Patientenzufriedenheit Übelkeit und Erbrechen nach Narkosen - Hans-Joachim Sachs Klinik für Anaesthesiologie und Intensivmedizin Waldkrankenhaus ...

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Patientenzufriedenheit Übelkeit und Erbrechen nach Narkosen - Hans-Joachim Sachs Klinik für Anaesthesiologie und Intensivmedizin Waldkrankenhaus ...
Patientenzufriedenheit
Übelkeit und Erbrechen nach Narkosen

             Hans-Joachim Sachs

         Klinik für Anaesthesiologie
             und Intensivmedizin
          Waldkrankenhaus Spandau
        Anaesthesiewerkstatt 18.03.2019
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Welche klinischen anaethesieassoziierten Folgen sollten
                   vermieden werden?
              Die Perspektive von Patienten
  Outcome                              Relativer Wert
                                 .

1. Erbrechen                           18.05
2. Würgen am Tubus                     17.86
3. Postoperative Schmerzen             16.96
4. Übelkeit                            11.82
5. Intraoperative Awareness            13.82
6. Motorische Schwäche                  7.99
7. Shivering                            7.60
8. Halsschmerzen                        3.04
9. Somnolenz                            2.69
                              Macario et al, Anesth Analg 1999;89:652-8
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Übelkeit und Erbrechen nach Narkosen (Ü&E):
       Vorhersagbar und vermeidbar ?
Patientenzufriedenheit Übelkeit und Erbrechen nach Narkosen - Hans-Joachim Sachs Klinik für Anaesthesiologie und Intensivmedizin Waldkrankenhaus ...
Gliederung

• Pathophysiologie

• Risikofaktoren

• Prädiktive Modelle

• Risikoadaptiertes Prophylaxeschema
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Pathophysiologie

                  Schmerzen
                                              Übelkeit
              Antizipation                               Schwindel
                                                                       Bewegungen
            Emotionen                höhere
                                  Hirnregionen
          Persönlichkeit                                 vestibuäres
                                                           System

Chemorezeptortriggerzone          Brechzentren

                                                       viszerale & somatische
                                                            Kerngebiete

    Apomorphin,               vagale Afferenzen des
      Opioide                 Gastrointestinaltrakts
                                                       symp.-vagale      Erbrechen
                                                        Symptome
                             hypertone Kochsalzlsg.
                               Ipecacuanha-Saft
Pathophysiologie bei Opioiden

                     Schmerzen                   Übelkeit

                Antizipation                                Schwindel
                                                                           Bewegungen
              Emotionen
                                         höhere
                                      Hirnregionen
           Persönlichkeit
                                                             vestibuäres
                                                               System

Chemorezeptortriggerzone             Brechzentren
erregende D2-Rezeptoren          hemmende µ-Rezeptoren

                                                            viszerale & somatische
                                                                 Kerngebiete

     Apomorphin,                 vagale Afferenzen des
       Opioide                   Gastrointestinaltrakts
                                                            sympath.-          Erbrechen
                                                              vagale
                                                            Symptome
                                 hypertone Kochsalzlsg.
                                   Ipecacuanha-Saft
Die Pathophysiologie von Ü&E ist unbekannt!

1. Es gibt kein Tiermodell für Ü&E nach Narkosen.

2. Es gibt erhebliche speziesspezifische Unterschiede.

3. Es gibt kaum Untersuchungen am Menschen,
   die pathophysiologische Rückschlüsse ermöglichen.

                          P Andrews. The physiology of nausea and vomiting.
                          Br J Anaesth, 69:2S-19S; 1992
Gliederung

• Pathophysiologie

• Risikofaktoren

• Prädiktive Modelle

• Risikoadaptiertes Prophylaxeschema
Die klassische Vorstellung

Patient             PONV               Operation

                  Anästhesie
Vermeintliche Risikofaktoren in einer Umfrage

                                     aus Eberhart et al.:

                                     Ergebnisse einer
                                     Umfrage unter
                                     Anästhesisten zum
                                     Thema Übelkeit und
                                     Erbrechen in der
                                     postoperativen Phase.

