Arbeitsmarkt auf einen Blick - Deutschland und Europa - Ausgabe 2018

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Arbeitsmarkt auf einen Blick - Deutschland und Europa - Ausgabe 2018
Arbeitsmarkt auf einen Blick
Deutschland und Europa

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Arbeitsmarkt auf einen Blick - Deutschland und Europa - Ausgabe 2018
Herausgeber                                             Fotorechte
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Jens Hoffmann                                           Seite 19 © andresr / E+ / Getty Images / 827959444
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Erschienen im November 2018                             Seite 37 © PeopleImages / E+ / Getty Images / 874811562
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© Statistisches Bundesamt (Destatis), Wiesbaden 2018
Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet.
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Inhalt

         Einleitung                                                                      5

         1      Erwerbsbeteiligung                                                       6

         2      Berufseinstieg und Neueinstellungen                                     22

         3      Qualifikation und Verdienste                                            34

         4      Arbeitsbedingungen                                                      50

         5      Übergang in den Ruhestand                                               66

         Verzeichnis der Datenquellen                                                   78

Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018        3
Arbeitsmarkt auf einen Blick - Deutschland und Europa - Ausgabe 2018
4   Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Arbeitsmarkt auf einen Blick - Deutschland und Europa - Ausgabe 2018
Einleitung

Das Geschehen auf dem Arbeitsmarkt spielt eine zentrale Rolle für                       Betrachtet werden zentrale Indikatoren des Arbeitsmarktes, die für
die Wirtschaft und Gesellschaft eines Landes. Erwerbstätigkeit ist                      ein Erwerbsleben bedeutsam sind, etwa die Erwerbsbeteiligung der
in der Regel die wichtigste Quelle zur Sicherung des Lebensunter-                       Bevölkerung, der Berufseinstieg junger Menschen, die Erwerbschan-
halts, zugleich ist sie von hoher Bedeutung für eine aktive Teilha-                     cen in Abhängigkeit von der Berufsqualifikation, die Arbeitsbedin-
be am g ­ esellschaftlichen Leben. Ein erfülltes Erwerbsleben ist für                   gungen sowie der Übergang in den Ruhestand.
viele Menschen eine wichtige Voraussetzung für Zufriedenheit und
                                                                                        Im Fokus steht die Situation im Jahr 2017, wobei die Entwicklung in
­Lebensqualität.
                                                                                        den Jahren zuvor berücksichtigt wird. Datengrundlage für die meisten
Diese Broschüre stellt die Situation am deutschen Arbeitsmarkt                          Indikatoren ist die Arbeitskräfteerhebung (Labour Force Survey), die
dar und vergleicht sie mit der Lage in den anderen Mitgliedstaaten                      in Deutschland in den Mikrozensus integriert ist und in allen Staaten
der Europäischen Union (EU):                                                            der EU in harmonisierter Form durchgeführt wird. Sie ermöglicht in-
– Wie entwickeln sich die Arbeitsmärkte in den EU-Mitgliedstaaten?                     ternationale Vergleiche in vielen Fragen der Erwerbsbeteiligung.
– Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es?
– Welche Länder heben sich in einzelnen Bereichen besonders
   hervor und welche haben Schwierigkeiten?

Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018                                                                        5
Arbeitsmarkt auf einen Blick - Deutschland und Europa - Ausgabe 2018
1     Erwerbsbeteiligung

1.1 Erwerbstätige
Deutschland

Die Anzahl der Erwerbstätigen in Deutschland ist in den vergangenen    Männer weiterhin öfter als Frauen erwerbstätig
Jahren deutlich gestiegen. Diese positive Entwicklung ist begründet    Männer im Alter von 20 bis 64 Jahren waren 2017 mit einer Quote
in einer stabilen deutschen Konjunktur, einer starken Zunahme der      von 83 % weiterhin häufiger erwerbstätig als Frauen (75 %). Dies gilt
Erwerbsbeteiligung vor allem von Frauen und älteren Menschen so-       vor allem in der mittleren Altersgruppe von 30 bis 44 Jahren sowie in
wie einem allgemeinen Strukturwandel hin zur Dienstleistungsgesell-    der älteren Altersgruppe von 55 bis 64 Jahren.
schaft. Von der europäischen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise, die
                                                                       Die Erwerbsbeteiligung von 20- bis 64-jährigen Frauen hat sich seit
im Jahr 2008 ihren Anfang nahm, blieb der deutsche Arbeitsmarkt
                                                                       2007 um rund neun Prozentpunkte erhöht und liegt nun fast auf dem
weitgehend unberührt.
                                                                       Niveau der Männer von vor zehn Jahren. Auch die Erwerbstätigen-
                                                                       quote von Männern stieg zwischen 2007 und 2017 deutlich um vier
Erwerbstätigenquote steigt auf Höchststand
                                                                       Prozentpunkte an.
2017 waren in Deutschland 39,4 Millionen Personen im Alter von
20 bis 64 Jahren erwerbstätig. Im Verhältnis zur Bevölkerung in die-
sem Alter entsprach das einer Erwerbstätigenquote von rund 79 %.
                                                                       Erwerbstätigenquote der 20- bis 64-Jährigen in Deutschland
2007 lag sie noch bei 73 %.
                                                                       in %

                                                                               75
                                                                       2017
                                                                               83
                                                                                                                                                   79
                                                                               67
                                                                       2007
                                                                               79
                                                                                                                                              73

                                                                              Frauen        Männer            Insgesamt

6                                                                     Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Arbeitsmarkt auf einen Blick - Deutschland und Europa - Ausgabe 2018
Die Erwerbstätigenquote wird der I­ nternational
    Labour Organization (ILO) zufolge definiert als
    der Anteil der Erwerbstätigen an der Gesamtbe-
    völkerung der gleichen Altersgruppe.

    Dabei werden alle Personen als erwerbstätig
    ­gezählt, die eine bezahlte Tätigkeit ausüben,
    ­unabhängig davon, ob diese in Vollzeit oder
    ­lediglich in einer Stunde pro Woche stattfindet.

Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018   7
Arbeitsmarkt auf einen Blick - Deutschland und Europa - Ausgabe 2018
1    Erwerbsbeteiligung

1.1 Erwerbstätige
Europäische Union

Die Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist im europäischen Ver-        Entwicklung der Erwerbstätigenquote der 20- bis 64-Jährigen
gleich sehr gut: Die Erwerbstätigenquote der 20- bis 64-­Jährigen       in %
                                                                                                                                                     79,2
erreichte 2017 mit 79 % den EU-weit zweithöchsten Wert nach                                                Deutschland
Schweden (82 %). In vielen EU-Staaten waren die Folgen der Finanz-       72,9
markt- und Wirtschaftskrise nach 2008 noch viele Jahre auf dem
­Arbeitsmarkt spürbar. Mittlerweile verzeichnen aber alle EU-­Staaten                                                                                72,1
                                                                         69,8
 wieder ein wachsendes Bruttoinlandsprodukt. Die Folgen dieser                                             EU
 wirtschaftlichen Erholung zeigen sich auch auf dem Arbeitsmarkt:
 Selbst besonders stark von der Krise betroffene Länder wie Griechen-
 land, Italien, Kroatien und Spanien verzeichnen wieder steigende
 ­Erwerbstätigenquoten.

Frauenerwerbstätigkeit: Der Abstand zu den Männern bleibt
Frauen sind in allen EU-Staaten seltener auf dem Arbeitsmarkt ver­
                                                                        2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
treten als Männer. Im EU-Durchschnitt gingen 2017 rund 78 % der
Männer, aber nur 66 % der Frauen einer Arbeit nach. Am häufigsten
berufstätig waren die Frauen in Schweden (80 %), gefolgt von Litauen
(76 %). Deutschland lag mit 75 % an dritter Position.

