PRESSE-INFORMATION Verstecktes Kleinod erwacht aus dem Dornröschen-schlaf

 
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PRESSE-INFORMATION Verstecktes Kleinod erwacht aus dem Dornröschen-schlaf
PRESSE-INFORMATION

Verstecktes Kleinod erwacht aus dem Dornröschen-
schlaf
Restaurierung der Schwarzenbergkapelle abgeschlossen
[Salzburg, 19.2.2021] Die Privatkapelle von Erzbischof Schwarzenberg in der Residenz
zu Salzburg wurde in den letzten Monaten mit einem finanziellen Aufwand von rund
220.000 Euro durch die Salzburger Burgen & Schlösser Betriebsführung restauriert.
Heute präsentiert sich der wiederentdeckte Kunstschatz im Rahmen einer Pressekon-
ferenz.

Bei der Schwarzenbergkapelle handelt es sich um ein Gesamtkunstwerk, das um 1844 ent-
standen und heute nur selten in dieser Vollständigkeit zu finden ist. Nach dem Weggang
von Erzbischof Schwarzenberg aus Salzburg Richtung Prag geriet dieses frühe Beispiel neu-
gotischer Kunst allerdings in Vergessenheit. Der Raum wurde profaniert, die Inneneinrich-
tung deponiert und die Wandmalereien überfasst. Von da an führte die Kapelle ein Schat-
tendasein und blieb nur durch viel Glück erhalten. Nun wurde sie behutsam restauriert und
kann ab sofort im Rahmen des Museumsrundgangs durch das DomQuartier besichtigt wer-
den.

Stöckl: „Wir haben einen schlummernden Schatz gehoben“
„Es freut mich ganz besonders, dass wir in der Residenz diesen schlummernden Schatz he-
ben konnten“, sagte Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl im Rahmen der heu-
tigen Pressekonferenz. 220.000 Euro kostete die Restaurierung der Kapelle. Finanziert und
abgewickelt wurde das Projekt von den Salzburger Burgen und Schlössern Betriebsführung
(SBSB). Sie kümmert sich um die Vermietung der Räumlichkeiten in der Residenz und sorgt
für die Sicherheit und Instandhaltung des gesamten Gebäudes.

Ihr Pressekontakt:
Frau Birgit Meixner, Salzburger Burgen und Schlösser Betriebsführung   Residenz zu Salzburg:
Mönchsberg 34, 5020 Salzburg
Tel: +43 (0) 662 / 84 61 81, Fax: +43 (0) 662 / 84 61 85               Residenzplatz 1, 5020 Salzburg
E-mail: meixner@salzburg-burgen.at, Internet: www.salzburg-burgen.at   Öffnungszeiten: Januar - Dezember tägl. 10 - 17 Uhr
Durch die Einnahmen aus der Vermietung der Prunkräume für Kunstmessen, Firmenveran-
staltungen, Konzerte oder auch Kongresse und Tagungen können solche Restaurierungen
oder Instandsetzungsarbeiten finanziert werden. Allein im Jahr 2019 wurden durch die
Vermietung Umsätze in der Höhe von rund 500.000 Euro erzielt.

Eines der frühesten Beispiele des Historismus in Österreich
Im Rahmen der Pressekonferenz informierte Diözesankonservator Roland Kerschbaum über
die kunstgeschichtliche Bedeutung der Kapelle. „Die private Andachtskapelle von Erzbi-
schof Friedrich Fürst zu Schwarzenberg stellt eines der frühesten Denkmale aus dem 19.
Jahrhundert in Salzburg und in ganz Österreich dar. Bisher wurde die Kunst dieses Jahr-
hunderts von Denkmalpflege und Wissenschaft eher stiefmütterlich behandelt. In den letz-
ten Jahrzehnten erfolgte jedoch ein Umdenken“, erklärte Kerschbaum.

Ablauf der Restaurierung
Im Herbst 2019 wurde durch die Firma Woller eine Bestandsaufnahme und Zustandsunter-
suchung der Wandflächen in der ehemaligen Schwarzenbergkapelle vorgenommen. „Dabei
konnte unter einigen monochromen, jüngeren Überfassungen eine weitgehend intakte
Raumgestaltung der historistischen Gestaltungsphase dokumentiert werden“, so Eva Hody
vom Bundesdenkmalamt (BDA) Salzburg. „Diese wurde in weiterer Folge in mehreren Ar-
beitsschritten freigelegt und der erhaltene Bestand im nächsten Schritt konserviert. Die
Raumschale wurde daraufhin im Hinblick auf ihren Alterswert und ihren gewachsenen Zu-
stand restauriert und bewusst mit ihren Verlusten und Beschädigungen präsentiert“.

