Arbeitsmarkt auf einen Blick - Deutschland und Europa - Ausgabe 2018
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Herausgeber Fotorechte Statistisches Bundesamt Titelseite © Echo / Juice Images / Getty Images / 115616450 Seite 4 © gilaxia / E+ / Getty Images / 915242326 Redaktion Seite 7 © Westend61 / Getty Images / 900253108 Anja Crößmann Seite 14 © PeopleImages / E+ / Getty Images / 800287296 Johanna Mischke Seite 17 © Westend61 / Getty Images / 578189511 / Bildausschnitt Jens Hoffmann Seite 19 © andresr / E+ / Getty Images / 827959444 Seite 23 © Rafal Rodzoch / Caiaimage / Getty Images / 750415311 Datenquellen Seite 25 © Lukasz Olek / Caiaimage / Getty Images / 691039167 Deutschland: Statistisches Bundesamt Seite 27 © Tony Anderson / DigitalVision / Getty Images / 892457770 Europäische Union: Eurostat Seite 29 © Mike Kemp / Getty Images / 170881993 / Bildausschnitt Seite 31 © Martin Barraud / Caiaimage / Getty Images / 656286311 Gestaltung Seite 32 © Hero Images / Getty Images / 763160147 Statistisches Bundesamt (Destatis) Seite 33 © Paul Bradbury / Caiaimage / Getty Images / 906503682 Seite 34 © Tom Werner / DigitalVision / Getty Images / 872024656 Erschienen im November 2018 Seite 37 © PeopleImages / E+ / Getty Images / 874811562 Bestellnummer: 0010022-18900-1 Seite 41 © pixelfit / E+ / Getty Images / 857881290 Seite 45 © Westend61 / Getty Images / 723519103 Seite 48 © Paul Bradbury / Caiaimage / Getty Images / 169270308 Seite 57 © Westend61 / Getty Images / 946912956 Seite 61 © Westend61 / Getty Images / 707448901 Seite 63 © Westend61 / Getty Images / 909075608 Seite 64 © Westend61 / Getty Images / 499162829 Seite 67 © Daniel Ingold / Cultura / Getty Images / 551986833 Seite 71 © Westend61 / Getty Images / 486482543 Seite 75 © Hero Images / Getty Images / 769720899 Seite 76 © Hero Images / Getty Images / 485208679 © Statistisches Bundesamt (Destatis), Wiesbaden 2018 Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet.
Inhalt Einleitung 5 1 Erwerbsbeteiligung 6 2 Berufseinstieg und Neueinstellungen 22 3 Qualifikation und Verdienste 34 4 Arbeitsbedingungen 50 5 Übergang in den Ruhestand 66 Verzeichnis der Datenquellen 78 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018 3
Einleitung Das Geschehen auf dem Arbeitsmarkt spielt eine zentrale Rolle für Betrachtet werden zentrale Indikatoren des Arbeitsmarktes, die für die Wirtschaft und Gesellschaft eines Landes. Erwerbstätigkeit ist ein Erwerbsleben bedeutsam sind, etwa die Erwerbsbeteiligung der in der Regel die wichtigste Quelle zur Sicherung des Lebensunter- Bevölkerung, der Berufseinstieg junger Menschen, die Erwerbschan- halts, zugleich ist sie von hoher Bedeutung für eine aktive Teilha- cen in Abhängigkeit von der Berufsqualifikation, die Arbeitsbedin- be am g esellschaftlichen Leben. Ein erfülltes Erwerbsleben ist für gungen sowie der Übergang in den Ruhestand. viele Menschen eine wichtige Voraussetzung für Zufriedenheit und Im Fokus steht die Situation im Jahr 2017, wobei die Entwicklung in Lebensqualität. den Jahren zuvor berücksichtigt wird. Datengrundlage für die meisten Diese Broschüre stellt die Situation am deutschen Arbeitsmarkt Indikatoren ist die Arbeitskräfteerhebung (Labour Force Survey), die dar und vergleicht sie mit der Lage in den anderen Mitgliedstaaten in Deutschland in den Mikrozensus integriert ist und in allen Staaten der Europäischen Union (EU): der EU in harmonisierter Form durchgeführt wird. Sie ermöglicht in- – Wie entwickeln sich die Arbeitsmärkte in den EU-Mitgliedstaaten? ternationale Vergleiche in vielen Fragen der Erwerbsbeteiligung. – Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es? – Welche Länder heben sich in einzelnen Bereichen besonders hervor und welche haben Schwierigkeiten? Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018 5
1 Erwerbsbeteiligung 1.1 Erwerbstätige Deutschland Die Anzahl der Erwerbstätigen in Deutschland ist in den vergangenen Männer weiterhin öfter als Frauen erwerbstätig Jahren deutlich gestiegen. Diese positive Entwicklung ist begründet Männer im Alter von 20 bis 64 Jahren waren 2017 mit einer Quote in einer stabilen deutschen Konjunktur, einer starken Zunahme der von 83 % weiterhin häufiger erwerbstätig als Frauen (75 %). Dies gilt Erwerbsbeteiligung vor allem von Frauen und älteren Menschen so- vor allem in der mittleren Altersgruppe von 30 bis 44 Jahren sowie in wie einem allgemeinen Strukturwandel hin zur Dienstleistungsgesell- der älteren Altersgruppe von 55 bis 64 Jahren. schaft. Von der europäischen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise, die Die Erwerbsbeteiligung von 20- bis 64-jährigen Frauen hat sich seit im Jahr 2008 ihren Anfang nahm, blieb der deutsche Arbeitsmarkt 2007 um rund neun Prozentpunkte erhöht und liegt nun fast auf dem weitgehend unberührt. Niveau der Männer von vor zehn Jahren. Auch die Erwerbstätigen- quote von Männern stieg zwischen 2007 und 2017 deutlich um vier Erwerbstätigenquote steigt auf Höchststand Prozentpunkte an. 2017 waren in Deutschland 39,4 Millionen Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren erwerbstätig. Im Verhältnis zur Bevölkerung in die- sem Alter entsprach das einer Erwerbstätigenquote von rund 79 %. Erwerbstätigenquote der 20- bis 64-Jährigen in Deutschland 2007 lag sie noch bei 73 %. in % 75 2017 83 79 67 2007 79 73 Frauen Männer Insgesamt 6 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Die Erwerbstätigenquote wird der I nternational Labour Organization (ILO) zufolge definiert als der Anteil der Erwerbstätigen an der Gesamtbe- völkerung der gleichen Altersgruppe. Dabei werden alle Personen als erwerbstätig gezählt, die eine bezahlte Tätigkeit ausüben, unabhängig davon, ob diese in Vollzeit oder lediglich in einer Stunde pro Woche stattfindet. Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018 7
