Wohnen. Offen zum Leben - Offen zum Leben? Bitte öffnen - Caritas Oberösterreich

Die Seite wird erstellt Laura Probst
 
WEITER LESEN
Wohnen. Offen zum Leben - Offen zum Leben? Bitte öffnen - Caritas Oberösterreich
Wohnen. Offen zum Leben.

                       O f f e n z u m L e b e n ? B i t t e ö f f n e n ...

                                                      Jahresbericht 2003

                                                                       K a t h o l i s c h e K i rc h e
                                                                         i n O b e r ö s t e r re i c h
Wohnen. Offen zum Leben - Offen zum Leben? Bitte öffnen - Caritas Oberösterreich
Inhalt

Kontakt                                   Vorwort                                                                                        3

Information                               Caritas für Menschen in Not in Oberösterreich                                                  4
4021 Linz, Kapuzinerstraße 84, 2. Stock
                                          Caritas für Menschen in Not im Ausland                                                         8
Tel.: 0732/7610-2020
E-Mail: information@caritas-linz.at       Caritas für Kinder und Jugendliche                                                            12
Homepage:   www.caritas-linz.at           Caritas für Menschen mit Behinderungen                                                        16

Kommunikation und Medien                  Caritas für Betreuung und Pflege                                                              20
4021 Linz, Kapuzinerstraße 84, 2. Stock
                                          Caritas Adressen                                                                              24
Tel.: 0732/7610-2020, Fax: 7610-2121,
Wilma LEVASSOR, Mag. Edith ZEHETNER       Sponsoren des Jahresberichtes                                                                 27

                                          Beilage Jahresbilanz 2003
                                          Gewinn- und Verlustrechnung, Erträge
                                          Personal, Spenden
Spenden
4021 Linz, Kapuzinerstraße 84, 2. Stock
Tel.: 0732/7610-2043, Fax: 7610-2121,
Svjetlana VARMAZ

Spendenkonto
VKB-Bank Linz                             Impressum:
                                          Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Caritas Oberösterreich, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz
19.000.900, BLZ 18600
                                          Redaktion: Wilma Levassor, Mag. Edith Zehetner, Dr. Johanna Grabner
RLB OÖ.                                   Fotografie: Reiner Riedler, Anatol Kljashtchuk (1)
1.245.000, BLZ 34000                      Gestaltung: Compact Werbe-Team

                                          2
Wohnen. Offen zum Leben - Offen zum Leben? Bitte öffnen - Caritas Oberösterreich
Wohnen.
Offen zum Leben.

                                                                                                                            Mathias Mühlberger
                                                                                                                            Caritasdirektor

Es zählt zu den Kernkompetenzen der Caritas, in unserer      professioneller Dienstleister Mobile Dienste zur Begleitung    Die Orientierung an den Bedürfnissen der Menschen mit
Arbeit den Menschen „nahe“ zu sein - auch in dem Sinne,      des Lebens in den eigenen vier Wänden sowie Betreu-            differenzierten Angeboten auch im Wohnbereich ist nicht
dass wir wahrnehmen, worunter sie leiden, was sie            bares Wohnen an. Für Menschen mit Behinderungen ist            nur aus unserer Sicht eine Notwendigkeit. Es wurde damit
bewegt, was sie brauchen. Die Verwirklichung von             Wohnen in dezentralen Einheiten mit mobiler Begleitung         ein richtiger Weg eingeschlagen, der durchaus auch dem
Chancengleichheit und Integration ist in erster Linie eine   und Assistenzdienst ein zukunftsweisendes Modell, das          Spargedanken der öffentlichen Hand entgegen kommt, da
Frage des Bewusstseins. Es geht darum, bewusst hinzu-        so weit als möglich selbstbestimmtes Leben und Integra-        ein gezielter und reduzierter Einsatz der finanziellen Mittel
schauen, welche Bedürfnisse Menschen haben und wie           tion ermöglicht.                                               ermöglicht wird. Allerdings ist das Tempo der politischen
die geeigneten Rahmenbedingungen geschaffen werden                                                                          Weichenstellungen gerade im Bereich der Pflege und
können, damit sie ihr Leben so gestalten können, wie sie     Ein bewusstes Wahrnehmen der Bedürfnisse von                   Betreuung alter Menschen viel zu langsam. Hier besteht
es möchten. Dieses Prinzip des bewussten Wahrnehmens         Menschen mit Behinderungen in der Öffentlichkeit war           die Gefahr, dass wir von der demografischen Entwicklung
der Individualität wird auch in den begleiteten Wohnange-    auch ein Ziel der Aktivitäten der Caritas im Europäischen      „überrollt“ werden, wenn nicht rechtzeitig Vorsorge getrof-
boten der Caritas in Oberösterreich gelebt. Wohnen ist ein   Jahr der Menschen mit Behinderungen 2003. Der Slogan           fen wird. Dabei ist auch die Situation der pflegenden
Grundbedürfnis des Menschen. Doch lebenswert ist ein         der Caritas, „Behindert ist, wer behindert wird“, sollte ein   Angehörigen im Auge zu behalten, die ein unverzichtbares
Wohnraum erst, wenn er auch „Lebensraum“ ist. Ein Ort,       Anstoß sein, gewohnte Denkschemata zu verlassen und            „Hilfesystem“ im Privaten darstellen, zukünftig aber ver-
der offen zum Leben ist, wo man sich wohlfühlt und so        das Thema „Behinderung“ einmal aus anderer Perspektive         stärkte professionelle Unterstützung brauchen werden.
angenommen wird, wie man ist.                                zu betrachten. Die eigentliche Behinderung beginnt dort,
                                                             wo Menschen „be“- bzw. „ge“-hindert werden, am Leben
Die Caritas bietet verschiedene Wohnformen für               in der Gesellschaft teilzuhaben.
Menschen in unterschiedlichen Situationen und Lebens-
abschnitten: für Menschen in Not, Menschen mit Behin-        Jedoch auch Medien, die mehr Teilhabe am Leben ermög-
derungen, Jugendliche und alte Menschen. In diesem           lichen könnten, bauen wieder neue, andere Barrieren auf.
Jahresbericht stellen wir Ihnen einige dieser Wohnformen     Wie beispielsweise das Internet, das auch für Menschen
vor. Sie sind alle mit differenzierten Konzepten auf die     mit Behinderungen neue Chancen für eine verstärkte
Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe ausgerichtet.          Teilhabe am sozialen, beruflichen und kulturellen Leben
Entsprechend der unterschiedlichen und sich wandelnden       eröffnet. Voraussetzung ist eine spezielle barrierefreie
Bedürfnisse unterliegen sie auch einer ständigen             Gestaltung, sodass auch Menschen mit Seh- oder
Weiterentwicklung. Besonders im Bereich der Menschen         Hörbeeinträchtigung Zugang zu allen Informationen
mit Behinderungen und im Seniorenwohnen sind in              haben. 2003 hat die Caritas Oberösterreich mit ihrer
Zusammenarbeit mit dem Land OÖ. neue Wohnformen im           barrierefreien Homepage ein weiteres Zeichen für
Entstehen. Die Caritas für Betreuung und Pflege bietet als   Chancengleichheit gesetzt.

