WILDES KINO FILME IM METRO 1951-1999 - Filmarchiv Austria

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WILDES KINO FILME IM METRO 1951-1999 - Filmarchiv Austria
WILDES KINO
 FILME IM METRO 1951–1999

RETROSPEKTIVE VOM 10. DEZEMBER 2021 BIS 11. JÄNNER 2022

A   m 25. Dezember 1951 eröffnet in der Johannesgasse 4, am ehemaligen Standort
    der unterirdischen Erlebniswelt »Neues Elysium« und der Kleinkunstbühnen
»Die Komödie« und »Die Insel in der Komödie«, das von Robert Kotas im Auftrag der
Kinobetriebsanstalt umgebaute Metro-Kino. Nach der Auflösung der Kiba 1999 und
der darauffolgenden Gesellschaft City Cinemas 2002 wird das Architekturjuwel vom
Filmarchiv Austria aus der Konkursmasse gerettet und als erste eigene Spielstätte
zur Auslage des heimischen Filmerbes. Zum 70er werfen wir einen Blick zurück auf
die ersten 50 Jahre – mit einer wilden Mischung im positiven Sinn, die das extrem
breite Spektrum der damaligen Programmierung im Kleinen abbilden soll. Ein Fest
des analogen Films, gefeiert mit Kopien aus der eigenen Sammlung, die bereits
damals zum Einsatz kamen.

Im Zeichen des Jubiläums stehen auch die neue Publikation Das METRO – Kulturgeschichte eines
Wiener Vergnügungsortes, die zur Eröffnung präsentiert wird, sowie die Reihen Second Life (S. 68)
und Wild Friday Night (S. 72). Kostenloses Digitorial ab Dezember auf www.filmarchiv.at.

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EIN WUNDERLAND
VOLLER GEHEIMNISSE
FLORIAN WIDEGGER | SILVIA BREUSS

A  ls ein »Lichtermeer von Flammen und eine Fülle von Farbenzauber« beschreibt
   der Lokalhistoriker Wilhelm Maximilian Kisch das Neue Elysium, wie es sich Besu-
cherInnen auf ihrer »unterirdischen Wanderung durch die Welt« offenbart. Ein heute
weitgehend unbekannter Traumort, der in den Kellerräumen der Johannesgasse 4
vor über 150 Jahren in exotische Ferne entführt und – auch mittels erster Projektio-
nen – die Sinne betört.

Vielleicht nicht ganz zufällig beginnt die Ära des Metro-Kinos in der Hochblüte der
Abenteuer- und Ausstattungsfilme mit einem Technicolor-Trip aus dem Hause Metro-
Goldwyn-Mayer: KING SOLOMON’S MINES schickt sein Publikum ins (damals hätte
man wohl gesagt: wilde) Afrika, in eine Welt voller Gefühle und Gefahren, weit weg
von der Realität des Wiener Nachkriegsalltags. Knapp 1.000 Einträge umfasst die Lis-
te an Filmen, die zwischen 1951 und 2002 die Metro-Leinwand zum Leuchten bringen.

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Stewart Granger, Gene Kelly, Audrey Hepburn und James Dean kämpfen, tanzen, lieben
und leiden – und liefern im Historischen Saal Stoff für Kinoerinnerung.

Doch gilt es auch, mit Blick auf die Vergangenheit einiges nachzuholen, aufzuarbeiten,
zu hinterfragen. Charlie Chaplin, Greta Garbo und Gary Cooper bereiten das eine,
Willi Forst, Zarah Leander und Hans Albers das andere, Erwin Leiser mit seinem
Dokumentarfilm EICHMANN UND DAS DRITTE REICH Letzteres. Anfang der 1960er-
Jahre steigt nicht nur die Anzahl an Wiederaufführungen von Klassikern, zunehmend
halten auch Kinderfilme Einzug ins Programm – Seite an Seite gezeigt mit Elaboraten
der aufkeimenden Western- und Sexwelle. Gegen Ende der 1970er-Jahre befinden
sich schließlich Werke aus der hohen Kunst des Filmemachens und des zeitgenössi-
schen österreichischen Kinos auf dem Spielplan. Mit den ersten Programmkinos kann
das Metro allerdings nicht mithalten und verschwindet so für längere Zeit aus dem
Kalender des Publikums. Was bleibt, ist das architektonische und atmosphärische
Alleinstellungsmerkmal.

Mit der Übernahme durch das Filmarchiv Austria 2002 und in einer zweiten Umbau-
phase 2015 erfahren sowohl Haus als auch Programm einen Relaunch. Es wird räum-
lich erweitert, das historische Innenleben von Architekt Gregor Eichinger an die
Anforderungen des modernen Kinobetriebs angepasst. Der Schwerpunkt liegt nun
in der Vermittlung österreichischer Filmkultur, das METRO wird zur Schnittstelle
zwischen Geschichte und Gegenwart, Alt und Jung, die sich unter einem Dach zu-
sammenfinden – um gemeinsam zu staunen.

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 FR 10.12., 19:00 | SA 25.12., 18:00

KING SOLOMON’S MINES
Compton Bennett/Andrew Marton, US 1950
KÖNIG SALOMONS DIAMANTEN | BUCH Helen Deutsch, nach dem Roman von H. Rider Haggard | KAMERA Robert
Surtees | MUSIK Mischa Spoliansky | MIT Deborah Kerr, Stewart Granger, Richard Carlson, Hugo Haas
100 min | Farbe, engl. OF, 35mm | EA: 25.12.1951
Lange vor Indiana Jones bürgt der Name Allan Quatermain für abenteuerliche
Schatzsuchen in den unerforschten Weiten Afrikas. Dorthin verschlägt es Anfang des
20. Jahrhunderts ausgerechnet eine Britin, deren Ehemann bei der Suche nach dem
legendären Schatz des König Salomon verschollen ist. Quatermain hat eigentlich
keine besondere Lust, sie durch die Gefahren der Wildnis zu geleiten, doch die gute
Bezahlung stimmt ihn um. Eine waghalsige Expedition beginnt, bei der sich das un-
gleiche Paar immer näher kommt … Hat man die ersten – aus heutiger Sicht heraus-
fordernden – zehn Minuten des Films überstanden, offenbart sich ein nicht ohne
Gusto inszenierter Abenteuerstreifen, der an Originalschauplätzen gedreht auf die
fragwürdige Darstellung der »Eingeborenen« und ihrer Lebensweise verzichtet. (fw)

FR 10.12.: Buchpräsentation Das METRO – Kulturgeschichte eines Wiener
Vergnügungsortes. Freier Eintritt für FAA-Clubmitglieder (mit Begleitung).

