Ausbildung 2012 Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

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Ausbildung 2012 Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung
Ausbildung 2012

Ergebnisse einer
DIHK-Online-Unternehmensbefragung
Ausbildung 2012

Ergebnisse einer
DIHK-Online-Unternehmensbefragung
Der DIHK hat erneut die Unternehmen zu ihren Ausbildungsplänen und -motiven befragt.
In der Zeit vom 22. Februar bis 9. März 2012 konnten sich Unternehmen online an der Befragung beteiligen.
Die Auswahl und Ansprache der Unternehmen erfolgte über die Industrie- und Handelskammern.
Insgesamt beteiligten sich 14.533 Unternehmen an der Online-Umfrage.

Die Antworten verteilen sich auf die Wirtschaftszweige wie folgt:
Industrie (ohne Bau) 28 Prozent, Baugewerbe 5 Prozent, IT 6 Prozent, Medien 3 Prozent, Handel 17 Prozent,
Gastgewerbe 8 Prozent, Verkehr (Transport/Logistik) 6 Prozent, Banken/Versicherungen 7 Prozent, Unterneh-
mensorientierte Dienste 3 Prozent, Sonstige Dienstleistungen 17 Prozent.

Nach Größenklassen zeigt sich folgende Verteilung:
Unternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten 15 Prozent, Unternehmen mit 10 bis 19 Beschäftigten
13 Prozent, Unternehmen mit 20 bis 199 Beschäftigten 48 Prozent, Unternehmen mit 200 bis 499 Be-
schäftigten 12 Prozent, Unternehmen mit 500 bis 1.000 Beschäftigten 5 Prozent, Unternehmen mit mehr als
1.000 Beschäftigten 7 Prozent.

Die Regionen wurden wie folgt aufgeteilt:
Dem Norden werden die Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, dem Westen
die Bundesländer Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland, dem Osten Berlin, Bran-
denburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie dem Süden die Bundes-
länder Baden-Württemberg und Bayern zugerechnet.

Überwiegend beteiligten sich Ausbildungsbetriebe an der Umfrage, der Anteil der Nichtausbildungsbetriebe
der Vergleichsgruppe beträgt 5 Prozent.

Auf Grund der besseren Lesbarkeit wurde in dieser Publikation jeweils die männliche Form für beide Ge-
schlechter bei der Bezeichnung bestimmter Personengruppen verwendet.

Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Bereich Ausbildung – Berlin 2012

Copyright                Alle Rechte liegen beim Herausgeber. Ein Nachdruck – auch auszugsweise –
                         ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers gestattet.

Herausgeber              © DIHK - Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V.| Berlin | Brüssel

                         DIHK Berlin:
                         Postanschrift: 11052 Berlin | Hausanschrift: Breite Straße 29 | Berlin-Mitte
                         Telefon (030) 20 308-0 | Telefax (030) 20 308-1000
                         Internet: www.ihk.de

                         DIHK Brüssel:
                         Hausanschrift: 19A-D, Avenue des Arts | B-1000 Bruxelles
                         Telefon ++32-2-286-1611 | Telefax ++32-2-286-1605
                         Internet: www.ihk.de

Redaktion                DIHK – Bereich Ausbildung
                         Dr. Thilo Pahl, Berit Heintz, Simon Grupe

Stand                    Mai 2012
Ausbildung 2012 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

DIE WICHTIGSTEN ERGEBNISSE

x   Angebot an Ausbildungsplätzen steigt: 21 Prozent der Unternehmen wollen 2012 mehr ausbilden,
    18 Prozent weniger, 61 Prozent halten ihr Ausbildungsangebot aufrecht. Damit halten mehr als 80 Pro-
    zent der Unternehmen ihr Ausbildungsplatzangebot aufrecht bzw. vergrößern es sogar. Die Dynamik des
    Zuwachses lässt im Vergleich zum Vorjahr zwar etwas nach. Trotzdem nimmt das Ausbildungsplatzan-
    gebot erneut zu. Die Fachkräftesicherung durch eigene Ausbildung besitzt bei den Unternehmen damit
    höchste Priorität - die Ausbildungschancen der Jugendlichen verbessern sich auch 2012.

x   Mittelstand erweist sich erneut als Stütze des Ausbildungsmarktes: Die Ausbildungspläne von Unter-
    nehmen mit 10 bis 199 Beschäftigte bleiben auf dem Rekordniveau des Vorjahres. Auch die Pläne der
    Großunternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten weisen auf ein Plus an Ausbildungsangeboten hin,
    wenn auch die Ausweitung etwas weniger stark ausfällt als im Vorjahr. Im Branchenvergleich sind es die
    Industrie und das Gastgewerbe, die ihr Ausbildungsplatzangebot am stärksten ausbauen.

x   Verdrängungswettbewerb auf dem Ausbildungsmarkt: Die Ausweitung des Ausbildungsplatzangebotes
    der vergangenen Jahre insbesondere bei mittleren und großen Betrieben führt dazu, dass insbesondere
    kleinere Betriebe keine geeigneten Auszubildenden mehr finden. Der Anteil der Betriebe, die 2011
    Schwierigkeiten bei der Besetzung ihrer Ausbildungsplätze hatten, lag bei 21 Prozent. Insgesamt
    60.000 Ausbildungsplätze blieben 2011 allein im IHK-Bereich unbesetzt.

x   Gute Aussichten nach der Ausbildung – Übernahmepläne der Unternehmen steigen weiter: 2012
    geben 59 Prozent der Betriebe an, den Großteil ihrer neu ausgebildeten Fachkräfte übernehmen zu
    wollen – fünf Prozentpunkte mehr als 2011. Im Branchenvergleich planen insbesondere Banken und
    Versicherungen sowie Industrieunternehmen eine sehr hohe Übernahmequote. Auch im Gastgewerbe
    wächst die Übernahmeneigung deutlich. Für Unternehmen, die keine Auszubildenden mehr finden, spitzt
    sich die Fachkräftesituation weiter zu, da auch nach der Ausbildung der Wettbewerb um die jungen
    Menschen zunimmt.

x   Unternehmen umwerben Jugendliche: Die Unternehmen engagieren sich noch stärker als in den Vor-
    jahren, um Jugendliche zu gewinnen. Besonders stark setzen die Unternehmen auf Kooperationen mit
    Schulen, bieten mehr Praktikumsplätze für Schüler an und verbessern ihr Ausbildungsmarketing. Beim
    Ausbildungsmarketing dienen das Internet und verstärkt auch die sozialen Medien als wichtige Instru-
    mente.

x   Unternehmen stellen sich auf schwächere Bewerber ein – Sozialkompetenzen müssen stimmen: Mehr
    als drei Viertel der Unternehmen, die Ausbildungshemmnisse nennen, stellen unzureichende schulische
    Qualifikationen und persönliche Kompetenzen bei den Bewerbern fest. Insbesondere mangelnde
    Softskills werden zunehmend zum Ausbildungsproblem. Gleichzeitig sagen fast 40 Prozent der Ausbil-
    dungsunternehmen, dass sie bereit sind, Ausbildungsplätze auch mit lernschwächeren Jugendlichen zu
    besetzen, wenn sie motiviert, leistungsbereit und zuverlässig sind.
Inhalt
                                                                             Seite

I    Ausbildungsangebot der Betriebe
     im Jahr 2012                                                               7
     Angebot an Ausbildungsplätzen steigt weiter                               7
     Überwiegend positive Salden bei leicht nachlassender Wachstumsdynamik     9
     Industrie hält die Spitzenposition                                       11
     Gast- und Baugewerbe stechen hervor                                      12
     Alle Regionen weiterhin im Plus                                          14

II   Besetzung von Ausbildungsplätzen                                         15
     60.000 unbesetzte Ausbildungsplätze im Jahr 2011 in IHK-Berufen          15
     Weniger Schulabgänger: Betriebe auf Bewerbersuche                        16
     Herausforderungen im Gastgewerbe                                         17
     Geeignete Bewerber gesucht                                               19
     Weniger Schulabgänger: Unternehmen umwerben Jugendliche                  22
     Die Zusammenarbeit mit Schulen nimmt weiter zu                           22
     Anforderungen an Schulabgänger werden gesenkt                            23
     Arbeitsagenturen verstärkt gefragt                                       25
     Bewerber gewinnen – Unternehmen nutzen viele Wege                        26
     Soziale Medien stark im Kommen                                           27

III Übernahme von Auszubildenden                                              28
     Fachkräftesicherung durch eigene Auszubildende wird immer wichtiger      28
     Übernahmepläne steigen                                                   29
     Fachkräftesicherung: Leitmotiv bei der Übernahme von Auszubildenden      30

IV Ausbildungshemmnisse, Ausbildungsreife                                     31
     Konjunktur kein Ausbildungshemmnis                                       31
     Mangelnde Ausbildungsreife beeinträchtigt Ausbildungsbereitschaft        32
     Schulleistungen in Deutsch und Mathe werden besser                       33
     Mangelnde Sozialkompetenzen sind Ausbildungshemmnis                      34
     Unternehmen werden zu Nachhilfeschulen                                   35
     Unternehmen stellen sich auf lernschwächere Jugendliche ein              37
     Bereitschaft nach Branchen unterschiedlich                               38
     Soziale Kompetenzen sind entscheidend                                    40

