IHK-Forderungen an die Politik - Titelthema - IHK Emden

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IHK-Forderungen an die Politik - Titelthema - IHK Emden
www.ihk-emden.de                                                                                         Januar 2018

                                                       Titelthema

                                                       IHK-Forderungen
                                                       an die Politik
                                                       Energie                           Tourismus
      PVSt, DP AG Entgelt bezahlt                      Aktuelles EEG schadet der Wind-   Fachkräftemangel trübt Freude
      IHK Oldenburg, Postfach XXXX, 26XXX Oldenburg,   branche in Ostfriesland. S. 14    über leichten Zuwachs. S. 32
IHK-Forderungen an die Politik - Titelthema - IHK Emden
O     b Kongress, Event, Meeting oder
      Seminar, Weihnachtsfeier oder Bankett –
 das Tagungshotel
 Grand La Strada
 in Kassel bietet Großes!
 앫zentral in Deutschland – bestens erreichbar
 앫10 Minuten zum ICE-Bahnhof Kassel Wilhelmshöhe
 앫 5 Minuten zur Autobahn und Stadtmitte
 앫850 Parkplätze
 앫zentrale und ruhige Lage nahe dem „Staatspark Karlsaue“
 앫schickes Ambiente

E      ines der größten privat geführten Tagungshotels
       ist zugleich Kassels vielseitigste Hotelwelt:
 앫 1.000 Betten in 484 modernen Zimmern, Suiten und Appartements (komplett renoviert in 2017)
 앫 40 Tagungsräume
 앫 Exklusiver Kongress- und Event-Saal „Palazzo“ für bis zu 1.000 Personen mit neun Metern
    Deckenhöhe, geschwungenen Galerien und imposanten Freitreppen rechts und links der Bühne
 앫 vier Restaurants und Bars
 앫 täglich Livemusik in der Lobby
 앫 Wellness-Spa mit Sauna, Pool und Fitness
 앫 Bowlingcenter mit vier Bahnen und eigener Bowling-Bar

                 Wir freuen uns auf Sie! Ihr Team vom Grand La Strada
1@HƤDHRDMRSQ  *@RRDK 3DK  $ ,@HKHMENK@RSQ@C@ CD VVV K@RSQ@C@ CD
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Kommentar

                                  Großes bewirken!
                                                                    I Die Große Koalition hat das Poten-
                                                                    zial, Großes zu bewirken – zumin-
                                                                    dest in Niedersachsen. Vor allem die
                                                                    Wirtschaft könnte von dem neuen
                                                                    Regierungsbündnis profitieren. Mit
                                                                    dem Ausscheiden der Grünen aus
                                                                    der Landesregierung ist der Weg
                                                                    endlich frei für wichtige Infrastruk-
                                                                    turprojekte, die in den vergangenen
                                                                    Jahren immer wieder mit fragwür-
                                                                    digen Schutzvorhaben blockiert
                                                                    wurden. Der Koalitionsvertrag gibt
                                                                    Grund zur Hoffnung – vor allem für
                                                                    den IHK-Bezirk Ostfriesland und Pa-
                                                                    penburg. Anpassung der Fahrrinne
                                                                    in der Außenems: Kein Problem.
                                                                    Ausbau der Windenergie an Land
                  Dr. Bernhard Brons, Vorstand AG Ems. Foto: AG Ems und auf See: Läuft. Förderung der
                                                                    Seehäfen: Auf Kurs. Keine Frage: Als
                                    IHK können wir den Großteil der Vereinbarungen im Koali-
                                    tionsvertrag nur begrüßen.
                                    Auch die neue Regierungsmannschaft verspricht ein großes
                                    Potenzial für die Wirtschaft. Mit Stephan Weil (SPD) an der
                                    Spitze und Bernd Althusmann (CDU) als Wirt-
                                    schaftsminister hat das Land zwei Politprofis, „Die Zeichen
                                    die sich in der Vergangenheit durch eine hohe
                                                                                                  für eine
                                    Wirtschaftsnähe auszeichneten. Als besonde-
                                    ren Bonus bekommt Niedersachsen mit Olaf Zeitenwende
                                    Lies (SPD) einen Umweltminister, der vorher                 stehen gut“
                                    Wirtschaftsminister war und nun nach eigenen
                                    Aussagen die Interessen von Umwelt und Wirtschaft verei-
                                    nen möchte. Bei diesem Vorhaben kann man ihm nur viel
                                    Erfolg wünschen.
                                    Mit der neuen Regierung stehen die Zeichen für eine Zei-
                                    tenwende also sehr gut. Wenn wir es mit dieser Mannschaft
                                    und diesem Programm nicht schaffen, den lange überfälligen
                                    Wachstumsschub in der Region einzuleiten, dann werden
                                    wir es nie schaffen. Die IHK ist bereit, die Regierung bei der
                                    Umsetzung ihrer Koalitionsvereinbarungen zu unterstützen.
                                    Wir werden darüber hinaus die Große Koalition genau be-
                                    obachten und am Ende ihren Erfolg an ihren gesetzten Zie-
                                    len messen.                                                         I
Titelfoto: IHKN

                                                                     Wirtschaft Ostfriesland & Papenburg Januar 2018   3
IHK-Forderungen an die Politik - Titelthema - IHK Emden
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                                                                                                                                              Foto: getti / Adobe Stock
                                                     Unsere Forderungen an die Politik
www.ihk-emden.de
Die „Wirtschaft Ostfriesland & Papenburg“            Die neue Landesregierung in Hannover steht vor großen Aufgaben. IHK-Hauptge-
gibt es auch als Onlineversion im Internet.          schäftsführer Dr. Torsten Slink erwartet ein klares Signal für die Wirtschaft. Ab S. 6

Titel                                             18 Sonderbericht Maritime Wirtschaft            Politik und Wirtschaft
                                                     „Maritime Zukunftschancen nicht
 3 Kommentar:                                        verspielen“                                  29 Berlin & Brüssel
   Großes bewirken!                                                                                  Neues vom Bund und der EU
                                                  20 IHK informiert
 6 Titelthema                                        Vollversammlung beschließt
   Stillstand ist keine Option                       EEG-Resolution und Wirtschafts-
                                                     satzung                                      Aus- und Weiterbildung
                                                  22 Save the date                                30 Seminarkalender
Aus der Region                                       Veranstaltungskalender                          Weiterbildung von A bis Z

13 Firmen & Personen                              24 In Kürze                                     31 Amtliche Bekanntmachungen
   Jubiläen                                          Meldungen aus der Region                         Sachverständigenwesen

14 Sonderbericht Energie                          25 Weiterbildung                                32 Sonderbericht Tourismus
   „Politik darf industriepolitischen                Absolventinnen erhalten                         „Tourismus bleibt wichtiges
   Trumpf nicht verspielen“                          Zeugnisse                                       wirtschaftliches Standbein“

16 Sonderbericht Infrastruktur                                                                    34 Sonderbericht Handel
   „Zeit, dass sich etwas                                                                            „Da darf es keinen Spielraum
   grundlegend ändert“                                                                               geben“

4        Wirtschaft Ostfriesland & Papenburg Januar 2018
IHK-Forderungen an die Politik - Titelthema - IHK Emden
Foto: sveta / Adobe Stock
Foto: IHK

              Verkehr                                                                        Handel
              IHK-Abteilungsleiter Arno Ulrichs mahnt zu deut-                               Immer mehr Menschen kaufen online. IHK-Handelsausschussvorsitzen-
              lich kürzeren Planungsverfahren. Ab S. 18                                      der Johannes Poppen wünscht sich mehr Chancengleichheit. Ab S. 34

