25 JAHRE ERASMUS NEUE PERSPEKTIVEN, NEUE HORIZONTE

Die Seite wird erstellt Vanessa-Hortensia Moll
 
WEITER LESEN
25 JAHRE ERASMUS NEUE PERSPEKTIVEN, NEUE HORIZONTE
25 JAHRE ERASMUS
 NEUE PERSPEKTIVEN,
  NEUE HORIZONTE
25 JAHRE ERASMUS NEUE PERSPEKTIVEN, NEUE HORIZONTE
Europe Direct soll Ihnen helfen, Antworten auf Ihre
                                             Fragen zur Europäischen Union zu finden.

                                                 Gebührenfreie Telefonnummer (*):

                                                 00 800 6 7 8 9 10 11
                            (*) Einige Mobilfunkanbieter gewähren keinen Zugang zu 00 800-Nummern
                                                  oder berechnen eine Gebühr.

Zahlreiche weitere Informationen zur Europäischen Union sind verfügbar über Internet,
Server Europa (http://europa.eu).

Luxemburg: Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, 2012

ISBN 978-92-79-21334-2
doi:10.2766/18534
Foto Titelseite: © Corbis
Europäische Union, 2012
Nachdruck mit Quellenangabe gestattet.
Printed in Belgium
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem papier
25 JAHRE ERASMUS NEUE PERSPEKTIVEN, NEUE HORIZONTE
Inhaltsverzeichnis

Vorwort von Androulla Vassiliou    3   Ann Katherine Isaacs   30   Paula Pietilä            58
                                       Maurizio Oliviero      31   Elina Ylipelkonen        59
Vorwort von Jacques Delors         5   Maria Hadjimatheou     32   Hans Åhl                 60
                                       Stavroulla Antoniou    33   Karl-Fredrik Ahlmark     61

Überblick                         6    Aleksejs Naumovs       34   Julia Kennedy            62
                                       Madara Apsalone        35   Kate Samways             63

Erfahrungsberichte                 9   Vilma Leonaviciene     36   Katica Šimunović         64
                                       Tadas Zukas            37   Jelena Simić             65
        Hugo Marquant             10
        Marc Goffart              11   Lucien Kerger          38   Mustafa Çoban            66
                                       Matthieu Cisowski      39   Begüm Yurdakök           67
        Rumyana Todorova          12
        Boryana Klinkova          13   Mária Dudás            40   Guðmundur Hálfdanarson 68
                                       Piroska Bakos          41   Ása Kjartansdóttir     69
        Milada Hlaváčková         14
        Tomas Vitvar              15   John Schranz           42   Hansjörg Hilti           70
                                       David Friggieri        43   Gerold Büchel            71
        Connie Væver              16
        Nina Siig Simonsen        17   Bram Peper             44   Wolfgang Laschet          72
                                       Désirée Majoor         45   Frederik Strand Sardinoux 73
        Christiane Biehl          18
        Katja Krohn               19   Elena Luptak           46   Antoinette Charon Wauters 74
                                       René Kremser           47   Marco Amherd              75
        Sirje Virkus              20
        Helen Margus              21   Ryszard Zamorski       48
                                       Diana Dmuchowska       49
        Miriam Broderick          22
        Jessica Gough             23   José Marat-Mendes      50
                                       Filipe Araújo          51
        Katerina
        Galanaki-Spiliotopoulos   24   Ion Visa               52
        Maria Kaliambou           25   Laura Popa             53
        Fidel Corcuera Manso      26   Vesna Rijavec          54
        Tomás Sánchez López       27   Jure Kumljanc          55
        Nathalie Brahimi          28   Jozef Ristvej          56
        Julien Pea                29   Jana Vitvarová         57

                                                                                                  1
25 JAHRE ERASMUS NEUE PERSPEKTIVEN, NEUE HORIZONTE
Eröffnungskonferenz zum 25-jährigen Jubiläum des Erasmus-Programms,
Brüssel, Belgien, 30.-31. Januar 2012
25 JAHRE ERASMUS NEUE PERSPEKTIVEN, NEUE HORIZONTE
Vorwort
                                         Es ist beeindruckend zu sehen, wie viel sich in 25 Jahren verändern kann. Erasmus,
                                         das bekannteste aller europäischen Programme, hat das Studieren in Europa inner-
                                         halb eines Vierteljahrhunderts – dem Zeitraum einer Generation – grundlegend ver-
                                         ändert. Erasmus hat gezeigt, was die Europäische Union mit einer klaren Vision,
                                         Enthusiasmus und der Bereitschaft zur Zusammenarbeit erreichen kann. Erasmus
                                         hat das Leben von fast drei Millionen jungen Menschen verändert und zur Offen-
                                         heit und Aufgeschlossenheit der ersten wahrhaft europäischen Generation
                                         beigetragen.

                                         Diese Broschüre hebt hervor, welchen Beitrag das Programm zur ursprünglichen
                                         europäischen Vision – nämlich Nationen zusammenzubringen, indem man die
                                         Menschen bei der Schaffung eines vereinten Europa in den Mittelpunkt stellt –
                                         geleistet hat. Ein Auslandsaufenthalt eröffnet den jungen Teilnehmern die
                                         Möglichkeit, sich Wissen und Kompetenzen anzueignen und bietet ihnen die
                                         Chance, ihr Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen zu stärken.

Diese Erfahrung verschafft ihnen einen Vorteil auf dem zunehmend wettbewerbsorientierten Arbeitsmarkt und wirkt sich
auch in ihrer weiteren beruflichen Laufbahn positiv aus. Das kommt am besten in den Worten der Erasmus-Botschafter zum
Ausdruck, die im Folgenden über ihre Erfahrungen berichten.

Durch die Tatkraft und Energie der teilnehmenden Lehrkräfte und Studierenden wurde Erasmus zum größten und erfolg-
reichsten Studienaustauschprogramm der Welt. Dank seines guten Namens und dem fortdauernden Engagement und
Interesse der Hochschuleinrichtungen und ihrer Studierenden in ganz Europa wird das Programm auch in Zukunft noch stär-
ker und erfolgreicher werden. Die Kommission teilt dieses Engagement und hat kürzlich eine deutliche Erhöhung der für die
EU-Programme in den Bereichen allgemeine und berufliche Bildung bereitgestellten Mittel vorgeschlagen. Das neue Pro-
gramm „Erasmus für alle“, das 2014 eingeführt werden soll, wird getreu nach den Erasmus-Prinzipien weiteren fünf Millionen
Menschen bis 2020 die Möglichkeit bieten, im Ausland zu studieren, eine Ausbildung zu absolvieren oder als Freiwilliger
aktiv zu werden.

Die inspirierenden Geschichten der Erasmus-Botschafter erinnern daran, in welchem Maße Erasmus das Leben junger
Menschen beeinflusst und welche Veränderungen Erasmus in den Hochschuleinrichtungen herbeiführt. Sie stehen für den
Erfolg des Programms in den letzten 25 Jahren.

Dieses Silber-Jubiläum sollten wir gebührend feiern!

                                                                                                   Androulla Vassiliou
                                                                                      Kommissarin für Bildung, Kultur,
                                                                                    Mehrsprachigkeit, Jugend und Sport

                                                                                                                              3
25 JAHRE ERASMUS NEUE PERSPEKTIVEN, NEUE HORIZONTE
Eröffnungskonferenz zum 25-jährigen Jubiläum des Erasmus-Programms,
Brüssel, Belgien, 30.-31. Januar 2012
25 JAHRE ERASMUS NEUE PERSPEKTIVEN, NEUE HORIZONTE
Vorwort
                                         Der unbestreitbare Erfolg des Programms ERASMUS ist einer der wesentlichen
                                         Beiträge zum „Europa der Bürgerinnen und Bürger“, für das es so viel zu tun gibt.

                                         Den fünfundzwanzigsten Geburtstag dieses Programms gebührend zu würdigen,
                                         beinhaltet auch, eine Bilanz der auf der Ebene des Hochschulstudiums durchge-
                                         führten Maßnahmen zu ziehen.

                                         Daher muss ich an die Bedeutung des Bologna-Prozesses zur Harmonisierung des
                                         dritten Zyklus und des „Masterabschlusses“ erinnern, durch den ein Anreiz für
                                         den Studentenaustausch und eine gemeinsame Bewertung der Kurse geschaf-
                                         fen wurde.