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 SA 11.12., 18:30 | DI 4.1., 20:00

EXIT … NUR KEINE PANIK
Franz Novotny, A/BRD 1980
BUCH Gustav Ernst, Franz Novotny | KAMERA Alfio Contini | MUSIK Otto M. Zykan | MIT Hanno Pöschl, Paulus
Manker, Isolde Barth, Eddie Constantine, Georg Nenning, Kurt Kren, Peter Turrini, Ernst Schmidt jr., Peter Weibel,
Heribert Sasse 100 min | Farbe, dt. OF, 35mm | EA: 7.1.1980
»Kann man sich bei euch vaginamäßig ein bisserl wichtig machen, oda wos is?«
Nicht nur mit verbalen Tiefschlägen arbeiten sich die Strizzis Kirchhoff und Plachinger
durch Novotnys ersten Kinofilm. Es wird geprügelt, geschossen, gevögelt, gekotzt
und nebenbei geträumt von einer bürgerlichen Existenz im eigenen Espresso (natürlich
mit geklauter Maschine). Die kreativ-zerstörerischen Kräfte der Langeweile zelebrieren
die Protagonisten in der Wiener Vorstadt mit entsprechender Wucht und fast tödlichen
Wuchteln – »Dead in the Head« der programmatische Titel, der das Treiben untermalt.
Grell, respektlos, in der vollbildlichen Bandbreite des Dialekts hat sich EXIT seinen
heutigen Kultstatus verdient. Wie es sich gehört, anständig anarchisch: »Red ned so
ordinär, du Oaschloch!« (sb)

SA 11.12.: In Anwesenheit von Franz Novotny.

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 SA 11.12., 21:00 | MO 3.1., 18:45

QUERELLE – EIN PAKT MIT DEM TEUFEL
Rainer Werner Fassbinder, BRD/F 1982
QUERELLE | BUCH Rainer Werner Fassbinder, Burkhard Driest, Kurt Raab (uncr.), nach dem Roman
von Jean Genet | KAMERA Xaver Schwarzenberger | MUSIK Peer Raben | MIT Brad Davis, Franco Nero,
Jeanne Moreau, Laurent Malet, Hanno Pöschl, Günther Kaufmann, Burkhard Driest, Roger Fritz
108 min | Farbe, dF, 35mm | EA: 19.11.1982

»Each man kills the thing he loves«, heißt es bereits bei Oscar Wilde, ein Zitat, auf das
Fassbinder in seinem Schwanengesang nach Genet konkret wie emblematisch Bezug
nimmt. Schummrige Hafenkneipen, zwielichtige Gestalten in expressiv leuchtendes
Studiolicht gesetzt und ein Seemann auf Landgang, der rasch zum Objekt der Begierde
wird und das auszunutzen weiß. Echte Zuneigung empfindet er erst, als ihm der von
der Polizei gesuchte Maurer Gil über den Weg läuft – doch kann er mit diesem Gefühl
überhaupt umgehen? Das opulent schillernde Melodram QUERELLE ist die »alle
Konventionen zerstörende Rache an der bürgerlichen Gesellschaft: die Glorifizierung
der Homosexualität, der Verrat des besten Freundes als Akt der Selbstbefreiung,
Kriminalität als Protest und erotisches Erlebnis.« (Anna Steinbauer) (fw)
SA 11.12.: In Anwesenheit von Xaver Schwarzenberger.

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 SO 12.12., 13:00

ES WAR EINMAL IN AMERIKA
Sergio Leone, I/US 1984
ONCE UPON A TIME IN AMERICA | BUCH Sergio Leone, Leonardo Benvenuti, Piero De Bernardi, Enrico Medioli,
Franco Arcalli, Franco Ferrini | KAMERA Tonino Delli Colli | MUSIK Ennio Morricone | MIT Robert De Niro,
James Woods, Elizabeth McGovern, Joe Pesci, Burt Young, Tuesday Weld, William Forsythe, Treat Williams
228 min | Farbe, dF, 35mm | EA: 12.12.2021

Gründe, diese Apotheose des Gangsterfilms zu zeigen und wieder zu sehen, kann es
eigentlich nicht genug geben. Daher nur ein Versuch: Wir schenken ihn unserem Publi-
kum und uns als »Hausdebüt« zum Geburtstag, weil sich dieses Jahrzehnte umspan-
nende Epos um Freundschaft und Verrat aus den (von Opiumduft durchtränkten) Hin-
terzimmern eines Theaters als eine große Kinovision entfaltet. Und in gewisser Weise
eröffnet auch unsere Bühne seit nunmehr 70 Jahren das Fenster in die Welt einer
Kunstform, die seit Bestehen verzaubert, fesselt, verstört, große und kleine Emotionen
hervorruft und uns mit existenziellen Fragen konfrontiert. Eine Schule des Sehens,
Hörens, Fühlens und Träumens. Wir zeigen den Film in der ersten deutschen Synchron-
fassung, die bislang auf keiner DVD-/Blu-ray-Veröffentlichung enthalten ist! (fw)
Ab 11:00 Filmfrühstück (inkl. Kinoticket: 15,– | nur Frühstück: 8,–)
Keine Ermäßigungen, Anmeldung erforderlich unter reservierung@filmarchiv.at.

