P o l ik verstoen Nr - Zentrum fir politesch Bildung
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
gringblo roud orange schwarz c 75 c0 c0 c0 m0 m 100 m 50 m0 y 25 y 30 y 100 y0 k0 k0 k0 k 100 r s t o e n N r. 9 v e Po l i t i k zu rg e n ue n n eb u W Lë t z Mit Kopiervorlagen deutsch
3 Vorwort Inhaltsverzeichnis 4 Hintergrundinformationen POLITIK AKTIV 9 Impulse 9 Was will ich? Was brauche ich? 10 Was bedeutet Wohnen für dich? 11 Wohnen in Luxemburg von A bis Z 12 Expertenbefragung: Wer sucht, der findet 13 Methode Podiumsdiskussion: Bauen an eiser Gemeng matgestalten POLITIK LERNEN 15 Vorlage: Wohnbauprojekt in Hüpferange 17 My home is my castle 18 My home - my school - my office? 20 Von zu Hause ausziehen? 22 Problematisches Wohnen 24 Wohnen – ein Menschenrecht? 26 Akteur Staat 28 Wie wohnt Luxemburg? 29 Sag mir, wo du wohnst und ich sag dir, was du zahlst! 30 Monopoly in Luxemburg 31 Wohnen und Politik 32 Bauen: Wo? Wie? Baulücken schließen 33 Bauen: Wo? Wie? Großprojekte 34 Bauen: Wo? Wie? Alternative Wohnformen 36 Kopiervorlagen auf Französisch 60 Impressum 2 duerchbléck! Nr. 9
Vorwort Liebe Leser*innen, Sie halten gerade das neue Themenheft des duerchbléck in Ihren Händen, das vom Zentrum fir politesch Bildung herausgegeben wird. Das Zentrum fir politesch Bildung ist eine unabhängige Stiftung, die nachstehende Ziele verfolgt: - Verständnis von Politik, Demokratie und aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen fördern; - Bürgerengagement stärken; - Beteiligung am politischen Leben und am öffentlichen Diskurs fördern. ielpublikum der pädagogischen Handreichung sind Lehrkräfte der Grund- und Z Sekundarschulen sowie der Erwachsenenbildung. Neben Hintergrundinformationen bietet das Heft unter Politik aktiv Anregungen zum politischen Probehandeln und unter Politik lernen Arbeitsblätter zu verschiedenen Schwerpunkten des jeweiligen Themenheftes. Die Impulse bieten den Schülern und Schülerinnen einen Einstieg ins Thema und setzen kein bestimmtes Vorwissen voraus. Die Methode dient sowohl der Bewusstseinswerdung als auch der Förderung der Handlungskompetenz der Lernenden. Die Arbeitsblätter auf Französisch schließen das Heft ab. Wunnen zu Lëtzebuerg In Artikel 25 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ist das Recht auf eine Wohnung verbürgt. Diesem Menschenrecht steht jedoch die Realität gegenüber. Die aktuelle Wohnungsproblematik in Luxemburg ist nicht neu. Seit Jahrzehnten spitzt sich die Situation auf dem Luxemburger Wohnungsmarkt zu. In den letzten Jahren haben sich sowohl die Mietpreise als auch die Verkaufspreise drastisch erhöht. Trotz allem sind rund 70 % der Haushalte Eigentümer ihrer Immobilie oder werden es nach Abzahlung ihres Kredits sein. Gute Schulabschlüsse und unbegrenzte Arbeitsverträge garantieren jedoch niemandem mehr, sich ein Eigenheim leisten zu können. Jugendliche und junge Erwachsene, Interessenverbände, Menschen, die sich aufgrund ihrer sozialen Situation benachteiligt fühlen, mobilisieren andere, um darauf aufmerksam zu machen, dass Wohnen ein Menschenrecht ist. Der Staat versucht auf verschiedenen Wegen, dem Wohnungsmangel entgegenzuwirken. Innovative Wohnkonzepte werden diskutiert, nachhaltiges Bauen wird unterstützt. Zahlreiche Großprojekte werden konzipiert und umgesetzt. Eltern sind besorgt um die Zukunft ihrer Kinder. Sie selbst müssen oft Kredite bis zur Rente abbezahlen. Der Weg in die Selbstständigkeit, das Ausziehen von zu Hause, verlagert sich zunehmend ins Erwachsenenalter. Vorwort duerchbléck! Nr. 9 3
Hintergrund- informationen Das Hintergrundwissen richtet sich an Lehrkräfte sowie Multiplikatoren und Multiplikatorinnen. Es bietet zusätzliche Erläuterungen zu Themen, die im Heft angesprochen werden. Die wirtschaftliche Entwicklung Luxemburgs und das Geruhsame. Mit „wohnen“ wird immer beruht auf einem stetigen Bevölkerungszuwachs. verdeutlicht, wo der Mensch „verweilt“, „sich auf- In Luxemburg leben über 600 000 Menschen. hält“, seine persönliche Ortsbindung, also „seinen Das Bevölkerungswachstum ist nach Malta Wohnsitz“ hat und in welcher landschaftlichen das zweithöchste der EU und beträgt um die oder städtischen Umgebung diese Wohnstätte 2 % jährlich. Innerhalb von 10 Jahren hat liegt. Im französischen Sprachgebrauch beinhaltet sich die Einwohnerzahl um fast ein Drittel habiter die Idee der Gewohnheit, am selben Ort zu erhöht (Stand 2020). Pandemiebedingt lag wohnen. der Bevölkerungszuwachs zwischen 2020 und 2021 nur bei 1,4 %. Der demografische Wandel Die Wohnung schützt – leider nicht immer und die daraus resultierende Reduzierung der Haushaltsgrößen verlangt nach einer immer Ein Zuhause zu haben bedeutet idealerweise, höheren Wohnfläche. Nur ungefähr 10 % der eine Wohnung zu haben, einen geschützten Fläche Luxemburgs sind bebaut und 4,5 % Bereich, der einem Sicherheit vor Witterung und der Landesflächen werden für Verkehrswege Umwelteinflüssen sowie emotionale Geborgenheit (Straßen- und Schienenverkehr) genutzt. Die bietet. Das Zuhause kann jedoch nicht vor allem konkreten wirtschaftlichen und politischen schützen. Familiäre Probleme, Substanzmissbrauch Rahmenbedingungen bestimmen auch unsere oder -sucht, psychische und körperliche Gewalt Wohnverhältnisse. gehören leider auch zur Realität. 2019 gab es in Luxemburg 849 Polizeieinsätze wegen häuslicher Menschenrecht Wohnen Gewalt und 265 Wegweisungen (64 % der Opfer waren weiblich und 36 % männlich). Die Opferzahl Wir alle wohnen irgendwo. Vielleicht in einem belief sich auf 1 337 Personen. Eine Wegweisung Haus mit Garten oder in einer kleinen Wohnung. bedeutet, dass die gewalttätige Person das Zuhause Manchmal haben wir mehr Platz zum Leben, 14 Tage nicht betreten und sich in dem gleichen manchmal weniger. Man lebt allein oder mit Part- Zeitraum dem Opfer nicht nähern darf. Dem ner*in, teilt die Wohnung mit anderen Personen, Täter oder der Täterin wird verboten, sich verbal, hat Nachbarn und Nachbarinnen. Die Wohnung schriftlich oder durch einen Vermittler mit dem bestimmt, wie Intimität und Privatsphäre ge- Opfer in Kontakt zu setzen. Die Polizei überwacht schützt werden. Das Recht auf Wohnen ist sogar die Einhaltung dieser Verbote. ein Menschenrecht. Die wichtigen Handlungen des Alltags werden heute ganz selbstverständlich mit dem Wohnen verbunden: Schlafen, Essen, Hilfe für Opfer: Wird ein Fall von häuslicher Kommunizieren, Erholung, Sexualität, Hygiene. Gewalt festgestellt, gilt die allererste Sorge den Hinter den schützenden Mauern der eigenen Opfern. Sie werden in der Regel innerhalb Wohnung soll man sich emotional sicher fühlen von 24 Stunden nach dem Polizeieinsatz von und seine Persönlichkeit und Individualität frei Mitarbeitenden des Service d’assistance aux entfalten können. Recht auf Wohnen bedeutet victimes de violence domestique SAVVD jedoch nicht Recht auf Eigentum. Die luxem- (eine Abteilung von Femmes en détresse) burgische Verfassung schreibt in Artikel 15 die kontaktiert. Unverletzlichkeit der Wohnung fest. Ob es sich um Mieter*innen oder Eigentümer*innen handelt, Hilfe für Täter*innen: Neben den Opfern gibt die Wohnung soll grundsätzlich von staatlichen es auch die Täter. Den Tätern und Täterinnen Eingriffen frei sein. Etymologisch wird „wohnen“ hilft die Organisation „Riicht eraus“. Die abgeleitet aus dem althochdeutschen „wonên“. Anlaufstelle des Luxemburger Roten Kreuzes Seine Urbedeutung ist „gern haben“, „wünschen“. für gewalttätige Menschen hat als Ziel, die Die Bedeutung umfasst auch das Behagliche Gewalt in Beziehungen zu reduzieren. 