Opiattherapie bei chronischen Schmerzen Do's and Don'ts - Klinik Hirslanden

 
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Opiattherapie bei chronischen Schmerzen Do's and Don'ts - Klinik Hirslanden
Opiattherapie bei chronischen Schmerzen

              Do‘s and Don‘ts

   Wirbelsäulen-und-Schmerz-Clinic-Zürich
   Klinik Hirslanden

   Konsiliarärztin Onkoplus-Pallcare ZH

                                            VZI 2018
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Fälle – Aktuelle Opioiddosierung

   Fall 1: 4 x 20 Tropfen Tramal und 4 x 1 Tbl Co-dafalgan

   Fall 2: 150 mcg/h Durogesic alle 3 Tage

   Fall 3: Methadon 3 x 10 mg, Durogesic 125 mcg/h, Oxynorm 3 x 1 ml

   Fall 4: 6 x 20 mg Morphin s.c.

   Fall 5: Targin 20/10 mg 0-0-1
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Opioide

   Hochpotente    Schmerztherapie     durch   Aktivierung   der    mu-
    Rezeptoren im RM und Hirn

   „Wonderful for palliative care and acute pain“, but for long term
    treatment, the body develops tolerance, they almost never work
    in chronic pain“; Opioid Toleranz: Hohe Opioiddosen triggern
    Gliazellen zur Ausschüttung von Cytokinen, die Schmerzen per
    se auslösen. Nature Vol 535, 2016

   All chronic pain starts as acute pain, treat acute pain well!
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Nebenwirkungen
                            akut   chronisch

Atemdepression / Sedation    +        ø
Obstipation                  (+)      +
Nausea / Erbrechen           +       (+)
Mundtrockenheit              (+)      +
Toleranzentwicklung          ø        + (?)
Immunsuppression              ?       + (?)
Hypogonadismus               ø        + (?)
Hyperalgesie                  ?       ?
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Das Monster in der Ampulle              Tages Anzeiger 8.7.2015

Eine Frau wird schwer süchtig nach einem Medikament
(Pethidin). Statt ihr beim Ausstieg zu helfen, verschreiben die
Ärzte das Mittel immer weiter.

Monster können ganz harmlos daherkommen. Manchmal
tragen sie weisse Kittel und sprechen einfühlsame Worte. Es
sind Pillen und Pulver, die Stress und Schmerzen in Wohl-
gefallen auflösen. Niemand fürchtet sie, denn Medikamente
werden von Ärzten verschrieben, und Ärzte wissen, was sie
tun. Sollte man meinen. Aber das ist nicht immer der Fall.

Es sei schleichend gekommen, sagt Jelena Reichen, so dass sie
ihre Verwandlung in einen hilflosen Junkie gar nicht bemerkte.
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USA: Opioidproblematik der Bevölkerung
                      NZZ vom 9.1.2016

• „Oxys“ Konsumenten steigern teilweise Umsteigen auf Heroin (billiger)
  um
• „Oxys ist überall vorhanden“, zermalmt wurde es geschupft – „Flush“
• „Man genoss die Euphorie......“
• Doctor shopping: einfach an Rezepte zu kommen
• Center of Disease Control and Prevention schlug Alarm: Schmerzkliniken
  wurden geschlossen. Ärzten, die dies freizügig verschrieben, wurde die
  Bewilligung entzogen...
• Firma veränderte Struktur der Tablette zu einer gelartigen Form

                                                                     6
Opiattherapie bei chronischen Schmerzen Do's and Don'ts - Klinik Hirslanden
USA: Opioidproblematik der Bevölkerung

White House Establishes New Opioid Commission March 2017
Physicians have played an outsized role in creating the opioid
crisis. In March 29 2017 in JAMA Psychiatry, Dr Madras notes, that
prescription opioid sales has risen 300% in the past 20 years, with
more than half written for chronic pain.
"This shift in practice norms created a risk for diversion, use
disorder and overdose deaths. It was fuelled by acceptance of low-
quality evidence that opioids are an effective, relatively benign
remedy for managing chronic pain.

                                                                7
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Weltweiter Opioidverbrauch (2010-2012)
     Die Schweiz zählt zu den 10 Ländern mit dem höchsten
                        Opioidverbrauch

                                                                                             Verbrauch in S-DDD*
USA: Opioidproblematik
•   Alte Lehrmeinung:
    Opioide sind nicht gefährlich und machen nicht abhängig. Opioide
    müssen soweit gesteigert werden, bis der Schmerz behandelt ist. It is a
    human right of pain relief, das schmerzfreie Spital......

