Japan - Atomkatastrophe von Fukushima - eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? - Jahresarbeit von Elina Otto - Atomkatastrophe von Fukushima. Eine ...

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Japan - Atomkatastrophe
    von Fukushima
eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

    Jahresarbeit von Elina Otto

    Freiherr-vom-Stein-Schule Hessisch Lichtenau

             Fachbereich: Erdkunde GK

              Fachlehrer: Herr Lepper

                               Großalmerode, den 28.04.2014
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Japan - Atomkatastrophe von Fukushima
                         eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

                                 Inhaltsverzeichnis

Inhalt                                                            Seite
______________________________________________________________________
Glossar                                                              4
1. Vorwort                                                           6
2. Das Land Japan
   2.1 Allgemeine Informationen                                      7
   2.2 Geographische Grundlagen                                      8
   2.3 Wirtschaft                                                   10
3. Die Atomkatastrophe von Fukushima
   3.1 Das Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi                          13
   3.2 Geschehnisse im März 2011                                    15
   3.3 Die Ursachen des Desasters in Fukushima                      17
   3.4 Erste Schutzmaßnahmen/Sicherungen                            18
4. Die Folgen der Katastrophe
   4.1 Auswirkungen auf die Gesellschaft                            21
   4.2 Umweltfolgen                                                 22
   4.3 Wirtschaftliche Folgen                                       23
5. Atomenergie
   5.1 Der Energiekonzern TEPCO                                     25
   5.2 Die Energiewende in Deutschland                              26
6. Fazit                                                            27
7. Nachwort                                                         28
Literaturverzeichnis                                                29
Abbildungsverzeichnis                                               29
Anhang Internetquellen                                              31

                                                                      2
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                           eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

                  „Japan, das Land, das zwei
     Atombombenabwürfe erlebt hat und das
    geologisch kaum ungeeigneter für den Bau
    von Atomkraftwerken sein könnte, setzt voll
                               auf Atomkraft.“1

                                                               Johannes Hano, geb. 1963
                                                  Leiter des ZDF-Studios Ostasiens in Peking

1
 Hano, Johannes: Das japanische Desaster – Fukushima und die Folgen, Freiburg im Breisgau, 2011,
S.91
                                                                                                   3
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                         eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

                                          Glossar

AKW
Atomkraftwerk; Kraftwerk, das aus Atomenergie elektrische Energie gewinnt

Buddhismus
Nach Buddha benannte Weltreligion; Glaube an die vollkommene Weisheit und
Reinheit des Geistes

Epizentrum
Punkt auf der Erdoberfläche, der genau senkrecht über dem Entstehungspunkt eines
Bebens liegt

Fauna und Flora
Tier-und Pflanzenwelt betreffend

Gigawatt
Watt:   internationale    Einheit   für   die   Leistung   (Energieumsatz   pro   Zeit),
wobei 1 Gigawatt = 1 Milliarden Watt

Hybridantrieb
Kombination aus verschiedenen Techniken für den Antrieb (bspw. bei Kraftfahrzeugen)

IAEA
Internationale Atomenergiebehörde; Die Agentur kooperiert weltweit mit verschiedenen
Ländern, um sichere und friedliche Kerntechniken zu unterstützen

Kernschmelze
Durch einen Ausfall der Kühlsysteme in einem Reaktor kommt es zur Überhitzung der
Brennstäbe, wodurch es zu einer Verflüssigung dieser kommt. Dieser Vorgang lässt die
dann den Kernreaktor durchschmelzen.

Kondensator
Technische Vorrichtung, die den Übergang eines Stoffes vom gasförmigen in den
flüssigen Zustand ermöglicht (hier: Wasserdampf → Wasser)

Kontamination
Verseuchung (kontaminieren – verseuchen/dekontaminieren-entseuchen)

                                                                                      4
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Japan - Atomkatastrophe von Fukushima
                         eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

Metropolregion
Region mit einer oder mehreren Großstädten, mit Kleinstädten und dem umliegenden
ländlichen Gebiet, wobei die wirtschaftliche und soziale Struktur stark auf die
Großstädte als Zentren ausgerichtet ist

Monsunartige Niederschläge
starke Regenfälle, die zu Flut und Überschwemmung führen

Präfektur
Amtsbezirk in Japan, in dem ein vom Volk gewählter Gouverneur die Verwaltung leitet
(vergleichbar mit einem Bundesland in Deutschland)

Shintoismus
Einheimische Religion in Japan, die durch Naturverehrung gekennzeichnet ist

Super-Gau
Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes (hier: Reaktorunfall mit anschließender
atomarer Verseuchung der Umwelt)

Tektonische Kontinentalplatten (Plattentektonik)
Erdkruste ist in sieben Kontinentalplatten gegliedert; Plattentektonik beschreibt die
Bewegungen dieser Platten und die daraus resultierenden Erscheinungen
(hier: Verschiebung der Erdkruste; Entstehung von Erdbeben und Tsunami)

Uran
Spaltbares, radioaktives Schwermetall, welches im Atomkraftwerk Fukushima als
Kernbrennstoff verwendet wird

Volkswirtschaft
Eine   Volkswirtschaft     bezeichnet     die   Gesamtheit    der    Beziehungen        aller
Einzelwirtschaften eines Staates untereinander und dem Staat gegenüber.

Worst-Case-Szenario
Schlimmste Katastrophe; Schlechtester Fall

Zylinder
Röhrenförmiger Hohlkörper, in dem eine Kraftmaschine rotiert, die (hier) Wasserdampf
in Wärmeenergie umsetzt

                                                                                           5
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima
                       eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

                                    1. Vorwort

Auch drei Jahre nach der Atomkatastrophe im Kernkraftwerk Fukushima wird in den
Medien noch von dem Unglück berichtet. Denn Schlagzeilen wie zum Beispiel der
„Super-GAU in Japan“ oder „Atomruine Fukushima“ weisen darauf hin, dass die bisher
schwerste Reaktorkatastrophe aller Zeiten seit Tschernobyl 1986 stattgefunden hat und
seither immer noch mit gravierenden Nachwirkungen gerechnet werden kann.

In meiner Jahresarbeit habe ich mich ausführlich mit dem Thema „Japan –die
Atomkatastrophe von Fukushima“ beschäftigt und möchte der Frage nachgehen, ob die
Folgen der Nuklearkatastrophe über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben und auch
in Zukunft das Leben der Menschen beeinflussen wird. Um dies zu prüfen, werden
zunächst einige Aspekte über das Land Japan vorgestellt und benannt. Dabei stehen vor
allem die geographischen Grundlagen im Fokus. Hiernach folgt ein Überblick über das
Geschehen, dessen Ursachen und erste Maßnahmen im Atomkraftwerk. Anschließend
werden die Folgen auf die Umwelt, die Gesellschaft und die Wirtschaft dargestellt. Des
Weiteren werde ich die jetzige Stellung der Betreiberfirma des Kraftwerks beschreiben
und untersuchen ob man den Reaktorunfall als Folge des Atomausstiegs in Deutschland
ansehen kann.

Ich hoffe, dass ich bei der Bearbeitung dieser Jahresarbeit am Ende in einem Fazit
zeigen kann, dass sich in der Tat eine eindeutige Antwort auf meine ausgesuchte
Leitfrage „eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?“ finden lässt. Außerdem sollen
auserwählte Bilder und Zitate meine Aussagen hierbei unterstützen.

Anzumerken ist, dass rot markierte Begriffe im Glossar aufgefasst und nach dem
Alphabet erklärt sind. Die verwendeten Informationen verschiedener Quellen werden
am Ende im Anhang alphabetisch präsentiert.

