BILDUNGSCHANCEN ERMÖGLICHEN - "Aufklärung und Bildung sind der höchste Schatz eines Volkes."
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
BILDUNGSCHANCEN ERMÖGLICHEN Newsletter März 2018 „Aufklärung und Bildung sind der höchste Schatz eines Volkes.“ Dr. Arthur Pfungst (1864 -1912)
EDITORIAL Liebe Freunde der Dr. Arthur Pfungst-Stiftung, erhöht der frühzeitige Erwerb der Lesekompetenz in der Grundschule die Wahrscheinlichkeit der späteren Aufnahme eines Studiums? Eine bewusst provozierende Fragestellung, die jedoch nicht so weit hergeholt ist, da der Erwerb von Bildung neben persönlichen Fähigkeiten nach wie vor wesentlich durch die Rahmenbedingungen in Schule und Elternhaus mitbestimmt wird, wie Sie in dieser Ausgabe erfahren. Sie erhalten einen Einblick in das Praxisprojekt „Lesekompetenz“ an der Goethe- Universität Frankfurt am Main sowie die wichtigsten Änderungen zum neuen Urheberrecht. Lesen Sie, wie die Nutznießer des Praxisprojekts zu eigenen Urhebern werden. Ihr Maximilian Graeve Dr. Arthur Pfungst-Stiftung Geschäftsführung 2
AUS DER STIFTUNG Lesekompetenz: Der entscheidende Bildungsbaustein für Grundschüler Ein Praxisprojekt zur Leseförderung in der Grundschule der Goethe-Universität Frankfurt am Main Sabrina Bieser, ehemalige Stipendiatin der Stiftung, hat im Rahmen ihres Studiums Lehramt an Förderschulen an dem Projekt teilgenommen und Leseförderungen an einer Frankfurter Grundschule durchgeführt. Nachfolgend berichtet sie von ihren Erfahrungen. Bericht Kurz vorgestellt Name: Sabrina Bieser „Eine gezielte und regelmäßige Alter: 25 Jahre Leseförderung, durchgeführt von Studienabschluss: 1. Staatsexamen Förderschullehramt, 2017 Professionellen, findet bedauerlicherweise Hochschule: Universität Frankfurt am Main viel zu selten statt.“ Förderschwerpunkte: Emotionale & soziale Entwicklung, Lernen Unterrichtsfach: Deutsch Sabrina Bieser, ehemaliger Stipendiatin der Dr. Arthur Pfungst-Stiftung derzeitige Tätigkeit: Antritt einer Referendariatsstelle 1. Lesekompetenz als Weichenstellung für Bildungserfolg darstellte, welcher es kognitiv noch nicht zulässt sich auf die Der erfolgreiche Erwerb der Lesekompetenz, stellt in unserer Inhaltsebene zu konzentrieren, ermöglichen die Lesebaumbücher Gesellschaft eine der wichtigsten Weichen für den schulischen dennoch ein Lesegenuss. Ich denke es ist von großer Bedeutung und den damit eng verbundenen späteren beruflichen Erfolg. Es Kindern zu zeigen, dass Lesen vor allem ein Genusserlebnis sein wird unterschätzt, welche negativen Auswirkungen eine geringe kann, um sie zu motivieren, die großen und nötigen Anstrengungen Lesekompetenz in allen schulischen Bereichen hat. Der erfolgreiche beim Erwerb der Lesekompetenz auf sich zu nehmen. Erwerb der basalen Lesefähigkeiten im Grundschulalter ist leider keine Selbstverständlichkeit. Gerade Kinder, welche Deutsch 3. Hörbuchaufnahme als Lesemotivation als Zweitsprache lernen, sind vielerlei Herausforderungen im Die Leseflüssigkeit hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hierzu schulischen Alltag ausgesetzt. Meiner Ansicht nach wird das zählt nach Rosebrock die exakte Dekodierung von Wörtern, deutsche Schulsystem gerade Kindern mit Deutsch als Zweitsprache die Automatisierung der Dekodierprozesse, eine angemessene oft nicht gerecht, wodurch Bildungsbenachteiligung erzeugt und Lesegeschwindigkeit sowie die Fähigkeit sinngemäß zu betonen. durch das System reproduziert Gerade die Automatisierung kann wird. Eckdaten zum Projekt