Bundeswehr Tagebuch MARIO KÖHLER - aus der Zeit eines Wehrpflichtigen

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Bundeswehr Tagebuch
                                         aus der Zeit eines Wehrpflichtigen

                                                       MARIO KÖHLER

© 2000/01 Mario Köhler - http://www.mariokoehler.net
Einleitung:

Noch nicht einmal sieben Tage ist es her, als ich mich auf unserer letzten gemeinsamen Reise befand -unserer Abifahrt.
Deutlich erinnere ich mich an den starken Regenguß, der nur der Anfang einer einer Schlechtwetterwoche war. Auch
denke ich an Markus S. zurück, dem es zu langweilig war, die ganze Zeit mit seinen schnellen Mazda 323 hinter einem
Reisebus herzufahren, und der letztendlich doch länger für den Weg von Berlin nach Falkenhain brauchte, weil er sich
verfuhr. Weiterhin fällt mir Mel S. ein, die mit ihrem roten Golf 2 auf der Autobahn liegenblieb, weil die
Motortemperatur zu hoch war. Im Gegensatz zu Sven konnte sie noch weiterfahren. Eben genannter fiel nämlich
aufgrund eines kapitalen Motorschadens an seinem Toyota Starlet völlig aus. Um ihr Leben schien Maxi K.. zu fahren.
Sie wurde mit 160 km/h auf einer 100er Strecke geblitzt. Anscheinend hat ihr grüner Golf 3 sowieso nur die hohen
Gänge -auf dem Acker, der in der Jugendherberge als Parkplatz für uns Abiturienten diente, fuhr sie mit hoher
Geschwindigkeit über eine Bodenwelle (und schob mit der Stoßstange die Erde weg, als würde sie eine Planierraupe
steuern), um dann eine von spielenden Kindern beiseite gelegt Reisetasche zu überrollen. Ich selbst genoß mit meinem
Bruder André die Fahrt auf einer Strecke mit 25 Prozent Steigung. Die Welt ist klein. Ausgerechnet in den letzten
Tagen unseres Beisammenseins fanden wir die Verwandtschaft mit Katja H. heraus, obwohl wir Sie schon vier
Semester lang kannten. Aber auch die schönste Zeit findet einmal ihr Ende. So sitze ich gerade im IC 621, der mich
nach Hannover befördern soll. 14:30 Uhr soll er dort ankommen. 16:00 Uhr soll ich in Lüneburg eintreffen. Lange habe
ich den Tag ja nicht gerade herbeigewünscht, dennoch muß man da durch. Auf geht's zu zehn Monaten Bundeswehr!

1. Tag - 3.7.2000
Leider wurde die fünfte Kompanie nicht mit Transportern abgeholt - ich mußte mit samt Gepäck ca. einen Kilometer
bis zur Kaserne laufen. Obwohl es schon fast 17:00 Uhr war, passierte noch viel. Formulare, Formulare, Formulare.
Danach ging es zur Kantine - die Erbsensuppe stillte zwar weniger meinen Hunger als der frische Apfel, aber
wenigstens war das Trinken kalt. Den Hunger gestillt, begab ich mich in den Keller, um eine gefüllte Kampftragetasche
abzuholen - der halbe Spind ist schon gefüllt. Gelernt habe ich, in einer Linie (weniger als zehn Mann) oder in einer
Reihe (mehr als 10) anzutreten. Auch wurde mir beigebracht, was eine Rotte ist. Mittlerweile ist es 23:30 Uhr, morgen
geht es 5:15 Uhr aus den Federn. Unsicher sind meine Kameraden und ich beim Abmelden der Stuben und beim
Herbeten der Bedeutung der Schulterklappen. Mal sehen, was der nächste Tag bringt.

