Nicht-Cholera-Vibrionen - derzeit noch seltene, aber wachsende Infektionsgefahr in Nord- und Ostsee - edoc

 
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Nicht-Cholera-Vibrionen - derzeit noch seltene, aber wachsende Infektionsgefahr in Nord- und Ostsee - edoc
Seltene Erkrankungen
Internist 2021 · 62:876–886
https://doi.org/10.1007/s00108-021-01086-x
Angenommen: 4. Juni 2021
                                             Nicht-Cholera-Vibrionen –
Online publiziert: 16. Juli 2021
© Der/die Autor(en) 2021                     derzeit noch seltene, aber
                                             wachsende Infektionsgefahr in
                                             Nord- und Ostsee
                                             Thomas Theo Brehm1,2 · Susann Dupke3 · Gerhard Hauk4 · Helmut Fickenscher5 ·
                                             Holger Rohde2,6 · Laura Berneking6
                                             1
                                               I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Sektion Infektiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,
                                               Hamburg, Deutschland
                                             2
                                               Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Standort Hamburg-Lübeck-Borstel-Riems,
                                               http://www.dzif.de
                                             3
                                               Robert Koch Institut, ZBS 2: Hochpathogene mikrobielle Erreger, Berlin, Deutschland
                                             4
                                               Landesamt für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern, Abteilung Gesundheit, Dezernat
                                               Umwelthygiene, Umweltmedizin, Rostock, Deutschland
                                             5
                                               Institut für Infektionsmedizin, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und Universitätsklinikum
                                               Schleswig-Holstein, Kiel, Deutschland
                                             6
                                               Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene, Universitätsklinikum Hamburg-
                                               Eppendorf, Hamburg, Deutschland

                                                 Zusammenfassung

                                                 Hintergrund: Nicht-Cholera-Vibrionen nehmen im Rahmen des Klimawandels eine
                                                 zunehmende Bedeutung als humane Pathogene ein, da die Prävalenz dieser Erreger
                                                 im Meereswasser entscheidend von der Wassertemperatur abhängt. In den letzten
                                                 Jahren konnten während der Sommermonate wiederholt größere Infektionsausbrüche
                                                 in gemäßigten Klimazonen beobachtet werden.
                                                 Ziel der Arbeit: Information einer breiten ärztlichen Leserschaft über potenziell
                                                 lebensbedrohliche Krankheitsbilder, die durch Infektionen mit Nicht-Cholera-Vibrionen
                                                 ausgelöst werden.
                                                 Material und Methoden: Übersicht über aktuelle Literatur zu Infektionen mit
                                                 Nicht-Cholera-Vibrionen im Allgemeinen und zur epidemiologischen Situation in
                                                 Deutschland im Speziellen.
                                                 Ergebnisse: Nicht-Cholera-Vibrionen verursachen vorwiegend Wund- und Ohrin-
                                                 fektionen nach Kontakt mit kontaminiertem Meereswasser sowie Gastroenteritiden
                                                 nach dem Konsum nicht ausreichend gegarter Meerestiere. Da bis März 2020 keine
                                                 Meldepflicht für diese Erreger in Deutschland bestand, muss von einer hohen
                                                 Dunkelziffer ausgegangen werden. Immunsupprimierte sowie chronisch erkrankte
                                                 Menschen haben ein deutlich erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe. Schon
                                                 bei klinischem Verdacht sollte eine kalkulierte antiinfektive Therapie erfolgen und bei
                                                 Wundinfektionen eine chirurgische Sanierung erwogen werden.
                                                 Diskussion: Aufgrund des fortschreitenden Klimawandels muss in den kommenden
                                                 Jahren mit dem vermehrten Auftreten von Infektionen mit Nicht-Cholera-Vibrionen
                                                 gerechnet werden. Ärzte sollten über diese potenziell lebensbedrohlichen
                                                 Erkrankungen informiert sein, um Patienten einer entsprechenden Diagnostik und
                                                 Behandlung zuzuführen.

                                                 Schlüsselwörter
                                                 Deutschland · Klimawandel · Meerwasser · Wasserbezogene Krankheit · Wundinfektionen

