2020 Widerstand Wachsen Weitergehen - Mozartfest Würzburg
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
© Schmelz Fotodesign »Allein Freiheit, weiter gehen ist in der Kunstwelt, wie in der ganzen großen Schöpfung, Zweck.« Ludwig van Beethoven
(c) Thomas Obermeier © Daniel Peter © Katharina Trutzl © Mozartfest erste Seite: © Katharina Trutzl Wandelkonzert in der Residenz linke Seite: Eröffnungskonzert 2019 im Kaiser- saal mit Julian Prégardien und Freiburger Barockorchester Aribert Reimann, Schumann Quartett und Anna Lucia Richter in der Neubaukirche rechte Seite: Unsuk Chin im Gespräch mit Prof. Dr. Stefan Klein Auftaktkonzert des MozartLabors Konzerteinführung mit Julian Prégardien und Kit Armstrong nächste Seite: Musikalisch-literarische Wanderung
© Paolo Bragaglia © Pia Traub linke Seite: Don Giovanni Metamorphosen mit Paolo Bragaglia und Lillevan Mozarttag in der Würzburger Innenstadt rechte Seite: Pierre-Laurent Aimard trägt sich in die Künstlerchronik des Mozartfestes ein »Auf ein Glas danach« – Sakari Oramo, Evelyn Meining und Radovan Vlatković »Im Freien zu singen« – Bachchor Salzburg im Hofgarten der Residenz nächste Seite: Bruckner im Dom © Katharina Trutzl © Kathrin Königl © Schmelz Fotodesign
Widerstand Wachsen Weitergehen Inhalt 5 Grußwort © Wolf Silveri 6 Editorial Themen und Reihen 11 Artiste étoile: Reinhard Goebel 13 »Aus Elysium?« Wie wir Beethoven besser verstehen 17 Geboren 1770 20 Sinn(e)! 23 Widerstand – Wachsen – Weitergehen Programm 29 Die Konzerte des Mozartfestes 66 MozartLabor © Christian Schwab 96 Mozartfest im Kino Service 102 Freundeskreis 106 Spielstätten 110 Kontakt 111 Informationen zum Kartenkauf 113 Allgemeine Informationen 114 Stadtplan 115 Festivalhotels 118 Team / Impressum 120 Die Konzerte im Überblick 3
Herzlichen Dank! GRUSSWORT Premium-Sponsoren © Stadt Würzburg, D. Peter Hauptsponsor Stiftungen und Förderer A LWAYS T H E R I G H T T E M P E R AT U R E Sehr geehrte Gäste! Jedes Jahr ist es ein besonderer Moment für Musik- und Kulturgeschichte bilden, sondern Sponsoren mich, die neue Spielzeit des Mozartfestes zu innerhalb eines städtischen Organismus zum präsentieren. Seit 99 Jahren gibt Würzburg Tragen kommen. Ich beobachte mit großem dem renommierten Festival seine Heimstätte. Interesse, wie durch das Mozartfest immer Dank des Mozartfestes ist Würzburg zur neue Partnerschaften in Würzburg und der Mozartstadt geworden. Weit über die Gren- Region geschlossen werden. Impulse gehen zen Deutschlands hinaus verbindet sich die vom Mozartfest inzwischen nicht nur für Instrumentenpartner Genusspartner Mainmetropole mit dem Namen dieses bedeu- die Kulturarbeit der Stadt aus, sondern auch tenden Komponisten der Wiener Klassik. für den Bildungsbereich und den sozialen Sektor. Die notwendigen Freiräume, um all Es ist erstaunlich und faszinierend, wie Mozarts das tragfähig zu machen und darüber hinaus Musik auch im 21. Jahrhundert zu einem inte- ein künstlerisches Programm auf höchstem grativen Faktor werden kann. »Weitergehen« Niveau zu gestalten, bereitet die Stadt Würz- lautet eines der Schlagworte, die das diesjähri- burg gemeinsam mit dem Freistaat Bayern Medienpartner ge Festivalprogramm prägen. Ein beziehungs- sowie einer engagierten unterfränkischen reiches Thema, das in einer traditionsreichen Unternehmerszene. Der begeisterte Zuspruch Stadt wie Würzburg vielgestaltigen Widerhall eines internationalen Publikums unterstreicht findet: Seit Jahrhunderten wird hier die Stadt- den Wert dieses Engagements. geschichte fortgeschrieben, bauen die Epochen auch im Wortsinn aufeinander auf, werden Zusammen mit Ihnen und dem Team des zeithistorische Wechselwirkungen sicht- und Mozartfestes freue ich mich auf eine weitere erlebbar. Ich freue mich besonders auf jene inspirierende Festivalsaison in Würzburg. Programme des Mozartfestes 2020, in denen musikalische Verbindungslinien aufscheinen Ihr und sich zu Netzwerken fügen, die bis in die Zuwendungsgeber heutige Zeit nachwirken. Jedes Jahr zeigt sich am Mozartfest aber Christian Schuchardt auch, wie sich Netzwerke nicht nur in der Oberbürgermeister der Stadt Würzburg Das Mozartfest Würzburg bedankt sich außerdem bei allen Kooperations- und Spielstättenpartnern sowie dem Caffè Ottolina. 5
EDITORIAL vielsaitigen Besetzungen auf: Mehr als ein hat uns zu einem Zyklus von sechs Veran- Dutzend renommierte Geigerinnen und staltungen animiert. »Sinn(e)!« haben wir Geiger, darunter Viktoria Mullova, Carolin ihn überschrieben. Er führt uns auf eine – und hörbar machen. Die Programme Widmann, Tianwa Yang und Augustin Reise in veränderte Wahrnehmungswel- © Katharina Trutzl des diesjährigen Mozartfestes knüpfen Hadelich, bereichern das Mozartfest, acht ten. Was passiert, wenn ein Sinn ausfällt? hier an. Unser dritter Begriff stammt di- junge Streichquartette, ein Streichquintett, Wenn wir im Dunkeln oder im Bad einer rekt von Beethoven. »Weiter gehn ist in ein Streichtrio, zwei Streichduos. Auch die Farbe Musik hören? Wenn wir sie nicht der Kunstwelt, wie in der ganzen großen Riege der Pianistinnen und Pianisten kann hören, aber als Bewegung sehen? Wenn schöpfung, zweck«, schrieb er und redete sich sehen lassen: Kit Armstrong, Martin Irritationen greifen, die das vertraute Zu- damit nicht einem ominösen Fortschritt Helmchen, Robert Levin, Jan Lisiecki, sammenspiel unserer Sinne durcheinander das Wort, sondern einer Freiheit, die dazu Fazıl Say, Ragna Schirmer, Herbert Schuch bringen? Der Kreativität unserer Künstler da war, Grenzen auszuloten, neu zu be- sind darunter. verdanken wir solche Perspektiven. Auch stimmen und wieder zu überschreiten. »Jenseits der Stille« fassen wir darunter. Nach allem, was wir wissen, war Beetho- Dort geht es um das Sich-Besinnen. Die Künstler des Mozartfestes 2020 ven nicht das einzige Kind, das 1770 zur Pflegenden Angehörigen – den »Helden haben sich mit bewundernswerter Ener- Welt kam, auch wenn manche Jubiläums- des Alltags« – ist dieses Konzert im Exer- Liebe Musikfreunde! gie und Neugier auf diese Thematik ein- kampagne das suggeriert. Auch Hölderlin zitienhaus Himmelspforten gewidmet, gelassen. Gemeinsam mit ihnen wollen wir wurde 1770 geboren, dessen Lyrik im an dem Musik aus drei Jahrhunderten Mozartjahr ist jedes Jahr – zumindest das Woher und Wohin von Komponisten, 20. Jahrhundert für viele Komponisten von Krankheit, Genesung, Sehnsucht bei uns in Würzburg. Und manchmal ist Werken und musikalischen Denkformen Inspiration war. Wie sich Benjamin Brit- nach Ruhe und letzten Dingen erzählt. In auch Beethovenjahr. 