Management für Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft I - Teil 2 - Vorlesungsunterlagen für das Frühjahrssemester 2020 - webermanagement

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Management für Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft I - Teil 2 - Vorlesungsunterlagen für das Frühjahrssemester 2020 - webermanagement
Agricultural Economics and Policy

Management für Unternehmen
der Agrar- und Ernährungswirtschaft I – Teil 2
Vorlesungsunterlagen für das Frühjahrssemester 2020

Dr. Michael Weber

Wilen SZ, 2020
Management für Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft I - Teil 2 - Vorlesungsunterlagen für das Frühjahrssemester 2020 - webermanagement
SG-Mgt-Modell                                 Begriffskategorien (I): Überblick

                                                        Quelle: Dubs et al 2004

   St. Galler Management-Modell im Überblick
   - Institutioneller Aspekt der Tätigkeit des Managements
   - Orientierungsrahmen / Hilfsmittel
   - Es geht immer um die Gestaltung, Lenkung (Steuerung) und Entwick-
     lung des Systems „Unternehmung“ in seiner Umwelt ( unterschied-
     liches Gewicht in Dimensionen).
   - Darstellung in 6 Begriffskategorien
   - In Praxis: Starke Vernetzung zwischen Begriffskategorien = Normal!
     (= Hilfsmittel  Denkrahmen)                                                 42
Management für Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft I - Teil 2 - Vorlesungsunterlagen für das Frühjahrssemester 2020 - webermanagement
SG-Mgt-Modell                             Begriffskategorien (II): Umweltsphären

                     Zentrale Kontexte der unternehmerischen Tätigkeit
                     - Analyse wichtiger Veränderungsbereiche & -Trends
                     - I.d.R. nicht beeinflussbar
                     - Analytische Strukturierungshilfe

          Quelle: Dubs et al 2004

                                                                              43
Management für Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft I - Teil 2 - Vorlesungsunterlagen für das Frühjahrssemester 2020 - webermanagement
SG-Mgt-Modell                         Begriffskategorien (III): Anspruchsgruppen
                     Von unternehmerischer Tätigkeit betroffene Gruppen
                     - Personen / Institutionen / Teile der Umwelt
                     - Betroffen von «Wertschöpfung» / «Schadschöpfung»
                     - Organisiert / nicht organisiert

      Quelle: Dubs et al 2004

                                                                              44
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SG-Mgt-Modell                 Begriffskategorien (IV): Interaktionsthemen

                                                       Quelle: Dubs et al 2004

        Gegenstände der Austauschbeziehungen zw. Unternehmung und
        Anspruchsgruppen
        - Handelbare Güter und Dienstleistungen
        - «Thematische Felder» (Issues)  Anliegen, Ansprüche

                                                                                 45
Management für Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft I - Teil 2 - Vorlesungsunterlagen für das Frühjahrssemester 2020 - webermanagement
SG-Mgt-Modell                                  Begriffskategorien (V): Prozesse

                                                             Quelle: Dubs et al 2004

        Alle Wertschöpfung & die Führung der unternehmerischen Tätigkeit
        werden in Prozessen erbracht.
        - Sachliche und zeitliche Logik beim Vollzug unternehmerischer Aufgaben
        - Abläufe: sachlich, zeitlich, örtlich

                                                                                       46
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SG-Mgt-Modell                    Begriffskategorien (VI): Ordnungsmomente

                                                              Quelle: Dubs et al 2004

       Unternehmerische Aktivitäten laufen nach Kommunikations- und
       Handlungsmustern ab
       - Notwendigkeit gewisser kohärenter Formen / Festlegungen der
         alltäglichen Aufgabenerledigung
       - Ausrichtung der Organisation auf die Erzielung der erwünschten
         Ergebnisse

                                                                                        47
SG-Mgt-Modell      Ordnungsmomente im St. Galler Management-Modell (I)

 Ordnungsmomente in einer Unternehmung
  •   = explizite Entscheidungen bzw. implizite Festlegungen
  •   Wichtige Fragestellungen werden für best. Zeit ausser Frage gestellt.
  •   Nicht jedes Mal neu erfinden und/oder aushandeln.
  •   Alle Formen von Plänen, Reglementen, Organigrammen etc.; auch Geschichten,
      ungeschriebene Regeln etc.
  •   Herausbildung von Kommunikations- / Verhaltensmustern  Routinisierung

                                                                               48
SG-Mgt-Modell Ordnungsmomente im St. Galler Management-Modell (II)

 Phänomene der Routinisierung
  •      Keine besondere Aufmerksamkeit für motorische / eingespielte Vorgänge
          Gewohnheiten des Verhaltens
  •      Lenkung der Aufmerksamkeit auf wichtige Aspekte
          Gewohnheiten der Wahrnehmung und Interpretation