     Anhang                                                                   41
     Fragebogen                                                               43
Ausbildung 2012 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

I    AUSBILDUNGSANGEBOT DER                            werden mehr Ausbildungsplätze als 2011 anbie-
                                                       ten, 18 Prozent werden ihr Angebot reduzieren,
     BETRIEBE IM JAHR 2012                             61 Prozent werden ihr Angebot konstant halten.
                                                       Die Differenz von Mehr- und Weniger-Antworten
Gesamtbeurteilung                                      ergibt einen Saldo von drei Punkten. Dies ist zwar
                                                       ein Rückgang um zwei Punkte gegenüber dem
Angebot an Ausbildungsplätzen steigt                   Vorjahr, zugleich aber der zweithöchste Wert seit
weiter                                                 der erstmaligen Durchführung der Umfrage im
                                                       Jahr 2006.
Die Betriebe wollen im Jahr 2012 ihr Angebot an
Ausbildungsplätzen weiter ausweiten. Im Vorder-        Nur 18 Prozent der Betriebe planen – trotz nach-
grund steht das Ziel, sich in Zeiten des demografi-    lassender konjunktureller Dynamik – eine Verrin-
schen Wandels Fachkräfte durch eigene Ausbil-          gerung ihres Angebotes an Ausbildungsplätzen.
dung zu sichern. Die im Vorjahresvergleich etwas       Dieser Wert liegt deutliche neun Prozentpunkte
eingetrübten Geschäftserwartungen schlagen sich        unterhalb dem des Krisenjahres 2009
nur geringfügig in den betrieblichen Ausbildungs-      (27 Prozent). In den Jahren 2006 und 2007 waren
plänen nieder. Damit werden sich die Ausbil-           laut DIHK-Konjunkturumfrage 1 die Geschäftser-
dungschancen der Jugendlichen 2012 weiter              wartungen der Betriebe wesentlich optimistischer
verbessern.                                            als 2012. Dennoch lag in diesen Jahren der Anteil
                                                       der Weniger-Antworten mit 25 Prozent (2006)
Zum zweiten Mal in Folge überwiegt der Anteil          und 23 Prozent (2007) deutlich höher. Dies unter-
der Unternehmen, die mehr Ausbildungsplätze            streicht, dass die Betriebe bei der Aufstellung
anbieten, den Anteil der Unternehmen, die ihr          ihrer Ausbildungspläne verstärkt die Fachkräfte-
Angebot reduzieren: 21 Prozent der Unternehmen         sicherung – und weniger die konjunkturelle
                                                       Entwicklung – im Blick haben.

                      Angebot an Ausbildungsplätzen im Vergleich zum Vorjahr

    100%
                 18                             14     15
                            22       21                               22           21
      80%

      60%                                                                                        mehr
                57                              59     60
                            55       55                                                          gleich bleibend
                                                                      61           61
      40%                                                                                        weniger

      20%
                25          23       24         27     25
                                                                      17           18
       0%
               2006        2007     2008       2009   2010          2011          2012

                                                       1
                                                           siehe letzte DIHK-Konjunkturumfrage

                                                                                                                   7
Ausbildung 2012 – Ergebnisse einer DIHK-Unternehmensbefragung

Der Anteil der Betriebe, die mehr Auszubildende                    Die Zahl der Bewerber ist in den vergangenen
einstellen wollen, bleibt mit 21 Prozent gegen-                    Jahren deutlich zurückgegangen. 2011 haben sich
über dem Vorjahr (22 Prozent) fast konstant.                       bei der Bundesagentur für Arbeit rund 30 Prozent
Damit planen insgesamt 82 Prozent der Betriebe                     weniger Interessenten für einen Ausbildungsplatz
ein gleich bleibend hohes Angebot an Ausbil-                       gemeldet als noch 2007. Grund dafür ist einer-
dungsplätzen bzw. sie vergrößern es sogar. Das                     seits die sinkende Schulabgängerzahl. Zudem ist
Ausbildungsplatzangebot steigt also weiter, im                     der Vermittlungsbedarf geringer als noch vor
Vergleich zum Vorjahresanstieg hat jedoch die                      einigen Jahren. Es zeigt sich, dass insbesondere
Dynamik des Wachstums abgenommen.                                  Betriebe, die schon in der Vergangenheit große
                                                                   Besetzungsprobleme hatten, ihre Ausbildungsplä-
Schwieriger ist die Einschätzung, wie sich die Zahl                ne bereits an die niedrigeren Bewerberzahlen
der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im                     angepasst haben. Gelänge es, mehr Jugendliche
Jahr 2012 entwickeln wird. Denn die betrieblichen                  für eine Ausbildung zu gewinnen, z. B. durch
Ausbildungspläne können nur das Angebot an                         Verbesserungen bei der Ausbildungsreife, würde
Ausbildungsplätzen erfassen. Sie erlauben jedoch                   die Wahrscheinlichkeit zunehmen, Ausbildungan-
keinen direkten Rückschluss darauf, wie viele                      gebote besetzen zu können. Damit wären mehr
Bewerber sich für einen Ausbildungsplatz interes-                  neue Ausbildungsverträge möglich.
sieren und letztlich einen Ausbildungsvertrag mit
einem Betrieb abschließen. Entscheidend hierfür
ist die Entwicklung der Bewerberzahlen im Jahr
2012. 2

                             Angebot an Ausbildungsplätzen im Vergleich zum Vorjahr
                                         (Saldo zwischen Mehr- und Weniger-Antworten)

        15

        10

         5

         0

        -5

    -10

    -15
                2006               2007          2008          2009         2010         2011          2012

2
 vgl. hierzu auch Abschnitt II Besetzung von
Ausbildungsplätzen

    8
Ausbildung 2012 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

Beurteilung nach Betriebsgrößenklassen               Für die Einschätzung der Entwicklung des Ausbil-
                                                     dungsplatzangebotes ist der Vergleich zu den
Überwiegend positive Salden bei leicht               Vorjahren wichtiger als allein die Höhe des Sal-
nachlassender Wachstumsdynamik                       dos. So ist z. B. bei Kleinbetrieben mit weniger als
                                                     20 Mitarbeitern der Saldo aus Mehr- und Weni-
Der leichte Rückgang des Saldos aus Mehr- und        ger-Antworten in der Regel negativ. Dafür gibt es
Weniger-Antworten von fünf auf drei Punkte           einen nachvollziehbaren Grund: Meist können sie
spiegelt sich auch in fast allen Größenklassen       nur alle drei Jahre einen neuen Azubi einstellen.
wider. Er vollzieht sich aber von einem hohen        Selbst ein leicht negativer Saldowert geht in
Niveau aus, denn im Jahr 2011 hatten fast alle       dieser Größenklasse (zehn bis 19 Beschäftigte)
Größenklassen beim Saldo Höchstwerte erzielt.        daher mit einem stabilen Ausbildungsangebot
                                                     einher.
Am stabilsten zeigen sich die Ausbildungspläne
von Betrieben mit zehn bis 19 Beschäftigten, die     Bei Betrieben mit bis zu neun Beschäftigten geht
auf dem Rekordniveau des Vorjahres bleiben. Der      der Saldo von minus 16 auf minus zwölf Punkte
Rückgang des Saldos der Betriebe mit 20 bis 199      zurück. Gerade Betriebe dieser Größenklasse
Beschäftigten fällt mit zwei Prozentpunkten mo-      hatten in den vergangenen Jahren zunehmend
derat aus. Der Saldo von drei Punkten zeigt in       Probleme, angebotene Ausbildungsplätze zu
dieser Größenklasse den zweitbesten Wert seit        besetzen. Die Umfrageergebnisse deuten darauf
2006.                                                hin, dass diese Kleinstbetriebe ihr Angebot an
                                                     Ausbildungsplätzen an die rückläufigen Bewer-
Der bedeutende Beitrag der Betriebe aus diesen       berzahlen anpassen. Dementsprechend trüben
beiden Größenklassen zum Ausbildungsplatzan-         sich die Ausbildungspläne der Kleinstbetriebe
gebot wird auch dadurch unterstrichen, dass sie      überproportional ein (minus vier Punkte; Durch-
zusammen mehr als die Hälfte der Auszubilden-        schnitt aller Größenklassen: minus zwei Punkte).
den beschäftigen.

