BLICKPUNKT WIRTSCHAFT - IHK Trier

 
WEITER LESEN
BLICKPUNKT WIRTSCHAFT - IHK Trier
JULI/AUGUST 2021 | www.ihk-trier.de | Postfach 2240, 54212 Trier | A 4792

NACHRICHTEN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER TRIER

     BLICKPUNKT
     WIRTSCHAFT
      No 07/08

     INDUSTRIE-MOTOR LÄUFT AUF HOCHTOUREN

    Werkstätten            Raus aus               Mobil in
    lehren fürs Leben      dem Corona-Tief        die Zukunft
BLICKPUNKT WIRTSCHAFT - IHK Trier
Ihr Spezialist für
Stahl- und Hallenbau

Stahlbau. Hallenbau.
Schlüsselfertiges Bauen.
Sie benötigen eine maßgefertigte Produktionshalle, die neben
ausreichend Platz für Maschinen und Arbeitsplätze auch
moderne Büroräume beinhaltet? Sie planen den Neubau einer
Lagerhalle für Ihre Produkte oder möchten mit Ihrem Autohaus       Mehr Infos
                                                                   gibt´s hier:
gerne expandieren? Dann sind Sie bei uns genau richtig, denn
wir verwirklichen all Ihre Ideen individuell, wirtschaftlich und
qualitätsbewusst.                                                                 www.seitz-speicher.de
BLICKPUNKT WIRTSCHAFT - IHK Trier
STANDPUNKT         3

                                      MIT KRAFT UND MUT
                                         AUS DER KRISE

                                                     Es gibt in der regionalen Wirtschaft wieder mehr Licht als Schatten
                                                     – gemessen an dem, was bereits hinter uns liegt. Aber wir stehen neuen
                                                     Risiken gegenüber: Engpässe bei Energie und Rohstoffen treiben die Preise in die Höhe
                                                     und lähmen die Wirtschaft dort, wo es vergleichsweise gut läuft – etwa am Bau oder in
                                                     der Industrie.
                                                     Stationärer Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie brauchen pragmatische Lösungen
                                                     für den Re-Start wie flexiblere Öffnungszeiten, großzügiger nutzbare Flächen für die
                                                     Außengastronomie und lokale digitale Plattformen. Damit die Betriebe überleben, die
                                                     weiter mit den Lockdown-Folgen kämpfen, müsste die Überbrückungshilfe III bis zum
                                                     Jahresende verlängert werden.
                                                     Mehr Praktikabilität ist bei den Impf- und Test-Nachweisen vonnöten. Ein Testsystem mit
                                                     intelligenter Logistik in den Kommunen ist als „Überbrückungshilfe“ besser als Schlie-
                                                     ßungen und finanzielle Hilfen.
                                                     Außerdem brauchen wir eine leistungsfähige Verwaltung mit schnellen und digitalen
FOTO: THEWALT

                                                     Verfahren – gerade auch abseits der Großstädte. Um die Wirtschaft nicht auszubremsen,
                                                     sind zudem verkürzte Prozesse nötig, zum Beispiel mithilfe vollelektronischer Melde-,
                                                     Genehmigungs- und Nachweisverfahren.
                         Dr. Jan Glockauer           Der Blick aufs zweite Halbjahr gibt uns Grund zum vorsichtigen Optimismus. Doch eine
                       Hauptgeschäftsführer          kurzfristige Konsumfreude im Sommer bleibt ein Strohfeuer, wenn uns nicht spätestens
                Industrie- und Handelskammer Trier   nach der Bundestagswahl mehr Zukunftsorientierung gelingt. Denn die Digitalisierung,
                                                     der Klimawandel und die demografische Entwicklung werden uns alle in einer Nach-Co-
                                                     rona-Zeit fordern. Wir gehen die Herausforderungen mit Zuversicht und Mut an – in
                                                     unseren Mitgliedsbetrieben und mit unserer IHK.
BLICKPUNKT WIRTSCHAFT - IHK Trier
Demnächst für Sie im Programm

 Seminare & Lehrgänge

                                                                                                              FOTO: CHRISTOPHER ARNOLDI

DIGITAL FIT IM JOB                                                 BERUFLICHER AUFSTIEG
Digitaler Innovations- und Produktmanager                          Geprüfter Betriebswirt
(IHK) – Live Online                                                Master Professional in Business Management
10. September 2021 – 30. November 2021                             30. August 2021 – 26. Mai 2023
Online Marketing Manager (IHK) – Live Online                       Geprüfter Wirtschaftsfachwirt –
15. September 2021 – 19. November 2021                             berufsbegleitend abends
                                                                   3. Dezember 2021 – 10. November 2023
Modern Workplace – Überblick zum modernen
Arbeitsplatz mit Office 365 für Entscheider                        Geprüfter Technischer Betriebswirt
29. September 2021                                                 10. Dezember 2021 – 7. Oktober 2023
Einstieg in BigData/Data Sciences mit Python –                     Geprüfter Logistikmeister
Live Online                                                        (Meister, Bachelor Professional)
9. November 2021 – 18. November 2021                               11. Dezember 2021 – 27. April 2024

EXPERTENWISSEN                                                     TAGESSEMINARE
Fachkraft für Controlling (IHK) –                                  Lohn und Steuern aktuell – Workshop
Live Online                                                        31. August 2021
17. August 2021 – 21. Oktober 2021
                                                                   Interner Auditor ISO 9001:2015
Personal Coach (IHK)                                               Kompetent, zielorientiert, fair
2. September 2021 – 10. Juni 2022                                  22. September 2021 – 23. September 2021
Personalentwickler (IHK)                                           Führen und Managen
7. September 2021 – 18. November 2021                              Grundlegende Führungskompetenzen
                                                                   5. Oktober 2021 – 6. Oktober 2021
Business English Basic Level (IHK) –
Berufliche Alltagskommunikation in Englisch                        Protokoll führen: Wesentliche Inhalte
8. September 2021 – 16. Februar 2022                               auf den Punkt gebracht
                                                                   18. Oktober 2021

 BIS ZU 60 PROZENT FÖRDERUNG MÖGLICH.
 Information & Anmeldung: IHK Trier, Telefon: (06 51) 97 77-7 90, E-Mail: biz@trier.ihk.de, Web: weiterbildung.ihk-trier.de
BLICKPUNKT WIRTSCHAFT - IHK Trier
INHALTSVERZEICHNIS                               5

                                                                                       19

                                           FOTO: CHRISTOPHER ARNOLDI

                                                                                                              FOTO: TGC GROUP
16
                                                                       53

                                                                                                              FOTO: GESUNDL AND VULK ANEIFEL
                                           FOTO: TESL A AUTOMATION

                         08

     TITEL                                                             25 Saarburger Start-up
     08 Industrie-Motor                                                   siegt bei Ideenwettbewerb
        läuft auf Hochtouren                                           26 Gründer erkunden
                                                                          die Kunst des Gründens
     WIRTSCHAFTSTRENDS                                                 27 Weinkellerei Peter Mertes
     14 #GemeinsamUnternehmen                                             bildet Azubis top aus
     16 Werkstätten lehren fürs Leben                                  27 Digitale Eifel-Messe
     18 Raus aus dem Corona-Tief                                          will Menschen vernetzen
     19 Der Brunnenhof „18ZWO“ –                                       27 Dr. Oetker profitiert von
        Tradition trifft Digitalisierung                                  Appetit auf Pizza und Kuchen
     20 Mobil in die Zukunft
     21 Coronakrise:                                                   IHK AKTUELL
        Was und wer Ihnen jetzt hilft                                  27 Standortpolitik
     22 Tipps für Mitarbeitereinsätze                                  28 International
        in Osteuropa                                                   30 Wein, Kultur, Tourismus
     23 So zahlt sich Weiterbildung aus                                31 Recht und Steuern
     24 Meldepflicht gilt jetzt                                        33 Aus- und Weiterbildung
        für sämtliche Einfuhren
                                                                       RUBRIKEN
     UNTERNEHMENSNOTIZEN                                               03 Standpunkt
     25 Der kleine Buchfink                                            31 Kreis Junger Unternehmer
        landet in Trier                                                36 Registernachrichten
     25 ARMON GmbH:                                                    53 Leben
        Hochzeit für die Zeitarbeit                                    54 Impressum
BLICKPUNKT WIRTSCHAFT - IHK Trier
Magazin

                                     Ausbildung – mit voller Kraft voraus
                                     Melden Sie uns Ihre offenen Ausbildungsstellen!