                                        Ich habe meine Worte in den Kontext von „Europa der Bürgerinnen und Bürger“
                                        gestellt, denn die „Kinder von ERASMUS“ haben gelernt, einander besser zu
                                        verstehen und auch die Realitäten anderer Länder wahrzunehmen als nur die
Realitäten ihres eigenen Landes. Natürlich sind auch andere Programme gestartet worden, damit dieses Europa des
Austauschs und der Bildung sich nicht auf diejenigen beschränkt, die die Möglichkeit hatten, ein Hochschulstudium
zu absolvieren. Es muss alles getan werden, damit die gesamte europäische Jugend diesen Wissensdurst, andere Länder
und Menschen kennen zu lernen, verspürt und an dem europäischen Abenteuer teilnehmen kann.

Ich möchte allen gratulieren, die an dieser Politik meisterlich mitgewirkt haben, und gleichzeitig zwei Aspekte unter-
streichen, die ich für wichtig halte.

Erstens trägt ERASMUS zur Beschäftigungspolitik bei, da es den Studierenden, die dieses Programm absolviert haben,
größere Möglichkeiten eröffnet.

Zweitens bringt ERASMUS die – etwas zu oft vergessene – Rolle der Universitäten in Erinnerung, ihre politische und gesell-
schaftliche Verantwortung, ihren Beitrag zur Ideendebatte und zur Suche nach dem Gemeinwohl.

Im Bericht über die Bildung im 21. Jahrhundert, den ich 1996 zusammen mit einem Gremium internationaler Persön-
lichkeiten der UNESCO vorgelegt habe, hatte ich es so formuliert: „Bildung, darin versteckt sich ein Schatz.“ Und dieser
Schatz befindet sich im Herzen der Traditionen und der Zukunft unseres Europas.

                                                                                                         Jacques Delors
                                                                                                   Ehemaliger Präsident
                                                                                           der Europäischen Kommission
                                                                                                            (1985-1995)

                                                                                                                             5
25 JAHRE ERASMUS NEUE PERSPEKTIVEN, NEUE HORIZONTE
Überblick
                                        Erasmus ist das Flaggschiff unter den EU-Programmen für allgemeine und
    17. Juni 1987                       berufliche Bildung und ermöglicht Studenten im Ausland zu studieren oder
    Beginn des Erasmus-Progamms mit     ein Praktikum zu absolvieren. Das Programm unterstützt auch Einzelpersonen
    dem ersten Austausch von etwas      im Hochschulbereich und in der freien Wirtschaft, die an einer Hochschule im
    mehr als 3 000 Studenten zwischen   Ausland lehren möchten.
    11 Mitgliedstaaten (Belgien,
    Dänemark, Deutschland,              Im Laufe der letzten 25 Jahre kam das Programm 2,7 Millionen Studierenden zugute
    Frankreich, Griechenland, Irland,   und derzeit erhalten rund 4 % aller Studierenden der teilnehmenden Länder in
    Italien, Niederlande, Portugal,     Europa während ihres Studiums eine Förderung für einen Auslandsaufenthalt.
    Spanien und Vereinigtes
    Königreich).                        Eine Auslandserfahrung bereichert das akademische Wissen und die berufli-
                                        chen Kompetenzen der Studierenden, unterstützt ihre persönliche Entwicklung,
    1988                                formt eine europäische Identität und trägt dazu bei, die Mobilität von Menschen
    Luxemburg tritt Erasmus bei.        während ihrer gesamten Lebenszeit – als zentrales Element des europäischen
                                        Projekts – Realität werden zu lassen.
    1992
    Sechs Länder der Europäischen       Der Erfolg des Programms half dabei, die Hochschulbildung in Europa zu
    Freihandelszone (EFTA) treten dem   gestalten und bewirkte folgende Entwicklungen:
    Programm bei (Finnland, Island,
    Norwegen, Österreich, Schweden      ǯ Beginn des Bologna-Prozesses, mit dem vergleichbare und kompatible
    und Schweiz).                          Studienabschlüsse eingeführt wurden;
                                        ǯ Einführung des Europäischen Systems zur Übertragung und Akkumulierung
    1994                                   von Studienleistungen (ECTS), das Studierenden ermöglicht, Leistungspunkte
    Liechtenstein tritt Erasmus bei.       während des Studiums im Ausland zu sammeln;
                                        ǯ Internationalisierung der Hochschulbildung und Hochschuleinrichtungen; und
    1996                                ǯ Neue und verbesserte Dienste, Lern-, Lehr- und Arbeitsmethoden in Hoch-
    Die Erasmus-Intensivsprachkurse        schuleinrichtungen sowie neue Formen der Zusammenarbeit und größere
    (EILC) werden eingeführt.              Bekanntheit bestehender Bildungsmöglichkeiten über ihre Grenzen hinaus.

    1997                                Erasmus im Laufe der Jahre
    Der Erasmus-Lehrkräfteaustausch
    wird eingeführt.                    Das Erasmus-Programm hat sich in seinen unterschiedlichen Phasen erfolg-
                                        reich weiterentwickelt.

                                        ǯ Ursprünglich handelte es sich um ein Einzelprogramm für 11 Mitgliedstaaten.
                                           Im ersten Jahr gingen 3 244 Studierende ins Ausland. Für viele von ihnen
                                           war es ein erster Einblick in andere Kulturen und Lebensweisen.
                                        ǯ In den 1990-er Jahren wurde Erasmus Teil des viel umfassenderen Programms
                                           für Hochschulbildung „Socrates“.

6
25 JAHRE ERASMUS NEUE PERSPEKTIVEN, NEUE HORIZONTE
Feier anlässlich des 1 000 000sten
                                                                                    Erasmus-Studenten, Brüssel, Belgien,
                                                                                    24. Oktober 2002

ǯ 2003 wurde die Erasmus-Hochschulcharta eingeführt und damit die                  1998
   Qualitätssicherung des Austauschs für Studierende und Hochschulmitarbeiter       Sechs mittel- und osteuropäische
   untermauert.                                                                     Länder treten dem Programm
ǯ Seit 2007 ist Erasmus Teil des Programms für lebenslanges Lernen und neue        bei (Polen, Rumänien, Slowakei,
   Aktivitäten wurden ins Programm aufgenommen, wie z. B. die Möglichkeit           Tschechische Republik, Ungarn
   für Studierende, ein Praktikum im Ausland zu absolvieren.                        und Zypern).

33 Länder beteiligen sich derzeit an Erasmus und fast alle Hochschuleinrichtungen   1999
in Europa sind involviert.                                                          Sechs weitere mittel- und osteuro-
                                                                                    päische Länder treten dem Pro-
Auch in der Zukunft wird Erasmus im Rampenlicht stehen, und zwar mit dem neuen      gramm bei (Bulgarien, Estland,
Programm „Erasmus für alle“, das mehr Menschen mehr Möglichkeiten zum               Lettland, Litauen und Slowenien).
Lernen, zum Arbeiten oder als Freiwilliger ins Ausland zu gehen, bieten wird.
                                                                                    2000
Die Vorteile von Erasmus                                                            Malta tritt Erasmus bei.

Das Lernen im Ausland bereichert die Teilnehmer mit einer Vielzahl von Kom-         2002
petenzen, einschließlich besserer Fremdsprachkenntnisse, die von Seiten der         Feier anlässlich des 1 Millionsten
Arbeitgeber immer mehr geschätzt werden. Über das dabei angeeignete Fach-           Erasmus-Studenten.
wissen hinaus, verhilft das Verständnis für andere Sichtweisen und Kulturen den
Erasmus Studenten zu mehr Selbstsicherheit, Unabhängigkeit und interkulturel-       2003
ler Kompetenz.                                                                      Die Erasmus-Hochschulcharta
                                                                                    wird eingeführt.
Erasmus kommt auch Studierenden zugute, die in Unternehmen ein Praktikum
absolvieren. Durch die zeitweilige Beschäftigung in einem Unternehmen im
                                                                                    2004
Ausland vertiefen die Studierenden ihre Kenntnisse über andere Volkswirtschaften
                                                                                    Die Türkei tritt Erasmus bei.
und erhalten zugleich die Chance, fachliche Fertigkeiten zu entwickeln.

