Viele Hoffnungen wurden erfüllt, aber nicht alle

Die Seite wird erstellt Hortensia-Antoniya Vogel
 
WEITER LESEN
Viele Hoffnungen wurden erfüllt, aber nicht alle
12/2020
                                                                                        28. Juni bis 11. Juli

OBWALDEN

                                                                                                      (Bild: df )

Viele Hoffnungen wurden                                               Sarnen Seite 8/9

                                                                      Schwendi Seite 10
erfüllt, aber nicht alle                                              Kägiswil Seite 11

                                                                      Alpnach Seite 12/13
Seit zehn Jahren praktiziert das Dekanat Obwalden «Firmung 18+».
                                                                      Sachseln Seite 14/15
Unterstützt durch Generalvikar Martin Kopp hoben die Verant­
                                                                      Flüeli Seite 16
wortlichen im Sarneraatal damals das Firmalter von 15 auf 18 Jahre
an. Die Erfahrungen mit dem neuen Modell sind gut. Aber nicht         Melchtal Seite 17

alle Hoffnungen haben sich erfüllt.                                   Kerns • St. Niklausen Seite 18/19
                                                          Seite 2/3
                                                                      Giswil Seite 20/21

                                                                      Lungern • Bürglen Seite 22/23
Viele Hoffnungen wurden erfüllt, aber nicht alle
2       Thema

Zehn Jahre Firmung 18+

Kommt der Heilige Geist auch
zur heutigen Jugend?
Die Firmung stellt eine religiöse
Wegmarke im Leben eines Men­
schen dar. Seit zehn Jahren erhalten
Jugendliche im Sarneraatal die Fir­
mung im Alter von rund 18 Jahren
gespendet. Die Erfahrungen mit dem
Firmmodell sind positiv. Jugendliche
sind aber auch ein Abbild der mo­
dernen, zunehmend säkularen Ge­
sellschaft.

Sieben Sakramente markieren in der
katholischen Kirche wichtige Statio­
nen auf dem Lebensweg. Sei es die
Taufe als Kleinkind, die heilige Kom­
munion im Primarschulalter oder die
Krankensalbung bei körperlichen Be­
schwerden oder im Hinblick auf ein
                                                                                                                (Bilder: df )
mögliches Lebensende. Die Firmung
bildet wie die Taufe einen Teil der       Im Gegensatz zu früher spielen Jugendliche heute auch im Firmgottesdienst
christlichen Initiation (Einführung,      eine aktive Rolle und gestalten diesen mit.
Aufnahme). Sie ist jenes Sakrament
mit der grössten zeitlichen Flexibi­      und verankerte Firmbegleiterinnen        vergangenen zehn Jahre zeigt ein er­
lität. Die orthodoxen Kirchen spen­       und Firmbegleiter eine wichtige Rolle.   freuliches Bild. Zwar lassen sich in
den die Firmung gleichzeitig mit der      Daraufhin haben die Pfarreien geeig­     einer Pfarrei selten 100 % der Jugend­
Taufe.                                    nete Leute gemäss dem Konzept der        lichen eines Jahrganges firmen. Trotz­
                                          kantonalen Jugendseelsorge ausgebil­     dem hat die Auswertung der Firmver­
Anpassung Firmalter                       det. Die ersten Firmungen nach dem       antwortlichen ergeben, dass sich in
Katholiken kennen eine eigenstän­         neuen Modell fanden 2010 statt.          der Regel mehr als 75 % der Eingela­
dige Firmung, was deren Bedeutung                                                  denen zur Teilnahme am Firmkurs
unterstreicht. In Obwalden hat das        Das Ja zur eigenen Taufe                 entscheiden, wobei durchaus Unter­
Dekanat im Mai 2005 beschlossen,          Ob ein Kind getauft wird, entscheiden    schiede zwischen den Pfarreien be­
die Firmung in den Pfarreien des Sar­     bei uns in der Regel seine Eltern. Für   stehen.
neraatals von der Schulzeit ins Alter     die Teilnahme am Firmkurs entschei­
von rund 18 Jahren zu verschieben.        det sich der junge Erwachsene hin­       «Inspektion» des Bischofs
Diese Zahl markiert den zivilrecht­       gegen selbst. Der Entschluss zur Fir­    Gemäss Kirchenrecht ist der Bischof
lichen Übergang ins Erwachsenen­          mung ist damit auch ein Ja zur           ordentlicher Spender der Firmung.
alter, was sich beispielsweise auch       eigenen Taufe. Vor Einführung der        Seit dem frühen Mittelalter gehörte
im Stimm­ und Wahlrecht äussert.          Firmung 18+ stellte man sich in Ob­      die Urschweiz (ohne die Talschaft Ur­
Eine Pastoralkonferenz des Dekanats       walden wie in anderen Kantonen die       sern) zur Schweizer Quart des weit­
Obwalden im März 2007 hat das Rah­        berechtigte Frage, wie gross das Inte­   läufigen Bistums Konstanz. Der Bi­
menkonzept zur Firmung 18+ mit we­        resse an der Firmung sein würde und      schof war damals ein eher seltener
nigen Enthaltungen einstimmig verab­      wie viele Jugendliche sich letztlich     Gast in den abgelegenen Voralpentä­
schiedet. Darin spielen lokal vernetzte   dafür entscheiden. Die Erfahrung der     lern. Der Chronist Pfarrhelfer Anton
Viele Hoffnungen wurden erfüllt, aber nicht alle
Thema            3