                                     AINS 33: 545-51; 1998
Copyright © Acta Anaesthesiol Scand 2001
             Acta Anaesthesiol Scand 2001; 45: 160-166                                                        ACTA ANAESTHESIOLOGICA SCANDINAVICA
             Printed in Denmark. All rights reserved                                                                         ISSN 0001-5172

                                                                                                                              Review Article

           An increased body mass index is no risk factor
           for postoperative nausea and vomiting
            A systematic review and results of original data
            P. KRANKE, C.C. APFEL, T. PAPENFUSS, S. RAUCH, U. LOEBMANN, B. RUEBSAM, C.-A. GREIM and N. ROEWER
            Department of Anaesthesiology, University of Wuerzburg, Germany

                   100

                   90

                   80

                   70
Incidences (%) .

                   60

                   50

                   40

                   30

                   20                                                                  Conclusion: Systematic search of the literature provides no evi-
                   10                                                                  dence for a positive relationship. Furthermore, our data confirm
                    0                                                                  that an increased BMI is not a risk factor for PONV. This nega-
                         Underw eight   Normal Weight    Overw eight      Obesity
                                                                                       tive finding is important as focussing on the relevant risk factors
                         (30 kg/m²)
                                                                                       is needed to allow for an objective risk assessment of PONV.
                            n=72            n=343           n=113           n=59
684 ORGINALIA

                                                                   A. Hechler, F. Naujoks, K. Ataman, H.-B. Hopf
                   Die Inzidenz an postoperativer
                                                                   Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin
                   Übelkeit und Erbrechen ist unab-
                                                                   Kreisklinik Langen
                   hängig von der routinemäßigen
                   Maskenvorbeatmung während
                   der Narkoseeinleitung

                   50
                                                                         Schlußfolgerung: Da die PONV-
                   40                                                    Inzidenz in den ersten 24 h
 Inzidenzen in %

                                                                         unabhängig von der
                   30                                                    routinemäßigen Maskenbeatmung
                                                                         und dem Ausbildungsstand des
                   20                                                    durchführenden Arztes ist,
                                                                         brauchen beide Variablen bei
                   10                                                    zukünftigen Studien über PONV
                                                                         nicht als mögliche Störgrößen
                   0                                                     berücksichtigt zu werden.
                         Übelkeit Übelkeit   Erbrechen Erbrechen
                          ohne      mit        ohne       mit
                        Beatmung Beatmung    Beatmung Beatmung                Hechler et al. AINS 1999;34:684-688
Magensonde

• Gastric aspiration at the end of anaesthesia does not decrease
  postoperative nausea and vomiting. Hovorka J, Korttila K, Erkola O. Anaesth
   Intensive Care 1990; 18: 58-61

• Perioperative gastric aspiration increases postoperative nausea and
  vomiting in outpatients. Trepanier CA, Isabel L. Can J Anaesth 1993; 40:325-328
• A meta-analysis of selective versus routine nasogastric decompression
  after elective laparotomy. Cheatham ML, Chapman WC, Key SP, Sawyers JL. Ann
   Surg 1995; 5: 469-478

Eine Magensonde reduziert wahrscheinlich die Inzidenz von Erbrechen,
      hat jedoch keinen Einfluß auf die Übelkeit nach Narkosen !
Der Menstruationszyklus

• Inzidenz in der 3. und 4. Woche tendenziell erhöht
  (Bellville1960)

• Östrogene erhöhen Dopaminrezeptordichte (Hruska1980)
• Erhöhte Inzidenzen retrospektiv beschrieben in der
    – Menstruationsphase (Beattie1991, Beattie1993),
    – Ovulationsphase (Ramsay1994) und
    – Lutealphase (Honkavaara1991)
• Prospektive Studien zeigen keinen Effekt
        (Gratz 1996, Goepfert 1997, Apfel 1998)

• Eine meta-analytische Auswertung ergibt keinen Einfluß
        (Eberhart 2000)
Anaesthesiespezifische
      Ursachen
PONV nach verschiedenen
                                        Anaesthesietechniken
                 100                                    Peritoneal irritation is believed to be one
                  90                                    Mechanism for the high incidence of PONV in
                                                        herniorrhaphy.
                  80
                  70                                    However, a randomized controlled trial of
                           61
Incidence in %