Seit dem Beginn des Erasmus Programms wurden über 300 000 Austau-                   2007
schaufenthalte von Lehrkräften für einen Lehrauftrag oder eine Fortbildung im       Beginn des Programms für
Ausland finanziell unterstützt. Zusätzlich zu den Lehraufträgen wurde das           lebenslanges Lernen mit neuen
Programm für administrative und akademische Mitarbeiter ausgeweitet. Sie kön-       Erasmus-Aktivitäten, wie z. B.
nen unterschiedliche Formen der Fortbildung im Ausland wahrnehmen, wie z. B.        Praktika für Studierende und
Job-Shadowing oder berufsbezogene Konferenzen und Workshops.                        Fortbildungen für
                                                                                    Hochschulmitarbeiter.
Erasmus finanziert außerdem Intensivprogramme, bei denen Dozenten und
Studierende für eine Dauer von bis zu sechs Wochen zusammenkommen. Diese
kurzen Studienprogramme regen zu multinationalem Lernen in spezifischen                                                  7
25 JAHRE ERASMUS NEUE PERSPEKTIVEN, NEUE HORIZONTE
Feier anlässlich
               des 2 000 000sten
             Erasmus-Studenten,
                Lund, Schweden,
                 5. Oktober 2009

    2009                                    Studienfächern an und bieten den Studierenden Zugang zu akademischem
    Feier anlässlich des zwei Millionsten   Wissen, das nicht in einer Hochschuleinrichtung allein verfügbar ist. Im akademi-
    Erasmus-Studenten und Kroatien          schen Jahr 2009-2010 wurden 384 Intensivprogramme in 29 Ländern
    tritt dem Programm bei.                 organisiert.

    2009/2010                               Die Erasmus-Botschafter
    3 000 Hochschuleinrichtungen
    entsenden Studenten und                 Diese Broschüre veranschaulicht, wie Erasmus das Leben der Teilnehmer – sowohl
    Hochschulmitarbeiter ins Ausland.       von Studierenden als auch Hochschulmitarbeitern – beeinflusst hat. Die vor-
                                            gestellten 66 Erasmus-Botschafter haben am Programm in seinen Anfängen bis
                                            zur heutigen Zeit teilgenommen. Sie kommen aus den 33 teilnehmenden Ländern
    2011
                                            und ihre Erfahrungen zeigen eine Reihe von Bereicherungen auf persönlicher, fach-
    Die Schweiz tritt dem Programm
                                            licher und beruflicher Ebene auf, die sie der Teilnahme an Erasmus zu verdanken
    wieder bei (33 Länder beteiligen
                                            haben.
    sich heute an Erasmus).
                                            Die Studierenden-Botschafter haben zwischen drei Monaten und einem Jahr im
    2012/2013
                                            Rahmen ihrer unterschiedlichen Studiengänge im Ausland verbracht. Sie haben
    Es werden voraussichtlich drei
                                            die Erfahrung gemacht, Lehrveranstaltungen in anderen Sprachen zu besuchen
    Millionen Erasmus-Studenten
                                            und haben oft viele fortbestehende Freundschaften geschlossen. Diese Kom-
    erreicht.
                                            bination aus akademischen und sozialen Bereicherungen steht bei der Stu-
                                            dienerfahrung mit Erasmus im Mittelpunkt.
    2014
    Beginn des neuen Programms              Für die Erasmus-Botschafter aus den Reihen der Hochschulmitarbeiter hat sich
    „Erasmus für alle“.                     die Teilnahme sowohl auf ihre berufliche Entwicklung als auch auf ihre
                                            Hochschuleinrichtung insgesamt ausgewirkt. Viele engagieren sich seit Jahren
                                            dafür, Studienaufenthalte im Ausland und die Internationalisierung ihrer
                                            Hochschule zu fördern. Als Erasmus-Koordinatoren, -Administratoren, -Professoren
                                            und -Dozenten sehen sie alle den großen Nutzen für ihre Einrichtungen und die
                                            Studierenden.

                                            Die Geschichte der ersten 25 Jahre von Erasmus ist von Erfolg geprägt. Erasmus
                                            hat sich von den ersten Bestrebungen zum bekanntesten und größten
                                            Austauschprogramm der Welt entwickelt – dank dem Engagement, der Energie
                                            und der Leidenschaft der Mitwirkenden.

                                            Heute blickt Europa dem künftigen Programm „Erasmus für alle“ entgegen, das
                                            ab 2014 an den Start geht, und kann sich sicher sein, dass die heutigen Errun-
8                                           genschaften ein festes Fundament für die Zukunft sein werden.
Erfahrungsberichte der
  Erasmus Botschafter
      (Studierende und
  Hochschulmitarbeiter)

                          9
Hugo
                                         Marquant

                                                                 „Erasmus heute ist Europa morgen“

                                         Mit seiner 30jährigen Erfahrung in der Umsetzung von Europäischen Pro-
     Heimateinrichtung:                  grammen glaubt Hugo Marquant, dass Erasmus drei wichtige Bereiche umfasst,
     Leonardo da Vinci Kolleg, Belgien   die die teilnehmenden Studierenden und Mitarbeiter betreffen. „Erstens die
     Haute École Léonard de Vinci,       funktionelle Mobilität, die sicherstellt, dass die Gaststudenten das Gleiche stu-
     Belgique                            dieren wie die einheimischen Studenten. Zweitens die europäische Bürgerschaft
                                         und drittens die Unabhängigkeit und die Entwicklung von Selbstvertrauen, um
     Studiengebiet/Stellenbezeichnung:   Initiativen zu ergreifen und Entscheidungen zu treffen.“ Für Studierende, die
     Im Ruhestand – davor Leiter des     mit Erasmus ins Ausland gehen, „bedeutet das, so zu studieren, zu leben und
     Internationalen Büros               an Kursen teilzunehmen, als seien sie lokale Studenten. Genau das ist der Sinn
                                         eines Erasmus-Austauschs“.
     Beginn der Teilnahme
     an Erasmus im Jahr:                 Vor seiner Pensionierung als Leiter des Internationalen Büros entwickelte er
     1986                                zusammen mit vielen anderen Universitäten einen gemeinsamen Master-
                                         Abschluss und führte das Europäische System zur Übertragung und Akku-
                                         mulierung von Studienleistungen (ECTS) ein. Dies war „eine praktische Art,
                                         Probleme zu lösen. Nicht jeder tut das Gleiche zur gleichen Zeit, aber Erfolg
                                         muss immer und überall anerkannt werden“. Das Erasmus Programm entwi-
                                         ckelte alle Initiativen der Universitäten, da die Partnerhochschulen ihre
                                         Kooperationsvereinbarungen verstärkten. In der Anfangsphase, als Kollegen
                                         und Studierende noch vom Wert einer europäischen Sicht für das Lernen über-
                                         zeugt werden mussten, erlangte das Leonardo da Vinci Kolleg „eine internati-
                                         onale Präsenz und Reputation“.

10
Marc
                                       Goffart

                                „Ich hätte nie gedacht, dass alles so schnell gehen würde“

                                       Als er 1990 für drei Monate von der Universität Gent an die Freie Universität von
Heimateinrichtung:                     Amsterdam ging, gehörte Marc Goffart zu den ersten Studenten, die für die
Universität von Gent, Belgien          Teilnahme seiner Universität am Erasmus-Programm ausgewählt wurden.
Universiteit Gent, België              „Ein Jahr zuvor hatte ich von dem Programm erfahren und dachte‚ Wie schön für
                                       meine Kinder! Nie hätte ich gedacht, dass alles so schnell gehen würde, dass ich
Gasteinrichtung:                       selbst davon profitiere.“
Freie Universität Amsterdam,
Niederlande                            Er fand die Erfahrung spannend. „Ich hatte mir Flandern und die Niederlande
Vrije Universiteit Amsterdam,          immer viel einheitlicher vorgestellt – sprachlich, kulturell und politisch. Das hat
Nederland                              mich veranlasst, über meine eigene Identität nachzudenken, als Belgier mit flä-
                                       mischen Wurzeln und Niederländisch als Muttersprache.“ Auch zwischen den
Studiengebiet:                         Lehrmethoden stellte er einige erhebliche Unterschiede fest. „Die Niederländer
Germanistik, Lehrerausbildung          legen viel Wert aus Selbststudium, Essays und kleinere Diskussionsgruppen.
                                       Das flämische Lehrsystem, vor allem damals, war theoretischer, und mehr
Aufenthaltsdauer:                      ex cathedra.“
3 Monate (1990)
                                       Zurück in Gent, hat er den lokalen Zweig des Erasmus-Studentennetzwerks mit-
                                       begründet. Seine Erasmus-Mobilität war „einer der Hauptgründe, warum ich
                                       einen Job im Rahmen der internationalen Beziehungen der Uni bekam, was mir
                                       die Tür zu Europa öffnete“, und dann zu seinem aktuellen Posten bei der
                                       Europäischen Kommission führte. Eines Tages sind die meisten nationalen
                                       Politiker hoffentlich ehemalige Erasmus-Studenten, sagt er. „Dann denken sie
                                       europäischer und sehen Regieren in Europa umfassender.“