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 SO 12.12., 18:30

DER UNFISCH
Robert Dornhelm, A 1997
BUCH Michael Köhlmeier | KAMERA Michael Riebl | MUSIK Harald Kloser
MIT Maria Schrader, Eva Herzig, Andreas Lust, Georg Kern, Rainer Egger, Karl Merkatz,
Bibiane Zeller, Haymon Maria Buttinger, Heinrich Schweiger, Rudolf Wessely
97 min | Farbe, dt. OmeU, 35mm | EA: 25.9.1997

Der Schausteller Roberto ist mit seinem präparierten, begehbaren Wal weit umher-
gezogen. Kurz bevor er ein abgelegenes Bergdorf erreicht, stirbt er, und so bleibt der
Wal auf dem Hauptplatz verlassen zurück. Bis eines Tages Sophie, Robertos Nichte,
auftaucht und ihr Erbe antreten will. Mit dem unglücklich verliebten Carl erforscht sie
das Innere des Fisches und schläft mit ihm – wodurch sie verborgene Energien freisetzt
und selbst magische Fähigkeiten erlangt: Von nun an kann sie die geheimen Wünsche
jener erfüllen, die mit ihr eine Nacht im Wal verbringen. Das Dorf gerät in Aufruhr …
Eine höchst vergnügliche Alpenparabel aus der Feder Michael Köhlmeiers, das nach
sehr langer Pause endlich wieder einmal im Kino zu sehen ist. (fw)

SO 12.12.: In Anwesenheit von Robert Dornhelm und Produzent Norbert Blecha.

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 SO 12.12., 21:00 | MI 5.1., 18:00
DAS ALTE GEWEHR

Robert Enrico, F/BRD 1975
LE VIEUX FUSIL | BUCH Pascal Jardin, Robert
Enrico, Claude Veillot | KAMERA Étienne Becker
MIT Philippe Noiret, Romy Schneider, Jean Bouise,
Joachim Hansen, Robert Hoffmann
103 min | Farbe, dF, 35mm | EA: 29.3.1975

Julien Dandieu, Chirurg, Pazifist und Mitglied der Résistance, will seine Familie in
Sicherheit auf einen Landsitz bringen, schickt sie dadurch allerdings ins Verderben,
denn die Nazis ermorden Frau und Tochter. Traumatisiert greift er zum Jagdgewehr …
Ein überraschend vielschichtiger, brüchiger Selbstjustiz-Streifen mit einer »dia-
bolisch fotogenen« Romy Schneider, der bei Erscheinen mit immensen Zensur-
problemen konfrontiert war. (fw)

 MI 15.12., 18:30 | MI 5.1., 20:00
EIN FLÜCHTIGER ZUG NACH
DEM ORIENT

Ruth Beckermann, A 1999
BUCH Ruth Beckermann | KAMERA Nurith Aviv, Sophie
Cadet | MUSIK Bruno Pisek, Peter Ponger, Ernst Zettl
82 min | Farbe, dt. OF, 35mm | EA: 19.11.1999

Wenn die Kamera vom Deck des Schiffes auf den endlosen Horizont des Mittelmeeres
hinausblickt, entsteht das Bild einer Frau, die rastlos durch die Welt gereist ist.
Elisabeth, Kaiserin von Österreich, verschwand immer wieder aus dem Bild. Ab ihrem
31. Lebensjahr ließ sie sich nicht mehr fotografieren. Der Blick auf die Fremde, auf
den Orient als Bild – als Filmbild wie als Vorstellung – ist mehrfach verschoben …
(Isabella Reicher)

MI 15.12.: In Anwesenheit von Ruth Beckermann.

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 MI 15.12., 20:30 | DO 6.1., 20:00

GEBÜRTIG
Lukas Stepanik/Robert Schindel, A/D/PL 2002
BUCH Georg Stefan Troller, Robert Schindel, Lukas Stepanik, nach Motiven des gleichnamigen Romans
von Robert Schindel | KAMERA Edward Klosinski | MIT Peter Simonischek, Ruth Rieser, August Zirner,
Corinna Harfouch, Samuel Finzi, Annemarie Düringer, Daniel Olbrychski, Otto Tausig, Branko Samarovski
115 min | Farbe, dt. OF, 35mm | EA: 5.4.2002

1987, mitten in der Zeit der Waldheim-Affäre. Der jüdische Emigrant Hermann Gebirtig
hat sich ein Leben als erfolgreicher Schlagerkomponist in New York aufgebaut und
glaubt seine Vergangenheit, ebenso wie seine alte Heimat, längst hinter sich. Doch die
Geschichte holt ihn ein, als ihn eine Journalistin aus Wien mit List und Hartnäckigkeit
überredet, gegen einen ehemaligen KZ-Aufseher auszusagen ... GEBÜRTIG ist melan-
cholisch, provokant, ironisch, mit Schmäh. »Es ist kein Film über Vergangenheitsbewäl-
tigung, sondern ein Film über Gegenwartsbewältigung. Das ist entscheidend. Denn
eine Vergangenheit kann man eigentlich nicht bewältigt haben. Man kann nur bewälti-
gen, wie sie in die Gegenwart eingreift ...« (Robert Schindel) Co-Autor Georg Stefan
Troller ist ebenfalls im Dezember ein Abend gewidmet. (red)
MI 15.12.: In Anwesenheit von Peter Simonischek, Robert Schindel
und Lukas Stepanik.