2. Tag - 4.7.2000
Weckruf! 5:15 Uhr galt es aufzustehen. Waschen, rasieren, antreten. 5:50 Uhr gab es Frühstück. Sesambrötchen mit
Käsesalami. Danach Marschierübungen und Volleinkleidung. Etliche Uniformen, auch Sportschuhe und
Trainingsanzug sind dabei. 11:40 Uhr Mittag: Lamm mit Risotto und Broccoli. Dazu Mandarinenquark und
Aprikosensaft. Es stehen noch zahnärztliche Untersuchung und Arztbesuch an. Gegen Nachmittag wurde die
Volleinkleidung beendet: Feldblusen, Feldhosen - ein ganzer Spind wurde gefüllt. Und zwischendurch immer
Formalübungen. Antreten in Reihe, in Linie - Rührt Euch / Richt' Euch / Kompanie kehrt / Links um... Wortgruppen,
die wir sehr oft zu hören bekamen. Gegen 17:30 Uhr war Unterricht mit Belehrung angesagt. 19:00 Uhr wurden die
Spinde geordnet, 21:00 Uhr war Dienstschluß. 23:00 Uhr ist - wie immer - Zapfenstreich für uns Panzerschützen.

3. Tag - 05.07.2000
Pünktlich um 5:00 Uhr wurden wir geweckt. Antreten in Feldhose, Feldbluse und Stiefeln. Zuvor Waschen und
Zähneputzen nicht vergessen. Frühstück um 6:00 Uhr - nur 15 Minuten Zeit, da der 3. Zug - da bin ich auch darin -
gebummelt hat. Drei große Becher eiskalte Milch und Käsebrötchen mit Mortadella wurden mit Genuß - aber unter
Zeitdruck - verspeist. Danach Formaldienst. Durchzählen, Antreten... zum Glück muß ich nicht zum Friseur! Ich bin so
durchgeschlüpft (wahrscheinlich aufgrund meines hinterköpfigen Façonschnitts). Jetzt sitze ich bereit, um den Mantel
und die Uniformjacke prüfen zu lassen. Vielleicht muß noch etwas angenäht werden? Wappen? - Wer weiß. Mal sehen,
was auf mich zukommt.
... einige Formalübungen folgten, dann ging es zur Kantine. 20 Minuten hatten wir Zeit, unsere Kalbsroulade mit
Rotkraut zu essen. Nachtisch: wieder Quark mit Mandarinenstücken - sehr erfrischend. Gleich geht es zur ärztlichen
Untersuchung - der Zahnarzt gestern hatte ja nichts zu beanstanden. Feldbluse und Feldhose ausgezogen und in den
blauen Bundeswehr Trainingsanzug geschlüpft. Übrigens habe ich gestern noch schnell meine vier Fernsehknacker und
den Ameisenkuchen gegessen - bevor alles verderben würde.
... Mit den 5-Tonner ging es ab zur ärztlichen Untersuchung. Danach wurden noch einige Formalübungen durchgeführt,
dann ging es zum Unterricht. "Schießlehre" wurde vorgezogen, da der Fotograf heute nicht anwesend war, wie
ursprünglich geplant. Nach den 90 Minuten Unterricht ging es nach Plan weiter: Wehrlehre - Pflichten des Soldaten -
fast 100 Minuten... Ganz schön schwierig, da zu folgen. Zum Glück war gegen 20:30 Uhr Dienstschluß. Schuhe
putzen, Duschen, Rasieren, Zähne putzen... und ein paar Merci Pur Cappucino verdrücken. Schon ist es 22:30 Uhr.
Wenn ich jetzt zum schlafen komme, habe ich knapp 7 Stunden Schlaf.