•   Neue Lehrmeinung:
    Opioide sind sehr gefährlich und können leicht zur Abhängigkeit führen

Opioid-Todesfälle ist ein US-amerikanisches Problem? – Keine solchen
Daten von Europa (Hauser, Pain Manag 2016 6(3): 249-263)

                         Doch besteht ein Opioidproblem
                         auch in der Schweiz?

                                                                         9
Entwicklung des Opioidverbrauchs in der Schweiz
                     seit 1965
Morphin-Äquivalenz (mg/Kopf)

                                                                                                      Schweiz
                                                                                                        395
                                                                                                       2012

                                                                                               Jahr

  https://ppsg.medicine.wisc.edu/chart auf der Grundlage von Daten des International Narcotics Control Board    10
Anstieg Opioid-Verbrauch

   Vor 25 Jahren Indikation auf nicht Tumorschmerzen
    ausgedehnt

   Schmerzfreiheit als Menschenrecht (ich zahle und habe das
    Recht...)

   Schmerzfreiheit als ärztliche Pflicht („doctor rating“)

   Kein Problem, wenn Dosis-Anstieg

   Keine oder minimale Sucht möglich

   Keine Evidenz für Nachteile

   Pharma-Industrie: overpromoted (Ärzte und Bevölkerung)

   Fehlende Patientenedukation

   Unkontrollierte postoperative Schmerzen, nach Entlassung kein
    Ausschleichen; weitere Dosiseskalation
Konsequenzen der Hochdosis Therapie Opioide

  Erhöhtes Mortalitätsrisiko
  Ungenügende Wirkung
  Zunehmende Bedenken von ungünstigen Langzeit-
   NW (Endokrin, Hyperalgesie...)

  Dosis kann nicht reduziert werden
  Unmotivierte Patienten, etwas daran zu ändern (alles
   andere nützt nichts)

  Es gibt keine „Stufe 4“
In der Schweiz wird jeder 5. Schmerzpatient unter
medikamentöser Therapie mit einem Opioid behandelt

 Therapie für Patienten mit nicht-tumorbedingten
                                                                                          Medikamentöse Therapie
                    Schmerzen

                                                                                                         Andere
                                                  Keine Antwort
                                                                                                         COX-2-Inhibitor
                                                   Abgesetzt
                                                                                                          Paracetamol
                                             Keine medikamentöse Therapie

                                                Medikamentöse Therapie                                    Opioid

                                                                                                          NSAID

 In der Schweiz werden über 123'000 Patienten mit chronischen
            Schmerzen mit einem Opioid behandelt
  H. Breivik et al. Survey of chronic pain in Europe: Prevalence, impact on daily life, and treatment.
                               European Journal of Pain 10 (2006) 287–333                                      13
Beweggründe von Patienten bei Beginn einer Therapie
    mit opioidhaltigen Schmerzmitteln und nach Diagnose
                  einer Abhängigkeit (Sucht)
Patienten    Erstmalige Anwendung            gegebene            Aktuelle Situation (durchschnittlich 4 Jahre nach
                 eines Opioids               Antworten                der ersten Anwendung eines Opioids)

                                                       81

                                                                     73,8          71
             70,3

                                                                                                51,2

                                                                                                              35,7
                          29,7

                Zur      Um „high“                Zur Schmerz-   Um „high“       Um mehr    Gegen Angst- Um besser
            Schmerz-     zu werden                 linderung     zu werden       Energie zu zustände     schlafen zu
            linderung                                                              haben                   können
     Barth KS et al. Pain and Motives for Use among Non‐Treatment Seeking Individuals with Prescription
                                  Opioid Dependence. Am J Addict 2013; 22: 486–491
65 jähriger Patient

