Nahrungsergänzung - Megahype oder notwendig?! - Apfel oder Pille - Johanna Charlotte Buro
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Apfel oder Pille – Nahrungsergänzung – Megahype oder notwendig?! Johanna Charlotte Buro Fachapothekerin Klinische Pharmazie Bereichsweiterbildung: Ernährungsberatung ABS-Expert (DGI)
2 Gliederung Einleitung Abgrenzung: Arzneimittel, Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel Mikronährstoffe kompakt Vitamin D Adipositaschirurgie: lebenslange Substitution von Nährstoffen – ja oder nein? Ernährung im Alter Der onkologische Patient Interaktionen zwischen Nährstoffen und Arzneimitteln 11/5/2019 Fazit
3 Einleitung Wieviel Prozent der deutschen Bevölkerung nehmen regelmäßig mehr als ein Nahrungsergänzungsmittel pro Tag ein? A) 8 - 10 % B) 25 – 30 % C) 15 % D) 40 % 11/5/2019
4 Gliederung Einleitung Abgrenzung: Arzneimittel, Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel Mikronährstoffe kompakt Vitamin D Adipositaschirurgie: lebenslange Substitution von Nährstoffen – ja oder nein? Ernährung im Alter Der onkologische Patient Interaktionen zwischen Nährstoffen und Arzneimitteln 11/5/2019 Fazit
5 Arzneimittel - §2 Abs. 1 AMG Präsentationsarzneimittel Funktionsarzneimittel = Stoffe oder Zubereitungen aus = Stoffe oder Zubereitungen aus Stoffen, die dazu bestimmt sind Stoffen, die dazu bestimmt sind die Krankheiten oder krankhafte physiologischen Funktionen durch eine Beschwerden • pharmakologische, • zu lindern, • immunologische, • zu heilen, • oder metabolische Wirkung • oder zu verhüten. wiederherzustellen, zu korrigieren oder zu beeinflussen, bzw. • eine medizinische Diagnose zu 11/5/2019 erstellen.
6 Lebensmittel - Verordnung (EG) Nr. 178/2002 = Stoffe oder Erzeugnisse, die dazu bestimmt sind oder von denen erwartet werden kann, • dass sie in verarbeitetem, • teilweise verarbeitetem • oder unverarbeitetem Zustand von Menschen aufgenommen werden. dazu zählen ebenfalls: Getränke, Kaugummis, Wasser, sowie alle Stoffe, die bei der Ver- oder Bearbeitung absichtlich zugesetzt werden 11/5/2019
7 Nahrungsergänzungsmittel - § 1 NemV = Lebensmittel: • Zur Ergänzung der allgemeinen Ernährung • Konzentrat von Nährstoffen (= Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente) oder sonstigen Stoffen mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung allein oder zusammengesetzt • dosierte Form in Verkehr gebracht, z.B. Kapseln, Tabletten, Pillen, Flüssigampullen, etc. nur zugelassene Stoffe dürfen verwendet werden (EG-Richtlinien) 11/5/2019 keine Zulassung nötig
8 Gliederung Einleitung Abgrenzung: Arzneimittel, Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel Mikronährstoffe kompakt Vitamin D Adipositaschirurgie: lebenslange Substitution von Nährstoffen – ja oder nein? Ernährung im Alter Der onkologische Patient Interaktionen zwischen Nährstoffen und Arzneimitteln 11/5/2019 Fazit
*für Jugendliche und Erwachsene 9 Mikronährstoffe kompakt Mikronährstoff Aufgabe Nahrungsmittel Empfohlene Dosis pro Tag* Calcium Knochen, Nerven, Milch, Milchprodukte, 1000 mg Muskeln Gemüse, Hülsenfrüchte Eisen Sauerstofftransport, Fleisch, Gemüse, M 10 mg Energie Getreide W 15 mg Folsäure Stoffwechselprozesse Grünes Gemüse, 300 µg Tomaten, Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkornprodukte Kalium Nerven, Muskeln Banane, Kartoffeln, 4g Trockenobst, Fenchel, Brokkoli, Spinat Magnesium Muskeln, Nerven, Getreide, Nüsse, M 350 mg Knochenaufbau Hülsenfrüchte, W 300 mg11/5/2019 Trockenobst