der Goethe-Universität vor allem durch wiederholtes und regelmäßiges Üben erreicht • Das Projekt findet seit dem Schuljahr 2005/ 2006 in Kooperation mit 2. Ablauf der Leseförderung den Staatlichen Schulämtern Offenbach und Frankfurt an jeweils vier werden, was für Kinder jedoch Zweimal wöchentlich habe ich Grundschulen (2. Klasse) statt. demotivierend wahrgenommen mit vier Grundschulkindern • Aufgaben der Studierenden: Lese-Fördermaßnahmen zweimal wird. Zur Motivationssteigerung der zweiten Klasse die wöchentlich in Kleingruppen (4-5 Kinder) während eines Schuljahres habe ich deshalb mit den Kindern Leseförderung durchgeführt. durchführen. Vorbereitung durch ein projektbegleitendes Seminar und ein Hörbuch aufgenommen. Evaluation der eigenen Förderung. Diese fand während Hierzu habe ich eines der der Unterrichtszeit in • Zentrale Bausteine des Leseförderprogrammes: Erhebung der Lesebaumbücher als Dialog mit Lernausgangslage, Erstellung eines Förderplanes, Konzeption des einem separaten Raum Förderunterrichtes, Förderung von Lesetechniken, Lesefertigkeiten, Erzähler umgeschrieben und die statt. Die Übungs- und Lesemotivation, sprachlichen Fähigkeiten und Textverständniss. verschiedenen Rollen auf die Fördermaterialien wurden von Weitere Informationen unter: Leseniveaus der Kinder angepasst. der Universität bereitgestellt. www.uni-frankfurt.de/50294368/Lesefoerderung-GS Dadurch, dass die Kinder sich selbst Nach einer anfänglichen hören konnten und einen riesigen Lernstandserhebung habe ich, meist in Einzelförderung, mit den Spaß hatten, sich selbst aufzunehmen, wurden viele Textpassagen Kindern lesen geübt. Der Fokus lag hier vor allem auf der Förderung gerne mehrmals gelesen. Zudem wurde mit den Kindern zusammen der Leseflüssigkeit, da diese, neben sprachlichem Verständnis, erarbeitet, welche Geräusche zum Text passen. Diese wurden im ausschlaggebend für das Verstehen eines Textes ist. Hier wurde vor Anschluss von mir zu einem Hörbuch zusammengeschnitten. Zum allem auf Wort- und Satzebene gearbeitet. Sehr hilfreich waren Abschluss des Projektes haben wir der gesamten Klasse das Hörbuch hierbei die Materialien vom Lesebaum-Verlag e.K., der kleine Bücher vorgespielt. Die Kinder waren sehr stolz auf ihr Hörbuch und es mit zusätzlichen Bildern für unterschiedliche Lesekompetenzstufen war schön zu sehen, dass sie Lesen mit etwas tollem und einem anbietet. Da für die Kinder Lesen ein sehr mühsamer Prozess Erfolgserlebnis verbinden. 3
AUS STUDIUM UND WISSENSCHAFT Bildungsungleichheit in Deutschland besteht weiterhin Seit dem "PISA-Schock" hat sich im deutschen Bildungssystem einiges verbessert. Doch wie aktuelle Studien bestätigen bleibt die Chancengerechtigkeit die zentrale Herausforderung: Noch immer entscheidet in Deutschland die sozioökonomische Herkunft über Schulerfolg und Bildungschancen. Bildungsungleichheit besteht, wenn Kinder oder Erwachsene durch soziale Barrieren und durch schichtspezifische Sprachentwicklung in der Entfaltung ihrer Bildungsmöglichkeiten beeinträchtigt sind (vgl. Becker 2017)1. „So sind trotz Schulpflicht, Massenbildung, Bildungsreformen und Bildungsexpansionen der Zugang zu höherer Bildung und Erwerb anerkannter Bildungsabschlüsse nicht für alle Sozialgruppen in gleichem Maße möglich" (Becker 2017)2. Die soziale Herkunft bestimmt den Zugang zu Bildung. Deshalb fordern viele Bildungswissenschaftler und Politiker einen Wandel grundlegender Rahmenbedingungen des deutschen Bildungssystems. In Bezug auf die Aufnahme eines Studiums zeigt der aktuelle Bildungsbericht, dass die Herkunft der Eltern die Wahrscheinlichkeit, Haben Vater oder Mutter studiert, beginnen von ein Studium aufzunehmen, erheblich beeinflusst. „Obgleich wesentliche soziale Filterungsprozesse bereits in der Schullaufbahn 100 100 erfolgen, zeigen Studienberechtigte aus einem nicht akademischen Akademikerkindern Nicht-Akademikerkindern Elternhaus bei gleicher Schulleistung eine geringere Studierneigung (Bildungsbericht 2016)3.