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 DO 16.12., 18:30 | MI 29.12., 16:00
DICK UND DOOF IN DER
FREMDENLEGION
A. Edward Sutherland, US 1939
THE FLYING DEUCES | BUCH Ralph Spence,
Charley Rogers, Fred Schiller, Harry Langdon
KAMERA Art Lloyd | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy,
Jean Parker, Reginald Gardiner, Charles Middleton
68 min | s/w, dF, 35mm | EA: 3.8.1962

Wenn Paris als Stadt der Liebe gilt, dann wohl auch der enttäuschten. Ollie erfährt
das am eigenen Leib: Die Angebetete ist vergeben, und so bleibt ihm und Stan, der
sich solidarisch erklärt, nur der Sprung in die Seine. In letzter Sekunde beschließen
sie, der Fremdenlegion beizutreten und ziehen dort eine Spur der Verwüstung …
Zu sehen in der bislang unveröffentlichten Erstsynchronfassung von 1951. (fw)

 SO 19.12., 16:30 | SA 1.1., 18:00
BURGTHEATER

Willi Forst, A 1936
BUCH Jochen Huth, Willi Forst | KAMERA Ted Pahle,
Hans Heinz Theyer, Anton Pucher, Hans Schmiedl
MIT Werner Krauß, Hans Moser, Willy Eichberger,
Karl Skraup, Hortense Raky, Olga Tschechowa
107 min | s/w, dt. OF, 35mm | EA: 2.6.1962

»In Dankbarkeit gewidmet dem ewigen jungen Theater«, wie es im Prolog heißt:
Auf der Höhe seines Ruhms erlebt der alternde Burgschauspieler Mitterer die
erste und letzte Leidenschaft seines Lebens. Leni liebt aber den Jungschauspieler
Josef, der von der Baronin Seebach protegiert wird. Als deren Ehemann dafür sorgt,
dass Josef sein Engagement verliert, will sich dieser vom Schnürboden stürzen ...
(red)

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1840    NEUES ELYSIUM (S. 7)
     1924    MODERNES THEATER (S. 18)
     1945    BOMBENZERSTÖRUNGEN
      1951   METRO-KINO (S. 50)
     2002    ÜBERNAHME DURCH
             DAS FILMARCHIV (S. 66)
2014/2015    METRO KINOKULTURHAUS (S. 80)

1945 BOMBENZERSTÖRUNGEN
A  m 12. März 1945 wird das Haus Johannesgasse 4 von einer Bombe getroffen.
   Der Schutt von vier Stockwerken kracht auf das Theater, das Dach des Saals
wird schwer beschädigt. Die Decke des linken Balkonseitengangs stürzt ein, alle
Räumlichkeiten darunter sind in Mitleidenschaft gezogen..

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 SO 19.12., 21:00 | SO 2.1., 18:30
LE FABULEUX DESTIN
D’AMÉLIE POULAIN
Jean-Pierre Jeunet, F/D 2001
DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE | BUCH Guillaume
Laurant, Jean-Pierre Jeunet | KAMERA Bruno
Delbonnel | MUSIK Yann Tiersen | MIT Audrey
Tautou, Mathieu Kassovitz, Rufus, Lorella Cravotta,
Dominique Pinon 122 min Farbe, franz. OmdU,
35mm | EA: 21.9.2001

Verträumt, dennoch mit wachem Blick für die kleinen Momente und Details geht
die Kellnerin Amélie durch ihre fabelhafte Welt und liebt es, als gute Fee in die Ge-
schicke ihrer Mitmenschen einzugreifen. Nur wenn es um ihr eigenes Glück geht,
steht sie sich im Weg … Das helle, verspielt-fröhliche Großstadtmärchen ist längst
ein moderner Klassiker des europäischen Kinos und machte seine Protagonistin
weltbekannt. (fw)

 MO 20.12., 20:00 | MI 5.1., 21:00
DEAD POETS SOCIETY

Peter Weir, US 1989
BUCH Tom Schulman | KAMERA John Seale
MUSIK Maurice Jarre | MIT Robin Williams,
Robert Sean Leonard, Ethan Hawke, Josh Charles,
Gale Hansen 123 min | Farbe, engl. OF, 35mm*
EA: 26.1.1990

Inmitten der von starren Regeln geprägten Welton Academy verblüfft der Englisch-
lehrer John Keating seine Schüler, indem er sie zum freien Denken auffordert. Der
Unterricht sowie der »Club der toten Dichter«, in dem sich die Schüler Gedichte vor-
tragen, motivieren den jungen Neil, sich von seiner vorbestimmten Laufbahn als Arzt
abzuwenden. Bis Tradition und Freigeist auf dramatische Weise kollidieren … (sg)

*Kopie aus der Sammlung des Österreichischen Filmmuseums

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 MI 22.12., 19:00 | SA 1.1., 19:00

MODERN TIMES
Charles Chaplin, US 1936
MODERNE ZEITEN | BUCH Charles Chaplin | KAMERA Rollie Totheroh, Ira Morgan | MUSIK Charles Chaplin
MIT Charles Chaplin, Paulette Goddard, Henry Bergman, Chester Conklin, Stanley Sandford
87 min | s/w, engl. OmdU, 35mm | EA: 31.8.1956

Rationalisierung, Fortschrittswahn, Massenarbeitslosigkeit, soziale Unruhen – es sind
höchst heutige Themen, die Chaplin hier auf die denkbar unschuldigste und zugleich
bissigste Art und Weise verhandelt. »Um wirklich lachen zu können, musst du fähig
sein, deinen Schmerz zu nehmen und damit zu spielen.« Und so lässt er den Tramp
in seinem letzten Auftritt mit anarchischer Leichtigkeit jene absurde Maschinerie
aushebeln, in der das Individuum gnadenlos unter die Räder kommt. Seine kritische
Haltung gegenüber der Modernisierung auch der Filmindustrie findet ebenso ihren
satirischen Ausdruck – in einem Quasi-Tonfilm mit Zwischentiteln und einem stummen
Helden, der gerade durch die wildesten Zeiten mit unerschütterlicher Menschlichkeit
und Hoffnung marschiert. Schmerzbewältigung in Vollendung. (sb)

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WILDES KINO | RETROSPEKTIVE

 MI 22.12., 20:00
DAS EINHORN

Peter Patzak, BRD 1978
BUCH Dorothee Dhan, nach der Novelle von Martin
Walser | KAMERA Ulrich Burtin | MIT Peter Vogel, Gila
von Weitershausen, Christiane Rücker, Isolde Barth
111 min | Farbe, dt. OF, 35mm | EA: 6.10.1978