*für Jugendliche und Erwachsene 10 Mikronährstoffe kompakt Mikronährstoff Aufgabe Nahrungsmittel Empfohlene Dosis pro Tag* Vitamin A Sehprozesse, Leber, Thunfisch, Eier, M 1 mg Erneuerung der Haut, Butter, Aal, Gouda W 0,8 mg Schleimhaut Vitamin B6 Blutbildung, Leber, Zwiebel, M 1,6 mg Stoffwechsel Walnuss, Kartoffeln W 1,4 mg Vitamin B12 Zellteilung, Fleisch, Milch, 4 µg Blutbildung, Abbau Milchprodukte, Eier, von FS und AS Fisch Vitamin C Kofaktor bei der Obst, Gemüse M 110 mg Synthese von W 95 mg Kollagen und Strukturproteinen Zink Immunfunktion, Fleisch, Eier, Milch, 7-10 mg Stoffwechsel Vollkornprodukte 11/5/2019
11 Gliederung Einleitung Abgrenzung: Arzneimittel, Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel Mikronährstoffe kompakt Vitamin D Adipositaschirurgie: lebenslange Substitution von Nährstoffen – ja oder nein? Ernährung im Alter Der onkologische Patient Interaktionen zwischen Nährstoffen und Arzneimitteln 11/5/2019 Fazit
12 Vitamin D - Sonnenvitamin kein Vitamin im klassischen Sinne - Sonderstellung Zufuhr über Lebensmittel untergeordnete Rolle (Aal, Lachs, Hering) Vitamin D-Quelle: Dehydrocholesterol in der Haut (UVB-Strahlung) Vitamin D inaktiv 1,25-Dihydroxyvitamin D • Leber: 25-Hydroxyvitamin D (25OHD) • Niere: 1,25 (OH)2D (Calcitriol) Vitamin D-Metaboliten an Proteine und Albumin gebunden 11/5/2019
13 Vitamin D - Wirkung endokrin parakrin Calcium-/Phosphat- absorption aus dem Intestinum Calcium-/Phosphat- Gewebe mit eigener reabsorption in der 1,25(OH)2D-Synthese Niere Calcium-/Phosphat- resorption aus dem Knochen 11/5/2019
14 Vitamin D - Status Blutspiegelbestimmung: 25OHD • Synthese in der Lebe abhängig vom Substratangebot • rasch aus Leber ins Blut abgegeben • zirkulierende Menge im Blut: Haut gebildet + oral zugeführt • spiegelt Versorgung der letzten Wochen/Monate wieder 11/5/2019
15 Vitamin D - Status verschiedene Fachgesellschaften unterschiedliche Zielwerte • z.B. Institut of Medicine (IOM), D-A-C-H-Ernährungsgesellschaften, skandinavische Ernährungsgesellschaften, Dachverband Osteologie, etc.: unterer Zielwert 50 nmol/l • Endocrine Society, International Osteoporosis Foundation: unterer Zielwert 75 nmol/l Stadium der Vitamin-D- 25-Hydroxyvitamin D Versorgung nach IOM (nmol/l) defizitär < 30 inadäquat 30 – 49,9 adäquat 50 - 125 11/5/2019 Potenziell schädlich > 125 - 375
16 Vitamin D - Versorgungslage man kann davon ausgehen, dass alle Bevölkerungsgruppen defizitäre Konzentrationen aufweisen (Ausnahme: Säuglinge unter Rachitisprophylaxe) besonders gefährdet: • Pflegeheimbewohner • Personen mit nichteuropäischem Migrationshintergrund 11/5/2019
17 Vitamin D - Zufuhrempfehlungen Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. Sonnenexposition: April-September 5-30 Minuten 2 x Woche zwischen 10:00 und 15:00 Uhr mit unbedecktem Kopf, freien Armen und Beinen kutane Synthese ist sehr effektiv: minimale Hautrötung 250 µg trotzdem haben Berechnungen ergeben, dass die körpereigene Produktion im Norden der USA nicht ausreicht • Hauttyp II (blaue Augen, blonde Haare): Sommer knapp 15 µg/d; Frühjahr/Herbst 2,5 µg/d; Winter 0 µg/d • Hauttyp V (braune Augen, schwarze Haare): Sommer 5 µg/d; Frühjahr/Herbst 2,5 µg/d 11/5/2019
18 Vitamin D - Zufuhrempfehlungen D-A-C-H; IOM: 15 - 20 µg/d Zufuhr in Höhe von 20 µg/d • kutane Synthese je nach Jahreszeit: 0 % - 62,5 - 75% • alimentäre Zufuhr: 11-13% beide Quellen reichen nicht aus für eine adäquate Versorgung D-A-C-H-Empfehlung: Supplemente notwendig, wenn keine ausreichende endogene Synthese sichergestellt werden kann 11/5/2019