                                                        different anaesthetic techniques for inguinal
                  60
                                                        herniorrhaphy suggests, that the inhalational
                  50                                    technique itself may be the main cause.
                  40
                  30
                  20
                                             11                      8
                  10
                   0
                       Inhalational         Spinal           Iliohypogastic
                       anaesthesia       anaesthesia           nerve block

                                          Song et al. Recovery profile and costs of anesthesia for outpatient
                                          unilateral inguinal herniorrhaphy. Anesth Analg 2000; 91: 876-881.
Copyright © Acta Anaesthesiol Scand 1999
Acta Anaesthesiol Scand 1999; 43: 770-774                                                   ACTA ANAESTHESIOLOGICA SCANDINAVICA
Printed in Denmark. All rights reserved                                                                    ISSN 0001-5172

                                                                                                 Original Article

Single-injection paravertebral block compared to
general anaesthesia in breast surgery
F. PUSCH1, H. FEITAG1, C. WEINSTABL1, R. OBWEGESER2, E. HUBER1 and E. WILDLING1
Departments of 1Anaesthesiology and General Intensive Care, and 2Gynaecology, University Hospital of Vienna, Austria

                                            TIVA           PVB
 Patients (n)                               42             44
 Age (years)                                53             51
 Fentanyl, n (%)                            42 (100)        3 ( 6.8)
 Duration (min)                             72             73
 Piritramid, n (%)                          22 (52.3)       2 ( 4.5)*            Die Inzidenz von Erbrechen war
 Free Movement, n (%)                        7 (16.7)      32 (72.7)*            nach einem PVB signifikant
 Postop. Vomiting, n (%)                    12 (28.6)       4 ( 9.1)*            niedriger als nach einer TIVA.
Volatile Anästhetika
                             1.0
                                                                                               N=1180
                                               Propo fol
Proportion of Non-vomiters

                              .9

                              .8               Sevoflurane
                                               Enflura ne
                                               Isoflu rane

                              .7

                              .6
                                   0   2   4   6      8        10    12     14       16   18   20   22   24

                                                            postoperative time (h)
Volatile Anaesthestika als Hauptursache von
 frühem (0-2 h) Erbrechen nach Narkosen
                                               50

                                                              Propofol       Volatile anaesthetics

  Incidence of early vomiting (%) & 95% CI .   40

                                               30

                                                                                               y = 0.20x + 4.2
                                                                                                  R2 = 0.97
                                               20

                                               10

                                                0
                                                    0   30          60           90          120           150   180
                                                        Degree of exposure (Duration of anaesthesia in min) .
Lachgas

  •   Omitting nitrous oxide in general anaesthesia: meta-analysis of
      intraoperative awareness and postoperative emesis in randomized
      controlled trials.
      Tramèr MR, Moore A, McQuay H. Br J Anaesth 1996; 76: 186-193.

  •   Omission of nitrous oxide during anesthesia reduces the incidence of
      post-operative nausea and vomiting. A meta-analysis.
      Divatia JV, Vaidya JS, Badwe RA, Hawaldar RW. Anesthesiology
      1996; 85: 1055-1062.

Der emetogene Einfluß von Lachgas muß als gesichert angesehen werden.
   Bei relativem Risiko von ca. 1.4 ist er aber geringer als der anderer
                                Faktoren.
Opioide

• Prämedikation mit Morphin oder Pethidin erhöht
  die Inzidenz von Ü&E (Bellville1960, Smessaert1959)
• Opiatbetonte Narkosen gehen mit einer höheren
  Erbrechensinzidenz einher (Zuurmond 1986 und 1987)
• Low-dose Opiate zur Einleitung von
  Inhalationsanaesthesien haben keinen signifikanten
  Einfluß (Kranke1998)
• Postoperative Opiate erhöhen das Ü&E-Risiko
   (Koivuranta1997; Apfel1999)
• Patientenspezifische
        Ursachen
Geschlecht und Alter

                                 60

                                                           48.1
                                                                                                            männlich
                                 50                                      44.9
                                             42.9                                                           weiblich
                                                                                      40.9

                  .
                                 40
                  Inzidenz (%)
                                 30   25.4                                                                       26.7
                                                                                                    24.1