 Vor- & Nachteile der Routinisierung

      Vorteile                                  Nachteile
       Geschwindigkeitsgewinn                   Blinder Fleck

       Fehlerreduktion (laufende                Verfestigung unhinterfragter Weltbilder
        Perfektionierung)  Qualitätsvorteile
                                                 Veränderungsresistenz (eingeschliffene
       Entlastung Aufmerksamkeit                 Verhaltensmuster vieler Menschen)

                                                                                            49
SG-Mgt-Modell Ordnungsmomente im St. Galler Management-Modell (III)

 Unternehmung muss drei Leistungen erbringen, um im ökonomischen Sinne
  lebensfähig zu sein / zu bleiben bzw. für nachhaltige Nutzenstiftung gegenüber
  Kunden / Anspruchsgruppen:

 - Strategisches Orientierungswissen
                                       Ausrichtungsfunktion
 - Was tun wir?
 - „Die richtigen Dinge tun!“
   (Effektivität)
                                                                 - Agieren im Sinne des Ganzen
                                             Strategie           - Warum & wozu tun wir es?
 - Kohärenz & Feinabstimmung
 - Wie tun wir es?                                               - Z.B. gemeinsame Vision (Verge-
 - „Die Dinge richtig tun!“                                        wisserung, Mehrdeutigkeitsreduk-
   (Effizienz)                                                     tion, Motivation)

                                 Struktur                     Kultur

                             Koordination            Gemeinsamer Sinn

                                                                                                  50
SG-Mgt-Modell                    Begriffskategorien (VII): Entwicklungsmodi

                                                               Quelle: Dubs et al 2004

        Grundlegende Muster unternehmerischer Veränderungsprozesse
        - Erfordernis der Weiterentwicklung der Organisation aufgrund von
          Dynamik
        - Umfeld & intern

                                                                                         51
SG-Mgt-Modell              Überblick

 Quelle: Dubs et al 2004
                                  52
SG-Mgt-Modell                           Umweltsphären einer Unternehmung

 Zentrale Kontexte der unternehmerischen Tätigkeit  i.d.R. nicht beeinflussbar!

 Vier wichtige Umweltsphären
  •   Gesellschaft  gesellschaftliche Diskurse über Themen  Wahrnehmung
  •   Natur
  •   Technologie
  •   Wirtschaft
 Betrachtungsweise hat sich im Laufe der Zeit verändert
  •   Früher  rein ökonomische Perspektive

  •   Heute  breitere, mehrere Perspektiven nötig

 Zuteilung bestimmter Aspekte zu einer Umweltsphäre ist nicht immer eindeutig
  möglich!  z.B. Einführung Bio-Verordnung, Freihandel

 Analytische Strukturierungshilfen für die Identifikation erfolgskritischer Trends

                                                                               53
SG-Mgt-Modell                                       Analyse der Umweltsphären

 Analyse der Umweltsphären der Unternehmung ergibt (Resultate & Zweck)
  •   Trends, die für die einzelne Unternehmung künftig relevant sind
  •   Grundverständnis für Kontext, in dem man sich bewegt
  •   Chancen und Risiken für die Entwicklung der Unternehmung
  •   Notwendigkeiten / Rahmenbedingungen für die Entwicklung der
      Unternehmung

 Zielkonflikte zwischen Notwendigkeiten, Ansprüchen untereinander und
  gegeneinander können auftreten
  •   Varianten mit Vor- und Nachteilen
  •   Beurteilen anhand von Kriterien (Werte/Normen, lfr. Ziele etc.)

                                                                           54
SG-Mgt-Modell               Unsicherheit bei der Analyse der Umweltsphären

                                     A

                                                                      ?
                                     B
                                     C

 A clear enough          Alternate          A range of        True ambiguity
 Future                  Futures            futures
                                                              Not even a range
 A single view of        A limited set of   A range of        of possible future
 the future              possible future    possible future   outcomes
                         outcomes, one of   outcomes
                         which will occur

 Quelle: Courtney 2001
                                                                               55
SG-Mgt-Modell                  Das wirtschaftliche Umfeld einer Unternehmung

  Quelle: Dubs et al 2004

 Die Umweltsphäre Wirtschaft mit Beschaffung-, Absatz-, Arbeits- und Finanzmärkten ist der
  Nährboden einer Unternehmung, mit dem sie eine nachhaltige Beziehung eingehen sollte.