            36 Sonderbericht
               Digitale Infrastruktur
                                                                                             Ihre Ansprechpartner bei der IHK
                                                                                             Hauptgeschäftsführer: Dr. Torsten Slink, Tel. 8901-22, E-Mail: torsten.slink@...
               „Chance für ländlich                                                          Referent: Julian Stodt, Tel. 8901-73, E-Mail: julian.stodt@...
               strukturierte Regionen“                                                       Öffentlichkeitsarbeit: Stefan Claus, Tel. 8901-30, E-Mail: stefan.claus@...
                                                                                             Sekretariat Hauptgeschäftsführer:
                                                                                             lnsa Hamphoff, Tel. 8901-23, E-Mail: insa.hamphoff@...
                                                                                             Karoline Aden, Tel. 8901-25, E-Mail: karoline.aden@...
                                                                                             Innovation und Umwelt
            Vorschau                                                                         Stellv. Hauptgeschäftsführer: Dr. Jan Amelsbarg, Tel. 8901-26, E-Mail: jan.amelsbarg@...
                                                                                             Referent: Michael Tischner, Tel. 8901-37, E-Mail: michael.tischner@...
                                                                                             Referentin: Dr. Katharina Mohr, Telefon 04921 8901-152 E-Mail: katharina.mohr@...
            38 Vorschau                                                                      Handel, Dienstleistungen und Recht
                                                                                             Abteilungsleiter: Reinhard Hegewald, Tel. 8901-85, E-Mail: reinhard.hegewald@...
                                                                                             Referent: Simon Alex, Tel. 8901-83, E-Mail: simon.alex@...
                                                                                             International, Raumordnung, Tourismus, Verkehr, Wirtschaftsförderung
                                                                                             Abteilungsleiter: Arno Ulrichs, Tel. 8901-38, E-Mail: arno.ulrichs@...
                                                                                             Referent: Hartmut Neumann, Tel. 8901-34, E-Mail: hartmut.neumann@...
                                                                                             Referent: Alexander Malchus, Tel. 8901-48, E-Mail: alexander.malchus@...
                                                                                             Referent: Murat Özdemir, Tel. 8901-24, E-Mail: murat.oezdemir@...
                                                                                             Aus- und Weiterbildung
                                                                                             Abteilungsleiter: Timo Weise, Tel. 8901-40, E-Mail: timo.weise@...
                                                                                             Referent: Dirk Bleeker, Tel. 8901-82, E-Mail: dirk.bleeker@...
                                                                                             Zentrale Dienste, Finanzen und Beiträge
                                                                                             Verwaltungsleiterin: Elfriede Ritzenthaler, Tel. 8901-50, E-Mail: elfriede.ritzenthaler@...
                                                                                             Referent: Walther Dörr, Telefon: 04921 8901-53, E-Mail: walther.doerr@...
                                                                                             Telefon 04921 ..., E-Mail: ...@emden.ihk.de, Ringstraße 4, 26721 Emden

                                                                                                                           Wirtschaft Ostfriesland & Papenburg Januar 2018                 5
IHK-Forderungen an die Politik - Titelthema - IHK Emden
Titelthema

                                                                                   Die Akzeptanz für die Errichtung neuer Windparks bleibt eine große
                                                                                         Herausforderung für die Landesregierung. Foto: fotografci / Adobe Stock

      „Stillstand ist keine Option“
      Die Wirtschaft in Ostfriesland und Papenburg steht mit dem Einzug der
      neuen rot-schwarzen Landesregierung vor großen Herausforderungen.
      Bereits während des Wahlkampfes hat die IHK Niedersachsen ihre
      „Forderungen der Wirtschaft“ an die Kandidaten in allen Wahlkreisen
      geschickt. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Torsten Slink setzt große
      Hoffnungen, aber auch Erwartungen in die neue Landesregierung.

      I Emsvertiefung, Breitbandversorgung,            Vorfahrt für berufliche Bildung                stern.“ Dazu müsse das Berufsschul-
      A31-Ausbau – keine Frage: Auch in Ost-                                                          angebot attraktiver werden, das
      friesland steht die neu gewählte Lan-            Ein für ganz Niedersachsen beherr-             bedeutet: Berufsschulen müssen zeit-
      desregierung vor großen Herausforde-             schendes Thema ist der um sich grei-           gemäß ausgestattet werden und
      rungen. Der Verbund niedersächsi-                fende Fachkräftemangel. „Die Duale             flächendeckend vorhanden sein. Beruf-
      scher Industrie- und Handelskammern              Berufsausbildung verliert an Boden“,           liche Bildungsgänge in Vollzeit, die
      (IHK-Niedersachsen) hat im Vorfeld der           so Slink. Die Zahl der abgeschlos-             im Wettbewerb zur Dualen Berufs-
      niedersächsischen Landtagswahl ihre              senen Ausbildungsverträge in Nie-              ausbildung stehen, sollten auf den
      Forderungen in einem Positionspapier             dersachsen sei seit 2011 von 60.000 auf        Prüfstand gestellt werden.
      formuliert und den Kandidaten zuge-              55.000 zurückgegangen. Demografie
      sandt. „Wir werden den Erfolg der neu-           und Akademisierung seien hier                  Berufsorientierung verbessern
      en Landesregierung vor allem an der              die wesentlichen Ursachen. Slink:              Der entscheidende Baustein für eine
      Realisierung dieser Positionen mes-              „Das erklärte Ziel in Niedersachsen            gelungene berufliche Karriere sei die
      sen“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer              sollte sein, wieder mehr Jugendliche           Berufsorientierung. Die Berufsbera-
      Dr. Torsten Slink.                               für die Duale Ausbildung zu begei-             tung müsse deshalb an allen Schulen

6    Wirtschaft Ostfriesland & Papenburg Januar 2018
IHK-Forderungen an die Politik - Titelthema - IHK Emden
weiter verbessert werden – besonders                     und Ausbauprojekte stellt der Bund der Instanzenwege die aktuellen und
in der Oberstufe müsse neben der Stu-                    dem Land Niedersachsen bis 2030 rund zukünftigen Verfahren deutlich zu be-
dienberatung auch die Duale Berufs-                      8,3 Milliarden Euro zur Verfügung. Die schleunigen.
ausbildung als vielversprechende Kar-                    Begrenzung der Umwelteffekte des Darüber hinaus müsse sichergestellt
rierechance einen Platz in der Beratung                  Verkehrs gewinnt dabei zunehmend werden, dass Verkehrswege bedarfs-
finden. Slink: „Wichtig ist ebenfalls, dass              an politischer Bedeu-                                  gerecht saniert wer-
neben den Schülern vor allem die El-                     tung. Vor allem durch                                  den. Slink: „Marode
tern besser über die Karrierechancen                     Verteuerung, Hemm-            Das Land muss            Brücken, gesperrte
in der dualen Ausbildung informiert                      nisse und Verbote         erhebliche Summen Straßen und weiträu-
werden. Zu viele glauben, dass nur ein                   soll hier eine Ver-                                    mige Umfahrungen
                                                                                           investieren
Abitur und ein abgeschlossenes Stu-                      kehrslenkung bzw.                                      von Baustellen verur-
dium die einzigen Wege zu Glück und                      Verkehrsvermeidung                                     sachen bei Unterneh-
beruflichen Erfolg sind und das ist ein-                 erreicht werden. Dies trifft bei der IHK men hohe Kosten. Das Land muss er-
fach nicht wahr.“                                        nicht auf Zustimmung, denn „dadurch hebliche Summen zusätzlich investie-
                                                         ergeben sich für die Wirtschaft erheb- ren, um zumindest den jetzigen Stand
Verkehrsprojekte besser planen                           liche Belastungen“, sagt Slink.          zu erhalten.“
„Niedersachsen ist bei den geplan-                       In ihrem Positionspapier fordert die IHK
ten Verkehrsinfrastrukturinvestitio-                     Niedersachsen, dass ausreichende Pla- Digitalisierung als Basis Erfolg
nen im Rahmen des Bundesverkehrs-                        nungskapazitäten bereitgestellt wer- Ein ebenfalls zentrales Thema für die
wegeplans gut aufgestellt“, sagt Slink                   den, mit denen die einzelnen Projekte Wirtschaft in der Region ist die Digi-
mit Blick auf die geplanten Ver-                         zügig abgearbeitet werden können. talisierung. „Videokonferenzen, mul-
kehrsprojekte in der Region. Für Neu-                    Außerdem gelte es, durch Verkürzung timediales Arbeiten und das Versen-                                                   >>

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IHK-Forderungen an die Politik - Titelthema - IHK Emden
Titelthema