2020 nehmen wir erleben. Dabei liegt unser Fokus auf jenen ten, Heinz Holliger, György Kurtág und »Allzeit ... Sprecht lauter, schreyt, denn ich zum Anlass, über Widerstand, Wachsen Kompositionen Beethovens, die sich hör- Peter Ruzicka mit Hölderlin auseinan- bin taub« beschäftigen sich Fachmediziner und Weitergehen nachzudenken und in bar an seinen Vorbildern reiben. In mehre- dergesetzt haben, wird beim Mozartfest mit Beethovens Taubheit und ergründen diesem Sinn Mozart und Beethoven auf- ren Konzerten begegnen wir Mozart und zu hören sein. Wir spielen außerdem mit Kit Armstrong, ob Komponieren eine einander zu beziehen. Ob sie sich getroffen Beethoven auch in ausgefallenen Klang- den im selben Jahr geborenen Friedrich akustische Hörleistung oder eine reine haben, ist nicht ganz klar. Könnte sein, sphären zwischen Jazz und Weltmusik. Witt – letzter Hofkapellmeister der Gehirnleistung ist. muss aber nicht. Dafür wurde später umso Künstler wie Sebastian Sternal oder die Würzburger Residenz. Allein 23 Sinfonien hartnäckiger behauptet, Beethoven hätte Hanke Brothers haben eigens für das sind uns von ihm bekannt. Eine davon Die Titel von zwei Workshops im Mozart- in Wien »Mozarts Geist aus Haydns Hän- Mozartfest neue Werke geschrieben. wurde lange Beethoven zugeschrieben, sie Labor fassen zusammen, worum es uns den« empfangen. Nun war Mozarts Geist gehört selbstverständlich zum Programm. geht: »Social Impact durch Kunst und vieles, aber bestimmt nicht mit Händen zu Wenn es stimmt, dass »wahre Kunst eigen- Witt komponierte auch ein Quintett für Kultur« und »Achtung Klassik! Wer- greifen. Und Haydn, der Mozarts Genie sinnig ist«, wie Beethoven sagt, dann Klavier und vier Bläser – wie Mozart und bung ohne Marktgeschrei«. Nebenbei: früh erkannte, war viel zu klug, um dem haben wir unseren Artiste étoile richtig Beethoven. Das Mozartfest hat dafür extra Das Chamber Orchestra of Europe, das jungen Beethoven kluge Ratschläge zu ausgewählt. Reinhard Goebel – Geiger, ein Ensemble gegründet und bietet alle erstmals beim Mozartfest gastiert, ist als geben. Fakt ist, dass keiner der drei in dem Dirigent, Lehrer, Musikversteher – ist drei Quintette in einem Konzert. So wie Kulturbotschafter unterwegs. Und noch Bewusstsein lebte, ein »Klassiker« zu sein. keiner, der ein Blatt vor den Mund nimmt. das »Tripelkonzert«, das es nicht nur von ein Debüt: das Korean Chamber Orche- Alle drei reagierten auf das Zeitalter, das Eigensinnig wie er ist, schert er sich wenig Beethoven gibt, sondern auch von Johann stra, das von der UN zum »Orchestra for – teils unmerklich, teils buchstäblich mit um Konventionen, forscht an den Rändern Christian Bach und Hugo Voříšek. Oder Peace« ernannt wurde, mit einem exklusi- Gewalt – anbrach. Die (Selbst-)Befreiung des Mainstream-Repertoires, küsst immer Beethovens Klavierkonzert in c-Moll ven Deutschlandkonzert. des Künstlers war die Chance der Stunde, wieder Komponisten und Stücke wach, op. 37 im Kontext von Mozarts KV 491, damit natürlich auch die Befreiung der die lange vergessen, verschollen oder ver- auf das es sich bezieht. Oder Ausschnitte Seien Sie willkommen zum Mozartfest Kunst. Aufträge kamen nun zunehmend schmäht waren. Vier Programme hat er aus den Leonoren-Opern von Beethoven, 2020! von innen, nicht von außen. Wachsen für den Kaisersaal konzipiert. Außerdem Simon Mayr und Ferdinando Paër. Das und Widerstand gehören in dieser Zeit wird er im MozartLabor unterrichten sind nur einige Beispiele. besonders eng zusammen: biografisch, und im Gespräch »Beethovens Welt« ästhetisch, aufführungspraktisch. Man erschließen. Seinen intensiven Bezug Dass Beethoven schon als junger Mann Evelyn Meining kann beides als komplementär verstehen zur Streichermusik greifen wir mit mit einem Gehörverlust kämpfen musste, Intendantin 6 7
THEMEN Themen UND undREIHEN Reihen »der hauptfehler bey mir ist, daß ich nach dem scheine nicht allzeit so handle, wie ich handeln sollte« Wolfgang Amadé Mozart
© Wolf Silveri Artiste étoile * Aufrütteln Mitreißen Verzaubern Artiste étoile: Reinhard Goebel von Christoph Vratz ie gut, dass er den Ratschlag seiner manchmal dickköpfig, nie stromlinienför- W Geigenlehrerin nicht mit aller Konse- mig. Das würde er auch nicht sein wollen. quenz befolgt hat. Schon in einer der ersten Langeweile – ein Graus! Routine – für Unterrichtsstunden hatte sie ihm klarge- Goebel ein Fremdwort! macht: »Mit 55 muss man von der Bühne abtreten.« Reinhard Goebel gibt zu, sich Querdenker und Antreiber, diesen Satz gut gemerkt zu haben, »obwohl Original und Entdecker ich erst 12 Jahre alt war.« Als Geiger ist Goebel in der Öffentlichkeit in der Tat seit Das Etikett vom Ensemblegründer hängt Längerem nicht mehr zu erleben, doch sein Goebel, dem gebürtigen Siegener, bis heute Glück war, dass er immer schon genug an. Rund viereinhalb Jahrzehnte ist es her, Alternativen in der Hinterhand hatte – als dass er mit Musikern der Kölner Musikhoch- Dirigent, Musikforscher, Entdecker, Lehrer. schule die Musica Antiqua ins Leben rief, ein Reinhard Goebel ist ein musikalischer Ensemble, das das Musizieren reformierte, Universalist, im besten Sinne. »Bei allen wenn nicht gar revolutionierte. Die Liste Fragen zur Barockmusik ist Goebel so etwas der ehemaligen Mitglieder liest sich wie ein wie ein wandelndes Lexikon«, hat der Geiger Who’s who der Szene: Andreas Staier und Daniel Sepec einmal behauptet. Doch das Andreas Spering (in den 1990er Jahren als wäre untertrieben, zum einen, weil Goebels Cembalisten; heute ebenfalls dirigierend), Wissen weit über die Barockzeit hinaus- Jaap ter Linden am Cello, Anton Steck, der reicht, zum anderen, weil er nicht nur wie Barockgeiger, oder Florian Deuter, zwischen- ein sprudelndes Lexikon erscheint, sondern zeitlich Konzertmeister bei den Musiciens du mehr ist: Querdenker und Antreiber, Original Louvre und bei Concerto Köln. Begünstigt und Entdecker. Er ist erfrischend unbequem, durch die Partnerschaft mit dem Archiv-Label 11
