NPO ALS AUFTRAGNEHMER DER ÖFFENTLICHEN HAND - Selbstbewusste Rolle im Controlling - BDO
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NPO-LETTER 1/2019 NPO ALS AUFTRAGNEHMER DER ÖFFENTLICHEN HAND Selbstbewusste Rolle im Controlling Prüfung | Treuhand | Steuern | Beratung
2 NPO-LETTER 1/2019 Viele Non-Profit-Organisationen In der Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand stellen sich immer wieder Fragen zum Themenkreis Führung und Controlling: ▶ Wie weit ist der Auftrag der NPO gefasst? erbringen ihre Aufgaben im Auftrag ▶ Welche Kennzahlen und Informationen muss die NPO an die öffent- liche Hand liefern? der öffentlichen Hand: Sei es die re- ▶ Nehmen VertreterInnen der öffentlichen Hand im Führungsgre- mium (z.B. Vereinsvorstand, Stiftungsrat, Verwaltungsrat) Einsitz? gionale Spitex, welche Pflegeleistun- Bleiben diese Fragen ungeklärt, können Spannungen entstehen, wenn einerseits politische Entscheidungsträger den Eindruck haben, gen erbringt, das Altersheim, welches dass ihnen Informationen vorenthalten werden oder andererseits die NPO-Führung sich an mangelndem Spielraum und übermässiger Kontrolle stört. Die Anforderungen an das Controlling sind durch die die Altersbetreuung im Auftrag der unterschiedlichen Auftraggeber auf den staatlichen Ebenen (Bund- Kantone-Gemeinden) unterschiedlich stark vordefiniert. Dement- Gemeinde übernimmt, das Spital, sprechend variiert auch der Spielraum in dem die NPO den Prozess aktiv mitgestalten kann. welches als gemeinnützige Aktienge- Warum sollten Controlling-Instrumente sellschaft die kantonale Gesundheits- definiert werden? Aus Sicht der NPO helfen klar definierte Controlling-Instrumente versorgung sicherstellt oder aber der dabei, den Auftrag und die gegenseitigen Erwartungen abzustecken. In der Regel ist es der Wunsch der Organisation, möglichst autonom zu agieren. Häufige - insbesondere unvorhersehbare - politische Energieversorger, welcher regional die Interventionen werden in diesem Zusammenhang als hinderlich wahrgenommen: Die Organisation muss reagieren statt selbstbe- Versorgungssicherheit garantiert. stimmt agieren. So kann etwa eine Anfrage von BürgerInnen un- versehens im Gemeinderat eine Diskussion über die angemessenen Kosten im Altersheim auslösen. Der Gemeinderat möchte Klarheit und plötzlich sieht sich der Heimvorstand mitten in der turbulenten Jahresabschluss-Zeit mit einer Anfrage zu den Details seiner Kosten- rechnung konfrontiert. Die Informationen müssen zusammengesucht und übersichtlich dargestellt werden. Nun gilt zu klären, welche Informationen «intern» sind und welche an das politische Aufsichts- organ weitergeleitet werden sollen. Die gegenseitigen Erwartungen an das Controlling sollten frühzeitig geklärt werden
3 NPO-LETTER 1/2019 Unverhoffte Anfragen dieser Art - wie auch die damit verbundenen Die Eignervertreter bzw. Auftraggeber haben eine zentrale Rolle, da Diskussionen - können vermindert werden, indem proaktiv definiert sie die grundlegende politische Marschrichtung beim Erarbeiten der wird, welche Controlling-Informationen zu welchem Zeitpunkt an Eignerstrategie definieren. Allerdings kann der Impuls für die Erar- welches Gremium übermittelt werden. Hier bestehen für die NPO beitung einer Eignerstrategie durchaus auch von der NPO kommen; grosse Potenziale, das Controlling mitzugestalten. Wir empfehlen, insbesondere die Frage nach dem «Grundauftrag» der Organisation das Thema vorausschauend auf die Agenda zu setzen und auch den ist aus Sicht der NPO sehr relevant (z.B. die Frage, ob die Spitex «nur» erwünschten Umfang des Reportings gemeinsam mit dem politischen Pflegeaufgaben oder auch Betreuungsaufgaben erbringen soll oder ob Steuerungsorgan zu definieren. der Tageselternverein neben der Betreuungsarbeit auch Integrations- aufgaben wahrnehmen soll). Auf Grundlage Zu beachten ist hier allerdings, dass unter Umständen der Control- der