8                                                                      Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Arbeitsmarkt auf einen Blick - Deutschland und Europa - Ausgabe 2018
Erwerbstätigenquote von Frauen                              Schweden                                                         80           84
und Männern in der EU 2017                                  Litauen                                                     76        76
                                                            Deutschland                                                75                 83
20- bis 64-Jährige, in %
                                                            Estland                                                    75               82
                                                            Dänemark                                                  74               80
    Frauen         Männer                                   Vereinigtes Königreich                                   73                   83
                                                            Niederlande                                              73                   83
                                                            Lettland                                                 73            77
                                                            Finnland                                                72            76
                                                            Österreich                                             71                79
                                                            Tschechische Republik                                  71                          86
                                                            Portugal                                              70             77
                                                            Slowenien                                             70             77
                                                            Luxemburg                                        67               75
                                                            Bulgarien                                        67               75
                                                            Irland                                           67                    79
                                                            Frankreich                                       67               75
                                                            Zypern                                          66                  76
                                                            Ungarn                                          66                       81
                                                            Slowakei                                       65                    77
                                                            Polen                                         64                      78
                                                            Belgien                                       64                 73
                                                            Malta                                    61                                    85
                                                            Rumänien                               60                             77
                                                            Spanien                                60                    71
                                                            Kroatien                              58                   69
                                                            Italien                          52                           72
                                                            Griechenland                48                            68
                                                                                                            66        EU     78

Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018                                                          9
Arbeitsmarkt auf einen Blick - Deutschland und Europa - Ausgabe 2018
1     Erwerbsbeteiligung

1.2 Erwerbslose
Deutschland

Die Zahl der Erwerbslosen in der Altersgruppe von 15 bis 74 ­Jahren   Entwicklung der Erwerbslosenquote
fiel 2017 in Deutschland auf den tiefsten Stand seit der Wieder­      der 15- bis 74-Jährigen in Deutschland
vereinigung. Nur 1,6 Millionen Menschen waren erwerbslos. Das         in %
entsprach einer Erwerbslosenquote von 3,8 %. Der Anteil hat sich       8,8
damit seit 2007 mehr als halbiert. Die 2008 einsetzende europäi-
sche ­Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise machte sich nur kurzzeitig     8,6
in 2009 bei den Männern bemerkbar. Im weiteren Verlauf hat sich
die Krise jedoch kaum auf die Erwerbslosenquote in Deutschland
                                                                                                                 Männer
­ausgewirkt.
                                                                                                                 Frauen                             4,1
Frauen sind etwas seltener erwerbslos als Männer
Frauen und Männer in Deutschland haben in ähnlichem Maße von
der guten Beschäftigungsentwicklung profitiert. Die Erwerbslosen-                                                                                   3,3
quote von Frauen lag 2017 mit 3,3 % unter der von Männern (4,1 %).
Das entsprach rund 0,7 Millionen erwerbslosen Frauen und knapp
1,0 Millionen erwerbslosen Männern.
                                                                      2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

10                                                                   Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Niedrige Erwerbslosigkeit bei hohem Bildungsabschluss                                   Nach dem Konzept der International Labour
Auf dem Arbeitsmarkt gilt: je höher der Bildungsabschluss, desto ge-                    Organization (ILO) ist die E­ rwerbslosenquote der
ringer das Risiko der Erwerbslosigkeit. Dieser Zusammenhang ist in                      Anteil der Erwerbslosen an der Erwerbsbevölke-
den vergangenen Jahren immer deutlicher geworden, für ­Männer in                        rung der gleichen Altersgruppe. Als erwerbslos
noch stärkerem Maße als für Frauen. So lag 2017 die Erwerbslosen­                       gilt, wer im betreffenden Zeitraum nicht erwerbs-
quote der Männer mit geringer Quali­fikation (Real- oder Hauptschul-                    tätig war, aber nach eigener Auskunft in den letz-
abschluss bzw. Anlernausbildung oder berufliches Praktikum) bei                         ten vier W
                                                                                                 ­ ochen ­vor der Befragung aktiv nach
10,7 %. Unter den Hochqualifizierten (Meister, Techniker, Hoch-                         ­einer Tätigkeit gesucht hat und eine neue Arbeit
schulabsolventen und ähnliche Abschlüsse) betrug sie hingegen nur                       innerhalb von zwei Wochen aufnehmen ­könnte.
2,0 %. Bei den Frauen lag die Erwerbs­losenquote der Geringqualifi-
zierten bei 8,0 %, unter den Hochquali­fizierten dagegen ebenso bei                     Eine offizielle Registrierung bei den ­Behörden
nur 2,0 %.                                                                              ist für die Be­stimmung der E
                                                                                                                    ­ rwerbslosenquote
                                                                                        nicht relevant. Die Erwerbs­losenquote ist da-
Langzeiterwerbslos: Wenn die Jobsuche mehr als ein Jahr dauert                          her auch nicht vergleichbar mit der von der
Wer einmal erwerbslos ist, hat es häufig schwer, wieder eine Be-                        Bundesagentur für Arbeit (BA) veröffentlichten
schäftigung zu finden. 2007 waren 57 % der Erwerbslosen von Lang-                       Arbeitslosen­quote, die nur die registrierten
zeiterwerbslosigkeit betroffen, also seit mindestens zwölf Monaten                      Arbeitslosen enthält.
ohne Arbeit. Doch die gute Konjunktur und Programme zum Abbau                           Die Erwerbspersonen setzen sich zusammen aus
von Langzeitarbeitslosigkeit ließen den Anteil in den vergangenen                       Erwerbstätigen und E
                                                                                                           ­ rwerbslosen.
Jahren sukzessive sinken: 2017 waren es nur noch 42 %.

Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018                                                     11
1     Erwerbsbeteiligung

1.2 Erwerbslose
Europäische Union

Deutschland hatte 2017 mit 3,8 % die zweitniedrigste Erwerbslosen­     45 % von Langzeiterwerbslosigkeit betroffen
quote der EU nach der Tschechischen Republik (2,9 %). Schwierig        Von den rund 19 Millionen Erwerbslosen in der EU suchte 2017 fast
war die Arbeits­suche nach wie vor in Südeuropa. Dort liegen die Er-   die Hälfte (45 %) bereits seit mehr als einem Jahr einen neuen Job.
werbslosenquoten seit mehreren Jahren im zweistelligen Bereich. So     Mit zunehmendem Alter wird es dabei immer schwieriger, nach dem
waren 2017 in Griechenland rund 21,5 % der 15- bis 74-jährigen Er-     Verlust eines Arbeitsplatzes beruflich wieder neu Fuß zu fassen. So
werbspersonen ohne Job, in Spanien 17,2 %. Der EU-Durchschnitt lag     waren im EU-Durchschnitt 63 % der 60- bis 64-jährigen Erwerbslosen
bei 7,6 %. Damit hatten 2017 in der EU insgesamt rund 19 ­Millionen    langzeiterwerbslos.
Menschen keine Arbeit. Dank der besseren Konjunktur wächst die
Zahl der ­Arbeitsplätze seit einigen Jahren wieder. Auf dem Höhe-
punkt der Arbeitsmarktkrise im Jahr 2013 waren EU-weit rund 26,1       Langzeiterwerbslose in der EU 2017
Millionen P­ ersonen erwerbslos.                                       in % der Erwerbslosen einer Altersgruppe

Schwierige Arbeitssuche für Berufsneulinge                             20 – 24 Jahre   33
In einigen EU-Staaten bleibt die Arbeitsplatzsuche auch für Be-        25 – 29 Jahre   39
rufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger ein schwieriges Unter­        30 – 34 Jahre   44
fangen. Die EU-weite Erwerbslosenquote der 15- bis 24-­Jährigen lag    35 – 39 Jahre   47
2017 bei 16,8 % und war damit mehr als doppelt so hoch wie der         40 – 44 Jahre   50
Durchschnitt über alle Altersgruppen (7,6 %). Auch Geringqualifi-      45 – 49 Jahre   53
zierte (14,8 %) und Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit
                                                                       50 – 54 Jahre   56
(12,4 %) verzeichneten überdurchschnittliche Erwerbslosenquoten.
                                                                       55 – 59 Jahre   60
                                                                       60 – 64 Jahre   63

12                                                                    Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Erwerbslosenquote in der EU 2017
                                                                                        in % der 15- bis 74-jährigen Erwerbspersonen

                                                                                        Insgesamt               7,6
                                                                                        15- bis 24-Jährige     16,8
                                                                                        Geringqualifizierte 14,8
                                                                                        Ausländer /-innen      12,4

                                                                                           unter 4,5
                                                                                           4,5 bis unter 6,5
                                                                                           6,5 bis unter 8,5
                                                                                           8,5 bis unter 10,5
                                                                                           10,5 und mehr

Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018                                                  13
1     Erwerbsbeteiligung