“ Ein positiver Trend zeichnet sich bei dem Erwerb des Hochschulzugangs ab: „Während 2002 nur 38,2 Prozent der Schulabgänger das Recht auf ein Hochschulstudium erwarben, gelingt dies heute 52,2 Prozent“ (Chancenspiegel 2017)4. „Die Chancen benachteiligter Schüler haben sich ebenfalls verbessert, bleiben aber die große Herausforderung für die Schulpolitik. Dies gilt vor allem für den Zusammenhang von Bildungserfolg und sozialer Herkunft. Trotz leichter Verbesserungen liegen Neuntklässler aus sozioökonomisch 74 ein Studium, 21 ein Studium, schwächeren Milieus in ihrer Lesekompetenz immer noch mehr als 63 schließen es ab. 15 schließen es ab. zwei Schuljahre hinter ihren Klassenkameraden aus privilegierten Quelle: Chancenspiegel Milieus zurück“, berichtet der aktuelle Chancenspiegel. Informiertheit und Unterstützung sind entscheidend für die Berufs- und Studienwahl Das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) unterstützt bei der Aufnahme eines Studiums, sodass Studienkosten für BAföG-Berechtigte zumindest zu einem Teil abdeckt sind. Docht trotz möglicher Studienförderung spielen finanzielle Gründe eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung für oder gegen ein Studium, wie die Studie Best Up5 zeigt. Laut Bildungsbericht nehmen 62 Prozent der Studienberechtigten aus einem nicht akademischen Elternhaus aus finanziellen Gründen kein Studium auf. Aufgrund fehlender Hochschulerfahrungen und mangelnder Informationen würden Nichtakademikerkinder und deren Eltern die Studienkosten häufig zu hoch einschätzen und aus Angst vor Schulden erst gar kein Studium anstreben. In Nichtakademikerfamilien fehlen an vielen Stellen Informationen aus erster Hand“, sagt die Gründerin der gemeinnützigen Organisation „ArbeiterKind.de“6, Katja Urbatsch. Deshalb würden Eltern ohne akademischen Bildungshintergrund einen Studienwunsch ihres Kindes häufig nicht unterstützen, sodass ein Herausbewegen aus gewohnten familiären schichtspezifischen Strukturen eher selten ist. „Ein Studium ist für sie nicht greifbar, weil sie keine eigenen Erfahrungswerte haben“, sagt Urbatsch. Da Auszubildende bereits sofort ein Gehalt bekommen, erscheine ein Studium für viele Nichtakademikerkinder wenig sinnvoll. Vielen sei jedoch nicht bewusst, welche Vorteile ein Studium gegenüber einer Berufsausbildung habe. Akademikerkinder hätten dagegen bereits Anknüpfungspunkte: „Ihre Eltern sind Vorbilder in Sachen Studium und unterstützen ihre Kinder aktiv dabei, ebenfalls zu studieren.“ Zudem verdienen Eltern mit einem geringeren Bildungsniveau deutlich weniger als studierte Eltern, sodass sie das Studium ihrer Kinder nicht in dem Maße zusätzlich unterstützen können wie Eltern mit einem höheren Einkommen. Die Forschungsstudie Best Up zeigt: Die Bereitstellung von wissenschaftlichen Informationen zu Finanzierungsmöglichkeiten und Nutzen eines Studiums sowie den tatsächlichen Kosten können soziale Ungleichheit reduzieren. Außerdem helfen konkrete Informationen zum BAföG und dessen Rückzahlung, den Verdienstmöglichkeiten in akademischen Berufen sowie zum Arbeitslosigkeitsrisiko. Forschungsergebnissen zufolge fällt letzteres bei einem abgeschlossenen Studium geringer aus als bei einer absolvierten Berufsausbildung. Durchschnittsgehälter bei Hochschulabsolventen sind zudem deutlich höher. Für Abiturienten aus einem nicht akademischen Elternhaus sind diese Informationen sowie Informationen zur Berufswahl entscheidend für die Aufnahme eines Hochschulstudiums. 4
