Vision und Strategie 2050 - Für die räumliche Entwicklung von Lichtensteig als Bestandteil der kommunalen Richtplanung 2021 - Gemeinde Lichtensteig

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Vision und Strategie 2050 - Für die räumliche Entwicklung von Lichtensteig als Bestandteil der kommunalen Richtplanung 2021 - Gemeinde Lichtensteig
Mini.
                                             Stadt

Vision und Strategie 2050
Für die räumliche Entwicklung von Lichtensteig
als Bestandteil der kommunalen Richtplanung 2021

Mathias Müller
Stadtpräsident

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Vision und Strategie 2050 - Für die räumliche Entwicklung von Lichtensteig als Bestandteil der kommunalen Richtplanung 2021 - Gemeinde Lichtensteig
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Vision und Strategie 2050 - Für die räumliche Entwicklung von Lichtensteig als Bestandteil der kommunalen Richtplanung 2021 - Gemeinde Lichtensteig
Vision und Strategie 2050

Für die räumliche Entwicklung von Lichtensteig
als Bestandteil der kommunalen Richtplanung 2021

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Vision und Strategie 2050 - Für die räumliche Entwicklung von Lichtensteig als Bestandteil der kommunalen Richtplanung 2021 - Gemeinde Lichtensteig
Inhalt
04   Übersichtskarte
06   Ausgangslage und Ziele
08   Strategische Leitsätze und ihre Handlungsfelder
10   Räumliche Vision 2050

12   Leitsatz 1: Lichtensteig ist Mini.Stadt im Toggenburg
16   Leitsatz 2: Die Landschaft ist erlebbarer Teil des Ortsbilds
20   Leitsatz 3: Die Altstadt bleibt das Herz von Lichtensteig
22   Leitsatz 4: Die Strassen sind die Lebensadern
28   Leitsatz 5: Die Quartiere sind attraktiv und charakterstark
36   Leitsatz 6: Mini.Stadt steht für Teilhabe und gute Baukultur

38   Einordnung
39   Strategiekarte
40   Grundlagen
41   Impressum

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Vision und Strategie 2050 - Für die räumliche Entwicklung von Lichtensteig als Bestandteil der kommunalen Richtplanung 2021 - Gemeinde Lichtensteig
Mit der Strategie ‹Mini.Stadt Lichtensteig› hat
der Gemeinderat 2017 vorgezeichnet, wie
sich Lichtensteig entwickeln soll. Diese Vorgaben
sind richtungsweisend für die räumliche Ent-
wicklung der Gemeinde.
Wie viel Raum soll künftig für welche Nutzung
wo zur Verfügung stehen? Wie lässt sich die
gewünschte Innenentwicklung erreichen?
Wie lässt sich die Lebensqualität halten und
steigern? Wie können die Nachhaltigskeitsziele
räumlich umgesetzt werden? Und wie soll
sich die Gemeinde weiterentwickeln, um für
künftige Generationen lebenswert zu sein?
Die ‹Vision und Strategie 2050› gibt Antworten
auf diese Fragen. Sie wurde im Rahmen eines
breit angelegten Mitwirkungsprozesses erarbei-
tet, von einer Begleitgruppe unterstützt und vom
Gemeinderat politisch und strategisch geführt.

Der Gemeinderat von Lichtensteig
Januar 2021

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Vision und Strategie 2050 - Für die räumliche Entwicklung von Lichtensteig als Bestandteil der kommunalen Richtplanung 2021 - Gemeinde Lichtensteig
Übersichtskarte

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 Bütschwil-Ganterschwil

Legende     Gemeindegrenze    Parzellen      Gebäudebestand
                                             nach Kataster
            Siedlungsgrenze   in Planung

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Wattwil

                                 Wattwil

Wattwil

          Planbasis: Stand der amtlichen Vermessung 2018/19   0   50   100        200 m

                                                                                          5
Vision und Strategie 2050 - Für die räumliche Entwicklung von Lichtensteig als Bestandteil der kommunalen Richtplanung 2021 - Gemeinde Lichtensteig
Ausgangslage und Ziele

2014 ist das von der Schweizer Bevölkerung ange-             Dafür müssen Kapazitäten und Ressourcen aufgebaut
nommene revidierte Raumplanungsgesetz in Kraft               werden. Dies beinhaltet die Ausrichtung der Ver- und
getreten. Es zielt darauf ab, die Ausdehnung der             Entsorgung auf das Schliessen von Stoffkreisläufen,
Siedlungsflächen zu verlangsamen und die Entwick-            die Förderung des öffentlichen Verkehrs, die Verbesse-
lung nach innen zu lenken. Unter anderem ist darin           rung des Velo- und Fussverkehrsnetzes, die regionale
vorgesehen, dass überdimensionierte Bauzonen                 Produktion von Lebensmitteln, Konsumgütern und
verkleinert werden müssen: Nur der Landbedarf für            Dienstleistungen zur Förderung der lokalen Wertschöp-
die jeweils kommenden 15 Jahre darf für das Bauen            fung oder beispielsweise die Förderung der lokalen
auf der grünen Wiese reserviert werden. Gemäss               Erzeugung erneuerbarer Energie. Der langfristigen
dem 2017 revidierten Richtplan des Kantons St. Gallen        räumlichen Qualität wird dabei ein höherer Stellenwert
verfügt auch die Stadt Lichtensteig über zu grosse Bau-      beigemessen als kurzfristigen ökonomischen Entschei-
zonen, die reduziert werden müssen. Um eine mass-            den. Angestrebt wird eine dichte und um die Halte-
volle Entwicklung zu ermöglichen, muss diese in              stellen des öffentlichen Verkehrs gut erschlossene Stadt
Zukunft also vermehrt nach innen gelenkt werden.             mit hoher Lebensqualität. Der Wohn- und Wirtschafts-
Diese neue übergeordnete Gesetzgebung ermöglicht             standort soll sich weiterentwickeln können. Eine
und fordert eine aktivere Rolle der Stadt bei der Innen-     angemessene Versorgung mit naturnahen Frei- und
entwicklung. Deshalb hat sich der Gemeinderat von            Erholungsräumen wird sichergestellt. Priorität haben
Lichtensteig dazu entschieden, die räumliche Entwick-        der öffentliche Verkehr, der Velo- und der Fussverkehr.
lung zusammen mit der Bevölkerung aktiv zu gestalten.
                                                             Qualitätsvolle Innenentwicklung. Lichtensteig
Herausforderungen. Lichtensteig verfügt über eine            wächst innerhalb des bestehenden Siedlungsgebiets.
umfangreiche öffenliche Infrastruktur, die deutlich          Durch die Entwicklung von attraktiven, durchmischten
besser ausgelastet werden könnte. Doch die Bevölke-          und verdichteten Quartieren soll der Flächenkonsum
rungszahl stagniert seit Jahren. Mit rückläufigen öffent-    für Wohnen, Arbeiten und Infrastruktur verringert
lichen Einnahmen, steigenden Ausgaben, dem Stand–            werden. Dazu werden Entwicklungsreserven innerhalb
ortwettbewerb mit den Nachbargemeinden und der               des Bestands mobilisiert, Baulücken gefüllt, besteh-
demografischen Überalterung haben sich in den                ende Gebäude erweitert oder ersetzt und ehemalige
letzten Jahren eine ganze Reihe von Herausforderungen        Industrieflächen zu Wohn- und Gewerbegebieten
entwickelt, denen es in Zukunft zu begegnen gilt.            umgenutzt. An ausgewählten, gut mit dem öffentlichen
Darüber hinaus prägen eine überdurchschnittlich hohe         Verkehr erschlossenen Entwicklungsschwerpunkten
Leerstandsquote, eine geringe Neubautätigkeit, relativ       beteiligt sich die Stadt aktiv daran, Projekte zu ini-
zur Region eher hohe Miet- und Kaufpreise sowie ein          tiieren, die auch einen Mehrwert für die gesamte Be-
hoher Erneuerungs- und damit auch Investitionsbedarf         völkerung schaffen.
den lokalen Immobilienmarkt. Ohne den Zuzug von
jungen Menschen kann die heutige Infrastruktur nicht         Verbesserung Velo- und Fussverkehr sowie öffent-
aufrechterhalten werden. Teil der 2017 eingeführten          licher Verkehr. Die Siedlungsstruktur hat einen
Strategie ‹Mini.Stadt Lichtensteig› ist es deshalb, die      massgeblichen Einfluss auf den Energieverbrauch
Stadt mittelfristig so attraktiv zu positionieren, dass      und die Treibhausgasemissionen. Sie beeinflusst zum
weniger Einwohner*innen wegziehen und neue begrüsst          Beispiel die Distanzen, die täglich für den Weg zur
werden können. Diese benötigen zusätzlichen Wohn-            Arbeit, zum Einkaufen oder zur Freizeitgestaltung
raum und Arbeitsplätze. Bisher erfolgte das Wachstum         zurückgelegt werden. Nicht nur in Lichtensteig selbst,
in Lichtensteig vor allem «auf der grünen Wiese».            sondern auch in die Region. Ziel ist eine Stadt der
Doch das ist in Zukunft nicht mehr möglich. Es gilt also,    kurzen Wege mit hoher sozialer und funktionaler
innerhalb des bestehenden Siedlungsgebiets zu                Durchmischung. Der motorisierte Mobilitätsbedarf soll
verdichten und dabei die bestehenden Qualitäten zu           möglichst reduziert werden. Die mit einer positiven
erhalten, um Lichtensteig in Zukunft attraktiver für         Bevölkerungsentwicklung zusammenhängende zusätz-
heutige und zukünftige Einwohner*innen zu machen.            liche Verkehrsnachfrage soll über ein verbessertes
                                                             Angebot an öffentlichem Verkehr und Fuss- und
Übergeordnete Ziele. Abgeleitet aus der Strategie            Veloverkehr gedeckt werden. Eine weitere Raumbe-
‹Mini.Stadt Lichtensteig› verstehen sich die folgenden       anspruchung für grössere neue Verkehrsinfrastrukturen
Ziele als übergeordnete Rahmenvorgaben für die               ist nicht vorgesehen.
räumliche Entwicklung.
                                                             Aufwertung der öffentlichen Räume. Lichtensteig
Gesamtheitliche Nachhaltigkeit. Für die weitere              bietet allen Einwohner*innen hohe Lebensqualität.
Entwicklung setzt Lichtensteig auf nachhaltige Qualität      Bestehende Stärken sollen erhalten und neue Impulse
vor Quantität. Es wird ein gesamtheitlicher, «enkel-         gesetzt werden. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf
tauglicher» Nachhaltigkeitsansatz verfolgt. Erneuerbare      dem öffentlichen Raum und der Bereitstellung einer
lokale Ressourcen sollen aktiviert und genutzt werden,       nachhaltigen Infrastruktur. So kann langfristig die Attrak-
in materieller, institutioneller und personeller Hinsicht.   tivität und Qualität sichergestellt werden. Dazu gehören