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4. Tag - 06.07.00
Schon 10 Minuten früher war ich heute wach - zehn Minuten länger Vorbereitungszeit für mich. Standardprozedur:
Aufstehen, Bett machen, Waschen, Zähne putzen. 10 Minuten vor 6:00 Uhr gab es Frühstück, 10 Minuten vor halb
sieben wurde die Revierreinigung durchgeführt. Danach ging es zum Arzt: Hauptuntersuchung. Meine Tetanus- und
Diphterieimpfung wurden erneuert, außerdem wird mir von der Bundeswehr eine Dienstbrille bezahlt - allerdings nur
das Kassengestell und normale Gläser mit Stärke. Vom Stabsarzt wurde mir mitgeteilt, daß ich nach der
Grundausbildung zum Panzerfahrer ausgebildet werde - dazu werde ich noch in das Bundeswehrkrankenhaus
überwiesen, um dort bestimmte Sehtests hinter mich zu bringen. Nach dem Arztbesuch hatten wir wieder Schießlehre
im hauseigenen Unterrichtsraum. Aufbau und Funktion des Gewehrs G-3 wurden uns beigebracht - genauso wie die
Sicherheitsbestimmungen. Gegen 11:45 Uhr gab es Mittag. Pfeffermakrele mit Weißbrot, Klöpse mit heller Soße,
Petersilienkartoffeln und Mischgemüse - das war das Hauptgericht. Als Vorspeise gab es Sauerkirschkaltschale, das
Dessert war Heidelbeerquark mit ganzen Früchten. Nach dem Mittag wurde der Revierreinigungsplan ausgehängt -
zukünftig müssen wir uns um den Unterrichts- und den Duschraum kümmern. Heute Nachmittag haben wir unsere
ABC-Schutzausrüstung geholt - unter anderem wurden die Schutzmasken angepaßt. Zum Abendessen - kurz vor 17:00
Uhr wurde es eingenommen - gab es neben normalen Brötchen auch Pizza Hawaii. Nach dem Abendessen ging die G-3
Ausbildung im praktischen Sinne vonstatten. Montieren, Demontieren - in voller Montur. Leider war erst gegen 21:45
Uhr Dienstschluß, da half wenigstens der Fakt, heute den Wehrsold ausbezahlt bekommen zu haben - 600,35 DM für
Monat Juli.

5. Tag - 07.07.00
"Sicherheitsprüfung durchgeführt, Patronenlager frei, Waffe entspannt und gesichert."; nur einer von wenigen
Sprüchen, die uns in Mark und Bein übergehen müssen. Seit ca. 7:30 Uhr genießen wir auf dem Hindernisplatz unsere
praktische G-3 Ausbildung. Gegen 12:00 Uhr gab es Mittag - als Vorspeise habe ich mir 5 Kartoffelröstis gewählt -
Hauptspeise war eine Reis-Hühner-Suppe, als Dessert wurden Fruchtmus-Birnen angeboten (d.h., über eine geschälte
Birne wurde in einer Schüssel etwas Waldbeer-Mus gegossen... recht schmackhaft.) jetzt geht es wieder auf den
Hindernisplatz; wahrscheinlich müssen wir uns mit der Waffe noch bis 15:00 Uhr beschäftigen.
...Es stimmte. Bis ca. 14:30 Uhr haben wir uns auf dem Hindernisplatz mit verschiedenen Anschlagarten sowie mit dem
Zusammenbau und der Demontage des Gewehrs G-3 beschäftigt. Kurz vor 15:00 Uhr ging es dann ans Reinigen des
Gewehrs. Dazu mußte man es vollkommen demontieren, es mit Ketten und Bürsten reinigen und auch ölen. Keine
schöne Arbeit! Ab 17:30 Uhr ist Formaldienst angesagt - also eine Stunde nach unserem Abendbrot - ab 19:30 Uhr ist
wieder einmal Unterricht in Wehrrecht. Hoffentlich ist früher als gestern Dienstschluß.
... Und das war auch so. Nachdem unser 3. Zug das Marschieren, das Kehren bzw. Wenden und das Halten im
Formaldienst verfestigt hatte, ging es zum Wehrunterricht - Dienstschluß für heute: 21:00 Uhr. Zum Glück ist das der
letzte Tag mit solch barbaren Dienstzeiten. Ab morgen wird alles humaner.