                                                                                                                       3
Wohnen. Offen zum Leben - Offen zum Leben? Bitte öffnen - Caritas Oberösterreich
Randmarken weisen Weg aus dem „out“
Wohnen. Offen zum Leben - Offen zum Leben? Bitte öffnen - Caritas Oberösterreich
Caritas
für Menschen in Not                                                                                                                                Der
in Oberösterreich                                                                                                                              Hartlauerhof
                                                                                                                                           in Asten bietet zwölf
                                                                                                                                         wohnungslosen Männern
                                                                                                                                     Platz zum Wohnen und Leben.
                                                                                                                                Gemeinsam mit SozialarbeiterInnen ver-
                                                                                                                           suchen sie, im Leben wieder Perspektiven zu finden.
„Drei , vier Tage sind die Leute richtiggehend ,geschwebt`.   Im Hartlauerhof, einem ehemaligen Bauernhof in Asten,
Das hätten Sie sehen sollen!“ Ulrich Volmer, Leiter des       versuchen die Männer ihr Leben wieder in den Griff zu
Hartlauerhofes, erzählt von der „Randmarken“-Ausstell-        bekommen. SozialarbeiterInnen geben ihnen Hilfestellung.
ung vor dem Neuen Rathaus in Linz. Im Rahmen dieses           Dazu bedarf es manchmal nur „kleiner“ Gesten. Um die
Kulturprojektes des Hartlauerhofes in Zusammenarbeit mit      Vergangenheit zu bewältigen, ist es wichtig, dass jemand
KünstlerInnen entstand die Idee zur Gestaltung von über-      da ist, der zuhört. „Einfach nur dasein und reden, reden
lebensgroßen Holzskulpturen - den „Randmarken“.               und reden“, so Sozialarbeiterin Elke Herber. Und es sind
Bewohner des Hartlauerhofes arbeiteten gemeinsam mit          schon die kleinen Erfolge, die zählen. Wie zum Beispiel
BesucherInnen der Wärmestube monatelang an den                das Entdecken der eigenen Fähigkeiten bei der Arbeit an
Objekten. Im Sommer 2003 starteten die „Randmarken“           den „Randmarken“. Für manchen gibt es hier auch endlich
zu einer Tour durch Linz und Umgebung. Im September           Gelegenheit, Versäumtes nachzuholen: „Ein Klient von mir
machten sie ein paar Wochen vor dem Neuen Rathaus             konnte nicht richtig lesen und rechnen. Er wollte eine
Station. Bei der Ausstellungs-Eröffnung kamen wie bei         Mechanikerlehre machen, da muss er aber rechnen kön-
weiteren Stationen der „Randmarken“-Tour von vielen           nen. Wir haben dann gemeinsam heimlich geübt. Jetzt ist
Passanten positive Rückmeldungen, Anerkennung und             er stolz darauf, dass er es kann“, erzählt Elke Herber.
Interesse an jenen Menschen, die sie gestaltet haben.
                                                              Je nach Interesse und Fähigkeiten übernehmen die
„Durch die kreative Gestaltung von öffentlichem Raum
                                                              Bewohner tagsüber Arbeiten in Haus und Garten. Es wird
rücken jene Menschen, die sich all zu oft im gesellschaft-
                                                              gemeinsam gekocht, Gemüse für den Eigenbedarf ange-
lichen ,out` wieder finden, mit ihren Fähigkeiten und über-
                                                              baut, Renovierungsarbeiten am Haus durchgeführt.
raschenden Ideen mehr in den Mittelpunkt“, so Ulrich
                                                              Manche der Bewohner sind auch in einer Arbeitstrai-
Volmer.
                                                              ningsmaßnahme beschäftigt. Doch der Weg dahin, in eine
Die Wanderausstellung bietet Anlässe, um Selbstwert-          solche Maßnahme zu kommen oder gar einen Arbeitsplatz
gefühl zu tanken. „Unsere Bewohner können sich sonst          zu finden, ist meist ein steiniger. In Zeiten steigender
sehr wenig freuen über das, was sie können“, erklärt          Arbeitslosigkeit ist es für Menschen mit Handicaps dop-
Isolde Mayr, Betreuerin im Hartlauerhof. Die Bewohner -       pelt und dreifach so schwer, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu
sie stammen meist aus zerrütteten Familienverhältnissen,      fassen. Für jeden Job gibt es genügend Bewerber, jemand
sind in Heimen oder bei Pflegefamilien aufgewachsen,          der nicht perfekt ins Bild passt, bekommt nicht einmal
haben die Ausbildung abgebrochen. Die Probleme sind           eine Chance. Doch ohne Arbeit gilt man in unserer
schließlich über den Kopf gewachsen. Keine Arbeit, keine      Gesellschaft erst recht als Außenseiter. So dreht sich die
Wohnung, keine Perspektiven mehr. Depressionen, Alko-         Spirale der Ausgrenzung weiter. Die „Randmarken“ wollen
hol, Straffälligkeit sind Symptome eines zerstörten Lebens.   Zeichen setzen, dass es auch eine Alternative gibt.

                                                                                                                      5
Wohnen. Offen zum Leben - Offen zum Leben? Bitte öffnen - Caritas Oberösterreich
Caritas
                                              für Menschen in Not
                                              in Oberösterreich

Einrichtungen                                 Immer mehr Menschen in der Armutsfalle                           Auch im Haus für Mutter und Kind steigen die Anfragen um
                                                                                                               Aufnahme immer mehr an. Anhaltend ist die Entwicklung,
Beratung und Hilfe:                           Das staatliche soziale Netz wird weitmaschiger. Typische
                                                                                                               dass der Anteil der jungen Mütter in Notsituationen
Regionalstellen                               Verursacher von Existenzkrisen sind Arbeitsverlust und
                                                                                                               zunimmt. Im Jahr 2003 waren 9 von 12 Frauen, die im Haus
Linz, Steyr, Wels, Ried, Gmunden, Braunau,    Scheidung. Oft ist das Einkommen so gering, dass ein uner-
                                                                                                               wohnten, zwischen 18 und 25 Jahre alt. Die jungen Frauen
Schärding; Schwangerenberatung, Linz          warteter Ausgabenposten eine Lawine auslöst, die zu Über-
                                                                                                               brauchen mehr Unterstützung - sowohl in psychischer
                                              schuldung und Wohnungsverlust führt. Rund zwei Drittel der
                                                                                                               Hinsicht als auch in der Haushalts- und Kinderversorgung.
Flüchtlings- und MigrantInnenhilfe:           OberösterreicherInnen, die sich an die sieben Beratungs-
Linz, Steyr, Wels, St. Georgen i.A., Grein    stellen der Caritas für Menschen in Not wenden, sind von         Für ein Miteinander
                                              Arbeitslosigkeit betroffen. Die Zahl der Hilfesuchenden bei
Beratung für Alkoholkranke und Angehörige,                                                                     In der Stadt Steyr ist jeder 8. Mitbürger Ausländer. Das
                                              den Beratungsstellen steigt von Jahr zu Jahr an – 2003 wur-
Diätferien                                                                                                     Integrationszentrum Paraplü hilft mit, einen gegenseitigen
                                              den 3.355 Personen ( 2002: 3.243) betreut, 6730 Anfragen
                                                                                                               Integrationsprozess zu fördern und ein Miteinander der
Treffpunkte:                                  wurden verzeichnet.
                                                                                                               Kulturen zu erreichen. Wichtiger Faktor dabei ist das
Wärmestube für Wohnungslose, Linz
                                              Die zunehmende Armut und Armutsgefährdung ist auch in            Angebot von Deutschkursen. Die Zahl der TeilnehmerInnen
Lena für Menschen in der Prostitution, Linz
                                              der Caritas-Wärmestube, dem Tageszentrum für Wohnungs-           nimmt immer mehr zu, 2003 absolvierten rund 160
Integrationszentrum Paraplü, Steyr
                                              lose, zu beobachten. Die BesucherInnenzahlen sind derart         Menschen einen Kurs. Paraplü leistet auch Konfliktman-
Wohnen und Leben:                             hochgeschnellt, dass das Tageszentrum mittlerweile aus           agement, wenn es in Wohnhäusern zu Problemen zwischen
Haus für Mutter und Kind, Linz                allen Nähten platzt.                                             österreichischen und nicht-österreichischen Familien kommt.
Hartlauerhof für Wohnungslose, Asten                                                                           An die regionalen Beratungsstellen der Flüchtlings- und
WEGE für Haftentlassene, Wels                 Steigende Anfragen nach betreuten
                                                                                                               MigrantInnenhilfe haben sich rund 3.000 AsylwerberInnen,
Haus Courage für MigrantInnen, Wels           Wohnformen
                                                                                                               anerkannte Flüchtlinge und MigrantInnen in Notsituationen
                                              Die WEGE (Wohngemeinschaft für Haftentlassene) in Wels           gewandt. Vor allem im zweiten Halbjahr waren verstärkt
                                              feierte das 10-jährige Bestehen. 120 aus der Haft entlasse-      Anfragen von mittellosen AsylwerberInnen zu verzeichnen -
                                              nen Menschen hat die WEGE bisher Hilfestellung gegeben,          einerseits nach Hilfsgütern wie Bekleidung etc., anderer-
                                              ihr Leben neu zu ordnen und wieder selbstständig Fuß             seits nach rechtlicher Beratung. Die Unterbringungssitua-
KONTAKT:                                      fassen zu können. Der gute Ruf der WEGE und die                  tion stellte auch im Jahr 2003 die MitarbeiterInnen vor allem
Caritas für Menschen in Not                   zunehmende Zahl an Inhaftierten führt dazu, dass die             der Linzer Beratungsstelle vor große Herausforderungen
                                              Anfragen nach einem Wohnplatz jährlich ansteigen. Ein            und Belastungen. Im Haus Courage in Wels fanden 163
4020 Linz, Kapuzinerstraße 84                 Grund dafür ist auch, dass es in ganz Österreich bis heute       Menschen aus 25 Nationen für bis zu einem Jahr
Tel.: 0732 / 7610-2002                        keine vergleichbare Einrichtung gibt, die eine so langfristige   Unterkunft. Die meisten davon kamen aus den Ländern
E-Mail: Menschen.in.Not@caritas-linz.at       und intensive Betreuung anbietet.                                Nigeria, Türkei, Armenien, Georgien und Afghanistan.

