fachkonferenz Klärschlammbehanldung 27.10-28.10.2010,                                                                   Folie 16 von 23
            Offenbach.
Bsp. Klärschlamm
                                                          - Anaerob-mesophile Stabilisierung

                                                                    Einstufige Faulung
                                                                    • tTS =  20 d
                                                                    •T                      ~ 35 °C
                                                                    •  oTR = 42 %
                                                                    • Reaktionsmodell :
                                                                    erweiterte Buswell‘sche
                                                                    Gleichung

                     C106 H180 O45 N11 P                              + 59,5 H2O                                     
            60,75 CH4 + 35,25 CO2 + 11 NH4+ + 10 HCO3 - + H2PO4                                                                                          -

                            Beckmann, M.: Stoff- und Energiebilanzen bei der Verbrennung von Klärschlamm. In: VDÍ Wissensforum. Tagungsunterlagen
© ENVERUM                   Fachkonferenz Klärschlammbehanldung 27.10-28.10.2010,                                                                   Folie 17 von 23
                            Offenbach.
Bsp. Klärschlamm
                                                                     Nacheindickung / Entwässerung

                                                                      Dekanterzentrifuge + FHM
                                                                      • Entwässerungsgrad
                                                                          Faulschlamm: TR = 28 %
                                                                      • Entwässerungsgrad
                                                                          Rohschlamm: TR = 26 %

            P   Entwässerung   = 2,0 kWh / m³ Dünnschlamm

                               Beckmann, M.: Stoff- und Energiebilanzen bei der Verbrennung von Klärschlamm. In: VDÍ Wissensforum. Tagungsunterlagen
© ENVERUM                      Fachkonferenz Klärschlammbehanldung 27.10-28.10.2010,                                                                   Folie 18 von 23
                               Offenbach.
Bsp. Klärschlamm
                                                                                                                              Trocknung

                                                                                     Trocknung am Standort
                                                                                      der Kläranlage
                                                                                     • Teiltrocknung ~ 42 % TR

                                                                                     Trocknung am Standort
                                                                                      der Verbrennung
                                                                                     • Volltrocknung > 90 % TR

            P   Trocknung,elek.   ~ 80 kWh / Tonne Wasserverdampfung

                                   Beckmann, M.: Stoff- und Energiebilanzen bei der Verbrennung von Klärschlamm. In: VDÍ Wissensforum. Tagungsunterlagen
© ENVERUM                          Fachkonferenz Klärschlammbehanldung 27.10-28.10.2010,                                                                   Folie 19 von 23
                                   Offenbach.
Bsp. Klärschlamm
                                                                              Klärschlammverbrennung

                                                            Klärschlamm -
                                                            Monoverbrennung
                                                            • Wirbelschicht
                                                            • T =  850 °C

            Wirbel-                                         •  = 1,35
            schicht                                         • Luftvorwärmung
                                                            • Abhitzekessel
                                                            • Dampfturbine + Generator

                      Beckmann, M.: Stoff- und Energiebilanzen bei der Verbrennung von Klärschlamm. In: VDÍ Wissensforum. Tagungsunterlagen
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                      Offenbach.
Bsp. Klärschlamm
                                                             Bewertungsmethodik & Ergebnisse
            Primärenergiefaktoren ( DIN V 4701-10 )
            • elektrische Energie                                                         fp,elt                  = 3,0
            • Zusatzbrennstoffe (Heizöl, Erdgas)                                          fp,Z-BS                 = 1,1

            eNutz-PE = (eelt,OUT – eelt,IN) * fp,elt - hZ-BS * fp,Z-BS                                                    [ MJ / kg TR ]

                          eelt,IN  Bedarf an elektrischer Energie
                          hZ-BS    Enthalpie der Zusatzbrennstoffe
                          eelt,OUT Abgabe an elektrischer Energie

            Primärenergienutzen ( -aufwand ) der Varianten

                      eNutz-PE                       Faulschlamm-                          Rohschlamm-
                    [ MJ/kg TR ]                      verbrennung                           verbrennung
              Trocknung am Standort
              der Verbrennung                                 5,95                                  3,64
              Trocknung am Standort
              der Kläranlage                                  2,91                                - 2,05

              ohne Trocknung                                    ---                               - 2,18

                                 Beckmann, M.: Stoff- und Energiebilanzen bei der Verbrennung von Klärschlamm. In: VDÍ Wissensforum. Tagungsunterlagen
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                                 Offenbach.
Zusammenfassung

   •    Grundlage für eine Beurteilung ist zunächst die systematische
        Beschreibung der Verfahrensketten mit Hilfe von Grundbausteinen (z.B.
        Faulung, Entwässerung, Trocknung, Verbrennung) und die einheitliche
        Festlegung von Bilanzgrenzen, sowie die Erfassung der ein- und
        austretenden Stoff- und Energieströme (Anlagen im Bestand –
        Messungen / in Planungsphase – Kenngrößen).

   •    Je nach Verfahrenskombination der Gesamtkette können sich für ein und
        denselben Rohschlamm ganz unterschiedliche Ergebnisse bezüglich der
        Energienutzung bzw. des Energieaufwandes ergeben.

   •    Der bei der Klärschlammbehandlung erzielbare Nutzen oder der
        erforderliche Aufwand sind aus den Eigenschaften des Rohschlammes
        in Verbindung mit einer kumulierten Bilanzierung der Verfahrenskette,
        auch unter Einbeziehung der externen Verluste der
        Energiebereitstellung, z.B. im Kraftwerk, zu beurteilen.

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Vielen Dank
            Sitz der Gesellschaft:    Hohe Straße 17
                                                                   für ihr
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                               Fon     +49 (0) 351 / 87 32 92 70
                               Fax     +49 (0) 351 / 87 32 92 75
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