"Red Bull" für Saugferkel
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Sonderdruck aus dem dlz agrarmagazin/ primus schwein Heft 05/2012 Postfach 40 05 80 80705 München Tel. +49(0)89-12705-276 reddlz@dlv.de www.dlz-agrarmagazin.de „Red Bull“ für Saugferkel überreicht durch: Deutsche Breeders Tarpholz 8 24963 Tarp Tel. 04638-2108510 Fax 04638-2108522 www.deutschebreeders.de ws@deutschebreeders.de Ansprechpartner in Ihrer Region finden Sie auf unserer Homepage.
Profis MIT Profil Foto: privat Hans-Hermann Gade (links) und Sönke Meier sind ein eingespiel- tes Team und praktizieren eine „Red Bull“ besondere Art der Arbeitsteilung. für Saugferkel Management Hans-Hermann Gade und sein Partner Sönke Meier setzen heute fast 33 Qualitätsferkel pro Sau und Jahr ab. Die Betonung liegt auf Qualität, denn die Tiere kommen vital und vor allem sehr ausgeglichen ins Flatdeck. Ein Garant hierfür ist die optimale Milchversorgung aller Ferkel an der Sau. A lle drei Wochen wiederholt sich der Arbeitsteilung beschreiben: Mit dem Meier (34) jeweils abwechselnd um die im Betrieb Meier-Gade im nieder- 3-Wochen-Rhythmus der Sauenherde 250 Sauen beziehungsweise das Flatdeck sächsischen Dörverden ein bemer- wechselt nämlich regelmäßig das Perso- und die Mast. „Damit wollen wir vor kenswertes, weil nicht alltägliches Ritual. nal. So kümmern sich die beiden Partner allem einer gewissen Betriebsblindheit Es lässt sich auch als eine besondere Art Hans-Hermann Gade (38) und Sönke vorbeugen, die leicht entsteht, wenn man dlz primus schwein ◾ Sonderdruck
Profis mit Profil I sich einseitig auf bestimmte Betriebsab- grierten Quarantäneabteil, das einen läufe konzentriert“, erklärt Sönke Meier. Die Meier-Gade GbR separaten Eingang hat. „Wir kaufen die So setzt zum Beispiel der eine die Fer- auf einen Blick Jungsauen so ein, dass die Transport kel ab, die der andere zur Welt gebracht LN-Fläche (ha) 110 rausche in etwa mit der Rausche der ab- hat. „Und nicht zuletzt entsteht dadurch gesetzten Sauen übereinstimmt”, erklärt davon Eigentum 40 ein gesunder Wettbewerb zwischen uns Hans-Hermann Gade. Nach 6-wöchiger beiden, der ständig anspornt, hier und Angebaute Kulturen Weizen, Zucker- Quarantäne erfolgt dann die Besamung rüben, Mais da noch mehr rauszuholen“, fügt Hans- der Jungsauen mit einem Alter zwischen Arbeitskräfte 3 (1 Fremd-AK) Hermann Gade hinzu. 220 und 240 Tagen und einem Gewicht Sauenhaltung von etwa 140 kg. In Sauen investiert Anzahl produktiver Sauen 250 Bei der Ankunft im Betrieb werden Gleichwohl ist das erreichte Leistungs- Abferkelrate (%) 90,19 die Jungsauen entwurmt, neben Parvo/ niveau nur noch schwerlich zu toppen. Umrauscher (%) 7,06 Rotlauf gegen PRRS, Circo, APP und In- Zu Buche stehen mittlerweile fast 33 ab- Würfe/(Sau und Jahr) 2,40 fluenza geimpft und drei Wochen später gesetzte Ferkel pro Sau und Jahr. Und geboostert. „Dieses Impfprogramm ist Säugetage 25,55 auch die anderen Kennzahlen, insbe- der Tatsache geschuldet, dass wir in einer Remontierung (%) 40,23 sondere aus der Sauenhaltung, zeugen schweinedichten Region wirtschaften, davon, dass die beiden Schweinehalter Gesamt geb. Ferkel/Wurf 17,98 und gibt uns eine gewisse Produktions- ihr Handwerk verstehen (siehe neben- Lebend geb. Ferkel/Wurf 16,14 sicherheit“, betont Sönke Meier. „Denn stehende Tabelle). Jungsauen 14,90 nur mit gesunden Sauen lassen sich Dabei ist der einstige Mastbetrieb mit Altsauen 16,38 Höchstleistungen erzielen.