                                              6
Wohnen. Offen zum Leben - Offen zum Leben? Bitte öffnen - Caritas Oberösterreich
23.700
                                                               BesucherInnenzahlen
                                                               der Caritas-Wärmestube
20.000
                       18.600                                  BesucherInnen
15.000                                                         Besuche

10.000

5.000
              600                     800

                    2002                    2003

196 Personen haben 2003 die „RückkehrHilfe” der Caritas        Fortführung der Hochwasserhilfe                                 Zentrale Aufgaben
OÖ. (kofinanziert u. a. vom BMI und Europäischen Flücht-
                                                               Die Hilfe und Beratung für die Opfer des August-Hoch-
lingsfonds) in Anspruch genommen, 142 davon sind in ihre                                                                       Beratung und Hilfe
                                                               wassers 2002 ist auch im Jahr 2003 Jahr weitergeführt wor-
Heimat zurückgekehrt.                                                                                                          Professionelle Beratung für Menschen in Not-
                                                               den. Mobile SozialberaterInnen waren bis Ende September
                                                                                                                               bzw. Krisensituationen
Unter Diskrimminierung und Ausgrenzung, aber auch auch         in den Regionen unterwegs, machten Hausbesuche und
unter Gewalt, Abhängigkeiten, Depressionen leiden viele        hielten regionale Sprechtage ab. Sie waren die erste            Abgabe von materieller Hilfe als Überbrückungs-
Migrantinnen und Österreicherinnen, die Unterstützung bei      Anlaufstelle und GesprächspartnerInnen für die Betroffenen      hilfe
LENA suchen, dem Treffpunkt für Frauen, die in der Prosti-     vor Ort, vermittelten Sachspenden und finanzielle Hilfe,        Administration öffentlicher Gelder für Flüchtlinge
tution arbeiten. 7 Frauen haben 2003 bei LENA den euro-        Fachberatungen und Erholungsangebote sowie Hilfestell-          und MigrantInnen
päischen Computerführerschein absolviert und dadurch           ung bei der Wiederinstandsetzung der Häuser. Unter-
neue Zukunftsperspektiven gewonnen.                            stützung brauchten weiterhin vor allem jene Menschen,           Treffpunkte
                                                               deren soziale Situation bereits vor dem Hochwasser              Gesprächs-, Beratungs- und Aufenthaltsmöglich-
Soziales Engagement steckt an                                  schwierig war.                                                  keiten für Menschen in besonderen Notlagen

Vieles an karitativer Arbeit wird auch von haupt- und ehren-   Insgesamt wurden 1.484 Anträge auf Unterstützung aus            Begegnung von Betroffenen und Nichtbetroffenen
amtlichen MitarbeiterInnen in den Pfarren geleistet. Die       dem ORF-Spendenfonds von der Caritas Hochwasserhilfe
Abteilung Pfarrcaritas unterstützt, stärkt und fördert die     für und mit Betroffenen bearbeitet. Zusätzlich zur Annahme      Wohnen und Leben
pfarrlichen MitarbeiterInnen dabei und leistet Vernetz-        von ORF-Anträgen betreuten und unterstützen die Mobilen         Zeitlich begrenzte Wohnmöglichkeit für Menschen
ungsarbeit zwischen Pfarren und Diözesancaritas.               BeraterInnen 567 betroffene Haushalte. Wichtiger Partner        in besonders schwierigen Lebenssituationen
Erfolgreich war 2003 der Start der Seminarreihe „Die Seele     für die Arbeit der Hochwasserhilfe vor Ort waren die Pfarren.   rechtliche und soziale Beratung und Begleitung
zum Lächeln bringen“ - eine von der Pfarrcaritas durch-        188 pfarrliche MitarbeiterInnen waren in Kooperation mit der    Stabilisierung der Wohn- und Lebenssituation
geführte Schulung für Besuchsdienste bei alten Menschen.       Caritas Hochwasserhilfe für die Betroffenen im Einsatz. Sie
33 MitarbeiterInnen aus den Pfarren nahmen teil.               knüpften Kontakte mit hilfebedürftigen Menschen, gaben
Jugendlichen Freude an sozialem Engagement zu vermit-          Informationen über Hilfsangebote weiter, verteilten
teln, ist das Ziel der Jugendservicestelle „JUSER“. 792        Hilfsgüter.
Jugendliche haben sich 2003 an 27 sozialen Projekten           Nach Abschluss der Mobilen Sozialberatung stehen weiter-
beteiligt, die von JUSER kreiiert wurden. Neben vielen         hin die Beratungsstellen der Beratung und Hilfe den Opfern
anderen Aktivitäten wurden von JUSER 37 Unter-                 der Hochwasserkatastrophe als Anlaufstellen zur Verfügung.
rrichtsstunden in Schulen zur Arbeit der Caritas gestaltet.    Für die AussiedlerInnen des Unteren Mühlviertels wurde bis      Finanzierung
Insgesamt wurde in diesem Jahr mit 2.335 Jugendlichen          Ende März 2004 in Kooperation mit dem Roten Kreuz Bau-
gearbeitet - mehr als doppelt so viele wie 2002.               beratung und psychosoziale Beratung angeboten.                  Überwiegend Spenden, öffentliche Mittel

                                                                                                                          7
Sonne auf der Haut und Gras unter den Füßen
Caritas
für Menschen in Not                                                                                                                              In Weiß-

im Ausland                                                                                                                                   russland nimmt
                                                                                                                                            die Verarmung der
                                                                                                                                         Bevölkerung ihren Lauf.
                                                                                                                                     Für ein paar Kinder jedoch, die
                                                                                                                                   aufgrund ihrer Behinderungen am
                                                                                                                               Rand des Menschseins vegetierten, wird in
                                                                                                                            Schurawitschi die Tür zu einer neuen Welt geöffnet.
Behinderung ist in Weißrussland nicht wahrnehmbar.            statt, nachts im Zimmer mit den Betten, tags in einem
Weißrussland ist ein Nachfolgestaat der ehemaligen            Raum mit einer an der Wand festgeschraubten Langbank.
Sowjetunion. Behinderung passte nicht ins Bild vom per-       Kein Tisch, kein Ball, kein Kissen, keine Musik, keine bun-
fekten Sowjetmenschen. Menschen mit Behinderungen             ten Bilder. Jahraus, jahrein das gleiche Nichts. Nichts zum
werden unsichtbar gemacht – weggesperrt in Häuser fern-       In-die-Hand-nehmen, zum Bewegen, zum Anschauen,
ab von Siedlungen. Die meisten Eltern folgen der ärztli-      zum Anhören, keine Beschäftigung. Die Kinder hockten im
chen Empfehlung, sich nicht mit einem behinderten Neu-        Raum, wippten unentwegt vor und zurück, wimmerten.
geborenen zu belasten. Sie überlassen das Kind einem          Einige steckten in einem Hemd, dessen überlange Ärmel
staatlichen Heim. Behindertenpädagogische Ausbildung          am Rücken zusammengeknotet waren. So konnten sie
ist unbekannt. Auch im 21. Jahrhundert bestimmt das           nicht am Daumen lutschen, bis er wund ist.
sowjetische Konzept die Behandlung, besser gesagt die
                                                              Schwester Michaela beginnt 2001 mit den traumatisierten,
Nicht-Behandlung. Im Straßenbild gelten Menschen mit
                                                              verhaltensgestörten, vernachlässigten Kindern zu arbei-
Behinderung nach wie vor als Zumutung.
                                                              ten. Das nackte Zimmer gestaltet sie zum Therapieraum
Für 180 Kinder und Jugendliche des Behindertenheimes          um. Bewegung, Veränderung, Neues kommt in das Leben
Schurawitschi sind die Zeiten dagegen besser geworden.        der Kinder. Sie werden gefordert, haben Erfolgserlebnisse.
„Besser“ ist ein relativer Begriff. Die schwer körperbehin-   Eines Tages passiert Bedrohliches. Die Zimmertür wird
derten Kinder der so genannten „liegenden Gruppen“            geöffnet, dann die Haustür. Die Kinder werden nach drau-
haben ihr Leben von Geburt an im Bett auf 140 mal 70          ßen gebracht. „Sie haben vor Angst geschrien, weil sie
Zentimeter Lebensraum verbracht. Pflegerinnen hielten         noch nie im Freien waren. Sie haben noch nie Gras unter
die “Bettbewohner” am Leben. Sie reinigten die dürren,        den Füßen gespürt und noch nie der Sonne ins Gesicht
wundgelegenen Körper und verabreichten drei mal täglich       gesehen,“ erzählt die polnische Schwester.
mangelhafte Nahrung. „Abwarten, bis sie sterben.
                                                              Die neue Zeit brach mit dem polnischen Pfarrer Slawomir
Besserung gibt es keine.“ Das war die einhellige Meinung.
                                                              Laskowski an, der 1992 die geschlossene Anstalt Schura-
Polnische Ordensschwestern mit behindertenpädagogi-
                                                              witschi besuchte. „Es war das Furchtbarste, was ich
scher Ausbildung holen die Kinder aus den Betten, mobi-
                                                              jemals gesehen habe.“ Die Kinder hatten fast nichts zu
lisieren ihre erschlafften Muskeln, geben ihnen Spiel-
                                                              essen, kaum Gewand, keine Schuhe, keine Medikamente.
sachen, liebkosen sie, lachen mit ihnen. Nach zweijähriger
                                                              Mit Unterstützung der Caritas Oberösterreich organisierte
Arbeit kann bereits jedes vierte Kind gehen.
                                                              er materielle Hilfe und brachte 1998 die polnischen
Dann gab es die „Idiotengruppe“. Das sind Kinder und          Schwestern ins Heim. Die Ordensfrauen legen mit enga-
Jugendliche mit schweren oder leichten geistigen              gierter Behindertenarbeit die Saat für das neue Bewusst-
Beeinträchtigungen. Das Leben fand in zwei Zimmern            sein im Umgang mit Menschen mit Behinderungen.