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Nicht-Cholera-Vibrionen - derzeit noch seltene, aber wachsende Infektionsgefahr in Nord- und Ostsee - edoc
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K
Nicht-Cholera-Vibrionen - derzeit noch seltene, aber wachsende Infektionsgefahr in Nord- und Ostsee - edoc
Seltene Erkrankungen
  Tab. 1 Bedeutung der als humanpatho-          rogruppen von V. cholerae sowie ande-         weit eines der Meeresökosysteme darstellt,
 gen bekannten Vibrio-Spezies für intestina-    re humanpathogene Spezies der Gattung         diesicham schnellstenerwärmen[19].Hier
 le und extraintestinale Krankheitsmanifes-     Vibrio werden auch als Nicht-Cholera-Vi-      wird in den kommenden Jahrzehnten ein
 tationen. (Mod. nach [11, 21])
                                                brionen bezeichnet. Diese werden im Ge-       weiterer Anstieg der Oberflächentempe-
  Vibrio-Spezies Manifestation
                                                gensatz zu choleratoxinbildenden Vibrio-      ratur um voraussichtlich 4–5 °C erwartet,
                    Gastro-        Extra-
                                                Spezies nicht von Mensch zu Mensch über-      was mit einer deutlich erhöhten Dichte an
                    intestinal     intestinal
                                                tragen und lösen daher keine Epidemi-         Vibrionen einhergehen wird [33]. Neben
  V. alginolyti-    –              ++
  cus                                           en aus. Sie sind weltweit Bestandteil der     der Wassertemperatur spielt der Meeres-
                                                bakteriellen Flora schwach salzhaltiger Ge-   salzgehalt eine wesentliche Rolle für das
  V. cholerae
                                                wässer in Küstennähe, wie Flussmündun-        Wachstum von Vibrionen. Diese sind mo-
  – O1/O139         ++++           +
                                                gen, Buchten, Bodden und Brackwässer          derat halophil, vermehren sich also bevor-
  – Non-            ++             ++
      O1/O139
                                                [3], und kommen auch in Binnenseen wie        zugt bei eher niedrigem Salzgehalt. Wäh-
                                                dem Neusiedler See in Österreich vor [32].    rend die Ostsee mit einem durchschnittli-
  V. cincinnati-    –              +
  ensis                                         Nicht-Cholera-Vibrionen treten sowohl frei    chen Salzgehalt von 0,8 % optimale Bedin-
  V. fluvialis      ++             –            im Wasser auf, können aber auch als Kom-      gungen bietet, ist die offene Nordsee mit
  V. furnissii      ++             –
                                                mensalen oder als Pathogene von Meeres-       einem Salzgehalt von 3,5 % vielerorts für
                                                tieren fungieren. Insgesamt wurden von        eine effiziente Vermehrung der meisten
  V. harveyi        –              +
                                                den weit über 100 bekannten Spezies bis-      Vibrio-Spezies nicht geeignet [24]. Aller-
  V. hollisae       ++             –
                                                lang 13 als humanpathogen beschrieben         dings sind im Bereich von Flussmündun-
  V. navarrensis –                 +
                                                (. Tab. 1; [11, 21]).                         genhäufigniedrigereSalinitäten zu finden.
  V. metschni-      +              +                                                          In den nächsten Jahren könnte es zu einer
  kovii
                                                Prävalenz von Vibrio-Spezies in               weiteren Abnahme des Salzgehaltes von
  V. mimicus        ++             +
                                                Nord- und Ostsee                              Nord- und Ostsee kommen und somit die
  V. parahae-       ++++           +
                                                                                              Verbreitung von Vibrionen in Deutschland
  molyticus
                                                Die Prävalenz von Vibrionen und das da-       weiter begünstigt werden [15, 27].
 V. vulnificus      +             +++           raus resultierende Infektionsrisiko hängen
                                                im Wesentlichen von der Temperatur so-        Klinische Manifestationen
                                                wie vom Salzgehalt des Wassers ab [3].
Die globale Erwärmung stellt die wohl           Während in den Tropen ganzjährlich Infek-     Nicht-Cholera-Vibrionen können sowohl
größte Herausforderung des 21. Jahr-            tionen mit Nicht-Cholera-Vibrionen auftre-    gastrointestinale Symptome, Wund- und
hunderts dar [20]. In den kommenden             ten, weisen diese in den gemäßigten Kli-      Ohrinfektionen als auch schwerste septi-
Jahrzehnten ist weltweit mit einem er-          mazonen eine stark ausgeprägte Saisona-       sche Verläufe verursachen, wobei sich die
heblichen Anstieg der vom Klimawandel           lität auf [5]. Die überwiegende Mehrzahl      einzelnen Spezies in ihrer jeweiligen Viru-
verursachten Morbidität und Mortalität          der Fälle kommt hier in den warmen Som-       lenz unterscheiden [2, 11]. Insbesondere
zu rechnen, wobei neben Naturkatastro-          mermonaten vor, wenn die Temperatur des       Infektionen mit V. vulnificus sind häufig
phen, Luftverschmutzung und Mangel-             Oberflächenwassers 20 °C übersteigt [7].       foudroyant und zeichnen sich durch eine
ernährung auch zahlreiche Infektions-           Zwar lassen sich auch bei niedrigeren Was-    hohe Mortalität bis zu 50 % aus [29].
krankheiten von Bedeutung sind [16,             sertemperaturen regelmäßig Vibrionen in       Gastrointestinale Infektionen treten über-
18]. Einen wichtigen Stellenwert neh-           Nord- und Ostseenachweisen,jedochführt        wiegend nach dem Konsum roher oder
men Nicht-Cholera-Vibrionen ein, die            die dann meist niedrige Bakterienlast nur     nicht ausreichend gegarter Meerestiere
in salzhaltigen Gewässern vorkommen             sehr selten zu humanen Infektionen [7].       (z. B. Muscheln, Austern, Krabben) auf;
und zunehmend teils schwer verlaufen-                                                         der klinische Verlauf ist bei Immunkom-
de Infektionen verursachen [3].                 » Ansteigende Oberflächentem-                  petenten in der Mehrzahl der Fälle eher
                                                peratur und sinkender Salzgehalt              mild. Eintrittspforten für durch Nicht-
Mikrobiologie                                   können die Verbreitung von                    Cholera-Vibrionen ausgelöste Wundinfek-
                                                Vibrionen im Meer begünstigen                 tionen sind meist Hautwunden oder eine
Vibrionen sind leicht gekrümmte gramne-                                                       chronisch geschädigte Hautbarriere.
gative Stäbchen mit meist unipolarer Gei-       Bereits heute lässt sich in allen Weltmee-
ßel aus der Familie der Vibrionaceae, die
eine Vielzahl verschiedener Spezies um-
                                                ren ein durch den Klimawandel bedingter
                                                Anstieg der Oberflächentemperatur ver-
                                                                                              » Infektionen mit V. vulnificus
                                                                                              zeichnen sich durch eine besonders
fasst. Toxinbildende V.-cholerae-Stämme         zeichnen ([1]; . Abb. 1). Im Rahmen som-      hohe Mortalität aus
der Serogruppen O1 und O139 sind die            merlicher Hitzewellen wurden in den letz-
Auslöser der Cholera, die heute ausschließ-     ten Jahren vielerorts noch nie dagewese-      Die Übertragung kann beim Baden in
lich in Ländern mit Mangel an saube-            ne Spitzenwerte der Wassertemperaturen        erregerhaltigem Wasser oder bei der
rem Trinkwasser durch unzureichende Sa-         verzeichnet [3]. Besonders ausgeprägt ist     Verarbeitung kontaminierter Meerestiere
nitäranlagen vorkommt [10]. Andere Se-          diese Entwicklung in der Ostsee, die welt-    erfolgen. Solche Wundinfektionen kön-