Eignerstrategie kann eine Leistungsver- «Eine klare Definition ling-Prozess durch die öffentliche Hand bereits stark vordefiniert ist einbarung ausgearbeitet werden, welche des Leistungsauftrags (etwa bei NPOs, welche durch den Bund beauftragt und beaufsichtigt den konkreten Leistungsumfang (z.B. Anzahl werden). In dieser Konstellation gilt es ein besonderes Augenmerk Pflegeplätze, Öffnungszeiten und Preispo- erleichtert die darauf zu legen, die internen Prozesse bei der NPO für die Daten- litik eines Museums) sowie die zu entrich- Ausgestaltung des aufbereitung und Berichterstattung auf die Anforderungen des tenden Tarife oder Beiträge der öffentlichen Controllings.» Steuerungsorgans abzustimmen. Welche Daten müssen in welcher Hand definiert. Eine Leistungsvereinbarung Qualität, wann geliefert werden? Auch diese Abstimmung sollte sollte idealerweise durch die Vertreter des Gemeinwesens und durch rechtzeitig erfolgen und durch die NPO aktiv gesucht werden. die ausgelagerte Organisation gemeinsam ausgearbeitet werden. Erst wenn die Vorgaben für eine ausgelagerte Organisation klar definiert wurden, macht es Sinn, die eigentlichen Controlling-Themen zu disku- Wie sollte der Prozess zur Definition des Controllings tieren. verlaufen? Den Ausgangspunkt für alle Controlling-Themen stellt die Eigner- strategie dar; sie enthält die politischen, wirtschaftlichen, sozialen Welche Controlling-Instrumente können eingesetzt sowie evtl. auch ökologischen Ziele, welche die ausgelagerte Einheit werden? respektive die Auftragnehmerin bei ihrem Handeln beachten muss. Grundsätzlich ist zwischen dem strategischen und operativen Control- Somit können beispielsweise für den Spitexverein oder das Alters- ling zu unterscheiden. Für das Controlling einer ausgelagerten Einheit heim verbindliche Rahmenbedingungen gesetzt werden. durch die öffentliche Hand ist insbesondere das strategische Control- ling relevant; das operative Controlling ist grundsätzlich eine interne Die Eignerstrategie ist keine akademische Übung, sondern bereits in Aufgabe innerhalb der ausgelagerten Organisation und erfolgt durch diesem Stadium müssen sehr konkrete Fragen beantwortet werden: die Geschäftsführung, nicht durch das politische Steuerungsorgan. ▶ Wie breit ist der gesellschaftliche Auftrag der Organisation? Gegebenenfalls müssen die Zahlen aus dem operativen Controlling an ▶ Welche grundlegenden Ziele zur Wirtschaftlichkeit/Kostendeckung das politische Steuerungsorgan weitergeleitet werden (dies ist häufig bestehen? bei vom Bund beauftragten Organisationen der Fall). ▶ Dürfen Quersubventionierungen zwischen einzelnen Bereichen erfolgen? Auf der strategischen Ebene ist die Frage zu beantworten, ob das Handeln der ausgelagerten Einheit mit der definierten Eignerstrategie übereinstimmt. So wurde beispielsweise im Rahmen einer Eigner- strategie für die Spitex definiert, dass neben den reinen Pflegetätig- keiten auch hauswirtschaftliche Leistungen erbracht werden oder dass ein Museum sich «Im strategischen mit regionalen Bildungseinrichtungen ver- Controlling wird über- netzen soll. Durch strategisches Controlling wacht, ob die Ziele der soll also das kurz- bis mittelfristige Handeln der Organisation in Einklang mit den lang- Eignerstrategie umge- fristigen Zielen des Gemeinwesens gebracht setzt werden.» werden. Ebenso stellt sich auf der strategi- schen Ebene die Frage, ob die ausgelagerte Einheit grundsätzlich die Leistungen erbringt, welche in der Leistungsvereinbarung definiert wurden: Werden die vereinbarten Pflegeplätze zu marktkonformen Tarifen angeboten, entsprechen die definierten Leistungsstunden bei der ambulanten Pflege dem Benchmark? Dieses «Controlling der Leistungsvereinbarung» ist mit dem Grundgedanken einer Ausla- gerung vereinbar und überlässt der Organisation den notwendigen Von den Zielen zum Controlling Spielraum für eine autonome Aufgabenerfüllung.