Fortsetzung: Bildungsungleichheit in Deutschland besteht weiterhin Ansätze zur Reduzierung sozioökonomischer Differenzen Von wissenschaftlicher Seite gibt es unterschiedliche Ansätze, um „Gleiche Bildungschancen – d. h. gleiche Chancen für Bildungsungleichheit zu begegnen und einzudämmen. Wir möchten alle, eine Bildung und Ausbildung zu erhalten, die den nachfolgend verschiedene Beispielmaßnahmen vorstellen. individuellen Fähigkeiten und Leistungen entspricht – sind ein Gebot der sozialen Gerechtigkeit“, sagen Bildungsforscher Prof. Dr. Klaus Hurrelmann hält beispielsweise Bildungswissenschaftler Rainer Geißler und Sonja Informationen alleine für nicht ausreichend. Informationen zur Weber-Menges8. Berufs- und Studienwahl an Gymnasien seien wertvoll, würden aber nur einzelnen Kindern von Nichtakademikern helfen. Um möglichst viele Nichtakademikerkinder zu erreichen „muss man spätestens in Vier Prozent der Studierenden erhalten ein Stipendium der Grundschule ansetzen, damit der Einfluss der sozialen Herkunft Nur vier Prozent aller Studierenden in Deutschland erhalten zukünftig nicht mehr so bedeutsam ist“, sagt Prof. Dr. Hurrelmann. regelmäßig ein Stipendium, davon überwiegend Akademikerkinder Langfristig könne nur ein grundlegender struktureller Wandel des (21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks9). Bildungssystems Bildungsgerechtigkeit schaffen. Im Hinblick auf Studien zufolge entscheidet auch hier oft die soziale Herkunft und Chancengleichheit seien der Krippenausbau und eine ausreichende nicht die Begabung. So zeigt die 20. Sozialerhebung10, dass unter Anzahl an Kindergartenplätzen, wie durch die Veröffentlichung der den Studierenden der Herkunftsgruppe „niedrig“ (max. ein Elternteil Ergebnisse der ersten PISA-Studie aus dem Jahr 2000 angestoßen, mit einem nicht-akademischen Berufsabschluss) der Anteil der bereits die richtigen Schritte. Allerdings: „Die Familie bleibt der Studierenden, die ein Stipendium erhalten, nur 2,8 % beträgt. Der wichtigste Lernort.“ Daher sei es so wichtig, auch die Eltern zu schulen. Erhalt eines Stipendiums nimmt mit steigendem Bildungsniveau der Zusammen mit Adolf Timm und Eva Jermer hat Prof. Dr. Hurrelmann Eltern zu. So erhalten von den Studierenden, deren Eltern beide über das bundesweit einzigartige Programm „Die Gesetze des Schulerfolgs einen akademischem Abschluss verfügen, 5,8 % ein Stipendium. (GdS)“7 ins Leben gerufen. Eltern können bei diesem Training lernen, Auch andere Studien (vgl. Middendorff et al., 200911) zeigen, dass wie sie ihre Kinder bereits ab dem Vorschulalter durch ihr Verhalten Studierende aus Akademikerfamilien anteilig häufiger zu den unterstützen können. „Eltern sind und bleiben die wichtigsten Stipendiat(inn)en gehören. Karriereberater ihrer Kinder“, erklärt Bildungsexperte Hurrelmann. Der Ausbau der Ganztagsschulen scheint mehreren Studien zufolge zudem ein weiteres geeignetes Mittel zu sein, um Stipendienprogramm: Dr. Arthur Pfungst-Stiftung Chancengerechtigkeit im deutschen Schulsystem zu