>> den von großen Datenvolumina ge- den neuen Mobilfunkstandard 5G gemahnt. Die staatlich verursachten
   hören heute zu den unverzichtbaren                 werden, der Gigabitübertragungen                   Belastungen des Strompreises seien in
   Bestandteilen der Kommunikation“,                  über den Mobilfunk ermöglichen wird.               den vergangenen 20 Jahren um den
   sagt Slink. Industrie 4.0 und die wach-            Slink: „Mit ihrem „Masterplan Digitali-            Faktor 50 gestiegen, so Slink. Bei der
   sende Bedeutung von Echtzeitan-                    sierung“ möchte die neue Landes-                   Netzqualität bestehe weiterer Verbes-
   wendungen lassen das Datenvolumen                  regierung Mittel in Höhe von einer                 serungsbedarf – auch wenn diese nach
   noch einmal ansteigen. Die Breitband-              Milliarde Euro zur Verfügung stellen,              wie vor sehr hoch sei, auch in Nie-
   versorgung in Niedersachsen sei indes              um unter anderem den flächen-                      dersachsen. Der weitere Netzausbau
   sehr heterogen. Während in den Zen-                deckenden Ausbau mit glasfaserba-                  und die Modernisierung der Netze
   tren meist eine sehr gute Anbindung                sierter Breitbandinfrastruktur zu be-              seien für das Gelingen der Energiewen-
   gegeben sei, sind die ländlichen Re-               schleunigen. Bis 2025 sollen Übertra-              de von zentraler Bedeutung.
   gionen häufig unterversorgt. Das Land              gungsgeschwindigkeiten von mehr                    Eine grundsätzliche Herausforderung
   hat in 2017 den Breitbandausbau ge-                als 1 Gbit/s im gesamten Landesge-                 bleibe, dass die Energiewende noch
   fördert und damit auch im IHK-Bezirk               biet möglich sein. Das begrüßen wir                nicht überall akzeptiert werde. „Wider-
   einen wichtigen Schritt gemacht. Den-              sehr.“                                             stand regt sich gegen den Neu- und
   noch stelle die Digitalisierung vor allem                                                             Ausbau von Stromtrassen oder die
   kleine sowie mittlere Unternehmen                  Energie: Standort nutzen                           Errichtung neuer Windparks“, so Slink.
   weiterhin vor große Herausforde-                   Auch für die Energiepolitik hat die IHK            Die IHK Niedersachsen empfiehlt in
   rungen, so Slink.                                  Niedersachsen konkrete Forderungen                 ihrem Papier den regierenden Parteien
   Der Bund sieht hierfür eine flächen-               formuliert, die vor allem die Themen               deshalb, kurzfristig preisdämpfende
   deckende Versorgung von mindes-                    Strompreis, Netzausbau und Akzeptanz               Perspektiven für Unternehmen und
   tens 50 Mbit/s bis 2018 vor. Für eine              betreffen. Besonders vordringlich sei              Verbraucher zu schaffen. Dies könne
   langfristige Sicherung der Wettbe-                 dabei die Forderung, die Steuern und               grundsätzlich zu einer verbesserten
   werbsfähigkeit niedersächsischer Un-               Abgaben auf den Strompreis zu redu-                Akzeptanz der Energiewende beitra-
   ternehmen werde das allerdings nicht               zieren. Dies wird in einer aktuellen               gen. Außerdem müsste die Attraktivi-
   ausreichen. Darüber hinaus müsse                   Umfrage auch von über der Hälfte der               tät des Energiestandortes Niedersach-
   Niedersachsen zur Pilotregion für                  Unternehmen in Niedersachsen an-                   sen deutlich stärker herausgestellt
                                                                                                         werden. „Unsere Region produziert
                                                                                                         mehr Strom als sie verbraucht, aber erst
                                                                                                         wenn es möglich ist, dass der über-
                                                                                                         schüssige Strom auch zu aktuellen
                                                                                                         Marktpreisen ohne staatliche Sonder-
                                                                                                         lasten für die Wertschöpfung genutzt
                                                                                                         werden kann, wird die ansässige Indus-
                                                                                                         trie weitere wirtschaftliche Vorteile
                                                                                                         daraus ziehen können. Dies wird auch
                                                                                                         für Neuansiedelungen ein Faktor wer-
                                                                                                         den“, sagt Slink.

                                                                                                         Industrie: Akzeptanz steigern
                                                                                                         Auch die Zukunft des produzieren-
                                                                                                         den Gewerbes wird in dem Forde-
                                                                                                         rungskatalog der IHK Niedersachsen
                                                                                                         thematisiert. Die Industrie sei eine tra-
                                                                                                         gende Säule der Wirtschaft im Land.
                                                                                                         Damit sie sich auch weiterhin positiv
                                                                                                         entwickeln kann, benötige sie Flächen,
                                                                                                         eine gute Verkehrs- und Breitbandin-
                                                                                                         frastruktur sowie eine bezahlbare En-
                                                                                                         ergieversorgung und bezahlbare Fach-
                                                                                                         kräfte. Die IHK Niedersachsen kritisiert,
                                                                                                         dass häufig die Informationen über
                                                                                                         Genehmigungs- und Planungsver-
                                                                                                         fahren zu abstrakt und wenig verständ-
   Eine flächendeckende Breitbandversorgung und ein hoher Mobilfunkstandard sind mittlerweile wichtige   lich sind. Dies führe dazu, dass be-
   Standortfaktoren – auch und gerade in der Tourismusbranche. Foto: bilderstoeckchen / Adobe Stock
                                                                                                         stimmte Projekte am öffentlichen Wi-        >>
   8         Wirtschaft Ostfriesland & Papenburg Januar 2018
IHK-Forderungen an die Politik - Titelthema - IHK Emden
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IHK-Forderungen an die Politik - Titelthema - IHK Emden
Titelthema

>> derstand zu scheitern drohen. Darüber
   hinaus würden Planungs- und Geneh-
   migungsverfahren viel zu lange dau-
   ern, so die IHK Niedersachsen. „Die
   Verzögerungen entstehen, wenn im
   Verfahren immer wieder neue Einwän-
   de zugelassen werden – selbst dann,
   wenn die Anhörungsbehörde ver-
   pflichtet ist, das Erörterungsverfahren
   innerhalb von drei Monaten zu schlie-
   ßen“, sagt Slink.

   Bürokratielasten straffen
   Scharfe Kritik äußert der IHK-Hauptge-
   schäftsführer mit Blick auf die wach-
   senden bürokratischen Hürden für die
   Wirtschaft. Aus Sicht vieler mittelstän-
   discher Betriebe blockieren langwie-
   rige Planungs- und Genehmigungs-
   verfahren unternehmerische Pro-
   jekte oder verhindern sie sogar ganz.
   „Vor allem überzogene Brandschutz-
   vorgaben belasten die Betriebe zu-
   nehmend“, so Slink . Das Überwachen
   der Einhaltung rechtlicher Vorga-
   ben sei eine Kernleistung der öffent-
   lichen Verwaltung. „Aber es muss mit
   Augenmaß betrieben werden“, so Slink.
   Für die Wirtschaft in der Region fordert
   er deshalb von der Landespolitik die
   Einführung eines regelmäßigen Büro-
   kratiemonitorings, mit dem überflüs-
   sige Vorschriften abgebaut werden
   könnten.

   Handel stärken                                Die Erreichbarkeit der Ferienorte ist ein großes Problem für den Tourismus im IHK-Bezirk. Vor allem beim
                                                 Nahverkehr herrscht Handlungsbedarf. Foto: hans182 / Adobe Stock
   Vor großen Herausforderungen steht
   auch der Handel. „In vielen Kommunen
   fehlen probate Einzelhandelskon-              delsvorhaben steuert und gleichzeitig                 ren zur Aufenthalts- und Arbeitser-
   zepte“, sagt Slink. Zusätzliche Sorgen        die Nahversorgung im ländlichen                       laubnis transparent und wirtschaft-
   bereitet den stationären Einzelhänd-          Raum sichert.                                         lich gestaltet werden.“
   lern die stetig wachsende Konkurrenz                                                                Ein weiteres Problem für den Tourismus
   aus dem Internet. Vor diesem Hinter-          Tourismus: Potenziale nutzen                          im IHK-Bezirk sei die schwere Erreich-
   grund kritisiert der IHK-Hauptge-             Eine hohe Bedeutung hat auch der                      barkeit bestimmter touristischer Ziele
   schäftsführer die unklare Rechtslage          Tourismus im IHK-Bezirk. Umgerechnet                  sowie die fehlende Breitbandanbin-
   zu Sonntagsöffnungen: „Die derzeitig          rund 50.000 Vollzeitarbeitsplätze bietet              dung. „Der Urlaubsgast von heute er-
   gültigen Gesetze schaffen nicht die           die Branche in Ostfriesland und Papen-                wartet eine leistungsfähige Verbin-
   notwendige Rechtssicherheit.“ Auch            burg. „Allerdings wird es zunehmend                   dung ins Internet und eine bequeme
   die Grundversorgung im ländlichen             schwerer, den Fachkräftebedarf zu si-                 Erreichbarkeit seines Ferienorts“, so
   Raum gerate vielerorts sowohl bei öf-         chern“, sagt Slink. Niedersachsenweit                 Slink.
   fentlichen Dienstleistungen als auch          seien die IHK-eingetragenen Ausbil-                   Wie andere Branchen beklagt auch der
   bei privatwirtschaftlichen Angeboten          dungsverhältnisse in den vergangenen                  Tourismus überbordende staatliche
   unter Druck. „Wir müssen die Attrakti-        fünf Jahren um 23,5 Prozent zurückge-                 Belastungen. Obwohl die Tourismus-
   vität unserer Zentren erhalten und            gangen. Slink: „Das Land sollte gemein-               wirtschaft einen hohen regionalwirt-
   stärken“, sagt Slink. Dazu gehöre es,         sam mit der Arbeitsverwaltung dafür                   schaftlichen Beitrag leistet, werde sie
   dass das Land großflächige Einzelhan-         sorgen, dass die notwendigen Verfah-                  weiteren Belastungen wie der Betten-                 >>
   10      Wirtschaft Ostfriesland & Papenburg Januar 2018
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                                                                        „Mit uns können Sie sorglos
                                                                               durch‘s Leben gehen.
                                                                 Egal, ob als Privatperson, Landwirt,
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Titelthema

