Selbstreguliertes Lernen durch digitale Methoden Masterarbeit
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Borbe Victoria, BSc Selbstreguliertes Lernen durch digitale Methoden Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Master of Science der Studienrichtung Wirtschaftspädagogik an der Karl-Franzens-Universität Graz Betreuerin: Univ.-Prof. Mag. Dr. Michaela Stock Institut: Institut für Wirtschaftspädagogik Graz, Mai 2021 1
Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ........................................................................................................................... 1 1.1 Forschungsfrage .......................................................................................................... 2 1.2 Zielsetzung und Methode ............................................................................................. 2 1.3 Disposition ................................................................................................................... 3 2 Selbstreguliertes Lernen ..................................................................................................... 4 2.1 Begriffsabgrenzung und Definition ............................................................................... 4 2.2 Kriterien für die Unterstützung selbstregulierten Lernens ............................................16 3 Selbstreguliertes Lernen mit digitalen Methoden ...............................................................24 3.1 Begriffsabgrenzung und Definition ..............................................................................24 3.2 Einordnung digitaler Methoden im Kriterienraster........................................................32 3.2.1 eCool als Kombination aus CSCL und offenem Lernen ........................................32 3.2.2 Elektronisches Portfolio und elektronisches Lerntagebuch ...................................34 3.2.3 Inverted Classroom Model als Beispiel für Blended Learning ...............................37 3.2.4 Lehr- und Übungsprogramme ...............................................................................40 3.2.5 Einordnung digitaler Lehr-Lern-Methoden in den Kriterienraster ...........................41 4 Umsetzung im wirtschaftlichen Unterricht ..........................................................................44 4.1 Wirtschaftsunterricht in Österreich ..............................................................................44 4.2 Bedeutung selbstregulierten Lernens mit digitalen Lehr-Lern-Methoden im Wirtschaftsunterricht .........................................................................................................45 4.3 Unterrichtsplanung ......................................................................................................48 4.4 Umgang mit Herausforderungen .................................................................................63 5 Zusammenfassung und Ausblick .......................................................................................68 6 Literaturverzeichnis ...........................................................................................................70 7 Anhang ..............................................................................................................................81 I
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Selbstregulation als Triade in Anlehnung an Zimmerman ................................. 5 Abbildung 2: Prozessmodell des selbstregulierten Lernens in Anlehnung an Schmitz und Wiese .................................................................................................................................... 8 Abbildung 3: Drei-Schichten-Modell nach Boekaerts ............................................................10 Abbildung 4: Phasen und Bereiche der Selbstregulation nach Pintrich .................................12 Abbildung 5: Unterrichtsmodell des selbstregulierten Lernens nach Dubs ............................15 Abbildung 6: Kompetenzstrukturmodell der (Selbst-)Reflexion nach Jahncke ......................21 Abbildung 7: Kriterienraster zur Unterstützung selbstregulierten Lernens .............................23 Abbildung 8: Einordnung digitaler Lehr-Lern-Methoden in den Kriterienraster ......................42 Abbildung 9: Übergreifendes Kompetenzmodell in der digitalen Transformation ..................47 Abbildung 10: Merkmale kompetenzorientierten Unterrichts nach Feindt .............................49 Abbildung 11: Gegenüberstellung Unterrichtszeit traditioneller Unterricht und Unterricht mit dem ICM in Anlehnung an Bergman/Sams ...........................................................................53 II
1 Einleitung Es ist unbestritten, dass sich Schulklassen aus Schülerinnen und Schülern mit verschiedensten Hintergründen und Lernvoraussetzungen zusammensetzen. Begabungen, Potenziale und Interessen sowie Vorwissen der Schülerinnen und Schüler gehen oft weit auseinander. Heterogenität zählt dadurch nicht umsonst zu den Schlüsselbegriffen im aktuellen Bildungsdiskurs und ist Realität im Schulalltag sowie Herausforderung für das schulische Lernen zugleich (Vock/Gronostaj 2017, 13). Als ein fachübergreifendes Merkmal guten Unterrichts kann die Anpassung der Schwierigkeit und Schnelligkeit des Unterrichts an die jeweilige Lernsituation beziehungsweise der sensible Umgang mit den verschiedenen Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler genannt werden (Helmke 2006, 45). Zudem finden sich in der Literatur, im Zusammenhang mit den Merkmalen guten Unterrichts respektive Unterrichtsqualität und dem Umgang mit hetero- genen Lernvoraussetzungen, mehrmals Schlüsselbegriffe wie selbstständiges oder selbstgesteuertes Lernen (Haenisch 1999, 3; Helmke 2006, 45 und Vock/Gronostaj 2017, 74) und individuelles Fördern beziehungsweise Individualisierung (Meyer 2010, 37; Helmke 2013, 34 und Fischer et al. 2014, 11). Es scheint oftmals als sei Individualisierung das Allheilmittel für heterogene Lernvoraussetzungen und den Umgang mit Vielfalt. Die Kluft zwischen dem Wunsch nach Individualisierung im Unterricht und der praktischen Realität ist jedoch groß und Individualisierung kann zwar ein Ansatz sein, der die Passung zwischen Lernangeboten und differenzierten Lernvoraussetzungen ermöglicht, jedoch muss sie unter anderem Hand in Hand mit der Entwicklung von Kompetenzen, wie eigenständiges und kooperatives Lernen, gehen (Helmke 2013, 37). Individuelle Förderung setzt individuelles Lernen voraus. Durch das Konzept des selbstregulierten Lernens können Schülerinnen und Schüler selbstständig lernen und es wird ihnen ermöglicht, ihre Lernprozesse eigenständig zu steuern. Eine Übertragung der Forschungsresultate bezüglich selbstregulierten Lernens in den Schulalltag ist unbedingt erforderlich, um selbstreguliertes Lernen und dadurch individuelle Förderung im Unterricht zu etablieren (Fischer et al. 2014, 12). Der Umgang mit heterogenen Lernvoraussetzungen und das selbstregulierte Lernen als Form der individuellen Förderung zählen jedoch nicht exklusiv zu den aktuellen Bildungsthemen. Ebenso aktuell ist der Einsatz von digitalen Lehr-Lern-Methoden im Unterricht. Digitale Medien gehören in der Gesellschaft zum Alltag, sowohl im Privatleben als auch in Unternehmen respektive in den verschiedensten Berufsfeldern, nicht zuletzt aber auch in sämtlichen Bildungseinrichtungen (Arnold et al. 2018, 9) und werden in der Schule in verschiedenster 1