»Aus Elysium«? erlangte das Ensemble rasch internationales Er möchte Musik, die zu hören sich lohnt, Ansehen, Goebel erwies sich als unermüdlicher neu aufleben lassen, sie soll die Hörer auf- Motor, als Spiritus rector. Doch im November wecken, mitreißen, verzaubern, aufregen. 2006 kam das Aus. Eine Erkrankung an Goebels linker Hand ließ einen weiteren Dauereinsatz Nicht nur als Künstler ist sich Goebel, der an der Geige nicht mehr zu. »Nachts um inzwischen reich mit internationalen Aus- Wie wir Beethoven besser verstehen drei bin ich aufgewacht und habe überlegt, wie lange ich noch vernünftig Geige spielen zeichnungen dekoriert wurde, über die Jahrzehnte treu geblieben, auch als Charak- können und warum wir seine Zeitgenossen könne.« Inzwischen ist Goebel fest im Dirigentenge- terkopf. Nie nimmt er ein Blatt vor den Mund. Er weiß, dass seine Aussagen streitbar sind. dazu brauchen schäft verankert, hat den Sprung geschafft Über seine ehemaligen Labelpartner urteilte wie manche seiner Kollegen, darunter John er einmal: »Die spielen doch nur Monopoly!« Eliot Gardiner, Philippe Herreweghe, René – und meinte damit, dass es so manchem von Reinhard Goebel Jacobs oder Ton Koopman, die alle der selbst ernannten Branchenprimus mehr ums Barockmusik entwachsen sind und heute vor Event gehe als um Substanz mit höherem traditionelle Sinfonieorchester treten und Nährwert. Dass er mit solchen Aussagen omponieren war lange ein kollektiver gesteuerten Rückschlägen, vom vorder- ihnen Techniken historisch-nahen Musizie- anecken kann, nimmt Goebel gern in Kauf: K Akt: Historisch gewachsene und somit gründigen Erfüllen mittelmäßiger Normen rens vermitteln. Geradezu bekenntnishaft »Ich habe nie aus dem hohlen Bauch heraus vorgegebene Formen, klar definierte Inhalte, und von widerständigem Trotz sowie dem konnte man vor einiger Zeit auf Goebels geschwätzt, sondern bin den Dingen immer ja sogar festgelegte Harmoniefolgen wurden Dauerkampf um Allianzen und Finanzen. Homepage lesen: »Man wird sich möglicher- auf den Grund gegangen.« mit eigenem, kreativem Gedankengut ver- Auf jeden der Zeitgenossen Beethovens hat weise verwundert die Augen reiben ob der quickt, vorsichtig weiterentwickelt und fort- die Wirklichkeit anders gewirkt. Jeder stellte Tatsache, dass ausgerechnet Reinhard Dem Ewig-Gleichen das geschrieben. Niemand komponierte sich – seine Sicht der Dinge zur Diskussion. Aber sie Goebel, die Galionsfigur der ›Alten Musik‹ in Credo des Aufrüttelns in den Tag hinein – irgendetwas »von der waren, wenn sie nicht als hoffnungslos veraltet Deutschland, dem ›Fetisch Original-Instru- entgegensetzen Seele«. Oder doch? gelten wollten (was manchem Haydn-Epigo- ment‹ so brüsk den Rücken kehrt und sich nen sehr schnell passierte), allesamt damit ›modernen Ensembles‹ zuwendet. In gebo- Goebel geht es nicht darum, anders sein zu Es war Carl Philipp Emanuel Bach – man beschäftigt, das in einem der als atemraubend tener Kürze nur soviel: Es ist nicht und nie wollen um des Prinzips willen, vielmehr kennt ihn als inspirierenden Freund von neu empfundenen Zeit angemessenen Stil das Instrument, sondern immer nur der Kopf, möchte er allem Einander-Ähneln, dem Mozart und Haydn –, der die üblichen tech- zu tun und das dekorative Geklingel des der die Musik macht – und ›le cœur a ses Ewig-Gleichen sein Credo des Aufrüttelns nischen Grenzen im Orchesterspiel negierte höfischen Zeitalters vergessen zu machen. raisons‹ ...« entgegensetzen. Dabei kommen ihm, der und in seinen späteren Clavier-Fantasien so schnell und so druckreif reden kann, die wahre Seelengemälde lieferte. Damit leitete Auf jeden hat die Wirklich- Er möchte Musik, die Sätze ebenso flott wie spitz über die Lippen. er die Emanzipation, die Befreiung des keit anders gewirkt zu hören sich lohnt, Goebel ist jemand, der unerlässlich mahnt Künstlers von der zeremoniellen Vorgabe neu aufleben lassen und bohrt und wachrüttelt. Bezeichnend ein. Man kann diesen dissonanten Quälgeist Wenn man Beethovens Lebensleistung er- daher ist seine Art zu musizieren. Goebels als Beethovens grundlegende Wahlver- messen will, muss man seine Zeitgenossen Dabei hat sich Goebels Repertoire-Schwer- Ansatz führt nie zu Verkrampfung, sondern wandtschaft, als kreativen Ausgangspunkt kennen. Und wenn man ihn und seine Zeitge- punkt nicht radikal verändert. Die spätro- – im Gegenteil – lässt die Musik ungemein gar nicht hoch genug einschätzen. Es ist dies nossen verstehen will, muss man zuvörderst mantischen sinfonischen Schinken eines lebendig werden. nicht zuletzt ein Erbe von Beethovens Lehr- die sie alle verpflichtende Grundidee ihres Tschaikowski oder Mahler oder die Pro- jahren in Bonn bei Christian Gottlob Neefe, Schaffens benennen: Es ging darum, ein neues grammmusik eines Liszt oder Strauss wird der den Ideen von Carl Philipp Emanuel Bach Menschenbild in Klang zu fassen, diesem neu- man bei ihm nicht finden. Goebel wagt sich verpflichtet war. en Menschenbild eine adäquate Tonsprache allenfalls ins frühe 19. Jahrhundert vor. Nicht zu geben. Es galt, die kollektiven Gefühle der nur darin ist er sich treu geblieben, auch in Das letzte Dezennium des 18. Jahrhunderts ist Zielgruppe – der aufstrebenden Bourgeoisie – seiner Vorliebe, unbekanntes Terrain zu er- durch die Französische Revolution eigentlich in Tönen auszudrücken. Aber so wie wir Beet- kunden. Und eines ist sicher: Mit bloßer Ent- das vorgezogene erste des 19. Jahrhunderts. hoven im Laufe der Jahrhunderte jeglicher staubungsarbeit im Sinne eines sorgfältigen Es war geprägt von Assimilationsprozessen, Zeitgenossen beraubt haben, so sind uns auch Archivars ist es für Goebel nicht getan. von eiligen Vorwärtsbewegungen und presse- die politischen Umstände jener turbulenten 12 13
Jahre entfallen: Völlig entmaterialisiert Leichtigkeit. Zu viel? Während es bei der © Beethovenhaus Bonn und bar jeglicher Wirklichkeitskonnotation Darbietung einer Lully-Oper heute gar nicht schwebt er neben der Tochter aus Elysium genug »Versailles« sein und eine Matthäus- im ätherischen Kunst-Orbit. Passion gar nicht protestantisch genug klingen kann, scheint selbst den Wienern Wenn man Beethovens der in dieser Musik hörbare Bezug zum Lebensleistung ermessen lokal-populären Zungenschlag peinlich zu will, muss man seine sein. Mozart, Beethoven, Brahms und Mahler Zeitgenossen kennen waren – das sei noch einmal klar gesagt – allesamt Zugereiste, sie zitieren diesen Es ist die seit 1798 in Leipzig erschienene Dialekt lediglich, sie sprechen ihn nicht. Allgemeine Musikalische Zeitung, kurz AMZ genannt, deren Wiener Korrespon- Die Beethoven’schen Hauptwerke meiner denten sämtliche öffentlichen Konzerter- vier Programme für das Mozartfest Würz- eignisse inventarisiert haben – und so den burg – die »Sinfonia eroica«, das Tripel- Leser mit einer Vielzahl von Künstler- und konzert und die Klavierfassung des Violin- Komponistennamen konfrontieren. Un- konzerts – sind in den Jahren 1802 bis 1805 willkürlich fragt man sich: Wo sind die alle entstanden. Es sind die Fixpunkte, von denen geblieben? Was und wie haben sie kompo- chronologische, kompositorische und his- niert? Warum haben wir sie vergessen? Er- torisch-dramaturgische Verbindungen hellend ist die Lektüre der AMZ nicht nur zu den anderen Großwerken ausgehen. im Hinblick auf die schiere Menge der Er- 1805 – dem Jahr der öffentlichen Premiere eignisse, sondern auch auf die Werturteile. der »Eroica« – erklangen in unmittelbarer Denn es war keinesfalls so, dass das Wiener zeitlicher Nähe auch das Violin-Klavier- Publikum – es hielt sich schon damals für Doppelkonzert von Hummel sowie die exzeptionell – bedingungslos applaudierte. Es-Dur-Sinfonie von Anton Eberl. Welten Ludwig van Beethoven, 1801 – Stich von Johann Joseph Neidl Wer zwischen den Zeilen liest, wird fest- liegen allein zwischen diesen beiden Werken. stellen, dass der zugereiste Beethoven lange Hummel blieb zeitlebens seinem Lehrer Sohnes Johann Christian einen einzigen Vor- gehörten nach 1800 zu den lebenserhalten- hinter »echten Wienern« zurückstehen Mozart verpflichtet, ja er zitiert in diesem läufer – und im »Grand Rondeau Concertant« den Maßnahmen, die man Mozarts Werken musste. Nein: Franz Clement oder Anton Doppelkonzert sogar Motive aus Mozarts des in der Wiener zeitgenössischen Presse angedeihen ließ. Das Publikum hatte sich Eberl, Joseph Leopold Eybler oder Franz unvollendetem Konzert mit der gleichen inoffiziell als Beethoven-Nachfolger gehan- an den immer gleichen drei späten Sinfonien Xaver Süßmayr, Franz Krommer oder Besetzung KV 315f – ein unmissverständlicher delten Böhmen Hugo Voříšek ein einziges satt gehört – und Werke der Zeit vor 1780 Johann Nepomuk Hummel wurden nicht Kotau. Eberl dagegen – als Pianist übrigens Nachfolgewerk. Alle drei Stücke hinterei- wurden grundsätzlich nicht aufgeführt. Über besser behandelt, sie bekamen nur weniger gleichrangig mit Beethoven »gehandelt« – nander in einem Konzert aufzuführen, ist die Publikation von vier Salzburger Sinfonien schnippische Bemerkungen ab, vor allem nie griff den Fehdehandschuh auf und kreierte bislang »unerhört«. Auch meine Beiträge zu Mozarts, darunter die »kleine« g-Moll-Sin- den schriftlich formulierten Wunsch, sich eine Sinfonie, die sich bis in die 1830er Jahre Mozart sind bewusst fernab des sinfonischen fonie KV 183 schrieb die AMZ, sie seien doch mehr den Bedürfnissen des Publikums im Repertoire halten konnte, was insofern Mainstreams gewählt. Es sind Piècen mit »doch nur ganz gewöhnliche Orchestersin- zu öffnen. verwunderlich ist, als Eberl bereits 1807 stirbt Paris-Bezug: Neben einem um 1800 in Paris fonien […], ohne hervorstechende Züge von und im Gegensatz zu Beethoven wenig Gele- unter Mozarts Namen publizierten Satz einer Originalität und Neuheit«. Es war keinesfalls so, dass genheit hatte, Self-Promotion zu betreiben. Sinfonie (Echtheit molto diskutabile, aber das Wiener Publikum nicht ausgeschlossen) ist es ein Pasticcio aus Diese Werke vermitteln mir bedingungslos applaudierte Beethovens einziger Beitrag zum Konzert »Titus«, »Idomeneo« und der Ballettmusik zu das unvergleichliche Erlebnis für Klavier und weitere Soloinstrumente, »Les petits riens«. von ursprünglicher Kreativität Genau das mag ein Problem der Nachwelt das etwas sperrige Tripelkonzert C-Dur mit Beethovens Zeitgenossen sein: Sie op. 56, hat in der letzten, 1781 entstandenen Man mag über diese Kühnheiten die Nase Abgesehen vom grundsätzlichen Interesse transportieren viel Prater, Donau, Charme, Sinfonia concertante des jüngsten Bach- rümpfen, aber dergleichen Kompilationen an historischer Musik und ihren vielfachen 14 15
Geboren 1770 Bezügen zu anderen Künsten und zur Tages- politik (zwischen den Uraufführungen der »Eroica« und der vierten Sinfonie op. 60 hatte Napoleon Wien erobert und Beethoven schrieb an seinem Violinkonzert op. 61) widme ich mich diesen Werken, weil sie mir – und Beethoven – Hölderlin – Witt meistens auch den beteiligten Musikern – das unvergleichliche Erlebnis von ursprüng- licher Kreativität vermitteln: Es geht nicht von Kerstin Schüssler-Bach darum, einem bereits dutzendfach gespiel- ten Stück durch ein Akzentchen hier, ein bisschen weniger Vibrato dort und in beide Richtungen überzogene Tempi »Aktualität« KONZERTTERMINE as Jahr 1770: Die 14-jährige Marie- Adel war, wie Johann Friedrich Reichardt zu verleihen. D Antoinette von Österreich wird mit notierte, »der allermusicalischste, den es viel- 29./30.05. dem französischen Thronerben vermählt. leicht je gegeben.« Bei Fürst Lichnowsky oder Viel aufregender ist es, sich ohne jegliche WDR Sinfonieorchester In Dänemark setzt der Arzt Johann Fried- Graf Kinsky ging Beethoven ein und aus, » auch Interpretationsvorgabe ein neues, unbe- Mirijam Contzen Violine rich Struensee aufklärerische Ideale wie hier in der freieren Weise der überrheinischen kanntes Werk zu »erarbeiten«. Es dadurch Herbert Schuch Klavier die Pressefreiheit durch. Aber Struensees Mode, ja fast nachlässig gekleidet«, wie ein zu entdecken, dass jede einzelne Partie im Reinhard Goebel Leitung Reformen am dänischen Hof scheitern eben- Zeitgenosse bemerkte. Beethoven profitierte Vergleich zwischen Handschrift und moder- Werke von Mozart, Beethoven so wie Marie-Antoinettes angeblicher Vor- vom adligen Mäzenatentum, doch er hielt ner, selbst erstellter Partitur mehrfach gelesen und Hummel schlag, dass das nach Brot schreiende Volk selbstbewusste Distanz. Große Hoffnungen wird. Dabei muss jeder Bogenstrich überlegt gefälligst Kuchen essen solle. Beide werden setzte er in die scheinbar liberale Politik sein, bevor er eingetragen wird. Auch sind 07.06. später hingerichtet. Die Zeit war 1770 noch des jungen Napoleon. Umso stärker war die Tempi »festzulegen« – was (wie wir von Tapiola Sinfonietta nicht reif für bürgerliche Partizipation, doch die Verärgerung, als sich der erste Konsul Beethovens Tempo-Angaben zu den Sinfonien Tobias Feldmann Violine 19 Jahre später fegt die Französische Revo- der französischen Republik zum Kaiser der lernen können) am heimischen Schreibtisch Reinhard Goebel Leitung lution die Herrschaft des Adels beiseite. In Franzosen ausrufen ließ. Und »unser demo- besonders problematisch ist und auch mal Werke von Eberl, Clement dieses Spannungsfeld zwischen fürstlicher kratischer Tondichter« riss das Titelblatt der komplett daneben gehen kann. Nein: Ich steige und Mozart Restsouveränität und Erwachen des Bürger- Napoleon gewidmeten »Eroica« unter Ver- nicht in verstaubte Archive oder vatikani- tums werden Ludwig van Beethoven, Fried- wünschungen des »neuen Tyrannen« wieder sche Grüfte, um neue, alte Stücke zu finden 11./12.06. rich Hölderlin und Friedrich Witt hineinge- ab, wie Beethovens erster Biograf Anton – das ist sowieso eine Mär des Marketings. Bamberger Symphoniker boren. Alle drei Biografien sind von diesem Schindler überliefert. Doch zur gleichen Zeit Ich vertraue den Büchern, die ich lese, und Nils Mönkemeyer Viola