HORST HEILMANN SCHATTENRÄUME - MALEREI - Stadt ...

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HORST HEILMANN SCHATTENRÄUME - MALEREI - Stadt ...
HORST HEILMANN
SCHATTENRÄUME
MALEREI
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    HORST HEILMANN
    SCHATTENRÄUME
    MALEREI
HORST HEILMANN SCHATTENRÄUME - MALEREI - Stadt ...
HORST HEILMANN
                                       SCHATTENRÄUME
                                       MALEREI

o. T.
2019 · Acryl auf Papier · 34 x 24 cm
Privatbesitz
HORST HEILMANN SCHATTENRÄUME - MALEREI - Stadt ...
6   VORWORT

                                         10   HORST HEILMANN — SPAZIERGÄNGER MIT SCHATTEN
                                              BIRGIT HÖPPL

                                              EIN BILDERLEBEN | Unermüdlich nach Lösungen zu suchen
                                              GESPRENGTE KETTEN — WELCHE KETTEN? | Die Welt im Kopf
                                              DAS FUNDAMENT TRÄGT | Der Standort will sorgfältig ausgelotet werden
                                              HÖHER? WEITER? | Geklimper muss nicht sein
                                              NICHT AUS DEM NICHTS | Rechts, links, gradaus in die eigne Spur
                                              ERINNERTE GRÖSSE | Architektur als »Gehäuse für Gedanken«
                                              DER GEBAUTE LEIB | Hinterrücks schleicht sich der Mensch ein
                                              RISIKO | Der kreative Akt bleibt unsicheres Treiben
                                              MIT ABSTAND BETRACHTET | »Ich sage: Haus, und ich sehe die Häusermeere der Städte.«
                                              DER SCHONUNGSLOSE BLICK | Die Unausweichlichkeit des Menschenbildes
                                              HELLO DARKNESS, MY OLD FRIEND | Dem Schatten Raum geben
                                              DER SPAZIERGÄNGER | Sich der Landschaft einschreiben

                                         29   DIE STADT ERINNERN
                                              HORST HEILMANN ZU SEINEN BILDERN DER STADT KEMPTEN

                                         36   SICH EIN BILD MACHEN, BEVOR MAN EIN BILD MACHT
                                              HORST HEILMANN ZU EINER AUFTRAGSARBEIT

                                         43   ARCHITEKTUR

                                         77   FIGUR

                                        115   LANDSCHAFT

                                        134   BIOGRAPHIE | AUSZEICHNUNGEN

                                        136   AUSSTELLUNGEN

                                        139   ARBEITEN IN ÖFFENTLICHEM BESITZ
mit Arbeit vom 28.1.
2013 · Acryl auf Papier · 100 x 70 cm   140   IMPRESSUM
HORST HEILMANN SCHATTENRÄUME - MALEREI - Stadt ...
10                                                                                                                                                                                    11

     VORWORT
     Einer eigenständigen künstlerischen Bildsprache über viele Jahre immer wieder zu         Die Frage nach der Gültigkeit von Überbrachtem stellt sich heute in vielen Lebens­
     begegnen, kann ein Privileg sein. Die Vertrautheit mit einem bestimmten bildneri­        bereichen. Auch die Kunstwelt verändert sich rasant. Wider Erwarten hat sich dabei
     schen Vokabular vermag die eigene Bildwelt zu beeinflussen und zur Identitäts­           die gegenständliche Malerei ihre Bedeutung in den letzten Jahrzehnten zurück­erobert.
     bildung beizutragen.                                                                     Als konkrete Handlung einer bestimmten Person in einer benennbaren Zeitspanne,
                                                                                              als Nachweis individuell durchlebter Stunden, ist sie heute vielleicht wichtigeres
     Seit einem halben Jahrhundert prägt Horst Heilmann als Künstlerpersönlichkeit die        Zeugnis denn je. Insofern danke ich Horst Heilmann für sein konstantes Ringen um
     Kultur im Allgäu und weit darüber hinaus mit. Dass er sich bald nach seinem Kunst­       gültige Bilder, die uns bestenfalls immer wieder den weniger wichtigen Themen
     studium wieder für seine Heimatstadt als Standort entschieden hat, ist eine Berei­       ­entreißen und uns zum Kern dessen führen, was uns als Menschen ausmacht.
     cherung für Kempten. Hier ist er seitdem mit konstanter Ernsthaftigkeit präsent. Als
     Kunsterzieher war er bis zur Jahrtausendwende für Generationen von Schülerinnen          Ausstellung und Katalog widmen sich im Schwerpunkt den letzten zehn Jahren,
     und Schülern ein motivierendes Vorbild.                                                  ­runden den Blick aber durch Rückgriffe und Querverweise innerhalb des Werkes ab.
                                                                                               Dieser Katalog ergänzt die Ausstellung um zahlreiche Werke und leistet damit einen
     Die Wahrnehmung seiner Arbeit und deren Stellenwert in der Öffentlichkeit werden          wichtigen Beitrag zum kulturellen Gedächtnis unserer Stadt.
     seit Jahrzehnten begleitet von einem lebendigen Dialog zwischen Stadt und K ­ ünstler.
     Frühe Ankäufe, die wiederholte Ausrichtung von Einzelausstellungen, Schenkungen          In deren Namen danke ich dem Unternehmen DACHSER herzlich für die großzügige
     seitens des Künstlers, Auszeichnungen vor Ort und die Vergabe städtischer Aufträge       Unterstützung dieser Publikation.
     belegen diese Verbindung und gegenseitige Wertschätzung. Eine der Stadt
     ­gewidmete Arbeitsreihe »Kempten — Bilder einer Stadt« zeugt in ihrer Vielschichtig­
      keit vom klaren Blick des Künstlers. Seine charaktervolle Handschrift verleiht auch
      den von ihm gefertigten Bildnissen meiner drei Amtsvorgänger besondere Leben­
      digkeit.

                                                                                              Thomas Kiechle
                                                                                              Oberbürgermeister der Stadt Kempten (Allgäu)
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nature morte 7
2003 · Acryl auf Karton · 138 x 201 cm
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     HORST HEILMANN —             EIN BILDERLEBEN
                                  Unermüdlich nach Lösungen zu suchen
     SPAZIERGÄNGER MIT SCHATTEN   Dass Horst Heilmann seine Fragen an das Leben im ­steten
     BIRGIT HÖPPL                 ­Dialog mit der Bildfläche zu klären sucht, ist ­Tatsache, ist Draht­
                                   seilakt, ist eine Kunst für sich.

                                  Für diesen fortwährenden Klärungsprozess hat er sich früh der
                                  Gegenständlichkeit verschrieben. In verschiedenen Phasen
                                  zeigt sie sich unterschiedlich ausgeprägt, stets aufs Neue als
                                   tastende Formung und skeptische Formulierung wahrnehmbar.
                                  Architektur, Figur, Landschaft — diese tradierten Themen der
                                   westeuropäischen Kunstgeschichte bilden bis heute seinen
                                  ­Bezugsrahmen. Den Drang, diesen zu sprengen, hatte er nicht. *         * » Die Dinge, die mich bewegen, glaube ich
                                                                                                          mit t­ raditionellen Mitteln umsetzen zu können
                                                                                                          und habe keine Probleme damit.
                                  In täglicher Konfrontation und Konzentration lotet er seinen            (Neue Entwicklungen lehne ich deshalb nicht
                                   selbstgewählten Aktionsradius aus. Das Atelier in der ­Wohnung,        ab, sie faszinieren mich teilweise, aber ich
                                  der Arbeitstisch mit Kartons, P­apieren, Stiften, Pinseln und           könnte mir keinen totalen Bruch in meiner
                                                                                                          Arbeitsweise vorstellen.)«
                                  ­ausreichend Acrylfarbe bestückt: hier ist Spielraum und Ort der        Allgäuer Zeitung, 20.3.1998, Interview
                                  Verhandlung.                                                            von Irmtraud Brunk mit Horst Heilmann.