“ 110 ha Ackerbau erst vor einigen Jahren Tot geborene Ferkel/Wurf 1,84 in die Ferkelerzeugung eingestiegen. Im Tragezeiten verlängert Saugferkelverluste (%) 15,62 Sommer 2006 wird der neue Sauenstall Mit der neuen Genetik sind die beiden Absetzgewicht/Ferkel (kg) 7,5 bis 8,0 mit 250 Plätzen in Betrieb genommen, Landwirte auch gefordert, alle bisherigen wenig später das neue, räumlich ge- Abgesetzte Ferkel/Wurf 13,58 Arbeitsabläufe zu hinterfragen. Zum trennte Flatdeck, das rund 960 Ferkeln Abgesetzte Ferkel/(Sau u. Jahr) 32,60 Beispiel stellten sie bald fest, dass die Platz bietet. Flatdeck dänischen Sauen im Schnitt anderthalb Zunächst setzten Hans-Hermann Anzahl Plätze 1.410, davon Gade und Sönke Meier auf eine hiesige 450 angepachtet Sauenherkunft. Nach etwa zwei Jahren Tageszunahmen (g) 500 Sauenhalter Hans-Hermann Gade hatten sie bereits ein Leistungsniveau Verluste (%) 1 und Fütterungsberaterin Henrike von rund 27 abgesetzten Ferkeln pro Sau Brodthage überprüfen regelmäßig Mast die Rationsgestaltung. und Jahr erreicht. Das kann sich sehen Anzahl Plätze 1.800 lassen, sollte aber für die ehrgeizigen Masttagszunahmen (g) 800 bis 850 Verluste (%) 1 bis 2 Indexpunkte/kg SG um 1 Stand: März 2012 (Sauenplanerdaten 03/11 bis 03/12) Landwirte nicht das Ende der Fahnen- Foto: Bräunig stange sein. „Als wir dann feststellten, dass das Potenzial dieser Sauen so ziem- lich ausgereizt war, entschieden wir uns nach reiflicher Überlegung, die Genetik umzustellen, und remontieren seit An- fang 2009 unsere Herde mit dänischen Jungsauen“, sagt Sönke Meier. Nach anfänglich etwas höherer Re- montierungsquote von rund 45 Prozent hat sich diese heute bei 40 Prozent ein- gepegelt. Alle neun Wochen werden 20 bis 25 Jungsauen aus einem dänischen Zuchtbetrieb zugekauft. Satte, zufriedene Ferkel und Die Tiere besitzen den eine entspannte Sau zeugen so genannten SPF-2- davon, dass das Management Gesundheitsstatus, sind im Abferkelbereich stimmt. also frei von PRRS, APP, Räude, jedoch Myko- plasmen-positiv. Es wird darauf geachtet, Foto: Bräunig dass sie 14 Zitzen haben. Die Eingliederung erfolgt ohne Bi- otechnik in einem im Sauenstall inte-
Profis mit Profil I Der neue Sauenstall wurde auf der „grünen Wiese“ gebaut und bietet Platz für 250 Sauen. Er wird im Foto: Bräunig 3-Wochen-Rhythmus bewirtschaftet. Tage länger tragen, bei den Jungsauen auch im Umgang mit den Sauen und vor führung dieses Fütterungskonzepts vor sind es sogar bis zu drei Tage. Das hat allem mit den vielen lebend geborenen einem Dreivierteljahr die Geburtsge- Konsequenzen: Damit sich die Abfer- Ferkeln von derzeit über 16 Stück pro wichte und die Vitalität der neugebore- kelung nicht bis ins Wochenende zieht, Wurf. So muss zunächst die Fütterung nen Ferkel verbessert haben. werden die Sauen jetzt mittwochs statt der