                                                                                    6
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima
                            eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

                                     2. Das Land Japan

2.1 Allgemeine Informationen

Der Name ‚Japan‘ wird aus der mittelalterlichen Bezeichnung ‚Cipangu‘ abgeleitet und
beschreibt „das Land der aufgehenden Sonne“. 2 Der ostasiatische Staat Japan zählt mit
einer Einwohnerzahl von 127 Millionen Menschen zu einer der bevölkerungsreichsten
Länder der Erde. Allein die Hauptstadt Tokio bildet mit den umliegenden
Millionenstädten – Yokohama und Kawasaki – die größte Metropolregion der Welt.
Hier leben 35 Millionen Menschen auf einer Fläche von 13.556 km² mit einer
Bevölkerungsdichte von 5.400 Einwohner/km² in Küstennähe auf engstem Raum.3
Dieses Gebiet an der japanischen Pazifikküste
ist zudem das politische, wirtschaftliche und
kulturelle       Zentrum          Japans. 4       Die
Landessprache ist Japanisch, da sie von 99%
der     Bevölkerung         als      Muttersprache
gesprochen wird. Innerhalb der Regionen
unterscheidet      man       dennoch       zwischen
                                           5
östlichen und westlichen Dialekten. Zu den
bedeutendsten       Religionen       gehören      der
Shintōismus und der Buddhismus, sonstig                    Abbil dung 1: Karte Japan und Flagge
gehört ein geringerer Bevölkerungsteil zu anderen Glaubensrichtungen. Gemäß seiner
Verfassung ist Japan eine parlamentarische Demokratie, hierbei liegt die Macht allein
beim Volk. Kaiser Akihito symbolisiert seit 1989 die Einheit des Landes. Das Amt des
Regierungschefs belegt seit 2012 Shinzo Abe. Des Weiteren ist das Land politisch in 47
Präfekturen aufgeteilt, in denen es vom Volk gewählte Parlamente und Gouverneure
gibt, die den Anweisungen der Zentralregierung zu folgen haben. 6

2
  Wikipedia: Cipangu, 18.01.2014, http://de.wikipedia.org/wiki/ Cipangu
3
  Auswärtiges Amt: Japan, 03.03.2014, http://www.auswaertiges-
amt.de/DE/Aus senpolitik/ Laender/Laenderinfos/01-Nodes_Uebersichtsseiten/Japan_node.html
4
  Online Focus: Metropolregion Tokio, 18.01.2014,
http://www.focus.de/schlagwoerter/themen/ m/ metropolregion-tokio/
5
  Wikipedia: Japanische Sprache, 18.01.2014, http://de.wikipedia.org/wiki/Japanische_Sprache
6
  Auswärtiges Amt: Japan, 03.03.2014, http://www.auswaertiges-
amt.de/DE/Aus senpolitik/ Laender/Laenderinfos/01-Nodes_Uebersichtsseiten/Japan_node.html
                                                                                                  7
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                            eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

2.2 Geographische Grundlagen

Japan befindet sich östlich vom asiatischen Festland und erstreckt sich vom 45.
Breitengrad im Norden bis zum 20. Breitengrad im Süden. Mit einer Fläche von
377.930 km² stellt das Land den viertgrößten Inselstaat der Welt dar. Zu seinen
Nachbarländern gehören Taiwan, China, Nord- und Südkorea sowie Russland. Der
Inselstaat befindet sich im Pazifischen Ozean, im japanischen und im ostchinesischen
Meer und weist eine Küstenlänge von etwa 30.000 km auf. 7 Die Gesamtfläche wird auf
die vier Hauptinseln Hokkaido, Honshu, Shikoku und Kyushu unterteilt, die wiederum
von mehr als 4.000 kleineren Inseln umgeben sind. 8 Die größte und gleichzeitig
zentralste Insel ist Honshu, auf der sich auch die Hauptstadt Tokio befindet. Honshu
nimmt eine Fläche von 61% ein, darauf folgt Hokkaido mit 21%, Kyushu mit 11% und
zuletzt Shikoku mit 5% der Gesamtfläche. 9 Auf Honshu liegt desweiteren der höchste
Berg Japans, Fuji genannt, mit 3.776 Metern Höhe. Außerdem auch der längste Fluss
Shinano mit einer Länge von 369 km sowie der größte See Biwasee mit einer Fläche
von 670 km². 10

Die etwa 4.000 km langgestreckte Inselkette weist aufgrund ihrer Nord-Süd-
Ausdehnung einige Klimaunterschiede auf. 11 Von der kalt-gemäßigten Klimazone in
Hokkaido im Norden, wo kalte und schneereiche Winter herrschen, bis in die Subtropen
in Okinawa im Süden, ist fast jedes Klima in Japan vertreten. Die Regionen am
Japanischen Meer sind durch den Nordwestwind mit milden Sommern und starken
Schneefällen        im     Winter       betroffen.      Im      Hochland        gibt     es        starke
Temperaturschwankungen im Sommer und Winter, die Berge in der Region Shikoku
halten den Wind auf, sodass das ganze Jahr über mildes Klima herrscht und die
Pazifikregionen zeigen einen kalten Winter und trocken heiße Sommer. Im Süden
Japans herrscht hauptsächlich subtropisches Klima mit warmen Wintern und heißen
Sommern. In diesen Gebieten kommt es vor allem im Sommer durch den Einfluss von
Winden, die im Winter vom asiatischen Kontinent zum Meer und im Sommer vom

7
  AHK, Deuts che Industrie- und Handelskammer in Japan: Japan im Überblick, 03.03.2014,
http://www.japan.ahk.de/japan-tipps /land-leute/japan-im-ueberblick/
8
  Auswärtiges Amt: Japan, 03.03.2014, http://www.auswaertiges-
amt.de/DE/Aus senpolitik/ Laender/Laenderinfos/01-Nodes_Uebersichtsseiten/Japan_node.html
9
  AHK, Deuts che Industrie- und Handelskammer in Japan: Japan im Überblick, 03.03.2014,
http://www.japan.ahk.de/japan-tipps /land-leute/japan-im-ueberblick/
10
   Japan: Informationen über Japan, 03.03.2014, http://informat ionen-japan.de/japan-geographie/
11
   Intrax: Länderinfos und Tipps Japan, 03.03.2014, http://www.intrax.de/laenderinfos-japan.html
                                                                                                       8
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                           eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

Meer zum Kontinent wehen, zu monsunartigen Niederschlägen. 12 Dies kennzeichnet die
beginnende Taifun-Saison in Japan, die bis zu zwanzig Wirbelstürme jährlich mit sich
bringen kann. 13 Die unterschiedlichen Temperaturen schaffen eine artenreiche Vielfalt
von Flora und Fauna. Ebenso bietet die Vegetation neben Nadel-, Misch- und
Laubwäldern gute Bedingungen für den Anbau verschiedener Pflanzen, wie
beispielsweise dem Reis, mit hohen Ernteerträgen. 14

Besonders auffällig ist die ungewöhnliche Besiedlung der Bevölkerung in Japan.
Obwohl die Fläche Japans viel Land zur Verfügung stellt, drängen sich aufgrund der
überwiegend bergigen Landschaftsformen die Stadt- und Industriegebiete sowie
                                                           landschaftliche Nutzflächen auf nur
                                                           einem Viertel der Gesamtfläche in
                                                           den Ebenen und an den Küsten
                                                           zusammen. 15 75% der Gesamtfläche
                                                           besteht also entweder aus Gebirge,
                                                           ist   hügelig    oder     mit   schwer
                                                           zugänglichen Bergwäldern bedeckt,
                                                           die   von    den     Menschen    nicht
                                                           besiedelt werden kann und auch
                                                           wirtschaftlich schlecht nutzbar ist.