                                                    17.5                                                                      18.6
                                 20
                                                                  13.8
                                                                                9.5          10.5
                                 10                                                                        7.5
                                                                                                                        4.3

                                 0
                                       ab 18         ab 30         ab 40        ab 50         ab 60        ab 70        ab 80
                                       n=352         n=329         n=315        n=507         n=387        n=237        n=93
                                                                     Altersklassen (Jahre)

Junge Frauen erbrechen ca. 2-3 mal häufiger als Männer.
                                                                                         Apfel et al., Anaesthesist 1998
Nichtraucher-Status
                                              40%

                                              30%

                                Incidence %
                                              20%

                                              10%

                                              0%
                                                     NR      R       NR      R
                                                    Männer         Frauen

                                                Rauch S, Apfel CC, Goepfert C,
                                                et al.
                                                Rauchen als protektiver Faktor
Raucher erbrechen seltener!                     postoperativen Erbrechens in
 (Cohen1994, Koivuranta1997,                    einer kontrollierten Studie.
    Apfel1998, Apfel1999)
                                                AINS 1997; 32: S129.
Ü&E oder Reisekrankheit in der Anamnese

                                                                 60                                56.4

                                                                 50                       44.7
                                                                                  39.1
                                                                 40

                                                  Inzidenz (%)
                                                                 30
                                                                         18.5
                                                                 20

                                                                 10

                                                                  0
                                                                         keine    RK     PÜ&E     RK u.
                                                                                                  PÜ&E

Bei einer Reisekrankheit und/oder bei                                    Risikofaktoren in der Anamnese

Ü&E in der Anamnese tritt Erbrechen
ca. doppelt so häufig auf.                        Die proemetogenen Wirkungen beider
                                                  Faktoren verstärken sich gegenseitig.
      Burtles1957, Smessaert1959, Bellville1961
       Palazzo1993, Koivuranta1997, Apfel1998                         Palazzo1993, Koivuranta1997, Apfel1998
Volatile Anästhetika
                               & Opioide

Das vereinfachte Modell
                                Patient

                          Übelkeit & Erbrechen
IMPACT-Studie     Apfel et al. Anaesthesist 2005 · 54:201–209

                Ø 4 mg oder kein Ondansetron

                Ø 4 mg oder kein Dexamethason

                Ø 1,25 mg oder kein Droperidol

                Ø Propofol oder ein volatiles
                  Anästhetikum
                Ø Luft oder Lachgas

                Ø Remifentanil oder Fentanyl
IMPACT-Studie   Apfel et al. Anaesthesist 2005 · 54:201–209
IMPACT-Studie   Apfel et al. Anaesthesist 2005 · 54:201–209
Gliederung

• Pathophysiologie
• Risikofaktoren
• Prädiktive Modelle
• Risikoadaptiertes Prophylaxeschema
Der vereinfachte Risikoscore

                                                 100%
     Risikofaktoren       Punkte
                                                 80%
Weibliches Geschlecht       1

                                    Ü&E-Risiko
Nichtraucherstatus          1                    60%
Reisekrankheit oder Ü&E
                            1                    40%
nach Narkosen i.d.A.
Postoperative Opioide       1                    20%
        Summe =           0 ... 4
                                                  0%
                                                        0        1      2     3         4
                                                            Anzahl der Risikofaktoren

                                         Apfel et al. Anesthesiology 1999; 91:693-700.
Risikoscore für POV bei Kindern

Risikofaktoren                                     Punkte
Operation > 30 min                                 1
Alter > 2 Jahre                                    1
Strabismus-OP                                      1
Vorgeschichte von POV oder PONV bei Verwandten     1
Summe                                              0-4

                                        Tait Anesthesiology 2001
                                        Höhne Curr Opin Anesth 2014
                                        Lerman Br J Anaesth 1992
Gliederung