                                                                                                                       9
Caritas
                                                      für Menschen in Not
                                                      im Ausland

Zentrale Aufgaben - Auslandshilfe                     Zeichen der Hoffnung in Weißrussland                            Seit dem Tschernobyl-Unfall 1986 gelten nur mehr 20 Prozent
                                                                                                                      der Kinder als völlig gesund. Die Dauerbelastung durch die
Soforthilfe bei Katastrophen im Ausland               Die Caritas Oberösterreich ist die wichtigste Partnerin der     Reststrahlung und die nährstoffarme Ernährung infolge Armut
Wiederaufbauprojekte nach Katastrophen                weißrussischen Diözesen. Mit knapp 700.000 Euro wurden im       setzen dem Immunsystem zu. Beim Sommeraufenthalt in
Sozialhilfe zur Existenzsicherung                     Jahr 2003 Projekte und Einrichtungen unterstützt. Angesichts    Österreich oder in unverstrahltem Gebiet in Weißrussland
Hilfslieferungen in Partnerländer                     der wirtschaftlichen Misere und der zunehmenden Verarmung       tanken die Kinder Kraft, die bis in den Winter anhält.
                                                      im 10-Millionen-Einwohner-Staat Weißrussland sind es

                                                                                                                           1.600
Unterstützung beim Aufbau der örtlichen Caritas       Tropfen auf dem heißen Stein. Um so wichtiger ist die Stär-        635 Kinder aus Weißrussland waren bei
in den Partnerländern                                 kung der Caritas-Organisationen im Land. Je besser die             oberösterreichischen Familien zu Gast,
Unterstützung und fachliche Begleitung der Projekte   Strukturen ausgebaut sind, desto effizienter und nachhaltiger      1.600 Kinder konnten Erholungsferien in
in den Partnerländern                                 kommen die Mittel zum Einsatz. Viele engagierte Weiß-
                                                                                                                         Caritas-Einrichtungen in Weißrussland machen
                                                      russInnen sind bereits als MitarbeiterInnen in den Caritas-
Beratung und Hilfestellung für helfende
                                                      Sozialzentren aktiv, auch ehrenamtlich. Mit den Spenden aus
Privatinitiativen in Oberösterreich                                                                                   Mobile Dienste in Rumänien
                                                      Oberösterreich betreuen sie benachteiligte Jugendliche, füh-
Bildungsarbeit in Oberösterreich                      ren ein Obdachlosenheim, kochen in Armenküchen und ver-         In der Region Harghita sind die Mobilen Dienste nach öster-
Partnerländer: Weißrussland, Rumänien, Bosnien-       teilen Lebensmittelpakete.                                      reichischem Vorbild als Pilotprojekt aufgebaut worden.
Herzegowina, Serbien und Montenegro, Russland,                                                                        Harghita hat 330.000 Einwohner. 70 Prozent der Menschen
Demokratische Republik Kongo, Afghanistan             Für die Caritas Minsk und die Caritas Oberösterreich waren      sind älter als 60 Jahre. Die Mobile Pflege ist kostengünstiger
                                                      Fertigstellung und Eröffnung des Caritas-Zentrums St. Lukas     als die stationäre Pflege. Fast 100 AltenhelferInnen sind in
                                                      ein Höhepunkt des Jahres. Die Einrichtung, die mit Spenden      Oberösterreich ausgebildet worden. Sie betreuen alte und
Finanzierung Auslandshilfe
                                                      aus Oberösterreich errichtet wurde, ist sowohl Wohnheim als     pflegebedürftige Menschen zu Hause. Die Finanzierung ist
Überwiegend Sach- und Geldspenden,                    auch Seminarzentrum. Schwer kranke Kinder aus sozial            zwischen den Projektpartnern aufgeteilt (Gemeinden, Caritas,
öffentliche Förderungen                               schwachen Familien wohnen während der Spitalsbehandlung         Kreisverwaltung sowie staatliche Unterstützung). Ziel ist die
                                                      im Haus, gemeinsam mit den Müttern. Sie bekommen wäh-           flächendeckende Versorgung mit Mobilen Diensten. Das
KONTAKT:                                              rend des Aufenthaltes hochwertiges Essen um den Gene-           Programm findet großen Widerhall bei den KlientInnen und
                                                      sungsprozess zu fördern, und sie werden psychologisch           bei den öffentlichen Stellen. Mehrere andere Regionen im
Auslandshilfe                                         betreut. St. Lukas ist zudem Weiterbildungsstätte für Men-      Land haben Interesse bekundet.

                                                                                                                           3.177
4020 Linz, Kapuzinerstraße 84                         schen in sozialen Berufen, deren Ausbildung vielfach nicht
Tel.: 0732/7610-2063, Fax: 0732/7610-2166             den beruflichen Erfordernissen gerecht wird. Das Bildungs-         Mit Jahresende gab es 29 Sozialstationen,
E-Mail: Auslandshilfe@caritas-linz.at                 angebot umfasst auch Seminare für Eltern mit Kindern mit           deren MitarbeiterInnen 3.177 alte Menschen
www.auslandshilfe.at                                  Behinderungen.                                                     betreuten.

                                                      10
Sachspenden
                                                                  & Carla

Vielfältige Hilfe zur Selbsthilfe                                 Sachspenden, die in den Spendenannahmestellen              Zentrale Aufgaben -
                                                                  (Baumbachstraße 3 in Linz, Salzburger Straße 20 und in
Das Engagement der Caritas OÖ. im Ausland ist auf „Hilfe zur      Braunau, Textil-Lager Asten) abgegeben werden, wer-        Sachspenden Carla
Selbsthilfe“ und der Förderung von Eigeninitiative ausgerich-     den in erster Linie an Menschen in Not in Oberösterreich
                                                                                                                             Sachspenden-Akquisition, insbesondere Textilien
tet. Die Auslandshilfe baut daher in ihrer Arbeit auf die loka-   ausgegeben. In Abstimmung mit den Beratungsstellen
len Caritas-Partnerorganisationen, die vor Ort die Projekte       und Einrichtungen der Caritas für Menschen in Not wer-     Lagerung, Sortierung und Transport
initiieren und durchführen. Eine Facette der Hilfe zur Selbst-    den die Waren an Bedürftige in existenziellen Notlagen     von Sachspenden
hilfe ist es, Menschen Zugang zu Bildung und Einkommen zu         verteilt. Ein Teil der Sachspenden wird zweckgewidmet
verschaffen. So wurden in Lubumbashi (Kongo) eine Schule          über die Auslandshilfe der Caritas OÖ. für notleidende     Versorgung Hilfsbedürftiger in Oberösterreich
für Straßenkinder und ein Kindergarten ausgestattet, in           Menschen in die Partnerländer transportiert.               mit Hilfsgütern wie Kleidung, Hygieneartikel etc.
Kinshasa eine Schule für Gehörlose, sowie Nähmaschinen für
eine Schneiderinnen-Schule gekauft.                               Insgesamt gingen im Jahr 2003 ca. 290.000 Kilo an
                                                                  Sachspenden (Textilien, Schuhe etc.) ein. Darüber hin-
Zahlensplitter:                                                   aus wurden Lebensmittel und Hygieneartikel im Wert
   78 Projekte v.a. in Osteuropa, Afghanistan und Kongo           von 3.913 Euro gespendet. An 7.165 bedürftige
   wurden mit insgesamt ca. 1,27 Millionen Euro unterstützt       Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher konnten
                                                                  Lebensmittel, Toilettartikel, Babyartikel und neuwertige
   209 OberösterreicherInnen halfen mit einer Kinder- oder
                                                                  Textilien im Wert von 136.995 Euro ausgegeben werden,
   Familienpatenschaft Menschen in Not                                                                                       KONTAKT:
                                                                  sowie 26.679 Stück gebrauchte Textilien, Schuhe und
   10.017 OberösterreicherInnen haben für                         sonstige Sachspenden.