                                                                     Der Güterumschlag an den deutschen Seehäfen soll bis zum Jahr 2030 um jährlich
                                                              2,8 Prozent steigen. Hierfür ist es erforderlich, dass die Infrastruktur der niedersächsischen
                                                                    Seehäfen zeitnah an die neuen Herausforderungen angepasst wird. Foto: getti / Adobe Stock

>> steuer und der Tourismusabgabe aus- Umschlagszuwächsen werde auch der Durch die zu erwartende Zunahme im
    gesetzt.                                      Seehafenhinterlandverkehr steigen.                                       Seegüterverkehr seien deutliche Kapa-
    Um die Herausforderungen zukünftig            Die seewärtigen Zufahrten und das                                        zitätserweiterungen bei allen Verkehrs-
    zu bewältigen, fordert die IHKN von der       Binnenwasserstraßennetz müssten                                          trägern notwendig. „Das Land sollte
    Landesregierung, dass die Anwerbung           dem steigenden Schiffsverkehr und                                        bedarfsgerechte Fahrrinnenanpas-
    ausländischer Azubis deutlich erleich-        den wachsenden Schiffsgrößen be-                                         sungen der Flüsse künftig aktiv fördern,
    tert wird. Darüber hinaus müsse das           darfsgerecht angepasst werden. Die                                       um die Umschläge an Elbe, Weser und
    Land Mittel bereitstellen, um die Infra-      wesentlichen Verkehrsprojekte für den                                    Ems nicht zu gefährden“, sagt Slink.
    struktur der touristischen Standorte zu       bedarfsgerechten Ausbau der verkehr-                                     Gleichzeitig gelte es, eine Versorgungs-
    verbessern. „Dazu gehören ein lei-            lichen Anbindungen der niedersäch-                                       infrastruktur für Flüssiggas aufzubauen.
    stungsfähiges Straßennetz und ein             sischen Seehäfen seien dabei im vor-                                     Slink: „Wir werden den Erfolg der neu-
    attraktiver ÖPNV ebenso wie die Ent-          dringlichen Bedarf des neuen Bundes-                                     en Landesregierung vor allem an der
    wicklung und Förderung intelligenter          verkehrswegeplans enthalten.                                             Realisierung dieser Positionen messen.
    Mobilitätssysteme.“                           Die Finanzierung der Seehäfen bleibe                                     Es gibt viel zu tun. Stillstand ist keine
                                                  eine Aufgabe der öffentlichen Hand.                                      Option.“                                I
    Maritime Wirtschaft rüsten                    „Fehlende öffentliche Investitionen
    Für die maritime Wirtschaft wird eine         haben teilweise zum Substanzverzehr
    Zunahme des Umschlags an den deut-            von Hafeninfrastruktur geführt“, sagt
                                                                                                                                              Ansprechpartner:
    schen Seehäfen bis zum Jahr 2030 um           Slink. Für den Erhalt und den Ausbau                                                        Dr. Torsten Slink,
    jährlich 2,8 Prozent prognostiziert.          der Seehafeninfrastruktur sei eine ver-                                                     IHK-Hauptgeschäfts-
                                                                                                                                              führer
    Gleichzeitig gehe der Trend hin zu grö-       lässliche marktkonforme und umsetz-
                                                                                                    Foto: Studio W Emden

                                                                                                                                              Tel.: 04921 8901-22
    ßeren Schiffen, mit denen sich Güter          bare Finanzierung erforderlich, die den                                                     Email: torsten.slink@
    kostengünstiger und umweltscho-               Substanzverzehr der letzten Jahr-                                                           emden.ihk.de
    nender transportieren lassen. Mit den         zehnte ausgleiche, fordert er.

   12      Wirtschaft Ostfriesland & Papenburg Januar 2018
Aus der Region

Firmen und Personen
Geschäftsjubiläen
25 Jahre                                         Josef Schomaker (1. Januar), beschäftigt bei      Wilfried Krahwinkel (4. Januar), beschäftigt
                                                 der Firma Salamander Industrie-Produkte           bei der Firma Borkumer Kleinbahn und
Hermann Meerjanssen, Aschendorf (1. Januar)      GmbH, Papenburg                                   Dampfschiffahrt GmbH, Borkum

Kurt Wolff, Berumbur (1. Januar)                 Christian Dreyer (1. November), beschäftigt bei   Guido Wagner (27. Dezember), beschäftigt
                                                 der Firma Thien + Heyenga Leer GmbH, Leer         bei der Firma Autowaschcenter Leer Janssen
Elvira Kramer, Leer (1. Januar)                                                                    OHG, Leer
                                                 25 Jahre
Stephan Schmidt, Westerholt (1. Januar)                                                            Ingo Cirksena (1. Januar), beschäftigt bei der
                                                 Johannes Bart und Guido Keuter (beide am          Raiffeisen-Volksbank eG, Aurich
Reeno Dehne, Großheide (1. Januar)               11. Januar), beide beschäftigt bei der Firma
                                                 Salamander Technische Kunststoffprofile           Mettina Beer (1. Januar), beschäftigt bei
Gerd Wendeling GmbH, Aurich (2. Januar)          GmbH, Papenburg                                   der Firma ZZO Zentraler Zulassungsdienst
                                                                                                   Ostfriesland GmbH, Emden
Johann Tjardes, Wittmund (1. Januar)             Uwe Röbkes (1. Januar) und Harm Uden (4. Ja-
                                                 nuar), beide beschäftigt bei der Firma Zentral- Elke Flechtemeier (1. August), beschäftigt bei
Horst Ullmann, Uplengen (6. November)            lager nowebau GmbH & Co. KG, Großefehn          der Firma Anton Götz Inh. Reiner Götz e. K.,
                                                                                                 Norden
Arbeitsjubiläen                                  Hans-Gerd Köhne (1. Januar), beschäftigt bei
                                                 der Firma EWE NETZ GmbH, Remels                 Roelf Janssen (11. Januar), beschäftigt bei der
40 Jahre                                                                                         Firma BZN Beenen GmbH & Co. KG, Aurich
                                                 Richard Fransen (1. Januar) und Barbara Fol-
Monika Reuter (2. Januar), beschäftigt bei der   kerts (15. Januar), beide beschäftigt bei der   Maria Arnemann (2. Januar), beschäftigt
Raiffeisenbank eG, Moormerland                   Firma Soltau-Kurier Norden GmbH, Norden         bei der Firma Hubert Schulte, Papenburg