19 Vitamin D - Beispielindikation für ein Screening Rachitis Osteomalazie Osteoporose Chronische Niereninsuffizienz Leberversagen Malabsorptionssyndrom Hyperparathyreoidismus Schwangere, Stillende Übergewichtige Kinder (BMI > 30 kg/m2) Afroamerikaner, Lateinamerikaner Ältere mit Frakturen durch geringeres Trauma oder mehrfachen Frakturen 11/5/2019
20 Vitamin D – Mangel: Folgen Optimale Versorgung von Schwangeren notwendig Größe/Gewicht des Neugeborenen erhöht Säuglinge/Kleinkinder: Rachitis Risikogruppe: nichteuropäische Migrantenkinder Erwachsene: Osteomalazie Knochenentmineralisierung (Knochenschmerzen, Muskelschwäche) Sturz- und Frakturrisiko Dachverband Osteologie e.V. empfiehlt 800-1000 IE Senkung des Infektionsrisikos der oberen Atemwege um 1/3 bei ausreichender Versorgung 11/5/2019
21 Vitamin D - Intoxikation HOCHDOSIERT - 30.000 i.E Vitamin D3 Kapseln - eines der stärksten Vitamin D3 Präparate auf Amazon - sehr hohe Bioverfügbarkeit Empfehlung: Einnahme zusammen mit unseren Vitamineule Vitamin K2 Kapseln 5000 i.E. pro Tropfen Quelllen: https://www.amazon.de/s?k=vitamin+d+hochdosiert&adgrpid=75005577990&gclid=EAIaIQobChMIhuje1saC5QIVlIjVCh0- hw1gEAAYAiAAEgJVLfD_BwE&hvadid=352761031368&hvdev=c&hvlocphy=9043179&hvnetw=g&hvpos=1t2&hvqmt=b&hvrand=17038253792050405702&hvtargid=kwd- 11/5/2019 301164809978&hydadcr=27957_1737061&tag=googhydr08-21&ref=pd_sl_99x41lcd9g_b
22 Vitamin D - Intoxikation Ablagerung in der Leber und Fettgewebe bis zur Absättigung toxische Spiegel Hyperabsorption an Calcium und Phosphor Hyperkalziämie, Hyperkalzurie Gefäßverkalkung Drug Safety Mail 2017-42 2 Fallberichte mit Nephrokalzinose akutem Nierenversagen Blutspiegel von 25OHD > 375 nmol/l und Hyperkalziämie 11/5/2019
23 Gliederung Einleitung Abgrenzung: Arzneimittel, Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel Mikronährstoffe kompakt Vitamin D Adipositaschirurgie: lebenslange Substitution von Nährstoffen – ja oder nein? Ernährung im Alter Der onkologische Patient Interaktionen zwischen Nährstoffen und Arzneimitteln 11/5/2019 Fazit
24 Adipositaschirurgie: lebenslange Substitution von Nährstoffen – ja oder nein? Definition: Adipositaschirurgie Unter Adipositaschirurgie versteht man einen operativen Eingriff (z. B. Schlauchmagenbildung), durch den über eine nachhaltige Gewichtsreduktion eine • Verbesserung von Komorbiditäten bzw. deren Prophylaxe und • eine Verbesserung der Lebensqualität erreicht werden soll. Quelle: S3-Leitlinie: Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen 11/5/2019
25 Adipositaschirurgie: lebenslange Substitution von Nährstoffen – ja oder nein? Komorbiditäten der Adipositas: Blutzuckerkrankheit (Diabetes mellitus) Fettstoffwechselstörungen Herz-Kreislauf-Erkrankungen (häufigste Todesursache) Schlafapnoe Gelenkerkrankungen (Arthrose) aus: Biesalski H, Bischoff S, Pirlich M et al., Hrsg. Ernährungsmedizin. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2017. doi:10.1055/b-004-132260 11/5/2019
Adipositaschirurgie: lebenslange 26 Substitution von Nährstoffen – ja oder nein? Therapiekonzepte Ernährungstherapie Bewegungstherapie Adipositaschirurgie Verhaltenstherapie 11/5/2019
27 Adipositaschirurgie: lebenslange Substitution von Nährstoffen – ja oder nein? Wer kann in der Regel operiert werden? Alter ≥ 18 BMI > 40, wenn konservative Maßnahmen nicht erfolgreich BMI ≥ 35 mit adipositasassoziierter/n Begleiterkrankung/en, wenn konservative Maßnahmen nicht erfolgreich 11/5/2019 Quelle: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/088-001l_S3_Chirurgie-Adipositas-metabolische-Erkrankugen_2018-02.pdf
