NATURWEGE 20 AUSFLÜGE ins Grün der Region Ludwigsburg und die Naturräume im Land - ic k - Ungeheuer + Ulmer
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KATJA GOLL NATURWEGE 20 AUSFLÜGE ins Grün der Region Ludwigsburg und die Naturräume im Land Nat ur im Bli-WcISkSEN NIS UND NATURERLEB tipps Beobachtungs ren rle hr pf ad e und Infozent Natu zeite n Zu allen Jahres
Brackenheim Lauffen am Wüstenrot Blankenloch Oberderdingen Güglingen Neckar Weingarten Ilsfeld (Baden) Bretten 7 Knittlingen 15 13 Oberstenfeld 15 Karlsruhe Wössingen Maulbronn Besigheim 6 Mundelsheim 15 Gaildorf 15 Söllingen Hessigheim Murrhardt Königsbach Bauschlott Illingen Bietigheim 4 Steinheim an der Murr Großaspach Mühlacker Ingersheim Backnang Wilferdingen Ettlingen Vaihingen an Unterbrüden 17 15 Reichenbach der Enz 9 Langensteinbach Ellmendingen Asperg 2 8 20 1 Markgröningen Pforzheim Wiernsheim Möglingen Ludwigsburg Rudersberg Birkenfeld 3 14 Neckarrems Winnenden Welzheim Kornwestheim Neuenbürg Weissach Conweiler Alfdorf Ditzingen Waiblingen 11 Urbach Mutlangen Leonberg 19 Fellbach Endersbach Geradstetten Bad Lorch Schwäbisch Herrenalb Schorndorf Plüderhausen Schömberg Gmünd Bad Gernsbach Liebenzell Stuttgart Waldstetten Bad Wildbad im Weil der Schwarzwald Stadt Esslingen am Neckar 16 Althengstett Ruit Calw Reichenbach Sindelfingen an der Fils Uhingen Göppingen Wernau Salach Donzdorf Böblingen Echterdingen Bernhausen (Neckar) Süßen Aidlingen Kirchheim Gärtringen unter Teck Weil im Geislingen an Wildberg Nürtingen der Steige Schönbuch Weilheim an der Teck Herrenberg Altensteig Neckartenzlingen Unterjettingen Pliezhausen Neuffen 10 Nagold Öschelbronn Entringen Oberlenningen 12 Metzingen Dettingen an Pfalzgrafenweiler Kusterdingen der Erms Tübingen Baiersbronn 5 Eningen unter Bad Urach Laichingen Rottenburg am Reutlingen Achalm Dornstetten Neckar Pfullingen Freudenstadt Horb am Gomaringen Neckar Unterhausen Loßburg Mössingen Münsingen Blaubeuren Undingen 18 Schelklingen 1 Lemberg–Hungerberg 6 Ludwigsburg–Hessigheim 11 W einstadt-Endersbach–Neckarrems 16 Kaltenbronn–Bad Wildbad Fahrradtour oder Wanderung Radtour & Wanderung Kanutour & Wanderung Schlittenwanderung 2 A sperg 7 Walheim–Zaberfeld–Lauffen 12 Tübingen–Bebenhausen 17 Ludwigsburg Wanderung oder Fahrradtour Fahrradtour Wanderung Stadtspaziergang 3 Möglingen 8 Ludwigsburg 13 Mundelsheim 18 Münsingen Spaziergang Rundtour zu Fuß Rundwanderweg Wochenendausflug 4 Hoheneck–Ingersheim 9 Markgröningen 14 Ludwigsburg 19 Ludwigsburg–Stuttgart Radtour & Wanderung Rundwanderung Fahrradtour Radrunde 5 Reutlingen 10 Schopfloch–Hepsisau 15 Karlsruhe–Gaildorf 20 Ludwigsburg Rundwanderung Wanderung Radwandertour (4 Etappen) Spaziergang
Landschaftsformen und Symbole Beschreibung zur Legende Seite 7–12 Streuobstwiese Magerwiesen Wald Agrarland Bach- und Stadtnatur: F lusslandschaften P arkanlagen, Alleen Feuchtgebiete/ Geologische Fenster/ Tümpel/Weiher Felsformation Weinberge Tierbeobachtung Naturinfozentrum/ Moore Museen/Lehrpfade
NATURWEGE 20 AUSFLÜGE ins Grün der Region Ludwigsburg und die Naturräume im Land Von Katja Goll Verlag Ungeheuer + Ulmer, Ludwigsburg. Für Anregungen, Kritik und gute Wünsche immer für Sie da: buchverlag@u-u.de