                                                                                                          sich ein Bild machen
                                                                                                          2016 · Acryl auf Karton · 70 x 100 cm (Seite 54)
                                                                                                          mit Arbeit vom 28.1.
                                                                                                          2013 · Acryl auf Papier · 100 x 70 cm (Seite 4)
HORST HEILMANN SCHATTENRÄUME - MALEREI - Stadt ...
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     GESPRENGTE KETTEN — WELCHE KETTEN?                                                                                     DAS FUNDAMENT TRÄGT
     Die Welt im Kopf                                                                                                       Der Standort will sorgfältig ausgelotet werden

      Zum Studium ging Heilmann, der 1944 in Kempten g     ­ eboren                                                         Mit Beendigung von Studium und Referendariat im Jahr 1972
      wurde, nach München, was in den 1960ern ­naheliegend und                                                              beginnt die Ausstellungstätigkeit des Künstlers. 1975 erhält er
      praktikabel war. Mit 22 Jahren b
                                     ­ egann er sein Studium an der                                                         erstmals eine Auszeichnung, der bis jetzt elf weitere Preise
      Akademie der Bildenden Künste. Lehramt und Freie Kunst in                                                             folgten. *                                                        * Liste der Auszeichnungen siehe Seite 134.
      Kombination stellten ihm ­finanzielle Absicherung und künstle­
      rische Unabhängigkeit in Aussicht. 1974 kam er zurück in seine                                                        Der Schwerpunkt seiner Ausstellungstätigkeit liegt im Regie­
      Heimat­stadt, wo er bis ins Jahr 2000 als Kunsterzieher am                                                            rungsbezirk Schwaben, er ist aber auch mit Einzel-Präsenta­
     ­Allgäu-Gymnasium tätig war.                                                                                             tionen deutschlandweit, unter anderem in Düsseldorf zu sehen.
                                                                                                                            Galeristen in Augsburg vertreten und zeigen ihn früh und
     Neben der intensiven Weitergabe seines Kunst­verständnisses                                                            ­regelmäßig. Im Haus der Kunst in München beteiligt er sich in
      und der Familie widmete er seine ­Energie gleichermaßen und                                                           den 1980ern als Gast der »Neuen Gruppe« an den sog. ­»Großen
      konstant der freien Arbeit als K
                                     ­ ünstler. Das zeugt, jenseits des                                                     Münchner Kunstausstellungen«. Sein damaliger Düsseldorfer
     generations­spezifischen ­Rollenmodells, von biographischem                                                            Galerist zeigt seine Arbeiten mehrmals auf der zu dieser Zeit
     ­Kompromiss einerseits, beharrlichem Bedürfnis nach künstleri­                                                          wichtigsten deutschen Kunstmesse, der »Art Cologne« oder
      schem Ausdruck und einer Ernsthaftigkeit in der Entwicklung                                                           der »Art Frankfurt«. ­Ausstellungsbeteiligungen führen wieder­
      seines Werkes andererseits, die von ­Anfang an große Anerken­       Wanderung                                         holt in die Ferne und Werke werden ­beispielsweise in die USA,
      nung fand.                                                          2017 · Acryl auf Karton · 86 x 61 cm (Seite 96)   aber auch an zahlreiche öffentliche Institutionen und Ämter
                                                                                                                            verkauft. An privaten Sammlern ­mangelt es ihm seit Beginn
                                                                                                                             ­seiner Laufbahn nicht.

                                                                                                                            Er stellte und stellt sich kontinuierlich der Kritik und dem
                                                                                                                            ­Publikum. Uneitel und unprätentiös, immer am künstlerischen
                                                                                                                                                                                              o. T.
                                                                                                                             Dialog interessiert. Trotz aller persönlicher Zurückhaltung im   2016 · Öl, Acryl auf Papier · 32 x 24 cm
                                                                                                                            Auftreten entschlossen und mit festem Stand.                      (Seite 112)
HORST HEILMANN SCHATTENRÄUME - MALEREI - Stadt ...
18                                                                                                                                                                                                 19

     HÖHER? WEITER?                                                                                                        NICHT AUS DEM NICHTS
     Geklimper muss nicht sein                                                                                             Rechts, links, gradaus in die eigne Spur

      Das überregionale Netz, das sich um Horst Heilmanns Kunst                                                             Die Münchner Kunstakademie bot bis in die 1970er Jahre eine
      aufbaute, war an vielen Stellen ausbaufähig. Bei guten                                                                ­ ewagte Gemengelage ausschließlich männlicher Professoren.
                                                                                                                            g
     ­Verkäufen und potenter, einflussreicher Kunst-Klientel wäre mit                                                       War doch bis 1972 ein von den Nationalsozialisten h         ­ och­­-
      etwas gesellschaftlichem Engagement eine öffentlichkeits­                                                             geschätzter Maler darunter. Und gleichzeitig lehrten hier
      wirksamere und prominentere Karriere greifbar gewesen. Das                                                            ­Künstler, die an diejenigen Entwicklungen der ersten Jahrzehnte
     Angebot für eine Professur verfolgte er nicht weiter. Kein H
                                                                ­ öher,                                                      des 20. Jahrhunderts anknüpften, die als entartet diffamiert
      kein Weiter. Darauf angesprochen, sagt der Künstler wie selbst­                                                        worden waren und solche, die sich von da aus teils ins Abstrakte
      verständlich: »Das Malen war mir wichtiger.« *                       * Alle im Text wiedergegebenen Aussagen           und gänzlich Ungegenständliche hinein bewegten. Der ­Student
                                                                           des Künstlers, denen keine anderweitigen          Horst nimmt eine handwerklich solide Ausbildung und eine
                                                                           Quellen zugeordnet wurden, sind Gesprächen
     Die daraus resultierende Beständigkeit im Äußeren ist bemer­          mit der Autorin entnommen, die im Früh­-          breite Palette an Ausdrucks­   möglichkeiten mit. Intensivstes
     kenswert. Er fühlt sich wohl in Kempten, wohin er 1974 nach           sommer 2019 geführt wurden.                     Aktstudium bleibt ein sicheres Fundament, die Zentral­
                                                                                                                           ­                                                              per­
     Studium und erster beruflicher Station endgültig zurückkehrt.                                                           spektive bleibt sein künftig fast intuitiv zugrunde gelegtes
                                                                           »Gleichwohl ist er immer bei sich geblieben —
     Seine Frau Brigitte und er sind seit 1971 verheiratet und             ohne Moden und Mätzchen. Die Kunstevents        ­Organisationsschema. Technisch ist er fortan sattelfest.
      ­mit­einander im Gespräch. Er pflegt jahrzehntelange Freund­         und –promotions lassen ihn unberührt.«
       schaften. Ein Meister der Beständigkeit. Reisen, das ja und viel,   Christl Zepp, ehem. Geschäftsführerin der       Die europäische Bildwelt — Heilmann sagt heute, »die hat sich
                                                                           Rupert-Gabler-Stiftung, in ihrer Laudatio zur
     ­immer perfekt ausgesucht und akribisch vorbereitet.                  Kulturpreis-Verleihung 2009 in Kempten          relativiert« — kennt er bzw. sieht er sich an. Nach dem Studium
                                                                                                                           zurück im Allgäu, fährt er regelmäßig nach München, seltener
     Das Betreten wirklich unwägbaren Geländes findet inwendig             Schattenraum II                                 nach Stuttgart, orientiert sich mehrmals auf der »documenta«
     statt.                                                                2008 · Acryl auf Karton · 102 x 140 cm          bzw. der ­Biennale in Venedig und bereist oft und mit großer
                                                                           (Seite 52)
                                                                                                                           Neugier e ­ uropäische Städte wie Paris, Rom, Wien, Amsterdam,
                                                                                                                           Barcelona, ­Lissabon, London …

                                                                                                                           Er rückbezieht sich auf historische Künstlercharaktere wie
                                                                                                                           ­ illiam Turner und dessen furiose Durchdringung des Lichtes
                                                                                                                           W
                                                                                                                           oder ­ Francisco de Goya, der den Abgründen der Gewalt
                                                                                                                           ­bildnerisch ins Gesicht zu sehen wagte. Er orientiert sich an
                                                                                                                           Ausdrucksformen des frühen 20. Jahrhunderts, beispielsweise
                                                                                                                            an der von Alberto ­Giacometti, der trotz mühsamsten Ertastens
                                                                                                                           am Gegenstand festhielt. Es kommt ihm entgegen, dass sich
                                                                                                                           etliche Altersgenossen wie Anselm Kiefer seit Anfang der
                                                                                                                           1960er Jahre die Figuration ­zurück erobern.
20                                                                                                                                                                                                                                            21

     ERINNERTE GRÖSSE                                                                                                     DER GEBAUTE LEIB
     Architektur als »Gehäuse für Gedanken«                                                                               Hinterrücks schleicht sich der Mensch ein

      Die Architektur als eines der für ihn nach wie vor »gültigen«                                                        Die markanten architektonischen Einzelwesen bilden trotz aller
      Bildthemen begleitet den Künstler am längsten. Mit nervösem                                                         gegenständlichen Lesbarkeit keine fest begrenzten Baukörper
      Strich umkreist er ab den späten 1970ern prächtig gedachte                                                           aus, sondern tragen den Zweifel auf ewige Gültigkeit in sich.
      Repräsentationsbauten. Auf großen Tableaus entstehen                                                                Oder andersherum als Erinnerungskonturen gedacht: »Horst
      Entwürfe für Schaltzentralen der Macht. Wessen Macht?
      ­                                                                                                                    Heilmann treibt Stollen in die Zeichnung, geht in die Tiefe, legt
     ­Aufwändige Fassaden, weitläufige Räumlichkeiten und ­exklusive                                                      Grundrisse an, blendet Bauwerke wie Projektionen vor das
     Trakte für politische Entscheidungen werden ­          assoziativ                                                    Schwarz-filigrane, zerbrechliche Dinge, denen der Künstler
      auf­
      ­   gerufen, nicht gezeigt. Er hat den erlernten klassisch-­                                                        ­einen letzten Widerschein gönnt.« *                                   * So der Kunstkritiker Günter Ott am 19.4.1990
      europäischen Formenkanon frisch im Blut und ist wohlgenährt                                                                                                                                in der »Augsburger Allgemeinen«.