28 Adipositaschirurgie: lebenslange Substitution von Nährstoffen – ja oder nein? OP-Verfahren Magenband Schlauchmagen Magenbypass Biliopankreatische Diversion mit 11/5/2019 Duodenal Switch
29 Adipositaschirurgie: lebenslange Substitution von Nährstoffen – ja oder nein? Ergebnisse: Verlust des überschüssigen Gewichts ca. 60-70% Reduktion der Komorbiditäten: • D.m. Typ II: Ø 79-94% • Bluthochdruck: Ø 62-86% • Fettstoffwechsel: Ø 56-91% • Schlafapnoe: Ø 81-100% höhere Lebensqualität 11/5/2019
30 Adipositaschirurgie: lebenslange Substitution von Nährstoffen – ja oder nein? Mögliche postoperative Beschwerden: Refluxbeschwerden Mangelerscheinungen Verstopfung Laktoseintoleranz Kosmetische Probleme (Hautlappen) Frühdumping Spätdumping 11/5/2019
31 Adipositaschirurgie: lebenslange Substitution von Nährstoffen – ja oder nein? Nährstoffdefizite präoperativ: Folsäure (21,3%) Vitamin D3 (17,5%) Eisen (21,8%) Magnesium (35,4%) Phosphat (21,8%) Vitamin A (16,9%) „Gleichzeitige Mängel an zwei, drei und vier Mikronährstoffen wurden bei 28,5%, 12,1% und 6,3% der Patienten mit Adipositas vor einem adipositaschirurgischen oder metabolischen Eingriff gefunden.“ 11/5/2019 Quelle: S3-Leitlinie: Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen
32 Adipositaschirurgie: lebenslange Substitution von Nährstoffen – ja oder nein? 13% bis 90% der adipösen Patienten haben bereits präoperativ ein Vitamin D-Defizit (< 50 nmol/l) bis zu 98% haben einen Vitamin D-Mangel (< 75 nmol/l) Quelle: S3-Leitlinie: Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen 11/5/2019
33 Adipositaschirurgie: lebenslange Substitution von Nährstoffen – ja oder nein? Nahrungsmenge und Nahrungsqualität entscheidend unzureichende Resorption unzureichende Zufuhr Quelle: S3-Leitlinie: Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen 11/5/2019
34 Adipositaschirurgie: lebenslange Substitution von Nährstoffen – ja oder nein? Routinemäßige Supplementierung von Vitaminen und Mineralstoffen • nach malabsorptiven und Kombinationseingriffen • bei rein restriktiven Verfahren bei sehr starkem Gewichtsverlust und wiederholtem Erbrechen Restriktive Eingriffe: keine Langzeitdaten • Vitamin B1, Vitamin B12, Eisen, Folsäure, Vitamin D Malabsorptive Eingriffe: • Eisen, Vitamin B12 64%, fettlösliche Vitamine, Zink 11/5/2019 Quelle: S3-Leitlinie: Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen
35 11/5/2019
36 Quelle: S3-Leitlinie: Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen 11/5/2019
37 Adipositaschirurgie: lebenslange Substitution von Nährstoffen – ja oder nein? Vitaminpräparate für bariatrische Patienten: - Bariatric Advantage (USA) - Celebrate (Niederlande) - Fitforme (Niederlande) 11/5/2019
38 Adipositaschirurgie: lebenslange Substitution von Nährstoffen – ja oder nein? Fazit: lebenslange Nachsorge zur Prophylaxe Betreuung durch Schwerpunktpraxen und adipositaschirurgische Zentren zusammen mit Hausarzt nach restriktiven Eingriffen nicht zwangsläufig eine lebenslange Supplementation notwendig nach malabsorptiven Eingriffen lebenslange Supplementation notwendig 11/5/2019
39 Gliederung Einleitung Abgrenzung: Arzneimittel, Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel Mikronährstoffe kompakt Vitamin D Adipositaschirurgie: lebenslange Substitution von Nährstoffen – ja oder nein? Ernährung im Alter Der onkologische Patient Interaktionen zwischen Nährstoffen und Arzneimitteln 11/5/2019 Fazit
40 Ernährung im Alter ab dem 65. Lebensjahr maximale Lebenserwartung 115 Jahre 50 Jahre, in denen verschiedene Lebens-, Gesundheits- und Ernährungssituationen berücksichtigt werden müssen 11/5/2019