6. Tag - 08.07.00
Endlich Samstag! Jedoch ist heute nicht dienstfrei. Auch hat uns niemand gesagt, daß wir heute eine Stunde länger
schlafen dürften. So waren wir schon 5:00 Uhr wach, obwohl erst alle Soldaten um 6:15 Uhr geweckt wurden. Nach
dem Frühstück erhielten wir Unterricht von unserem Fähnrich in Geländekunde. Danach ging es auf den
Hindernisplatz, dort wurden uns alle Hindernisse erklärt - wir mußten Sie natürlich auch testweise überqueren. Zuvor
wurde jedoch, nach Schulsportmanier, eine Erwärmung durch die Gruppenführer durchgeführt. Die ganze Prozedur
dauerte bis Mittag - dieser war natürlich reichlich schöner als der Vormittag. Es gab als Vorspeise Toast Hawaii, das
Hauptgericht bestand aus mit Hackfleisch gefülltem Praktika und Reis. Optionale Beilage war Gurkensalat mit Mais
und Kräuterdressing. Nachtisch war Mischobst. Eine sehr schmackhafte Nahrung... Jetzt bin ich natürlich (sofort nach
dem Essen) nicht mehr so fit für schnelle Läufe, aber wir werden sehen, wie sich der Tag entwickelt.
Nach dem Mittag wurden uns die Gefechtsstellungen von unserem Gruppenführer beigebracht. Außerdem haben wir
gelernt, wie man ein Bundeswehrzelt aufgestellt. Die verschiedenen Stellungen (Hinlegen, Aufstehen, gesenkt,
Kriechen, Gleiten) - das ging sehr an meine physische Leistungsfähigkeit. Wer kriecht auch gern auf einem mit
Ameisen überhäuften Stück Feld herum - und all das mit ABC-Schutzmaske, Trinkflasche, Waffenmagazinen und
Mehrzwecktasche?
Umso mehr freue ich mich über den auch in späteren Tagen anhaltenden frühen Dienstschluß. 16:30 Uhr war es soweit.
Drei Stunden habe ich für die Reinigung meiner Ausrüstung und zum Duschen und Haare waschen sowie zur
Revierreinigung benötigt. Dazwischen noch drei Anrufe nach Berlin, Dahlen und Gera - jetzt gehe ich in die Stadt.
... Ich bin zum Bahnhof gelaufen, um mir die Heimfahrttermine anzuschauen. Leider war der Infostand schon
geschlossen. Um den 20-Minuten-Fuß-Weg nicht umsonst abgelaufen sein zu müssen, habe ich mir noch eine
Streuselschnecke und einen Hotdog mit Käse und Röstzwiebeln gekauft. Auch habe ich nach Pfaffenhain telefoniert -
jetzt bin ich wieder in der Kaserne. 21:30 Uhr (also jetzt) kann ich mir endlich Zeit nehmen, in das Abibuch zu
schauen.

7. Tag - 09.07.00
Eine Stunde länger schlafen! Der heutige Sonntag ist nicht ganz so anstrengend wie der Samstag. Schon morgens nach
dem Frühstück ging es los mit Unterricht in Wehrrecht - Akzente wurden auf Befehl und Gehorsam gesetzt. Danach

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ging es gleich mit Unterricht weiter. Waffen- und Gefechtsdienst wurden uns näher erläutert; d.h. Formen von Waffen
und Kampfmitteln etc. Zum Mittag gab es Rahmschnitzel mit Pilzen und Pommes Frites, als Nachtisch gab es
Mischobst. 12:45 Uhr geht es zum Physical Fitness Test.
... Dieser bestand, jetzt weiß ich es ja, aus fünf Disziplinen. Zum einen mußten wir eine Art Japan-Test machen, d.h.,
wir mußten eine 9m entfernte Linie überqueren und dann wieder zum Ausgangspunkt zurückrennen - das insgesamt
zweimal. Dann mußten wir innerhalb von 40 Sekunden so viele Rumpfheben aus der Rückenlage machen, wie wir
schafften. Auch spielten Bundeswehr-Liegestütze und Standweitsprung eine bedeutende Rolle. Die schwierigste
Aufgabe war der Cooper Test. Zwölf Minuten Laufen (Rennen), und so viele Runden zurücklegen, wie möglich. Da ich
sehr heiser bin und dazu noch eine Erkältung habe, fiel mir das Laufen aufgrund der eingeschränkten Luftversorgung
recht schwer. Nur 2325m habe ich geschafft - trotzdem; diesen Test habe ich bestanden. Gegen 16:15 Uhr gab es
Abendessen, danach war Dienstschluß. Gegen 17:15 Uhr bin ich in die Stadt zum Bahnhof gegangen, um mir die
Zugverbindung für meine Heimreise übers Wochenende ausdrucken zu lassen. Ich bin mittlerweile wieder in der
Kaserne und werde noch etwas im Abibuch oder in der Computerbild lesen - morgen geht es wieder 5:00 Uhr aus den
Federn, bis dahin muß ich ausgeschlafen sein.