                                                                                                                  Gerade jetzt brauchen junge Menschen berufliche Perspekti-

                                                                                              GRAFIK: MARKENMUT
                                                                                                                  ven – und zukunftsorientierte Betriebe suchen langfristig qua-
                                                                                                                  lifiziertes Fachpersonal. Bilden Sie auch im Jahr 2021 aus und
                                                                                                                  binden dadurch junge, engagierte Menschen frühzeitig an Ihr
                                                                                                                  Unternehmen!
                                                                                                                  Wir stellen Ihre Ausbildungsberufe und Praktikumsplätze in die
                                                                                                                  Lehrstellenbörse der IHK ein und verknüpfen sie mit dem digi-
                                                                                                                  talen Ausbildungsatlas der rheinland-pfälzischen IHKs. Auf der
                                                                                                                  Homepage https://www.derausbildungsatlas.de/ können junge
                                                                                                                  Menschen im Umkreis ihres Heimatorts sowohl nach Ausbil-
                                                                                                                  dungsstellen suchen als auch nach Unternehmen, die in ihren
                                                                                                                  Wunschberufen ausbilden. Dazu arbeiten alle IHKs in Rhein-
                                                                                                                  land-Pfalz zusammen, so dass auch über IHK-Grenzen hinweg
                                                                                                                  Ergebnisse auffindbar sind.
                                                                                                                  Teilen Sie uns hierzu bitte Ihre offenen Ausbildungsplätze über die
                                                                                                                  Homepage der Kampagne „Ausbildung kennt keine Auszeit“ mit.
                                                                                                                  Kontakt: https://www.ausbildung-trier.jetzt/

                                     ,,Heimat shoppen‘‘: Kreative Ideen gesucht!
                                     Aktionswochenenden im September und Oktober für Unternehmer und Vereine
Magazin // Seite 6

                                     Auch im Jahr 2021 rollt die erfolgreiche IHK-Imagekampa-                            regionalen Gewerbes hin. Hierbei unterstützt sie die IHK
                                     gne ,,Heimat shoppen‘‘ durch die Region Trier. Denn                                    Trier mit der Bereitstellung von Werbematerial: Logo,
                                     momentan ist es wichtiger denn je, auf den gesell-                                       Plakate, Einkaufstüten und Homepage stehen zum
                                     schaftlichen und wirtschaftlichen Wert des Handels,                                       Einsatz bereit.
                                     der Gastronomie und der Dienstleister hinzuweisen.                                        Machen Sie mit und unterstützen Sie die Heimat-shop-
                                     Der Startschuss fällt am 10. und 11. September 2021.                                      pen-Kampagne mit kreativen Ideen! Unternehmer
                                     Ab dann besteht die Möglichkeit, ein Aktionswochen-                                      oder Vereine, die teilnehmen möchten, können sich an
                                     ende in der Zeit bis zum 3. Oktober 2021 auszuwählen.                                 ihren Gewerbeverein oder die IHK Trier wenden.
                                     An diesem Wochenende weisen alle beteiligten Geschäfte                             Kontakt: IHK Trier, Stefan Rommelfanger, Telefon: (06 51) 97 77-9 30,
                                     ihre potenziellen Kunden werbewirksam auf die Bedeutung des                  Fax: -5 05, E-Mail: stefan.rommelfanger@trier.ihk.de

                                                                                         der clevere römer
                                      "industria" heisst eben soviel      und ich finde, dass diese eigen-                                               das ist mal ein zugpferd,
                                     wie "fleiss" und "betriebsamkeit"!     schaften durch diese statue                                                    wie es im buche steht!
Blickpunkt Wirtschaft 07 & 08/2021

                                                                          sehr gut symbolisiert werden.

                                       0721_Zugpferd_Industrie.indd 1                                                                                                         28.05.21 20:01
BLICKPUNKT WIRTSCHAFT - IHK Trier
MAGAZIN                7

                                                                                                        Rechtstipp

Ein Hoch auf den HOGANEXT-Wein!
                                                                                                        Keine Impfpflicht
Azubiprojekt mit dem Wiltinger Weingut Van Volxem
                                                                                                        im Betrieb
                                                                                                        Seit dem 7. Juni dürfen Betriebsärzte
                                                                                                        in Unternehmen Impfungen gegen
                                                                                                        COVID-19 durchführen. Eine gesetz-
                                                                                                        liche Impfpflicht gibt es allerdings
                                                                                                        nicht. Daher sind Corona-Schutzimp-
                                                                                                        fungen im Betrieb für die Mitarbeiter
                                                                                                        grundsätzlich freiwillig.
                                                                                                        Arbeitgeber haben jedoch nicht nur
FOTO: ONDREJ NOVOTNY

                                                                                                        ein Interesse daran, die wegen der
                                                                                                        Corona-Pandemie ergriffenen Arbeits-
                                                                                                        schutz-Maßnahmen möglichst zügig
                                                                                                        zu beenden, sondern sind auch zum
                                                                                                        Schutz der Gesundheit ihrer Arbeit-
                                                                                                        nehmer verpflichtet. Und sie wollen
     Andrea Mereu, Azubi Chan Yavsan und Pascal Brizin (vorne, von links) vom Weinromantikhotel         eine Infektionsgefahr im Betrieb wei-
   Richtershof holen den Wein gleich persönlich im Weingut Van Volxem ab. Hinten im Bild (von links):   testgehend ausschließen. Dies könnte
    Betriebsleiter Dominik Völk, Albrecht Ehses, Ulrich Schneider und Projektleiter Ondrej Novotny.     mithilfe einer Impfpflicht im Betrieb
                                                                                                        erreicht werden.
                                                                                                        Diesem berechtigten Interesse des
Abgefüllt, etikettiert, ausgeliefert, trink-         Traubenlese und -selektion mitzuwirken.            Arbeitgebers stehen jedoch das Recht
bereit: Der HOGANEXT-Wein des Wiltin-                Von Inhaber Roman Niewodniczanski                  des Arbeitnehmers auf körperliche
ger Weinguts Van Volxem wartet nun in                erfuhren sie mehr über die Weinherstel-            Unversehrtheit und der Schutz seines
den teilnehmenden Hotels und Gaststät-               lung – vom Weinberg über den Keller bis zur        allgemeinen Persönlichkeitsrechts
ten auf Gäste, die ihn kosten möchten.               Vinothek. Entstanden ist daraus am Ende            entgegen. Aus diesem Grund sind die
                                                                                                        Schutzpflicht des Arbeitgebers und
Entstanden ist dieser besondere Tropfen              ein eigener HOGANEXT-Wein mit indivi-
                                                                                                        das Persönlichkeitsrecht des Mitarbei-
im Rahmen eines Azubiprojekts, das                   duellem Label, den die teilnehmenden               ters in jedem Einzelfall gegeneinander
wiederum Teil der IHK-Initiative für eine            Betriebe nun ausschenken können.                   abzuwägen. Dabei wird in Betrieben
hochwertige Ausbildung in der Hotel-                 Es ist ein trocken-schmeckender, mine-             des Gesundheits- und Pflegewesens
und Gaststättenbranche ist. Auszubil-                ralisch-frischer 2020er Riesling aus den           die Interessenabwägung eher zu
dende der HOGANEXT-Betriebe können                   Steillagen der Saar und damit ein vielsei-         Gunsten des Arbeitgebers ausfallen
von zahlreichen Schulungen profitieren               tiger Essensbegleiter. 1000 Liter wurden           als in Betrieben ohne Umgang mit
                                                                                                        vulnerablen Personengruppen.
und regionale Hersteller sowie Produkte              insgesamt abgefüllt.
                                                                                                        Überwiegen die Interessen des Arbeit-
besser kennenlernen: wertvolles Wissen               Ab dem Sommer soll es für die HOGA-                nehmers, kann er nicht zur Impfung
für ihre Ausbildung und die Beratung der             NEXT-Azubis weitere Produktschulungen              verpflichtet werden. Dementspre-
Gäste.                                               in Präsenz geben. Unterstützt wird das             chend darf ihn der Arbeitgeber für die
So waren im Herbst einige Auszubilden-               Projekt von der Nikolaus-Koch-Stiftung.            Verweigerung der Impfung auch nicht
de bei Van Volxem zu Gast, um an der                 Info: www.hoganext.de                              sanktionieren, indem er eine Abmah-
                                                                                                        nung oder Kündigung ausspricht.
                                                                                                        Um den Infektionsschutz in Betrieben
                                                                                                        zügig umsetzen zu können, ist Arbeit-

Wer hat die meisten Mitarbeiter?                                                                        gebern daher zu raten, ihre Mitarbei-
                                                                                                        ter von der Notwendigkeit einer Imp-
                                                                                                        fung und der damit verbundenen Vor-
IHK Trier startet Unternehmensumfrage                                                                   teile (Aufhebung der Verpflichtung
                                                                                                        zum Tragen eines Mund-Nase-Schut-
Die Region Trier verfügt über eine vielfäl-          Diese Unternehmen möchten wir in einem             zes etc.) zu überzeugen, indem er sie
                                                                                                        sachlich darüber aufklärt.
tige Unternehmenslandschaft und einen                Bericht veröffentlichen. Wir haben dazu
                                                                                                        Mehr zum Thema Impfen im Betrieb
leistungsfähigen Mittelstand. Es liegt bis-          im Frühsommer 2021 eine Auswahl von                lesen Sie unter „IHK Aktuell“.
lang jedoch keine Übersicht der beschäfti-           Firmen angeschrieben, um deren aktuelle
gungsstärksten regionalen Unternehmen                Beschäftigtenzahl zu erfragen. Sollte Ihr
vor. Eine entsprechende Erhebung hat                 Unternehmen mindestens 100 Personen
die IHK im vorigen Jahr wegen der Coro-              beschäftigen (Kriterium: Summe der
na-Krise leider nicht zu Ende führen kön-            Vollzeit- sowie Teilzeitkräfte und Auszu-                  Assessorin jur.
nen. Diese Lücke wollen wir nun schließen            bildenden, ohne geringfügig Beschäftigte)               Sabine Plate-Betz,
und alle Mitgliedsunternehmen sammeln,               und bisher noch keinen Erhebungsbogen                Geschäftsführerin der
die in der Region, also der Stadt Trier und          erhalten haben, so wenden Sie sich bitte               Vereinigung Trierer
                                                                                                                                                 FOTO: V TU