• Pathophysiologie
• Risikofaktoren
• Multivariate Analysen
• Prädiktive Modelle
• Risikoadaptiertes Prophylaxeschema
The Number-needed-to-treat
Fall 1: Durchschnittliches Patientenkollektiv (Normalrisiko)
Inzidenz Erbrechen: ≈ 25 %
Effektives Antiemetikum: Reduktion um ca. 40 relative %
Annahme: Alle Patienten erhalten dieses effektive Antiemetikum
⇒ resultierende Inzidenz: 15 %
Von 100 beobachteten Patienten erbrechen 25 ohne Prophylaxe, 15 mit
Prophylaxe, und 10 Patienten konnte das Erbrechen durch die
Prophylaxe erspart werden.
Number-needed-to-treat = 10 (1/absolute Risikoreduktion = 0.1 in der
vorliegenden Konstellation)
The Number-needed-to-treat
Fall 2: Patientenkollektiv mit erhöhtem Risiko
Angenommene Inzidenz von Erbrechen: = 60 %
Effektives Antiemetikum: Reduktion um ca. 40 relative %
Annahme: Alle Risikopatienten erhalten dieses effektive Antiemetikum
⇒ resultierende Inzidenz: 36 %
Von 100 beobachteten Patienten erbrechen 60 ohne Prophylaxe, 36 mit
Prophylaxe, und 24 Patienten konnte das Erbrechen durch die
Prophylaxe erspart werden.
Number-needed-to-treat ≈ 4,2 (1/absolute Risikoreduktion = 0.24 in der
vorliegenden Konstellation)
Das risikoadaptierte Stufenschema
Volatile Anaesthetika
                                                        100%
      & Opioide
                                                        80%

                                      Incidence (%) .
                                                        60%

       Patient                                          40%

                                                        20%

                                                         0%
Nausea and Vomiting                                              0       1        2        3   4
                                                                             Scorepoints

simplified Score     Risk                                            Strategy
     0 or 1         < 25%                                      no prophylaxis
       2           25-50% R e g io na l a na e s th. , T IV A o r a ntie m e tic s
     3 or 4         > 50%            " B a la nc e d a nti- e m e s is "
Das risikoadaptierte Stufenschema

vereinfachter Score   Ü&E-Risiko       Vorgehen
     0 oder 1           < 25%      keine Prophylaxe
        2              25-50%      Strategie I oder II
     3 oder 4           > 50%       Strategie I & II
Strategie I:
Regionalanaesthesie oder TIVA mit Propofol
Opiate wenn möglich reduzieren

                      Strategie II:
Dexamethason 4-8 mg/i.v. als Prophylaxe
0,15 mg/KG KG Kinder

 Consensus Guidelines PONV, Anaesth Analg 2014; 118;85-113
Therapie
•   Droperidol 1 mg i.v. Erwachsene/
    10 µg/kg KG i.v. Kinder

•   Dimenhydrinat 1 mg/kg i.v. KG Erwachsene/
    0,5 mg/kg KG i.v. Kinder

•   Als Therapie nicht Mittel der Prophylaxe verwenden!

         Consensus Guidelines PONV, Anaesth Analg 2014; 118;85-113
Glukokortikoide

•Wirkmechanismus unbekannt

•Langsamer Wirkungseintritt, daher zu Beginn einer OP zu
verabreichen

•Sollte nicht gegeben werden bei Pat. mit Ulcus, Gastritis, hohem
Infektrisiko o. Diabetes mellitus

•Perioperative Einzeldosis: Dexamethason 4-8 mg i.v. bei
Erwachsenen

•Kinder 0,15 mg/kgKG
Serotonin-Antagonisten
•5-HT3-Antagonisten, z.B. Ondansetron 4-8 mg i.v.

•Wirkung gegen Erbrechen > Übelkeit

•Wenig wirksam bei Opioidgabe, vagalen Reizen o. Stimulation des
Gleichgewichtsorgans

•UAW: Cephalgie, Anstieg d. Leberwerte

•Substanzen mit Zulassung zur Therapie der PONV gleichwertig
(Ondansetron, Granisetron, Dolasetron, Tropisetron)

•Anwendung am Ende der OP

•Ceilingeffekt
Dopamin-Antagonisten

Droperidol

• Sollte gegen Ende der OP gegeben werden

• Empfohlene Dosis zwischen 0,625-1,25 mg

• Bei Kindern nicht erste Wahl, Dosierung wäre 50 µg/
  kgKG
QT-Verlängerung

• Hierdurch bedingt erhöhtes Risiko von Torsades des
  pointes Tachykardien bei prädisponierten Personen

• Ausgelöst durch Droperidol in psychiatrischen Dosen über
  lange Zeiträume

• Ondansetron bei einer Einzeldosis von 32 mg

• Auch durch Thiopental, Succinylcholin, Sevofluran,
  Sufentanil, Atropin, Neostigmin
Antihistaminika

• Wirken auch an muscarinartigen cholinergen und
  dopaminergen Rezeptoren antagonistisch

• Dimenhydrinat bei Kindern Mittel der Wahl (0,5 mg/kg
  KG i.v.)