Paradigmenwechsel gezeichnet, alle drei band er sich weiter an das Haus Habsburg: Erz- bestelle mir die mir vielversprechenden Reinhard Goebel Leitung Künstler reagieren individuell auf die politi- herzog Rudolf von Österreich wurde sein erge- Sachen bei den Bibliotheken als Scans, er- Werke von Mozart und Beethoven schen Umwälzungen. bener Schüler und lebenslanger Förderer. Von stelle computerisierte Partituren und erprobe seiner Verachtung des »Fürstengeschmeißes« die Stücke peu à peu auf dem Podium. Solche 13. bis 16.06. Alle drei Biografien sind nahm Beethoven seinen kaiserlichen Eleven Entdeckungsreisen durch bislang unbekannte MozartLabor vom Paradigmenwechsel ausdrücklich aus. Werke – mit dem Wissen, dass diese Akkord- gezeichnet folgen und genau diese Figuren und Motive 21.06. Beethoven und Hölderlin seit 200 Jahren nicht erklungen sind –, das Münchner Rundfunkorchester Beethoven wird als Sohn eines Tenors am vereint der Glaube an die ist immer wieder atemraubend. Jürgen Evers Oboe Bonner Hof des Kurfürsten Maximilian existenzielle Dringlichkeit Sarah Christian Violine Friedrich geboren. Der 13-jährige Ludwig von Kunst Stephan Koncz Violoncello legt dem »Erlauchtesten« seine ersten Kla- Ragna Schirmer Klavier viersonaten »zu Deines Thrones Stufen«. Auch Friedrich Hölderlin verfluchte die Enge Reinhard Goebel Leitung Drei Jahre später wird er mit offenen Armen der deutschen Kleinstaaterei, war Sympa- Werke von J. Chr. Bach, Beethoven, in Wiens kunstliebenden aristokratischen thisant der Französischen Revolution und Voříšek und Mozart Familien aufgenommen. Denn der Wiener Bewunderer des Konsuls Napoleon, dem 16 17
von links: Kloster Lauffen am Neckar mit Hölderlins © StadtAW, Städt. LiBi vor 1945, Neubaustraße Geburtshaus, Beethovens Geburtshaus in Bonn, Witts Wohnhaus in Würzburg AUSGEWÄHLTE KONZERTTERMINE 01.06. Witt Ensemble Werke von Mozart, Witt und Beethoven 12.06. er später enttäuscht den Rücken kehrte. Er dieser Zeit. In diese grenzüberschreitenden, Würzburg, wo er ab 1801 in Erscheinung Nachklänge im Echoraum träumte von einer Zukunft ohne staatliche hymnischen Regionen folgten ihm bis in die trat. Seinem »guten Geschmack in der Com- Werke von Schönberg, Kurtág Bevormundung, von einem »freien kom- Gegenwart hinein zahlreiche Komponisten position« verdankte er ein Engagement als und Ruzicka menden Jahrhundert«, in dem die Kunst wie Benjamin Britten und György Kurtág, Hofkapellmeister und war auch für die alle Trennung zwischen Mensch und Gott deren Hölderlin-Vertonungen neben anderen Dommusiken zuständig. Würzburg erlebte 14.06. überwindet. Hölderlins ekstatisch trunkene beim Mozartfest zu hören sind. turbulente politische Zeiten, wurde erst Philharmonisches Orchester Verse, die eruptive Kraft und wilde Schön- Bayern, dann von Napoleons Gnaden dem Würzburg heit seiner Sprache, der tiefe Ernst seiner Seine produktivste Zeit Kurfürsten von Salzburg zugesprochen. 1814 Augustin Hadelich Violine Gedankenlyrik steht dem Ton und Ausdruck verlebte Witt in Würzburg fiel Würzburg nach Napoleons Sturz wieder Enrico Calesso Leitung von Beethovens Spätwerk sehr nahe. Beide an Bayern. Witt überlebte alle Machtwechsel Werke von Mozart, Bruch, vereint der Glaube an die existenzielle Friedrich Witt schlug in den politischen und komponierte weiter – nach seiner Entlas- Beethoven und Witt Dringlichkeit von Poesie und Musik, die Unsicherheiten seiner Epoche einen stabi- sung als letzter Hofkapellmeister Würzburgs sich in all ihrer rätselhaften Eigenwilligkeit leren Weg ein. Geboren in Niederstetten, arbeitete er für den Fürsten zu Löwenstein- 14.06. als emphatische Menschheitsgesänge dar- im fränkischen Nordosten des heutigen Wertheim-Freudenberg. Sein ganzes Berufs- MozartLabor: Chorkonzert bieten wollen. Hölderlin war zunächst für Baden-Württemberg, sollte auch er eine leben verbrachte Witt in höfischen Diensten, Werke von Holliger die geistliche Laufbahn vorgesehen. Doch theologische Karriere einschlagen, fand doch durch seine Heirat in ein reiches Würz- er wählte ein Leben am Rande der bürger- aber als 19-Jähriger eine Anstellung als burger Bürgerhaus war er materiell unab- 17.06. lichen »Ehrbarkeit«. Noch stärker als Beet- Cellist bei der Hofkapelle des Fürsten von hängig. Neben seiner geistreichen Kammer- Julian Prégardien Tenor hoven entzog er sich sozialen Normen und Oettingen-Wallerstein. Kein Duodez-Durch- musik stellt das Mozartfest auch Beispiele Marie-Elisabeth Hecker Konventionen. In der Behandlung seiner schnitt, sondern ein europaweit berühmter des sinfonischen Schaffens vor. Dass eine Violoncello »Verrücktheit« versuchten die Tübinger Klangkörper, für den Witt zahlreiche Werke seiner Sinfonien, die sogenannte »Jenaer«, Martin Helmchen Klavier Ärzte, dem »gefallenen Titanen« die »Poesie schuf. Doch 1796 floh er vor der drohenden einige Jahrzehnte lang als Frühwerk Beet- Werke von Beethoven, Britten und Narrheit zugleich hinauszujagen«. Beides französischen Besatzung Süddeutschlands hovens galt, ist sicherlich nicht der schlech- und Schubert misslang. Hölderlin dichtete weiter, spielte nach Wien, um, wie ein Kollege der Hofka- teste Ausweis von Witts kompositorischer Klavier, sprengte in seinem kleinen Turm- pelle berichtet, »dem Kriegstheater auszu- Qualität. 25.06. zimmer mit visionären Versen die Fesseln weichen«. Im musikliebenden Wien feierte Auf schwankendem Grund von Maß und Ordnung. Es war seine Flucht- auch Witt, wie Beethoven, große Erfolge. Hommage an Beethoven möglichkeit vor der gesellschaftlichen Enge Aber seine produktivste Zeit verlebte er in und Hölderlin 18 19
Sinn(e)! mithören, viel Erfahrung haben. Den ent- Bild: Von Johann Nepomuk Maelzel 1813 gefertigtes Hörrohr für Ludwig gegengesetzten Weg schlägt das Violinduo van Beethoven »The Twiolins« in seinem Programm »Secret Sinnreich Places« ein und fragt nach der optischen Dimension beim Musikhören: Buchstäblich in unterschiedliche Beleuchtung tauchen sie ihren musikalischen Vortrag und geben dem Auge Gelegenheit, das Gehörte zum Musik hören, sehen, fühlen synästhetischen Erlebnis zu ergänzen. Wie sich Musik hören lässt, wenn ausgerechnet die Ohren beeinträchtigt sind, stellt das Konzertprojekt »Beyond Silence« auf den ie Farben des Frühlings, die Geräusche der Taten: Das fortschreitende Gehörleiden hindert Prüfstand: Mittels Bewegung wird Musik D Natur, der Geschmack eines guten Essens, ihn nicht, nach 1800 in die produktivsten Jahre dann zum optischen Reiz und bringt eine der Geruch frischer Luft, das schöne Gefühl zarter seiner Schaffensbiografie einzutreten. Auch für Hörende völlig ungewohnte Art der