                                                                                                            Unternehmer in der
den vier Landkreisen, 100 Mitarbeiter und            an Katharina Berens (E-Mail: berens@trier.
                                                                                                               Region Trier e.V.
mehr beschäftigen.                                   ihk.de, Telefon: (06 51) 97 77-9 02).
BLICKPUNKT WIRTSCHAFT - IHK Trier
Titelthema

                                                 INDUSTRIE-MOTOR
                                              LÄUFT AUF HOCHTOUREN
                                                  Produzierendes Gewerbe treibt die Wirtschaft in der Region Trier an

                                                                          Text: Ursula Bartz, Susanne Rendenbach
                                                           Fotos: Tesla Automation (Seite 8-10), Christopher Arnoldi (Seite 11-13),
                                                                                 Arla Foods (Seite 11 unten)

                                      DANK IHRER INNOVATIONSKRAFT UND EINER HOHEN NACHFRAGE NACH IHREN PRO-
                                     DUKTEN IST DIE STIMMUNG IN WEITEN TEILEN DER REGIONALEN INDUSTRIE BLENDEND.
                                     FAST JEDES ZWEITE UNTERNEHMEN MELDET MEHR AUFTRÄGE ALS IM DURCHSCHNITT.
                                        WIR WERFEN EINEN BLICK AUF DREI GLOBAL PLAYER AUF DER ÜBERHOLSPUR.
Blickpunkt Wirtschaft 07 & 08/2021
BLICKPUNKT WIRTSCHAFT - IHK Trier
TITELTHEMA        9

                                    Mit Höchstgeschwindigkeit in die Zukunft: Tesla brennt für die Beschleunigung des Über-
                                    gangs zu nachhaltiger Energie. Innerhalb weniger Jahre wurden revolutionäre Strategien
                                    und Produkte entwickelt und erfolgreich auf den Markt gebracht. Das ist nur möglich
                                    dank der großen Begeisterung und Identifikation der Mitarbeiter, der hohen Geschwin-
                                    digkeit in der Umsetzung von Prozessen und Projekten sowie überdurchschnittlicher
                                    Innovationskraft und Effizienz.
                                    Dieser Geist ist auch in Prüm spürbar, wo mit der Tesla Automation GmbH eine Tochter
                                    des US-Konzerns beheimatet ist. Mit insgesamt rund 1300 Mitarbeitern ist sie Teil der
                                    Erfolgsgeschichte von Tesla. Ihr Fokus liegt auf der Entwicklung und Herstellung von
                                    innovativen, hochautomatisierten Produktionssystemen, die an allen Tesla-Produktions-
                                    standorten eingesetzt werden.
                                    Um solche innovativen Produktionsanlagen schnellstmöglich realisieren zu können, ver-
                                    fügt Tesla Automation über eine sehr hohe eigene Fertigungstiefe. „Wir können solche
                                    Anlagen im Vergleich zu den meisten anderen Maschinenbau-Unternehmen häufig mehr
                                    als doppelt so schnell entwickeln und realisieren“, sagt Geschäftsführer Lothar Thom-
                                    mes. Die Technik wandelt sich so rasant, dass die Produktionsanlagen mit neu entwi-
                                    ckelten Maschinen und Prozessen diesem Fortschritt permanent Sorge tragen müssen.
                                    Denn Tesla treibt den Wandel von konventionellen Fahrzeugantrieben zur E-Mobilität mit
                                    ungeheurer Kraft und Geschwindigkeit an.

                                    Stütze in der Coronakrise
                                    Wie stark die Industrie von Innovationen getrieben ist und wie stark die Industrie die
                                    gesamte Wirtschaft antreibt, zeigt Tesla Automation damit exemplarisch. Während
                                    andere Branchen von der Coronakrise hart getroffen wurden und auch für die nächste
   Der Tesla-Neubau in Prüm         Zukunft wenig optimistisch sind, kann sich die Industrie in der Region Trier vor Auf-
wächst in Rekordgeschwindigkeit.    trägen vielerorts kaum retten. 51 Prozent der Betriebe im produzierenden Gewerbe
Im August soll er bezogen werden.   berichten von guten, 35 Prozent von befriedigenden und nur 14 Prozent von schlechten
                                    Geschäften. Die Auslastung ist hoch, das Exportgeschäft gut, ebenso die Perspektive
                                    für 2021.
                                    Damit hat sich die Industrie in der Krisenzeit als Motor erwiesen. Dass die hiesige Unter-
                                    nehmenslandschaft kleinteiliger und deutlich heimatmarktorientierter ist als im Landes-
                                    schnitt, schirmt die regionale Wirtschaft stärker von außenwirtschaftlichen Schocks ab.
                                    Im Ganzen kam sie daher bislang glimpflich durch die Krise. Sogar während des Lockdo-
                                    wns hat sich das Konjunkturklima leicht erholt, wie unsere Umfrage zeigt (siehe Seite 16).
                                    „Gerade in Krisenzeiten werden Innovationen gebraucht“, sagt Thommes. Unabhängig
                                    von Konjunkturlagen ist das Unternehmen stetig gewachsen. 1983 unter dem Namen
                                    Grohmann Engineering gegründet, firmiert es seit Anfang 2017 unter Tesla und hat sich
                                    seit dieser Zeit fast verdoppelt. Inzwischen entwickelt das Unternehmen ausschließlich
                                    für Tesla Produktionsanlagen zur Herstellung von Elektrofahrzeugen und deren Kompo-
                                    nenten sowie Stromspeicher- und Photovoltaikanlagen.

                                    Minifabrik für Impfstoffe aus Prüm
                                    Darüber hinaus beliefert Tesla Automation weitere Auftraggeber mit Anlagen zur Herstel-
                                    lung von Speicherchips sowie mit einem Produkt, das helfen könnte, die Corona-Pan-
                                    demie zu besiegen: Für die Tübinger Biotechfirma CureVac hat Tesla Automation einen
                                    mRNA-Printer entwickelt. Eine mobile „Minifabrik“, die überall auf der Welt zum Einsatz
                                    kommen könnte, um vor Ort Impfstoff herzustellen.
                                    mRNA-Vakzine transportieren eine Art Bauanleitung für einen Baustein des Virus.
                                    So können die Zellen diesen selbst herstellen, was die Bildung von Antikörpern und
                                    Abwehrzellen gegen dieses Virus anregt. Zudem können mit seiner Hilfe verschiedenste
                                    Arzneimittel hergestellt werden, die auf RNA basieren, schließlich wurde er ursprünglich
                                    zur Bekämpfung von Krebs entwickelt. Eine revolutionäre Idee, die die Lösung für viele
                                    Krankheiten bedeuten könnte.
BLICKPUNKT WIRTSCHAFT - IHK Trier
Titelthema

                                               Tesla treibt den Wandel
                                        von konventionellen Fahrzeugantrieben
                                                zur E-Mobilität voran.

                                     Der kontinuierlichen Geschäftsentwick-         Region braucht neue Zukunftsvision
                                     lung begegnet Tesla Automation mit einem       Ein wesentlicher Grund dafür seien infrastrukturelle Defizite in der Region. Zum einen
                                     physischen Wachstum. Im März entschied         fehle es an der digitalen Infrastruktur – dies habe sich gerade während der Pande-
                                     sich das Unternehmen für einen zweige-         mie mit Blick auf die notwendigen Homeoffice-Arbeitsplätze besonders gezeigt. „Die
                                     schossigen Erweiterungsbau am Standort         Digitalisierung ist ein Schlüsselthema!“ Zum anderen fehle es an Freizeitmöglichkeiten,
                                     in Prüm mit fast 20 000 Quadratmetern          Kultur, Kulinarik und insbesondere an Wohnimmobilien und einer besseren ärztlichen
                                     Fläche, unmittelbar angrenzend an das          Versorgung, also in Summe an einem attraktiven Umfeld im Privaten.
Titelthema // Seite 10

                                     Hauptgebäude. In kürzester Zeit erhielt        „Wir haben viele tolle, innovative Unternehmen hier in dieser Region. Aber der Fach-
                                     das Unternehmen die Baugenehmigung,            kräftemangel wird deren Weiterentwicklung künftig hemmen“, sagt Thommes. Um
                                     für August ist bereits der Einzug geplant.     der demografischen Entwicklung entgegenzutreten, benötige man ein ansprechendes
                                     Wie im Zeitraffer ziehen die Bauunterneh-      Umfeld, damit der regionale Nachwuchs in der Region bleibe und zusätzlich Menschen
                                     men die neue Produktionsstätte hoch.           von außerhalb hier sesshaft würden.
                                     Zwar bekommt man auch in Prüm den              Die Region als Ganzes brauche eine völlig neue Zukunftsvision mit ambitionierten,
                                     Rohstoffmangel am Markt zu spüren, aus-        konkreten Zielen, müsse nachhaltige Geschäftsideen pushen, überregional denken und
                                     bremsen lässt sich das Unternehmen hier        kooperieren. „Wenn die Region ihre Defizite aufholen will, muss sie eine Vorreiterstellung
                                     aber nicht.                                    einnehmen und gleich mehrere Schritte auf einmal gehen. Sonst bleibt sie auch weiterhin
                                     Die Mitarbeiter ziehen alle an einem Strang    hinter anderen Regionen zurück.“
                                     und ermöglichen ein hohes Tempo, lobt          Damit Deutschland seine gute Position als Industriestandort nicht an andere Länder
                                     Thommes. Die Ausbildung sei ein weiterer       verliere, müsse es sich dringend entbürokratisieren. „Wir brauchen kurze Entschei-
                                     Schlüssel zu einer erfolgreichen Zukunft.      dungswege und Rahmenbedingungen, die eine schnellere Umsetzung von Innovationen
                                     Mehr als zehn Prozent der Mitarbeiter          ermöglichen.“
                                     seien Auszubildende oder duale Studenten.
                                     Zusammen mit den langjährigen Kollegen         Mehr als 38 000 Beschäftigte
                                     bildeten sie die ideale Mischung aus Erfah-    Denn: „Die Industrie ist der zentrale Innovationstreiber in unserer Region und Garant
                                     rung und der Begeisterung für neue Ideen       für Wertschöpfung und Beschäftigung“, sagt Dr. Matthias Schmitt, IHK-Geschäftsführer
                                     – und auch für das weitere Wachstum. „Wir      Standortpolitik. Der Löwenanteil privater Investitionen in Forschung und Entwicklung
                                     haben tolle Mitarbeiter mit Passion!“, sagt    geht auf das Konto des verarbeitenden Gewerbes. „Damit das so bleibt, müssen Politik
                                     der Geschäftsführer.                           und Verwaltung die Standortbedingungen konsequent optimieren.“ Besonders relevant
Blickpunkt Wirtschaft 07 & 08/2021

