Rituale Gemeindebrief - der evangelischen Kirchengemeinde Kusterdingen Nummer 91 | Juli 2020 - Evangelische Kirchengemeinde Kusterdingen

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Rituale Gemeindebrief - der evangelischen Kirchengemeinde Kusterdingen Nummer 91 | Juli 2020 - Evangelische Kirchengemeinde Kusterdingen
Gemeindebrief
der evangelischen Kirchengemeinde
Kusterdingen
Nummer 91 | Juli 2020

                        Rituale

Was sind Rituale und wozu sind sie gut?
Unsere Läuteordnung und ihre Bedeutung
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Umfrage: Welche Rituale hast du?
Rituale Gemeindebrief - der evangelischen Kirchengemeinde Kusterdingen Nummer 91 | Juli 2020 - Evangelische Kirchengemeinde Kusterdingen
Inhaltsverzeichnis

  3 Leitartikel
       Rituale - Was gibt Halt?

       Stimmen aus der Gemeinde
  5    Was ist für dich ein Ritual? Welches Ritual ist dir wichtig?

 10 Was ist ein Ritual und wozu ist es gut?

 12 Die Glocken der Marienkirche und die Lauteordnung

 16 Digitalisierung in der Kirchengemeinde

 20 Was macht der CVJM in der Coronazeit

 26 Großes Corona-Maskenratsel | Kinderseite

       Schreiben des Diakonischen Werks Tubingen mit Übersicht
 30 uber Hilfsangebote in der Coronazeit

 34 Aus der Gemeinde
    Wechsel im Mesneramt | Konfirmanden 2019/2020 | Kirchendachsanierung

       Ruckblicke
 39    Gottesdienst an Pfingsten mit Horse Mountain
       Gottesdienst im Grünen an Pfingstmontag

       Hinweise
 43    Kasualien | Wussten Sie schon, dass ... | Kirchliches Leben im Corona-
       sommer | Regelm. Veranstaltungen | Adressen

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Rituale Gemeindebrief - der evangelischen Kirchengemeinde Kusterdingen Nummer 91 | Juli 2020 - Evangelische Kirchengemeinde Kusterdingen
Leitartikel

                 Rituale
               Was gibt Halt?
                               von Anette Diebold

Liebe Leserinnen und Leser,          permarkt, beim Backer, in der
    wer im Gebirge unterwegs ist,    Apotheke ... erinnern uns die Mar-
ist froh, ein gespanntes Drahtseil   kierungen an das Abstand halten.
an schwierigen Stellen vorzufin-     Bis hierher und nicht weiter,
den, denn es bietet Sicherheit und sonst kommt man seinem Vorder-
Halt.                                           mann zu nahe! Das gibt
    Wer mit dem Auto                            uns Halt in Zeiten der
auf Autobahnen unter-
                             Jeder Mensch       Ünsicherheit. Aber
wegs ist, ist froh uber      braucht Halt  in   auch Regeln und Vor-
die Leitplanken rechts       seinem Leben       schriften, nicht nur in
und links der Straße,                           der Corona-Pande-mie,
denn sie schutzen uns                           auch z.B. bei Sport und
vor anderen und andere vor uns.      Spiel, geben uns Orientierung und
    Wer mit dem Gehen Schwierig- Sicherheit im Ümgang mit ande-
keiten hat, ist froh uber ein Gelan- ren Menschen.
der an Treppen oder an unebenen          Jeder Mensch braucht Halt in
Stellen.                             seinem Leben, vor allem, wenn
    Was gibt uns Halt in unserem     alles um uns herum ins Wanken
Leben?                               gerat und auf nichts und Niemand
    Neben diesen beispielhaft ge-    Verlass ist. Gerade auch in diesen
nannten "Halt-Gebern" gibt es        Wochen und Monaten macht uns
noch viele andere Dinge in unse-     Vieles Angst und Sorge, man sucht
rem alltaglichen Leben, die uns      Orientierung und Halt. Psycholo-
Halt, Orientierung und Sicherheit    gen empfehlen – nicht nur in Zei-
vermitteln. In den letzten Wochen ten der Sorge und der Not – gewis
und Monaten wurden Markierun-        -se Rituale einzuuben, um den All-
gen fur uns zum Halt und zur Si-     tag besser bewaltigen zu konnen.
cherheit. Auf dem Boden im Su-       So soll man zum Beispiel den

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Rituale Gemeindebrief - der evangelischen Kirchengemeinde Kusterdingen Nummer 91 | Juli 2020 - Evangelische Kirchengemeinde Kusterdingen
Leitartikel

Morgen mit einem Ritual begin-             Deshalb haben wir uns dieses
nen (etwa in Ruhe eine Tasse Tee        Thema fur den neuen, vorliegen-
trinken, einen kleinen Spazier-         den Gemeindebrief ausgesucht.
gang machen ...), Zeit fur sich         Schon, dass wenigstens einige
selbst im Terminkalender einpla-        Rituale nun wieder erlaubt sind
nen, egal wie stressig und ausge-       und wir uns zu den Gottesdiens-
fullt die Tage sind, oder ein Dank-     ten wieder sehen konnen.
barkeitstagebuch fuhren, damit             Bleiben Sie alle behutet und
man Gutes auch in dunklen Zeiten        gesund.
wertschatzen kann.
    Auch in unserem religiosen
Leben spielen Rituale eine große
Rolle. Das gesamte Kirchenjahr ist
gepragt von verschiedenen Ritua-
len. Wenn wir an die großen
kirchlichen Feste wie Advent und
Weihnachten, Ostern oder auch
Erntedank denken, so fallen uns
sogleich mehrere Rituale zu die-
sen Festen ein (Adventskranz,
singen, Bredla backen, Christ-
baum schmucken, Ostereier be-
malen, Abendmahl feiern, ge-
schmuckte Kirche an Erntedank,
Kindergartenkinder im Gottes-
dienst ...). Auch der normale Ta-
ges- und Wochenablauf ist ge-
pragt von Ritualen (Glockenlau-
ten, Stille Zeit, Tischgebete, Got-
tesdienst ...). Rituale, die zum Teil
in den letzten Wochen und Mona-
ten wahrend der Corona-Pande-
mie nicht mehr ausgeubt werden          Der Klettersteig Drachenwand; hier ist man
konnten.                                froh, wenn man einen guten Halt hat Bild: flickr

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Rituale Gemeindebrief - der evangelischen Kirchengemeinde Kusterdingen Nummer 91 | Juli 2020 - Evangelische Kirchengemeinde Kusterdingen
Wir haben nachgefragt: Rituale in der Coronazeit

             Was ist für dich ein Ritual?
     Welches Ritual ist dir besonders wichtig?
      Gibt es Rituale, die du in der Corona-Zeit
   schmerzlich vermisst hast oder noch vermisst?
           Hast du allein oder mit anderen
              „neue“ Rituale gefunden?

                    Welche Rituale gibt es an deiner Schule üblicherweise beim
                    oder nach dem Abitur?
                    Neben den schriftlichen und mündlichen Prüfungen, ist das
                    letzte Schulhalbjahr normalerweise vollgestopft mit Ritualen
                    und Traditionen. Der Abi-Jahrgang versucht sich auf ein
                    Motto zu einigen und bedruckt damit T-Shirts und Pullis.
                    Wenn die schriftlichen Prüfungen überstanden sind, wird auf
                    den Cargohosen der MitschülerInnen unterschrieben, die
Hanna Heusel        den "Abi-look" komplett machen. Es finden Mottowochen
                    statt, bei denen die Abiturienten jeden Tag nach einem an-
deren Motto entsprechend verkleidet sind und Abi-Streiche werden geplant und
durchgeführt. Und natürlich gibt es den Abiball, bei dem mit Familie, Freunden
und Lehrern nochmal ordentlich gefeiert wird.
Wie ist es jetzt in der Corona-Zeit - was war oder ist nicht möglich?
Eigentlich wurde erstmal alles was am Abi Spaß macht abgesagt. Der Abiball wur-
de gestrichen, Motto-Woche und Abi-Streich genauso. Wie die Zeugnisse verlie-
hen werden können, ist noch unklar.
Ein paar Dinge waren trotzdem wie immer: nach der letzten schriftlichen Prüfung
wurde im Anlagen-Park mit vielen Abiturienten aus ganz Tübingen gefeiert. Zwar
mit Mundschutz und unter Polizeiaufsicht, aber immerhin.
Habt ihr dafür "neue" Rituale gefunden?
Fast wöchentlich haben wir uns mit unserer Tutorin im Video-Call getroffen, um
Anliegen und Fragen aller Art zu klären. Das wurde in der Zeit vor dem Abi zu ei-
ner Art Ritual und hat oft geholfen den Durchblick zu behalten und die Nerven zu
beruhigen.