Küchler führt im dritten Teil seiner     enorm wichtig für eine glaubwürdige
«Geschichte von Sachseln» auf, wann      Feier. Diese kirchlichen Würdenträ­
der Bischof oder sein Weihbischof        ger sind aber auch Repräsentanten
ab dem Jahr 1432 jeweils in Sachseln     für die Glaubwürdigkeit der gesamten
war. Im 15. Jahrhundert sind ganze       Kirche, um die es leider nicht immer
drei Besuche verzeichnet. Auch in den    zum Besten bestellt ist.
folgenden Jahrhunderten liegen zwi­
schen zwei Firmungen meist über          Der Heilige Geist wirkt
fünf, manchmal mehr als fünfzehn         Wie bereits erwähnt, spielt nebst ei­
Jahre. 1819 wird die Urschweiz als       nem guten Firmspender in der Vor­
Administrationsgebiet provisorisch       bereitung das Begleitteam eine grosse
dem Bischof von Chur unterstellt,        Rolle. In der Regel sind es keine Kir­
und bereits 1821 firmt erstmals ein      chenprofis, sondern engagierte Laien,
Churer Bischof in Obwalden. Der          die sich mit ihrem Glauben auseinan­
Kernser Pfarrer im Ruhestand Karl        dersetzen und versuchen, etwas da­
Imfeld veranschaulicht in seinem         von weiterzugeben. Das Zweite Vati­
Werk «Volksbräuche und Volkskultur       kanische Konzil hat die Bedeutung          Martin Kopp, ehem. Generalvikar,
in Obwalden» auch den Ablauf der         des Apostolats der Laien ausdrück­         steht bis heute für das Firmmodell
Firmung. Der Bischof besuchte Ob­        lich bekräftigt. Natürlich ist die Fir­    18+ ein, welches er bereits in seiner
walden alle fünf Jahre und firmte bei    mung kein Wundermittel, welches            früheren Pfarrei Wädenswil erfolg­
dieser Gelegenheit von der zweiten       dafür sorgt, dass die Kirchen wieder       reich umsetzen konnte. Seine Freude
bis zur sechsten Klasse. Die bischöf­    wie in den Sechzigerjahren gefüllt         an jungen Menschen zeigt sich
liche Firmreise dauerte eine ganze       sind. Eine abnehmende äussere Glau­        offensichtlich.
Woche und diente gleichzeitig als        benspraxis, welche allerdings in frühe­
Visitation in den Pfarreien (vgl. dazu   ren Zeiten oftmals mit sozialer Kon­       tik ruft man ihn seit der Abschaffung
Pfarreiblatt 2/2016). Der Besuch des     trolle verbunden war, bedeutet nicht,      der Landsgemeinde zwar nicht mehr
Bischofs war gemäss Schilderung          dass junge Menschen keinen Zugang          ausdrücklich an, und auch an Pfings­
nebst einem kirchlichen auch ein poli­   zur Spiritualität finden. Wären sie        ten denken bei uns wahrscheinlich
tisches und ein gesellschaftliches Er­   sonst bereit, in einer Lebensphase,        mehr Leute an Oldtimer als an das
eignis, das mit grosser Feierlichkeit    die an sich schon viel Neues und           zweite Kapitel der Apostelgeschichte.
begangen wurde.                          Herausforderndes mit sich bringt,          Bei der feierlichen Spendung der Fir­
                                         zahlreiche Stunden für den Firmweg         mung – nach einem Jahr der Vorbe­
Der Firmspender heute                    aufzuwenden? Jugendliche sind heute        reitung – spürt man aber deutlich die
Karl Imfeld erwähnt auch die Situa­      meist kritisch eingestellt und hinter­     Präsenz des Heiligen Geistes.
tion ab 1990, welche für das Bistum      fragen Glaubenssätze oder starre For­
zu einer permanenten Zerreissprobe       men, wenn sich für sie kein Sinn dar­                           Dominik Rohrer
wurde. Nebst dem Bischof können          aus erschliesst. Gerade dies macht
auch Äbte, Generalvikare und Pries­      die Arbeit für mich als Firmbegleiter
ter mit einer entsprechenden Voll­       jedoch interessant und herausfor­
macht gültig firmen. Beliebte Firm­      dernd. Den Diskurs mit jungen Chris­
spender in Sachseln waren in den         ten und die Reflexion des eigenen
letzten zehn Jahren Martin Kopp (bis     Glaubens erlebe ich als persönliche
März 2020 Generalvikar für die Ur­       Bereicherung. Wenn mich – manch­                                 Dominik Rohrer,
schweiz) und der Engelberger Abt         mal selbst nach Jahren – positive                                in der fünften
Christian Meyer OSB. Beide treten au­    Rückmeldungen von ehemaligen                                     Klasse gefirmt,
thentisch auf und zeigen eine grosse     Firmlingen erreichen, freut mich das                             ist in Sachseln
Offenheit bei der Begegnung mit jun­     besonders.                                                       aufgewachsen
gen Menschen im Rahmen der Firm­                                                                          und immer
vorbereitung. Ein Firmspender, der       Darum wage ich überzeugt zu be­                                  noch dort wohn­
es einerseits versteht, die Firmlinge    haupten, dass der Heilige Geist auch                             haft. Seit 2013
«abzuholen» und andererseits das         in Obwalden nach wie vor regelmäs­         begleitet er Jugendliche in Firm­
Evangelium überzeugend vorlebt, ist      sig zu Gast ist. In der kantonalen Poli­   kursen.
Viele Hoffnungen wurden erfüllt, aber nicht alle
4         Kurznachrichten