Bieten Sie im Jahr 2012 mehr oder weniger Ausbildungsplätze an als 2011?
(Ergebnisse differenziert nach Größenklassen)
Größenklassen            mehr           weniger     gleich           Saldo               Saldo
                                                   bleibend     (mehr/weniger)       (mehr/weniger)
                                                                     2012                2011
weniger als 10         13 %              29 %        58 %              -16                 -12

10 - 19                16 %              22 %        62 %               -6                  -6

20 - 199               21 %              18 %        61 %               3                   5

200 - 999              29 %              12 %        59 %               17                  20

mehr als 1.000         33 %              12 %        55 %               21                  27

Durchschnitt           21 %             18 %        60 %                3                   5

                                                                                                      9
Ausbildung 2012 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

                  Angebot an Ausbildungsplätzen im Vergleich zum Vorjahr nach
                                        Größenklassen
                              (Saldo zwischen Mehr- und Weniger-Antworten)

   30

   20

   10                                                                         1 - 9 Beschäftigte
                                                                              10 - 19 Beschäftigte
      0                                                                       20 - 199 Beschäftigte
                                                                              200 - 999 Beschäftigte
  -10
                                                                              mehr als 1.000 Beschäftigte

  -20

  -30
          2006    2007      2008     2009     2010   2011     2012

Bei den Großunternehmen geht der Saldo aus              Die verschlechterten Erwartungen aus dem Ex-
Mehr- und Weniger-Antworten im Vorjahresver-            portgeschäft sind auch ein Grund dafür, dass sich
gleich von 27 auf 21 Punkte zurück, liegt aber          der Saldo in der Betriebsgrößenklasse „200 bis
weiterhin deutlich im Plus. Damit fallen die            999 Beschäftigte“ um drei Punkte von 20 auf 17
Ausbildungspläne von Großunternehmen mit                reduziert. Aber auch hier ist der Saldowert von
mehr als 1.000 Beschäftigten weiterhin expansiv         17 Punkten deutlich im Plus. Er unterstreicht,
aus, auch wenn sie sich im Vergleich zum Vorjahr        dass auch in dieser Größenklasse die Betriebe per
leicht reduzieren. Bei den stärker auf die Welt-        Saldo ihr Ausbildungsplatzangebot ausweiten
märkte ausgerichteten Großunternehmen schla-            wollen.
gen sich somit die leicht eingetrübten Geschäfts-
erwartungen, insbesondere aus dem Exportge-
schäft, in etwas zurückhaltenderen Ausbildungs-
plänen nieder. Dennoch lässt der weiterhin größte
Saldowert aller Betriebsgrößenklassen eine Aus-
weitung des Ausbildungsplatzangebotes auch bei
Großunternehmen erwarten.

 10
Ausbildung 2012 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

Beurteilung nach Branchen                                stark exportorientierten Branchen die Auswirkun-
                                                         gen der etwas eingetrübten Exportaussichten am
Industrie hält die Spitzenposition                       deutlichsten sind: Im Vergleich zum Vorjahr
                                                         gehen die Saldowerte beim Maschinenbau um
Die Industrie weitet 2012 ihr Angebot an Ausbil-         acht und im Kfz-Bereich um vier Punkte zurück.
dungsplätzen aus. Auch wenn sich der Saldo aus           Ausgehend von einem Rekordniveau gibt es damit
Mehr- und Weniger-Antworten im Vergleich zum             immer noch einen Zuwachs. Beide Industriezwei-
Vorjahr von 14 auf zehn Punkte verringert, blei-         ge wiesen 2011 noch die höchsten Saldowerte
ben damit die Ausbildungspläne expansiv. Der             auf, die bisher bei dieser Umfrage für eine Bran-
Saldo von zehn Punkten ist im Übrigen aber               che registriert wurden.
immer noch der zweithöchste Wert der Industrie
seit 2006. Branchenweit ist dieser Wert der              Bei den eher auf den Binnenmarkt und den priva-
höchste. Dies unterstreicht den hohen Stellen-           ten Verbrauch orientierten Branchen wie der
wert, den die Industrieunternehmen der eigenen           Ernährungsmittelindustrie fallen die Ausbildungs-
Ausbildung bei der Fachkräftesicherung beimes-           pläne nur unwesentlich niedriger aus als im
sen.                                                     Vorjahr. Bemerkenswert ist, dass weiterhin jeder
                                                         Industriezweig einen deutlich positiven Saldowert
Die Ausbildungspläne von Betrieben aus der Kfz-          aufweist. Dies wird besonders im Vergleich zum
Produktion und -Zulieferung sowie aus dem                Jahr 2010 erkennbar, das noch stark von der
Maschinenbau liegen mit Saldowerten von jeweils          Finanz- und Wirtschaftskrise geprägt war. Damals
15 Punkten deutlich über dem Durchschnitt der            waren die Saldowerte der Industriezweige zum
gesamten Industrie und das obwohl bei diesen             Teil recht deutlich im negativen Bereich.

                     Angebot an Ausbildungsplätzen im Vergleich zum Vorjahr
                                      Industrie (ohne Bau)
                               (Saldo zwischen Mehr- und Weniger-Antworten)

   20

   15

   10

    5

    0                                                                             Industrie (ohne Bau)
                                                                                  alle Branchen gesamt
    -5

  -10

  -15

  -20
          2006     2007      2008     2009     2010     2011     2012

                                                                                                         11
Ausbildung 2012 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

    Bieten Sie im Jahr 2012 mehr oder weniger Ausbildungsplätze an als 2011?
    (Ergebnisse differenziert nach Industriezweigen, sortiert nach dem Saldo (mehr/weniger) 2012)
     Industriezweig       mehr      weniger     gleich          Saldo            Saldo            Saldo
                                               bleibend         2012             2011             2010
                                                           (mehr/weniger) (mehr/weniger) (mehr/weniger)
    Kfz-Produktion
    bzw. Kfz-             29 %        14 %       57 %            15               23               -16
    Zulieferung
    Maschinenbau        30 %      15 %       55 %              15                      19          -28
    Durchschnitt                                               10                      14          -15
                        26 %      16 %      58 %
    (Industrie)
    Metallerzeugung                                             9                      12          -10
                        24 %      15 %       61 %
    und -bearbeitung
    Chemie/Pharma       25 %      19 %       56%                6                      11          -7

    Elektrotechnik      27 %      21 %       51 %               6                      14          -21

    Ernährungsmittel    21 %      15 %       64 %               6                       7          -10
    Übrige Industrie-                                           6                      12          -5
                        23 %      17 %       60 %
    bereiche

Gast- und Baugewerbe stechen hervor                      Der Saldo des Baugewerbes verbessert sich von
                                                         minus eins auf zwei Punkte. Damit ist der Saldo
Alle Branchen hatten 2011 beim Saldo aus Mehr-           erstmalig positiv. Ein Grund hierfür sind die
und Weniger-Antworten einen Rekordstand                  weiterhin guten wirtschaftlichen Perspektiven für
erreicht. Bei den Betrieben aus dem Gast- und            die Baubranche.
Baugewerbe wird dieser 2012 sogar nochmals
übertroffen.                                             Beim Blick auf die Branchenergebnisse fällt auf,
                                                         dass die Ausbildungspläne von Banken und Versi-
Der Saldo beim Gastgewerbe steigt von sieben auf         cherungen im Saldo das geringste Wachstum
zehn Punkte. Damit liegt es gemeinsam mit der            ausweisen. Damit zeigt sich bei den Ausbildungs-
Industrie an der Spitze im Branchenvergleich.            plänen dieser Branche ein ähnliches Bild wie bei
Das Gastgewerbe lässt sich also nicht entmuti-           den Beschäftigungsplänen, über die die DIHK-
gen: Obwohl im Zeitraum 2003 bis 2011 die Zahl           Konjunkturumfrage 4 vom Beginn des Jahres 2012
der Neuabschlüsse in den Berufen des Hotel- und          Auskunft gibt.
Gaststättengewerbes um rund 20 Prozent auf
rund 33.000 Neuverträge sank, schränkt es offen-         Gründe: In den vergangenen Jahren fielen die
bar sein Angebot an Ausbildungsplätzen nicht ein,        Ausbildungspläne im Banken- und Versicherungs-
sondern baut es sogar noch weiter aus. 3                 bereich stets deutlich expansiver aus als bei den
                                                         übrigen Branchen. Nun findet eine Konsolidierung
                                                         des Ausbildungsplatzangebots auf hohem Niveau
                                                         statt.

3                                                        4
    siehe Kapitel II                                         siehe letzte DIHK-Konjunkturumfrage

    12
Ausbildung 2012 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

Die Umfrageergebnisse deuten zudem darauf hin,         neben der eigenen Ausbildung auch durch inten-
dass im Branchenvergleich Banken und Versiche-         sivierte Weiterbildungsaktivitäten zu sichern. 5
rungen am stärksten darauf setzen, Fachkräfte

Bieten Sie im Jahr 2012 mehr oder weniger Ausbildungsplätze an als 2011?
(Ergebnisse differenziert nach Branchen, sortiert nach dem Saldo (mehr/weniger) 2012)
Branche                        mehr        weniger        gleich         Saldo          Saldo
                                                         bleibend    (mehr/weniger) (mehr/weniger)
                                                                         2012           2011
Industrie (ohne Bau)          26 %         16 %        58 %                    10                        14

Gastgewerbe                   20 %         10 %        70 %                    10                         7
Verkehr (Trans-
                              26 %         17 %        57 %                     9                        12
port/Logistik)
Banken/Versicherungen         21 %         18 %        61 %                     3                        11

Durchschnitt                  21 %        18 %         61 %                     3                         5

Baugewerbe                    17 %         15 %        68 %                     2                        -1

Handel                        19 %         19 %        62 %                     0                         3

IT/Medien                     22 %         23 %        55 %                    -1                         0
Unternehmensorientierte
                              19 %         23 %        58 %                    -4                        -4
Dienste
Sonstige Dienstleistun-
                              17 %         23 %        60 %                    -6                        -4
gen

                                                       5
                                                         Die Ergebnisse zu den Weiterbildungsaktivitäten der Betriebe
                                                       wird der DIHK getrennt zu den Ergebnissen zur Ausbildung ver-
                                                       öffentlichen.