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Nicht-Cholera-Vibrionen - derzeit noch seltene, aber wachsende Infektionsgefahr in Nord- und Ostsee - edoc
Meeresoberflächentemperatur (°C)
                                      0.5           Nordsee
                                                    Weltweit
                                      0.0
           Anomalie der

                                      -0.5

                                      -1.0

                                      -1.5

                                             1880          1900   1920            1940               1960         1980               2000
                                                                                            Jahr
   Meeresoberflächentemperatur (°C)

                                      0.5           Ostsee
                                                    Weltweit
                                      0.0
           Anomalie der

                                      -0.5

                                      -1.0

                                      -1.5

                                             1880          1900   1920            1940               1960         1980               2000
                                                                                            Jahr

Abb. 1 8 Dekadische durchschnittliche Anomalie der Meeresoberflächentemperatur in Nord- und Ostsee relativ zum Zeit-
raum 1981–2010. Die durchgezogene Linie zeigt satellitenbasierte Daten, der schattierte Bereich den oberen und unteren
Unsicherheitsbereich, basierend auf verschiedenen Datensätzen. (Mod. nach European Environment Agency [19])

                                                                                                               ra-Vibrionen für ihren Stoffwechsel auf
                                                                                                               Eisen angewiesen sind [2]. Auch Ohrin-
                                                                                                               fektionen können nach dem Baden in mit
                                                                                                               Nicht-Cholera-Vibrionen kontaminiertem
                                                                                                               Wasser auftreten. Diese betreffen meist
                                                                                                               den äußeren Gehörgang und deutlich
                                                                                         Abb. 2 9 Foto einer   seltener das Mittelohr.
                                                                                         blasenbildenden
                                                                                         Wundinfektion mit
                                                                                         V. vulnificus. (Mit   Inzidenz humaner Infektionen
                                                                                         freundlicher Geneh-
                                                                                         migung von Ingo R.    Aufgrund der globalen Erwärmung wurde
                                                                                         Klempien und Jörn     in den letzten Jahren weltweit eine Zunah-
                                                                                         Kindler)              me von Erkrankungen, die durch Infektio-
                                                                                                               nenmitNicht-Cholera-Vibrionenausgelöst
nen mit Blasenbildung einhergehen, sich                           gen oder Diabetes mellitus, insbesondere     werden, verzeichnet [5]. Auch in gemäßig-
rasch ausbreiten und zu tiefgreifenden                            bei schlechter Stoffwechseleinstellung,       ten Klimazonen wie Schweden und Finn-
Hautulzerationen und Nekrosen führen,                             auf. Diabetische Fußsyndrome können          land [4], Spanien [26], Israel [31], Peru [14]
die in schweren Fällen eine Amputation                            zudem als potenzielle Eintrittspforten       oder den USA [25] kam es in den Som-
erforderlich machen (. Abb. 2). Bei prä-                          für Nicht-Cholera-Vibrionen dienen. Eine     mermonaten wiederholt zu größeren Aus-
disponierten Personen kann sich ferner                            besonders hohe Letalität haben ferner        brüchen. In den USA, in denen im Gegen-
eine fulminante Sepsis mit Multiorganver-                         Menschen mit fortgeschrittenen Leberer-      satz zu den meisten europäischen Ländern
sagen entwickeln. Ein erhöhtes Risiko für                         krankungen [12]. Bei Patienten mit chroni-   eine allgemeine Meldepflicht für Erkran-
schwere Krankheitsverläufe weisen ältere                          schen Hepatopathien im Allgemeinen und       kungen durch Nicht-Cholera-Vibrionen be-
Menschen, immunsupprimierte Patienten                             der Hämochromatose im Speziellen liegt       steht und somit belastbare Fallzahlen vor-
sowie Patienten mit chronischen Erkran-                           regelhaft ein erhöhter Eisenspiegel vor;     liegen, verdreifachte sich die jährliche In-
kungen wie chronischer Niereninsuffizi-                             dies birgt ein erhöhtes Risiko für schwere   zidenz von 0,09/100.000 im Jahr 1996 auf
enz, schweren Herz-Kreislauf-Erkrankun-                           Krankheitsverläufe, da viele Nicht-Chole-    0,29/100.000 im Jahr 2010 [30].