Kirche und Welt                          Papst Franziskus hat der Vatikan die      der Art der Kommunikation», fasste
                                         Weltgemeinschaft erneut zum Han­          Veronika Jehle aus der Gruppe der
                                         deln aufgerufen. Mehrere vatikani­        Pilger das Anliegen der Petition noch­
                                         sche Behörden stellten ein gemein­        mals kurz zusammen. «Wir suchen
Weltkirche                               sam verfasstes Dokument vor, das          den Dialog, doch nun zeigt sich uns
                                         Wege zu einem «ökologischen Wan­          niemand von den Verantwortlichen»,
Österreich
                                         del» aufzeigen soll. Die 227 Seiten       hielt sie fest. Anschliessend begaben
Franz Lackner neuer Präsident
                                         unter dem Titel «Auf dem Weg zur          sich die anwesenden Unterstützer hin­
der Bischofskonferenz
                                         Sorge für das gemeinsame Haus» ent­       auf zur Kirche St. Luzi beim Priester­
Der Salzburger Erzbischof ist neuer      hielten konkrete Praxisbeispiele, wie     seminar beziehungsweise der Hoch­
Präsident der Österreichischen Bi­       die Anregungen des Kirchenober­           schule zu einer Dankesfeier für Martin
schofskonferenz. Vize­Vorsitzender ist   hauptes umgesetzt werden könnten.         Kopp.
Bischof Manfred Scheuer. Erzbischof      Es gehe um die Vermeidung von
Franz Lackner (63) folgt Kardinal        Umweltverschmutzung, den Umstieg
                                                                                   Chur
Christoph Schönborn (75) nach, der       auf erneuerbare Energie, nachhaltiges
                                                                                   Nuntius zu Bischofsnachfolge
nach 22 Jahren das Amt von sich          Wirtschaften oder Bildungsprojekte.
aus altersbedingt niedergelegt hat.                                                Thomas Gullickson, Botschafter des
Lackner, Metropolit der Salzburger                                                 Papstes in der Schweiz, äussert sich in
                                         Ukraine
Kirchenprovinz, war schon in den                                                   der «Luzerner Zeitung» (18. Juni) zur
                                         Hilfswerk schickt Corona-
letzten fünf Jahren Schönborns Stell­                                              Bischofsnachfolge im Bistum Chur.
                                         Schutzausrüstung
vertreter in der Bischofskonferenz.                                                Der Nuntius spielt eine wichtige
Die Wahl erfolgte Mitte Juni in Ma­      Die Corona­Pandemie verschlimmert         Rolle im Auswahlprozedere der Kan­
riazell, wo der katholische Episkopat    laut dem katholischen Hilfswerk           didaten für die Leitung des Bistums.
seine Vollversammlung abhält.            «Kirche in Not» bereits bestehende        «Auch ich warte auf Nachricht aus
                                         Probleme in der Ukraine. Die Or­          Rom.»
                                         ganisation liefert deshalb Corona­
Türkei
                                         Schutzausrüstungen an Seelsorger in
Kompromissvorschlag zur                                                            Schweiz
                                         dem Land. Rund 2700 griechisch­
Nutzung der Hagia Sophia                                                           50 000 Personen für sofortige
                                         katholische Geistliche und etwa 1000
                                                                                   Flüchtlingsaufnahme
In der Debatte um die Nutzung der        Ordensleute erhalten entsprechen­
Hagia Sophia in Istanbul gibt es ei­     des Equipment, wie die Hilfsorgani­       In drei Petitionen fordern 50 000 Per­
nen Kompromissvorschlag. Auf Twit­       sation in München mitteilte. Die          sonen die Aufnahme von Geflüch­
ter warb der armenisch­orthodoxe         angeschafften Masken, Handschuhe          teten auf griechischen Inseln durch
Patriarch von Konstantinopel, Erz­       und Desinfektionsmittel sollen die        die Schweiz. Die Bittschreiben wur­
bischof Sahak Masalyan, dafür, die       Helfer bei ihrer karitativen Arbeit vor   den am 23. Juni dem Bundesrat über­
einstige Kirche und spätere Moschee      einer Ansteckung schützen.                reicht.
in ein Gotteshaus für Muslime und
Christen zu verwandeln. Die im
sechsten Jahrhundert erbaute Hagia
                                         Kirche Schweiz                            Basel
                                                                                   Kirche wird nach Corona-
Sophia (griechisch: Heilige Weisheit),
                                         Chur                                      Einsatz wieder geöffnet
damals die grösste Kirche der Welt,
                                         Kopp: «Unglaubliches Kommu-
wandelten die Osmanen nach der Er­                                                 Nach ihrem Krankenhausdienst muss
                                         nikationsproblem im Bistum»
oberung Konstantinopels, heute Istan­                                              die Basler Predigerkirche nicht wieder
bul, im Jahr 1453 in eine Moschee um.    Rund 80 Personen verfolgten die           geweiht werden. Ihr Einsatz für die
Unter Staatsführer Atatürk wurde sie     Übergabe der Petition «Solidarität        Kranken ist Sakrament genug, sagt
1934 zu einem Museum.                    mit Martin Kopp» im Hof des Churer        Pfarrer Michael Bangert. Während vier
                                         Bischofssitzes. Der Adressat des An­      Monaten diente die christkatholische
                                         liegens aber fehlte – Bischof Bürcher     Predigerkirche als Corona­Testzent­
Vatikan
                                         liess sich durchs Kanzleipersonal ver­    rum des Universitätsspitals Basel. Seit
Aufruf zu ökologischem Wandel
                                         treten. Dabei hatte er doch das Auf­      dem 9. März waren die Stühle in der
Fünf Jahre nach Veröffentlichung der     einander­Hören propagiert. «Wir dis­      Kirche durch medizinische Einrich­
Umweltenzyklika «Laudato si’» von        tanzieren uns vom Leitungsstil und        tungen ersetzt.
Viele Hoffnungen wurden erfüllt, aber nicht alle
Thema                5