erreichen. Das Thema Ganztagsschule rückte gerade durch die von Studien wie Die Dr. Arthur Pfungst-Stiftung unterstützt gezielt Studierende PISA oder TIMSS diagnostizierte Bildungsmisere immer mehr in den aus Nichtakademikerfamilien (Bedürftigkeit) mit entsprechenden politischen und wissenschaftlichen Fokus. Bundesweit ist demnach Leistungen (Begabung). Die Stiftung fördert damit den Zugang beim Ganztagsausbau ein Aufwärtstrend zu beobachten. Lernte 2002 zu Bildung, mit dem Ziel, „BILDUNGSCHANCEN zu ERMÖGLICHEN“ nur einer von zehn Schülern an einer Ganztagsschule, sind es laut und vergibt Stipendien an Studierende, die sich aufgrund aktuellem Chancenspiegel heute knapp vier von zehn. Gerade der ihrer Herkunft und finanziellen Situation kein Studium leisten gebundene Ganztag, wo Schüler über den gesamten Tag gemeinsam können. Die Vergabe der Stipendien erfolgt zudem unter den als Klassenverband unterrichtet werden, biete laut Bildungsforschung Voraussetzungen der Geradlinigkeit und Zielgerichtetheit gute Rahmenbedingungen dafür, alle Schüler individuell optimal im Hinblick auf den gewählten Studiengang und den zu fördern. „Der gebundene Ganztag kann potenziell am ehesten Studienabschluss. Die Förderung erfolgt deutschlandweit in allen die Nachteile derjenigen Kinder ausgleichen, die in ihren Familien Fachrichtungen, unabhängig von Nationalität und Konfession nur geringe Unterstützung erfahren“, so der Chancenspiegel. Jörg der Studierenden. Der Anteil der geförderten Studierenden mit Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, fordert deshalb einen nichtakademischem Elternhaus ist überproportional hoch. Rechtsanspruch auf einen Ganztagsschulplatz: „Bessere Chancen für alle Schüler gibt es nur, wenn Bund und Länder mehr in die Schulsysteme investieren und gemeinsame Qualitätsstandards für Weiterführende Informationen: ganztägige und inklusive Schulen vereinbaren." www.bildungsbericht.de www.chancen-spiegel.de www.best-up.eu 5
WAS UNS NOCH BEWEGT ... Neues Urheberrecht für die Wissenschaft: Studierende und Lehrende profitieren Am 1. März 2018 ist das neue Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz (UrhWissG) in Kraft getreten. Es reformiert die Regelungen zur Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke für Bildung und Forschung. Ziel des Gesetzentwurfs ist es, bestimmte zeitgemäße Nutzungsmöglichkeiten der digitalen Welt zu ermöglichen und dabei einen Mindestzugang sicher zu stellen. Die Neuregelung ist zunächst auf fünf Jahre befristet. Nach vier Jahren wird das Gesetz hinsichtlich seiner Auswirkungen auf die Wissenschaft und Verlagslandschaft evaluiert.2, 3 Was ändert sich für Studenten, Hochschullehrer und Was bedeutet „Werk“? Wissenschaftler? „Das Urheberrecht schützt nicht die Idee, sondern nur das durch die Hochschullehrer können mit dem UrhWissG Auszüge aus persönlich-geistige Schöpfung entstandene Werk. Damit ein Werk urheberrechtlich geschützten Werken in elektronischer Form oder entstehen kann, wird ein Urheber benötigt. Dieser gibt seiner Idee eine als Kopiervorlage unkompliziert und rechtssicher für Studierende durch die menschlichen Sinne wahrnehmbare Form. Die Form zeichnet zur Verfügung stellen. Die Neuregelung sieht eine Gesamtvergütung sich durch eine nicht zufällige oder naturgegebene Anordnung aus, der Nutzung von Werken in digitalen Semesterapparaten vor. Eine sondern folgt erkennbar dem Willen des Urhebers.