IMPRESSUM Katja Goll. Naturwege. 20 Ausflüge ins Grün der Region Ludwigsburg und die Naturräume im Land. Satz, Druck und Verlag: Ungeheuer + Ulmer KG GmbH + Co. Medienhaus + Druckerei. Ludwigsburg. Gedruckt auf Envirotop U, 100 g/m2. Recyclingpapier ohne Chlorbleiche oder optische Aufheller. Bilder: Katja Goll (wenn nicht anders angegeben). Gestaltung einschließlich Umschlag: Kerstin Koch. Der Abdruck, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags Ungeheuer+Ulmer gestattet. ©2021 Verlag Ungeheuer+Ulmer KG GmbH+Co. Körnerstraße 14–18, 71634 Ludwigsburg. medienhaus.u-u.de E-Mail: buchverlag@u-u.de Telefon (07141) 130-0. ISBN 978-3-946061-41-0 2
VORWORT Liebe Leserinnen und Leser! Die Barockstadt Ludwigsburg hat schöne Parks, Alleen und Schloss- gärten. Stimmt! Das ist aber längst nicht alles an Grün. Gleich vor den Toren der Stadt trifft man auf Areale, die spannende Tier- und Naturbeobachtung gewähren und über deren Vielfalt man staunen kann. Und auch die weitere Region lädt, trotz hoher Siedlungs- und Verkehrsdichte, mit ihren facetten- reichen Landschaftsformen und Schutzgebieten zu Entdeckungs- touren im Grünen ein. Das Buch „Naturwege“ nimmt uns auf einen Streifzug durch Landschaften und Jahreszeiten mit. einer herbstlichen Radwandertour 20 abwechslungsreiche Ausflüge auf, durchqueren ein verschneites versprechen Naturerlebnisse und Moor und verbringen eine Winter- Naturwissen im nahen und weite- nacht im Schäferwagen. ren Umfeld der Stadt am Neckar. Die Jahreszeiten lassen den Reiz Neben Stadtnatur und Naturinfo- der Landschaften in stets neuem zentrum in Ludwigsburg steuern Licht erscheinen und auch die Be- wir Ausstellungen in den Natur- obachtung von Wildtieren im Lauf parks Stromberg-Heuchelberg, eines Jahres ist spannend, wie die Schwäbisch-Fränkischer Wald, kleine Zugwiesengalerie am Ende Schönbuch, Nordschwarzwald und des Buches zeigen soll. im Biosphärengebiet der Schwäbi- Natürlich setzen wir beim Natur- schen Alb sowie drei Naturkunde- erlebnis auf umweltfreundliche museen an. Mobilität und steuern alle Ziele per Auf den Ausflügen erklimmen Pedes, per Pedal oder im ÖPNV an. wir Weinbergsteillagen und Zeu- Viele schöne Stunden im Freien, genberge oder spazieren entlang beim Entdecken von Lieblingsorten von Feldern, radeln durch den und spannende Naturbeobachtun- Frühlingswald und im Sommer zu gen wünscht Ihnen einem Badesee, paddeln durch Flusslandschaften, brechen zu Katja Goll 3
INHALT UND AUSFLUGSÜBERSiCHT INHALT UND AUSFLUGSÜBERSiCHT Inhalt Vorwort 2 Landschaftsformen 7 Touren 15–229 Bildergalerie Jahreszeiten in den Zugwiesen 230–238 Schutzgebietsglossar 239 Nachwort 242 Ausflug Startpunkt/Ende Tourencharakter km Seite Frühling 1 Zeugenberg im Frühlingswald Ludwigsburg-Hoheneck Fahrradtour oder Wanderung 20/14 km 14 2 Streuobstrunde Asperg oder Ludwigsburg Wanderung oder Fahrradtour 10/20 km 25 3 Wildtierleben Möglingen Spaziergang 4,5 km 37 4 Neckartraum und Vogelparadies Ludwigsburg-Hoheneck–Ingersheim Radtour & Wanderung 34 + 2,5 km 47 5 Rundblicke Reutlingen Rundwanderung 8,5 km 55 Sommer 6 Fluss und Fels Ludwigsburg Radtour & Wanderung 52 + 2,5 km 64 7 Wald, Wasser und Wildkatzen Walheim–Zaberfeld–Lauffen Fahrradtour 50 km 76 8 Stadtnatur I Ludwigsburg Rundtour zu Fuß 6 km 87 9 Bannwald und Bachgeplätscher Markgröningen Rundwanderung 10 km 95 10 Vulkanlandschaft Naturschutzzentrum Schopfloch–Hepsisau Wanderung 8 km 105 Herbst 11 Flussgeflüster Weinstadt-Endersbach–Neckarrems Kanutour & Wanderung 11 km 114 12 Waldluft Tübingen–Bebenhausen Wanderung 13 km 127 13 Hochgefühl Mundelsheim Rundwanderweg 5,5 km 137 14 Erntedank & H ofleben Ludwigsburg Fahrradtour 27 km 145 15 Herbstfarben Karlsruhe–Gaildorf Radwandertour (4 Etappen) 168 km 157 Winter 16 Winterzauber im Moor Kaltenbronn–Bad Wildbad (Sommerberg) Schlittenwanderung 11 km 176 17 Stadtnatur II Ludwigsburg Stadtspaziergang 6 km 187 18 Winternacht im Schäferwagen Münsingen Wochenendausflug 201 19 Löwentor & R osenstein Ludwigsburg Radrunde 32 km 211 20 Wintermorgen am Neckar Ludwigsburg Spaziergang 8 km 221 4 5
