Gestalten Sie Ihr IPO zielgerichtet und effizient - IPO Guide der Schweizer Börse - SIX Group

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Gestalten Sie Ihr IPO
zielgerichtet und effizient
IPO Guide der Schweizer Börse
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S.05                       Vorwort                                                                05

Vorwort                    Herausragende Bedeutung des Finanzsektors                              07

                           Effiziente Kapitalbeschaffung – damit der Börsengang ein Erfolg wird   08

S.07–S.13                  Motive für einen Börsengang                                            11

                           Voraussetzungen für einen erfolgreichen Börsengang                     12
Finanzstarke Basis
für eine effiziente        Ein Börsengang erfordert professionelle Partner                        15
Kapitalaufnahme
                           Phasen des IPO-Prozesses                                               18

                           Börsengänge ohne Platzierungsangebot                                   24

S.15–S.34                  Übernahmevertrag und Angebots-/Kotierungsprospekt                      26

Wer einen starken          Ausgewählte ­rechnungslegungsbezogene Aspekte                          30
Partner hat,
bleibt gelassen            Die Equity Story – das Rückgrat der Investor Relations                 32

                           Kotierungsanforderungen                                                36

S.36–S.50                  After-Market und die Bedeutung von Research                            40

                           Erwartungen der Investoren an ein kotiertes Unternehmen                42
Es sind ­Kleinigkeiten,
die uns ­unterscheiden –   Kapitalerhöhungen in der Schweiz                                       44
sehr viele
                           Fallstudie: Glarner Kantonalbank                                       46

                           Fallstudie: Investis Holding SA                                        48
S.52–S.55                  IPO-Checkliste                                                         52
Lösungsorientiert
                           Ausgewählte IPO-Partner                                                54
in jeder Lage

03
Vorwort
Vorwort

Willkommen auf dem
Finanzplatz Schweiz

Die Schweiz zählt gemäss dem World Economic Forum          für Ihre Kapitalaufnahme und unterstützen somit Ihren
seit mehreren Jahren zu den wettbewerbsfähigsten           langfristigen und nachhaltigen Erfolg.
Volkswirtschaften der Welt. Sie belegt auch hinsichtlich
Innovationskraft sowie politischer und wirtschaft-         Die Entscheidung, einen Börsengang durchzuführen, ist
licher Sicherheit seit Jahrzehnten einen Spitzenplatz im   eine der bedeutendsten, die ein Unternehmen treffen
Herzen Europas.                                            kann. Der Umfang an Themen, die im Hinblick darauf zu
                                                           berücksichtigen sind, mag das IPO als eine schwierige
Die Attraktivität des Standorts Schweiz basiert jedoch     Aufgabe erscheinen lassen. Wir sind überzeugt, dass Sie
nicht nur auf einzelnen wenigen, sondern auf vielen ver­   dieses Vorhaben mit den richtigen Partnern an Ihrer
schiedenen Erfolgsfaktoren, die sich gegenseitig positiv   Seite erfolgreich durchführen können.
beeinflussen. Attraktive Standortfaktoren wie wirt­
schaftsfreundliche Rahmenbedingungen, der einfache         Es war uns ein grosses Anliegen, den IPO Guide Schweiz
Zugang zu Behörden oder hoch qualifizierte Arbeits­        zusammen mit IPO-Experten zu lancieren, die über
kräfte haben auch auf den Finanzplatz Schweiz einen        grosse Erfahrung im Schweizer Kapitalmarkt verfügen.
positiven Effekt und ermöglichen einen gut funktionie­     Der IPO-Guide gibt Ihnen einen Überblick über die Er­
renden und international anerkannten Kapitalmarkt.         folgsfaktoren, die wichtigsten Phasen sowie Mass­
                                                           nahmen für einen erfolgreichen Börsengang.
Ein internationaler Kapitalmarkt mit einer starken
Börse, die einen transparenten, fairen und liquiden        Wir wünschen Ihnen ein effizientes IPO und eine nach­
Handel sowie einen effizienten Zugang zu Kapital bietet,   haltige und erfolgreiche Kapitalaufnahme an der
ist wichtig, um Ihr Wachstum zu finanzieren und Ihre       Schweizer Börse.
Strategie langfristig erfolgreich umzusetzen. Die
Schweizer Börse ist eine der wichtigsten Börsen ­Europas
und ein tragender Pfeiler des Schweizer Finanzplatzes.     Thomas Zeeb
Wir bieten mit einer marktorientierten Regulierung,        Head Securities & Exchanges
kundenorientierten Dienstleistungen sowie einem            Mitglied der Konzernleitung, SIX
Netzwerk von starken Partnern ein optimales Umfeld

                                         «         Die Schweizer Börse

                                                                                       »
                                                   ist eine der wichtigsten
                                                   Börsen Europas.

05
Herausragende Bedeutung des Finanzsektors

Finanzstarke
Basis für eine
­effiziente
 Kapitalaufnahme
Herausragende Bedeutung des Finanzsektors

Herausragende Bedeutung
des Finanzsektors

Die Schweiz gehört zu den führenden Finanzplätzen          Banken und Versicherungen rund CHF 58 Milliarden,
der Welt. Der Finanzsektor mit seinen Zentren in           2017 waren es rund CHF 60 Milliarden. Auch die Zahl der
Zürich und Genf hat für das ganze Land eine ausser-        Vollzeit­s tellen stieg zwischen 2005 und 2017 – von
ordentliche wirtschaftliche Bedeutung. So tragen           189 000 auf 213 000. Dazwischen liegen die globale
Banken und Versicherungen ganz wesentlich zum              ­F inanzkrise, der Steuerstreit mit den USA sowie zahl­
Wohlstand der Schweiz bei.                                  reiche Veränderungen und Umstrukturierungen in der
                                                            Bankenwelt. Während die Wertschöpfung der Banken
Der Finanzsektor ist ein tragender Pfeiler der Schweizer    leicht zurückging, konnten die Versicherungen ihren
Volkswirtschaft – sei es in der Vermögensverwaltung,        Anteil stark erhöhen. Somit blieb die Branche trotz allen
bei der Kreditvergabe oder bei der Absicherung finan­       Herausforderungen stark und wettbewerbsfähig.
zieller Risiken. Er leistet einen bedeutenden direkten
Beitrag zur Wertschöpfung, zum Beschäfti­gungs­angebot     Fit für die Herausforderungen der Zukunft
und zum Steueraufkommen des Landes. Zudem erzeugt          Rückblickend zeigt sich der Schweizer Finanzsektor
er eine anhaltende Nachfrage nach Vorleistungen aus        ­b eneidenswert krisenfest und anpassungsfähig. Nun
anderen Branchen wie von Beratungsunternehmen,              gilt es die Rahmenbedingungen des Finanzplatzes so zu
IT-Dienstleistungs- oder auch Prüf- und Revisionsunter­     ­gestalten, dass er auch in Zukunft erfolgreich sein kann.
nehmen.                                                      Insbesondere das anhaltend tiefe Zinsumfeld, der starke
                                                             internationale Wettbewerb mit hohem Margendruck,
Der Finanzsektor mit seinen rund 213 000 direkt Be­          die Digitalisierung und die Veränderungen in Europa
schäftigten trägt etwa 9% zur Gesamtwertschöpfung            nach dem Austritt Grossbritanniens aus der EU stellen
der hiesigen Wirtschaft bei und bezahlt rund 8% des          Banken und Versicherungen vor grosse Aufgaben.
gesamten Steueraufkommens von Bund, Kantonen und
Gemeinden. Jeder zehnte Arbeitnehmende in der              Es ist darum begrüssenswert, dass der Bund zusammen
Schweiz verdient seinen Lohn in dieser Branche. Die        mit Vertretern der Wirtschaft und der Wissenschaft die
Produktivität im Finanzsektor liegt bei rund 150% des      Weiterentwicklung des Finanzplatzes vorantreibt. Dabei
gesamt­wirtschaftlichen Durchschnitts.                     gilt es sich stets das Ziel dieser Arbeiten vor Augen zu
                                                           halten: unnötige Regulierungen vermeiden und kon­
 Hohe Anpassungs- und Wertschöpfungskraft                  sequent darauf hinwirken, dass der Finanzplatz fit für
 Der Schweizer Finanzplatz ist ausgesprochen dynamisch     die Herausforderungen der Zukunft bleibt.
 und zählt in vielen Geschäftsbereichen zu den Welt­
 marktführern. Seine Anpassungsfähigkeit hat er in den
 vergangenen zehn Jahren eindrücklich unter Beweis         Monika Rühl, Vorsitzende der Geschäftsleitung
­gestellt. 2005 betrug die Bruttowertschöpfung der         economiesuisse