• Oxynorm: „er brauche es, damit er am Morgen
  starten könne, sonst würde er gar nicht aufstehen,
  es treibe ihn an, er könne nur so seine Aufgaben
  anpacken...........“
Diagnose eines „Abhängigkeitssyndroms“
      auf der Grundlage des ICD-10
    Klassifizierungssystems der WHO
              Mindestens 3 Kriterien in den letzten 12 Monaten:
•     Starker Wunsch oder eine Art Zwang, das Suchtmittel zu konsumieren
•     Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Konsums des Suchtmittels
•     Körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung
•     Nachweis einer Toleranz
•     Fortschreitende Vernachlässigung anderer Interessen und Vergnügen
•     Anhaltender Substanzgebrauch trotz des Nachweises eindeutiger
      schädlicher Folgen

                ICD = International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems
    Weltgesundheitsorganisation ICD-10 Classifications of Mental and Behavioural Disorder: Clinical Descriptions and
                                              Diagnostic Guidelines, 1992.
Warnsignale bei opioidabhängigen Patienten

 •    Schwierigkeiten in der Familie/am Arbeitsplatz
 •    Terminversäumnisse
 •    Verschreibung durch verschiedene Ärzte                                        Ca. 10 % der Opioid-Patienten:
 •    Verlieren von Rezepten                                                        Risiko zur Abhängigkeit

 •    Abnahme der schmerzstillenden Wirkung
 •    Aggressives Verhalten
 •    Eigenständige Dosiserhöhung
 •    Bevorzugung von kurzwirksamen Opioiden
 •    Positiver Urintest auf andere Substanzen
 •    Häufiger Ärztewechsel

  Ballantyne, JC.Assessing the prevalence of opioid misuse, abuse, and addiction in chronic pain. Pain 2015;156: 567–568
   ASAM facts and figures 2015 | Fischbain DA et al. What percentage of chronic nonmalignant pain patients exposed to
chronic opioid analgesic therapy develop abuse/addiction and/or abberrant drug-related behaviors? A structured evidence-
                                          based review. Pain Med 2008; 9:444-59
Empfehlungen für Patienten mit mittlerem bis
                    hohem Risiko

• Häufige und strenge Überwachung
• Psychologische oder psychiatrische Unterstützung vor
  oder parallel zur Opioidbehandlung
• Begrenzte Verschreibungsmengen (und/oder überwachte
  Abgabe)
• Regelmässige Urintests (auf Opioide und andere
  Substanzen)
• Bevorzugte Verordnung von Rezepturen mit geringerem
  Abhängigkeitspotenzial
• TTS Verschreibung

Chou R. et al. Clinical Guidelines for the Use of Chronic Opioid Therapy in Chronic Noncancer Pain. J Pain. 2009 February ;
                                       10(2): 113–130. doi:10.1016/j.jpain.2008.10.008
Meine Erfahrung
CAVE kurzwirksame Formen, parenterale Opioide
verboten
Cave psychiatrische Komorbidität
Eindeutige Empfehlung der restriktiveren
Verschreibung; obere Dosisgrenze
Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle

 Zaldiar - Umstellung auf Tramal retard nicht möglich
 Tramal Tropfen; Co-.........
 Valoron Tropfen, Oxynorm, Effentora, Oxycontin (!)
 Pethidin, Morphin parenteral
Fallbeispiel Opioide: Dont‘s

   38 Jährige Patientin, 3 Kinder, erfolgreiches Ehepaar,
    Februar 2013 in den Skischuhen, stehend ausgerutscht,
    Humerusfraktur links mit Osteosynthese.
   Seit der Operation stärkste Schulterschmerzen links.
   OSME, Rehabilitation in Davos, in Bad-Ragaz, 2 akut
    Spitäler abgebrochen wegen stärksten Schmerzen.
   Efexor 300 mg, Lyrica 600 mg, 3 x 30/15 mg Targin,
    Methadon 20 mg
   und Effentora bis 8 x 400mcg-600mcg!!
Mögliche Therapieoptionen für Patienten mit
Abhängigkeit von verschreibungspflichtigen Opioiden

              Patienten unter Behandlung mit
     verschreibungspflichtigen Opioiden mit auffälligem
                  Abhängigkeitsverhalten

  Abdosieren/schrittweise         Opioid-         Substitution
                                                 Methadon, Morphin,
Reduzierung der Dosis/Entzug      Rotation         Buprenorphin
Die Reduktion/schrittweise Reduzierung der Dosis ist mit einer
              hoher Rückfallquote verbunden