41 Ernährung im Alter Besonderheiten im Alter Funktionseinbußen • Sinneswahrnehmung ↓ (Geschmack, Geruch, Sehen) • Appetit ↓ • Durstempfinden ↓ • veränderte gastrointestinale Sättigungsmechanismen • Obstipationsneigung • Abnahme der Nierenfunktion Abnahme der Leistungsfähigkeit 11/5/2019
42 Ernährung im Alter Besonderheiten im Alter eingeschränkte Fähigkeit zur Nahrungsaufnahme reduzierte Adaptionsfähigkeit bei Belastungen Gebrechlichkeit gesundheitliche Beeinträchtigungen (akut, chronisch) gefährdet sind: seelisches und soziales Gleichgewicht, selbstständige Alltagsbewältigung umfassendes Assessment notwendig, um alles Therapeutische auszuschöpfen 11/5/2019
43 Ernährung im Alter Körperzusammensetzung Körperfettanteil ↑ (Umverteilung peripher zu viszeral) fettfreie Körpermasse ↓, d. h. • Körperwasser ↓ (40 - 50%) Störungen im Wasserhaushalt • Körperzellmasse ↓ (Muskelmasse) Abnahme: Leistungsfähigkeit und körperliche Aktivität • Knochenmasse ↓ Osteoporose- und Frakturrisiko • Innere Organe ↓ 11/5/2019
44 Ernährung im Alter Körper- liche Funktionen Gesund- Einfluss Geistige und heits- zustand auf die psychische Verfassung Ernährung Soziale und finanzielle Situation 11/5/2019
45 Ernährung im Alter Körperliche Funktionen • Kaustörungen und schlechter Zahnstatus • Schluckbeschwerden • Behinderung der oberen Extremitäten • Mobilitätseinschränkungen, Immobilität Geistige und psychische Verfassung • Verwirrtheit • Demenz • Verwitwung, Trauer • Depressionen Soziale und finanzielle Situation • Einsamkeit, Isolation • Unbefriedigende Situation im Heim • Armut Gesundheitszustand • Akute und chronische Erkrankungen • Delir • Schmerzen • Polymedikation 11/5/2019
46 Orale Gesundheit im Alter Xerostomie: Schwierigkeiten beim Sprechen, trockene Lippen, Kleben der Zunge am Gaumen Einfluss: Geschmack, Kauen, Schlucken Hyposalivation Zahnstatus (Zahnverlust, kariöse Restzähne, Entzündungen) Kaumuskulatur: bei fehlendem Zahnersatz Kaukraft ↓ und Kaugeschwindigkeit ↓ Prothetik (Kronen, Brücken, Prothesen) Fazit: Schlechte Mundgesundheit Malnutrition Malnutrition schlechte Mundgesundheit 11/5/2019
47 Orale Gesundheit im Alter Xerostomie auslösende Medikamente Analgetika Flecainid Anticholinergika Antihypertonika Antiparkinsonmittel Diuretika Hypnotika / Sedativa 11/5/2019
48 Orale Gesundheit im Alter Nährstoffmangel: im Mund sichtbar – ja oder nein? Vitamin C: Parodontitisrisiko, Zahnfleischbluten, Zahnfleischhyperplasie, Zahnverlust ( < 10 mg/d) Skorbut Vitamin B12: Hunter-Glossitis Zink: verminderte Geschmacksempfindung, periorale Dermatitis B-Vitamine (Riboflavin, Niacin, Pyridoxin), Folsäure, Vitamin A, Eisen Schleimhautveränderungen 11/5/2019
49 Ernährung im Alter Körperliche Funktionen • Kaustörungen und schlechter Zahnstatus • Schluckbeschwerden • Behinderung der oberen Extremitäten • Mobilitätseinschränkungen, Immobilität Geistige und psychische Verfassung • Verwirrtheit • Demenz • Verwitwung, Trauer • Depressionen Soziale und finanzielle Situation • Einsamkeit, Isolation • Unbefriedigende Situation im Heim • Armut Gesundheitszustand • Akute und chronische Erkrankungen • Delir • Schmerzen • Polymedikation 11/5/2019
50 Ernährung im Alter Einfluss von Medikamenten Xerostomie Appetitlosigkeit Bei steigender Anzahl der AM Übelkeit und Erbrechen und zunehmender Dauer: Somnolenz Risiko für Nährstoffdefizit ↑ gestörtes Geschmacksempfinden gestörter Stoffwechsel gestörte Nährstoffabsorption 11/5/2019
