Trotz wirtschaftlicher Flaute: China zeigt Flagge in Lateinamerika - German Institute of ...
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Nummer 7 2015 ISSN 1862-3573 Trotz wirtschaftlicher Flaute: China zeigt Flagge in Lateinamerika Nele Noesselt und Detlef Nolte Im Jahr 2015 wird das Wirtschaftswachstum in Lateinamerika zum fünften Mal in Fol ge niedriger als im Vorjahr ausfallen, das BIP wird nach Schätzungen des IWF sogar um 0,8 Prozent schrumpfen. Dennoch baut China seine Präsenz in Lateinamerika aus. Analyse Der wirtschaftliche Einbruch Lateinamerikas hängt vor allem mit dem Verfall der Rohstoff preise zusammen. Das niedrigere Wachstum in und die geringere Nachfrage aus China spielen dabei eine wichtige Rolle. Die Intensivierung der wirtschaftlichen Zusammenar beit zwischen der VR China und den lateinamerikanischen Staaten birgt für beide Seiten hohe Risiken. Ungeplante Konjunkturkrisen oder strategische Anpassungen der natio nalen Wirtschaftsplanung strahlen auf das jeweils andere System aus. Solange wenigs tens eine der beiden Wirtschaftsregionen boomt, profitieren allerdings immer noch beide. Chinas Interessen in Lateinamerika sind vor allem wirtschaftlicher Natur. Es geht um die Sicherung der Versorgung mit Rohstoffen, um Exportmärkte und Investi tionsmöglichkeiten für chinesisches Kapital. Lateinamerika fällt in eine neue Abhängigkeit vom Rohstoffexport zurück, trotz Diversifizierung der Handelspartner. China will die Handelswege zwischen Asien und Lateinamerika ausbauen. Zwei chinesische Prestigeprojekte – ein interozeanischer Kanal durch Nicaragua und eine transkontinentale Eisenbahnlinie durch Südamerika – illustrieren dieses Bestreben. Image und Reputation spielen in der chinesischen Außenpolitik eine zentrale Rol le. Die chinesische Charmeoffensive und Soft-Power-Politik gegenüber Lateiname rika soll die Rolle Chinas als global agierender Akteur positiv zur Geltung bringen. Die Kooperation mit Regionalorganisationen wie der CELAC ermöglicht es der VR China, ihre neue selbstdefinierte Rolle als regelsetzende Großmacht auszutesten – ohne in direkten Konflikt mit etablierten Strukturen und Akteurskonstellationen zu geraten. China überholt Europa als Handelspartner in Lateinamerika. Europa sollte sich der Herausforderung durch die chinesische Konkurrenz stellen und trilaterale Optio nen ausloten. Schlagwörter: Lateinamerika, Volksrepublik China, internationale Beziehungen, internationale Wirtschaftsbeziehungen, China-CELAC-Forum www.giga.hamburg/giga-focus
Ausbau der Beziehungen in Chile) Zum Vergleich: Es gibt 14 Goethe-Insti tute in Lateinamerika. Bereits bei seinem Treffen China will seine Beziehungen zu Lateinamerika mit lateinamerikanischen Kollegen der CELAC im ausbauen und ausdifferenzieren. Bereits im Jahr Juli 2014 in Brasilia hatte der chinesische Präsident 2014 übertrafen die Kredite chinesischer Staats Xi Jinping ein erweitertes wissenschaftliches Aus banken an Lateinamerika das gemeinsame Kredit tauschprogramm mit mehr Regierungsstipendien volumen von Weltbank und Inter-Amerikanischer für lateinamerikanische Nachwuchswissenschaft Entwicklungsbank in der Region. Im August 2014 ler angekündigt. Eine weitere Kooperationslinie hatte Xinhua, die staatliche Nachrichtenagentur der zielt auf Parteipolitiker und künftige Führungs VR China, gemeldet, die Kooperation zwischen der kräfte, die nach China eingeladen werden sollen. VR China und Lateinamerika trete in eine neue Phase ein, und die wichtigsten Elemente der Zusam menarbeit skizziert. Gemeinsame Entwicklung und Chinesische Interessen Wirtschaftskooperation standen dabei weiterhin im Mittelpunkt, allerdings ergänzt um den kulturellen China sieht die Staaten Lateinamerikas und der Austausch (Xinhua 2014). Anfang Januar 2015 fand Karibik als wirtschaftliche und politische Partner. dann in Beijing das erste Forum auf Ministerebene Folgt man den offiziellen Stellungnahmen der chi zwischen China und der Gemeinschaft der Latein nesischen Seite, handelt es sich um eine Partner amerikanischen und Karibischen Staaten (Comu schaft auf „Augenhöhe“, bei der gemeinsamer Nut nidad de Estados Latinoamericanos y Caribeños, zen und ökonomische Entwicklungsinteressen im CELAC) statt. Vereinbart wurde ein Kooperati Mittelpunkt stehen. Diesen ökonomischen Prag onsplan für die kommenden fünf Jahre. Die chine matismus dokumentieren auch die Konferenzen sische Regierung kündigte bis 2025 Investitionen und Workshops zu Gegenwart und Zukunft der im Umfang von 250 Mrd. USD in der Region an. Kooperation zwischen China und Lateinamerika, Überdies soll ein Kooperationsfonds in Höhe von die 2015 in Peking stattfanden. 