                                                                                                                                   Der Internist 8 · 2021   879
Seltene Erkrankungen
                                                                                                   cus nachgewiesen, gefolgt von V. chole-
       60                                                                                          rae (non-O1/non-O139), V. parahaemo-
                     Eigene Recherchen
                                                                                                   lyticus, V. alginolyticus, V. fluvialis und
       50                                                                                          V. navarrensis. Insgesamt 15 mehrheitlich
                                                                                                   männliche Patienten mit einem media-
       40                                                                                          nen Alter von 70 Jahren (Range 56 bis
                                                                                                   93 Jahre) verstarben an ihrer Infektion
       30                                                                                          (. Tab. 2). Der Großteil dieser Patienten
                                                                                                   erlag an Krankheitsbildern, die durch eine
       20                                                                                          Infektion mit V. vulnificus hervorgeru-
                                                                                                   fen worden waren. Lediglich 2 Patienten
       10                                                                                          hatten sich mit V. cholerae (non-O1/non-
                                                                                                   O139) infiziert. Die Mehrheit der Patienten
         0                                                                                         mit letalem Verlauf hatte sich beim Baden
                                                                                                   in der Ostsee Wundinfektionen zugezo-
               03
                04
                05
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                20
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                                                                                                   gen, häufig wurde auch eine Bakteriämie
                                                                                                   nachgewiesen. Andere Infektionswege
Abb. 3 8 Anzahl der Patienten mit in Nord- oder Ostsee erworbener Infektionen mit Nicht-Cholera-
                                                                                                   waren der Konsum von Krabben bzw.
Vibrionen, die den Landesmeldestellen gemeldet bzw. durch eigene Recherchen [9] identifizierten     Fischzubereitungen sowie die Aspiration
wurden                                                                                             von Meerwasser. Alle bis auf einen der
                                                                                                   verstorbenen Patienten litten an chroni-
                                                                                                   schen Erkrankungen; fünf dieser Patienten
Infektionsfälle in Deutschland                     bor für hochpathogene mikrobielle Erreger       waren durch Medikamentenanwendung
                                                   angesiedelt ist, eine Befragung v. a. nord-     oder Grunderkrankungen immunsuppri-
In Deutschland gab es gemäß dem In-                deutscher Kliniken und Labore zu klini-         miert. Setzt man die genannten Fallzahlen
fektionsschutzgesetz (IfSG) bis vor Kur-           schen Fällen aus den Jahren 2018 und 2019       und Todesfälle ins Verhältnis zur Gesamt-
zem keine Meldepflicht für Infektionen              durch und konnten zusätzliche 48 auf-           zahl potenziell exponierter Besucher an
mit Nicht-Cholera-Vibrionen, weshalb die-          getretene Infektionsfälle identifizieren [9].    der deutschen Nord- und Ostseeküste
se nicht systematisch erfasst und in ih-           Seit dem 01.03.2020 besteht gemäß IfSG          – pro Jahr etwa 36 Mio. touristische Über-
rer Bedeutung sicherlich unterschätzt wur-         eine namentliche Meldepflicht für alle In-       nachtungen in der Region Ostsee und
den. Der erste Fall einer in Deutschland er-       fektionen mit humanpathogenen Vibrio-           über 10 Mio. Übernachtungen in der Re-
worbenen Infektion mit Nicht-Cholera-Vi-           nen. Labore müssen Nachweise von Vi-            gion Nordsee [22, 23] –, wird deutlich,
brionen wurde 1994 bei einer 71-jährigen           brio-Spezies gemäß § 7 Abs. 1 nament-           dass durch Nicht-Cholera-Vibrionen-Infek-
Urlauberin beschrieben. Diese erlitt einen         lich melden, sofern der Nachweis auf ei-        tionen ausgelöste Erkrankungen, selbst
septischen Schock mit Nachweis von V. vul-         ne akute Infektion hinweist. Lediglich im       unter der Annahme einer relevanten Dun-
nificus, nachdem sie zuvor auf Usedom mit          Fall einer ausschließlich das Ohr betref-       kelziffer, aktuell weiterhin eher seltene
einer kleinen Wunde am Bein durchs Meer-           fenden Infektion gilt dies nur für V. chole-    Ereignisse sind.
wasser gewatet war [17]. Zwischen 2003             rae. Die trotz eingeführter Meldepflicht im
und 2017 wurden den Landesmeldestel-               Vergleich zu den Vorjahren geringen In-         Diagnostik
len Schleswig-Holstein und Mecklenburg-            fektionszahlen im Jahr 2020 (n = 10) sind
Vorpommern nur wenige Erkrankungsfäl-              sicherlich auch auf den eingeschränkten         Nicht-Cholera-Vibrionen lassen sich aus
le mit Nicht-Cholera-Vibrionen angezeigt,          Badebetrieb zurückzuführen; dieser war          Stuhl, Blutkulturen und Wundmaterial von
die in Form wöchentlicher Meldeberich-             durch die Pandemie, die die „coronavirus        Patienten auf Blutagar und selektiv auf
te der Öffentlichkeit zu Verfügung gestellt         disease 2019“ (COVID-19) verursacht hat,        „Thiosulfate-citrate-bile-sucrose“(TCBS)-
werden. Die meisten Infektionen mit 10             bedingt. Von den insgesamt 120 den Lan-         Agar kultivieren. Die im Selektivagar ent-
bzw. 6 gemeldeten Fällen waren während             desmeldestellen gemeldeten bzw. durch           haltene Saccharose erlaubt zusammen
der besonders heißen Sommer der Jahre              eigene Recherchen identifizierten Infektio-      mit pH-Indikatoren eine Diskriminierung
2014 und 2015 zu verzeichnen (. Abb. 3).           nen mit Nicht-Cholera-Vibrionen zwischen        einzelner Vibrio-Spezies anhand der unter-
In den beiden Jahren 2018 und 2019 kam             2003 und 2020 wurden 118 an der Ostsee          schiedlichen Färbungen der gewachsenen
es zu außergewöhnlichen sommerlichen               und 2 Infektionen an der Nordsee erwor-         Kolonien [2]. Die weitere Speziesidentifi-
Hitzewellen (. Abb. 4), während derer den          ben.                                            zierung und Subtypisierung gewonnener
Landesmeldestellen insgesamt 33 Infekti-               Den größten Anteil machten Wundin-          Patientenisolate gelingt mithilfe klassi-
onsfälle gemeldet wurden.                          fektionen aus; seltener waren Ohrinfektio-      scher mikrobiologischer Methoden auf
    Wir führten darüber hinaus in den Jah-         nen, primäre Septikämien oder Gastroen-         biochemischer und immunologischer Ba-
ren 2018 und 2019 gemeinsam mit dem                teritiden (. Abb. 5). Bei den betroffenen        sis oder dem molekulargenetischen Nach-
Robert Koch-Institut, in dem das Spezialla-        Patienten wurde am häufigsten V. vulnifi-        weis spezifischer Genmarker in Echtzeit

880     Der Internist 8 · 2021
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K
Seltene Erkrankungen

                                      2017                                              2018                                              2019

Abb. 4 8 Heißester Tag der deutschen Nord- und Ostseeküste der Jahre 2017 (31.08.), 2018 (04.08.) und 2019 (01.08.). Jeweils
Berechnung des Wochenmittels der Nachttemperaturen. Bild erstellt von Dr. Sena Martins, mit den MODIS-Daten des NASA
Goddard Space Flight Center, bereitgestellt vom Integrated Climate Data Center (ICDC, icdc.cen.uni-hamburg.de) Universität
Hamburg