»Szenen, die vor Intensität glühen: Da kann ich nur froh sein, dazu das Brenn- und
Baumaterial geliefert zu haben«, sagt Martin Walser über die in nur acht Tagen
runtergerissene Verfilmung seiner Novelle. Für den Nachfolger seines Bestsellers
erforscht ein Autor die weibliche Sexualität – mit fatalen Konsequenzen für die
eigene Identität. Der Versuch, sich selbst zum Helden zu machen, ist zum Scheitern
verurteilt. (fw)

 MI 22.12., 21:00 | SO 2.1., 18:00
DER GEBROCHENE PFEIL

Delmer Daves, US 1950
BROKEN ARROW | BUCH Albert Maltz (ucr.), nach dem
Roman Blood Brother von Elliott Arnold | KAMERA
Ernest Palmer | MIT James Stewart, Jeff Chandler,
Debra Paget, Basil Ruysdael, Will Geer
92 min | Farbe, dF, 35mm | EA: 30.6.1961

USA, um 1870: Fast alle Stämme sind in Reservate gedrängt, nur im Südwesten stößt
man auf heftigen Widerstand der Apachen. Tom Jeffords gelingt es, einen Friedens-
vertrag auszuhandeln und wird dafür angefeindet … Lange dominierte im US-Western
das Bild von den »blutrünstigen Indianern« und friedvollen Siedlern. Für seine realis-
tische Darstellung einst als Provokation empfunden, ist DER GEBROCHENE PFEIL
heute ein Genre-Klassiker. (rf)

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WILDES KINO | RETROSPEKTIVE

 DO 23.12., 18:45 | SA 8.1., 21:00
THE ADVENTURES OF PRISCILLA,
QUEEN OF THE DESERT

Stephan Elliott, AUS 1994
BUCH Stephan Elliott | KAMERA Brian J. Breheny
MUSIK Guy Gross | MIT Terence Stamp, Hugo
Weaving, Guy Pearce, Bill Hunter
103 min | Farbe, engl. OF, 35mm | EA: 18.11.1994

Die Transgender-Dragqueen Bernadette sowie ihre beiden Kolleginnen Mitzi und Felicia
machen sich mit ihrem Bus »Priscilla« auf den Weg zu einer Show im australischen
Alice Springs. Doch das Outback ist vollgepackt von Spießern, Homophobie und Rassis-
mus. Den Hauptdarstellern Terence Stamp, Hugo Weaving und Guy Pearce wurde mit
diesen damals kontroversen Rollen das Ende ihrer Karriere vorausgesagt. (sg)

 DO 23.12., 20:00 | DO 6.1., 18:30
MUSIC OF THE HEART

Wes Craven, US 1999
BUCH Pamela Gray | KAMERA Peter Deming
MUSIK Mason Daring | MIT Meryl Streep, Aidan
Quinn, Angela Bassett, Gloria Estefan, Isaac Stern,
Itzhak Perlman 123 min | Farbe, engl. OF, 35mm
EA: 9.6.2000

Die Geschichte ist zu wahr, um nicht auch schön zu sein: Die Violin-Lehrerin Roberta
Guaspari landet im tiefsten New York, wo sie es entgegen aller Vorzeichen schafft,
unterprivilegierte Kinder für ihren Unterricht zu begeistern, Musik zu einem Teil ihres
Lebens zu machen. Bis das »East Harlem Violin Program« finanziell vor dem Aus
steht … Für Horrorspezialist Wes Craven ging mit dem Film ein Traum in Erfüllung.
Ein Herzwärmer. (sb)

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WILDES KINO | RETROSPEKTIVE

 DO 23.12., 21:00 | SO 9.1., 20:45
THE ICE STORM

Ang Lee, US 1997
DER EISSTURM | BUCH James Schamus, nach dem
Roman von Rick Moody | KAMERA Frederick Elmes
MIT Kevin Kline, Joan Allen, Sigourney Weaver,
Henry Czerny, Tobey Maguire, Christina Ricci
112 min | Farbe, engl. OmdU, 35mm* | EA: 9.1.1998

Im Neuengland des Jahres 1973 geht nicht nur die eisige Kälte des Vietnamkrieges
und der Watergate-Affäre um. Der 16-jährige Paul, seine Eltern sowie deren Freunde
ertränken ihre wohlsituierte Langeweile und Frustration in Drogen, Alkohol und Affären.
Als ein Eissturm die Stadt erreicht, kommt es zur Konfrontation. Das bedrückende
Drama gilt bis heute als eine von Ang Lees besten Regiearbeiten. (sg)

*Kopie aus der Sammlung des Österreichischen Filmmuseums

 SA 25.12., 20:00 | MO 10.1., 20:00
DER MANN, DER KÖNIG
SEIN WOLLTE
John Huston, GB 1975
THE MAN WHO WOULD BE KING | BUCH John Huston,
Gladys Hill, nach der Erzählung von Rudyard Kipling
KAMERA Oswald Morris | MIT Sean Connery, Michael
Caine, Christopher Plummer, Saeed Chaffrey
128 min | Farbe, dF, 35mm | EA: 5.3.1976

Die desertierten Sergeants Danny und Peachy machen sich im Indien des ausgehenden
19. Jahrhunderts mit Schmuggel und anderen zwielichtigen Unternehmungen ein schö-
nes Leben. Bis sie beschließen, ins abgelegene Kafiristan zu reisen, wo sie die Stadt vor
einem Überfall retten – und zu Nachfahren Alexander des Großen erklärt werden …
Starbesetztes Abenteurerkino mit einem genial-gewitzten Duo Caine/Connery. (fw)

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WILDES KINO | RETROSPEKTIVE

 SO 26.12., 18:00 | DO 6.1., 21:00

STARDUST MEMORIES
Woody Allen, US 1980
BUCH Woody Allen | KAMERA Gordon Willis | MIT Woody Allen, Charlotte Rampling, Jessica Harper,
Marie-Christine Barrault, Tony Roberts, Sharon Stone
88 min | s/w, engl. OF, 35mm | EA: 6.3.1981