5 Mrd. USD geschaffen und der Finanzrahmen für Bereits im Jahr 2008 hatte die chinesische Regie Sonderkredite im Infrastrukturbereich auf 20 Mrd. rung ein offizielles Strategiepapier zu den interre USD erhöht werden. Vier Monate nach dem China- gionalen Beziehungen vorgelegt, das eine Vielzahl CELAC-Forum bereiste der chinesische Minister von Kooperationsfeldern umfasst. Dabei betreibt präsident Li Keqiang vom 18. bis 26. Mai 2015 Bra China eine strategisch-pragmatische Außenpolitik: silien, Kolumbien, Peru und Chile, um den neuen Obwohl etliche Staaten Lateinamerikas und der Kooperationsplan mit Leben zu füllen und entspre Karibik (insgesamt zwölf, darunter auch Nicara chende Wirtschaftsabkommen zu unterzeichnen. gua) noch diplomatische Beziehungen zu Taiwan Die chinesischen Avancen gegenüber Latein unterhalten, ist dies kein Ausschlussgrund mehr amerika stoßen auf positive Resonanz. Nach einer für gute Wirtschaftsbeziehungen mit Beijing. Chi Umfrage des Pew Research Center vom Frühjahr na unterhält strategische Partnerschaften mit Ar 2015 wird China in Lateinamerika deutlich posi gentinien, Brasilien, Chile, Mexiko und Venezue tiver wahrgenommen als in den USA und in Eu la. Mit drei Ländern – Chile, Peru und Costa Rica – ropa. Besonders hohe Werte erzielt China in Chi wurden Freihandelsabkommen abgeschlossen, die le, Peru und Venezuela, größere Vorbehalte gibt es 2006, 2010 bzw. 2011 in Kraft traten. in Mexiko. In Argentinien sind die Zustimmungs Chinas Interessen in Lateinamerika sind vor werte zwar etwas niedriger, übertreffen aber wie in allem wirtschaftlicher Natur. Es geht um die Si Venezuela die Sympathiewerte für die USA. cherung der Versorgung mit Rohstoffen, um Ex Die chinesische Charmeoffensive gegenüber portmärkte und um Investitionsmöglichkeiten für Lateinamerika beschränkt sich jedoch nicht auf die chinesisches Kapital. Diesem Zweck dienen auch Wirtschaftsbeziehungen. Die aufstrebende Groß die geplanten Infrastrukturprojekte. Hinzu kom macht China ist auch bestrebt, die wissenschaft men aber auch geopolitische Interessen. Ein wirt lichen und kulturellen Beziehungen auszubauen. schaftlich erstarktes, politisch selbstbewusstes und 2016 soll das „Jahr des Chinesisch-Lateinamerika von den USA unabhängigeres Lateinamerika ent nischen Kulturaustauschs“ werden. Mittlerwei spricht der von China propagierten multipolaren le gibt es 42 Konfuzius-Institute in Lateinamerika Weltordnung, die nicht mehr von den USA (und und der Karibik (allein zehn in Brasilien und acht den verbündeten europäischen Staaten) allein ge GIGA Focus Lateinamerika 7/2015 -2-
staltet wird. Große symbolische Bedeutung kommt Kanals in Zentralamerika und eine transkontinen dabei der Tatsache zu, dass China in einzelnen Län tale Eisenbahnstrecke von Brasilien nach Peru. dern Lateinamerikas (etwa in Brasilien und Chi Der zweite interozeanische Kanal, diesmal le) bereits die USA als wichtigsten Handelspartner durch Nicaragua, soll nach seiner für 2020 ge verdrängt hat. Dennoch agiert China bislang vor planten Fertigstellung dem Panamakanal Konkur sichtig, wenn es um sicherheitspolitische Kerninte renz machen. Bauträger ist die private Hong Kong ressen der USA geht. Nicaragua Canal Development Group (HKND), Washington verfolgt mit Sorge die Zunahme hinter der viele Beobachter allerdings den chine chinesischer Rüstungsexporte nach Lateinameri sischen Staat vermuten. Die Kosten werden auf ka. Das gilt auch für den Bau eines Bodenkontroll 50 Mrd. USD veranschlagt. Bis August 2015 wa zentrums für chinesische Satelliten