4 duerchbléck! Nr. 9 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Die Wohnung (le domicile) gilt laut Verfassung andere Arbeitnehmerorganisationen setzen sich als unantastbar. Es ist das Recht eines jeden, vor mittlerweile für das Recht auf digitales Abschalten Eingriffen von Privatpersonen und Behörden ein. Der Wirtschafts- und Sozialrat gibt wie der Polizei in seiner Wohnung geschützt zu Ratschläge, wie das Recht auf digitales Abschalten sein. Niemand darf diese ohne Genehmigung gesetzlich verankert werden kann. betreten. Die Polizei benötigt eine Genehmigung zur Hausdurchsuchung oder Beschlagnahmung, Von zu Hause ausziehen? außer wenn ein Verbrecher auf frischer Tat ertappt wird. In einer demokratischen Gesellschaft Junge Erwachsene ziehen immer später dürfen die Behörden jedoch laut europäischer von zu Hause aus. Luxemburg bildet hier Menschenrechtskonvention im Interesse der keine Ausnahme. Dabei fällt auf, dass ein nationalen oder öffentlichen Sicherheit oder Zusammenhang zwischen den teuren des wirtschaftlichen Wohlergehens des Landes, Wohnpreisen und dem späten Verlassen des zur Verhütung von Unruhen oder Verbrechen, Elternhauses besteht. Andere Gründe sind zum Schutz der Gesundheit oder der Moral praktischer oder persönlicher Natur, auf Seiten oder zum Schutz der Rechte und Freiheiten der Kinder und der Eltern. So nutzen etwa viele anderer notwendige Eingriffe in dieses Recht junge Erwachsene die Zeit zu Hause, um sich unternehmen. Der/die Mieter*in muss jedoch persönlich oder beruflich zu entfalten, aber auch dem/der Besitzer*in ein Zutrittsrecht einräumen, Eltern nutzen vielfach die Präsenz der Kinder als dies jedoch nur in seiner/ihrer Anwesenheit. Schutz vor dem Alleinsein und sind dankbar über jede Hilfe, etwa bei administrativen Vorgängen, Trennung von Arbeiten und Wohnen: im digitalen Leben oder in Bezug auf körperliche Wohnen als Ort der „Nichtarbeit“ Arbeiten. Unser heutiges Verständnis vom Wohnen Nicht alle jungen Erwachsenen haben die beinhaltet, dass Wohnen und Arbeiten Möglichkeit, lange zu Hause bleiben zu können an getrennten Orten stattfinden. In der oder zu dürfen. Manche haben kein familiäres präindustriellen Zeit wurden Arbeiten und Netzwerk, das sie in schwierigen Zeiten auffängt. Wohnen nicht voneinander unterschieden. Erst Dazu zählen Jugendliche ohne Schulabschluss, mit der Entwicklung der Berufe, die zudem noch ohne Berufsausbildung oder in schwierigen an bestimmten Orten ausgeübt werden, bildet sich Situationen, ohne Eltern. Diese jungen Menschen die Erwerbsarbeit heraus. Unterschieden wird zwischen 16 und 27 Jahren sind auf Hilfe von zwischen Arbeit am Ort der ausgeübten Tätigkeit außen angewiesen, etwa auf Jugendwohnangebote und Freizeit, die überwiegend zu Hause gelebt oder Jugendwohnstrukturen (z. B. SLEMO, Service wird. Die Wohnung wird ganz deutlich als Ort de logement en milieu ouvert). Das System der der Nichtarbeit wahrgenommen, in der Intimität, Sozialversicherung sieht keine Ersatzleistungen Erholung und Entspannung gelebt werden. Zu vor, da nur Personen über 25 Jahre ein Anrecht Hause werden Hobbys gepflegt und Freunde und auf soziale Hilfsleistungen (Revis: revenu Familie zum Essen eingeladen. d’inclusion social) haben. Sie laufen daher Gefahr, schneller in problematische Wohnsituationen In den letzten Jahren und verstärkt durch zu kommen, ebenso wie Alleinerziehende die Covid-19-Pandemie haben viele mit wenig Auskommen und wenig sozialem Arbeitnehmer*innen ihren Arbeitsplatz zum Teil Rückhalt. Die Jugendwohnangebote richten ins Homeoffice verlegt oder verlegen müssen. sich gezielt an junge Menschen, die aufgrund Dies betrifft vor allem Berufsgruppen, die ihrer spezifischen Lebenssituation Probleme vorwiegend am Computer arbeiten. Kinder von haben, auf dem regulären Wohnungsmarkt Eltern aus allen Berufsgruppen sind jedoch vom eine passende und bezahlbare Wohnung zu Homeschooling betroffen. Von zu Hause aus finden. In diesen Strukturen findet keine zu arbeiten und mehr Zeit mit der Familie zu sozialpädagogische Betreuung vor Ort statt, verbringen, gefällt manchen sehr. Für andere stellt doch die Bewohner können – je nach Bedarf – dies jedoch eine Herausforderung dar. externe Unterstützung und Beratung erhalten. Diese Jugendwohnstrukturen werden meist von Durch moderne Kommunikationsmittel können privaten Trägern in Zusammenarbeit mit den heute Beruf, Freundschaftspflege und schulische Gemeinden und dem Staat angeboten. 2020 Arbeit auf einem einzigen Gerät stattfinden. waren 320 Jugendliche und junge Erwachsene in Die Grenzen zwischen Arbeit der Eltern, sogenannten SLEMO-Strukturen untergebracht. Schule und Freizeit verschwimmen immer mehr. Artikel 24 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte besagt aber, dass, „jeder das Recht [hat] auf Erholung und Freizeit und insbesondere auf eine vernünftige Begrenzung der Arbeitszeit […].“ Gewerkschaften und HINTERGRUNDINFORMATIONEN duerchbléck! Nr. 9 5