Die erhalten gebliebene Ausstattung wie Altar, Kerzenständer, Betschemel, Beichtstuhl,
etc., welche in verschiedenen Institutionen zwischengelagert war, wurde wieder an ihrem
ursprünglichen Aufstellungsort zusammengeführt und von Restauratorin Florentina
Woschitz behutsam konserviert. Die besonders aufwendig gestaltete textile Ausstattung
wurde von Silvia Zechmeister Mittermaier konserviert. Das nur noch als Fragment erhaltene
Fenster ist kunstgeschichtlich besonders bedeutsam, da es eines der ersten Beispiele der
später im 19. Jahrhundert blühenden Glaskunst der Neugotik darstellt. Es wurde von der
Firma Glasmalerei Peters konserviert und die Fehlstellen in einer bewusst vereinfachten

Ihr Pressekontakt:
Frau Birgit Meixner, Salzburger Burgen und Schlösser Betriebsführung   Residenz zu Salzburg:
Mönchsberg 34, 5020 Salzburg
Tel: +43 (0) 662 / 84 61 81, Fax: +43 (0) 662 / 84 61 85               Residenzplatz 1, 5020 Salzburg
E-mail: meixner@salzburg-burgen.at, Internet: www.salzburg-burgen.at   Öffnungszeiten: Januar - Dezember tägl. 10 - 17 Uhr
Form rekonstruiert. Koordiniert wurden die verschiedenen Maßnahmen von Thomas Tratt-
ner (Baukultur 2 GmbH) in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt.

Lage und Gestaltung der Hauskapelle
Der Gebäudeteil, in dem sich die Schwarzenbergkapelle befindet, stammt ursprünglich aus
der Zeit Wolf Dietrichs und war als offener Loggiagang zur Dietrichsruh hin konzipiert. Be-
reits nach kurzer Zeit wurde der Gang jedoch durch Fenster geschlossen und später sogar
zugemauert. Vermutlich aufgrund des raueren Klimas, das im Gegensatz zu Italien in Salz-
burg herrscht. Das Vorbild dafür dürfte nämlich die Loggia im Palast des Kardinals Markus
Sittikus von Hohenems, dem Palazzo Altemps in Rom, gewesen sein. Oberhalb, verdeckt
durch das abgehängte und bemalte Deckensegel aus dem 19. Jahrhundert von Georg Pezolt
befinden sich noch Teile dieser ursprünglichen Ausstattung von Wolf Dietrich, welche
stuckierte Kassetten mit einer im Oval gefassten und einer quadratischen Illusionsmalerei
aufweist. In der Mitte befindet sich ein vergoldetes Medaillon mit einer Amordarstellung,
welches durch die Stuckrahmung hervorgehoben wird.

Lebendige Geschichte - Donation Radbot Habsburg

Angeregt durch die ersten Medienberichte über die Restaurierung der Schwarzenbergkapel-
le nahm Radbot Habsburg mit der Schlossverwaltung der Residenz Kontakt auf und bot die
Schenkung eines Gemäldes an.

Es zeigt den Heiligen Ferdinand und die Heilige Adelheid. Sie sind die Namenspatrone des
Großherzogs Ferdinand IV und seiner Frau Prinzessin Alice von Bourbon-Parma. Bei dem
religiösen Bild, das aus dem Nachlass der Großherzogin stammt, handelt es sich um ein
gemeinsames Geschenk der nächsten Verwandten an das Paar zu ihrer silbernen Hochzeit,
die am 11.Januar 1899 in der Residenz gefeiert wurde. Der ausdrückliche Wunsch von Rad-
bot Habsburg ist es, dass das Bild in der Schwarzenberg Kapelle als Zeugnis der Anwesen-
heit seiner Vorfahren in der Residenz angebracht wird, wo Ferdinand IV und Prinzessin Ali-
ce ein halbes Jahrhundert (1868-1919) wohnten. „Auf diese Weise findet es den Weg zu-
rück, wo es schon einmal gehangen ist und ist Zeugnis für lebendige Geschichte“, so Theo-
bald Seyffertitz, Schlossverwalter der Residenz zu Salzburg.

Ihr Pressekontakt:
Frau Birgit Meixner, Salzburger Burgen und Schlösser Betriebsführung   Residenz zu Salzburg:
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E-mail: meixner@salzburg-burgen.at, Internet: www.salzburg-burgen.at   Öffnungszeiten: Januar - Dezember tägl. 10 - 17 Uhr
Die geschichtlichen Hintergründe dieses Gemäldes machen es für die Residenz besonders
wertvoll, da das Bewahren von historisch wichtigen Zeugnissen auch zu den wesentlichen
Aufgaben der Schlossverwaltung zählt.