1.3 Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial
Deutschland

Trotz der günstigen Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt          1,6 Millionen Menschen suchen aktiv nach Arbeit
bleibt ein erhebliches Potenzial an Arbeitskräften un­genutzt. Im       Unter den 1,6 Millionen Erwerbslosen waren mit 59 % wesentlich
Jahr 2017 wünschten sich in Deutschland knapp 5,1 ­Millionen Men-       mehr Männer als Frauen (41 %), die 2017 aktiv nach Arbeit suchten
schen im Alter von 15 bis 74 Jahren eine Arbeitsstelle oder mehr Ar-    und für diese auch kurzfristig bereitgestanden hätten.
beitsstunden. Neben insgesamt 2,4 Millionen Unterbeschäftigten
­setzte sich das ungenutzte Arbeitskräftepotenzial aus 1,6 ­Millionen   Eine Million in Stiller Reserve
 Erwerbs­losen und 1,0 Millionen Personen in Stiller ­Reserve zu-       Bei den Nichterwerbspersonen gab es zwar deutlich mehr Frauen als
 sammen. Das ungenutzte Arbeitskräftepotenzial machte 2017 in           Männer (10,8 Millionen gegenüber 8,1 Millionen), der Wunsch nach
 Deutschland insgesamt 11 % aller Erwerbspersonen und Personen          Arbeit war unter den Männern jedoch etwas ausgeprägter: So gehör-
 in Stiller Reserve aus.                                                ten 6 % der männlichen Nichterwerbspersonen zur Stillen Reserve,
                                                                        während es bei den weiblichen 5 % waren.
1,4 Millionen Teilzeitbeschäftigte wollen mehr arbeiten
Von den insgesamt 2,4 Millionen unterbeschäftigt Erwerbstätigen
übten rund 1,4 Millionen eine Teilzeit- und rund 1,1 Millionen eine
Vollzeittätigkeit aus. Dies entsprach einer Unterbeschäftigtenquote
von 3,5 % der Vollzeit- und 11,8 % der Teilzeitbeschäftigten.

14                                                                     Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Das ungenutzte Arbeitskräftepotenzial setzt sich        Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial in Deutschland 2017
    zusammen aus Unterbe­schäftigten, Erwerbslosen
                                                                                               62,1 Mill. Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren
    und Nichterwerbspersonen in Stiller Reserve.

    Unterbeschäftigte sind Erwerbstätige, die sich                              43,1 Mill. Erwerbspersonen                      19,0 Mill. Nichterwerbspersonen
    zusätzliche Arbeitsstunden wünschen und dafür
    auch zur Ver­fügung stehen.
                                                                 41,5 Mill. Erwerbstätige                 1,6 Mill. 1,0 Mill. in Stiller Reserve     17,9 Mill. sonstige
    Nichterwerbspersonen sind Personen, die weder                                                       Erwerbslose                                Nichterwerbspersonen
    erwerbstätig noch erwerbslos sind. Allerdings             39,1 Mill.           2,4 Mill.                            0,5 Mill.     0,5 Mill.
    finden sich darunter auch Personen der Stillen            sonstige         Unterbeschäftigte                       suchend,      verfügbar,    1,3 Mill.   16,7 Mill.
    Reserve, die eine gewisse Arbeitsmarktnähe auf-            Erwerbs-                                                aber nicht    aber nicht       mit        ohne
                                                                tätige                                                 verfügbar      suchend       Arbeits-    Arbeits-
    weisen: Zum einen sind dies Personen, die zwar                           1,1 Mill.      1,4 Mill.                                              wunsch       wunsch
    Arbeit suchen, aber im Unterschied zu Erwerbs-                           Vollzeit       Teilzeit
    losen kurzfristig ­keine Arbeit aufnehmen können.
                                                                                 ungenutztes Arbeitskräftepotenzial: 5,1 Mill. Personen
    Zum anderen sind dies Personen, die sich gene-
    rell Arbeit wünschen und für diese auch verfüg-
    bar wären, aber – auch hier im Unterschied zu
    ­Erwerbslosen – in den letzten vier ­Wochen nicht
    danach ­gesucht haben.

Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018                                                                                      15
1     Erwerbsbeteiligung

1.3 Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial
Europäische Union

Insgesamt suchten 2017 in der Europäischen Union rund 47 Milli-          Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial in Südeuropa weiter hoch
onen Menschen zwischen 15 und 74 Jahren eine Arbeit bzw. woll-           Vor allem in Südeuropa ist der Wunsch nach einer Arbeitsstelle bzw.
ten mehr Stunden arbeiten als bisher. Dazu zählten 19 Millionen Er-      mehr Arbeitsstunden aber unverändert hoch: So lag das ungenutz-
werbslose, 9 Millionen Unterbeschäftigte in Teilzeit und 9 ­Millionen    te Arbeitskräftepotenzial 2017 in Griechenland bei 32 %, in Portugal
Unterbeschäftigte in Vollzeit. Die Stille Reserve umfasste ­weitere      und Zypern bei jeweils 31 % und in Spanien bei 30 %. In Deutschland
11 Millionen Menschen. Damit wurde 2017 EU-weit fast ein Fünf-           suchten 2017 rund 5,1 Millionen Menschen Arbeit bzw. wünschten
tel (18 %) des gesamten Arbeitskräftepotenzials (als Summe aus           sich mehr Stunden in ihrer bestehenden Arbeit. Das entsprach rund
­Erwerbspersonen und Stiller Reserve) nicht ausgeschöpft.                11 % des gesamten Arbeitskräftepotenzials und war dank der guten
                                                                         Beschäftigungslage einer der niedrigsten Anteile in der EU.
Leichter Rückgang gegenüber Vorjahr
Da die Nachwirkungen der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise auf
dem europäischen Arbeitsmarkt langsam abklingen und die Zahl             Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial in der EU 2017
der Arbeitsplätze netto wieder wächst, hat sich das ungenutzte Ar-       15- bis 74-Jährige, in Millionen
beitskräftepotenzial 2017 gegenüber dem Vorjahr verringert. 2016
wünschten sich in der EU noch 51 Millionen Menschen (mehr) ­Arbeit.
Der Rückgang zwischen 2016 und 2017 begründet sich vor allem
durch den Abbau von Erwerbslosigkeit (− 2,2 Millionen Personen
bzw. – 10 %). Die Stille Reserve verringerte sich innerhalb des Jahres
um 635 000 Personen bzw. 6 %.
                                                                           19                    11                     9                    9

                                                                         Erwerbslose         Stille Reserve     Unterbeschäftigte    Unterbeschäftigte
                                                                                                                    in Teilzeit         in Vollzeit

16                                                                      Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial in der EU 2017
15- bis 74-Jährige, in % aller Erwerbspersonen und der Stillen Reserve

Griechenland             32
Portugal                 31
Zypern                   31
Spanien                  30
Frankreich               27
Slowenien                26
Italien                  24
Kroatien                 23
Finnland                 23
Lettland                 22
Irland                   20
Belgien                  19
Vereinigtes Königreich   15
Dänemark                 15
Niederlande              15
Österreich               15
Schweden                 14
Luxemburg                14
Polen                    13
Malta                    12
Slowakei                 12
Bulgarien                12
Deutschland              11
Estland                  11
Rumänien                 11
Litauen                  11
Ungarn                    8
Tschechische Republik     4                                                   EU 18

Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018   17
1     Erwerbsbeteiligung

1.4 Ausländische Erwerbstätige
Deutschland

Die Bedeutung ausländischer Arbeitskräfte für den deutschen Ar-        Vorwiegend jüngere ausländische Männer erwerbstätig
beitsmarkt nimmt weiter zu. Die Zahl der Erwerbstätigen im Alter von   Während die Geschlechterverteilung bei deutschen Erwerbstätigen
20 bis 64 Jahren mit einer ausländischen Staatsbürgerschaft hat sich   2017 relativ ausgeglichen war (52 % Männer und 48 % Frauen), wa-
in Deutschland in den Jahren 2007 bis 2017 um 48 % auf 4,5 Millio-     ren 60 % der ausländischen Arbeitskräfte Männer und lediglich 40 %
nen erhöht. Ihr Anteil an allen Erwerbstätigen lag 2017 bei 11,5 %.    Frauen.
                                                                       Die ausländischen Erwerbstätigen sind zudem im Durchschnitt we-
Arbeitskräfteanstieg aus dem EU-Ausland
                                                                       sentlich jünger als die inländischen. Fast zwei Drittel (65 %) aller
Durch die Freizügigkeit innerhalb der Europäischen Union können
                                                                       ausländischen Arbeitskräfte waren unter 45 Jahre alt, der Anteil der
EU-Bürgerinnen und EU-Bürger in allen Mitgliedstaaten ohne Ein-
                                                                       jüngeren inländischen Arbeitskräfte lag dagegen nur bei knapp der
schränkung arbeiten. 2017 waren in Deutschland rund 2,4 Millio-
                                                                       Hälfte der Erwerbstätigen (49 %).
nen Erwerbstätige aus dem EU-Ausland tätig. Das waren 60 % mehr
als im Jahr 2007 (1,5 Millionen) und machte 6,0 % aller Erwerbstäti-
gen 2017 aus.
Die Zahl der Arbeitskräfte aus dem Nicht-EU-Ausland war mit rund
2,2 Millionen bzw. 5,5 % der Erwerbstätigen ähnlich hoch wie der­
jenigen aus dem EU-Ausland. Ihre Anzahl ist jedoch seit 2007 (1,6
Millionen) um 36 % und damit weniger stark gestiegen.