“1 Einzelerfassung und -abrechnung der Nutzungen ist demnach nicht Was bedeutet „Verwertung“? mehr erforderlich. „Der Urheber ist in Besitz der alleinigen Verwertungsrechte und kann Eine vollständige Bereitstellung ist bei einzelnen Beiträgen aus diese selber wahrnehmen oder ggf. als Nutzungsrechte an sogenannte Fachzeitschriften oder wissenschaftlichen Zeitschriften, Werken Verwerter übertragen. Unter den Begriff Verwertung fallen geringen Umfangs, Abbildungen und vergriffenen Werken erlaubt. unter anderem Nutzungsarten wie Vervielfältigung, Verbreitung, Nicht mehr erlaubt ist das Einstellen von Artikeln aus (Tages- und Ausstellung, öffentliche Wiedergabe und Bearbeitung des Werkes. Wochen-) Zeitungen und Publikumszeitschriften. Der Urheber muss jeder dieser Verwertungen zustimmen, in der Regel Wissenschaftler können künftig große Mengen an Texten mit werden dafür Verträge aufgesetzt.“1 entsprechender Software analysieren (sog. Text- und Datamining), ohne zuvor jeden einzelnen Autor oder Verlag um Erlaubnis zu bitten. Welche Werke sind urheberrechtlich geschützt? Bibliotheken können Kopien von wissenschaftlichen Artikeln auf • Sprachwerke, wie Schriftwerke, Reden und Einzelbestellung digital versenden.2, 3 Computerprogramme • Musik- und Filmwerke Was ist das Urheberrecht? • pantomimische Werke einschließlich der Werke der Tanzkunst „Das Urheberrecht beinhaltet die gesetzlichen Regelungen zur • Werke der bildenden Künste einschließlich der Werke der Nutzung und zum Schutz der geistigen Schöpfung. Gleichzeitig soll Baukunst und der angewandten Kunst und Entwürfe solcher dadurch auch eine angemessene Vergütung für die Verwertung des Werke Werkes gewährleistet werden.“ 1 • Lichtbildwerke einschließlich der Werke, die ähnlich wie Lichtbildwerke geschaffen werden Was bedeutet „Urheber“? • Darstellungen wissenschaftlicher oder technischer Art, wie „Als Urheber wird der Schöpfer eines Werkes bezeichnet. Dieser Begriff Zeichnungen, Pläne, Karten, Skizzen, Tabellen und plastische umfasst somit Autoren, Komponisten, Choreografen, Designer, Maler, Darstellungen Bildhauer, Erfinder und Programmierer sowie weitere Berufsgruppen, die aufgrund von produktiver und kreativer Arbeit ein Werk geschaffen Dies gilt auch für Texte, Werke und sonstige Dokumente, die im haben. Dem Urheber obliegt das Recht, über die Verwertung seines Internet zu finden sind. 1 Werkes zu entscheiden. Jeder, der seine eigene und persönliche Idee in eine erfassbare Form bringt, ist ein Urheber. Weshalb auch die Werke von Kindern und Menschen mit Handicap unter das Urheberrecht „Der Urheberrechtsschutz erlischt 70 Jahre nach dem Tod fallen können. Deren Rechte werden dann vom gesetzlichen Vormund des Autors. Bestimmte amtliche Werke, z.B. Gesetzestexte, wahrgenommen.“1 genießen keinen Urheberrechtsschutz. Private Normwerke oder wissenschaftliche Veröffentlichungen aus öffentlichen Quellen und weiterführende Informationen unter: Institutionen sind geschützt. In der Regel kann das Urheberrecht 1 www.urheberrecht.de nicht übertragen werden. Allerdings ist es durch ein Testament 2 Bundesministeriums für Bildung und Forschung: www.bmbf.de; vererbbar. Rechtsgeschäfte über das Urheberrecht können aber 3 eCampus Universität Bonn: www.ecampus-services.uni-bonn.de/de/ trotzdem in Form von Nutzungsrechten zustande kommen.“1 nachrichten/neues-urheberrechtsgesetz 6