• UAW: Harnverhalt, trockener Mund, Sedierung
Zusammenfassung

• PONV ist immer noch ein `little big
  problem´
• Risikoscore erheben
• Prophylaxe festlegen
• Therapie mit einer anderen Substanzklasse
  als die in der Prophylaxe verabreichten
  beginnen
Schmerzen

• Injektionsschmerz durch Propofol

• Halsschmerzen durch Tubus oder
  Larynxmaske
Injektionsschmerz

• Ursachen

Unmittelbar: Irritation des Gefäßendothels

Verzögert: Freisetzung des Mediators Kinin

Hohe Inzidenz von bis zu 40%!
Lösungsvorschläge:

1. Große Antecubitalvene oder
Lidocain 0,5 mg/kg in die gestaute Vene über 30-120 sec

2. Studien: Ketamin, MCP, NSAIDs, Injektionsgeschwindigkeit

3. Propofol 200 mg & 20-40 mg Lidocain gemischt
Fentanyl 0,1 mg i.v. oder
Remifentanyl 35 µg/kg KG/min über 30 sec

4. N2O und/oder Sevoflurane

5. Kaltes Propofol (4°C) und 30 mg i.v. zur Sedierung

                              Indian Journal of Pharmacology, 2016;48;617-623
Cuffdruck bei Larynxmasken

• 400 Kinder 3-21 Jahre
• Cuffdruck nach Ermessen des Anaesthesisten

• Ergebnisse: 23,5% entwickelten Hals-/Kiefer- oder
  Nackenschmerzen
  •Cuffdruck bei 56% der Schmerzkinder > 100 cm
  H2O!

  •4,6% Halsschmerzen bei Cuffdruck 40-60 cm H2O

  •0% Halsschmerzen bei Cuffdruck < 40 cm H2O
                                     Peadiatr Anaesth 2009, 19, 464-9
Schmerztherapie bei Herzpatienten
           Beobachtungsstudie

112 Patienten mit Z.n. Thorakotomie
VAS 6,3
`Sehr unzufrieden´

Einführung eines Schmerzdienstes
Ergebnisse:
VAS 6,2
`Ziemlich zufrieden´!

    W. Meissner QUIPS Uni Jena // Emerg Med Clin North Am 2005;23;529-49
Kommunikation

                „Worte sind das mächtigste
                         Werkzeug,
                über das ein Arzt verfügt....“
  Bernhard Lown. Die verlorene Kunst des Heilens. Schattauer Verlag 2004

• Suggestionen
  meint nicht „suggerieren, vortäuschen
  sondern „to suggest, anregen, vorschlagen
• Suggestionen beeinflussen Stress, Schmerz, autonome
  Fkt., PONV, Kooperativität, Zufriedenheit
Nocebo
• Verbale Negativsuggestion
  - Verneinungen und Verkleinerungen („keine
  Angst!“)
  - Unwahrheiten und Fachjargon („wir verkabeln
  jetzt“)
• Erhöhte Erwartungsangst
• Aktivierung spezifischer
  schmerzverabeitender Hirnareale
• Dopamin und Endorphine vermindert
• Cholezystokinin-vermittelte Hyperalgesie
- stattdessen positive Suggestionen
   „wir geben ein Medikament, dass gut vertragen wird“
• verbales Spiegeln
• Neutralisation von Negativsuggestionen
• Verlagern in die Vergangenheit

• ... „ aber Worte, wie ein zweischneidiges Schwert,
  können sowohl verletzen als auch heilen“
  Bernhard Lown

