Der Ökologische Fußabdruck Österreichs - www.footprint.at 4. Auflage
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Der Ökologische Fußabdruck Österreichs 4. Auflage Mit Unterstützung des www.footprint.at lebensministerium.at
Sind wir zukunftsfähig? Was würde passieren, wenn alle 7 Milliarden Menschen auf der Erde so leben wollten wie wir in Österreich? Gleiche Ernährung, ähnlicher Lebensstil, Energiebedarf etc. Geht sich das aus auf unserem Planeten? F ootprint – der Ökologische Fußab- rIn mit gar nur 0,9 gha auskommen. Bei druck – kann diese Fragen beant- fairer Verteilung der produktiven Flächen worten. Indem ermittelt wird, unserer Erde entfallen auf jeden Menschen welche Fläche benötigt wird, um die Roh- aber nur 1,8 gha. Für Österreich heißt das: stoffe zur Verfügung zu stellen, die der Mit einem Footprint von 5,3 gha leben Mensch für Ernährung, Konsum, Energie- wir deutlich über unsere Verhältnisse! Es bedarf etc. verbraucht, sowie die Flächen, bräuchte drei Planeten von der Qualität der um Rückstände wie das Kohlendioxid aus Erde, wenn alle Menschen auf unserem der Verbrennung von fossiler Energie auf- Verschwendungsniveau leben würden. zunehmen und umzuwandeln. Die Ergeb- 1,4 Hektar pro ErdenbürgerIn nisse sind alarmierend! ist ein fairer Footprint © P.Huber/WWF-AET Der Ökologische Fußabdruck einer durch- Und wenn wir auf einem biologisch viel- schnittlichen EuropäerIn betrug 2008 fältigen, artenreichen Planeten leben wol- Klimawandel: Die Armen trifft es am stärksten 5,0 Global Hektar* (gha), jener einer len, müssen wir zusätzlich zumindest 20 % US-AmerikanerIn 7,6 gha. Eine ChinesIn der bioproduktiven Flächen für die Wild- hingegen muss mit 2,8 gha und eine Inde- nis und ihre Lebewesen reservieren. 12 11 Ökologischer Fußabdruck pro Person Der Ökologische Fußabdruck einer/s durchschnittlichen Österreicherin/Österreichers betrug 2008 10 5,3 Global Hektar (gha). Damit liegt Österreich beim Ressourcenverbrauch leider im Spitzenfeld. Der durchschnittliche Fußabdruck der EU-25 lag bei 5 gha, jener der USA bei 7,6 gha. 9 In den reichsten Ländern (1,04 Mrd. Menschen) beträgt der Footprint im Durchschnitt 5,6 gha, in den ärmsten Ländern (1,3 Mrd. Menschen) dagegen nur 1,14 gha. In Indien sind es gar nur 0,9 gha. gha pro Einwohner und Jahr 8 7 Daten aus Living Planet Report 2012, Bezugsjahr 2008 www.wwf.at/living planet report 6 5 4 3 2 1 0 Schweiz Chile Thailand Kuwait Vereinigte Arabische Emirate USA Belgien Australien Kanada Niederlande Irland Finnland Schweden Oman Tschechien Slowenien Griechenland Frankreich Estland Slowakei Südkorea Deutschland Maurius Italien Russland Bosnien und Herzegowina Iran Südafrika Serbien Türkei Costa Rica Jordanien China Mongolei Litauen Neuseeland Japan Kasachstan Weißrussland Turkmenistan Israel Leland Polen Malaysien Ungarn Mexiko Ukraine Venezuela Panama Brasilien Mauretanien Botswana Rumänien Argennien Papua-Neuguinea Mazedonien Großbritannien Kroaen Uruguay Bulgarien Libyen Spanien Norwegen Bolivien Portugal Libanon Österreich Saudi Arabien Dänemark Katar Singapur Paraguay Ecuador 2
© Stöckli, Nelson, Hasler / Laboratory for Atmospheres, Bearbeitung Marie-Therese Pekny Globale Übernutzung: Die Menschheit verbraucht bereits einen halben Zusatzplaneten In diesem Fall bleiben etwa 1,4 gha pro Übernutzung von Boden, Luft und Wasser ErdenbürgerIn. Und dieser Wert wird ebenso wie die Zerstörung von Pflanzen- weiter abnehmen, da fruchtbarer Boden und Tierwelt. schwindet und die Bevölkerung wächst! Der globale Zustand ist doppelt tragisch, Seit Ende der 80er Jahre hat der gesamte weil drei Viertel der Weltbevölkerung globale Fußabdruck die weltweite Bio- noch kaum Nutzen aus diesem Raubbau kapazität überschritten. Heute ist der welt- ziehen. Nur der Schaden, der durch Boden- weite Fußabdruck bereits um 50 % größer erosion, Verarmung der Artenvielfalt und als die nachhaltig auf der Erde verfügbare durch den fortschreitenden Klimawandel Biokapazität. Das heißt, die Menschheit entsteht, wird für alle Menschen schmerz- lebt nicht mehr von den „Zinsen“ der lich spürbar. Ein ökologisch wie sozial Natur, sondern verbraucht bereits das unhaltbarer Zustand. „Kapital“ der Erde. Die Folgen sind *Siehe Kasten Seite 4 Einmalige Lebensräume sind gefährdet: Der stetig steigende Ressourcenbedarf der Menschheit drängt die Natur immer weiter zurück. © WWF-Canon / Michel ROGGO / Mauri RAUTKARI / Michel GUNTHER Datenre Datenre Datenre Die Linie markiert den aktuellen globalen Mittelwert des Ökologischen Fußabdrucks einer/s durchschnittlichen Erdenbürgerin/ers von 2,7 Hektar/Person Die Linie markiert die weltweite Biokapazität von 1,8 Hektar/Person inkl. Flächenbedarf für Wildtiere und Urwälder Grafik Plattform Footprint Swaziland Somalia Sambia Namibia Peru Jamaika Senegal Moldawien Aserbaidschan Kuba Tschad Mali Usbekistan Gabun Albanien Kolumbien Guatemala Ghana Tunesien Armenien Guinea Algerien Honduras Ägypten Sudan Uganda Nicaragua Burkina Faso Syrien Nigeria Georgien Gambia Togo Angola Dominikansiche Rep. Zentralafrikan. Rep. Benin Nordkorea Laos Kirgistan Liberia Philippinen Sri Lanka Kambodscha Simbabwe Tansania Äthiopien Sierra Leone Guinea-Bissau Kamerun Kongo Kenia Indonesien Tadschikistan Indien Burundi Malawi Nepal Kongo, Demokr. Rep. Pakistan Ruanda Bangladesch Eritrea Hai Paläsna Mosambik Marokko El Salvador Jemen Afghanistan Vietnam Lesotho Osmor Madagaskar Myanmar Irak Datenreihe 3 Datenreihe 3 Datenreihe 2 Datenreihe 3 Verbaute Flächen Datenreihedes Fußabdruck 2 CO2 Datenreihe Wald-, Acker-,1Weide- und Fischereiflächen 3 Datenreihe 2 Datenreihe 1