                                                           Geologisch betrachtet liegt Japan
                                                           zudem       an     der    geologischen

     Abbil dung 2: Be völkerungsverteilung/ -             Bruchzone von vier tektonischen
                   dic hte in Japan                       Kontinentalplatten:        der   Nord-
amerikanischen, der Eurasischen, der Philippinischen und der Pazifischen Platte, die
sich gegeneinander bewegen. 16 Aufgrund der aneinander vorbeidrängenden Gesteine
kommt es regelmäßig zu Erdbeben, die vor allem im Bereich der Küste gravierende
Folgen mit sich bringen. Da sich die Siedlungsflächen nur auf große Ebenen an den

12
   Wetter, Klima, Klimtabe llen : Japan Klima, 10.03.2014, http://www.beste-
reisezeit.org/pages/asien/japan.php
13
   WN, wetter.net: Länderinformat ion Japan, 10.03.2014,
http://www.wetter.net/laenderinformat ion/japan.html
14
   Länder-Lexikon: Japan (Flora und Fauna), 10.03.2014, http://www.laender-
lexikon.de/Japan_(Flora_und_Fauna)
15
   Michael, Tho mas, Diercke Drei, Braunschweig, 2006, S. 157
16
   AHK, Deuts che Industrie- und Handelskammer in Japan: Japan im Überblick, 10.03.2014,
http://www.japan.ahk.de/japan-tipps /land-leute/japan-im-ueberblick/
                                                                                                  9
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                              eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

Küstenregionen beschränken, sind die Einwohner ständig einer großen Gefahr durch
plötzliche Erschütterungen, heftige Wirbelstürme und Taifune ausgesetzt. 17 Hierzu
sollen im Meer angebrachte Vorwarnsysteme, die Japan schon seit längerer Zeit
betreibt, per Funk Alarm schlagen. Die Millioneninvestitionen sorgen auch dafür, dass
Vorkehrungen für die Bevölkerung getroffen werden. 18

2.3 Wirtschaft

Das       Industrieland      ist    hauptsächlich     durch      hochentwickelte        Technologien
gekennzeichnet. Zudem kommt, dass Japan durch eine gute Orientierung auf den Export
nach den USA und China zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt gehört. Ebenso ist
der Inselstaat manchen Ländern in einigen Bereichen der Wirtschaftsstruktur weit
voraus. 19

Zum Einen werden durch den Anbau verschiedener Pflanzen in der Landwirtschaft
zweidrittel des Nahrungsbedarfs der Bevölkerung gedeckt. Dazu gehören beispielsweise
                                                    der Reis, als meist angebaute Pflanze, oder
                                                    auch       verschiedene         Bohnen-        und
                                                    Gemüsesorten wie Ingwer, Rettich oder
                                                    Spinat. 20 Insbesondere Fisch und andere
                                                    Meerestiere            kennzeichnen            die
                                                    Grundnahrungsmittel der Menschen. Die
     Abbil dung 3: Fis chverarbei tung i n Japan    japanische Fischereiflotte ist daher sehr
ausgeprägt und gehört zu den Größten weltweit. Aus diesem Grund sind der Fischfang
und die Fischverarbeitung gute Einnahmequellen der Bevölkerung, da sogar In- und
Ausland beliefert werden. 21

Des Weiteren gehört die Industrie zu einem bedeutenden Bereich, denn wirtschaftlich
gesehen ist das Land einer der höchstentwickelten Nationen der Welt. Japanische

17
   Japan: Informationen über Japan, 12.03.2014, http://informat ionen-japan.de/japan-geographie/
18
   Spiegel Online: Grenzen der Vorwarnung, 15.04.2014,
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/grenzen-der-vorwarnung-naturgewalt-bezwingt-top-
technologie-a-750397.ht ml
19
   Auswärtiges Amt: Wirtschaft Japans, 12.03.2014, http://www.aus waertiges-
amt.de/DE/Aus senpolitik/ Laender/Laenderinfos/Japan/Wirtschaft_node.html
20
   Japan: Informationen über Japan, 12.03.2014, http://informat ionen-japan.de/japan-flora/
21
   Fotografien Emmanuel Buchot: Die japanische Wirtschlaft – Landwirtschaft, 12.03.2014,
http://www.voyagesphotosmanu.com/ japanische_wirtschaft.html
                                                                                                    10
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima
                            eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

Marken wie Toyota, Sony oder Panasonic sind auf der ganzen Welt bekannt. 22 Wie die
Ansiedlung der Menschen, findet auch die gesamte Industrieproduktion ausschließlich
in Küstengebieten statt.           Dies     führt   dort    vor    allem     zu einer      steigenden
Bevölkerungsdichte, da dort die Möglichkeit besteht, Arbeit zu finden. Zu sehen ist dies
im Bereich des wirtschaftlichen Zentrums um Tokio, der eine hohe Bevölkerungsdichte
zeigt. 23 Das Herstellen von technischen Produkten ist eine der Stärken Japans, jedoch
verfügt das eigene Land nur über sehr wenige Bodenschätze und ist daher in der
Industrie, als auch bei der Energie- und Lebensmittelversorgung stark von Importen
abhängig. 24    Deshalb      werden die benötigten Rohstoffe (Eisen, Kohle etc.),
Nahrungsmittel, Chemikalien, Textilien und auch Maschinen aus verschiedenen
Ländern importiert und im eigenen Land verarbeitet und verkauft. Ebenso besitzt Japan
keine Erdölvorkommen. Der Import von Erdöl und Erdgas folgt aus diesem Grund
größtenteils aus Saudi-Arabien, Russland und den USA. 25

Neben all den Importgütern exportiert Japan weltweit Maschinen, Fahrzeuge und
elektronische Geräte, die insgesamt mehr als die Hälfte der Exporterlöse Japans
ausmachen. 26

Abbil dung 4: Importländer Japans – Anteile der            Abbil dung 5: Exportländer Japans – Anteile der
            Wareneinfuhr insgesamt                                    Warenausfuhr insgesamt

22
   Web Japan: Wirtschaft und Industrie, 12.03.2014, http://web-
japan.org/kids web/exp lore/german/germany/de_economy.html
23
   siehe Abbildung 2: Bevölkerungs dichte in Japan
24
   Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: Ato mkatastrophe von Fukushima,
17.03.2014, http://www.lpb-bw.de/atomkatastrophe.html
25
   Wikipedia: Erdöl/Tabellen und Grafiken, 17.03.2014,
http://de.wikipedia.org/wiki/Erd% C3%B6l/Tabellen_und_Grafiken
26
   Köhler, R.: Diercke Drei, S. 245, Online: http://www.diercke.de/kartenansicht.xtp?artId=978-3-14-
100700-8&kartennr=3&seite=245
                                                                                                       11
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima
                            eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

Trotz der großen Abhängigkeit von
Rohstoffen anderer Länder, setzt Japan
schon seit dem zweiten Weltkrieg bei der
Energieversorgung auf den Ausbau von
Staudämmen         und     vor     allem     auf
Atomkraftwerke. Diese befinden sich
ausschließlich      in    Meeresnähe,        um
Bauelemente kostengünstig über den
Hafen     zu    transportieren.      Außerdem
müsse     man      so    „keine     Kühltürme
[errichten], da das Meerwasser zum
Kühlen      der      Brennelemente         leicht        Abbil dung 6: Lage der Atomkraftwerke
                                                                                in J apan
herangeführt werden kann“. 27 Dies spart
Kosten für den Staat, stellt aber für die dort wohnenden Menschen bei
Naturkatastrophen eine Gefahr dar. Bis Anfang 2011 konnte durch den Betrieb von 55
Kraftwerken mehr als ein Drittel des Strombedarfs in Japan gedeckt werden. Doch in
Zukunft setzt man weiterhin auf den Bau neuer Atomkraftwerke. 28

Ein weiterer Punkt, um weniger abhängig von Rohstoffimporten zu werden, ist die
Umstellung der Autos auf Hybridantrieb und Erdgas. 29 Ebenso werden von Zeit zu Zeit
mehr Solarparks, Wasserkraftwerke, Windkraftwerke und weitere Anlagen gebaut, um
den Energiebedarf der Bevölkerung zu stillen.

27
   Haas ch, Günther, Japan – Land und Leute, Berlin, 2011, S.8
28
   Germis, Carsten: Tepco baut neue Atomkraftwerke: in Fran kfurter Allgemeine Ze itung, 06.02.2014,
Online in : http://www.faz.net/aktuell/wirts chaft/wirtschaftspolitik/nach-fukushima-tepco-baut-neue-
atomkraftwerke-12788544.html
29
   Wikipedia: Bodenschätze und Energie, 17.03.2014,
http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaft_Japans#Struktur_der_japanischen_Wirtschaft
                                                                                                        12
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima
                              eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

                        3. Die Atomkatastrophe von Fukushima

3.1 Das Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi

1971 erbaute die Tokyo Electric Power Company (TEPCO) das heute älteste und
leistungsstärkste Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi das sich etwa 240 Kilometer
nördlich von Tokio an der Pazifikküste in der Präfektur Fukushima befindet. Das
Atomkraftwerk besteht insgesamt aus sechs Reaktorblöcken, die zusammen mehr als
vier Gigawatt Energie30 in Reaktion setzen und etwa 13 Millionen Haushalte versorgen
können. 31 Der aus Beton erbaute Reaktorblock enthält im Inneren einen Kernreaktor mit
Brennstäben, in dem die Atomkraft durch die Kernspaltung von Uran gewonnen wird.
Außerdem dienen Kühlbecken, die mit Wasser gefüllt sind, als Zwischenlagerung von
neuen oder gebrauchten Brennelementen. In einem zweiten, nebenliegenden Gebäude
befinden sich die Turbinen und Generatoren zur Stromerzeugung sowie Kühlwasserzu-
und abläufe zum Meer. Davon versorgen mehrere Kühlkreisläufe in jedem Block die
Reaktoren und Lagerbecken mit ständigem Kühlwasser, damit die Brennelemente durch
Wärmefreigabe nicht zerstört werden können. Außerhalb der Anlage liegen
Verwaltungsbüros, sonstige Lager und Überwachungseinrichtungen, die dem Kraftwerk
dienen. 32 Vor der Gefahr von Naturkatastrophen sollen Mauern die am Meer stehenden
Kraftwerke schützen.