Musik für den Gottesdienst

Abt Urban Federer: «Unter der Dusche
kann jeder singen»
Abt Urban Federer (51) ist ein sehr
musikalischer Mensch. Ein Gespräch
über die Kraft des Gesangs – und wa­
rum er Menschen in den Wald zum
Singen schickt.

Welche Musik gefällt Ihnen gar nicht?
Abt Urban Federer: Zwölftonmusik
ist jetzt nicht meine Welt. Oder wenn
Musik nur noch aus Geschrei besteht
und ich die Form nicht mehr erken­
                                                                                                           (Archivbild: df )
nen kann.

Stört es Sie, wenn jemand                 Der Klang gehört für mich in die         Hat das Experiment funktioniert?
falsch singt?                             Verkündigung. Wenn wir an Paulus         Ja. Wir können schon miteinander
Natürlich, ich bin da sehr sensibel.      denken: Die Hymnen haben etwas           singen, wir müssen das miteinander
Wenn die Orgel spielt und die Leute       mit Gott und Mensch zu tun, dem          entdecken. Das ist auch ein Beru­
singen, wie sie wollen, sehne ich mich    Mitmenschen zugewandt. Das ist für       fungsweg. In dieser Gemeinde haben
nach Mystik: Gelassenheit ist ein Prin­   mich Klang. Idealerweise klingt das      sich die Leute darauf eingelassen.
zip, das ich noch lange einüben muss.     Wort Gottes.
                                                                                   Und wenn jemand sagt:
Gregorianik steht bei Ihnen               Die Kirchenmusik hat Nachwuchs­          Ich kann einfach nicht singen?
an erster Stelle.                         sorgen. Weniger Menschen wollen          Unter der Dusche kann jeder sin­
Gregorianik ist für mich eine Medita­     sich in Chören verpflichten.             gen. Ich betone gerne die psycho­
tion des Wortes Gottes in Ton, in Mu­     Singen ist etwas, was der Westen wie­    logische Seite des Singens. Wir alle
sik. Das kann nicht nur Gregorianik.      der lernen muss. Früher haben wir        kennen Aggressionen und andere
Aber Gregorianik kann das beson­          noch viel gesungen. In meiner Kind­      heftige Gefühle. Singen kann da wun­
ders gut. Das ist für mich der Refe­      heit hat uns unsere Mutter im Auto       derbar helfen.
renzpunkt: Wie kann das Wort Gottes       damit ruhig gehalten. Heute hat man
noch mehr Eingang haben in das            andere Möglichkeiten, damit die Kin­     Zum Beispiel?
Herz des Menschen?                        der still sind. Ich finde das schade.    Ich rate den Menschen: Gehen Sie
                                                                                   in den Wald, wo Sie niemand hört,
In welchem Verhältnis stehen              Sie kennen die kirchliche Realität.      und singen oder schreien Sie. Dabei
Sprache und Musik?                        Oft müht sich der Kirchenmusiker ab      drückt sich unser Innerstes aus.
Da kommen wir zur Huhn­Ei­Frage.          – aber die Gemeinde zieht nicht mit.
Was war zuerst da: Das Wort oder der      Wir haben eine grosse Bandbreite,                  Interview: Raphael Rauch
Klang? Wir können das rationalistisch     das hängt mit der Kultur vor Ort zu­
deuten: Am Anfang war das gedachte        sammen. Ich habe neulich die Er­
Wort. Aber vielleicht war zuerst der      fahrung gemacht, dass ich in einer       Urban Federer (51) ist Abt des
Klang da? Das Wort im Christentum         Predigt ins Kirchenschiff gegangen       Benediktinerklosters Einsiedeln.
hat schon immer erklingen wollen.         bin. Ich habe zu den Leuten gesagt:      Innerhalb der Deutschschweizerischen
                                          Es nützt nichts, wenn die da vorne gut   Ordinarienkonferenz laufen bei
Wie deuten Sie den Klang                  singen. Wir müssen zusammen un­          ihm die Fäden in Sachen Kirchen­
theologisch?                              sere Stimmen entdecken.                  gesang zusammen.
Viele Hoffnungen wurden erfüllt, aber nicht alle
6       Thema

Serie: «Warum tun SIE das?» (V)

Sie bereichert das religiöse und gemein-
schaftliche Leben in St. Niklausen
Obwohl seit Jahrzehnten kein Seel­
sorger mehr vor Ort wohnt, sorgt Lis­
beth Waser­von Rotz für regelmäs­
sige Gottesdienste in der Kapelle
St. Niklausen. Sie tut dies zusammen
mit den weiteren Mitgliedern einer
Initiativgruppe.