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Vision und Strategie 2050 - Für die räumliche Entwicklung von Lichtensteig als Bestandteil der kommunalen Richtplanung 2021 - Gemeinde Lichtensteig
Konstanz
                                                                                                                        München
                            Schaffhausen

                                                Frauenfeld

                                                               Wil
                                                                                                                       Bregenz
                                               Winterthur
                                                                               Gossau
        Bern / Basel
                                                                                              St. Gallen

                                   Zürich                                           Herisau
                                                             Lichtensteig
                                                                                          Appenzell
                                            Rapperswil-              Wattwil
                                               Jona
                                                             Uznach                                               Innsbruck

                                                                                                       Buchs
                                                                                        Wildhaus

                 Zug / Luzern
                                    Arth-Goldau
                                                               Glarus

                                                                                                           Chur

Die am schnellsten erreichbaren Zentren von Lichtensteig sind Wattwil (6/8 Minuten), Wil SG (20/26 Minuten) und
St. Gallen (40/31 Minuten), jeweils mit dem motorisierten Individualverkehr bzw. öffentlichen Verkehr gerechnet.

auch die Freiflächen im und um das Siedlungsgebiet.              2000-Watt-Stadt. Lichtensteig will im Rahmen der
Sie sollen in ihrem Bestand gesichert, ökologisch aufge-         Initiative ‹Energieautarkes Toggenburg 2034› energie-
wertet und für die Naherholung erschlossen werden.               autark und bis 2059 zur 2000-Watt-Stadt werden.
Eine hochwertige Freiraumgestaltung und Durch-                   Erste Impulse dazu sind gesetzt, aber es gibt noch viel
grünung dient als Ergänzung zur baulichen Verdichtung.           zu tun. Mit planerischen Vorgaben soll in Zukunft eine
                                                                 2000-Watt-konforme Siedlungsgestaltung gefördert
Schaffung von Nährböden durch Freiräume. Lichten-                werden. Deshalb geht die Stadt mit gutem Beispiel
steig entwickelt sich zu einem inspirierenden, regional          voran. Sie erstellt, bewirtschaftet und unterhält ihre
und national gut vernetzten Nährboden für innovative             eigenen Liegenschaften nach 2000-Watt-Kriterien,
Einwohner*innen und Firmen. Dazu braucht es genü-                berät Bauherrschaften und bringt die Anforderungen in
gend geeigneten und vor allem günstig verfügbaren                Planungsverfahren ein.
Raum. Umnutzungen bestehender Gebäude, wie bei-
spielsweise FeinElast, Blockfabrik und Rathaus für Kultur,       Grünstadt. Seit 2016 zeichnet Grünstadt Schweiz Wohn-
und insbesondere ungenutzte Erdgeschosse eignen                  orte aus, die sich ganz besonders für die Gestaltung
sich hierfür ideal. Es wird Wert darauf gelegt, möglichst        und Pflege ihres Grüns einsetzen. Lichtensteig macht
integrierte Arbeits-, Dienstleistungs- und Wohangebote           sich stark für naturnahe Grünräume und strebt die Zerti-
zu schaffen.                                                     fizierung für das Label Grünstadt an.

Aktive Bodenpolitik. Eine aktive Bodenpolitik ist ein            Ausblick. Die vorliegende ‹Vision und Strategie 2050›
effektives, kurz- und langfristig wirksames Instrument           zeigt konkret auf, wie sich diese Ziele in den kommenden
der räumlichen Stadtentwicklung. Sie ermöglicht die              Jahren strategisch umsetzen lassen. Sie dient als Weg-
Förderung von günstigem Wohnraum und sichert                     weiser und wichtiges Arbeitsinstrument für die künftige
Raum für die soziale und technische Infrastruktur sowie          Planung in Lichtensteig. Sie ist Teil des kommunalen
wertschöpfungsschwache Nutzungen. Auch die Frei-                 Richtplans und gibt starke Signale für die Revision des
raumversorgung wird über eine aktive Bodenpolitik                Baureglements und der Zonenordnung. Auf dieser Basis
optimiert. Mit einer aktiven Bodenpolitik werden ausser-         wird der Gemeinderat zukunftsweisende Beschlüsse
dem einzelne Projekte von besonderer Wichtigkeit                 fassen und damit vorgeben, wie sich die Stadt in den
gezielt gefördert (Kultureinrichtungen, bedeutende               nächsten Jahren weiterentwickeln soll.
öffentliche Räume, «Leuchtturmprojekte»).

                                                                                                                                  7
Vision und Strategie 2050 - Für die räumliche Entwicklung von Lichtensteig als Bestandteil der kommunalen Richtplanung 2021 - Gemeinde Lichtensteig
Strategische Leitsätze …

Die ‹Vision und Strategie 2050› definiert sechs räumlichen Leitsätze.
Die Leitsätze basieren auf bestehenden Qualitäten und Potenzialen
und sichern die räumliche Qualität in Bezug auf Nutzung, bauliche Dichte,
öffentliche Räume und das Ortsbild.