1 Erwerbsbeteiligung 1.1 Erwerbstätige Europäische Union Die Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist im europäischen Ver- Entwicklung der Erwerbstätigenquote der 20- bis 64-Jährigen gleich sehr gut: Die Erwerbstätigenquote der 20- bis 64-Jährigen in % 79,2 erreichte 2017 mit 79 % den EU-weit zweithöchsten Wert nach Deutschland Schweden (82 %). In vielen EU-Staaten waren die Folgen der Finanz- 72,9 markt- und Wirtschaftskrise nach 2008 noch viele Jahre auf dem Arbeitsmarkt spürbar. Mittlerweile verzeichnen aber alle EU-Staaten 72,1 69,8 wieder ein wachsendes Bruttoinlandsprodukt. Die Folgen dieser EU wirtschaftlichen Erholung zeigen sich auch auf dem Arbeitsmarkt: Selbst besonders stark von der Krise betroffene Länder wie Griechen- land, Italien, Kroatien und Spanien verzeichnen wieder steigende Erwerbstätigenquoten. Frauenerwerbstätigkeit: Der Abstand zu den Männern bleibt Frauen sind in allen EU-Staaten seltener auf dem Arbeitsmarkt ver 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 treten als Männer. Im EU-Durchschnitt gingen 2017 rund 78 % der Männer, aber nur 66 % der Frauen einer Arbeit nach. Am häufigsten berufstätig waren die Frauen in Schweden (80 %), gefolgt von Litauen (76 %). Deutschland lag mit 75 % an dritter Position. 8 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Erwerbstätigenquote von Frauen Schweden 80 84 und Männern in der EU 2017 Litauen 76 76 Deutschland 75 83 20- bis 64-Jährige, in % Estland 75 82 Dänemark 74 80 Frauen Männer Vereinigtes Königreich 73 83 Niederlande 73 83 Lettland 73 77 Finnland 72 76 Österreich 71 79 Tschechische Republik 71 86 Portugal 70 77 Slowenien 70 77 Luxemburg 67 75 Bulgarien 67 75 Irland 67 79 Frankreich 67 75 Zypern 66 76 Ungarn 66 81 Slowakei 65 77 Polen 64 78 Belgien 64 73 Malta 61 85 Rumänien 60 77 Spanien 60 71 Kroatien 58 69 Italien 52 72 Griechenland 48 68 66 EU 78 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018 9
1 Erwerbsbeteiligung 1.2 Erwerbslose Deutschland Die Zahl der Erwerbslosen in der Altersgruppe von 15 bis 74 Jahren Entwicklung der Erwerbslosenquote fiel 2017 in Deutschland auf den tiefsten Stand seit der Wieder der 15- bis 74-Jährigen in Deutschland vereinigung. Nur 1,6 Millionen Menschen waren erwerbslos. Das in % entsprach einer Erwerbslosenquote von 3,8 %. Der Anteil hat sich 8,8 damit seit 2007 mehr als halbiert. Die 2008 einsetzende europäi- sche Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise machte sich nur kurzzeitig 8,6 in 2009 bei den Männern bemerkbar. Im weiteren Verlauf hat sich die Krise jedoch kaum auf die Erwerbslosenquote in Deutschland Männer ausgewirkt. Frauen 4,1 Frauen sind etwas seltener erwerbslos als Männer Frauen und Männer in Deutschland haben in ähnlichem Maße von der guten Beschäftigungsentwicklung profitiert. Die Erwerbslosen- 3,3 quote von Frauen lag 2017 mit 3,3 % unter der von Männern (4,1 %). Das entsprach rund 0,7 Millionen erwerbslosen Frauen und knapp 1,0 Millionen erwerbslosen Männern. 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 10 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Niedrige Erwerbslosigkeit bei hohem Bildungsabschluss Nach dem Konzept der International Labour Auf dem Arbeitsmarkt gilt: je höher der Bildungsabschluss, desto ge- Organization (ILO) ist die E rwerbslosenquote der ringer das Risiko der Erwerbslosigkeit. Dieser Zusammenhang ist in Anteil der Erwerbslosen an der Erwerbsbevölke- den vergangenen Jahren immer deutlicher geworden, für Männer in rung der gleichen Altersgruppe. Als erwerbslos noch stärkerem Maße als für Frauen. So lag 2017 die Erwerbslosen gilt, wer im betreffenden Zeitraum nicht erwerbs- quote der Männer mit geringer Qualifikation (Real- oder Hauptschul- tätig war, aber nach eigener Auskunft in den letz- abschluss bzw. Anlernausbildung oder berufliches Praktikum) bei ten vier W ochen vor der Befragung aktiv nach 10,7 %. Unter den Hochqualifizierten (Meister, Techniker, Hoch- einer Tätigkeit gesucht hat und eine neue Arbeit schulabsolventen und ähnliche Abschlüsse) betrug sie hingegen nur innerhalb von zwei Wochen aufnehmen könnte. 2,0 %. Bei den Frauen lag die Erwerbslosenquote der Geringqualifi- zierten bei 8,0 %, unter den Hochqualifizierten dagegen ebenso bei Eine offizielle Registrierung bei den Behörden nur 2,0 %. ist für die Bestimmung der E rwerbslosenquote nicht relevant. Die Erwerbslosenquote ist da- Langzeiterwerbslos: Wenn die Jobsuche mehr als ein Jahr dauert her auch nicht vergleichbar mit der von der Wer einmal erwerbslos ist, hat es häufig schwer, wieder eine Be- Bundesagentur für Arbeit (BA) veröffentlichten schäftigung zu finden. 2007 waren 57 % der Erwerbslosen von Lang- Arbeitslosenquote, die nur die registrierten zeiterwerbslosigkeit betroffen, also seit mindestens zwölf Monaten Arbeitslosen enthält. ohne Arbeit. Doch die gute Konjunktur und Programme zum Abbau Die Erwerbspersonen setzen sich zusammen aus von Langzeitarbeitslosigkeit ließen den Anteil in den vergangenen Erwerbstätigen und E rwerbslosen. Jahren sukzessive sinken: 2017 waren es nur noch 42 %. Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018 11
1 Erwerbsbeteiligung 1.2 Erwerbslose Europäische Union Deutschland hatte 2017 mit 3,8 % die zweitniedrigste Erwerbslosen 45 % von Langzeiterwerbslosigkeit betroffen quote der EU nach der Tschechischen Republik (2,9 %). Schwierig Von den rund 19 Millionen Erwerbslosen in der EU suchte 2017 fast war die Arbeitssuche nach wie vor in Südeuropa. Dort liegen die Er- die Hälfte (45 %) bereits seit mehr als einem Jahr einen neuen Job. werbslosenquoten seit mehreren Jahren im zweistelligen Bereich. So Mit zunehmendem Alter wird es dabei immer schwieriger, nach dem waren 2017 in Griechenland rund 21,5 % der 15- bis 74-jährigen Er- Verlust eines Arbeitsplatzes beruflich wieder neu Fuß zu fassen. So werbspersonen ohne Job, in Spanien 17,2 %. Der EU-Durchschnitt lag waren im EU-Durchschnitt 63 % der 60- bis 64-jährigen Erwerbslosen bei 7,6 %. Damit hatten 2017 in der EU insgesamt rund 19 Millionen langzeiterwerbslos. Menschen keine Arbeit. Dank der besseren Konjunktur wächst die Zahl der Arbeitsplätze seit einigen Jahren wieder. Auf dem Höhe- punkt der Arbeitsmarktkrise im Jahr 2013 waren EU-weit rund 26,1 Langzeiterwerbslose in der EU 2017 Millionen P ersonen erwerbslos. in % der Erwerbslosen einer Altersgruppe Schwierige Arbeitssuche für Berufsneulinge 20 – 24 Jahre 33 In einigen EU-Staaten bleibt die Arbeitsplatzsuche auch für Be- 25 – 29 Jahre 39 rufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger ein schwieriges Unter 30 – 34 Jahre 44 fangen. Die EU-weite Erwerbslosenquote der 15- bis 24-Jährigen lag 35 – 39 Jahre 47 2017 bei 16,8 % und war damit mehr als doppelt so hoch wie der 40 – 44 Jahre 50 Durchschnitt über alle Altersgruppen (7,6 %). Auch Geringqualifi- 45 – 49 Jahre 53 zierte (14,8 %) und Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit 50 – 54 Jahre 56 (12,4 %) verzeichneten überdurchschnittliche Erwerbslosenquoten. 55 – 59 Jahre 60 60 – 64 Jahre 63 12 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Erwerbslosenquote in der EU 2017 in % der 15- bis 74-jährigen Erwerbspersonen Insgesamt 7,6 15- bis 24-Jährige 16,8 Geringqualifizierte 14,8 Ausländer /-innen 12,4 unter 4,5 4,5 bis unter 6,5 6,5 bis unter 8,5 8,5 bis unter 10,5 10,5 und mehr Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018 13