                                     «        Der Finanzsektor ist ein

                                                                                                            »
                                              ­tragender Pfeiler der
                                               Schweizer Volkswirtschaft.
07
Effiziente Kapitalbeschaffung – damit der Börsengang ein Erfolg wird

Effiziente Kapitalbeschaffung –
damit der Börsengang ein Erfolg wird

Die Schweizer Börse bietet als eine der wichtigsten                    Mehrwert einer Kotierung
europäischen Börsen einen attraktiven inter­                           an der Schweizer Börse
nationalen Kotierungsstandort sowie umfassende                         Neben den Standortvorteilen der Schweiz und dem
Dienstleistungen vor und nach der Kotierung. Unter-                    Ansehen und der Bedeutung des Finanzplatzes bietet
nehmen profitieren von einem effizienten Börsen-                       die Schweizer Börse eine Reihe spezifischer Vorteile.
gang und erhalten Zugang zu kapitalkräftigen
Schweizer und internationalen Investoren sowie                         Zugang zu grossen Kapitalpools
hoher Visibilität.                                                     In der Schweiz gibt es rund 480 Banken und Versiche­
                                                                       rungsgesellschaften sowie über 1800 Pensions­fonds.
Weltweit gilt die Schweiz als politisch, wirtschaftlich und            Mit einem Marktanteil von 24% im Jahr 2017 nimmt die
sozial stabil. Gemäss dem World Economic Forum zählt                   Schweiz eine weltweit führende Rolle im grenzüber­
sie seit mehreren Jahren zu den wettbewerbsfähigsten                   schreitenden Private Banking ein.
Volkswirtschaften der Welt und ist für einen der höchs­
ten Lebensstandards bekannt.                                           Eine Kotierung an der Schweizer Börse bietet Zugang zu
                                                                       erfahrenen und kapitalkräftigen Schweizer und inter­
Zudem ist der Finanzplatz Schweiz für kapitalsuchende                  nationalen Investoren. Durch eine Kotierung an einem
in- und ausländische Unternehmen sehr attraktiv: Er                    geregelten Markt wie der Schweizer Börse erschliesst
nimmt global einen Spitzenplatz ein, zeichnet sich durch               sich dem Unternehmen zudem ein breites Spektrum an
Innovationskraft, Stabilität und Sicherheit aus und weist              institutionellen Investoren, die aufgrund ihrer Anlage­
eine hohe Platzierungskraft der hiesigen Banken auf.                   richtlinien oft nur Beteiligungsrechte kotierter Firmen
                                                                       halten dürfen.
Börsenplatz Schweiz – ein starkes Netzwerk
Als eine der wichtigsten europäischen Börsen bietet                    Hohe Visibilität
Ihnen die Schweizer Börse einen attraktiven internatio­                Durch ein IPO an einem Markt mit hoher Visibilität wie
nalen Kotierungsstandort, eine hochmoderne Markt­                      der Schweizer Börse setzt das Unternehmen ein klares
infrastruktur sowie umfassende Dienstleistungen vor                    Zeichen für Transparenz. Das – sowie die Aufnahme in
und nach der Kotierung.                                                international anerkannte Indizes – erhöht das Vertrauen
                                                                       und den Bekanntheitsgrad bei den Investoren.
Gemessen an der Marktkapitalisierung (Free Float)
­u nserer kotierten Unternehmen sind wir eine der                      Zudem ist eine der Stärken des Finanzplatzes Schweiz
 ­grössten Börsen in Europa. Unter den kotierten Unter­                die Präsenz einer grossen Anzahl internationaler Finanz­
  nehmen befinden sich mit Nestlé, Novartis und Roche                  institute mit fachkundigen Analyseabteilungen. Dies
  drei der fünf europäischen Aktien mit der höchsten                   sorgt für eine gute Abdeckung durch diverse Research-
  Marktkapitalisierung. Unsere Kundenbasis umfasst ein                 Studien und damit eine interessante Basis für eine kon­
  breites Spektrum an kotierten Unternehmen, Emitten­                  tinuierliche Aufmerksamkeit durch Investoren und
  ten von Finanzprodukten sowie Handelsteilnehmern.                    Medien.

08
Effiziente Kapitalbeschaffung – damit der Börsengang ein Erfolg wird

    Internationale Standards, streng –                                       Unsere diversen Plattformen für Emittenten sollen Sie
    und trotzdem marktorientiert                                             dabei unterstützen, Ihr Being Public einfach und fokus­
Die regulatorischen Anforderungen der Schweizer Börse                        siert zu gestalten. Dazu gehören Workshops und
entsprechen den strengsten internationalen Standards.                        ­S chulungen auf dem Gebiet regulatorischer Anforde­
Aufgrund der Selbstregulierung, die in der Schweizer                          rungen für kotierte Unternehmen sowie Informations-
Finanzmarktgesetzgebung festgelegt ist, sind sie aber                         und Networking-Anlässe, wie die jährlich stattfindende
auch marktorientiert und ermöglichen eine effiziente                          Investor Relations-Konferenz von SIX. An diesen Ver­
Kotierung und damit eine einfache Kapitalaufnahme                             anstaltungen können Sie auch Kontakte knüpfen oder
mittels eines Börsengangs.                                                    bestehende Geschäftsbeziehungen pflegen.

    Zulassungsverfahren: schnell und unkompliziert                           Mit dem Stage-Programm hat SIX zudem 2016 ein An­
Wichtig für einen erfolgreichen Börsengang ist auch                          gebot lanciert, das hauptsächlich kleinere und mittlere
das Kriterium Time-to-Market. Um diesem Bedürfnis                            Unternehmen dabei unterstützen soll, ihre Visibilität am
optimal Rechnung zu tragen, hat SIX Exchange Regula­                         Kapitalmarkt zu steigern. Das Angebot umfasst unter
tion 1 ein Team, das Kotierungsgesuche prüft und den                         anderem Research von einer oder mehreren etablierten
Beratern (anerkannten Vertretern) gerne unterstützend                        Banken.
zur Seite steht. Es kann zudem bei der Auslegung des
Kotierungsreglements und anderen Fragen jederzeit                            IPOs an der Schweizer Börse – vielfältig
zurate gezogen werden. Damit ist eine Kotierung inner­                       und erfolgreich
halb von lediglich vier Wochen realisierbar.                                 Nicht zuletzt aufgrund dieser vielfältigen Vorteile haben
                                                                             sich seit Anfang 2000 über 130 Unternehmen für
    Unterstützung durch persönliche Betreuung                                eine Kotierung an der Schweizer Börse entschieden.
    und erstklassige Dienstleistungen                                        Die durchschnittliche Marktkapitalisierung dieser Unter­
Auch am Tag des IPOs sowie nach dem Börsengang                               nehmen basierend auf dem Schlusskurs des ersten
bietet das Primary Markets-Team von SIX dem Emitten­                         Handels­t ages beträgt rund CHF 1,3 Milliarden, wobei
ten umfassende Dienstleistungen. So unterstützen wir                         der Durchschnitt des Transaktionsvolumens (inklusive
Sie bei der Vermarktung des Börsengangs und – falls                          der Mehrzuteilungsoption) fast CHF 300 Millionen aus­
gewünscht – bei der Organisation einer Pressekon­ferenz                      gemacht hat.
in den Räumlichkeiten der Schweizer Börse unmittelbar
nach dem IPO. Zur Feier des Transaktionsabschlusses                          Diese Zahlen beinhalten jedoch eine grosse Spannweite
wird traditionell der Handel in den Aktien des neuen                         an Unternehmen: Der kleinste Börsengang seit dem
Emittenten durch die Unternehmensleitung eingeläutet                         Jahr 2000 wies eine Marktkapitalisierung von knapp
und beim anschliessenden Brunch der Börsengang                               CHF 40 Millionen und ein Transaktionsvolumen von
­gefeiert.                                                                   CHF 18 Millionen auf. Der grösste Börsengang hatte ein
                                                                             Volumen von rund CHF 3,3 Milliarden.