LANDSCHAFTSFORMEN Landschaftsformen unserer Kulturlandschaft Obst- und Weingärten prägen Ortsränder und Talhänge. Die Region rund um Ludwigsburg oder mit öffentlichen Verkehrsmit- bietet vielfältige Landschafts- teln zu erreichen. Damit erkennbar eindrücke mit Streuobstwiesen, ist, welche Landschaften ein Aus- kleineren Laubwäldern, Bach- und flug durchstreift, zeigen jeweils Flusstälern mit ihren Talflanken folgende Symbole die Elemente an, und Weinbergsteillagen sowie welche die Tour charakterisieren. weite Agrarlandschaften. Die zwi- schen Neckartal und Gäuplatten angesiedelte Stadt liegt zudem STREUOBSTWIESE verkehrsgünstig, um größere Naturräume, wie den Naturpark Die landschaftsprägenden Obst- Schwarzwald Mitte/Nord, das baumwiesen dienen mit ihren zahl- Biosphärengebiet Schwäbische reichen Obstsorten (allein 700 sind Alb oder die Naturparke Schön- in Baden-Württemberg bestimmt) buch, Stromberg-Heuchelberg und nicht nur der Nahrungsmittel- Schwäbisch-Fränkischer Wald auf erzeugung, sie bilden auch einen Tages- oder Wochenendausflügen der artenreichsten Lebensräume anzusteuern. So sind alle in die- Europas. Geschätzten 5000 Tier- sem Buch beschriebenen Ziele und und Pflanzenarten sind die Touren per Pedes, im Fahrradsattel Streuobstwiesen Lebensraum. 7
LANDSCHAFTSFORMEN 116.000 Hektar Streuobstwie- sonders artenreiche Lebensräume, sen mit mehr als neun Millionen zudem können Waldböden große Obstbäumen gibt es im Ländle. Mengen an Wasser aufnehmen und Gut die Hälfte werden von Privat- zum Großteil durch Verdunstung leuten gepflegt, den Rest teilen wieder an die Umgebung abgeben. sich Landwirte und Kommunen. Schon durch kleinere Wälder und Doch die Kulturlandschaft mit Baumpflanzungen entstehen lokal- ihrer vielfältigen Struktur zu be- klimatische Effekte, was insbeson- wirtschaften ist arbeitsintensiv. dere die Stadtplaner beschäftigt. Um sie dennoch zu erhalten sowie Forstwissenschaftler dagegen das Wissen zu Pflege und Baum- erforschen in Bannwäldern, welche schnitt weiterzugeben, wurden Baumarten den Veränderungen Förderprogramme aufgelegt. durch die Klimaerwärmung zukünf- Streuobstwiesen begegnen wir auf tig standhalten. den Ausflügen, ob im Zabergäu, am Rande des Schönbuchs oder auf einer Streuobstrunde zwischen BACH- UND Asperg und Markgröningen, immer FLUSSLANDSCHAFTEN wieder. Ob per Kanu auf dem Wasser, beim Radeln oder beim Erwandern, die WALD Flusstäler bieten besondere Natur- erlebnisse. Der Neckar und seine Mit tiefen Wäldern kann der Land- Zuflüsse haben die abwechslungs- kreis Ludwigsburg nicht aufwarten, reiche Landschaft mit ihren wei- bei nur 18,5 Prozent Waldanteil ist ten Wiesentälern und schroffen er der waldärmste Landkreis in Ba- Talflanken geschaffen und sind den-Württemberg. Dennoch finden gleichzeitig deren Lebensadern. sich kleinräumig schöne Laubwäl- An natürlichen Flussläufen (nicht der und Auwaldreste, die man auf an begradigten) schafft die den Ausflügen etwa im Rems- oder Flussdynamik ein facettenrei- Leudelsbachtal durchwandert. In ches Mosaik an Strukturen wie Baden-Württemberg aber liegt Kiesbänken, Stillgewässern oder der Anteil der Waldfläche mit 38 Feuchtwiesen. Die für Amphibien, Prozent sogar etwas über dem Fische