1 Erwerbsbeteiligung 1.3 Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial Deutschland Trotz der günstigen Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt 1,6 Millionen Menschen suchen aktiv nach Arbeit bleibt ein erhebliches Potenzial an Arbeitskräften ungenutzt. Im Unter den 1,6 Millionen Erwerbslosen waren mit 59 % wesentlich Jahr 2017 wünschten sich in Deutschland knapp 5,1 Millionen Men- mehr Männer als Frauen (41 %), die 2017 aktiv nach Arbeit suchten schen im Alter von 15 bis 74 Jahren eine Arbeitsstelle oder mehr Ar- und für diese auch kurzfristig bereitgestanden hätten. beitsstunden. Neben insgesamt 2,4 Millionen Unterbeschäftigten setzte sich das ungenutzte Arbeitskräftepotenzial aus 1,6 Millionen Eine Million in Stiller Reserve Erwerbslosen und 1,0 Millionen Personen in Stiller Reserve zu- Bei den Nichterwerbspersonen gab es zwar deutlich mehr Frauen als sammen. Das ungenutzte Arbeitskräftepotenzial machte 2017 in Männer (10,8 Millionen gegenüber 8,1 Millionen), der Wunsch nach Deutschland insgesamt 11 % aller Erwerbspersonen und Personen Arbeit war unter den Männern jedoch etwas ausgeprägter: So gehör- in Stiller Reserve aus. ten 6 % der männlichen Nichterwerbspersonen zur Stillen Reserve, während es bei den weiblichen 5 % waren. 1,4 Millionen Teilzeitbeschäftigte wollen mehr arbeiten Von den insgesamt 2,4 Millionen unterbeschäftigt Erwerbstätigen übten rund 1,4 Millionen eine Teilzeit- und rund 1,1 Millionen eine Vollzeittätigkeit aus. Dies entsprach einer Unterbeschäftigtenquote von 3,5 % der Vollzeit- und 11,8 % der Teilzeitbeschäftigten. 14 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Das ungenutzte Arbeitskräftepotenzial setzt sich Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial in Deutschland 2017 zusammen aus Unterbeschäftigten, Erwerbslosen 62,1 Mill. Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren und Nichterwerbspersonen in Stiller Reserve. Unterbeschäftigte sind Erwerbstätige, die sich 43,1 Mill. Erwerbspersonen 19,0 Mill. Nichterwerbspersonen zusätzliche Arbeitsstunden wünschen und dafür auch zur Verfügung stehen. 41,5 Mill. Erwerbstätige 1,6 Mill. 1,0 Mill. in Stiller Reserve 17,9 Mill. sonstige Nichterwerbspersonen sind Personen, die weder Erwerbslose Nichterwerbspersonen erwerbstätig noch erwerbslos sind. Allerdings 39,1 Mill. 2,4 Mill. 0,5 Mill. 0,5 Mill. finden sich darunter auch Personen der Stillen sonstige Unterbeschäftigte suchend, verfügbar, 1,3 Mill. 16,7 Mill. Reserve, die eine gewisse Arbeitsmarktnähe auf- Erwerbs- aber nicht aber nicht mit ohne tätige verfügbar suchend Arbeits- Arbeits- weisen: Zum einen sind dies Personen, die zwar 1,1 Mill. 1,4 Mill. wunsch wunsch Arbeit suchen, aber im Unterschied zu Erwerbs- Vollzeit Teilzeit losen kurzfristig keine Arbeit aufnehmen können. ungenutztes Arbeitskräftepotenzial: 5,1 Mill. Personen Zum anderen sind dies Personen, die sich gene- rell Arbeit wünschen und für diese auch verfüg- bar wären, aber – auch hier im Unterschied zu Erwerbslosen – in den letzten vier Wochen nicht danach gesucht haben. Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018 15
1 Erwerbsbeteiligung 1.3 Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial Europäische Union Insgesamt suchten 2017 in der Europäischen Union rund 47 Milli- Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial in Südeuropa weiter hoch onen Menschen zwischen 15 und 74 Jahren eine Arbeit bzw. woll- Vor allem in Südeuropa ist der Wunsch nach einer Arbeitsstelle bzw. ten mehr Stunden arbeiten als bisher. Dazu zählten 19 Millionen Er- mehr Arbeitsstunden aber unverändert hoch: So lag das ungenutz- werbslose, 9 Millionen Unterbeschäftigte in Teilzeit und 9 Millionen te Arbeitskräftepotenzial 2017 in Griechenland bei 32 %, in Portugal Unterbeschäftigte in Vollzeit. Die Stille Reserve umfasste weitere und Zypern bei jeweils 31 % und in Spanien bei 30 %. In Deutschland 11 Millionen Menschen. Damit wurde 2017 EU-weit fast ein Fünf- suchten 2017 rund 5,1 Millionen Menschen Arbeit bzw. wünschten tel (18 %) des gesamten Arbeitskräftepotenzials (als Summe aus sich mehr Stunden in ihrer bestehenden Arbeit. Das entsprach rund Erwerbspersonen und Stiller Reserve) nicht ausgeschöpft. 11 % des gesamten Arbeitskräftepotenzials und war dank der guten Beschäftigungslage einer der niedrigsten Anteile in der EU. Leichter Rückgang gegenüber Vorjahr Da die Nachwirkungen der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise auf dem europäischen Arbeitsmarkt langsam abklingen und die Zahl Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial in der EU 2017 der Arbeitsplätze netto wieder wächst, hat sich das ungenutzte Ar- 15- bis 74-Jährige, in Millionen beitskräftepotenzial 2017 gegenüber dem Vorjahr verringert. 2016 wünschten sich in der EU noch 51 Millionen Menschen (mehr) Arbeit. Der Rückgang zwischen 2016 und 2017 begründet sich vor allem durch den Abbau von Erwerbslosigkeit (− 2,2 Millionen Personen bzw. – 10 %). Die Stille Reserve verringerte sich innerhalb des Jahres um 635 000 Personen bzw. 6 %. 19 11 9 9 Erwerbslose Stille Reserve Unterbeschäftigte Unterbeschäftigte in Teilzeit in Vollzeit 16 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial in der EU 2017 15- bis 74-Jährige, in % aller Erwerbspersonen und der Stillen Reserve Griechenland 32 Portugal 31 Zypern 31 Spanien 30 Frankreich 27 Slowenien 26 Italien 24 Kroatien 23 Finnland 23 Lettland 22 Irland 20 Belgien 19 Vereinigtes Königreich 15 Dänemark 15 Niederlande 15 Österreich 15 Schweden 14 Luxemburg 14 Polen 13 Malta 12 Slowakei 12 Bulgarien 12 Deutschland 11 Estland 11 Rumänien 11 Litauen 11 Ungarn 8 Tschechische Republik 4 EU 18 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018 17