in der argenti ren allerdings noch keine nennenswerten Bau nischen Provinz Neuquén, das 2016 fertiggestellt aktivitäten zu verzeichnen. Die Idee eines zwei sein soll. Der chinesische Staatsrat definiert den ten interozeanischen Kanals ist nicht neu. Bereits Weltraum in seiner 2015 veröffentlichten „Militär im Jahr 1850 hatten die USA und Großbritannien strategie“ als einen der neuen strategischen Akti mit dem Clayton-Bulwer-Vertrag einen entspre onsräume. Um diesen Raum erfassen und (mit-) chenden Erschließungsplan abgestimmt; die Re kontrollieren zu können, ist die VR China auf ent gierung Nicaraguas war damals allerdings nicht sprechende Basen in Lateinamerika angewiesen. einbezogen. Tatsächlich realisiert wurde der Pa Im Tausch unterstützt die chinesische Seite bei namakanal. Dennoch sicherte die damalige Regie spielsweise die Satellitenprogramme Venezuelas rung Nicaraguas den USA vertraglich das alleinige und Brasiliens. Recht auf die Erschließung von Wassertransport routen durch das zentralamerikanische Land zu, was Konkurrenzprojekte zum Panamakanal ver Wiederbelebung der „maritimen Seidenstraße“ hinderte. Erst Ende der 1990er Jahre nahm Nica ragua den Plan eigenständig wieder auf und trat In der aktuellen Debatte wird häufig vergessen, 2009 zunächst in Verhandlungen mit den Vereinig dass Chinas Beziehungen zu Lateinamerika bis in ten Arabischen Emiraten. Der Auftrag ging dann das 16. Jahrhundert zurückreichen. Die Philippi im Jahr 2013 an das chinesische Unternehmen. Die nen waren einst ein wichtiger Umschlagplatz für ses Beispiel zeigt, dass chinesische Akteure bereit den Handel zwischen dem chinesischen Kaiser stehen, strategische Chancen zu nutzen. Eine groß reich und den spanischen Kolonien. Chinesische flächig konzipierte Strategie zur Neuordnung und Händler exportierten Seide, Porzellan, Gewürze Neuausrichtung der Welt mit Peking als Zentrum und Schießpulver nach Lateinamerika und impor lässt sich damit allerdings nicht belegen. tierten unter anderem Silber, Mais, Olivenöl und Das zweite chinesische Prestigeprojekt ist das Tabak. Zwischen 1575 und 1815 segelten jährlich von Premierminister Li während seines Brasilien zwischen 20 und 60 Schiffe auf der „maritimen besuchs im Mai 2015 angekündigte Vorhaben einer Seidenstraße“ nach Lateinamerika. Ganz anders transkontinentalen Eisenbahnlinie. Mit einer Ge gestalteten sich die Beziehungen in der zweiten samtlänge von 5.300 km soll diese Linie den Trans Hälfte des 19. Jahrhunderts, als zahlreiche chine port brasilianischer Produkte über peruanische sische Vertragsarbeiter (Kulis) nach Lateinamerika Häfen nach Asien erleichtern. Die Kosten werden kamen, um auf Plantagen oder in Infrastrukturpro auf 10 bis 30 Mrd. USD geschätzt. jekten (unter anderem beim Bau von Eisenbahnli Bemerkenswert sind nicht nur das große Fi nien) zu arbeiten; allein nach Kuba kamen 125.000 nanzvolumen beider Projekte und die damit ver und nach Peru 100.000 Menschen. Dies erklärt, bundenen Risiken, sondern auch die Tatsache, dass warum es in einigen lateinamerikanischen Staa beide Projekte im strategischen Hinterhof der USA ten, etwa in Peru, viele Bürger mit chinesischen weder von der westlichen Führungsmacht noch Wurzeln gibt. von europäischen Geldgebern finanziert werden. Insofern kann China an alte Traditionen an Auch internationale Finanzorganisationen sind knüpfen und die Handelswege zwischen Asien und nicht beteiligt. Entfernt erinnert das Engagement Lateinamerika wiederbeleben und ausbauen. Zwei Chinas an die Hochzeit des britischen Empire, als chinesische Prestigeprojekte illustrieren dieses Be englisches Kapital weltweit Infrastrukturprojekte streben: Der Bau eines zweiten interozeanischen finanzierte (u.a. den Bau vieler Eisenbahnlinien in GIGA Focus Lateinamerika 7/2015 -3-