                                                                                                                             11
Rumyana
                                         Todorova

           „Jede Erfahrung ist anders und jeder Besuch eine neue Herausforderung“

                                         Die Austauschprogramme haben Rumyana Todorova ermöglicht, an vielen
     Heimateinrichtung:                  Universitäten zu lehren. Jedes Mal macht sie eine andere Erfahrung, und „obwohl
     Universität von Shumen, Bulgarien   man sich einbildet, mit der Kultur, die man antreffen wird, vertraut zu sein, gibt
     Шуменски университет,               es letztlich immer etwas Neues zu lernen“. Diese Erfahrungen lässt sie in den
     България                            Unterricht mit ihren Studenten in Bulgarien einflieβen, was das Interesse an der
                                         Teilnahme an Austauschprogrammen weckt und ihre Vorlesungen bereichert.
     Studiengebiet/Stellenbezeichnung:
     Vizerektorin für internationale     Ihre Arbeit im Ausland ist Werbung für die Universität und gleichzeitig eine
     Beziehungen und Leiterin des        Gelegenheit, Beziehungen mit Partnerhochschulen zu vertiefen. Sie hatte
     Fachbereichs Anglistik              „erwartet, dass Austauschaktivitäten zu Verbesserungen zu Hause führen wür-
                                         den, aber erstaunlicherweise sind die Standards im ganzen Sektor ähnlich“.
     Beginn der Teilnahme
     an Erasmus im Jahr:                 An der Universität wirbt sie für Erasmus bei Mitarbeitern und Studierenden.
     2003                                Sie rät ihren Studenten, „diese Chance wahrzunehmen, da sie wahrscheinlich
                                         keine zweite bekommen. Es macht sich auch gut in einem Lebenslauf, da
                                         Arbeitgeber immer an einem gewissen Extra interessiert sind“. Ihrer Erfahrung
                                         nach sind Studenten, die einen Erasmus-Austausch absolviert haben, bei
                                         Arbeitgebern beliebter, „weil sie gezeigt haben, dass sie neue und verschie-
                                         dene Situationen bewältigen.“

12
Boryana
                                      Klinkova

                                                                      „Es hat mein Leben verändert“

                                      Boryana Klinkova gehörte zu den ersten Austauschstudenten der Freien
Heimateinrichtung:                    Universität Burgas. Damals wusste sie nicht, was alles auf sie zukommt, da noch
Freie Universität Burgas, Bulgarien   niemand an der Universität einen Erasmus-Austausch abgeschlossen hatte. Ihre
Бургаски свободен университет,        Kenntnisse über Westeuropa hatte sie vor ihrem Aufenthalt in Deutschland vor
България                              allem aus dem Fernsehen und dem Rundfunk bezogen. Aber dann war vor Ort
                                      alles anders – die Universitätskurse, die Unterkunft und das echte Leben in einer
Gasteinrichtung:                      fremden Stadt. „Ich musste so viel selbst machen, ohne die Hilfe meiner Freunde
Technische Universität Chemnitz,      und Familie. Ich war danach so stolz auf mich und hatte das Gefühl, durch das
Deutschland                           Programm erwachsen geworden zu sein.“

Studiengebiet:                        Am Ende des Erasmus-Austauschs hatte ihr das internationale Büro der
Fremdsprachen                         Gastuniversität eine Hilfskraftstelle sowie ein Stipendium für einen zweiten
                                      Abschluss in Deutschland angeboten. Sie lernte dadurch immer mehr über die
Aufenthaltsdauer:                     internationalen Tätigkeiten einer Hochschule und arbeitet heute als Aus-
3 Monate (2001)                       landsstudienberaterin an einer anderen deutschen Universität. So „unterstütze
                                      ich junge Leute, damit auch sie im Ausland studieren können. Unser Team organi-
                                      siert jedes Jahr Auslandsaufenthalte für über 700 Studierende, von denen 400 an
                                      Erasmus teilnehmen“.

                                      Der Erasmus-Austausch hat sie nicht nur zu einer Karriere im internationalen
                                      Bereich, sondern auch zu ihrem Ehemann geführt. „Erstaunlich, wie viel sich in
                                      den letzten zehn Jahren in der Organisation von Erasmus geändert hat, und wie
                                      sehr das Programm mein persönliches und berufliches Leben beeinflusst hat.“

                                                                                                                          13
Milada
                                           Hlavácková

                                                                                   „Türen zu Europa öffnen“

                                           Seit 1995, als nur ein paar ausländische Studierende die Technische Universität
     Heimateinrichtung:                    von Ostrava besuchten, hat sich viel getan. Erasmus hat geholfen, der Universi-
     Technische Universität von Ostrava,   tät Türen zu öffnen. Mit über 30 bilateralen Vereinbarungen in der Fakultät für
     Tschechische Republik                 Maschinenbau können Studenten nun als Teil ihres Abschlusses überall in
     Vysoká škola báňská – Technická       Europa studieren. Als Koordinatorin der Fakultät trifft Milada Hlaváčková alle
     univerzita Ostrava, Česká republika   akademischen Voraussetzungen für an Erasmus teilnehmende Mitarbeiter und
                                           Studierende. Für sie sind „ausländische Studenten die beste Werbung für die
     Studiengebiet/Stellenbezeichnung:     Fakultät, die Universität und die Tschechische Republik.“ Und die Studenten aus
     Dozentin und                          Ostrava, die ins Ausland gehen, „kommen mit besseren Sprachkenntnissen
     Erasmus-Koordinatorin                 zurück, und mit einem Plus in ihrem Lebenslauf, das sie von anderen Absolventen
                                           unterscheidet“.
     Beginn der Teilnahme
     an Erasmus im Jahr:                   Dass ausländische Studenten nach Beendigung ihres Kursus nach Tschechien
     2004                                  zurückkommen, zeigt ihrer Meinung nach, wie wichtig es ist, „Verständnis und
                                           Zusammenarbeit zwischen Ländern und Kulturen“ zu entwickeln. Und wenn
                                           manche dieser Studenten lokale Jobs finden oder ihre Studien hier fortsetzen,
                                           ist dies ein sehr „greifbares Ergebnis des internationalen Konzepts der
                                           Universität. Ohne die praktische und finanzielle Hilfe der EU wäre dies nicht
                                           möglich gewesen“.

                                           Durch ihre eigene Teilnahme an Intensivprogrammen hat sie neues Lehrmaterial
                                           und eine englischsprachige Version der Fakultäts-Website entwickelt sowie das
                                           Verständnis für die kulturellen Unterschiede, mit denen im Ausland Studierende
                                           konfrontiert sind, vertieft.

14
Tomas
                                        Vitvar

                                                  „Der Beginn meines internationalen Lebens“

                                        Im Rahmen seines Doktorandenzeit übernahm Tomas Vitvar einen Lehrauftrag
Heimateinrichtung:                      in Irland. „Ein anspruchsvoller Job: jede Woche drei Stunden unterrichten und
Technische Universität von Prag,        vier praktische Sitzungen organisieren. Ich habe aber mein Englisch verbessert,
Tschechische Republik                   viele tolle Leute getroffen und gelernt, ohne die Hilfe von Familie und Freunden
České vysoké učení technické            zu leben.“
v Praze, Česká republika
                                        Dank dieser Auslandserfahrung arbeitete er in Deutschland als Consultant und
Gasteinrichtung:                        bekam später eine Post-Doktorandenstelle an der Nationalen Universität von
Cork Institut für Technologie, Irland   Irland. Dort leitete er ein internationales Team von Forschern aus Europa, Asien
Cork Institute of Technology, Ireland   und den USA. Bei der Feier „Ein Millionster Erasmus-Student“ 2002 in Brüssel
                                        vertrat er die Tschechische Republik. So lernte er seine Frau kennen, die die
Studiengebiet:                          Slowakei repräsentierte. „Mein erster Besuch als Erasmus-Student in Cork in
Informatik                              Irland hat letztlich mein persönliches Leben verändert und mir die Praxis für
                                        meine heutige Arbeit vermittelt.“
Aufenthaltsdauer:
6 Monate (2000)                         Er arbeitet nach wie vor im internationalen Kontext. Nach dreieinhalb Jahren in
                                        Irland zog er für weitere drei Jahre nach Innsbruck in Österreich. Im Sommer 2011
                                        übernahm er eine leitende technische Position bei der Oracle Corporation und
                                        arbeitet heute in Europa, dem Nahen Osten und Afrika. „Nach fast zehn Jahren
                                        Ausland kann ich sehen, dass der Erfolg bei der Arbeit stark von gegenseitigem
                                        Verständnis und Respekt abhängt. Erfahrungen, wie Erasmus sie bietet, sind
                                        Grundlage für ein wirklich integriertes Europa, da das enge Beziehungen zwi-
                                        schen Nationen und Gemeinschaften schafft.“