                       Schrittweise Reduktion der Opioiddosis
 - Vermeidung einer Entzugssymptomatik durch schrittweise Reduktion
   auf niedrigere Dosen
 - Möglicherweise kann sich eine Begleittherapie als hilfreich erweisen
   (z. B. die Gabe von Clonidin)

Smyth BP et al. Lapse and relapse following inpatient treatment of opiate dependence. Ir Med J. 2010 Jun;103(6):176-9
Davoli M. et al. Risk of fatal overdose during and after specialist drug treatment: the VEdeTTE study, a national multi-site
                                          prospective cohort study. Addiction 2007
Rotation: Buprenorphin hat eine starke analgetische
                                                      Wirkung*
                                  *Subutex® ist nicht für die Schmerztherapie zugelassen
                                                                                                                        100

                                                                                                      75
Analgetische Äquivalenz

                                                                  7,5            Bis zu 12
                                 1               2

                               Morphin      Oxycodon       Hydromorphon Methadon                Buprenorphin         Fentanyl
                                                                                                                     Nach Ripamonti C.I. et (ESMO-
                                                                                                                         Leitlinien von 2011)
              Pergolizzi J. et al: Current knowledge of buprenorphine and its unique pharmacological profile. Pain
                                                  Practice Review (2010) 428-450
               Ripamonti C.I. Management of cancer pain: ESMO Clinical Practice Guidelines. Annals of Oncology
                                                22 (Supplement 6): vi69–vi77, 2011
Buprenorphin hat einen Ceiling-Effekt auf die
                     Atemdepression
                                                                              Voll-Agonist
                                                                               (Morphin)
         Effekt auf respiratorische Depression

                                                 Respiratorische
                                                   Depression

                                                                         Partial-Agonist
                                                                         (Buprenorphin)

                                                                   Antagonist (Naloxon)

                                                                                             Dosis

Pergolizzi J. et al. Pain Practice, Volume 10, Issue 5, 2010 428–450
Dahan A. et al. British Journal of Anaesthesia 96 (5): 627–32 (2006)
Empfehlungen zur Induktion unter Subutex®

              Wartefrist bis zur
                                                                                              32 mg
               ersten Dosis
                                                  Anfangsphase          Erhaltungsphase
            Auftreten von
                                                Anfangsdosis 2 mg.    16 mg besetzen bis zu
              objektiven
                                                 Weitere 2 mg am            95 % der
          Entzugssymptomen
                                                   selben Tag im        Opioidrezeptoren
                                                    Bedarfsfall.
                                     Kurz        Tag 2: 4 bis 8 mg.                           16 mg
                                   wirkende
                                   Opioide
                                   (4- bis 6-
         Lang
                                   stündige
      wirkende
                                   Wirkung)
       Opioide
      (8- bis 24-
       stündige
      Wirkung)

Johnson RE et al. Drug Alcohol Depend 2003; 70: 59–77.
 Nielsen S et al. J Subst Abuse Treat 2012; 43: 285-290.
                      SmPC Subutex®
LONTS-Leitlinien zur Verschreibung von Opioide
• Es sollten bevorzugt Präparate mit retardierter Galenik
• Eine Dosis von > 120 mg/Tag orales Morphinäquivalent soll nur in
  Ausnahmefällen überschritten werden.
• Dosis auf > 120 mg/Tag orales Morphinäquivalent: mögliche
  missbräuchliche Verwendung der rezeptierten Medikamente zu
  überprüfen.
• Bei einer Langzeittherapie mit Opioiden soll in regelmässigen
  Abständen überprüft werden, ob die Therapieziele weiter erreicht
  werden und ob es Hinweise für Nebenwirkungen (z. B. Libidoverlust,
  psychische Veränderungen wie Interesseverlust,
  Merkfähigkeitsstörungen sowie Sturzereignisse) oder für einen
  Fehlgebrauch der rezeptierten Medikamente gibt.