      mit ­historischen Vorbildern von der Antike über Renaissance                                                        Fast immer sind die Gebilde von Kuppeln überwölbt. Nicht nur
      und Barock bis zu den nationalsozialistischen Übersteigerungen                                                      deswegen atmen sie eine vibrierende Körperlichkeit, die sich
      gebauten und geplanten Herrschaftsanspruches, das sieht                                                             bei der Betrachtung spürbar zu übertragen vermag.
      man.
                                                                                                                          Als ertasteten sie sich stabilen Grund, spreizen sich in der ­Arbeit
     Die Faszination für groß angelegte Planungen, kühne Raum­                                                            »Architektur — Gehäuse für meine Gedanken« schräge Pfeiler
     entwicklungen und, idealiter, die Entfaltung produktiver archi­                                                         in einen vage skizzierten Grund. Mit weißer Kreide suchend
     tektonischer und künstlerischer Ideen einer Epoche spürt man.                                                           konturiert, lassen sie den Blick auf eine um Halt ringende
     Dass mutige Planungen und ästhetische Würfe aber nur mehr                                                              ­Binnenstruktur frei. Letztere setzt auf einer hellen gewölbten
     chiffrehaft skizziert werden, lässt erahnen, dass da einer — wie                                                       Schädelform auf. Der Umraum leuchtet flächig in Korallenrot
     seine ganze Generation — außer Bleistift und Gouache auch die                                                           und Sandbraun. Der obere, zylindrisch-zerfaserte Baukörper
     Schatten zweier Weltkriege auf dem Arbeitstisch hat. *              * Eine Arbeit wie »Atmender Baukörper« von         vor dunklem Grund ist wiederum von einer aquarellierten
                                                                         1987 ist in diesem Zusammenhang auch                ­weißen Kalotte bekrönt. Unwillkürlich vollzieht das betrachten­
                                                                         insofern interessant, als Heilmann immer
                                                                         wieder alte Blätter mit lithographierten            de ­Gegenüber die vorsichtige Verästelung und versuchte
                                                                         Architekturen als Grundlage für seine Zeich­     ­Verankerung in unwägbarem Gelände nach. Als ginge es um
                                                                         nungen hernimmt. Trotz späterer behutsamer          körperliche Verortung im konkreten und einen leiblichen
                                                                         Aquarellierung und Höhung mit deckendem
                                                                         Weiß bleibt der nachgedunkelte Blattgrund         ­Vorgang im weiteren Sinne. *                                         * »Pädagogisch ließe sich einwenden, die
                                                                         sichtbar. Sowohl motivisch als auch praktisch                                                                           Empfehlung, ein Ding mit einem Ding zu
                                                                                                                                                                                                 ­vergleichen, sei klarer und eindeutiger als die,
                                                                         bezieht er sich auf Vergangenes und setzt sich   1998 hat der Kemptner Maler der Kunstkritikerin Irmtraud                das gebaute Ding mit einer Vorstellung, nämlich
                                                                         zeichnend in direkten Bezug.
                                                                                                                           Brunk gegenüber formuliert: »Während meines Studiums habe              der Vorstellung des Leibes von sich selbst zu
                                                                         Raumansichten                                     ich intensiv figürliche Studien gemacht. Da mir das leicht fiel,       vergleichen. Dieser Einwand wird seit Jahrhunder­
                                                                                                                                                                                                  ten durch die Maler widerlegt, die die Positionen
                                                                         mit Arbeiten der 1970 / 80er Jahre aus der        habe ich danach ganz bewusst mit dem Gegenständlichen                  und Gewichte ihrer Bilder an ihren eigenen Körper­
                                                                         Retrospektive »Was geht in deinem Schädel
                                                                         vor?«, Künstlerhaus Marktoberdorf, 2005.         gebrochen und strenge Konstruktionen ausprobiert. Diese
                                                                                                                          ­                                                                       gefühlen orientieren, nicht etwa am Bild irgendeines
                                                                         (Seiten 18 / 19, 50 / 51)                        ­entwickelten sich immer stärker zu organischen Formen, und             Körpers, erst recht nicht am Bild ihres eigenen.«
                                                                         Atmender Baukörper                                                                                                       Wolfgang Mesenheimer, Das Denken des Leibes
                                                                                                                           so schlich sich auch wieder die Figur ein, das Bild des M
                                                                                                                                                                                   ­ enschen      und der architektonische Raum, Köln 2006, S. 99.
                                                                         1987 · Bleistift, Farbstift, Aquarell, Gouache
                                                                         auf Papier · 42 x 52,5 (Seite 63)                 im weitesten Sinne.«  **                                               ** Horst Heilmann im Interview mit
                                                                                                                                                                                                  Irmtraud Brunk, Allgäuer Zeitung, 20.3.1998.

                                                                                                                                                                                                 Architektur — Gehäuse für meine Gedanken —
                                                                                                                                                                                                 Kenotaph
                                                                                                                                                                                                 1987 · Kreide, Aquarell, Gouache auf Karton
                                                                                                                                                                                                 115 x 80 cm (Seite 65)
                                                                                                                                                                                                 o. T.
                                                                                                                                                                                                 2001 · Aquarell auf Papier · 23,3 x 30,3 cm
                                                                                                                                                                                                 (Seite 64)
22                                                      23

Ausstellungsansicht »Was geht in deinem Schädel vor?«
Künstlerhaus Marktoberdorf 2005
24                                                                                                                                                                                                                                        25

     RISIKO                                                                                                               MIT ABSTAND BETRACHTET
     Der kreative Akt bleibt unsicheres Treiben                                                                           »Ich sage: Haus, und ich sehe die Häusermeere der Städte« *         * Thomas Bernhard, Frost, Frankfurt 1963, S. 26.

     Die Idee eines impulsiven, möglichst unkontrollierten Zeichen­                                                       Seit der Jahrtausendwende verändern sich seine Architekturen
     flusses ist Heilmann nicht nur in seiner Anfangszeit nahe. Mehr                                                         sukzessive. Die Erregung des Zeichners wird verhaltener, der
     als von den Abstrakten Expressionisten wie Jackson Pollock                                                            Pinsel des Malers entschiedener. Als seien sie jetzt »fester«
     wird er vom Informel bzw. vom Tachismus eines Künstlers wie                                                          ­gebaut, als habe sich das Beben des Bodens beruhigt. Die
     WOLS (1913 —1951) angesprochen. Dessen intensives, in nur                                                             Linienführung ist ruhiger, die Kompositionen flächiger. Der
                                                                                                                           ­
     wenigen Jahren vorwiegend im Pariser Exil entstandenes                                                                ­Maler spricht von einem »zurückgenommenen formalen und
     zeichnerisch-malerisches Werk berührt ihn künstlerisch und
     ­                                                                                                                       farb­
                                                                                                                             ­   lichen Apparat« und: »Ich habe eine schwerere Hand
     biographisch. Ende der 1980er Jahre entstehen einige Werke,                                                            ­bekommen.«
     in denen er das Motiv fast frei fließend in das Blatt gießt. Die
     zeichnerische Energie mäandert über die komplette Bildfläche,                                                         Die früher eher implizit mitschwingende Verletzlichkeit in
     die Membran zwischen Gegenstand und Umraum ist oft kaum                                                                selbstreflexiven Bildtiteln wie »Selbstbegegnung« oder
     noch wahrnehmbar. Die Werkschau im Jahr 1990 in Kempten                                                              ­»Gehäuse für meine Gedanken« weicht nüchterneren Verwei­
     macht im zugehörigen Katalog diese Phase seiner Entwicklung                                                            sen wie »unter kaltem Licht«, »danach«, oder »Platz der Macht«.
     anschaulich nachvollziehbar. *                                        * Siehe den Katalog zur von Dr. Thomas Weiß     Die Verwundbarkeit findet in Panoramen verwüsteter Städte,         o. T.
                                                                           kuratierten Ausstellung:                        zerstörten Straßenzügen, in Kriegsschäden und apokalyp­
                                                                                                                           ­                                                                  2013 · Acryl auf Papier · 27,7 x 38,3 cm
                                                                           »Horst Heilmann, Arbeiten auf Papier«,                                                                             (Seite 56)
       In der Folgezeit bewegt sich der Zeichner mehr auf eine fast        Kempten 1990                                     tischen Ruinenlandschaften nun sichtbaren äußeren Ausdruck.
                                                                                                                                                                                              unter kaltem Licht
        ­illusionistisch wahrnehmbare Verdichtung seiner Objekte und       (Schriften und Kataloge der Museen der Stadt    Die forschende Innenschau und der mitleidende Blick des            2014 · Acryl auf Karton · 94 x 140 cm
        Figuren zu. Sein bildnerisches Denken entzündet sich wieder        Kempten (Allgäu), Band 6).                      ­wachen Zeitgenossen Heilmann fließen in eins.                     (Seite 74)
       erkennbarer am Gegenstand. Das skripturale Geschehen auf
        dem Papier aber lässt er laufen. Der kreative Vorgang aus
     ­Aktion und Reaktion bleibt spontan und dialogisch. Er arbeitet
        dementsprechend nie nach Fotos oder Skizzen. Konkrete Orte
         sind nicht gemeint. Die Motive entstehen letztendlich beim Tun
         selbst. Mit einer Grundidee startet er eine zeichnerische
      ­Setzung, verwirft sie in Teilen oder weitgehend, Stellen werden
       verwischt, zufällige Konturen integriert, Partien mit Farbe in
       den Hintergrund gedrängt oder herausgehoben, Details mit
       dem Handballen verschliffen, zu deutlich Ausgesprochenes
       dran gegeben, spannende Partien verdichtet. Die Schwierig­
        keit, den Endpunkt zu erwischen, bleibt selbst nach ­Jahrzehnten
        künstlerischer Praxis prekär. Dennoch setzt er sich diesem
       ­Prozess jedes Mal aufs Neue aus — daran hat sich bis heute für
        ihn nichts geändert. »Ich lasse mich mit allem Risiko auf einen
         neuen Raum ein.«
26                                                                                                                                                                                                                                              27