Form, beispielsweise als Lern- und Übungsprogramme, offene Lernumgebungen, Lernspiele, Simulationen oder Kommunikations- und Kooperationsumgebungen, angewandt (Herzig/Grafe 2007, 19). Der Gestaltungsbedarf für effiziente digitale Lehr- und Lernprozesse ist jedoch sehr hoch (Arnold et al. 2018, 9) und auch die Fragen nach der didaktisch sinnvollen Integration digitaler Medien in den Unterricht und dem Mehrwert dieser in Gegenüberstellung zu klassischen Methoden gewinnen durch den fortlaufend wachsenden Einsatz der digitalen Medien im Unterricht immer mehr an Relevanz (Schaumburg 2015, 23). Durch den Einsatz von digitalen Lehr-Lern-Methoden kann Lernen in vielen Fällen zeit- und ortsunabhängiger gestaltet, die Lerngeschwindigkeit der Lernenden individuell bestimmt und somit der gesamte Lernprozess individueller gestaltet werden. Allerdings muss die didaktische Konzeption auf die jeweiligen Ziele abgestimmt sein, um die Unterstützung von individuellem und kooperativem Lernen tatsächlich zu gewährleisten (Dreer 2008, 20). Der in vielen Fällen uneingeschränkt positiv formulierte Zusammenhang zwischen digital gestütztem respektive unterstütztem Lernen und Selbststeuerung oder Selbstregulation ist nicht immer beständig, denn es handelt sich um einen komplexen Zusammenhang, der von vielen Faktoren, wie beispielsweise der spezifischen Gestaltung des Lernangebots mit digitalen Medien und der methodisch- didaktischen Inklusion von Lernmedien in ein Lernarrangement, beeinflusst wird. Variablen wie diese müssen bei der mediendidaktischen Planung von Lernangeboten Berücksichtigung finden, damit Selbststeuerung in medial gestützten Lernprozessen tatsächlich funktionieren kann (Dyrna/Riedel/Schulze-Achatz 2018, 163). 1.1 Forschungsfrage Daraus ist zu folgern, dass der Einsatz von digitalen Lehr-Lern-Methoden zur Förderung des selbstregulierten Lernens zwar durchaus zielführend sein kann, jedoch eine gut durchdachte Planung sowie Auswahl von geeigneten digitalen Methoden voraussetzt. Im Rahmen dieser Masterarbeit soll deshalb die folgende Forschungsfrage beantwortet werden: Mit welchen digitalen Lehr-Lern-Methoden kann wirtschaftlicher Unterricht, der selbstreguliertes Lernen unterstützt, gestaltet werden? 1.2 Zielsetzung und Methode Ausgehend von der Forschungsfrage ist es Ziel dieser Masterarbeit aufzuzeigen, welche Kriterien digitale Lehr-Lern-Methoden erfüllen müssen, um selbstreguliertes Lernen im Unterricht unterstützen zu können. Durch eine auf diesen Kriterien basierende Analyse sollen digitale Lehr-Lern-Methoden herausgearbeitet werden, die selbstreguliertes Lernen unterstützen. Anschließend soll mit einer exemplarisch ausgearbeiteten Unterrichtseinheit 2
aufgezeigt werden, wie wirtschaftlicher Unterricht mit den zuvor herausgearbeiteten digitalen Lehr-Lern-Methoden gestaltet werden kann. Abschließend sollen die Chancen und Risiken selbstregulierten Lernens anhand von digitalen Lehr-Lern-Methoden im Wirtschaftsunterricht diskutiert werden. Die Zielerreichung soll im Rahmen einer umfassenden Literaturanalyse sowie mit exemplarischer Entwicklungsarbeit erfolgen. 1.3 Disposition Am Beginn der Arbeit wird anhand der Einleitung an das Thema herangeführt, indem ein Problemaufriss gegeben wird und die Forschungsfrage sowie die Zielsetzung und Methodik definiert werden. Der Problemaufriss beinhaltet die aktuellen Bildungsthemen Heterogenität sowie selbstreguliertes Lernen als Form der individuellen Förderung. Nach der Einleitung wird im zweiten Kapitel auf das selbstregulierte Lernen eingegangen. Es erfolgt eine Begriffsabgrenzung und -definition, um anschließend Kriterien für die Unterstützung selbstregulierten Lernens im Unterricht auszuarbeiten. Für eine systematische Analyse digitaler Lehr-Lern-Methoden hinsichtlich der Unterstützung von selbstreguliertem Lernen wird ein Kriterienraster erstellt. Im dritten Kapitel wird selbstreguliertes Lernen mit digitalen Lehr-Lern-Methoden erörtert. Am Beginn wird der Begriff digitale Lehr-Lern-Methoden abgegrenzt und es werden ausgewählte digitale Lehr-Lern-Methoden angeführt und definiert. Zum Abschluss des Kapitels werden diese Lehr-Lern-Methoden anhand des Kriterienrasters bewertet, um daraus schließen zu können, welche digitalen Lehr-Lern-Methoden selbstreguliertes Lernen unterstützen. Im vierten Kapitel liegt der Fokus auf der Umsetzung selbstregulierten Lernens mit digitalen Lehr-Lern-Methoden im Wirtschaftsunterricht. Es wird ein Überblick über den Wirtschafts- unterricht in Österreichs Schulwesen gegeben. Anschließend wird die Bedeutung des selbstregulierten Lernens mit digitalen Lehr-Lern-Methoden im Wirtschaftsunterricht aufgezeigt. Da die Methodik in dieser Masterarbeit im Fokus liegt, wird die Umsetzung digitaler Lehr-Lern-Methoden, die selbstreguliertes Lernen unterstützen, auf den Wirtschaftsunterricht an der Handelsakademie übertragen, indem eine exemplarische Unterrichtsvorbereitung für das Schulfach Unternehmensrechnung entwickelt wird. Am Ende des vierten Kapitels wird auf die Herausforderungen des Einsatzes digitaler Lehr-Lern-Methoden zur Unterstützung selbstregulierten Lernens eingegangen sowie mögliche Gegenmaßnahmen aufgezeigt. Im letzten Kapitel werden die wichtigsten Inhalte und die Ergebnisse zusammengefasst. Zudem erfolgt eine Diskussion über Limitationen dieser Masterarbeit und es werden weitere Forschungsmöglichkeiten aufgezeigt. 3