1                                             2                                       3
    Lichtensteig ist                          Die Landschaft                          Die Altstadt
    Mini.Stadt                                ist erlebbarer Teil                     bleibt das Herz
    im Toggenburg                             des Ortsbilds                           von Lichtensteig

    Die Weltoffenheit und Pluralität von      Durch Schutz, Erhalt und Aufwertung     Die Revitalisierung der Altstadt wird
    Lichtensteig wird gepflegt, auch um       der umgebenden Grünräume ist die        fortgesetzt. Ein aktives Management
    die Stadt für neue Einwohner*innen        Landschaft für alle erreichbar und      publikumsorientierter Nutzungen
    attraktiv zu machen. Das zeichnet die     erlebbar. Sie wird Hand in Hand mit     sorgt dafür, dass die Altstadt weiter-
    Urbanität der Stadt aus.                  dem Siedlungsgebiet weiterentwickelt.   hin ein wichtiger Treffpunkt bleibt.
                                      12                                       16                                     20

4                                             5                                       6
    Die Strassen sind                         Die Quartiere                           Mini.Stadt steht
    die Lebensadern                           sind attraktiv und                      für Teilhabe und
                                              charakterstark                          gute Baukultur

    Die Strassen entwickeln sich zu attrak-   Die Quartiere fügen sich gut in die     Freiwilliges Engagement gehört in
    tiven öffentlichen Freiräumen mit         Landschaft ein, bieten eine hohe        Lichtensteig zum guten Ton und das
    hoher räumlicher Qualität und opti-       Lebensqualität, sind für den Langsam-   soll auch so bleiben. Für die räumliche
    malen Bedingungen insbesondere für        verkehr gut vernetzt und werden         Qualitätssicherung braucht es griffige
    den Langsamverkehr.                       entlang der Hauptstrasse verdichtet.    und verbindliche Instrumente.
                                      22                                     28                                       36

8
8
… und ihre Handlungsfelder

Als Leitschnur für die räumliche Entwicklung wurden         tümer*innen und einem gesellschaftlichem Mehrwert.
sechs strategische Leitsätze formuliert. Sie basieren auf   Wenn durch geeignete Planungsverfahren die stad-
bestehenden Qualitäten und Potenzialen und sollen           träumliche und architektonische Qualität gewährleistet
in Bezug auf die Nutzung, die bauliche Dichte, die          wird, dann werden diese ‹Hotspots› der Entwicklung
öffentlichen Räume und das Ortsbild die räumliche           auch zu einer Bereicherung für das Ortsbild von
Qualität sichern und stärken. Die einzelnen strategischen   Lichtensteig und tragen zur zukünftigen stadträum-
räumlichen Leitsätze (siehe Seiten 12 — 37) sollten nicht   lichen Qualität bei. Dafür sollen besondere Planungs-
isoliert betrachtet werden. Sie weisen Synergien auf        instrumente zur Anwendung kommen. Hier bietet
und wirken gemeinsam. Zusammengefasst ergeben               die Gemeinde ihre koordinierende Hand und vertritt
sich aus ihnen folgende Handlungsfelder.                    die Interessen der Öffentlichkeit, indem sie weiterhin
                                                            partizipativ entwickelt.
Erhaltenswerte Baustrukturen und schützenswerte
Bauten sind Vorbilder. Auch ausserhalb der Altstadt         Verankerung einer qualitätsvollen Baukultur ist
verfügt Lichtensteig über erhaltenswerte Baustrukturen,     Voraussetzung für ein attraktives Ortsbild. Die Durch-
die das Stadtbild wesentlich prägen und einen hohen         setzung qualitätssichernder Massnahmen und Planungs-
Wiedererkennungseffekt haben. Dabei handelt es              instrumente wird massgeblich darüber entscheiden,
sich beispielsweise um den ursprünglichen Kern von          ob die zukünftige räumliche Entwicklung effektiv zu
Loreto, die Solitärgebäude mit ihren Gärten entlang         einer Verbesserung des Ortsbilds und der Lebensqualität
der Hauptstrasse in Hof oder die Häuserzeilen in der        führt. Die Gemeinde als Vertreterin des langfristigen
Vorstadt Ost. Diese Ensembles verleihen den jewei-          öffentlichen Interesses setzt sich deshalb auf allen
ligen Quartieren ein Gesicht. Sie sollen bewahrt werden     Ebenen proaktiv für qualitativ hochstehende Architek-
und als Vorbilder für die weitere Innenverdichtung          tur und Freiraumgestaltung ein. Dies gilt insbesondere
herangezogen werden.                                        für die Hauptstrasse, den Stadtpark an der Thur sowie
                                                            die Entwicklungsschwerpunkte.
Ortsdurchfahrten als zentrale öffentliche Räume
gewinnen dank hoher Aufenthaltsqualität. Die auf-           Nachhaltigkeitskonzept als Generationenvertrag.
grund des hohen Verkehrsaufkommens in der Ver-              Auch zukünftige Lichtensteiger*innen sollen von den
gangenheit unattraktiven Ortsdurchfahrtsstrassen sind       vorhandenen Ressourcen profitieren können. Um zu
aus stadträumlicher Sicht eine noch fast unerschlossene     gewährleisten, dass die angestrebte räumliche Ent-
Ressource von Lichtensteig. Sie haben das Potenzial,        wicklung effektiv nachhaltig ist, erarbeitet die Stadt ein
in Zukunft zu vitalen Lebensadern der Stadt zu werden.      gesamtheitliches Nachhaltigkeitskonzept, das Leit-
Damit die Aufenthaltsqualität verbessert und die            planken setzt, Synergien schafft und die öffentlichen
Attraktivität für Fussgänger*innen und Velofahrer*innen     und privaten Aufgaben, Rechte und Pflichten regelt.
entlang der Strassen gesteigert werden kann, braucht
es eine Neugestaltung dieser Strassenräume. Eine            Bahnhofsquartier als Tor zu Lichtensteig. Langfristig
grosse Investition, die sich langfristig aber auszahlen     soll das Bahnhofsquartier zu einem selbstverständlichen
wird, weil Lichtensteig dadurch auch ausserhalb der         Teil von Lichtensteig werden, unter anderem, weil es
Altstadt eine Visitenkarte erhält.                          den Anschluss an den nationalen öffentlichen Verkehr
                                                            gewährleistet. Der Gemeinderat klärt deshalb mit der
Stadtpark an der Thur ist ein Gemeinschaftsprojekt          Nachbargemeinde Wattwil, wie das Quartier in die
Der Landschaftsraum an der Thur und zwischen den            Ortsplanung beider Gemeinden angemessen integriert
Quartieren wird in Zukunft noch attraktiver und erhält      werden kann.
dadurch sowohl im Alltag der Lichtensteiger*innen als
auch für Besucher*innen eine wichtige Rolle. Damit dies     Überkommunale Zusammenarbeit garantiert lang-
gelingt, braucht es den guten Willen aller Beteiligten.     fristig die Lebensqualität. Die Zusammenarbeit mit
Die Eigentümer*innen stellen Ihr Know-How und die           den Nachbargemeinden spielt bei der Realisierung
Nutzungsrechte zur Verfügung, die Gemeinde über-            verschiedener Projekte und Vorhaben eine wesentliche
nimmt die Koordination, die Planung und die Kommu-          Rolle. Ob beim Stadtpark an der Thur, dem Bahnhofs-
nikation mit den Nachbargemeinden und dem Kanton.           quartier oder der Gewährleistung des öffentlichen
                                                            Nahverkehrs: Sowohl im Siedlungsgebiet als auch in
Räumliche Entwicklungsschwerpunkte sind Qualitäts-          der Landschaft hört die Stadtentwicklung nicht an der
garanten und Nährboden. Die Entwicklungsschwer-             Gemeindegrenze auf.
punkte verfügen über erhebliches Potenzial für eine
bauliche und nutzungsmässige Neustrukturierung,
Aufwertung und Verdichtung. Sie bieten die Möglich-
keit für bauliche Veränderungen in grösserem Umfang          Die Strategiekarte visualisiert das Zusammenspiel der
und ermöglichen eine gute Balance zwischen wirt-              Leitsätze und der aus ihnen abgeleiteten Handlungs-
schaftlichem Zugewinn für die betreffenden Eigen-             felder (siehe Seite 39).

                                                                                                                      9
Räumliche Vision 2050

 Entwicklungsschwerpunkte    Ortseingang Nord       Hauptstrasse Loreto

 Quartiere                                Platten                         Loreto

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Brauerei Burth                Vorstadt Ost          Bahnhofsquartier

            Hof und Stadtau              Altstadt

                                                                       11
1
 Lichtensteig ist
 Mini.Stadt
 im Toggenburg

 Die Weltoffenheit und Pluralität von
 Lichtensteig wird gepflegt, auch um
 dieStadt für neue Einwohner*innen
 attraktiv zu machen. Das zeichnet die
 Urbanität der Stadt aus.