   40.310
                                                                                                                             Sachspenden, Carla
   Auslandsprojekte der Caritas OÖ. gespendet
   800 bedürftige bosnische Familien bekamen zu                   Gespendete Textilien werden auch in den Second-            4020 Linz, Baumbachstraße 3
   Weihnachten Lebensmittel-Pakete                                Hand-Geschäften „Carla“ in Linz und Braunau zu gün-        Tel.: 0732/7610-2780
                                                                  stigen Preisen verkauft. Der Ertrag kommt ebenfalls        Fax: 0732/7610-2775
   25 Transporte mit 70 Tonnen an Gütern, vor allem               hilfsbedürftigen Menschen zugute.                          E-Mail: anna.burghart@caritas-linz.at
   gebrauchte Kleidung, fuhren nach Rumänien
   14 Lastwagen mit Sachspenden wurden nach
   Weißrussland geschickt
   40.310 Mittagessen wurden von der Armenküche in
   Gomel (Weißrussland) an wohnungslose Menschen
   ausgegeben

                                                                                                                       11
Viel Raum zum Haltfinden
Caritas
für Kinder und                                                                                                                                  Im Sozial-

Jugendliche                                                                                                                                  pädagogischen
                                                                                                                                          Zentrum wohnen 55
                                                                                                                                      Schüler und Lehrlinge, die in
                                                                                                                                   der Schule, im Elternhaus und am
                                                                                                                                  Wohnort nicht zurecht kommen. Mit
                                                                                                                              SozialpädagogInnen erarbeiten und errei-
                                                                                                                          chen sie persönliche, schulische und berufliche Ziele.
„Kann ich heute das Taschengeld kriegen?“ fragt Peter.       Das BetreuerInnen-Team ist im Turnusdienst Tag und
„Sicher. Wenn du das Handy abgibst“, sagt Gerlinde           Nacht für die jungen Menschen da, an den Wochenenden
Reitter gelassen. Peter: „Wenn es doch kaputt ist, hab ich   ebenso wie in den Ferien. Eine Besonderheit ist die
Ihnen ja erzählt.” Frau Reitter: „Und gestern haben dich     Kooperation mit der Landesschule für Erziehungshilfen,
die andern beim Telefonieren gesehen. Bring es halt, mit     die weniger als einen Steinwurf entfernt ist.
dem kaputten Handy kannst du eh nichts anfangen.“
Peter: „Hmm, ja. Muss erst schauen wo es ist... Kann ich     Jedes zweite Wochenende fährt Peter heim zur Mutter, die
trotzdem das Taschengeld...?“ Die erfahrene Erzieherin       mit Lebensgefährten und Peters Bruder in einer kleinen
bleibt konsequent: „Zuerst das Handy.“ Fast alle Jugend-     Wohnung in Linz lebt. Was Peter zu Hause nicht hat, hat
lichen haben heutzutage ein Handy. Auch hier im Zentrum.     er in Gleink zur Genüge – Platz. Seit drei Jahren ist sein
Aber hier gibt es klare Regeln. Am Abend muss es abge-       zweites Zuhause ein ehemaliges Kloster. Nach Osten und
geben werden, sonst wird die halbe Nacht telefoniert.        Norden erstreckt sich der Klostergarten, an den sich der
Nach der Schule kriegen sie es wieder. Monatlich dürfen      Fußballplatz anschließt. Dahinter öffnet sich ein ausge-
sie eine 20-Euro-Wertkarte vom Taschengeld kaufen.           dehntes Wiesen- und Parkgelände mit einem Bach,
                                                             Bäumen und Strauchwerk. Willkommene Abenteuerspiel-
Je vier ErzieherInnen betreuen acht Kinder oder Jugend-      plätze für die Buben. Kein Zaun hindert am Verlassen und
liche einer Schüler- oder Lehrlingswohngruppe. Das klingt    Betreten des Areals. Ein geregelter Tagesablauf und ver-
üppig. Ist es aber nicht. Im Sozialpädagogischen Zentrum     bindliche Vereinbarungen geben den jungen Menschen
wohnen keine Lämmchen, sondern Burschen, bei denen           Sicherheit. Die Schüler sind mit Hausaufgaben und
einiges nicht im Gleis rennt. Sie kommen häufig aus deso-    Prüfungsvorbereitungen eingedeckt, die Lehrlinge stehen
laten Familien, sind den Anforderungen in der Schule nicht   in Betrieben der Umgebung ihren Mann. Fußball und
gewachsen, haben keine Orientierung und keine Hilfe          Basketball stehen auf Platz Eins der Freizeit-Hitliste.
beim Erreichen von Zielen. Sie entwickeln Verhaltensauf-     Damit haben die Burschen und die sportbegeisterten
fälligkeiten, sind sozial und nicht selten auch körperlich   Erzieher ihre Freude. Schwimmbad und Turnhalle liegen
verwahrlost. Da gibt es den Jugendlichen, der zwei Jahre     auf den Plätzen Zwei und Drei.
daheim vor dem Fernseher saß, anstatt in die Schule zu
gehen. Die Folgen waren Realitätsverlust, Verlernen sozia-   Peter hat sein Handy doch noch am gleichen Abend
ler Kontakte, Phobien. Im Sozialpädagogischen Zentrum        gefunden und gibt es ab. „Jetzt geht es wieder, komisch“,
wird er mit einem geordneten Tagesablauf und psycholo-       freut er sich mit gespielter Verwunderung. Frau Reitter
gischer Betreuung behutsam in die reale Welt zurückge-       fragt am Erzieher-PC den aktuellen Kontostand seines
führt. Wenn er zwei Stunden Schule am Tag durchhält, ist     Taschengeldes ab – 8 Euro und 70 Cent. Die Summe wan-
es für ihn bereits ein Erfolg.                               dert wie vereinbart in Peters Brieftasche.

                                                                                                                    13
Caritas
                                                   für Kinder und
                                                   Jugendliche

Einrichtungen                                      Qualitätsentwicklung in der Pädagogik                       tungen der Eltern, der öffentlichen Hand und der Eigen-
                                                                                                               tümer (Pfarren) sowie Arbeitsbedingungen und Qualifikat-
Kindertageseinrichtungen:                          Die pädagogische Fachaufsicht über 289 Kindergarten-,       ion der PädagogInnen.
289 kirchliche Kindergärten, Krippen und Horte     Hort- und Krippen bedeutet große Verantwortung – den

                                                                                                                  17.400
Mobile Integrationsberatung:                       Kindern, den Eltern, den Pädagoginnen und den                  17.400 Kinder besuchen die 279 kirchlichen
Linz, 6 Außenstellen in den Bezirken.              ErhalterInnen gegenüber. Jedes Kind, das eine der              Kindertageseinrichtungen, die mit Fachauf-
                                                   Einrichtungen besucht, wird bestmöglich in seiner              sicht der Caritas für Kinder und Jugendliche
Logopädie:
                                                   Entwicklung unterstützt. Die Pädagoginnen erwerben sich
Linz, 10 Außenstellen in den Bezirken.                                                                            geführt werden
                                                   neue Erkenntnisse und Kompetenzen auf Fortbildungs-
Junges Wohnen:                                     veranstaltungen und durch Fachpublikationen der Caritas
SchülerInnen- und StudentInnenheim Guter Hirte,    für Kinder und Jugendliche. 2003 wurde u. a. ein            Großer Bedarf an Frühförderung
Linz; Hort für Kinder von 6 bis 12 Jahren, Linz;   Studientag für KindergartenhelferInnen zum Thema            Die Logopädie der Caritas für Kinder und Jugendliche ist
13 Wohngemeinschaften, Linz.                       „Sprache – ein Brücke zwischen dir und mir“ organisiert,    ein mobiler Dienst mit den Arbeitsschwerpunkten
Sozialpädagogisches Zentrum:                       den 550 TeilnehmerInnen absolvierten. Wichtige fachliche    Diagnose, Therapie und Prävention. Die LogopädInnen
Tages- und Wochenbetreuung und betreute            Impulse und aktuelle Informationen liefert auch die         kommen direkt in den Kindergarten. Immer mehr sehr
Wohngruppen in Steyr/Gleink und Linz.              Fachzeitschrift „Unsere Kinder“, deren Verlag und           junge Kinder sind in den Bereichen Wahrnehmung, Motorik
Verlag „Unsere Kinder“:                            Redaktion in der Caritas für Kinder und Jugendliche ange-   und Sprache auffällig. Bei massiven sprachlichen Defiziten
Redaktion und Verlagsverwaltung, Linz.             siedelt sind. „Leselust und Leseförderung im Kindergar-     muss die Therapie möglichst frühzeitig einsetzen. Die
                                                   ten“ war Thema einer Sonderausgabe im Jahr 2003.            LogopädInnen der Caritas für Kinder und Jugendliche
                                                                                                               haben im Jahr 2003 rund 3.700 Kinder in kirchlichen
                                                   Qualitätsentwicklung und -sicherung in den Kindertages-     Kindergärten untersucht. 51 Prozent davon zeigten sprach-
                                                   einrichtungen ist der Caritas für Kinder und Jugendliche    liche Auffälligkeiten. Ein großes Problem in der Logopädie
                                                   ein zentrales Anliegen. 2003 wurde damit begonnen,          ist die Finanzierung der Therapie durch die öffentliche
                                                   Qualitätsmanagement in allen Einrichtungen einzuführen.     Hand. Für die Bereiche Heilpädagogik und Logopädie
KONTAKT:                                           Die ersten 100 KindergartenleiterInnen wurden bereits in    wurde 2003 in Wels eine neue Außenstelle eröffnet.
Caritas für Kinder und Jugendliche                 Zusammenarbeit mit der Freyakademie Dornbirn nach