1
     SIX Exchange Regulation ist für die Zulassung von Effekten zum Handel
     und zur Kotierung an der Schweizer Börse zuständig.

09
Effiziente Kapitalbeschaffung – damit der Börsengang ein Erfolg wird

Rund ein Drittel der Börsengänge an der Schweizer
Börse war eine reine Kotierung, ohne Kapitalaufnahme,                  Die Schweizer Börse – das Tor zum
was in volatileren Zeiten öfter in Anspruch genommen                   internationalen Kapitalmarkt
wird. Dazu gehört auch die grösste Kotierung (Trans­                   Die Schweizer Börse ist eine der wichtigsten Börsen
ocean) – gemessen an der Marktkapitalisierung – von                    Europas. Wir verbinden Unternehmen aus der ganzen
CHF 32,9 Milliarden.                                                   Welt mit internationalen Investoren und Handels­
                                                                       teilnehmern und schaffen besonders marktfreund­
Unternehmen verschiedenster Sektoren haben sich für                    liche Rahmenbedingungen für die Kotierung und den
eine Kotierung an der Schweizer Börse entschieden.                     Handel in unseren hochliquiden Produkt­segmenten.
Sektorgruppen wie Life Sciences, Finanztitel, Immo­bilien              Die Schweizer Börse ist ein idealer Kotierungsstand­
oder auch High Technology, wie sie bei der Schweizer                   ort für Unternehmen jeder Herkunft, Grösse und
Börse bestehen, können den Entscheid für einen                         Sektorzugehörigkeit. Wir pflegen einen engen Dialog
Börsen­platz massgeblich positiv beeinflussen.                         mit unseren in- und ausländischen Kunden und
                                                                       ­schaffen gemeinsam mit ihnen das optimale Umfeld
                                                                        für ihren Erfolg. Zudem ermöglichen wir ihnen Zu­
Valeria Ceccarelli                                                      gang zu einem soliden globalen Netzwerk.
Head Primary Markets
Securities & Exchanges, SIX                                            Die Schweizer Börse ist Teil von SIX und bietet welt­
                                                                       weit erstklassige Dienstleistungen in den Bereichen
                                                                       Effektenhandel, -clearing und -abwicklung sowie
                                                                       Finanz­informationen und Zahlungsverkehr an.

                                                    Ihre Vorteile auf einen Blick
                                                    – Weltweit führender Finanzplatz
                                                    – Kapitalkräftiger, internationaler Investorenkreis
                                                    – Hohe Platzierungskraft der hiesigen Banken
                                                    – Effiziente Kapitalaufnahme dank optimaler
                                                      Vernetzung und persönlicher Betreuung
                                                    – Erstklassige Dienstleistungen und schneller
                                                      Kotierungsprozess
                                                    – Zielgerichtete Informationspakete
                                                    – Hohe Präsenz bei Investoren, Analysten und
                                                      Medien
                                                    – Zugang zu einem umfassenden Stakeholder-
                                                      Netzwerk

10
Motive für einen Börsengang

Motive für einen Börsengang

Die Motive für einen Börsengang sind vielfältig und       Eigentums- und kontrollstrukturbezogen
reichen vom Kapitalbedarf über den Ausstiegswunsch        – Beteiligungsreduktion oder Ausstieg von einem
eines Hauptaktionärs bis hin zu einer Verbreiterung         oder mehreren Investoren; ggf. mittelfristige
des Bekanntheitsgrades eines Unter­nehmens. In den          Nachfolgeregelung
meisten Fällen führt eine Kombination von verschie-       – Verbreiterung bzw. Diversifikation des Aktionariats
denen Faktoren zum Entscheid für einen Börsengang.        – Beteiligungsmöglichkeit für Management, Mit­
                                                            arbeitende, Kunden, Bevölkerung (bei Privatisierungen)
Bei einem IPO öffnet sich ein bisher privates, durch        oder andere Stakeholder
einen oder mehrere Aktionäre kontrolliertes Unter­
nehmen einem breiteren Investorenkreis. Dabei werden      Publizitäts- und governancebezogen
die Aktien an der Schweizer Börse gelistet und neue       – Publizitätswirkung, Steigerung der Bekanntheit
Aktien emittiert (Primäraktien) und/oder von bisherigen   – Research-Abdeckung durch Banken, erhöhte
Aktionären an neue Investoren verkauft (Sekundär­           Transparenz
aktien). Im Rahmen eines Bookbuildings werden die zu      – Publizitätsvorschriften verbessern Informations­
platzierenden Aktien von einem Bankenkonsortium im          stand und steigern Effizienz
Auftrag des Emittenten und/oder verkaufender Aktio­         (reduzierter Monitoring-Aufwand für Eigentümer)
näre öffentlich angeboten.                                – Handelbarkeit: bei nichtkotierten Titeln besteht
                                                            höchst selten ein Markt
Gründe für ein IPO gibt es viele. Grundsätzlich lassen    – einfachere Rekrutierung von neuen Schlüssel­
sich die Motive in drei Kategorien unterteilen:             personen bzw. von Mitarbeitenden im Allgemeinen

Finanzierungs- und bilanzstrukturbezogen                  Bei der Platzierung von Primäraktien fliessen der Gesell­
– zusätzlicher Eigenkapitalbedarf für organisches         schaft Eigenmittel zu, deren Verwendungszweck im
  Wachstum, welcher nicht von bisherigen Aktionären       Kotierungs­prospekt beschrieben wird. Eine Auswertung
  oder durch Innenfinanzierung gedeckt werden             der Kotierungsprospekte von IPOs mit Platzierung
  kann/soll                                               von Primäraktien an der Schweizer Börse seit 2006
– Kapitalbedarf für externes Wachstum (Übernahmen)        unter­mauert die genannten Motive für IPOs. Die meist­
– Aktien als Akquisitionswährung bei Übernahmen           genannten Zwecke der Mittelverwendung sind:
  (anstelle von oder als Ergänzung zu Barabgeltungen)     – organisches Wachstum
– verbesserter Zugang zum Kapitalmarkt für                – externes Wachstum/Akquisitionen
  kommende Finanzierungen                                 – Fremdkapitalreduktion/Rückzahlung von Bank­
– Fremdkapitalreduktion bzw. Stärkung der                   verbindlichkeiten oder Überbrückungs­
  ­Eigen­kapitalquote                                       finanzierungen
                                                          – Finanzierung der allgemeinen Geschäftstätigkeit

                                                          Dr. Andreas Neumann, Leiter Equity Capital Markets und
                                                          Tobias Bertschinger, Equity Capital Markets
                                                          Zürcher Kantonalbank