Lateinamerika). Zudem ruft das Eisenbahn- und misión Económica para América Latina y el Caribe, Transportroutenprogramm der chinesischen Re CEPAL) 274 Mrd. USD und war damit 22-mal hö gierung Erinnerungen an die Ausbeutung des aus her als noch im Jahr 2000. Auf dem China-CELAC- gehenden chinesischen Kaiserreichs durch die Ko Forum im Januar 2015 sprach der chinesische Prä lonialmächte wach. Diese erschlossen parallel zum sident Xi Jinping die Erwartung aus, das Handels Ausbau des Schienennetzes auch die entlang der volumen werde sich in den kommenden zehn Jah Strecken vorhandenen Bodenschätze. ren auf 500 Mrd. USD erhöhen. Der Anteil Chinas Allerdings stoßen die chinesischen Initiativen in an den lateinamerikanischen Exporten stieg zwi Lateinamerika auch auf Widerstand, insbesondere schen 2000 und 2013 von 1 auf 10 Prozent und über dort, wo Infrastrukturprojekte in ökologisch sen trifft seit 2010 den Anteil der Ausfuhren in die EU; siblen Regionen durchgeführt werden sollen. Chi der Anteil Chinas an den lateinamerikanischen Im nesischen Unternehmen wird vorgeworfen, inter porten erhöhte sich von 2 auf 16 Prozent. Für etli nationale Umweltstandards nicht ausreichend zu che lateinamerikanische Länder (Argentinien, Bra berücksichtigen. Deren Einhaltung zu überwachen silien, Chile, Kolumbien, Kuba, Peru und Venezue ist allerdings Aufgabe der nationalen Regierungen; la) ist China damit zum Hauptabnehmer ihrer Ex im Bergbau treten einheimische und multinationale porte geworden. Unternehmen häufig als Umweltsünder auf. Nach einer Studie von Ray et al. (2015) schneiden chine sische Firmen in Lateinamerika in Hinblick auf die Investitionen in Infrastruktur und Rohstoffe Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards im Durchschnitt nicht schlechter ab als konkurrieren China ist nicht nur ein wichtiger Importeur latein de einheimische oder ausländische Unternehmen. amerikanischer Rohstoffe, sondern seit 2010 zuneh Einige übertreffen sogar die lokalen Standards, wie mend auch als Investor aktiv. Bislang entfiel das etwa Andes Petroleum in Ecuador, Chinalco in Peru Gros der Investitionen auf den Bergbau sowie auf oder Golden Dragon Affiliates in Mexiko. die Erdöl- und Erdgasförderung. Dazu kommen Allerdings kommen viele Infrastrukturprojekte Investitionen im Infrastrukturbereich. So unterhält über Ankündigungen nicht hinaus (Romero 2015) das chinesische Staatsunternehmen State Grid Cor oder scheitern an bürokratischen Hemmnissen und poration China (SGCC) 6.000 km Stromleitungen in lokalen Gegebenheiten. Dies gilt etwa für das Pro Brasilien und will weitere Investitionen in diesem jekt einer Hochgeschwindigkeitsbahn in Mexiko, Bereich tätigen. Andere chinesische Investitionen für das chinesische Unternehmen schon im Jahr entfallen auf den IT- und Telekommunikationssek 2014 die Ausschreibung gewonnen hatten. Wegen tor. Nach einer Studie des Marktforschungsinsti Unregelmäßigkeiten bei der Auftragsvergabe wur tuts GfK war Lateinamerika im Jahr 2014 mit einem de es nicht umgesetzt und schließlich eingestellt. Anstieg von 59 Prozent und fast 110 Millionen ver Gleichwohl bleibt der Ausbau der Infrastruktur in kauften Einheiten der am schnellsten wachsende Lateinamerika aus chinesischer Perspektive eine Markt für Smartphones. In Brasilien wurden sechs sinnvolle Strategie, um den Handel zu fördern und von sieben 4G-Mobilfunknetzwerken vom chine chinesisches Kapital gewinnbringend investieren sischen Unternehmen Huawei aufgebaut. Huawei zu können. ist zudem mittlerweile der wichtigste Lieferant in Heute stehen nicht mehr vor allem Silber und Lateinamerika für die DSL-Infrastruktur und die Tabak, sondern Kupfer, Eisenerze, Erdöl und Soja nächste Generation von Netzwerktechniken und hat auf der Exportliste Lateinamerikas nach China. In den zweitgrößten Marktanteil bei optischen Netz Gegenrichtung finden chinesische Industriegüter werken, Routern und LAN-Netzwerkverteilern. Absatz in Lateinamerika. Seit dem Beitritt Chinas IT-Spezialisten behaupten allerdings, die Sicher zur World Trade Organization (WTO) im Jahr 2001 heitsstandards chinesischer Firmen seien weniger nahmen die Handelsbeziehungen einen rasanten umfassend als die ihrer US-amerikanischen Kon Aufschwung, während das Land zuvor kaum in kurrenten. Auch chinesische Online-Unternehmen, den lateinamerikanischen Handelsstatistiken auf etwa das eBay-Pendant Alibaba, haben den latein getaucht war. 2014 betrug das Handelsvolumen amerikanischen Markt für sich entdeckt. Im Zuge zwischen China und Lateinamerika nach Berech der going-global-Strategie unterhält das Unterneh nungen der Wirtschaftskommission der Vereinten men nun auch eine spanischsprachige und eine Nationen für Lateinamerika und die Karibik (Co portugiesischsprachige Nutzeroberfläche. GIGA Focus Lateinamerika 7/2015 -4-