 Empfehlungen der S3 - Leitlinie „Langzeitanwendung von Opioiden bei nicht tumorbedingten Schmerzen - "LONTS"“
                                   aktueller Stand: 09/2014, Überarbeitung 01/2015
LONTS-Leitlinien
• Bei Hinweisen für Fehlgebrauch oder Missbrauch opioidhaltiger
  Analgetika sollen Massnahmen eingeleitet werden, welche die
  Therapietreue wiederherstellen (z. B. Urin- oder Bluttests oder
  Einnahme oder Applikation der Medikation unter Aufsicht). Falls diese
  Massnahmen nicht erfolgreich sind, soll eine Mitbehandlung durch
  Suchtspezialisten eingeleitet werden
• Wenn der Patient opioidassoziierte psychische Auffälligkeiten zeigt,
  bestehen folgende Optionen:
   - Reduktion der Opioiddosis oder schrittweise Beendigung der
     Therapie mit opioidhaltigen Analgetika
   - Opioidwechsel

 Empfehlungen der S3 - Leitlinie „Langzeitanwendung von Opioiden bei nicht tumorbedingten Schmerzen - "LONTS"“
                                   aktueller Stand: 09/2014, Überarbeitung 01/2015                             27
No Increases in Pain Seen With Opioid Dose
                    Reductions

 60 Pat. „Reduktionsgruppe“ und 49 Pat. Kontrollgruppe
 Reduktionsgruppe: über 200 mg Morphin äquivalent, Durchschnitt
   508mg, über 12 Monate um 40% Reduktion.

 „functional pain score“ und Funktionalität änderte sich nicht in
   beiden Gruppen und waren etwa gleich.

 Kommentare: wenn die Dosis reduziert werden kann, dann gibt es
   nur Gewinner (v.a. auch psychosozial)

American Academy of Pain Medicine (AAPM) 30th Annual Meeting. Abstract 165. Presented March 8, 2014
Grundsätze der Behandlung mit Opioiden
       Nicht malige Schmerzen

 Starke Schmerzmittel: Zuverlässigkeit –
  Kommunikation – sorgfältige Aufklärung
  (Autofahren, Reisen, Abhängigkeit..)

 Schwache Opioide vor starken Opioiden

 Obere Dosisgrenze! Opioidrotation in tiefen Dosen

 Behandlungsziel:

   1. Aktivität 2. Schmerzreduktion
Grundsätze der Behandlung mit Opioiden
   Patientenauswahl (KI Kopfschmerz, generalisierte Schmerzen)

   Wann, Häufigkeit, Verteilung

   Langsame, individuelle Dosissteigerung (NW!)- TTS teilen

   Steady state: Einsatz von slow release Tabletten/TTS

   CAVE Durchbruchmedikation: „As a rule, short-acting opioids
    should be avoided“ (Euro J pain, 2003)

   Schmerzexacerbationen „respektieren“, langfristige Perspektive

   Opioidrotation: wenig Wirkung, Nebenwirkungen, hohe Dosis
Opioid-Rotation

• Aequipotenz zwischen Opioiden kennen

                 aber!

• Höhere Dosen „überlappend“ rotieren

• Errechnete aequipotente Dosis halbieren;
  kurzwirksame Form dazugeben
Klassifizierung

               Reine Agonisten          Partielle Agonisten

                Morphin                   Buprenorphin
 Starke         Methadon/ L-Methadon
(Stufe III)     Fentanyl
                Hydromorphone
                Oxycodone (-Naloxon)
                Tapentadol
Mittelstarke    Tramadol
 bis starke     Dihydrocodein
  (Stufe II)    (Codein)
Spezielle Opioide
• Tramadol (Tramal®)
   • µ-Opioidrezeptor Agonist
   • Serotonin / Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer
• Methadon
   • µ-Opioidrezeptor Agonist
   • NMDA-Antagonist
• Buprenorphin (Transtec®)
   • µ-Opioidrezeptor Agonist (MOR)
   • κ-Antagonist (anti-hyperalgetisch)
   • Na-Kanalblocker (anti-hyperalgetisch)

   • Oxycontin-Naloxon (Targin®)
Tapentadol
Tapentadol zwei Wirkmechanismen

     µ-Opioid-Rezeptor-Agonismus (MOR)
        • hemmende Wirkung über aszendierende
          Schmerzbahnen
     Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmung (NRI)
        • verstärkende Hemmung über endogene
          deszendierende Schmerzbahnen

• Tapentadol wirksamer bei neuropathischen
  Rückenschmerzen als Oxycodone (Pain Practice June 12,
  2015)

                                                          34
Gastrointestinal, CNS and skin-related TEAEs reported by ≥5% of patients in
       either treatment group in the titration period (safety population).