                                                                                                                        13
Ausbildung 2012 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

Beurteilung nach Regionen                                 Der Saldo der Ausbildungspläne der Betriebe aus
                                                          dem Norden und Osten liegt bei zwei Punkten.
Alle Regionen weiterhin im Plus                           Schlusslicht bilden die westdeutschen Betriebe
                                                          mit einem Saldo von einem Punkt.
In allen Regionen ist mit einem Wachstum des
Ausbildungsplatzangebotes zu rechnen. Das                 Bereits im Vorjahr markierten alle Regionen
Wachstum wird jedoch nicht mehr so stark aus-             Höchststände. 2012 werden diese in allen Regio-
fallen wie im Vorjahr.                                    nen nochmals durch einen moderaten Zuwachs
                                                          an Angeboten getoppt.
Im Süden ist der Saldo mit sechs Punkten am
größten. Die starke industrielle Struktur schlägt
sich hier positiv nieder.

             Angebot an Ausbildungsplätzen im Vergleich zum Vorjahr nach Regionen
                                (Saldo zwischen Mehr- und Weniger-Antworten)

   10

      5

      0
                                                                                                 Norden
                                                                                                 Süden
    -5
                                                                                                 Osten
                                                                                                 Westen
   -10

   -15

   -20
           2006         2007        2008        2009      2010       2011        2012

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Ausbildung 2012 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

II    BESETZUNG VON                                   Seit 2005 ist in der Gesamtwirtschaft die Zahl der
                                                      Ausbildungsbetriebe in der Größenklasse „bis zu
      AUSBILDUNGSPLÄTZEN                              19 Beschäftigten“ um mehr als neun Prozent
                                                      zurückgegangen. Bei den Unternehmen mit mehr
60.000 unbesetzte Ausbildungsplätze                   als 500 Beschäftigten hingegen ist die Zahl der
im Jahr 2011 in IHK-Berufen                           Ausbildungsbetriebe um knapp fünf Prozent
                                                      angestiegen. Im Bereich von Industrie, Handel und
Erstmals wurden die Betriebe danach gefragt, wie      Dienstleistungen hat sich die Zahl der aktiven
viele Ausbildungsplätze sie nicht besetzen konn-      Ausbildungsbetriebe seit dem Höchststand im
ten. Dadurch ist es nun möglich, die Gesamtzahl       Jahr 2008 von 225.000 auf 206.000 im Jahr 2011
der unbesetzten Ausbildungsplätze besser als in       reduziert – ein Rückgang um mehr als acht
der Vergangenheit abzuschätzen. Im Bundes-            Prozent. In den neuen Bundesländern, die bisher
durchschnitt bleiben pro Ausbildungsbetrieb mit       stärker vom demografischen Wandel betroffen
Besetzungsschwierigkeiten rund zwei Ausbil-           sind, beträgt der Rückgang sogar mehr als
dungsplätze unbesetzt.                                20 Prozent.

Mehr als ein Fünftel der Betriebe gibt an, dass sie   Ein weiterer Grund, dass weniger Betriebe sagen,
2011 nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze         sie konnten nicht alle Plätze besetzen, liegt darin,
besetzen konnten. Dies sind drei Prozentpunkte        dass mehr Ausbildungsbetriebe bewusst ihre
weniger als der Höchststand im Jahr 2010.             Anforderungen an die Bewerber abgesenkt haben.
Laut Umfrage kann rund die Hälfte der Betriebe        So wurden die Plätze zwar besetzt. Probleme
mehr als einen Ausbildungsplatz nicht besetzen.       können sich für die Betriebe jedoch trotzdem
Bei nahezu 30 Prozent der Betriebe, die 2011          ergeben, wenn sie sich im Verlauf der Ausbildung
nicht alle Plätze besetzen konnten, blieben sogar     mit Nachhilfe u. ä. entsprechend intensiver um
alle angebotenen Ausbildungsplätze frei.              ihre Azubis kümmern müssen. Mit einer Absen-
Im Jahr 2011 blieben hochgerechnet 60.000             kung von Anforderungen allein kann jedoch das
Ausbildungsplätze im IHK-Bereich unbesetzt.           Problem unbesetzter Ausbildungsplätze nicht
                                                      gelöst werden. Denn in vielen Berufen müssen
Der Ausbildungsmarkt ist in vielen Regionen und       Auszubildende bestimmten Mindestanforderun-
Branchen zu einem Bewerbermarkt geworden.             gen genügen, um sie zu Fachkräften qualifizieren
Jugendliche können vielfach zwischen mehreren         zu können.
Ausbildungsoptionen auswählen. Die Betriebe
müssen hingegen wesentlich intensiver als früher      Eine weitere Erklärung für den rückläufigen Anteil
um Jugendliche werben.                                von Betrieben mit Besetzungsproblemen ist darin
                                                      zu sehen, dass im Jahr 2011 in den großen Bun-
Für den leichten Rückgang des Anteils an Betrie-      desländern Bayern und Niedersachsen doppelte
ben mit Besetzungsschwierigkeiten gibt es meh-        Abiturjahrgänge die Schulen verließen. Zudem
rere Gründe: Zum Einen ist insgesamt die Zahl der     führte die Aussetzung der Wehrpflicht und des
Ausbildungsbetriebe zurückgegangen, weil sich         Zivildienstes dazu, dass sich als Einmaleffekt die
viele Betriebe zurückziehen, die erfolglos Ausbil-    Zahl der Bewerber erhöhte. Diese Chance haben
dungsplätze angeboten haben. Gerade Kleinbe-          viele Betriebe genutzt und konnten daher leichter
triebe mit bis zu 19 Beschäftigten gehen immer        ihre angebotenen Lehrstellen besetzen als noch in
häufiger bei der Suche nach Auszubildenden leer       den vergangenen Jahren.
aus. Die Folge ist, dass sie, wenn sie über mehrere
Jahre hinweg Plätze nicht besetzen können, als
Ausbildungsbetrieb ausfallen.

                                                                                                       15
Ausbildung 2012 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

Trotz dieser entlastenden Effekte waren bei der              Die Zahl der Abgänger aus Haupt- und Realschu-
Bundesagentur für Arbeit Ende September 2011,                len – den Hauptnachfragern nach Ausbildungs-
also zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres,                  plätzen – ist im gleichen Zeitraum sogar um
50 Prozent mehr unbesetzte Plätze verzeichnet                20 Prozent zurückgegangen.
als im Vorjahr. Dieser überaus drastische Anstieg            Besonders drastisch sanken die Schulabgänger-
bei den unbesetzten Stellen binnen Jahresfrist               zahlen in den neuen Bundesländern: Sie reduzier-
unterstreicht den Wandel des Ausbildungsmarktes              ten sich von 208.000 auf 105.000 – eine Halbie-
hin zu einem Bewerbermarkt.                                  rung innerhalb von nur sechs Jahren. 6 Dieser
                                                             deutliche Rückgang ist maßgeblich dafür verant-
Weniger Schulabgänger: Betriebe auf                          wortlich, dass mehr als jeder dritte ostdeutsche
                                                             Betrieb seine angebotenen Ausbildungsplätze
Bewerbersuche
                                                             nicht komplett besetzen konnte. Damit hat sich
Ein wesentlicher Grund für die Besetzungsprob-               der Anteil der ostdeutschen Unternehmen mit
leme ist der demografiebedingte Bewerberrück-                Besetzungsschwierigkeiten gegenüber dem Jahr
gang.                                                        2005 nahezu verdreifacht. Gegenüber dem Vor-
                                                             jahr stieg der Anteil der Betriebe mit Besetzungs-
Von 2005 bis 2011 sank die Zahl der Schulabgän-              problemen sogar gegen den Bundestrend um
ger bundesweit um rund sieben Prozent von                    einen weiteren Prozentpunkt an.
940.000 auf 873.000.

                    Konnten Sie alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen?
                                        (Anteil der Nein-Antworten in %)

    40
                                                                                        38
                                                                          37
    35                                                  31
                                              30
    30
                                                                       24
    25
                                 20            21         21
    20                                                                                  21
                      15                                   19           22              18
             13                                19
    15
                                   15
    10                     12
             12
       5

       0
           2005      2006       2007        2008       2009          2010          2011

                       Gesamt         Ostdeutschland       Westdeutschland

                                                             6
                                                                vgl. zu den hier und im folgenden Text genannten Schulabgänger-
                                                             zahlen die Tabellen zum Datenreport des Berufsbildungsbe-
                                                             richts 2011 der Bundesregierung, S. 72 f.