                                                                                                                  V. vulnificus (41%)
                                           Wundinfektionen (66%)
                                                                                                                  V. cholerae (non O1/O139) (29%)
                                           Ohrinfektionen (19%)
                                                                                                                  V. parahaemolyticus (8%)
                                                                                                                  V. alginolyticus (3%)
                                           Gastroenteritis (6%)
                                                                                                                  V. fluvialis (2%)
                                           Pneumonie (1%)
                                                                                                                  V. navarrensis (1%)
                                           Keine Angabe (1%)
                                                                                                                  Keine Angabe (2%)
   a                                                                     b

Abb. 5 8 Klinische Manifestationen (a) und Speziesverteilung (b) der 120 zwischen 2003 und 2020 bekannten in Deutschland
erworbenen Infektionen mit Nicht-Cholera-Vibrionen, die den Landesmeldestellen gemeldet bzw. durch eigene Recherchen
[9] identifiziert wurden. Bei einem Patienten mit Wundinfektion wurde sowohl V. vulnificus als auch V. parahaemolyticus
nachgewiesen. Zu einem Infektionsfall sind keine klinischen Daten vorhanden, zu 2 Fällen keine Informationen zu der verur-
sachenden Spezies

(„Real-time“-Polymerase-Kettenreaktion,              rasehemmer als Mono- oder Kombinati-                 einen kann eine nicht uneingeschränkt
PCR, [28]). Außerdem verfügen mittler-               onstherapie empfohlen [34, 35].                      wirksame kalkulierte antibiotische Thera-
weile viele Labore über gängige Me-                                                                       pie bei fulminanter Krankheit verhängnis-
thoden zur Untersuchung mithilfe der                 » Die zunehmenden Antibioti-                         voll sein. Zum anderen muss befürchtet
Massenspektrometrie (z. B. Kombination               karesistenzen der Nicht-Cholera-                     werden, dass Nicht-Cholera-Vibrionen als
der matrixassistierten Laser-Desorption-             Vibrionen sind besorgniserregend                     Reservoir für die Übertragung plasmidko-
Ionisierung mit der „Time-of-flight“-Ana-                                                                  dierter Antibiotikaresistenzen fungieren
lyse, MALDI-TOF-MS; [13]).                           Zwar sind Nicht-Cholera-Vibrionen emp-               könnten. Neben der Einleitung einer anti-
                                                     findlich gegenüber den meisten bei                    biotischen Therapie muss bei Wund- und
Therapie                                             gramnegativen Erregern wirksamen Anti-               Weichteilinfektionen immer eine frühzei-
                                                     biotikaklassen. Bei aus Nord- und Ostsee             tige chirurgische Sanierung in Erwägung
Aufgrund der potenziellen Fulminanz einer            stammenden        Nicht-Cholera-Vibrionen            gezogen werden; im fortgeschrittenem
Erkrankung, die durch eine Infektion mit             konnten jedoch bereits vermehrt Re-                  Krankheitsstadium ist eine Amputationen
Nicht-Cholera-Vibrionen ausgelöst wurde,             sistenzen gegenüber Aminoglykosiden,                 häufig unvermeidlich [12].
ist bei entsprechendem Verdacht die frü-             Aminopenicillinen und Streptomycin ge-
hestmögliche Einleitung der kalkulierten             zeigt werden [6]. Zudem wurden einzelne              Prävention
antibiotischen Therapie noch vor der mi-             Isolate mit Carbapenem-hydrolysieren-
krobiologischen Bestätigung der Infekti-             den β-Lactamasen nachgewiesen. Diese                 Da Infektionen mit Nicht-Cholera-Vibrio-
on von entscheidender prognostischer Be-             zunehmenden Antibiotikaresistenzen bei               nen bei immunsupprimierten oder chro-
deutung. Meist werden Cephalosporine                 Nicht-Cholera-Vibrionen sind in mehr-                nisch kranken Menschen besonders häu-
der 3. Generation, Tetrazykline oder Gy-             facher Hinsicht besorgniserregend. Zum               fig mit einem schweren Verlauf einher-

882     Der Internist 8 · 2021
Tab. 2 Zwischen 2003 und 2020 in Deutschland an Infektionen mit Vibrio-Spezies verstorbene Patienten, die den Landesmeldestellen gemeldet bzw.
 durch eigene Recherchen [9] identifiziert wurden
 Jahr     Alter     Geschlecht Vibrio-Spezies       Klinische Manifestation                         Chronische Erkran-         Immunsuppres-
          (Jahre)                                                                                   kung                       sion
 2003     62        Männlich        V. vulnificus   Wundinfektion                                   Ja                         Nein
 2010     62        Weiblich        V. cholerae     Wundinfektion                                   Ja                         Nein
 2010     81        Weiblich        V. vulnificus   Wundinfektion mit Bakteriämie                   Ja                         Nein
 2014     59        Weiblich        V. vulnificus   Wundinfektion                                   Ja                         Nein
 2018     69        Männlich        V. vulnificus   Wundinfektion mit Bakteriämie                   Ja                         Nein
 2018     76        Männlich        V. vulnificus   Wundinfektion                                   Ja                         Nein
 2018     82        Männlich        V. vulnificus   Wundinfektion                                   Ja                         Ja
 2018     77        Männlich        V. vulnificus   Wundinfektion                                   Ja                         Nein
 2018     70        Männlich        V. vulnificus   Wundinfektion mit Bakteriämie                   Ja                         Ja
 2018     63        Männlich        V. vulnificus   Sepsis nach Fischzubereitung und -konsum        Ja                         Ja
 2019     88        Männlich        V. cholerae     Sepsis nach Konsum von Krabben                  Ja                         Ja
 2019     82        Männlich        V. vulnificus   Wundinfektion mit Bakteriämie                   Ja                         Nein
 2019     68        Männlich        V. vulnificus   Sepsis nach Aspiration                          Nein                       Nein
 2019     93        Weiblich        V. vulnificus   Wundinfektion mit Bakteriämie                   Ja                         Ja
 2019     56        Männlich        V. vulnificus   Wundinfektion mit Bakteriämie                   Ja                         Nein