Berührung. Die Welt will mit allen Sinnen wahr- nach völliger Ertaubung lebt seine Tonkunst musikalischen Wahrnehmung ins Spiel. genommen werden. Die Summe aller Sinneswahr- nicht allein aus der Erinnerung, sondern Der Komponist und Pianist Kit nehmungen nennt sich: Leben. Sehen, Hören, geht weiter und weiter – eröffnet Armstrong trifft in einer »All- KONZERTTERMINE Schmecken, Riechen, Tasten – fünf Sinne stehen den Zeitgenossen ungeahnte zeit«-Gesprächsrunde auf dem Menschen zur Verfügung. Jeder für sich ein Klangwelten. Sollte für Mediziner verschiede- 17.05. Meisterwerk der Evolution. Gegenseitig sind sie in Beethoven auf kompo- ner Fachrichtungen Jenseits der Stille der Lage, sich zu ergänzen, zu unterstützen, zu ver- sitorischem Terrain und diskutiert mit Konzert für pflegende Angehörige stärken. Das Auge isst mit. Auch die Nase kann der Gehörverlust gar ihnen über die schmecken. Überwältigende Klänge machen Gän- keine Einschrän- Beteiligung der 02.06. sehaut. Ist man im Besitz aller Sinne, sind sie kung bedeutet haben? Sinne am kom- Allzeit ... Sprecht lauter, eine Selbstverständlichkeit. Erst wenn ein Sin- positorischen schreyt, denn ich bin taub nesorgan den Dienst versagt, weiß man seinen Das Mozartfest Schaffenspro- Podiumsgespräch über Sinne unvergleichbaren Wert einzuschätzen. nimmt Beethovens zess. Und auch und Musik Schicksal zum die Jupiternacht »Der neidische Dämon hat meiner Gesundheit Anlass, sich mit zum Festivalfinale 18.06. einen schlimmen Streich gespielt«, berichtet Lud- Sinnen und sinnli- steht im Zeichen Secret Places wig van Beethoven 1801 einem Freund, »mein cher Wahrnehmung der »Sinn(e)!«-Reihe: The Twiolins Gehör ist seit drei Jahren immer schwächer ge- zu beschäftigen. Eine Ein »Dunkel-Live-Hör- worden.« Der Komponist ist noch keine 30 Jahre sechsteilige Veranstaltungs- spiel« des Orchesters im 24.06. alt und getragen von einer Welle des Erfolgs, als reihe geht von der Überlegung Treppenhaus führt das Pu- Music in the Dark sich erste Eintrübungen seines Hörsinns bemerk- aus, wie und welche Sinnesorgane blikum auf eine Reise ins Lights Out Trio bar machen. 1802 bekennt er im »Heiligenstädter an musikalischer Rezeption beteiligt Innere der Klänge und gleich- Testament«: »Ach, wie wär es mir möglich, dass sind. »Music in the Dark« mit dem Kla- zeitig tief in Beethovens musi- 26.06. ich die Schwäche eines Sinnes zugeben sollte, viertrio »Lights Out« empfängt dabei den kalischen Kosmos. Beyond Silence der bei mir in einem vollkommenern Grade als Hörer in völliger Dunkelheit und macht allein Cara Hopkins, Hot Potatoes, bei andern sein sollte, einen Sinn, den ich einst den Gehörsinn zum Protagonisten. »Klang- Trio Clockwork, Friedel Lelonek in der grössten Vollkommenheit besass, in einer farbe und Raumklang werden im Dunkeln Vollkommenheit, wie ihn wenige von meinem viel reichhaltiger und nuancierter. Die meisten 28.06. Fache gewiss haben noch gehabt haben.« Nichts Menschen erleben auch eine erhöhte Konzen- Jupiternacht zu hören: Kann es für einen Musiker eine trationsfähigkeit und verlieren sich in der Dunkel-Live-Hörspiel mit dem © Beethovenhaus Bonn schwerwiegendere Beeinträchtigung geben? Musik«, wissen die Ensemblemitglieder, die Orchester im Treppenhaus Beethoven selbst beantwortet die Frage mit mit Konzerten, in denen die Augen nicht 20 21
© stevecoleimages/istockphoto.com Widerstand Wachsen Weitergehen von Ulrich Konrad elch eine unwürdige Situation! Da ist »tritt im arsch«. Damit scheint die Sache W Mozart im März 1781, noch erfüllt fürs Erste entschieden zu sein. vom Hochgefühl des Münchner »Idome- neo«-Triumphs, missmutig der Order seines Mozart leistete Widerstand gegen Dienstherren Fürsterzbischof Colloredo Lebens- und Arbeitsverhältnisse nach Wien gefolgt. Der Regent will in der kaiserlichen Residenzstadt mit den musika- Womit haben wir es bei dem Ereignis zu lischen Größen seiner Hofmusik glänzen, tun? Kann die missliche Behandlung Mozart dagegen seine eigenen Wege gehen. Mozarts zum Ausdruck feudalabsolutisti- So kommt es denn am 9. Mai 1781 zum Eklat. scher Willkür und zur Wendemarke nicht Wieder einmal versucht der Musiker, sich nur für ein individuelles Künstlerleben, beim Fürsterzbischof den Obliegenheiten sondern auch für die Zukunft des Ancien des Dienstes zu entziehen. Ein Wort gibt Régime stilisiert werden? Oder handelt es das andere. Schließlich verweist Colloredo sich nicht doch eher um das bedauerliche seinen Angestellten des Raumes. Die Bemer- Scheitern des Versuchs, einen eskalierenden kung, er wolle mit Mozart nichts mehr zu Dienstkonflikt anständig zu lösen? Wie auch tun haben, missversteht dieser als fristlose immer, Mozart leistete – trotzig, mutig oder Kündigung und avisiert seinerseits deren tollkühn? – Widerstand gegen Lebens- und schriftliche Bestätigung für den nächsten Arbeitsverhältnisse, die ihn beschwerten. Tag. Doch daraus wird nichts. Wochenlang Der Preis dafür war hoch. Befreiung von einer schlagen seine Versuche fehl, das Entlas- immerhin auskömmlichen Dienststellung, ja. sungsgesuch zu übergeben. Beim letzten Aber Freiheit für was? Mozart setzte seine Anlauf am 8. Juni schließlich verpasst ihm Existenz aufs Spiel, ganz wörtlich verstanden, der zuständige Obrist-Küchenmeister Graf denn vom Klavierspielen und Komponieren Arco den seither berühmt-berüchtigten wollte er bis auf Weiteres leben. 23
Eine Musikerexistenz ohne Amt – wie wag- Notenpapier lenkte, dann lagen Widerstände, Kunst darf man sich weder auf der individu- wie es die Idee des Fortschritts ja impliziert? halsig war dieser Gedanke (nicht nur) in den die es zu überwinden galt, in der Sache selbst. ellen noch auf der Ebene der Geschichte als Das ist offensichtlich keine besonders kluge 1780er Jahren! Widerstände freilich, die nicht von »Natur« ein stetiges Schreiten hin zu einer imaginären Frage. aus da waren (wie sollte das bei Gegenständen Perfektion vorstellen, als geordneten Pro- Ein paar Jahre lang ging das erstaunlich gut. der »Kunst« auch anders sein?), sondern aus zess, der folgerichtig von einem guten Zu- Mozart avancierte zum umjubelten Star der den unendlichen Kombinationsmöglichkeiten stand zum nächsten, nun sehr guten, führt. Konzertszene. Auch seine schöpferischen von Tönen, Klängen, Rhythmen und Metren Wer behauptet, Mozart sei weiter gekommen Kräfte schienen grenzenlos zu wachsen. im Komponieren erst erwuchsen. So schafft als Haydn, und Beethoven wiederum habe Immer neue, überraschende, sich in ihren jeder Komponist sich selbst die Widerstände beide überflügelt, der verbindet damit, ge- Formen und Sprachmitteln kaum wieder- und, so paradox das