  16
Ausbildung 2012 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

In den alten Bundesländern ist der demografische     reduziert. In den neuen Ländern sind die Beset-
Wandel noch nicht in dieser Größenordnung            zungsprobleme von Hotels und Restaurants noch
spürbar. Auswirkungen auf die Zahl der Bewerber      größer: Rund zwei Drittel von ihnen geben an,
hat jedoch die zunehmende Präferenz von Ju-          nicht alle Stellen besetzen zu können.
gendlichen für den Besuch von Gymnasien oder         Die aktuellen Zahlen unterstreichen die wachsen-
von Berufsfachschulen, bei denen ebenfalls die       den Herausforderungen für das Gastgewerbe,
Hochschulreife erreicht werden kann. Während         Jugendliche für eine Ausbildung zu gewinnen.
die Zahl der Schulabgänger insgesamt in den          Angesichts der Trendwende auf dem Ausbil-
westdeutschen Bundesländern im Jahr 2011 etwa        dungsmarkt ist die Auswahl an freien Stellen für
auf dem Niveau des Jahres 2005 lag, sank die         die Jugendlichen größer als noch vor einigen
Zahl der Abgänger von Haupt- und Realschulen         Jahren. Da für einige Bewerber eine Ausbildung
deutlich, und zwar um rund 55.000 Jugendliche        im Gastgewerbe mit teilweise unregelmäßigen
bzw. elf Prozent. Dies erklärt, dass auch in den     Arbeitszeiten nicht die erste Wahl ist, gehen
westdeutschen Bundesländern der Anteil der           gastronomische Betriebe immer häufiger bei der
Betriebe, die nicht alle Ausbildungsplätze beset-    Suche nach Bewerbern leer aus. Dies erklärt auch,
zen konnten, im Zeitraum 2005 bis 2011 von           dass zwei Drittel aller gastronomischen Betriebe
zwölf auf 18 Prozent gestiegen ist.                  sogar zwei oder mehr Ausbildungsplätze nicht
                                                     besetzen können, während es im Durchschnitt der
Perspektivisch wird sich das Bewerberpotenzial       Branchen die Hälfte waren.
weiter verringern. Während im Osten sich die Zahl
der Schulabgänger auf einem niedrigen Niveau         Auch die Besetzungsschwierigkeiten des Bauge-
einpendelt, gehen ab 2014 auch im Westen die         werbes verharren auf dem hohen Niveau des
Schulabgängerzahlen kontinuierlich zurück:           Vorjahres: 27 Prozent der Bauunternehmen geben
Insgesamt werden im Jahr 2020 rund 200.000           an, im Jahr 2011 nicht alle Plätze besetzt zu
Jugendliche weniger die Schulen verlassen als        haben. Wenngleich auf einem deutlich niedrige-
noch 2005 – ein Rückgang um mehr als 20 Pro-         ren Niveau als beim Gastgewerbe zeigt sich auch
zent.                                                bei der Baubranche, dass sich die Jugendlichen
                                                     angesichts der größeren Auswahl an Ausbil-
Im Nationalen Ausbildungspakt setzen Bundesre-       dungsmöglichkeiten vielfach gegen eine – oftmals
gierung, Länder und Wirtschaft daher einen           als körperlich anstrengend empfundene – Ausbil-
Schwerpunkt darauf, verstärkt alle Potenziale und    dung auf dem Bau entscheiden.
Talente zu nutzen, sowohl die der leistungs-
schwachen als auch die der leistungsstarken          Im Verkehrsbereich geben 23 Prozent der Betriebe
Jugendlichen. Dabei sollen u. a. Jugendliche mit     an, nicht alle Plätze besetzt zu haben. Damit liegt
Migrationshintergrund in Ausbildung integriert       auch diese Branche oberhalb des Durchschnitts
und leistungsstarke Jugendliche durch eine bun-      der Gesamtwirtschaft. Dies unterstreicht die
desweite Kampagne für den betrieblichen Karrie-      Herausforderung der Verkehrswirtschaft, ange-
reweg gewonnen werden.                               sichts der besonderen Anforderungen an ihre
                                                     Mitarbeiter (z. B. hinsichtlich der Flexibilität, der
Herausforderungen im Gastgewerbe                     Mobilität und den nicht immer attraktiven Ar-
                                                     beitszeiten), geeignete Jugendliche für eine
52 Prozent der Gastronomiebetriebe hatten 2011       Ausbildung im Bereich Logistik und Transport zu
Besetzungsschwierigkeiten. 2006 lag dieser Anteil    gewinnen.
noch bei 21 Prozent. Gegenüber 2010 hat sich der
Anteil nur geringfügig um einen Prozentpunkt

                                                                                                       17
Ausbildung 2012 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

Die Industrieunternehmen konnten 2011 den                    Neben der eigenen betrieblichen Ausbildung
Trend wachsender Besetzungsprobleme stoppen.                 bieten Banken und Versicherungen verstärkt
Gaben 2005 lediglich neun Prozent der Betriebe               Weiterbildung oder duale Studiengänge an. Im
an, nicht alle Plätze besetzen zu können, lag 2010           Handel geht der Anteil der Betriebe mit Beset-
der Anteil bereits bei 23 Prozent. 2011 sank dieser          zungsschwierigkeiten ebenfalls um fünf Prozent-
Anteil auf 20 Prozent.                                       punkte zurück – von 23 auf 18 Prozent. Den
                                                             Handelsunternehmen gelingt es offenbar gezielt
Hier sind zugleich enorme Unterschiede zu beo-               und frühzeitig, Jugendliche für eine Ausbildung zu
bachten: In der norddeutschen Industrie lag der              gewinnen, z. B. über das Angebot von Einstiegs-
Anteil der Betriebe mit Besetzungsproblemen nur              qualifizierungen und Praktikumsplätzen.
bei zwölf Prozent. In der ostdeutschen Industrie
sind es 40 Prozent der Betriebe, die nicht alle              Bei den Sonstigen Dienstleistungen ist ebenfalls
Plätze besetzen können.                                      ein überdurchschnittlich hoher Rückgang um fünf
                                                             Prozentpunkte zu verzeichnen. Auch in den
Bei Banken und Versicherungen verringert sich                Branchen „IT/Medien“ und „Unternehmensorien-
der Anteil der Betriebe mit Besetzungsschwierig-             tierte Dienstleistungen“ geht der Anteil mit vier
keiten – neben den Handelsunternehmen – am                   Prozentpunkten deutlich zurück. Diese Branchen
stärksten. Er sank von 24 auf 19 Prozent. Damit              suchen stärker als andere Branchen auch Abitu-
liegen Banken und Versicherungen erstmalig                   rienten als Auszubildende und profitierten 2011
spürbar unter dem Durchschnitt der gesamten                  von den hohen Abgängerzahlen infolge doppelter
Wirtschaft. Der Rückgang der Betriebe mit Beset-             Abiturjahrgänge in Niedersachsen und Bayern.
zungsproblemen deutet darauf hin, dass Banken                Sowohl die norddeutschen Betriebe aus der
und Versicherungen ihr Angebot an Ausbildungs-               IT/Medien-Branche als auch unternehmensorien-
plätzen bereits verstärkt auf die tatsächliche – in          tierte Dienstleister aus Süddeutschland weisen
vielen Regionen gesunkene – Nachfrage nach                   mit vier bzw. drei Prozent extrem niedrige Anteile
Ausbildungsplätzen ausrichten.                               von Betrieben mit Besetzungsschwierigkeiten aus.