Der Ökologische Fußabdruck Dem Konzept FOOTPRINT liegt die Vorstellung eines Fußabdrucks zugrunde, wie ihn der Mensch z. B. auf einer Wiese hinterlässt. Trampelt der Mensch rücksichtslos auf einer Wiese herum, dann wächst dort lange Zeit kein Gras mehr. Setzt er seinen Schritt hingegen vorsichtig, regeneriert sich die Bodenvegetation schnell. D er Footprint wurde von Wacker- Rohstoffe auf- und Schadstoffe abzubauen. nagel und Rees als wissenschaft- Wenn der Footprint die Biokapazität einer liche Methode zur Messung von Region nicht überschreitet, dann leben die Umweltverbrauch eingeführt. Die Methode Menschen dort nachhaltig. Überschreitet berechnet die Fläche, die die Natur brau- er jedoch die Biokapazität, dann leben die chen würde, um die Rohstoffe zu repro- Bewohner auf Kosten anderer Regionen duzieren und den Abfall aufzunehmen, – denn für die Erde als Ganzes kann der die der Mensch für Ackerbau, Tierhaltung, Footprint die Biokapazität auf Dauer nicht Energiegewinnung, Mobilität, Holzgewin- übersteigen! nung etc. verbraucht. Der Pro-Kopf-Ressourcenverbrauch in Der Ressourcenverbrauch muss in Österreich liegt derzeit bei 5,3 Global Zukunft um 70 % verringert werden Hektar und müsste in Zukunft um ca. 70 % verringert werden, wollen wir fair Auch die direkt verbauten Flächen, etwa mit der weltweit verfügbaren Biokapazität durch Siedlungen und Straßen, werden auskommen. In den letzten Jahren wurden miteinbezogen. Das Ergebnis – der Öko- viele maßgebliche Berichte und Studien logische Fußabdruck einer Region, eines über den Ökologischen Fußabdruck ein- Landes oder der ganzen Welt – wird in zelner Regionen und der gesamten Welt dem Flächenmaß „Global Hektar“ aus- publiziert. Die Bilanzierung von Angebot gedrückt. Je größer der Footprint, desto und Nachfrage bei Ressourcen muss so stärker wird die Umwelt belastet. selbstverständlich werden wie Bilanz- legung in finanziellen Belangen. Der Dem gegenüber steht die „Biokapazität“ Ökologische Fußabdruck ist bereits ein einer Region, also die Fähigkeit der Natur, offizieller Indikator zur Überprüfung der Maßstab Global Hektar Sowohl Footprint als auch Biokapazität verschiedene Länder oder Gebiete weltweit werden in so genannten „Global Hektar“ vergleichbar macht. Bei fossilen Energieträ- (gha) oder „Global m2“ (gm2) gemessen. gern wird die Fläche errechnet, die nötig ist, © Klein-Hubert/WWF-A/BIOS Ein „gha“ entspricht einem Hektar weltweit um die bei der Verbrennung entstehenden durchschnittlicher biologischer Produkti- Emissionen von Kohlendioxid durch Wälder vität, etwa für Ackerbau, Holzwirtschaft, und Ozeane zu binden, ohne das Klima zu Energiegewinnung. Es ist eine einheitliche gefährden. Weltweiter Vergleich: Footprint „Währung“, die die unterschiedliche Frucht- Mehr Informationen unter als Messgröße barkeit von Böden berücksichtigt und so www.footprintnetwork.com 4
UN-Biodiversitätsziele 2010 sowie einer der EU-Leitindikatoren zur Messung der biologischen Vielfalt. © Marie-Therese Pekny In zukunftsorientierten Ländern wie in der Schweiz und in Finnland wird Foot- print von offiziellen Stellen als Indikator Overshoot: Wenn die Besatzung des Raumschiffs mehr verbraucht, als dauerhaft regeneriert werden kann, liegt gefährliche Übernutzung vor zur nachhaltigen Entwicklung genutzt. Footprint Ökologischer Fußabdruck der Menschheit 1961- 2008 20 Rechner 20 Carbon Footprint Angabe in Milliarden Global Hektar 18 18 Verbaute Flächen 16 16 Footprint Fischgründe Der Ökologische Fußabdruck bietet die 14 14 Footprint Wald Möglichkeit, die Zukunftsfähigkeit des 12 12 Footprint Weide Carbon Footprint eigenen Lebensstils zu testen. Wer wissen Footprint Acker Verbaute Flächen 10 10 2008 standen Footprint Fischgründe will, wie groß sein Footprint ist, kann den Footprint Wald ca. 11,9 Mrd. Footprint Weide Test durchführen auf: 8 8 Footprint Acker gha zur Ver- 6 6 fügung www.mein-fussabdruck.at 4 4 2 2 Info zu weiteren Fußabdruckrechnern: 0 0 1961 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2008 1961 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2008 www.footprint.at/rechner Verschiedene Footprint-Rechner stellen2005 Vergleiche von Footprint und Biokapazität 1985 1990 1995 2000 2008 Daten des Global Footprint Network sowie aus dem Living Planet Report 2012, WWF unterschiedliche Fragen und kommen län- derspezifisch auch zu leicht abweichenden 5 in gha pro Einwohner Ergebnissen. Aber alle zeigen, wie stark 50 % globaler 4 Overshoot unser Lebensstil noch vom Ziel eines nachhaltigen Lebenstils abweicht. 3 2 Würden alle Menschen so ressourcen- intensiv leben wie wir in Österreich, dann 1 wären drei Planeten von der Qualität der 0 Erde erforderlich. Österreichs Österreichs Globaler Globale Globale Footprint Biokapazität Footprint Biokapazität Biokapazität Wie groß ist Ihr Footprint? 2008 2008 2008 2008 2050 Biokapazität im Jahr 2050 ist entnommen aus: Nicht nachhaltige Trends: Maßnahmenvorschläge zum Ressourceneinsatz, Helmut Haberl, Christine Jasch, Heidi Adensam, Veronica Gaube, IFF Social Ecology, März 2006 5