scheinen mag, damit zu- wollt oder ungewollt, ein ästhetisches Urteil: holende Kompositionen brachte er einem gleich den Raum der Freiheit, in dem – im Beethoven sei der »Beste« der Wiener Trias, begeisterten Publikum zu Gehör. Orchester- mehrfachen Sinne verstanden – Neues ihr Vollender. werke, Kammermusik, Opern, die Ausbeute entsteht. war unerschöpflich. Ein hell leuchtender Beethoven suchte schöpferische Komet – aber doch kein Fixstern. Erfolge, Dieser eigenartige Sachverhalt ist nicht Anknüpfungspunkte bei Mozart seien sie noch so triumphal, sind oft genug leicht zu verstehen. Wie könnte ein derar- von kurzer Dauer. Mozart ahnte das, erfuhr tiger Widerstand aussehen? Beim späteren Doch darum geht es in Kunstdingen nicht. es schließlich am eigenen Leibe. Die Absicht, Mozart kommt mehrmals bei Werktiteln Wesentlich ist vielmehr, dass Beethoven seine Karriere irgendwann wieder in die der Zusatz »klein« vor, am prominentesten sein Leben lang schöpferische Anknüp- Bahn eines Hofkünstlers zu lenken, gab er in der »Kleinen Nachtmusik«. Wer sich an- fungspunkte vor allem bei Mozart suchte, deswegen auch nie auf. Ende 1787 war es so- schickt, kleine Musik schreiben zu wollen, um von dort aus mit eigenem Schritt den weit: Als »Kompositor« fand er Aufnahme in der grenzt sie bewusst gegen das Große, Kreis der Töne, Klänge und Rhythmen Prof. Dr. Ulrich Konrad ist den Kreis der »k. k. Kammermusici«, eine Erhabene, auch Komplizierte ab. Mozart, auszuschreiten. Das tat er als Fünfzehnjäh- Kuratoriumsvorsitzender des Position, deren wenige Aufgaben er mit links der im selben Jahr den »Don Giovanni« mit riger, wenn er seine Klavierquartette WoO Mozartfestes Würzburg. Als zu erledigen vermochte. Und die ihn leidlich dessen kompositionstechnischen Ungeheu- 36 von einigen reifen Violinsonaten Mozarts Professor und Ordinarius am versorgte, wenn sie ihn schon nicht weiter- erlichkeiten komponiert, verpflichtet sich her konzipierte. Es bestimmte ihn um 1800, Institut für Musikforschung der brachte. in der Nachtmusik zu radikaler Reduktion. die direkte Auseinandersetzung mit dem Julius-Maximilians-Universität Er widersteht seiner Fähigkeit, dem Gehör c-Moll-Klavierkonzert KV 491 des Älteren in Würzburg gehen zahlreiche weg- Jeder Komponist schafft sich selbst die der Kenner vordergründig »Satisfaction« einem eigenen, seinem dritten Klavierkon- weisende Impulse für die jüngere Widerstände und zugleich den Raum zu gewähren, etwa durch kontrapunktisch zert c-Moll op. 37 zu suchen. Bei der erst- Mozartforschung von ihm aus. der Freiheit verästelten Tonsatz. Alles an dieser Partitur maligen Beschäftigung mit anspruchsvollen 2001 mit dem Leibniz-Preis der atmet Einfachheit, als habe sich ihr Autor Gattungen nahm Beethoven gleichsam Maß Deutschen Forschungsgemein- Mozart blieb nicht stehen. Überhaupt lässt die allerdings höchst anspruchsvolle Aufgabe an Mozart, beim Klavierquintett etwa, beim schaft sowie mehrfach mit dem sich fragen, ob äußere Lebensumstände we- gestellt, eine Etüde über die Frage zu ver- Streichquartett, bei der Oper, sogar noch in Musikeditionspreis des Deutschen sentliche Impulse für sein schöpferisches fassen: Wie weit kann ich Musik elementar den 1820er Jahren bei der Missa solemnis Musikverleger-Verbandes ausge- Vorankommen gaben oder an bestimmten machen, »ohne ins Leere zu fallen«, wie es op. 123: Während der Arbeit an deren großen zeichnet, ist Konrad darüber hinaus Stellen hemmten. Nicht, dass die konkrete an anderer Stelle bei ihm einmal heißt? Wie Chorfugen erarbeitete er einen analytischen Mitglied der Leitungsgremien Daseinslage ganz gleichgültig gewesen wäre, muss ich komponieren, so könnte er gedacht Abriss der Kyrie-Fuge aus Mozarts Requiem internationaler Wissenschaftsor- aber Mozarts Kunstvermögen lag in seinem haben, um an die Grenze der Einfachheit zu KV 626. Das meint ja, im schöpferischen ganisationen sowie der Akademien Inneren, in seinem schier unbegrenzt musik- kommen, ohne den Umschlagpunkt vom Ein- Sinne, Tradition: Gegenwart aus Gegebenem der Wissenschaften Göttingen, denkfähigen Kopf. Schon 1778 hatte er gegen- fachen zum Banalen, vom Elementaren zum zu gewinnen. Komponisten sind keine Erfül- Mainz und München, der Academia über dem Vater daran erinnert, dass »ich Bedeutungslosen zu berühren? Die ästheti- lungsgehilfen eines Weltgeistes, sondern Europaea und der Leopoldina sozusagen in der Musique stecke – daß ich sche Herausforderung dieses selbst gestellten einzigartige Persönlichkeiten, die individu- (Nationale Akademie der Wissen- den ganzen Tag damit umgehe – daß ich Anspruchs erfolgreich zu bestehen, gelang elle Kunstwelten aus Tönen gestalten, deren schaften). Ulrich Konrad ist auch gern speculire – studiere – überlege«. Wenn Mozart in der Freiheit des souveränen Spiels Erfinder sie nicht sind. Mozart ist dabei sehr Vorsitzender der Akademie für Mo- er auf diese Weise mit Musik umging und mit der Musik, in die er hineingewachsen weit gekommen, Beethoven nicht minder. zart-Forschung der Internationalen den steten Strom seiner Tongedanken aufs war. Weitergehen in der musikalischen Hat sie irgendjemand irgendwann überholt, Stiftung Mozarteum in Salzburg. 24 25
DIE KONZERTE DES MOZARTFESTES 2020 »Wahre Kunst ist eigensinnig, läßt sich nicht in schmeichelnde Formen zwängen.« Ludwig van Beethoven
© Katharina Trutzl Artiste étoile * FR 29.05. 19.30 UHR · SA 30.05. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL KONZERTEINFÜHRUNG MIT REINHARD GOEBEL AM 30.05. UM 19.15 UHR WDR Sinfonieorchester Mirijam Contzen Violine Herbert Schuch Klavier Reinhard Goebel Leitung Mozart Ouvertüre B-Dur KV 311a »2. Pariser Sinfonie« Beethoven Violinkonzert D-Dur op. 61 (Fassung für Klavier und Orchester) Beethoven Violinkonzert C-Dur WoO 5 (Fragment) Hummel Konzert für Violine, Klavier und Orchester G-Dur op. 17 Hat man Beethoven so schon einmal gehört? zunächst jedoch ein Ladenhüter. Erst als der Sein berühmtes Violinkonzert mit Klavier statt Pianist und Verleger Muzio Clementi eine Violine besetzt und zusätzlich ein Violinkonzert Klavierfassung anregt, erntet das Konzert zu von Beethoven, das man gar nicht auf der Rech- Beethovens Lebzeiten die ihm gebührende nung hat? Zugegeben, es sind auf den ersten Aufmerksamkeit. Das Alleinstellungsmerkmal Blick verdrehte Vorzeichen, unter denen das gegenüber der Violinfassung: Beethoven lieferte Mozartfest 2020 öffnet. Doch eingefahrene Kadenzen von eigener Hand. Eine weitere Rarität Hörgewohnheit zu bedienen, dazu tritt Reinhard beschließt das Programm: das Doppelkonzert Goebel ohnehin nicht an. Sein Interesse gilt dem op. 17 des