                        Konnten Sie alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen -
                                             (in %) - Gastgewerbe?
                                            (Anzahl der Nein-Antworten)
       60
                                                               53
                                                                          52
       50

                                                        43
       40
                                            39
                                                                                      Gastgewerbe
       30
                                   28                                                 Durchschnitt aller Branchen
                         24                                   24
       20                                                               21
               21                           21
                                                      21
                                   15
       10                12
               12

        0
            2006      2007     2008      2009         2010   2011     2012

  18
Ausbildung 2012 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

    Konnten Sie im Jahr 2011 alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen?
    (Ergebnisse differenziert nach Branchen, sortiert nach Nein-Antworten 2011)
                                            Nein                    Nein
    Branche
                                           (2011)                  (2010)
    Gastgewerbe                            52 %                     53 %

    Baugewerbe                             27 %                     27 %

    Verkehr (Transport/Logistik)           23 %                     23 %

    Durchschnitt                           21 %                     24 %

    Industrie (ohne Bau)                   20 %                     23 %

    Banken/Versicherungen                  19 %                     24 %

    Handel                                 18 %                     23 %

    IT/Medien                              17 %                     21 %
    Unternehmensorientierte
                                           16 %                     20 %
    Dienste
    Sonstige Dienstleistungen              14 %                     19 %

Geeignete Bewerber gesucht                              bildungsmarktes zukünftig allerdings auch ver-
                                                        stärkt auf dem ersten Arbeitsmarkt spürbar sein.
Für Betriebe, die Ausbildungsplätze nicht beset-
zen konnten, ist der Mangel an geeigneten Be-           Besonders deutlich steigt der Anteil der Betriebe,
werbungen mit weitem Abstand der wichtigste             die angeben, dass sie keine Bewerbungen erhalten
Grund: Mehr als zwei Drittel geben dies als Grund       haben. Innerhalb eines Jahres klettert dieser
für die Nicht-Besetzung von Ausbildungsplätzen          Anteil von zehn auf 18 Prozent (2006: vier Pro-
im Jahr 2011 an - ein Anstieg um drei Prozent-          zent). Im Osten liegt der Anteil sogar bei
punkte gegenüber dem Vorjahr sowie                      26 Prozent der Unternehmen. Hochgerechnet auf
17 Prozentpunkte mehr als noch 2006. Der inzwi-         alle Betriebe bedeutet dies, dass jeder zehnte
schen deutlich spürbare Bewerberrückgang ver-           ostdeutsche Ausbildungsbetrieb überhaupt keine
schärft demnach die Probleme der Betriebe,              Bewerbungen mehr erhält. Ein Grund für diese
geeignete Bewerber zu finden. Die wachsenden            Entwicklung ist der Wandel des Ausbildungsmark-
Schwierigkeiten bei der Besetzung von Ausbil-           tes zu einem Bewerbermarkt: Da sich immer mehr
dungsplätzen führen seit 2008 dazu, dass sich bei       Jugendliche inzwischen ihre gewünschten Ausbil-
der Bewerbergewinnung erfolglos gebliebene              dungsbetriebe aussuchen können, schreiben sie
Betriebe zunehmend aus dem Ausbildungsmarkt             auch insgesamt weniger Bewerbungen als in den
zurückziehen bzw. weniger über ihren Bedarf             vergangenen Jahren.
hinaus ausbilden. Z. T. werden diese Betriebe auch
versuchen, ihren Fachkräftebedarf über den ersten       Rund jedes fünfte Unternehmen kann Ausbil-
Arbeitsmarkt zu decken. Bei anhaltendem Trend           dungsplätze nicht besetzen, weil die Stellen von
werden die Besetzungsschwierigkeiten des Aus-           Auszubildenden nicht angetreten wurden. Dieser
                                                        Wert ist nahezu unverändert hoch.

                                                                                                       19
Ausbildung 2012 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

Im Ergebnis bleiben viele Ausbildungsplätze                         enger an den Betrieb zu binden, z. B. durch per-
unbesetzt, denn nach Beginn des Ausbildungsjah-                     sönliche Einladungen oder betriebliche Informa-
res ist es für die Betriebe sehr schwierig, noch                    tionen.
geeignete Jugendliche zu finden.
                                                                    Jedes fünfte Unternehmen meldet als Grund für
Bei Banken und Versicherungen liegt dieser Wert                     die Nichtbesetzung von Plätzen, dass die Ausbil-
sogar bei 37 Prozent. Hier zeigt sich Handlungs-                    dungsverträge von den Auszubildenden nach
bedarf auf beiden Seiten: Der Jugendliche sollte                    Beginn der Ausbildung aufgelöst wurden. Mit
auch aus Gründen der Fairness gegenüber ande-                       31 Prozent ist dieser Anteil im Gastgewerbe
ren Bewerbern den Betrieb frühzeitig informieren,                   besonders hoch. Eine positive Entwicklung ist
wenn er eine Alternative gefunden hat. Das                          jedoch erkennbar. Im Vorjahr lag dieser Wert in
erhöht die Chancen des Betriebs, den angebote-                      dieser Branche noch bei 37 Prozent. Bei IT/Medien
nen Platz mit einem anderen Bewerber zu beset-                      hingegen ist der Anteil der vorzeitigen Lösungen
zen. Zugleich sind die Betriebe gefordert, den                      von Ausbildungsverträgen als Grund für die
Jugendlichen in der Zeit von der Zusage für einen                   Nichtbesetzung mit elf Prozent am geringsten.
Ausbildungsplatz bis zum Beginn der Ausbildung                      Dieser Branche scheint es besonders gut zu
                                                                    gelingen, Jugendliche an sich zu binden.

             Gründe für die Nichtbesetzung von Ausbildungsplätzen bei Betrieben mit
                                Besetzungsschwierigkeiten (in %)
                                            (Mehrfachnennungen möglich)

                                                                                                                 63
                  Es lagen keine geeigneten Bewerbungen vor.                                                65
                                                                                                                 68

  Die Ausbildungsplätze wurden von den Auszubildenden nicht                         19
                                                                                21
                         angetreten.                                           20

                                                                                         24
                                             andere Gründe                     20
                                                                        12

 Die Ausbildungsverträge wurden von den Auszubildenden nach                        17
                                                                             19
               Beginn der Ausbildung aufgelöst.                                20

                                                                         8
                             Es lagen keine Bewerbungen vor.       10
                                                                              18

                                                               0        10         20     30    40     50   60        70   80

                                                                             2012        2011   2010

  20
Ausbildung 2012 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

Aus welchen Gründen konnten Sie im Jahr 2011 nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen?
(Ergebnisse differenziert nach Branchen)
                               Es lagen keine Die Ausbil-     Die Ausbildungs- Es lagen keine
                               geeigneten     dungsplätze     verträge wurden   Bewerbungen
                               Bewerbungen    wurden von      von den Auszu-    vor
Branche                        vor            den Auszubil-   bildenden nach
                                              denden nicht    Beginn der
                                              angetreten      Ausbildung
                                                              aufgelöst
Baugewerbe                        74 %             12 %              14 %             28 %

Industrie (ohne Bau)              72 %             17 %              14 %             19 %

Handel                            72 %             19 %              23 %              9%

Durchschnitt                      68 %             20 %              20 %             18 %

Verkehr (Transport/Logistik)      67 %             22 %              22 %             17 %

Gastgewerbe                       66 %             21 %              31 %             30 %
Unternehmensorientierte
                                  64 %             30 %              14 %             10 %
Dienste
IT/Medien                         60 %             12 %              11 %              7%

Banken/Versicherungen             60 %             37 %              19 %              7%

Sonstige Dienstleistungen         57 %             23 %              16 %             15 %

                                                                                              21
Ausbildung 2012 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

Weniger Schulabgänger: Unternehmen                                                          Die Zusammenarbeit mit Schulen nimmt
umwerben Jugendliche                                                                        weiter zu

62 Prozent der Unternehmen sehen aufgrund der                                               Vor dem Hintergrund des erkannten Handlungsbe-
rückläufigen Schulabgängerzahlen Handlungsbe-                                               darfes sehen es die Unternehmen wie schon im
darf. Dieser Anteil ist innerhalb von zwei Jahren                                           vergangenen Jahr als wichtigste Maßnahme zur
um 16 Prozentpunkte gestiegen. Besonders ausge-                                             Gewinnung von Bewerbern, Kooperationen mit
prägten Handlungsbedarf sehen das Gastgewerbe                                               Schulen einzugehen. 32 Prozent der Ausbildungs-
(82 Prozent) sowie die Banken und Versicherungen                                            betriebe streben einen Ausbau der Partnerschaften
(74 Prozent). Ganz ähnlich in der Industrie:                                                mit Schulen an. Das ist noch einmal ein Anstieg
68 Prozent sehen hier angesichts der rückläufigen                                           um vier Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.
Bewerberzahlen Handlungsbedarf. Weniger ausge-                                              Hier zeigt sich, dass die Unternehmen sich im
prägt ist dieser bisher bei den Medien (40 Prozent)                                         Wettbewerb um talentierten Nachwuchs schon
sowie im der Bereich der sonstigen Dienstleistun-                                           früh als attraktive Arbeitgeber ins Spiel bringen
gen (45 Prozent). Hierbei handelt es sich um                                                wollen. Dazu passt auch, dass ein steigender Anteil
attraktive Branchen, die mit Besetzungsschwierig-                                           der Unternehmen, mehr Praktikumsplätze anbietet
keiten nur unterdurchschnittlich belastet sind.                                             (28 Prozent; 2011: 24 Prozent) bzw. das Ausbil-
                                                                                            dungsmarketing verbessern will (29 Prozent; 2011:
                                                                                            24 Prozent).