Sauen entsprechend angepasst wer- wie früher am Donnerstag abgesetzt. Da- den. Die Tiere erhalten jetzt mit dem mit verkürzt sich auch die Säugezeit von Einstallen in das Abferkelabteil etwa eine Den schwächsten Ferkeln ursprünglich vier Wochen auf im Schnitt Woche vor der Geburt ein hochwertiges verabreicht Sönke Meier 25,5 Tage und die Hauptabferkeltage fal- Laktationsfutter mit 13 MJ, das unter den Milchaustauscher len auf Donnerstag und Freitag. anderem Bierhefe enthält. „Je nach Kon- anfangs per Flasche. Vor neuen Herausforderungen stehen dition füttern wir bis zum Abferkeln 3,6 Hans-Hermann Gade und Sönke Meier bis 4,2 kg pro Sau und Tag. Auch am Abferkeltag selbst bieten wir den Sauen etwa 3 kg Futter an“, sagt Sönke Meier Bereits ab dem zweitem und verweist darauf, dass sich seit Ein- Lebenstag steht den Ferkeln zusätzlich rund um die Uhr ein Milchaustauscher in Tränk tassen zur Verfügung. Foto: Bräunig Foto: privat dlz primus schwein ◾ Sonderdruck
I Profis mit Profil Die gut konditionierten Sauen lassen sich nicht aus der Ruhe bringen, was auch eine problem- lose Klauenpflege ermöglicht. Per Taschen-PC werden sämtliche Produktionsdaten in Echtzeit am Tier erfasst und anschließend Foto: Bräunig Foto:Bräunig auf den Sauenplaner überspielt. Nach der Geburt wird die Futtermen- Bei 36 Sauen pro Gruppe (plus vier dazu seit über einem Jahr ein spezielles ge täglich in 500-g-Schritten bis etwa Reserveplätzen) ist viel los an den Ab- Milchtränkesystem. 6 kg pro Sau am siebten Tag gesteigert. ferkeltagen. „Die Sauen kommen aber „Nach einem Plateau erhöhen wir dann ganz gut alleine mit der Geburt klar, so- Zugabe für Saugferkel ab dem zehnten Tag die Tagesmengen in- dass wir nur selten Hilfestellung leisten Als Gründe für die Installation des so dividuell auf 8 bis teilweise 9 kg pro Tier, müssen“, sagt Sönke Meier. Viel mehr genannten Supp-Le-Milk-Systems nen- verteilt auf jetzt drei Mahlzeiten, um eine komme es darauf an, die Ferkel vom nen neben der sehr hohen Ferkelzahl hohe Futteraufnahme und damit Milch- ersten Tag an bestmöglich zu versor- insbesondere die bis dahin recht hohe produktion der Sauen zu gewährleisten“, gen. Neben einer ausgefeilten Verset- Streuung der letztlich auch nicht zufrie- erklärt Hans-Hermann Gade. zungsstrategie nutzen die Landwirte denstellenden Absetzgewichte sowie den höheren Arbeitsaufwand für die manu- elle Milchzufütterung in Schalen. „Bei Letzterer haben wir zudem beobachten können, dass die Ferkel dadurch von der Sau weggelockt wer- Die tragenden Sauen werden in den, was nicht gut einer dynamischen Großgruppe ist“, ergänzt Hans- mit über 100 Tieren gehalten und an drei Abrufstationen gefüttert. Hermann Gade. Heu- te wird den Saugfer- keln ab dem zweiten Lebenstag, nachdem sie das Kolostrum aufgenommen haben, automatisiert bis vier Tage vor dem Absetzen eine spe- zielle Ferkelmilch angeboten. In jeder Abferkelbucht befindet sich eine Tasse, die über eine Ringleitung von einem zentralen Anmischbehälter aus befüllt wird. „Die Milchbar ist rund um die Uhr geöffnet und wird vor allem von den kleineren Ferkeln rege genutzt“, berichtet Sönke Meier. Zur Gewöhnung werden diese anfangs mit der Schnauze in die Milchtasse getaucht und während der ersten drei Tage wird auch kontrolliert, ob die Ferkel die Nippel betätigen. Die schwächsten Tiere bekommen die ersten Milchgaben per Flasche verabreicht. Foto: privat „Es hat sich gezeigt, dass die Ferkel schnell vitaler werden und wieder kräftig