                                                                                                                            322
                                                   dem Qualitätsmanagementsystem „QAP“ (Qualität als              51% von 3700 untersuchten Kindergarten-
4020 Linz, Kapuzinerstraße 84                      Prozess) ausgebildet. Qualitätsentwicklung wird dabei als      kindern zeigen Sprachaufälligkeiten
Tel.: 0732/7610-2081                               dynamischer Prozess verstanden, der alle Dimensionen
Fax: 0732/7610-2121                                der Kindertageseinrichtungen berücksichtigt und einbin-        LogopädInnen führten mit 322 Kindern
E-Mail: ckj@caritas-linz.at                        det: Lebensumstände und Bedürfnisse der Kinder, Erwar-         regelmäßig Therapien in Kindergärten durch

                                                   14
Zunehmenden Bedarf ortet auch die Mobile Integrations-     ist seit 2003 auch das Konzept der Altersstaffelung. Um     Zentrale Aufgaben
beratung. Immer mehr Eltern von Kindern mit besonderen     den altersgemäßen Bedürfnissen zu entsprechen, gibt es
Bedürfnissen möchten, dass ihr Kind in den Regelkinder-    jetzt Wohngruppen für Jugendliche von 16 bis 18 Jahre       Pädagogik: Fachaufsicht, Beratung und Service
garten am Wohnort integriert werden kann. Die ausgebil-    und für junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren.         (Lohnverrechnung, Personalverwaltung etc.)
deten SonderkindergartenpädagogInnen begleiten Kinder                                                                  für kirchliche Kindertageseinrichtungen

                                                                2000
in ganz Oberösterreich beim Integrationsprozess im            Seit der Gründung haben rund 2000                        (Kindergärten, Krippen und Horte).
Kindergärten und Horten und beraten Eltern, Kinder-           BewohnerInnen in den Jugendwohn-                         Wohnen und Lernen im SchülerInnen- und
gärtnerInnen und Erhalter. 2003 wurde außerdem das EU-        gemeinschaften für Monate oder Jahre                     StudentInnenheim „Guter Hirte“.
Projekt „Kinderberteuung für alle“ durchgeführt - eine                                                                 Wohnen lernen für junge Menschen von
Fortbildung zur Integration von schwerstbehinderten
                                                              ein zweites „Zuhause“ gefunden                           16 bis 25 Jahre in Jugendwohngemeinschaften.
Kindern in Regelkindergärten.                                                                                          Heilpädagogik: Mobile Begleitung des
                                                                                                                       Integrationsprozesses von Kindern mit besonderen

          583
   15 Mobile IntegrationsberaterInnen                      Schritte in die Selbständigkeit                             Bedürfnissen in Kindergärten und Horten.
   begleiteten 583 Kinder mit besonderen                                                                               Sozialpädagogik: Sozialpädagogische Betreuung
                                                           72 verhaltensauffällige Buben im Alter zwischen 6 und 18    von verhaltensauffälligen und benachteiligten
   Bedürfnissen beim Integrationsprozess
                                                           Jahren hat das Sozialpädagogische Zentrum am Standort       männlichen Kindern und Jugendlichen.
   in Kindergärten und Horten                              Steyr/Gleink und in Wohngruppen in Linz im Jahresverlauf    Gruppen- und Einzelbetreuung, Alltags- und
                                                           2003 betreut. Die meisten Klienten sind Oberösterreicher,   Freizeitpädagogik, Unterstützung bei der
40 Jahre jung: Junges Wohnen                               einige kommen aus Salzburg, Kärnten, Steiermark.            schulischen Ausbildung, sozialpädagogisch
                                                           Das Konzept mit den auf acht Schüler oder Lehrlinge ver-    betreutes Wohnen.
Das SchülerInnen- und StudentInnenheim Guter Hirte und     kleinerten Wohngruppen hat sich bestens bewährt. Die        Logopädie: Mobile Reihenuntersuchungen und
die Jugendwohngemeinschaften sind seit 2003 unter der      Teilautonomie der Gruppen wird mit partieller Selbstver-    Therapie in kirchlichen Kindergärten für Kinder mit
Bezeichnung „Junges Wohnen“ vereint. 250 SchülerInnen,     sorgung, Haushaltsführung und Budgetzuteilung sukzes-       Defiziten in der Sprachentwicklung.
StudentInnen, Lehrlinge und Berufstätige nehmen eine der   sive ausgebaut. Die Teilautonomie ist eine der Rahmen-
Wohnformen in Anspruch. Mit Beginn des Schuljahres         bedingungen, die mehr „Normalität bei nicht normalen
2003/2004 steht der Gute Hirte auch für weibliche          Voraussetzungen“ möglich macht. Die Klienten profitieren
Bewohner ab 14 Jahren offen. Vor zwei Jahren feierte der   von der familienähnlichen Wohn- und Lebenssituation.        Finanzierung
Gute Hirte 40-jähriges Bestehen, heuer begingen die        Ihre Selbstständigkeit wird ebenso gefördert wie verant-
Jugendwohngemeinschaften den 40. Geburtstag. Zur           wortliches Handeln.                                         Leistungsabgeltung durch die öffentliche Hand,
Feier kamen auch BewohnerInnen aus den Gründerzeiten       Zum dritten Mal veranstaltete das Sozialpädagogische        Eigenleistungen der Eltern, diözesaner Beitrag,
der 60er Jahre. Neu bei den Jugendwohngemeinschaften       Zentrum 2003 wieder ein großes Street-Soccer-Turnier.       Spenden.