sowie Wasser- und Watvö- bundesdeutschen Durchschnitt, gel so wichtigen Nischen natürli- und in der näheren Umgebung von cher Flusslandschaften sind heute Ludwigsburg lassen sich auf Wo- durch flächendeckende Flussbe- chenendausflügen durchaus wald- gradigungen und das Verlegen der reiche Gebiete wie Schwarzwald Bäche in Rohre selten geworden. oder Albtrauf erkunden sowie die Das Zugwiesenareal, der Neck- Naturparkwälder durchstreifen. araltarm im Pleidelsheimer Wie- Wälder sind Sauerstoffspen- sental, sowie die Naturschutzge- der und Luftreiniger und zählen biete in Rems- und Leudelsbachtal weltweit mit zu den größten Koh- sind deshalb besonders wertvolle lenstoff senken. Sie gelten als be- Lebensräume. 8
LANDSCHAFTSFORMEN FEUCHTGEBIETE/ Terrassierung mittels Trocken- TÜMPEL/WEIHER mauern zum Wein- und Obstbau kultiviert wurden und heute die Während die Gelbbauchunke schon dramatischsten Landschaftsein- an kleinsten Wasserflächen leben drücke der Region und zudem kann, benötigen andere Tiere Gaumenfreuden gewähren. Die Na- Gebiete, die zwischen Land und tursteinmauern der Weinberge sor- Wasser ausgeprägte Feucht- und gen mit ihrer Fähigkeit, Wärme zu Schilfgürtel aufweisen. Neben speichern, an den sonnenexponier- Amphibien und Vögeln finden dort ten Steilhängen für ein besonderes auch Wasserschnecken, Muscheln, Mikroklima, in dem sich wärmelie- Kleinkrebse sowie zahlreiche bende Arten wohlfühlen. Insekten, die wiederum als Nah- Ähnlich wie die Streuobstwiesen rung dienen, ihren Lebensraum. wird auch der Steillagenweinbau Auf Tümpel, kleinere Feuchtge- gefördert, und es werden touris- biete und Seen, in welchen Tiere tische Vermarktungsstrategien Laichplätze, Nahrung, Deckung entwickelt. So etwa die Steillagen- und Brutplätze finden, treffen rundwege oder Weinerlebniswan- wir in diesem Buch hauptsächlich derungen, auf welchen Wanderer in Sekundärlandschaften, etwa in die Weinbergwelt eintauchen ehemaligen Steinbrüchen oder können. Die Weinbergsteillagen Kiesgruben. Zum Beispiel im Plei- und auch flurbereinigte Weinberge delsheimer Wiesental, im Oberen begegnen uns auf vielen Touren in Tal bei Kleiningersheim, am Hun- diesem Buch und bieten beim Wan- gerberg, im Steinbruch bei Rems- dern und Radeln ein grandioses eck oder in größerem Maßstab an Panorama. den Zugwiesenseen. Aber auch im Baumbachtal zwischen Walheim und Erligheim oder am Roßweiher MOORE in Maulbronn. Feuchtgebiete und Gewässer samt Uferzonen, wie sie Moore, genauer gesagt Hoch- etwa entlang natürlicher Fluss- moore, lernt man in diesem Buch läufe vorkommen, gehören zu den im Nordschwarzwald und auf der Landschaftsformen, die seit Jahr- Schwäbischen Alb kennen. Hoch- zehnten in rasantem Tempo aus der moore entstehen überall dort, wo Landschaft verschwinden und da- eine stauende Bodenschicht auf her besonderen Schutz genießen. hohe Niederschläge trifft, sich dau- erhaft Wasser ansammelt und die klimatischen Bedingungen Pflan- WEINBERGE zenwachstum zulassen. Dann bil- den die abgestorbenen Pflanzen- Ein besonderes Element im Neckar- reste spezialisierter Moorpflanzen, tal, aber auch entlang kleinerer vor allem Torfmoose, mit der Zeit Flüsse und Bäche der Region Torfschichten. Hochmoore werden bilden die steilen, teils felsigen nur von Regenwasser gespeist und Talflanken, die schon früh durch sind nährstoffarm. 9