© Martin Langer/Greenpeace Weidevieh: Es hat zwar einen großen Footprint, doch kann es für uns nicht nutzbares Gras verwerten Ernährung und Landwirtschaft Rund ein Viertel unseres Ökologischen Fußabdrucks wird für die Ernährung benötigt. Etwa 80 % davon entfallen auf den Konsum tierischer Produkte wie Fleisch, Eier und Milchprodukte. T ierische Produkte haben einen Almen und Hutweiden, welche für die weitaus größeren Footprint als biologische Vielfalt wichtig sind, ist im pflanzliche Produkte, weil für die Rückgang begriffen. Dafür steigt der Ein- „Produktion“ einer Kalorie eines tierischen satz an Energie im Ackerbau in Form von Produkts etwa 5-10 Kalorien auf pflanz- Kunstdünger, Spritzmittel und schweren licher Basis erforderlich sind. Dazu kom- Maschinen. Die Fleischproduktion in men zusätzliche Treibhausgase aus Mil- Österreich wird erst durch Kraftfutter und lionen Tiermägen. Die Landwirtschaft ist importierte Futtermittel wie z.B. Soja- einem dramatischen Wandel unterworfen. schrot ermöglicht. Die etwa 2 Mio. Rinder, Grünland, insbesondere Weideland wie 3 Mio. Schweine und 14 Mio. Vogelvieh Vorrang für gesunde Ernährung Der Konsum von weniger Fleisch und tieri- etwa 20 % kleineren Footprint als konven- schen Produkten verringert den Ökologischen tionelle Produktion. Tierische Produkte aus Fußabdruck. Hauptsächlich pflanzliche Le- Freiland- und Bio-Haltung haben rechnerisch bensmittel, regional und den Jahreszeiten allerdings einen höheren Footprint als kon- angepasste und wann immer möglich aus ventionelle. Bei der Berechnung können viele ökologischem Anbau sind ein Rezept für Vorteile der naturnahen Bewirtschaftung die Reduktion des Footprints und zu- nicht abgebildet werden, während sich der gleich Garant für gesunde Ernährung. Die geringere Ertrag pro Fläche auf das Ergebnis Herstellung pflanzlicher Lebensmittel im voll niederschlägt. Artgerechte Tierhaltung Bio-Landbau hat aufgrund des geringeren auf Weideland braucht eben mehr Platz Vormittel- und Energieeinsatzes einen um als Massentierhaltung. Footprint macht 6
beanspruchen dadurch enorme landwirt- Natur und die Ausbeutung der Menschen schaftliche Flächen im Ausland. Wir im- vor Ort zu bedenken. Die Zertifizierung portieren etwa 500.000 Tonnen Eiweiß- von BIO und FAIRTRADE Produkten ist Futtermittel, auch aus Ländern, in denen ein wichtiger Beitrag, um Ausbeutung und Menschen hungern! Zerstörung zumindest entgegenzuwirken. Österreichs Viehwirtschaft sollte Anteil der Lebensmittel am Footprint der Ernährung ohne Futterimporte auskommen Ernährung gesamt ca. 1,3 gha (Österreich) pflanzlicher Anteil ■ Getreide Bei den damit verbundenen Rodungen von ■ Hülsenfrüchte Urwäldern im Amazonas oder in Südost- ■ Gemüse Asien geht nicht nur Biodiversität unwie- ■ Obst derbringlich verloren, es werden auch ■ Pflanzenöle Quelle: Ecological Footprint Calculator Austria ■ Käse enorme Mengen Treibhausgase freigesetzt, ■ Milch die unseren Fußabdruck ebenfalls erhöhen. ■ Eier In Europa sollen heimische Agrarflächen ■ Geflügel aber neben Nahrung und Futter auch er- ■ Schweinefleisch ■ Rindfleisch neuerbare Rohstoffe, z.B. für Bio-Plastik, ■ Fisch aber vor allem Biomasse für erneuerbare Energien liefern. Verbrauch und Footprint von Lebensmitteln Doch die nachhaltigen Produktionskapa- zitäten unserer Flächen sind begrenzt! Die 1,0 Vorstellung, alle unsere Autos mit Agro- 0,9 Quelle: Österr. Fußabdruckrechner 2013, Daten aus 2010 Ökologischer Fußabdruck 0,8 diesel von unseren Feldern betreiben zu 0,7 können, ist naiv. Allein der 100 % Ersatz gha/a pro EW 0,6 von Diesel durch Biodiesel würde die 0,5 dreifache Ackerfläche Österreichs be- 0,4 nötigen, zum Essen bliebe nichts. 0,3 0,2 0,1 Bei importierten landwirtschaftlichen Pro- 0,0 Fleisch Milchprodukte Getreide Obst Gemüse dukten wie Kaffee, Baumwolle, Bananen und Fisch und Eier und Kakao ist auch der Raubbau an der 113 120 117 93 110 Verbr. kg/a pro EW Gesunde Ernährung: Vegetarische Biolebensmittel verkleinern den Footprint uns damit deutlich, dass wir mit unserem Fleischkonsum die ökologischen Grenzen unseres Planeten überschreiten. Allerdings, wenn schon tierische Produkte, dann jeden- falls „bio“, denn biologische Landwirtschaft schont die Natur durch den Verzicht auf Pestizide, chemische Düngemittel und Gen- technik und erfordert kein Kraftfutter aus Urwaldrodungen. © Greenpeace/Christine Wurnig Infos zu ökologischen und fairen Pro- dukten sowie ethisch korrektem Konsum: www.marktcheck.at www.bio-austria.at www.suedwind-agentur.at 7
Mobilität und Verkehr Die individuelle Mobilität kann den größten Anteil des persönlichen Fußabdrucks ausmachen oder auch sehr zukunftsverträglich gestaltet werden. O bwohl der Anteil des Verkehrs bos verbrannt. Die schadstoffhaltigen Ab- im Schnitt relativ bescheiden gase landen direkt in den sensiblen Zonen erscheint, liegt beim Autofahren der Atmosphäre und wirken dort stärker und vor allem beim Fliegen das größte als am Boden. Vergleicht man das Flug- Footprint-Potenzial. Denn selbst der zeug mit der Bahn, so ist der Footprint pro größte Fleisch-Narr kann kaum ein Kilo Kopf bei gleicher Wegstrecke im Flieger Fleisch pro Tag essen, ohne krank zu über 20-mal so hoch. werden. Ein Billigflug nach London, ein Kurzurlaub auf Gran Canaria, ein Busi- 90% verursacht durch ness-Flug nach L.A., das geht sich spie- Autofahren und Flugreisen lend aus, krank wird „nur“ das Klima. Rund 90 % des Verkehrsfußabdrucks Der Verkehr ist bereits für rund 30 % des gehen auf Kosten von Autofahrten und Ausstoßes an Treibhausgasen verantwort- Flugreisen. Ein auf das Auto fixiertes lich und ist der am stärksten ansteigende Mobilitätsverhalten ist unmöglich auf die Sektor. Dabei übertrifft der Energiever- gesamte Welt übertragbar. In Österreich brauch im Personenverkehr jenen des kommen über 500 Autos auf 1.000 Ein- LKW-Verkehrs um mehr als das Doppelte. wohner. In China sind es noch unter 60, Zusätzlich