                                        *

*p
Do‘s: Opioide bei chronischen
                     Schmerzen

nur bei sorgfältiger:

• Patientenauswahl

• Patientenaufklärung – Kommunikation

• Enge Patientenführung – Zuverlässigkeit - Kontrolle

• Behandlungsziel: 1. Aktivität   2. Schmerzreduktion

• Langsamer Titration – Obere Dosisgrenze – retard-Formen

• Obstipationsprophylaxe

• Wenig Durchbruchmedikation
Do‘s: Opioide bei chronischen
                      Schmerzen

•   Kombination Opioide +:

    • Antidepressiva
    • Antiepileptika
    • NMDA-Antagonisten (e.g. Ketamin)
    • Alpha2-Adrenoceptor-Agonisten (e.g. Clonidin)
    • Tumor- Ketamin

•   Schmerzexacerbationen „respektieren“, langfristige Perspektive

•   Dosisreduktion planen
Fahrtauglichkeit ja aber 0% C2

• 21 Patienten mit gutartigen Schmerzen
 unter Fentanyl TTS - verglichen mit 90
 gesunden    Patienten;  Computerisierte
 Fahrtests

• Keine signifikanten Unterschiede in den
 psychomotorischen und kognitiven Tests

                  J Pain Symptom Management, Jan 2003
Fahreignung - Arzt
Bundesamt für Strassen:

•   Schweiz 2014: 7000 Verkehrsunfälle, die auf den Einfluß von
    Alkohol, Drogen oder Medikamente zurückzuführen
    sind: 143 getötet.

•   Der beurteilende Arzt trägt eine große Verantwortung
    Interessen des Individuums - der Gesellschaft.

•   Problematik der Fahreignungsbeurteilung: Patient fühlt sich
    verraten; das Vertrauensverhältnis Arzt-Patient wird massiv
    gestört.

•   «Passive latrogenese»: Die Ursache der nicht erfüllten
    Fahreignung wird klar erkannt, ohne daß die entsprechenden
    Konsequenzen gezogen werden.
Bundesamt für Strassen:

• Methadonbezüger zeigen keine wesentliche Verminderung
  der verkehrsbezogenen Leistungsfähigkeit, falls kein
  zusätzlicher Konsum von Alkohol, Drogen oder
  Medikamenten erfolgt.

• Arzt: Aufklärungspflicht, wenn er „aktiv handelt“, bsp.
  „Medikamente verschreibt“.

• In KG dokumentieren
Fahren und Opioide

Patient 67 jährig

•   Failed back surgery syndrom
•   Targin 3 x 20/10 mg, Oxynorm in Reserve
•   Schwere Depression
•   Massive Dekonditionierung
•   17 h Schlaf pro Tag (Schmerz-Schlaf)
•   Schläft bei mir dauernd ein
•   „Fahreignung nicht mehr gegeben“
•   Nächste Kontrolle: grosse Enttäuschung über
    mich.....
Fahren und Opioide

Institut für Rechtsmedizin Universität
Zürich Verkehrsmedizin und Forensische
Psychiatrie

Gutachten im Zusammenhang mit Fragen nach
einer medizinischen Beeinträchtigung unter
Substanzbeeinflussung (800 bis 1200.-)
Reisen und Opioide
Opioide: Do‘s

Gutartige Schmerzen                  Palliative Schmerzen

• nach Prüfung von Alternativen      • möglichst früh
• Dosisbegrenzung                    • keine Begrenzung
• keine Durchbruchmedikation         • immer Durchbruchmedikation
• nie parenteral                     • jede wirksame Form
• Steigerung der Aktivität           • Schmerzreduktion- Schmerzfreiheit
• genaue Kontrolle                   •     ----
Opioide Don‘ts

n   Abhängigkeit – Sucht
n   Cave kurzwirksame Formen
n   Keine “ unkontrollierte“ Abgabe
n   Keine unkritische Abgabe
n   Keine unkritische Dosissteigerung (Alter)
n   Toleranzentwicklung
n   Langfristige Wirksamkeit
Opioide Do‘s

n   Größtes Lebensrisiko: Inaktivität

n   Mit potenten Schmerzmitteln zurück zur Aktivität

n   Erhöhen der Lebensqualität

n   Wenig Nebenwirkungen

n   Klare Regeln - Zeit - gute Patientenführung –
    Wirkkontrolle

n   Nicht für alle Pat. geeignet (bio-psycho-soziale
    Dimension)
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