1 Erwerbsbeteiligung 1.4 Ausländische Erwerbstätige Deutschland Die Bedeutung ausländischer Arbeitskräfte für den deutschen Ar- Vorwiegend jüngere ausländische Männer erwerbstätig beitsmarkt nimmt weiter zu. Die Zahl der Erwerbstätigen im Alter von Während die Geschlechterverteilung bei deutschen Erwerbstätigen 20 bis 64 Jahren mit einer ausländischen Staatsbürgerschaft hat sich 2017 relativ ausgeglichen war (52 % Männer und 48 % Frauen), wa- in Deutschland in den Jahren 2007 bis 2017 um 48 % auf 4,5 Millio- ren 60 % der ausländischen Arbeitskräfte Männer und lediglich 40 % nen erhöht. Ihr Anteil an allen Erwerbstätigen lag 2017 bei 11,5 %. Frauen. Die ausländischen Erwerbstätigen sind zudem im Durchschnitt we- Arbeitskräfteanstieg aus dem EU-Ausland sentlich jünger als die inländischen. Fast zwei Drittel (65 %) aller Durch die Freizügigkeit innerhalb der Europäischen Union können ausländischen Arbeitskräfte waren unter 45 Jahre alt, der Anteil der EU-Bürgerinnen und EU-Bürger in allen Mitgliedstaaten ohne Ein- jüngeren inländischen Arbeitskräfte lag dagegen nur bei knapp der schränkung arbeiten. 2017 waren in Deutschland rund 2,4 Millio- Hälfte der Erwerbstätigen (49 %). nen Erwerbstätige aus dem EU-Ausland tätig. Das waren 60 % mehr als im Jahr 2007 (1,5 Millionen) und machte 6,0 % aller Erwerbstäti- gen 2017 aus. Die Zahl der Arbeitskräfte aus dem Nicht-EU-Ausland war mit rund 2,2 Millionen bzw. 5,5 % der Erwerbstätigen ähnlich hoch wie der jenigen aus dem EU-Ausland. Ihre Anzahl ist jedoch seit 2007 (1,6 Millionen) um 36 % und damit weniger stark gestiegen. 18 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Erwerbstätige nach Staatsangehörigkeit in Deutschland 2017 in % der 20- bis 64-Jährigen Nicht-EU-Ausland EU-Ausland 5,5 6,0 Insgesamt 39,4 Millionen 88,5 Deutschland Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018 19
1 Erwerbsbeteiligung 1.4 Ausländische Erwerbstätige Europäische Union Auch auf dem europäischen Arbeitsmarkt wächst die Bedeutung aus- Großes Arbeitsangebot in Deutschland ländischer Arbeitskräfte. Hatten 2007 im EU-Durchschnitt 6 % aller Von den EU-weit insgesamt 17,5 Millionen Erwerbstätigen mit Erwerbstätigen einen ausländischen Pass, waren es 2017 bereits ausländischem Pass arbeiteten 4,5 Millionen in Deutschland. Auch 8 %. Die EU-weite Gesamtzahl der ausländischen Beschäftigten stieg das Vereinigte Königreich (3,5 Millionen), Italien (2,4 Millionen) und zwischen 2007 und 2017 von 13,1 auf 17,5 Millionen. Spanien (2,0 Millionen) waren große Arbeitsmärkte für ausländische Erwerbstätige. Ihr Anteil war in Luxemburg besonders hoch: Dort Arbeitnehmerfreizügigkeit wird zunehmend genutzt hatte 2017 mehr als die Hälfte (54 %) a ller Erwerbstätigen einen aus- Arbeiteten 2007 rund 5,4 Millionen EU-Bürgerinnen und EU-Bürger ländischen Pass. In Deutschland lag der Anteil mit 12 % ebenfalls in einem anderen EU-Land, waren es 2017 bereits 8,8 Millionen. Das über dem EU-Durchschnitt. entspricht einem Anstieg um 61 %. Die EU-weite Zahl der Erwerbstä- tigen aus Staaten außerhalb der Europäischen Union erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 14 % von 7,6 auf 8,7 Millionen. Altersstruktur der Erwerbstätigen in der EU 2017 Anteile in % Ausländische Erwerbstätige im Durchschnitt jünger Ausländische Erwerbstätige sind durchschnittlich jünger als inländi- Inländische Ausländische Staatsbürgerschaft Staatsbürgerschaft sche. Im EU-Durchschnitt waren 2017 rund 69 % aller ausländischen Erwerbstätigen jünger als 45 Jahre, unter inländischen Erwerbstäti- gen lag die Quote nur bei 54 %. 31 46 20 – 44 Jahre 54 45 – 64 Jahre 69 20 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Erwerbstätige mit ausländischer Staatsangehörigkeit in der EU 2017 in % der 20- bis 64-jährigen Erwerbstätigen eines Landes Luxemburg 53,5 Zypern 20,0 Malta 17,4 Irland 16,1 Österreich 15,6 Estland 14,1 Lettland 11,7 Vereinigtes Königreich 11,6 Deutschland 11,5 Die größten Arbeitsmärkte für Erwerbstätige Spanien 11,0 mit ausländischer Staatsangehörigkeit in der EU 2017 Belgien 10,8 20- bis 64-Jährige, in Millionen Italien 10,6 Dänemark 9,2 Schweden 6,6 Frankreich 5,9 Griechenland 5,6 Niederlande 4,6 Slowenien 4,4 Finnland 3,3 Tschechische Republik Portugal 2,5 2,4 4,5 3,5 3,5 Litauen Ungarn 0,6 0,5 2,4 2,0 1,6 Polen 0,5 Slowakei 0,3 Kroatien 0,2 Bulgarien 0,2 Rumänien 0,1 EU 8,0 Deutschland Vereinigtes Italien Spanien Frankreich andere Königreich EU-Staaten Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018 21
2 Berufseinstieg und Neueinstellungen 2.1 Junge Menschen auf dem Arbeitsmarkt Deutschland Ein wichtiger Schritt im Leben junger Menschen ist der Übergang von Über die Hälfte ist schon in der Ausbildungszeit erwerbstätig der Ausbildung ins Arbeitsleben. Dabei hat sich die Ausbildungs- Viele junge Menschen kombinieren Ausbildung und Erwerbstätigkeit, zeit in Deutschland – trotz Initiativen zur Verkürzung insbesondere zum Beispiel in Form einer dualen Ausbildung oder als Studierende an Gymnasien und weiterführenden Bildungseinrichtungen – in den mit Nebentätigkeit. So waren 2017 von denjenigen, die sich noch vergangenen Jahren verlängert. in Bildung oder Ausbildung befanden, mehr als die Hälfte (53 %) erwerbstätig. Auch die Erwerbstätigenquote der 20- bis 24-Jährigen Späterer Berufseinstieg durch längere Ausbildungszeiten insgesamt stieg von 63 % im Jahr 2007 auf 65 % im Jahr 2017. Waren 2007 in Deutschland noch 46 % der 20- bis 24-Jährigen in Bildung bzw. Ausbildung, lag der Wert 2017 bei 54 %. Dabei waren Viele junge Menschen sind befristet beschäftigt junge Frauen mit rund 56 % etwas öfter in Bildung als junge Männer Allerdings müssen viele junge Berufseinsteigerinnen und Berufs (53 %). einsteiger zunächst mit einem befristeten Arbeitsvertrag vorlieb- nehmen. So waren 2017 Jugendliche von 15 bis 24 Jahren zu 53 % Anstieg höherer Bildungsabschlüsse befristet beschäftigt, meistens mit einer Laufzeit von bis zu drei Jah- Einer der Hauptgründe für diese Entwicklung ist das Streben nach ren (82 %). Mehr als zwei Drittel der Befristeten (72 %) waren noch höherer Qualifikation. Während 2007 noch 73 % der Erwerbsper in Ausbildung oder beruflicher Fortbildung. Weitere 6 % hatten ei- sonen im Alter von 20 bis 24 Jahren einen mittleren Bildungsab- nen Probezeit-Arbeitsvertrag. 5 % gaben an, keinen permanenten schluss (allgemeine Hochschulreife, Abschluss einer Lehre oder Be- Arbeitsplatz zu finden. rufsfachschule) oder einen hohen Bildungsabschluss (Hochschul-, Fachschulabschluss oder Ähnliches) hatten, stieg ihr Anteil bis 2017 auf 78 %. 22 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
20- bis 24-Jährige in Deutschland in Bildung oder Ausbildung in % 54,7 54,3 45,6 43,5 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018 23