STARDUST MEMORIES ist »eine Enttäuschung« (Roger Ebert), »ein furchtbarer Ver-
rat« (Pauline Kael). Wie eine selbsterfüllende Prophezeiung beginnt auch der Film
mit einem Verriss des neuesten Werks von Sandy Bates, bislang erfolgreicher Komö-
dienmacher: Wieder einer, der seine privaten Wehwehchen als große Kunst verkauft.
Seine Schaffenskrise treibt ihn widerwillig auf ein Festival, das ihm eine Retrospektive
widmet. So wird das Hotel Stardust zum Ort einer absurden Selbstreflexion, in der
sich Vergangenheit und Gegenwart, Realität und Fiktion vermischen – bis zum bitte-
ren Happy End … Längst ist Woody Allen selbst zur Zielscheibe geworden, etliche,
vor allem weibliche SchauspielerInnen haben sich von ihm distanziert. Nicht so
Charlotte Rampling, deren auratische Schönheit er hier kunstvoll in Schwarz-Weiß
in Szene setzt. (sb)

                                                                                                       41
WILDES KINO | RETROSPEKTIVE

 SO 26.12., 20:00 | MO 10.1., 21:00

YUME
Akira Kurosawa, J/US 1990
AKIRA KUROSAWAS TRÄUME | BUCH Akira Kurosawa | KAMERA Takao Saito-, Masaharu Ueda | MUSIK Shinichiro-
Ikebe, M. Ippolitow-Iwanow | MIT Akira Terao, Toshihiko Nakano, Mitsuko Baisho-, Chishu- Ryu-, Martin Scorsese
119 min | Farbe, japan./engl./franz. OmdU, 35mm | EA: 1.6.1990

Kurosawas vorletzter Film entfaltet in acht mythischen Vignetten, die von nächtlichen
Visionen und Lebenserfahrungen des Regisseurs und Geschichten aus der japanischen
Fabelwelt inspiriert sind, ganz eigene Vorstellungen vom Kino: Ein Bub, der im Wald
einem Fuchs begegnet, die prachtvolle Blüte der Pfirsichbäume im Frühling, ein Offizier,
der toten Kameraden wiederbegegnet, ein Van-Gogh-Gemälde, das lebendig wird (und
Martin Scorsese als Künstler gleich dazu), die atomare Katastrophe und ihre Folgen
– und schließlich der Einklang von Natur und Mensch als erstrebenswerte Utopie. Ein
Zyklus vom Werden und Vergehen, von Zeit und Erinnerung, Traum und Wirklichkeit,
eingetaucht in opulente, berührende Bewegtbilder. Ein wahrliches Meister-Werk, das
zum Wachträumen einlädt. (fw)

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WILDES KINO | RETROSPEKTIVE

 MO 27.12., 16:00 | FR 7.1., 17:30
SCHNEEWITTCHEN UND DIE
SIEBEN ZWERGE

David D. Hand, US 1937
SNOW WHITE AND THE SEVEN DWARFS | BUCH Ted
Sears, Richard Creedon | KAMERA Maxwell Morgan
MUSIK Leigh Harline, Paul J. Smith, Frank Churchill
83 min | Farbe, dF, 35mm* | EA: 16.12.1966

Das Disney-Animationsimperium mag zwar mit einer pfeifenden Maus gestartet sein,
doch zementiert wurde es mit einem vergifteten Apfel. Der erste Langspielfilm des
Studios setzte das Märchen Schneewittchen um. Da deren Stiefmutter ihr ob ihrer
Schönheit nach dem Tod trachtet, muss sie sich bei den sieben Zwergen verstecken.
Sieben spezielle Mini-Oscars gab es 1939 auch von der Academy. (sg)

*Kopie aus der Sammlung des Österreichischen Filmmuseums

 MO 27.12., 18:00 | DI 4.1., 21:00
UN CŒUR EN HIVER
Claude Sautet, F 1992
EIN HERZ IM WINTER | BUCH Claude Sautet, Jacques
Fieschi, Jérôme Tonnerre | KAMERA Yves Angelo
MUSIK Maurice Ravel | MIT Daniel Auteuil, Emmanuelle
Béart, André Dussollier, Myriam Boyer
104 min | Farbe, franz. OmdU, 35mm
EA: 6.1.1994

Der extrovertierte Stéphane und der scheue Maxime betreiben ein Atelier für Geigen-
bau. Als Maxime ihm seine neue Freundin Camille, eine begabte junge Violinistin,
vorstellt, entwickelt sich ein komplexes Spannungsfeld an Gefühlen. Sautets streng
komponiertes, leises Drama um die ungelebte Leidenschaft eines verschlossenen
Einzelgängers wurde mit zahlreichen europäischen Filmpreisen ausgezeichnet. (red)

                                                                                     43
WILDES KINO | RETROSPEKTIVE

 MO 27.12., 20:00 | DO 6.1., 18:00
THE COUNTRYGIRL

George Seaton, US 1954
EIN MÄDCHEN VOM LANDE | BUCH George Seaton,
nach dem Theaterstück von Clifford Odets | KAMERA
John F. Warren | MIT Bing Crosby, Grace Kelly,
William Holden, Anthony Ross, Gene Reynolds
104 min | s/w, engl. OmdU, 35mm | EA: 28.4.1967

Eine Familientragödie wirft noch immer ihre Schatten auf Frank und seine Frau
Georgie. Der einstige Bühnenstar ist ein gefallener Alkoholiker. Ein befreundeter
Regisseur bietet ihm die Chance auf ein Comeback, die Frank zögerlich ergreift. Da
gerät seine Ehe ins Wanken … Ein tiefschürfendes Melodram mit herausragender
Besetzung, das sich um die Frage dreht: Wie weiterleben, wenn man große Schuld
auf sich geladen hat? (fw)

 DI 28.12., 16:00 | DI 4.1., 19:00
DIE FERIEN DES MONSIEUR
HULOT
Jacques Tati, F 1953
LES VACANCES DE MONSIEUR HULOT | BUCH Jacques
Tati, Henri Marquet | KAMERA Jacques Mercaton, Jean
Mousselle | MUSIK Alain Romans | MIT Jacques Tati,
Nathalie Pascaud, Michele Rolla, Valentine Camax
86 min | s/w, ohne Dialog, 35mm | EA: 3.3.1978