18                                                                    Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Erwerbstätige nach Staatsangehörigkeit
                                                                                        in Deutschland 2017
                                                                                        in % der 20- bis 64-Jährigen

                                                                                              Nicht-EU-Ausland

                                                                                        EU-Ausland          5,5
                                                                                                     6,0

                                                                                                             Insgesamt
                                                                                                           39,4 Millionen

                                                                                                                        88,5
                                                                                                                               Deutschland

Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018                                                  19
1     Erwerbsbeteiligung

1.4 Ausländische Erwerbstätige
Europäische Union

Auch auf dem europäischen Arbeitsmarkt wächst die Bedeutung aus-       Großes Arbeitsangebot in Deutschland
ländischer Arbeitskräfte. Hatten 2007 im EU-Durchschnitt 6 % ­aller    Von den EU-weit insgesamt 17,5 Millionen Erwerbstätigen mit
Erwerbstätigen einen ausländischen Pass, waren es 2017 bereits         ausländischem Pass arbeiteten 4,5 Millionen in Deutschland. Auch
8 %. Die EU-weite Gesamtzahl der ausländischen Beschäftigten stieg     das Vereinigte Königreich (3,5 Millionen), Italien (2,4 ­Millionen) und
zwischen 2007 und 2017 von 13,1 auf 17,5 Millionen.                    Spanien (2,0 Millionen) waren große Arbeitsmärkte für ausländische
                                                                       Erwerbstätige. Ihr Anteil war in Luxemburg besonders hoch: Dort
Arbeitnehmerfreizügigkeit wird zunehmend genutzt                       ­hatte 2017 mehr als die Hälfte (54 %) a
                                                                                                              ­ ller ­Erwerbstätigen einen aus-
Arbeiteten 2007 rund 5,4 Millionen EU-Bürgerinnen und EU-Bürger         ländischen Pass. In Deutschland lag der ­Anteil mit 12 % ebenfalls
in einem anderen EU-Land, waren es 2017 bereits 8,8 Millionen. Das      über dem EU-­Durchschnitt.
entspricht einem Anstieg um 61 %. Die EU-weite Zahl der Erwerbstä-
tigen aus Staaten außerhalb der Europäischen Union erhöhte sich im
gleichen Zeitraum um 14 % von 7,6 auf 8,7 Millionen.                   Altersstruktur der Erwerbstätigen in der EU 2017
                                                                       Anteile in %
Ausländische Erwerbstätige im Durchschnitt jünger
Ausländische Erwerbstätige sind durchschnittlich jünger als inländi-        Inländische                  Ausländische
                                                                         Staatsbürgerschaft           Staatsbürgerschaft
sche. Im EU-Durchschnitt waren 2017 rund 69 % aller ausländischen
Erwerbstätigen jünger als 45 Jahre, unter inländischen Erwerbstäti-
gen lag die Quote nur bei 54 %.                                                                       31
                                                                       46                                                              20 – 44 Jahre
                                                                                           54                                          45 – 64 Jahre

                                                                                                                       69

20                                                                    Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Erwerbstätige mit ausländischer Staatsangehörigkeit in der EU 2017
in % der 20- bis 64-jährigen Erwerbstätigen eines Landes

Luxemburg                53,5
Zypern                   20,0
Malta                    17,4
Irland                   16,1
Österreich               15,6
Estland                  14,1
Lettland                 11,7
Vereinigtes Königreich   11,6
Deutschland              11,5                                                           Die größten Arbeitsmärkte für Erwerbstätige
Spanien                  11,0                                                           mit ausländischer Staatsangehörigkeit in der EU 2017
Belgien                  10,8                                                           20- bis 64-Jährige, in Millionen
Italien                  10,6
Dänemark                  9,2
Schweden                  6,6
Frankreich                5,9
Griechenland              5,6
Niederlande               4,6
Slowenien                 4,4
Finnland                  3,3
Tschechische Republik
Portugal
                          2,5
                          2,4                                                             4,5           3,5                                          3,5
Litauen
Ungarn
                          0,6
                          0,5
                                                                                                                     2,4       2,0       1,6
Polen                     0,5
Slowakei                  0,3
Kroatien                  0,2
Bulgarien                 0,2
Rumänien                  0,1                        EU 8,0                              Deutschland   Vereinigtes   Italien   Spanien Frankreich     andere
                                                                                                       Königreich                                   EU-Staaten

Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018                                                                        21
2     Berufseinstieg und Neueinstellungen

2.1 Junge Menschen auf dem Arbeitsmarkt
Deutschland

Ein wichtiger Schritt im Leben junger Menschen ist der Übergang von    Über die Hälfte ist schon in der Ausbildungszeit erwerbstätig
der Ausbildung ins Arbeitsleben. Dabei hat sich die Ausbildungs-       Viele junge Menschen kombinieren Ausbildung und Erwerbstätigkeit,
zeit in Deutschland – trotz Initiativen zur Verkürzung insbesondere    zum Beispiel in Form einer dualen Ausbildung oder als ­Studierende
an Gymnasien und weiterführenden Bildungseinrichtungen – in den        mit Nebentätigkeit. So waren 2017 von denjenigen, die sich noch
­vergangenen Jahren verlängert.                                        in Bildung oder Ausbildung befanden, mehr als die Hälfte (53 %)
                                                                       ­erwerbstätig. Auch die Erwerbstätigenquote der 20- bis 24-Jährigen
Späterer Berufseinstieg durch längere Ausbildungszeiten                 insgesamt stieg von 63 % im Jahr 2007 auf 65 % im Jahr 2017.
Waren 2007 in Deutschland noch 46 % der 20- bis 24-Jährigen in
Bildung bzw. Ausbildung, lag der Wert 2017 bei 54 %. Dabei waren       Viele junge Menschen sind befristet beschäftigt
junge Frauen mit rund 56 % etwas öfter in Bildung als junge Männer     Allerdings müssen viele junge Berufseinsteigerinnen und Berufs­
(53 %).                                                                einsteiger zunächst mit einem befristeten Arbeitsvertrag vorlieb-
                                                                       nehmen. So waren 2017 Jugendliche von 15 bis 24 Jahren zu 53 %
Anstieg höherer Bildungsabschlüsse                                     befristet beschäftigt, meistens mit einer Laufzeit von bis zu drei Jah-
Einer der Hauptgründe für diese Entwicklung ist das Streben nach       ren (82 %). Mehr als zwei Drittel der Befristeten (72 %) waren noch
höherer Qualifikation. Während 2007 noch 73 % der Erwerbsper­          in Ausbildung oder beruflicher Fortbildung. Weitere 6 % hatten ei-
sonen im Alter von 20 bis 24 Jahren einen mittleren Bildungsab-        nen Probezeit-­Arbeitsvertrag. 5 % gaben an, keinen permanenten
schluss (allgemeine Hochschulreife, Abschluss einer Lehre oder Be-     ­Arbeitsplatz zu finden.
rufsfachschule) oder einen hohen Bildungsabschluss (Hochschul-,
Fachschulabschluss oder Ähnliches) hatten, stieg ihr Anteil bis 2017
auf 78 %.