     DER SCHONUNGSLOSE BLICK
     Die Unausweichlichkeit des Menschenbildes

      Die menschliche Figur hat sich zum zentralen Thema im Werk                                                            Die offensichtliche Exponiertheit und Verwundbarkeit dieses
      von Horst Heilmann entwickelt. Figurative Arbeiten nehmen                                                             »Organs«, das ohne Hintertürchen standzuhalten hat, bedeutet
      den zahlenmäßig größten Raum in seinem Werk ein, was sich                                                             auch für die Betrachtung kein unbeschwertes Unterfangen; als
      sowohl in der Ausstellung wie im Katalog spiegelt. Neben                                                              dränge der Blick von außen in eine intime Situation, in der einer
      männlichen Figuren, die häufig als Selbstbildnisse lesbar sind,                                                       in unerbittlichen Selbstgesprächen seine Existenz ausleuchtet.
      finden sich weibliche Porträts beziehungsweise Akte und ­Paare.                                                       Irmtraud Brunk schrieb 1993, was Heilmann sich aufgebe, sei
     Als ständiger Begleiter und wichtigster Prüfstein besetzt das                                                          »Wirklichkeitsbewältigung, die ehrlich durchstanden wird
      Selbstporträt die prominenteste Stellung. Immer und immer                                                             (nicht als Kunstprodukt gemacht ist) … « *                             * Irmtraud Brunk, Allgäuer Zeitung, 19.3.1993.
      wieder zeigt er einen Kopf frontal, mit schonungslos direktem
      Blick, oft verschattet. Auch als bildfüllender männlicher Halb-                                                       Wie zum Trost sind die Figurenlandschaften vielfältig »begeh­
      oder Dreiviertelakt stellt sich da einer sich selbst in den Weg                                                        bar«, bieten die Oberflächen Einblick in den malerischen
      und befragt sich unausweichlich: »Bürschchen, wie genau                                                               ­Prozess.
      steht’s um dein In-der-Welt-Sein? Was hast du vorzuweisen?
      Wo sitzt die Angst? Was gibt’s zu verstecken?« Es gibt nichts                                                              Das umherschweifende Auge wandert — so im halbfigurigen
     ­zu verstecken! Ein heiterer Künstler blickt einem da dem­                                                                  Bildnis eines Mannes »mit rotem Arm« von 2016 — vom lichten
      entsprechend nie entgegen. »Nackt sind die Körper, nackt die                                                               Blau der Fläche zu den gleichfarbigen Pinselspuren auf dem
      Gedanken. Es geht ums Ganze.« *                                    * Günter Ott, Augsburger Allgemeine, 8.10.2010.       Oberkörper; nimmt die Rosétöne wahr, die teils inwendig aus
                                                                                                                                 dem Rumpf zu leuchten scheinen; bemerkt die dunkle
      Meist senkt sich von oben Finsternis über die Schädel                                                                   ­Verdichtung in Brusthöhe; entdeckt — vielleicht spät erst — den
       (Rembrandt lässt grüßen). Oder der Kopf wird ohnehin
       ­                                                                                                                         ­schwarzen Schatten, der sich nach rechts um Kopf und Schulter
       ­beschnitten, so dass der Oberkörper als Schauplatz herhalten                                                              schmiegt. Und hier kommt auch die Schrift ins Spiel. Da hat
        muss. Die zentralen Fragen verhandelt Horst Heilmann am                                                                ­einer das Bild schon kommentiert, »mit rotem Arm« rechts oben
     ­eigenen ­Körper. Der Körper also eine Art Messgerät, das d
                                                               ­ arauf                                                           hinter die lichtlose Gestalt geschrieben, eine senkrechte
      geeicht ist, das Verhältnis zum Dasein stets neu anzuzeigen.                                                                schwarze Binnenlinie am linken Rand gezogen, daneben
      Der S ­ oziologe Hartmut Rosa formuliert die These, » … dass der                                                       ­»Heilmann 2016« hinterlassen. Alles in allem ein feinsinniges
      ­Körper als solcher ein Resonanzorgan bildet«, welches unsere                                                            Stück Malerei, vom Maler selbst mittels bewusst platziertem
        jeweilige Beziehung zur Welt anzeigt. *                          * Hartmut Rosa, Resonanz, Berlin 2018, S. 129.     ­Titel und prominent gesetzter Signatur sozusagen freige­geben.
                                                                                                                                                                                                   mit rotem Arm
                                                                         Und umfassender über die Haut, ebd., S. 85:             Der ­finalen Unausweichlichkeit ist ein Stück lebendige Malerei   2016 · Acryl auf Karton · 102,5 x 92,5 cm
                                                                         »An der Haut und mittels der Haut begegnen
                                                                         sich Selbst und Welt unmittelbar und bestän­           ­entgegengehalten.                                                 (Seite 101)
                                                                         dig, wenn auch unter ständig wechselnden
                                                                         Bedingungen. Die Haut lässt sich dabei
                                                                         natürlich als Grenze und Scheidelinie, als Hülle
                                                                         ­inter­pretieren, die Innen und Außen trennt und
                                                                          die gewissermaßen das Subjekt vor der Welt
                                                                          schützt. Aber sie ist weit mehr als das; viel
                                                                          adäquater lässt sie sich als semipermeable
                                                                          Membran verstehen, die Welt und Subjekt
                                                                          miteinander in Beziehung setzt und sie
                                                                          wechselseitig empfänglich und durchlässig
                                                                          macht.«
28                                                                                                                                                                                                                                               29