werden mehrere hundert Milli- in Indien unter 20 Fahrzeuge auf 1.000 onen Liter Kerosin täglich allein von Jum- Einwohner. Würden in China und Indien Trendumkehr beim Verkehr! Eine Energiewende beim Verkehr ist drin- Ausgangssituation, die Anzahl der Autos zu gend nötig und längst möglich! reduzieren. Fahrzeuge, die noch im Einsatz Mit einem Mix aus politischen, technischen sind, sollten langsamer und mit höheren und persönlichen Maßnahmen kann der Besetzungsgraden zum Einsatz kommen. Footprint des Verkehrs und damit auch Neufahrzeuge können als Elektromobile die Erdölabhängigkeit deutlich verringert in einer völlig anderen Liga spielen, weil werden. Elektromotoren einen wesentlich besseren Österreich hat im Vergleich zu anderen Wirkungsgrad bieten und die Energie dafür Staaten ein relativ dichtes Netz an öffentli- aus erbeuerbaren Quellen kommen kann. chen Verkehrsmitteln und damit eine gute In Kombination mit gesunder Bewegung und leistungsfähigem öffentlichen Verkehr bietet © Paul Langrock/Zenit/Greenpeace das eine gute Chance für Österreichs Ver- kehrswende. Geringer Fußabdruck: Neue Mobilitätskonzepte Mehr Informationen unter sind gefragt www.vcoe.at 8
© Paul Langrock/Zenit/Greenpeace Verkehr: Der Footprint steigt weiter westeuropäische Verhältnisse eintreten, so den müssten. Für welche Fahrzeuge bauen gäbe es einen katastrophalen Anstieg der wir dann heute noch Autobahnen? Treibhausgasemissionen. Individuelle Mobilität mit geringem Foot- Setzt man die „ökologisch maximal ver- print kann auch in Zukunft gewährleistet kraftbare Motorisierung“ für China und werden. Etwa durch Stadt- und Raum- Indien bei etwa 100 sparsamen Fahrzeugen planung für kurze Wege, durch öffentliche auf 1.000 Einwohner an, so würde das Verkehrsmittel wie Bahn oder Bus und nach dem Prinzip „gleiches Recht für alle“ durch hocheffiziente Fahrzeuge wie bei- umgelegt auf Österreich bedeuten, dass spielsweise leichte Elektrofahrzeuge als 4 von 5 Fahrzeugen bei uns noch in der Zubringer für die letzten und ersten Kilo- ersten Hälfte des Jahrhunderts verschwin- meter zum öffentlichen Verkehr. Ökologischer Fußabdruck einer Reise von 100 km für eine Person Angaben pro Fahrzeug, bei Flug, Bus und Bahn pro Passagier Quellen: Gemis 4.5, OLI2010, SEV2010, Elektra 2009, eB Michael Schwingshackl 250 Ökologischer Fußabdruck gm²/100 km 200 150 100 50 0 a rIn rIn n a s ) g o of m to d ec Bu id eu of ah t ra ge re M Au tro Au br el M gz .B or h än ed & Hy E- os E- fa Flu ot rr ßg d (P d Ök te M ra Ra Fu d Ös E- or to Ra ot Au E- M E- 9
Energieverbrauch und CO2 Mehr als die Hälfte des Ökologischen Fußabdrucks steht in Zusammenhang mit dem Energieverbrauch. D er Footprint berücksichtigt nicht fläche leider völlig unmöglich. Auch glo- nur den Energiebedarf an fossiler bal ist der gesamte Ausstoß von CO2 weit Energie, Atomenergie und Was- höher als die Absorptionskapazität aller serkraft, sondern auch alle Energie, die Wälder, Böden und Ozeane. Entsprechend bei Herstellung, Transport und Entsorgung reichern sich Treibhausgase in der Erd- von Produkten verbraucht wird. atmosphäre an. Die Folge ist der globale Klimawandel. Bei fossilen Energieträgern verwendet man für die Berechnung des Footprints Die Hälfte der Energie wird nicht die Fläche der Ölfelder und Kohle- nur verschwendet vorkommen, sondern jene, die nötig wäre, um die Verbrennungsemissionen Österreich trägt durch den übermäßigen (Kohlendioxid) in den Kreislauf der Einsatz fossiler Energieträger entscheidend Natur zurückzuführen. Bei der Energie dazu bei. Österreich hatte sich im Kyoto- produktion aus Wasserkraft, die kaum Protokoll verpflichtet, die Treibhausgase Kohlendioxid freisetzt, wird hingegen die bis 2010 um 13 % zu verringern. Dieses von Staudämmen und Stauseen besetzte Ziel wurde weit verfehlt und wir gehören Fläche berücksichtigt. zu den Schlusslichtern in Europa – mit Zuwachs statt Reduktion! Für Fossilenergie würde Österreich etwa 18 Millionen Hektar zusätzliche Wald- Dabei ginge es auch anders! Rund 30 % fläche benötigen, um den Ausstoß an der gesamten Energie entfallen auf Hei- Kohlendioxid durch Wälder zu binden. zung und Warmwasser, etwa nochmals so Bei den 8,4 Millionen Hektar Landes- viel auf den Verkehr. In beiden Bereichen Aktiv gegen den Windenergie: Erneuerbare Energie ohne Schadstoffe Mehr Infos unter www.igwindkraft.at Zertifizierter Ökostrom Jeder hat die Wahl, auf Ökostrom umzustei- gen und so etwas für den Klimaschutz zu tun. Mit keiner anderen Maßnahme kann bei so geringen Mehrkosten so viel Fußabdruck reduziert werden! Nur das Umweltzeichen 46 (UZ46) garantiert, dass der Strom aus- schließlich aus regenerativen Energien wie Wasserkraft, Windkraft, Biomasse oder Solar- energie gewonnen wird. Mehr Infos unter www.aae.at © IG Windkraft www.oekostrom.at www.umweltzeichen.at/grünerstrom 10