8. Tag - 10.07.00
Eine neue Woche! Pünktlich um 5:00 Uhr bin ich auf gestanden, habe mich gewaschen und Zähne geputzt - danach
ging es zum Frühstück. Nach unserer ersten Mahlzeit ging es zur Schießausbildung. Da es regnet, mußten wir unsere
Stationen im Unterstellhaus der Panzer aufbauen. Gegen 11:00 Uhr mußte ich zum Simulator schießen gehen. 5 von 6
Schuß waren Körpertreffer. Gegen 11:45 Uhr war Mittagszeit, es gab panierte Hühnerbrust mit Blumenkohl und
Pommes Frites, als Vorspeise gab es Spinatcremesuppe. Beilage war ein frischer Salat aus Gurken, Tomaten und
ähnlichem. Nachspeise war Birnenquark. Gegen 12:30 Uhr gibt es wieder Parole - da müssen wir wieder vor der
Kaserne antreten. Nach der Parole gingen wir wieder zu unseren Stationen. Dort wurde das Zerlegen und
Zusammensetzen der Waffe noch vertieft. Gegen 14:00 Uhr haben wir die Posten abgebaut und sind zurück in den
Block gelaufen - dort haben wir die Gewehre wieder zerlegt - um sie zu reinigen und zu ölen. 15:30 Uhr stand
Unterricht auf dem Plan. "Erzieherische Maßnahmen" wurden zum Hauptgegenstand dieser 90 Minuten. Was sind
positive, was negative erzieherische Maßnahmen? - Fragen, die uns der Hauptmann beantworten konnte. Nach dem
darauffolgenden Abendessen war Dienstschluß, also gegen 17:45 Uhr.

9. Tag - 11.07.00
Langsam wird alles Routine. Schon wieder Dienstag - und nur noch drei Tage bis zur ersten Familienheimfahrt.
Pünktlich 5:00 Uhr bin ich aufgestanden, habe mich gewaschen und mir meine Zähne geputzt. Nach dem Frühstück -
um 7:10 Uhr - hatten wir Unterricht in ABC-Abwehr aller Truppen. Wir haben Wirkungsweise und Auswirkungen
kennengelernt, ebenso wie Schutz vor Kampfmitteleinsätzen. Um 9:30 Uhr folgt die praktische Umwandlung der kurz
zuvor beigebrachten Theorie - Aufsetzen der ABC-Schutzmaske, Anziehen der Ponchos und Überzieh-Stiefel. Danach
war Mittagszeit. Es gab einen großen Nudeltopf mit Rindfleisch, Tomaten und Mais. Als Dessert stand Mousse au
Chocolat auf dem Programm. Kurz bevor es um 13:00 Uhr mit Unterricht weitergeht, habe ich noch Zeit, meine Stiefel
zu putzen und meine Schutzausrüstung von Grashalmen zu befreien. Gegen 13:00 Uhr kam der Berufsförderungsdienst
der Bundeswehr - kurz BFD - und stellte uns mögliche Bildungsprogramme vor. Nach Ablauf der Grundausbildung hat
jeder Wehrpflichtige einen Etat von 1300 DM für Kurse, die er belegen kann. Schlag auf Schlag ging es weiter. Um
14:00 Uhr hatten wir wieder Unterricht, dessen Hauptaugenmerk auf die militärische Sicherheit gelegt wurde. Nur etwa
eine Stunde später ging es zum Pfarrer - die Militärseelsorge wurde uns vorgestellt. Zum Abschluß seiner Ausarbeitung
entließ er uns mit belegten Brötchen, einer Flasche Sprite und einer Tafel Ritter Sport. Kurz nach 16:00 Uhr wurden
wir in die reguläre Revierreinigung eingewiesen, Gegen 17:00 Uhr gab es Abendessen, danach war Dienstschluß, die
beste Möglichkeit, um einkaufen zu gehen. Ich spazierte zu Rossmann, um mir Pflaster gegen die Blasen wegen der
Stiefel und Pastillen gegen Husten zu holen. Ein Besuch bei ALDI frischte meinen Taschentuchbestand auf, ebenso
meinem ISO-Drink- und Süßigkeitenvorrat. Zur Krönung des Tages kaufte ich mir noch eine Rieseneistüte, ging
wieder zur Kaserne und bereite nun meine Sachen für morgen vor, dusche mich noch und lese noch ein bißchen in der
ComputerBild.