4 NPO-LETTER 1/2019 Wurden zusätzlich noch qualitative Ziele definiert (z.B. Erschlies- sung neuer Bereiche, Ausbildung von Lernenden, aktive Suche nach strategischen Partnerschaften), so erfolgt die Berichterstattung in Textform. Auch die qualitative Berichterstattung kann in ein Füh- OPERATIVES STRATEGISCHES ATEGIS rungscockpit integriert werden. CONTROLLING CONTROLLING Betriebswirtschaftliche Umsetzung der Eignerstra- Kennzahlen: tegie nach qualitativen und Umsätze, quantitativen Variablen: Jahresabschlüsse, Wurden politische, wirtschaft- Quoten, Kosten liche, soziale und ökologi- sche Ziele erreicht? Operatives und Strategisches Controlling Demgegenüber fällt die (häufig aufgeworfene) Frage, ob die Leistun- gen kostengünstig erbracht werden in den Bereich des operativen Controllings: Im operativen Controlling werden betriebswirtschaft- liche Kennzahlen ausgewertet. Diese sind nicht in jedem Fall Teil der Informationen für das politische Steuerungsorgan; insbesondere auf Qualitative Controlling-Informationen können in Berichtsform dargestellt werden Stufe Gemeinde ist ein operatives Controlling durch die Gemeinde nicht mit dem Grundgedanken der Auslagerung respektive Beauftra- Ein empfehlenswertes Instrument, insbesondere beim Controlling gung vergleichbar. Ziel der Gemeinde ist in der Regel, die Aufgaben- qualitativer und strategischer Ziele, ist das Controlling-Gespräch. Die erfüllung und damit eben auch die Verantwortung für den operativen ausgelagerte Organisation informiert periodisch über den aktuellen Betrieb auszulagern, welche durch die Geschäftsleitung der betrof- Stand der strategischen Ziele, weist auf allfällige Stolpersteine hin fenen Organisation wahrzunehmen ist. Aus Sicht der NPO sollte in und zeigt die zukünftigen Schritte auf. Das Controlling-Gespräch soll- diesem Fall also der Fokus auf ein strategisches Controlling gelenkt te anhand konkreter Ziele und Themen strukturiert sein, gleichzeitig werden, welches die wesentlichen Elemente der Eignerstrategie und aber Raum für eine offene Diskussion bieten, um so den Austausch der Leistungsvereinbarung umfasst, aber die operativen, betriebswirt- zwischen VertreterInnen des Gemeinwesens und Geschäftsleitung schaftlichen Kennzahlen nicht ins Zentrum stellt. zu fördern. Ein praktischer Leitfaden für das Controlling-Gespräch ist eine hilfreiche Grundlage für die Gesprächsführung. Demgegenüber umfassen die Anforderungen vieler Kantone sowie insbesondere die Anforderungen des Bundes an beauftragte NPO häufig auch das operative Controlling. Wenn dies der Fall ist, muss das Augenmerk der Organisation auf eine möglichst effiziente Daten- erhebung und die Gewährleistung einer konstanten, hohen Daten- qualität liegen. Damit werden die Prozesse für Kostenrechnung sowie die intern eingesetzten Tools zum entscheidenden Treiber für einen wirtschaftlichen und verlässlichen Controlling-Prozess. Bei den Controlling-Instrumenten ist zwischen qualitativer und quan- titativer Berichterstattung zu unterscheiden. Wurden quantitative Indikatoren definiert (z.B. Tarife, Quoten, Limiten, etc.), so können diese in Form eines Cockpits dargestellt werden. Im Controlling-Gespräch informiert die NPO über die wichtigsten Entwicklungen und Herausforderungen Eine wiederkehrende Frage ist, ob eine Vertretung der öffentlichen Hand im Führungsgremium der Organisation (z.B. Vereinsvorstand, Stiftungsrat, Verwaltungsrat) Einsitz nehmen sollen. Aus Sicht des Gemeinwesens wird die Einsitznahme häufig als wichtiges Instrument für eine Einflussnahme bei der Organisation betrachtet. Allerdings Ein Controlling-Cockpit zeigt die wesentlichen Informationen auf einen Blick zeigt die Erfahrung, dass gerade in dieser Konstellation die Trennung