Herzglykoside Übelkeit, Appetitlosigkeit 51 Allopurinol verminderte Geruchs- und Geschmacksempfindung Diuretika Elektrolytverlust Psychopharmaka Antriebslosigkeit, sedierend Laxantien veränderte gastrointestinale Motilität, Diarrhö Protonenpumpeninhibitoren pH-Wert-Verschiebung im Magen Metformin Interaktion mit Nährstofftransport NSAR Schleimhautschädigung in Magen und Darm 11/5/2019
52 Ernährung im Alter - Folgen Altersanorexie Phasen, in denen es zur erhöhten oder erniedrigten Nahrungsaufnahme kommt, können nicht mehr gut kompensiert werden Abnahme Gesamtenergieumsatz Dennoch bleibt die Fähigkeit erhalten: Nahrung zu verdauen und Nährstoffe zu absorbieren!!! gleiche Zufuhrmenge (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente) für gesunde Senioren empfohlen wie für junge Erwachsene 11/5/2019
53 Ernährung im Alter Kritische Nährstoffe: Vitamin D Fähigkeit der Niere zur Hydroxylierung von Vitamin D zur aktiven Hormonform ↓ Syntheseleistung der Haut ↓ (bis zu 75%) immobile Senioren ans Haus/Heim gebunden Sonnenlichtexposition ↓ Spiegelbestimmungen Risiko: Osteoporose, Stürze, Knochenbrüche Empfehlung bei fehlender Sonnenlichtexposition: 800 IE (20 µg) / d 11/5/2019
54 Ernährung im Alter Kritische Nährstoffe: Calcium Häufigkeit der atrophischen Gastritis ↑ pH-Wert ↑ Mangel an Magensäure Bioverfügbarkeit ↓ PPI- Einnahme erhöht ebenfalls pH-Wert Bioverfügbarkeit ↓ 11/5/2019
55 Ernährung im Alter Kritische Nährstoffe: Vitamin B12 Häufigkeit der atrophischen Gastritis ↑ pH-Wert ↑ Mangel an Magensäure Bioverfügbarkeit ↓ Häufigkeit der atrophischen Gastritis ↑ Mangelnde Produktion und Freisetzung: Intrinsic Factor Bioverfügbarkeit ↓ PPI- Einnahme erhöht ebenfalls pH-Wert Bioverfügbarkeit ↓ Langjährige Metformineinnahme 11/5/2019
56 Ernährung im Alter Kritische Nährstoffe: Eisen Häufigkeit der atrophischen Gastritis ↑ pH-Wert ↑ Mangel an Magensäure Bioverfügbarkeit ↓ PPI- Einnahme erhöht ebenfalls pH-Wert Bioverfügbarkeit ↓ 10 mg/d 11/5/2019
57 Ernährung im Alter Weitere kritische Nährstoffe Vitamin B6 Folsäure Vitamin C verringerte Aufnahme: Gemüse und Obst als Mus, püriert oder Saft Magnesium 11/5/2019
58 Gliederung Einleitung Abgrenzung: Arzneimittel, Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel Mikronährstoffe kompakt Vitamin D Adipositaschirurgie: lebenslange Substitution von Nährstoffen – ja oder nein? Ernährung im Alter Der onkologische Patient Interaktionen zwischen Nährstoffen und Arzneimitteln 11/5/2019 Fazit
59 Der onkologische Patient Je nach Tumorentität, Geschlecht und geografischer Lage nehmen ca. 30 - 90% der Patienten Mikronährstoffe ein häufig ohne Wissen des Arztes!!! ATBC-Studie: • Prospektive Studie • Finnische Raucher zwischen Behandlungsarmen: je ein Arm mit beiden, einem oder keinen Antioxidanzien (Vitamin E und Beta-Carotin) • Beta-Carotin: Steigerung Lungen-CA 18% und Mortalität 8% Schwierig Studien zu vergleichen da NEM nicht einheitlich 11/5/2019
60 Der onkologische Patient keine generelle Empfehlung für Deutschland möglich Prophylaxe: vollwertige Ernährung, körperliche Aktivität und Vermeidung kanzerogener Noxen Tumorlokalisation, Histologie und Krankheitsstadium 30 - 90% der Patienten mangelernährt Einfluss: Ansprechen auf die Therapie, Stärke der UAWs, Lebensqualität, Prognose 11/5/2019
61 10 Regeln der DGE 1) Lebensmittelvielfalt genießen 2) Gemüse und Obst – nimm „5 am Tag“ 3) Vollkorn wählen 4) Mit tierischen Lebensmitteln die Auswahl ergänzen 5) Gesundheitsfördernde Fette nutzen 11/5/2019
62 10 Regeln der DGE 6) Zucker und Salz einsparen 7) Am besten Wasser trinken 8) Schonend zubereiten 9) Achtsam essen und genießen 10)Auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben 11/5/2019