I Profis mit Profil am Gesäuge der Sau mitmischen“, betont Hans-Hermann Gade und bezeichnet die speziell für die Unterstützung der Ferkel an der Sau konzipierte Zusatzmilch nicht umsonst als „Red Bull“ für Saugferkel. So sei es auch ohne Probleme möglich, mal über zwei bis drei Tage bis zu 17 Ferkel an der Sau zu lassen. „Das erleichtert uns den Wurfausgleich und wir brauchen weniger Ammensauen.“ Zudem habe man feststellen können, dass die Ferkel auch den Prestarter, der ab dem siebten Tag trocken angeboten wird, besser auf- nehmen als früher. „Summa summarum sind die Würfe heute trotz der noch höheren Ferkelzahlen Foto: Bräunig deutlich homogener und wir setzen mehr Qualitätsferkel ab, die im Flatdeck keine Die abgesetzten Ferkel kommen sehr homogen Probleme haben und gleich durchstar- ins Flatdeck. ten“, fasst Sönke Meier die bisherigen Erfahrungen zusammen. So hätten sich die Wurfabsetzgewichte in den letzten Monaten im Schnitt um fast 15 kg auf heute 105 bis 110 kg erhöht. „Bei einem höheren Absetzgewichte, die jetzt im Deckzentrum. Für Hans-Hermann Gade Verbrauch von 400 bis 500 g Milchpulver Schnitt bei 7,5 bis 8,0 kg liegen, mehr ist das – eine gute Brunststimulation und pro Ferkel deutet dies darauf hin, dass die als rentieren. -beobachtung natürlich vorausgesetzt – bessere Entwicklung der Ferkel zu einem Noch nicht mit eingerechnet ist hier die Basis für hohe Trächtigkeits- und Ab- Gutteil auch auf eine höhere Milchabnah- der deutlich verringerte Arbeitsaufwand ferkelraten. 93 beziehungsweise 90 Pro- me an der Sau zurückzuführen ist“, meint im Abferkelbereich infolge der automa- zent sprechen hier für sich. Beein- Hans-Hermann Gade. tisierten Milchfütterung. Sönke Meier druckend ist auch die Ruhe im Stall, ins- beziffert den täglichen Zeitbedarf für das besondere in der dynamischen Groß- Investition rechnet sich Anrühren der Milch und das Reinigen gruppe mit über 100 Sauen. Beide Landwirte sind sich einig, dass des Systems auf etwa 15 Minuten. Hans-Hermann Gade und Sönke Meier die Investition in das Milchtränkesys- Neben der optimierten Aufzucht der zeigen, dass es mit einem ausgefeilten tem von insgesamt rund 6.000 Euro bei Ferkel haben die beiden Schweinehal- Management möglich ist, über 30 Qua- 8.000 abgesetzten Ferkeln im Jahr sich ter aber auch ein gutes Händchen im litätsferkel pro Sau und Jahr zu produ- bereits bezahlt gemacht hat. Auch die Umgang mit den Sauen. Auffällig ist die zieren. Dabei sehen sie durchaus noch laufenden Kosten für den Milchaustau- gute Kondition der Tiere. Nur sehr sel- Reserven, zum Beispiel in der Senkung scher würden sich allein aufgrund der ten kommt eine Sau stark abgesäugt ins der Saugferkelverluste. br dlz primus schwein ◾ Sonderdruck
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