Nach Schätzungen der China-Latin America Fi gleich zu Exporten in andere Weltregionen weni nance Database stiegen die Kredite chinesischer ger Arbeitsplätze schaffen und einen negativen Staatsbanken an Lateinamerika im Jahr 2014 ge Einfluss auf die Umwelt haben (Wasserverschmut genüber dem Vorjahr um 71 Prozent auf insgesamt zung, Treibhausgase, Entwaldung). 22 Mrd. USD. Seit 2007 ging die größte Kredit Mittlerweile sind die lateinamerikanischen summe an Venezuela, gefolgt von Brasilien, Argen Volkswirtschaften eng mit der chinesischen Wirt tinien und Ecuador. Im Ergebnis sind Ecuador und schaft verwoben. Eine Studie der Weltbank (2015) Venezuela über viele Jahre zum Export von Erdöl zeigt, dass der Rückgang des chinesischen Wirt nach China verpflichtet, um ihre Kredite zurück schaftswachstums um 1 Prozent einen Rückgang zahlen zu können. des lateinamerikanischen Bruttoinlandsprodukts Mit dem Abschluss von bilateralen Swap-Ab (BIP) um durchschnittlich 0,6 Prozent in den nächs kommen in der chinesischen Währung Renminbi ten zwei Jahren zur Folge haben wird. Ein Kom fördert die VR China die Internationalisierung ih mentar in CNN Money stellt deshalb fest, dass es rer nationalen Währung. Damit reduziert sie ihre die drei „C“ sind, die Lateinamerikas Wirtschaft Abhängigkeit von Wechselkursschwankungen zurzeit belasten: China, Commodities (Rohstoffe) und und kurzfristigen finanz- und währungspoli Currencies (Währungen). In allen drei Bereichen be tischen Steuerungsmaßnahmen der US-amerika steht eine Wechselbeziehung. Lateinamerika profi nischen Notenbank. Und sie schafft die Ausgangs tierte mehr als zehn Jahre lang von der chinesischen bedingungen dafür, dass der chinesische Renmin Nachfrage nach Rohstoffen und der damit verbun bi zu einer Ankerwährung des Weltwirtschafts denen Steigerung der Rohstoffpreise. Die Jahre systems werden kann. Im Zuge der Lateinameri 2004 bis 2011 waren „goldene Jahre“ in Lateiname kareise Li Keqiangs im Mai 2015 wurde die Ab rika, denn das Bruttosozialprodukt wuchs im re sicht formuliert, eine erste Offshore-Clearingstelle gionalen Jahresdurchschnitt – mit Ausnahme des für den direkten Renminbi-Handel, also den Han Jahres 2009 aufgrund der weltweiten Bankenkrise del ohne Umtausch in US-Dollars, in Chile einzu – zwischen 4 und 6 Prozent. Heute treffen die Ver richten. Mit der Abrechnung von Öl in Renminbi, langsamung des chinesischen Wirtschaftswachs die China insbesondere mit Ländern entlang sei tums und der Rückgang der Rohstoffpreise Latein ner neuen „Seidenstraßen“-Route anstrebt, kommt amerika besonders hart. es langfristig zu einer Schwächung des Petro-Dol Schon im Jahr 2014 ging der Wert der Exporte lars. Nachdem in den 1970er Jahren die Goldbin nach China gegenüber dem Vorjahr um 9,2 Pro dung des US-Dollars aufgehoben worden war, hat zent zurück. Dazu kommen die massiven Kurs te die US-Währung durch ihre Kopplung an das verluste der lateinamerikanischen Währungen, „schwarze Gold“ – der Ölpreis wird in US-Dollar die zu einer Verteuerung von in US-Dollar faktu berechnet – dennoch ihre Vormachtstellung wah rierten Importen führen. Zugleich werden chine ren können. Der „Petro-Yuan“ würde die Positi sische Exporte durch die Abwertung des Renminbi on des US-Dollars langfristig gefährden und über verbilligt. Überdies suchen chinesische Unterneh den Aufbau einer multimonetären Struktur auch men Absatzmärkte für Produkte, die aufgrund der die Multipolarität der Welt weiter vorantreiben. nachlassenden Nachfrage nicht mehr auf dem Bin nenmarkt abgesetzt werden können. Dies erhöht in einigen Branchen den Konkurrenzdruck auf la Neue wirtschaftliche Abhängigkeiten teinamerikanische Unternehmen. Mitte Septem ber 2015 titelte