LANDSCHAFTSFORMEN Wie Wälder nehmen auch Moore wachsen sind, werden verbliebene hinsichtlich der Klimakrise eine Magerwiesen von Naturschutzver- besondere Stellung ein: Zum einen bänden und Kommunen gepflegt speichern sie große Mengen an oder wie auf der Schwäbischen Kohlenstoff und sind somit natür- Alb durch Beweidung mit Schafen liche Kohlenstoffdioxidsenken, offen gehalten. Aber auch im Kreis zum anderen regulieren sie den Ludwigsburg zeugen die Namen Landschaftswasserhaushalt und der Gewanne, etwa des Hammel- können, da sie als Wasserspeicher rains im Leudelsbachtal, von ihrer fungieren, Überschwemmungen Geschichte als Schafweide. Dort entgegenwirken. trifft man auf besondere Pflanzen- gesellschaften mit Orchideen, die wiederum für ein vielfältiges Insek- MAGERWIESEN tenleben sorgen. Überall dort, wo der Boden zu mager oder die Hänge zu steil AGRARLAND waren, um darauf etwas anzu- bauen, trieben unsere Vorfahren Die Gäuplatten bilden mit ihren ihre Tierherden zur Weide. Auf teils überaus fruchtbaren Böden diesen Weideflächen bildeten seit Jahrtausenden wertvolles sich im Laufe der Zeit spezielle Ackerland, das den Menschen im Pflanzengesellschaften heraus, die dichtbesiedelten Neckarbecken von den Weidetieren verschmäht auch zukünftig eine gute Nahver- wurden. Zu den Pflanzen gesellten sorgung gewährleisten kann – so- sich nahrungssuchende Insekten, fern man es nicht leichtfertig für die im Sommer über den Blüten Gewerbe- und Baugebiete sowie summen und flattern. Da viele Verkehrsflächen umbricht. Das dieser Wiesen heute bereits über- Lange Feld im Strohgäu etwa ist Äcker, Obstbaumwiesen und kleine Laubwälder. 10
LANDSCHAFTSFORMEN STADTNATUR: PARKANLAGEN, ALLEEN In Ludwigsburg finden sich entlang innerstädtischer sowie überörtlicher Verkehrswege historische Alleen, die heute unter Denkmalschutz stehen. Auf einem Spaziergang kann man die Stadt vom Salonwald im Süden bis zum Monrepossee im Norden durchgängig durch Parkanlagen wie Bärenwiese und Favoritepark und durch Alleen auf einer grünen Achse durchschreiten. Neben der historischen Bedeutung und der Städtischer Grünzug am Schönheit dieser alten Baumbe- Hungerberg. stände führen die trockenen Hit- zesommer der vergangenen Jahre deutlich vor Augen, wie wertvoll eine Agrarscholle, deren gute Bo- dieses Grün und insbesondere deneigenschaften aus mineralien- ältere Laubbäume für eine Stadt- reichen Ablagerungen resultieren. gesellschaft sind. Wegen lokal- Diese Lössablagerungen gelangten klimatischer Effekte wie Luftbe- ehemals durch Luftverfrachtung feuchtung und Abkühlung sowie aus dem Geschiebe der Alpenglet- der Funktion als Wasserspeicher, scher in unsere Region. Löss wird Staubfilter oder Schattenspender mit der Zeit durch Verwitterung und nicht zuletzt als Sauerstoff- zu Lösslehm und bildet sehr gute lieferant sind die großen, älteren Ackerböden aus, deren Struktur Laubbäume von unschätzbarem und Körnung für eine gute Verfüg- Wert. Sie zu erhalten ist die barkeit von Wasser und Mineralien wichtige Aufgabe der Stadt, denn sorgen. Ein wahrer Schatz für die längst zeigt sich, dass Neupflan- Lebensmittelversorgung. Bei einer zungen im engen Untergrund des Landwirtschaftsfläche von 54 Stadtraumes, bei zunehmenden Prozent im Landkreis Ludwigsburg Hitze- und Dürreperioden, nicht kommt deren naturverträglichen mehr das Alter und die Größe der Bewirtschaftung eine besondere Baumpflanzungen im ehemaligen Bedeutung zu. Agrarland ist zudem Herzogtum erreichen werden. Um Heimat für Tiere der Offenland- einen großen Laubbaum zu erset- schaft, etwa für Rebhuhn, Feldler- zen, braucht es eine Vielzahl an che oder Feldhase, daher braucht Neupflanzungen junger Bäume. es Strukturelemente, die diesen So bedarf es schon heute der Auf- Tieren Brutmöglichkeiten, Deckung forstung an Baumgrün. und Nahrung bieten. 11