     HELLO DARKNESS, MY OLD FRIEND
     Dem Schatten Raum geben

     Ein leichter, unbeschwerter Heilmann war in der Kunst nie zu                                                              Das Dazugeselltsein, besser die Akzeptanz des Schattens ist
     haben. Ist nicht zu haben. Wenn er in seiner Anfangszeit Hüllen                                                           bei Heilmann unter anderem aus den konkreten b   ­ iographischen
     und anthropomorphe Gehäuse als tastende Kreidespuren auf                                                                  Gründen nicht nur kompositorisch zentral für die Verflechtung
     komplett schwarzen Grund bringt, klingt ein ernster Grundton                                                              von Figur und Fläche, sondern überlebenswichtig für die Ver­
     an, der fortan wie ein tiefes Register als Bordun mitschwingt.                                                            ortung in der Welt. In ganze Räume übersetzt, werden ­Urthemen
     Die vielen Hockenden, deren Profile sich in den Umraum aufzu­                                                             wie Krankheit, Leid und das Wissen um den Tod vor allem aus
     lösen scheinen, sind in ihrer Blöße und Ausgesetztheit immer                                                              der teils dramatischen Spannung zwischen Hell und Dunkel
     als existentiell schutzlos lesbar.                                                                                        entwickelt. »Schattenraum 4« ist der Nachhall einer Reise nach
                                                                                                                               Beaune im Burgund. Im dortigen Hôtel-Dieu, einem Spital aus
      Als griffiges, ergreifendes und allgemeinverständliches Sujet                                                            dem 15. Jahrhundert, beeindruckt ihn vor allem der Armensaal
       begleitet dementsprechend der Gekreuzigte in seinem                                                                     nachhaltig. In völlig reduzierter Farbigkeit moduliert der Maler
       ­stellvertretenden Leiden die Bildwelt des Künstlers. Auch der                                                          einen großen Raum in Braun- und Schwarztönen mit hohen
      ­Schädel, eines der wenigen Motive, bei denen der Zeichner ab                                                            Fenstern und zwei Reihen einfacher Betten. Er lässt ausschließ­
       und zu nach realer Vorlage gearbeitet hat, ist Dauergast im                                                             lich Tageslicht von rechts in den großen Saal dringen. Durch
     Œuvre — wenn nicht gleich die Gestalt des Todes selbst als                                                                wenige gezielte Andeutungen von Laken in hellen Grautönen
     ­»Begleiter« oder »Sieger« auf den Plan tritt.                                                                            ruft er die Erinnerung an Leiber auf, ein Lichtfeld in der linken
                                                                                                                               unteren Bildecke entrückt die Szene in zeitloses Schweben.
     Selbst ohne ausdrücklichen Verweis auf Endlichkeit oder
     ­Passion ist der Schatten die nicht abzuschüttelnde Komplizen­                                                             Heilmanns technische Virtuosität zum einen und sein Umgang
      schaft, mit der sich alle Dargestellten anzufreunden haben.­                                                              mit dem Licht beziehungsweise den Schattenseiten ist in der
     »Bei den Körperformen erkennen wir häufig schattenartige                                                                   Rezeption über die Jahre oft als besonders berührend und
     Verlängerungen, die sich wie Tastorgane oder Fühler in den                                                                ­eindringlich hervorgehoben worden. *                               * »Entfalten gerade die kleinen Bilder (…) ihre
      umgebenden Bildraum ausstrecken.« *                               * Elsbeth Berg, Kunsthistorikerin,                                                                                         große Wirkung und zeigen das Bedrängende
                                                                        unveröffentlichtes Manuskript ihrer Rede                                                                                   ihrer Todessymbole und –metaphern.«
                                                                                                                               Der Kunsthistoriker Erwin Birnmeyer schrieb 1996:                   Bärbel Schoen, Donau-Zeitung, 22.12.1999.
                                                                        zur Ausstellungs­eröffnung am 22. Januar 1993
      Nicht abzuschütteln ist für den ein halbes Jahr vor dem Ende      in der Höhn-Galerie, Biberach/Riß.                     »Sein Werk ist inhaltsschwer, schön und heilsam.« **                »Heilmanns impulsiver Gestus steht als Ausweis
      des Zweiten Weltkrieges geborenen Künstler die Tatsache,                                                                                                                                     der Vitalität gegen die Schatten, die uns überall
                                                                                                                                                                                                   bedrohen.«
      dass er nach seinem Vetter Horst Heilmann benannt wurde.­                                                                                                                                    Günter Ott, Augsburger Allgemeine, 2.12.1995.
      Der Sohn seines Onkels väterlicherseits wurde 1942 als Wider­     mit rotem Schenkel                                                                                                         »Es ist eine berührende Schau mit
      standskämpfer gegen das NS-Regime aus dem ­Umkreis der            1994 · Bleistift, Aquarell auf Papier · 29,7 x 21 cm                                                                       ­faszinierenden, eindringlichen figürlichen
                                                                        (Seite 102)                                                                                                                 Arbeiten und Landschaftsbildern.«
     Gruppen, die als »Rote Kapelle« z­usammengefasst wurden,           Rumpf geneigt                                                                                                               Michael Dumler, Allgäuer Zeitung, 28.10.2009.
      verurteilt und 19-jährig in ­   Berlin-Plötzensee e­nthauptet.    2012 · Aquarell auf Papier · 30,6 x 23,2 cm
     ­Obwohl der Kemptner Horst Heilmann sich erst als ­erwachsener     (Seite 104)                                                                                                                ** Siehe Faltblatt zur Ausstellung »Für einen
                                                                        ich trage deinen Namen — für HH                                                                                            Augenblick« von Horst Heilmann, veranstaltet
      Mann bewusst damit beschäftigt, ist ihm dieses familiäre Erbe     2005 · Acryl auf Karton · 141 x 101,5 cm                                                                                   vom kulturring kaufbeuren, 1996.
      in die Wiege gelegt.                                              (Seite 113)
                                                                                                                                                                                                   Schattenraum 4
                                                                                                                                                                                                   2010 · Acryl auf Karton · 94,5 x 140 cm
                                                                                                                                                                                                   (Seite 61)
30                                                                                                                                                                                                                                         31

     DER SPAZIERGÄNGER
     Sich der Landschaft einschreiben

     Am Arbeitstisch täglich sich selber ausgesetzt zu sein, hat                                                              Der Maler Horst Heilmann setzt seine Handschrift hier — wie
     ­ücken. Denen der Spaziergänger ein heiteres Schnippchen
     T                                                                                                                        generell in seinem Werk — gezielt als kompositorisches E­ lement
     schlägt und wandernd entkommt. Gehen. Schnaufen. Den Blick                                                               ein. Indem er Farbwerte des Gemalten aufnimmt setzt er dem
     absichtslos schweifen lassen. Vom Licht überrascht w   ­ erden.                                                          diagonalen Bachlauf links in Grau den »25. Tag« entgegen,
     Wilde Wolkenzüge, dichtes Unterholz, schrundige Felsflanken,                                                               ­stabilisiert das Blatt unten rechts mit dem weiteren Titel in
     weite Täler, optische Spektakel allerorten. Dem Maler ein Fest!                                                          Schwarz, um rechts oben im düsteren Dunkel des ­Waldes mit
                                                                                                                                seiner hellen Signatur zu schließen. Seine Titel sind über die
     Wenn Horst Heilmann sich frisch durchweht und auf seine                                                                  Jahre nüchterner, beschreibender geworden, gleichwohl
     ­Erinnerungen verwiesen der Landschaft als Motiv zuwendet,                                                                ­markieren sie deutlich: der Wanderer war hier im Gelände
      sind nicht selten kräftige Farben im Spiel. Sein »grünes Ufer 2«                                                        ­anwesend.
      ruft in virtuosen Nachbarschaften von Grüntönen das zeitlos-­
     entrückte Eintauchen in eine Stimmung am Wasser auf. Vor                                                                 Die Landschaften hat sich der Künstler allesamt erlaufen, l­ange
      dem unüberlegten Sprung ins Nasse steht jedoch die Schrift.                                                             Jahre die Berge, dramatische Himmel und immer ­wieder den
      Der Titel am unteren Bildrand ist sozusagen aufs ­Wasser ­gelegt.                                                       Wald. Dessen Durchblicke, Lichtungen, Einzel­charaktere und
      Kühl dich gern im Wasser, Gegenüber, aber spring nicht k­ opflos.                                                       unauflösliche Strukturen bringen kontinuierlich die künstle­rische
     Spring nicht in Vorstellungen wie der Maler Strauch in Thomas                                                            Lust am Weltentwurf ins Bild und ­spiegeln die Kraft und
      Bernhards Roman »Frost«, der seiner inwendigen ­Finsternis am                                                           Lebendig­keit des wachen Spazier­gängers H.
      Ende nicht mehr entkommt.
                                                                                                                               Horst Heilmann ist jenseits ernster Klärungen im Bereich der
     Selten verweist Heilmann ­direkt auf seine Lektüre wie eben bei                                                           Kunst keiner, der nach einem gscheiten Spaziergang eine
     »25. Tag — wieder ­Th. Bernhard gelesen«, in dem Schlacht­­reste                                                         ­ordentliche Brotzeit mit einem schönen Glas Wein ablehnte.
     von Wilderern einen Bach blutrot färben und der Maler in                                                                 »Ich liebe besonders das Abendlicht, das gibt sonen Streifen
     ­seinem psychischen Niedergang mit blutgetränkten Schnee­                                                                von Zuversicht.« *                                                   * Peter Rühmkorf, Paradiesvogelschiß,
     bällen um sich wirft. *                                              * Thomas Bernhard, Frost, Frankfurt 1963, S. 293.                                                                        Gedichte, Hamburg 2008, S. 80.

                                                                          grünes Ufer 2
                                                                          2000 · Acryl, Pastell auf Karton · 107,5 x 101 cm
                                                                          (Seite 133)
                                                                          25. Tag — wieder Th. Bernhard gelesen
                                                                          2019 · Acryl auf Karton · 95,5 x 75,5 cm
                                                                          (Seite 124)
32                                                                                           33

     DIE STADT ERINNERN
     HORST HEILMANN ZU SEINEN
     BILDERN VON KEMPTEN

     Um die Jahrtausendwende habe ich mich in einer Serie von insgesamt 32 Arbeiten
     malerisch mit meiner Heimatstadt Kempten auseinander gesetzt.

     Jenseits meiner sonstigen Vorgehensweise rein aus der Vorstellung waren hier meine
     eigenen Fotos eine dienliche Arbeitsgrundlage. Als solche deklarierte Sehenswürdig­
     keiten, v
             ­ erschwindende Identifikationsorte, Motive mit persönlicher F ­ üllung waren
     meine Sujets. Seither verzichte ich wieder auf die Umsetzung konkreter Topo­graphien,
     von denen sich etliche ohnehin in meinem Gedächtnis eingebrannt haben.
34                                                                                                                35

                       König-Ludwig-Brücke

                       Exakt von mir datiert (23.9.1953), existiert eine vor Ort angefertigte und mit Bleistift
                       und Wasserfarben ausgeführte Kinderzeichnung, die die König-Ludwig-Brücke von
                       Süden gesehen zeigt. Mein Großvater mütterlicherseits hat mich dorthin begleitet
                       und den kleinen Klappstuhl getragen.