                                                                                                                            15
Connie
                                         Væver

                                „Erasmus hilft, eine eigene Fachgemeinschaft aufzubauen“

                                         Als Dozentin für Textildesign arbeitet Connie Væver in einem Fachbereich, in dem
     Heimateinrichtung:                  ein Studentenaustausch eher selten ist. Doch als sich die Chance ergab, ins
     VIA Universitäts Kolleg, Dänemark   Ausland zu gehen, wurde sie sehr herzlich von Kollegen aufgenommen, die daran
     VIA University College, Danmark     interessiert waren, Ideen und Wissen auszutauschen. „Durch meinen Aus-
                                         landsaufenthalt habe ich neue Kollegen kennen gelernt, die mich inspirieren.“
     Studiengebiet/Stellenbezeichnung:
     Dozentin für Textildesign           Bei ihrem ersten Besuch in den Niederlanden stellte sie zwar viele Ähnlichkeiten,
                                         aber auch viele Unterschiede fest. „Es war interessant zu sehen, wie hier – im
     Beginn der Teilnahme                Vergleich zu Dänemark – den Studenten Feedback gegeben wurde.“ Die Zeit
     an Erasmus im Jahr:                 in den Niederlanden brachte ihr Anregungen und Ideen für ihre eigenen
     2007                                Studenten und half ihr, „internationale Klassen einzurichten“. Und sie weiβ
                                         jetzt aus eigener Erfahrung, was Studenten erleben, wenn sie an einem
                                         Austauschprogramm teilnehmen.

                                         Ihre Erfahrungen motivierten sie, mehr Studenten ins Ausland zu schicken, vor
                                         allem, um in auf Design spezialisierten Firmen zu arbeiten. So „können Studie-
                                         rende aus einem kleinen Land über den Tellerrand sehen, ihren Lebenslauf auf-
                                         werten und für Arbeitgeber interessanter werden“. Alle ihre Studenten sollten
                                         die Chance ergreifen, ins Ausland zu gehen, denn sie kommen anders zurück:
                                         „passionierter, engagierter, und oft mit neuen Ideen und Konzepten“.

16
Nina
                                 Siig Simonsen

    „Durch Erasmus habe ich mich als Teil der europäischen Integration gefühlt
                               – politisch, historisch und vor allem kulturell“

                                 Nina Siig Simonsen war sich unschlüssig, ob sie in Litauen studieren wollte.
Heimateinrichtung:               Als sie ankam, war es grau, regnerisch und kalt. „Am Abend des zweiten Tages
Roskilde Universität, Dänemark   trafen wir unsere litauischen Mentoren und alles sah besser aus. Wir erfuhren,
Roskilde Universitet, Danmark    dass Vilnius im Frühling erblühen würde – und das war dann auch so!“
Gasteinrichtung:                 Der litauische Lehransatz war anders. „In Dänemark wurde ich ermuntert, kri-
Mykolas Romeris Universität,     tisch zu denken, unabhängig zu arbeiten und meinen Lehrern Fragen zu stel-
Litauen                          len. Hier wurde mir klar, dass andere Dinge auch eine Rolle spielen und mehr
Mykolo Romerio universitetas,    Gewicht auf Wissen und Informationsabruf gelegt wurde.“ Ihr Austausch war
Lietuvos Respublika              Teil ihres Abschlusses in Politikwissenschaften. Doch zurück in Dänemark, sat-
                                 telte sie auf europäische Studien um. Ihre Erfahrung in Litauen regte sie zum
Studiengebiet:                   Nachdenken über europäische Kultur und Geschichte an und half ihr, Jobs in
Politikwissenschaften            Europa in Betracht zu ziehen.

Aufenthaltsdauer:                Für sie wäre ihr Studienwechsel und das anschlieβende Praktikum in einem
4 Monate (2009)                  dänischen Regionalbüro in Brüssel ohne Erasmus unmöglich gewesen. „Den
                                 kulturellen Wert eines Austauschs kann man sich nicht anlesen. Das muss man
                                 erleben. Litauen ist mir immer noch sehr nahe. Ich habe dort neue Freunde aus
                                 ganz Europa gefunden und fühle mich heute mehr als Europäerin als vor mei-
                                 nem Aufenthalt in Vilnius.“

                                                                                                                  17
Christiane
                                            Biehl

                                                        „Ich möchte dazu beitragen, dass jede
                                              Studierendengeneration diese Chance bekommt“

                                            Die Erfahrungen, die Christiane Biehl während ihres Auslandstudiums in den
     Heimateinrichtung:                     USA in den 90er Jahren gemacht hat, inspirierte sie im Bereich internationale
     Universität zu Köln, Deutschland       Bildung arbeiten zu wollen. „Diese Erfahrungen waren sehr wichtig für mich. Ich
                                            dachte über meine Lebensweise nach, gab alte Gewohnheiten auf und probierte
     Studiengebiet/Stellenbezeichnung:      Neues aus. Ich würde mir wünschen, dass jede Studierendengeneration diese
     Sachgebietsleiterin für die Bereiche   Chance bekommt.“
     EU-Programme/Studieren und
     Forschen im Ausland/KölnAlumni         An der Universität zu Köln koordiniert sie das Erasmus Programm und andere euro-
     WELTWEIT                               päische Bildungsprogramme und unterstützt das internationale Ehemaligen-
                                            Netzwerk, dem auch Erasmus-Studierende angehören. „Die Universität hat das
     Beginn der Teilnahme                   Erasmus-Programm genutzt, um Organisationsstrukturen einzurichten, Stu-
     an Erasmus im Jahr:                    dienergebnisse anzuerkennen und die Anzahl von Studierenden und Mitarbeitern,
     1997                                   die ins Ausland gehen, zu erhöhen.“ Durch die stetig wachsenden Austauschzahlen
                                            ist Erasmus für sie „zu einem regulären Teil des Universitätslebens geworden statt
                                            etwas, das nur für die besten Studierenden vorgesehen ist“.

                                            Sie hat auch als externe Gutachterin für das Programm Sokrates in Brüssel gear-
                                            beitet und ist nationale Erasmus-Expertin für den Deutschen Akademischen
                                            Austauschdienst. In dieser Funktion berät sie Universitäten in Deutschland und
                                            diskutiert mit anderen nationalen Experten über neue Möglichkeiten, um die
                                            Erasmus-Strukturen für Mitarbeiter und Studierende zu verbessern. „Was meine
                                            Universität betrifft, so hat Erasmus internationale Mobilitätsprogramme nor-
                                            malisiert, Strukturen geschaffen, um den Austausch zu erleichtern und Stu-
                                            dierende motiviert. Diese Chancen zu nutzen, ist ein wahres Geschenk für
                                            Mitarbeiter und Studierende.“

18
Katja
                                      Nina
                                      Krohn
                                      Siig Simonsen

                                                 „Die Post-Erasmus-Depression bewältigen“

                                      Ihr Auslandsstudium machte Katja Krohn bewusst, dass sie beides war –
Heimateinrichtung:                    Europäerin und Deutsche. Während ihres Austauschprogramms war so vieles
Universität Greifswald, Deutschland   anders – das Studium selbst, aber auch auβerhalb der Universität. „Ich war an die
                                      Semesterabschlussprüfungen in Deutschland gewöhnt, aber in Spanien musste
Gasteinrichtung:                      ich alle zwei Wochen Arbeiten schreiben. Es gab viele kulturelle Unterschiede,
Universität von Oviedo, Spanien       beispielsweise wann alle zu Abend essen. Zuerst habe ich alles mit Deutschland
Universidad de Oviedo, España         verglichen, aber nach einiger Zeit dann nicht mehr.“

Studiengebiet:                        „Als ich an meine Heimatuniversität zurückkehrte, merkte ich, wie sehr ich mich
Englische und amerikanische           verändert hatte. Die internationale Umgebung fehlte mir, und ich bekam eine
Literatur                             Art Post-Erasmus-Depression, die nur Leute verstehen können, die an einem
                                      Austausch teilgenommen haben.“ Sie schloss sich dem lokalen Zweig des
Aufenthaltsdauer:                     Erasmus-Studentennetzwerk (ESN) an, um mit internationalen Studenten in
5 Monate (2007)                       Kontakt zu bleiben, ihre Sprachkenntnisse zu trainieren und ihre Manage-
                                      mentfähigkeiten zu entwickeln. So wurde sie für ein Jahr Vizepräsidentin von
                                      ESN Deutschland und danach seine nationale Vertreterin auf internationalen
                                      Begegnungen.