Abbil dung 7: Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi           Abbil dung 8: mit Wasser gefülltes Kühlbecken
                                                          für Brennelemente i m Reaktorgebäude 1

30
     Verg leich zu Deutschland: leistungsstärkstes Kernkraftwerk bringt 1,3 Gigawatt Energie auf
31
     Hano, Johannes: Das japanische Desaster – Fukushima und die Folgen, Freiburg im Breisgau, 2011, S.
23
32
     Wikipedia: Bauweise, 03.03.2014, http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Fukushima_ Daiichi
                                                                                                      13
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima
                             eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

Um sich einen Überblick zu verschaffen, wie genau Atomkraft in einem Kernkraftwerk
gewonnen wird, hierzu ein kurzer Ablauf:

In einem Reaktorblock des Kernkraftwerks befindet sich ein Kernreaktor (1), der zwei
Drittel mit Wasser gefüllt ist. In diesem Kernreaktor liegen Brennelemente, in denen das
                                                      spaltbare, radioaktive Schwermetall Uran
                                                      vorkommt.         Durch       Erhitzen       dieser
                                                      Brennstäbe wird das Uran gespalten und
                                                      kontrollierte     Kernenergie       als      Wärme
                                                      freigesetzt. 33 Diese Wärme lässt einen Teil
                                                      des Wassers bei 285 Grad Celsius im

 Abbil dung 9: Abl auf in eine m Reaktorge bäude      Kernreaktor        verdampfen         (2).     Der
                                                      Wasserdampf wandert in die Turbinen und
treibt diese in den Zylindern an (3). Der nebenliegende Generator wandelt die von den
Turbinen gelieferte Wärmeenergie in nutzbare elektrische Energie um (4), welche
schließlich an die Haushalte weitergeleitet werden.                       Anschließend        wird der
Wasserdampf im Kondensator zu Wasser abgekühlt und wieder dem Kreislauf zugefügt
(5)+(6). Das Wasser wird zurück in den Kernreaktor gepumpt, sodass immer wieder
kontrollierte Kernenergie in einem geschlossenen Kreislauf freigesetzt werden kann. 34

      „Das Atomkraftwerk ist also im Grunde ein Dampfkraftwerk, das mithilfe der
                                 Atomspaltung betrieben wird.“ 35

33
   Durch die Betonwand, von der ein Kern reaktor u mhüllt ist, wird das Austreten radioaktiver Strahlung
nach außen verhindert.
34
   weltderphys ik: Aufbau eines Kernkraftwerks, 17.03.2014,
http://www.weltderphys ik.de/gebiet/technik/energie/gewinnungumwandlung/kernreaktoren/aufbau/
35
   planetwissen: Grundlagen der Atomkraft, 17.03.2014, http://www.planet-
wissen.de/natur_technik/atomkraft/kernkraft/index.jsp
                                                                                                       14
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima
                              eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

3.2 Geschehnisse im März 2011

„Es ist der 11. März 2011, 14.46 Uhr. […] ich stehe bei Toby in der Tür, als ich ein
leichtes Zittern unter den Füßen spüre.“ 36 berichtet Johannes Hano, der sich zu dem
Zeitpunkt in Tokio befindet, in seinem Buch über das japanische Unglück von
Fukushima und die Folgen, welches auf Tagebucheinträgen, eigenen Erinnerungen und
natürlichen Recherchen basiert. An diesem Tag vor drei Jahren änderte sich das Leben
hunderttausender Menschen in Japan. Die nördliche Ostküste (Region Tōhoku) der
japanischen Hauptinsel Hōnshu wurde von einem Seebeben der Stärke 9,0 auf der
Richterskala erschüttert. 37 Kurz darauf wurde durch dieses Erdbeben ein heftiger
Tsunami 130 Kilometer von der Küste entfernt im Pazifik 38 ausgelöst, der in kürzester
Zeit mit einer Geschwindigkeit von 800 km/h weite Teile der Nordostküste überflutete
und katastrophale Auswirkungen für die Menschen in der Region mit sich brachte.
Daher gilt das Tōhoku-Erdbeben weltweit als das viertstärkste Beben, das jemals
gemessen wurde. 39

Die Großstadt Sendai befand sich 130
Kilometer westlich vom Epizentrum,
die Metropolregion um Tokio lag ca.
370       Kilometer     südwestlich      davon
entfernt. Besonders dieser Raum war
stark      von Erdbeben und           Tsunami
betroffen. Mit bis zu 30 Meter hohen
Wellen wurden etwa 500 Kilometer der
                                                   Abbil dung 10: gewaltiger Tsunami trifft auf Küste
Ostküste        vom     Tsunami      überspült.
Dadurch verloren tausende Menschen ihr Leben und Dutzende ihre Existenz.
Weitreichende Küstengebiete wurden von Erdbeben und Tsunami verwüstet und
überschwemmt. 40 Des Weiteren gaben Forscher bekannt, dass sich teilweise die
Erdkruste vor Hōnshu auf einer Länge von 400 Kilometern aufspaltete und Teile der

36
     Hano, Johannes: Das japanische Desaster – Fukushima und die Folgen, Freiburg im Breisgau, 2011, S.
15
37
   USGS: Earthquakes Details, 22.03.2014,
http://earthquake.usgs.gov/earthquakes/eqinthenews/2011/us c0001xgp/
38
   Ep izentrum des Bebens, siehe Abbildung 11
39
   Hano, Johannes: Das japanische Desaster – Fukushima und die Folgen, Freiburg im Breisgau, 2011, S.
20
40
   Hano, Johannes: Das japanische Desaster – Fukushima und die Folgen, Freiburg im Breisgau, 2011, S.
20f
                                                                                                     15
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima
                            eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

Küste ruckartig um bis zu fünf Meter Richtung Osten versetzt wurden. Manche Teile
der Erdkruste seien auch um erstaunliche 50 Meter verschoben wurden. 41

Zudem richtete der Tsunami gewaltige Schäden in mehreren Kernkraftwerken
Ostjapans an, insbesondere im Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi. Die direkt an der
Küste, zwischen Sendai und Tokio, stehende Anlage sei am Abend der entstandenen
Katastrophe größtenteils durch das heftige Erdbeben zerstört worden. Zehn bis 14 Meter
hohe Wellen des Tsunamis ließen Teile des Kraftwerks unter Wasser stehen. Sogar der
sechs Meter hohe Schutzwall sei durch die enorme Kraft des Tsunamis überspült und
weggerissen worden, so Johannes Hano. 42 Laut Angaben der IAEA seien das Kraftwerk
routinemäßig bei dem Erdbeben abgeschaltet worden. Dennoch waren zum Zeitpunkt
des Bebens die Reaktorblöcke 1,2 und 3 von Fukushima in Betrieb. Die anderen Blöcke
4,5 und 6 waren zwar ausgeschaltet, enthielten aber Brennelemente in ihren
Kühlbecken. Durch die Schädigungen der Tsunamiwelle brach die Stromversorgung
zusammen, sodass auch die wichtige Kühlung der Brennstäbe ausfiel. 43 Die
katastrophalen Unfälle und schwerwiegenden Störfalle im Atomkraftwerk Fukushima
wurden innerhalb weniger Stunden immer verheerender. Die Regierung rief zu einem
nuklearen Notstand auf, nachdem die Küste von einem dritten Erdbeben und
nachfolgendem Tsunami erreicht wurde.