63 Der onkologische Patient keine generelle Empfehlung für Deutschland möglich Prophylaxe: vollwertige Ernährung, körperliche Aktivität und vermeiden kanzerogener Noxen Tumorlokalisation, Histologie und Krankheitsstadium 30 - 90 % der Patienten mangelernährt Einfluss: Ansprechen auf die Therapie, Stärke der UAWs, Lebensqualität, Prognose 11/5/2019
64 Der onkologische Patient Mangelernährung energieliefernde Nährstoffe, aber auch Mikronährstoffe können fehlen Cave: niedriger Blutspiegel bedeutet nicht zwangsläufig eine Mangelsituation selten Symptome einer Hypovitaminose Screeningverfahren, z. B. NRS-2002, MNA 11/5/2019
65 Der onkologische Patient Mangelernährung Besser ist es, eine Mangelernährung frühzeitig zu erkennen statt einzelne Substanzen zu ergänzen!!! 11/5/2019
66 Der onkologische Patient Selen: Vorteil bei Frauen mit Strahlentherapie in der Beckenregion weniger Diarrhöen individuelles Risiko-Nutzen bewerten, da kein einheitlicher Konsens Vitamin D: keine ausreichenden Daten verbesserte Wirksamkeit der Bisphosphonate und Rituximab wird diskutiert bei ausreichendem Spiegel 11/5/2019
67 Der onkologische Patient Wechselwirkungen oxidative Wirkung einiger Zystostatika führt zu Radikalbildung • z. B. Alkylanzien, Anthrazykline, Mitomycin, Bleomycin, Etoposid • daher Kombination mit Antioxidanzien umstritten DGEM empfiehlt keine hochdosierte Therapie mit Antioxidanzien 11/5/2019
68 Der onkologische Patient Fazit Nahrungsergänzungsmittel können sinnvoll sein wenn Mangel nicht behoben werden kann, da keine ausreichende Energie- und Nährstoffzufuhr DGEM empfiehlt gleiche Zufuhrmenge von Vitaminen und Spurenelementen wie für gesunde Patienten (siehe auch DACH- Empfehlungen) 11/5/2019
69 Gliederung Einleitung Abgrenzung: Arzneimittel, Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel Mikronährstoffe kompakt Vitamin D Adipositaschirurgie: lebenslange Substitution von Nährstoffen – ja oder nein? Ernährung im Alter Der onkologische Patient Interaktionen zwischen Nährstoffen und Arzneimitteln 11/5/2019 Fazit
70 Interaktionen zwischen Nährstoffen und Arzneimitteln Nährstoffe können Einfluss auf die Wirkung der Arzneimittel haben Arzneimittel können Einfluss auf die Nährstoffzufuhr / Ernährungsstatus haben Einfluss ist abhängig: • PK und PD Eigenschaften des Arzneimittels • Dauer der Medikation • Gesundheitszustand / Ernährungszustand Interaktionen sind wenig untersucht 11/5/2019
71 Interaktionen zwischen Nährstoffen und Arzneimitteln - Pharmakokinetik Absorption First-Pass- Erhöhter oder Effekt erniedrigter Plasmaspiegel Distribution Einfluss auf: Exkretion AUC, tmax, cmax Metabolismus 11/5/2019
72 Interaktionen zwischen Nährstoffen und Arzneimitteln - Pharmakokinetik Absorption Änderung der gastrointestinalen Motilität gesteigerte Gallensekrektion pH-Wert-Verschiebung im GI Bildung schwerlöslicher Komplexe pH-Änderung im Urin 11/5/2019
73 Interaktionen zwischen Nährstoffen und Arzneimitteln - Pharmakokinetik Metformin – Vitamin B12 Hemmung der aktiven Calcium-abhängigen Resorption des Vitamin B12-IF-Komplexes Thiazid- und Schleifendiuretika – Kalium / Magnesium K+-, Mg2+-Exkretion ↑ 11/5/2019
74 Kalium und Magnesium Ursachen für Mangel: • Nierenfunktionsstörung • Durchfall • Abführmittel • Erbrechen, Fieber, starkes Schwitzen • Alkoholkonsum • Diuretika 11/5/2019