2 Selbstreguliertes Lernen Beim selbstregulierten Lernen werden allgemeine Selbstregulationssysteme auf Lernprozesse übertragen (Pintrich 2000, 451). Selbstregulation ist eine Grundvoraussetzung für das Setzen von Zielen und für die Erreichung dieser Ziele (Perels et al. 2020, 46). Die Fähigkeit zur Selbstregulation bündelt verschiedene Facetten, wie Selbstmotivierung, Urteilsfähigkeit (Kuhl 2019, 46) sowie die Steuerung von Gedanken und Handlungen. Diese Kompetenzen sind sowohl in der Freizeit als auch im Beruf, der Schule und dem Studium unerlässlich (Perels et al. 2020, 46) und tragen unter anderem zur persönlichen Entwicklung bei (Kuhl 2019, 46). Doch obwohl in der Literatur (Bandura 1991, 248; Zimmerman 2000, 34 und Kuhl 2019, 46) die Übereinstimmung über die Bedeutung der Selbstregulation respektive des selbstregulierten Lernens für das menschliche Leben groß ist, gibt es noch immer Meinungsverschiedenheiten über ihre Definition (Zimmerman 2000, 34). Am Anfang dieses Kapitels wird der Begriff Selbstregulation definiert, um darauf aufbauend einen Überblick über verschiedene Definitionen und Modelle des selbstregulierten Lernens zu geben. Aus den in vielen Definitionen und Modellen übereinstimmenden Komponenten wird abgeleitet, welche Kriterien im Unterricht für die Unterstützung selbstregulierten Lernens erforderlich sind und es wird aufgezeigt, wie diese Kriterien erfüllt werden können. Die Ergebnisse werden am Ende des Kapitels in einem Kriterienraster gesammelt dargestellt. 2.1 Begriffsabgrenzung und Definition Eine Definition der Selbstregulation umfasst alle Bemühungen des menschlichen Selbst, seine inneren Zustände an Ziele oder Standards anzupassen (Baumeister/Vohs 2004, 2). Das menschliche Selbst kann als ein mentales System definiert werden, das Lebenserfahrungen speichert und damit die Basis vieler psychischer Leistungen bildet, die beispielsweise mit persönlicher Reife oder Verantwortungsbewusstsein assoziiert werden (Kuhl 2019, 49). Bei der Selbstregulation handelt es sich um natürliche Prozesse, die in vielfältiger Weise stattfinden. Zum Beispiel können die homöostatischen Prozesse des Körpers als eine Form der Selbstregulation angesehen werden, sofern der menschliche Körper verschiedene Funktionen ausführt, um eine konstante Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Wenn der Körper überhitzt oder unterkühlt wird, versuchen seine inneren Prozesse ihn wieder auf seine normale Temperatur zu bringen. Menschen können in ähnlicher Weise aber auch ihre Gedanken, Gefühle, Impulse, ihren Appetit, ihre Leistung hinsichtlich verschiedener Aufgaben oder ihre Aufmerksamkeitsprozesse regulieren (Baumeister/Vohs 2004, 2). Nach der sozialkognitiven Theorie wird menschliches Verhalten weitgehend durch das eigene Selbst motiviert sowie reguliert und Selbstregulationssysteme bilden die Grundlage für 4
zielgerichtetes Handeln. Der Hauptmechanismus der Selbstregulation funktioniert über affektive Selbstreaktion sowie über die Selbstüberwachung des eigenen Verhaltens in Bezug auf persönliche Standards und Umweltumstände. Selbstregulation umfasst außerdem den Selbstwirksamkeitsmechanismus, der starke Auswirkungen auf menschliches Denken, Emotionen, Motivation und Handeln hat. Aus interaktionistischer Perspektive der sozialkognitiven Theorie beeinflussen vor allem soziale Faktoren die Funktionsweise des selbstregulierenden Systems. Der Großteil zielgerichteten Verhaltens wird durch das Vorausdenken reguliert. Menschen haben Überzeugungen darüber was sie tun können. Sie antizipieren die wahrscheinlichen Folgen potenzieller Maßnahmen, setzen sich Ziele und planen anschließend Maßnahmen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu den gewünschten Ergebnissen führen. Durch die gegenwärtig kognitive Darstellung zukünftiger Ereignisse werden diese in Motivatoren und Verhaltensregulatoren umgewandelt und dadurch können Handlungen durch Ziele proaktiv geleitet werden (Bandura 1991, 248). Selbstregulation kann auch anhand von prozess- oder phasenbezogenen Modellen betrachtet und definiert werden (Zimmerman 2000, 14 und Schmitz/Wiese 2006, 66). In diesen Modellen wird die Selbstregulation als ein dynamischer, regelkreisähnlicher und in verschiedene Phasen gegliederter Prozess angesehen (Perels et al. 2020, 47). Beispielsweise beschreibt Zimmerman (2000, 14), wie in Abbildung 1 dargestellt, Selbstregulation als einen zyklischen Prozess in Form einer Triade. Abbildung 1: Selbstregulation als Triade in Anlehnung an Zimmerman(2000,14). 5
Selbstregulation bedeutet in der Lage zu sein, Gedanken, Emotionen sowie Handlungen gemäß der persönlichen Zielsetzung zu steuern. Das Feedback aus früheren Leistungen wird verwendet, um sich an die sich ständig ändernden persönlichen, umweltbezogenen und verhaltensbezogenen Faktoren anzupassen. Eine Überwachung dieser Faktoren kann mit- hilfe dreier Rückkoppelungsschleifen, der verhaltensbezogenen Selbstregulation, der umgebungsbezogenen Selbstregulation und der verdeckten Selbstregulation, stattfinden. Die verhaltensbezogene Selbstregulation beinhaltet die Selbstbeobachtung und strategische Anpassung von Leistungsprozessen, während die umgebungsbezogene Selbstregulation die Beobachtung von und die Anpassung an Umweltbedingungen umfasst. Die verdeckte Selbstregulation beinhaltet die Überwachung und Anpassung kognitiver und affektiver Zustände. Selbstregulation umfasst also triadische Prozesse, die sowohl proaktiv als auch reaktiv auf das Erreichen persönlicher Ziele abgestimmt sind (Zimmerman 2000, 14). Im schulischen und universitären Kontext wird im Zusammenhang mit Selbstregulation von selbstreguliertem Lernen gesprochen. Die Lernenden zum selbstregulierten Lernen zu befähigen, wird als eine der wichtigsten Bildungsaufgaben angesehen. Verschiedenste Lernsituationen erfordern Lernkompetenzen der Lernenden, die die selbstständige Strukturierung und Reflexion des Lernprozesses ermöglichen (Perels et al. 2020, 46). Selbstreguliertes Lernen ist nach Deing „ein umfangreiches Konstrukt, das verschiedene psychologisch relevante Variablen integriert, und somit von hohem heuristischen Wert für die Erklärung von Lernprozessen und -erfolgen sowie für Präventions- und Interventionsansätze bei Lernschwierigkeiten ist“ (Deing 2019, 321). Selbstreguliertes Lernen umfasst die Anwendung allgemeiner Regulierungs- und Selbstregulationssysteme auf Lernfragen im schulischen oder klassenzimmerbezogenen Kontext (Pintrich 2000, 451) und bezeichnet eine Lernform, die Strategien der Informations- verarbeitung, Selbststeuerung und Leistungsmotivierung beinhaltet (Fischer et al. 2014, 49). Beim selbstregulierten Lernen wird der gesamte Lernprozess reguliert. Schülerinnen und Schüler erwerben Kenntnisse und Fähigkeiten durch selbstreguliertes Lernen, indem sie eigenständig ihre individuellen Ziele und Lernstrategien wählen. Eine Bewertung der Wirksamkeit der selbst gewählten Lernstrategien erfolgt durch den Vergleich des aktuellen Zustands mit dem Zielzustand. Dadurch kann Lernen modifiziert und optimiert werden. Die Verringerung der Differenz zwischen dem aktuellen Lernzustand und dem Zielzustand ist ein wichtiges Element der meisten Definitionen des selbstregulierten Lernens und kann daher als ein grundlegendes Prinzip angesehen werden (Goetz/Nett/Hall 2013, 126). Bezeichnungen wie selbstgesteuertes, selbstorganisiertes oder selbstbestimmtes Lernen werden häufig synonym mit dem Begriff des selbstregulierten Lernens verwendet. Sämtliche dieser Begriffe erfahren große Resonanz im Bildungsdiskurs (Greimel-Fuhrmann/Rechberger 6