Wohnen ein Problem? Die Preissteigerung sowohl im Bereich der Mieten als auch im Verkauf der Wohnungen variiert aber Marktwirtschaftliche Perspektive: stark nach Region. Wohnen ist dem Gesetz des Marktes, dem Angebot und der Nachfrage unterworfen. In Luxemburg gelten Investitionen in den Die Neubauaktivitäten können mit den Immobilienmarkt als sicheres „Betongold“. steigenden Haushaltszahlen aufgrund etwa Wohneigentum und Immobilien sind der Reduktion der Haushaltsgrößen und der zu einem Baustein der individuellen Bevölkerungsentwicklung nicht Schritt halten. Vermögensvorsorge geworden. Luxemburg So entsteht ein angespannter Wohnungsmarkt, ist ein Land der Hausbesitzer*innen: Rund auf dem die Nachfrage höher als das 70 % der Haushalte sind Eigentümer*innen Angebot ist. Die Preise steigen. Schleppende ihrer Wohnung (mit Kredit 36 %; ohne Kredit Baulandmobilisierung, langsame Bauprozeduren, 33 %). 66,4 % der Luxemburger*innen sind Spekulation, NIMBYismus-Einstellung (Not Eigentümer*innen ebenso wie rund 50 % der in my backyard), … führen u. a. dazu, dass ein französischen, portugiesischen und italienischen Mangel an Wohnungen besteht. Die Explosion Mitbürger*innen, der größten ausländischen der Wohnungspreise im Jahr 2021 von 16,7 % Gemeinschaften. Spekulative Investitionen Preissteigerung hat die allgemeine Teuerung der in der Immobilienwirtschaft ihrerseits sind Wohnungen der vergangenen Jahre verschärft. mitverantwortlich für die aktuelle Wohnungskrise. Wohnpolitische Perspektive: Jährliche Veränderung der Wohnungspreise (in %) Quelle: Liser, 2021 Die Finanzierung einer Wohnung wird für viele Haushalte zunehmend zu einem Problem. Die 25.0 % Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in Luxemburg steigt. Auf dem freien Markt wird 20.0 % es für Einzelne immer schwieriger, sich eine bezahlbare Wohnung oder ein Haus leisten Jährliche Änderungsrate, in % oder eine entsprechend hohe Miete zahlen zu 15.0 % können. Dieses Problem zeigt sich am Beispiel des Haushaltsaufwandes (taux d’effort des 10.0 % ménages). Dieser misst das Verhältnis zwischen Wohnkosten und dem verfügbaren Einkommen eines Haushaltes. Er lag 2018 bei 32.6 % für 5.0 % Eigentümer*innen, die Kredite zurückzahlen und bei 36,7 % für Mieter*innen. 0.0 % 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 2016 2017 2018 2019 2020 Es gibt in Luxemburg keine einheitliche Bezeichnung für sozialen Wohnungsbau. Je nach Wohnungsbestand Bestehende Mehrfamilienhäuser wohnpolitischem Akteur spricht man von: Mehrfamilienhäuser im Bau Bestehende Einfamilienhäuser - sozialem Wohnungsbau (logement social) Staatliche Steuerungselemente in der Familie, zu den gleichen Bedingungen, (bestehend, geplant) vererbt werden. Das Grundstück wird dem • Geldzuwendungen, z. B. finanzielle Hilfen für Besitzer der Immobilie nie gehören. Privatpersonen und Bauträger • PAG (plan d’aménagement général): Der • Steuererleichterungen bei Hypothekendarlehen; allgemeine Bebauungsplan gibt die zukünftige ermäßigter Mehrwertsteuersatz Nutzung der Gemeindefläche an. Er definiert die • Möglichkeit der Gemeinden, einen höheren Art der Bebauung und die Anzahl der möglichen Steuersatz auf nicht bebautem Bauland Wohnungen für jedes Grundstück. Dieser wurde (Baulücken) oder auf leerstehenden Wohnungen in den letzten 20 Jahren zweimal grundlegend zu erheben; nur wenige Gemeinden machen bis reformiert. Aktuell haben noch nicht alle heute davon Gebrauch Gemeinden ihre Bebauungspläne an das Gesetz • Ausarbeitung eines neuen Mietgesetzes zu von 2011 angepasst. Kooperativen und Wohngemeinschaften • Der Pacte Logement 2 ist eine Partnerschaft • Erbbaurecht oder Erbpachtrecht (droit zwischen Staat und Gemeinden. Er richtet d’emphytéose) als Alternative zum sich nicht an Einzelpersonen. Ziel ist es, Grundstückskauf. Der Käufer erwirbt die die Gemeinden bei der Entwicklung von Wohnung z. B. um ein Drittel billiger, ihm gehört bezahlbarem Wohnraum und Wohnqualität zu das Grundstück jedoch nicht. Jährlich muss er unterstützen. eine Nutzungsgebühr zahlen. Das Haus kann 6 duerchbléck! Nr. 9 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
• Grundsteuer (impôt foncier): Erhebung einer Zum Gemeinwohl (utilité publique) kann jedoch kommunalen Steuer auf den bebauten und eine Enteignung, gegen eine entsprechende unbebauten Grundstücken. Die Immobilien Entschädigung, stattfinden. werden aktuell nach einem Einheitswert • Mietpreisbremse bedeutet alle staatlich besteuert und nicht nach dem tatsächlichen festgelegten Maßnahmen, die die Mietpreise Wert. Die Neubewertung der Grundstücke mit regulieren. In Luxemburg gilt eine gesetzliche Berücksichtigung des Baupotenzials eines Mietpreisobergrenze für Wohnungen. Sozial- und Grundstücks würde für Grundbesitzer*innen eine Luxuswohnungen sind jedoch ausgeschlossen. Steuererhöhung bedeuten. Laut Gesetz darf der/die Eigentümer*in nicht • Erbschaftssteuer (droit de succession) wird mehr als 5 % der Summe, die er/sie in das auf dem (beweglichen und unbeweglichen) Gebäude investiert hat, als Miete verlangen. Vermögen erhoben. Sie hängt vom Die Miete darf nur alle zwei Jahre angepasst Verwandtschaftsverhältnis ab und dem Wert der werden. Die Mietkaution darf nicht mehr als drei geerbten Güter. Steuerbefreit ist die Erbschaft Monatsmieten betragen. Personen, die eine z. B. in gerader Linie und zwischen Ehe- oder Wohnung mieten wollen, jedoch nicht über die Lebenspartnern und Lebenspartnerinnen. nötigen Mittel verfügen, um die Mietkaution zu • Enteignung (d. h. jemandem Eigentum entziehen) stellen, können beim Ministère du Logement eine ist laut Artikel 16 der Verfassung verboten. Finanzierungsbeihilfe beantragen. - g efördertem Wohnungsbau Schmelz in Dudelange. Nach Schätzungen werden (logement subventionné destiné à la vente) derzeit in Luxemburg 2 900 Hektar ausgewiesenes - preiswertem Wohnraum Bauland nicht genutzt, obwohl dieses bebaut (logement à coût modéré) werden könnte und Wohnraum für 300 000 - erschwinglichem Wohnraum Personen böte. Das meiste Bauland ist in privater (logement abordable). Hand, nur 11 % sind im Besitz der öffentlichen Hand (Staat und Gemeinden). Der Staat sucht seit Jahrzehnten nach Mitteln, dem Wohnungsmangel entgegenzuwirken und Bei der Anlegung von Neubausiedlungen mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die spielen noch weitere ökologische, soziale Wohnungsbaupolitik umfasst also alle staatlichen und ökonomische Überlegungen mit. Neue oder kommunalen Maßnahmen, die sich mit der Wohnsiedlungen sollen energieeffizient Wohnraumversorgung der Bevölkerung befassen. gebaut werden, nachhaltig sein, eine große Zentrales Element der luxemburgischen Woh- Nutzungsvielfalt anbieten (Arbeiten, Einkaufen, nungsbaupolitik ist der Ausbau des Wohnungsan- Erholung), aber auch Wert auf die gesellschaftliche gebotes durch Steuerungselemente (siehe Kasten) Vielfalt legen. Dem öffentlichen Raum kommt in sowie schnellere Genehmigung von Bauprojekten, diesen Projekten oft die Aufgabe zu, die Menschen gegebenenfalls Vereinfachung der Bauvorschriften. zusammenzubringen, z. B. durch gemeinsam Die Erhöhung der Erbschafts- und Grundsteuer genutzte Gärten oder Verkehrsberuhigung. Eine sowie die Enteignung und Mietpreisbremsen wer- hohe Wohn- und Lebensqualität steht hier im den immer wieder genannt, wenn es darum geht, Mittelpunkt. Dieses Konzept widerspricht dem Spekulation auf Immobilien einzudämmen. bisherigen Trend zu zentralisiertem Arbeiten (in Stadtzentren und Industriegebieten) und Eine andere Möglichkeit zur Schaffung von Einkaufen (in großen Einkaufszentren), zu denen Wohnraum ist die Nachverdichtung, d. h. die man sich mit dem öffentlichen Transport oder Bebauung brachliegender Fläche. Auch wird dem Privatauto begeben muss. weniger in die Breite gebaut. Einfamilienhäuser werden durch Apartmenthäuser oder Dazu kommen alternative Wohnformen, z. B. Reihenhäuser ersetzt. 