                                                                                           Wirtschaft Ostfriesland & Papenburg Januar 2018          13
Sonderbericht

     Energiepolitik

     „Politik darf industriepolitischen
     Trumpf nicht verspielen“
                                                       Neemann: Das stimmt, unsere Kritik gilt        gen können sollen und eine Akteurs-
                                                       auch nicht dem Ausschreibungsmodell            vielfalt in der Windenergiebranche er-
                               Vorsitzender des
                                                       im Allgemeinen. Aber die konkrete Um-          halten bleibt. Das ist erstmal grundsätz-
                               IHK-Ausschusses         setzung hat zu Fehlentwicklungen ge-           lich richtig. Nur ist es so, dass diese
                               für Industrie und       führt, die so vom Gesetzgeber eigentlich       Projekte an der Ausschreibung teilneh-
                               Energiewirtschaft,
                               Cord-Dieter             nicht gewollt sein können. Und deshalb         men können, ohne bisher über die not-
                               Neemann kritisiert      fordern wir einige Nachbesserungen am          wendige Genehmigung zu verfügen.
                               aktuelle EEG-
                               Änderungen.             Gesetz.                                        Und für die Realisierung haben sie – an-
                               Foto: Privat                                                           ders als andere Projekte, die innerhalb
                                                       WOP: Welche Fehlentwicklungen sind das         von zwei Jahren realisiert werden müs-
                                                       denn?                                          sen – vier Jahre Zeit. Da nun in den er-
     I Ostfriesland ist eine Vorreiter- und            Neemann: Erst einmal ist die Menge an          sten drei Ausschreibungsrunden im Jahr
     Modellregion für erneuerbare Energien             Onshore-Windenergie, die seit Anfang           2017 jeweils über 90 Prozent der Zu-
     in Deutschland. Doch die Windbranche              2017 jährlich ausgeschrieben wird, deut-       schläge an Bürgerenergieprojekte ge-
     steht zunehmend unter Druck. Mit der              lich, ja sogar drastisch niedriger, als das,   gangen sind, ist mehr als fraglich, wie-
     Novellierung des EEG ist der Markt er-            was die Windbranche bisher pro Jahr            viel von den ausgeschriebenen 2800
     heblich geschrumpft. Cord-Dieter Nee-             realisiert hat. Wir sprechen bisher von        MW auch tatsächlich realisiert werden.
     mann, Vorsitzender des IHK-Ausschus-              über 3000 MW, in der Spitze bis zu 4500        Dies könnte einen weiteren erhebli-
     ses für Industrie und Energiewirtschaft,          MW Windenergie an Land, die pro Jahr           chen Einschnitt bei der Windenergie an
     erklärt, warum Nachbesserungen drin-              zugebaut werden konnten. Mit dem EEG           Land nach sich ziehen. Hinzu kommt:
     gend erforderlich sind.                           2016 wurde der Ausbau gedeckelt: Zu-           Werden Projekte, die in der Ausschrei-
                                                       nächst werden nur noch 2800 MW pro             bung einen Zuschlag erhalten haben,
     Ausbaudeckel                                      Jahr ausgeschrieben. Das bedeutet eine         später nicht gebaut, dann verfallen die
     WOP: Herr Neemann, im Dezember 2017               Reduzierung des Marktvolumens der              Mengen ersatzlos.
     hat die IHK von der Bundesregierung „un-          Branche um bis zu 40 Prozent! Und das
     verzüglich“ Änderungen am Erneuerbare-            hat eine ganz simple Konsequenz. Wenn          WOP: Dann muss der Gesetzgeber also
     Energien-Gesetz gefordert. Warum muss             weniger Projekte entwickelt und weniger        nachbessern?
     das EEG geändert werden und wieso diese           Windräder gebaut und aufgestellt wer-          Neemann: Ja, denn schon jetzt zeichnen
     Dringlichkeit?                                    den, dann braucht man dafür auch we-           sich Einbrüche in der Branche ab und die
     Cord-Dieter Neemann: Der Gesetzgeber              niger hochqualifizierte Arbeits- und           drei Ausschreibungsrunden in 2017 sind
     hat mit der Novellierung des EEG im Jahr          Ausbildungsplätze.                             ja gelaufen und lassen sich auch nicht
     2016 einen echten Paradigmenwechsel                                                              wieder rückgängig machen. Deshalb
     für die erneuerbaren Energien einge-              Ausschreibungsdesign                           muss der Gesetzgeber dafür Sorge tra-
     leitet. Bisher gab es eine gesetzlich fest-       WOP: Und was kritisieren Sie am EEG noch?      gen, dass an der Ausschreibung für
     geschriebene Vergütung für die Einspei-           Neemann: Das Problem und damit auch            Windenergie an Land dauerhaft nur sol-
     sung erneuerbarer Energie in das Netz.            unser Änderungswunsch mit der höch-            che Projekte teilnehmen dürfen, die
     Seit dem 1. Januar 2017 gilt, dass der Preis      sten Dringlichkeit: Nach den jetzt gel-        bereits über die erforderliche Genehmi-
     für die Vergütung erst über eine Aus-             tenden Regeln – wir sprechen auch vom          gung verfügen. Für 2018 soll dies zwar
     schreibung ermittelt werden muss. Der             „Ausschreibungsdesign“ – ist noch nicht        gelten, aber eben nicht unbefristet. Au-
     Gesetzgeber gibt außerdem vor, wieviele           einmal sichergestellt, dass diejenigen         ßerdem müssen Strommengen derjeni-
     Megawatt Erneuerbare Energie im Jahr              Projekte, die einen Zuschlag erhalten          gen Projekte, die zwar einen Zuschlag
     ausgeschrieben werden und nur dieje-              haben, auch realisiert werden.                 erhalten haben, aber nicht realisiert
     nigen Projekte, die dabei einen Zuschlag                                                         werden, später wieder als Volumen in
     erhalten, werden später auch gefördert.           WOP: Woran liegt das?                          einer nächsten Ausschreibungsrunde
                                                       Neemann: Der Gesetzgeber hat für be-           vergeben werden. Und, das ist ganz
     WOP: Das entspricht ja erstmal der Forde-         stimmte Projekte Privilegien vorgese-          wichtig, um einen „Fadenabriss“ zu ver-
     rung nach mehr Wettbewerb bei den Er-             hen. Es handelt sich um die sogenann-          meiden: Zeitnah muss eine Sonderaus-
     neuerbaren, wofür sich die IHK-Organi-            ten Bürgerenergieprojekte. Das Ziel ist,       schreibung mit kurzer Umsetzungsfrist
     sation früher schon ausgesprochen hat.            dass Bürger sich an Windparks beteili-         durchgeführt werden.

14   Wirtschaft Ostfriesland & Papenburg Januar 2018
Ostfriesland ist eine
                                                                                         Vorreiter- und Modellregion
                                                                                         für erneuerbare Energien.
                                                                                         Foto: Otmar Smit / Adobe Stock

                                                                                           gieversorgung leisten. Deshalb gilt es,
                                                                                           die industrielle Weiterentwicklung der
                                                                                           Offshore-Branche und die damit verbun-
                                                                                           denen Arbeits- und Ausbildungsplätze
                                                                                           durch einen stetigen und verlässlichen
                                                                                           Ausbaupfad zu stärken. Die für 2021 und
                                                                                           2022 in Deutschland vorgesehenen Aus-
                                                                                           baumengen von je 500 MW reichen da-
                                                                                           für jedoch bei Weitem nicht. Auch hier
                                                                                           wird durch die letzte EEG-Novellierung
                                                                                           der Markt „geschrumpft“, und zwar um
                                                                                           etwa ein Drittel.

                                                                                           WOP: Das ist umso schwerer zu verstehen,
Onshore                                      von 4500 MW das Ende ihrer Förder-            als bei der ersten Ausschreibungsrunde
WOP: Und darüber hinaus fordern Sie          laufzeit erreichen und ihr Weiterbetrieb      im Jahr 2017 Projekte an den Start gegan-
eine Anhebung des Ausbaudeckels für          ist aus wirtschaftlichen Gründen frag-        gen sind, die überhaupt keine Förderung
Onshore-Windenergie. Warum?                  lich.                                         mehr in Anspruch nehmen wollen.
Neemann: Ganz deutlich ja: Zum einen                                                       Neemann: In der Tat hat die erste Aus-
geht es selbstverständlich um den Er-        WOP: Ist es denn mit einer Anhebung des       schreibungsrunde im Frühjahr 2017 zu
halt von Arbeitsplätzen in der Winde-        Ausbaudeckels getan?                          erstaunlichen Ergebnissen geführt.
nergiebranche. Der IHK-Bezirk Ostfries-      Neemann: Wir sind uns bewusst, dass           Gleich drei Nordsee-Projekte verzichten
land und Papenburg hat die Chancen,          ein Ausbau der Windenergie sinnvoller-        auf eine EEG-Vergütung und planen,
die die Energiewende bietet, in den          weise gleichzeitig bedeutet: Volle Kraft      allein mit den an der Börse zu erzie-
letzten Jahren ergriffen und davon in        voraus für den Netzausbau auf allen           lenden Strompreisen die Offshore-Parks
besonderer Weise profitieren können. In      Netzebenen und die Verbesserung von           wirtschaftlich betreiben zu können. Wir
unserer Region sind entlang der gesam-       Speichermöglichkeiten. Parallel muss          müssen abwarten, ob und in welchem
ten Wertschöpfungskette Unternehmen          man den Strompreis im Auge behalten,          Umfang sich diese Erwartungen realisie-
aus dem Umfeld der erneuerbaren En-          damit die Wettbewerbsfähigkeit vor            ren lassen. Es bleibt aber dabei, dass wir
ergien tätig, von Projektentwicklern über    allem der Industrie nicht gefährdet wird.     einen höheren Ausbaudeckel brauchen.
Windenergieanlagenhersteller, Zuliefe-       Die IHK hat sich in ihrer Vollversammlung
rer und natürlich auch Windmüller. Der       dafür ausgesprochen, das Aufkommen            Energiebedarfe
IHK-Bezirk ist eine Vorreiter- und Modell-   der Stromsteuer dem EEG-Konto gutzu-          WOP: Aus dem Beschluss, den die Vollver-
region für erneuerbare Energien gewor-       schreiben. Auf der anderen Seite gilt:        sammlung im Dezember hierzu verab-
den.                                         Gerade beim Ausbau der Windenergie            schiedet hat, spricht eine große Ernsthaf-
Aber es geht zum anderen auch um             ist der Einfluss auf den Strompreis nicht     tigkeit.
noch viel mehr: Die klimapolitischen         eindeutig. Die Produktionskosten wer-         Neemann: Dem ist auch so. Die Vollver-
Ziele, auf die man sich weltweit geei-       den immer wettbewerbsfähiger, die             sammlung ist in Sorge um die Folgen der
nigt hat, lassen sich nur mittels Ausbau     zukünftigen Ausschreibungsergebnisse          aufgezeigten Fehlentwicklungen für die
der Erneuerbaren Energien erreichen.         sind noch nicht vorhersehbar.                 Onshore-Windenergiebranche und für
Neue Kapazitätsbedarfe werden entste-                                                      die gesamte Region Ostfriesland und
hen, durch die bereits beschlossene          Offshore                                      Papenburg. Und darüber hinaus: Die
Abschaltung der Kernkraftwerke und           WOP: Die IHK hat sich auch für die Anhe-      Politik darf den industriepolitischen
den politisch angestrebten Wegfall von       bung der Ausbauziele bei der Offshore-        Trumpf, den die Windenergie darstellt,
Kohlekraftwerken, durch E-Mobilität          Windenergie ausgesprochen.                    nicht verspielen. Ein Fadenabriss bei den
und mehr Wärmeversorgung aus Erneu-          Neemann: Das ist richtig. Windenergie         Produktionskapazitäten wäre ein fataler
erbaren. Außerdem werden Ende 2020           auf See bezeichnen wir auch als „grund-       Fehler – vor allem für die Region, aber
deutschlandweit rund 5700 Windener-          lastnah“, denn sie kann einen stabilen        auch für den gesamten Standort
gieanlagen mit einer Gesamtkapazität         und ganz erheblichen Beitrag zur Ener-        Deutschland.                             I