Footprint – Blindtext ist toll © Greenpeace 11 Klimawandel: Der Mensch als Täter und Opfer gibt es eine Fülle von Möglichkeiten, wie wie Sonnenenergie, Wind- und Wasserkraft der Energieverbrauch ohne Einbußen an sowie vernünftigen Einsatz von Biomasse Lebensqualität reduziert werden kann. abgedeckt werden. Private Initiative und Beispielsweise durch Niedrigenergie- mutige politische Schritte sind Vorausset- häuser, Tempolimits, Ausbau des öffent- zung dafür. Wobei Biomasse zwar hilft, lichen Verkehrs, energiesparende Geräte den CO2-Ausstoß zu reduzieren, durch den oder Ökostrom. hohen Flächenbedarf sinkt der Footprint aber nicht wesentlich. Durch kluge, effiziente Nutzung wird es möglich, 50 % der Energie einzusparen. Insgesamt ist die Energiewende der wich- Der verbliebene Bedarf an Energie kann tigste Beitrag zur Verringerung des Foot- in Österreich durch erneuerbare Quellen prints. Klimawandel Die Fieberkurve des Planeten Daten von Thermometern sowie von Baumringen, Korallen, Eisbohrkernen und historischen Aufzeichnungen mit 50-jährigem Mittelwert Verringerung des Heiz-Energiebedarfs Mit guter Wärmedämmung, solarer Warm- Nördliche Hemisphäre ●●● Prognosen IPCC 0,5 Temperaturabweichungen (C°) wassergewinnung und einer Erneuerung des vom Durchschnitt 1961-1990 Heizsystems kann man den Energiebedarf enorm verringern und gleichzeitig die lau- 0,0 fenden Heizkosten senken. Damit werden Behaglichkeit und Wohnkomfort gesteigert -0,5 und der Ökologische Fußabdruck reduziert. Mehr Informationen unter www.umweltberatung.at -1,0 www.klimabuendnis.at www.GDI.at 1000 1200 1400 1600 1800 2000 Jahr www.igpassivhaus.at Quelle: Michael E. Mann und Philip D. Jones: Global Surface Temperatures over the Past Two Millenia. Geophysical Research Letters, Vol. 30, No. 15, 1820, August 2003 11
Wälder der Erde Wälder haben eine sehr hohe Bioproduktivität und beherbergen die größte biologische Vielfalt an Land. D ie Wälder haben auch eine hohe Bedeutung für die Footprint- Berechnungen. Neben der Roh- stoffversorgung für Holzprodukte, Papier und Fasern geht auch die benötigte Fläche zur Bindung von CO2 in die Berechnung ein. Leider existieren diese zusätzlichen © J.Limberger/WWF-AAT Waldflächen nicht. Ein Ungleichgewicht und der Treibhauseffekt sind die Folge! Wald: Lebensraum, Rohstofflieferant, Energiequelle Die Hälfte der natürlichen Wälder der Erde ist bereits vernichtet 2013 ist der Import illegalen Holzes nach Österreich ist mit 3,9 Mio. Hektar Wald- Europa sogar verboten. Ob dies zu einer fläche eines der waldreichsten Länder Verbesserung der Situation führt wird sich Europas. Trotzdem werden enorme erst zeigen. Laut WWF sind etwa ein Mengen an Holz importiert, oft genug aus Drittel des Holzes aus Russland und bis Ländern, in denen Naturschutz und Forst- zur Hälfte des Holzes aus Tropenländern gesetze nicht groß geschrieben werden. als „illegal“ einzustufen. Und selbst die schwachen Auflagen wer- Schlägerungen, Raubbau und Brandrodung den oft missachtet. Auf EU-Ebene wird haben bereits die Hälfte der natürlichen geschätzt, dass gut 15 % des Holzes aus Waldflächen der Erde mit ihren einzig- illegalem Einschlag stammen. Seit März artigen Naturschätzen vernichtet.13 Mio. Bedrohte Urwälder Die Suche nach wertvollem Holz und die sentierhaltung verfüttert wird. Um ein „billi- nachfolgenden Rodungen durch landlose ges Huhn“ zu essen, wird 7.000 km entfernt Umsiedler waren lange Zeit die größte Be- der artenreichste tropische Regenwald für drohung der tropischen Urwälder. Heute Sojabohnen gerodet. verschwinden Wälder vor allem für die in- Der Anbau von Energiepflanzen im großen dustrielle Landwirtschaft. Im brasilianischen Maßstab ist zu einer zusätzlichen Bedrohung Amazonasgebiet wurden alleine in den der Urwälder geworden. Für Zuckerrohr und Jahren 2004 und 2005 mehr als 1,2 Millionen Soja in Südamerika oder Palmölplantagen in Hektar Sojabohnen gepflanzt. Soja, das zu Malaysia und Indonesien wird nach wie vor einem großen Teil in der europäischen Mas- Urwald gerodet. Mit der steigenden Nachfra- ge nach so genannten „Bio“-Treibstoffen steigt © G.Steindlegger/WWF Zertifiziert: Das FSC-Gütesiegel die Urwaldzerstörung weiter an. Dies ist ein garantiert eine nachhaltige Bewirt trauriges Beispiel dafür, wie bedenkenloser schaftung der Wälder nach ökolo- gischen und sozialen Kriterien 12
und CO2-Senke Hektar an Waldflächen, mehr als einein- die Wirtschaft, dienen als Wasserspeicher, Aus der Perspektive halbmal die Fläche Österreichs, ver- Lawinenschutz, Erholungsraum und zu- Österreichs einen „Holz- überschuss“ zu orten ist so schwinden jedes Jahr unwiederbringlich nehmend auch als Quelle erneuerbarer kurzsichtig, wie in Kuwait von unserem Planeten und mit ihnen wich- Energie. Holz ist ein nachwachsender auf globalen „Ölüberfluss“ tige Funktionen wie Wasserspeicherung, Rohstoff, wunderbarer Baustoff und zu schließen. Luftreinigung und Schutz der Böden. Nicht lokaler Energieträger. nur die biologische Vielfalt der Wälder ist bedroht, auch Millionen Menschen vor Ort Aber Holzvorkommen sind nicht unbe- sind davon betroffen! grenzt! Selbst wenn in Österreich der Holzvorrat zunimmt, global betrachtet bleibt Auch für Österreich spielen Wälder eine Holz ein Mangelrohstoff und Wald kann wichtige Rolle. Sie liefern Rohstoffe für nicht die „Ölquelle“ der Zukunft werden! Konsum bei uns am anderen Ende der Welt katastrophale ökologische Folgen haben kann. Holzverbrauch in Österreich im Jahr 2010 Angaben in Millionen Festmeter. Dem Verbrauch von ca. 44 Mio. fm stand ein heimischer Mehr Informationen unter Einschlag von ca. 20 Mio. fm gegenüber. www.global2000.at www.greenpeace.at 8,5 11,4 Immer noch führt auch der hohe Verbrauch Quellen: Forst Holz Papier und Grüner Bericht 2011 an Holz- und Papierprodukten zur Vernich- Stofflich (Holz und Papier) tung von Urwäldern. Wer Holzprodukte aus Energetisch umweltgerechter und sozial verträglicher Waldbewirtschaftung sucht, kann sich über Export unabhängige Zertifizierung (z. B. FSC – Forest Stewardship Council) informieren. 24,3 www.wwf.at/fsc 13