Forbes México: Der chinesische Dra Aus lateinamerikanischer Sicht entwickeln sich che bedroht die mexikanische Stahlindustrie. Für gegenüber China allerdings die gleichen Handels Stahlunternehmen in Argentinien, Brasilen, Chile asymmetrien wie gegenüber den traditionellen und Kolumbien gilt das ebenso. Industrieländern. Lateinamerika exportiert nach Während in der Vergangenheit die chinesischen China Rohstoffe (2013 waren es 73 Prozent der Wachstumsraten unkritisch in die Zukunft proji Exporte) und China exportiert verarbeitete Pro ziert wurden, schlägt das Pendel jetzt in die ande dukte nach Lateinamerika (91 Prozent der Importe re Richtung; skeptische Kommentare mehren sich. aus China). Eine Studie der Boston University (Ray Dem ist allerdings entgegenzuhalten, dass China et al. 2015) stellt fest, dass die Exporte nach China auch künftig ein wirtschaftliches Schwergewicht aufgrund des hohen Anteils an Rohstoffen im Ver in Lateinamerika bleiben wird. Zahlreiche Stu GIGA Focus Lateinamerika 7/2015 -5-
dien gehen davon aus, dass lateinamerikanische nomischen haben hier auch geopolitische Interes Länder, die vor allem Erze und Metalle exportie sen Bedeutung (Nolte 2013). In Europa überwiegen ren, stärker von niedrigeren chinesischen Wachs die wirtschaftlichen Interessen. Was den Gesamt tumsraten beeinflusst sein werden als Volkswirt handel Lateinamerikas betrifft (Exporte und Im schaften, die landwirtschaftliche Produkte expor porte), lagen China und Europa im Jahr 2014 mit tieren. China verfügt zwar über knapp 22 Prozent einem Anteil von 12,5 Prozent bzw. 12,4 Prozent der Weltbevölkerung, aber nur über 7 Prozent der ungefähr gleichauf. Bei den lateinamerikanischen weltweiten landwirtschaftlichen Anbaufläche und Importen hatte China Europa bereits im Jahr 2010 6 Prozent der Süßwasserreserven (CEPAL 2015: überholt, bei den Exporten lag Europa 2014 noch 48). Die Agrarimporte Chinas haben aufgrund leicht in Führung. Die zunehmende Präsenz Chi der Migration in die Städte und der gestiegenen nas in Lateinamerika war auch Thema beim EU- Nachfrage der wachsenden Mittelschichten seit ei CELAC-Gipfel in Brüssel im Juni 2015. Mit Blick nigen Jahren deutlich zugenommen. Lateinameri auf das größere Engagement Chinas forderte Bun ka könnte eine Schlüsselrolle für die Nahrungsmit deskanzlerin Angela Merkel, auch den Handel telsicherheit Chinas spielen. Bereits heute hat La zwischen Europa und Lateinamerika auszuweiten. teinamerika einen Anteil von 28 Prozent an den Beim Lateinamerika-Tag der deutschen Wirtschaft chinesischen Agrarimporten, allerdings mit einer (veranstaltet vom Lateinamerika Verein) am 5. No starken Konzentration auf Brasilien und auf Soja vember 2015 in Hamburg wird das Thema „Latein (CEPAL 2015: 53-54). Der US-amerikanische Think amerika und China“ im Mittelpunkt stehen. Einen tank Inter-American Dialogue verweist auf stei Tag zuvor, am 4. November, veranstalten die Eu gende Investitionen Chinas im Agrarbereich (My ropean Union-Latin America and Caribbean Foun ers und Jie 2015). Diese betreffen aber weniger di dation (EU-LAC Foundation), die CAF Develop rekte Landkäufe, sondern zielen auf die Übernah ment Bank of America und das GIGA gemeinsam me von Unternehmen im Handel oder in der Ver und ebenfalls in Hamburg ein Seminar zum Thema arbeitung von Nahrungsmitteln (etwa durch das „China, Latin America and the Caribbean, and Eu Staatsunternehmen COFCO). Dazu hat sicher ropean Union: A triangular relationship?“. lich auch die in einigen Ländern verschärfte Ge Aus chinesischer Perspektive besteht die Not setzgebung bei Landerwerb durch Ausländer bei wendigkeit, die Grundlinien der chinesischen Au getragen. Außerdem differenzieren sich die chi ßenpolitik weiter umzusetzen, diese aber zugleich nesischen Investitionen in diesem Bereich analog an ein verändertes internationales Umfeld anzu zum gewandelten Konsumverhalten in China und passen. Dies zeigen chinesische Kommentare und beziehen mittlerweile auch Weingüter und Obst Hintergrundstudien zum China-CELAC-Treffen plantagen in Chile ein. Anfang 2015. Lateinamerika ist ein wichtiger