gehen, sollten diese Risikogruppen ange-          öffentlicht. Als zusätzliche Informations-         von Reiserückkehrern muss an Infektionen
halten werden, insbesondere bei Vorlie-           quelle stellt das European Centre for Dis-        mit Nicht-Cholera-Vibrionen gedacht wer-
gen von Hautverletzungen, während hei-            ease Prevention and Control (ECDC) den            den. Dies verdeutlicht der Fall eines 2018
ßer Sommermonate den Kontakt zu salz-             „Vibrio Map Viewer“ zur Verfügung, ei-            im Universitätsklinikum Hamburg-Eppen-
haltigen Gewässern zu meiden. Urlaube             ne online einsehbare interaktive Karte der        dorf behandelten Patienten, der sich auf
an Nord- und Ostsee sind insbesondere             Ostsee, die das jeweils tagesaktuelle Risi-       Mallorca im Rahmen einer Schiffsschrau-
bei Menschen mit chronischen Hauter-              ko für Infektionen mit Vibrionen aus den          benverletzung mit Amputation des Unter-
krankungen wie Psoriasis und atopischer           Oberflächentemperaturen der Ostsee und             schenkels eine Wundinfektion mit V. har-
Dermatitis weit verbreitet; diese sind beim       dem Salzgehalt errechnet [33].                    veyi zugezogen hatte [8]. Um in Zukunft
Vorliegen offener Wunden jedoch einem                                                                tiefergehende Erkenntnisse über Epide-
erhöhten Risiko für Infektionen mit Nicht-        Resümee                                           miologie, Mikrobiologie und klinische Zei-
Cholera-Vibrionen an Nord- und v. a. Ost-                                                           chen von Infektionen mit Nicht-Cholera-
see ausgesetzt. Zur Prävention von Le-            Der Klimawandel wird in den kommen-               Vibrionen zu gewinnen, ist neben einer
bensmittelinfektionen sollten Meerestiere         den Jahren zum deutlichen Anstieg der             zuverlässigen Surveillance dringend auch
nicht roh oder unzureichend gegart ver-           Oberflächentemperaturen von Nord- und              weitere Forschung zu diesen neu aufkom-
zehrt und bei der Zubereitung von Scha-           Ostsee führen, weshalb ein gehäuftes Vor-         menden Pathogenen erforderlich.
lentieren Verletzungen der Haut vermie-           kommen von Nicht-Cholera-Vibrionen zu
den werden. Regelmäßige Umweltunter-              erwarten ist. Darüber hinaus wird der de-             Fazit für die Praxis
suchungen zur sommerlichen Bakterien-             mografische Wandel eine Zunahme vulne-             4    Infektionen mit Nicht-Cholera-Vibrionen
last in Nord- und Ostsee werden zwar              rabler Bevölkerungsgruppen mit sich brin-              können während heißer Sommermonate
durchgeführt, jedoch können in Ermange-           gen. Die Inzidenz humaner Infektionen mit              in Nord- und Ostsee erworben werden.
lung klarer Grenz- oder Maßnahmenwerte            Nicht-Cholera-Vibrionen wird folglich vor-        4    Aufgrund des Klimawandels sowie der Zu-
keine eindeutigen Handlungsempfehlun-             aussichtlich beträchtlich ansteigen. Wäh-              nahme vulnerabler Bevölkerungsgruppen
                                                                                                         ist in Zukunft von einem vermehrten Auf-
gen abgeleitet werden [24].                       rend der warmen Sommermonate muss                      treten von Infektionen mit Nicht-Cholera-
                                                  bei verdächtigem Krankheitsbild stets die              Vibrionen auszugehen.
» Der „Vibrio Map Viewer“                         Möglichkeit einer Infektion mit Nicht-Cho-        4    Risikogruppen wie Menschen mit chroni-
                                                                                                         schen Erkrankungen (insbesondere fort-
errechnet das jeweils tagesaktuelle               lera-Vibrionen in Erwägung gezogen und
                                                  der Kontakt mit salzhaltigem Wasser bzw.               geschrittene Lebererkrankungen und Dia-
Risiko für Infektionen mit Vibrionen                                                                     betes mellitus mit schlechter Stoffwech-
                                                  der Verzehr von möglicherweise unzurei-                seleinstellung) sowie Immunsupprimierte
Die Landesbehörden haben in der Vergan-           chend gegarten Meerestieren erfragt wer-               sollten insbesondere bei Vorliegen von
genheit nach bekannt gewordenen Infek-            den. Aufgrund des Binnentourismus an                   Hautverletzungen während heißer Som-
tionen jeweils sowohl an Ärzte als auch an        Nord- und Ostsee ist eine erhöhte Wach-                mermonate den Kontakt zu Salzwasser
die Bevölkerung gerichtete Informations-          samkeit auch der in anderen Landesteilen               aus Nord- und Ostsee meiden.
                                                                                                    4    Ärzte in ganz Deutschland sollten über
schreiben zur potenziellen Gefahr der In-         praktizierenden Ärzte geboten. Aber auch               Infektionen mit Nicht-Cholera-Vibrionen
fektionen mit Nicht-Cholera-Vibrionen ver-        bei einem entsprechendem Krankheitsbild