Ressourcen-Verbrauch in Österreich Der Ökologische Fußabdruck einer durchschnittlichen ÖsterreicherIn beträgt ca. 5,3 Global Hektar und verteilt sich auf die Bereiche Ernährung, Wohnen, Mobilität und Konsum sowie den „Grauen Footprint“. Die Ernährung verursacht rund ein Viertel wortlich. Wobei der private Autoverkehr des persönlichen Fußabdrucks. Die Pro- und der Flugverkehr mit 90 % den bei duktion von Lebensmitteln, insbesondere weitem größten Anteil ausmachen. Der die Fleischproduktion, benötigt große Transport von Gütern wird den anderen Flächen. Auch ist eine moderne Landwirt- Kategorien zugerechnet. schaft durch den hohen Einsatz von Kunst- dünger und Pestiziden sehr energieintensiv Beim Footprint des Konsums geht es um und vergrößert damit den Footprint. Dazu Güter und Dienstleistungen. Dazu zählt kommt all die Nahrung, die wir nie essen. die Herstellung von Fahrzeugen und Kon- Fast 30 % aller Nahrung werden in Europa sumgütern wie Papier, Möbeln, Elektronik, weggeworfen! Für das Wohnen benötigt Bekleidung oder Sportgeräten, aber auch die ÖsterreicherIn rund ein Sechstel ihres Nächtigen in Hotels, Friseurbesuche und Fußabdrucks. Dabei fällt insbesondere der vieles mehr. Dieser Bereich macht etwa hohe Verbrauch an Energie für Heizung ein Fünftel des persönlichen Footprints ins Gewicht. Der Aufwand für die Errich- aus. Der hohe jährliche Papierverbrauch tung der Gebäude wird dagegen im Grau- fällt dabei besonders ins Gewicht. en Footprint erfasst. Der Graue Footprint schließlich ergibt sich Die persönliche Mobilität ist ebenfalls für aus der Nutzung allgemein angebotener rund ein Sechstel des Fußabdrucks verant- Leistungen (oft auch „gesellschaftlicher Was Footprint nicht kann Für eine zukunftsfähige Welt braucht es höhen, wirkt sich also rechnerisch „günstig“ mehr als einen passenden Fußabdruck. auf den Flächenbedarf aus. Das verseuchte Atomkraft beispielsweise hat einen schein- Grundwasser und die Gifte in der Nahrung bar geringen Flächenbedarf. Allerdings sind machen das aber alles andere als erstre- die Abermillionen Hektar, die im Falle eines benswert! © Wolfgang Pekny/Greenpeace Atomunfalls durch Verseuchung verloren Beim Transport von Gütern sind die Energie gingen, nicht erfasst, eben so wenig die und der Flächenverbrauch für die Auto- Gesundheitsfolgen der Strahlung. bahnen natürlich eingerechnet, aber die Auch „Giftigkeit“ und andere Langzeitfol- Krankheiten durch Feinstaubemissionen gen können nur ungenügend mit Footprint oder die Verkehrstoten werden nicht erfasst. Verantwortung: Wir haben die Erde nur von den Kindern erfasst werden. So kann der Einsatz von Auch der Wert der Artenvielfalt ist mit Foot- geborgt Spritzmitteln (kurzfristig) den Ertrag sogar er- print nicht abzubilden. 14
© Greenpeace Innovative Ideen: Gemeinsam können wir die Zukunft gestalten Overhead“ genannt). Darin finden sich alle und der Aufwand der Parlamente und Re- Ressourcen, die nicht eindeutig einzelnen gierungen, von Gemeinderats-Saal über Menschen zugeordnet werden können, et- Bundesregierung bis EU-Verwaltung. wa die Errichtung und der Betrieb von öf- fentlichen Gebäuden, der Aufwand für die Der Graue Footprint ist vom Einzelnen Errichtung von Wohnraum, die Verkehrs- nicht direkt beeinflussbar, kann und muss Infrastruktur (Straßen und Bahn), die Ver- aber sehr wohl gemeinsam verringert sorgungsinfrastruktur (Wasser, Kanalisa- werden. tion, Stromleitungen) sowie Lawinen- und Hochwasserschutz, das Bildungswesen, Tatsächlich müssen – und werden – sich das Gesundheitswesen, Finanzdienst- auch „Politik“ und „Wirtschaft“ ändern. leistungen, Versicherungen, Feuerwehr-, Der Anstoß zu jeder Veränderung kommt Polizei- und Justizsystem, alle Kultur- und allerdings immer von Menschen, meist Sporteinrichtungen, das gesamte Militär sogar von einigen wenigen PionierInnen. Footprint einer ÖsterreicherIn (Ø 5,3 gha) Der durchschnittliche Ökologische Fußabdruck einer ÖsterreicherIn setzt sich anteilsmäßig lt. Diagramm zusammen. Der global fair verfügbare Anteil wäre ca. 1,4 gha. Der Ökologische Fußabdruck kann deshalb eine vollständige Ökobilanz und eine Prüfung 5,3 gha 28 % der Gesundheitsfolgen und der sozialen Ver- träglichkeit in keinem Fall ersetzen. 24 % ■ E rnährung Zugleich stellt das „Ende des ökologischen ■ Wohnen Defizits“ („Overshoot“) eine unbedingt nötige, 1,4 gha ■ Mobilität wenn auch nicht hinreichende Bedingung für ■ Konsumgüter eine zukunftsfähige Gesellschaft dar. ■ Grauer Footprint 14 % Die Verringerung des eigenen Fußabdrucks 19 % ■ Fairer Anteil auf ein global verträgliches Maß bleibt daher 15 % eine zentrale Herausforderung jeder nachhal- tigen Entwicklung! Quelle: Österreichischer Fußabdruckrechner 2013 15
Footprinting – Die Welt neu vermessen Die Welt ist komplizierter als wir denken, dafür haben wir mehr Möglichkeiten als wir glauben. Neue Messinstrumente erfassen die Zukunftsfähigkeit der menschlichen Aktivitäten. A nders als im Alltag fehlt uns im Auskommen finden, muss die Wirkung Globalen jedes Gefühl für Zu- menschlicher Aktivitäten auf die Ökosphäre sammenhänge und Relationen. besser verstanden werden. Die zentrale Über Jahrhunderttausende schien die Welt Forschungsfrage des 21. Jahrhunderts für den Menschen unendlich groß und lautet dabei: Wie kann ein „Gutes Leben“ unerschöpflich. Von Interesse war nur die mit einem fairen Anteil an der Welt für mög- unmittelbare Umgebung. Das änderte sich lichst alle ErdenbürgerInnen verwirklicht werden? „You can‘t manage what you can‘t measure“ Mindestens vier Bedingungen müssen für die ökologische Nachhaltigkeit beachtet erst vor wenigen Generationen. Die Zeit werden: Konsistenz, Effizienz, Resilienz ist zu kurz, um