                                      Heute ist sie als Vizepräsidentin von ESN International in Brüssel tätig. Dazu
                                      gehört auch, „Studierenden zu ermöglichen, anderen Studierenden zu helfen,
                                      damit jeder seinen Weg in neue Kulturen und Situationen findet“. Sie arbeitet
                                      jetzt mit vielen nationalen Agenturen zusammen und wird dieses Jahr die meis-
                                      ten europäischen Länder besuchen, bevor sie an ihre Heimatuniversität zurück-
                                      kehrt, um ihren Abschluss zu machen.

                                                                                                                          19
Sirje
                                          Virkus

                              „Erasmus hat unser Wissen über Lehren und Lernen erweitert“

                                          Sirje Virkus nimmt am Erasmus Programm teil, seit es 1999 erstmals in Estland
     Heimateinrichtung:                   angeboten wurde. Die Beteiligung von Studierenden und Mitarbeitern hat nach
     Tallinn Universität, Estland         einem langsamen Start stetig zugenommen. „Ein wichtiges und sichtbares
     Tallinna Ülikool, Eesti              Ergebnis des Mobilitätssystems war, dass unser Fachbereich immer internatio-
                                          naler wurde.“ Dank Partnerschaftsvereinbarungen in über 15 Ländern unterrich-
     Studienfach/Stellenbezeichnung:      ten Lehrkräfte für eine gewisse Zeit in anderen Ländern. Sirje nahm diese
     Dozentin Fachbereichskoordinatorin   Möglichkeiten wahr und erweiterte so ihr Wissen in vielen beruflichen Bereichen,
     Erasmus Mundus                       vor allem über die Lehr- und Lernmethoden der Partnerhochschulen.

     Beginn der Teilnahme                 „Erasmus ist eines der EU-Modellprogramme für Bildung, deren. Erfolge zu ande-
     an Erasmus im Jahr:                  ren Kooperationen führten.“ Sie verweist auf die Entwicklung eines Master-
     1999                                 Studiengangs im Rahmen des Erasmus Mundus Programms, die Teilnahme an
                                          europäischen Forschungsprojekten, Veröffentlichungen, Konferenzen und auf
                                          die Arbeit zu Qualitätssicherung. Als Mitglied des Internationalisierungsrates
                                          der Universität hat sie viele berufliche Kontakte durch eine strategische Vision
                                          vereinigt, die die internationale Arbeit in Tallinn vorantreibt.

                                          Diese Strategie beinhaltet die Entwicklung virtueller Mobilität. „Da die meis-
                                          ten Studenten studieren und gleichzeitig arbeiten, kann ein Auslandsstudium
                                          für sie finanziell schwierig sein. Virtuelle Seminare zeigen ihnen, wie es sein
                                          könnte.“ Diejenigen, die wirklich im Ausland studieren, kommen „mit gestärk-
                                          tem Selbstvertrauen, besseren Sprachkenntnissen und internationalen Kom-
                                          petenzen zurück“.

20
Helen
                                 Margus

               „An die Zeit im Ausland erinnert man sich für den Rest seines Lebens“

                                 „Erasmus bietet Studierenden eine soziale oder eine wirkliche Chance – und es
Heimateinrichtung:               kann beides sein.“ Zu Hause hatte Helen Margus Arbeit und Universitätsstudium
Tallinn Universität, Estland     kombiniert. Griechenland bedeutete ein Vollzeitstudium, das Erlernen einer
Tallinna Ülikool, Eesti          neuen Sprache, sich um alles selbst kümmern und sich an neue Studienmethoden
                                 gewöhnen. „Es ging nicht so sehr darum, was ich lernte, sondern darum, was
Gasteinrichtung:                 ich erlebte. Wissen kann man überall erwerben, es kommt auf die ganze Erfahrung
Universität von Ioannina,        an. Ich rate jedem, die Chance zu ergreifen, dann daran erinnert man sich für den
Griechenland                     Rest seines Lebens.“
Πανεπιστήμιο Ιωαννίνων, Ελλάδα
                                 Der Erasmus-Austausch stärkte ihr Selbstvertrauen, weit weg von zu Hause zu
Studienfach:                     leben, und machte sie offener gegenüber Menschen aus anderen Ländern.
Psychologie                      Dadurch verbesserte sie auch ihre Englischkenntnisse, konnte neue Freund-
                                 schaften schlieβen und Probleme in einer anderen Sprache lösen.
Aufenthaltsdauer:
5 Monate (2005)                  Nach dem Abschluss arbeitete sie als Studentenpsychologin an ihrer Heimat-
                                 universität. Dank ihrer Auslandserfahrung konnte sie sich leichter in internatio-
                                 nale Studierende einfühlen. Heute arbeitet sie als klinische Psychologin in einer
                                 Privatpraxis und als Psychotherapeutin in einem Beratungszentrum. „Ich habe den
                                 Alltag mit unterschiedlichen Leuten geteilt, wodurch ich heute mehr Verständnis,
                                 Mut und Vertrauen in meine Arbeit und in mein soziales Leben habe.“

                                                                                                                     21
Miriam
                                           Broderick

                                                 „Erasmus hat so viele Probleme für uns gelöst“

                                           Als Sprachexpertin an einem Technologieinstitut unterrichtete Miriam Broderick
     Heimateinrichtung:                    über 30 Jahre lang Ingenieur-, Wissenschafts- und Wirtschaftsstudenten. Bevor
     Dublin Institut für Technologie,      Erasmus auf den Plan trat, hatte sie kurze Austauschaufenthalte und Studen-
     Irland                                tenpraktika organisiert und ihre Einrichtung in viele europäische Jugendprojekte
     Dublin Institute of Technology,       eingebunden. „Erasmus hat so viele Probleme für uns gelöst: Anerkennung des
     Ireland                               Studiums, Teilnahme von Studierenden in verschiedenen Stadien der Ausbildung
                                           und längere Praktika, die die Beschäftigungsaussichten verbessern. Mit Erasmus
     Studienfach/Stellenbezeichnung:       haben wir zum ersten Mal unsere eigene Arbeit wirklich mit Auslandsaufenthalten
     Leiterin der Abteilung für Sprachen   kombiniert.“
     und Kulturwissenschaften
                                           Erasmus hat Mitarbeitern und Studierenden noch weitere Möglichkeiten eröff-
     Beginn der Teilnahme                  net, wie etwa „Stellen als externe Prüfer an Universitäten im Ausland, die Entwick-
     an Erasmus im Jahr:                   lung gemeinsamer Erasmus-Mundus-Masterabschlüsse und eines
     1989                                  akademischen Unterstützungsprogramms für ankommende Mitarbeiter und
                                           Studenten und der Beginn vieler guter Freundschaften“. Die Teilnahme an Erasmus
                                           hat die Internationalisierung des Dublin Institut für Technologie beschleunigt.