                                                                                                                               Der Internist 8 · 2021   883
Seltene Erkrankungen
     und deren potenzielle Fulminanz infor-                 Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der              who.int/iris/bitstream/handle/10665/276405/
     miert sein und Patienten mit verdächtigen              Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/               9789241514972-eng.pdf?ua=1. Zugegriffen: 26.
     Krankheitsbildern (Wundinfektionen, pri-               licenses/by/4.0/deed.de.                                        März 2020
                                                                                                                        19. European Environment Agency (2019) Decadal
     mären Septikämien, Gastroenteritis, Ohr-
                                                                                                                            average sea surface temperature anomaly in
     infektionen) gezielt nach entsprechender                                                                               different European seas. https://www.eea.europa.
     Exposition befragen.                                   Literatur                                                       eu/data-and-maps/figures/decadal-average-
4    Bei begründetem Verdacht auf eine In-                                                                                  sea-surface-temperature. Zugegriffen: 26. März
     fektion mit Nicht-Cholera-Vibrionen sollte              1. Alexander MA, Scott JD, Friedland KD et al (2018)           2020
     unverzüglich mit einer kalkulierten an-                    Projected sea surface temperatures over the 21st        20. IPCC (2018)Globalwarmingof1.5 °C. https://www.
     tibiotischen Therapie begonnen sowie                       century: changes in the mean, variability and               ipcc.ch/sr15/. Zugegriffen: 26. März 2020
     bei Wund- und Weichteilinfektionen ei-                     extremes for large marine ecosystem regions of          21. Leibniz-Institut DSMZ (2021) Genus Vibrio. https://
     ne chirurgische Sanierung in Erwägung                      Northern Oceans. Elementa (Wash D C) 6:9                    lpsn.dsmz.de/genus/vibrio. Zugegriffen: 18. Mai
                                                             2. Baker-Austin C, Oliver JD, Alam M et al (2018) Vibrio       2021
     gezogen werden.
                                                                spp. infections. Nat Rev Dis Primers 4:8                22. Statistisches Amt für Hamburg und Schles-
                                                             3. Baker-Austin C, Trinanes J, Gonzalez-Escalona N             wig-Holstein (2021) Beherbergung im Rei-
                                                                et al (2017) Non-cholera vibrios: the microbial             severkehr in Schleswig-Holstein. https://
    Korrespondenzadresse                                        barometer of climate change. Trends Microbiol               www.statistik-nord.de/zahlen-fakten/handel-
                                                                25:76–84                                                    tourismus-dienstleistungen/tourismus/
Dr. Thomas Theo Brehm                                        4. Baker-Austin C, Trinanes JA, Salmenlinna S et al            dokumentenansicht/product/6304/beherbergung-
I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Sektion                  (2016) Heat wave-associated vibriosis, Sweden               im-reiseverkehr-in-schleswig-holstein-64?
Infektiologie, Universitätsklinikum Hamburg-                    and Finland, 2014. Emerg Infect Dis 22:1216–1220            cHash=e5b8bab6e791dc5c9d95544f1e7eec26.
                                                             5. Baker-Austin C, Trinanes JA, Taylor NGH et al (2013)        Zugegriffen: 18. Mai 2021
Eppendorf
                                                                Emerging Vibrio risk at high latitudes in response      23. Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern
Martinistr. 52, 20246 Hamburg, Deutschland                      to ocean warming. Nature Clim Change 3:73–77                (2020) Übernachtungen nach Reiseregionen 2017.
t.brehm@uke.de                                               6. Bier N, Schwartz K, Guerra B et al (2015) Survey            https://www.tmv.de/uebernachtungen-nach-
                                                                on antimicrobial resistance patterns in Vibrio              reiseregionen/. Zugegriffen: 26. März 2020
                                                                vulnificus and Vibrio cholerae non-O1/non-O139           24. Huehn S, Eichhorn C, Urmersbach S et al (2014)
                                                                in Germany reveals carbapenemase-producing                  Pathogenic vibrios in environmental, seafood and
Danksagung. Die Autoren danken Herrn Dr. Ingo                   Vibrio cholerae in coastal waters. Front Microbiol          clinical sources in Germany. Int J Med Microbiol
Klempien und Jörn Kindler für die Bereitstellung des            6:1179                                                      304:843–850
Fotos der Wundinfektion und Dr. Meike Sena Martins           7. Böer SI, Heinemeyer EA, Luden K et al (2013)            25. Martinez-Urtaza J, Baker-Austin C, Jones JL et al
für die Hilfe beim Erstellen des Manuskriptes.                  Temporal and spatial distribution patterns of               (2013) Spread of Pacific Northwest Vibrio parahae-
                                                                potentially pathogenic Vibrio spp. at recreational          molyticus strain. N Engl J Med 369:1573–1574
Funding. Open Access funding enabled and organi-                beaches of the German north sea. Microb Ecol            26. Martinez-Urtaza J, Trinanes J, Abanto M et al (2018)
zed by Projekt DEAL.                                            65:1052–1067                                                Epidemic dynamics of Vibrio parahaemolyticus
                                                             8. Brehm TT, Berneking L, Rohde H et al (2020) Wound           illness in a hotspot of disease emergence, Galicia,
                                                                infection with Vibrio harveyi following a traumatic         Spain. Emerg Infect Dis 24:852–859
                                                                leg amputation after a motorboat propeller injury       27. Meier HEM, Hordoir R, Andersson HC et al (2012)
Einhaltung ethischer Richtlinien                                in Mallorca, Spain: a case report and review of             Modeling the combined impact of changing
                                                                literature. BMCInfect Dis 20:104                            climate and changing nutrient loads on the
Interessenkonflikt. T.T. Brehm, S. Dupke, G. Hauk,           9. Brehm TT, Berneking L, Sena-Martins M et al (2021)          Baltic Sea environment in an ensemble of
H. Fickenscher, H. Rohde und L. Berneking geben an,             Heatwave-associated Vibrio infections in Germany            transient simulations for 1961–2099. Clim Dyn
dass kein Interessenkonflikt besteht.                            2018 and 2019. Euro Surveill : (im Druck)                   39:2421–2441
                                                            10. Clemens JD, Nair GB, Ahmed T et al (2017) Cholera.      28. Messelhäusser U, Colditz J, Thärigen D et al
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine                 Lancet 390:1539–1549                                        (2010) Detection and differentiation of Vibrio
Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für           11. Dalsgaard A (1998) The occurrence of human                  spp. in seafood and fish samples with cultural
die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort ange-          pathogenic Vibrio spp. and Salmonella in aquacul-           and molecular methods. Int J Food Microbiol
gebenen ethischen Richtlinien. Für Bildmaterial oder            ture. Int J Food Sci Technol 33:127–138                     142:360–364
anderweitige Angaben innerhalb des Manuskripts,             12. Dechet AM, Yu PA, Koram N et al (2008)                  29. Metelmann C, Metelmann B, Gründling M et al
über die Patienten zu identifizieren sind, liegt von             Nonfoodborne Vibrio infections: an important                (2020) Vibrio vulnificus, an increasing threat of
ihnen und/oder ihren gesetzlichen Vertretern eine               cause of morbidity and mortality in the United              sepsis in Germany? Anaesthesist 69:672–678
schriftliche Einwilligung vor.                                  States, 1997–2006. Clin Infect Dis 46:970–976           30. Newton A, Kendall M, Vugia DJ et al (2012)
                                                            13. Dieckmann R, Strauch E, Alter T (2010) Rapid iden-          Increasing rates of vibriosis in the United States,
Open Access. Dieser Artikel wird unter der Creative             tification and characterization of Vibrio species            1996–2010: review of surveillance data from 2
Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz                  using whole-cell MALDI-TOF mass spectrometry.               systems. Clin Infect Dis 5:391–395
veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung,            J Appl Microbiol 109:199–211                            31. Paz S, Bisharat N, Paz E et al (2007) Climate change
Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jegli-           14. Gonzalez-Escalona N, Gavilan RG, Toro M et                  and the emergence of Vibrio vulnificus disease in
chem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die              al (2016) Outbreak of Vibrio parahaemolyticus               Israel. Environ Res 103:390–396
ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsge-             sequence type 120, Peru, 2009. Emerg Infect Dis         32. Pretzer C, Druzhinina IS, Amaro C et al (2017) High
mäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz              22:1235–1237                                                genetic diversity of Vibrio cholerae in the European
beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenom-               15. Gröger M, Maier-Reimer E, Mikolajewicz U et al              lake Neusiedler See is associated with intensive
men wurden.                                                     (2013) NW European shelf under climate warming:             recombination in the reed habitat and the long-
                                                                implications for open ocean—shelf exchange,                 distance transfer of strains. Environ Microbiol
Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges          primary production, and carbon absorption.                  19:328–344
Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten               Biogeosciences 10:3767–3792                             33. Semenza JC, Trinanes J, Lohr W et al (2017)
Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbil-         16. Haines A, Ebi K (2019) The imperative for climate           Environmental suitability of Vibrio infections in
dungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das be-              action to protect health. N Engl J Med 380:263–273          a warming climate: an early warning system.
treffende Material nicht unter der genannten Creative        17. Hoyer J, Engelmann E, Liehr RM et al (1995) Septic          Environ Health Perspect 125:107004
Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung                shock due to Vibrio vulnificus serogroup 04 wound        34. Shane AL, Mody RK, Crump JA et al (2017)
nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für       infection acquired from the Baltic Sea. Eur J Clin          2017 Infectious Diseases Society of America
die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Ma-                Microbiol Infect Dis 14:1016–1018                           clinical practice guidelines for the diagnosis and
terials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers      18. World Health Organization (2018) COP24 special              management of infectious diarrhea. Clin Infect Dis
einzuholen.                                                     report: health and climate change. https://apps.            65:e45–e80