2 Berufseinstieg und Neueinstellungen 2.1 Junge Menschen auf dem Arbeitsmarkt Europäische Union In Deutschland ist die Ausbildungszeit im Vergleich zu anderen Deutschland punktet mit früher Berufserfahrung EU-Staaten relativ lang. 2017 waren hierzulande noch 54 % der 20- In Deutschland lag die Erwerbstätigenquote der 20- bis 24-Jährigen bis 24-Jährigen in schulischer oder beruflicher Ausbildung. Im Verei- bei 65 %. Dieser vergleichsweise hohe Wert ist auch ein Ergebnis nigten Königreich traf das nur noch auf 30 % der Personen in dieser des dualen Ausbildungssystems. Junge Menschen, die in Deutsch- Altersgruppe zu. land eine Lehre absolvieren, besuchen eine Schule, arbeiten aber parallel bereits in ihrem Ausbildungsbetrieb mit. Noch häufiger er- EU-weiter Anstieg der Ausbildungszeit werbstätig als in Deutschland waren junge Menschen nur in Öster- Ähnlich wie in Deutschland verlängert sich auch EU-weit die Aus reich, Malta, im Vereinigten Königreich und in den Niederlanden. Im bildungszeit. Zwischen 2007 und 2017 erhöhte sich der Anteil Süden Europas arbeiteten vergleichsweise wenige junge Menschen. der 20- bis 24-Jährigen, die sich noch in Ausbildung befanden, im In Griechenland hatte nur rund ein Viertel der 20- bis 24-Jährigen EU-Durchschnitt von 41 auf 45 %. Diese Entwicklung lässt sich vor (26 %) einen Job. Niedrige Erwerbstätigenquoten verzeichneten auch allem auf den steigenden Anteil Studierender mit entsprechend Italien (30 %) und Spanien (36 %). längeren Ausbildungszeiten zurückführen. Mehr als die Hälfte ist erwerbstätig 20- bis 24-Jährige in Bildung oder Ausbildung 2017 Ein Teil der jungen Menschen ist bereits während der Ausbildung be- bevölkerungsreichste EU-Staaten, in % rufstätig. Rechnet man ihre erwerbstätigen Altersgenossen hinzu, die nicht mehr in Ausbildung sind, gingen 2017 im EU-Durchschnitt 52 % Deutschland 54 der 20- bis 24-Jährigen arbeiten. Spanien 50 Polen 44 Italien 43 Frankreich 41 Rumänien 39 Vereinigtes Königreich 30 EU 45 24 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Erwerbstätigenquote der 20- bis 24-Jährigen in der EU 2017 in % Niederlande 70 Vereinigtes Königreich 69 Malta 67 Österreich 66 Deutschland 65 Estland 64 Dänemark 64 Irland 63 Schweden 63 Finnland 59 Lettland 56 Slowenien 54 Litauen 51 Polen 51 Tschechische Republik 50 Frankreich 49 Ungarn 49 Zypern 47 Slowakei 46 Portugal 46 Kroatien 43 Luxemburg 42 Rumänien 41 Bulgarien 39 Belgien 38 Spanien 36 Italien 30 Griechenland 26 EU 52 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018 25
2 Berufseinstieg und Neueinstellungen 2.2 NEET-Rate: Schwieriger Einstieg ins Erwerbsleben Deutschland Im Jahr 2017 lag die Erwerbslosenquote junger Menschen im Alter Die Abkürzung NEET steht für „Neither in Educa- von 20 bis 24 Jahren in Deutschland bei 6 %. Deutschland weist da- tion nor Employment or Training“ und bezeich- mit seit Jahren die mit Abstand niedrigste Jugenderwerbslosenquote net junge Erwachsene im Alter von 20 bis 24 der EU auf. Seit 2007 hat sie sich um fast die Hälfte reduziert. Jahren, die weder in Aus- oder Weiterbildung Neben der Jugenderwerbslosenquote ist die sogenannte NEET-Rate noch erwerbstätig sind. Der Begriff hielt Einzug ein weiterer Indikator dafür, wie gut der Einstieg ins Erwerbsleben in die p olitische Diskussion, als sich zeigte, dass gelingt. Sie beschreibt den Anteil junger Erwachsener, die weder in in der EU junge Menschen besonders stark von Aus- oder Weiterbildung noch erwerbstätig sind („Neither in Educati- den Folgen der jüngsten Finanzmarkt- und Wirt- on nor Employment or Training“). schaftskrise betroffen waren. Die NEET-Rate ist nicht gleichzusetzen mit der NEET-Rate in Deutschland bei 9 % Jugenderwerbslosenquote, da neben den Er- 2017 lag die NEET-Rate in Deutschland bei den 20- bis 24-Jährigen werbslosen auch Personen ohne Beschäftigung bei 9 %. Junge Frauen waren mit einer Rate von 10 % etwas stärker enthalten sind, die nicht aktiv nach Arbeit suchen betroffen als junge Männer (8 %). Der Anteil insgesamt ist in den oder nicht kurzfristig für die Aufnahme einer vergangenen zehn Jahren um fünf Prozentpunkte von 14 auf 9 % Tätigkeit zur Verfügung stehen und damit nicht gesunken. als erwerbslos gezählt werden. Während sich die Erwerbslosenquote aus der Zahl der Erwerbs losen an den Erwerbspersonen (Erwerbstätige und Erwerbslose) ergibt, bezieht sich die NEET- Rate auf die gesamte Bevölkerung (Erwerbsper- sonen und Nichterwerbspersonen) der gleichen Altersgruppe. 26 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Junge Erwachsene in Deutschland, die weder in Aus- oder Weiterbildung noch erwerbstätig sind (NEET-Rate) in % der 20- bis 24-Jährigen 15,6 Frauen 12,3 10,0 Männer 8,3 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018 27
2 Berufseinstieg und Neueinstellungen 2.2 NEET-Rate: Schwieriger Einstieg ins Erwerbsleben Europäische Union Die europäische Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise schwächte be- Junge Erwachsene in der EU, die weder in Aus- sonders die Chancen junger Menschen auf Arbeit. In den Jahren oder Weiterbildung noch erwerbstätig sind (NEET-Rate) 2012 und 2013 stieg die NEET-Rate auf den vorläufigen Höchstwert in % der 20- bis 24-Jährigen von 19 %. Seitdem ist die Quote wieder leicht rückläufig. 2017 lag sie bei 16 % und damit ungefähr wieder auf dem Niveau vor der Krise (2007: 15 %). 28 Italien Nur schleppende Verbesserung in Italien Trotz der besseren Aussichten auf dem europäischen Arbeitsmarkt 21 bleibt die Jobsuche in Südeuropa für junge Menschen schwierig. Vor allem in Italien ist die NEET-Rate weiterhin sehr hoch. 2017 wa- EU ren dort rund 28 % der 20- bis 24-Jährigen weder in einer Aus- oder 16 Weiterbildung noch erwerbstätig. Auch in Griechenland, Zypern und 15 Rumänien traf das auf mehr als 20 % der jungen Erwachsenen zu. In Deutschland gelingt einem vergleichsweise hohen Anteil junger 14 Menschen der Übergang von der Ausbildung ins Berufsleben gut. Deutschland 9 Die NEET-Rate lag 2017 hierzulande bei 9 %. Im EU-Vergleich war das einer der niedrigsten Werte. Niederlande 6 5 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 28 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Junge Erwachsene in der EU 2017, die weder in Aus- oder Weiterbildung noch erwerbstätig sind (NEET-Rate) in % der 20- bis 24-Jährigen Italien 27,9 Zypern 22,1 Griechenland 22,0 Rumänien 21,0 Kroatien 20,0 Bulgarien 18,6 Spanien 18,5 Frankreich 17,6 Lettland 16,9 Slowakei 16,4 Ungarn 15,5 Polen 15,4 Litauen 14,9 Portugal 14,7 Irland 14,2 Belgien 14,1 Vereinigtes Königreich 13,8 Finnland 13,6 Estland 12,8 Dänemark 10,0 Tschechische Republik 9,5 Luxemburg 9,2 Slowenien 9,2 Deutschland 9,1 Malta 8,7 Österreich 8,6 Schweden 8,5 Niederlande 5,8 EU 15,5 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018 29