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Rituale Gemeindebrief - der evangelischen Kirchengemeinde Kusterdingen Nummer 91 | Juli 2020 - Evangelische Kirchengemeinde Kusterdingen
Wir haben nachgefragt: Rituale in der Coronazeit

                     Corona hieß auch für die SCHATZKISTE: Wir müssen zu Hau-
                     se bleiben. Trotzdem wollten wir nicht alle Türen schließen,
                     sondern Türen öffnen. Gerade in der Zeit von Angst und
                     Unsicherheit haben wir versucht, ein Zeichen der Hoffnung
                     und Nähe zu setzen. Denn Gottes Zusagen gelten nicht nur
                     für Sonnentage, sondern gerade für Krisen- und Krankheits-
                     zeiten.
                    Deshalb fand die SCHATZKISTE über die letzten Wochen hin-
Theo Eissler        weg online auf WhatsApp statt. Vieles war ganz anders als
                    sonst. Trotzdem haben wir gemerkt: Wichtige Rituale blei-
ben dieselben und verbinden uns.
Angefangen vom Votum: hier wird die SCHATZKISTE zum Altar, auf dem eine Bi-
bel, ein Kreuz und eine Kerze von Kindern platziert wird. Reihum in den verschie-
denen Familien haben wir dieses Votum von Kindern auf Video aufnehmen las-
sen. Genauso waren unsere Bewegungslieder ein wichtiges Ritual. Am Ostermon-
tag haben wir daraus eine Art Hitparade und Livesendung im Internet gemacht:
das Ostermitmachwunschkonzert.
Auch die Fotos, die Kinder jeden Sonntag von sich
eingesendet haben oder unser Vaterunser, das wir
mit Bewegungen beten. Auch ein Ritual, das in jeder
SCHATZKISTE vorkommt: die Perle. Ein Gedanke aus
der biblischen Geschichte wird mit einem Gegenstand
oder einem Bild zusammengefasst und anschaulich
gemacht.
Neue Rituale in der Online-SCHATZKISTE war ein Fit-
nessprogramm mit Florine & Marlen. Außerdem die
Rubrik „Reingeschaut“: pro Ausgabe haben wir ein
kurzes Interview mit einer Familie aus der SCHATZKIS-    Das Votum der Schatzkiste
TE geführt, um mitzukriegen, wie es allen geht.          Bild: privat
Außerdem ein Quiz, bei dem wohl die Eltern den größten Spaß hatten. :-) Zu Os-
tern und Pfingsten haben die Mitarbeiter der SCHATZKISTE allen Kindern eine
persönliche Grußnachricht geschrieben und per Post verteilt - auch ein neues
Ritual.
Die Kirchenväter haben gesagt: Unsere Seele wohnt in Ritualen. Sprich, wir kön-
nen in den guten Gewohnheiten Gottes heimisch werden und zu Hause sein.
Vielleicht ist das besonders wertvoll in Zeiten, in denen wir zu Hause bleiben müs-
sen.

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Rituale Gemeindebrief - der evangelischen Kirchengemeinde Kusterdingen Nummer 91 | Juli 2020 - Evangelische Kirchengemeinde Kusterdingen
Wir haben nachgefragt: Rituale in der Coronazeit

                     Was ist für dich ein Ritual?
                     Ein Ritual ist für mich eine immer wiederkehrende Hand-
                     lung. Bei mir sind das die morgendliche Gymnastik und die
                     Rituale im Garten, wie das Herstellen von biodynamischen
                     Präparaten.
                     Welche Rituale hast du in der Corona-Zeit vermisst?
                     Mir fehlten vor allem die Umarmungen, der körperliche
                     Kontakt und die Nähe zu den Menschen und auch das Sin-
Paul Wetzel          gen in der Kirche.
Hast du neue Rituale gefunden?
Bei einem schönen Ritual haben wir abends teilgenommen, dem gemeinsamen
Abendsingen bei Familie Ritter in der Bannholzstraße. Hier fand ich beeindru-
ckend, dass so viele Kinder dieses Ritual genießen konnten.
Mich hat diese Corona-Zeit an die die Nachkriegszeit erinnert, als es die Aus-
gangssperre gab beim Einmarsch der Franzosen.

                     Was ist für dich ein Ritual?
                     Welches Ritual ist dir besonders wichtig?
                     Ein Ritual ist etwas, was sich ständig wiederholt, wie zum
                     Beispiel sonntags in den Gottesdienst gehen. Es gibt einige
                     Rituale, die mir wichtig sind. Das beginnt schon morgens,
                     zum Beginn des Tages, da steht eine brennende Kerze auf
                     dem Tisch zur Besinnung und zum Nachdenken. Sonntags ist
                     für mich der Gottesdienstbesuch ein wichtiges Ritual. Ich
                     gehe auch immer wieder gerne nach Reutlingen in die Mari-
Marga Walz
                     enkirche oder nach Tübingen in die Stiftskirche. Dort treffe
ich Menschen, die ich kenne. Auch die Kirche im Grünen besuche ich gerne hin
und wieder, auch dort treffe ich Verwandte oder Bekannte.
Gibt es Rituale, die du in der Corona-Zeit schmerzlich vermisst hast oder noch ver-
misst?
Ich vermisse das Singen im Gottesdienst, obwohl ich mich nicht als sangesfreudi-
gen Mensch bezeichne. Außerdem vermisse ich meine Freiheit, einen Spaziergang
auch außerhalb von Kusterdingen zu machen oder mal gemütlich irgendwo einen
Kaffee zu trinken.
Hast du allein oder mit anderen „neue“ Rituale gefunden?
Ich schaue mir nun sonntags den Gottesdienst im Fernsehen an, dann ist für mich
Sonntag.

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Rituale Gemeindebrief - der evangelischen Kirchengemeinde Kusterdingen Nummer 91 | Juli 2020 - Evangelische Kirchengemeinde Kusterdingen
Wir haben nachgefragt: Rituale in der Coronazeit

                     Das „Bannholzsingen“
                     Als Margot Käßmann Mitte März 2020 unter dem Hashtag
                     #Balkonsingen alle Menschen dazu aufrief, allabendlich um
                     19 Uhr „Der Mond ist aufgegangen“ zu singen oder zu musi-
                     zieren – jede und jeder im eigenen Garten, auf dem eigenen
                     Balkon, aus dem eigenen Fenster heraus – war Europa
                     längst zum Epizentrum der sich weltweit ausbreitenden
                     Corona-Pandemie geworden. Entsprechende Verlautbarun-
                     gen waren seitens der WHO zu hören.
Mechthild Ritter       In Kusterdingen, in der Bannholzstraße, nahmen sich Mecht-
hild Ritter und ihr Mann Helmut in diesen Krisenzeiten den Aufruf Margot Käß-
manns zu Herzen und initiierten das „Bannholzsingen“. Eine Nachbarin der Ritters
hatte zeitgleich die Idee, um 20 Uhr für die vielen Pflegekräfte – Krankenschwes-
tern, Pfleger, Ärztinnen und Ärzte – zu klatschen, die in der Corona-Krise an vor-
derster Front stehen. Diese Nachbarin beteiligte sich dann aber auch gerne am
Singen. Und so klang es erstmals am Samstag, 21.03.2020 aus einer Haustür und

Die „Bannholzsinger“ beim 100. Singen am 28. Juni                   Bilder: Jakob Diebold

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Rituale Gemeindebrief - der evangelischen Kirchengemeinde Kusterdingen Nummer 91 | Juli 2020 - Evangelische Kirchengemeinde Kusterdingen
Wir haben nachgefragt: Rituale in der Coronazeit

einem Fenster heraus die Bannholzstraße entlang. Seither stimmen Mechthild
und Helmut Ritter Abend für Abend das im Jahr 1779 erstmals veröffentlichte,
siebenstrophige Lied von Matthias Claudius an.
Auch wenn nun – drei Monate später – gegen 19 Uhr vom Mond nichts mehr zu
sehen ist, ist für Mechthild Ritter vollkommen klar, dass – Zitat – „dieses Lied
auch bei Sonnenschein gesungen werden kann“. Für sie hat es eine tiefe Bedeu-
tung. Auch wenn der Mond – wie im Lied beschrieben – nicht immer ganz zu se-
hen ist, ist er in Wahrheit immer da. Für Mechthild Ritter spiegelt dies die Gegen-
wart Gottes wider, der den Menschen zur Seite steht – gerade auch in so schwie-
rigen Zeiten wie der Corona-Pandemie. Wie sehr die Geschicke der Menschen in
Gottes Hand liegen, kommt für sie an vielen Stellen des Liedes zum Ausdruck.
Schon ihre Kinder, wie auch später die Enkelkinder hat sie mit diesem Lied in den
Schlaf gesungen.
Der Initiative des Bannholzsingens schlossen sich bald schon weitere Nachbarn
an. Manche kamen auch aus anderen, umliegenden Straßen hinzu. Und so wurde
das Bannholzsingen schnell zum festen Anker im Einerlei der Quarantäne-Tage,
ein Ritual, das einen Fixpunkt an jedem Tag bildet, eine Möglichkeit, mit anderen
Menschen in Kontakt zu treten – natürlich immer mit Abstand. Im Laufe der Zeit
wurde nach dem Singen auch so manches Geburtstagsständchen angestimmt.
Und so bleibt für Mechthild Ritter das Gefühl, als hätte das Singen das Gemein-
schaftsgefühl gestärkt und den Zusammenhalt intensiviert. Die Menschen in der
Bannholzstraße sind mitten in der Krise noch mehr zusammengewachsen.
Wenn nun am 28. Juni 2020 das 100. Bannholzsingen ansteht, stellt sich für
Mechthild Ritter durchaus die Frage, wie es mit diesem Ritual
weiter gehen soll. Doch derweil vertraut sie darauf, dass sich für
das – wie für vieles andere auch – ein Weg finden wird.
                                            Von Martina Wanner
                                                    nach einem
                                                  Interview mit
                                                Mechthild Ritter