»Für mich ist Komödie Beobachtung.« Tatis Filme funktionieren nach den Prinzipien
des Stummfilms, indem er Verhaltensweisen pantomimisch auf ihr komisches Wesen
reduziert. Hier kreiert er erstmals sein filmisches Alter Ego, den kauzigen Hulot, der
in einem beschaulichen Badeort für Unruhe sorgt. Gezeigt wird jene kürzere Schnitt-
fassung, die Tati zur Wiederaufführung entworfen hat und die damals in den österrei-
chischen Kinos lief. (red)

44
WILDES KINO | RETROSPEKTIVE

 DO 30.12., 16:00 | MI 5.1., 18:45

EIN AMERIKANER IN PARIS
Vincente Minnelli, US 1951
AN AMERICAN IN PARIS | BUCH Alan Jay Lerner | KAMERA Alfred Gilks, John Alton | MUSIK George Gershwin
MIT Gene Kelly, Leslie Caron, Oscar Levant, Georges Guétary, Nina Foch
113 min | Farbe, dF, 35mm | EA: 30.1.1953

Der amerikanische Kriegsveteran Jerry verdient sich in Paris – mehr schlecht als
recht – sein Brot als Maler. Mitbewohner und Pianist Adam konnte auch noch keine
großen Erfolge erzielen, aber immerhin sind die beiden sehr beliebt in der Nachbar-
schaft. Jerry ist nicht nur in die Stadt verliebt, sondern auch in Lise – die aber wiede-
rum ist mit Jerrys Freund Henri liiert. Und da ist auch noch Jerrys Mäzenin Milo, die
ein Auge auf ihren Schützling geworfen hat. Vertrackte Geschichte … Aber Sanges-
sowie Tanzkunst, Gene Kellys Lächeln und ein Technicolor-Farbenrausch entfalten
ihre Musicalmagie und führen selbstverständlich zum Happy End. Nicht zu vergessen:
Kaffee mit Schlagobers, Wiener Schnitzel und »Eine kleine Nachtmusik«. 1952 aus-
gezeichnet mit sechs Oscars, darunter der für den besten Film. (kh)

                                                                                                        45
WILDES KINO | RETROSPEKTIVE

 DO 30.12., 18:30 | SO 9.1., 18:00

GIGANTEN
George Stevens, US 1956
GIANT | BUCH Fred Guiol, Ivan Moffat, nach dem Roman von Edna Ferber
KAMERA William C. Mellor | MUSIK Dimitri Tiomkin
MIT Elizabeth Taylor, Rock Hudson, James Dean, Carrol Baker, Jane Withers, Dennis Hopper
193 min | Farbe, dF, 35mm* | EA: 21.12.1956

James Deans dritter und letzter Filmauftritt – das Bild, in dem er ein Gewehr auf
seinen Schultern hält, wurde ikonisch – ist zugleich seine vielschichtigste Rolle: Als
Ranchgehilfe Jett entdeckt er auf seinem eigenen kleinen Fleck Land eine riesige
Ölquelle und steigt plötzlich zum reichen Industriemagnaten auf. Damit stellt er sich
in direkte Konkurrenz zu seinen ehemaligen Arbeitgebern, dem Rinderbaron Bick
und dessen Frau Leslie. Das Schicksal eines Aufsteigers, dem weder Ruhm und
Reichtum noch der Alkohol helfen, seiner Einsamkeit zu entkommen – eingebettet
in eine große amerikanische Tragödie um Geld, Land und Macht: Ein nationales
Epos, das die großen Konflikte seiner Zeit außerordentlich offen verhandelt und
sich rückblickend als geradezu zukunftsweisend herausstellt. (fw)

*Kopie aus der Sammlung des Österreichischen Filmmuseums

46
WILDES KINO | RETROSPEKTIVE

 SA 1.1., 20:15 | SO 9.1., 18:30
SABRINA
Billy Wilder, US 1954
BUCH Billy Wilder, Samuel A. Taylor, Ernest
Lehmann, nach dem Stück Sabrina Fair von
Samuel A. Taylor | KAMERA Charles Lang jr.
MIT Humphrey Bogart, Audrey Hepburn, William
Holden, Walter Hampden, John Williams
113 min | s/w, dF, 35mm | EA: 26.11.1954

Die reichen Brüder Linus und David hatten noch nie gemeinsame Interessen – der
eine ein steifer Workaholic, der andere ein Lebemann und Frauenschwarm. Das ändert
sich, als die junge Chauffeurstochter Sabrina nach einem Auslandsjahr in Paris zu-
rückkehrt, zur Schönheit gereift … Der Publikumshit markierte für Audrey Hepburn
den Beginn ihrer lebenslangen Zusammenarbeit mit Hubert de Givenchy. (sg)

 SA 1.1., 21:00 | DI 11.1., 18:00
37°2 LE MATIN
Jean-Jacques Beineix, F 1986
BETTY BLUE – 37,2° AM MORGEN | BUCH Jean-Jacques
Beineix, nach dem Roman von Philippe Dijan
KAMERA Jean-François Robin | MUSIK Gabriel Yared
MIT Jean-Hugues Anglade, Béatrice Dalle, Gérard
Darmon, Vincent Lindon 121 min | Farbe, franz.
OmdU, 35mm | EA: 17.10.1986

Melancholie, Obsession, Romantik, Erotik, Tragik, Hysterie, Selbstzerstörung, (halb-)
nackte Körper, knallende Farben, eingängige Musik und idyllische Landschaften.
Jean-Jacques Beineixs Verfilmung von Philippe Dijans Roman 37°2 Le Matin erzählt
ästhetisch eindrücklich die Geschichte von Schriftsteller Zorg und der selbstbewussten
jungen Frau Betty, deren Liebe in einer Katastrophe endet. (kh)