                                     Kommunikation ist ein entscheidendes           seien hier Digitalisierung, Fachkräftesicherung, Entbürokratisierung und verkehrliche
                                     Element für Problemlösung und Innovation.      Erreichbarkeit.
                                     Die Räume sind offen, die Büros großflächig    Aktuell trägt die Industrie ein Drittel zur regionalen Wirtschaftskraft bei. Der Umsatz lag
                                     und hell.                                      2019 bei knapp 11 Millionen Euro und ist damit innerhalb von zehn Jahren um 40 Prozent
                                     Ganz klar, der Name Tesla zieht. Viele neue    gestiegen. Die durchschnittliche Wertschöpfung pro Beschäftigtem ist in diesem Sektor
                                     Mitarbeiter nehmen weite Strecken auf          besonders hoch. Mit mehr als 38 000 Menschen arbeiten so viele Beschäftigte in der
                                     sich, um hier zu arbeiten. Doch nicht alle     Industrie wie noch nie.
                                     entscheiden sich dafür, ihren Lebensmit-       Besonders stark in der Region Trier vertreten sind die Verbrauchsgüterproduzenten –
                                     telpunkt in die Eifel zu verlegen, berichtet   insbesondere Hersteller von Nahrungsmitteln und Getränken. Auf sie entfallen fast die
                                     Thommes.                                       Hälfte der industriellen Umsätze.
TITELTHEMA      11

Global Player aus Pronsfeld
Einer der größten und bedeutendsten von
ihnen ist die Arla Foods GmbH mit ihrem
weltweit größten Standort in Pronsfeld im
Eifelkreis Bitburg-Prüm. Was 1967 auf der
grünen Wiese als Zusammenschluss drei-
er kleiner Molkereien aus Schönecken,
Bleialf und Üttfeld zur Molkereigenossen-
schaft Milch-Union Hochwald begann, hat
sich längst zum Global Player entwickelt.
Die europäische Molkereigenossenschaft
Arla Foods zählt weltweit zu den Top
zehn, deutschlandweit zu den Top fünf der
Branche.
Mit der Produktion von Butter, Milchpulver
und Käse fing alles an. Heute ist das Milch-                      Jürgen Wolf, Standortleiter des Arla-Werks in Pronsfeld,
Werk in Pronsfeld spezialisiert auf haltbare                          will das internationale Geschäft weiter stärken.
Molkereiprodukte: Trinkmilch, Milchmisch-
getränke, Sahne, Kondensmilch, Schmand,        Milch. „Zudem haben sich die Verkaufs-          Die kurzfristig explosionsartig angestie-
Butter, Mischstreichfette und Milchpulver.     zahlen bei Kondensmilch stabil gehalten,        gene Nachfrage habe das Werk mit einer
Eine Erfolgsgeschichte, der selbst die         und sehr positiv entwickeln sich die Zahlen     angepassten Produktion (Reduktion von
Corona-Pandemie keinen Dämpfer ver-            bei Milchstreichfetten.“ In rund 70 Länder      Milchkonzentrat) aufgefangen. Liefereng-
passt hat. „Haltbare Milchprodukte sind        wird exportiert – darunter Ägypten, Kuwait      pässe habe es zu keinem Zeitpunkt gege-
gefragt, und wir haben sie konsequent          und die Malediven.                              ben – auch nicht bei Artikeln, die für die
weiterentwickelt“, sagt Werks-Chef Jür-                                                        Produktion notwendig sind. „Den größten
gen Wolf. Stark gestiegen sei seit einigen     Boom bei haltbarer Milch                        Anteil beziehen wir aus Europa, nur eine
Jahren die Nachfrage nach laktosefreier        Das Geschäftsjahr 2020 sei „ein wirklich        geringe Menge vom internationalen Markt.
                                               gutes“ gewesen. Zu Beginn des ersten            Das hat reibungslos funktioniert.“ Den
                                               Lockdowns habe die Nachfrage der                Hauptrohstoff liefern mit 4,3 Millionen
                                               Supermarkt-Kunden nach H-Milch den              Litern Milch täglich rund 2000 Landwirte
                                               Pronsfeldern „eine enorme Auftragsla-           aus Deutschland, Luxemburg und Belgien
                                               ge“ beschert. Statt bis dato 4000 hätten        nach Pronsfeld.
                                               täglich rund 6000 Paletten (1 Palette =         Dass das Werk so gut durch die Krise
                                               700 Liter) zu Spitzenzeiten die Werkstore       gekommen ist, liegt nach Auskunft Wolfs
                                               verlassen. „Das war, wie wenn Weihnach-         vor allem am Absatzmarkt. „Unseren
      Derzeit baut Arla an einem zweiten       ten und Ostern zusammenfallen“, erinnert        Hauptumsatz erwirtschaften wir im Ein-
         Trockenturm für Milchpulver:          sich Wolf. Nach zweieinhalb Monaten habe        zelhandel. Wir sind nicht so stark in der
     „Eine klare Stärkung des Standorts.“      sich die Nachfrage wieder auf Normalni-         Gastronomie und in Kantinen vertreten.“
                                               veau eingependelt.
                                                                                               Neuer Trockenturm
                                                                                               für 190 Millionen Euro
                                                                                               Jedes Jahr investiert Arla nach Auskunft
                                                                                               von Wolf zwischen 15 und 20 Millionen
                                                                                               Euro in den Eifeler Standort. Die Summe,
                                                                                               die derzeit auf dem rund 55 Hektar großen
                                                                                               Gelände verbaut wird, setzt allem bisher
                                                                                               Dagewesenen das Sahne-, oder besser
                                                                                               gesagt das Milchhäubchen auf. 190 Mil-
                                                                                               lionen Euro lässt sich das Unternehmen
                                                                                               den Bau eines zweiten Trockenturms für
                                                                                               Milchpulver kosten und realisiert damit
                                                                                               eines der größten Bauprojekte in der Eifel.
                                                                                               Im Herbst soll der Turm in Betrieb genom-
                                                                                               men werden.
                                                                                               Rund 95 000 Tonnen Milchpulver kann Arla
                                                                                               dann jährlich zusätzlich produzieren. Wolf
                                                                                               nennt dies „eine klare Stärkung des Stand-
                                                                                               orts Pronsfeld und seiner strategischen
Titelthema

                                     Bedeutung“. Zudem unterstütze diese             Wolf. „Unter anderem auch, um für die
                                     Investition das langfristige Ziel der stär-     Angehörigen attraktive Arbeitsplätze zu
                                     keren Internationalisierung. Denn mit dem       finden.“
                                     zusätzlich produzierten Milchpulver sollen      Eine wichtige Rolle spiele natürlich auch die
                                     Marktanteile beispielsweise in Afrika, vor      Infrastruktur. Wie Lothar Thommes nennt
                                     allem in Nigeria, sowie in China gewonnen       Wolf spontan das Stichwort Digitalisierung.
                                     werden.                                         „Glasfaser bis ins Haus müsste längst Stan-
                                     Gewinnen muss das Werk in Pronsfeld             dard sein. Auch beim Mobilfunk klafft eine
                                     dazu schnellstmöglich zusätzliches qua-         riesige Lücke. Der Eifelkreis Bitburg-Prüm
                                     lifiziertes Personal – rund 70 Mitarbeiter      ist eine der Regionen mit den meisten
                                     sowie weitere Auszubildende. Mit sei-           Netzabbrüchen.“ Großen Handlungsbedarf
                                     nen rund 1000 Mitarbeitern und etwa             sieht er zudem beim öffentlichen Nahver-
                                     30 Auszubildenden ist der reine Produkti-       kehr und bei der Ärzteversorgung.
                                     onsstandort bereits jetzt einer der wich-       Als Herausforderung nennt der Werks-
                                     tigsten Arbeitgeber in der Region. Um           Chef die mitunter langwierigen Planungs-
                                     noch attraktiver zu werden, gibt es zum         und Genehmigungsverfahren – ein Punkt,           Stark unter Strom
                                     Beispiel ein umfangreiches Gesundheits-         den auch eine IHK-Unternehmensumfrage            Ebenfalls auf Wachstumskurs befindet
                                     management und reservierte Kita-Plätze          belegt. Bei der Bewertung des Indus-             sich das Trierer Mittelstandsunternehmen
                                     für Kinder der Angestellten. „Wir haben         triestandorts Deutschland hatten rhein-          KAUTZ GmbH. Die Auftragslage: „gigan-
                                     hoch motivierte Mitarbeiter, und Ausbil-        land-pfälzische Industrieunternehmen             tisch“ (Originalton Axel Horstmann).
                                     dung ist bei uns ein wichtiges Thema“, sagt     in einer Negativ-Rangliste die Dauer und         Das Produkt: individuelle Schaltanlagen.
                                     Wolf. „Und wir bieten vielfache Möglich-        Komplexität von Planungs- und Genehmi-           Das Erfolgsrezept: maßgeschneiderte
                                     keiten, sich im Unternehmen weiterzuent-        gungsverfahren an dritter Stelle genannt.        Lösungen in Premium-Qualität. 1985 von
                                     wickeln.“ Auch Bachelor- und Masterar-          Noch schlechter hatten sie das Steuerrecht       Rolf Kautz in der Eurener Flur gegründet,
                                     beiten seien im Werk in Pronsfeld möglich.      beurteilt. Auf Platz 1 der Kritik rangiert die   hat es sich unter der Führung von Axel
                                     Ein Vorteil sei die Zugehörigkeit zum           Fülle und Verständlichkeit von bürokra-          Horstmann, der das Unternehmen 2012
                                     Arla-Verbund. So habe man etwa den Pro-         tischen Auflagen.                                übernommen hat, konsequent weiter zum
                                     jektleiter für den neuen Trockenturm aus        Wobei Wolf für das Genehmigungsverfah-           Global Player und zu einer der Top-Adres-
Titelthema // Seite 12