Das Jubiläum wurde natürlich auch gefeiert

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Rituale Gemeindebrief - der evangelischen Kirchengemeinde Kusterdingen Nummer 91 | Juli 2020 - Evangelische Kirchengemeinde Kusterdingen
Ritualtheorie

                 Was ist ein Ritual
                und wozu ist es gut?

                       von Pfarrerin Susanne Fleischer

Ein Ritual ist eine Handlung, die     ge Gemeindeglieder davon. Viele
man regelmaßig vollzieht und die      Rituale regeln das menschliche
nach festen Regeln verlauft. Von      Miteinander, wie etwa Begru-
solchen Handlungen ist unser All-     ßungsrituale,     Aufnahmerituale
tag voll: Aufstehen, Zahneputzen,     oder die japanische Teezeremo-
Fruhstucken… Nicht unbedingt          nie. Auch ganze Gesellschaften
alles, was ich regelmaßig und fast    konnen miteinander Rituale ha-
automatisch tue, muss ich aber        ben, zum Beispiel ein Feuerwerk
ein Ritual nennen. Zum Ritual         am Nationalfeiertag. Besonders
wird solch eine Handlung, wenn        eng gehoren Rituale naturlich zur
ich ihr einen gewissen Symbol-        Religion. Hier gibt es viele Hand-
gehalt beimesse, eine Feierlich-      lungen, die ohne direkten Zweck,
keit oder eine Bedeutung.             um ihrer selbst willen regelmaßig
    So kann zum Beispiel eine judi-   vollzogen werden, oft auch mit
sche Familie jeden Abend in der       festen Wortformeln; alle Gottes-
Woche miteinander essen, aber         dienste etwa sind Rituale. Das Op-
nur das Essen am Freitagabend ist     fer gehort in allen Religionen zu
ein Ritual: Mit ihm beginnt der       den altesten Ritualen. Im religio-
Sabbat. Zum Tischdecken, Essen        sen Ritual setzt sich der Mensch
Zubereiten usw. kommt dann der        symbolisch     auseinander     mit
„rituelle“ Beginn des Abendes-        Grundfragen des Lebens: Woher
sens: Die Sabbatkerzen werden         komme ich? Wohin gehe ich? Gibt
angezundet und der Segen wird         es Gott?
gesprochen.                              Rituale erfullen fur uns Men-
    Es gibt Rituale, die man fur      schen einige wichtige Funktionen.
sich personlich pflegt – in diesem    Durch ihre Vorhersehbarkeit und
Gemeindebrief erzahlen uns eini-      Berechenbarkeit helfen sie uns,

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Ritualtheorie

 sehr bewegende oder schwierige             setzen sie Krafte frei, uber das
 Situationen zu bewaltigen. Ihre            Leben an sich nachzusinnen oder
 feste Form gibt in solchen Situati-        gar mit Gott in Beziehung zu tre-
 onen Halt. Bei einer Beerdigung            ten. Rituale helfen zudem dabei,
 etwa soll nichts Überraschendes            dass wir uns unserer selbst verge-
 oder Ünvorhergesehenes passie-             wissern, uns gewahr werden, wer
 ren, denn gerade der immer glei-           wir sind und wo wir stehen (zum
 che Ablauf stabilisiert in der in-         Beispiel bei einer Goldenen Hoch-
 nerlich aufwuhlenden Situation.            zeit).
 Bei der Begegnung von Staatsgas-               Trotz dieser an sich hilfreichen
 ten zum Beispiel hilft das rituali-        Funktionen fur das menschliche
 sierte Protokoll, eventuelle Ün-           Leben und Miteinander haben
 klarheiten zu beseitigen und den           Rituale auch ihre problemati-
 Kommunikationsablauf zu struk-             schen Seiten. Manches kann zum
 turieren. Rituale gliedern die Zeit        Zwangsritual werden – hoffent-
 und strukturieren damit unseren            lich befordert nicht das nun in
                                            Kindergarten und Schulen rituali-
                                            sierte Handewaschen so manchen
                                            Waschzwang ... Rituale haben
                                            manchmal etwas „Ruckwartsge-
                                            wandtes“, gerade in den Inhalten,
                                            die sie vermitteln. So ist unter
                                            Studentenverbindungen das Ritu-
                                            al der Mensur (ein Fechtkampf
                                            von Studenten unterschiedlicher
                                            Verbindungen) umstritten. Selbst
Rituale helfen in schwierigen Situationen   bei schlagenden Verbindungen
                                            wird     immer      seltener      ein
 Tag (z.B. Morgen- und Abendlau-            „Schmiss“ (eine Narbe aus diesem
 ten), unsere Woche (Sonntag),              Kampf) angestrebt. Rituale kon-
 unser Jahr (Erntedank, Weihnach-           nen veralten, verkrusten, sie wer-
 ten …), unser Leben (Taufe, Kon-           den schließlich abgeschafft und
 firmation, Trauung, Beerdigung).           neue Rituale entstehen. Wie unser
 Sie entlasten davon, in bestimm-           ganzes Leben, so sind auch unse-
 ten Situationen immer wieder               re Rituale der Zeit und der Veran-
 neu uber das angebrachte Verhal-           derung unterworfen.
 ten entscheiden zu mussen. Damit

                                            11
Die Läuteordnung

      Die Glocken der Marienkirche
          und die Läuteordnung

                                  von Monika Schober

 „Freude dieser Stadt bedeute,        abzudecken, die „Ratsglocke“ rief
  Friede sei ihr erst Geläute.“       zu    Ratsversammlungen,        die
                                      „Marktglocke“ lautete Beginn und
    Mit diesen Worten beendete        Ende des Handels ein, die
der Dichter Friedrich Schiller        „Werkglocke“ regelte den Arbeits-
„Das Lied von der Glocke“ im Jahr     tag und die „Zinsglocke“ mahnte
1799. Die Glocke, die ursprung-       saumige Zahler.
lich aus China stammte und dort          Auch in der Literatur finden
mit harmonischen Klangen zum          sich Bezuge zu Glocken, wie im
Tagesanbruch lautete, etablierte      „Glockner von Notre-Dame“, der
sich erst seit dem 6. Jahrhundert     die Glocken von Paris besonders
als Rufinstrument der Kirche: Bei-    schon lautet auf Kosten seines
spielsweise wird zu Gottesdiens-      Gehors, oder Goethes Faust, den
ten, Gebetsstunden, Taufen und        die Osterglocken davon abhalten,
Beerdigungen gelautet, das soge-      seinem Leben ein Ende zu setzen.
nannte „Zeichenlauten“. Glocken          Glocken gibt es in allen Großen
wurden aber auch als Ühr ver-         und Formen: Von den rund 5.200
wendet und werden es teils auch       Glocken der wurttembergischen
heute noch – manchmal zum             Landeskirche hangt die großte
Leidwesen der Anwohner.               Glocke mit fast 8 Tonnen in Freu-
    Daneben dienten Glocken fru-      denstadt, die tiefste in Herren-
her auch als weltliches Rufinstru-    berg, wo in der dortigen Stiftskir-
ment, da es weithin horbar war:       che ein Glockenmuseum 30 Glo-
Die „Armesunderglocke“ meldete        cken aus 12 Jahrhunderten zeigt.
eine Hinrichtung, die „Feuer-            Die enge Verbindung zum
glocke“ rief die Feuerwehr bei        Christentum zeigt sich noch heute
einem Brand oder erinnerte die        bei der Herstellung der Glocke:
Menschen daran, ihre Herdstellen      Traditionell wird die Glocke frei-

                                     12
Die Läuteordnung

tags um 15 Ühr gegossen – der                 Jede Kirchengemeinde hat ihre
Sterbestunde Jesu. Auch andere             eigene „Lauteordnung“. So gibt es
regelmaßige Lautezeiten erinnern           auch bei uns eine genaue Anwei-
an die Passion Christi.                    sung wann mit welcher Glocke zu
   Im Glockenturm der Marien-              lauten ist.
kirche in Kusterdingen hangen
heute vier Glocken, die 1950 ge-           Quelle: Ev. Landeskirche in Wurt-
gossen wurden. Die ursprungli-             temberg: Glocken und Lauten
chen Glocken waren erst im Drei-           Zur Geschichte der Glocken:
ßigjahrigen Krieg und dann in den          https://www.welt-der-glocken.de
zwei Weltkriegen der Rustungsin-
dustrie geopfert worden.