12
12
Seit dem frühen 15. Jahrhundert hat Lichtensteig das         der Region in den vielen günstig verfügbaren Raum-
Stadtrecht. Aus dieser Zeit stammen auch die ältesten        angeboten die Freiräume und das Potenzial zur Ver-
noch erhaltenen Gebäude in der mittelalterlichen             wirklichung ihrer Lebensträume. Im ansonsten eher kon-
Altstadt. Das Selbstverständnis als (Klein-)Stadt im         servativ geprägten Toggenburg entwickelte sich das
mittleren Toggenburg prägt das Leben in Lichtensteig.        Städtchen Lichtensteig zum Zufluchtsort für einige
Dabei geht es nicht um die Siedlungsform, sondern            Alternative und Freigeister. Dies prägte die Stadt in der
zuallererst um die Menschen. Die Lichtensteiger*innen        Folge nachhaltig. So entstanden beispielsweise das
haben einen urbanen Lebensstil. Sie sind aufgeschlossen      Chössi-Theater oder die Jazztage Lichtensteig. Seither
für Neues, innovativ, gut vernetzt und weltoffen. Gleich-    sind viele Aktivitäten im kulturellen und kreativen
zeitig geniessen sie das ländliche Umfeld, die Natur,        Bereich hinzugekommen und machen Lichtensteig
die Übersichtlichkeit und ihre hohe Identifikation mit       durch das Engagement vieler Freiwilliger sowohl für
dem Ort. Die 2017 beschlossene Strategie ‹Mini.Stadt         Einwohner*innen als auch Besucher*innen attraktiv. Die
Lichtensteig› legt dieses Selbstverständnis der zukünf-      Urbanität von Lichtensteig ist auch ein Resultat dieser
tigen räumlichen Entwicklung zugrunde.                       kulturellen Aktivitäten. Deshalb soll die Weltoffenheit
                                                             und Pluralität von Lichtensteig gepflegt werden, nicht
Mittelzentrum des Toggenburgs. Die Stadt Lichten-            zuletzt, um die Stadt auch für neue Einwohner*innen
steig befindet sich an ‹zentraler› Lage im Dreieck von       attraktiv zu machen.
St. Gallen, Wil und Rapperswil-Jona. Zusammen mit
Wattwil bildet sie das Mittelzentrum des Toggenburgs:        Wachstum und Diversität für Bestehendes und
Dieses bietet ein hohes Mass an Urbanität im ländlichen      Neues fördern. Weil der demografische Wandel zur
Raum. Es verfügt über regionale und überregionale            stetigen Alterung der ansässigen Bevölkerung führt,
Versorgungseinrichtungen und ist der Verkehrsknoten-         soll in Zukunft das Angebot an altersgerechten
punkt zu den benachbarten Regionen Wil, St.Gallen,           Wohnmöglichkeiten ausgebaut werden, damit ältere
Appenzellerland, ZürichseeLinth und Rheintal (vgl.           Menschen nicht mehr wegen fehlender Wohnmöglich-
Raumkonzept Toggenburg, 2013). Lichtensteig soll in          keiten aus Lichtensteig wegziehen müssen (z. B. alters-
den nächsten Jahren eigenständig bleiben, sich               gerechte Eigentums- und Mietwohnungen). Auch für
regional aber stark einbinden.                               junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren sollen
                                                             genügend preisgünstige und attraktive Wohnangebote
Regionaler Dialog und Zusammenarbeit. Viele öffent-          zur Verfügung stehen, damit sie in der Stadt bleiben
liche Aufgaben werden im Toggenburg gemeinsam                und die vorhandene Infrastruktur besser ausgenutzt
gelöst. So arbeitet die Stadt Lichtensteig beispielsweise    werden kann. Urbanität lebt auch von der Diversität der
in den Sozialwerken, bei der Feuerwehr, der Wasser-          Akteure. Eine Analyse der Nachfragersegemente hat
versorgung oder der Buslinie eng mit ihren Nachbar-          ergeben, dass die Bevölkerungsstruktur von Lichten-
gemeinden zusammen. Diese regionale Zusammen-                steig weit weniger divers ist, als sie es sein könnte.
arbeit soll in Zukunft noch verstärkt werden. Insbesondere   Einwohner*innen, die dem ‹Klassischen Mittelstand›
die gemeinsame Diskussion und Abstimmung der                 oder den ‹Ländlich Traditionellen› zugeordnet werden
Wohnraumentwicklung, die Koordination flächen-               können, sind in Lichtensteig im Vergleich zum schwei-
intensiver Arbeitsstandorte und die Sicherung und            zerischen Durchschnitt überproportional stark ver-
Gestaltung grösserer zusammenhängender Landschafts-          treten. Doch nur wenige Einwohner*innen können
räume sollen dabei im Vordergrund stehen. So können          beispielsweise den ‹improvisierten› oder ‹etablierten
Nachteile der Kleinheit aufgefangen werden.                  Alternativen› oder einer ‹bildungsorientierten Ober-
                                                             schicht› zugeordnet werden. Eine ‹aufgeschlossene
Funktionale Räume erhalten und vertiefen. Deshalb            Mitte› oder gar eine ‹urbane Avantgarde› findet sich in
sucht der Gemeinderat aktiv den Kontakt mit den              Lichtensteig kaum (vgl. Gemeindecheck Wohnen, 2016).
Nachbargemeinden, insbesondere mit Wattwil. Auch             Lichtensteig soll deshalb in Zukunft attraktiver werden
die dortigen Institutionen wie Schule und Gesund-            für kulturinteressierte, weltoffene, moderne, aktive und
heitszentrum, Einkaufsmöglichkeiten und Dienstleistungs-     interessierte Menschen, die in Lichtensteig leben und
angebote sowie der Bahnhof sorgen für eine hohe              nicht nur wohnen wollen.
Lebensqualität der Lichtensteiger*innen. Die Erreich-
barkeit dieser Angebote mit dem öffentlichen Verkehr         Mischnutzungen Gewerbe und Kultur. Die Strategie
soll gesichert und ausgebaut werden. Um das Bahnhofs-        ‹Mini.Stadt Lichtensteig› beschränkt sich aber nicht nur
quartier gegenüber der Altstadt stärker in die räum-         auf die Wohnnutzung. Auch für andere Nutzungen, wie
liche Entwicklung von Lichtensteig einzubinden, sollen       beispielsweise Arbeitsplätze für Klein(st)gewerbe oder
die Gespräche mit der Gemeinde Wattwil aufrecht er-          andere gewerbliche und kulturelle Aktivitäten, soll in
halten und vertieft werden.                                  Zukunft genügend Freiraum zur Verfügung stehen. Die
                                                             Erfahrungen der Vergangenheit haben gezeigt, dass
Gelebte Weltoffenheit. Lichtensteig hat eine Tradition       gerade durch ein bestehendes Angebot preisgünstig
der Offenheit, Toleranz und Humanität. Bereits in den        verfügbarer, nutzungsoffener Räumlichkeiten innovative
1980er Jahren sahen einige Nonkomformist*innen aus           Aktivitäten angezogen werden können. Für ein Bevölke-

                                                                                                                   13
rungswachstum fehlt es aktuell deshalb nicht nur an                            wicklung besteht (vgl. Vorarbeiten zur Innenentwicklung,
         zeitgenössischen und auf die gewünschten Zielgruppen                           2017). Einige Projekte sind bereits in Planung. Weil die
         zugeschnittenen Wohnangeboten sondern auch an                                  Nachfrage bis anhin jedoch verhalten ist, wird sich
         solchen gemischt nutzbaren Räumen.                                             insbesondere die Entwicklung grösserer Bauvorhaben
                                                                                        zeitlich verzögern. Die ‹Vision und Strategie 2050› trägt
         Siedlungsbegrenzung. In einem ersten Schritt wird                              dem Rechnung, indem für die Stadt relevante Ent-
         die Siedlungsfläche begrenzt. Oberhalb des Thuroplast-                         wicklungspotenziale an zentralen Lagen identifiziert
         Areals und im Teilquartier Buntwisen (Burg) werden                             wurden, die sich gut für eine Umstrukturierung eignen
         beispiels-weise Auszonungen vorgenommen, die der                               und bei steigendem Bedarf etappenweise realisiert
         Sicherung wertvoller Freiräume und der Vitalisierung                           werden können. Um sie zu nutzen, sind in enger Zu-
         des verbleibenden Siedlungsgebiets dienen. Je mehr                             sammenarbeit mit den Grundeigentümer*innen grund-
         Landschaftsraum erhalten werden kann, desto attrak-                            stücksübergreifende Konzepte nötig. Damit dies gelingt,
         tiver ist die Stadt und desto höher ist die Chance, eine                       steht die Stadt direkt in Kontakt mit den Eigentümer*innen.
         Erneuerung und Verdichtung zur Schaffung von mehr
         zeitgenössischem Raum innerhalb des verbleibenden                              Kompakte Siedlungsentwicklung an geeigneten
         Siedlungsgebiets zu erreichen und gleichzeitig die                             Orten. Durch die Verdichtung der Bebauung an zentralen
         hohe Naherholungsqualität der Landschaft zu erhalten                           Lagen können bestehende Identifikationsorte, wie bei-
         und zu verbessern.                                                             spielsweise die Altstadt oder die ehemaligen Ortschaften
                                                                                        Platten, Loreto und Hof zum Tragen gebracht, Lücken
         Siedlungsverdichtung und -erneuerung. Eine detail-                             im Ortsbild geschlossen und Quartiere aufgewertet
         lierte Analyse hat ergeben, dass in vielen Quartieren                          werden. Vielfältige und lebendige Nachbarschaften mit
         von Lichtensteig ein grosses Potenzial für die Innenent-                       urbaner Qualität sorgen für kurze und attraktive Wege,