                                                                     Das     Worst-Case-Szenario
                                                                     schien einzutreten: Nach
                                                                     dem          Ausfall         der
                                                                     Kühlsysteme        sank      der
                                                                     Kühlwasserstand        deutlich
                                                                     unter     den     Normalwert,
                                                                     sodass die Brennstäbe nicht
                                                                     mehr       gekühlt      werden
     Abbil dung 11: Reaktorbl ock 1 von Fukushima: nach einer
       Wass erstoffexpl osion steigt radioakti ver Rauch aus         konnten.      Aufgrund       des
                                                                     niedrigen       Wasserspiegels

41
   Japanmarkt: Tohoku-Erdbeben: Platten verschoben sich um Kilo meter, 22.03.2014,
http://www.japanmarkt.de/2013/08/ 23/fe/forschung/tohoku-erdbeben-platten-verschoben-sich-um-
kilo meter/
42
   Hano, Johannes: Das japanische Desaster – Fukushima und die Folgen, Freiburg im Breisgau, 2011, S.
23
43
   Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: Ato mkatastrophe von Fukushima,
22.03.2014, http://www.lpb-bw.de/atomkatastrophe.html
                                                                                                   16
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima
                            eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

erhitzte sich der gesamte Reaktorblock 1 und 3 auf bis zu 2000 Grad Celsius. Dadurch
kam es zu einer Kernschmelze, wodurch die Brennstäbe überhitzten und sich zu einer
radioaktiv flüssigen Schmelze verwandelten. Dies führte am nächsten Tag zu mehreren
Wasserstoffexplosionen und Bränden, die das gesamte Reaktorgebäude 1 zerstörten.
Dadurch wurden große Mengen radioaktiver Strahlung in Luft, Böden und Wasser
freigesetzt und somit atomar verseucht. 44 Auch Reaktorblock 2 und 4 erlitten große
Schäden. Der gesamte Bereich im Umkreis von 30 Kilometern rund um Fukushima
musste evakuiert werden. Nach dem Hauptbeben ereigneten sich an der Ostküste
weitere Nachbeben, die weiter enormen Schaden anrichteten. Ministerpräsident Naoto
Kan bezeichnete den Super-GAU als „schwerste Krise seit dem Ende des Zweiten
Weltkriegs.“45

3.3 Die Ursachen des Desasters in Fukushima

„Die Ursachen für das Erdbeben kann eine Plattenverschiebung sein, kann eine
Verwerfungslinie sein, auch ein Vulkanausbruch ist denkbar“46

Das Tōhoku-Seebeben entstand in 24,4 Kilometer Tiefe im Pazifischen Ozean und
setzte von dort aus seine Bodenbewegungen 130 Kilometer Richtung japanischer
Nordostküste fort. Da Japan in einer der aktivsten Erdbebenzonen liegt, war dies auch
der Auslöser des Erdbeben und dem danach folgendem Tsunami. Der Vorgang zweier
tektonischer Platten, bei dem eine hohe Energiemenge freigesetzt wurde, soll laut
                                                             Forschern     die     Ursache     des
                                                             Erdbebens gewesen sein. Durch
                                                             das Abtauchen der pazifischen
                                                             Platte    unter     die     eurasische
                                                             Kontinentalplatte entsteht eine
                                                             Abwärtsbewegung,            die    die
                                                             eurasische Platte nach unten
     Abbil dung 12: Karte Entstehungszentrum des Be bens      biegt. Dadurch verhakt sich das
           und Lage Japans auf tektonischen Platten

44
   Spiegel On line : Fukushima: Kernkraftwerke in Fukushima, 22.03.2014,
http://www.spiegel.de/thema/fukushima/
45
   Felix, Sascha W.: FUKUSHIMA – Der Westen und die Kultur Japans, Berlin, 2012, S. 17
46
   Wissenswertes: Erdbeben Hypozentrum, 22.03.2014,
http://www.wissenswertes.at/index.php?id=erdbeben-hypozentrum
                                                                                                17
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima
                           eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

Gestein beider Platten und es baut sich über Jahre hinweg extremer Druck auf. Als sich
die aufgestaute Energie ruckartig entlädt, schlägt die eurasische Platte um einige Meter
in die Höhe. Bei dieser Bewegung wurde die hohe Energiemenge auf das Meerwasser
übertragen und der Tsunami ausgelöst. 47 Ebenso wurde dadurch die Erdachse um einige
Zentimeter gekippt und die Erdkruste ruckartig um mehrere Meter verschoben.
Geologen zogen so die Erkenntnis, dass sich Plattengrenzen von plötzlich eintretenden
Ereignissen     in     Sekunden     oder     Minuten       tiefgreifend      verändern    können.48
Bereits vor dem katastrophalen Ereignis gab es Sicherheitsbedenken der Anlage und
Warnungen        vor     Schäden      durch         Naturgewalten,     die      von      japanischen
Atomaufsichtsbehörden aber nicht beachtet wurden. Außerdem war das Kraftwerk
schon älter und einige Reaktorblöcke sollten Anfang 2011 abgestellt werden, die
Laufzeit wurde allerdings um 10 Jahre verlängert. 49 Zudem haben Wissenschaftler
einige Jahre davor gewarnt, dass Japan ein neues zerstörerisches Beben bevorsteht.50
Trotzallem konnten auch die Beben-Warnsysteme im Meer nicht schnell genug
reagieren, um den Super-GAU zu verhindern.

3.4 Erste Schutzmaßnahmen/Sicherungen

Die     japanische       Regierung         setzte
zahlreiche Maßnahmen und Sicherungen
ein,   um weitere Störungen in dem
Atomkraftwerk verhindern zu können. Mit
einigen Sicherungen hatten sie Erfolg,
doch manche erwiesen sich als erfolglos
und brachten noch mehr Probleme mit                    Abbil dung 13: Lagerung der radi oaktiven
                                                                        Abfälle
sich. Durch erste Stabilisierungs- und
Sicherheitsmaßnahmen im Atomkraftwerk konnten die japanische Feuerwehr und

47
   SciLogs International: Schweres Beben vor Japan, 22.03.2014, http://www.scilogs.de/mente-et-
malleo/schweres-erdbeben-vor-japan/
48
   Japanmarkt: Tohoku-Erdbeben – Platten verschoben sich um Kilo meter, 22.03.2014,
http://www.japanmarkt.de/2013/08/ 23/fe/forschung/tohoku-erdbeben-platten-verschoben-sich-um-
kilo meter/
49
   Wikipedia: Nuklearkatastrophe von Fukushima, 22.03.2014,
http://de.wikipedia.org/wiki/Nu klea rkatastrophe_von_Fukushima#Rea ktorblock_1
50
   Die Welt : Forscher erkunden Epizentrum im Japangraben, 22.03.2014,
http://www.welt.de/wissenschaft/article13911145/Forscher-erkunden-Ep izentrum-im-Japangraben.html
                                                                                                   18
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima
                          eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

andere Streitkräfte mit Hilfe von leistungsstarken Geräten die überhitzten Elemente in
den Kraftwerken kühlen. Außerdem konnten noch funktionierende Systeme durch neu
verlegte Stromleitungen, wieder in Betrieb gebracht werden. Dadurch erreichten
Reaktorblock fünf und sechs glücklicherweise wieder den Normalzustand. Dennoch
waren die meisten Systeme nicht mehr zu retten und immer noch in einem instabilen
Zustand. 51 Die radioaktiven Abfälle wurden in speziellen Müllsäcken entsorgt und auf
dem Gebiet gelagert.

Um weiterhin den Austritt der Radioaktivität einzudämmen, wurden die Reaktorblöcke
mit einem speziellen Netz abgedeckt
und   das Gelände       mit    Kunstharz
besprüht. Jedoch erwiesen sich diese
Sicherungsmaßnahmen als erfolglos.
Die erste erfolgreiche Maßnahme
zeigte das Besprühen der Reaktoren
mit Kunstharzpulver. Hiermit konnte
verhindert werden, dass Regen den Abbil dung 14: Arbeiter besprühen die Anl age mit
                                                  Kunstharz pulver
radioaktiven Staub mitträgt und auf
Boden oder sonstigen Oberflächen verbreitet.