                                     Dänemark in die Eifel „abziehen“ können.        ren des Trockenturms lobende Worte fin-          sen in der Branche entwickelt.
                                     „Dieses Beispiel zeigt aber auch, dass die      det. „Bei dieser Planung haben wir alle von      Unter rund 400 Mitbewerbern deutsch-
                                     großen Unternehmen in der Region bei der        Anfang an mit ins Boot genommen und das          landweit rangiert der Starkstrom-Anla-
                                     Mitarbeitergewinnung ins Gespräch kom-          große Projekt in Einzelprojekte zerlegt. Das     genbauer aus Trier nach Auskunft des
                                     men und kooperieren müssen“, erläutert          hat sehr gut geklappt.“                          Firmenchefs unter den ersten drei bis
                                                                                                                                      fünf. Rund 70 Mitarbeiter aus 13 Nationen
                                                                                                                                      zählt das Unternehmen derzeit.
                                                                                                                                      2500 Kunden weltweit füllen die Auftrags-
                                                                                                                                      bücher. Darunter ist von der Lebensmit-
                                                                                                                                      telbranche über das Gesundheitswesen
                                                                                                                                      bis hin zum klassischen Industriesektor
                                                                                                                                      so ziemlich jeder Bereich vertreten. Die
                                                                                                                                      Referenzliste liest sich wie ein Who is
                                                                                                                                      Who der ganz Großen.
                                                                                                                                      Kein Wunder: Die reibungslose Strom-
                                                                                                                                      versorgung ist der neuralgische Punkt
                                                                                                                                      in jedem Produktionsbetrieb und jeder
                                                                                                                                      stromabhängigen Unternehmung. Auf
                                                                                                                                      diesem Sektor hat sich der Mittelständ-
                                                                                                                                      ler mit bahnbrechenden Innovationen ein
                                                                                                                                      bemerkenswertes Renommee aufgebaut.
Blickpunkt Wirtschaft 07 & 08/2021

                                                                                                                                      „Wir sind eine Manufaktur. Unsere
                                                                                                                                      Lösungen sind stets individuell und
                                                                                                                                      nach den besonderen Anforderungen
                                                                                                                                      des Kunden maßgeschneidert“, erläutert
                                                                                                                                      Horstmann. Dabei werden die Nieder-
                                                                                                                                      spannungsschaltanlagen von Trier aus
                                                                                                                                      komplett geplant und gebaut, um dann
                                                                                                                                      ebenfalls von den KAUTZ-Mitarbeitern
                                                                Der Trierer Mittelständler KAUTZ stellt                               vor Ort montiert und in Betrieb genom-
                                                        mit rund 70 Mitarbeitern individuelle Schaltanlagen her.                      men zu werden.
TITELTHEMA        13

                                                                                          Sorgen über zu wenig Arbeit muss sich
                                                                                          der Firmenchef ohnehin nicht machen.
                                                                                          „Die Auftragslage ist gigantisch. Für
                                                                                          2021 rechnen wir mit einem Umsatz von
                                                                                          14 bis 15 Millionen Euro. Und 2020 war ein
                                                                                          Rekord-Umsatzjahr.“

                                                                                          Zusätzliche Aufträge
                                                                                          in der Pandemie
                                                                                          30 Prozent mehr Aufträge habe Corona
                                                                                          dem Unternehmen beschert. „Insbeson-
                                                                                          dere die Lebensmittelbranche, aus der wir
                                                                                          viele Kunden haben, erweitert ihre Lager-
                                                                                          kapazitäten massiv. Zusätzliche Aufträge
                                                                                          haben wir auch aus der Pharmaindustrie
                                                                                          gewinnen können – im Bereich Sonder-
                                                                                          maschinenbau für Impfstoffe. Und der
                                                                                          intensivere Fokus der Krankenhäuser
                                                                                          auf die Strom-Versorgungssicherheit hat
            „Die Auftragslage ist gigantisch“, sagt Geschäftsführer Axel Horstmann.       sich für uns gewinnbringend ausgewirkt.“
          In der Corona-Pandemie sei die Zahl der Aufträge um 30 Prozent gestiegen.       Allerdings wirken sich inzwischen auch
                                                                                          die Schattenseiten der Pandemie auf
                                                                                          den Unternehmensalltag aus – etwa die
Pionierarbeit zahlt sich aus                                                              Verknappung einiger Rohstoffe. „Man-
Bahnbrechend in diesem Bereich war die Entwicklung des Modul-K-LXS-Systems im Auf-        che Komponenten, die früher innerhalb
trag des Chemie-Konzerns Lanxess im Jahr 2015. Das modulare Stecksystem ermöglicht        von 24 Stunden bei uns im Werk waren,
es, Einschübe im laufenden Betrieb zu wechseln und garantiert so eine hohe Verfüg-        brauchen inzwischen vier Wochen. Kleine
barkeit der Anlagen. War die früher von Lanxess genutzte Schaltanlage noch mit 1700       Zulieferer vertrösten uns zum Teil auf eine
verschiedenen Einschüben versehen, so sind es mit der baulich optimierten Version         dreimonatige Wartezeit.“ Auch preislich
von KAUTZ heute gerade noch 14. Ein kleiner Computer steuert die Variantenvielfalt        mache sich der Engpass schmerzlich
der Funktionen.                                                                           bemerkbar. „Bis Dezember 2020 haben
Eine weitere Punktlandung gelang der KAUTZ GmbH mit der Verwendung von Chrom-             wir für das Kilo Kupfer 6,50 Euro bezahlt.
stahl für die Anlagenschränke. Hergestellt vom Metallbauer S+L aus Föhren, sichert        Inzwischen sind es 9,40 Euro.“
diese Innovation dem Unternehmen ein verkaufsstarkes Alleinstellungsmerkmal. „Die-        Die aktuelle IHK-Konjunkturumfrage
ser Edelstahl ist unheimlich hart, aber nicht spröde. Deswegen haben die Anlagen sogar    zeigt: Im produzierenden Sektor sind die
die Erdbeben-Tests der höchsten Stufe bestanden“, sagt Horstmann. „Das macht nie-         Energie- und Rohstoffpreise aktuell für
mand anderes weltweit.“                                                                   60 Prozent der Befragten ein zentraler
Pionierarbeit leisteten die Experten aus der Eurener Flur auch 2012 bei der Entwicklung   Risikofaktor für die wirtschaftliche Ent-
des ARC-K-Systems. Brannte bei einem Störlichtbogen beziehungsweise einem Kurz-           wicklung. Vor einem Jahr galt dies nur für
schluss in der Schaltanlage bis dato das gesamte Innenleben in Sekundenschnelle ab, so    26 Prozent.
schaltet der Störlichtbogenbegrenzer des KAUTZ‘schen Systems die Anlage in maximal        Angesprochen auf seine Einschätzung
1,2 Millisekunden ab – ohne, dass etwas verbrennt oder Schaden nimmt.                     zum Industriestandort Region Trier sagt
                                                                                          Horstmann: „Ein Standort-Vorteil ist für
Forschungsprojekte laufen parallel                                                        mich die Loyalität, die sowohl bei den Mit-
Dank der Zusammenarbeit mit ausgewählten Partnern und dem Zukauf verschiedener            arbeitern als auch bei den Kunden sehr
Komponenten kann das Unternehmen neben den selbst entwickelten und produzierten           groß ist.“ Der größte Nachteil sei die Nähe
Niederspannungsschaltanlagen auch Transformatoren und Mittelspannungsschaltanla-          zu Luxemburg. „Die Leute haben bei glei-
gen liefern. Für die luftisolierten Mittelspannungsschaltanlagen sitzt der Partner, die   chem Brutto 30 Prozent mehr Netto raus,
Firma Elatec aus Konz, gleich um die Ecke.                                                da kann hier niemand mithalten.“
Elementar für den Erfolg der KAUTZ GmbH sei die Investition in Forschung, erklärt         Dringenden Handlungsbedarf sieht er bei
Horstmann. „Wir sind in unserer Branche das Unternehmen mit den meisten Forschungs-       der Verkehrsanbindung, der Infrastruktur
projekten. Bei uns laufen stets drei bis vier Projekte parallel.“                         und den Telekommunikationsnetzen. Um
Die Motivation liegt für den 58-Jährigen auf der Hand: „Als mittelständisches Unter-      qualifiziertes Personal anziehen zu kön-
nehmen müssen Sie die Nase vorn haben, sonst werden Sie weggespült.“ So befinde           nen, brauche es zudem mehr bezahlbaren
sich beispielsweise ein Hybrid-Kompensator, der Stromschwankungen ausgleichen soll,       Wohnraum.
nach mehrjähriger Forschungs- und Entwicklungszeit derzeit in Bayern in der Testphase.    Grundsätzlich wünscht sich der Unter-
Luft nach oben sieht Horstmann auf einem weiteren Sektor: So habe das Unternehmen         nehmer, dass dem Mittelstand mehr
seinen ersten Auftrag beim Rückbau eines Atomkraftwerks in Deutschland erfolgreich        Gehör geschenkt wird. „Denn von hier
abgewickelt. Zwei Folgeaufträge seien bereits unterzeichnet.                              stammt das Gros der Steuereinnahmen.“
Wirtschaftstrends