2018 befanden sich über Mehrgenerationenhäuser, Wohngemeinschaften die Hälfte aller fertiggestellten Wohnungen in und Wohnungsbaugenossenschaften. Juristisch Mehrfamilienhäusern. Das Einfamilienhaus bleibt befinden sich viele dieser Alternativen noch in hingegen die beliebteste Wohnform in Luxemburg einer Grauzone und warten auf die Ausarbeitung mit rund 80 % der fertiggestellten Gebäude (2018). eines gesetzlichen Rahmens. Das Tiny House z. B. bietet eine minimalistische Wohnfläche Neuer Wohnraum soll vorzugshalber im zwischen 15 und 45 Quadratmetern. Nach dem bestehenden Bauperimeter entstehen, z. B. Willen der Regierung sollte es jedoch zu keinem durch die Bebauung von Baulücken oder das unverhältnismäßig hohen Flächenverbrauch beim Errichten von Wohnsiedlungen in ehemaligen Bau kommen, da die Tiny Houses nur geringe Industriegebieten wie beim Bauvorhaben auf Nei Wohnfläche bieten. HINTERGRUNDINFORMATIONEN duerchbléck! Nr. 9 7
Soziale Perspektive: sind neue Stadtkonzepte notwendig. Bau- In Luxemburg lohnt es sich nicht zu mieten. Der und Urbanisierungsprojekte, sollen sich z. B. Haushaltsaufwand liegt durchschnittlich sowohl an den Prinzipien der Nachhaltigkeit, der bei Eigentümern und Eigentümerinnen mit Kreislaufwirtschaft, aber auch an demokratischen laufendem Kredit als auch bei Mieter*innen bei Beteiligungsstrukturen orientieren. Wie wollen über 30 %. Ein Viertel der Haushalte zahlt Miete und können wir in Zukunft leben? Siehe hierzu in Luxemburg. Außerdem gilt: je geringer das auch duerchbléck! Politik verstoen Zukunft elo?! Einkommen, desto höher die Anzahl der Mieter und Mieterinnen und desto niedriger der Anteil an Eigentümern und Eigentümerinnen. Dabei spielt die Nationalität auch eine Rolle: Rund 29 % der Menschen, die zur Miete wohnen, haben die lu- xemburgische Nationalität, bei Bürger*innen nicht luxemburgischer Herkunft sind es rund 50 %. Die Bandbreite der problematischen Wohnsituationen ist groß und reicht von der Obdachlosigkeit über Wohnungslosigkeit (Frauenhäuser, Jugendeinrichtungen), ungesichertes Wohnen (Unterkunft bei Freunden, Zwangsräumung) bis hin zu unzureichendem Wohnen (mit überbelegten oder ungeeigneten Wohnungen). In Luxemburg lebten 2019 7,1 % der Bevölkerung in überbelegten Wohnungen. Die Gründe, in eine problematische Wohnsituation zu geraten, können ganz unterschiedlich sein: Eine Person gilt als in einem Arbeitslosigkeit und Armut, Migration, Alterung, überbelegten Haushalt Gesundheitsprobleme, Trennung oder Scheidung, lebend, wenn folgende Kriterien Gewalt im Haushalt, geringes Einkommen. Der nicht erfüllt werden: ein Zimmer luxemburgische Wohnungsmarkt bietet Menschen pro Haushalt; ein Zimmer pro mit geringem Einkommen wenig Alternativen. Sie sind auf den sozialen Wohnungsmarkt Paar im Haushalt; ein Zimmer angewiesen. Sozialwohnungen sind Wohnungen, für jede unverheiratete Person die mit öffentlichen Mitteln gebaut werden und (>18 Jahre); ein Zimmer für Mieter*innen mit geringerem Einkommen, jedes Paar von alleinstehenden die ihren Wohnungsbedarf nicht am freien gleichgeschlechtlichen Wohnungsmarkt decken können, für einen Personen (12-17 Jahren); ein günstigen Preis angeboten werden. Träger von Zimmer für jede weitere Person Sozialwohnungen sind die Gemeinden, der Staat, (12-17 Jahren), die nicht in der vertreten durch die SNHBM (Société Nationale vorherigen Kategorie enthalten des Habitations à Bon Marché) oder private ist; ein Zimmer für jedes Organisationen wie die FAL (Fondation pour Kinderpaar (
Impulse Was will ich? Was brauche ich? 50 Minuten — Ab 8 Jahren — Zeichenblatt oder iPad — Die Schüler*innen erkennen den Unterschied zwischen Luxus und Grundbedürfnissen (Nahrung, Wohnung, Sicherheit). Organisatorisches Die Schüler*innen skizzieren und beschriften ihr Traumhaus oder ihre Traumwohnung. In einem zweiten Schritt verdeutlichen sie anhand einer beschrifteten Skizze ein Zuhause, das nur das Nötigste beinhaltet und begrenzen sich dabei auf die sechs für sie wesentlichen Aspekte. Die Entwürfe werden miteinander verglichen. Gemeinsam werden die Ergebnisse stichwortartig in zwei Spalten (Nice to have: Was will ich? und Must have: Was brauche ich?) festgehalten. In einer abschließenden Diskussion setzen sich die Schüler*innen mit folgenden Fragen auseinander: Wann fängt Luxus an? Bedeutet Luxus für jeden das Gleiche? Welche Vor- und Nachteile bringt minimalistisches Wohnen mit sich? Nice to have Mein Traumhaus / meine Traumwohnung – ohne Grenzen: Must have Das Haus / die Wohnung, die meine nötigsten Bedürfnisse stillt: duerchbléck! Nr. 9 9
POLITIK AKTIV Was bedeutet Wohnen für dich? 30 Minuten — ab 13 Jahren — Die Schüler*innen sollen erkennen, was Wohnen für sie persönlich bedeutet. DE Organisatorisches Die Schüler*innen lesen die Zitate und wählen Zitat gewählt haben. Anschließend werden einige sich dasjenige aus, mit dem sie sich am meisten Beiträge in der Klasse vorgestellt. Danach halten identifizieren können (Einfachheit vs. Luxus). die Lernenden fest, was Wohnen für sie bedeutet. Ausgehend von dem Zitat ergänzen sie die Die Lehrkraft hält die Antworten stichwortartig Kopiervorlage und begründen, warum sie dieses in Form einer Mindmap fest. Das Aussortieren Ich habe das Zitat von gewählt, des Unwesentlichen weil: ist der Kern aller Lebensweisheit.“ Laozi, chinesischer Philosoph (6. Jh. v. Chr.) Wohnen bedeutet für mich: Geld allein macht nicht glücklich. Es gehören auch noch Aktien, Gold und Grundstücke dazu.“ Danny Kaye (1911-1987), US-amerikanischer Schauspieler Abbildung: unsplash.com (Alesia Kazantceva) 10 duerchbléck! Nr. 9 KOPIERVORLAGE
POLITIK AKTIV Wohnen in Luxemburg von A bis Z 20 Minuten — Ab 12 Jahren — Tablet, Tafel, Blatt, Bleistift — DE Die Schüler*innen aktivieren ihr vorhandenes Wissen in Bezug auf das Wohnen in Luxemburg. Organisatorisches Die Schüler*innen ergänzen die Vorlage. Zum Thema Wohnen in Luxemburg notieren sie in 4er-Gruppen in 5-8 Minuten alle Begriffe von A-Z, die ihnen dazu einfallen. Im Anschluss bietet sich ein Austausch im Klassenplenum an, um die eigene Liste zu vervollständigen. Die Liste muss weder in alphabetischer Reihenfolge noch vollständig ausgefüllt werden. Die Kreativität der Beiträge steht dabei im Mittelpunkt. Die Schüler*innen führen ihre Begriffe an und erläutern diese kurz. Die Ergebnisse können anschließend durch eine Feedback-App, z. B. durch die Mentimeter-App ausgewertet werden. WOHNEN VON A BIS Z A J S B K T C L ohn U D M V E igenheim N W F O X G P reissteigerung Y H Q Z uhause I R KOPIERVORLAGE duerchbléck! Nr. 9 11