Des Weiteren wurden 10.000 Tonnen kontaminiertes Wasser ins Meer gepumpt, was zu
weltweiten Protesten führte, da eine mögliche Umweltkatastrophe und nicht mehr
mögliche Nutzung des Meerwassers sowie das Absterben von Meerestieren durch die
radioaktive Verseuchung vorhersehbar waren. Aus diesem Grund wurde für längere Zeit
das verseuchte Wasser in große Tanks abgefüllt. Eine andere Option war der Bau einer
Anlange, die pro Tag 1.200 Tonnen Abwasser dekontaminieren konnte. Die Firma
Toshiba machte zudem ein Hilfsangebot, in den folgenden 10 Jahren am Kernkraftwerk
Fukushima Sicherheitsarbeiten vorzunehmen. Dazu gehörten unter anderem die
Entfernung der Brennstäbe und der Abriss der betroffenen Anlagen.

Weitere bauliche Schutzmaßnahmen sollten hauptsächlich über einen längeren Zeitraum
den Weg des verseuchten Wassers ins Meer stoppen und die Emissionswerte senken.

51
  Fukushima-Supergau.de: Der Supergau von Fukushima, 05.04.2014, http://www.fukushima-
supergau.de/welche-massnahmen-wurden-nach-bekanntwerden-ergriffen.shtml
                                                                                         19
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima
                            eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

Auch der Bau eines 12 Meter hohen Damms soll vor einem wiedereinkehrendem
Tsunami schützen. 52

Neben all diesen Sicherheitsmaßnahmen, die der Regierung und den Arbeitern über
mehrere Monate einen harten Kampf der Stabilisierung zurück ließ, konnte die Lage
nach dem Super-Gau bis heute nie komplett gesichert werden. Immerhin versuchen die
Arbeits- und Hilfskräfte auch drei Jahre später die Situation zu verbessern, doch es
tauchen weiterhin Rückschläge und Probleme auf, die sehr schwer zu beheben sind.

                            Abbil dung 15: gefüllte Tanks mit radi oakti v
                                        vers euchtem Wass er

Es wurden dennoch nicht nur Schutzmaßnahmen für die Reaktoren ergriffen. Ebenso
wurde dafür gesorgt, dass das Gebiet, welches von radioaktiven Strahlen am stärksten
betroffen war, evakuiert wird. Außerdem wurde der Verzehr von radioaktiv belasteten
Lebensmitteln verboten und Warnungen an die japanische Bevölkerung zum Schutz vor
Strahlung ausgestellt. 53

52
   Fukushima-Supergau.de: Der Super-Gau von Fukushima, 05.04.2014, http://www.fu kushima-
supergau.de/die-ersten-sicherungsmassnahmen
53
   Wikipedia: Nuklearkatastrophe von Fukushima, 05.04.2014,
http://de.wikipedia.org/wiki/Nu klea rkatastrophe_von_Fukushima#Schutzma.C3.9Fnah men_f.C3.BCr_die
_Bev.C3.B6lkerung
                                                                                               20
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                            eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

                             4. Die Folgen der Katastrophe
Auch drei Jahre nach dem schlimmen Ereignis, das sich im März 2011 in Japan
abspielte, ist die Situation für alle Beteiligten keineswegs entspannt. Nach dem
Erdbeben und dem dadurch entstandenen Tsunami kämpft Japan bis heute noch mit der
dritten Katastrophe, einer atomaren Verstrahlung im Kernkraftwerk Fukushima. Im
Folgenden werde ich nun auf die Auswirkungen in der Gesellschaft, die Umweltfolgen
und die wirtschaftlichen Folgen eingehen.

4.1 Auswirkungen auf die Gesellschaft

Der Freitag vom 11. März 2011 wird den Menschen Japans immer als ein Alptraum in
Erinnerung bleiben. Die Auswirkungen des Tsunamis reichte weit bis ins Landesinnere
und ließen verwüstet und teilweise ganz zerstörte Küstengebiete, in denen ein Großteil
der Bevölkerung lebte, zurück. Insgesamt starben mehr als 25.000 Menschen an der
Katastrophe. 54 Alles Hab und Gut war nur noch ein Haufen Trümmer, in dem bis heute
mehr als 2500 Menschen vermisst werden. Die Katastrophe hat die Zukunft von mehr
als 267.000 Menschen infrage gestellt. Erschwerend kamen die niedrigen Temperaturen
hinzu, die sich bis April nachts unter null Grad hielten, womit viele Menschen mit
ihrem Leben zu kämpfen hatten. 55 Aufgrund der hohen Strahlenbelastung sind Teile des
Gebiets noch unbewohnbar. Daraus lässt sich schließen, dass einige Menschen, die in
der Umgebung gearbeitet haben, nun arbeitslos sind.

                   Abbil dung 16: J apaner in einer Notunterkunft mi t tragenden
                                Schutzmasken vor Radioaktivität

54
   Hano, Johannes: Das japanische Desaster – Fukushima und die Folgen, Freiburg im Breisgau, 2011, S.
171
55
   N-tv: Japan sucht nach Tsunami.Opfern, 05.04.2014. http://www.n-tv.de/panorama/Japan-sucht-nach-
Tsunami-Opfern-article11348476.ht ml
                                                                                                   21
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                            eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

Fast 3.000 Menschen starben an gesundheitlichen Folgen in den Unterkünften. Ganz
abgesehen von den körperlichen und seelischen Schäden der Betroffenen, die in den
letzten drei Jahren         vor riesigen       Herausforderungen        gestellt    wurden. 56    Die
Folgeerkrankungen durch Radioaktivität nahmen die letzten drei Jahre reichlich zu. Vor
allem das Krebsrisiko wurde stark erhöht, da die radioaktiven Strahlen in den
Körperzellen eins Menschen enorme Schäden anrichten, was im Schlimmsten Falle zum
Tod führt. Doch erst viele Jahre später kann es möglich sein, dass Symptome des Krebs
auftreten. Aus diesem Grund lassen sich viele Einwohner Japans in Krankenhäuser auf
radioaktive Strahlungen messen.

4.2 Umweltfolgen

Der Super-Gau und der daraus entstandene Austritt der Radioaktivität belastet bis heute
die Umwelt und Natur in Japan. Leben in den verstrahlten Gebieten ist teilweise bis
jetzt nicht möglich und wird es auch in weiteren 40 Jahren nicht sein. 57 Dafür sei laut
Deutsche Wirtschafts Nachrichten das Risiko der Verstrahlung zu hoch, da die
Strahlenwerte im Evakuierungsbereich um ein Vielfaches gemessen wurden und
weiterhin ansteigen können. 58 Doch auch außerhalb der Evakuierungszone scheint eine
stark erhöhte Radioaktivität vorzuliegen. Abhängig vom Wind und den Niederschlägen
kann es an entfernt gelegenen Orten ebenfalls zu erhöhter Radioaktivität kommen.

Drei Jahre nach der Katastrophe
fließt   immer     noch     verseuchtes
Wasser durch schadhafte Stellen im
Atomkraftwerk in den Pazifik und
die Meeresströmungen treiben es
weiterhin Richtung Nordamerika.
Eine Modellrechnung (Abb. 16)
                                              Abbil dung 17: Verteilung des radi oakti v vers euchten
                                                     Meer wassers (Richtung Nordamerika)

56
   RP-online: Japan gedenkt der Tsunami-Opfer, 18.03.2014, http://www.rp-
online.de/panorama/ausland/drei-jahre-nach-fukushima-japan-gedenkt-der-tsunami-opfer-aid-1.4097512
57
   Tagesschau.de: Eine Gefahrenquelle für die nächsten 40 Jahre , 15.04.2014,
http://www.tagesschau.de/ausland/fukushima654.html
58
   Deuts che Wirtschafts Nachrichten: Fukushima – St rahlung übersteigt Gren zwert über 700 Pro zent,
15.04.2014, http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/ 01/ 23/fu kushima-strahlung-uebersteigt-
grenzwert-um-800-prozent/
                                                                                                   22
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima
                            eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

von Wissenschaftlern zeigt dazu, dass sich das radioaktive Meerwasser schon über den
halben Nordpazifik verteilt habe. Dies zeigt, dass in einigen Jahren das kontaminierte
Meerwasser die Küste Nordamerikas erreichen wird. 59 Zudem kommt, dass bereits
spezielle Messgeräte gezeigt haben, dass weltweit die Atmosphäre von radioaktiven
Strahlen aus Fukushima betroffen ist. Auch die Tier- und Pflanzenwelt trägt große
Schäden mit sich, die sich durch Entwicklungsstörungen zu erkennen geben.