Das Kernser Gemeindeinformations­
blatt Nr. 2/15 berichtet von den An­
fängen der Initiativgruppe:
Nach dem Wegzug des letzten St. Nik­
lauser Kaplans Ernst Ackermann be­
schloss 1997 die Kaplaneiversamm­
lung die Gründung einer Gruppe zur
Gestaltung von regelmässigen Fami­
liengottesdiensten. Sechs Pfarreian­
gehörige verschiedenen Alters stell­
ten sich zur Verfügung. Der damalige
Kernser Pfarrer Peter Bachmann be­
auftragte und befähigte die Gruppe.
Strukturen bildeten sich und die
Gruppe fand ihre eigene Identität. Bis
heute wirken darin St. Niklauser (wir
nennen sie «Samiglaiser») und Kern­
ser Leute mit.

Warum tun Sie das?
Lisbeth Waser­von Rotz wuchs in
St. Niklausen auf, besuchte dort die
Schule und hat später mit ihrem Ehe­
mann und drei Kindern dort auch
Wurzeln geschlagen. Sie arbeitet im
Gastgewerbe, geht gerne in die Berge,
                                                                                                    (Bild: Vreni von Rotz­Ettlin)
singt im Samiglaiser­Chor mit, liest
viel und hütet oft ihr Grosskind Luis.   Lisbeth Waser ist die Kapelle St. Niklausen so sehr ans Herz gewachsen, dass sie
Lisbeth ist überzeugt, dass sie einige   sich seit vielen Jahren in der bereits 23­jährigen Initiativgruppe engagiert.
schwere Schicksalsschläge im engen
Familienkreis nicht hätte tragen kön­    Feiern spüre sie eine gute Kraft, die    ist, in die Kirche zu gehen, den Glau­
nen, wäre da nicht ihr Glaube und die    innerlich stärke und die sie auch als    ben zu leben und sich dort zu en­
Verbundenheit mit den Menschen           Lohn für ihr Engagement erachte.         gagieren. Dazu gehöre für sie ebenso
in der Pfarrei. Als Lektorin und durch   Die engagierte Frau sagt von sich,       die Betreuung betagter Menschen
die ehrenamtliche Beschäftigung und      dass sie zu einer Generation gehöre,     und die Weitergabe des Glaubens an
Mitwirkung in Gottesdiensten und         in der es klar und selbstverständlich    Kinder. Die Mitgestaltung von Got­
Viele Hoffnungen wurden erfüllt, aber nicht alle
Thema           7

tesdiensten und das Mitfeiern haben
Lisbeth in der Lockdown­Zeit sehr
gefehlt. Mit Spaziergängen von Ka­
pelle zu Kapelle fand sie eine Mög­
lichkeit, ihren persönlichen Gottes­
dienst zu feiern.