Wer sucht, der findet: POLITIK AKTIV Expertenbefragung zur aktuellen und zukünftigen Wohnbausituation in Luxemburg Abbildung: wikimedia commons: CC-BY-SA-3.0, afk, tv DE ¾ Bildet Gruppen und befragt drei bis vier Expert*innen und Vertreter*innen unterschiedlicher Institutionen, die sich mit dem Thema „Wohnen in Luxemburg“ beschäftigen. Dies können Experten und Expertinnen aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur, Immobilienwesen, Finanzwesen, Politik sein. Kontaktiert auch den Mieterschutzbund oder das Sozialamt. Folgende Fragen könnt ihr den Expert*innen stellen. Sie dienen als Leitfragen und können von euch beliebig ergänzt werden. - W ie schätzen Sie die aktuelle Wohnraumsituation in Luxemburg ein? - Welche Folgen hat die aktuelle Wohnraumsituation in Luxemburg für Menschen in verschiedensten Lebenslagen? - Mit welchen Mitteln könnte Wohnraum wieder bezahlbar gemacht werden? - Welche politischen Maßnahmen zur Lösung dieses Problems sind bereits erfolgt und werden aktuell diskutiert? - Welche Probleme werden deutlich in Bezug auf die Zukunft des Wohnens? - Was müsste sich ändern, um den kommenden Wohnbedürfnissen gerecht zu werden? - Wertet die Befragungen aus und dokumentiert eure Ergebnisse. Erstellt aus der Zusammenfassung einen vier bis fünf Punkte umfassenden Plan für Wohnbaupolitik in Luxemburg. Stellt eure Ergebnisse in Form einer Infobroschüre oder einer kurzen medialen Präsentation dar. 12 duerchbléck! Nr. 9 KOPIERVORLAGE
Methode Podiumsdiskussion: POLITIK AKTIV Bauen an eiser Gemeng matgestalten Lehrplanbezug Éducation à la citoyenneté „Die Welt um uns“, Methodenarbeit, mündliches Argumentationstraining Lernziele ie Lernenden sollen einen Perspektivenwechsel vollziehen und D Informationen zu den ihnen zugewiesenen Rollen sammeln. Durch DE Probehandeln kann politisches Interesse geweckt werden. Das Streitgespräch ermöglicht den Schülern und Schülerinnen, sich damit auseinanderzusetzen, welche Faktoren bei der Gestaltung eines Wohnviertels beachtet werden müssen. Kompetenzen Handlungs- und Urteilskompetenz, Argumentieren, Erörtern, Pro-Kontra-Diskussion, mündliche Präsentation, Perspektivenwechsel Dauer 150 Minuten (drei Unterrichtseinheiten) Alter ab 16 Jahren Methode Podiumsdiskussion Materialien opiervorlagen, Moderatorenkarte, Rollenkarten, Beobachtungsbogen K (Download S. 16), Papier, Stift Verlauf Die Lehrkraft führt anhand der Vorlage 1 in die Thematik ein. Die Schüler*innen werden dann in vier Gruppen aufgeteilt, z. B. durch eine Zufallsgenerator-App. In einem ersten Schritt vervollständigen die Mitglieder die ihnen zugewiesenen Rollenkarten (Download S. 16) in der Gruppe und nehmen ihre entsprechende Perspektive ein. Sie diskutieren ihre jeweilige Position und notieren Argumente, die diese Position verdeutlichen. Dann bestimmen sie jeweils eine/n Gruppensprecher*in, der/die ihre Position in der Podiumsdiskussion vertreten wird. Die Lehrperson oder ein/eine Schüler*in übernimmt die Diskussionsleitung. Die Diskussion erstreckt sich über zwei Runden. Anschließend folgt die Auswertung. Hierzu zählen eine methodische und eine inhaltliche Auswertungsrunde. Das Ziel besteht darin, die Bebauung zu diskutieren und die unterschiedlichen Interessen der Bürger*innen zu hören. Vorbereitung: 1. Unterrichtseinheit In der 1. Unterrichtseinheit wird die jeweilige Rolle in der Gruppe diskutiert und mit Argumenten vervollständigt. Die Schüler*innen formulieren dabei jeweils die Eigeninteressen (persönliche Anliegen) und sollen gleichzeitig das Gemeinwohl (Interessen der Gemeinschaft; Solidarität) im Blick behalten. KOPIERVORLAGE duerchbléck! Nr. 9 13
POLITIK AKTIV Praxis: 2. Unterrichtseinheit Erste Runde der Podiumsdiskussion: Standpunkte verdeutlichen, aktives Zuhören - Moderator*in führt in das Thema ein und erläutert das Bauvorhaben (Vorlage 1). Er/sie begrüßt die Gäste und stellt sie vor (s. Moderationskarte, Download S. 16). - Diskussionspartner*innen tragen die einzelnen Standpunkte vor (Statements, Eigeninteresse, Allgemeinwohl). DE - Publikum kann Zwischenbemerkungen machen und hält die verschiedenen Standpunkte stichwortartig fest (s. Beobachtungsbogen, Download S. 16). weite Runde der Podiumsdiskussion: Forderungen artikulieren, Z Standpunkte anpassen - Moderator*in bittet die Diskussionspartner*innen, ihre Forderungen an den Bauträger zu stellen (repräsentiert durch den/die Bürgermeister*in). - Beobachtende Schüler*innen greifen in die Diskussion ein. Sie stellen nun ihre Forderungen und schlagen Änderungen vor. - Moderator*in beendet die Diskussion, wenn die vorgetragenen Positionen deutlich herausgearbeitet sind. Auswertung: 3. Unterrichtseinheit Die Schüler*innen werten die Diskussion inhaltlich im Plenum aus. Die Sitzanordnung sollte diskussionsfördernd sein, z. B. in einem Stuhlkreis. - Jeder beantwortet individuell die Frage: Welche Forderungen müssen erfüllt sein, damit das neue Bauprojekt ein Erfolg wird, der die Allgemeinheit zufriedenstellt? J etzt treten die Schüler*innen wieder aus ihren Rollen heraus und beurteilen die Diskussion aus ihrer persönlichen Perspektive (methodische Auswertung). - Auf welche Schwierigkeiten sind die Diskussionspartner*innen und die Beobachtenden in den ihnen zugewiesenen Rollen gestoßen? - Worin liegen die Herausforderungen bei der Realisierung eines neuen Bauprojektes? - Welcher Interessengruppe wurde am meisten entgegengekommen? Warum ist das so? Sitzanordnung 14 duerchbléck! Nr. 9 KOPIERVORLAGE
Vorlage: Wohnbauprojekt in Hüpferange – POLITIK LERNEN ein Problem, aber viele Ansichten und Meinungen Die Gemeinde Hüpferange hat beschlossen, des Marktpreises kosten. Den einen ist der ein neues Wohngebiet zu realisieren. Im Vorfeld soziale Wohnungsbau ein Dorn im Auge, weil sollen durch eine öffentliche Diskussion, zu der die Gewinne dadurch reduziert werden, den sich die Bürger*innen freiwillig melden konnten, anderen reichen 30 % sozialer Wohnungsbau die Rahmenbedingungen des Bauprojektes angesichts des Wohnungsmangels und der damit erörtert werden. Mit einer Größe von 20 Hektar einhergehenden Überteuerung nicht aus. Andere und 300 geplanten Häusern und Wohnungen sehen darin die Erfüllung der Aufgaben des steht den Einwohnern und Einwohnerinnen Staates den Bürgern und Bürgerinnen gegenüber. DE der kleinen Gemeinde eine Veränderung bevor. Wieder andere sind der Meinung, dass der 30 % der Wohnungen sollen erschwinglichen soziale Wohnungsbau den Wert ihrer eigenen Wohnraum darstellen und nur zwei Drittel Immobilie sinken lässt. c he u flä Ba Maach mat! ng Deng Meenu eis! interesséiert ’Zukunft Zesummen d v u m Wu n n e n eng ¾ Lest die Beschreibung des Wohnbauprojektes. an eiser Gem Arbeitet die Positionen der euch zugewiesenen Rolle heraus. Ergänzt die Rollenkarten, indem gestalten! ihr jeweils zwischen Eigeninteresse und gen Gemeinwohl unterscheidet. emeng Hüpferin Organisator: G KOPIERVORLAGE duerchbléck! Nr. 9 15