LITERATURNACHWEIS Zum Artikel "Bildungsungleichheit in Deutschland besteht weiterhin" 1, 2 Becker, R. (Hrsg.) (2017). Lehrbuch der Bildungssoziologie. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. 3 Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2016). Bildung in Deutschland 2016. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Bildung und Migration. Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag. URL: https://www.bildungsbericht.de/de/bildungsberichte-seit-2006/ bildungsbericht-2016/pdf-bildungsbericht-2016/bildungsbericht-2016 (Stand: 01.03.2018). 4 Bertelsmann Stiftung (2017). Bessere Chancen für Schüler, aber Unterschiede zwischen Bundesländern wachsen. Chancenspiegel 2017. Pressemitteilung, 03/01/2017. URL: https://www.bertelsmann-stiftung.de/en/press/press-releases/press-release/pid/bessere- chancen-fuer-schueler-aber-unterschiede-zwischen-bundeslaendern-wachsen/ (Stand: 01.03.2018). 5 Peter, F. et al. (2016). Informationen zum Studium verringern soziale Unterschiede bei der Studienabsicht von AbiturientInnen. In: DIW Wochenbericht, Nr. 26/2016, S. 555-565. URL: https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.537256.de/16-26-1.pdf (Stand: 01.03.2018). 6 Arbeiterkind.de: Für alle, die als Erste in ihrer Familie studieren, URL: http://www.arbeiterkind.de (Stand: 01.03.2018). 7 GdS Elterntraining Adolf Timm e. K.: Die Gesetze des Schulerfolgs (GdS). Programm zur Bildungspartnerschaft von Eltern, Erziehern und Lehrern. URL: http://www.elterntraining-schulerfolg.de (Stand: 01.03.2018). 8 Geißler, R. & Weber-Menges, S. (2010). Bildungsungleichheit – Eine deutsche Altlast. Die bildungssoziologische Perspektive. In: Barz, H. (Hg.): Handbuch Bildungsfinanzierung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. S.155-165. URL: https://www.uni-siegen.de/ phil/sozialwissenschaften/soziologie/mitarbeiter/geissler/bildungsungleichheit-eine_deutsche_altlast.pdf (Stand: 01.03.2018). 9 Middendorff, E. et al. (2017). Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2016. 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks. URL: http://www.sozialerhebung.de/download/21/Soz21_hauptbericht.pdf (Stand: 01.03.2018). 10 Middendorff, E. et al. (2013). Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2012. 20. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks. URL: https://www.bmbf.de/pub/20._Sozialerhebung_2012_Langfassung.pdf (Stand: 01.03.2018). 11 Middendorff, E., Isserstedt, W. & Kandulla, M. (2009). Das soziale Profil in der Begabtenförderung. Ergebnisse einer OnlineBefragung unter allen Geförderten der elf Begabtenförderungswerke im Oktober 2008. Hannover: HIS Hochschul-Informations-System, HIS:Projektbericht. URL: https://www.uni-heidelberg.de/md/journal/2010/07/begabtebericht1.pdf (Stand: 01.03.2018). BILDNACHWEIS Titelbild: © Privat; Seite 2: © Kathrin Herold; Seite 3: © Privat 7
IMPRESSUM Herausgeber: Dr. Arthur Pfungst-Stiftung Waldschmidtstraße 39 • 60316 Frankfurt am Main • Tel.: 069 / 43 03 09 • Fax: 069 / 43 03 00 arthur@pfungst-stiftung.de • www.pfungst-stiftung.de Redaktion: Nadine Zeidler, Maximilian Graeve (verantwortlich) Text und Gestaltung: Nadine Zeidler Für unsere Arbeit sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen. Seien Sie dabei. Werden Sie Teil einer Gemeinschaft von Menschen, die sich für gesellschaftliche Belange einsetzt – für Spendenkonto: die persönliches soziales Engagement Herzenssache ist. Commerzbank Frankfurt IBAN: DE42 5004 0000 0650 2322 00 Detailierte Informationen, wie Sie unsere Arbeit BIC: COBADEFFXXX unterstützen können, finden Sie auf unserer Website unter: Verwendungszweck: Zuwendung APS www.pfungst-stiftung.de/spenden
Sie können auch lesen