                                           Im Laufe der Jahre hat sich der Austausch über Ingenieur-, Wissenschafts- und
                                           Wirtschaftsstudien hinaus erweitert und umfasst nun zahlreiche Abschlüsse,
                                           von Tourismus über Lebensmittelwissenschaft bis zur frühkindlichen Erziehung.
                                           „Die Studierenden sind heute viel eher bereit, ins Ausland zu gehen. Und wer
                                           geht, findet sich mit etwas Vorbereitung leicht zurecht. Auch die Einführung von
                                           ständiger Bewertung und Semestern hat Mobilität für Studenten und Universi-
                                           täten erheblich vereinfacht.“

22
Jessica
                                     Gough

                                      „Die Teilnahme bringt keinerlei Nachteile mit sich“

                                     In Jessica Goughs Studiengang Angewandte Sprachen war ein Auslandsaufent-
Heimateinrichtung:                   halt Pflicht. Doch da sie unter einer Zerebralparese leidet, die ihre Mobilität und
Universität von Limerick, Irland     ihr Gleichgewicht beeinträchtigt, wurde ihr angeboten in Irland zu bleiben. „Das
University of Limerick, Ireland      kam für mich nicht in Frage. Ich bin eine Kämpfernatur und wollte die Heraus-
                                     forderung annehmen, trotz meiner Behinderung. Ich glaube sogar, dass ich
Gasteinrichtung:                     dadurch noch fester entschlossen war, meinen Erasmus-Aufenthalt zu einem
Autonome Universität von             Erfolg zu machen.“
Barcelona, Spanien
Universitat Autonòma de Barcelona,   Fünf Monate im Ausland zu leben, eine persönliche Helferin für die alltäglichen
España                               Aktivitäten zu finden… lauter „Hindernisse, die zu bewältigen waren. Ich wollte
                                     diese wunderbare Chance unbedingt so gut wie möglich nutzen“. Da sie in Irland
Studienfach:                         Irisch, Französisch und Spanisch studierte, studierte sie im Ausland neben ihren
Angewandte Sprachen                  Spanisch-, Französisch- und Übersetzungskursen Katalanisch und nahm ein
                                     Comenius-Praktikum an einer Grundschule in Frankreich wahr. Im Rahmen die-
Aufenthaltsdauer:                    ses Praktikums hörte sie von Okzitanisch, eine von Frankreichs Regionalsprachen.
5 Monate (2009)                      Zusammen mit dem Katalanischen regte diese Entdeckung sie an, Minderhei-
                                     tensprachen als Thema für ihre Diplomarbeit zu wählen.

                                     Sie habe „bewiesen, dass sie selbstständig in einem anderen europäischen Land
                                     leben und studieren kann, und ist dadurch menschlich gewachsen“. Sie glaubt,
                                     dass ihre „Entscheidung, an Erasmus teilzunehmen, mein Leben in vieler Hinsicht
                                     verändert hat und gewaltigen Einfluss auf meine akademische und persönliche
                                     Entwicklung hatte.“ Nach ihrem Hochschulabschluss im Jahr 2011 arbeitet sie
                                     heute als Assistenzlehrerin für Englisch an einer Grundschule in Südfrankreich.

                                                                                                                           23
Katerina
                                           Galanaki-
                                           Spiliotopoulos

                              „Mein Universitätsmotto für Erasmus – die Latte hoch legen“

                                           Mit ihren vielen Partnerschaftsabkommen ist die Athener Wirschaftsuniversität
     Heimateinrichtung:                    wirklich europäisch ausgerichtet. Während Katerina Galanaki-Spiliotopoulos’ Zeit
     Athener                               an der Universität ist die Zahl reinkommender Studenten pro Jahr von 3 auf 300
     Wirschaftschaftsuniversität,          gestiegen. Der Aufbau von Partnerschaften ist allerdings sehr zeitaufwändig.
     Griechenland                          „Bevor ich einen neuen Erasmus-Partner besuche, informiere ich mich über die
     Οικονομικό Πανεπιστήμιο Αθηνών,       Einrichtung, die akademische Struktur, das Studienprogramm, sprachliche Fragen
     Ελλάδα                                und das Angebot für die Studenten Ich will möglichst viel erfahren, um eine neue
                                           Erasmus-Vereinbarung zu treffen, die zu hochwertiger Studentenmobilität führt.“
     Studiengebiet/Stellenbezeichnung:
     Leiterin Internationale Beziehungen   Nicht nur die Studenten profitieren von Erasmus, sondern auch sie selbst tat es.
                                           „Ich habe groβartige Beziehungen geknüpft und wundervolle Freunde und Kol-
     Beginn der Teilnahme                  legen in ganz Europa gefunden. Wir haben einen sehr guten Kontakt und vertrauen
     an Erasmus im Jahr:                   uns vollkommen. Wir können Probleme für unsere Studierenden immer bestens
     1987                                  gemeinsam lösen.“ Dieser persönliche Aspekt hat maβgeblich zum Erfolg des
                                           Erasmus Austauschprogramms beigetragen.

                                           Die Regelungen an den Partneruniversitäten sind nicht immer geläufig. „Bei man-
                                           chen gibt es Unterschiede vor allem in ihren akademischen Kalendern – ein
                                           Hindernis für Mobilität –, sowie bei der Unterbringung und in kulturellen Fragen.“
                                           Ihre guten persönlichen Beziehungen helfen Studenten, praktische Probleme zu
                                           bewältigen, wobei Instrumente wie das Europäische System zur Übertragung und
                                           Akkumulierung von Studienleistungen (ECTS) die Angleichung akademischer
                                           Unterschiede ermöglichen.

24
Maria
                                 Kaliambou

                                                        „Erasmus hat mein Leben verändert“

                                 Durch einen Erasmus-Austausch entdeckte Maria Kaliambou ein Studiengebiet
Heimateinrichtung:               für ihre Dissertation. In Deutschland „fand ich eine Fakultät, die eine Ausbildung
Aristoteles Universität von      anbot, die es zu Hause nicht gab. Deshalb ging ich nach meinem ersten Ab-
Thessaloniki, Griechenland       schluss in Griechenland nach Deutschland zurück“. Nach ihrer Doktorarbeit,
Αριστοτέλειο Πανεπιστήμιο        die 2006 als beste deutsche Dissertation über orale Literatur mit dem Lutz-
Θεσσαλονίκης, Ελλάδα             Röhrich-Preis ausgezeichnet wurde, betrieb sie in Frankreich post-doktorale
                                 Forschung. Danach ging sie mit einem Stipendium für weitere Forschungen
Gasteinrichtung:                 in die USA an die Universität Princeton und arbeitet heute als Dozentin an der
Ludwig-Maximilians-Universität   Universität Yale. „Ich kann ohne Übertreibung sagen, dass Erasmus mein Leben
München, Deutschland             verändert hat.“

Studiengebiet:                   In ihrer derzeitigen Funktion arbeitet sie mit vielen Studierenden, die an ein
Archäologie/Volkskunde           Auslandsstudium denken. „Ich bin in der Lage, der nächsten Generation zu ver-
                                 mitteln, dass der persönliche und berufliche Nutzen eines akademischen
Aufenthaltsdauer:                Austauschprogramms ein Leben lang anhalten kann.“ Darüber hinaus hat
6 Monate (1995)                  Erasmus ihr Verständnis europäischer Sichtweisen vertieft – eine nützliche
                                 Einsicht, da sie oft gebeten wird, vor Studenten über Europa zu sprechen.

                                 Neben der beruflichen Seite hat sie auch für sich persönlich viel gelernt. „Als ich
                                 zurückkam, fühlte ich mich anders. Ich glaube nicht, dass es jeder schafft, allein
                                 im Ausland zu leben, ohne die Sicherheit der Familie. Im Ausland zu studieren,
                                 natürlich mit Erfolg, erfordert eine sehr bewusste Entscheidung, auch wenn man
                                 am Anfang nicht so recht weiβ, wohin es geht. Für diese Reise braucht man
                                 Selbstvertrauen, Geduld und Ausdauer.“

                                                                                                                       25
Fidel
                                            Corcuera Manso

                                         „Ein wichtiger Beitrag zu einer europäischen Identität“

                                            „Die Entwicklung von Erasmus war wesentlich für den Aufbau einer europäischen
     Heimateinrichtung:                     Gemeinschaft von Lernenden und Wissenschaftlern. Das Programm hat zu einer
     Universität von Zaragoza, Spanien      gemeinsamen, auf Bildung und Kultur beruhenden Identität beigetragen.“ Für
     Universidad de Zaragoza, España        Fidel Corcuera Manso hat die Einführung und die Erweiterung des Erasmus-
                                            Programms das akademische Wissen, die Sprachkenntnisse und kulturellen
     Studiengebiet/Stellenbezeichnung:      Kompetenzen von Mitarbeitern und Studierenden verbessert und der Bildungsge-
     Direktor des Fachbereichs              meinschaft ermöglicht, „gemeinsam Dinge zu entwickeln, aber auch Unterschiede
     Frankreich-Studien                     zu erkennen“.