                                                                                         Wirtschaft Ostfriesland & Papenburg Januar 2018   15
Sonderbericht

     Verkehrsinfrastruktur

     „Zeit, dass sich etwas
     grundlegend ändert“
                                                       grundlegend ändert.

                                                       Finanzierung
                               Jakob Weets,
                               Vorsitzender des        WOP: Woran liegt es, dass sich der Bau-
                               IHK-Ausschusses-        beginn vieler Projekte immer wieder ver-
                               für Verkehr will bei
                               Genehmigungs-           zögert bzw. sich die Bauzeit verlängert?
                               verfahren von den       Nehmen Bund und Länder nicht genug
                               Niederländern
                               lernen.                 Geld in die Hand?
                               Foto: Studio W Emden    Weets: Die Finanzierung spielt na-
                                                       türlich eine wichtige Rolle. In ihren
                                                       landespolitischen Forderungen setzt
     I In letzter Zeit machten viele Infra-            sich die IHK für eine angemessene
     strukturprojekte in Ostfriesland und              Personal- und Finanzausstattung von
     Papenburg vor allem durch Stillstand              Infrastrukturprojekten ein. Ziel ist es,
     von sich reden. Ein großes Problem,               ressourcenbedingte Verzögerungen
     denn viele Branchen in der Region                 zu vermeiden. Grundsätzlich lässt
     sind auf eine leistungsstarke Infra-              sich hier aber sagen, dass mit der neu-
     struktur angewiesen. WOP sprach mit               en Verteilung der finanziellen Mittel
     dem IHK-Verkehrsausschussvorsit-                  im Bundesverkehrswegeplan bereits
     zenden Jakob Weets über Gründe und                eine gute Grundlage geschaffen wur-
     mögliche Lösungen.                                de. Bis 2030 stellt der Bund rund 8,4
                                                       Milliarden Euro für Neu- und Aus-
     Logistik                                          bauprojekte in Niedersachsen zur
     WOP: Herr Weets, zuletzt äußerten immer           Verfügung. Damit liegt Niedersachsen
     mehr Wirtschaftsvertreter ihren Unmut             im Ländervergleich auf dem vierten
     über die andauernden Verzögerungen bei            Platz.
     der Planung und dem Bau von Infrastruk-
     turprojekten. Außenems, Friesenbrücke WOP: Kommt das Geld denn auch dort                     Planfeststellungs- und Plangenehmi-
     und Straßenbau – die Liste ist lang. Wie an, wo es gebraucht wird?                           gungsverfahren, genauer gesagt die
     schätzen Sie die Lage in der Region ein? Weets: Das ist die Frage. Immerhin hat              langwierigen bürokratischen Abläufe
     Jakob Weets: Es ist verständlich, dass sich die neue Landesregierung von SPD                 und Rechtswege. In jedem Verfahren
     die Wirtschaft allmählich die Geduld und CDU in ihrem Koalitionsvertrag                      gibt es viele Positionen, die berücksich-
     verliert. Gerade in Ost-                               darauf verständigt, die               tigt werden müssen. Zusätzlich haben
     friesland und Papenburg          Bürokratische         Mittel für den kommu-                 Verbände jederzeit die Möglichkeit,
     gibt es viele wertschöp-                               nalen Straßenbau zu er-               erneut gegen ein Bauvorhaben zu kla-
     fungsintensive Branchen,
                                    Abläufe   schaden       höhen. Sie folgt damit                gen. All diese Abläufe brauchen Zeit.
     die        auf       eine        der Wirtschaft auch einer Forderung der                     Am Ende sind es dann die Unterneh-
     leistungsfähige Verkehrs-                              IHK.                                  men, die auf den Kosten sitzen bleiben.
     infrastruktur angewiesen sind. Die Au-                                                       Deshalb setzt sich die IHK in ihren lan-
     tomobilindustrie und die Windener- Genehmigungsverfahren                                     despolitischen Forderungen für deut-
     giebranche sind hier nur zwei Beispiele. WOP: Welche Gründe gibt es sonst für die            lich kürzere und verlässlichere Pla-
     Diese Branchen betreiben einen hohen langen Planungs- und Bauphasen?                         nungs- und Genehmigungsverfahren
     logistischen Aufwand. Wenn dann Weets: Zum einen haben die Planungs-                         ein.
     wichtige Verkehrsanbindungen wie die behörden in den letzten Jahren insbe-
     A31 über Jahre nur eingeschränkt be- sondere Stellen für Planer und Ingeni-                  WOP: Wie könnten solche Verfahren denn
     fahrbar sind, dann kostet das Zeit und eure abgebaut, weil eh kaum Gelder für                aussehen?
     Geld – und im schlimmsten Fall auch neue Projekte zur Verfügung standen.                     Weets: Hier lohnt sich ein Blick über
     Aufträge. Es wird Zeit, dass sich etwas Ein anderes großes Problem sind die                  die Grenze. In den Niederlanden wurde

16   Wirtschaft Ostfriesland & Papenburg Januar 2018
Automobilindustrie, Windbranche,
                                                                                    Tourismus - für die regionale Wirtschaft
                                                                                    ist die A31 ist eine wichtige Lebensader.
                                                                                    Foto: IHK

                                                                                     direkte Verbindung ins Ruhrgebiet von
                                                                                     großer Bedeutung. Deshalb ist es um-
                                                                                     so erfreulicher, dass sich IHK und Land
                                                                                     bei einem Jour fixe im Oktober auf ein
                                                                                     gemeinsames Handeln verständigt
                                                                                     haben. Die frühzeitige Freigabe eines
                                                                                     drei Kilo-meter langen Teilstücks der
                                                                                     A31 vor Weihnachten war ein erster
                                                                                     Erfolg dieser Zusammenarbeit.

                                                                                     Friesenbrücke
                                                                                  WOP: Stichwort Zusammenarbeit. Hätte
                                                                                  eine bessere Kommunikation zwischen
                                                                                  Politik und Wirtschaft auch bei der Frie-
                                                                                  senbrücke in Weener zu einer schnelleren
                                                                                  Lösung geführt?
bereits 2010 ein Gesetz zur Beschleu-    und einzige Instanz über Streitigkeiten Weets: Möglicherweise. Die IHK fordert
nigung von Infrastrukturvorhaben         entscheiden kann. Damit könnten Kla- seit längerem einen offenen Dialog zwi-
eingeführt, das unter anderem eine       gen deutlich schneller verhandelt wer- schen beiden Seiten, auch mit Blick auf
Verkürzung von Klageverfahren vor-       den.                                     die Außendarstellung. Aus unserer Sicht
sieht. Gerichte sind angehalten, bei                                              lassen sich langwierige Verfahren nur
Klagen gegen ein Projekt binnen sechs    Baustelle A31                            durch eine frühe Mitnahme aller Betei-
Monaten zu entscheiden. Dies wäre aus    WOP: Sie haben eingangs die A31 er- ligten vermeiden. Es ist gut, dass die
Sicht der IHK auch für Niedersachsen     wähnt. Viele Unternehmer und Pendler Landesregierung diese Ansicht mittler-
ein interessanter Weg.                   ärgern sich über lange Bauzeit. IHK-Prä- weile teilt. Was die Friesenbrücke an-
                                         sident Dr. Bernhard Brons                              geht, so ist es jetzt wichtig,
WOP: Gibt es seitens der Landesregie-    sprach zwischenzeitlich so-           Frühe            dass Planung und Bau mit
rung denn schon Bemühungen in dieser     gar von einer „Stillstands-                            großem zeitlichen Druck
Richtung?                                stelle“. Warum geht es dort Mitnahme aller vorangetrieben werden.
Weets: Hinsichtlich einer konkreten      nicht voran?                      Beteiligten          Mit der ausdrücklichen
Frist nicht. Aber SPD und CDU haben      Weets: Das Verkehrsauf-                                Erwähnung der Wunder-
auch auf Drängen der IHK vereinbart,     kommen der A31 ist nicht mit anderen line-Bahnverbindung von Groningen
den Rechtsweg und das Verbandskla-       Autobahnen in den Ballungsgebieten nach Bremen im Koalitionsvertrag wur-
gerecht in seinem heutigen Umfang        vergleichbar, deshalb wurden für die de hier ein wichtiger Schritt gemacht
auf den Prüfstand zu stellen. Zudem      A31 entsprechend weniger Ressourcen – eine intakte Friesenbrücke ist dafür
soll untersucht werden, ob das Bundes-   zur Verfügung gestellt. Doch für viele unabdingbare Voraussetzung.                  I
verwaltungsgericht künftig als erste     Betriebe in der Region ist die A31 als