                           Wie reagieren Sie bei der Gewinnung von Auszubildenden auf rückläufige
                                                 Schulabgängerzahlen (in %)?
                                                         (Mehrfachnennungen möglich)

                                                                                                                                             25
                           mehr Kooperationen mit Schulen                                                                                          29
                                                                                                                                                        32

                     mehr Angebote von Praktikumsplätzen*                                                                                   24
                                                                                                                                                  28
                                                                                                                                     21
                         verbessertes Ausbildungsmarketing                                                                                  24
                                                                                                                                                   29
                                                                                                         11
Erschließung neuer Bewerbergruppen (z. B. Studienabbrecher)                                                   13
                                                                                                                    15
                                                                                                8
 Senkung der Anforderungen an die Vorbildung von Bewerbern                                                12
                                                                                                                        16

        verstärkte überregionale Suche nach Auszubildenden*                                              11
                                                                                                         11
                    Angebot für lernschwächere Bewerber                                             9
                                                                                                        10
                  (EQs, innerbetriebliche Nachqualifizierung)                                            11
                     mehr Kooperationen mit Hochschulen                                         8
                                                                                                        10
                   (z. B. Angebot von dualen Studiengängen)                                              11
                          Angebot von Zusatzqualifikationen                     5
                                                                                5
                           (z. B. Fremdsprachenunterricht)                              6
                                                                                        6
                                    andere Vorgehensweisen                          5
                                                                                            6
                                                                        2
        Angebot von Auslandsaufenthalten in der Ausbildung                  3
                                                                            3

          verstärkte Suche nach Auszubildenden im Ausland*          1
                                                                    1

                                                                0               5                   10             15           20          25     30        35

    * Daten wurden 2011 erstmals erhoben.                                                                 2012           2011        2010

  22
Ausbildung 2012 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

Nach Regionen betrachtet fällt auf, dass beson-      Die Banken und Versicherungen setzen stärker auf
ders die Betriebe im Osten auf Schulkooperatio-      ein verbessertes Ausbildungsmarketing (z. B. über
nen setzen. 39 Prozent der Unternehmen wollen        das Internet 7). Fast die Hälfte aller Betriebe
Partnerschaften mit Schulen eingehen oder            (49 Prozent) will das Ausbildungsmarketing
ausbauen. Auch im Süden planen das 34 Prozent        verbessern, ebenfalls ein Plus von drei Prozent-
der Ausbildungsbetriebe. Im Osten zwingt die         punkten im Vergleich zum Vorjahr.
demografische Entwicklung die Unternehmen
stärker als in anderen Regionen, frühzeitig Kon-     Anforderungen an Schulabgänger
takte zu potenziellen Auszubildenden zu knüpfen.
                                                     werden gesenkt
In den Ländern Thüringen (44 Prozent), Sachsen
(40 Prozent) und Brandenburg (39 Prozent) sind       Darüber hinaus senken die Hotels und Gaststätten
die Betriebe besonders aktiv. Im süddeutschen        die Ansprüche an die Qualifikation der Bewerber
Raum haben die Landesregierungen mit der             deutlich ab. Der Anteil der Betriebe (32 Prozent),
Wirtschaft konkrete Vereinbarungen über die          die dazu bereit sind, ist hier doppelt so hoch wie
Förderung von Schulpartnerschaften geschlossen.      im Durchschnitt aller Branchen.
Es zeigt sich, dass besonders in Rheinland-Pfalz
(42 Prozent) und Baden-Württemberg (35 Pro-          Insgesamt ist die Bereitschaft der Unternehmen,
zent) viele Betriebe mit Schulen zusammenarbei-      die Anforderungen an die Bewerber abzusenken,
ten wollen. Länder, in denen Betriebe weniger        im Vergleich zum Vorjahr erneut um vier Prozent-
häufig Schulkooperationen planen, sind das           punkte auf 16 Prozent gestiegen. Vergleicht man
Saarland (17 Prozent) sowie die Stadtstaaten         zudem die aktuellen Zahlen mit denen aus der
Bremen (17 Prozent) und Hamburg (16 Prozent).        Umfrage von 2010, so hat sich der Anteil der
Hintergrund hierfür ist, dass in den großen Städ-    Betriebe, die verstärkt lernschwächeren Schulab-
ten der Bewerberrückgang nicht so deutlich           gängern eine Chance geben, innerhalb dieser Zeit
verspürt wird wie im Durchschnitt der Länder. Das    verdoppelt. Überdurchschnittlich stark angestie-
liegt auch daran, dass Großstädte auf viele Ju-      gen ist er neben dem Gastgewerbe in der Bau-
gendliche oftmals eine höhere Anziehungskraft        branche (um acht Punkte auf 19 Prozent) sowie in
als der ländliche Raum ausüben.                      der Industrie (um fünf Punkte auf 17 Prozent).

Die verschiedenen Branchen setzen unterschiedli-     In den Branchen, die bislang kaum einen Bewer-
che Schwerpunkte. Zwar nimmt in allen Branchen       berrückgang verspüren (Medien, Dienstleistun-
das Interesse an Kooperationen mit Schulen zu.       gen), ist die Neigung, Abstriche an die Qualifika-
Am stärksten steigt es in der Industrie, und zwar    tion der Bewerber zu machen, weniger stark
innerhalb nur eines Jahres um sechs Prozentpunk-     ausgeprägt. Aber auch bei den Banken und Versi-
te von 38 auf 44 Prozent der Betriebe. Auch          cherungen, die über einen besonders starken
Banken und Versicherungen sind hier stark. Diese     Bewerberrückgang klagen, werden die Anforde-
Branche verzeichnet mit 46 Prozent den höchsten      rungen an die Bewerber kaum abgesenkt. Hier
Wert im Branchenvergleich, ein Plus von drei         zeigt sich, dass in bestimmten Berufen, z. B. in
Prozentpunkten.                                      anspruchsvollen kaufmännischen, kaum Abstriche
                                                     möglich sind. Die Banken und Versicherungen
Das Gastgewerbe setzt besonders stark auf ein        sind daher traditionell die Branche, die über-
zusätzliches Praktikumsangebot für Schüler.          durchschnittlich viele Abiturienten einstellt.

                                                     7
                                                         vgl. Kapitel III

                                                                                                   23
Ausbildung 2012 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

Ein ähnliches Bild ergibt sich für die IT- und                   Er hat sich jedoch in allen Teilen des Landes seit
Medienbranche.                                                   2010 nahezu verdoppelt (im Osten von 15 auf
                                                                 28 Prozent, im Westen von sieben auf
Da die Studierneigung der Abiturienten zunimmt,                  13 Prozent).
versuchen diese beiden Branchen mehr als ande-
re, neue Bewerbergruppen für die Ausbildung zu                   Das Angebot von Einstiegsqualifizierungen (EQ)
erschließen, z. B. Studienabbrecher. In beiden                   für lernschwächere Jugendliche hat nur leicht um
Branchen ist es jeweils ein Viertel der Betriebe,                einen Prozentpunkt gegenüber 2011 zugenom-
die sich verstärkt neuen Bewerbergruppen zu-                     men. Das liegt u. a. daran, dass bereits in den
wenden. (Durchschnitt aller Branchen:                            Vorjahren nicht alle EQ-Angebote besetzt werden
15 Prozent). Die Banken und Versicherungen                       konnten. Die Unternehmen versuchen zuerst,
nehmen auch verstärkt die Weiterbildung älterer                  möglichst alle Ausbildungsplätze zu besetzen und
Mitarbeiter in den Blick. 8                                      bieten während der Ausbildung Nachhilfe an. 9
                                                                 Deshalb ist das Angebot an EQs nahezu konstant
Betrachtet man die einzelnen Industriebranchen                   geblieben.
genauer, so hat sich in der Ernährungsindustrie
der Anteil der Unternehmen, die Abstriche bei der                Über alle Branchen hat die Absicht, das Ausbil-
Vorbildung der Ausbildungsplatzbewerber ma-                      dungsmarketing zu verbessern, deutlich zuge-
chen, von elf auf 23 Prozent mehr als verdoppelt.                nommen. 28 Prozent der Ausbildungsbetriebe
Auch in der Kfz-Produktion und bei den Kfz-                      wollen hier mehr tun als bisher. Besonders enga-
Zulieferern ist er stark von 13 auf 20 Prozent                   giert sind die Banken und Versicherungen.
gestiegen. Im Maschinenbau wuchs er von neun                     46 Prozent äußern die Absicht, ihr Ausbildungs-
auf 15 Prozent. In der Metallindustrie ist dagegen               marketing zu verbessern. Aber auch die Industrie
nur ein leichter Zuwachs von 14 auf 15 Prozent                   (35 Prozent) sowie Verkehr und Logistik (33 Pro-
zu verzeichnen. Der Maschinenbau war im ver-                     zent) verstärken ihr Engagement und sehen darin
gangenen Jahr der Industriezweig mit den höchs-                  eine gute Möglichkeit, mehr junge Menschen für
ten Zuwachsraten beim Ausbildungsplatzangebot.                   eine Ausbildung in ihrer Branche zu gewinnen.
Um möglichst viele dieser Plätze besetzen zu
können, mussten die Betriebe offensichtlich die                  Auf eine überregionale Suche nach potenziellem
Anforderungen an die Bewerber absenken.                          Nachwuchs setzt besonders das Gastgewerbe.
                                                                 28 Prozent der Betriebe gaben an, diese Möglich-
Die Nachwuchsnot wird im Osten Deutschlands                      keit verstärkt zu nutzen. Insgesamt hat die Nei-
besonders deutlich. Während im Westen der                        gung, Auszubildende überregional zu suchen, im
Anteil der Unternehmen, die bereit sind, die                     Vergleich zum Vorjahr aber nicht zugenommen.
Anforderungen an die Bewerber zu senken, nur                     Der Durchschnitt liegt bei 11 Prozent (wie im
um drei Prozentpunkte auf 13 Prozent wuchs, ist                  Vorjahr).
er im Osten des Landes von 19 auf 28 Prozent
angestiegen.