                                                         Industrie- und Handelskammern
                                                         starten gemeinsame
                                                         Ehrenamtskampagne

                                                         In ganz Deutschland engagieren sich tausende Unterneh-
                                                         merinnen und Unternehmer in der Mitmachorganisation der
                                                         Wirtschaft. Der IHK. Sie bringen sich mit den Erfahrungen
                                                         aus dem eigenen Betrieb ein und gestalten darüber hinaus
                                                         ihre Region mit. Denn zusammen erreichen wir mehr. Ob es
                                                         darum geht, die Rahmenbedingungen für Unternehmen zu
                                                         verbessern, den Fachkräftenachwuchs zu fördern oder bei
                                                         der Bewältigung der Corona-Krise zu helfen.

                                                         Sie alle eint ein Ziel:

                                                         In der bundesweiten Kampagne lassen die IHKs auf der Lan-
                                                         dingpage www.ihk.de/gemeinsam-unternehmen sowie in den
                                                         sozialen Medien die Unternehmer zu Wort kommen, die sich
Wirtschaftstrends // Seite 14

                                                         ehrenamtlich engagieren. Und wir sagen an dieser Stelle:

                                                         DANKE!

                                                                                               Autorin
                                                                                          Ursula Bartz
                                                                                     bartz@trier.ihk.de
Blickpunkt Wirtschaft 07 & 08/2021
WIRTSCHAFTSTRENDS   15

Das sind die Gremien der
IHK Trier, in denen Sie ehren-
amtlich mitwirken können:

Vollversammlung: Sie ist das oberste Gremium der IHK und
wird alle fünf Jahre gewählt. 43 Unternehmerinnen und
Unternehmer aus allen IHK-zugehörigen Branchen der
gesamten Region entscheiden hier über die Zukunft der Wirt-
schaft in der Region Trier und bestimmen die Leitlinien der
IHK-Arbeit.

Fachausschüsse: Sie arbeiten die Themen inhaltlich auf,
beraten die Geschäftsbereiche der IHK sowie die Vollver-
sammlung und bereiten Beschlüsse vor – sowohl auf regio-
naler als auch auf Bundesebene. Die Fachfelder reichen von
Verkehr und Logistik über Tourismus bis hin zur Berufsbil-
dung. Dazu gibt es Arbeitskreise zum Beispiel zur Außenwirt-
schaft, Industrie oder dem dualen Studium.

Prüfer: Ihnen ist die hohe Qualität in der Aus- und Weiterbil-
dung unter dem Dach der IHK zu verdanken. Sie nehmen zum
einen in der Ausbildung Zwischen- und Abschlussprüfungen
ab. Zum anderen stehen sie bei Fortbildungs- sowie bei Sach-
und Fachkundeprüfungen mit ihrer Expertise zur Verfügung.
Dazu müssen sie fachlich wie persönlich geeignet sein und
berufen werden. Prüfer arbeiten in Teams, den Prüfungsaus-
schüssen.
Wirtschaftstrends

                                Werkstätten lehren fürs Leben
                                Wie Unternehmen von der überbetrieblichen Ausbildung profitieren können

                                „Die Leute gehen hier raus und haben in
                                99 Prozent der Fälle einen Job“, sagt Gerd
                                Lenz stolz. Seit 23 Jahren arbeitet er als Aus-
                                bilder in der Industrie-Lehrwerkstatt (ILW)
                                Trier und pendelt inzwischen als Geschäfts-
                                führer zwischen Werkstätten und Büro. Nicht
                                selten stehen ehemalige Schüler mit Kaffee
                                und Kuchen vor seiner Tür – um sich dafür zu

                                                                                                                                                                                                        FOTO: CHRISTIAN REUTER
                                bedanken, dass in der ILW die Grundlage für
                                ihr berufliches Leben gelegt wurde. „Wir
                                haben hier viel gelernt, und es war eine tolle
                                Zeit“, höre er dann oft. Ein schönes Lob für
                                Lenz und sein vierköpfiges Team.
                                Die ILW gehört neben dem Überbetrieblichen
                                Ausbildungszentrum (ÜAZ-Wittlich) und dem                                              Johannes Reuschen ist der neue Geschäftsführer des bebiz in Bitburg.
                                Berufsbildungszentrum (bebiz) in Bitburg zu
                                den drei Einrichtungen in der Region Trier, die                         Hinzu kommen stellenweise, zusätzlich zum          jeder mache etwas anderes. „Wir gehen auf
                                in erster Linie junge Menschen auf die Arbeit                           Berufsschul-Unterricht, theoretische Schu-         die Stärken und Schwächen des Einzelnen
                                in gewerblich-technischen Berufen vorberei-                             lungen. In Wittlich, wo die Metall-, Kunst-        ein und bringen die Auszubildenden bis zur
                                ten. Und das auf verschiedenen Wegen:                                   stoff- und Elektrotechnik im Fokus sind,           Prüfung. Und das fast ausnahmslos
Wirtschaftstrends // Seite 16

                                                                                                        gehört dazu das Wissen über Materialien,           erfolgreich.“
                                Grundausbildung: Industrie-, Werkzeug-                                  rechtliche Grundlagen, Elektrizität, Brand-        Lenz beobachtet, dass die Unternehmen
                                und Zerspanungsmechaniker, Mechatroni-                                  schutz et cetera.                                  heute häufig mehr in ihre Azubis investieren
                                ker, Maschinen- und Anlagenführer können                                „Einer der Vorteile für die Betriebe ist, dass     und auch deshalb auf die Unterstützung der
                                in überbetrieblichen Werkstätten in die Aus-                            sie für die Auszubildenden im ersten Ausbil-       überbetrieblichen Lehrwerkstätten zurück-
                                bildung starten. Hier verbringen sie die ers-                           dungsjahr keinen Meister freistellen müs-          griffen. Die drei- bis zwölfmonatigen Grund-
                                ten Monate, zum Teil auch das gesamte erste                             sen“, sagt Hartmut Weber, Geschäftsführer          lehrgänge sind in Trier flexibel organisiert. Je
                                Ausbildungsjahr, um die grundlegenden                                   des ÜAZ-Wittlich, das in diesem Jahr sein          nachdem, wie es in die betrieblichen Abläufe
                                Fertigkeiten zu erlernen. Und so geht es in                             50-jähriges Bestehen feiert. Schließlich           passt.
                                den Werkstätten umtriebig zu: Es wird                                   herrscht in der Branche ohnehin Fachkräfte-        Johannes Reuschen, der neue Geschäftsfüh-
                                geschweißt, gebohrt, gedreht, gefräst,                                  mangel, und die Ressourcen müssen so               rer des bebiz, erklärt: „Wir bieten Geräte und
                                gefeilt.                                                                effektiv wie möglich eingesetzt werden.            Methoden, die in den Betrieben nicht immer
                                                                                                        Außerdem seien die Berufe deutlich komple-         vorhanden sind, da sie nicht so generalis-
                                                                                                        xer geworden, das könne nicht jeder Betrieb        tisch aufgestellt sind wie wir.“ Gerade das
                                                                                                        in vollem Umfang abbilden. Weber: „Wir sind        erste Ausbildungsjahr sei sehr arbeitsinten-
                                                                                                        hier in Wittlich technisch sehr gut ausgestat-     siv, und dank des bebiz könnten sich die
                                                                                                        tet, da wir immer wieder in moderne Techno-        Betriebe auf die Spezialisierung im zweiten
                                                                                                        logie und Digitalisierung investiert haben. So     Ausbildungsjahr fokussieren. Auch deshalb
                                                                                                        können wir die Auszubildenden auf die viel-        sei die Nachfrage hier aktuell sehr hoch.
                                                                                                        fältigen Herausforderungen im Beruf
                                                                                                        vorbereiten.“                                      Außerbetriebliche Ausbildung: Hier
                                                                                                        Selbst ein duales Studium ist im ÜAZ-Witt-         absolvieren junge Menschen ihre komplet-
                                                                                                        lich möglich: Azubis können in Kooperation         te Berufsausbildung in den Einrichtungen
                                                                                                        mit den Betrieben, dem Umweltcampus Bir-           – mit praktischen Phasen in Betrieben. Das
                                                                                                        kenfeld der FH Trier, der BBS Wittlich und der     bebiz zum Beispiel bildet in seinen acht
                                                                            FOTO: CHRISTOPHER ARNOLDI