                             Hansen DÄ 2012; 109; 459-465
Fast Track Konzept

- evidenzbasierte Behandlungsmaßnahmen
  um Komplikationen zu vermeiden.
- Rekonvaleszenz beschleunigen und die
  Autonomie der Patienten erhalten.
- Wesentlicher Bestandteil: rasche
  postoperative Mobilisation noch am
  Operationstag.
- Ökonomische Nebenwirkung: verkürzte
  Liegedauer im KH nach einer Operation.
Fast Track Konzept
• Präoperatives motivierendes Gespräch mit Betonung
  der aktiven Rolle des Patienten bei der Genesung
• Bereits präoperative Anlage eines Schmerzkatheters
• Verkürzung der präoperativen Nüchternheit
• Möglichst Anwendung minimalinvasiver
  Operationsverfahren oder querer Bauchschnitte
• minimale Substitution (Infusion) während der
  Operation
• früheste postoperative Mobilisierung
• sofortiger Kostaufbau und Vermeidung einer
  parenteralen Ernährung
• Nachsorge durch das Krankenhaus und den
  Hausarzt
Fast Track als Rapid Recovery in der
           Endoprothetik
      • Wichtigster Erfolgsfaktor:
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit
PONV-Inzidenz

                                                    PONV KTEP                                                                                                       PONV HTEP

           70   64                                                                                                           100   89
                                                                                                                              90
           60
                                                                                                                              80
           50                                                                                                                 70
                                                                                                                              60

                                                                                                                  Fallzahl
Fallzahl

           40                                                                                                                 50
           30                                                                                                                 40
                                                                                           19                                 30                                                                           19
           20                                                                                                                 20                                                12
                                                                10                                                                                                                           6                          8
                                                                                                                              10               4          1
           10                  4                                                                        6
                                          3                                  3                                                 0
           0

                                                                                                                                                        Erbrechen

                                                                                                                                                                                           Erbrechen

                                                                                                                                                                                                                      Erbrechen
                                                                                                                                             Übelkeit

                                                                                                                                                                                Übelkeit

                                                                                                                                                                                                           Übelkeit
                                        Erbrechen

                                                                           Erbrechen

                                                                                                      Erbrechen
                Gesamt

                             Übelkeit

                                                                Übelkeit

                                                                                           Übelkeit

                                                                                                                                    Gesamt    Ankunft Aufwachraum               Entlassung Aufwachraum        Erster
                         .     Ankunft Aufwachraum          Entlassung Aufwachraum       Erster postop. Tag                                                                                              postoperativer Tag
PONV – prozentual zur Narkoseform
    60                                                 45                     42,8
                            54
                                                       40
    50
                                                       35

    40                                                 30
                                        33                                                 24
                                                       25
    30          27,5
%

                                                   %
                                                       20          17,6
                                                            16
         19
    20                                                 15

                                                       10
    10
                                                       5

    0                                                  0
         SPA   AA inhal   AA TIVA   SPA+AA inhal            SPA   AA inhal   AA TIVA   SPA+AA inhal
Postoperativer Schmerz – 1. postop. Tag
  6
                                 5,6

  5

  4
                                                                  3,5

  3
          2,5

  2

                                              1,1
  1

  0
        NAS Ruhe             NAS Bewegung   NAS Ruhe          NAS Bewegung

                   KnieTEP                             HTEP

• - 31 % der K-TEP-Patienten erhielten Rescue-Medikation
• - 13 % der HTEP-Patienten erhielten Rescue-Medikation
Ergebnisse

•   Komplikationsrate geringer
•   PONV vergleichbar
•   Schmerzscore etwas höher, aber:
•   Patienten zufriedener!
•   Halbierung der Liegezeiten
Schlussfolgerung
• PONV-Score erheben
• Prophylaxe bedenken
• Narkoseform beachten
• Immer Cuffdruck messen
• Ggf. größere Vene oder Lidocain bei Propofolinjektion
  beachten
• Kommunikation an den Patienten anpassen
• Nocebos vermeiden
• Beobachten – beschreiben – bewerten
Vielen Dank !
Standarddosierungen der Antiemetika

                     Apfel et al. Anaesthesist 2005 · 54:201–209
Antiemetikaeinsatz - ab welchem Risiko?

 Anesthesiology
 1997; 87:1277-89
 ©1997 American Society of Anesthesiologists, Inc.
 Lippincott Williams & Wilkins, Inc.