ein „Gefühl“ für unsere und Suffizienz. globale Wirkung entwickelt zu haben. ■ Die Konsistenz-Bedingung verlangt, Dieser „Globalverstand“ als Schwester des dass sich alle menschlichen Tätigkeiten Hausverstandes muss erst über den Intel- mittelfristig in natürliche Kreisläufe ein- lekt entwickelt werden. fügen, Stoffe also ungiftig, erneuerbar und abbaubar sind. Kreislaufwirtschaft und das Damit die bald neun Milliarden Passagiere „cradle to cradle“-Konzept fokussieren auf Foot im Raumschiff Erde ein menschenwürdiges diese Aspekte. PRINTING NetzWERK Um die Methoden für Produkt-, Unterneh- mens- und Regional- Indikatoren der Footprint-Familie Footprints gemeinsam Herstellung, Nutzung und Entsorgung eines ■ Carbon Footprint (CO2 Fußabruck): er- weiter zu entwickeln und überschaubar Produktes und die Bereitstellung von Dienst- fasst die Treibhausgasbilanz von Produkten zu halten, haben sich leistungen hinterlassen Spuren. Footprinting oder Organisationen. Er gewichtet die Menge WissenschaftlerInnen ist der methodische Versuch, die physischen an Klimagasen (in kg CO2-Äquivalenten), die und Forschungsein- Auswirkungen über den gesamten Lebens- entlang der Wertschöpfungskette anfallen. richtungen zum Netz- zyklus zu beschreiben und zu messen. Damit wird der Begrenztheit der Atmosphäre werk Footprinting zusammengeschlos- ■ Ecological Footprint: misst die biopro- Rechnung getragen, Treibhausgase ohne sen. Ergebnisse sollen duktive Fläche, die für die Erfüllung aller Klimaveränderung aufnehmen zu können. transparent und nach- menschlichen Bedürfnisse erforderlich ist und ■ Material Footprint (Ökologischer Ruck- vollziehbar auf einer wird in „Global Hektar“ (gha) angegeben. Da- sack): misst den Durchsatz der gesamten gemeinsamen, ausbau- mit werden die Grenzen der gesamten Bio- Materialmengen, die zur Herstellung von fähigen Basis beruhen. sphäre als Quelle von Ressourcen und Senke Produkten und Dienstleistungen erforderlich www.footprint.at/ footprinting für Schadstoffe (z.B. CO2) berücksichtigt. sind (kg oder Tonnen Material). 16
© Marie-Therese Pekny / Nasa Footprinting: Nicht Länge, Breite oder Gewicht, sondern die Wirkung des Menschen auf die Welt gilt es zu messen ■ Die Effizienz-Bedingung besagt, dass Effektive Schritte in Richtung Zukunftsfä- knappe Güter wie Energie, Material oder higkeit entstehen weniger durch maximale Flächen mit möglichst großem Nutzen ein- Erfüllung einer der Bedingungen, sondern gesetzt werden. durch die optimale Balance zwischen allen ■ Die Resilienz-Bedingung fordert eine Anforderungen. hohe Störsicherheit von natürlichen und menschlichen Systemen, damit auch Krisen „End overshoot“, die Reduktion des Öko- gut gemeistert werden können. logischen Fußabdrucks auf ein global ■ Die Suffizienz-Bedingung verlangt, mit vertretbares Maß, ist dabei die „Mutter dem Vorhandenen auszukommen. Dies aller Nachhaltigkeit“, eine unbedingt not- kann pro Haushalt oder pro Land, am wendige, wenn auch nicht ausreichende wichtigsten aber pro Planet betrachtet wer- Bedingung für Zukunftsfähigkeit. den. Wird mehr beansprucht als verfügbar ist, spricht man vom ökologischen Defizit. Quelle: Burger, E., Meixner, O. und Pöchtrager, S. „Carbon Footprint bei Lebensmitteln“ (2010) ■ Water Footprint/Virtual Water (Wasser- fußabdruck): erfasst die verbrauchte Wasser- Unterschied Carbon Footprint und Ecological Footprint menge (in Litern) für Produkte und Dienstleis- tungen. Verfeinerte Methoden berücksichtigen die räumlich und zeitlich begrenzte Verfügbar- keit von Wasser. ■ Mit dem Environmental Footprint entwi- Summe aller Umrechnung Treibhausgas- in Biokapazität ckelt die EU-Kommission eine harmonisierte emissionen als Fläche Methodik zur Messung und Vermittlung von gemessen in gemessen in unterschiedlichen Umweltauswirkungen und Kilogramm CO2- Global Hektar deren Wechselbeziehungen (u.a. Treibhaus- Äquivalenten (gha) gase, Wasserverbrauch, klassische Luft- und Wasserschadstoffe). Basis ist das Konsistenz- Prinzip. Vereinfachte Darstellung des Zusammenhangs zwischen Ökologischem Fußabdruck und CO2-Fußabdruck 17
Was wir tun können Der „Konsum-Stil“ einer durchschnittlichen ÖsterreicherIn ist nur auf Kosten anderer Menschen, auf Kosten der Natur und auf Kosten aller Zukünftigen möglich. Z ukunftssichere Entwicklung erfor- die wir zusätzlich zu dem uns fair zuste- dert neben ökologischer Stabilität henden Anteil beanspruchen, bleibt einem auch soziale Fairness, Menschen- anderen Menschen irgendwo auf der Welt würde, Gerechtigkeit, und spannende Visi- vorenthalten! Unsere Lebensart ist also onen. Nicht zuletzt wird die Zufriedenheit nur auf Kosten anderer Menschen, auf Ko- der Einzelnen darüber entscheiden, ob die sten der Natur und auf Kosten aller bald 9 Milliarden Menschen in Frieden Zukünftigen möglich. untereinander und in Frieden mit der Natur leben können. Was kann ich tun? Seit der Aufklärung verstehen wir, dass Die „5 F“ Regel fokussiert auf die persönliche Freiheit auch in den freiesten zentralen Maßnahmen, mit denen wir am Gesellschaften begrenzt sein muss, und meisten zu einer Reduktion des persön- zwar dort, wo das eigene Tun die Freiheit lichen Footprints beitragen können: anderer beschneidet! Die globale Interpre- tation der „Goldenen Regel“ lautet: „Un- Fliegen – besser nie sere ‚Freiheit‛, einen beliebigen Lebensstil Die Lebens-Flugkilometer dramatisch zu wählen, endet dort, wo unsere Lebens- verringern. art die Freiheit Anderer beschneidet, ein menschenwürdiges Leben zu führen oder Fleisch und tierische Produkte – überhaupt zu überleben.