                                                                                            Migros                             Jost Bürgi Schule
                                                                                            Klubschule                         BWZ Toggenburg

         Buslinie 772 (Dietfurt —                 Alterswohnungen      Fredy‘s mech.                                                          Pflegeheim
         Bahnhof Lichtensteig)                    Dreilinden           Musikmuseum                   Macherzentrum                            Rosengarten
                                                                       Freibad                           Gall'sche
                                    Kägi-Fabrik
                                                                                                         Offizin
                                                         Blockfabrik                                                            Rathaus
                                                                                                                                              Landi
                                                                                                         St. Gallen             für Kultur
                  Aeulischlucht
                                                       Erlebniswelt                                                  Herisau                                Jumbo
                                                       Toggenburg
   Badeplatz

 Wil

Zürich

                                         Toggenburger
                                         Museum
                                                                   Kreativfabrik         Begegnungs-
                                                                                         platz Flötzli

                                                  Chössi-Theater                   Altstadt              Bahnhof
                                                                                   Lichtensteig          Lichtensteig

                                                                                                                               Gewerbe-
                                                                                                                               gebiet Flooz      Buslinie 770 (Lichtensteig,
                                                                                                                                                 Steigrüti — Ebnat)
         Lichtensteig und Wattwil bilden gemeinsam das Mittelzentrum des Toggenburgs
         und bieten ein hohes Mass an Urbanität im ländlichen Raum (vgl. Raumkonzept der Region Toggenburg, 2013).

         14
eine enge Verflechtung verschiedener Funktionen und                  Gefördert wird dieses über das räumliche touristische
Beziehungsreichtum im öffentlichen Raum.                             Entwicklungskonzept (rTEK) des Kantons. Die Gemeinde
                                                                     wird als Tourismusgemeinde bezeichnet und im kanto-
Aufwertung der öffentlichen Räume. Ein wesentliches                  nalen Richtplan verankert. Unter anderem sollen rund
Element der Urbanität ist ihre Öffentlichkeit. Sie findet            um das Thema Kulinarik (‹ChääsWelt Toggenburg›) ver-
im öffentlichen Raum statt. Die Qualität der öffentlichen            schiedene Angebote entstehen. Es soll eine vielfältige
Räume ist deshalb zentral für die Lebensqualität in                  Genussmeile entwickelt werden, welche die Gäste vom
Lichtensteig. Strassen, Plätze und Freiräume sollen Schritt          und zum Bahnhof auf einen erlebnisreichen Rundweg
für Schritt aufgewertet werden und mehr Aufenthalts-                 führt. Highlights dieses Rundwegs sind die Marktgasse
qualität erhalten. Die Durchgrünung des Siedlungs-                   (Hauptgasse), die mit vielfältigen und sympathischen
raums bleibt erhalten und wird qualitativ gestärkt. Die              Manufakturkonzepten überrascht, die ‹essbare Loreto-
Landschafts- und Freiräume werden besser vernetzt                    strasse› und das neue Kägi-Besuchszentrum mit anlie-
und für die Naherholung und die lokale Lebensmittel-                 gendem Park und Flussrestaurant an der Thurstrasse im
produktion erschlossen. Dabei werden drei Schwer-                    Industriegebiet. Der Rundweg ist eingebettet in das
punkte gesetzt: Die Aufwertung entlang der Ortsdurch-                städtebauliche Leitbild mit dem Stadtpark an der Thur,
fahrt, die Aktivierung der Landschaftsräume zwischen                 den Entwicklungsschwerpunkten, der Altstadtentwicklung
Siedlungsgebiet und Thur sowie die Baukultur inner-                  sowie weiteren Kernüberlegungen. Die Tourist*innen
halb der einzelnen Quartiere (siehe strategische räum-               tragen zur Belebung bei und stärken die wirtschaftliche
liche Leitsätze 2, 4 und 6).                                         Basis der Grundversorgung. Die nationale und internatio-
                                                                     nale Vernetzung erfolgt über den ‹Verein schönste Dörfer
Tourismus. Mit der Altstadt, der Natur und den vielfälti-            der Schweiz› bzw. ‹Schönste Dörfer der Schweiz› und über
gen Angeboten bietet Lichtensteig touristisches Potential.           die persönlichen Netzwerke der lokalen Macher*innen.

Schulhaus Risi                                           BWZ Toggenburg

                 Alters- und                                            Aldi, Lidl und Denner
                                     Kantonsschule
 Schulhaus       Pflegeheim Risi
 Hofjünger
                  Schulhaus Dorf                                         Freibad                 Schulhaus Wis
 Schulzentrum                        Gesundheits- und   Kino                   Markthalle
 Grüenau                             Notfallzentrum     Passerelle             Toggenburg

                                                                                                                          Wildhaus
                                                                                                                          Alt-St.Johann

                                                                          Gewerbegebiet
                                                                          Rietwies
                                   Bahnhof                                                                           Rapperswil-Jona
                                   Wattwil
         Zentrum Wattwil

                                                                                                                          15
2
 Die Landschaft
 ist erlebbarer
 Teil des Ortsbilds

 Durch Schutz, Erhalt und Aufwertung der
 siedlungsumgebenden Grünräume ist
 die Landschaft für alle erreichbar und
 erlebbar. Sie wird Hand in Hand mit dem
 Siedlungsgebiet weiterentwickelt.