Vorschau auf die downloadbaren POLITIK LERNEN Materialien zur Podiumsdiskussion Download der Rollen- und Moderationskarten, Beobachtungsbogen DE GEN NG SBO n *inne B A CHTU chter eoba Gemeinde BEO rd ie B in de r raum en fü Wohn sbog ebiet b a c htung o h n baug in g li chem Beo ues W % erschw a: Ne 0 TE Them nge mit 3 SKAR r a SCH TION Hüpfe HÜB MO DERA S U S A NNE lle 1: o R gen: kums mas erun e 1: s Publi nsthe s- G E N Ford Rund g d e ku s s io B O kussTioUNGS n rüßun s Dis nen SO - Beg ntation de elnen DisC s ter*in Rolle O ALON er (Immobilie ninve z OBA H 2 se n Beobach de O - P r ä d e r e in B E t e r * in n e d ie n r G e ein m m A L ONS E D R hm stell e n ba c h r n fü zeln e in d e ra u DRO P er Un te rn e - Vor en n Beo sbogeie ein ebiet Wohn 2: PE reich er*inn nsere tung n.“ D baug chem Rolle Erfolg partn Sie jetzt, uBeorbdaecuhtlichuees Wuonhknt vor.schwingli : r u ngen e e ress itte zu ve ma:nNSetandpit 30% er Ford n in t e R T E „Ich b andpunkt Thneih re nge m E ig e A K BSCH S t tell e ra H IONS ihren C nen s Hüpfe 1 BS Ü ERAT ter*in RNoEllceHht NE HÜ MOD Vertre S UvSeArdNeutli SArN g e r VIC Rolleunkte g e n : nSdU ä HIMO : em T achsene 1 li k u ms m as e S tandopr d e d r uenrunge unge Erw N A IBRA b h e 2 : ll A 3: LU u r nst jetzt a e J e 1: P Rund F Fo Rund g des Diskussio ns- hdem , Ihre in rator* e n in t e r e s se Rolle ohl rüßun s ussio „Nac h Sie en.“ Mode cEhigte ngen : e in w - Beg ntation de elnen Disk n , b itte ic vorzutrag / d e r F o rderu Gem se einz n de s n dem s: „Ich m ö NSO - Prä n der *inne wuer n uprojekte LO stelle en chter lnes Ba itet vo m RO nA… “ - Vor n e n B eoba D ie e inzed s io n , gele es Publik2u: PED r in g e er*in nser chen .“ or. - Disk us hen d GRäosllete euinn g e nio b : TER partn Sie jetzt, u deutli ndpunkt v bezie r ss n s- -REU h b itte k t z u ver S t a u nd Ein ng unsere FlloerrdDisku er P E R EIRA n ren u a „Ic pu Stand n stellen ih ein die M ssstateme nt r in w o hl MILIE eme nt nsch e ihren rs/de eme 4: FA Stat n Me e t e r *inne c h t A b schlu n M o d erato ank aGn Rolle g en: w o ll e n d e d u rc h G e Vert r ut li - er r*inn e es dD r u n „Wir zielen da ch verde e räg rtne ung d ng un VIC Ford Wirts unkte gen dem T pa mmenfass bschiedu HIMO r u n d e e u n s e re s n b e i e S t andp e r u n u s a V e r a N A IBRA u r d e : ll - Z , A Akte emein n.“ d Elter n 2 jetzt a e For atorin 3: LU e Rund hdem ie, Ihr or*in oder blikum Rolle einen en G wir d te zu helfe „Nac it t e ich S zutragen.“ r Moderat eM te und Pu erun gen: g e bei m lbstständ ig k en, b r e t s r d t n Proje n vo m/d öch Gä F o em e bar la will ich s ld für die e wurd jektes et von de „Ich m “ Stat u rc h t es i aupro it ums: i uss f en. Dabe nötige Ge ein eigen gen tes an d des B ssion, gele es Publik b rin g e n … „ Ic h m le ib d a s h m r k t erun F o r d a u p r o je k k u n d in n b lt R li c m a - Dis inbeziehe rer Gäste e - wohn ocR e feUhTE will en d hnun gs B sions mir RE d EI h A-nung. Ich teure Wo des und E ung unse iskus ,R e in e n t aller D I L IsEeinPE W o h r d e r die M ssstatem /der 4: FA M eigene , abe ch.“ schlu rators nk an Rolle e n : Leben h aben gli - Ab in n e n e s Mode d D a e rung ie s unmö r t li c h en r t n er * u n g d g u n Fo r d c h t d ntwo p a n fa s s ie du n m a Ve r a e c h ie amm rabs an d - Zus ratorin, Ve m erun gen tes k F o r d a u p r o je Mode nd Publiku d e s B e u Gäst 4 Rolle PE ILIE FAM hsene, 2 ac 2 Erw sitzer au be Haus inde, IC Geme IMOV r dynamischedne ist Bauherr . n in E ig e Rolle 3 B R A H A I ab e e in LUAN eisterin der kalelisiert wird. D in e n , G e m ie rm t re Bürge as Projek rd in de ohl e in w Gem Gem rte nswe aat n e n enne e vom St n ent e , oh h üs s ö n ne Sta t e m ein d Zu s c ir k Gem ir auf die wiesen. W ktes leine w ange n Bauproje m „Hau „Als k ien, sind k t e de tr roje ue eine Indus unsere P es ne nen nur in ns e ng ein in tu für all Gestaltu r Bürger* der Staa die Tra er e ie d bei d ünschen d mmen, w angel un eine wi o m ll den W ntgegenk ohnungs wir nicht a se le e W üs Maße tützt. Den e können ie Zusch it mit v s is d e unter uerten Pre ir sind auf mmenarb e sa übert nsieren. W uf die Zu sen.“ e a ie komp aates und r n angew t e des S nter nehm ü rg e r * in n en tu Priva a a t u nd B t an S gen erun Ford 16 duerchbléck! Nr. 9 KOPIERVORLAGE
My home is my castle POLITIK LERNEN Artikel 15 der Luxemburger Verfassung: Le domicile est Der Ausspruch My home is my castle geht zurück inviolable. Aucune visite auf den englischen Politiker und Juristen Sir domiciliaire ne peut avoir lieu Edward Coke (1552-1634). Diese Maxime, die que dans les cas prévus par la loi einst der Selbstverteidigung des eigenen Hauses et dans la forme qu’elle prescrit. galt, zitiert man heute, um zum Ausdruck zu bringen, dass das, was in den eigenen oder gemieteten vier Wänden passiert, niemanden etwas angeht und diese Privatsphäre für andere tabu ist. DE Ein Zuhause zu haben bedeutet, eine Wohnung Zuhause fühle ich mich beschützt, oder? zu haben, in die man heimkehren kann, ein geschützter Bereich, in dem man sich idealerweise Mein Haus/meine Wohnung schützt mich vor: wohlfühlt und in Sicherheit ist. Leider fühlt sich jedoch nicht jeder dort, wo er wohnt, wohl oder sicher. E in eigenes Zimmer zu haben bedeutet für mich Schutz vor: SMART HOME M ein Haus/meine Wohnung/mein eigenes Zimmer kann mich nicht schützen vor: D ieser Schutz würde mir fehlen, wenn ich kein eigenes Zuhause hätte: ¾ Was bedeutet „Zuhause“ für dich persönlich? a) Wohin kann man sich im Falle von Gewalt Beantworte diese Frage, jedoch ohne Details zu Hause oder beim Nachbarn wenden? aus deinem privaten Umfeld preiszugeben. b) Welche Hilfen gibt es in Luxemburg für Opfer Führe den Gedanken spontan zu Ende, indem und Täter*innen? du stichwortartig Ideen dazu festhältst. Haltet für ¾ Erklärt den Begriff Smart Home? Was bedeutet euch wichtige Ergebnisse in einer Mindmap fest Smart Home für die Privatsphäre? (Simplemind oder Tafel). Welche Schlagwörter ¾ Lest Artikel 15 der Luxemburger Verfassung. dominieren in der Klasse? Was ist unter visite domiciliaire zu verstehen? ¾ Wovor schützt uns ein Zuhause? Wovor kann ein Welche Rechte und Pflichten haben die Zuhause womöglich keinen Schutz bieten? Ergänzt. Bewohner*innen, wenn die Polizei oder eventuell Geht dabei von allgemeinen Feststellungen und der/die Vermieter*in an der Tür klingelt? nicht von eurer privaten Situation aus. Haltet ¾ Welche Privatsphäre haben z. B. Hotelgäste, danach zusammen mit der Lehrkraft in zwei Spalten Altenheimbewohner*innen und obdachlose an der Tafel fest, wovor ein Zuhause Schutz bzw. Menschen? keinen Schutz bietet. Recherchiert anschließend: KOPIERVORLAGE duerchbléck! Nr. 9 17