Die Kapelle soll ein
Treffpunkt bleiben
«Die Samiglaiser Kapelle darf nicht
vergessen gehen», findet Lisbeth. Sie
soll nach wie vor ein Ort sein, wo Ein­
                                           (Bilder: Rita Durrer)
heimische und Pilger zum Gebet zu­
sammenkommen. «Ich bin nicht die           Mit Liebe zum Detail entstehen zu jeder Feier prächtige Dekorationen.
grosse Bastlerin, aber eine passende
Dekoration zum Thema der Feier ist         es in einem Gottesdienst zur Fas­           volle Vorbereitung ihrer Gottesdienste
mir sehr wichtig.» Gemeinsam schafft       nacht, in dem Clownin Sonja ihre            kann jeder Priester nur dankbar sein.
die Gruppe Faszinierendes (siehe Bil­      Spässe machte. Am Chilwi­Gottes­            Selbst musikalisch sorgen sie für Ab­
der). Lisbeth ist froh, dass die Kirch­    dienst nehmen auch gerne ausge­             wechslung, indem sie selbständig ver­
gemeinde ein grosszügiges Budget           wanderte Samiglaiser teil. Der Turn­        schiedene Formationen einladen, um
für Material und Musik zur Verfügung       verein lädt anschliessend zum Fest          so den Gottesdienstbesuchern eine
stellt. So kann die Initiativgruppe für    auf dem Schulhausplatz ein.                 Freude zu bereiten. Aber damit nicht
jeden Gottesdienst Musikanten be­                                                      genug: Immer wieder überrascht die
auftragen. Da sind schon Jodlerklubs       Sogar eigene Ministranten                   Gruppe zu verschiedenen Jahreszeiten
oder Handörgeler aufgetreten, oder         Zudem bildet die Initiativgruppe ei­        mit kreativen Ideen, wie etwa einem
es ertönten Harfenklänge. Selbstver­       gene Samiglaiser Ministranten aus           Lichterweg oder einer besinnlichen
ständlich ist der Samiglaiserchor eben­    und nimmt diese in einem Aufnah­            Botschaft, die während des Advents
falls hie und da im Einsatz.               megottesdienst in die kleine Schar          auf geheimnisvollen Wegen verschie­
                                           auf. Als Ergänzung zu den Gottes­           dene Briefkästen erreicht. Als Pfarrei­
Talente sind gefragt                       diensten organisiert die Gruppe eine        leiterin schätze ich das Wirken unse­
Die Pfarreileiterin Marianne Waltert       Adventsaktion, den Kreuzweg am              rer Initiativgruppe St. Niklausen sehr
oder die zuständigen Priester erhal­       Karfreitag oder den Dankgottesdienst        und bin dankbar dafür. Es ist ein nicht
ten für die Eucharistiefeiern oder Wort­   der Samiglaiser und Melchtaler Kin­         selbstverständlicher, grosser Dienst an
gottesdienste von der Initiativgruppe      der nach der Erstkommunion. Zur             der Pfarrei und an den Menschen vor
einen perfekten Ablauf mit Schrifttext­    Tradition gehört ebenso ein Spazier­        Ort.»
angaben, Liedern, Geschichten oder         gang zur Mösli­Kapelle am Pfingst­