11
Voraussetzungen für einen erfolgreichen Börsengang

Voraussetzungen für einen
erfolgreichen Börsengang

Ein erfolgreicher Börsengang hängt von unter­               nichtet nicht nur Börsenwert, sondern führt zu einem
schiedlichen Faktoren ab. Neben der Beantwortung            massiven Vertrauensverlust bei den Investoren, von
der grundsätzlichen Frage, warum ein Unternehmen            dem sich Unternehmen in der Regel nur schwer und
eine Publikumsöffnung anstrebt, ist eine objektive          langsam erholen.
Analyse des Status quo des Unternehmens notwendig.
Die im Folgenden erläuterten Voraus­setzungen sind          Spezifische Mittelverwendung (Use of Proceeds)
vor dem Hintergrund der regulatorischen Anforde­            Für einen erfolgreichen Börsengang ist es notwendig,
rungen, der Erwartungen der Investoren und des              die Verwendung der aus dem Börsengang resultie­
allgemeinen Kapital­marktumfelds zu betrachten.             renden Mittel für das Unternehmen nachvollziehbar
                                                            dar­zulegen. Investoren stehen einer Mittelaufnahme
Attraktiver Investment Case                                 «auf Vorrat» kritisch gegenüber; sie ist nicht zu emp­
Der Investment Case beschreibt die wesentlichen Attri­      fehlen. Ähnlich verhält es sich beim Verkauf bereits
bute, die für eine Investition in das Unternehmen im        ­bestehender Aktien durch Altinvestoren, d.h. die Mittel
Rahmen des Börsengangs sprechen. Er ist damit der            fliessen in diesem Fall nicht dem Unternehmen, sondern
zentrale Bestandteil einer jeden Publikumsöffnung.           den bisherigen Aktionären zu. In einem solchen Fall ist
Ideale Eckpunkte im Rahmen eines Börsengangs können          eine überzeugende Argumentation nötig, warum die
z.B. sein: führende Position in einem attraktiven Markt,     Altinvestoren als Insider Anteile abgeben wollen. Bei mit
interessante Wachstums­perspektiven oder als Rendite-        mehr Risiko behafteten Investment Cases wird als Ver­
Investition (Growth vs. Yield), robuste Markteintritts­      trauensnachweis von Altinvestoren sogar eher erwartet,
barrieren bzw. Vorteile gegenüber Wettbewerbern,             dass sie im Rahmen des Börsengangs weiteres Kapital
nachhaltige Profitabilität und Cash-Flow-Generierung         einschiessen (Insider-Partizipation).
oder ein erfahrenes Management.
                                                            Kapitalisierung und Handelbarkeit
Realistische Bewertungsvorstellungen in Relation            der Titel (Liquidität)
zu vergleichbaren Investmentalternativen                    Für viele Investoren stellt die Handelbarkeit, die soge­
Jede noch so gute neue Investitionsmöglichkeit verliert     nannte Liquidität in der Aktie, ein wesentliches ­Element
für Investoren an Attraktivität, wenn der verlangte Kauf­   ihrer Anlageentscheidung dar. Die Liquidität in einem
preis aus deren Sicht kein oder nur wenig zukünftiges       Titel steht in direktem Verhältnis zur Marktkapitalisie­
Wertsteigerungspotenzial bietet oder eine vergleich­        rung des Unternehmens und des sich im Streubesitz
bare bewährte Investmentmöglichkeit zu einem attrak­        befindenden Anteils der Aktien (Free Float). Je niedriger
tiveren Rendite-Risiko-Profil verfügbar ist. Realistische   die Marktkapitalisierung, desto mehr rückt der Streu­
Bewertungsvorstellungen sind daher für einen erfolg­        besitz in den Fokus der Investoren. Am Tag der Erst­
reichen Börsengang eine Kernvoraussetzung. Alteigen­        kotierung wird ein Free Float von mindestens 20% des
tümer, Unternehmen und neue Investoren profitieren          Aktienkapitals gefordert. Investoren wünschen in der
gleichermassen von einer positiven Kursentwicklung          Regel jedoch einen höheren Streubesitzanteil, um ihre
nach der Kotierung. Jedes neu an den Markt kommende         Aktienpositionen, falls nötig, ohne eine Be­einflussung
Unternehmen muss sich das Vertrauen der Investoren          des Aktienkurses liquidieren zu können. Die Höhe des
erst erarbeiten. Ein schneller Kursverfall nach dem         Streubesitzes darf für den Erfolg eines Börsen­gangs
Börsen­gang ist daher doppelt kontraproduktiv. Er ver­      nicht unterschätzt werden.

12
Voraussetzungen für einen erfolgreichen Börsengang

Professionelle Corporate Governance                          Bestätigung der gesetzten Erwartungen
und Organisation                                             im Nachgang zum Börsengang
Eine effiziente organisatorische und rechtliche Struktur     Der Erfolg eines Börsengangs lässt sich nicht ausschliess­
und eine gute Corporate Governance sind wichtige             lich an der erstmaligen Börsenkotierung ablesen. Ein
­Eckpfeiler für einen erfolgreichen Börsengang. Die Un­      positiver Kursverlauf in den ersten Wochen und Mona­
 abhängigkeit von (Drittinvestoren vertretenden) Ver­        ten nach der Publikumsöffnung, die kontinuierliche
 waltungsräten ist für die Schaffung von Vertrauen am        ­Einhaltung der Börsenvorschriften oder die Zuführung
 Kapitalmarkt von entscheidender Bedeutung. Zu diesem         der Mittel zur vorgesehenen Verwendung sind Beispiele,
 Themenkomplex gehört auch eine professionelle Finanz­        dass der Erfolg eines Börsengangs über den Tag der
 berichterstattung. Die Nominierung eines renommierten        Erstkotierung hinausgeht. Die Fähigkeit und der Wille
 Revisionsunternehmens stellt einen weiteren Pluspunkt        zur Kommunikation und der Pflege von Beziehungen
 bei Investoren dar. Diese professionellen Strukturen gilt    zu Investoren und Banken, die über das Unternehmen
 es spätestens in der Vorbereitungsphase zur Publikums­       unabhängigen Aktienresearch veröffent­lichen, stellen
 öffnung im Unternehmen zu schaffen.                          darüber hinaus einen wichtigen Bestandteil für die posi­
                                                              tive Wahrnehmung eines Börsengangs dar.
Zielgerichtete Ressourcenplanung
und -koordination
Der Börsengang ist ein wichtiger Meilenstein in der Ent­     Friedrich Dietz (MD), Kalina Scott (MD),
wicklung eines Unternehmens. Der Weg an die Börse            Marius Zuberbühler (MD) und
entspricht dabei eher einem Marathon als einem Sprint.       Lukas Keuerleber (Associate), Corporate Finance Team
Die Vorbereitungsphase vom Kick-off bis zum ersten           ehemals Bank am Bellevue
Handelstag dauert üblicherweise vier bis sechs Monate.
Während der Vorbereitungsphase werden signifikante
Managementressourcen des Unternehmens für das
­Projekt in Anspruch genommen. Das Management wird
 ­zusätzlich durch diverse Drittparteien wie Syndikats­
  banken, Anwälte, Revisoren, PR-Berater usw. im Prozess
  unterstützt. Die Auswahl und Koordination der Dritt­
  parteien soll gut überlegt sein, um zusammen mit dem
  Unternehmen und dessen Aktionären eine zielgerich­
  tete und effiziente Projektarbeitsgruppe zu bilden. Die
hohe Priorität des IPO-Projekts sollte sich im Einsatz
aller Parteien widerspiegeln.