16
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Lichtensteig liegt an einer Hügelkette, die sich durch       Rolle als Naherholungsgebiete für alle Altersgruppen
mehrere Plateaus und Buchten auszeichnet. Diese sind         der Bevölkerung. Dafür ist eine gute Durchwegung für
gut besonnt und bieten eine schöne Aussicht. Die             Erholungssuchende wichtig.
Topographie prägt die Struktur der Stadt. Wiesen und
Wälder umgeben die von einzelnen Hügelkuppen                 Offene Siedlungsränder hangseitig. Bei den hang-
geprägte Stadt. Die Übergänge zwischen Landschafts-          seitigen offenen Siedlungsrändern greift die offene
und Siedlungsraum sind oft fliessend. Diese Fragmen-         Landschaft in die Siedlung. Der Siedlungsrand ist mög-
tierung des Siedlungsgebiets sorgt für viele räumlich,       lichst durchlässig, unversiegelt und ohne störende
visuell und ökologisch wertvolle Qualitäten. Sie sollen      Heckenpflanzungen, Nebengebäude oder dergleichen
erhalten bleiben und in Zukunft noch stärker wahrneh-        zu gestalten.
mbar und erfahrbar gemacht werden. Die umgebende
Landschaft ist in Zukunft ein zentraler Bestandteil der      Durchgrünte Siedlungsräume. Die den Landschafts-
städtebaulichen Entwicklung. Sie soll als Naherholungs-      räumen zugewandten Teilquartiere hang- und talseitig
gebiet zu einem attraktiven Teil des Alltagserlebens         von der Ortsdurchfahrt bieten viel Privatsphäre, Ruhe
werden und damit zu einer hohen Lebensqualität in            und Sicherheit. Sie sind weniger dicht bebaut als an
Lichtensteig beitragen. Das Freiraumangebot wird             der Ortsdurchfahrt und erfüllen den Anwohner*innen
durch die Verbesserung der Zugänglichkeit und durch          den Wunsch nach einem Leben im Grünen.
Mehrfachnutzungen in seiner Funktion und Gestalt
aufgewertet.                                                 Geschlossene begrünte Siedlungsränder. Diese
                                                             Siedlungsränder stellen eine harte Grenze dar. Sie
Freiräume zwischen den Quartieren. Die Quartiere             können unterschiedlich ausformuliert sein: Sei es wie
(siehe Leitsatz 5) sind als Siedlungskammern durch           bei der Altstadt durch eine kontinuierliche, weithin
landschaftliche Elemente wie Waldstreifen oder Hügel-        sichtbare Abfolge von Gebäudevorderseiten, durch
kanten klar voneinander getrennt. Diese Landschafts-         Stützmauern von Wegen entlang der Siedlungsgrenze
räume, die das Siedlungsgebiet strukturieren und             oder beispielsweise durch fortlaufende Baum- oder
prägen, sollen wo immer möglich öffentlich und frei          Heckenreihen. Punktuelle Zugänge zum ‹Stadtpark an
zugänglich sein. Die Rückzonung des siedlungs-               der Thur› sind als Teil des Langsamverkehrsnetzes
gliedernden Freiraums oberhalb des Thuroplast-Areals         besonders hervorgehoben.
beispielsweise ist ein zentraler Bestandteil dieser
Strategie. Gezielte Baumpflanzungen und geschlossene         Stadtpark an der Thur. Die talseitigen Grünräume
Bestockungen dienen der Ergänzung und Pflege der             zwischen Siedlungsgebiet und Thur können in Zukunft
bewaldeten Hügelrücken. Die siedlungsgliedernden             als ökologischer Stadtpark von Lichtensteig verstanden
Freiräume sollen durch aktivierende Massnahmen               werden. Sie dienen der Naherholung und bieten hoch-
ökologisch aufgewertet und noch besser für die Nah-          wertige Landschaftserlebnisse. Sie sollen im Gesamt-
erholung erschlossen werden.Die bestehenden Bach-            zusammenhang mit der Thur und ihrem Vorland in
läufe sollen genügend Raum erhalten, wo möglich,             Zusammenarbeit mit dem Kanton kontinuierlich und
offen geführt werden, natürliche oder zumindest              sorgsam aufgewertet werden. Dabei werden drei
naturnahe Gewässerregime erhalten und mit einer              Schwerpunkte gesetzt: Die Zugänglichkeit und Nah-
durchgehenden und ökologisch ausgerichteten Ufer-            erholungsqualität soll verbessert und die ökologischen
bestockung einen wichtigen Beitrag zur ökologischen          Eigenschaften aufgewertet werden (z.B. Pflanzung von
Vernetzung leisten. Insbesondere beim Lederbach              artenreichen Hecken, extensive Flächen, Obstbäume);
besteht in dieser Hinsicht ein grosses Potenzial. Hier ist   und punktuell sollen, analog den Schrebergärten auf
besonders darauf zu achten, dass sich die im Bachtobel       der Amtswiese, Gemeinschaftsgärten angelegt werden.
befindlichen privaten Liegenschaften landschaftlich
gut einfügen und die Vegetation der übergeordneten           Thurwegergänzung. Ein neuer durchgehender
Grünstruktur angepasst wird. Bei einer allfälligen Sanie-    Wanderweg unmittelbar entlang der Thur soll den von
rung des Brückenbauwerks über den Lederbach sollte           Wattwil her bereits bestehenden Wanderweg weiter-
darauf geachtet werden, den ursprünglichen Bachlauf          führen. Er verbindet die bestehenden Attraktionen
wieder erlebbar zu machen.                                   entlang des Flusses und soll durch den Stadtpark und
                                                             direkt aus den angrenzenden Wohnquartieren er-
Wiesenbuchten. Während die topografischen Kanten             schlossen werden. Die genaue Routenführung soll im
der Plateaus und Bachtobel meist baumbestanden               Rahmen der Gesamtplanung des Langsamverkehrs-
oder zumindest bestockt sind, prägen weite Graswiesen        netzes erarbeitet werden. Mögliche Zielkonflikte
mit nur vereinzelten Bäumen oder kleinen Baumgruppen         zwischen Erholung, Ökologie und Landschaftsschutz
das Bild der Wiesenbuchten dazwischen. Sie sind in           sollen dabei frühzeitig identifiziert und gelöst werden
ihrer charakteristischen Offenheit zu erhalten. Neben        (vgl. Waldentwicklungsplan Nr. 15 ‹Regelstein›, Volks-
ihrer Bedeutung für die Produkion bodenabhängiger,           wirtschaftsdepartement/Kantonsforstamt St. Gallen,
landwirtschaftlicher Erzeugnisse haben sie eine wichtige     Objektblatt Nr. E6).

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C

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                                                                                                     D

                    A
                           B

     Wald                                    geplanter Thurweg (Route noch nicht festgelegt)
     Wiesenbuchten                           Attraktionen in der Landschaft
     Offener Siedlungsrand hangseitig        A   Badeplatz Platten
                                             B   Aeulischlucht
     Geschlossener Siedlungsrand talseitig   C   Freibad
     ‹Stadtpark an der Thur›                 D   Schrebergärten Amtswiese
                                             E   Flötzli-Wiese und Mini.Rebberg
     Geländekante
                                             Wichtige Stadtausblicke
     Steilborde
                                             Bauliche Merkzeichen

Bauliche Merkzeichen in der Landschaft. Es gibt ver-            Wichtige Stadtausblicke. An verschiedenen, topo-
schiedene Bauten in der Stadt, die für das Ortsbild             grafisch exponierten Stellen, bietet sich ein unverbauter
prägend sind. Dazu gehören zum Beispiel die Loreto-             Ausblick auf die mehrheitlich bewaldete Südwestflanke
kapelle, die katholische Kirche St. Gallus und die              des Tals. Anhand dieser Landschaftskulisse kann man
evangelisch-reformierte Kirche aber auch ehemalige              sich leicht im Siedlungsgebiet orientieren. Sie trägt
Industrieareale wie beispielsweise die ehemalige                wesentlich zum Landschaftserlebnis im Alltag bei und
Blockfabrik oder die ehemalige Brauerei Burth. Diese            soll im Rahmen der zukünftigen städtebaulichen Ent-
Bauten haben eine grosse Fernwirkung, dienen der                wicklung gezielt mit in die Planung einbezogen werden.
Orien-tierung und sind stark identitätsstiftend für das
Orts- und Landschaftsbild. Sie sollen erhalten und              Langsamverkehrsnetz. Um attraktive Orte und Land-
gepflegt werden. Zwei markante Gebäudekomplexe,                 schaften zu verbinden, soll dem Strassennetz ein Netz
die ebenfalls als Landmarken fungieren, befinden im             überlagert werden, das auf den Langsamverkehr
Bereich des Stadtparks an der Thur. Sie sind als                ausgerichtet ist. Verschiedene Fusswegergänzungen
Zeugen der industriellen Vergangenheit von Lichten-             sollen die Feinerschliessung zwischen den Quartieren
steig zu erhalten und landschaftlich gut einzufügen.            und in die Landschaft verbessern. Dadurch werden
Für die bauliche Weiterentwicklung können sie als               Alltagsdestinationen, Aussichtspunkte und wichtige
‹Findlinge› im jeweiligen Landschaftsraum betrachtet            Orte für die Naherholung verbunden, aktiviert und in
werden. Sie bieten beträchtliches Potenzial, um durch           der Wahrnehmung gestärkt. Ein entsprechendes Wege-
eine sensible Gestaltung positiven Einfluss auf das ge-         konzept soll im Zusammenhang mit dem Stadtpark
samte Ortsbild zu nehmen.                                       an der Thur erarbeitet werden.

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Luftbild Mini.Stadt Lichtensteig

                                   Flötzli-Wiese an der Thur

                                   Mini.Rebberg und terrassierte Gärten der Altstadt

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3
 Die Altstadt bleibt
 das Herz von
 Lichtensteig

 Die Revitalisierung der Altstadt wird
 fortgesetzt. Ein aktives Management
 publikumsorientierter Nutzungen sorgt
 dafür, dass die Altstadt weiterhin ein
 wichtiger Treffpunkt bleibt.