       Die Glocken der
  Kusterdinger Marienkirche:
1. Betglocke
   Gewicht: 800 kg, Ton: fis´
   Umschrift:
   Ehre sei Gott in der Höhe
2. Gefallenenglocke
   Gewicht: 450 kg, Ton a´
   Umschrift: Friede sei mit euch
3. Jugendglocke
   Gewicht 350 kg, Ton: h´
   Umschrift: Herr, bleibe bei uns
4. Taufglocke
   Gewicht 231 kg, Ton: cis´´
   Umschrift: Komm, Herr Jesu

                          Die Betglocke
                       Bild: Eckhard Ott

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Die Läuteordnung

              Läuteordnung für die
     evangelische Marienkirche Kusterdingen
Werktags:
Morgenlauten            06:00 Ühr                 mit Betglocke
11:00 Ühr - lauten                                mit Gefallenenglocke
Mittagslauten           12:00 Ühr                 mit Betglocke
15:00 Ühr - lauten
 ab Lichtmess (02.02.) 16:00 Ühr                  mit Gefallenenglocke
 ab Martini (11.11.)   15:00 Ühr                  mit Gefallenenglocke
Abendlauten
 Sommerzeit             20:00 Ühr                 mit Betglocke
 Winterzeit             18:00 Ühr                 mit Betglocke
An Sonn– und Feiertagen entfallt das Lauten außer das Abendlauten
Sonn-, Fest-, und Feiertagsgottesdienste:
Erstlauten:             eine Stunde vor Beginn mit Gefallenenglocke
Anderlauten:            eine halbe Stunde vor Beginn mit Betglocke
Zusammenlauten:         mit allen 4 Glocken, mit der Taufglocke beginnen
Vaterunserlauten:       mit Betglocke
Festeinlauten:
Zusammenlauten statt Abendlauten vor:
Neujahr um Mitternacht, Erscheinungsfest, Landesbußtag, Invokavit, Konfir-
mation, Palmsonntag, Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, Dreieinig-
keitsfest, Kirchweih, Erntedank, Reformation, Bußtag, Totensonntag, 1. Ad-

Tauflauten:             mit Taufglocke wahrend der Taufhandlung

Trauungen:              wie bei Gottesdiensten, 12-Ühr-Lauten entfallt

                                        14
Die Läuteordnung

Bestattungen:          Am Todestag wird statt dem Abendlauten mit 2 Glo-
                       cken gelautet, man beginnt mit der Gefallenenglo-
                       cke, nach einer halben Minute setzt die Betglocke
                       ein. Am Tag der Beerdigung fallt das 12-Ühr-Lauten
                       weg.
                       Erstlauten mit 2 Glocken wie am Todestag.
                       Anderlauten 4 Minuten lang in der Reihenfolge:
                       Bet,- Gefallenen-, Jugend- und Taufglocke
Friedhoffeier am       Vorlauten eine halbe Stunde vor Beginn mit
Totensonntag:          Betglocke
                       Zusammenlauten zuerst 5 Minuten mit der Gefallen-

Schulanfanger-         Eine halbe Stunde vor Beginn mit Betglocke vorlau-
gottesdienst:          ten, 3 bis 4 Minuten zusammenlauten

V.l.n.r.: Die neu gegossene Betglocke, Gefallenenglocke und Jugendglocke vor
dem Hochziehen in die Glockenstube am 10. März 1950 Bild: Friedrich Hinderer

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Aus der Gemeinde - Digitalisierung

             Digitalisierung in der
              Kirchengemeinde

                         von Pfarrerin Susanne Fleischer

Die Corona-Krise hat allerorten einen Digitalisierungsschub hervorge-
rufen, denn reale Treffen waren uber Wochen nicht moglich. Die Schu-
len hatten geschlossen – aber Kinder und Jugendliche sollten weiter
etwas lernen. Kirchen, Konzertsale, Theater waren zu – und doch war
die Sehnsucht nach Deutung, Orientierung, Halt, nach Kunst und Kultur
in dieser Zeit groß. Was lag also naher, als ins Internet auszuweichen?
Es zeigte sich: Was in „normalen“ Zeiten auch skeptisch beaugt wird,
ist im Corona-Lockdown zum Segen geworden. Auch die Kirchenge-
meinde Kusterdingen ist digitaler geworden. Eine kleine Übersicht, wie
das aussah oder noch aussieht:

Gottesdienste
Die Kirche ist geschlossen – es gibt am Sonn-
tag also keinen Gottesdienst in der Marien-
kirche? Fur Kusterdingen unvorstellbar.
Wenigstens einen aktuellen Gottesdienst
aus der Marienkirche sollte es geben. Ab
Ende Marz nahm ein kleines Team fur jeden
Sonntag einen Videogottesdienst auf. Fur
den Grundonnerstag gab es einen Videogot-
tesdienst mit Abendmahlsfeier. Fur Oster-
sonntag plante ein eigenes Team ein ganz
neues Format: einen Horgottesdienst zum
Spazierengehen in der Natur.
Als im Mai die Kirchen wieder offnen durfte,
war klar: Noch eine ganze Weile lang wer-
den nicht alle Gemeindeglieder, die sonst
gern zum Gottesdienst kommen, in die Kir-
                                                  Florian Ritter und Florian Mozer bei
                                                  den letzten Abstimmungen
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Aus der Gemeinde - Digitalisierung

che gehen – zum Einen ist die Coronakrise nicht vorbei und zum Ande-
ren durfen wir viel weniger Platze in der Kirche zur Verfugung stellen
als sonst. Der Kirchengemeinderat rang sich trotz hoher Kosten zu ei-
nem zukunftstrachtigen Beschluss durch: Die Kirche wird mit Internet-
anschluss und Streaming-Technik ausgestattet. Seit 17. Mai wird jeder
Gottesdienst live ins Internet ubertragen.
Dass diese Moglichkeiten genutzt werden konnen, ist einigen Ehren-
amtlichen und auch Spenderinnen und Spendern zu verdanken. An
dieser Stelle sei ein herzliches Danke und Vergelt’s Gott gesagt:

  Florian Mozer fur die technische Gesamtberatung und -betreuung
  seit Marz und seinen seitdem unermudlichen Einsatz an fast jedem
  Wochenende

  Florian Ritter und Jakob Heusel fur ihr Engagement im neuen
  „Technikteam“

  Helmut Schwarz fur’s Verlegen des Internetkabels in die Kirche

  den Firmen Marx und Eiberger fur großzugige Materialspenden um
  den Internetanschluss fur die Kirche herum

  dem „Musik-Stamm-Team“ der Videogottesdienste: Ürsula Haardt
  und Isabelle Metrope

  allen, die in CVJM und Kirchengemeinde an diesen Themen mitge-
  dacht haben und viele kreative und musikalische Beitrage in die
  Gottesdienste eingebracht haben

Kinderkirche SCHATZKISTE
In der „digitalen Champions-League“ spielte unsere Kinderkirche
SCHATZKISTE wahrend der Corona-Zeit. Theo und Melanie Eißler ist
es gelungen, ein digitales Gottesdienstformat anzubieten, bei dem man
nicht nur zuschauen kann, sondern auch mitmachen. Über WhatsApp
„trafen“ sich jeden Sonntag um 10 Ühr die SCHATZKISTEN-Kinder und
-Eltern zum Kindergottesdienst. Neuanmeldungen waren jederzeit
moglich. Da gab es Lieder zum Mitsingen und Mittanzen, eingespielt als

                                    17
Aus der Gemeinde - Digitalisierung

kleine Videos von Familie Eißler oder auch anderen Familien, Mitar-
beiterinnen und Mitarbeitern. Es gab jeden Sonntag ein neues digitales
Quiz und ein kleines Interview mit einer Familie. Im Zentrum stand,
wie auch sonst, die biblische Geschichte als Bilderbuchkino mit Kurz-
auslegung in der „Perle“. Gebetsanliegen konnten direkt in die Gruppe
geschrieben werden. Kindern und Eltern hat das neue Format viel
Spaß gemacht und einen festen Halt in den doch oft eintonigen Wo-
chen gegeben.
Ein besonderes Highlight gab es mit einem Mitmachkonzert am Oster-
montag. Es wurde, vergleichbar einer Radio-Hitparade, live ubertra-
gen. Seitdem hat die SCHATZKISTE eine eigene Homepage:
www.schatzkiste-kusterdingen.de. Hier konnen die schonsten Kurzfil-
me aus der digitalen SCHATZKISTEN-Zeit noch einmal angeschaut
werden.

Lauter fröhliche Gesichter trotz Coronaeinschränkungen

                                        18
Aus der Gemeinde - Digitalisierung

Kirchengemeinderat
Wie fur andere Gremien, so ruhten auch fur den Kirchengemeinderat
Kusterdingen die Aufgaben wahrend der Corona-Zeit nicht. Dreimal
„tagte“ der KGR per Videokonferenz – wie es zum Gluck rechtzeitig von
der Landeskirche gestattet worden war.