10. Tag - 12.07.00
Ein leichter Tag steht vor mir. Pünktlich 5:00 Uhr bin ich aufgestanden und ging meiner morgentlichen Routine nach.
Nach dem Frühstück stand Formaldienst auf dem Programm. Marschieren, Kehrt, Links schwenkt, Rechts schwenkt...
damit bei der Vereidigung auch alles glattgeht Nach dem Formaldienst ging es zum Sanitätsbereich, um dort Blut
abgenommen zu kommen - zur Bestimmung der Blutgruppen. Danach ging es gleich zum Mittag. Es gab Rührei mit
Spinat und Kartoffelpüree, dazu Eiersalat oder Reissalat - nach Belieben - und als Dessert gab es Kirsch-Sahne-Creme.
Nach dem Mittag wurden uns die Sozialberater vorgestellt - diese führten auch eine Sozialberatung durch. Leider
mußte ich bei diesem Unterricht nach einem Gespräch feststellen, daß ich, wenn sich aus der Bundeswehr ausscheide,
keinen Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung habe - solange ich noch keinen Studienplatz habe- denn man hätte sich
mindestens zwei Monate vor der Einberufung arbeitslos melden müssen - bei Abiturienten, die zum 1. Juli eingezogen
werden, unmöglich, da die Schule erst ein paar Tage vor diesem Termin endet. Nach der Sozialberatung gab es
Unterricht in der Materie der Vertrauensperson: Funktion, Probleme, Sinn - all das wurde uns erklärt. Danach war noch

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Revierreinigung angesagt, Gegen 17:00 Uhr war Dienstschluß - nur noch zum Abendessen mußte ich gehen. Nach
dieser Mahlzeit habe ich den Rucksack für morgen gepackt, denn es steht Schießausbildung - unter anderem auch am
Simulator - auf dem Dienstplan. Jetzt habe ich noch Zeit zu lesen und mich von diesem Tag zu erholen.

11. Tag - 13.07.00
Recht schönes Wetter heute morgen. 5:00 Uhr - Standardzeit - folgte meine tägliche Routine. Nach dem Frühstück ging
es zur ABC-Abwehr-Ausbildung; ABC-Warnung, ABC-Entwarnung und ABC-Alarm standen auf dem Programm.
Dazwischen gingen einzelne Soldaten - also auch ich - zur Simulatorausbildung... ich habe bestanden. Danach ging es
wieder zur ABC-Übungswiese: in sieben Sekunden muß z.B. der Helm abgenommen sein und die Schutzmaske sitzen.
Nach dem Übungsabschnitt gab es Mittag - gegen 11:30 Uhr. Schweinkotelett, Kroketten und Bohnengemüse waren
das Hauptmenü, Vorspeise war Gurkensuppe, Beilage war Mischsalat. Dessert war Mandarinenjoghurt. Wieder war
Unterricht angebrochen. Unser Zugführer stellte uns die Theorie für den Gefechtsdienst aller Truppen dar.
Alarmpostenausbildung, -sicherung und Postenwechsel waren nur einige Themen von dem auf das Biwak
vorbereitenden Unterricht. 2 Stunden gingen auf diese Weise ins Land, dann mußten wir zum Röntgen laufen.
Wahrscheinlich will der Bund nur ausschließen, daß ein Kamerad TBC haben könnte. Nach dem Röntgen gingen wir
wieder in unseren Unterrichtsraum, um den Ausschuß für die in einer Woche stattfindende Wahl zur Vertrauensperson
zu bestimmen. Danach ging es zum Abendessen. Es gab Gyros mit Fladenbrot. Gegen 16:15 Uhr war Dienstschluß -
jetzt geht es ans Ordnen der Spinde!