884       Der Internist 8 · 2021
Abstract

35. Sunderkötter C, Becker K, Eckmann C et al (2019)
    S2k-Leitlinie Haut- und Weichgewebeinfektionen-       Non-cholera Vibrio species — currently still rare but growing danger of
    Auszug aus „Kalkulierte parenterale Initialtherapie   infection in the North Sea and the Baltic Sea
    bakterieller Erkrankungen bei Erwachsenen –
    Update 2018“. J Dtsch Dermatol Ges 17:345–371         Background: The abundance of non-cholera Vibrio spp. in the aquatic environment
                                                          shows a positive correlation with water temperatures. Therefore, climate change has
                                                          an important impact on the epidemiology of human infections with these pathogens.
                                                          In recent years large outbreaks have been repeatedly observed during the summer
                                                          months in temperate climate zones.
                                                          Objective: To inform medical professionals about the potentially life-threatening
                                                          diseases caused by non-cholera Vibrio spp.
                                                          Material and methods: Review of the current literature on infections with non-cholera
                                                          Vibrio spp. in general and on the epidemiological situation in Germany in particular.
                                                          Results: Non-cholera Vibrio spp. predominantly cause wound and ear infections
                                                          after contact with contaminated seawater and gastroenteritis after consumption of
                                                          undercooked seafood. As there have not been mandatory notification systems for these
                                                          pathogens in Germany up to March 2020, a high number of unreported cases must be
                                                          assumed. Immunosuppressed and chronically ill patients have a much higher risk for
                                                          severe courses of diseases. If an infection with non-cholera Vibrio spp. is suspected
                                                          anti-infective treatment should be promptly initiated and surgical cleansing is often
                                                          necessary for wound and soft tissue infections.
                                                          Conclusion: Due to the ongoing global warming an increased incidence of human
                                                          infections with non-cholera Vibrio spp. must be expected in the future. Medical
                                                          professionals should be aware of these bacterial pathogens and the potentially life-
                                                          threatening infections in order to enable timely diagnostics and treatment.

                                                          Keywords
                                                          Germany · Climate change · Seawater · Waterborne diseases · Wound infection

                                                                                                                               Der Internist 8 · 2021   885
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