                       Meine Inszenierung dieses Sujets aus fast identischem Blickwinkel aus dem Jahr 2000
                       setzt die oben benannte Brücke ausschnitthaft ins Bild und verleiht ihr durch Farb­
                       gebung und Lichtführung, wie im Vorgriff auf die jüngst abgeschlossene heraus­
                       ragende Sanierung, eine besondere Aura.

Unter Brücken
2000 · Acryl, Pastellkreide auf Karton · 94,5 x 140 cm
aus dem Zyklus: Kempten — Bilder einer Stadt
Freistaat Bayern — Staatliches Bauamt Kempten
36                                                                                                              37

                       Spinnerei und Weberei Kempten

                       Einmal mit dem Großvater nahe bei der Wehranlage mit Blick auf die Gebäude der
                       ehemaligen Spinnerei und Weberei Kempten sitzend, hat er mir — angesichts des
                       ­tosenden Wassers — anschaulich über die extreme Lärmbelastung durch die Web­
                       stühle während seiner langjährigen Tätigkeit als dortiger Saalmeister berichtet.

                      Jahrzehnte später, auf Spuren- und Motivsuche, erinnere ich mich bei völliger Stille in
                      der mich faszinierenden Atmosphäre der aufgelassenen Hallen an die Erzählung des
                      Großvaters.

Stille nach dem Lärm
2001 · Acryl, Pastellkreide auf Karton · 102 x 138 cm
aus dem Zyklus: Kempten — Bilder einer Stadt
Topp Textil Holding GmbH & Co KG
38                                                                                                           39

                    Schützengarten nahe Freudenberg

                    Nahezu erdrückt von der Wucht der im Bild festgehaltenen Baumasse werden meine
                    Kindheitserinnerungen an Familienbesuche der vormals an dieser Stelle gelegenen
                    Gaststätte »Schützengarten«.

                    Auch der »Bunker mit Grünstreifen« ist zwischenzeitlich verschwunden. ­Stellvertretend
                    zeugt jetzt das in unmittelbarer Nachbarschaft neu bebaute Areal wiederum von
                    Ignoranz gegenüber verantwortungsvollen städtebaulichen Überlegungen und
                    ­
                    verdeutlicht erneut den Verlust einer Architektursprache, die sich nicht mit der
                    ­
                    ­wahllosen Anhäufung disparater Teile begnügt.

Verlorene Architektursprache: Bunker mit Grünstreifen
2001 · Acryl, Pastellkreide auf Karton · 102 x 138 cm
aus dem Zyklus: Kempten — Bilder einer Stadt
40                                                                                                                      41

     SICH EIN BILD MACHEN,      Dem Anspruch einer Auftragsarbeit und der Charakteristik der jeweils zu vermitteln­
                                den Inhalte gerecht zu werden, bedeutet stets aufs Neue eine die künstlerische Arbeit
     BEVOR MAN EIN BILD MACHT   bereichernde Herausforderung. Kontrastierend zu meiner meist spontan z­ ugreifenden
                                Arbeitsweise treten hier für mich Analyse, Materialsammlung und schrittweises
     HORST HEILMANN ZU          ­bildnerisches Vorgehen in den Vordergrund.

     EINER AUFTRAGSARBEIT        Beauftragt durch Frau Annemarie Simon, Gesellschafterin der zweiten Generation,
                                 konnte ich für das international tätige Logistikunternehmen Dachser am Ursprungs­
                                 ort Kempten im Rahmen der Umgestaltung und Erweiterung der Firmenzentrale für
                                 das weiträumige Foyer eines Verwaltungsgebäudes in den Jahren 2002/2003 ein
                                ­Gestaltungskonzept entwickeln.

                                Über einschlägige Literatur, persönliche Gespräche mit der Auftraggeberin, sowie
                                Ortstermine in mehreren Niederlassungen habe ich fortschreitend Firmengeschichte,
                                Unternehmensstruktur, aber auch die dahinterstehende Unternehmensphilosophie
                                und –kultur als eine Einheit mit zahlreichen Facetten kennengelernt.

                                Umfangreiches selbst angefertigtes Bildmaterial bildet zusammen mit Farb- und
                                Kompositionsskizzen die Voraussetzung für zwei großformatige Arbeiten, die den
                                 beiden Hauptwänden des Foyers zugeordnet sind und in ihren Maßen und
                                ­Proportionen auf den gesamten vorgegebenen architektonischen Rahmen Bezug
                                 nehmen. Neben einer klaren, realitätsnahen Formensprache, reduziertem Farbklang,
                                 unterstützt vom Dialog zwischen Hell und Dunkel und dem gezielten Wechsel von
                                Totale und Ausschnitt, werden die einzelnen autonomen Bildtafeln zusätzlich über
                                eine zentrierende Blickführung formal und inhaltlich in ein übergeordnetes Gefüge
                                eingebunden.

                                Mein Versuch, auf die Komplexität der Vorgaben in Bildern zu antworten.
42                                                                43

Die Ausgestaltung des Foyers in unserem neuen Verwaltungs-
gebäude sollte ein zukunftweisendes Symbol werden, ein Symbol
für eine Unternehmenskultur, die aus den gelebten Werten der
Familie entspringt und für die Allgemeinheit erfahrbar wird.
Herr Heilmann hat in einem großartigen Gesamtwerk diese Aufgabe
wunderbar gemeistert; auch nach 17 Jahren haben seine Bilder
noch die gleiche Aussagekraft und haben für unser international
tätiges Unternehmen, das seine Wurzeln im Allgäu fest verankert
weiß, Bestand.
Es war für mich eine bereichernde Erfahrung, mit ihm gemeinsam
dieses Projekt zu entwickeln.
Annemarie Simon, Kempten

o. T.
2002 · Acryl auf Holz (7-teilig) · 340 x 430 cm
DACHSER SE, Head Office Kempten
44                                                  45

o. T.
2002 · Acryl auf Holz · 110 x 200 cm
(Ausschnitt aus dem Werk Seite 38/39)

Raumansicht Seite 42:
o. T.
2003 · Acryl auf Holz · 340 x 130 cm · zweiteilig
DACHSER SE, Head Office Kempten
46                 47

     ARCHITEKTUR
48                                       49

Stadtraum sich öffnend
2015 · Acryl auf Karton · 102 x 140 cm
50                                                                                                                                                                                            51

                                                                                                                         Von Horst Heilmann haben wir gelernt, genau hinzuschauen
                                                                                                                         und bewusst wahrzunehmen.
                                                                                                                         Peter Geiger, Jörg Heiler, Architekten, ehemalige Schüler, Kempten

o. T.                                                      Gegliederte Anlage
1983 · Kreide, Aquarell, Gouache auf Papier · 50 x 70 cm   1988 · Bleistift, Aquarell, Gouache auf Papier · 50 x 70 cm
52                                                                                                              53

Eingangsbereich verglast mit vorgelagerten Flanken 5          Eingangsbereich Notiz 2
1998 · Kreide, Aquarell, Dispersion auf Karton · 80 x 70 cm   1996 · Kreide, Aquarell auf Karton · 70 x 50 cm
Ausstellungsansicht »Was geht in deinem Schädel vor?«
Künstlerhaus Marktoberdorf 2005
56                                                                                 57

Schattenraum II                          amor vacui
2008 · Acryl auf Karton · 102 x 140 cm   2015 · Acryl auf Karton · 94,5 x 140 cm
58                                                                                                                  59

Neben dem Genuss, seine Bilder schauen zu können, bin ich vielmehr
dankbar, dass Horst Heilmann auch den Brotberuf des Kunstlehrers ausübte.
Acht Jahre Unterricht bei ihm prägen meinen Lebensweg bis heute mit
einem kunstreichen Brotberuf und einem steten schlechten Gewissen, das
eigene künstlerische Tun (noch) nicht genügend vorangetrieben zu haben.
Heide Tröger, Restauratorin, ehemalige Schülerin, Kempten

sich ein Bild machen                                                        vor Arbeit vom 1.7.
2016 · Acryl auf Karton · 70 x 100 cm                                       2015 · Acryl auf Karton · 102 x 72 cm
60                                         61

o. T.
2013 · Acryl auf Papier · 27,7 x 38,3 cm

danach 2
2014 · Acryl auf Karton · 110 x 80 cm
62                                       63

sich Räume öffnen
2018 · Acryl auf Karton · 138 x 204 cm
64                                                                                 65

danach                                   Schattenraum 4
2013 · Acryl auf Karton · 102 x 140 cm   2010 · Acryl auf Karton · 94,5 x 140 cm
66                                                                                                                                                      67

Zentraler Kuppelaufsatz                                                      Atmender Baukörper
1989 · Bleistift, Farbstift, Aquarell, Gouache auf Papier · 28,2 x 41,5 cm   1987 · Bleistift, Farbstift, Aquarell, Gouache auf Papier · 42 x 52,5 cm
68                                                          69

o. T.
2001 · Aquarell auf Karton · 23,3 x 30,3 cm

Architektur — Gehäuse für meine Gedanken — Kenotaph
1987 · Kreide, Aquarell, Gouache auf Karton · 115 x 80 cm
70                                         71