12. Tag - 14.07.00
Endlich Freitag!!! Zwei Wochen habe ich auf diesen Moment gewartet! - und das Gute daran: heute war sowieso ein
einfacher Tag. Eigentlich sollten alle Soldaten des 3. Zuges heute auf Schwimmfähigkeit geprüft werden. Da ich aber
mit einer vollausgeprägten Erkältung mit Schluckbeschwerden zu kämpfen habe, zog ich es vor, den Stabsarzt
aufzusuchen. Gegen 9:30 Uhr hatte ich einen Termin; bis zu dieser Zeit wurde mir Zeit gegeben, alle benötigten Sachen
für das am Montag beginnende Biwak zu packen. Gegen 10:00 Uhr war ich vom Arzt zurück - mit einigen
Medikamenten - und schloß meine Vorbereitungen für Montag ab. Gegen 10:30 Uhr mußten wir alle zur Parole
antreten, 15 Minuten später wünschte uns der Kompaniechef ein schönes Wochenende. Mittagessen gab es heute nicht
- gibt es freitags nie; es sei denn, wir haben auch am Wochenende Dienst. Bevor ich in den ersten Zug Richtung
Hannover gestiegen bin, habe ich - nach dem 25minütigen Fußmarsch mit der schweren Reisetasche zum Bahnhof -
eine Royal Cornetto Eistüte (Sorte Heidelbeere) gekauft - man sieht auch auf meiner Jeansjacke, wie schön violett das
Eis war, denn es ist mir aus der Tüte getropft. Gegen 17:35 Uhr soll ich zuhause am Bahnhof eintreffen, Bis dahin
genieße ich die Zugfahrt zweiter Klasse... und danach natürlich den Samstag und den Hauptteil des Sonntags.

13. Tag - 17.07.00
Wieder eine Woche... und diesmal beginnt eine besondere. Für die nächsten vier Tage ist Biwak angesagt - Leben und
Arbeiten im Freien - hier also ein Truppenübungsplatz 6 km von Lüneburg entfernt. Früh morgens mußte ich zwar
nochmals zum Arzt, der mich vor dem Wochenende untersuchte, danach ging das große Packen los. Mit dem
Bundeswehr-Bus wurden wir nach Wendisch-Evern auf den militärischen Übungsplatz gefahren. Dort haben wir
unsere Position bezogen, die Zelte aufgeschlagen und dafür notwendige Abflußsysteme gegraben - ganz wie beim
Camping. Bald brach auch die Mittagszeit herein. Es gab Nudeln mit Wellfleisch und Paprikagemüse, ein Apfel war
der Nachtich. Ganz erstaunt bin ich immer, wieviel in einen Pickpott hineinpaßt. Nach dem Essen haben wir uns den
verschiedenen Bewegungsarten im Gelände gewidmet, gegen Abend (etwa 23:00 Uhr) wurden wir in das Thema
"Sehen und Hören bei Nacht" eingeweiht... natürlich alles sehr anschaulich demonstriert. Nach dieser Vorführung war
der Tag jedoch nicht zuende. Nun nämlich wurden Streifen ausgebildet - ich selbst zum Beispiel lief Streife von 1:50
Uhr ist 2:40 Uhr nachts (schon 18.07.00) - und immer das Gewehr am Anschlag. An diesem Tag hat man uns zwei
Stunden Schlaf gegönnt.

14. Tag - 18.07.00
Der zweite Tag unter freiem Himmel! Heute bewegten wir uns jedoch aus dem Wald heraus - direkt auf einen
Schießstand; ein sehr großes Gelände. Wir mußten - diesmal mit Gefechtsmunition - verschiedene Übungen machen.
Zuerst kam das Schießen im Sitzen, aufgelegt. 5 Schuß hatte jeder - dabei mußten wir eine Zielscheibe treffen; je näher
der Mittelpunkt erreicht wurde, desto mehr Punkte erhielt man. Um die Übung erfolgreich zu bestehen, mußte man 40
Punkte - also mindestens 8 Punkte pro Schluß - machen. Unsere Zugführer war mit meinem Ergebnis anscheinend so
zufrieden, daß er es vor dem gesamten 3. Zug nochmal wiederholt hat (positive Erziehungsmaßnahme: Lob.) Von 50
möglichen Trefferpunkten (also 5x 10 Punkte) erzielte ich 49 Punkte. Und war somit - zumindestens bei dieser Übung -
zugbester Schütze. Nach unserer ersten Übung gab es Mittagessen. Nudeln in Tomatensauce, dazu Frühlingsröllchen
als Beilage, das Dessert war Waldmeister Götterspeise. Danach ging das Schießen weiter - diesmal mußten wir 200m
entfernt das Ziel treffen. Auch diesen Test habe ich bestanden; 6 von 6 Treffern waren Körpertreffer. Ins Lager sind wir
ca. 17:30 Uhr zurückgekehrt, wir nahmen eine grobe Waffenreinigung vor und liefen wieder Streife. In dieser Nacht
wurden wir mit drei Stunden Schlaf belohnt.