Ergänzende Informationen

Erzbischof Schwarzenberg: Bedeutende Kirchenpersönlichkeit des 19. Jahrhunderts
Er ist unter den Salzburgern weniger bekannt als seine berühmten Vorgänger und doch
spielte Erzbischof Schwarzenberg eine wichtige Rolle für die Geschichte des Landes.
Schließlich war es auch seinem Wirken zu verdanken, dass Salzburg nach den Wirren der
Napoleonischen Kriege als Provinzstadt des Habsburger-Reiches nicht in der Bedeutungslo-
sigkeit versank.

Friedrich Fürst zu Schwarzenberg wurde 1835, mit nur 26 Jahren, zum Erzbischof von Salz-
burg gewählt und entwickelte sich durch sein soziales Engagement, als Kunstmäzen und
Diplomat zu einer der bedeutendsten Salzburger Persönlichkeiten im 19. Jahrhundert.
Durch seine familiäre Herkunft hatte er eine besondere Stellung am kaiserlichen Hofe in
Wien und war nach der Säkularisation der einzige und letzte Erzbischof, der die Residenz
als Wohn- und Repräsentationsort nutzen durfte. 1842 reiste er anlässlich seiner Ernennung
zum Kardinal nach Rom und anschließend weiter nach Süditalien und Sizilien. Gemeinsam
mit dem Salzburger Maler Georg Pezolt entdeckte Schwarzenberg dort seine Leidenschaft
für die italienische Kunst des Mittelalters. Durch seine familiäre Herkunft standen ihm die
finanziellen Mittel zur Verfügung, um sich als Kunstmäzen und Förderer zu etablieren. Bei-
spielsweise unterstützte er die Gründung von Vereinen und soziale Initiativen wie die Kin-
derverwahranstalt (1844), das Mozarteum (1844) oder den Kunstverein (1844).

Detailbeschreibung der Kapelle

Die Kapelle selbst befindet sich in einem Durchgangsraum von ca. 14 Quadratmetern. Sie
wurde nach einem Entwurf des Salzburger Künstlers und ersten Salzburger Konservators der

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„K.k. Zentralkommission für die Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen
Denkmale“ ausgestattet. Die Ausstattung umfasst die Wandmalerei, bemalte Gläser der
Fenster sowie die gesamte Altarausstattung. Der Altar steht an der Wand gegenüber dem
Fenster, wo sich eine Nische für den Sakramentsschrank befindet. Über dem historisti-
schen, bemalten Deckensegel befinden sich noch Teile der ursprünglichen Ausstattung von
Wolf Dietrich. Das Deckensegel besteht aus vier Teilen, in der Mitte ein blaues Feld in ei-
ner gotischen Mehrpassform, welches von roten Feldern mit überkreuzten Ranken in Gri-
saillemalerei, welche an gotische Steinmetzarbeiten erinnern, gerahmt wird. Der Altar, die
Altarmensa, die Kniebank, die Türen sowie die Polsterung sind mit Formen, welche dem
Cosmatenstil nachempfunden sind, verziert.

Die Supraporten zeigen die Auferstehung Christi sowie eine Pietà in Grisaillemalerei auf
Goldgrund. Das Mittelfeld des Altars zeigt eine Darstellung der thronenden Muttergottes
mit dem segnenden Jesuskind am Schoß vor Goldgrund. In der Hand hält sie eine Lilie als
Zeichen ihrer Reinheit, die Märtyrerpalme und die Passionsblume deuten auf die Erlösung
hin. Bezeichnet wird sie als Mater Divinae Gratiae. Flankiert wird das Mittelbild von Petrus
und Paulus, die auf die Stärke und die Liebe des Glaubens verweisen. Die Wände sind mit
geometrischen Mustern überzogen, die mit Hilfe von Schablonen ausgeführt wurden; einzig
der Bereich über dem Altar wurde aufwendiger als Grisaillemalerei in Öl gestaltet und
zeigt Gottvater, begleitet von zwei Engeln. Ausführen ließ Erzbischof Schwarzenberg den
Entwurf Georg Pezolts von einem gewissen Maler Sigel und dessen Schüler. Lediglich das
Triptychon ließ er in Tempera durch Pezolt selbst ausführen. Die Pölster wurden unter den
Stickerinnen, Frauen und Mädchen aus den ersten Häusern Salzburgs vergeben.

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