4.3 Wirtschaftliche Folgen

Japans Wirtschaft hat die letzten Jahre vor allem durch
die Atomkatastrophe sehr gelitten und kam in einigen
Gebieten sogar zum Stillstand. Die Betriebe in der
Evakuierungszone mussten ihre Produktion einstellen, da
es für die Zulieferer unmöglich war durch das
abgesperrte Gebiet zu fahren oder die Waren an den
Hafen zu bringen. Bei manchen Unternehmen führte dies
teilweise zur Pleite. Besonders die Landwirtschafts- und                Abbil dung 18: radi oakti v
                                                                         vers trahlte Fis che, die
Fischereibetriebe, für die das Gebiet um Fukushima sehr                    unverkäuflich sind
bekannt war, waren am meisten von der Katastrophe
betroffen. Die angebauten Produkte und der Fischfang im Küstengebiet waren für die
Betriebe wegen der erhöhten Radioaktivität unverkäuflich. Daher stellten die Verbände
dieser Unternehmen Forderungen auf und verlangten hohen Schadensersatz für die
verlorene Ware.

Allein in der Autoproduktion von Großunternehmen wurden 50% weniger als sonst
                                                                                    60
hergestellt, was die Exporterlöse im April 2011 um 12,5% sinken ließ.                    Restaurants,
Kneipen und Hotels beklagten den Mangel an Gästen und verloren so ihre
Einnahmequellen. Außerdem war zudem der Handel mit anderen Ländern stark belastet,
da aufgrund der radioaktiven Kontamination die Ware nicht von Nord nach Süd
transportiert werden konnte. Des Weiteren bestätigte sich im Bereich des Schiff- und

59
   Scine xx: Rad ioaktives Wasser aus Fukushima hat halben Pazifik überquert, 15.04.2014,
http://www.scine xx.de/wissen-aktuell-14922-2012-07-10.ht ml
60
   Hano, Johannes: Das japanische Desaster – Fukushima und die Folgen, Freiburg im Breisgau, 2011, S.
169
                                                                                                      23
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima
                            eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

Flugverkehrs eine Nachfrage nach Touristen, da in den vergangenen Jahren der
Tourismus in Japan bis zu 75% durch die Katastrophe sank. 61

Zudem beschloss die Regierung nach der Katastrophe, erstmals alle Atomkraftwerke
des Landes auszuschalten, was zu einer Stromknappheit in der Bevölkerung führte.62
Aus diesem Grund war Japan angewiesen auf teure Einfuhren fossiler Brennstoffe, um
den Strombedarf der Menschen zu decken. Doch nach Angaben von Focus online vom
10. März 2014 wolle Japan wieder alle Atomkraftwerke hochfahren, die einen
Sicherheitstest der Atomaufsicht bestanden haben. 63

Auch         in     der       Infrastruktur       des
Katastrophengebiets sind zahlreiche Schäden
zu    verzeichnen.      Ausdruck      hierfür    sind
weggespülte Straßen, zerstörte Gebäude oder
Flughäfen.

Aus all diesen wirtschaftlichen Folgen lässt
                                                          Abbil dung 19: ver wüstetes Küstenge biet
sich erschließen, dass Japan starke Rückgänge
in Exporten und in der Produktion erlitt, was sich durchaus negativ auf die Wirtschaft
auswirkte. Ein Anstieg der Importe von fossilen Brennstoffen bedeutet ein drücken auf
die Bilanz der eigentlichen Exportnation. 64 Ebenso ließ sich ein Preisanstieg für Strom
feststellen, da nun der günstige Strom der Kernkraftwerke wegfiel. Zudem kamen
andere Kosten des Wiederaufbaus auf das Land zu, die nicht genau bestimmt werden
konnten. Die Regierung schätzt diese dennoch auf bis zu 187 Milliarden Euro (Stand
Oktober 2011). 65

61
   Fukushima-Supergau.de: Der Super-Gau von Fukushima, 15.04.2014 http://www.fukushima-
supergau.de/wirtschaftliche-auswirkungen.shtml
62
   Focus online: Japan ko mp lett ohne Atomstrom, 15.04.2014, http://www.focus.de/panorama/welt/ein-
jahr-nach-fu kushima-alle-akws-abgeschaltet-japan-ko mplett-ohne-atomstrom_aid_747882.ht ml
63
   Focus online: Japan will AWK wieder anfahren, 15.04.2014, http://www.focus.de/politik/ausland/atom-
drei-jahre-nach-fu kushima-japan-setzt-wieder-auf-ato mkraft_id_3675527.html
64
   Handelsblatt: Japans Handelsdefizit steigt immer stärker, 21.04.2014,
http://www.handelsblatt.com/polit ik/ konjunktur/nachrichten/mehr-importe-als-exporte-japans-
handelsdefizit-steigt-immer-staerker/9785184.ht ml,
65
   Wikipedia: Nuklearkatastrophe von Fukushima, 15.04.2014,
http://de.wikipedia.org/wiki/Nu klea rkatastrophe_von_Fukushima
                                                                                                   24
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                              eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

                                          5. Atomenergie

5.1 Der Energiekonzern TEPCO

Die Tokyo Electric Power Company, genannt TEPCO, gehört zu einer der größten
Energieversorgungsunternehmen der Welt und hat seinen Sitz in Japans Hauptstadt
Tokio. Insgesamt versorgt das Unternehmen mehr als ein Drittel der japanischen
Bevölkerung mit Strom. Dabei setzt Tepco jährlich 35 Milliarden Euro um. 66 Das
Unternehmen betreibt mehrere hundert Kraftwerke, darunter das Atomkraftwerk in
Fukushima. Nach dem Super-GAU in Fukushima bedeutete dies für Tepco jede Menge
Aufruhr in der japanischen Gesellschaft und finanzielle Schwierigkeiten mit hohen
Verlusten. Denn angeblich verheimlichte der Großkonzern jahrelang haufenweise
technische Zwischenfälle im AKW, in dem es immer wieder zu Störfällen kam. Über
mehrere Wochen vertuschte man die Ausmaße der Katastrophe und die Bevölkerung
wurde in dem Glauben gelassen, „dass keine dauerhafte Schädigung der Umwelt
vorläge“. 67 Trotz der Gewissheit, dass durch eine schwere Naturkatastrophe die
Reaktoren Schäden erleiden könnten, unternahm die Betreiberfirma über Jahre hinweg
nichts.     Daraufhin gab es nach der Katastrophe hohe Folgekosten für die
Aufräumarbeiten und die Entschädigungen zu leisten, sodass ein Verlust von 6,5
Milliarden Euro zustande kam. Außerdem stehen seitdem viele Kritiker von
Atomkraftwerken Tepco gegenüber und sind für den Ausstieg aus der Atomenergie,
doch das Unternehmen setzt weiterhin auf Atomkraft und versucht in diesem Jahr
ausgeschaltete Atomkraftwerke wieder in Betrieb zu setzen. 68

Wäre die Situation besser durchdacht worden und hätte Tepco vorherige Maßnahmen
ergriffen, hätte der Super-Gau wahrscheinlich verhindert werden können, dennoch
bleibt es ungewiss. Aber wie ‚taz‘ berichtet, sei der größte Strombetreiber Japans „seit
der Atomkatastrophe ruiniert“. 69

66
     Hano, Johannes: Das japanische Desaster – Fukushima und die Folgen, Freiburg im Breisgau, 2011, S.
90
67
   Fukushima-Supergau.de: Der Super-Gau von Fukushima, 15.04.2014, http://www.fu kushima-
supergau.de/wie-reagierten-die-verantwortlichen-der-katastrophe.shtml
68
   Der Tagesspiegel: Japan bes chließt Ausstieg aus dem Atomausstieg, 15.04.2014,
http://www.tagesspiegel.de/politik/drei-jahre-nach-fukushima-japan-bes chliesst-den-ausstieg-aus-dem-
atomausstieg/9754132.ht ml
69
   Taz.de: Tepco im Minus , 15.04.2014, http://www.taz.de/!115456/
                                                                                                        25
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima
                           eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