8
  Die Ergebnisse zu den Weiterbildungsaktivitäten der Betriebe
wird der DIHK getrennt zu den Ergebnissen zur Ausbildung ver-
                                                                 9
öffentlichen.                                                        vgl. Kapitel IV

    24
Ausbildung 2012 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

Arbeitsagenturen verstärkt gefragt                      Branchen mit Besetzungsproblemen im Vergleich
                                                        zum Vorjahr nochmals gestiegen: Im Gastgewerbe
64 Prozent der Betriebe melden im Jahr 2012             um fünf Prozentpunkte auf 77 Prozent, in der
offene Ausbildungsplätze immer den Arbeitsagen-         Industrie um vier Prozentpunkte auf 71 Prozent
turen. Dies ist der bislang höchste Wert, der seit      und bei den Banken und Versicherungen um zwei
Durchführung der Umfrage gemessen wurde.                Prozentpunkte auf 68 Prozent.
Gegenüber dem Vorjahr liegt damit ein erneuter
Anstieg von drei Prozentpunkten vor. Im Hinblick        Zwar sinkt der Anteil der Betriebe, die bei der
auf den bislang niedrigsten Wert aus dem Jahr           Besetzung von Ausbildungsplätzen Dienstleistun-
2007 ist ein deutlicher Anstieg von zwölf Pro-          gen der Arbeitsagenturen nicht oder nur gele-
zentpunkten zu beobachten. Der kontinuierliche          gentlich nutzen, gegenüber dem Vorjahr abermals
Anstieg aus den vergangenen Jahren setzt sich           um drei Prozentpunkte. Er ist mit 36 Prozent aber
damit fort. Im Zuge des sich verschärfenden             immer noch groß. Hier besteht für die Unterneh-
Wettbewerbs um Auszubildende schöpfen die               men weiteres Potenzial, ihre offenen Stellen
Betriebe alle Wege aus, um genügend Bewerber            zukünftig verstärkt an die Arbeitsagentur zu
zu erhalten.                                            melden. Dies trifft insbesondere für Unternehmen
                                                        der Medienbranche zu, die mit 58 Prozent über-
Dies zeigt auch der Blick in die Branchen. Der          durchschnittlich häufig ihre offenen Ausbildungs-
Anteil der meldenden Unternehmen ist in den             plätze nicht oder nur gelegentlich melden.

              Melden Sie Ihre offenen Ausbildungsplätze der Agentur für Arbeit?

     100%

      80%
                54         52         54         56      58        61         64
      60%                                                                             ja, immer
                                                                                      ja, hin und wieder

      40%                                                                             nein
                20         22
                                      23         23      21
                                                                   20         19
      20%
                26         26         23         21      21        19         17
       0%
               2006       2007       2008        2009   2010      2011       2012

                                                                                                      25
Ausbildung 2012 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

Bewerber gewinnen –                                           Ausbildungsmessen oder die Vermittlung von
                                                              Ausbildungsplätzen über ihre Lehrstellenbörsen.
Unternehmen nutzen viele Wege
                                                              So existiert seit Februar 2012 eine neue gemein-
Neben einer möglichen Einschaltung der Arbeits-               same IHK-Lehrstellenbörse (www.ihk-
agenturen schlagen nahezu alle Betriebe zusätz-               lehrstellenboerse.de), welche die bundesweite
liche oder alternative Wege ein, um geeignete                 Suche nach Bewerbern oder Ausbildungsplätzen
Auszubildende zu finden. Im Vergleich zum Vor-                ermöglicht.
jahr legen bei dieser Frage fast alle Antwortmög-
lichkeiten auf hohem Niveau nochmals zu.                      Mehr als jedes dritte Unternehmen wirbt in
Mehr als die Hälfte der Betriebe nutzt das Inter-             Schulen für die eigenen Ausbildungsmöglichkei-
net; diese Möglichkeit wurde mit 56 Prozent am                ten. Im Branchenvergleich wird dieses Instrument
häufigsten genannt. 45 Prozent der Unternehmen                besonders stark von den Banken und Versicherun-
werben mit Anzeigen in den regionalen Printme-                gen genutzt (55 Prozent). Demgegenüber wird bei
dien.                                                         Betrieben des Gastgewerbes die Möglichkeit,
                                                              Werbung in Schulen noch zu intensivieren und
Für 42 Prozent der Unternehmen sind die IHKs ein              verstärkt auf die Vorzüge der Branche (wie z. B.
wichtiger Partner bei der Gewinnung von Auszu-                Kreativität, Selbstständigkeit) hinzuweisen, weni-
bildenden: Sie unterstützen Betriebe und Jugend-              ger genutzt (31 Prozent).
liche vor Ort, z. B. durch ihre Ausbildungsberater,

                  Auf welchem Wege - außer Einschaltung der Agentur für Arbeit -
                            gewinnen Sie Ihre Auszubildenden (in %)?
                                            (Mehrfachnennungen möglich)

  Anzeigen in regionalen                                                                         43
       Printmedien                                                                                    45
                                                                                       39
                    IHK                                                                     42

        Direktwerbung in                                                         36
             Schulen                                                              37

                                                                    27
           andere Wege
                                                        20

          Private              3
   Ausbildungsvermittler       3

                           0       5   10       15    20      25      30    35         40        45        50

                                                           2012    2011

  26
Ausbildung 2012 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

Soziale Medien stark im Kommen                                   nutzen (Anstieg von neun Prozentpunkten auf
                                                                 31 Prozent). Hierunter dürften z. B. Start-up-
56 Prozent der Unternehmen gaben an, das                         Unternehmen fallen, die besonders in den sozialen
Internet zur Gewinnung von Bewerbern zu nut-                     Medien aktiv sind und von den persönlichen
zen. Dieser Anteil wurde differenzierter befragt,                Kontakten profitieren. Statt eine eigene Home-
auf welche Weise das Internet genutzt wird:                      page für die Bewerbergewinnung zu entwickeln,
Mit 90 Prozent steht die Nutzung der eigenen                     greifen Kleinunternehmer eher auf die Nutzung
Unternehmenshomepage weiterhin deutlich an                       z. B. einer persönlichen facebook-Seite zurück.
erster Stelle – eine Steigerung um drei Prozent-                 Auch Großbetriebe (mehr als 1.000 Beschäftigte)
punkte im Vergleich zum Vorjahr. Branchenüber-                   liegen bei der Nutzung von Sozialen Medien mit
greifend gehört diese Möglichkeit der Bewerber-                  28 Prozent deutlich über dem Durchschnitt. Im
akquise damit zum Standardinstrument.                            Vergleich zum Vorjahr ist dies ebenfalls ein be-
                                                                 achtlicher Anstieg um elf Prozentpunkte. Diese
Ein knappes Drittel gab an, dass Online-Börsen als               Unternehmen haben im Vergleich zu anderen
Plattform für die Bewerbersuche dienen. Insbe-                   Betriebsgrößen häufiger ein professionelles
sondere das Gastgewerbe (38 Prozent) und die IT-                 Personalmanagement, das auch die Nutzung
Branche (36 Prozent) bedienen sich dieser Varian-                sozialer Medien einbezieht.
te.
                                                                 Im Branchenvergleich werden die Sozialen Me-
Soziale Medien, wie z. B. facebook, SchülerVZ                    dien überdurchschnittlich in den Bereichen IT,
oder XING, wurden in diesem Jahr von 19 Prozent                  Medien sowie im Gastgewerbe (je 31 Prozent)
aller Unternehmen, die das Internet zur Bewer-                   genutzt. Im Baugewerbe spielen sie zwar eine
bergewinnung nutzen, angegeben. Dies ist im                      geringere Rolle (zehn Prozent), aber auch hier gab
Vergleich zum Vorjahr ein deutlicher Anstieg um                  es im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um
fünf Prozentpunkte. Erstaunlich ist, dass vor allem              fünf Prozentpunkte. Insgesamt zeigt sich, dass die
Kleinbetriebe (weniger als 10 Beschäftigte) die                  Sozialen Medien deutlich stärker genutzt werden
sozialen Medien überdurchschnittlich stark                       als noch im Vorjahr.

                       In welcher Form nutzen Sie das Internet zur Gewinnung Ihrer
                                        Auszubildenden (in %)?
                                               (Mehrfachnennungen möglich)

     Stellenanzeigen auf der                                                                  87
    Unternehmenshomepage                                                                       90

         Online-Börsen (z. B.                         30
              stepstone)                             29

                                               19
    sonstige Nutzungsformen
                                          15

        Soziale Medien (z. B.
                                         12
        facebook, schülerVZ,                   19
                XING)

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