Bau stein in der Konzeption einer multipolaren Welt, die als Idealstruktur angestrebt und den US-ame Starke Konkurrenz für Europa rikanischen Vorstellungen einer uni- beziehungs weise nichtpolaren Welt entgegengestellt wird. In Chinas Präsenz in Lateinamerika wird trotz gerin den 1990er Jahren hatte Deng Xiaoping zur außen gerer Wachstumsraten andauern. Die Wirtschafts politischen Bescheidenheit aufgerufen, symbolisch beziehungen werden sich nach beiden Seiten aus ausgedrückt in der taoguang-yanghui-Formel. Da differenzieren. Dies bedeutet mehr Konkurrenz, mit verbunden war die Selbstverpflichtung Chinas aber möglicherweise auch Chancen für europä zu einer eher zurückhaltenden, vorsichtig beobach ische Unternehmen. So erwähnte der chinesische tenden Teilnahme. Dies sollte jedoch nicht als au Ministerpräsident Li Keqiang in seiner Rede vor ßenpolitische Passivität verstanden werden, eher der CEPAL in Santiago de Chile, dass 30 Prozent als Strategie, Chinas Rolle in der Weltpolitik aus der Bauteile von U-Bahnzügen, die China nach zubauen, ohne Gegenmaßnahmen zu provozieren. Brasilien liefert (für die Metro in Rio de Janeiro), Aktuell propagieren außenpolitische Exper von französischen Firmen produziert werden. ten in China eine aktivere Positionierung des Lan Doch sowohl von den USA als auch in Europa des im globalen Kontext. China definiert sich neu, wird China als Konkurrent in Lateinamerika wahr als global agierende „Großmacht“ – mit dem An genommen. In den USA hat das China watching und spruch, sich nicht am historischen Beispiel expan China bashing eine lange Tradition. Neben geoöko sionistischer Imperien zu orientieren, sondern die GIGA Focus Lateinamerika 7/2015 -6-
eigene Außenpolitik auf das Einvernehmen mit Literatur dem jeweiligen Kooperations- und Handelspartner zu gründen. Komplexe Sicherheit, der Zugang zu CEPAL (2015), Latin America and the Caribbean and Rohstoffen und Energie und deren sicherer Trans China: Towards a New Era in Economic Cooperation, port nach China sind zentrale Aspekte der neuen Santiago de Chile: CEPAL. chinesischen Diplomatie. Hinzu kommt eine neue Myers, Margaret, und Guo Jie (2015), China’s Agri- Sensibilität dafür, dass die Selbstdefinition Chinas cultural Investment in Latin America: A Critical As- als globale Großmacht („neuen Typs“) auch Bedro sessment, Washington, D.C.: The Inter-American hungsszenarien und damit Widerstand gegen chi Dialogue, online: (22. Oktober 2015). Eindruck zu vermeiden, dass sich mit dem China- Nolte, Detlef (2013), The Dragon in the Backyard: US CELAC-Gipfel eine neue, gegen die USA gerich Visions of China’s Relations toward Latin America, tete Blockbildung abzeichnet. Chinas Außenpoli GIGA Focus International Edition English, 5, on tik beruht auf einer Balance der Beziehungen mit line: (22. Oktober formierenden regionalen Zusammenschlüssen. Im 2015). Rahmen dieser neuen Strukturen kann die VR Chi Ray, Rebecca, Kevin P. Gallagher, Andres Lopez na in ihre in den letzten Jahren proklamierte Rol und Cynthia Sanborn (2015), China in Latin Ameri- le einer aktiven weltpolitischen Gestaltungsmacht ca: Lessons for South-South Cooperation and Sustaina- schlüpfen, ohne mit alten Mustern und Interakti ble Development, Boston: Boston University, Global onsprinzipien zu brechen. Economic Governance Initiative, online: (13. Oktober 2015). Übergang zu einem nachhaltigeren Wachstum – Romero, Simon (2015), China’s Ambitious Rail Pro hat auch Auswirkungen auf die künftige Ausge jects Crash into Harsh Realities in Latin Ameri staltung der Beziehungen zu Lateinamerika. Chi ca, in: New York Times, 3. Oktober, online: (22. Oktober 2015). entgegenwirken. China ist nicht nur ein wichtiger The World Bank (2015), Global Economic Prospects, Handels-, sondern auch Finanzpartner Latein Washington, D.C.: The World Bank. amerikas. Die zunehmenden Interaktionen stärken Xinhua (2014), Zhongguo Lamei guanxi jiang fa auf der einen Seite Chinas globale Mitgestaltungs- sheng 6 da jiegouxing biange (Die Beziehungen und Mitspracheoptionen. Auf der anderen Seite be zwischen China und Lateinamerika werden sechs dingt die wachsende Verflechtung mit den globa strukturelle Änderungen erfahren), 7. August, len Wirtschafts- und Handelsströmen, dass Chinas online: (22. Oktober 2015). le Wechselwirkungen einzubeziehen hat. GIGA Focus Lateinamerika 7/2015 -7-