                                      «              Der Börsengang ist ein
                                                     wichtiger Meilenstein

                                                                                   »
                                                     in der Entwicklung eines
                                                     Unternehmens.
13
Wer einen
starken
Partner hat,
bleibt gelassen
Ein Börsengang erfordert professionelle Partner

Ein Börsengang erfordert
professionelle Partner

Ein Unternehmen benötigt professionelle Partner,           Die Preisfindung für die zu platzierenden Aktien sowie
die einen erheblichen Beitrag zu einem erfolgreichen       die anschliessende Platzierung erfolgt in der Regel mit­
IPO leisten können. Die Wahl der richtigen Partner         tels eines Book­building-Verfahrens. Bei der Auswahl
ist entscheidend. Zu den beteiligten Partnern zählen       eines Lead Managers kommen verschiedene Kriterien
Lead Manager, Bankenkonsortium, IPO-Berater,               zur Anwendung:
Rechtsanwälte, Revisionsunternehmen, Investor-             – Erfahrung mit IPOs
Relations-Agenturen und die Börse.                         – Kenntnis der Finanzbranche
                                                           – Emissionsstrategie (national/international)
Alle relevanten Verhandlungen sollten von Anfang an        – Qualität und Anzahl der Investorenkontakte
von einem erfahrenen Projektteam geführt werden,             (Platzierungskraft)
und alle Aufgaben müssen klar definiert sein. Bei der      – Qualität des Aktienresearch
­Zu­s ammenstellung des Beraterteams ist darauf zu         – freiwilliges Market Making im Anschluss an
 achten, dass mindestens eine Partei als sachkundiger        den Börsengang
 Vertreter des Emittenten anerkannt ist, wie in Art. 43    – Unterstützung und Beratung des Unternehmens
 des Kotierungsreglements vorgeschrieben.                    nach dem Börsengang
                                                           – Performance und Kosten der Emission
Der Lead Manager und das Bankenkonsortium                  – bestehende Beziehungen mit einer Investmentbank
In der Regel beauftragt ein Kandidat für einen Börsen­
gang den Lead Manager, der als Haupt­ansprechpartner       Rechtsanwälte
im Zusammenhang mit der Aktienplatzierung fungiert.        Rechtsanwälte sind während des IPO-Prozesses als
Der verantwortliche Lead Manager schlägt die anderen       Transaktionsanwälte und Rechtsberater unverzichtbare
Mitglieder des Konsortiums vor und ernennt sie im Ein­     Partner für das Unternehmen. Darüber hinaus sind sie
verständnis mit dem Unternehmen. Er leitet das Kon­        als starke Partner für den Lead Manager notwendig. Im
sortium und koordiniert den gesamten IPO-Prozess. Am       Zusammenhang mit einem IPO haben Rechtsanwälte
Ende teilt er den anderen Mitgliedern des Konsortiums      zwei Hauptaufgaben:
und den Investoren die Aktien zu.
                                                           Rechtliche Due Diligence
Zu den Aufgaben des Lead Managers und des Banken­          Eine solche Sorgfaltspflichtprüfung umfasst eine recht­
konsortiums zählen die Validierung des Geschäftsplans      liche Überprüfung des Unternehmens (Verträge, Kapital-
sowie die Bewertung des Unternehmens. Sie führen           erhöhungen, immaterielle Rechte usw.). Dabei sollten
eine Sorgfaltspflichtprüfung (Due Diligence) durch und     rechtliche Risiken ermittelt, im Emissions- und Kotie­
formulieren den spezifischen Investment Case für die       rungsprospekt dokumentiert und in Zusammen­arbeit
Investoren. Des Weiteren strukturieren sie die Emission,   mit dem Lead Manager anhand von rechtlichen Stellung­
erstellen Research-Berichte und vermarkten den Invest­     nahmen, den sogenannten (Technical und Disclosure)
ment Case gegenüber den Investoren. Schliesslich           Opinions, getestet werden.
­platzieren der Lead Manager und das Konsortium die
 Aktien bei interessierten Anlegern.

15
Ein Börsengang erfordert professionelle Partner

Prospekt                                                 Bei der Ernennung und weiteren Beschäftigung der
In der Regel erarbeiten die Rechtsanwälte in Zusammen­   Revisions­unternehmen muss der Emittent die Anfor­de­
arbeit mit den anderen Beratern den im Rahmen des        rungen des Bundesgesetzes über die Zulassung und
Börsengangs verwendeten Prospekt. In Anbetracht der      Beaufsichtigung der Revisorinnen und Revisoren erfüllen.
Prospekthaftung müssen sämtliche Mitteilungen des        Danach dürfen ausschliesslich Wirtschafts­prüfungs­
Unternehmens und anderer an der Transaktion beteilig­    gesellschaften, die von der Eidgenössischen Revisions­
ter Parteien einer rechtlichen Überprüfung unterzogen    aufsichtsbehörde (RAB) zugelassen sind und unter deren
werden. Bei der Auswahl eines Rechtsanwalts sollten      Aufsicht stehen, Dienstleistungen für die Zwecke einer
folgende Kriterien berücksichtigt werden:                Kotierung erbringen. Die Wirtschaftsprüfer ausländischer
– Expertise/Reputation                                   Emittenten sind von der Zulassung und Aufsicht der RAB
– Transaktionserfahrung                                  befreit, wenn sie von einer vom Bundesrat anerkannten
– Dienstleistungsspektrum und Honorare im                ausländischen Revisions­aufsichts­behörde beaufsichtigt
  Zusammenhang mit einem Börsengang                      werden. Ist dies nicht der Fall, müssen die Wirtschafts­
– Unterstützung und Beratung im Zusammenhang             prüfer ausländischer Emittenten von der RAB in der
  mit der Kotierung                                      Schweiz zugelassen sein und unter deren Aufsicht
– bestehende Beziehungen zu Rechtsanwälten               stehen.

IPO-Berater                                              Investor-Relations-Agenturen
Unabhängige IPO-Berater können Unternehmen bei           Vor dem IPO, während des IPOs und auch danach, als
der frühzeitigen Vorbereitung ihres Börsengangs unter­   kotiertes Unternehmen, kann es nützlich sein, erfahrene
stützen. Darüber hinaus können sie unabhängige Emp­      Experten für die Finanzkommunikation zurate zu ziehen,
fehlungen für die Wahl von Beratern, die Bewertung       die den gesamten Kommunikationsprozess unter­stützen.
des Unternehmens und die Revision von Corporate-         Die Agentur ist für die Vorbereitung aller Aspekte im
Governance-Strukturen geben.                             Zusammenhang mit den Anforderungen der Kapital­
                                                         marktkommunikation verantwortlich. Sie trägt dazu bei,
Revisionsunternehmen                                     das Profil des Unternehmens zu schärfen und seine
Gewöhnlich sind für ein IPO die geprüften Jahres­        Bekanntheit am Markt zu steigern. Des Weiteren kann
abschlüsse der letzten drei Geschäftsjahre des Unter­    sie bei der Organisation von Analysten- und Medien­
nehmens sowie ungeprüfte Zwischenabschlüsse er­          konferenzen helfen und die Kommunikation mit Inves­
forderlich. Die Revisoren stellen gemeinsam mit dem      toren, Aktionären, Analysten und den Finanzmedien
Unternehmen fest, ob neben den geprüften Finanz­         betreuen. Folgende Selektionskriterien sollten bei der
informationen Zwischenabschlüsse notwendig sind.         Auswahl einer Investor-Relations-Agentur Anwendung
Das Bankenkonsortium benötigt im Zuge seiner             finden:
Due ­Diligence einen sogenannten Comfort Letter vom      – Erfahrung mit dem Kapitalmarkt/Empfehlungen
Revisions­unternehmen. Diese Prüfbescheinigung wird      – Erfahrung mit IPOs
für gewöhnlich in Form eines sogenannten Bring-down      – umfassendes Dienstleistungsangebot
Letters aktualisiert, wenn die Mittel aus dem Börsen­    – gute Kontakte zur Finanzwelt (Analysten,
gang vom Lead Manager an das Unternehmen über­              Investoren und Finanzmedien)
tragen werden.                                           – Präsenz in internationalen Finanzzentren
                                                         – Unterstützung für kotierte Unternehmen
                                                         – Corporate Reporting