2007, 1; Dyrna/Riedel/Schulze-Achatz 2018, 155 und Perels et al. 2020, 46). Nach Perels et al. haben die Begriffe letztendlich gemein, dass sie allesamt das von den Lernenden „aktiv initiierte Vorgehen, das eigene Lernverhalten unter Einsatz von verschiedenen Strategien zu steuern und zu regulieren“ (Perels et al. 2020, 46) bezeichnen. Bei der Definition des selbstregulierten Lernens werden in vielen Fällen folgende drei Komponenten unterschieden (Boekaerts 1999, 449; Zimmerman 2000, 14; Schmitz/Wiese 2006, 66 und Perels et al. 2020, 46): 1. Kognitive Komponente Die kognitive Komponente umfasst das Denken, den Umgang mit dem Lerninhalt, die Verarbeitung von Informationen, das konzeptionelle und strategische Wissen der Lernenden und die Anwendung verschiedener Lernstrategien. 2. Motivationale Komponente Die motivationale Komponente bezieht sich auf die Aktivierung und die Aufrechterhaltung des Lernens und umfasst handlungsfördernde Eigenschaften sowie die Überzeugung über die eigene Selbstwirksamkeit. 3. Metakognitive Komponente Die metakognitive Komponente beinhaltet jegliche Schritte des Lernverhaltens (Planung, Beobachtung des Selbst, Reflexion und adaptive Anpassung) beziehungsweise den Lernprozess zur Erreichung der angestrebten Lernziele und -ergebnisse. Die in vielen Definitionen von selbstreguliertem Handeln enthaltene kognitive Komponente umfasst unter anderem die Anwendung verschiedener Lernstrategien (Perels et al. 2020, 47). Der Begriff Lernstrategie bezeichnet Gedanken und Handlungen, die zur direkten oder indirekten Steuerung des Lernprozesses verwendet und von Einzelpersonen gezielt zur Optimierung ihrer Lernerfahrung angewandt werden können. Lernstrategien können in verschiedene Kategorien eingeteilt werden (Goetz/Nett/Hall 2013, 127). Kognitive Lernstrategien umfassen die Handhabung konkreter Lerninhalte. Es wird unterschieden zwischen Oberflächenstrategien, die dem reinen Faktenlernen dienen, und Tiefenstrategien, die zu einem gut verankerten Wissen führen sollen, indem versucht wird, Lerninhalte durch die Anknüpfung an Vorwissen oder gute Strukturierung zu verstehen. Metakognitive Strategien dienen der Kontrolle. Ziel dieser Strategien ist die Überprüfung der Richtigkeit und Anwendung kognitiver Strategien sowie die Überprüfung des Lernprozesses. Selbstreflexion und Selbstbewertung werden dieser Strategie zugeschrieben. Demgegenüber zeigen ressourcenorientierte Lernstrategien die den Lernenden zur Verfügung stehenden Ressourcen auf. Es wird zwischen internen (Bemühung, Aufmerksamkeit und Konzentration) 7
und externen (Lernumgebung, Unterstützung und Informationsquellen) Ressourcen unterschieden (Perels et al. 2020, 47). Die Eigenverantwortung der Lernenden spielt hinsichtlich selbstregulierter Lernformen ebenfalls eine bedeutende Rolle. Das Lernen im Unterricht wird nicht primär von den Schülerinnen und Schülern freiwillig initiiert, sondern gilt als eine Pflicht, weswegen die Motivationsförderung und auch das Setzen von Zielen notwendig sind. Dabei handelt es sich um zwei Konstrukte, die eng mit selbstreguliertem Lernen verknüpft sind (Deing 2019, 322). Um selbstreguliertes Lernen erfolgreich zu initiieren und aufrecht erhalten zu können, ist ein Repertoire an Fähigkeiten und Fertigkeiten erforderlich. Schülerinnen und Schüler müssen zum Beispiel fähig sein, sich eigenständig Ziele zu setzen und sie benötigen diagnostische Kompetenzen, um laufend die Diskrepanz zwischen dem Soll- und Ist-Zustand des Lernprozesses im Auge zu behalten. Nicht zuletzt spielt aber auch die Motivation eine wichtige Rolle. Lernende sollten all diese Fertigkeiten und Fähigkeiten ausnahmslos beherrschen, denn beispielsweise können Lernende in Bezug auf Motivations- und Lernstrategien zwar kompetent, aber beim selbstregulierten Lernen dennoch erfolglos sein, wenn sie nicht in der Lage sind, geeigneten Lern- und Leistungsziele festzulegen (Goetz/Nett/Hall 2013, 126). Auf dem Modell von Zimmerman (2000, 14) basiert das Prozessmodell des selbstregulierten Lernens nach Schmitz und Wiese (2006, 66), das anhand von drei Prozessschritten eine Darstellung von Selbstregulation im Kontext des Lernens bietet. Im Gegensatz zu anderen Modellen wird hier, neben den sonst mit anderen Modellen übereinstimmenden Komponenten, die Relevanz von Emotionen deutlich gemacht. Abbildung 2: Prozessmodell des selbstregulierten Lernens in Anlehnung an Schmitz und Wiese(2006, 66). 8
Das in Abbildung 2 dargestellte Prozessmodell des selbstregulierten Lernens, kann verwendet werden, um das Lernverhalten von Schülerinnen und Schülern in Bezug auf bestimmte Aufgaben zu beschreiben (Schmitz/Wiese 2006, 67). In der präaktionalen Phase wird der Lernprozess vorbereitet beziehungsweise werden die Handlungen des Lernens geplant. Es erfolgt eine Zieldefinition sowie eine Auswahl der Strategien, um die definierten Ziele umzusetzen. Die Grundlage dafür bilden einerseits externe Bedingungen, wie die vorliegende Aufgabe oder die jeweilige Situation, aber andererseits auch interne Bedingungen, wie die Emotionen und die Motivation der Lernenden. Für diese Phase sind also die Analyse der Aufgaben, das Setzen und die Formulierung von Zielen und die Herausbildung von selbstmotivierenden Überzeugungen im Sinne von Selbstwirksamkeit grundlegend. Resultierend aus dieser Phase ist ein Soll-Wert, der in den zukünftigen Phasen als Referenzwert herangezogen wird. Auf die präaktionale Phase folgt die aktionale Phase, in der die geplanten Handlungen und Strategien durch die eigentliche Lernhandlung umgesetzt, überwacht und kontrolliert werden. Volitionale Prozesse führen dazu, dass die Handlungen ausgeführt und optimiert werden können. Die Selbstbeobachtung spielt auch in diesem Modell eine wichtige Rolle. Wesentliche Einflussgrößen und die Wirkungen durch das eigene Handeln können beobachtet und für die Optimierung zukünftiger Regulationsprozesse gespeichert werden. Lernen ist in dieser Phase dann erfolgreich, wenn die Lernzeit einerseits ausreicht und andererseits auch