                                                                                      47
WILDES KINO | RETROSPEKTIVE

 SO 2.1., 20:00 | MO 10.1., 18:00
KAIN

Dietmar Schönherr, A 1973
BUCH Dietmar Schönherr | KAMERA Dieter Matzka,
Gérard Vandenberg | MIT Dieter Schidor, Susanne
Granzer, Claus Grünberg, Herbert Mako, Joachim
Regelien, Bibiane Zeller
86 min | Farbe, dt. OF, 35mm | EA: 19.1.1973

Dass sich Moderator und Bühnenlegende Dietmar Schönherr auch hinter die Kamera
wagte und mit seinem einzigen Spielfilm einen kleinen Skandal auslöste, wissen wohl
nur die wenigsten. Eine nach Jahrzehnten erstmals auf großer Leinwand wiederzu-
entdeckende politische, nahezu apokalyptische Parabel, ein Bekenntniswerk »gegen
alle möglichen Schweinereien, die so ganz beiläufig auf unserer Welt passieren.« (fw)

 MO 3.1., 20:00
GEFISCHTE GEFÜHLE

Manfred Kaufmann, A 1980
BUCH Manfred Kaufmann, Henriette Fischer
KAMERA Tamás Ujlaki | MIT Silvia Sommer, Walter
Eckermann, Romana Scheffknecht, Michael Hopp
117 min | Farbe, dt. OF, 35mm | EA: 16.5.1980

Silvia und Walter sind ein junges Paar. Sie arbeitet als Buchhändlerin, er an einem
Videofilm über ein Ehepaar, das sich nach 25 Jahren getrennt hat. Walter erfährt
zwei Versionen der gemeinsamen Geschichte, deren Mechanismen von Gewalt und
Geduld, Macht und Ohnmacht auch in seiner Beziehung spürbar sind, die – als Ramona
in ihr Leben tritt – in eine offene Krise schlittert. (red)

48
WILDES KINO | RETROSPEKTIVE

 SO 2.1., 21:00 | SA 8.1., 18:45

GOLDFINGER
Guy Hamilton, GB 1964
BUCH Richard Maibaum, Paul Dehn, nach dem Roman von Ian Fleming | KAMERA Ted Moore | MUSIK John Barry
MIT Sean Connery, Honor Blackman, Gert Fröbe, Shirley Eaton, Tania Mallet, Bernard Lee, Lois Maxwell
112 min | Farbe, engl. OF, 35mm | EA: 11.8.1972

Erst mit acht Jahren Verspätung versieht der berühmteste Geheimagent Ihrer Majestät
zum ersten Mal seinen Dienst auf der Metro-Kinoleinwand, dann aber bereits richtig.
Der dritte Eintrag in einer der langlebigsten Serien der Filmgeschichte macht Bond
zu dem, was er heute noch ist – überlebensgroßer Held, charmanter Womanizer und
kecker Sprücheklopfer – und verhilft der Marke mit allem, was dazugehört, zum welt-
weiten Durchbruch. Mit Gert Fröbe erhält er einen würdigen, weil ebenso memorab-
len Gegenspieler, der sich mit nichts weniger als der Atomverseuchung sämtlicher
Goldreserven der USA zufriedengeben will. Dazu: Der erste Auftritt des Aston Martin
DB5 samt Navigationssystem, eine vergoldete Shirley Eaton und Shirley Basseys
gnadenlos guter Titelsong. Einfach nur Gold! (fw)

                                                                                                   49
70
                                                     1840    NEUES ELYSIUM (S. 7)
                                                     1924    MODERNES THEATER (S. 18)

     JA H R E                                        1945    BOMBENZERSTÖRUNGEN (S. 34)
     M E T RO                                         1951   METRO-KINO
                                                     2002    ÜBERNAHME DURCH
                                                             DAS FILMARCHIV (S. 66)
                                                 2014/2015   METRO KINOKULTURHAUS (S. 80)

1951 UMBAU ZUM METRO-KINO
N  ach dem wirtschaftlichen Scheitern der »Insel in der Komödie« übernimmt die
   städtische Kiba das Theater und baut es zu einem außergewöhnlichen Premieren-
kino um. Zur Eröffnung am 25. Dezember 1951 zeigt das nun »Metro« genannte
Lichtspielhaus den in Technicolor gedrehten MGM-Abenteuerfilm KÖNIG SALOMONS
DIAMANTEN.

50
WILDES KINO | RETROSPEKTIVE

 MO 3.1., 21:00 | DI 11.1., 21:00

NOSFERATU – PHANTOM DER NACHT
Werner Herzog, BRD/F 1979
BUCH Werner Herzog, nach dem Film von F. W. Murnau und dem Roman von Bram Stoker
KAMERA Jörg Schmidt-Reitwein | MUSIK Popol Vuh | MIT Klaus Kinski, Isabelle Adjani, Bruno Ganz,
Jacques Dufilho, Roland Topor, Walter Ladengast 106 min | Farbe, dF, 35mm | EA: 14.4.1979

Auf Geheiß seines Chefs reist Jonathan Harker aus dem norddeutschen Wismar in
die Karpaten, um dort mit einem gewissen Graf Dracula über den Kauf eines Hauses
zu verhandeln. Während Jonathan die Gefahr unterschätzt, plagen seine junge
Frau zu Hause albtraumhafte Visionen … Herzogs Verbeugung vor Murnau, der ihm
»kulturell einen Boden unter den Füßen bereitet hat«, und vor den Gemälden von
Caspar David Friedrich, deren Atmosphäre in schlafwandlerisch-trunkene Bild- und
Tongemälde transformiert werden, zeichnet den namensgebenden Vampir als tragi-
sches Zerrbild, hin- und hergerissen zwischen Blutdurst und der Sehnsucht nach
Erlösung. »NOSFERATU ist der Versuch, eine Verbindung herzustellen zwischen den
verschollenen, ausgewanderten, vertriebenen Vätern und den geschichtslosen, ihrer
Traditionen beraubten Enkeln.« (Hans-Christoph Blumenberg) (fw)
DI 11.1.: Mit einer Einführung von Drehli Robnik.

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