20
20
Die historische Altstadt von Lichtensteig geniesst natio-     Graue und grüne Gassen. Strassen- und Gassenräume
nale Ausstrahlung und bietet ein vielfältiges Kultur-,        mit Mischnutzung gelten als ‹Graue Gassen›. Dort
Detailhandels- und Dienstleistungsangebot. Das ‹Städtli›      sind auch publikumsintensive Nutzungen sowie Durch-
als Teil der Siedlungslandschaft ist identitätsstiftender     gangsverkehr möglich. Auch die Erdgeschosse sollen
Ausgangspunkt der Siedlungsentwicklung und soll in            weiterhin publikumsorientiert genutzt werden (z.B.
seiner Substanz und Charakteristik erhalten bleiben.          Läden, Gastronomie, Kultur, Tourismus). Lichtensteig
Die Altstadt ist auch in Zukunft das Zentrum und das          soll keine Schlafstadt werden. Eine erste räumliche
Herz von Lichtensteig. Der belebte Kern trägt langfristig     Konzentration der Gewerbebetriebe erfolgte rund um
wesentlich zur Attraktivität von Lichtensteig bei. Die        den Postplatz mit Soul-Kitchen, dem Neubau von zwei
strategische Entwicklung der Innenstadt wurde durch           Terrassen, dem Macherzentrum und einem Laden im
eine Revision der Ortsplanung bereits 2012 verankert.         ehemaligen Feuerwehrdepot. Abseits der Erschliessungs-
                                                              achsen Bürgistrasse, Haupt-, Neu- und Grabengasse
Revitalisierung der Altstadt als fortlaufender Prozess.       steht die Wohnnutzung im Fokus (‹Grüne Gassen›).
Gemeinsam mit dem ‹Netzwerk Altstadt› hat Lichten-            Der Goldene Boden, die Hauptgasse, der Viehmarktplatz
steig einen Altstadtentwicklungsprozess durchgeführt.         sowie die Kalberhalle werden auch zukünftig für Veran-
Eine Analyse hat zunächst auf kompakte und unge-              staltungen genutzt.
schminkte Weise aufgezeigt, wo die Altstadt von Lichten-
steig steht, welche Szenarien möglich sind und was            Bauliche Entwicklungen. Bauliche Entwicklungs-
unternommen werden kann von Politik, Verwaltung und           möglichkeiten zur Steigerung der Nutzungsqualität
Privaten. Aufgezeigt wurde neben der Problematik              werden im Rahmen der Verträglichkeit mit der Schutz-
des Strukturwandels das Spannungsfeld des Ortskerns           würdigkeit der Bauten ermöglicht. Die Gestaltung
mit Interessen von Gewerbe, Verkehr, Wohnnutzung              der öffentlich wahrnehmbaren Räume trägt zu einem
und öffentlichem Raum. Die Probleme des Struktur-             positiven Stadtimage bei. Die öffentlichen Strassen
wandels wurden aufgearbeitet. Diese Anstrengungen             sollen auch Aufenthaltsort sein. Die Entlastung vom
zur Revitalisierung haben sich ausgezahlt. Liegen-            Durchgangsverkehr kann im Kontext mit den An-
schaften wurden renoviert, neue attraktive Wohnange-          passungen am übergeordneten Strassennetz überprüft
bote geschaffen und Dienstleistungs- und Detailhandel-        werden.
angebote konnten sich etablieren. Neue (Kultur-)
Angebote bereichern die Altstadt und sorgen für Be-           Innovative Nutzungen mit ‹Ort für Macher*innen›.
lebung. Dank dem starken Engagement der Gemeinde,             Der klassische Detailhandel wird sich in den nächsten
vieler ehrenamtlicher Helfer*innen und engagierter            Jahren nochmals stark verändern und die Weiterent-
Eigentümer*innen konnte eine Trendumkehr herbei-              wicklung der Erdgeschosse erfordern. Heute gibt
geführt werden. Dafür wurden verschiedene Planungs-           es zudem wenig Laufkundschaft in der Altstadt. Neue
werkzeuge entwickelt und eingesetzt. Dieser Weg soll          publikumswirksame Nutzungen sollen sich ansiedeln
konsequent weiterverfolgt werden.                             und gemeinsam mit Interessierten weiterentwickelt
                                                              werden. Lichtensteig bietet die Plattform für neue Ideen
Wohnstrategie. Die Wohnstrategie analysierte die              und zieht dadurch Gäste nach Lichtensteig. Dies erfolgt
Potenziale der Altstadt in den Bereichen Ladennutzung,        unter der Umsetzungsstrategie ‹Ort für Macher*innen›.
Wohnnutzung sowie Aussenraum und zeigte Mass-                 Der Fokus liegt nicht nur auf regionalen Gästen, son-
nahmen auf, diese Potenziale zu stärken oder zu er-           dern es erfolgt auch eine touristische Weiterentwicklung.
halten. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass die Finanzierung   Aktuelle Schlüsselprojekte sind unter anderem das
der Liegenschaften heute über die Wohnnutzung                 Rathaus für Kultur, das Macherzentrum, zivilgesell-
erfolgen muss und die Erdgeschossflächen nur geringe          schaftliche und kulturelle Engagements wie beispiels-
Einnahmen generieren.                                         weise die Zeitgut Zeitvorsorge, das Familienzentrum
                                                              oder die Mini.Wirkstadt, das Kulinarikzentrum mit
Gassenclubs. Die Gassenclubs brachten die Entwick-            ‹Chääswelt›, das Jost Bürgi Forum, die Mitgliedschaft
lung und die Diskussion in die Altstadtquartiere. Diese       bei ‹Schönste Dörfer der Schweiz› und viele weitere
‹Interessensgemeinschaften› einigten sich auf eine            Aktivitäten.
gemeinsame Stossrichtung für die langfristige Entwick-
lung, welche anschliessend in die revidierte Ortsplanung
einflossen.

Hausanalysen. Die Hausanalyse ist ein standardisiertes
Analysewerkzeug und zeigt Hauseigentümer*innen
neue Perspektiven für ihre Liegenschaften auf. Im
Zentrum steht die Wirtschaftlichkeitsberechnung einer
neuen Nutzung und die Beratung vor Ort. Die Haus-
analyse wird durch regionale Spezialist*innen ausge-
führt, die einer zentralen Qualitätskontrolle unterliegen.

                                                                                                                    21
4
 Die Strassen sind
 die Lebensadern

 Sie entwickeln sich zu attraktiven öffent-
 lichen Freiräumen mit hoher räumlicher
 Qualität und optimalen Bedingungen
 insbesondere für den Langsamverkehr.

22
22
Die Ortsdurchfahrtsstrasse ist ein integraler Teil des       Entwicklung eine wichtige Rolle spielen (siehe Ent-
Ortsbilds und ein wichtiges verbindendes Element von         wicklungsschwerpunkte ‹Ortseingang Nord›, ‹Loreto-
Lichtensteig. Alle Quartiere sind durch sie miteinander      strasse›, ‹Brauerei Burth› und ‹Vorstadt Ost›). Die
verbunden. Lange war sie die Haupttransitachse im            verdichtete Siedlungsentwicklung soll grundsätzlich
Toggenburg und galt mit zunehmendem Verkehr als              nur an solchen gut durch den öffentlichen Verkehr
unattraktiv für Wohnnutzungen. Seit dem Bau der              erschlossenen Lagen erfolgen. Mit dem bestehenden
Umfahrungsstrasse 1983 hat sich die Verkehrssituation        Netz an Bushaltestellen werden so grosse Teile des
grundsätzlich gewandelt. Während heute an einem              Siedlungsgebiets abgedeckt.
durchschnittlichen Werktag zirka 13 200 Fahrzeuge pro
Tag die Umfahrungsstrasse passieren, sind es auf der         Ortsdurchfahrt als Visitenkarte von Lichtensteig.
Loretostrasse noch etwa 4000. Die Kantonsstrasse vom         Die Gemeinde hat bereits Gespräche mit den Eigen-
Zentrum in Richtung Wattwil ist mit rund 7600 Fahr-          tümer*innen initiiert, um Synergieeffekte auszuloten
zeugen die am stärksten belastete Strasse in Lichten-        und gemeinschaftliche Planungsvorhaben anstossen zu
steig, über die Wasserfluh verkehren etwa 3100 Fahr-         können. Durch neue Nutzungen und gemeinschafts-
zeuge pro Tag. Trotz des stark reduzierten Durchgangs-       orientierte Angebote können hier vorhandene Nutzungs-
verkehrs hat sich die räumliche Qualität entlang der         reserven und schlummernde Potenziale aktiviert werden.
Hauptstrasse jedoch nicht grundlegend verbessert.            Dadurch kann sich die Ortsdurchfahrt Schritt für Schritt
Das soll sich ändern                                         zur Visitenkarte von Lichtensteig entwickeln.