    Strukturelle & konjunkturelle Entwicklung unterscheiden!                                 56
SG-Mgt-Modell                          Ungewissheit im Meer der Informationen
 Aus Sicht der Unternehmen wird das Umfeld immer komplexer.
 Die Zukunft kann immer weniger vorausgesagt werden.  Ungewissheit
 Neuartige unternehmerische Herausforderungen (Märkte, Rahmenbe-
  dingungen, Technologie, Ökologie, Gesellschaft etc.)
 Entscheide mit langfristigen Auswirkungen und hohen potenziellen
  Fehlerkosten, die evtl. nicht mehr oder nur schwer rückgängig gemacht erden
  können.
 Viele Unternehmen drohen im Meer der Informationen zu ertrinken und fühlen
  sich ausgeliefert bzw. überfordert.

Fazit:
• Für die Unternehmensführung wird eine systematische Auseinandersetzung
  mit der Zukunft zum wichtigen Erfolgsfaktor.
• Wichtig ist zu erkennen, welche Veränderungen für das Unternehmen künftig
  relevant sein könnten.
• Anwendung geeigneter Werkzeuge  z.B. Szenario-Methodik!

                                                                                57
SG-Mgt-Modell                                 Szenarien als Fenster in die Zukunft

 Szenario = Zukunftsbild, das mögliche Entwicklungsrichtungen im Umfeld
  des Unternehmens darstellt.
 Szenarien als Schlüssel für das Durchdenken möglicher Zukünfte
   (= 1 Instrument für die systematische Auseinandersetzung mit der Zukunft)
   •   Szenariendenken = Möglichkeitsdenken
   •   Verschiedene potenzielle Zukunftsverläufe werden systematisch dargestellt und
       durchdacht.  „Was wäre, wenn ....?“
   •   Szenarien dienen als Instrument der Entscheidungsvorbereitung (Wahlmöglichkeiten).
   •   Annahmen werden transparent dargestellt und können diskutiert und hinterfragt
       werden. Mögliche Auswirkungen auf das Unternehmen werden ermittelt.
                                                              Szenario A

                            lung                              Szenario B
                         ick
                       w
                    Ent                                       Szenario C
               rige
              e                                               Szenario D
           ish
          B

                               Gegenwart   Zukunft                                     58
SG-Mgt-Modell                                                                     Szenarienbildung
                                             Technologie Natur    Staat
                                                                            Gesellschaft
 Umfeld des Unternehmens         Demographie
                                                                                   Wirtschaft

                                                                                    Faktormärkte
                          Produktmärkte
                                                                                  Konkurrenz
Feststellen relevanter Aspekte      Kunden                                     Gesetzgebung
                                          Marktordnung                       Etc.
                                                                 Branche

                                     Bereich
                                    Bereich                Mögliche
                                                         Mögliche          Auswirkungenauf
                                                                         Auswirkungen   auf
                                   Bereich             Mögliche        Auswirkungen
                                                           Entwicklung Firma
                                                                           Firma      auf
                                                         Entwicklung
                                                       Entwicklung     Firma
                                     Kunden
                                    Kunden               ......          ......
                                   Kunden
                                     Nachfrage         ......          ......
  Ableitung von Szenarien           Nachfrage            ...             ...
                                   Nachfrage
                                      Konkurenz        ......          ......
                                    Konkurenz            ...             ...
                                      Gesetzgebung .........
                                   Konkurrenz
                                    Gesetzgebung                      .........

                                    ......
                                   Gesetzgebung
                                                        ...
                                                   ......
                                                                           ...
                                                                      ......

                                   ...                 ...            ...
   Schlussfolgerungen für
        die Planung
                                         Schlüsselfragen & Handlungsspielräume                     59
SG-Mgt-Modell                                   Beispiel Aspekte Umweltsphären (I)

      Global!

  Folgen
  Nachfrage steigt weltweit & verändert sich strukturell (z.B. tierische Proteine)
  Angebot muss zunehmen, ohne natürliche Systeme zu gefährden!? (2050: x2?)
  Volatilitäten werden zunehmen (Märkte, Transportlogistik etc.)
                                                                                      60
SG-Mgt-Modell                                                              Beispiel Aspekte Umweltsphären (II)

                      Ungleiche Entwicklung der Gesamtnachfrage (Szenario!)