“ deutlich weniger Die konsumierte Menge tierischer Pro- Dieser „globale kategorische Imperativ“ dukte deutlich verringern, Bio-Landbau, wird durch unser heutiges Niveau an Na- lokale und jahreszeit-gerechte Produkte turverbrauch arg missachtet. Jede Fläche, bevorzugen. www.mein-fussabdruck.at Erkunden Sie Ihren Fußabdruck. Erkennen mit der Bahn. Eine Person, die mit der Bahn Sie, was tatsächlich wie viel zu Ihrem Foot- statt mit dem Auto von Wien nach Innsbruck © Michael Schwingshackl, Plattform Footprint print beiträgt. Lernen Sie Möglichkeiten ken- fährt, verringert den Footprint um 94%. nen, diesen rasch zu reduzieren und dabei Eine Wärmedämmung des Hauses kann bis sogar Lebensqualität zu steigern und Kosten zu 90% des Ressourcenverbrauchs einspa- zu sparen. ren, ein Umstieg von Öl auf Fernwärme rund 50%. Eine Solaranlage kann den Footprint Staunen Sie, welch enorme Auswirkungen für Warmwasserbereitstellung um mehr als Flugreisen und Autofahrten haben können. 90% reduzieren! Der sofort realisierbare Um- Aufklärung: Das neue Bild Ein Flug von Wien nach Berlin und retour hat stieg auf Ökostrom verkleinert Ihren Strom- der Welt mit Spaß vermitteln einen 26-mal höheren Footprint als die Fahrt Footprint um mehr als 90%! 18
© Wolfgang Strober Vorbild: Als MultiplikatorIn auch selbst zur Verbreitung des „Guten Lebens mit einem Fairen Footprint“ beitragen Fahren mit dem Auto – so wenig Durch zukunftsfähige, entschleunigte wie möglich Lebensstile bleibt mehr Zeit für ein Die zurückgelegten Strecken deutlich redu- bewussteres Leben und die zentrale Frage: zieren, langsamer und nie alleine fahren, „Wann ist genug genug?“ möglichst bald auf E-Mobilität mit Son- nenstrom umsteigen. Mahatma Gandhi: „Sei die Veränderung, Wohnen wie im Fass die du bewirken willst.“ Wohnraum gut isolieren, mehr gemeinsame Nutzung, auf erneuerbare Energien setzen, auf öffentliche Erreichbarkeit achten. Daneben können durch die Unterstützung von Programmen, die sich für die Bewah- Zu gewinnen gibt es Freude an einem rung der Natur einsetzen, laufend Schäden zukunftsfähigen Lebensstil und das eingeschränkt und die Bioproduktivität gute Gefühl, weniger auf Kosten anderer unseres Planeten stabilisiert bzw. eventuell zu leben. sogar verbessert werden. Durch die Verringerung des Konsums tie- Allem voran ist auch breites politisches En- Werden Sie selbst Footprint- rischer Produkte um ein Viertel ernährt man gagement notwendig! Es braucht grundsätz- MultiplikatorIn und fördern sich gesünder und reduziert den Ökolo- liche Veränderungen in der Art und Weise, Sie die Aufklärungsarbeit gischen Fußabdruck im Bereich Ernährung der Plattform Footprint: bereits signifikant! Mit ausschließlich pflanz- ■ wie wir heute und in Zukunft wirtschaften www.footprint.at/multi licher Ernährung lässt er sich um zwei Drittel und konsumieren. verkleinern. Für alle Konsumgüter gilt: Qualität vor Quantität. Je weniger und je ■ wie wir Nachfrage nach ökologischen, Unterstützen Sie unsere Arbeit langlebiger die Produkte, umso besser. zukunftssicheren Produkten und Dienst- auch finanziell: Nutzen statt besitzen. Leasing und Teilen leistungen fördern. Plattform Footprint von selten genutzten Gütern. ■ wie wir politisches Wahlverhalten an IBAN: Mehr Informationen unter wirklich zukunftsfähigen Programmen AT38 1200 0514 8802 9878 www.nachhaltig.at orientieren. BIC: BKAUATWW 19
Wir fordern EntscheidungsträgerInnen in Politik und Wirtschaft auf ... ■ den Ökologischen Fußabdruck als Leitparameter in die Nachhaltigkeits- Strategie aufzunehmen und auf Bundes- und Landesebene regelmäßig zu erheben. ■ das Konzept des Ökologischen Fußabdrucks in alle Lehrpläne und in die PädagogInnen-Ausbildung aufzunehmen. ■ die Reduktion des Ökologischen Fußabdrucks auf ein global verträgliches Maß als Staatsziel zu verankern und das Ende des Overshoots auf EU-Ebene voranzu- treiben. ■den Ökologischen Fußabdruck zur Beurteilung unserer Wirtschaftsweise, von Wirtschaftsunternehmen und unterschiedlichen Produkten einzusetzen. ■ s ofort geeignete Maßnahmen zur Verringerung des Fußabdrucks umzusetzen: • Kostenwahrheit für Energie und Ressourcen • Zukunftsfähige Rahmenbedingungen für Landwirtschaft, Energie- und Verkehrsbereich • Schutz der Biodiversität und Sicherung der bioproduktiven Flächen Plattform Footprint ist ein Netzwerk aus umwelt- und entwicklungspolitischen Organisationen sowie wissenschaftlichen Institutionen, das den Ökologischen Fußabdruck als wesentliche Maßzahl für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft verankern will. Footprint muss handlungsrelevant für Wirtschaft und Politik werden. Ein Projekt in der Initiative Zivilgesellschaft. Die Plattform Footprint wird unterstützt von: Reinhold Richtsfeld, Christian Fischer – Greengraphics Grafikdesign; Hergestellt nach der Richtlinie des Österreichischen Umweltzeichens „Schadstoffarme Druckerzeugnisse“, Ing. Christian Janetschek, UWNr. 637, Herausgeber: Plattform Footprint, Sobieskigasse 37/6, 1090 Wien, ZVR: 367061912; Text: Stefan Moidl, Leon Lenhart, Michael Schwingshackl, Wolfgang Pekny; Layout: message Media-& Verlags GmbH, Update: auf Recycling-Papier mit FSC-zertifiziertem Frischfaseranteil unter Verwendung von oekostrom®; 1. Auflage Februar 2007, 4. erweiterte Auflage Juni 2013 a www.akaryon.com footprint consult Die Plattform Footprint unterstützt: IMPRESSUM: Mehr Information zu den Zielen, Programmen und Partnern unter www.footprint.at
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