NATUR IM BLICK Natur im Blick Naturwissen unterwegs und am Ausflugsziel GEOLOGISCHE FENSTER/ FELSFORMATION Mancherorts erlauben geologische Fenster Einblicke in den Aufbau von Gesteinsfolgen oder Boden- schichten und in die Erdgeschichte. So etwa am Lemberg oder am Hungerberg. Besondere Felsfor- mationen, wie die Hessigheimer Felsengärten, lernt man auf den Ausflügen in diesem Buch ebenso kennen wie Natursteintrockenmau- Muschelkalkfels im Neckartal. ern, die Maulbronner Schilfsand- steine oder ehemalige Steinbrüche, die nach ihrer Stilllegung in kurzer NATURINFOZENTRUM/ Zeit zu bedeutenden Naturrefugien MUSEEN/LEHRPFADE wurden. Naturinfozentren, seien sie vom Land, von der Umweltakademie TIERBEOBACHTUNG oder der Stadt Ludwigsburg be- trieben, sind lehrreiche Ziele für Dieses Symbol findet sich überall Naturfreunde und alle, die mehr dort, wo mit guter Wahrschein- über die Natur vor der Haustüre er- lichkeit Wildtiere zu beobachten fahren wollen. Viele der in diesem sind, seien es Eidechsen an den Buch besuchten Infozentren verfü- Weinbergmauern, der Grünspecht gen über eine Dauerausstellung, in der Streuobstwiese, jagende zudem werden Veranstaltungen Turmfalken über den Äckern oder oder Exkursionen angeboten, oft die zahlreichen Tierarten vom Was- auch Seminare zur Umweltbil- serfrosch über die Bisamratte bis dung durchgeführt. Naturwissen zur Ringelnatter, die Besucher der schaffen auch Lehrpfade, wie sie Zugwiesen neben etlichen Wasser- etwa im Bietigheimer Enztal oder vögeln zu Gesicht bekommen. Auch entlang des Neckars bei Ludwigs- Tiere in größeren Gehegen, etwa burg zu finden sind. Die großen Wildschweine im Schönbuch oder Naturkundemuseen dürfen als Ziel das Wild im Favoritepark, fallen natürlich nicht fehlen. In Reutlin- unter diese Kategorie. gen lernt man auch ein kleineres Naturkundemuseum kennen. 12
Frühlliling Frühling ngg FRÜHLING Ü
1 LEMBERG–HUNGERBERG Frühblüher im Grünzug Hungerberg. 14
LEMBERG–HUNGERBERG 1 Zeugenberg im Frühlingswald Aussichtsreiche Geo-Tour zu Gesteinsaufschlüssen an Lemberg und Hungerberg AFFALTERBACH NECKARWEIHINGEN Lemberg r Necka Hunger- POPPENWEILER berg START/ZIEL HOHENECK maps4news.com/©HERE STARTPUNKT/ENDE Natur im Blick Uferwiesen in Ludwigsburg- NATURERLEBNIS UND -WISSEN Hoheneck Frühlingsblüher an den ehemaligen Weinberghängen und im Wald, Naturdenkmal Klingenbächle und TOURENCHARAKTER Umgebung, Aussicht auf Neckar und Fahrradtour mit Aussicht: Zugwiesen, Geologische Lehrtafel 20 Kilometer, 270 Höhenmeter. am Lemberg, Frühlingswald mit Alternativ Wanderung und Bus: Anemonen und Waldsauerklee, Geo- 14 Kilometer (siehe Variante). logisches Fenster am Hungerberg, Naturinfozentrum Casa Mellifera. Höhe (m) 320 280 240 200 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Entfernung (km) 15
1 LEMBERG–HUNGERBERG Anemonen bedecken den Waldboden am Lemberg. Wenn die ersten bunten Farbtupfer „Neckarbrücke“ zum Radweg und der Frühjahrsblüher erscheinen, lo- auf die Neckarbrücke zu gelangen. cken die von Anemonen übersäten Fußgänger starten an der Bus- Waldböden in das lichte Holz der haltestelle „Neckarbrücke“ und Laubwälder um den Lemberg. Bevor können gleich über die Brücke wei- die Vegetation ihr Grün entfaltet, tergehen, um dann der beschriebe- sind die Gesteinsaufschlüsse am nen Route zu folgen. Lemberg besonders gut zu sehen. Nach der