22                                                                    Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
20- bis 24-Jährige in Deutschland in Bildung oder Ausbildung
in %
                                                               54,7            54,3

 45,6

         43,5

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018   23
2     Berufseinstieg und Neueinstellungen

2.1 Junge Menschen auf dem Arbeitsmarkt
Europäische Union

In Deutschland ist die Ausbildungszeit im Vergleich zu anderen          Deutschland punktet mit früher Berufserfahrung
EU-Staaten relativ lang. 2017 waren hierzulande noch 54 % der 20-       In Deutschland lag die Erwerbstätigenquote der 20- bis 24-Jährigen
bis 24-Jährigen in schulischer oder beruflicher Ausbildung. Im Verei-   bei 65 %. Dieser vergleichsweise hohe Wert ist auch ein Ergebnis
nigten Königreich traf das nur noch auf 30 % der Personen in dieser     des dualen Ausbildungssystems. Junge Menschen, die in Deutsch-
Altersgruppe zu.                                                        land eine Lehre absolvieren, besuchen eine Schule, arbeiten aber
                                                                        ­parallel bereits in ihrem Ausbildungsbetrieb mit. Noch häufiger er-
EU-weiter Anstieg der Ausbildungszeit                                    werbstätig als in Deutschland waren junge Menschen nur in Öster-
Ähnlich wie in Deutschland verlängert sich auch EU-weit die Aus­         reich, ­Malta, im Vereinigten Königreich und in den Niederlanden. Im
bildungszeit. Zwischen 2007 und 2017 erhöhte sich der Anteil             Süden ­Europas arbeiteten vergleichsweise wenige junge Menschen.
der 20- bis 24-Jährigen, die sich noch in Ausbildung befanden, im        In ­Griechenland hatte nur rund ein Viertel der 20- bis 24-Jährigen
EU-Durchschnitt von 41 auf 45 %. Diese Entwicklung lässt sich vor        (26 %) ­einen Job. Niedrige Erwerbstätigenquoten verzeichneten auch
allem auf den steigenden Anteil Studierender mit entsprechend            Italien (30 %) und Spanien (36 %).
­längeren Ausbildungszeiten zurückführen.

Mehr als die Hälfte ist erwerbstätig                                    20- bis 24-Jährige in Bildung oder Ausbildung 2017
Ein Teil der jungen Menschen ist bereits während der Ausbildung be-     bevölkerungsreichste EU-Staaten, in %
rufstätig. Rechnet man ihre erwerbstätigen Altersgenossen hinzu, die
nicht mehr in Ausbildung sind, gingen 2017 im EU-Durchschnitt 52 %      Deutschland             54
der 20- bis 24-Jährigen arbeiten.                                       Spanien                 50
                                                                        Polen                   44
                                                                        Italien                 43
                                                                        Frankreich              41
                                                                        Rumänien                39
                                                                        Vereinigtes Königreich 30                                                   EU 45

24                                                                      Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Erwerbstätigenquote der 20- bis 24-Jährigen in der EU 2017
in %

Niederlande              70
Vereinigtes Königreich   69
Malta                    67
Österreich               66
Deutschland              65
Estland                  64
Dänemark                 64
Irland                   63
Schweden                 63
Finnland                 59
Lettland                 56
Slowenien                54
Litauen                  51
Polen                    51
Tschechische Republik    50
Frankreich               49
Ungarn                   49
Zypern                   47
Slowakei                 46
Portugal                 46
Kroatien                 43
Luxemburg                42
Rumänien                 41
Bulgarien                39
Belgien                  38
Spanien                  36
Italien                  30
Griechenland             26                                                             EU 52

Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018           25
2     Berufseinstieg und Neueinstellungen

2.2 NEET-Rate: Schwieriger Einstieg ins Erwerbsleben
Deutschland

Im Jahr 2017 lag die Erwerbslosenquote junger Menschen im Alter                                         Die Abkürzung NEET steht für „Neither in Educa-
von 20 bis 24 Jahren in Deutschland bei 6 %. Deutschland weist da-                                      tion nor Employ­ment or Training“ und bezeich-
mit seit Jahren die mit Abstand niedrigste Jugenderwerbslosenquote                                      net junge Erwachsene im Alter von 20 bis 24
der EU auf. Seit 2007 hat sie sich um fast die Hälfte reduziert.                                        ­Jahren, die weder in Aus- oder Weiterbildung
Neben der Jugenderwerbslosenquote ist die sogenannte NEET-­Rate                                         noch erwerbstätig sind. Der Begriff hielt Einzug
ein weiterer Indikator dafür, wie gut der Einstieg ins Erwerbsleben                                     in die p
                                                                                                               ­ olitische Diskussion, als sich zeigte, dass
gelingt. Sie beschreibt den Anteil junger Erwachsener, die weder in                                     in der EU ­junge Menschen besonders stark von
Aus- oder Weiterbildung noch erwerbstätig sind („Neither in Educati-                                    den ­Folgen der jüngsten Finanzmarkt- und Wirt-
on nor Employment or Training“).                                                                        schaftskrise betroffen waren.

                                                                                                        Die NEET-Rate ist nicht gleichzusetzen mit der
NEET-Rate in Deutschland bei 9 %                                                                        ­Jugenderwerbslosenquote, da neben den Er-
2017 lag die NEET-Rate in Deutschland bei den 20- bis 24-­Jährigen                                      werbslosen auch Personen ohne Beschäftigung
bei 9 %. Junge Frauen waren mit einer Rate von 10 % etwas ­stärker                                      enthalten sind, die nicht aktiv nach Arbeit ­suchen
betroffen als junge Männer (8 %). Der Anteil insgesamt ist in den                                       oder nicht kurzfristig für die Aufnahme einer
vergangenen zehn Jahren um fünf Prozentpunkte von 14 auf 9 %                                            Tätig­keit zur Verfügung stehen und damit nicht
­gesunken.                                                                                              als erwerbslos gezählt werden. Während sich die
                                                                                                        Erwerbslosenquote aus der Zahl der Erwerbs­
                                                                                                        losen an den Erwerbspersonen (Erwerbstätige
                                                                                                        und Erwerbslose) ergibt, bezieht sich die NEET-­
                                                                                                        Rate auf die gesamte Bevölkerung (Erwerbsper-
                                                                                                        sonen und Nichterwerbspersonen) der gleichen
                                                                                                        Altersgruppe.

26                                                                    Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Junge Erwachsene in Deutschland, die weder in Aus-
                                                                                        oder Weiterbildung noch erwerbstätig sind (NEET-Rate)
                                                                                        in % der 20- bis 24-Jährigen
                                                                                         15,6

                                                                                                                      Frauen

                                                                                         12,3                                                   10,0

                                                                                                                      Männer
                                                                                                                                                8,3

                                                                                        2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018                                                              27
2     Berufseinstieg und Neueinstellungen

2.2 NEET-Rate: Schwieriger Einstieg ins Erwerbsleben
Europäische Union

Die europäische Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise schwächte be-        Junge Erwachsene in der EU, die weder in Aus-
sonders die Chancen junger Menschen auf Arbeit. In den Jahren          oder Weiterbildung noch erwerbstätig sind (NEET-Rate)
2012 und 2013 stieg die NEET-Rate auf den vorläufigen Höchstwert       in % der 20- bis 24-Jährigen
von 19 %. Seitdem ist die Quote wieder leicht rückläufig. 2017 lag
sie bei 16 % und damit ungefähr wieder auf dem Niveau vor der ­
Krise (2007: 15 %).                                                                                                                                  28
                                                                                            Italien
Nur schleppende Verbesserung in Italien
Trotz der besseren Aussichten auf dem europäischen Arbeitsmarkt
                                                                        21
bleibt die Jobsuche in Südeuropa für junge Menschen schwierig.
Vor allem in Italien ist die NEET-Rate weiterhin sehr hoch. 2017 wa-                        EU
ren dort rund 28 % der 20- bis 24-Jährigen weder in einer Aus- oder                                                                                  16
­Weiterbildung noch erwerbstätig. Auch in Griechenland, Zypern und      15
 Rumänien traf das auf mehr als 20 % der jungen Erwachsenen zu.
 In Deutschland gelingt einem vergleichsweise hohen Anteil junger       14
 ­Menschen der Übergang von der Ausbildung ins Berufsleben gut.                             Deutschland
                                                                                                                                                      9
  Die NEET-­Rate lag 2017 hierzulande bei 9 %. Im EU-Vergleich war
  das einer der niedrigsten Werte.
                                                                                            Niederlande                                               6
                                                                         5

                                                                       2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

28                                                                    Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Junge Erwachsene in der EU 2017, die weder in Aus-
oder Weiterbildung noch erwerbstätig sind (NEET-Rate)
in % der 20- bis 24-Jährigen