75 Kalium und Magnesium Hypokaliämie (Ermüdbarkeit, Muskelschwäche, Verstopfungen) und Hypomagnesiämie (Muskelzittern, Muskelschwäche, Muskelkrämpfe) verstärkte Erregbarkeit der Zellmembran verstärkte Bildung von Extrasystolen erhöhte Neigung zu Herzrthythmusstörungen Kaliummangel kann nur effektiv ausgeglichen werden, wenn Magnesiumwerte im Normbereich liegen 11/5/2019
76 Kalium und Magnesium Kontrolle der Kalium- und Magnesiumspiegel vor Therapiebeginn, vor Änderung der Dosierung (in den folgenden zwei Wochen), danach halbjährlich • Diuretika Tromcardin® complex – ja oder nein? • ACE-Hemmer Nur empfehlen, wenn Mangel • Sartane nachgewiesen oder Anzeichen für • Aldosteronantagonisten einen Mangel vorliegen • Kaliumsparende Diuretika • Digitalispräparate 11/5/2019
77 Interaktionen zwischen Nährstoffen und Arzneimitteln - Pharmakokinetik Lithium – Natrium (Kochsalz) Renale Lithium-Exkretion ↑ 11/5/2019
78 Interaktionen zwischen Nährstoffen und Arzneimitteln - Pharmakodynamik Synergistische Antagonistische Wirkung Wirkung • Interaktion an einem Rezeptor • Interaktion an einem Enzym • Interaktion am Erfolgsorgan Plasmaspiegelveränderung verstärkte Wirkung oder verminderte Wirkung 11/5/2019
79 Interaktionen zwischen Nährstoffen und Arzneimitteln - Pharmakodynamik Vitamin-K-Antagonisten – Vitamin-K-reiche Lebensmittel (Kartoffeln, Vollkornprodukte, Eier, grünes Gemüse) Antikoagulatorische Wirkung ↓ Vitamin-K-Antagonisten – Goji-Beeren Antikoagulatorische Wirkung ↑ 11/5/2019
80 Interaktionen zwischen Nährstoffen und Arzneimitteln - Pharmakodynamik L-Dopa – Vitamin B6 Coenzym von L-AS-Decarboxylasen beschleunigt es die periphere Umwandlung von L-Dopa zu Dopamin, verminderte Wirkung ↓ Sucralfat – Nahrungsproteine Komplexbildung, verminderte Wirkung ↓ 11/5/2019
81 Interaktionen zwischen Nährstoffen und Arzneimitteln - Pharmakodynamik Rifampicin – Vitamin D Enzyminduktor beschleunigt Abbau und Metabolisierung von Vitamin D 11/5/2019
82 Interaktionen zwischen Nährstoffen und Arzneimitteln - Einfluss des Arzneimittels appetitvermindernd Körpergewicht Hunger-Sättigungs- Nährstoffmetabolismus Regulation Nährstoffverwertung Nährstoffdistribution Nährstoffstatus Nährstoffexkretion 11/5/2019
83 Gliederung Einleitung Abgrenzung: Arzneimittel, Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel Mikronährstoffe kompakt Vitamin D Adipositaschirurgie: lebenslange Substitution von Nährstoffen – ja oder nein? Ernährung im Alter Der onkologische Patient Interaktionen zwischen Nährstoffen und Arzneimitteln 11/5/2019 Fazit
84 Fazit sinnvoll bei ausgewählten Personengruppen kann auch schädlich sein zurzeit keine generellen Empfehlungen zur Dosis in der EU-Richtlinie bei ausgewogener Ernährung i. d. R. keine Substitution notwendig (Ausnahme: Vitamin D, Jod) sollte immer eine individuelle Entscheidung bleiben 11/5/2019
85 Quellen https://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Arzneimittelzulassung/Zulassungsrelevante Themen/Abgrenzung/_node.html www.bvl.bund.de www.gesetze-im-internet.de www.dge.de www.fachinfo.de Kiss CM et al. Ernährung und orale Gesundheit im Alter; Aktuelle Ernährungsmed 2016; 41: 27-35 Volkert Dorothee; Mangelernährung in der Geriatrie; Innere Medizin up2date1; 2013 Schellerer Sabine; Ein Leben ohne Spucke; Pharmazeutische Zeitung; Ausgabe 48; München, 2003 Holch JW et al. Vitamine und Spurenelemente in der Onkologie; Aktuelle Ernährungsmed 2018; 43: 156-161 DGEM: Klinische Ernährung in der Onkologie S3-Leitlinie: Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen Stroh C et al. Nutritive Defizite nach bariatrische Chirurgie; Zentralblatt Chirurgie 2015; 140:407-416 11/5/2019
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