effektiv genutzt wird. Zudem ist der Einsatz allgemeiner und aufgabenspezifischer Strategien (Lernstrategien, metakognitive Strategien und Strategien des Ressourcenmanagements), die der Situation angemessen sind, von Relevanz. Der Prozess wird mit der postaktionalen Phase abgeschlossen. In dieser Phase werden die Handlungsergebnisse hinsichtlich ihrer Qualität und Quantität eingeschätzt und Konsequenzen für das Handeln in der Zukunft abgeleitet. Die erbrachte Leistung wird bewertet, um sie dann mit den in der präaktionalen Phase gesetzten Zielen zu vergleichen. Außerdem findet eine Reflexion über die Ursachen der Ergebnisse statt. Aus der Reflexion und der Bewertung werden Schlussfolgerungen abgeleitet, die bei zukünftigen Handlungen und Lernprozessen helfen sollen und somit einen unmittelbaren Einfluss auf die präaktionale Phase des nächsten Lernzyklus haben (Goetz/Nett/Hall 2013, 133 und Perels et al. 2020, 45). Den Kern des Prozessmodells selbstregulierten Lernens bilden Emotionen und die Motivation der Schülerinnen und Schüler. Diese können durch Strategien der Emotionsregulation und Selbstmotivierung beeinflusst werden, um nachhaltiges Lernen zu fördern (Kuhl 2019, 326). Wie aus den vorangegangenen Definitionen bereits ersichtlich, besteht ein Problem bei der Definition eines komplexen Konstrukts wie dem selbstregulierten Lernen darin, dass es an der 9
Schnittstelle vieler verschiedener Forschungsfelder positioniert ist, wodurch unterschiedliche Begriffe und Bezeichnungen für ähnliche Facetten des Konstrukts verwendet werden. Mit Fokus auf drei verschiedene Denkschulen, die zur Definition und dem Verständnis von selbstreguliertem Lernen beigetragen haben, nämlich die Forschung zu Lernstilen, die Forschung zu Metakognitions- und Regulationsstilen und Theorien des Verhaltens, wird klar, dass selbstreguliertes Lernen nicht einfach ein Ereignis ist, sondern sich auf eine Reihe von wechselseitig interagierenden kognitiven, metakognitiven und motivationalen Prozessen bezieht, die mit verschiedenen Komponenten des menschlichen Informationsver- arbeitungssystems zusammenwirken (Boekaerts 1999, 447). Im Gegensatz zu den Modellen von Zimmerman (2000, 14) sowie Schmitz und Wiese (2006, 66) veranschaulicht das Drei- Schichten-Modell von Boekaerts (1999, 449) nicht die Phasen des selbstregulierten Lernprozesses, sondern die verschiedenen Ebenen und die darin enthaltenen Komponenten des selbstregulierten Lernens. Abbildung 3: Drei-Schichten-Modell nach Boekaerts (Abbildung entnommen aus Perels et al. 2020, 51 in Anlehnung an Boekaerts 1999, 449) Die Schichten des Modells, wie in Abbildung 3 dargestellt, stellen die verschiedenen Regulationsgegenstände respektive -komponenten dar. Die kognitive Komponente, welche die Regulation des Informationsverarbeitungsprozesses der Lernenden beziehungsweise den Umgang mit Lerninhalten und die Wahl kognitiver Strategien umfasst, wird anhand der innersten Schicht dargestellt. Diese Schicht ist für die Beschreibung der Qualität des 10
Selbstregulierungsprozesses zwar entscheidend, jedoch nicht ausreichend. Ein zweiter Schlüsselaspekt der Selbstregulierung ist die Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler ihr eigenes Lernen zu steuern, das heißt, die in der ersten Schicht geplanten und nun angewandten kognitiven Strategien des Lernens unter Einsatz von metakognitivem Wissen und Strategien zu überwachen. Dieser Aspekt wird in der mittleren Schicht dargestellt. Anhand der äußersten Schicht wird die Regulation des Selbst abgebildet, welche die Formulierung von Zielen und die Wahl von zur Zielerreichung notwendigen Ressourcen beinhaltet (Boekaerts 1999, 447). Die Modelle der Selbstregulation respektive des selbstregulierten Lernens unterscheiden sich zwar in vielerlei Hinsicht, jedoch enthalten sie einige grundlegende Annahmen über Regulierung und Lernen, die übereinstimmen (Boekaerts 1999, 449; Pintrich 2000, 452; Zimmerman 2000, 14 und Schmitz/Wiese 2006, 66). In allen Modellen werden Lernende als aktive, konstruktive Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Lernprozess betrachtet. Von den Lernenden wird angenommen, dass sie ihre eigenen Bedeutungen, Ziele und Strategien aktiv aus den in der externen Umgebung und in ihren Köpfen (der internen Umgebung) verfügbaren Informationen konstruieren und somit nicht nur passive Empfängerinnen und Empfänger von Informationen von Lehrenden, Eltern oder anderen Personen sind. Eine zweite, aber verwandte Annahme ist das Potenzial für Kontrolle, Überwachung und Steuerung. Alle Modelle beruhen nämlich auf der Annahme, dass Lernende bestimmte Aspekte ihrer eigenen Wahrnehmung, Motivation, ihres Verhaltens sowie einige Merkmale ihrer Umgebung überwachen, steuern und regulieren können. Dies ist jedoch nicht jederzeit und in allen Kontexten, sondern nur in gewissen Situationen möglich. Alle Modelle erkennen an, dass es biologische, entwicklungsbedingte und kontextbezogene Unterschiede gibt, die die individuellen Regulierungsbemühungen beeinträchtigen oder sogar behindern können. In allen Modellen wird davon ausgegangen, dass es Kriterien (auch als Ziele, Soll-Wert oder Referenzwert bezeichnet) gibt, anhand derer Vergleiche durchgeführt werden, um zu beurteilen, ob der (Lern-)Prozess unverändert fortgesetzt werden sollte oder ob eine Änderung erforderlich ist. Exemplarisch kann dieser Prozess mit dem Thermostatbetrieb zum Heizen und Kühlen eines Hauses verglichen werden. Sobald eine gewünschte Temperatur eingestellt ist (Ziel, Kriterium, Standard), überwacht der Thermostat die Temperatur des Hauses (Überwachungsprozess) und schaltet dann die Heizungs- oder Klimaanlagen (Steuerungs- und Regelungsprozesse) ein oder aus, um diesen Standard beizubehalten. Parallel dazu wird im allgemeinen Beispiel für das Lernen davon ausgegangen, dass Einzelpersonen Standards oder Ziele festlegen können, nach denen sie beim Lernen streben, ihren Fortschritt in Richtung dieser Ziele überwachen und anschließend ihre Wahrnehmung, Motivation und ihr Verhalten anpassen und regulieren können, um die festgelegten Ziele zu erreichen. 11