2 Berufseinstieg und Neueinstellungen 2.3 Neu eingestellte Arbeitskräfte Deutschland Der Anteil neu eingestellter Arbeitskräfte an der Gesamtbeschäfti- Neu eingestellte Arbeitskräfte in Deutschland gung ist ein Indikator für die Fluktuation auf dem Arbeitsmarkt. nach Staatsangehörigkeit und Stellung im Beruf 2017 Er zeigt auf, wie viele Menschen in den zwölf Monaten vor dem Erhe- in % der 20- bis 64-jährigen Erwerbstätigen bungszeitpunkt erstmals eine Tätigkeit aufgenommen oder ihre Ar- beitsstelle gewechselt haben. 12 Insgesamt 24 2017 wurden 13 % der Erwerbstätigen von 20 bis 64 Jahren in 13 Deutschland in den vorausgegangenen zwölf Monaten neu einge- 13 stellt. Der Anteil dieser Personen an der Gesamtbeschäftigung ist in Arbeitnehmer/-innen 25 den vergangenen zehn Jahren relativ konstant geblieben. 14 6 Ausländische Erwerbstätige doppelt so oft neu eingestellt Selbstständige 12 Der Anteil der neu eingestellten Arbeitskräfte war unter den Erwerbs- 6 tätigen mit ausländischem Pass 2017 mit 24 % doppelt so hoch wie Deutsche Staatsangehörigkeit Ausländische Staatsangehörigkeit der entsprechende Anteil der Erwerbstätigen mit deutschem Pass Insgesamt (12 %). Dieses Bild zeigt sich auch, wenn zwischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie Selbstständigen unterschieden wird: Eine selbstständige Tätigkeit wurde von Erwerbstätigen mit ausländischer Staatsangehörigkeit nahezu doppelt so oft neu aufgenommen (12 %) wie von Deutschen (6 %). Von den ausländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wurde 2017 fast ein Viertel in den letzten zwölf Monaten neu eingestellt. Von den deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern traten nur 13 % eine neue Stelle an. 30 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018 31
2 Berufseinstieg und Neueinstellungen 2.3 Neu eingestellte Arbeitskräfte Europäische Union 2017 hatten EU-weit rund 14 % aller Erwerbstätigen zwischen 20 Hoher Anteil unter ausländischen Erwerbstätigen und 64 Jahren innerhalb der vergangenen zwölf Monate eine neue 2017 traten im EU-Durchschnitt 24 % der Erwerbstätigen mit Arbeitsstelle angetreten. Die Fluktuation auf dem Arbeitsmarkt unter- ausländischem Pass eine neue Stelle an. Unter Erwerbstätigen mit lag in den vergangenen zehn Jahren kaum Schwankungen: Der Anteil inländischem Pass betrug der Anteil 13 %. der Neueinstellungen an allen Erwerbstätigen lag seit 2007 jährlich jeweils zwischen 13 und 15 %. Hohe Wechselbereitschaft in Skandinavien In Deutschland lag der Anteil der neu eingestellten Arbeitskräfte an der Gesamtbeschäftigung 2017 mit 13 % leicht unter dem EU- Durchschnitt. Deutlich höher war der Anteil der Neueinstellungen in Skandinavien. Dänemark verzeichnete im EU-weiten Vergleich die größte Fluktuation auf dem Arbeitsmarkt. Bei einem insgesamt sehr hohen Beschäftigungsniveau hatte dort 2017 mehr als jede bzw. je- der fünfte Erwerbstätige (22 %) in den vergangenen zwölf Monaten eine neue Arbeit begonnen. Ähnlich hoch war der Anteil in Schweden (21 %) und Finnland (20 %). Bei der Interpretation der EU-Daten müssen jedoch die unterschiedli- che Ausbildungsstruktur und das damit verbundene unterschiedliche Berufseinstiegsalter sowie die jeweiligen gesetzlichen Arbeitsplatz- regelungen in den einzelnen EU-Ländern berücksichtigt werden. 32 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Neu eingestellte Erwerbstätige in der EU 2017 Anteil an den 20- bis 64-jährigen Erwerbstätigen, in % Dänemark 22,4 Zypern 21,1 Schweden 20,9 Finnland 19,5 Litauen 19,1 Spanien 18,6 Estland 17,8 Vereinigtes Königreich 16,2 Lettland 16,0 Irland 15,9 Österreich 15,8 Portugal 15,7 Niederlande 15,5 Kroatien 15,0 Malta 14,8 Frankreich 14,4 Ungarn 14,3 Slowenien 14,3 Luxemburg 13,6 Deutschland 13,4 Slowakei 13,2 Belgien 12,2 Polen 12,2 Tschechische Republik 11,3 Italien 11,2 Bulgarien 10,8 Griechenland 10,6 Rumänien 6,2 EU 14,2 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018 33
3 Qualifikation und Verdienste 3.1 Qualifikation der Erwerbsbevölkerung Deutschland In Deutschland ist der überwiegende Teil der Erwerbsbevölkerung Das Bildungsniveau steigt gut oder sehr gut ausgebildet. Von den Erwerbspersonen (Erwerbs- In den letzten zehn Jahren ist der Anteil der Erwerbspersonen mit tätige und Erwerbslose) von 20 bis 64 Jahren verfügten 2017 mehr hohen Bildungsabschlüssen um rund vier Prozentpunkte gestiegen. als ein Viertel (29 %) über einen hohen Bildungsabschluss. 59 % Zudem nimmt die Bedeutung von Berufen mit einem hohen Anforde- der Erwerbspersonen hatten 2017 einen mittleren und 11 % einen rungsniveau, die spezialisierte Kenntnisse im jeweiligen Fachgebiet niedrigen Abschluss. voraussetzen, auf dem Arbeitsmarkt immer mehr zu. Frauen holen auf Der Anteil der weiblichen Erwerbspersonen im Alter von 20 bis 64 Jahren mit Hochschul- oder vergleichbarem Bildungsabschluss stieg zwischen 2007 und 2017 von 22 auf 27 %. Bei den männlichen Erwerbspersonen erhöhte sich der Anteil im gleichen Zeitraum von 27 auf 31 %. Die Differenzierung nach Altersklassen zeigt, dass Frau- en in jüngeren Jahrgängen ihre männlichen Altersgenossen überholt haben: 2017 hatten von den 20- bis 34-jährigen Frauen 29 % einen hohen Bildungsabschluss, von den gleichaltrigen Männern waren es nur 25 %. Immer weniger Geringqualifizierte Im zurückliegenden Zehnjahreszeitraum hat sich der Anteil der Ge- ringqualifizierten von 20 bis 64 Jahren um fast drei Prozentpunkte reduziert. Bei weiblichen Arbeitskräften verringerte sich der Anteil von 15 auf 11 %, bei den Männern von 13 auf 12 %. 34 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Qualifikation der 20- bis 64-jährigen Die Qualifikation wird nach der Internationalen Erwerbspersonen in Deutschland Standardklassifikation für das Bildungswesen nach Bildungsniveau, in % (ISCED) eingestuft. Dabei werden Gering-, Mittel- und Hochqualifizierte unterschieden. 2017 2007 Berücksichtigt wird der höchste staatlich aner- kannte Bildungsabschluss. Geringqualifizierte Personen haben keinen formalen Berufsabschluss. Sie haben höchstens 62 63 einen Real- oder Hauptschulabschluss und / oder 27 Frauen 22 wurden in einem Betrieb angelernt. 11 15 Personen mit einem mittleren Abschluss haben zum Beispiel die allgemeine Hochschulreife oder eine Berufsausbildung bzw. eine Berufsfach schule abgeschlossen. Hochqualifizierte verfügen über sogenannte tertiäre Abschlüsse einer Hochschule oder Fach- 57 60 schule (Bachelor, Master, Diplom, Promotion, 31 Männer 27 Meister oder Techniker). 12 13 Gering Mittel Hoch Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018 35