5.2 Die Energiewende in Deutschland

Die nukleare Katastrophe in Fukushima brachte nicht nur Auswirkungen in Japan,
sondern auf der ganzen Welt mit sich. Der Atomausstieg gewann in vielen Ländern
wieder stark an Bedeutung und hinterließ in Deutschland ebenfalls seine Spuren in der
Atompolitik. Tatsächlich spricht sich die Mehrheit der Bürger weltweit gegen die
Kernenergie aus. Ebenso Parteien, die vorerst für Atomkraftwerke waren, stehen diesen
nun ablehnend gegenüber. Die erst im Oktober 2010 geplante Laufzeitverlängerung der
Atomkraftwerke in Deutschland wurde aufgehoben. Die Bunderepublik plant
stattdessen bis 2022 den Ausstieg aus der Atomkraft. Zudem wurden die sieben ältesten
Reaktoren sofort abgeschaltet und der Sicherheitszustand der restlichen Atomkraftwerke
geprüft. 70 Man investiert jetzt mehr erneuerbare Energien und setzt Atomkraft ab. Somit
ist festzuhalten, dass die Katastrophe in Fukushima auch Auswirkungen in Deutschland
hatte und als Folge ein früherer Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen wurde. Ob
der Ausstieg bis 2022 letztendlich gelingt, ist bisher noch offen, wird aber als möglich
eingestuft. Mit gutem Beispiel möchte auch Belgien vorangehen und aus der Atomkraft
aussteigen, Frankreich hingegen setzt trotz Umbauten in den AKW weiterhin auf
Kernkraftwerke.      In   Russland     und    der    EU    wurde     eine Unterziehung         von
Sicherheitskontrollen in ihren Kraftwerken durchgeführt. 71

70
   DW: Fukus hima und die Folgen in Deutschland, 18.04.2014, http://www.dw.de/fukushima-und-die-
folgen-in-deuts chland/a-15562222
71
   Zeit Online: Fukushima hat Frankreich verändert, Russland nicht, 18.04.2014,
http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-03/ fukushima-akw-debatte
                                                                                                   26
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima
                          eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

                                          6. Fazit

              „Fukus hima als eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?“

Mein einleitendes Zitat „Japan, das Land, das zwei Atombombenabwürfe erlebt hat und
das geologisch kaum ungeeigneter für den Bau von Atomkraftwerken sein könnte, setzt
voll auf Atomkraft“ von Johannes Hano deutet darauf hin, dass die Katastrophe in
Fukushima nicht das erste atomare Unglück in Japan war. Schon im Jahr 1945 kam es
in den Gebieten Hiroshima und Nagasaki zu zwei Atombombenabwürfen, um das
endgültige Ende des zweiten Weltkriegs herbeizuführen. Forschungsergebnisse von
2006 haben gezeigt, dass 60 Jahre nach den Ereignissen immer noch Überlebende unter
den Folgen der Verstrahlung leiden. 72

Aus dem Kontext meiner Jahresarbeit lassen sich annähernd gleiche Ausmaße von
Fukushima feststellen. Dies deutet definitiv auf eine Katastrophe mit Langzeitwirkung
hin. Allein der Austritt der Radioaktivität hat immense Auswirkungen mit sich gebracht,
die sich bis heute noch negativ auf die Wirtschaft auswirken. Somit ist deutlich, dass es
einige Jahre in Anspruch nimmt, bis sich die Wirtschaft wieder erholt hat. Hierzu gehört
vor allen Dingen der Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur. Wirft man einen Blick
auf die Gesellschaft lassen sich der japanischen Bevölkerung seelische, körperliche und
gesundheitliche Langzeitschäden durch atomare Strahlung zuordnen.

Außerdem kann es noch Jahre dauern bis ein Großteil der Evakuierungszone um
Fukushima wieder bewohnbar ist und Menschen nicht von radioaktiven Strahlen
belastet werden. Ebenso weisen immer wieder auftretende Lecks im Kraftwerk darauf
hin, dass     es weitere Probleme geben wird, die schwer zu bewältigen sind.
Aus all diesen Gründen lässt sich feststellen, dass es genug Aspekte gibt, die für eine
Katastrophe mit Langzeitschäden sprechen. Es ist schwer vorherzusehen, wann das
nächste Erdbeben das Land erschüttert und welche schwerwiegenden Folgen dabei
auftreten werden, da Japan nun mal in einer Region liegt, wo Naturgewalten schon
Normalitäten geworden sind. Die Zukunft bleibt also bis auf einige Voraussagen
ungewiss.

72
  Spiegel.de: Atombomben töten noch h eute, 20.04.2014,
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/hi roshima-und-nagasaki-atombomben-toeten-noch-
heute-a-403752.html
                                                                                            27
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima
                         eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

                                     7. Nachwort

Im Laufe meiner Jahresarbeit habe ich feststellen können, dass Japan aufgrund von
wenigen Energiequellen sehr abhängig von Atomkraftwerken ist. Innerhalb kürzester
Zeit ist es damit möglich, das bevölkerungsreiche Land günstig mit Strom zu versorgen.
Einerseits habe ich Verständnis dafür, dass die Japaner auf den Bau von
Atomkraftwerken setzten. Das Land versucht die Strombedürfnisse der Einwohner zu
decken und unabhängiger von Erdöl- und Erdgasimporten zu werden. Dennoch
bevorzuge ich allerdings den Gebrauch von erneuerbaren Energien, da man auf lange
Zeit Strom erzeugen kann und atomare Abfälle vermeidet.

Meine    Jahresarbeit   hat   mir   gezeigt,   dass   Atomkraft   in   Verbindung   mit
Naturkatastrophen technisch nicht beherrschbar ist. Der Betrieb eines Kernkraftwerks
stellt für mich immer ein Risiko für Mensch und Umwelt dar. Zudem bewirkt eine
Atomkatastrophe nicht nur regionale, sondern auch globale Auswirkungen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mir die Bearbeitung dieses Themas sehr viel
Spaß gemacht hat, auch wenn es ziemlich viel Zeit in Anspruch nahm. Das Arbeiten mit
verschiedenen Quellen und Grafiken ist mir persönlich leicht gefallen. Eine
ansprechende Formulierung für meine Leitfrage zu finden, ist mir erstmals etwas
schwer gefallen, da es so viele Aspekte gibt, die man hätte einbringen können. Dennoch
glaube ich, dass ich das Wichtigste herausfiltern konnte und somit das Ziel meiner
Jahresarbeit erreicht habe.

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Japan - Atomkatastrophe von Fukushima
                         eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?

                                Literaturverzeichnis

1. Coulmas, Florian; Stalpers, Judith:
  FUKUSHIMA: vom Erdbeben zur atomaren Katastrophe, Beck’sche Reihe,
  München, 2011

2. Felix, Sascha W.:
  Fukus hima – Der Westen und die Kultur Japans, LIT Verlag, Berlin, 2012

3. Focus Online
  URL: http://www.focus.de/suche/fukushima2011/

4. Haasch, Günther:
  Japan – Land und Leute, Berliner-Wissenschafts-Verlag, Berlin, 2011

5. Hano, Johannes:
  Das japanische Desaster – Fukushima und die Folgen, Herder Verlag, Freiburg im
  Breisgau, 2011

6. Spiegel.de
  URL: http://www.spiegel.de/thema/fukushima/

                              Abbildungsverzeichnis

Abbildungen 1-19

   1. http://www.staatenderwelt.de/staaten/japan/map_japan.gif
   2. http://www.diercke.de/bilder/omeda/501/100272_109_4.jpg
   3. http://media0.faz.net/ppmedia/multimedia/3071263569/1.617304/article_aufmac
       her_klein/fischerei- in-japan.jpg
   4. https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Internationales/Laenderpr
       ofile/Japan2013.pdf?__blob=publicationFile
   5. https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Internationales/Laenderpr
       ofile/Japan2013.pdf?__blob=publicationFile

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