Eine vierte allgemeine Annahme der meisten Modelle des selbstregulierten Lernens ist, dass Selbstregulierungsaktivitäten der Vermittlung zwischen persönlichen und kontextuellen Merkmalen und der tatsächlichen Leistung dienen und somit direkt mit Ergebnissen wie der Zielerreichung und Leistung verbunden sind. Angesichts dieser Annahmen besteht eine allgemeine Arbeitsdefinition des selbstregulierten Lernens darin, dass es sich um einen aktiven, konstruktiven Prozess handelt, bei dem die Lernenden Ziele für ihr Lernen festlegen und dann versuchen, ihre Wahrnehmung, Motivation und ihr Verhalten im Rahmen ihrer Ziele und der Kontextmerkmale der Umgebung zu überwachen, zu regulieren und zu steuern (Pintrich 2000, 452). Pintrich (2000, 454) fügt die Übereinstimmungen der verschiedenen Modelle in einem eigenen Modell zusammen (siehe Abbildung 4). Im Gegensatz zu vergleichbaren Modellen unterscheidet es sich nach Perels et al. dadurch, dass dem Monitoring eine eigene Phase gewidmet ist. Dadurch wird zwischen vier Regulationsbereichen unterschieden (Perels et al. 2020, 50). Abbildung 4: Phasen und Bereiche der Selbstregulation nach Pintrich (Abbildung entnommen aus Perels et al. 2020, 50 in Anlehnung an Pintrich 2000, 454). Dieses Modell soll einen Überblick über die Beziehungen zwischen den verschiedenen Phasen der Regulation und den jeweiligen Bereichen der Regulation verschaffen. Phase 1 (Voraussicht, Planung, Aktivierung) beinhaltet die Planung und Zielsetzung sowie die Aktivierung von Wahrnehmungen und Wissen über die Aufgabe, den Kontext und das Selbst. Phase 2 (Monitoring) bezieht sich auf verschiedene Überwachungsprozesse, die ein 12
metakognitives Bewusstsein für verschiedene Aspekte der Aufgabe, des Kontexts und des Selbst darstellen. Phase 3 (Kontrolle) beinhaltet sämtliche Bemühungen, Aspekte der Aufgabe, des Kontexts und des Selbst zu kontrollieren und zu regulieren. Schließlich repräsentiert die Phase 4 (Reaktion, Reflexion) verschiedene Arten von Reflexionen über und Reaktionen auf die Aufgabe, den Kontext und das Selbst. Die vier Phasen stellen eine allgemeine zeitlich geordnete Sequenz dar, die Einzelpersonen theoretisch durchlaufen, während sie eine Aufgabe ausführen. Diese müssen jedoch nicht hierarchisch oder linear strukturiert sein. Das heißt, in den meisten Modellen des selbstregulierten Lernens können die Phasen Monitoring, Kontrolle und Reaktion respektive Reflexion gleichzeitig stattfinden. In vielen Fällen müssen diese Phasen sogar dynamisch sein, da Pläne und Ziele darauf basierend geändert werden können. Der Kognitionsbereich der Regulation in Abbildung 4 bezieht sich sowohl auf die verschiedenen kognitiven Strategien, mit denen Einzelpersonen Inhalte lernen und Aufgaben ausführen, als auch auf die metakognitiven Strategien, mit denen Einzelpersonen ihre Kognition steuern und regulieren können. Zudem sind inhaltliches und strategisches Wissen in diesem Bereich von Relevanz. Der Bereich der Motivation beziehungsweise des Affekts beinhaltet Überzeugungen über die eigene Selbstwirksamkeit, persönliche Werte sowie die verschiedenen Motivationsüberzeugungen, die Individuen in Bezug auf die Aufgabe oder über sich selbst haben. Darüber hinaus zählen zu diesem Bereich die Interessen und Präferenzen bezüglich der Aufgaben sowie positive und negative affektive Reaktionen auf das Selbst oder die Aufgabe und alle Strategien, mit denen Einzelpersonen ihre Motivation kontrollieren und regulieren können. Der Bereich des Verhaltens spiegelt Durchhaltevermögen, Hilfe suchendes Verhalten der Individuen, individuelles Auswahlverhalten sowie die allgemeine Anstrengung wider, die das Individuum auf die Aufgabe ausübt. Der Kontextbereich beinhaltet jegliche Aspekte der Umgebung, beginnend beim Klassenzimmer bis hin zum kulturellen Kontext, in dem das Lernen stattfindet. Die Kontrolle und Regulation dieses Bereichs kann nicht immer als selbstregulierend angesehen werden, da das externe Umfeld nicht zwangsläufig durch das Individuum beeinflusst werden kann. Jedoch versuchen Individuen ihre Umgebung bis zu einem gewissen Grad zu überwachen und zu kontrollieren und sich an den Kontext anzupassen. Das persönliche Selbst ist im externen Kontext involviert und es werden Strategien verwendet, um den Kontext zu überwachen, zu steuern und zu regulieren, weswegen auch der Kontextbereich als wichtiger Aspekt des selbstregulierten Lernens betrachtet wird (Pintrich 2000, 455). Das Ausmaß, in dem der Lernprozess durch externe Anweisungen oder Unterstützung reguliert wird, kann als Kontinuum angesehen werden, das von ausschließlich selbst- reguliertem (lernen von etwas, das von individuellem Interesse ist) bis zu primär extern 13
reguliertem (beispielsweise Übungen im Klassenzimmer) Lernen reicht. Externe Regulierung kann folgende verschiedene Formen annehmen (Goetz/Nett/Hall 2013, 127): • Extern definierte Ziele (beispielsweise durch die Lehrerin oder den Lehrer). • Bewertung des aktuellen Wissensstandes und der Fähigkeiten der Lernenden (beispielsweise formale Noten). • Extern festgelegte Lernstrategien (beispielsweise explizite Anleitungen zu geeigneten Lernmethoden wie Lernkarten). Abgesehen von zufälligen oder unbeabsichtigten Lernerfahrungen ist der Erwerb von Wissen und Know-how jedoch immer bis zu einem gewissen Grad selbstreguliert, da der grundlegende Lernprozess per Definition im Inneren der einzelnen Lernenden stattfindet und keine erleichternden externen Einflussgrößen erfordert (Goetz/Nett/Hall 2013, 127). Die bisher diskutierten Definitionen und Modelle des selbstregulierten Lernens zeigen folgende übereinstimmende Komponenten auf, die zur Unterstützung von selbstreguliertem Lernen relevant sind: 1. Förderung der (Selbst-)Motivation Die Motivation der Schülerinnen und Schüler sollte gefördert (Schmitz/Wiese 2006, 66; Goetz/Nett/Hall 2013, 126 und Deing 2019, 322) und es sollten Strategien der Selbstmotivierung angewandt werden (Pintrich 2000, 455 und Schmitz/Wiese 2006, 66). 2. Selbstständige Strukturierung des Lernprozesses Schülerinnen und Schüler sollten sich selbst Ziele setzen (Boekaerts 1999, 447; Pintrich 2000, 455; Schmitz/Wiese 2007, 66 und Goetz/Nett/Hall 2013, 126) und eigenständig ihre Lernstrategien wählen können (Boekaerts 1999, 447; Pintrich 2000, 455; Zimmerman 2000, 14; Schmitz/Wiese 2006, 66; Goetz/Nett/Hall 2013, 126 und Perels et al. 2020, 46). 3. Laufende Reflexion über den Lernprozess Während des Lernprozesses sollte wiederholt die Diskrepanz zwischen dem Soll- und dem Ist-Zustand ermittelt werden können (Pintrich 2000, 455; Schmitz/Wiese 2006, 66 und Perels et al. 2020, 46), die Schülerinnen und Schüler sollten laufend sich selbst und ihr Lernen beobachten (Zimmerman 2000, 14 und Goetz/Nett/Hall 2013, 126) und am Ende nochmals den gesamten Lernprozess reflektieren (Pintrich 2000, 455). Diese Komponenten finden sich auch im Unterrichtsmodell des selbstregulierten Lernens nach Dubs (2000, 100) wieder. 14