                                                                                                                 15
Ich kann das jetzt alleine
Caritas
für Menschen                                                                                                                                              In
                                                                                                                                                    St. Isidor in
                                                                                                                                                 Leonding lernen
mit Behinderungen                                                                                                                             Kinder und Jugendliche
                                                                                                                                            mit Beeinträchtigungen, ein
                                                                                                                                          Leben wie alle anderen jungen
                                                                                                                                        Menschen zu führen. Sie lernen, mit
                                                                                                                                    ihren Stärken und Schwächen umzugehen
                                                                                                                                   und holen durch heilpädagogische Förderung
                                                                                                                                           Entwicklungsrückstände auf.
Nomen est omen. Viktoria (8) hat einen großen Sieg errun-          störungen. Als sie vier Jahre alt ist, stirbt die Mutter.
gen. Seit heute fährt sie ohne fremde Hilfe Rad. Zu verdan-        Gemeinsam mit Kinderarzt und Psychologin entscheidet
ken ist das ihrem Willen und Ehrgeiz. Sie steigt auf das           sich der Vater für die Unterbringung Viktorias in St. Isidor.
Rad, das Erzieherin Dagmar hält. Viktoria tritt ins Pedal, die     Sie besucht den heilpädagogischen Kindergarten, dann die
Erzieherin schiebt an und läuft neben der Radlerin her.            Sonderschule, bekommt Ergotherapie und Logopädie. Eine
„Jetzt will ich allein!“ sagt Viktoria bestimmt. Sie steigt auf,   Psychologin hilft ihr, den Verlust der Mutter zu verkraften.
setzt den rechten Fuß aufs Pedal, verliert das Gleich-
                                                                   St. Isidor ist ein ausgedehntes Gelände mit Wohnhäusern,
gewicht und fällt um. „Aua!“ sagt Viktoria mehr wütend als
                                                                   Schulen, Kindergärten, Horten, einem Gutshof und vielen
schmerzvoll. „Aua“ sagt auch die Erzieherin und hilft
                                                                   Grünflächen. Fünf Spielplätze, ein Sportplatz, ein Freibad
Viktoria auf die Beine. „Machen wir eine Pause.“ Die Kleine
                                                                   sowie ein integratives Reitzentrum stehen zur Verfügung.
denkt nicht daran, steigt wieder auf, die Betreuerin gibt
                                                                   85 Kinder wohnen in St. Isidor. Je fünf bilden eine Wohn-
dem Rad einen Schubs – und siehe da, sie fährt! Nach gut
                                                                   gruppe, die von drei ErzieherInnen betreut wird. Das
20 Metern mit leichtem Schlingern steigt sie auf die Bremse
                                                                   Erreichen größtmöglicher Selbstständigkeit ist das Ziel der
und kommt zum Stehen. Sie strahlt: „Ich kann Rad fahren,
                                                                   pädagogischen Arbeit. Zum Wochenende fahren die Kinder
ganz alleine! Wir müssen gleich den Papa anrufen!“
                                                                   heim. Die Eltern sind und bleiben die wichtigsten Bezugs-
Zum Grundprinzip in St. Isidor gehört es, Entscheidungen           personen. Viktoria hat ein inniges Verhältnis zu ihrem Vater.
und Wünsche von Menschen mit Beeinträchtigungen zu                 Mehrmals unter der Woche telefonieren sie miteinander.
respektieren und zu berücksichtigen. Das heißt auch, ihnen         Viktoria weiß, dass Papa am Freitag kommt und sie abholt.
die gleichen Erfahrungen zu ermöglichen wie Menschen               Und der Vater weiß, dass er ihr daheim nicht das Maß an
ohne Beeinträchtigungen, zum Beispiel die Erfahrung von            Entwicklungsförderung bieten kann wie St. Isidor. Er steht
Erfolg und Misserfolg. Wenn ein Kind für eine neue Heraus-         in engem Kontakt mit den PädagogInnen. Bei den Eltern-
forderung bereit ist, wird es ermutigt, sie anzunehmen.            treffen lernt er andere Familien kennen, an den Elterntagen
Erzieherin Dagmar: „Für Viktoria war das heute ein ganz            nimmt er am Alltag der Wohngruppe seiner Tochter teil.
wichtiger Schritt, mit dem sie ein großes Stück gewachsen
                                                                   Viktoria hat heute noch etwas vor. Sie besucht ihre Schul-
ist. Sie hat eine für jeden sichtbare Leistung vollbracht.“
                                                                   freundinnen Conny und Elisabeth, die in der Nähe wohnen.
Viktoria ist ein Kind wie alle anderen und doch ein wenig          Gegenseitige Besuche gehören zum wöchentlichen Ritual.
anders. Ihr Start ins Leben ist für sie und ihre Familie hart.     „Heute brauchen wir kein Auto, Dagmar, ich fahr mit dem
Die Mutter kämpft mit schweren Depressionen und ist mit            Rad,“ entscheidet sie selbstbewusst. „Du fährst schon
der Betreuung überfordert, der Vater ist beruflich viel im         prima. Aber für so eine weite Strecke müssen wir noch ein
Ausland. Bei Viktoria zeigen sich ausgeprägte körperliche          wenig trainieren“, bremst die Erzieherin ein. Viktoria: „Na
und mentale Entwicklungsrückstände und Wahrnehmungs-               gut. Aber beim nächsten Mal, da nehm‘ ich dann das Rad.“

                                                                                                                             17
Caritas
                                                           für Menschen
                                                           mit Behinderungen

Standorte                                                  Es ist normal, verschieden zu sein                            geringem Betreuungsbedarf. Angestrebt werden weitge-
                                                                                                                         hend selbstbestimmte Lebensformen in Wohngemein-
St. Isidor, Leonding:                                      Leben wie alle anderen auch – das ist das Bestreben in
                                                                                                                         schaften oder Wohnungen für Paare.
Dienstleistungszentrum für Kinder und Jugendliche          der Arbeit für Menschen mit Behinderungen. Themen wie
                                                           Selbstbestimmung, gesellschaftliche Integration und
mit Behinderungen. Kinderwohngruppen, Integrativer                                                                       Von der Ausbildung ins Berufsleben
Heilpädagogischer Kindergarten, Heilpädagogischer          eigenständige Bewältigung des Lebensalltags bestimmen
                                                           die praktische Arbeit. Lernen müssen beide Seiten –           Das Outplacement dient der Begleitung Jugendlicher mit
Hort, Ambulatorium St. Isidor, Integratives Reitzentrum.
                                                           Menschen mit Beeinträchtigung als KundInnen ebenso            Beeinträchtigung von der Ausbildung hinein ins Berufs-
St. Elisabeth, Linz:                                       wie die BetreuerInnen. Die KundInnen setzen sich mit          leben. 2003 haben 25 Menschen den Weg in den freien
Ausbildung, Entwicklungsförderung, Leben lernen und        Fragen auseinander wie: Wo gibt es Rechte und Pflichten?      Arbeitsmarkt mit Unterstützung des Outplacements
Outplacement für Jugendliche mit Behinderungen.            Wie äußere ich meine Wünsche? Was tue ich für mich?           beschritten. Das Ausbildungskonzept von St. Elisabeth
                                                           Was tue ich für andere? Die BetreuerInnen wachsen in die      wurde einer wissenschaftlichen Evaluierung durch die
St. Pius, Peuerbach: Arbeit und Beschäftigung,             Rolle von begleitenden PartnerInnen hinein. Gemeinsames       Universität Linz unterzogen. Die Soziologen interviewten
Erziehung und Förderung von Kindern und Jugend-            Erarbeiten und Umsetzen von Zielen steht im Mittelpunkt.      junge Menschen, die in St. Elisabeth ausgebildet und mit
lichen, Wohnen für erwachsene Menschen mit Beein-                                                                        Outplacement ins Berufsleben begleitet wurden. Wesent-
trächtigungen, Integrativer Heilpädagogischer Hort.        Seit drei Jahren gibt es in St. Pius in Peuerbach die         liches Ergebnis der Studie: Drei von vier AbsolventInnen
Hör- und Sehbildung, Linz: Heilpädagogischer und           BewohnerInnenvertretung. Die VertreterInnen für 156           sind beruflich integriert. Lediglich 16 Prozent waren zum
integrativer Kindergarten, Mobile Beratung und             Menschen mit Behinderungen sind gut in ihre Funktion          Befragungszeitpunkt arbeitslos. Gestartet ist 2003 das
Betreuung, Heilpädagogischer Integrativer Hort und         hineingewachsen und vertreten verstärkt die Interessen        EU-Projekt „Equal“ zur beruflichen Integration von
Wohngruppen, Ausbildung für hörbeeinträchtigte             ihrer KollegInnen. Bedürfnisorientierte Wohnformen für        Jugendlichen mit Teilleistungsschwächen. 10 Jugendliche
Jugendliche                                                Menschen mit Behinderungen werden sowohl an den               erhalten eine EDV-Grundschulung in St. Elisabeth. In
                                                           Standorten St. Pius (Peuerbach) als auch außerhalb der        externen Langzeitpraktika werden die Jugendlichen in
Lehranstalt für heilpädagogische Berufe, Linz.             Standorte in dezentralen Wohngruppen in der Umgebung          Unternehmen für logistische Hilfsleistungen angelernt und
                                                           von Peuerbach und in Linz angeboten. Im Bereich               erhalten ein „Training on the Job“. 4 Jugendliche konnten
                                                           „Betreuung und Pflege“ in St. Pius leben Männer und           so schon im ersten Jahr an eine Arbeitsstelle vermittelt
                                                           Frauen, die hier ihren Lebensmittelpunkt haben und die        werden.
KONTAKT:

                                                                                                                                  25
                                                           Sicherheit einer Rund-um-die-Uhr-Betreuung brauchen.
Caritas für Menschen mit Behinderungen                     Im Bereich „Begleitung und Training“ ist fremde Hilfe redu-      25 Menschen mit Behinderungen haben
4060 Leonding, St. Isidor 16,                              ziert, beschränkt auf Training und begleitende Dienste. Die      mit Hilfe von Outplacement den Sprung
Tel.: 0732/672067-0                                        Mobile Begleitung ist eine neue, bedarfsorientierte              ins Berufleben geschafft
E-Mail: cmb@caritas-linz.at                                Dienstleistung für Menschen mit eigenem Einkommen und

                                                           18
2003: Europäisches Jahr der Menschen mit Behinderungen
 Mit vielen Veranstaltungen und Aktionen machte die            o PolitikerInnen-Aktionstag: PolitikerInnen besuchten
 Caritas in Oberösterreich auf die kleinen und großen            Einrichtungen der Caritas und nahmen am Alltag teil
 Barrieren im Alltag von Menschen mit Behinderungen            o Spring to Spring: Künstlervernissage und Fest im
 aufmerksam und ermöglichte Begegnung von behinder-              Integrativen Reitzentrum St. Isidor
 ten und nicht behinderten Menschen.                           o Charity Kinder- und Damenmodeschau im Stadtbräu
                                                                 Josef in Linz
 Einige der Aktivitäten:                                       o Charity-Golfturnier
                                                               o HOMER: Auszeichnung für oö. Unternehmen, die
 o Integratives Fest für Kinder mit und ohne Behinder-           innovative Modelle zur Einbindung von Menschen mit
   ungen in St. Isidor                                           Behinderungen vorweisen können
 o Straßen-Aktionstage: Landjugendgruppen machten              o Baumax-Aktionstage: Information, Produktverkauf
   gemeinsam mit der Caritas auf das Thema                       und Mitarbeit von Menschen mit Behinderungen in
   „Behindert ist, wer behindert wird“ aufmerksam                den Filialen Leonding und Linz-Kleinmünchen