16
Ein Börsengang erfordert professionelle Partner

SIX – ein zuverlässiger Partner                            Neben dem Gesuch sind folgende Dokumente einzu­
SIX unterstützt Unternehmen im gesamten Verlauf eines      reichen:
Börsengangs. Falls gewünscht, können Unternehmen           – Kotierungsprospekt
das Primary Markets-Team von SIX zu einem informellen      – offizielle Mitteilung
Gespräch treffen, in dem sich die Unternehmen mit der      – Erklärung des Emittenten betreffend Druck
Börsenlandschaft vertraut machen und erste Eindrücke         der Beteiligungsrechte bzw. Besitznachweis
davon gewinnen können, was von ihnen während eines           der Wertrechte
IPOs erwartet wird. SIX ist während des gesamten           – Auszug aus dem Handelsregister
Börsen­gangs ein zuverlässiger Partner und unterstützt     – Statuten
Unternehmen bei Fragen zur Börsenkotierung.                – Nachweis betreffend Erfüllung des Revisions­
                                                             aufsichtsgesetzes
Nach der Zusammenstellung des endgültigen Berater­         – Erklärung des Lead Managers zur Streuung gemäss
teams für das IPO findet ein Auftakttreffen an der           Art. 19 des Kotierungsreglements (Streubesitz)
Schweizer Börse statt. An dieser offiziellen Besprechung   – Erklärung des Emittenten gemäss Art. 45 des
mit SIX Exchange Regulation erörtert das Team mit            Kotierungsreglements sowie Zustimmungserklärung
dem Unternehmen die beabsichtigte Transaktion, die
Finanzdaten und andere Punkte, die von Interesse sein      Das Kotierungsgesuch wird anschliessend von SIX
könnten (beispielsweise den Zeitplan und Ausnahmen         Exchange Regulation geprüft, die einen Antrag (mit
vom Kotierungsreglement). Das Kotierungsgesuch muss        Empfehlung) an den Emittentenausschuss verfasst. Der
anschliessend von einem von SIX Exchange ­Regulation       Emittentenausschuss ist Bestandteil des Regulatory
anerkannten Vertreter schriftlich eingereicht werden.      Board, dem für die Regelsetzung der Gruppe zustän­digen
Es kann in englischer, deutscher, französischer oder       Organ. Unter anderem ist es für die Erlassung der Regle­
­italienischer Sprache verfasst sein. Das Gesuch muss      mente für Emittenten (Vorschriften und Richt­linien)
 spätestens 20 Börsen­tage vor dem beabsichtigten Kotie­   und Teilnehmer (Handelsreglemente und Weisungen)
 rungstermin bei SIX Exchange Regulation eingereicht       verantwortlich.
 werden. Es muss die Transaktion kurz beschreiben
 und einen Antrag betreffend den vorgesehenen ersten
 Handelstag enthalten.                                     Valeria Ceccarelli
                                                           Head Primary Markets
                                                           Securities & Exchanges, SIX

                                          «       SIX ist während des

                                                                                                »
                                                  ­gesamten Börsengangs ein
                                                   zuverlässiger Partner.

17
Phasen des IPO-Prozesses

Phasen des IPO-Prozesses

Der IPO-Prozess kann in drei Phasen unterteilt            ­ spekten Empfehlungen zur Strukturierung der Trans­
                                                          A
werden: Während der Vorbereitungsphase werden             aktion abgeben. Die Durchführung und der Erfolg des
alle relevanten Abklärungen getroffen und das Unter­      IPOs hängen massgeblich von Faktoren wie dem Ge­
nehmen wird auf den Börsengang vorbereitet. In der        schäftsmodell (Business Case) sowie der Struktur des
nachfolgenden Vermarktungs- und Durchführungs-            Unternehmens, der Positionierung bei Neuinvestoren,
phase wird die Absicht des IPOs publik gemacht,           dem Mittelbedarf sowie den Absichten des bisherigen
die Investorensuche beginnt durch eine Vermark-           Aktionariats ab. Daher sind entspre­chende Umstruk­
tungskampagne und die Phase endet mit der                turierungen im Vorfeld eines IPOs als Vorbereitung
Preisfest­legung sowie dem Handelsstart. Weitere         keine Seltenheit. Häufige Fragestellungen betreffen
Aufgaben, die unmittelbar nach dem erfolgten             ­beispielsweise das Domizil der Gesellschaft, Entscheide
Börsen­gang ­anfallen, werden in der Nachbereitungs-      bezüglich Rechnungs­legungsnormen (u.a. Swiss GAAP
phase ­zusammengefasst.                                   FER, IFRS oder US GAAP) und die Wahl der Börse bzw. des
                                                          Börsensegments. Zusätzlich wird eine erste Bewertungs­
Im Folgenden werden die wichtigsten Aufgaben und          einschätzung erstellt, dies noch ohne Involvierung der
­Ereignisse der drei Phasen diskutiert.                   Research-Analysten, welche den späteren IPO-Bericht
                                                          schreiben werden.
Vorbereitungsphase
Eine Publikumsöffnung bringt für die meisten Unter­      Nach der Mandatierung und den ersten Überlegungen
nehmen grosse Veränderungen mit sich. Unternehmen,       findet ein Kick-off-Meeting mit allen involvierten Parteien
die bis anhin privat gehalten wurden, unterliegen dann   statt. Dabei wird ein Zeitplan mit wichtigen Meilensteinen
diversen Vorschriften und müssen den kritischen An­      definiert. Zu beachten ist u.a. das Timing des ersten
forderungen von professionellen Anlegern genügen.        Handelstages. Ideal sind die Zeitfenster unmittelbar
Nur mit Unterstützung von erfahrenen Partnern und        nach Publikation der Finanzzahlen (d.h. von März bis Mai
einer optimalen Prozessplanung ist ein erfolgreicher     sowie von September bis November). Nach dem Kick-off
Börsengang möglich. Die federführende Bank trägt         laufen diverse Workstreams parallel, welche von der
massgeblich dazu bei, dass die wichtigsten Ziele er-     ­federführenden Bank koordiniert werden. Da es sich im
reicht werden können. Dies sind u.a. die erfolgreiche     Normalfall um die Platzierung im Umfang eines dreistel­
Positionierung des Unternehmens als Investment Case,      ligen Millionenbetrags handelt (zwei- und vier­-stellige
ein qualitativ hochwertiges Aktionariat, ein adäquater    Millionenbeträge sind an der Schweizer Börse seltener),
Platzierungspreis und ein stabiler, möglichst liquider    werden zusätzliche Banken als Syndikatspartner man­
Markt für die platzierten Aktien.                         datiert. Diese wirken bei der Platzierung der Aktien in
                                                          ihrem Investoren­netzwerk mit und stellen weitere Ein­
Zu Beginn der Vorbereitungsphase werden ein Grob­         schätzungen ihrer Analysten bereit. Die zusätzlichen
konzept erstellt und die relevanten externen Parteien     Analystenmeinungen unterstützen die Glaubwürdigkeit
wie die federführende Bank, Anwälte, Revisions­unter­     der später folgenden Bewertung.
nehmen und die Investor-Relations-Agentur bestimmt
bzw. mandatiert. Eine frühe Mandatierung der Spezia­
listen ist essenziell, da diese nach einer eingehenden
Analyse von finanzwirtschaftlichen und rechtlichen