Speicher
2010 · Acryl auf Karton · 102 x 140 cm

Verletzung
2014 · Acryl auf Karton · 107,5 x 101 cm
72                                                                                                                                           73

     Langhaarig, fast zugewachsen, so waren wir zu Beginn unserer Freundschaft gemeinsam
     in Südfrankreich. Das war 1973. Später dann mit unseren Familien. Immer prägten uns
     Horsts gezielt ausgesuchte Orte in Italiens Süden.
     Als Künstler, der geradlinig seinen Weg ging und geht, berühren mich immer wieder die
     subtilen Darstellungen des menschlichen Körpers, ebenso die grandiosen Landschaftsbildnisse.
     Seit damals treffen wir uns wöchentlich zum Gedankenaustausch, der uns beiden, so glaube
     ich, über Jahre zum Bedürfnis geworden ist.
     Jürgen Hein, Ladenbau-Innenarchitekt, langjähriger Freund, Kempten

                                                                                                    Raumentwicklung, Wege zum Licht
                                                                                                    2014 · Acryl auf Karton · 102 x 140 cm
                                                                                                    Privatbesitz
74                                      75

mit dunkler Ecke
2012 · Acryl auf Karton · 70 x 100 cm
76                                                                           77

Turm über Rampe
1993 · Bleistift, Farbstift, Aquarell, Gouache auf Papier · 30,2 x 22,7 cm

Zentralanlage
1988 · Kreide, Dispersion auf Karton · 70 x 50 cm
78                                                                                79

unter kaltem Licht                      Platz der Macht 3
2014 · Acryl auf Karton · 94 x 140 cm   2015 · Acryl auf Karton · 94,5 x 140 cm
80           81

     FIGUR
82                                                                                        83

o. T.                                      o. T.
2016 · Acryl auf Papier · 27,8 x 22,7 cm   2010 · Öl, Acryl auf Papier · 20,3 x 29,7 cm
84                                                                                              85

                                                      mit fahler Haut
Entblößendes Licht                                    2012 · Acryl auf Karton · 105 x 75 cm
1994 · Dispersion, Pastell auf Karton · 108 x 75 cm   Museum der Benediktinerabtei Ottobeuren
86                                                                               87

                      Ein ruhiger und sanfter Mensch im Leben verankert,
                      die Bilder oft im Duktus vibrierend und explosiv?
                      DOCH es gehört zusammen! UND ich habe keine ehrlichere
                      und ergreifendere Darstellung von Jesus am Kreuz gesehen
                      als von Horst Heilmann.
                      DANKE für die Kunstlehrjahre!
                      Reinhard Gillitzer, Diplom-Biologe, Hautarzt,
                      ehemaliger Schüler, Kempten

Notiz zu einer Kreuzigung
2003 · Acryl auf Karton · 127 x 101,5 cm
88                                                                                                         89

Kopf fest eingebunden in Finsternis 2    Krankenlager
2016 · Acryl auf Karton · 56 x 40,5 cm   1994 · Bleistift, Farbstift, Aquarell auf Papier · 21 x 29,7 cm
90                                                                                 91

o. T.                                      Auflösung im Raum 2
2016 · Acryl auf Papier · 37,5 x 27,3 cm   2012 · Acryl auf Karton · 100 x 70 cm
92                                                                                     93

o. T.                                   o. T.
2015 · Acryl auf Karton · 102 x 72 cm   2001 · Kreide, Acryl auf Karton · 90 x 65 cm
94                                                                                                                                             95

Reiterstudie                                                      Notiz zu einem Pferdeschädel
1993 · Bleistift, Aquarell, Gouache auf Papier · 27,7 x 35,1 cm   1991 · Bleistift, Farbstift, Aquarell, Gouache auf Papier · 22,9 x 30,5 cm
96                                       97

Sieger
2017 · Acryl auf Karton · 138 x 204 cm
98                                                                                                                            99

o. T.                                                         späte Stunde
1997 · Bleistift, Aquarell, Gouache auf Papier · 31 x 24 cm   1996 · Bleistift, Aquarell, Gouache auf Papier · 36 x 47,8 cm
100

Wanderung
2017 · Acryl auf Karton · 86 x 61 cm

Rechte Seite:
Ausstellungsansicht »Was geht in deinem Schädel vor?«
Künstlerhaus Marktoberdorf 2005
102                                                                                        103

kaltes Licht                                        Wanderung 3
1994 · Kreide, Dispersion auf Karton · 75 x 54 cm   2019 · Acryl auf Karton · 80 x 70 cm
104                                                                                                      105

                       Horst Heilmann hat mich sowohl als Lehrer als auch als Künstler sehr
                       geprägt. In seiner Kunst beeindrucken mich besonders seine Menschenbilder,
                       die weit über das konkrete Abbild hinaus immer eine existentielle Tiefe und
                       schonungslose (Selbst)Analyse offenbaren.
                       Auch seine Art, als Lehrer über Kunst zu sprechen, hat mich nachhaltig
                       beeinflusst. Ich bewundere bis heute die Offenheit, Neugier und Präzision,
                       mit der er an jedes Kunstprodukt fragend und forschend herantritt,
                       bevor er sich ein Urteil erlaubt.
                       Harald Holstein, Theaterwissenschaftler, Regisseur, ehemaliger Schüler, Kempten

mit rotem Arm
2016 · Acryl auf Karton · 102,5 x 92,5 cm
106                                                                                               107

mit rotem Schenkel                                     o. T.
1994 · Bleistift, Aquarell auf Papier · 29,7 x 21 cm   2018 · Acryl auf Papier · 30,2 x 22,9 cm
108                                                                                       109

Rumpf geneigt                                 Auflösung
2012 · Aquarell auf Papier · 30,6 x 23,2 cm   2018 · Acryl auf Papier · 84,5 x 114,5 cm
110                                                                                                                                    111

                       Horst Heilmann läuft keinem Trend hinterher.
                       Er setzt sein großes Zeichen­talent ein für Darstellungen,
                       die in ihrer pulsierenden Lebendigkeit die Verletzlichkeit
                       von Mensch und Natur spiegeln.
                       Irmtraud Brunk, ehemalige Kulturredakteurin
                       der Allgäuer Zeitung, Haldenwang

o. T.                                                                               mit Begleiter
2015 · Acryl auf Papier · 32 x 24 cm                                                2002 · Acryl, Pastell auf Karton · 103 x 93,5 cm
112                                                                                                                    113

                                                                letzter Versuch
unbekanntes Gesicht                                             2009 · Aquarell, Gouache auf Papier · 30,5 x 22,6 cm
1995 · Bleistift, Aquarell, Gouache auf Papier · 33,2 x 27 cm   Privatbesitz
114                                                                                                                                                115

                       Mira: »Ist das ein Mann?«
                       Laura: »Nein, das ist kein Mann, das ist doch der Opa!«
                       Mira (3 Jahre) und Laura (4,5 Jahre), Enkelinnen, Kempten,
                       vor einem Selbstporträt ihres Großvaters

genug für heute                                                                     allein mit meiner Arbeit
2019 · Acryl auf Karton · 100 x 70 cm                                               1994 · Kreide, Aquarell, Dispersion auf Karton · 100 x 70 cm
116                                                                                   117

o. T.                                      ich trage deinen Namen — für HH
2016 · Öl, Acryl auf Papier · 32 x 24 cm   2005 · Acryl auf Karton · 141 x 101,5 cm
118                119

      LANDSCHAFT
120                                                                                              121

Abendwanderung                                           o. T.
1993 · Dispersion, Pastell auf Karton · 69,5 x 79,5 cm   2016 · Acryl auf Pappe · 27,7 x 38 cm
122                                      123

o. T.
2019 · Acryl auf Papier · 23,5 x 31 cm

zurück zum Licht
2018 · Acryl auf Karton · 101 x 91 cm
124                                      125

Rot über Feld
2017 · Acryl auf Karton · 138 x 201 cm
126                                                                                                                                                                                                127

                                                                                                                                »Atem holen« hat Horst Heilmann ein Bild seiner Kempten-
                                                                                                                                Serie betitelt. Und für mich bringen viele seiner Bilder frische
                                                                                                                                Luft. Wie eine Sauerstoffdusche wirken beispielsweise seine
                                                                                                                                Naturbilder auf mich, die einen die Luft in den Bergen und
                                                                                                                                das Licht am Grat förmlich spüren lassen.
                                                                                                                                Peter Prestel, Filmemacher, ehemaliger Schüler, Eichstätt

geborsten                                                                    Talschluss im Licht
1994 · Bleistift, Farbstift, Aquarell, Gouache auf Papier · 35,2 x 27,5 cm   2000 · Acryl, Pastell auf Karton · 94,5 x 136 cm
128                                                                                                          129