Abbildung 5: Unterrichtsmodell des selbstregulierten Lernens nach Dubs (Abbildung entnommen aus Dubs 2000, 100). Das Modell, wie in Abbildung 5 dargestellt, zeigt die Grundlagen für die Realisierung des selbstregulierten Lernens im Unterricht auf und lässt sich wie folgt erklären: In der Form eines Lehr-Lern-Arrangements wird den Lernenden ein Problem beziehungsweise eine Aufgabenstellung vorgelegt. Durch die Problemstellung soll das Interesse und dadurch die Motivation der Schülerinnen und Schüler geweckt und das Vorwissen der Lernenden aktiviert werden. Dadurch können die Lernenden erkennen, wo ihre Probleme und Wissenslücken liegen. Nach der Analyse der Lernaufgabe und des Lernproblems sind die Lernenden zur Formulierung eines Lernzieles in der Lage und können anschließend mit dem Lernprozess beginnen. Die Lernenden suchen sich passende Arbeitstechniken sowie Lern- und Denkstrategien, die entweder während des gesamten Prozesses unverändert bleiben oder auch einer Adaption unterzogen werden können. Lernende überwachen stets ihren Lernfortschritt und reflektieren über das eigene Lernen, um Verbesserungen ableiten zu können. Die Entwicklung der Fähigkeit zum selbstregulierten Lernen und Handeln kann als ein 15
Prozess gesehen werden, der beginnend bei der Fremdbestimmung schrittweise zur Selbstbestimmung der Lernenden führt. Am Beginn dieses Prozesses brauchen die Schülerinnen und Schüler noch zahlreiche Anweisungen durch die Lehrpersonen. Die Intensität der Anweisungen nimmt mit der steigenden Entwicklung der Fähigkeit zum selbstregulierten Lernen jedoch ab und die Lernenden werden somit immer selbstbestimmter (Dubs 2000, 101). Im Folgenden werden die Komponenten Motivationsförderung, Selbstständigkeit sowie Reflexion als Kriterien für die Unterstützung selbstregulierten Lernens sowie die diesbezügliche Umsetzung im Unterricht diskutiert und anschließend in einem Kriterienraster eingeordnet. 2.2 Kriterien für die Unterstützung selbstregulierten Lernens Motivationsförderung, Selbstständigkeit und Reflexion Emotionale und motivationale Prozesse der Lernenden wirken sich nachweislich auf den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern aus (Deing 2019, 335 und Schiefele/Schaffner 2020, 164). Rheinberg und Vollmeyer definieren „Motivation als eine aktivierende Ausrichtung des momentanen Lebensvollzuges auf einen positiv bewerteten Zielzustand beziehungsweise auf das Vermeiden eines negativ bewerteten Zustandes“ (Rheinberg/Vollmeyer 2019, 17). Vor allem beim selbstregulierten Lernen, das den Lernenden viele Freiheiten lässt, hat die Motivation einen hohen Einfluss auf das Lernen und damit auch auf die Ergebnisse des Lernprozesses. Dadurch, dass Lehrpersonen beim selbstregulierten Lernen nur selten direkte Anweisungen geben, stehen den Lernenden zwar einerseits viele Lernmöglichkeiten offen, jedoch besteht andererseits auch die Gefahr leicht abgelenkt zu werden. Lernmotivation und Willenskraft können dazu führen, dass Schülerinnen und Schüler lernen, anstatt ihre Zeit anderswertig zu nutzen (Rheinberg/Vollmeyer/Rollett 2000, 504 und Fischer/Fischer- Ontrup/Schuster 2020, 144). Damit Lernaufgaben erfolgreich bearbeitet werden können, müssen sich Lernende stetig selbst motivieren (Dreer 2008, 3). Motivation hat eine besondere Bedeutung in Bezug auf Aspekte des Lernverhaltens (beispielsweise die investierte Lernzeit) und auf die Leistung von Lernenden (beispielsweise Aspekte der Informationsverarbeitung). Durch motivierte Schülerinnen und Schüler kann außerdem der gesamte Unterricht konfliktfreier und vor allem auch effizienter ablaufen. Die dadurch erzielte Erlebensqualität und die erhöhte Lernzeit können wiederum den Erfolg der Lernenden steigern (Schiefele/Schaffner 2020, 164). Rheinberg, Vollmeyer und Rollett gehen davon aus, dass die individuelle Motivation von der jeweiligen Person und Situation abhängig ist. Als Beispiele für persönliche motivations- beeinflussende Aspekte werden Interessen, Ziele und Überzeugungen und als situative 16
motivationsbeeinflussende Aspekte das jeweilige Schulfach, die Aufgaben oder das soziale Setting (Gruppen- oder Einzelarbeit) genannt. Das Zusammenspiel persönlicher und situativer Aspekte beeinflusst Variablen wie die Zielsetzung, Erwartungen und Anreize, die in der jeweiligen Situation durch die Person wahrgenommen werden. Diese Variablen bestimmen sowohl die Intensität als auch die Qualität der Lernmotivation. Diese bezieht sich auf die Art des Lernens. Beispielsweise können sich Schülerinnen und Schüler deshalb mit einer Aufgabe auseinandersetzen, weil sie Interesse für das Thema entwickelt haben oder weil sie die Herausforderung einer schwierigen Aufgabe und die Anerkennung, die sie durch die Erledigung dieser bekommen, anstreben. Ob eine potenziell herausfordernde Aufgabe tatsächlich als ein Anreiz zum Lernen dient, hängt von den Kompetenzen und den Motiven einer Person ab (Rheinberg/Vollmeyer/Rollett 2000, 504). Ein grundliegender Aspekt zur Förderung von Lernmotivation ist das Interesse der Lernenden (Lewalter/Krapp/Wild 2000, 156; Rheinberg/Vollmeyer/Rollett 2000, 504; Ryan/Deci 2000, 68 und Schiefele/Schaffner 2020, 179). Lewalter, Krapp und Wild definieren Interesse als „kein stabiles Persönlichkeits- oder Charaktermerkmal, sondern eine mehr oder weniger dauerhafte intrinsische motivationale Orientierung, welche die Qualität der Auseinandersetzung einer Person mit einem Ausschnitt oder einem Teilgebiet ihrer erfahrbaren Umwelt bestimmt“ (Lewalter/Krapp/Wild 2000, 156). Interesse kann für verschiedenste Objekte, Themen und Tätigkeiten entwickelt werden und führt dazu, dass darauf bezogene Tätigkeiten, wie Lernen, gerne ausgeübt werden, da diese dadurch als wichtig erachtet werden. Lernen bedarf aus diesem Grund keinen externen Druck, da es vielmehr durch intrinsische Motivation erfolgt. Beim Lernen werden sowohl die Entwicklung von neuem Interesse als auch die Veränderung von bestehendem Interesse durch Emotionen und kognitive Bewertungsprozesse begleitet und gesteuert. Emotionen treten dabei meist unbewusst und unkontrolliert auf (Lewalter/Krapp/Wild 2000, 156). Persönliche Interessen und intrinsische Motivation können durch das Aufzeigen der Bedeutsamkeit des Lerngegenstandes erhöht werden (Schiefele/Schaffner 2020, 179) und können nur dann gefördert werden, wenn Lernende über ausreichend Selbstbestimmung verfügen. Menschen können sich proaktiv und engagiert oder alternativ passiv, entfremdet und weitgehend in Abhängigkeit von den externen sozialen Bedingungen, unter denen sie sich entwickeln und funktionieren, verhalten. Dementsprechend hat sich die von Selbstbestimmung geleitete Forschung auf die sozial-kontextuellen Bedingungen konzentriert, welche die natürlichen Prozesse der Selbstmotivation und der gesunden psychologischen Entwicklung beeinflussen. Als Faktoren, die die intrinsische Motivation, die Selbstregulation und das Wohlbefinden der Lernenden positiv sowie negativ beeinflussen, können drei psychologische Bedürfnisse, nämlich Selbstbestimmung im Sinne von autonomem Handeln, Kompetenz und soziale Eingebundenheit, genannt werden. Diese 17