18
Phasen des IPO-Prozesses

Investment Case                                                 werden Investoren befragt, ob sie sich ein IPO des
Als zentraler Pfeiler wird der Investment Case er­arbeitet.     Unter­nehmens grundsätzlich vorstellen können und
Investoren müssen aufgrund des Geschäftsmodells und             was ihnen am Investment Case besonders gut gefällt.
der Alleinstellungsmerkmale für den IPO-Kandidaten              Bei kritischeren Investoren wird ergänzend nach­gefragt,
interessiert und begeistert werden können. Handelt es           welche zusätzlichen Faktoren gegeben sein müssten,
sich um eine Wachstumsstory mit erheblichem Kurs­               damit eine Investition interessant werden könnte. Zu­
potenzial? Oder ist das Geschäftsmodell eher konser­            sätzlich werden in der Regel erste Preisvorstellungen
vativ und dafür winkt eine interessante Dividenden­             (z.B. Multiples wie EV/EBITDA oder P/E) gesammelt.
rendite? Weshalb soll genau in dieses Unternehmen
investiert werden und nicht in ein bereits kotiertes            Im Rahmen dieses Pilot Fishing kann eine frühe Ein­
Unter­nehmen mit einem ähnlichen Geschäfts­modell?              schätzung des Erfolgs vorgenommen werden. Fallen die
Der Erfolg des IPOs hängt massgeblich von der Qualität          Reaktionen der Investoren eher negativ aus, wird basie­
und der Glaubwürdigkeit des Investment Case ab und              rend auf den Feedbacks gezielt Einfluss auf den Invest­
ist daher prioritär zu behandeln.                               ment Case und die Transaktionsstruktur genommen.
                                                                Zu diesem Zeitpunkt kann ein IPO verschoben oder im
Pilot Fishing                                                   seltenen Fall gar abgesagt werden, falls die ­Investoren
Während der Vorbereitungsphase werden auf ver­                  zu wenig Interesse zeigen oder die Marktbedingungen
traulicher Basis erste Einschätzungen von grösseren             widrig sind.
Investoren eingeholt. Beim sogenannten Pilot Fishing

IPO-Prozess

  Vorbereitungsphase                      Vermarktungs- und Durchführungsphase        Nachbereitungsphase

  – Readiness Check                       – Intention to Float                        – Stabilisierungsphase
  – evtl. rechtliche Strukturierung       – Investor Education                        – ggf. Ausüben der Mehrzuteilungs­
  – evtl. Umstellung Rechnungslegungs­    – Investorenfeedback                          option
    standard                              – Kotierungsprospekt                        – wiederkehrende Pflichten
  – Corporate-Governance-Strukturen       – Bewertungsbandbreite                      – ereignisbezogene Pflichten
  – Mandatierung der federführenden       – Roadshow                                  – Investor Relations
    Bank und weiterer Partner             – Bookbuilding                              – Kommunikation mit Medien und
  – Kick-off-Meeting                      – Preisfestlegung                             ­A nalysten
  – Grobkonzept und Terminplan            – Zuteilung der Aktien                      – Folgetransaktionen:
  – Investment Case                       –	endgültiger Prospekt inkl. Prospekt­        ­K apitalerhöhungen, Anleihen,
  – Pilot Fishing                            zusatz                                       ­Mittelrückführungen usw.
  – Due Diligence                         – Handelsstart
  – Bewertungen                           – Liberierung
  – IPO-Research-Berichte durch
    ­A nalysten
  – Kotierungsgesuch

19
Phasen des IPO-Prozesses

Due Diligence und Kotierungsprospekt                          Weitere Punkte der Vorbereitungsphase
Während der Due Diligence wird die Gesellschaft mit           Während der Vorbereitungsphase sollte ein Investor- und
Fokus auf allfällige geschäftsbezogene, finanzielle,          Media-Relations-Team unternehmensintern aufgebaut
rechtliche und steuerliche Risiken durchleuchtet. Die         oder die Aufgabe an eine spezialisierte Investor-
relevanten Erkenntnisse werden als Risikofaktoren             Relations-Agentur ausgelagert werden. Eine funktio­
­zusammen mit weiteren Unternehmensinformationen              nierende Kommunikation bzw. ein enger Dialog mit
 und Details zur Transaktionsstruktur in einem Kotierungs­    ­Investoren ist während und nach dem Börsengang be­
 prospekt dargelegt. Dieses Dokument ist wichtig im            sonders wichtig. Das Team kümmert sich um Anliegen
 Zusammen­hang mit dem Börsengang, da es einerseits            sowohl von bestehenden als auch von potenziellen
 Investoren informiert und anderseits das Dokument             ­Investoren und interagiert mit Analysten und Medien.
 darstellt, auf dessen Basis in der Regel ein Investitions­
 entscheid getätigt wird.                                     Ein eigentliches Ende der Vorbereitungsphase lässt sich
                                                              nicht definieren, da diverse Workstreams weiterlaufen
IPO-Research                                                  und erst während der Folgephase abgeschlossen
 Ein weiterer wichtiger Workstream umfasst die Einschät­      werden. Der Beginn der Vermarktungs- und Durch­
 zungen und Bewertungen durch Research-Analysten.             führungsphase beginnt aber mit der Publikation der
 Diese analysieren und bewerten die Gesellschaft un­          ­Intention to Float.
 abhängig von den beratenden Kapital­markt-Teams der
 involvierten Banken. Sichergestellt wird diese Unab­         Vermarktungs- und Durchführungsphase
 hängigkeit durch sogenannte Chinese Walls innerhalb          Ist die Publikation der Intention to Float – die offizielle
 der Banken, welche den Informations­fluss regeln und         Bekanntmachung des geplanten Börsen­gangs mittels
 sicherstellen, dass einerseits lediglich öffentliche         Medienmitteilung – erfolgt, nimmt die Aufmerksamkeit
 Informationen zu den Analysten gelangen und deren            gegenüber dem Unternehmen merklich zu und die rele­
 Be­wertung anderseits nicht von der Gesellschaft be­         vante Phase beginnt.
 einflusst wird. Neben den fundierten Analysen der
 Geschäftsmodelle, der Marktsituation und der Mit­            Nachdem sich die potenziellen Investoren durch den
bewerber erstellen die Analysten faire Bewertungs­            Research-Bericht vorinformiert haben, stellen Analysten
bandbreiten basierend auf Best-Practice-Bewertungs­           den IPO-Kandidaten während der Investor Education
methoden wie Discounted Cash Flow-Berechnungen                bei interessierten Investoren vor. Analysten pflegen
und/oder Multiples von vergleichbaren Gesellschaften.         Beziehungen zu institutionellen Anlegern und ihre
Die resultierenden Bewertungsband­b reiten dienen             objek­tive Meinung zu einem IPO-Kandidaten ist sehr
­wiederum dem Kapitalmarkt-Team und dem IPO-Kandi­            ­gefragt. Nach den Präsentationen holt die jeweilige
 daten bei der Festlegung einer Preis­spanne vor dem           Sales Force der involvierten Banken ein ausführliches
 Bookbuilding (siehe dazu «Vermark­tungs- und Durch­           Feedback bei den Investoren ein.
führungsphase»). Als Grundlage für die Analysten
dienen neben den vom Unternehmen bereitgestellten
Informationen auch Branchenstudien. Die finalen Be­
richte werden den Investoren frühestens am Tag der
Intention to Float zugestellt.