Aktionen und passende Dekoratio­           sonntagabend mit Besinnung und              Auch in Zukunft
nen. Lisbeth meint: «Jedes Gruppen­        anschliessendem Kaffee­Kränzli.             Lisbeth wünscht sich, dass die Sami­
mitglied hat je nach Talent seine                                                      glaiser Familien und junge und ältere
Spezialaufgabe: Philipp Röthlin ist der    Ein erstklassiges                           Pfarreiangehörige in grosser Zahl zum
Handwerker. Hermi Zimmermann               Arbeitszeugnis                              Gottesdienst kommen und sich von
wirkt als Bibelkenner. Sonja De Mul,       Gemeindeleiterin Marianne Waltert           den herzlichen und besinnlichen Wor­
Nadja von Rotz und Regi Barmettler         weiss all dies sehr zu schätzen und         ten und Zeichen der Initiativgruppe
teilen sich die schriftlichen Arbeiten     beschreibt die Gruppe und ihre wert­        und der Seelsorger begeistern lassen.
auf. Fränzi Ettlin und ich suchen the­     vollen Tätigkeiten wie folgt:               Diesem Wunsch schliessen wir uns
mengerechte Unterlagen.» Lisbeth ist       «Die Initiativgruppe St. Niklausen trägt    gerne an und danken Lisbeth herzlich
auch Koordinatorin und Ansprech­           ihren Namen mit gutem Recht. Mit            für das interessante Gespräch.
partnerin für die Seelsorger. Gemein­      viel Engagement gestalten und prägen
sam wählen sie Themen aus und              diese Personen das kirchliche Leben in                       Vreni von Rotz­Ettlin
nehmen sich viel Zeit für die Verwirk­     St. Niklausen. Über die Kompetenz und
lichung und Durchführung. Manch­           Fantasie, mit der sie das tun, staune ich
mal helfen Kinder mit. Lustig wurde        immer wieder. Für die tolle und liebe­
Viele Hoffnungen wurden erfüllt, aber nicht alle
AZA 6064 Kerns
                                                          Post CH AG

                                                          Abonnemente und Adress­
                                                          änderungen: Administration
                                                          Pfarreiblatt Obwalden,
                                                          Unterbalmstr. 8, 6064 Kerns,
                                                          Tel. 079 575 10 12
                                                          tamaramay@gmx.ch

52. Jahrgang. Erscheint vierzehntäglich. – Redaktion Pfarreiseiten: Für die Pfarreiseiten sind ausschliesslich die Pfarrämter zuständig. –
Redaktion Mantelteil: Donato Fisch, Judith Wallimann, Monika Küchler, Vreni von Rotz. Adresse: Redaktion Pfarreiblatt Obwalden,
Pilatusstrasse 3, 6072 Sachseln, E­Mail pfarreiblatt@ow.kath.ch – Druck/Versand: Brunner Medien AG, 6011 Kriens, www.bag.ch
Redaktionsschluss Ausgabe 13/20 (12. Juli bis 1. August): Montag, 29. Juni.