Innovative Projekte                                            Jubiläen und Entwicklungen                                     Zentrale Aufgaben
Die Abteilung für Hör- und Sehbildung hat die vorerst auf      Die Abteilung für Hör- und Sehbildung ist eine traditions-     Medizinische, psychologische und psychothera-
ein Jahr befristete Initiative „Besser hören – besser leben“   reiche Einrichtung, die seit 2002 zur Caritas für Menschen     peutische Beratung und Therapie für Menschen
gestartet, die als Informations- und Beratungsservice für      mit Behinderungen gehört. 2003 wurde das 190. Jahr des         mit Beeinträchtigungen
schwerhörige Menschen konzipiert ist. Im Mittelpunkt ste-      Bestehens gefeiert.
hen die situationsgerechte Entwicklungsförderung von                                                                          heilpädagogische Förderung von Kindern mit
Kindern und Jugendlichen, der Erhalt der Erwerbstätigkeit      Das traditionelle Dorffest in St. Isidor stand heuer im        Beeinträchtigungen,
und der sozialen Kontakte von Erwachsenen sowie die            Zeichen des 100-Jahr-Jubiläums. Vom ersten Kinderdorf          Unterstützung und Entlastung von Familien mit
aktive Unterstützung älterer Personen im Umgang mit            Österreichs ist St. Isidor heute zu einem „sozialen Ort“ für   Kindern mit Behinderungen,
Hörhilfen. Projektbestandteil ist der Aufbau von Netzwer-      Kinder mit Beeinträchtigungen geworden. Zielsetzung für
ken mit Selbsthilfegruppen, ÄrztInnen, AkustikerInnen und      die Zukunft ist die verstärkte Vernetzung mit der              Berufliche Förderung und Integration von
Elternvereinen ebenso wie die Ausbildung von Mitar-            Umgebung, um den Prozess der Integration für die Kinder        Jugendlichen mit Behinderungen,
beiterInnen im Schwerhörigenumfeld. Die Lehrausbildung         zu unterstützen.                                               Befähigung zum selbstständigen Leben in
für hörbeeinträchtigte Jugendliche ist um den Lehrberuf                                                                       Wohngruppen,
Systemische Gastronomie erweitert worden.                      Darüber hinaus positioniert sich St. Isidor heute als
                                                               Dienstleistungszentrum. Die diagnostischen, beratenden         Mobile Begleitung von Menschen mit
Im Bereich der Psychologie (Abteilung Spezielle Dienste)       und therapeutischen Dienste des Ambulatoriums und des          Behinderungen im privaten Wohnbereich,
wurde das Projekt „Meander I“ gestartet. Es dient mit          Integrativen Reitzentrum werden immer stärker nach-            Beschäftigung in eigenen Werkstätten,
Beratung, Gesprächsrunden, Entspannungsgruppen etc.            gefragt, vor allem von Familien mit Kindern mit Behin-
                                                                                                                              Outplacement, Vermittlung auf den ersten
der Gesundheitsförderung von Familien mit behinderten          derungen.
                                                                                                                              Arbeitsmarkt
Kindern. Die Nachfrage ist enorm.

                                                                  1.900
                                                                  2003 wurden im Ambulatorium St. Isidor
                                                                  für rund 1.900 Personen rund 24.900                         Finanzierung

          56
  56 Familien nutzten bereits in
  der Startphase das Angebot von
  „Meander I“
                                                                  Leistungseinheiten in Entwicklungs-
                                                                  diagnostik, Therapie und psychologischer
                                                                  Arbeit mit Eltern erbracht
                                                                                                                              Leistungsabgeltung durch die öffentliche Hand,
                                                                                                                              sozial gestaffelte Eigenleistungen der Betreuten,
                                                                                                                              Spenden

                                                                                                                        19
„St. Anna ist für mich mein Zuhause“
Caritas
für Betreuung                                                                                                                                      „Wir
                                                                                                                                                 können

und Pflege                                                                                                                                     dem Leben
                                                                                                                                         nicht mehr Tage geben,
                                                                                                                                      aber den Tagen mehr Leben.“
                                                                                                                                  Dieser Satz wird im Seniorenwohn-
                                                                                                                               haus St. Anna in Linz gelebt. 86 SeniorInnen
                                                                                                                            haben in dem 2002 eröffneten Haus ein Zuhause
                                                                                                                           gefunden, in dem Menschlichkeit kein leeres Wort ist.
Geburtstagsfeier in St. Anna. Eine fröhliche Runde von         gegangen“, erzählt Margot Reder. „Wir werden das mana-
Seniorinnen und Senioren sitzt mit einigen Angehörigen         gen, dass er das auch dieses Jahr tun kann. Das ist alles
am Tisch zusammen. Mit Sekt wird auf die drei „Geburts-        nur eine Organisationsfrage.“ Genauso werden auch
tagskinder“ in der Runde angestoßen. Heimleiter Albert         gemeinsame Fahrten zu Veranstaltungen organisiert. Es
Labacher und Pflegedienstleiterin Margot Reder kommen          gehört zur Kultur des Hauses, dass genau hingeschaut
mit Blumen, gratulieren jedem der drei persönlich mit einer    wird auf die Wünsche und Gewohnheiten, Sorgen und
herzlichen Umarmung. Es gibt Kaffee und Torte, Ange-           Nöte jedes einzelnen.
hörige haben Kuchen mitgebracht. Und so sitzt die Feier-
                                                               Dieses Klima der Achtung und Wertschätzung wird auch
runde den ganzen Nachmittag gemütlich beisammen.
                                                               im Umgang mit den Angehörigen sowie im Miteinander
Mit dabei auch die beiden ältesten Bewohnerinnen von St.       des Pflegepersonals gelebt. Angehörige werden als wich-
Anna: Frau H. ist 102, Frau S. hat heuer ihren 100er gefei-    tige Partner in den Alltag miteingebunden. „Sie müssen
ert. Während der Pflegebedarf bei den meisten Bewoh-           ihren Vater oder ihre Mutter loslassen können, aber nicht
nerInnen sehr hoch ist, ist Frau S. für ihr hohes Alter noch   ihre Verantwortung“, so Labacher. Die MitarbeiterInnen in
sehr rüstig. „Frau S. hat mir einmal erzählt, dass sie Angst   St. Anna sollen ihren Beruf mit Freude und Idealismus
hatte, bevor sie ins Heim übersiedelt ist. Sie hat es nicht    leben können. Deshalb achtet die Leitung des Hauses mit
für möglich gehalten, dass sie ihr Leben so weiterführen       großem Engagement darauf, dass die Rahmenbedingun-
kann wie bisher“, berichtet Heimleiter Labacher. Heute         gen ihrer Arbeit entsprechend gestaltet werden. Die
spricht sie von St. Anna als „ihrem Zuhause“: „Mein            MitarbeiterInnen werden an Entscheidungen beteiligt und
Lebensythmus ist hier gleich geblieben. Ich bin gern allein,   können sogar ihren Dienstplan mitbestimmen. Und: „Bei
lese viel, ich kann frei entscheiden wie sich mein Tages-      uns gibt es keine Dienstkleidung. Nehmen Sie sich ein
ablauf abspielt.“                                              Paar bequeme Schuhe mit und dann kann es los gehen“,
                                                               beantwortet Margot Reder am Telefon die Anfrage einer
In St. Anna gibt es kein starres Zeitkorsett für die Bewoh-
                                                               Bewerberin als Altenfachbetreuerin.
nerInnen. Jeder kann sich seine Zeit so gestalten, wie er
es gerne möchte und wie er es gewohnt ist. So gibt es          Die Geburtstagsfeier klingt aus. Ein paar der SeniorInnen
etwa auch in der Früh keine fixen Aufsteh- und Früh-           genießen im Anschluss noch den abendlichen Sonnen-
stückszeiten. „Bei uns richtet sich die Organisation nach      schein draußen auf der Terrasse. Mit Ausblick auf den
den Bedürfnissen der BewohnerInnen und nicht umge-             schönen Garten von St. Anna. Anfang Mai hat hier ein
kehrt“, erklärt Labacher die Philosophie des Hauses. Das       „Mai-Fest“ für alle BewohnerInnen und Angehörige statt-
gilt auch für die gewohnten Aktivitäten und Interessen der     gefunden, bei dem auch ein Maibaum aufgestellt wurde.
Seniorinnen und Senioren. „Einer der Bewohner ist mit          Frau S. kommt mit Mantel und Tasche aus ihrem Zimmer.
seiner Frau jedes Jahr am 20. September ins Casino             Sie geht vor dem Abendessen noch kurz aus dem Haus.

                                                                                                                     21
Sie können auch lesen