                                                                                                        IHK Trier die Ausbildung zum Industrieme-          Werkstätten Maler und Lackierer, Tischler,
                                                                                                        chaniker plus den Bachelor of Engineering          Verkäufer und Metallbauer aus. In der ILW
                                                                                                        absolvieren.                                       ist eine Ausbildung zur Fachkraft für Metall-
                                                                                                        „Wir können unsere Teilnehmer sehr indivi-         technik möglich.
                                                                                                        duell betreuen“, sagt ILW-Geschäftsführer
                                                                                                        Gerd Lenz zu den weiteren Vorteilen. In            Prüfungsvorbereitung: Spezielle Kurse
                                               Hartmut Weber,                                           Hochzeiten arbeiten bis zu 50 Leute in den         bereiten Auszubildende auf ihre Abschluss-
                                       Geschäftsführer des ÜAZ-Wittlich.                                vier Werkstätten in der Engelstraße – und          prüfung Teil 1 oder 2 vor. Hier wird unter
WIRTSCHAFTSTRENDS                              17

anderem geschaut, welche Kompetenzlü-             Meisterkurse mit Vorkurs im Bereich Metall-         Einrichtungen arbeiten nicht nur innerhalb
cken noch zu füllen sind, wie sie unter Zeit-     und Elektrotechnik sowie Firmenschulun-             ihrer Stadt- oder Kreisgrenzen, sondern
druck arbeiten und ein gutes Fachgespräch         gen, die auf die betrieblichen Bedürfnisse          auch für Unternehmen darüber hinaus.
führen können.                                    abgestimmt sind. Bei der ILW können
Auch die Prüfungen selbst finden zum größ-        Arbeitslose oder von Arbeitslosigkeit               Blick in die Zukunft: „Wir tragen einen
ten Teil in den Lehrwerkstätten statt. „Das       bedrohte Menschen, die für eine Qualifizie-         wichtigen Teil zur Fachkräftesicherung in
ist eine große Unterstützung, ohne sie            rung im Metallbereich geeignet sind, eine           unserer Region bei“, fasst Weber das obers-
wären die Prüfungen kaum umsetzbar.               sogenannte Berufsanschlussfähige Teilqua-           te Ziel zusammen. Dabei sieht Lenz mit
Sonst müssten wir ja einen ganzen Betrieb         lifikation im Berufsfeld des Industriemecha-        etwas Sorge, dass sich die Betriebe schwer-
in Beschlag nehmen, um genügend Arbeits-          nikers erwerben. Und das bebiz bietet Wei-          tun, neue Auszubildende zu gewinnen: ein
plätze vorhalten zu können“, sagt Christian       terbildungen in den Bereichen SPS-, CAD-            Problem, mit dem zahlreiche Branchen
Reuter, Leiter des IHK-Prüfungsteams. Und         und CNC-Technik, Pneumatik, Elektropneu-            kämpfen. Dabei seien sowohl die Zukunfts-
die Einrichtungen stellen zahlreiche Prüfer       matik, Hydraulik und Schweißtechnik an.             aussichten als auch die vielfaltigen Tätigkei-
– ein wertvolles Engagement, das wiederum                                                             ten und die Gehälter in den gewerblich-tech-
die Betriebe entlastet.                           Unterschiede: Das Besondere am ILW ist              nischen Berufen verlockend.
                                                  die Organisation als Genossenschaft. Sie            Reuschen, der sein Amt erst vor drei Mona-
Berufsorientierung und                            wurde 1964 vom Verband der Metall- und              ten angetreten ist, hat sich vor allem zwei
-vorbereitung: Verschiedenste Projekte            Elektroindustrie Rheinland-Rheinhessen              Ziele gesetzt: „Ich möchte in die Betriebe
richten sich an Schüler und Jugendliche, die      e.V., der IHK Trier, dem Trierer Unternehmen        hineinhorchen, wo sie Bedarf sehen und wo
noch keinen Ausbildungsplatz gefunden             AGROB und zwölf weiteren Industrieunter-            wir sie noch stärker unterstützen können.
haben. Ziel ist es, ihnen berufliche Möglich-     nehmen der Region gegründet, um Jugend-             Wir wollen am Puls der Zeit sein, mit der
keiten aufzuzeigen und erste Fertigkeiten         liche in industriellen Metallberufen auszubil-      Technik in den Betrieben mithalten, wenn
mit auf den Weg zu geben. Auch den Haupt-         den. Da sie sich in privater Trägerschaft           nicht sogar Vorreiter sein.“
schulabschluss können sie hier nachträglich       befindet, finanziere sie sich komplett selbst,      Außerdem sehe er gerade infolge der Corona-
erwerben. Profitieren können davon unter          erklärt Lenz.                                       pandemie das Problem, dass junge Men-
anderem junge Menschen mit Lernbeein-
trächtigungen oder Migrationshintergrund,
die noch nicht berufsreif, körperlich oder
sozial benachteiligt sind und jene, die eine
Ausbildung abgebrochen haben. Häufig stel-
len die Werkstätten auch den Kontakt zu
Ausbildungsbetrieben her. „Wir wollen junge
Menschen fit machen für den Arbeitsmarkt,
damit die Unternehmen davon profitieren
können“, sagt Reuschen.
                                                                                                                                                 FOTO: CHRISTIAN REUTER

Umschulung: Wer zuvor einen anderen
Beruf erlernt oder in einem Berufsfeld bereits
einige Jahre Erfahrungen gesammelt hat, in
diesem Bereich aber nicht mehr arbeiten
kann, kommt für eine Umschulung in Frage.                           Gerd Lenz leitet die Geschicke der Industrie-Lehrwerkstatt Trier.
Alle drei Häuser bieten die Umschulung zum
Industriemechaniker an. Die Fachkraft für         Sowohl das bebiz als auch das ÜAZ-Wittlich          schen weniger gut vorbereitet auf den Aus-
Metalltechnik ist in Trier möglich, der Maschi-   sind Zweckverbände der jeweiligen Land-             bildungsmarkt kommen. „Hier wollen wir die
nen- und Anlagenführer in Bitburg und Witt-       kreise. Ersteres betreibt an zwei Standor-          Betriebe unterstützen, die schwächere
lich. Das ÜAZ-Wittlich hat zudem den Mecha-       ten, in Prüm und Bitburg, die Fachbereiche          Azubis einstellen, damit diese besser quali-
troniker und Elektroniker im Portfolio.           Elektrotechnik, Farb- und Raumgestaltung,           fiziert werden können.“
                                                  Hauswirtschaft, Holztechnik, Metalltechnik
Qualifizierung / Weiterbildung: Auch hier         sowie Wirtschaft und Verwaltung. Das
ist die Liste der Angebote lang. In Wittlich      ÜAZ-Wittlich ist seit 1971 einer der führen-
beinhaltet sie unter anderem den Qualitäts-       den Anbieter überbetrieblicher Aus- und                                      Autorin
manager (IHK), die Ausbildung der Ausbilder       Weiterbildung im gewerblich-technischen                                 Ursula Bartz
in IHK-Kooperation, berufsbegleitende             und handwerklichen Bereich. Alle drei                              bartz@trier.ihk.de
Wirtschaftstrends

                                     Raus aus dem Corona-Tief
                                     Konjunktur-Erholung hat sich in der Region Trier trotz des Lockdowns fortgesetzt

                                                                                                                                     Weiterhin sehr schwach präsentiert sich
                                                                                                                                     die Handelskonjunktur mit einem Wert von
                                                                                                                                     nur 83 Indikatorpunkten (Jahresbeginn:
                                                                                                                                     82 Punkte). Hier sind es insbesondere der
                                                                                                                                     typische Innenstadthandel und der
                                                                                                                                     Kfz-Handel, die unter den Lockdown-Ein-
                                                                                                                                     schränkungen extrem gelitten haben.
                                                                                                                                     Das produzierende Gewerbe präsentiert
                                                                                                                                     sich überwiegend in einer starken wirt-
                                                                                                                                     schaftlichen Verfassung. 51 Prozent der
                                                                                                                                     Befragten sprechen von guten, nur 14 Pro-
                                     Hoffnungsvolle Nachrichten: Der Lock-          Einzelhandel, zwischenzeitlich gewachsen         zent von schlechten Geschäften.
                                     down hat die Konjunktur-Erholung in der        sein.                                            Die Industriebetriebe melden eine über-
                                     Region Trier zwar gebremst, konnte sie         Bereits zum Umfragezeitpunkt sichtbar            durchschnittlich hohe Auslastung. Dank
                                     aber nicht aufhalten. Der IHK-Konjunk-         erholt präsentieren sich die Investitions-       steigender Auftragseingänge im Spätwin-
                                     turklima-Indikator, in den die Angaben der     planungen. Der entsprechende Erwar-              ter und Frühjahr verfügen sie nun über ein
                                     Unternehmen zu ihrer aktuellen Geschäfts-      tungssaldo steigt gegenüber der Winterum-        gutes Auftragspolster. 44 Prozent melden
                                     lage und den Geschäftserwartungen für die      frage von -4 auf nun +5 Prozentpunkte, was       über- und nur 24 Prozent unterdurch-
                                     kommenden zwölf Monate eingehen, ist           auf eine anziehende Investitionsdynamik          schnittliche Auftragsbestände.
                                     gegenüber der Vorumfrage vom Jahresbe-         hinweist. Ähnlich haben sich die Beschäfti-      Auch die Exporterwartungen, die zu Beginn
Wirtschaftstrends // Seite 18