                                                                                  Wirtschaft Ostfriesland & Papenburg Januar 2018   17
Sonderbericht

          Maritime Wirtschaft

          „Maritime Zukunftschancen
          nicht verspielen“
                                                                ern auf die Außenems angewiesen.            fahrbarkeit der Fahrrinne sicherzu-
                                                                Nimmt man noch die 10.000 Mitarbeiter       stellen.
                                                                des VW-Werks sowie die die vielen Ar-
                                         IHK-Abteilungslei-
                                         ter für Verkehr und    beitsplätze der Zuliefererbetriebe hinzu, WOP: Im neuen Koalitionsvertrag ist die
                                         Tourismus Arno         so kommt man locker auf mehr als          Fahrrinnenanpassung zwischen SPD und
                                         Ulrichs zeigt sich
                                         mit Blick auf die      25.000 Arbeitsplätze, die direkt oder     CDU vereinbart worden. Auf der anderen
                                         Außenemsvertie-        indirekt von einer funktionierenden       Seite wirbt die Wirtschaft aus der Region
                                         fung optimistisch.
                                         Foto: Studio W Emden
                                                                Fahrrinne abhängig sind.                  bereits seit 15 Jahren für dieses Projekt.
                                                                                                          Wie wahrscheinlich ist es, dass es jetzt
                                                                WOP: Was genau ist denn das Problem? realisiert wird?
                                                                Ulrichs: In den vergangenen Jahren Ulrichs: Bisher hat der NLWKN die Au-
          I Die Anpassung der Fahrrinne der                     sind die Frachtschiffe immer größer ßenemsvertiefung am stärksten blo-
          Außenems ist das wichtigste Projekt                   geworden und dadurch in der Lage, ckiert. Jetzt hat es die Behörde mit Olaf
          der regionalen Hafenwirtschaft. Mit                   deutlich mehr Ladung aufzunehmen. Lies als neuem Umweltminister zu tun,
          der neuen Landesregierung hat es in                   Das ist nicht nur ökono-                                der vorher als Wirtschafts-
          der kommenden Legislaturperiode                       misch, sondern auch um-        Die Außenems minister die Außenemsver-
          ernsthafte Aussichten auf Realisie-                   weltfreundlich, weil durch                              tiefung massiv unterstützt
          rung, sagt IHK-Abteilungsleiter für                   mehr Ladungskapazität
                                                                                                    ist eine            hat. Zusammen mit dem
          Verkehr und Tourismus, Arno Ulrichs.                  weniger Fahrten notwen-         Lebensader              neuen Wirtschaftsminister
                                                                dig sind. Der Nachteil ist,                             Bernd Althusmann ergibt
          Außenems                                              dass die Schiffe durch den Zusatz an das eine Konstellation, die mich sehr
          WOP: Herr Ulrichs, vor allem die Anpas-               Ladung auch mehr Tiefgang haben und optimistisch in die Zukunft schauen
          sung der Fahrrinne in der Außenems hat                damit an einigen Stellen der Außenems lässt – oder besser gesagt: Wenn wir es
          die Hafenwirtschaft im vergangenen Jahr               auf Grund zu laufen drohen.               mit dieser Konstellation nicht schaffen,
          beschäftigt. Welche Rolle spielt die Fahr-                                                      die Fahrrinne der Außenems anzupas-
          rinne für die Region?                                 WOP: Deswegen soll also gebaggert wer- sen, dann schaffen wir es nie.
          Arno Ulrichs: Die Außenems ist so et-                 den.
          was wie eine Lebensader, nicht nur für                Ulrichs: Ja. Aber ich möchte an dieser Hinterlandanbindung
          Emden, sondern für die gesamte Regi-                  Stelle betonen, dass es nicht notwen- WOP: Neben der Außenems hat die IHK
          on. Knapp 10.000 Menschen arbeiten                    dig ist, die gesamte Außenems auszu- auch immer wieder auf den dringenden
          im Emder Hafen. Zusätzlich sind auch                  baggern, wie es häufig dargestellt wird, Ausbau der Hafenhinterlandverbindun-
          die Meyer Werft mit ihren 2.500 direkten              sondern nur einige gefährliche Kappen gen hingewiesen. Wie ist da ihre Einschät-
          Mitarbeitern und unzähligen Zuliefer-                 abzunehmen, um langfristig die Be- zung zu den Koalitionsvereinbarungen?

     Energietechnik, Automatisierungstechnik
     Wir sind eine erfolgreiche mittelständische Unternehmensgruppe der Elektroindustrie.
     Der Name Janssen steht für Lösungen in der gesamten Energie-, Prozessleit- und
     Automatisierungstechnik.
     Unser Betätigungsfeld ist die Schiffs-, Kraftwerks- und Industrietechnik.

                Rolf Janssen                                          Janssen                                     Janssen
                Elektrotechnische Werke                               Elektromaschinen GmbH                       Elektromaschinen GmbH
                Emsstraße 4/B 72 · D-26603 Aurich                     Nesserlander Str. 72 · 26723 Emden          Leerer Landstraße 35 – 42 · 26603 Aurich
                Tel. 0 49 41/ 1 74-0 · Fax 1 74-2 05                  Tel. 0 49 21/93 97-0 · Fax 3 36 31          Tel. 0 49 41/17 42 57 · Fax 17 42 60
                www.rolf-janssen.de                                   www.info@janssen-ema.de                     www.info@janssen-ema.de

18        Wirtschaft Ostfriesland & Papenburg Januar 2018
Der Umschlag in den deutschen Seehäfen wird bis 2030 deutlich zunehmen. Aus diesem Grund
                                                                   sind Anpassungen und Erhalt der Hafeninfrastruktur unumgänglich. Foto: Otmar Smit / Adobe Stock

Ulrichs: SPD und CDU haben sich auf                den. Im Rahmen eines Aufbaus einer                       wächse verzeichnen. Wir dürfen jetzt
eine leistungsfähige Hafenhinter-                  Versorgungsinfrastruktur für LNG ha-                     allerdings nicht an Fahrt verlieren. Mit
landanbindung geeinigt. Konkret wird               ben wir in unseren Positionen den Bau                    der Außenemsvertiefung wird ein Jahr-
der Ausbau von Straßen und Schienen-               eines solchen Terminals gefordert. Dass                  hunderprojekt angeschoben. Das ist
wegen angestrebt. Hierzu zählen u.a.               die neue Landesregierung diesen                          richtig und wichtig für die Region. Aber
der Bau der A20 und die Elektrifizierung           Punkt in ihrem Koalitionsvertrag posi-                   das allein wird nicht reichen.
der Bahnlinie Oldenburg/Wilhelms-                  tiv berücksichtigt, begrüßen wir.
haven als Anbindung des Jade-Weser-                                                                         WOP: Was meinen Sie?
Ports. Auch die B 210n spielt eine wich-           Hafenwirtschaft                                          Ulrichs: Das Land muss mittelfristig
tige Rolle. Das begrüßen wir.                      WOP: Wie schätzen Sie denn die Entwick-                  mehr Geld in die Hafeninfrastruktur
                                                   lung der Hafenwirtschaft generell ein?                   stecken, um auch weiterhin den Anfor-
LNG-Terminal                                       Ulrichs: Der Umschlag wird in den                        derungen einer Exportnation Rech-
WOP: In der Hafenwirtschaft wird immer             deutschen Seehäfen bis zum Jahr 2030                     nung zu tragen. Wir haben darum in
häufiger der Ruf nach einem Flüssiggas-            nach den Schätzungen des Bundesver-                      unseren Forderungen an die Landes-
terminal laut. Was ist das eigentlich?             kehrswegeplans um jährlich 2,8 Pro-                      regierung eine Erhöhung der jährlichen
Ulrichs: Flüssiggas – „Liquid Natural              zent zunehmen. Unsere niedersäch-                        Mittel im Haushalt für einen nachfra-
Gas“ ist ein umweltfreundlicher und                sischen Seehäfen werden dabei als                        georientierten und vorausschauenden
günstiger Treibstoff, auf den zurzeit              Drehscheiben im internationalen Gü-                      Ausbau der Infrastruktur in den nieder-
immer mehr Schiffe umgerüstet wer-                 terverkehr überdurchschnittliche Zu-                     sächsischen Häfen gefordert.          I

                                                                                        Wir sind und bleiben Ihr Dienstleister und Partner rund um die Themen Akten- und
                                                                                        Datenvernichtung, physische Archivierung sowie Digitalisierung.