 Reference                                                           Latin-            North
                                     Africa           Asia                                              Ozeania            Europe     World
 1.00 = 2005                                                        America           America

 Effects of population
 growth due to birth                  3.14            1.69              1.8              1.31              1.61                0.91   1.76
 rates
 Effects of population
 growth due to changes                1.07            1.02             1.03              0.99               1.0                0.98   1.02
 in age pyramide
 Effects of increasing
 feed demand due to
                                      1.64            1.38             1.07               1.0               1.0                1.0    1.28
 dietary shifts and
 consumers choice

 Cumulated effects                    5.14            2.34             1.92              1.31              1.61                0.91   2.25

  Quelle: Nourrir l’humanité, Bruno Parmentier; Une voie étroite pour la sécurité alimentaire d’ici à 2050, Philippe Collomb

 • Nicht unumstritten!  ANNAHMEN studieren  Eigene Einschätzung machen!
 • Aber insgesamt sicher eine sehr markante Steigerung nötig, die regional sehr
   unterschiedlich ist!

                                                                                                                                              61
SG-Mgt-Modell                          Beispiel: Mutterkuh Schweiz

                                                               62
    Quelle: Mutterkuh Schweiz (2016)
SG-Mgt-Modell                             Beispiel: Freihandelsabkommen

    Quelle: avenir-suisse.ch (1.2.2019)                             63
SG-Mgt-Modell              Überblick

 Quelle: Dubs et al 2004
                                  64
SG-Mgt-Modell            Akteure in der Umwelt

Quelle: Müller-Stewens
                                            65
SG-Mgt-Modell   Beispiel Anspruchsgruppen

                          Quelle: zhb-flensburg.de
                                                     66
SG-Mgt-Modell              Unterschiedliche Anspruchsgruppenkonzepte (I)

 Unternehmung erbringt ihren gesellschaftlichen Nutzen in Interaktion mit
  verschiedensten Anspruchsgruppen.
   Zweck ist aber Kundennutzen & Wettbewerbsfähigkeit! (Vorsicht: Dissens!)

 Welche Anspruchsgruppen bedeutungsvoll sind, ist nicht a-priori klar.
    • Nicht zwingend 7 Anspruchsgruppen

 Die Relevanz der Anspruchsgruppen ist abhängig von der normativen Position der
  Unternehmung bzw. der Unternehmer
    • „Wertfreie“, „ethikfreie“ Unternehmensführung ist nicht möglich!

 Je nach normativer Position …
    • sind andere Anspruchsgruppen relevant
    • wird mit den Anspruchsgruppen anders umgegangen

 Fazit:
  Die Auswahl von relevanten Anspruchsgruppen und der Umgang mit
  ihnen sind wichtige unternehmerische Entscheidungen!                         67
SG-Mgt-Modell                                Unterschiedliche Anspruchsgruppenkonzepte (II)
 2 verschiedene normative Anspruchsgruppenkonzepte

    Quelle: Nach Ulrich, in Sander et al (2006)

      Wirkmächtigkeit der Gruppe                         Legitime Anliegen
      Akzeptanzsicherung                                 Verständigungssuche             68
SG-Mgt-Modell                               Beispiel: Erwartung der Bevölkerung (I)

                        Grundlegende Erwartungstypen in der schweizerischen
                            Bevölkerung bezüglich Landwirtschaft, 2015

  Quelle: Brandenberg/Georgi 2015                                                69
SG-Mgt-Modell                                 Beispiel: Erwartung der Bevölkerung (II)

                                 Erwartungsprofile der Erwartungstypen
                            bezüglich Landwirtschaft nach Wichtigkeiten, 2015

  Quelle: Brandenberg/Georgi 2015                                                   70
SG-Mgt-Modell              Überblick

 Quelle: Dubs et al 2004
                                  71
SG-Mgt-Modell                                         Interaktionsthemen (I)

                                                              Quelle: Dubs et al 2004

 Interaktionsthemen zwischen einer Unternehmung und ihren Anspruchsgruppen

                                                                                        72
SG-Mgt-Modell                                              Interaktionsthemen (II)

 Vielfältige Austauschbeziehungen zwischen der Unternehmung und ihren
  Anspruchsgruppen
 Was über Anspruchsgruppen an Unternehmung herangetragen und dieser
  •   zur Verfügung gestellt oder streitig gemacht wird,
  •   oder worum sich die Unternehmung bemühen muss.
 Häufig „kontroverses“ Ringen um „Gegenstände“ des Austausches
  (z.B. Aushandlungsprozesse)
  •   Thematische Felder (issues)  Bemühen um ...
  •   Handelbare Güter & Dienstleistungen
  •   Rechte
 Beispiele:
  •   Soziale Anliegen
  •   Ökologische Anliegen
  •   Mitarbeiteranliegen
  •   Verfügbarkeit & Bedingungen für Ressourcenbeschaffung
      (Arbeit, Rohstoffe, Energie, Boden, Nutzungsrechte, Finanzen, Wissen etc.)
  •   Etc.                                                                         73
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