Brückenquerung geht Auf dieser Runde kann man am es wenige Meter nach rechts auf Lemberg und im Grünzug Hunger- dem Gehweg entlang der Straße. berg Gesteinsfolgen aus verschie- Nach knapp 100 Metern weist denen Erdzeitaltern nachspüren. schon ein kleines Radwegschild nach links ins Wohngebiet. Über die Laurentiusstraße kommen wir D ie Uferwiesen mit ihren fluss- nahen Plätzen bieten eine schöne Einstimmung, bevor wir dem geradewegs auf die Gerokstraße. Auf dieser geht es bergan, bis wir nach rechts in die Austraße ein- Radweg neckaraufwärts folgen. biegen, um sogleich wieder nach Beim Brückenhaus läuft der Weg links bergan auf der Rilkestraße auf die Fahrbahn zu. Wir steuern bis zur Hermann-Hesse-Straße nach rechts, kommen sofort zur zu fahren und nach rechts auf Gämsenbergstraße, der wir für ein diese einzubiegen. Auf der Her- kurzes Stück nach links folgen, um mann-Hesse-Straße gelangen wir dann nach rechts zur Bushaltestelle nun geradewegs aus dem Ort und 16
LEMBERG–HUNGERBERG 1 ins Grün. Dort empfangen Obst- Wir befinden uns im Gebiet und Weingärten Naturfreunde des knapp zwei Hektar großen in frischem Grün, aus welchem Naturdenkmals „Klingenbächle Frühjahrsblüher in kräftigen Farben und Umgebung“, in dem Feuer- aus der Erde treiben. Zwischen salamander und andere Amphi- Obstbäumen und mit Trockenmau- bien vorkommen. Neben Wald ern eingefassten Gärten blühen und Feuchtstellen finden sich im Scharbockskraut, Rote Taubnessel, Gebiet am offenen Hang Mager- Traubenhyazinthe, Löwenzahn, rasen mit Orchideen. Der Weg Ehrenpreis, Gänseblümchen und ist im Frühjahr zeitweise wegen vieles mehr im Grün aus Wegerich Amphibienwanderungen durch und Klee. eine Schranke gesperrt. Bitte auf Wo unser Weg in eine Linkskurve die Tiere achten, die in dieser Zeit läuft, folgt sogleich eine starke vom Winterquartier unterwegs zu Steigung (vorher runterschalten) in den Laichgewässern sind (siehe den Wald hinein. hierzu auch Ausflug 7). Die Tiere sind aber nicht nur im Frühjahr unterwegs, auch im Herbst kann die Straße gesperrt sein. Schon gewusst? Anders als Molche legen Sala- mander keine Eier, sondern bringen bereits kleine Larven zur Welt, die sie im Wasser absetzen. Molche hingegen befestigen ihre befruchteten Eier an Wasser- pflanzen. Erst wenn die Larven geschlüpft sind, wachsen ihnen Weg am Klingenbächle. Vorder- und Hinterbeine. Blick vom Aussichtsplatz hoch über dem Neckar. 17
1 LEMBERG–HUNGERBERG Neckarpanorama: Hoch oben verläuft unser Weg. Unser Weg führt auf eine Kreu- die Mündung des Zugwiesenba- zung zu, an der sich ein ehemaliger ches in den Neckar zu genießen. Steinbruch und ein überwachsener Wengertschützunterstand be- In der Höhe oberhalb der Weinberg- findet. Unsere Route führt nach steillagen genießt man immer wie- rechts am Steinbruch vorbei und der Ausblicke auf die Neckarland- weiter auf dem Grüß-Gott-Weg schaft. Wo unser Weg auf eine Ga- bis zur aussichtsreichen Passage belung trifft, wählen wir den linken entlang der Weinberge in Richtung Zweig, der zur Kreisstraße führt. Auf Poppenweiler. dem straßenbegleitenden Weg geht Fußgänger gehen beim Stein- es nach rechts in Richtung Ort und bruch den Weg nach rechts, der bei erster Gelegenheit nach rechts über Stufen zu einem Aussichts- ins Wohngebiet. Über die Nord- punkt mit Rastbänken führt. Über straße und die Burghaldenstraße den Platz kommt man auf einem gelangen wir so zur Straße „Am Schotterweg wieder zum Grüß- Ring“, der wir nach links folgen, um Gott-Weg, auf dem auch die Rad- dann nach rechts auf die Ortsdurch- route verläuft. fahrtsstraße (Steinheimer Straße) einzubiegen. Auf dieser geht es Auch wer mit dem Rad gekommen bis zum Kelterplatz, dort die 2. ist, sollte sich kurz Zeit nehmen Möglichkeit nach links auf die Affal- und die Stufen erklimmen, um die terbacher Straße und geradewegs Aussicht über die Zugwiesen und auf den Grasigen Weg. Der Feldweg 18