Strasse als vitale Lebensader nutzen. Die Ortsdurch-
fahrtsstrasse hat das Potenzial, in Zukunft zur vitalen      Zentraler öffentlicher Raum. Strassenräume machen
Lebensader der Gemeinde zu werden. Entlang der               einen Grossteil des öffentlichen Raums innerhalb des
Strasse soll die Aufenthaltsqualität verbessert, die         Siedlungsgebiets aus. Sie prägen den Eindruck, den
Attraktivität für Fussgänger*innen und Velofahrer*innen      wir vom jeweiligen Quartier haben. Ihre Gestaltung
gesteigert und die Bausubstanz aufgewertet, qualitäts-       muss daher nicht nur verkehrstechnischen Anforder-
voll ergänzt und verdichtet werden. Durch die Konzen-        ungen genügen. Sie müssen attraktiv und für alle Ver-
tration der baulichen Entwicklung entlang der Orts-          kehrsteilnehmer*innen sicher sein und als Begegnungs-
durchfahrt soll sich diese zum Rückgrat des öffentlichen     raum für alle alltäglichen Situationen zwischen Wohnen,
Raums der Gemeinde entwickeln. Dadurch werden die            Arbeiten, Freizeit etc. dienen.
«dahinter» liegenden ruhigen Wohnquartiere im Grünen
entlastet, besser angebunden und damit ebenfalls             Verbindende Raumelemente. Die Strassenräume sind
kontinuierlich aufgewertet. Verschiedene Perimeter           Teile eines Netzes von Strassen und Wegen. Neben ihrer
entlang der Ortsdurchfahrt wurden für das Ortsbild           Funktion als Verkehrsträger sind sie als öffentlicher
als relevant identifiziert und sollen bei der zukünftigen    Raum und damit als ein elementarer Teil des Siedlungs-

   Grünkorridore

   Landschaftsausblicke          Bushaltestellen

   Bauten als Landmarken         Öffentlicher Raum

Die Ortsdurchfahrt entwickelt sich künftig zu einem attraktiven Freiraum mit hoher
räumlicher Qualität und optimalen Bedingungen — insbesondere für den Langsamverkehr.

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gebiets zu verstehen. Sie sollen als verbindende Raum-
elemente der angrenzenden Siedlungsteile entwickelt
werden. Sie bestehen aus verschiedenen Abschnitten
bzw. Raumfolgen und sind von Fassade zu Fassade
mit Vorgärten und Vorzonen zu denken. Die Bebauung
soll sich unmittelbar auf den Strassenraum beziehen.
Zu- und Eingänge sollen sich zur Strasse hin orientieren.
Auch die erste Raumtiefe der strassenbegleitenden
Bebauung ist dabei konzeptionell mit einzubeziehen.
Um die Strassenräume in ihrer Funktion als Lebens-,
Kommunikations- und Bezugsraum aufzuwerten, wurde
eine Reihe von Massnahmen festgelegt, die besondere,
auf die örtlichen Bedürfnisse abgestimmte Anforder-
ungen an die Strasse und die Bauvorhaben entlang der
Strasse stellen.
                                                            Referenzbeispiel: Neugestaltung der Dorfstrasse und des
                                                            Kirchplatzes in Thal SG
Neues Strassenprofil mit Mischverkehr. Entlang der
Loretostrasse soll kontinuierlich ein neuer Strassen-
querschnitt umgesetzt werden, der zu einer Reduktion
der Fahrgeschwindigkeit und zu einer Verbesserung
der Sicherheit und Aufenthaltsqualität für Fussgänger*-
innen und Velofahrer*innen führt. Die Fahrbahnen
werden dazu dem Verkehrsaufkommen entsprechend
redimensioniert. Die zirka 6,0 Meter breite Fahrbahn
wird durchgehend mit seitlichen Belagsbändern auf
eine optische Breite von 5,2 Metern reduziert. Dank der
schmaleren Fahrbahn entsteht mehr Raum für Fuss-            b) Bei qualitativ besonders hochwertigen Bebauungs-
gänger*innen. Entlang der Hauptstrasse kann durch-          vorhaben kann den Eigentümern*innen eine interes-
gehend ein Trottoir auf beiden Seiten der Strasse           sante Ausnahme gewährt werden: die Strassenbaulinie
angeboten werden. Das Trottoir talseitig ist im Regelfall   darf um 2,0 Meter überschritten werden, wenn die
2,0 Meter breit, auf der Hangseite 3,0 Meter breit.         Vorzone in Nutzung und materieller Beschaffenheit
Durch die angestrebte Geschwindigkeitsreduktion sind        dem Trottoir zugeordnet und ihre öffentliche Nutzung
die bisherigen Velostreifen nicht mehr notwendig.           grundbuchrechtlich verankert wird. So entsteht eine
Abschnittsweise können unterschiedliche räumliche           räumlich vielfältige und differenzierte Raumkante ent-
Qualitäten geschaffen werden (siehe schematische            lang der Hauptstrasse.
Plandarstellungen auf den folgenden Seiten).
                                                            Erdgeschosse. Die Erdgeschosse sind grundsätzlich
Aufwertung durch Stadtgrün. Neben Vorgärten und             mit einer lichten Höhe von mindestens 4,0 Metern
Vorplätzen sollen strassenbegleitende Hochstamm-            auszuführen. Nach Möglichkeit sollen hier publikums-
Baumreihen den Strassenraum fassen und für eine hohe        wirksame Nutzungen angeordnet werden. Ist dies nicht
Aufenthaltsqualität sorgen. Sie gewährleisten im Sommer     zumutbar, so kann alternativ auch ein Hochparterre
die Behaglichkeit der Fussgänger*innen, führen zu           realisiert werden. Bei Wohnnutzungen ist darauf zu
einer optischen Verengung des Strassenquerschnitts          achten, dass die Privatsphäre der Wohnräume im Erd-
und damit zu einer Geschwindigkeitsreduktion, dienen        geschoss gewährleistet werden kann und der Übergang
der ökologischen Aufwertung und bieten Versickerungs-       vom öffentlichen zum privaten Raum sorgfältig geplant
flächen im Stadtgebiet. Sie säumen die Strasse meist        wird (Hochparterre, Vorgarten, Fassadenöffnungsver-
hangseitig und erhöhen dadurch das Sicherheitsgefühl        teilung, etc.).
auf dieser Strassenseite. Wo der Platz nicht ausreicht,
soll die Umsetzung in Zusammenarbeit mit den Grund-         Sicherheit und Lärm. Grundsätzlich sollen bei der
eigentümer*innen erfolgen.                                  Neugestaltung des Strassenraums die Anliegen aller
                                                            Verkehrsteilnehmenden, der Anwohnenden, der Sied-
Gebäudevorzonen. Für die Gestaltung der Gebäude-            lung und der Umwelt gleichwertig miteinbezogen
vorzonen stehen grundsätzlich zwei Varianten zur Ver-       werden. Die Strasse ist dann am sichersten, wenn ihre
fügung: 1. Üppig begrünte, umzäunte oder ummauerte          Gestaltung die Verkehrsteilnehmenden dazu bewegt,
Vorgärten oder 2. Die Ausgestaltung der Vorplatzzone        die potenziellen Gefahren und Konflikte als solche
mit durchgehendem Belag für multimodale Nutzung             wahrzunehmen. Je intensiver die Seitenbereiche durch
(ohne Heckenpflanzungen oder sonstige Hindernisse für       Fussverkehr, Erschliessung oder Geschäfte genutzt
den Langsamverkehr).                                        werden, desto höher ist die Aufmerksamkeit der Fahr-
                                                            zeuglenkenden. Dies führt zu niedrigeren Durchfahrts-
Zu dieser Regelung sind zwei Ausnahmen möglich:             geschwindigkeiten und damit auch zu einer geringeren
                                                            Lärmbelastung für die Anwohner*innen.
a) In den Entwicklungsschwerpunkten kann, bzw. soll
sogar vom Regelschnitt abgewichen werden. Baum-             Talseitige Erscheinung. Bei der Planung von Um- und
bestandene Platzsituationen, auch mit Parkiermöglich-       Neubauten ist die talseitige Erscheinung der dichteren
keiten denkbar, sollen das Strassenbild auflockern und      Bebauung entlang der Hauptstrasse zwingend zu be-
punktuell für grosszügige Identifikationsräume sorgen,      rücksichtigen. Analog zur Altstadt sollen alle Gebäude
die mit publikumswirksamen Nutzungen bespielt werden        auch talseitige ‹Vorderseiten› erhalten und damit einen
können: Brauerei Burth, Kägifabrik, Steigrüti (siehe        wertvollen Beitrag zum landschaftlich eingebetteten
schematische Strassenprofilschnitte und Grundrisse).        Erscheinungsbild von Lichtensteig leisten.

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