20
Phasen des IPO-Prozesses

Nach der Investor Education legt der IPO-Kandidat            Parallel zur Roadshow startet das Bookbuilding, d.h.
bzw. der verkaufende Investor zusammen mit der feder­        das Füllen des Auftragsbuches mit Kaufofferten der
führenden Bank eine Preisbandbreite (üblicherweise           ­Investoren. In der Regel bleibt das Auftragsbuch bis
einen Mittelwert ±5 – 10%) für den Platzierungspreis fest.    zu zehn Börsentage geöffnet. In Einzelfällen kann es
Dies ist eine anspruchsvolle Aufgabe, müssen doch die         vorkommen, dass der Bookbuilding-Prozess aufgrund
Interessen der bisherigen Aktionäre, des Unter­nehmens        von sehr regem Investoreninteresse frühzeitig beendet
und der Investoren abgewogen werden. ­Während ver­            wird.
kaufende Investoren und in der Regel auch die Unter­
nehmen tendenziell einen höheren Platzierungs­preis          Im Optimalfall ist das Auftragsbuch am Ende des Book­
bevorzugen, sind die Neuanleger selbstredend an einem        buildings am oberen Ende der Preisspanne überzeich­
attraktiven Preis interessiert. Allerdings spielen durch­    net. Bei der Festlegung des Platzierungspreises ist
aus auch andere Faktoren eine relevante Rolle wie der        nicht ausschliesslich der absolute Platzierungserlös
längerfristige Zeithorizont, eine allfällige Folgetrans­     von Relevanz, sondern auch weiche Faktoren wie das
aktion oder der Wunsch nach einem erfolgreichen IPO.         ­Erreichen eines gewünschten Investorenmixes spielen
Marktüblich ist beispielsweise, dass der Platzierungs­        eine Rolle. Die Zuteilung der Aktien erfolgt durch die
preis – je nach Branche – durchschnittlich rund 10% unter     feder­f ührende Bank nach Richtlinien, welche von der
dem theoretischen Wert (Fair Value) zu liegen kommt.          Schweizerischen Bankiervereinigung erlassen wurden.
Durch diesen IPO-Discount wird unter anderem ver­             Die Zuteilungsrichtlinien stellen sicher, dass eine faire
sucht, Investoren für ihr Engagement, wie das Feedback        und unparteiische Behandlung der Investorenaufträge
im Pilot Fishing oder das Tragen gewisser Risiken zu          gewährleistet wird.
Beginn des Being Public, abzugelten und sicherzustel­
len, dass sich der Kurs des neuen Unternehmens an der        Für den IPO-Kandidaten findet das Highlight der Durch­
Börse von Beginn an positiv entwickelt.                      führungsphase am ersten Handelstag statt: Vertreter
                                                             der Gesellschaft treffen sich an der Schweizer Börse,
Nach der Publikation des Kotierungsprospekts präsen­         zusammen mit den involvierten Banken, Anwälten und
tiert das Management das Unternehmen im Rahmen               weiteren Beratern, und eröffnen den Börsenhandel um
 einer Roadshow einer breiteren Investorengruppe. Ab         09.00 Uhr mit dem traditionellen Läuten der Handels­
 dem Start der Investor Education herrscht für die           glocke.
 Analysten eine Blackout Period, während welcher sie bis
 40 Kalendertage nach dem Handelsbeginn keine Finanz­        Am ersten Handelstag sind die gehandelten Volumen
studien publizieren und sich nicht zum Unter­nehmen          üblicherweise hoch: Bei den IPOs an der Schweizer
äussern dürfen. Damit wird eine strikte (zeitliche)          Börse in den letzten fünf Jahren gingen am ersten
­Trennung zwischen Research und Kotierungsprospekt           Handels­t ag im Schnitt knapp 20% aller platzierten
 sicher­gestellt.                                            Aktien um. Dies erklärt sich u.a. damit, dass es im Falle
                                                             von Kürzungen nach Handelsbeginn zu Arrondierungs­
                                                             käufen und -verkäufen kommt.

21
Phasen des IPO-Prozesses

IPO-Zeitplan

Wochen 01                           02       03     04   05   06    07   08   09       10   11   12   13    14      15    16    17   18    19    20    21   22    23    24    25     26

                                  Kick-off

                                Due Diligence

                                Ausarbeitung der Equity Story/Erarbeitung des Businessplans

                                Bewertung
 Vorbereitung

                                Erstellung Kotierungsprospekt                                Einreichung Prospekt bei SIX                 Prospekt                 Prospektzusatz

                                                  Vorbereitung Analystenpräsentation

                                                                                                                         Informationen für Analysten
 Vermarktung und Durchführung

                                                                                            IPO-Research-Berichte

                                                                                                                                            Publikation Intention to Float

                                                                                                                                            Publikation IPO-Research

                                                                                                       Investor Education/Roadshow

                                                                                                                                                       Preisbandbreite festlegen

                                                                                                                                      Bookbuilding                 Preisfestlegung

                                                                                                                                                                   Erster Handelstag

                                                                                                                                                                       Liberierung
 Nachbereitung

                                                                                                                                                 Stabilisierung

                                                                                                                                                                       Ausüben
                                                                                                                                                                       Mehrzuteilungs-
                                                                                                                                                                       option

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Phasen des IPO-Prozesses

 Nachbereitungsphase                                        Des Weiteren haben kotierte Unternehmen Aufrecht­
 In der ersten Phase des Handels kann der Aktienkurs        erhaltungspflichten zu erfüllen:
 von der federführenden Bank stabilisiert werden. Die
 federführende Bank teilt zu diesem Zweck bei der           – Wiederkehrende Pflichten
 ­Platzierung mehr Aktien zu, als gemäss der Basistranche     Die Aufrechterhaltungspflichten der Börse verlangen
  vorgesehen wären (üblicherweise bis zu 15 %). Technisch     die Publikation von Jahres- und Zwischenberichten
betrachtet geht sie eine Short-Position ein, zu dessen        (grundsätzlich halbjährlich). Zudem sind Regel­
Zweck sie sich Titel ausleiht. Die federführende Bank er­     meldepflichten zu erfüllen, welche technische und
hält das Recht, die geliehenen und zusätzlich platzierten     administrative Informationen zur Aktie bzw. zum
Aktien von veräussernden Aktionären (Sekundäraktien)          Emittenten umfassen. Weiter werden Informationen
oder dem Unternehmen (Primäraktien) später zum                zur Corporate Governance verlangt, welche z.B. die
­Platzierungspreis zu erwerben zwecks Deckung der             Zusammensetzung und Vergütung des Verwaltungs­
 Short-Position. Hierbei handelt es sich um die soge­         rats sowie der Geschäftsleitung umfassen.
 nannte Mehrzuteilungsoption (auch Over-Allotment-
 Option oder Greenshoe).                                    – Ereignisbezogene Pflichten
                                                              Potenziell kursrelevante Neuigkeiten wie Fusionen
Im Nachgang zum Handelsbeginn bestehen für den                und Übernahmen, Gewinnveränderungen oder
Lead Manager zwei Handlungsszenarien:                         personelle Wechsel im Verwaltungsrat oder in der
                                                              Geschäftsleitung müssen im Rahmen der Ad-hoc-
            1                                                 Publizität kommuniziert werden. Des Weiteren
            Steigt der Aktienkurs nach dem IPO,               müssen alle Börsentransaktionen des Managements
            wird die Call-Option gegenüber den                und des Verwaltungsrats sowie Beteiligungen durch
            ­gewährenden Parteien durch die feder­            Personen oder Gruppen beim Über- oder Unter­
             führende Bank innert spätestens                  schreiten gewisser Stimmrechts-Grenzwerte (3%, 5%,
             30 Kalendertagen ausgeübt, um die                10%, 15%, 20%, 25%, 33 1 ⁄ 3%, 50%, 66 2 ⁄ 3%) gemeldet
             Short-Position zu decken. Nach der voll­         und veröffentlicht werden.
             ständigen Ausübung der Mehrzuteilungs­
             option sind definitiv bis zu 15% mehr          Hinzu kommen später auch Analystenpräsentationen,
             Aktien im Publikum platziert, als mit der      Generalversammlungen sowie allenfalls Investoren­
             Basistranche vorgesehen war.                   tagungen. Die Wichtigkeit der Investorenpflege durch
                                                            das Investor-Relations-Team oder einen externen
            2                                               ­Spezialisten ist nicht zu unterschätzen. Das Vertrauen
            Sinkt der Aktienkurs nach dem IPO, kann          der Investoren ist insbesondere auch für Folge­trans­
            die feder­führende Bank ihre Short-Position     aktionen notwendig, denn die Präsenz am Kapitalmarkt
            decken, indem sie Aktien über die Börse         eröffnet neue Möglichkeiten zur Mittelaufnahme
            zurückkauft. Die Kaufaktivität der Bank hat     (Fremd- und Eigenkapital).
            einen stabilisierenden Effekt. Ohne Aus­
            übung der Mehrzuteilungsoption sind
            letztlich nur Aktien der Basistranche im        Dr. Andreas Neumann, Leiter Equity Capital Markets und
            ­Publikum.                                      Tobias Bertschinger, Equity Capital Markets
                                                            Zürcher Kantonalbank

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