Konfirmandinnen und Konfirmanden
Schon vor der Coronakrise hatten sich die meisten Konfirmandinnen
und Konfirmanden uber einen Messengerdienst auf ihren Handys zu
einer Gruppe zusammengetan. So war es moglich, auch ohne reale
Treffen in Kontakt zu bleiben. Den Ünterricht digital weiterzufuhren
ist aber in Kusterdingen nicht gelungen. Die eigens dafur von der EKD
und der deutschen Bibelgesellschaft erstellte „KonApp“ fand unter den
hiesigen Jugendlichen wenig Anklang. Entsprechend haben sich die
neuen Konfirmandinnen und Konfirmanden, sollte man nochmal in die
digitale Welt ausweichen mussen, fur das Medium der Videokonferenz
ausgesprochen. Am besten – da sind sich alle einig – funktionieren
aber richtige Treffen.

Jugendgruppen des CVJM
Die Videokonferenz war es auch, was bei den Jugendgruppen des CVJM
am besten funktioniert hat, die auf digitale Treffen ausgewichen sind.
Erstaunlich, wie viele klassische Spiele mit kleinsten Veranderungen
auch gespielt werden konnen, ohne dass man sich trifft: Stadt-Land-
Fluss, Werwolfe, Just One, Der große Preis, Montagsmaler und viele
mehr. Der Jugendkreis hat zudem ein besonderes Hausspiel erfunden:
„Schnell und originell“. Dafur werden Buchstaben gewurfelt und jede/r
muss einen Gegenstand mit diesem Anfangsbuchstaben holen und in
die Kamera zeigen. Punkte gibt es fur den Schnellsten und fur die origi-
nellste Idee.

Die Corona-Krise hat also auch fur das kirchliche Leben viel Kreativitat
gefordert und Ressourcen aufgezeigt, auf die wir ohne sie wohl nicht
so gekommen waren. So dankbar wir dafur sind, dass vieles nun wie-
der moglich ist – einige digitale Moglichkeiten aus dieser Zeit wollen
wir auch nicht mehr missen.

                                     19
Aus der Gemeinde - Der CVJM in der Coronazeit

    Was macht der CVJM in der Coronazeit?
                Keine Angst vor niemandem -
                das war die ChurchNight 2019
                                      von Florian Ritter

   Corona, das war Anfang Marz          nach einer Periode leider schon
in Kusterdingen noch relativ weit       wieder ausschieden, weil sie in-
weg. Es gab vereinzelte Falle in        zwischen Abi gemacht hatten und
Deutschland (auch in Tubingen),         zum Studium weggezogen waren,
eine abgeriegelte Millionenstadt        horte nach 16 Jahren Vorstand-
und ihre Provinz in China. Aber         schaft auch Berni Groh auf. 16
inzwischen auch italienische Pro-       Jahre, das bedeutet, dass einige
vinzen, die abgeriegelt wurden          unserer Mitarbeiter den CVJM nur
und dazu schreckliche Bilder aus        mit Berni als Vorstand kannten!
Italien ... Man wurde immer wie-        Das sind schon große Fußspuren,
der auf die richtige Husten- und        in die ich da als sein Nachfolger
Nies-Etikette hingewiesen, Han-         hineinwachsen muss, und wer
deschutteln wurde mehr und              mich kennt, weiß, dass ich mich
mehr verpont, aber sonst? Ich er-       mit großen Fußabdrucken aus-
innere mich noch sehr gut an die        kenne! :)
Situation Anfang/Mitte Marz ...            Ünd so nahm ich an, dass nach
Am Sonntag, 08.03. hatten wir           dieser langen Mitgliederver-
unsere diesjahrige Mitgliederver-       sammlung der Ausschuss und
sammlung. In dieser Mitglieder-         Vorstand zwar ziemlich durchei-
versammlung gab es einen gro-           nander gewurfelt wurden, der
ßen und recht trockenen Punkt:          Verein ja aber doch gut dasteht
Satzungsanderung ... Das ist im-        und somit alles in geordneten
mer zah. Ünd es gab einen weite-        Bahnen weiterlaufen kann.
ren großen Punkt, der einen gro-           Binnen Wochenfrist stand
ßen Einschnitt nach sich zog: die       dann aber schon die erste Bewah-
Wahlen zum Vorstand und fur die         rungsprobe fur das neu zusam-
Halfte des Ausschusses. Neben           mengesetzte Gremium bevor: Bis
unseren „Jungen Wilden“, die            Freitag, 13.03. spitzte sich die

                                       20
Aus der Gemeinde - Der CVJM in der Coronazeit

Corona-Krise so rasant zu, dass leider dazu durchringen, alle
der frisch gewahlte Ausschuss per Gruppen abzusagen! Wie lange?
WhatsApp diskutierte, wie auf die Das wussten wir nicht, aber es
Neuigkeit von Schulschließung bestand die Hoffnung, dass es
und eventuell sogar Ausgangs- nach den Osterferien wieder
sperre reagiert werden kann. Da „normal“ weitergehen kann. Auch
wussten wir schon,                           die Kirchengemeinde
dass andere CVJM im                          sagte alle Termine ab,
Bezirk ihre Gruppen Wegen Corona             selbst Gottesdienste in
bis auf Weiteres absa-                       der Kirche waren
gen. Also, was tun? Ist
                         musste vieles       nicht mehr erlaubt!
es zu verantworten, neu geplant,             Ünd so wurde es an
die     Jugendgruppen, organisiert und       der Oberflache ziem-
das Handball, den                            lich still um den CVJM,
CEVIM-Trimm       oder
                         geregelt werden aber stimmt das wirk-
den       Posaunenchor                       lich? OK, die geplante
weiterlaufen zu lassen,                      erste      Ausschusssit-
wahrend sogar Schulschließun- zung in der neuen Konstellation
gen beschlossen wurden? Konnen am 19.03. wurde „auf die zwei
wir unser EfaF im Marz noch an- Wochen nach den Osterferien“
bieten, obwohl die Jugendlichen verschoben, tatsachlich war die
da bei verschiedenen, meist alte- Sitzung dann per Videokonferenz
ren Gemeindegliedern die Fenster am 22.04. ...
putzen oder Gartenarbeiten ma-       Aber es gab auch neue Ansat-
chen? Was passiert mit unserem ze: Das „FÜENF“ fiel nicht einfach
neuen Projekt „FÜENF Die Chal- aus, nein, die Überraschungsgaste
lenge“ (Funf Abende an unge- wurden per Video interviewt und
wohnten Locations mit jeweils die Teilnehmer trafen sich online,
einem Überraschungsgast), das und das bereits zum nachsten ge-
am 11.03. seinen fulminanten planten Termin! Das Ferienkino-
Start mit 25 Leuten feierte? Wie Team traf sich mithilfe des Video-
kann der Posaunenchor die konferenz-Tools ZOOM auch
Standle spielen, wenn man sich ziemlich schnell, um uber die
nicht zu mehreren Leuten im moglichen Filme fur den Sommer
Freien treffen kann? In Anbe- zu diskutieren, und auch die Jun-
tracht der Entwicklungen wah- genschaft und der Jugendkreis
rend der Woche mussten wir uns nutzten ZOOM, um sich wenigs-

                                   21
Aus der Gemeinde - Der CVJM in der Coronazeit

tens virtuell zu sehen oder auch           Nur, die normalen Treffen, das
manche Gesellschaftsspiele so           Training oder die Proben waren
gemeinsam zu spielen. Immer un-         auch nach den Osterferien noch
ter der Pramisse: Auf Abstand,          nicht moglich, obwohl die all-
                                        gemeinen Regeln immer weiter
                                        gelockert wurden.
                                           Diese Lockerungen bedeute-
                                        ten, dass zwischenzeitlich bis zu
                                        26 verschiedene Verordnungen
                                        von der Landesregierung erlassen
                                        wurden, die unterschiedliche
                                        Laufzeiten und Anwendungsge-
                                        biete haben. Dazu etliche Rund-
                                        schreiben der Landeskirche, an
                                        die wir naturlich auch gebunden
Spieleinfos unter Corona-Bedingungen    sind. In diesen Rundschreiben
                                        wird zum Beispiel auch geregelt,
aber nicht allein! Leider konnten       ab wann und in welcher Form die
die Gruppen nicht wie erhofft           Gemeindehauser wieder geoffnet
nach den Osterferien wieder star-       werden konnen. Ünd nicht zu-
ten.                                    letzt gab es noch weitere Informa-
    Damit auch die jungeren Teil-       tionen rund um Infektionsschutz,
nehmer der Jungscharen nicht            den Sport, die Musik. Hier den
vollig dem Shutdown-Koller ver-         Überblick zu behalten war nicht
fallen, haben sich die Mitarbeiter      einfach.
etwas einfallen lassen: Am Ge-
meindehaus gab es eine Wasche-
leine mit Wochenaufgaben, die
man gut auch unter den geltenden
Bedingungen (nur zu zweit) ma-
chen konnte. So konnten auch im
Ort immer wieder Teams gesehen
werden, die sich den Aufgaben
stellten. Ünd die Standle wird der
Posaunenchor nach einem Gottes-
dienst als „gesammeltes Standle“
machen, sobald es absehbar ist.         Die Spielideen kamen gut an