5 NPO-LETTER 1/2019 zwischen dem strategischen und operativen Controlling schwierig Auswahl und Ausgestaltung der Rechtsform: Soll das ist: Die Kantonsvertreterin ist so beispielsweise einerseits Mitglied Alters- und Pflegheim als Aktiengesellschaft, Stiftung, Ver- des Führungsgremiums und trägt damit auch die Oberverantwor- ein, Genossenschaft oder nach einer allfällig vorhandenen tung für die Ausgestaltung des operativen Spezialrechtsform (Anstalt, Zweckverband, etc.) organi- «Eine Vertretung der Controllings. Andererseits hat sie die Rolle siert werden? Wie soll die Kompetenzverteilung innerhalb Auftraggeberin im der Auftraggeberin und ist in dieser Rolle der Organisation gestaltet werden? nur für die Sicherstellung des strategischen Führungsgremium Controllings verantwortlich. Aus diesem Definition Eignerstrategie: Was sind die grundlegenden der NPO ist nicht Grund empfiehlt es sich in der Regel, eine Ziele der Gemeinde im Bereich Alterswohnen? Welche notwendig, um die Vermischung der Rollen zu vermeiden; die Rolle spielen die regional verfügbaren Pflegeplätze für Rekrutierung der Mitglieder des strategi- die gemeindeeigene Planung? Welche demografischen Interessen der Auftrag- schen Führungsgremiums kann dann strikt Entwicklungen sind zu erwarten und wie wirken sich diese geberin zu wahren.» nach Fachkenntnissen, Branchenwissen, konkret aus? vorhandenem Netzwerk, etc. erfolgen und das Controlling erfolgt durch die oben erwähnten Instrumente wie Leistungsvereinbarung: Wie spezifisch sind die Vorgaben etwa Reportings, Controlling-Gespräche, etc. bzgl. der Heimtarife in der Leistungsvereinbarung? Wird eine Defizitgarantie gesprochen? In welchem Rhythmus wird die Leistungsvereinbarung neu ausgehandelt? Wie Wie kann ein externer Partner die Organisation erfolgt die Abstimmung zwischen dem Budgetprozess der unterstützen? Gemeinde und dem internen Budgetprozess der NPO? Im Lebenszyklus von der Gründung einer Organisation für die Aus- lagerung von Aufgaben des Gemeinwesens bis hin zum operativen, Organisationsstrategie: Wie ist der Prozess für die betriebswirtschaftlichen Controlling bestehen erfahrungsgemäss Ausarbeitung der Organisationsstrategie? Wie wird die einige «Schlüsselmomente», deren professionelle Bewältigung einen Abstimmung mit der übergeordneten Eignerstrategie nachhaltigen Einfluss auf die Zukunft der Organisation hat. Eine sichergestellt? Auswahl konkreter Fragen aus unserer Praxis soll einen Einblick in die zu berücksichtigenden Themen geben. Kosten- und Leistungsrechnung: Welche gesetzlichen Vorgaben oder Verbandsrichtlinien für die Kostenrechnung bestehen? Welcher Detaillierungsgrad soll für die interne Kostenrechnung gewählt werden? BDO hat langjährige Branchenerfahrung bei der Erarbeitung und Umsetzung von Controlling-Konzepten und einzelnen Control- ling-Instrumenten. Gerne begleiten wir Sie in Ihrem Prozess als Coach oder Experte.
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