25. Tag − wieder Th. Bernhard gelesen      Landschaftsnotiz
2019 · Acryl auf Karton · 95,5 x 75,5 cm   1998 · Bleistift, Aquarell, Gouache auf Papier · 23,3 x 30,6 cm
130                                                                                                                131

Landschaftsnotiz III                                            Lichtwechsel über Grün
1998 · Bleistift, Aquarell, Gouache auf Papier · 23 x 30,8 cm   2000 · Acryl, Pastell auf Karton · 93,5 x 134 cm
132                                                                                133

Winterwasser                            o. T.
2016 · Acryl auf Karton · 100 x 70 cm   2017 · Acryl auf Karton · 39,6 x 49,6 cm
134                                      135

nature morte 6
2003 · Acryl auf Karton · 138 x 201 cm
136                                                                                                                               137

Die Bilder von Horst Heilmann sind Einladungen, der Schönheit und
Zerbrechlichkeit zu folgen, Neues zu entdecken, die Realität loszulassen
und in das Unbewusste einzutauchen. Sie spiegeln sich in den flachen
Gewässern der Melancholie, ebenso wie in den tiefen Seen des Unbewussten.
Werner Uhlemayr, Architekt, langjähriger Freund, Burgberg

                                                                            in Gedanken draußen
                                                                            2015 · Acryl auf Karton · 106 x 80 cm

                                                                            grünes Ufer 2
                                                                            2000 · Acryl, Pastell auf Karton · 107,5 x 101,5 cm
                                                                            Franz Schmid, Marktoberdorf
138                                                                                                              139

      BIOGRAPHIE

      1944          geboren in Kempten (Allgäu)

      1964 — 1966   Studium an der Universität München
                    Besuch einer privaten Mal- und Zeichenschule
      1966 — 1970   Studium an der Akademie der Bildenden Künste München
      1970 — 1972   Vorbereitungsdienst für das Lehramt an Gymnasien
      1972 — 1974   Kunsterzieher am Bodensee-Gymnasium Lindau
      1974 — 2000   Kunsterzieher am Allgäu-Gymnasium Kempten

      1971          Heirat mit Brigitte
      1972          Geburt des Sohnes Markus
      1976          Geburt der Tochter Christine

                    lebt in Kempten (Allgäu)

      AUSZEICHNUNGEN

      1975          Bürgerpreis der Stadt Kempten
      1981          Kunstpreis des Bezirks Schwaben
      1982          Jahrespreis der Künstlervereinigung »Die Ecke«, Augsburg
      1985          Kunstpreis der Stadt Kempten
      1986          Hermann-Götz-Preis, Marktoberdorf
      1989          Kunstpreis der Stadt Senden
      1998          Johann-Georg-Fischer-Kunstpreis der Stadt Marktoberdorf
      1999          Kunstpreis der Stadt und des Landkreises Dillingen
      2000          Kunstpreis im Rahmen der Ausstellung »Allgäuer Berge«
                    im Schwäbischen Bauernhofmuseum Illerbeuren
      2002          Kunstpreis der Stadt Kempten
      2009          Großer Kulturpreis der Rupert-Gabler-Stiftung, Obergünzburg
      2011          Kunstpreis der Sparkasse Nördlingen

                                                                                  Horst Heilmann, 2019
                                                                                  Photographie Rainer Retzlaff
140                                                                                                                                                                                           141

      AUSSTELLUNGEN (AUSWAHL)

      1972 —     Gruppenausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen u. a. in Augsburg, Kempten, 		   1990   Künstlergilde Esslingen ’90, Regensburg, Esslingen, Königswinter/Bonn
      1976       Lindau, Memmingen, Schweinfurt und Trier                                                   »Berge ’90«, Marstall, Kempten
                                                                                                            »7 Künstler aus Schwaben«, Bonn
      1977       »Zeitgenössische Kunst im Deutschen Bundestag«, Bundeshaus Bonn (Kat.)                     »Mischtechniken«, Galerie Gölitz, Augsburg (E)
                                                                                                            »Arbeiten auf Papier«, Museen der Stadt Kempten (E, Kat.)
      1978       Große Kunstausstellung München — Neue Gruppe                                               Große Kunstausstellung München — Neue Gruppe
                                                                                                            Jahresausstellung, Kunstverein Rosenheim
      1979       »Zeichnungen 1977 — 1978«, Städtische Kunstsammlungen Augsburg (E)
                 Galerie am Main, Würzburg                                                           1991   »Arbeiten auf Papier«, Künstlergilde Esslingen ’91, Regensburg, München
                                                                                                            »Thema Architektur«, S-Galerie, Nördlingen
      1984       »Bayerische Kunst unserer Tage«, Künstlerhaus Wien                                         Galerie Barbara Kreuter, Kaufbeuren (E)
                 »Objekte — Architekturen«, Galerie Gölitz, Augsburg (E)                                    »Kolping in der Kunst«, Augsburg, Köln, Wien, Zürich (Kat.)

      1985       »Bilder, Zeichnungen«, Galerie Hesz, Augsburg                                       1992   Künstlergilde Esslingen ’92, Regensburg, Leipzig
                 »Künstler sehen Augsburg«, Kunstverein Augsburg (Kat.)                                     »Thema Architektur«, Galerie A. Huber, Burghausen (E)
                 »Der Flug«, Rathaus, Augsburg                                                              Galerie Norbert Blaeser, Düsseldorf

      1986       »Farbige Zeichnungen«, Galerie Hesz, Augsburg (E)                                   1993   »Körper«, Galerie Höhn, Biberach in Zusammenarbeit mit made-galerie, Thannhausen (E)
                 »Sechs Künstler in Schwaben«, Galerie Rakel, Krumbach (Kat.)                               »Hommage an Egon Schiele«, Esslingen, Krumau (Tschechien) (Kat.)
                 »Bayerische Kunst unserer Tage«, Ernst-Museum, Budapest (Ungarn)                           »Körperlandschaft«, Kunstraum Kempten (E)
                 »Aquarelle«, Galerie Hesz, Augsburg                                                        Galerie Norbert Blaeser, Düsseldorf (E, Kat.)
                 Große Kunstausstellung München — Neue Gruppe                                               »Art Cologne«, Köln
                                                                                                            Galerie Barbara Kreuter, Kaufbeuren (E)
      1987       Galerij 1881, Diepenheim (Niederlande)                                                     »Kleine Formate«, Deutsche Bank, Kempten (E)
                 »Nationale der Zeichnung — Landschaft«, Augsburg (Kat.)
                 »Bayerische Kunst unserer Tage«, Kairo (Ägypten)                                    1994   »Bilder der Gegenwart«, GAIA-Kulturgesellschaft, Schloss Niederraunau
                 »Künstler der Galerie«, Galerie Hesz, Augsburg
                 Große Kunstausstellung München — Neue Gruppe                                        1995   »Mischtechniken und Aquarelle«, Galerie Barbara Kreuter, Kaufbeuren (E)
                 Jahresausstellung, Kunstverein Rosenheim                                                   »Körper«, Galerie der Kreissparkasse Augsburg (Kat.)
                                                                                                            »Art Cologne«, Köln
      1988       »Bayerische Kunst unserer Tage«, Alexandria (Ägypten)
                 Große Kunstausstellung München — Neue Gruppe                                        1996   »Für einen Augenblick«, Kulturring Kaufbeuren (E)
                 Jahresausstellung, Kunstverein Rosenheim                                                   »Licht«, Ausstellung mit begleitendem Symposium, Schwabenakademie Irsee (Kat.)
                 »9 Künstler aus Süddeutschland«, Kunstverein Stavanger (Norwegen)                          Galerie Norbert Blaeser, Regensburg
                 »Carta Colore — 13 Künstler aus Bayern«, Udine (Italien)
                 »Kunstpreisträger aus Schwaben«, Augsburg, Linz (Kat.)                              1997   »Zwischen Licht und Dunkelheit«, Kunstkabinett Kempten (E)
                 »Neue Arbeiten«, Galerie Hesz, Augsburg (E)
                 »Kunst im Schloss«, Hainhofen                                                       1998   »Architektur — Körper — Landschaft«, Galerie Gretel Salzgeber, Memmingen (E)
                                                                                                            »Landschaften«, Galerie Norbert Blaeser, Düsseldorf (E)
      1989       Kultursommer der Stadt Miltenberg/Main                                                     Art Frankfurt 10, Frankfurt/Main
                 »Farbige Zeichnungen 1987 — 1989«, Galerie Rakel, Krumbach (E)                             »Kunstpreisträger aus Schwaben«, Schwäbische Galerie im Volkskundemuseum
                 »Malerei, Grafik«, Kongresshalle Augsburg                                                  Oberschönenfeld (Kat.)
                 »Landschaft in Schwaben«, Schwäbisches Bauernhofmuseum Illerbeuren (Kat.)
                 Große Kunstausstellung München — Neue Gruppe
                 Jahresausstellung, Kunstverein Rosenheim

      (E) = Einzelausstellung · (Kat.) = Ausstellung mit Katalog
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