                                       22
Aus der Gemeinde - Der CVJM in der Coronazeit

   Aber, inzwischen waren Got-       Kontakt zu drucken? Da nicht ab-
tesdienste erlaubt (wenn auch        zusehen war, ob unser Wunsch
mit deutlichen Einschrankungen),
auch Gottesdienste im Grunen
waren wieder moglich. Da aber
weiterhin eine Begrenzung der
Anzahl an Gottesdienstbesuchern
galt, wurde der Gottesdienst auf
dem Einsiedel am Pfingstmontag
abgesagt. Dafur gab es ja dann
einen Kusterdinger Gottesdienst
im Grunen auf einer Wiese beim
Hundeubungsplatz, und hier war
auch unser Posaunenchor endlich
mal wieder zu horen. Allerdings
durfte er sich vorher nicht zur
Probe treffen, eine ziemlich para-
doxe Situation!
   Auch fur die anderen Sparten
zeichnete sich kurz vor Pfingsten
ein Silberstreif am Horizont ab:
Sowohl fur Sportstatten als auch     Wer damit wohl fährt ...
fur Jugendarbeit wurden spezielle
Verordnungen erlassen. Von ei-       von Gruppenstunden im Juli
nem Normalbetrieb waren wir          Wirklichkeit wird hat sich unser
zwar noch weit entfernt, aber        Kontakt-Team entschlossen, die
konnen unsere Teilnehmer sich        Juli/August-Ausgabe nur auf un-
nun wieder im realen Leben tref-     serer Homepage https://cvjm-
fen? Ünd, wie machen wir es mit      kusterdingen.de/ zu veroffentli-
unserer Vereinszeitung, dem          chen und nicht in Druck zu geben.
„Kontakt“, das nun schon seit        Naturlich darf die Ausgabe gerne
uber 30 Jahren alle zwei Monate      ausgedruckt und weitergegeben
erscheint und die Programme der      werden!
Gruppen veroffentlicht, was soll         Anfang Juni fehlte noch eine
das Kontakt schreiben, wenn es       Stellungnahme von der Landes-
gar keine Gruppenstunden gibt?       kirche zur Benutzung des Ge-
Lohnt es sich da uberhaupt, das      meindehauses, und auch die Ver-

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Aus der Gemeinde - Der CVJM in der Coronazeit

ordnungen hatten zum Teil nur              Heute (25.06.) komme ich nun
eine Laufzeit bis Mitte Juni. Aus       gerade von einem Treffen mit un-
diesen Grunden traf sich der Aus-       seren Gruppenmitarbeitern zu-
schuss dann am 15.06., um die           ruck ... Thema? „Gruppenarbeit in
gultigen und fur uns relevanten         Coronazeiten“ --- Ünd die Gute
Verordnungen und Rundschrei-            Nachricht vorab: Fast alle fangen
ben zu sichten und zu entschei-         wieder an und machen bis zu den
den, ob nicht wenigstens im Juli        Sommerferien Programm!!!
Gruppenarbeit in Coronazeiten              Ab dem 29.06. starten die Ju-
moglich ist. Diese Ausschuss-           gendgruppen wieder und auch
Sitzung war dann auch tatsachlich       der Posaunenchor probt ab 29.06.
die erste Sitzung „face-to-face“        wieder, das „Gemeinsame Stand-
des neuen Gremiums im Gemein-           le“ wird am 12.07. nach dem Got-
dehaus nach uber 3 Monaten! Na-         tesdienst im Grunen stattfinden!
turlich auf Abstand, also nicht in      Handball wird wieder am 07.07.
einem der Jugendraume, sondern          starten! Nur der CEVIM-Trimm
im großen Saal, jeder an seinem         wird sein Training vor den Som-
eigenen Tisch! So „offiziell“ hat       merferien nicht mehr aufnehmen.
sich noch keine Ausschuss-              Aber ich bin mir sicher, dass sich
Sitzung angefuhlt! :)                   der CEVIM-Trimm trotzdem ein-
                                        mal treffen wird, wenn auch nicht
                                        zum Training.

Die coronagerechte Saalbestuhlung                             Bilder: privat

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Aus der Gemeinde - Der CVJM in der Coronazeit

Die Mitarbeiter vom CVJM möchten endlich wieder viele zusammenbringen

    Naturlich gibt es weiterhin        was unser FeKi-Team sich uber-
Einschrankungen, die allgegen-         legt!
wartigen Abstands- und Hygiene-           Sobald wir hier wissen, wie
regeln mussen und wollen wir           wir es machen, werden wir uber
alle beachten. Ünd bereits ab          den Gemeindeboten und auf un-
01.07. gilt eine neue generelle        serer Homepage informieren.
Corona-Verordnung, die vermut-            Wie es nach den Ferien mit
lich wiederum mehrfach ange-           den Gruppen weitergehen kann,
passt werden wird ...                  das hangt ziemlich sicher auch
    Aber trotz all diesen Ünwag-       vom Infektionsgeschehen in der
barkeiten freut es mich sehr, dass     Zwischenzeit ab. Auch die Verord-
wir wenigstens im Juli ein paar        nung gilt vorerst „nur“ bis zum
Gruppenstunden anbieten kon-           31.08., vermutlich wird sich da-
nen!                                   ran die nachste Verordnung an-
    Ob bzw. wie das Ferienkino in      schließen. Aber ich bin zuver-
den Sommerferien stattfinden           sichtlich, dass wir auch im Herbst
kann, werden wir in den kom-           die Gruppen anbieten konnen.
menden Wochen noch genauer             Zwar ziemlich sicher nicht wie
anschauen. Aktuell durfen nur          vor Corona, aber in einer der Situ-
max. 40 Personen im großen Saal        ation angepassten Form.
bei Vortragsbestuhlung Platz neh-         Jesus sagte: „Denn wo zwei
men, das ist im Vergleich zu den       oder drei versammelt sind in mei-
Besucherzahlen in den letzten          nem Namen, da bin ich mitten
Jahren naturlich sehr wenig und        unter ihnen.“ (Mt. 18,20) Egal wie
wenn man die vereinzelten Stuhle       wir uns versammeln, sei es mit
in dem Raum sieht, dann ist der        einem Mindestabstand von 1,5m
Raum einfach noch sehr leer.           oder auch rein virtuell, Jesus ist
Aber lassen wir uns uberraschen,       bei uns.

                                      25
Man hält sich bedeckt

              2
                            3
1

4             5             6

7             8             9

              26
Wer ist wer?

                    Bernhard

                    Groh

10
           11
                           12

13
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           27
Auflösung „Man hält sich bedeckt“
Ordnen Sie die unten in alphabetischer Reihenfolge stehenden Namen
den richtigen Bildernummern zu und tragen Sie die Namen in die entspre-
chenden Kästchen ein.
Die Buchstaben aus den markierten Feldern ergeben in der Reihenfolge
der Zahlen das Lösungswort.
Diese Personen sind die Maskenträger:
achimlauxanettedieboldbernhardgrohchristineväterleinclaudiaottelke-
trautmannflorianritterhedwigwandeljürgensoltaukarenmarxkatjahahn-
martinwandelmirjamrutkowskisebastianheuselsibyllenehlichsimone-
lüders-wöhrsusannefederschmidtsusannefleischer

Bild 1                                                       1
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Lösungswort:

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Vorschau

29
Wie ich mit Mose gewesen bin, so will ich auch mit dir sein.
Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen. Josua 1, 5b

          Angebote des Diakonischen Werks Tübingen
                      in der Coronazeit
Liebe Kirchenmitglieder,
sehr geehrte Damen und Herren,

unser Leben, wie wir es kannten, ist in den letzten Monaten aus seinen
Bahnen geworfen worden. Für einige wurde der Alltag gebremst und
entschleunigt, andere wurden plötzlich „systemrelevant“ genannt und
haben mit großen Herausforderungen und Belastungen zu kämpfen.
Andere sind nun schon lange Zeit alleine, isoliert und auf sich selber ge-
stellt. Und für manche ist von heute auf morgen die wirtschaftliche Exis-
tenz bedroht. Das Corona-Virus verändert uns und unsere Gesellschaft
und nicht immer ist es leicht, damit umzugehen.