Italien                  27,9
Zypern                   22,1
Griechenland             22,0
Rumänien                 21,0
Kroatien                 20,0
Bulgarien                18,6
Spanien                  18,5
Frankreich               17,6
Lettland                 16,9
Slowakei                 16,4
Ungarn                   15,5
Polen                    15,4
Litauen                  14,9
Portugal                 14,7
Irland                   14,2
Belgien                  14,1
Vereinigtes Königreich   13,8
Finnland                 13,6
Estland                  12,8
Dänemark                 10,0
Tschechische Republik     9,5
Luxemburg                 9,2
Slowenien                 9,2
Deutschland               9,1
Malta                     8,7
Österreich                8,6
Schweden                  8,5
Niederlande               5,8                                                 EU 15,5

Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018   29
2     Berufseinstieg und Neueinstellungen

2.3 Neu eingestellte Arbeitskräfte
Deutschland

Der Anteil neu eingestellter Arbeitskräfte an der Gesamtbeschäfti-      Neu eingestellte Arbeitskräfte in Deutschland
gung ist ein Indikator für die Fluktuation auf dem Arbeitsmarkt.        nach Staatsangehörigkeit und Stellung im Beruf 2017
Er zeigt auf, wie viele Menschen in den zwölf Monaten vor dem Erhe-     in % der 20- bis 64-jährigen Erwerbstätigen
bungszeitpunkt erstmals eine Tätigkeit aufgenommen oder ihre Ar-
beitsstelle gewechselt haben.                                                                 12
                                                                        Insgesamt
                                                                                              24
2017 wurden 13 % der Erwerbstätigen von 20 bis 64 Jahren in                                                                 13
Deutschland in den vorausgegangenen zwölf Monaten neu einge-                                  13
stellt. Der Anteil dieser Personen an der Gesamt­beschäftigung ist in   Arbeitnehmer/-innen
                                                                                              25
den vergangenen zehn Jahren relativ konstant geblieben.                                                                       14
                                                                                               6
Ausländische Erwerbstätige doppelt so oft neu eingestellt               Selbstständige
                                                                                              12
Der Anteil der neu eingestellten Arbeitskräfte war unter den Erwerbs-                                        6
tätigen mit ausländischem Pass 2017 mit 24 % doppelt so hoch wie
                                                                             Deutsche Staatsangehörigkeit            Ausländische Staatsangehörigkeit
der entsprechende Anteil der Erwerbstätigen mit deutschem Pass
                                                                             Insgesamt
(12 %).
Dieses Bild zeigt sich auch, wenn zwischen Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmern sowie Selbstständigen unterschieden wird: Eine
selbstständige Tätigkeit wurde von Erwerbstätigen mit ausländischer
Staats­angehörigkeit nahezu doppelt so oft neu aufgenommen (12 %)
wie von Deutschen (6 %). Von den ausländischen Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmern wurde 2017 fast ein Viertel in den letzten zwölf
Monaten neu eingestellt. Von den deutschen Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmern traten nur 13 % eine neue Stelle an.

30                                                                     Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018   31
2     Berufseinstieg und Neueinstellungen

2.3 Neu eingestellte Arbeitskräfte
Europäische Union

2017 hatten EU-weit rund 14 % aller Erwerbstätigen zwischen 20          Hoher Anteil unter ausländischen Erwerbstätigen
und 64 Jahren innerhalb der vergangenen zwölf Monate eine neue          2017 traten im EU-Durchschnitt 24 % der Erwerbstätigen mit
Arbeitsstelle angetreten. Die Fluktuation auf dem Arbeitsmarkt unter-   ausländischem Pass eine neue Stelle an. Unter Erwerbstätigen mit
lag in den vergangenen zehn Jahren kaum Schwankungen: Der Anteil        ­inländischem Pass betrug der Anteil 13 %.
der Neueinstellungen an allen Erwerbstätigen lag seit 2007 jährlich
jeweils zwischen 13 und 15 %.                                           Hohe Wechselbereitschaft in Skandinavien
                                                                        In Deutschland lag der Anteil der neu eingestellten ­Arbeitskräfte
                                                                        an der Gesamtbeschäftigung 2017 mit 13 % leicht unter dem EU-­
                                                                        Durchschnitt. Deutlich höher war der Anteil der Neueinstellungen in
                                                                        Skandinavien. Dänemark verzeichnete im EU-weiten Vergleich die
                                                                        größte Fluktuation auf dem Arbeitsmarkt. Bei einem insgesamt sehr
                                                                        hohen Beschäftigungsniveau hatte dort 2017 mehr als jede bzw. je-
                                                                        der fünfte Erwerbstätige (22 %) in den vergangenen zwölf Monaten
                                                                        eine neue Arbeit begonnen. Ähnlich hoch war der Anteil in Schweden
                                                                        (21 %) und Finnland (20 %).
                                                                        Bei der Interpretation der EU-Daten müssen jedoch die unterschiedli-
                                                                        che Ausbildungsstruktur und das damit verbundene unterschiedliche
                                                                        Berufseinstiegsalter sowie die jeweiligen gesetzlichen Arbeitsplatz-
                                                                        regelungen in den einzelnen EU-Ländern berücksichtigt werden.

32                                                                     Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Neu eingestellte Erwerbstätige in der EU 2017
Anteil an den 20- bis 64-jährigen Erwerbstätigen, in %

Dänemark                 22,4
Zypern                   21,1
Schweden                 20,9
Finnland                 19,5
Litauen                  19,1
Spanien                  18,6
Estland                  17,8
Vereinigtes Königreich   16,2
Lettland                 16,0
Irland                   15,9
Österreich               15,8
Portugal                 15,7
Niederlande              15,5
Kroatien                 15,0
Malta                    14,8
Frankreich               14,4
Ungarn                   14,3
Slowenien                14,3
Luxemburg                13,6
Deutschland              13,4
Slowakei                 13,2
Belgien                  12,2
Polen                    12,2
Tschechische Republik    11,3
Italien                  11,2
Bulgarien                10,8
Griechenland             10,6
Rumänien                  6,2                                                           EU 14,2

Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018             33
3     Qualifikation und Verdienste

3.1 Qualifikation der Erwerbsbevölkerung
Deutschland

In Deutschland ist der überwiegende Teil der Erwerbsbevölkerung    Das Bildungsniveau steigt
gut oder sehr gut ausgebildet. Von den Erwerbspersonen (Erwerbs-   In den letzten zehn Jahren ist der Anteil der Erwerbspersonen mit
tätige und Erwerbslose) von 20 bis 64 Jahren verfügten 2017 mehr   hohen Bildungsabschlüssen um rund vier Prozentpunkte gestiegen.
als ein Viertel (29 %) über einen hohen Bildungsabschluss. 59 %    Zudem nimmt die Bedeutung von Berufen mit einem hohen Anforde-
der ­Erwerbspersonen hatten 2017 einen mittleren und 11 % einen    rungsniveau, die spezialisierte Kenntnisse im jeweiligen Fachgebiet
­nied­rigen Abschluss.                                             voraussetzen, auf dem Arbeitsmarkt immer mehr zu.

                                                                   Frauen holen auf
                                                                   Der Anteil der weiblichen Erwerbspersonen im Alter von 20 bis 64
                                                                   Jahren mit Hochschul- oder vergleichbarem Bildungsabschluss stieg
                                                                   zwischen 2007 und 2017 von 22 auf 27 %. Bei den männlichen
                                                                   Erwerbsper­sonen erhöhte sich der Anteil im gleichen Zeitraum von
                                                                   27 auf 31 %. Die Differenzierung nach Altersklassen zeigt, dass Frau-
                                                                   en in jüngeren Jahrgängen ihre männlichen Altersgenossen überholt
                                                                   haben: 2017 hatten von den 20- bis 34-jährigen Frauen 29 % einen
                                                                   hohen Bildungs­abschluss, von den gleichaltrigen Männern waren es
                                                                   nur 25 %.

                                                                   Immer weniger Geringqualifizierte
                                                                   Im zurückliegenden Zehnjahreszeitraum hat sich der Anteil der Ge-
                                                                   ringqualifizierten von 20 bis 64 Jahren um fast drei Prozentpunkte
                                                                   reduziert. Bei weiblichen Arbeitskräften verringerte sich der Anteil
                                                                   von 15 auf 11 %, bei den Männern von 13 auf 12 %.

34                                                                Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Qualifikation der 20- bis 64-jährigen                                                   Die Qualifikation wird nach der Internationalen
Erwerbspersonen in Deutschland                                                          Standardklassifikation für das Bildungs­wesen
nach Bildungsniveau, in %                                                               (ISCED) eingestuft. Dabei werden Gering-,
                                                                                        Mittel- und Hochqualifizierte unterschieden.
2017                                                   2007
                                                                                        Berücksichtigt wird der höchste staatlich aner-
                                                                                        kannte Bildungsabschluss.