3 Qualifikation und Verdienste 3.1 Qualifikation der Erwerbsbevölkerung Europäische Union Das Qualifikationsniveau der Erwerbsbevölkerung ist in der EU in Qualifikation der 20- bis 64-jährigen den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Hatten 2007 rund 26 % Erwerbspersonen in der EU der Erwerbspersonen einen hohen Bildungsabschluss, waren es nach Bildungsniveau, in % 2017 bereits 34 %. Die EU-weit höchste Quote erreichte Irland mit 48 %. In sieben weiteren EU-Staaten lag der Anteil ebenfalls bereits 2017 2007 über 40 %. Auch in Deutschland erreichte der Anteil der hochqualifizierten Er- werbspersonen 2017 einen neuen Höchststand. Mit 29 % lag die Quote aber weiterhin unter dem EU-Durchschnitt. Dabei ist zu be- rücksichtigen, dass in Deutschland die – nicht als hochqualifiziert 46 38 49 29 geltende – berufliche (duale) Ausbildung eine größere Rolle spielt 16 Frauen 22 als in vielen anderen EU-Staaten. Bildungsvorsprung der Frauen wird größer Frauen haben in den vergangenen Jahren ihren Bildungsvorsprung gegenüber den Männern ausgebaut. Sie verfügten 2017 im EU- Durchschnitt deutlich häufiger über einen Hochschul- oder vergleich- baren Abschluss (38 %) als Männer (30 %). Deutschland war das ein- zige EU-Land, in dem unter den 20- bis 64-jährigen Erwerbspersonen 49 30 51 anteilig noch deutlich mehr Männer (31 %) als Frauen (27 %) einen 20 Männer 25 24 hohen Bildungsabschluss besaßen. Gering Mittel Hoch 36 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Hochqualifizierte in der EU 2017 Anteil an den 20- bis 64-jährigen Erwerbspersonen, in % Irland 48 Zypern 46 Belgien 45 Vereinigtes Königreich 45 Finnland 44 Litauen 43 Schweden 41 Estland 40 Spanien 39 Frankreich 39 Niederlande 39 Dänemark 38 Luxemburg 36 Slowenien 36 Lettland 36 Österreich 35 Griechenland 34 Polen 34 Bulgarien 31 Deutschland 29 Malta 29 Kroatien 28 Portugal 26 Ungarn 25 Tschechische Republik 24 Slowakei 24 Italien 21 Rumänien 21 EU 34 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018 37
3 Qualifikation und Verdienste 3.2 Bildung und Weiterbildung Deutschland Der technische Fortschritt macht die Arbeitswelt komplexer und Teilnahme an Bildung und Weiterbildung in Deutschland 2017 fordert kontinuierliche Weiterbildung. Die Teilnahme der Erwerbs- Anteil der 25- bis 64-jährigen Erwerbstätigen, in % personen an Bildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen hat sich in Deutschland in den vergangenen Jahren jedoch kaum verändert. Erwerbstätige gesamt 8 Frauen 8 Frauen und Männer bilden sich gleich häufig fort 2017 hatten rund 8 % der 25- bis 64-jährigen Erwerbspersonen in Männer 8 den vier Wochen vor der Befragung an einer Bildungs- oder Weiter Unternehmen > 10 Beschäftigte 8 bildungsmaßnahme teilgenommen. Frauen und Männer bildeten sich gleich häufig fort. Während die Quote bei Erwerbstätigen nahe- Unternehmen ≤ 10 Beschäftigte 6 zu konstant bei rund 8 % blieb, nutzten erwerbslose Personen das Erziehung und Unterricht 16 Weiterbildungsangebot 2017 etwas häufiger (8 %) als 2007 (5 %). Gesundheits- und Sozialwesen 13 Hohes Bildungsniveau fördert Weiterbildungsteilnahme Land-/ Forstwirtschaft, Fischerei 5 Einen deutlichen Unterschied macht der bereits bestehende Baugewerbe 4 Bildungshintergrund der 25- bis 64-jährigen Erwerbspersonen aus. Personen mit einem niedrigen Bildungsabschluss (Real-, Hauptschul- befristet beschäftigt 25 abschluss, Anlernausbildung) hatten sich 2017 nur zu 5 % in den unbefristet beschäftigt 7 vier Wochen vor der Befragung weitergebildet. Dagegen nahmen 7 % mit mittlerem Bildungsniveau (allgemeine Hochschulreife, Berufs- teilzeitbeschäftigt 10 ausbildung bzw. Berufsfachschulabschluss) und fast doppelt so vollzeitbeschäftigt 7 viele Hochqualifizierte (13 %) an Bildungs- oder Weiterbildungsmaß nahmen teil. 38 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Befristet Beschäftigte nutzen öfter Fortbildungsangebote Der Anteil der Personen, die an Bildungs- oder Die Art des Arbeitsvertrags hat ebenso einen hohen Einfluss darauf, Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen, wird ob und wie häufig Beschäftigte an Fortbildungen teilnehmen. Befris- auf alle Erwerbspersonen im Alter von 25 bis 64 tet Beschäftigte müssen sich häufiger auf ein neues Arbeitsgebiet Jahren bezogen. Gefragt wird nach einer Teil einstellen und haben dadurch einen höheren Fortbildungsbedarf: nahme in den vier Wochen vor der Befragung, So nutzte jede bzw. jeder vierte befristet Beschäftigte (25 %) ein unabhängig von der Anzahl und Dauer der be berufliches oder privates Weiterbildungsangebot, aber nicht ein- suchten Veranstaltungen. mal jede zehnte Person mit einer Festanstellung (8 %). Erwerbstä- tige in Teilzeit bildeten sich zudem häufiger fort (10 %) als Vollzeit Als Weiterbildung gelten formale Bildungs- beschäftigte (7 %). gänge zum Erwerb eines anerkannten Bildungs- abschlusses, eine Umschulung oder berufliche Unternehmensgröße wirkt sich auf Weiterbildung aus Fortbildung. Außerdem werden Lehrveranstaltun- Je größer ein Unternehmen, umso mehr Möglichkeiten zur Aus- gen der nicht-formalen Weiterbildung einbezo- und Weiterbildung gibt es. 2017 haben Erwerbstätige in Betrieben gen, die dem Erwerb oder der Erweiterung eige- mit mehr als zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern etwas öfter an ner Fähigkeiten und Kenntnisse auch für private Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen (8 %) als Be- Zwecke dienen und nicht zu einem allgemein an- schäftigte in kleineren Betrieben (6 %). erkannten Abschluss führen. Branchenspezifische Unterschiede In bestimmten Wirtschaftszweigen war die Teilnahme an Bildung und Weiterbildung fester etabliert als in anderen. In Deutschland galt dies 2017 vor allem für die Branchen „Erziehung und Unterricht“ (16 %) sowie „Gesundheits- und Sozialwesen“ (13 %). Wesentlich geringer war die Teilnahme im „Baugewerbe“ (4 %). Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018 39