     Beginn der Teilnahme                   Es gab zwar seit jeher einzelne Enthusiasten, die in Austauschprogrammen und
     an Erasmus im Jahr:                    internationaler Forschung zusammengearbeitet haben, aber erst der Maastricht-
     1987                                   Vertrag von 1992 hat eine Wachstumsperiode für Erasmus eingeläutet. An der
                                            Universität von Zaragoza wurde Internationalismus dadurch zu einem Teil des
                                            Alltags. „Was früher als exotisch galt – die Anwesenheit ausländischer Studenten –,
                                            ist heute gang und gäbe.“

                                            Seine Arbeit beim Ausschuss für Internationale Beziehungen und Zusammenar-
                                            beit der Spanischen Universitäten (CEURI) trug dazu bei, eine gemeinsame
                                            Strategie und Politik für Mitarbeiter- und Studentenmobilität für alle Universitäten
                                            in Spanien zu entwickeln. Mit 30 Jahren Erfahrung in europäischen Mobi-
                                            litätsprogrammen konnte er die wichtige Rolle von Bildung beim Aufbau einer
                                            gemeinsamen europäischen Identität feststellen. „Erasmus erweitert das aka-
                                            demische Wissen, aber auch die Sprachkenntnisse der Studierenden und
                                            ihr Verständnis anderer Kulturen und Lebensweisen. Sie lernen diese gemein-
                                            same europäische Identität ebenso zu schätzen wie die Unterschiede, die Europa
                                            zu einem einzigartigen Kontinent machen.“

26
Tomás
                                       Sánchez López

                                                                                „Eine neue Sicht der Welt“

                                       Das Erasmus-Programm bildete das letzte Jahr von Tomás Sánchez López
Heimateinrichtung:                     Master-Abschluss. „Es war mit Abstand das beste Jahr meines Studentenle-
Polytechnische Universität von         bens. Ich habe neue Möglichkeiten genutzt, die an meiner Uni zu Hause nicht
Valencia, Spanien                      verfügbar waren, und viele gute Freunde gefunden.“ Er hat nicht nur neue
Universitat Politècnica de València,   Arbeitsmethoden in einer anderen Kultur kennen gelernt, sondern „durch das
España                                 Erasmus-Jahr eine neue Sicht der Welt bekommen, die über mein Vaterland
                                       und sogar über Europa hinausgeht“.
Gasteinrichtung:
Helsinki Metropolia                    Während seines Auslandsjahres beantragte er ein Stipendium, um seinen Doktor
Fachhochschule, Finnland               in Südkorea abzuschlieβen. Diese internationale Erfahrung brachte ihm eine
Metropolia Ammattikorkeakoulu,         Post-Doktorandenstelle an der britischen Cambridge Universität ein. Heute hat
Suomi                                  er eine führende Stellung in dem weltweit ersten Technik- und Luftfahrtunternehmen
                                       EADS. Da seine Tätigkeit eine intensive Zusammenarbeit mit europäischen Uni-
Studiengebiet:                         versitäten beinhaltet, war ihm sein Studium in drei Ländern sehr nützlich. „Ich
Informatik                             bin sicher, dass ich ohne die erste Chance, als Erasmus-Student ein anderes
                                       EU-Land zu besuchen, heute nicht da wäre, wo ich bin, und vor allem nicht der
Aufenthaltsdauer:                      wäre, der ich heute bin.“
12 Monate (2002)
                                       Das Erasmus-Programm hat ihn fraglos mobiler gemacht. „Meine internationale
                                       Karriere wird sich wahrscheinlich noch eine Weile fortsetzen, aber irgendwann
                                       möchte ich nach Spanien zurück. In der aktuellen Wirtschaftslage ein attraktives
                                       Extra im Lebenslauf zu haben, ist ein echter Vorteil – und das habe ich dank Erasmus.“

                                                                                                                                27
Nathalie
                                           Brahimi

                                          „Es gibt Dir neue Ideen für die eigenen Vorlesungen“

                                           „Vielfalt, gemeinsamen Austausch und Freude“ hat Nathalie Brahimi dank ih-
     Heimateinrichtung:                    rer Erasmus-Mobilität erlebt. Ihr ging es um zweierlei: „Der Hauptgrund war
     Lycée Ozenne, Toulouse, Frankreich    die Errichtung der Austauschstruktur für unsere eigenen Studenten. Aber ich
                                           habe die Gelegenheit auch dazu genutzt, in den Niederlanden zu unterrichten.“
     Studiengebiet:                        Am Lycée Ozenne in Frankreich gab sie ihre Kurse – internationaler Handel –
     Internationaler Handel                bereits auf Englisch, und sie wollte ihren Studenten mehr Erfahrung mit der
                                           Sprache vermitteln. Daher suchte sie einen Partner mit Englisch als Hauptsprache
     Beginn der Teilnahme                  im gleichen Studienfeld. Und fand die Universität Saxion in den Niederlanden.
     an Erasmus im Jahr:
     2007                                  „Als ich wieder in Frankreich war, habe ich meinen Kollegen am Lycée von
                                           Erasmus erzählt und sie ermuntert, auch teilzunehmen.“ Heute haben drei der
                                           technischen Abteilungen Partnerschaften mit acht Einrichtungen in den Nie-
                                           derlanden, Portugal, Spanien, der Türkei und Deutschland. Demnächst kommt
                                           ein rumänischer Partner hinzu. Im Laufe von zwei Jahren haben 21 Studierende
                                           vom Lycée und 11 Mitarbeiter an dem Mobilitätsprogramm teilgenommen.
                                           Erasmus ist „eine groβe Bereicherung“, die sie anderen Einrichtungen nur emp-
                                           fehlen kann. „Am Anfang schreckt man vielleicht vor der damit verbundenen
                                           Arbeit zurück, aber es lohnt sich wirklich. Man lernt andere Lehrmethoden und
                                           Kulturen kennen. Und so bekommt man neue Ideen für den eigenen Unterricht.
                                           Fortschritt statt Routine.“ Doch vor allem ihre eigenen Studenten wissen Erasmus
                                           zu schätzen. „Ihre Begeisterung und ihre Berichte haben mich veranlasst, wei-
                                           terhin neue Austauschpartner zu suchen.“

28
Julien
                                      Pea

                                        „Erasmus beschleunigt Chancen und Emotionen“

                                      Vor seinem Erasmus-Austausch wollte Julien Pea Englischlehrer werden. „Dies
Heimateinrichtung:                    änderte sich bei meiner Rückkehr. Ich wollte neuen Studenten helfen, die an meine
Universität von Franche-Comté,        Heimatuniversität kamen, und gründete eine Vereinigung zur Unterstüt-
Frankreich                            zung internationaler Studenten.“ Er arbeitete dann als Freiwilliger für das
Université de Franche-Comté, France   Erasmus-Studentennetzwerk (ESN) und erhielt 2006 einen nationalen Posten.
                                      2008 bewarb sich sein Team erfolgreich um die Organisation der Jahreshaupt-
Gasteinrichtung:                      versammlung des internationalen ESN in Frankreich, an der über 500 Studen-
Universität von Birmingham,           tenvertreter teilnahmen.
Vereinigtes Königreich
University of Birmingham,             Während seiner Auslandszeit entschied er, mit lokalen anstatt internationalen
United Kingdom                        Studenten zusammenzuleben. „So bekam ich eine andere Sicht des britischen
                                      Lebens. Es half mir, die kulturellen Unterschiede zu erkennen, Dialekte zu ver-
Studiengebiet:                        stehen und zu begreifen, wie leicht es zu Missverständnissen kommen kann.“
Anglistik, Geistes- und
Kulturwissenschaften                  Heute ist er an einem Europäischen Informationszentrum in Frankreich tätig.
                                      Noch immer ist ihm seine Erasmus-Erfahrung bei seiner Arbeit und seinen
Aufenthaltsdauer:                     ehrenamtlichen Aktivitäten mit dem ESN sehr nützlich. „Die vielen sozialen
9 Monate (2003)                       Vorteile von Erasmus führen zu einer neuen Sichtweise. Das Programm hat mir
                                      Anstöβe und Chancen gegeben, es hat meine Berufswahl inspiriert und meine
                                      Selbstwahrnehmung verändert.“

                                                                                                                          29
Sie können auch lesen