LEMBERG–HUNGERBERG 1 führt vorbei an einigen Höfen und Unser Weg verläuft bergab in eine Besenwirtschaften immer gerade- Senke und wird kurz vor dem Wald aus zum Wald am Lemberg. zum Schotterweg. ZUM PROBIEREN: Gleich am Waldrand passieren wir Aus den Ludwigsburger Steil- einen Waldspielplatz, der sich mit lagen gibt es seit kurzem einen Kindern für eine Rast anbietet. Trollinger, der unter dem Namen „Neckarheld“ vermarktet wird. Weiterhin folgen wir dem Weg nun Beziehen kann man den Wein unter durch schönsten Frühlingswald. anderem bei den Marbacher Wein- Anemonenteppiche bezaubern gärtnern (weingaertner-marbach. ebenso wie die Vogelstimmen, de) und in der Ludwigsburger die von den noch kahlen Ästen Tourist-Information im MIK in der aus durch den Wald dringen. Eberhardstraße 1. Am Waldrand entdecken wir Unter den Höfen auf den Feldern Sternmiere, Immergrün, Scilla, befinden sich außerdem Wein- Scharbockskraut und an moos- güter und Besenwirtschaften u. a. bewachsenen Baumstämmen mit Direktverkauf von Steillagen- zwischen den Anemonen vereinzelt weinen, die an den Ludwigsburger Waldsauerklee. Wir ignorieren alle Neckarhängen angebaut werden, Abzweige, wählen erst bei einer an denen wir gerade entlanggera- Gabelung den linken Abzweig, der delt sind. zum befestigten Hauptweg führt. 19
1 LEMBERG–HUNGERBERG Der Lemberg – Lemberg nicht wie die umliegenden ein Zeugenberg Flächen abgetragen wurde? Der Lemberg ragt mit seinen 365 Metern, wie auch der Asperg, weit- Im Bereich des Lembergs kam es, hin sichtbar aus den Gäuflächen zwischen Verwerfungen, zu einer empor. Beide stehen als isolierte lokalen Muldenbildung, was zur Erhebungen in der Landschaft Folge hatte, dass der Sandstein im und beide verbindet eine ähnli- Bereich der Mulde in die darunter- che Entstehungsgeschichte. Als liegenden weicheren Gipskeuper- „Zeugen der Erdgeschichte“ geben schichten absank. Bei Jahrmillionen sie Aufschluss über die Abfolge, währenden Erosionsprozessen in welcher die Gesteinsschichten wurde zunächst die Sandstein- zunächst abgelagert, dann im Lauf schicht, dann die Gipskeuperschicht der Millionen Jahre wieder abgetra- darunter abgetragen. Der Lemberg gen wurden. aber überdauerte geschützt in der Muldenlage. Als er schließlich Der Schilfsandstein (siehe auch an der Oberfläche lag, wurde die Ausflug 15, Maulbronn), der den umgebende weichere Gipskeuper- bewaldeten Kopf des Lembergs schicht jedoch stärker abgetragen bildet, wurde zur Zeit der Oberen als die Schilfsandsteinkappe, und Trias vor etwa 225 Millionen Jah- so präparierten erodierende Kräfte ren als Sediment des mittleren die Landschaft um den Lemberg, der Keupers abgelagert und mit der Berg aber blieb als Zeugenberg der Zeit zum Sandstein verfestigt. „An- ehemaligen Schichtfolge stehen. schlussberge“ des Lembergs fin- den sich im Keuperbergland, etwa Die Infotafel am Lemberg zeigt u. a. im Schwäbisch-Fränkischen Wald. diesen Vorgang der Reliefumkehr Wie kam es nun dazu, dass der mittels Grafiken. Gesteinsaufschluss: Fußweg zur geologischen Lehrtafel am Lemberg. 20
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