Die Autoren Prof. Dr. Dr. Nele Noesselt ist Professorin für Politikwissenschaft (Fokus Ostasien/China) an der Universität Duisburg-Essen. Zu ihren Forschungsfeldern zählen Chinas Rolle in der Weltpolitik, chinesische IB-Theo rien sowie Governance-Prozesse in der VR China. Prof. Dr. Detlef Nolte ist Vizepräsident des GIGA, Direktor des GIGA Instituts für Lateinamerika-Studien und Professor für Politische Wissenschaft an der Universität Hamburg. Er ist Vorsitzender der Arbeitsge meinschaft Deutsche Lateinamerika-Forschung (ADLAF). Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen poli tische Institutionen sowie regionale Kooperation und Außenbeziehungen Lateinamerikas. , GIGA-Forschung zum Thema Der GIGA Forschungsschwerpunkt 4 „Macht, Normen und Governance in den internationalen Bezie hungen“ befasst sich mit der Rolle aufstrebender Staaten wie China, Indien, Brasilien und Südafrika. Das Regional Powers Network (RPN) erforscht den Aufstieg regionaler Führungsmächte in Afrika, Asien, Lateinamerika und im Nahen Osten und befasst sich schwerpunktmäßig mit Interessen, Ressourcen und Strategien von Regionalmächten. Das RPN wurde im Rahmen des Paktes für Forschung und Innovation finanziert (2008–2010). Weitere Informationen unter: . GIGA-Publikationen zum Thema Noesselt, Nele (2015), China’s Foreign Strategy after the 18th Party Congress: Business as Usual?, in: Jour- nal of Chinese Political Science, 20, 1, 17-33. Noesselt, Nele, und Saskia Hieber (2013), Größer, stärker, global? Chinas Außen- und Sicherheitspolitik nach dem Führungswechsel, GIGA Focus Asien, 5, online: . Noesselt, Nele, und Ana Soliz Landivar (2013), China in Latin America: Competition in the United States’ „Strategic Backyard”, GIGA Focus International Edition English, 7, online: . Nolte, Detlef (2013), The Dragon in the Backyard: US Visions of China’s Relations toward Latin America, GIGA Focus International Edition English, 5, online: . Schilling-Vacaflor, Almut, und Riccarda Flemmer (2015), Rohstoffabbau in Lateinamerika: Fehlende Bürgerbe- teiligung schürt Konflikte, GIGA Focus Lateinamerika, 5, online: . Strüwer, Georg (2014), „Bereft of Friends”? China’s Rise and Search for Political Partners in South Ame rica, in: The Chinese Journal of International Politics, 7, 1, 117-151. Der GIGA Focus ist eine Open-Access-Publikation. Sie kann kostenfrei im Netz gelesen und heruntergeladen werden unter und darf gemäß den Bedingungen der Creative-Commons-Lizenz Attribution-No Derivative Works 3.0 frei vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies umfasst insbesondere die korrekte Angabe der Erstveröffentlichung als GIGA Focus, keine Bearbeitung oder Kürzung. Das GIGA German Institute of Global and Area Studies – Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien in Hamburg gibt Focus-Reihen zu Afrika, Asien, Lateinamerika, Nahost und zu globalen Fragen heraus. Ausgewählte Texte werden in der GIGA Focus International Edition auf Englisch veröffentlicht. Der GIGA Focus Lateinamerika wird vom GIGA Institut für Lateinamerika-Studien redaktionell gestaltet. Die vertretenen Auffassungen stellen die der Autoren und nicht unbedingt die des Instituts dar. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Beiträge verantwortlich. Irrtümer und Auslassungen bleiben vorbehalten. Das GIGA und die Autoren haften nicht für Richtigkeit und Vollständigkeit oder für Konsequenzen, die sich aus der Nutzung der bereitgestellten Informationen ergeben. Auf die Nennung der weiblichen Form von Personen und Funktionen wird ausschließlich aus Gründen der Lesefreundlichkeit verzichtet. Redaktion: Sabine Kurtenbach; Gesamtverantwortlicher der Reihe: Hanspeter Mattes; Lektorat: Ellen Baumann; Kontakt: ; GIGA, Neuer Jungfernstieg 21, 20354 Hamburg www.giga.hamburg/giga-focus
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