Wir als Diakonisches Werk Tübingen und Evangelischer Kirchenbezirk
Tübingen möchten Ihnen daher eine Übersicht über professionelle und
dauerhafte Beratungsangebote geben. Diese Angebote sind offen, un-
abhängig von der Herkunft, dem Status oder der Religionszugehörigkeit.
Sie sind alle kostenfrei. Eine vorherige Anmeldung per Telefon ist not-
wendig, da zurzeit nicht klar ist, in welcher Form die Beratung angebo-
ten werden kann. Falls ein Anrufbeantworter geschaltet ist, sprechen
Sie gerne Ihren Namen und Ihre Telefonnummer auf. Wir rufen Sie zu-
rück.

Bitte trauen Sie sich, um Unterstützung anzufragen, wir sind für Sie da
und helfen auch gerne zunächst bei der Klärung der Situation.

Angebote der Evangelischen Kirche
(Übersicht: https://www.kirchenbezirk-tuebingen.de/beratung)

       Diakonisches Werk Tübingen, Hechinger Str. 13, 72072 Tübingen, 07071-930470,
                               diakonie@evk.tuebingen.org

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Wie ich mit Mose gewesen bin, so will ich auch mit dir sein.
Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen. Josua 1, 5b

Sozial- und Lebensberatung im Diakonischen Werk Tübingen –
begleitet und berät, wenn man sich in einer sozialen oder materiellen Notlage
befindet, und unterstützt bei der Beantragung von Sozialleistungen (ALG I,
Jobcenter, Sozialamt), aber auch bei Lebensumbrüchen und in Lebenskrisen.
Kurberatung ist auch möglich.
Kontakt: 07071-930470 (Sekretariat)
Jugendmigrationsdienst im Diakonischen Werk Tübingen –
berät Junge Menschen bis 27 Jahre mit Migrationshintergrund in ihren aktuel-
len Lebenslagen und Situationen.
Kontakt: 07071-930470 (Sekretariat)
Psychologische Beratungsstelle Brückenstraße – Hilfe in schwierigen Situatio-
nen mit sich selbst, im Kontakt mit anderen, im Verhältnis zu den Eltern, dem
Partner, Kindern oder der Familie und in anderen Situationen. Für Jugendliche
und Erwachsene.
Kontakt: 07071-92990 (Sekretariat)
Schuldnerberatung und Jugend-Schulden-Beratung – berät und hilft bei finanzi-
ellen Problemen und Verschuldung.
Kontakt: 07071-9304871 (Sekretariat)
Suchtberatung und aufsuchende Suchthilfe im Alter – unterstützt und berät
Menschen und ihre Angehörigen, die mit Alkohol, Medikamenten und illegalen
Drogen oder mit süchtigen Verhaltensweisen zu kämpfen haben. Kontakt:
07071-750160 (Sekretariat)
Telefonseelsorge – anonym, kompetent und rund um die Uhr für alle Anliegen.
Kontakt: 0800-1110111 und 0800-1110222 bundesweite kostenlose Rufnum-
mer
Seelsorge vor Ort – Der Pfarrer, die Pfarrerin Ihrer Kirchengemeinde und andere
Hauptamtliche stehen Ihnen für all Ihre Anliegen gerne zur Verfügung. Die Kon-
taktdaten finden Sie im Gemeindeblatt und auf der jeweiligen Homepage.
Kirche am Markt – Gespräch, Beratung und Information im Gemeindehaus
Lamm am Marktplatz Tübingen, Kontakt: 07071-6878775.

       Diakonisches Werk Tübingen, Hechinger Str. 13, 72072 Tübingen, 07071-930470,
                               diakonie@evk.tuebingen.org

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Wie ich mit Mose gewesen bin, so will ich auch mit dir sein.
Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen. Josua 1, 5b

Einige weitere Angebote
(es handelt sich um keine vollständige Liste)
Jugend-Familien-Beratungszentrum (JFBZ) – Beratung für Kinder, Jugendliche
und Eltern in Tübingen, Mössingen und Rottenburg. Kontakt Tübingen: 07071-
2076303 (Sekretariat)

Frauen helfen Frauen e.V. – bei häuslicher Gewalt, sexualisierter Gewalt, Gewalt
gegen Kinder. Kontakt: bundesweites kostenloses Hilfetelefon rund um die Uhr
mit Weitervermittlung nach Tübingen: 0800-0116016
Pfundskerle e.V. –Beratung für gewalttätige Männer,
Kontakt: 07071-360 989 handeln@pfunzkerle.org
- Beratung für Männer, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, unter 07071-79
111 01 agit@pfunzkerle.org
Bundesweites Hilfetelefon Gewalt an Männern unter
0800-1239900 bzw. maennerhilfetelefon.de

       Diakonisches Werk Tübingen, Hechinger Str. 13, 72072 Tübingen, 07071-930470,
                               diakonie@evk.tuebingen.org

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Wie ich mit Mose gewesen bin, so will ich auch mit dir sein.
Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen. Josua 1, 5b

Schwangerschaftsberatungsstellen – Beratung während der Schwangerschaft bis
zum 3. Lebensjahr.
Kontakt: Caritas 07071-79620 (Sekretariat), Landratsamt 07071 207-3318
(Sekretariat), Pro Familia 07071-34151 (Sekretariat)
Arbeitskreis Leben Reutlingen/Tübingen – bietet Hilfe in Lebenskrisen und bei
Selbsttötungsgefahr. Kontakt: 07071-19298
Youth-Life-Line – Hier helfen Jugendliche Jugendlichen. Persönlich, anonym und
online: www.youth-life-line.de
Migrationsberatung – berät Menschen mit Migrationshintergrund über 27 Jah-
ren zu Themen wie Aufenthalt, Sprache und Arbeit. Kontakt: Caritas 07071-
79620 (Sekretariat) Infö 07071-33005 (Frau Zent)
Pflegestützpunkte – bieten Auskunft und Beratung im Alter und bei Pflegebe-
dürftigkeit. Standorte in Tübingen, Rottenburg und Mössingen. Kontakt in Tü-
bingen: 07071-9646646

Beratungsstelle für ältere Menschen und deren Angehörige e.V. - ist Ansprech-
partner bei allen Fragen rund ums Thema Alter und bei Erkrankungen wie De-
menz, Ängste oder Depression im Alter. Kontakt: 07071-22498
Corona-Angst-Krisentelefon – bietet psychotherapeutische Beratung bei
„Corona-Angst“. Universitätsklinik Tübingen – Zentrum für psychische Gesund-
heit: 07071-2962500

Für weitere Fragen oder Anregungen stehen wir Ihnen im Diakonischen Werk
Tübingen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Elisabeth Hege (Dekanin),
Cornelia Weber (Geschäftsführerin Diakonisches Werk),
Frithjof Rittberger (Diakoniepfarrer)

       Diakonisches Werk Tübingen, Hechinger Str. 13, 72072 Tübingen, 07071-930470,
                               diakonie@evk.tuebingen.org

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Aus der Gemeinde - Wechsel im Mesneramt

        Abschied und Neubeginn im Mesneramt
    Zum 30. Juni hat unsere lang-     Hoffnung zu finden. Viele Men-
jahrige Mesnerin Dorothea Braun       schen hat sie dabei personlich
ihren Dienst in der Kirchenge-        begleitet, zum Beispiel im Vorfeld
meinde beendet. 15 Jahre lang         von Hochzeiten oder Taufen. Sie
war Frau Braun als Mesnerin ta-       hat die Freude der Menschen an
tig. Dieser Dienst war ihr von        sich herangelassen und ist ein
Haus aus vertraut, da schon ihre      Stuck Wegs mit ihnen gegangen.
Eltern als Mesnerin und Mesner        So wie sie zu anderen Zeiten auch
in der Kirchengemeinde gearbei-       die schweren Wege mitgegangen
tet haben.                            ist, am Ewigkeitssonntag etwa,
    Mit dem Mesneramt sind ver-       wenn jeder von hier eine Kerze
schiedene Aufgaben verbunden,         fur seinen verstorbenen Angeho-
die um das Kirchengebaude und         rigen mitnimmt. So hat sie das
den Gottesdienst kreisen. Den
Sinn dieses Amtes konnte man
vielleicht so beschreiben: Die
Mesnerin ist der gute Geist, der
dafur sorgt, dass man in der Kir-
che wurdig und schon Gottes-
dienste feiern kann. Dazu soll es
ordentlich sein; im Winter nicht
zu kalt und nicht zu warm; die
Glocken sollen zur rechten Zeit
lauten; jeder soll haben, was er
und sie braucht (Gesangbucher,
Liedblatter); im Gottesdienst ist
jemand da, der aufmerksam im
Hintergrund auf das Wohlergehen
der Besucherinnen und Besucher
achtet. Dorothea Braun hat diesen
Dienst in den Jahren immer auch
als ein Amt verstanden, das dem
geistlichen Geschehen in der Kir-
che dient und den Menschen, die
hierher kommen, um Trost und
                                        Frau Braun mit Abschiedsgeschenk
                                     34               Bild: Anette Diebold
Aus der Gemeinde - Wechsel im Mesneramt

Mesneramt nicht als „Job“ gese-            Frau Braun verlasst die Kir-
hen, sondern als Herzensaufgabe.        chengemeinde      auf    eigenen
Über all die Jahre hat sie dafur        Wunsch – dies haben wir mit Be-
gesorgt, dass die Kirche wirklich       dauern erfahren. Wir danken ihr
ein geistlicher Raum ist, bereit fur    von Herzen fur viele Jahre ihres
die Begegnung von Mensch und            engagierten Dienstes. Wir wun-
Gott.                                   schen ihr alles Gute fur die Zu-
                                        kunft und Gottes Segen.