                                                                                        Geringqualifizierte Personen haben keinen
                                                                                        formalen Berufsabschluss. Sie haben höchstens
           62                                                     63                    einen Real- oder Hauptschulabschluss und / oder
                       27              Frauen                                 22        wurden in einem Betrieb angelernt.
 11                                                     15
                                                                                        Personen mit einem mittleren Abschluss haben
                                                                                        zum Beispiel die allgemeine Hochschulreife oder
                                                                                        eine Berufsausbildung bzw. eine Berufsfach­
                                                                                        schule abgeschlossen.

                                                                                        Hochqualifizierte verfügen über sogenannte
                                                                                        ­tertiäre Abschlüsse einer Hochschule oder Fach-
           57                                                     60                    schule (Bachelor, Master, Diplom, Promotion,
                      31              Männer                                  27        Meister oder Techniker).
 12                                                      13

       Gering          Mittel           Hoch

Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018                                                     35
3     Qualifikation und Verdienste

3.1 Qualifikation der Erwerbsbevölkerung
Europäische Union

Das Qualifikationsniveau der Erwerbsbevölkerung ist in der EU in       Qualifikation der 20- bis 64-jährigen
den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Hatten 2007 rund 26 %       Erwerbspersonen in der EU
der Erwerbspersonen einen hohen Bildungsabschluss, waren es            nach Bildungsniveau, in %
2017 bereits 34 %. Die EU-weit höchste Quote erreichte Irland mit
48 %. In sieben weiteren EU-Staaten lag der Anteil ebenfalls bereits   2017                                                  2007
über 40 %.
Auch in Deutschland erreichte der Anteil der hochqualifizierten Er-
werbspersonen 2017 einen neuen Höchststand. Mit 29 % lag die
Quote aber weiterhin unter dem EU-Durchschnitt. Dabei ist zu be-
rücksichtigen, dass in Deutschland die – nicht als hochqualifiziert               46 38                                                 49         29
geltende – berufliche (duale) Ausbildung eine größere Rolle spielt      16
                                                                                                             Frauen           22
als in vielen anderen EU-Staaten.

Bildungsvorsprung der Frauen wird größer
Frauen haben in den vergangenen Jahren ihren ­Bildungsvorsprung
gegenüber den Männern ausgebaut. Sie verfügten 2017 im EU-
Durchschnitt deutlich häufiger über einen Hochschul- oder vergleich-
baren Abschluss (38 %) als Männer (30 %). Deutschland war das ein-
zige EU-Land, in dem unter den 20- bis 64-jährigen Erwerbspersonen                49         30
                                                                                                                                        51
anteilig noch deutlich mehr Männer (31 %) als Frauen (27 %) einen       20                                  Männer            25                    24
hohen Bildungsabschluss besaßen.

                                                                              Gering         Mittel           Hoch

36                                                                    Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Hochqualifizierte in der EU 2017
Anteil an den 20- bis 64-jährigen Erwerbspersonen, in %

Irland                   48
Zypern                   46
Belgien                  45
Vereinigtes Königreich   45
Finnland                 44
Litauen                  43
Schweden                 41
Estland                  40
Spanien                  39
Frankreich               39
Niederlande              39
Dänemark                 38
Luxemburg                36
Slowenien                36
Lettland                 36
Österreich               35
Griechenland             34
Polen                    34
Bulgarien                31
Deutschland              29
Malta                    29
Kroatien                 28
Portugal                 26
Ungarn                   25
Tschechische Republik    24
Slowakei                 24
Italien                  21
Rumänien                 21                                                             EU 34

Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018           37
3     Qualifikation und Verdienste

3.2 Bildung und Weiterbildung
Deutschland

Der technische Fortschritt macht die Arbeitswelt komplexer und        Teilnahme an Bildung und Weiterbildung in Deutschland 2017
fordert kontinuierliche Weiterbildung. Die Teilnahme der Erwerbs-     Anteil der 25- bis 64-jährigen Erwerbstätigen, in %
personen an Bildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen hat sich in
Deutschland in den vergangenen Jahren jedoch kaum verändert.          Erwerbstätige gesamt                 8

                                                                      Frauen                               8
Frauen und Männer bilden sich gleich häufig fort
2017 hatten rund 8 % der 25- bis 64-jährigen Erwerbspersonen in       Männer                               8
den vier Wochen vor der Befragung an einer Bildungs- oder Weiter­
                                                                      Unternehmen > 10 Beschäftigte        8
bildungsmaßnahme ­teilgenommen. Frauen und Männer bildeten
sich gleich häufig fort. Während die Quote bei Erwerbstätigen nahe-   Unternehmen ≤ 10 Beschäftigte        6
zu konstant bei rund 8 % blieb, ­nutzten erwerbslose Personen das
                                                                      Erziehung und Unterricht            16
Weiterbildungsangebot 2017 etwas häufiger (8 %) als 2007 (5 %).
                                                                      Gesundheits- und Sozialwesen        13
Hohes Bildungsniveau fördert Weiterbildungsteilnahme                  Land-/ Forstwirtschaft, Fischerei    5
Einen deutlichen Unterschied macht der bereits bestehende             Baugewerbe                           4
Bildungs­hintergrund der 25- bis 64-jährigen Erwerbspersonen aus.
Personen mit einem niedrigen Bildungsabschluss (Real-, Hauptschul-    befristet beschäftigt               25
abschluss, Anlernausbildung) hatten sich 2017 nur zu 5 % in den       unbefristet beschäftigt              7
vier Wochen vor der Befragung weitergebildet. Dagegen nahmen 7 %
mit mittlerem Bildungsniveau (allgemeine Hochschulreife, Berufs-      teilzeitbeschäftigt                 10
ausbildung bzw. Berufsfachschulabschluss) und fast doppelt so         vollzeitbeschäftigt                  7
viele Hochqualifizierte (13 %) an Bildungs- oder Weiterbildungsmaß­
nahmen teil.

38                                                                    Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Befristet Beschäftigte nutzen öfter Fortbildungsangebote                                Der Anteil der Personen, die an Bildungs- oder
Die Art des Arbeitsvertrags hat ebenso einen hohen Einfluss darauf,                     Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen, wird
ob und wie häufig Beschäftigte an Fortbildungen teilnehmen. Befris-                     auf alle Erwerbspersonen im Alter von 25 bis 64
tet Beschäftigte müssen sich häufiger auf ein neues Arbeitsgebiet                       Jahren bezogen. Gefragt wird nach einer Teil­
einstellen und haben dadurch einen höheren Fortbildungsbedarf:                          nahme in den vier Wo­chen vor der Befragung,
So nutzte jede bzw. jeder vierte befristet Beschäftigte (25 %) ein                      unabhängig von der Anzahl und Dauer der be­
berufliches oder privates Weiterbildungsangebot, aber nicht ein-                        suchten Veranstaltungen.
mal jede zehnte Person mit einer Festanstellung (8 %). Erwerbstä-
tige in Teilzeit bildeten sich zudem häufiger fort (10 %) als Vollzeit­                 Als Weiterbildung gelten formale Bildungs-
beschäftigte (7 %).                                                                     gänge zum Erwerb eines anerkannten Bildungs-
                                                                                        abschlusses, eine Umschulung oder berufliche
Unternehmensgröße wirkt sich auf Weiterbildung aus                                      Fortbildung. Außerdem werden Lehrveranstaltun-
Je größer ein Unternehmen, umso mehr Möglichkeiten zur Aus-                             gen der nicht-formalen Weiterbildung einbezo-
und Weiterbildung gibt es. 2017 haben Erwerbstätige in Betrieben                        gen, die dem Erwerb oder der Erweiterung eige-
mit mehr als zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern etwas öfter an                      ner Fähigkeiten und Kenntnisse auch für private
Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen (8 %) als Be-                             Zwecke dienen und nicht zu einem allgemein an-
schäftigte in kleineren Betrieben (6 %).                                                erkannten Abschluss führen.

Branchenspezifische Unterschiede
In bestimmten Wirtschaftszweigen war die Teilnahme an Bildung
und Weiterbildung fester etabliert als in anderen. In Deutschland
galt dies 2017 vor allem für die Branchen „Erziehung und Unterricht“
(16 %) sowie „Gesundheits- und Sozialwesen“ (13 %). Wesentlich
geringer war die Teilnahme im „Baugewerbe“ (4 %).

Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018                                                    39
3     Qualifikation und Verdienste

3.2 Bildung und Weiterbildung
Europäische Union

Weiterbildung während des Arbeitslebens ist vor allem in Skandina­    Teilnahme an Bildung und Weiterbildung in der EU 2017
vien für viele eine Selbstverständlichkeit. 2017 gaben in Dänemark,   Anteil der 25- bis 64-jährigen Erwerbstätigen, in %
Finnland und Schweden jeweils rund 30 % der 25- bis 64-jährigen
­Erwerbspersonen an, in den vier Wochen vor der Befragung an einer    Erwerbstätige gesamt                12
 Aus- oder Weiterbildung teilgenommen zu haben.
                                                                      Frauen                              13

Teilnahmequote in Deutschland unter EU-Durchschnitt                   Männer                              10
In Deutschland wurden Weiterbildungsangebote deutlich seltener ge­
                                                                      Unternehmen > 10 Beschäftigte       13
nutzt. 2017 lag die Teilnahmequote unter den Erwerbspersonen nur
bei 8 %. Im EU-Durchschnitt gaben 12 % an, unlängst eine Schulung     Unternehmen ≤ 10 Beschäftigte       10
besucht zu haben. Erwerbslose (10 %) bildeten sich dabei im Durch­
                                                                      Erziehung und Unterricht            20
schnitt etwas seltener fort als Erwerbstätige (12 %).
                                                                      Gesundheits- und Sozialwesen        19
Mehr Frauen als Männer                                                Verarbeitendes Gewerbe               8
Unter den Erwerbstätigen unterschieden sich die Aus- und Weiter­      Land-/ Forstwirtschaft, Fischerei    4
bildungsquoten je nach Geschlecht, Vertragsart oder Unternehmens­
größe. EU-weit nahmen Frauen (13 %) häufiger als Männer (10 %)        befristet beschäftigt               16
teil, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit befristeten Verträgen    unbefristet beschäftigt             12
waren mit 16 % häufiger dabei als unbefri­stet Angestellte (12 %).
                                                                      teilzeitbeschäftigt                 14
Hohe Weiterbildungsquote in sozialen Berufen                          vollzeitbeschäftigt                 12
Vor allem im sozialen Bereich sind Weiterbildungen überdurch-
schnittlich häufig. Im Bereich „Er­ziehung und Unterricht“ nahmen
2017 EU-weit 20 % der Erwerbstätigen an Weiterbildungen teil, im
„Gesundheits- und Sozialwesen“ waren es 19 %.

40                                                                    Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018
Teilnahme an Bildung und Weiterbildung in der EU 2017
Anteil der 25- bis 64-jährigen Erwerbstätigen, in %

Schweden                 29,3
Finnland                 28,9
Dänemark                 27,3
Frankreich               20,7
Niederlande              20,7
Luxemburg                19,1
Estland                  18,6
Österreich               16,4
Vereinigtes Königreich   15,7
Slowenien                13,3
Malta                    12,2
Tschechische Republik    10,7
Portugal                  9,9
Spanien                   9,8
Belgien                   8,6
Italien                   8,5
Irland                    8,3
Lettland                  8,0
Deutschland               7,9
Zypern                    7,1
Ungarn                    7,0
Litauen                   6,5
Polen                     4,5
Griechenland              4,4
Slowakei                  3,6
Kroatien                  1,8
Bulgarien                 1,6
Rumänien                  0,9                                    EU 11,6

Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018   41
3     Qualifikation und Verdienste

3.3 Gender Pay Gap
Deutschland

Trotz eines stärkeren Bewusstseins für die Gleichstellung von Frauen                                    Der Gender Pay Gap zeigt die prozentuale
und Männern in einer modernen Erwerbsgesellschaft gibt es immer                                         Differenz zwischen Bruttostundenverdiensten von
noch deutliche Unterschiede bei den Stundenlöhnen. Der Verdienst-                                       Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im Ver-
unterschied zwischen beschäftigten Männern und Frauen, der soge-                                        hältnis zum Bruttostundenverdienst der Männer.
nannte Gender Pay Gap, lag 2017 in Deutschland bei rund 21 %.                                           Dieser Verdienstunterschied wird als unberei-
                                                                                                        nigter Gender Pay Gap bezeichnet, im Gegensatz
Frauen verdienen immer noch deutlich weniger als Männer                                                 zum bereinigten Gender Pay Gap, der von ver-
Frauen verdienten mit durchschnittlich 16,59 Euro brutto je Stunde                                      gleichbaren Berufen, Tätigkeiten und äquivalen-
wesentlich weniger als Männer (21,00 Euro). Gegenüber den Vorjah-                                       ten Bildungsabschlüssen bei Männern und Frau-
ren ist der Unterschied nahezu unverändert geblieben. Die Verringe-                                     en ausgeht. Die zur Berechnung des Gender Pay
rung der Lohnunterschiede ist jedoch ein entscheidender Faktor auf                                      Gaps zugrunde liegenden Daten werden auf der
dem Weg zur Gleichstellung. Die Bundesregierung verfolgt daher in                                       Basis der Verdienststrukturerhebung erhoben.
ihrer Nachhaltigkeitsstrategie das Ziel, bis zum Jahr 2020 den Ver-
dienstabstand auf 10 % zu reduzieren.

Strukturelle Unterschiede in der Beschäftigung
Der vorliegende Vergleich beruht auf dem unbereinigten Gender          Durchschnittlicher Bruttoverdienst
Pay Gap, das heißt, die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und      in Deutschland 2017
Männern erklären sich zu großen Teilen aus strukturellen Unterschie-   zur Berechnung des Gender Pay Gaps
den. Frauen und Männer unterscheiden sich beispielsweise in ihren      in Euro / Stunde                                21,00        – 4,41        16,59
Erwerbsbiografien sowie in der Berufswahl. Dies führt häufig zu un-
terschiedlichen Karriereverläufen. Darüber hinaus sind Frauen eher
in Teilzeit und geringfügig beschäftigt als Männer.
                                                                       Vorläufiges Ergebnis                           Männer                      Frauen

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Höhe des Gender Pay Gaps ist branchenabhängig                                           Unbereinigter Gender Pay Gap
Wie auch schon in den Jahren zuvor war der Gender Pay Gap 2017                          nach ausgewählten Wirtschaftszweigen in Deutschland 2017
je nach Branche unterschiedlich. Im Wirtschaftszweig „Kunst, Unter-                     in %
haltung und Erholung“ verdienten Frauen fast ein Drittel weniger als
Männer (32 %). Am zweitgrößten war der Verdienstunterschied in                          Kunst, Unterhaltung und Erholung               32
der Branche „Freiberufliche, wissenschaftliche und technische                           Freiberufl., wissenschaftl. und techn. Dienstl. 31
Dienst­leistungen“ (31 %), gefolgt von den „Finanz- und Versiche-                       Finanz- und Versicherungsdienstleistungen      28
rungsdienstleistungen“ (28 %), dem „Verarbeitenden Gewerbe“ so-                         Verarbeitendes Gewerbe                         25
wie dem Bereich „Information und Kommunikation“ (jeweils 25 %).                         Information und Kommunikation                  25
Auch im „Gesundheits- und Sozialwesen“, wo traditionell Frauen                          Handel, Instandhaltung, Reparatur von Kfz      24
stärker vertreten sind als Männer, waren die Verdienstunterschiede
                                                                                        Energieversorgung                              21
mit 20 % hoch.
                                                                                        Gesundheits- und Sozialwesen                   20

Geringe Unterschiede in männerdominierten Branchen                                      Baugewerbe                                     13
In Branchen, in denen nur wenige Frauen beschäftigt waren, war der                      Grundstücks- und Wohnungswesen                 13
Gender Pay Gap sehr gering. Hierzu gehörten die Bereiche „Wasser-                       Erziehung und Unterricht                       13
versorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von                          Gastgewerbe                                     7
Umweltverschmutzungen“ (5 %) sowie „Bergbau und Gewinnung von                           Verkehr und Lagerei                             6
Steinen und Erden“ (3 %). In keinem Wirtschaftszweig verdienten                         Wasserversorgung, Entsorgung                    5
Frauen mehr als Männer.
                                                                                        Bergbau, Gewinnung von Steinen und Erden        3      Insges. 21

Statistisches Bundesamt, Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa, 2018                                                                 43
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