Mozart-Schülers Johann Nepomuk »Unerhörten«. Mit Akribie und Leidenschaft Hummel. Eine musikalische Brücke, die deut- schürft er deshalb unter den allzu bekannten lich hörbar von seinem einstigen Lehrer in die Oberflächen des Konzertlebens. Was er zutage Klangwelt Beethovens überführt. fördert, bereichert das gängige Repertoire unge- mein. Ein junger Beethoven, der jedoch schon erkennen lässt, wohin die Reise geht, klingt etwa aus dem Fragment eines Violinkonzertes Im Anschluss (30.05.): der Bonner Jugendjahre. Bis zur Veröffentli- Auf ein Glas danach chung seines D-Dur-Konzerts op. 61 soll es da Geselliger Konzertausklang mit den Künstlern des noch 15 Jahre dauern. Heute ein Meilenstein, Abends im Caffè Ottolina Eröffnung und Empfang am 29. Mai durch den Oberbürgermeister der Stadt Würzburg. An diesem Termin steht nur ein begrenztes Kartenkontingent zur Verfügung. Kaisersaal 120 | 100 | 80 | 40 € Weißer Saal 30 | 20 | 10 € inkl. einem Glas Prosecco während des Konzertausklangs (nur am 30.05.) Freundeskreis Mozartfest Würzburg e. V. Am 30.05. live auf
SO 17.05. 15 UHR Sinn(e)! SA 30.05. 12–17 UHR EXERZITIENHAUS HIMMELSPFORTEN INNENSTADT UND UNIKLINIKUM Jenseits der Stille Mozarttag © Schmelz Fotodesign Hiltrud Kuhlmann Sopran Konzerte verschiedener Ensembles in der Esmé Quartet: Wonhee Bae Violine · Yuna Ha Violine · Jiwon Kim Viola · Yeeun Heo Violoncello Würzburger Innenstadt und auf dem Gelände des Uniklinikums* Konzert für pflegende Angehörige mit Werken von Beethoven, Schumann, Vasks u. a. Mozart kommt nach Würzburg – und die Stadt © Katharina Trutzl bereitet ihm einen temperamentvollen Emfang. Auf Plätzen und Gassen, in Kirchen oder Geschäfts- häusern und sogar über den Dächern Würzburgs wird am Mozarttag musiziert. Zahlreiche Büh- nen geben Raum für Mozart und mehr. Aus der ganzen Region beteiligen sich Künstler und Ensembles und machen Würzburgs Innenstadt zum vielgestaltigen Freiluft-Konzertsaal. FR 22.05. / SA 23.05. / SO 24.05. KARLSTADT, KITZINGEN, VOLKACH UND WEITERE* Sie seien die »Helden unseres Alltags«, betont stehen, soll mit dem Konzertnachmittag »Jen- Bundeskanzlerin Angela Merkel. Menschen, seits der Stille« eine Auszeit geschenkt werden. Mozart unterwegs © Vera Laube die Angehörige pflegen, verrichten einen Werke aus drei Jahrhunderten Musikgeschichte unverzichtbaren und herausragenden Dienst erzählen auf besinnliche Weise von Krankheit an unserer Gesellschaft. Sie verdienen höchste und Genesung, von den letzten Dingen und der Anerkennung, doch was sie Tag für Tag leisten, Sehnsucht nach Ruhe und Heiterkeit. Ein Pro- Unter dem Motto »Vorgefahren – Aufgebaut – bleibt allzu oft im Verborgenen. Nachdem das gramm, das zum Nachdenken, aber auch zum Abgefahren« ist der Musik-LKW »Der Blaue Mozartfest mit der Reihe »Unvergesslich« fünf Loslassen und zur inneren Einkehr einlädt. Eumel« als Kulturbote auf Achse. An sechs Jahre in Folge Konzerte für Menschen mit und Terminen geht er im Würzburger Umland auf ohne Demenz veranstaltet hat und auf große Tour und macht das Mozartfest zum mobilen Resonanz gestoßen ist, verschiebt sich in diesem Im Anschluss an das etwa einstündige Konzert: Erlebnis. Finale ist am Mozarttag, an dem sich Jahr die Perspektive: Jenen, die ihren pflege- Gedanken und Impulse im »Garten der Stille« von auch der Blaue Eumel in die klingende Innen- bedürftigen Angehörigen im Alltag zur Seite Domvikar Dr. Burkhard Rosenzweig stadt begibt. 25 € inkl. Getränke und Gebäck im Anschluss * Weitere Informationen unter www.mozartfest.de. Das genaue Programm wird im Mai 2020 veröffentlicht. Kartenreservierung bis zum Veranstaltungstag möglich Eintritt frei In Kooperation mit In Kooperation mit 30
SO 31.05. 10 UHR (PFINGSTEN) SO 31.05. 11 UHR (PFINGSTEN) ST. STEPHAN RESIDENZ FÜRSTENSAAL Festgottesdienst in St. Stephan Festival der ARD-Preisträger Cappella St. Stephan · Camerata St. Stephan · KMD Christian Heidecker Leitung Natalya Boeva Mezzosopran · Joë Christophe Klarinette Prof. Dr. Dag Nikolaus Hasse Kanzelrede Lux Trio: Jae Hyeong Lee Violine · Hoon Sun Chae Violoncello · Eunyoo An Klavier Mozart Sonate für Orgel und Streicher D-Dur KV 245 Haydn Trio für Klarinette, Violine und Violoncello Es-Dur Hob. IV:Es 1 Bach O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe / Kantate BWV 34 Meyerbeer Hirtenlied für Sopran, Klarinette und Klavier Mozart Divertimento für Klavier, Violine und Violoncello Nr. 1 B-Dur KV 254 Beethoven Trio für Klavier, Klarinette und Violoncello B-Dur op. 11 »Gassenhauer« Schostakowitsch 7 Romanzen nach Worten von Alexander Blok für Sopran, Violine, Violoncello und Klavier op. 127 Auch das ist Mozartfest: Sakralmusik, erlebbar © Jürgen Dolling © Daniel Delang im gottesdienstlichen Rahmen. Gemeinsam mit der Würzburger Gemeinde St. Stephan feiert das Mozartfest einen Festgottesdienst, in dem Musik zum spirituellen Zentrum wird. Dem Salzburger Gebot der Kürze folgte Mozart in seinen sogenannten Kirchensonaten – festli- ches Gepräge verlieh er den knappen Werken aber dennoch. Seine Sonate D-Dur KV 245 orientiert sich dabei hörbar an der sinfonischen Originalität Haydns und lässt schwungvolle Frische in den Sakralraum Einzug halten. Für den Pfingstsonntag 1727 komponierte Johann Sebastian Bach seine Kantate »O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe«. Mit Pauken und Trompeten bekommt das Pfingstwunder darin barocken Festglanz. Musik gehört fest ins Gemeindeleben von St. Stephan. Unter der Leitung von Kirchen- Samtene Klangfarben, ein dunkles Timbre: Die Seinen Zeitgenossen wiederum kommt manches musikdirektor Christian Heidecker erarbeiten Klarinette zählt zu Mozarts ausgemachten Lieb- in diesem Trio bekannt vor und das aus gutem Chöre und Instrumentalensembles regelmäßig lingsinstrumenten. »Ach, wenn wir nur auch Grund: Ein populäres Opernthema wählt anspruchsvolle Programme – wie hier zum clarinetti hätten«, schreibt er dem Vater 1777 aus Beethoven zur Variation im letzten Satz. Einen Pfingstsonntag. Mannheim. Zwar erfüllt sich sein Wunsch für »Gassenhauer«, den seinerzeit jeder mitpfeifen Salzburg nicht. Aber in Wien trifft er auf heraus- kann und der noch heute durch seine frische ragende Interpreten und verhilft dem noch jungen Lebendigkeit mitreißt. Fünf Preisträger des Instrument zum Triumphzug. Auch Beethoven renommierten ARD-Musikwettbewerbs betten experimentiert mit der Klarinette. Für sein Trio Mozart und Beethoven in ein Programm ein, das op. 11 lässt er sich gerne von Mozart inspirieren. das Wort »Trio« variantenreich mit Leben füllt. Eintritt frei Keine Platzreservierung möglich 35 | 30 € 32 33
Sie können auch lesen