My home – my school – my office? POLITIK LERNEN Durch die Covid-19-Pandemie hat das Homeoffice an Bedeutung gewonnen. Berufsgruppen, die vorwiegend am Computer arbeiten, haben ihren Arbeitsplatz ins Homeoffice verlegt oder verlegen müssen. Bauarbeiter*innen, Handwerker*innen oder Menschen in sozialen Berufen wie Erzieher*innen oder Krankenpfleger*innen sind weniger oder gar nicht davon betroffen gewesen. Kinder von Eltern aus allen Berufsgruppen sind jedoch vom Homeschooling betroffen. Von zu Hause aus zu arbeiten und mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, gefällt den einen, für andere stellt dies jedoch eine Herausforderung dar. Wie kann man also zu Hause die Grenze zwischen Schule, Privatleben und der Arbeit der Eltern ziehen? DE Abschalten zu Hause? Lernen/arbeiten von zu Hause? bedeutet für mich: Abbildung: Schneider, Carlo hat folgende Vorteile: hat folgende Nachteile: ¾ Beschreibe die Karikatur. Wie haben Arbeit und Schule im Privatleben Einzug gehalten? Bietet das eigene Heim überhaupt die nötigen Voraussetzungen hierfür? ¾ Welche Vor- und Nachteile ergeben sich daraus? Ergänzt. ¾ Wer sollte sich um die negativen Auswirkungen des Homeschooling oder Homeoffice kümmern? Welche Rolle spielt der Einzelne dabei? 18 duerchbléck! Nr. 9 KOPIERVORLAGE
Durch moderne Kommunikationsmittel Die Gewerkschaften, welche die Rechte und POLITIK LERNEN ist es für viele Menschen selbstverständlich Interessen der Arbeitnehmer*innen vertreten, geworden, von zu Hause aus zu arbeiten. Die haben dies im Laufe der Zeit eingefordert und Grenzen zwischen Wohnen und Arbeiten errungen. Heute setzen sich Gewerkschaften und verschwimmen zusehends. Das Recht auf andere Arbeitnehmerorganisationen angesichts Erholung und Freizeit ist in der Allgemeinen der zunehmenden Telearbeit für das Recht auf Erklärung der Menschenrechte verankert. digitales Abschalten ein. M1 M2 Artikel 24 der Allgemeinen Erklärung Covid-19 : Le télétravail et le droit à la der Menschenrechte: déconnexion, informations et recommandations DE d’un syndicat Jeder Mensch hat das Recht auf Erholung und Freizeit und insbesondere auf eine vernünftige Begrenzung 1. Reconnaître l’importance de la der Arbeitszeit und regelmäßigen bezahlten Urlaub. déconnexion, tout en soulignant les aspects de la santé et la sécurité au travail. Le droit à la déconnexion est un aspect majeur du télétravail. Il permet d’assurer un certain équilibre Was brauche ich in meiner Wohnung, entre le travail et la vie privée. Il est important de um für die Schule zu arbeiten? prévenir l’anxiété, la dépression et l‘épuisement professionnel, (…) - ruhiges Umfeld -… 2. Définir les heures de travail (…) Aussi en mode télétravail vous êtes censé-e respecter le temps de travail normal tel que défini dans votre contrat de travail. En principe 8 hrs par jour/40 heures par semaine. Vous n’avez pas le droit de travailler plus de 10 heures par jour et 48 heures par semaine. (…) Vous ne pouvez pas être sanctionné-e parce que vous n’êtes pas joignable en dehors de vos heures de travail (temps de repos, congés payés, Was habe ich in meiner Wohnung, weekend, soirées, jours fériés non travaillés, etc.). um für die Schule zu arbeiten? Le droit de ne pas se connecter aux outils … numériques professionnels, permettant d’être contacté dans un cadre professionnel en dehors de son temps de travail, doit être garanti. Des règles claires, concernant la définition et la prise en compte du temps de travail en cas de télétravail, doivent être fixées afin de garantir l’équilibre entre vie privée et vie professionnelle. Quelle: OGBL (2020). COVID-19: Le télétravail et le droit à la déconnexion. Abgerufen von: http://www.ogbl.lu/wp-content/ uploads/2020/03/FR_Telearbeit_Covid.pdf (letzter Zugriff: 17.05.2021). ¾ Ergänze die Sprechblasen. Welche Auswirkungen hat das Lernen oder Arbeiten von zu Hause aus auf die Gestaltung deiner Wohnung? ¾ Was bedeutet Artikel 24 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte für den Arbeitsalltag deiner Eltern und deinen Schulalltag (M1)? ¾ Lies die Empfehlungen der Gewerkschaft. Warum ist es wichtig, digital abzuschalten? Worauf sollte der/die Arbeitnehmer*in achten? KOPIERVORLAGE duerchbléck! Nr. 9 19
Von zu Hause ausziehen? POLITIK LERNEN Von zu Hause auszuziehen ist für viele junge Menschen EXIT HOME ein wichtiger Schritt ins Erwachsenenalter. Das eigenständige Wohnen verlangt viel Verantwortung: So muss man beispielsweise den Überblick über das eigene Budget behalten oder den eigenen Tagesablauf mit allen Verpflichtungen wie Arbeiten, Kochen, Einkaufen, Putzen gestalten. Viele junge Erwachsene stellen sich Je nach sozialen, familiären und finanziellen die Frage, ob sie mit dem ersten selbstverdienten Geld Möglichkeiten bestehen verschiedene Alternativen etwas mieten oder sogar kaufen können, in einem nicht. Viele Jugendliche von heute bleiben länger im Single- oder Paarhaushalt wohnen wollen, oder ob sie Elternhaus, verlassen Schule und Hochschule später DE doch lieber zu Hause bleiben und sparen. und treten daher später ins Berufsleben ein. Jugendliche bleiben länger zu Hause wohnen als früher. Das liegt daran, dass … Viele junge Berufstätige genießen die Vorteile, die sie zu Hause haben. Denn im „Hotel Mama“ lässt es sich gut 1. … sie bei den Eltern 2. … die leben: gefüllter Kühlschrank, über günstige Wohnverhält- Rahmenbedingungen nicht ein Elternteil, der kocht, wäscht nisse verfügen. stimmen: hohe Immobilien- und putzt: Vollpension mit und Mietpreise, schwierige diversen Dienstleistungen. Aber Kreditvergabe, mangelnde ist dies fair und angemessen? 3. … sie weder verant- Verfügbarkeit. In der Schweiz haben Eltern wortungs- noch leistungsbe- Anrecht auf eine Entschädigung reit sind. seitens der berufstätigen 4. … sie ihre Eltern Kinder, die ihre Ausbildung unterstützen wollen, z. B. abgeschlossen haben und noch 5. … sich junge Erwachsene finanziell, gesundheitlich, in zu Hause wohnen. trotz guter Ausbildung und der Betreuung der jüngeren sicherer Arbeit nicht zwingend auf Geschwister usw. dem freien Wohnungsmarkt eine Wohnung ohne Unterstützung der Eltern leisten können. 