Faktoren sind für eine erhöhte Selbstmotivation (Ryan/Deci 2000, 68) und für die Steuerung von Lernhandlungen unabdingbar. Unter Kompetenz ist in diesem Kontext das Gefühl der Lernenden zu verstehen, eigenständig Aufgaben lösen und diesbezüglich auf das eigene Können vertrauen zu können. Soziale Eingebundenheit bedeutet Personen im Umfeld zu haben, die mit der Thematik in Bezug gebracht werden können. Beispielsweise gelten Lehrpersonen diesbezüglich zu einer wichtigen Bezugsgruppe, die dazu verhelfen kann, dass sich Lernende freiwillig und ohne Ängste Aufgaben widmen, was zugleich einen Anreiz bietet, sich mit neuen Themen und Interessengebieten auseinanderzusetzen (Lewalter/Krapp/Wild 2000, 157). Die Förderung der Kompetenzwahrnehmung kann beispielsweise durch positives Feedback und Lob, lebensnahe praktische Beispiele im Unterricht oder durch die Unterstützung bei herausfordernden Aufgaben erzielt werden. Zielführend ist diesbezüglich zudem der Einsatz praxisnaher Materialien. Den Lernenden sollten außerdem möglichst große Freiräume beim Lernen ermöglicht werden und sie sollten ihren Lernfortschritt, zum Beispiel anhand von Lerntests, selbst bewerten und eigenständig Entscheidungen treffen, da der Selbstbestimmtheitsgrad ebenfalls Einfluss auf die Motivation der Lernenden hat. Wegen der Relevanz der Befriedigung des Bedürfnisses nach sozialer Bezogenheit sind beispielsweise kollaborative und kooperative Lehr-Lern-Methoden ebenfalls sinnvoll (Schiefele/Schaffner 2020, 179). Die Motivation der Lernenden ist in vielen Fällen nur dann groß genug um zu selbstgesteuertem Handeln und selbstreguliertem Lernen zu führen, wenn das beabsichtigte Ergebnis nicht von selbst eintreten wird, sondern durch die eigene Lernaktivität beeinflusst werden muss und zudem die Konsequenzen des erwarteten Ergebnisses beziehungsweise des gesetzten Zieles einen ausreichend hohen Anreizwert haben. Ein solcher Anreizwert kann beispielsweise darin liegen, dass Schülerinnen und Schüler durch effizientes Lernen im Unterricht zu Hause nicht mehr viel Zeit für die Vorbereitung für eine Schularbeit aufwenden müssen (Rheinberg/Vollmeyer/Rollett 2000, 510). Die eigenständige Zielsetzung und die Zielorientierung der Lernenden spielen eine wichtige Rolle für das selbstregulierte Lernen. Zielorientierte Situationen sind häufig im Alltag, vor allem in Lernsituationen, zu finden. Die Attraktivität eines Ziels hängt von allen möglichen Ergebnissen respektive Folgen ab, die von den Lernenden erwartet werden (Rheinberg/Vollmeyer/Rollett 2000, 510). Menschen sind motiviert, ihr Handeln dahingehend zu steuern, dass es ihrer Ansicht nach einen individuellen Nutzen bringt. Dasselbe gilt auch für die Regulation und die strategische Steuerung von Emotionen. Der Wille und die Fähigkeit zur emotionalen Regulation hängt stark mit den Nutzenerwartungen zusammen (Tamir et al. 2015, 13). Schülerinnen und Schülern sollte die Möglichkeit gegeben werden, sich selbst Lernziele zu setzen oder zumindest aus mehreren, von der Lehrperson vorgeschlagenen, Lernzielen auswählen zu können. Die Lernschritte zur Erreichung der Lernziele sollten 18
jedenfalls selbst geplant werden dürfen (Dreer 2008, 4). Gesetzte Ziele dienen als Kriterien für die Beurteilung, Überwachung und Steuerung des Lernprozesses. Meist erfolgt die Zielsetzung bevor mit der Bearbeitung einer Aufgabe oder mit dem Lernen begonnen wird, jedoch kann sie auch zu jedem anderen Zeitpunkt während des Lernprozesses erfolgen. Die Lernenden können mit einer Aufgabe beginnen, indem sie bestimmte Lernziele, einen Plan zur Nutzung der Lernzeit und Ziele für die spätere Leistung festlegen. All diese Ziele können jedoch jederzeit während der Aufgabenerfüllung in Abhängigkeit von Überwachungs-, Steuerungs- und Reflexionsprozessen angepasst und geändert werden (Pintrich 2000, 457). Die während des gesamten Lernprozesses andauernde und genaue Überwachung von Lernerfahrungen durch die Lernenden ist für die Wirksamkeit von selbstreguliertem Lernen entscheidend. Lernumgebungen müssen dementsprechend so gestaltet werden, dass Lernende die Möglichkeit zur Selbstbeobachtung haben. Effektives selbstreguliertes Lernen beinhaltet beispielsweise Entscheidungen darüber, was als nächstes gelesen respektive gelernt, was noch einmal gelesen werden soll und welche Strategien beim Lesen respektive Lernen angewandt werden sollen. Wird den Lernenden diese Entscheidung ab- oder vorweggenommen, fehlt die Option für die Schülerinnen und Schüler, Fähigkeiten zur Regulation ihres Lernens zu entwickeln. Lernumgebungen können in manchen Fällen nicht gleichzeitig das effizienteste Lernen auf kognitiver Ebene und die Entwicklung regulatorischer Fähigkeiten auf metakognitiver Ebene unterstützen. Wird beispielsweise die Schwierigkeit einer Lernaufgabe an die individuellen Fähigkeiten der Lernenden angepasst, kann dies zwar durchaus zu einer Verbesserung des Lernens bezogen auf den Inhalt der jeweiligen Lernaufgabe führen, jedoch müssen sich die Lernenden auf diese Weise nicht mit Schwierigkeiten auseinandersetzen und sind zudem in ihrer Entscheidungsfreiheit bezüglich des Ablauf des Lernprozesses beschränkt, was negative Konsequenzen für das selbst- regulierte Lernen hat (Griffin/Wiley/Salas 2013, 31). Schülerinnen und Schüler sollten ihren Lernprozess laufend beobachten (Zimmerman 2000, 14 und Goetz/Nett/Hall 2013, 126). Auch nach der eigentlichen Lernaktion sollten Schülerinnen und Schüler ihr Lernen bewerten und in Anbetracht des Lernprozesses, des Lernergebnisses und der zuvor gesetzten Ziele entscheiden, inwieweit regulatorisch eingegriffen werden muss. Einerseits kann die Regulation Auswirkungen auf die Lernhandlung haben, beispielsweise indem die Lernstrategien geändert werden, andere Medien oder Quellen benutzt oder interne und externe Störungen ausgeschalten werden. Andererseits kann aber auch das Lernziel angepasst werden. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn dieses nicht erreichbar scheint. Um sinnvolle Regulationsmaßnahmen setzen zu können, ist jedoch Einsicht der Lernenden notwendig, die oftmals mit der Erkenntnis über eigene Fehler zusammenhängt und zu Motivationsverlusten oder schlechten Selbstbewertungen führen 19
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