                                     ginn um 4 Punkte auf nun 109 Zähler            gungsplanungen entwickelt, so dass mit           der Pandemie eingebrochen waren, weisen
                                     gestiegen. Er nähert sich damit dem            einer Belebung des regionalen Arbeits-           wieder nach oben. 25 Prozent der Export-
                                     Vorkrisenniveau.                               markts zu rechnen ist.                           betriebe rechnen für die kommenden zwölf
                                     Der langjährige Durchschnittswert des          Weiterhin verstecken sich hinter den             Monate mit steigenden, nur 17 Prozent mit
                                     Indikators liegt bei rund 120 Punkten. An      Durchschnittswerten stark voneinander            rückläufigen Ausfuhren. Getrübt wird das
                                     der IHK-Konjunkturumfrage im Frühjahr          abweichende Branchenkonjunkturen. Der            Bild allerdings von der Verknappung vieler
                                     2021 haben sich 184 regionale Unterneh-        Konjunkturklima-Indikator für die Industrie      wichtiger Rohstoffe und folglich massiven
                                     men aus Industrie, Handel und Dienstleis-      liegt fast unverändert bei 122 Punkten und       Preiserhöhungen.
                                     tungssektor mit mehr als 18 500 Beschäf-       signalisiert damit einen robusten Auf-           Insgesamt sprechen die Daten und die zwi-
                                     tigten beteiligt.                              schwung. Im Dienstleistungssektor hat            schenzeitlich erfolgten Lockerungen für
                                                                                    sich das Klima um 18 Punkte von 96 auf           eine anziehende Konjunktur in den Som-
                                     Gute Geschäftslage,                            aktuell 114 verbessert.                          mer hinein.
                                     leicht aufgehellte Aussichten
                                     Ihre aktuelle Geschäftslage bezeichnen
                                     41 Prozent der Befragten als gut, 39 Pro-
                                     zent als befriedigend und 20 Prozent als
                                     schlecht. Hieraus resultiert ein deutlich
                                     positiver Saldo aus Positiv- und Negativant-
                                     worten in Höhe von +21 Prozentpunkten
                                     (Jahresbeginn: +19 Prozentpunkte).
                                     Die Geschäftserwartungen für die kom-
                                     menden zwölf Monate haben sich gegen-
                                     über der Vorumfrage ebenfalls aufgehellt.
Blickpunkt Wirtschaft 07 & 08/2021

                                     Optimisten und Pessimisten halten sich
                                     mit einem Anteil von jeweils rund einem                               IHK-Konjunkturklimaindikator für die Region Trier
                                     Viertel die Waage. Der entsprechende
                                     Erwartungssaldo legte von -7 Prozent-
                                     punkten im Winter auf aktuell -1 Prozent-
                                     punkt zu. Da die Umfrage vor den rhein-         Konjunkturbericht
                                     land-pfälzischen Beschlüssen zur Locke-         Der Konjunkturbericht steht auf www.ihk-
                                     rung der Lockdown-Bestimmungen durch-           trier.de/p/Konjunkturberichte-185.html                                     Autor
                                     geführt wurde, dürfte die Zuversicht der        zum Download zur Verfügung.                                 Dr. Matthias Schmitt
                                     regionalen Betriebe, insbesondere im                                                                        schmitt@trier.ihk.de
WIRTSCHAFTSTRENDS               19

Der Brunnenhof „18ZWO“ –
Tradition trifft Digitalisierung
Quereinsteiger wollen zeigen: Schlanke Prozesse aus der Industrie funktionieren auch in der Gastronomie

Der Brunnenhof in Trier weckt das Bild eines
schönen, historischen Ortes mit einer lan-
gen Historie. Tim Becker und Konstantin
Rohr möchten als langjährige Freunde das
gastronomische Angebot wiederaufleben
lassen und ihre Vision einer prozessual digi-
talisierten Bar im Herzen Triers verwirkli-
chen. Dabei profitieren sie vom Know-how,
das sie in ihren eigentlichen Jobs an den
Mann bringen: Becker arbeitet als Geschäfts-
                                                F O T O : T H E W A LT

führer der TGC Gruppe mit Standorten in
Rommersheim, Koblenz und Grevenmacher
daran, individuelle Software-Lösungen für
Unternehmen zu entwickeln. Rohr ist der                                  Konstantin Rohr (links) und Tim Becker stellen den Service
Geschäftsführende Gesellschafter von                                        in der neuen Bar im Trierer Brunnenhof digital auf.
Security Service Schmitt in Trier und Inha-
ber des Hotels Porta Nigra.                     diese Anforderungen nach Laufwegen prio-                Waren lassen sich
Sie möchten nun einen Beitrag zur Gastro-       risiert auf einer Smartwatch. Unnötige                  digital managen
nomieszene in Trier leisten. „Eine so schö-     Wegstrecken werden so reduziert. Wie                    Zudem hat das System wirtschaftliche Vor-
nen und historisch wertvollen Ort wie den       schnell die Getränke auf dem Tisch landen,              teile: Die Industrie spricht von einer digita-
Brunnenhof wollen wir einfach belebt            zeigt ein Timer an. Ein Vorgehen, das für die           len Supply-Chain, wenn sämtliche Waren-
sehen“, erklärt Becker.                         Optimierung von Lieferketten in der Indust-             flüsse digital abgebildet werden und sich
                                                rie häufig Standard ist, kann in der Gastro-            über ein Warenwirtschaftssystem automati-
Smartwatch im Service                           nomie auf diese Weise die Wartezeiten ver-              siert managen lassen. Verbräuche lassen
Neben seinem Charme birgt die Location          kürzen und dem Servicepersonal helfen.                  sich so exakt darstellen und Nachbestellun-
gewisse Herausforderungen, die zu Lasten                                                                gen automatisieren. Gespeichert werden
der Übersichtlichkeit für Personal und Besu-    In Rekordzeit zum Drink                                 die anfallenden Daten in einer Cloud.
cher gehen. Ein kleiner Innenraum kombi-        Die Bestellungen werden am Tisch ange-                  Die vielfältige Nutzung von Software ist in
niert mit einer großen Terrasse und einem       nommen und drahtlos auf einen Küchenmo-                 der Gastronomie ein Kostentreiber und
Innenhof erfordert einen hohen Bewirtungs-      nitor an der Bar übertragen. Die fertigen               erschwert in bestehenden Geschäften
aufwand mit langen Laufwegen. Als Quer-         Produkte stellen die Mitarbeiter auf einem              deren Einsatz, da ihr Nutzen kaum in Zahlen
einsteiger betrachten die Betreiber dieses      gekennzeichneten Tablet von der Bar bereit,             zu beziffern ist. Die Betreiber sind daher
Problem aus einem anderen Blickwinkel und       so dass sie schnellstmöglich zum Gast kom-              dankbar um Förderangebote wie „Digi-
sehen in modernsten Digitalisierungsstan-       men. Auch hier werden die Zeiten gemes-                 boost“, die die initialen Kosten senken.
dards die Lösung für einen effizienten und      sen, um im Ergebnis die Kennzahlen über                 Trotz aller Digitalisierung innerhalb der
flüssigen Betrieb.                              den gesamten Prozess vom Rufen der Bedie-               neuen Bar im Brunnenhof, die den Namen
Der Denkansatz lautet: Wie lässt sich Gast-     nung bis hin zur servierten Bestellung zu               „18ZWO“ tragen wird, können weniger tech-
ronomie mithilfe von Technologie verbes-        erhalten. Diese Kennzahlen helfen, den                  nikaffine Gäste auch auf herkömmliche Art
sern? „Ich habe mir viele Software-Lösun-       Service dahingehend zu optimieren, dass                 bestellen. Sämtliche Prozesse können off-
gen für die Gastronomie angeschaut und          der Gast so früh wie möglich seine Bestel-              line umgesetzt werden.
mich häufig gefragt: Die Menschheit kann        lung erhält, das Personal unnötige Wege                 Im Juli 2021 sollen die Bauarbeiten abge-
doch zum Mars fliegen, warum habt ihr so        einspart und Gäste nicht mehr ständig Aus-              schlossen sein, und die Bar öffnet ihre Pfor-
vieles, was nach aktuellem Stand der Tech-      schau nach ihm halten müssen.                           ten für Gäste. Dann ist sie vorbei, die digitale
nik möglich ist, in der Gastronomie noch        Tische, die zu lange warten, senden automa-             wie analoge Fastenzeit.
nicht umgesetzt?“, fragt Software-Unter-        tisch ein Signal, um dem Personal mitzutei-
nehmer Becker.                                  len, dass hier etwas nicht stimmt und
Letztlich haben die Betreiber einzelne neue     bedient werden sollte. Das macht das Arbei-
Ideen zu einem Ganzen zusammengefügt.           ten übersichtlicher und entlastet das Perso-
So kann der Gast künftig mittels Rufsystem      nal, dem ein Bonifizierungssystem zusätz-                                          Autor
den Service unabhängig von dessen Stand-        lich den Anreiz bietet, den vorgegebenen                                  Christian Kien
ort zu sich bitten. Das Servicepersonal sieht   digitalen Prozess konsequent einzuhalten.                              kien@trier.ihk.de
Sie können auch lesen