                                                                                        Getreu unserem zukunftsorientierten Leitmotiv:
                                                                                        „Wandel beginnt im Kopf und endet im Herzen“, haben wir uns nicht nur ein
                                                                                        neues Gesicht gegeben, sondern konsequenterweise ebenso unsere Firmier-
                                                                                        ung geändert. Mit diesem Markenwechsel gelingt uns die Verbindung zwischen
                                                                                        der analogen Welt und der digitalen Welt von heute und morgen.

  REISSWOLF
                                                                                        Also:
  Akten- und Datenvernichtung
                                                                                        Aus der REISSWOLF Akten- und Datenvernichtung GmbH Bremen wird die
  GmbH Bremen                                                                           documentus GmbH Bremen – und sonst ändert sich nichts – außer unserem
                                                                                        künftigen Leistungsumfang.

                                                                                        Besuchen Sie uns auf www.documentus.de und
          documentus GmbH Bremen · Mittelkampstraße 1 · 28197 Bremen                    informieren Sie sich über das, was wir am besten
                             www.documentus.de                                          können oder rufen Sie uns an: 0421 6 96 55-5

                                                                                                         Wirtschaft Ostfriesland & Papenburg Januar 2018               19
Aus der Region

IHK informiert

Vollversammlung beschließt EEG-
Resolution und Wirtschaftssatzung
I Die Vollversammlung der Industrie- und      den Ausschreibungen teilnehmen, ohne ditätsrücklage bis 2018 vollständig ab-
Handelskammer für Ostfriesland und            über die notwendigen Genehmigungen geschmolzen wird. IHK-Hauptgeschäfts-
Papenburg (IHK) hat in ihrer letzten Sit-     zu verfügen. Dadurch ist bei vielen Bür- führer Dr. Torsten Slink: „Das wurde bun-
zung des Jahres ihre Energiepolitischen       gerwindprojekten zurzeit nicht einmal desweit mit den Rechtsaufsichten 2011
Forderungen an die zukünftige Bundes-         sicher, ob sie überhaupt jemals gebaut für alle IHKs so vereinbart.“ Wie seit 2012
regierung und ihre Wirtschaftssatzung         werden. Das sind zurzeit rund 90 Prozent angekündigt, muss nunmehr der IHK-
beschlossen.                                  aller beantragten Windparks“, sagt Beitrag nach Abbau der Liquiditätsrück-
                                              Amelsbarg. Aus diesem Grund fordert lage auf ein Niveau angehoben werden,
Energiepolitische Forderungen                 die IHK, dass nur noch genehmigte Pro- mit dem die IHK mittelfristig einen aus-
In der Resolution zu den Energiepoli-         jekte an einer Ausschreibung teilnehmen geglichenen Haushalt erreicht. Im Ergeb-
tischen Forderungen sprachen sich die         dürfen und das Strommengen, die zwar nis wurden mehr als vier Millionen Euro
Unternehmer dafür aus, unverzüglich           einen Zuschlag erhalten haben, aber zwischen 2012 und 2017 abgebaut. Die
einzelne EEG-Regelungen zu novellieren.       nicht realisiert werden,                                   Ermäßigung des Hebe-
„Für zahlreiche Unternehmen im IHK-           wieder in die Ausschrei-                                   satzes für die Umlage
Bezirk, die im Bereich der Erneuerbaren       bung eingehen.“                 Die IHK fordert            betrug zwischen 0,13
Energien aktiv sind, zeichnen sich bereits    Auch bei der Windener- spürbare Anhebung Prozent und 0,4 Prozent.
jetzt erhebliche Einbrüche und Rück-          gie auf See fordert die        der Ausbauziele             Die Grundbeiträge wer-
schläge ab“, sagte IHK-Präsident Dr. Bern-    IHK eine kurzfristige und                                  den nun auf das Niveau
hard Brons. Hier gelte es gegenzusteu-        spürbare Anhebung der                                      von 2011 zurückgeführt
ern, um die gute Entwicklung, die der         Ausbauziele. „Die für 2021 und 2022 in und damit im Schnitt um 11 Prozent an-
IHK-Bezirk dank des EEG bisher erfahren       Deutschland vorgesehenen Ausbau- gehoben.
hat, nicht zu konterkarieren.                 mengen von je 500 MW reichen weder Das anhaltend niedrige Zinsniveau, das
In ihrer Resolution fordert die IHK, dass     für die künftig zu erwartenden Energie- zur Bewertung der Pensionsrückstel-
insbesondere die Windenergie nicht –          bedarfe noch für die industrielle Weiter- lungen zugrunde gelegt werden muss,
wie im neuen EEG formuliert – gedeckelt,      entwicklung der Offshore-Branche aus“, belastet den Haushalt der IHK ebenfalls.
sondern sogar weiter ausgebaut wird.          so Amelsbarg.                             „Diese Verpflichtungen sind in der Ver-
„Angesichts zu erwartender und zuneh-         Die Resolution wurde mit einer Gegen- gangenheit entstanden, belasten jedoch
mender Energiebedarfe für E-Mobilität         stimme angenommen. Die Kritik richte- den IHK-Haushalt bis heute“, so Slink.
und Sektorenkopplung ist ein Ausbau           te sich vor allem gegen die in der Reso- Ein weiterer Grund für die Änderung der
der regenerativen Energien nicht nur          lution formulierte Forderung, die EEG- Beitragsstruktur sei die momentan wirt-
konsequent, sondern schlichtweg not-          Umlage mit der Stromsteuer zu verrech- schaftlich schwierige Situation in einigen
wendig“, so der stellvertretende IHK-         nen. Das sei ordnungspolitisch Branchen und den damit verbundenen
Hauptgeschäftsführer Dr. Jan Amelsbarg.       problematisch.                            Rückgang der Gewerbeerträge im IHK-
Konkret fordert die IHK in diesem Zusam-                                                Bezirk. Die IHK rechnet im nächsten Jahr
menhang eine spürbare Anhebung des            Wirtschaftssatzung                        mit etwa 20 Prozent weniger Gewerbeer-
Ausbaupfades für Windenergie an Land.         Neben ihren energiepolitischen Forde- trägen.
Das vom Gesetzgeber vorgeschriebene           rungen hat die IHK-Vollversammlung Im Zuge der Beitragsreform hat die IHK
Ausschreibevolumen für die nächsten           auch ihre Wirtschaftssatzung beschlos- eine so genannte Großbetriebsstaffel
Jahre sehe eine Reduzierung um bis zu         sen. Obwohl der Umlagesatz mit 0,17 eingeführt, die als Bemessungskriterium
40 Prozent der bisherigen Volumina vor.       Prozent nunmehr konstant bleibt, werde neben dem Gewerbeertrag auch den
Dabei dürfe es doch nicht bleiben. An-        der Grundbeitrag nach fünf Jahren an- Umsatz berücksichtigt. Diese Staffel
sonsten gingen hochqualifizierte Ar-          gehoben werden müssen, fasste der greift bei einem Umsatz über 25 Mio. €.
beits- und Ausbildungsplätze entlang          IHK-Präsident Dr. Bernhard Brons die „Insgesamt stellen wir mit der neuen
der gesamten Wertschöpfungskette              aktuelle Finanzsituation zusammen und Struktur eine größere Beitragsgerechtig-
verloren.                                     benannte dabei folgende Ursachen: Die keit her“, so Slink. Die Veränderung der
Ebenfalls kritisch sieht die IHK das der-     IHK habe über mehrere Jahre ihren He- Beitragsstruktur wurde mit einer Gegen-
zeitige Ausschreibungsdesign mit Blick        besatz für die Umlage auf einem abso- stimme, die mit einer zu kurzen Frist für
auf die so genannten Bürgerenergiepro-        luten Minimum gehalten und negative die Diskussion zur Beitragsreform be-
jekte. „Bisher können diese Projekte an       Haushalte gefahren, so dass die Liqui- gründet wurde, angenommen.                I

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