3 Qualifikation und Verdienste 3.2 Bildung und Weiterbildung Europäische Union Weiterbildung während des Arbeitslebens ist vor allem in Skandina Teilnahme an Bildung und Weiterbildung in der EU 2017 vien für viele eine Selbstverständlichkeit. 2017 gaben in Dänemark, Anteil der 25- bis 64-jährigen Erwerbstätigen, in % Finnland und Schweden jeweils rund 30 % der 25- bis 64-jährigen Erwerbspersonen an, in den vier Wochen vor der Befragung an einer Erwerbstätige gesamt 12 Aus- oder Weiterbildung teilgenommen zu haben. Frauen 13 Teilnahmequote in Deutschland unter EU-Durchschnitt Männer 10 In Deutschland wurden Weiterbildungsangebote deutlich seltener ge Unternehmen > 10 Beschäftigte 13 nutzt. 2017 lag die Teilnahmequote unter den Erwerbspersonen nur bei 8 %. Im EU-Durchschnitt gaben 12 % an, unlängst eine Schulung Unternehmen ≤ 10 Beschäftigte 10 besucht zu haben. Erwerbslose (10 %) bildeten sich dabei im Durch Erziehung und Unterricht 20 schnitt etwas seltener fort als Erwerbstätige (12 %). Gesundheits- und Sozialwesen 19 Mehr Frauen als Männer Verarbeitendes Gewerbe 8 Unter den Erwerbstätigen unterschieden sich die Aus- und Weiter Land-/ Forstwirtschaft, Fischerei 4 bildungsquoten je nach Geschlecht, Vertragsart oder Unternehmens größe. EU-weit nahmen Frauen (13 %) häufiger als Männer (10 %) befristet beschäftigt 16 teil, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit befristeten Verträgen unbefristet beschäftigt 12 waren mit 16 % häufiger dabei als unbefristet Angestellte (12 %). teilzeitbeschäftigt 14 Hohe Weiterbildungsquote in sozialen Berufen vollzeitbeschäftigt 12 Vor allem im sozialen Bereich sind Weiterbildungen überdurch- schnittlich häufig. Im Bereich „Erziehung und Unterricht“ nahmen 2017 EU-weit 20 % der Erwerbstätigen an Weiterbildungen teil, im „Gesundheits- und Sozialwesen“ waren es 19 %. 40 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Teilnahme an Bildung und Weiterbildung in der EU 2017 Anteil der 25- bis 64-jährigen Erwerbstätigen, in % Schweden 29,3 Finnland 28,9 Dänemark 27,3 Frankreich 20,7 Niederlande 20,7 Luxemburg 19,1 Estland 18,6 Österreich 16,4 Vereinigtes Königreich 15,7 Slowenien 13,3 Malta 12,2 Tschechische Republik 10,7 Portugal 9,9 Spanien 9,8 Belgien 8,6 Italien 8,5 Irland 8,3 Lettland 8,0 Deutschland 7,9 Zypern 7,1 Ungarn 7,0 Litauen 6,5 Polen 4,5 Griechenland 4,4 Slowakei 3,6 Kroatien 1,8 Bulgarien 1,6 Rumänien 0,9 EU 11,6 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018 41
3 Qualifikation und Verdienste 3.3 Gender Pay Gap Deutschland Trotz eines stärkeren Bewusstseins für die Gleichstellung von Frauen Der Gender Pay Gap zeigt die prozentuale und Männern in einer modernen Erwerbsgesellschaft gibt es immer Differenz zwischen Bruttostundenverdiensten von noch deutliche Unterschiede bei den Stundenlöhnen. Der Verdienst- Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im Ver- unterschied zwischen beschäftigten Männern und Frauen, der soge- hältnis zum Bruttostundenverdienst der Männer. nannte Gender Pay Gap, lag 2017 in Deutschland bei rund 21 %. Dieser Verdienstunterschied wird als unberei- nigter Gender Pay Gap bezeichnet, im Gegensatz Frauen verdienen immer noch deutlich weniger als Männer zum bereinigten Gender Pay Gap, der von ver- Frauen verdienten mit durchschnittlich 16,59 Euro brutto je Stunde gleichbaren Berufen, Tätigkeiten und äquivalen- wesentlich weniger als Männer (21,00 Euro). Gegenüber den Vorjah- ten Bildungsabschlüssen bei Männern und Frau- ren ist der Unterschied nahezu unverändert geblieben. Die Verringe- en ausgeht. Die zur Berechnung des Gender Pay rung der Lohnunterschiede ist jedoch ein entscheidender Faktor auf Gaps zugrunde liegenden Daten werden auf der dem Weg zur Gleichstellung. Die Bundesregierung verfolgt daher in Basis der Verdienststrukturerhebung erhoben. ihrer Nachhaltigkeitsstrategie das Ziel, bis zum Jahr 2020 den Ver- dienstabstand auf 10 % zu reduzieren. Strukturelle Unterschiede in der Beschäftigung Der vorliegende Vergleich beruht auf dem unbereinigten Gender Durchschnittlicher Bruttoverdienst Pay Gap, das heißt, die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und in Deutschland 2017 Männern erklären sich zu großen Teilen aus strukturellen Unterschie- zur Berechnung des Gender Pay Gaps den. Frauen und Männer unterscheiden sich beispielsweise in ihren in Euro / Stunde 21,00 – 4,41 16,59 Erwerbsbiografien sowie in der Berufswahl. Dies führt häufig zu un- terschiedlichen Karriereverläufen. Darüber hinaus sind Frauen eher in Teilzeit und geringfügig beschäftigt als Männer. Vorläufiges Ergebnis Männer Frauen 42 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Höhe des Gender Pay Gaps ist branchenabhängig Unbereinigter Gender Pay Gap Wie auch schon in den Jahren zuvor war der Gender Pay Gap 2017 nach ausgewählten Wirtschaftszweigen in Deutschland 2017 je nach Branche unterschiedlich. Im Wirtschaftszweig „Kunst, Unter- in % haltung und Erholung“ verdienten Frauen fast ein Drittel weniger als Männer (32 %). Am zweitgrößten war der Verdienstunterschied in Kunst, Unterhaltung und Erholung 32 der Branche „Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Freiberufl., wissenschaftl. und techn. Dienstl. 31 Dienstleistungen“ (31 %), gefolgt von den „Finanz- und Versiche- Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 28 rungsdienstleistungen“ (28 %), dem „Verarbeitenden Gewerbe“ so- Verarbeitendes Gewerbe 25 wie dem Bereich „Information und Kommunikation“ (jeweils 25 %). Information und Kommunikation 25 Auch im „Gesundheits- und Sozialwesen“, wo traditionell Frauen Handel, Instandhaltung, Reparatur von Kfz 24 stärker vertreten sind als Männer, waren die Verdienstunterschiede Energieversorgung 21 mit 20 % hoch. Gesundheits- und Sozialwesen 20 Geringe Unterschiede in männerdominierten Branchen Baugewerbe 13 In Branchen, in denen nur wenige Frauen beschäftigt waren, war der Grundstücks- und Wohnungswesen 13 Gender Pay Gap sehr gering. Hierzu gehörten die Bereiche „Wasser- Erziehung und Unterricht 13 versorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Gastgewerbe 7 Umweltverschmutzungen“ (5 %) sowie „Bergbau und Gewinnung von Verkehr und Lagerei 6 Steinen und Erden“ (3 %). In keinem Wirtschaftszweig verdienten Wasserversorgung, Entsorgung 5 Frauen mehr als Männer. Bergbau, Gewinnung von Steinen und Erden 3 Insges. 21 Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018 43
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