Einladung zu den Alpmessen                     der Alp Iwi in Giswil geplant: An den          Im Sommerlager sind
                                               Sonntagen 5., 12., 19., 26. Juli, am
Zahlreiche Alpen in Obwalden                                                                  4.–11. Juli, Sarnen Piolager Zelt
                                               2. und 9. sowie am 15. August jeweils
bieten in den Sommermonaten                                                                   unterwegs im Kanton Bern.
                                               um 11.30 Uhr.
Gottesdienste an. Die Angaben dazu                                                            6.–18. Juli, Pfadi Sarnen: Zeltlager
sind in der Regel auf den entspre­                                                            in Kloten.
chenden Pfarreiseiten zu finden.               Von Kloster zu Kloster                         6.–19. Juli, Jungwacht Alpnach:
Die Durchführung richtet sich nach                                                            Zeltlager auf dem Steinhuserberg LU.
                                               Organisiert vom Verein «Obwaldner
den geltenden Corona-Vorschriften.                                                            11.–18. Juli, Wölfli Sarnen:
                                               Wanderwege» geht es am 11. Juli von
Auskunft geben die Pfarrämter.                                                                Hauslager in Kloten.
                                               Kloster zu Kloster. Bei dieser Ver­
Zusätzlich angemeldet für das                                                                 12.–18. Juli, Pfarreilager Kägiswil.
                                               anstaltung im Rahmen des 900­Jahr­
Pfarreiblatt wurden:                                                                          Hauslager in Rueun GR.
                                               Jubiläums des Klosters Engelberg
                                                                                              20. Juli – 1. August, Blauring Alpnach:
                                               handelt es sich um eine geführte
                                                                                              Zeltlager auf dem Steinhuserberg LU.
                                               Wanderung vom Melchtal über den
                                               Storeggpass zum Kloster Engelberg.
                                                                                               Ergänzung zum Artikel «Strand-
                                               Zusätzliche Informationen sind in der
                                                                                               bad im katholischen Dorf»
                                               Tagespresse oder unter www.kloster­
                                               engelberg.ch zu finden.                         Ein Brief aus der Leserschaft zum Leitarti­
                                                                                               kel in der PfOW­Ausgabe 11/2020 bringt
                                                                                               Licht in die Initialen J. M. Es könnte sich
                                               Vernissage im Museum
                                                                                               beim Verfasser des Artikels vom 29. Feb­
                                               Bruder Klaus
                                                                                               ruar 1936 um Dr. theol. Josef Meier aus
                                               Das Museum Bruder Klaus in Sach­                Luzern handeln, der damals Redaktor der
                                               seln lädt am 28. Juni um 11 Uhr im              Zeitschrift «Jungmannschaft» und «Füh­
Älggialp: An den Sonntagen 28. Juni,           Garten zur Vernissage mit Eröffnung             rung» war und 1937 zum Generalsekretär
5., 12., 19. Juli, 9. August und am            der Sonderausstellung «Weltenma­                des Schweiz. Kath. Jungmannschaftsver­
Samstag, 15. August finden jeweils             chen – von Miniatur bis Monumen­                bandes und später des Schweiz. Kath.
um 11.15 Uhr Alpgottesdienste in der           tal» ein. Dabei geht es um Werke                Volksvereins wurde. Bekannt war offen­
Älggikapelle statt.                            von zwölf zeitgenössischen Kunst­               bar auch seine Haltung dem Glauben und
                                               schaffenden aus der Schweiz und                 der Moral gegenüber, die er «durch alle
Alp Iwi: Ebenso sind während der               Israel, die «Landschaften des Geis­             Böden» verteidigte.                    Red.
Sommerferienzeit Gottesdienste auf             tes» zeigen.
Viele Hoffnungen wurden erfüllt, aber nicht alle Viele Hoffnungen wurden erfüllt, aber nicht alle
Sie können auch lesen