   Zugleich ist es fur die Kirchen-        Es     reizt
gemeinde eine große Freude, dass        mich, etwas
wir zum 1. Juli das Mesneramt           dazu beitra-
kompetent wiederbesetzen konn-          gen zu kon-
ten.                                    nen, dass sich
   Ünsere neue Mesnerin Sibylle         die Gottes-
Nehlich stellt sich hier in einem       dienstbesu-
kleinen Interview selbst vor.           cher       hier
   Liebe Frau Nehlich, wir freuen       wohlfuhlen
uns sehr, dass Sie sich auf die Stel-   konnen. Auch
le der Mesnerin beworben haben.         fur die best-
Was verbindet Sie denn mit unse-        mogliche Er-
rer Kirche in Kusterdingen?             haltung unse-
   Da ich in Kusterdingen aufge-        rer Kirche zu
wachsen bin - naturlich vieles.         sorgen finde
Vom Kirchgang mit meiner Oma            ich schon.
uber Kinderkirche, Konfirmation,           Haben Sie Wunsche an die Ge-
dann die Taufen und Konfirmatio-        meindeglieder?
nen der eigenen Kinder. Ünd auch           Ich wunsche mir freundliche
etwas ganz Historisches: mein           Begegnungen im Kirchenalltag.
Ürurgroßvater war hier schon               Vielen Dank fur Ihre Vorstel-
Mesner. Es freut mich sehr, etwas       lung. Wir wunschen Ihnen alles
so Altes weiterleben zu durfen.         Gute und Gottes Segen und freuen
   Welche Aufgaben reizen Sie am        uns auf Ihren Dienst!
Mesneramt?                                              Susanne Fleischer

                                        35
Unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden
bei der Konfirmation am 27. September 2020

                     36
Unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden
 bei der Konfirmation am 4. Oktober 2020

                    37
Projekt Kirchendachsanierung

                        Neues vom Kirchendach

   Mittlerweile ist in punkto Kir-      Kirchturm,      Steinmetzarbeiten
chendachsanierung einiges ge-           und der Außenputz mit uberpruft
schehen. Der beauftragte Archi-         und gegebenenfalls uberarbeitet
tekt Wolfgang Liese-Grasser hat         werden. Es ist geplant die bevor-
ein Sanierungskonzept fur die           stehenden Arbeiten in Abschnit-
Dach- und Außensanierung der            ten durchzufuhren, so dass die
Marienkirche entwickelt und vor-        Kirche wahrend der kompletten
gelegt und mittlerweile auch das        Bauzeit weiter genutzt werden
Baugesuch eingereicht.                  kann.
   Das erwahnte Sanierungskon-             Ein Statiker ist beauftragt und
zept beinhaltet hauptsachlich die       auch ein erster Termin mit dem
Holzsanierungsarbeiten bzw. den         Denkmalschutzamt hat bereits
Austausch der befallenen Bauteile       stattgefunden. Der Oberkirchen-
des Dachstuhls. Auch sollen             rat hat die nachsten Leistungs-
                                        phasen genehmigt, welche neben
                                        der Werkplanung auch die Aus-
                                        schreibung und Vergabe der ein-
                                        zelnen Gewerke beinhalten.
                                           Nun warten wir auf die Bauge-
                                        nehmigung und sehen den Ge-
                                        schehnissen der nachsten Monate
                                        mit Spannung entgegen.
                                                     Simone Luders-Wohr
Diese Balken warten auf die Reparatur
                                        38
Rückblick Pfingstgottesdienst mir Horse Mountain

    Gottesdienst am Pfingstsonntag, 31. Mai 2020
                mit Horse Mountain

Besondere Zeiten erfordern be-        More“ – wer dachte hier nicht an
sondere Gottesdienste. Noch nie       die aktuelle Corona-Zeit? – bis zu
hatte es das gegeben: Die Gemein-     Gene McLellans vertrauensvollem
de darf im Gottesdienst nicht sin-    „Put Your Hand In The Hand Of
gen. Doch so lauten die Vorschrif-    The Man From Galilee“. Besonde-
ten zum Infektionsschutzkonzept,      re Zeiten erfordern besondere
an die sich alle evangelischen Kir-   Gottesdienste – es war ein beson-
chengemeinden in Wurttemberg          deres Erlebnis, fur das wir den
zu halten haben.                      Kunstlern nochmals ganz herzlich
   Was lage naher, als jemanden       danken!
einzuladen, der so gut singt, dass       Den ganzen Gottesdienst kann
man uber dem Zuhoren und inne-        man nochmal anschauen und an-
ren Mitschwingen alles andere         horen uber unseren Kanal
vergisst? Es war eine große Freu-     „Evangelische Kirchengemeinde
de, dass das Kusterdinger A-          Kusterdingen“                  bei
coustic Duo Horse Mountain            www.youtube.com.
(Birgit Wanner-Stoll und Dieter                       Susanne Fleischer
Stoll) zusagte, den Got-
tesdienst am Pfingst-
sonntag musikalisch mit-
zugestalten. Dass Horse
Mountain durchaus Lie-
der geistlichen Inhalts
im Repertoir hat, wuss-
ten wir aus ihrem phano-
menalen Benefizkonzert
„Cowboy Church“ im ver-
gangenen Herbst. Ünd so
erklangen sechs Songs,
von Stephen Fosters
nachdenklichem „Hard
Times Come Again no
                                            Das Duo Horse Mountain in der
                                            Kusterdinger Kirche
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Rückblick Gottesdienst im Grünen

         Pfingstmontag - Gottesdienst im Grünen
   Leider musste Corona-bedingt       die Mindestabstande nach dem
der traditionelle okumenische         Infektionsschutzkonzept einge-
Gottesdienst an Pfingstmontag         halten werden konnten.
auf dem Einsiedel abgesagt wer-          Einige Blaser des Posaunen-
den. Dafur gab es aber in Kuster-     chors umrahmten den Gottes-
dingen einen tollen Ersatz!           dienst mit feierlichen Klangen.
   Ein Gottesdienst im Grunen         Ein Anspiel zum Thema der Pre-
auf der Wiese von Jorg Walker am      digt stimmte uns ein auf die Elia -
Waldrand in der Nahe des Hunde-       Geschichte. Elia, alias Georg Heu-
ubungsplatzes!                        sel, nahm uns mit in seine eigene
   Naturlich ließen es sich die       Krisenerfahrungen und seine Er-
Kusterdinger nicht nehmen und         schopfung. Wahrend der Posau-
                                                 nenchor ein Stuck aus
                                                 "Elia" spielte, konnte
                                                 sich jede und jeder an
                                                 seine eigenen Erfah-
                                                 rungen der letzten
                                                 Wochen erinnern und
                                                 diese auch anschlie-
                                                 ßend mit Menschen
                                                 auf Nachbar-Decken
                                                 oder -Stuhlen teilen.
                                                 Nachdem Elia vom En-
                                                 gel mit Brot und Was-
                                                 ser gestarkt wurde,
                                                 konnte er seinen Weg
                                                 fortsetzen. Auch die
Die coronagerechte Wiesenbestuhlung              Gottesdienstbesuche-
                                                 rinnen und -besucher
bevolkerten die Wiese mit mitge-      erhielten eine kleine Starkung in
brachten Decken, Stuhlen oder         Form von verpackten Knackebro-
Hockern, so dass unser Ordnungs-      ten und Getranken.
dienst alle Hande voll zu tun hat-       Die anschließende Predigt von
te, den Besucherinnen und Besu-       Frau Fleischer fuhrte die Ge-
chern Platze zuzuweisen, damit        schichte des Elia weiter und han-

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Rückblick Gottesdienst im Grünen

        delte von seiner Gottesbegeg-          sich nach dem Segen alle wieder
        nung.                                  zufrieden auf den Heimweg. Herz-
           Da auch im Freien das Singen        lichen Dank allen, die diesen Got-
        leider nicht erlaubt ist – fur viele   tesdienst mit vorbereitet haben.
        Gottesdienstbesucherinnen und -                           Anette Diebold
        besucher ist das sehr traurig –
        lernten wir mit Christine Vater-
        lein das Lied "Meine Hoffnung
        und meine Freude" in Gebarden-
        sprache. Das war eine ganz neue,
        besondere Erfahrung fur uns alle.
           Nach diesem wunderschonen
        und mit sonnig warmem Wetter
        gesegneten Gottesdienst machten

                                               Pfarrerin Susanne Fleischer

Elia auf seiner Wüstenwanderung                Das bedeutet „Stärke“, Bilder: Anette Diebold
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