Efficacy, Dose-response, and Safety of Ondansetron in Prevention of Postoperative Nausea
and Vomiting: A Quantitative Systematic Review of Randomized Placebo-controlled Trials

Martin R. Tramèr, M.D., D. John M. Reynolds, M.D., R. Andrew Moore M.D., Henry J. McQuay M.D.

Conclusions: If the risk of Ü&E is very high, for every 100 patients receiving an adequate dose of
ondansetron 20 patients will not vomit who would have vomited had they received placebo. The
antinausea effect is less pronounced. Of these 100, three will have elevated liver enzymes and
three will have a headache who would not have had these adverse effects without the drug.“
Strabismuschirurgie

    • The oculo-emetic reflex. A rationalisation of postophthalmic anaesthesia
      vomiting. Van den Berg et al. Anaesthesia 44:110-7; 1989

    • Low incidence of the oculocardiac reflex and postoperative nausea and
      vomiting in adults undergoing strabismus surgery. Tramer et al. Can J
       Anaesth 44: 830-5; 1997

    • Is there a correlation between postoperative vomiting and increased
      extraocular muscle tone? Papenfuß et al. Br J Anaesth 80 (Suppl. 1): 119; 1998

    • Postoperative Übelkeit und postoperatives Erbrechen nach
      Strabismuschirurgie bei Kindern. Rüsch et al. Anaesthesist 48: 80-88; 1999

   Strabismuschirurgie ist mit einer hohen Erbrechensinzidenz assoziiert !
Ein kausaler Zusammenhang durch die Operation selbst ist jedoch nicht belegt !
Propofol: Ein Antiemetikum?
Anesthesiology
1997; 87:779-84
©1997 American Society of Anesthesiologists, Inc.
Lippcott-Raven Publisher

Determination of Plasma Concentration
of Propofol Associated with 50%
Reduction in Postoperatve Nausea
T. J. Gan, M.B., F.R.C.A., F.F.A.R.C.S. (I)* P.S.A. Glass, M.B., F.F.A.(SA), S.T.
Howell, M.D., A.T. Canada, Ph.D., A.P. Grant, B.S., B. Ginsberg, M.D.

                                                       Conclusions: Propofol is generally efficacious in
                                                    treating postoperative nausea and vomiting at plasma
                                                    concentrations that do not produce increased sedation.
                                                    Simulations indicate that to achieve antiemetic plasma
                                                    propofol concentrations of 343 ng/ml, a bolus dose of 10
                                                    mg followed by an infusion of approximately 10
                                                    µg.kg-1.min-1 are necessary. (Key words: Propofol;
                                                    plasma concentration. Postoperative nausea: treatment.
                                                    Vomiting. Computer-assisted continuous infusion.)
PONV-Inzidenz

                                                    PONV KTEP                                                                                                     PONV HTEP

           70   64                                                                                                         100   89
                                                                                                                            90
           60                                                                                                               80
           50                                                                                                               70
                                                                                                                            60

                                                                                                                Fallzahl
Fallzahl

           40                                                                                                               50
                                                                                                                            40
           30
                                                                                                                            30                                                                           19
                                                                                         19
           20                                                                                                               20                                                12
                                                                                                                                                                                           6                          8
                                                                10                                                          10               4          1
           10                  4                                                                      6
                                          3                                  3                                               0

                                                                                                                                                      Erbrechen

                                                                                                                                                                                         Erbrechen

                                                                                                                                                                                                                    Erbrechen
                                                                                                                                           Übelkeit

                                                                                                                                                                              Übelkeit

                                                                                                                                                                                                         Übelkeit
           0
                                        Erbrechen

                                                                           Erbrechen

                                                                                                    Erbrechen
                Gesamt

                             Übelkeit

                                                                Übelkeit

                                                                                         Übelkeit

                                                                                                                                  Gesamt    Ankunft Aufwachraum               Entlassung Aufwachraum        Erster
                         .     Ankunft Aufwachraum          Entlassung Aufwachraum     Erster postop. Tag                                                                                              postoperativer Tag

                Ponv-Inzidenz bis 1. postoperativer Tag 20-30%
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