7. … 6. … 8. … ¾ Lies die Gründe, warum junge Erwachsene lange zu Hause wohnen bleiben. Welche erscheinen dir wichtig? Welche überzeugen dich weniger? Nenne drei weitere Gründe. Diskutiert in Zweiergruppen und begründet eure Wahl anschließend im Plenum. ¾ Erstelle dann eine Hitliste mit Gründen, die für und gegen einen frühen Auszug sprechen. Beurteile anschließend für dich: Wann möchte ich, wann kann ich ausziehen? ¾ Sollte man deiner Meinung nach in Luxemburg auch eine Entschädigung nach dem Schweizer Modell vorsehen? ¾ Gibt es in Luxemburg staatliche Hilfen beim Auszug von zu Hause? Informiere dich unter cedies.public.lu (Studium) und unter guichet. public.lu oder wunnengshellef.lu (Wohneigentum, Miete). 20 duerchbléck! Nr. 9 KOPIERVORLAGE
POLITIK LERNEN 5 teens, 5 houses, 5 experiences (18:17 Minuten) DE Abbildung: Andrade, Georges (2012). 5 teens, 5 experiences. Abgerufen von: https://www.youtube.com/watch?v=M2AIz15mwbs (Letzter Zugriff: 21.06.2021) Der Film 5 teens, 5 houses, 5 experiences von Georges Andrade ist eine Dokumentation über die Vereinigung Wunnengshëllef aus dem Jahre 2012 über Wohnstrukturen für Jugendliche. ¾ Schau dir den Film an. Lies anschließend die Fragen. ¾ Halte zu jeder Frage stichwortartig eine Antwort fest. Sichert im Plenum gemeinsam die Ergebnisse. - Welche Ängste haben die Jugendlichen? - Welche Herausforderungen stellt das Zusammenleben an die Jugendlichen? - Welche Funktion wird der Familie zugewiesen? - Welche Probleme treten auf? - Welche Pläne haben die Jugendlichen für die Zeit danach? - Welches Hauptziel verfolgt die gemeinnützige Organisation? - Was bringt das Leben in der WG den Jugendlichen? ¾ Informiere dich über Wohnstrukturen für Jugendliche in Luxemburg. Wer bietet in deiner Region solche Wohnstrukturen an? Wer kann von dem Angebot profitieren? Unter welchen Bedingungen? ¾ Welches Interesse hat der Staat und die Gesellschaft an der spezifischen Unterstützung von Jugendlichen in problematischen Wohnsituationen? KOPIERVORLAGE duerchbléck! Nr. 9 21
Problematisches Wohnen POLITIK LERNEN Menschen, die sich in problematischen Wohnsituationen befinden, haben oft keine Möglichkeit, sich eine Wohnung auf dem freien Wohnungsmarkt leisten zu können. Sie sind auf soziale Wohnungen angewiesen. Der soziale Wohnungsmarkt richtet sich an Menschen mit geringem bis sehr geringem Einkommen, d. h. an Menschen, die unter der relativen Armutsgrenze leben. Rund ein Fünftel der Bevölkerung in Luxemburg war 2019 davon betroffen. Eine Einzelperson mit weniger als 2 013 Euro Einkommen pro Monat gilt als arm. Nur 2-3 % der Immobilien sind jedoch Sozialwohnungen. Laut Caritas fehlen etwa 30 000 Sozialwohnungen in Luxemburg. Die Kriterien für Antragsteller auf eine Sozialwohnung variieren je nach Träger. Obdachlose fallen aus diesem Raster gänzlich heraus und sind auf andere Auffangstrukturen angewiesen, da sie oft Kriterien wie Krankenkassenzugehörigkeit oder legale Aufenthaltsgenehmigung nicht erfüllen. DE Wohnungsschicksale Erfahrungsbericht von Paula (27), Wohnungskrise-Zufluchtsort Mutter einer einjährigen Tochter Campingplatz (11. Juni 2020) (4. Dezember 2020) (…) Als ich zu meinem Freund in die Wohnung Leben, wo andere Ferien machen: Was klingt zog, hat er sich plötzlich total verändert. Er ist wie ein Werbeversprechen, ist für Menschen, die bei jeder Kleinigkeit ausgerastet und hat auch dauerhaft auf Campingplätzen wohnen, Alltag. vor Schlägen nicht Halt gemacht. (…) Ich wollte Dabei ist der Umzug dorthin oft keine freiwillige auf keinen Fall, dass mein Kind inmitten von Entscheidung. Die Wohnungskrise drängt immer Gewalt aufwachsen muss. Ich hatte Glück und mehr Menschen in eine Grauzone. (…) „Ich bekam einen Platz im Frauenhaus. Zu meinen könnte mir mittlerweile nicht mehr vorstellen, Eltern besteht kein Kontakt und die wenigen woanders zu leben als hier“, sagt Carmen Freundinnen, die mir trotz der Isolation durch Schmidt (Name von der Redaktion geändert). meinen Ex-Freund geblieben sind, leben selbst (…) Seit 13 Jahren lebt die gelernte Friseurin nun in Einzimmerwohnungen zur Miete (…). Im bereits dort, wo andere Menschen ihre Freizeit Frauenhaus wurde ich mental und finanziell verbringen. Auch wenn sie ihr jetziges Leben soweit unterstützt, dass ich mir nach und nach genießt, war der Weg, der sie hierhin führte, wieder ein eigenes Leben aufbauen konnte. nicht freiwillig. „Ich war in der Scheidung und (…) Die Sozialarbeiterin half mir bei der selbstständig. Mein Friseursalon befand sich im Jobsuche – eine Sache der Unmöglichkeit als gemeinsamen Haus. Mit der Trennung stand schwangere Frau. Aufgrund der katastrophalen ich von einem Tag auf den anderen vor dem Wohnungsmarktsituation in Luxemburg musste Nichts“, erzählt Carmen Schmidt. Zunächst sei ich länger im Frauenhaus bleiben als gewollt. sie bei einer Freundin untergekommen und Als meine Tochter drei Monate alt war, wurde habe mit der Wohnungssuche begonnen. Schnell uns durch großes Glück eine Sozialwohnung zur musste sie jedoch feststellen, dass sie ohne festes Verfügung gestellt. Vor Kurzem habe ich auch Einkommen und als Selbstständige nur schwer eine Arbeit gefunden, meine Tochter ist nun eine neue Wohnung finden würde. „Schon eine tagsüber in der Kindertagesstätte. So habe ich Mietkaution stellte mich vor Schwierigkeiten, von mir meine Familienplanung nicht vorgestellt, einem Darlehen für eine Eigentumswohnung gar als alleinerziehende Mutter, die unterhalb der nicht zu reden“, sagt sie heute. Armutsgrenze lebt und auf Hilfe von außen Quelle: Scholtes, Pit (2020). Wohnungskrise. Zufluchtsort angewiesen ist. Campingplatz. REPORTER. 04.12.2020. Abgerufen von: Quelle: CID | Fraen an Gender (2020). Paula (27), Mutter https://www.reporter.lu/luxemburg-wohnungskrise- einer einjährigen Tochter. Abgerufen von: https://cid-fg. zufluchtsort-campingplatz/ (Letzter Zugriff: 17.05.2021). lu/gesellschaft/alleinerziehend/paula-27-mutter-einer- einjaehrigen-tochter/ (Letzter Zugriff: 17.05.2021). Träger von Sozialwohnungen sind die Gemeinden, der Staat, vertreten durch die SNHBM (Société Nationale des Habitations à Bon Marché) oder private Organisationen wie die FAL (Fondation pour l’accès au logement) oder die Caritas-Organisation (Organisation, die in den Bereichen der Nothilfe, des Sozialdienstes und der Entwicklungshilfe tätig ist). 22 duerchbléck! Nr. 9 KOPIERVORLAGE
Sie können auch lesen