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15. Tag - 19.07.00
Auch heute hat es der Tag wieder in sich. 5:00 Uhr - wie jeden Tag beim Biwak - sind wir aufgestanden, von 6:00 Uhr
bis 10:00 Uhr haben wir uns eine Schützenmulde gegraben. Dazwischen gab es Frühstück. Danach wurden wir in die
Alarmpostenablösung eingewiesen. Zum Mittag gab es Hühnerfrikassee mit Brötchen, eine Banane stillte unseren
Dessert-Hunger. Danach wurden die Ablösegespräche fortgeführt... jedoch im Regen, den Petrus meinte es schlecht mit
uns. Das Abendbrot war reichhaltig; so paßt mir das bei anstrengenden Biwaks! Nun hatten wir noch viel zu tun, denn
die Alarmpostenausbildung stand noch an - bis in den "nächsten Tag" dauerte diese Ausbildung.

16. Tag - 20.07.00
Bereits 3:15 Uhr habe ich mit meinem Zeltbewohner unseren Alarmposten bezogen, über eine Stunde haben wir
unseren Verfügungsraum überwacht... Ohne Ergebnisse. Von 6:00 Uhr bis 10:00 Uhr übten wir noch
Gefechtsstellungen und den Feuerkampf (mehrere Schützen schießen gleichzeitig, um den Feind über die Stärke der
eigenen Truppen im Unklaren zu lassen.) ab 10:30 Uhr wurden die versandeten Waffen gereinigt. Mittag gab es gegen
12:45 Uhr. Es gab Petersilienkartoffeln mit bayerischem Leberkäse und Sauerkraut, als Nachtisch wurde uns ein Apfel
ausgegeben. Gegen 13:30 Uhr erfolgte der 9km lange Eingewöhnungsmarsch vom Truppenübungsplatz bis in die
Kaserne. Unser Lager hatten wir ja schon bis 6:00 Uhr abgebaut. Wieder in Lüneburg, reinigten wir nochmals die
Waffen, räumten saubere Sachen in die Spinde und sortierten schmutzige Wäsche in unsere Wäschesäcke. Außerdem
reinigten wir unsere komplette Ausrüstung, die wir mit beim Biwak mitführten. Das zuvor ausgegebene Abendbrot war
auch sehr lecker: Lasagne mit viel Käse überbacken. Nun (22:00 Uhr) werde ich aber ins Bett gehen, denn während der
Biwakausbildung von Montag bis Donnerstag hatte ich insgesamt nur acht Stunden Schlaf. Auf jeden Fall freue ich
mich auf die morgige Familienheimfahrt!

17. Tag - 21.07.00
Endlich wieder Freitag! Ein - so scheint es doch - recht dienstangenehmer Tag für mich. An die frühe Aufstehzeit von
5:00 Uhr habe ich mich gewöhnt, obwohl ich ausgerechnet heute noch länger hätte weiterschlafen können. Der Morgen
folgte der täglichen Routine - nach dem Frühstück wurde im Unterrichtsraum die Vertrauensperson der drei Züge der 5.
Kompanie für den Rest der Grundausbildung gewählt: die Wahl gewonnen hat der Metusalem der Panzerschützen
unserer Kaserne; ein 28-jähriger Student, der zufällig auch noch auf meiner Stube wohnt. Nach der Wahl ging es mit
Unterricht weiter. Denkbar ungeeignet war das Thema. Niemals hätte ich nach einem viertägigen Trainingsbiwak
politische Bildung ins Programm genommen - und nicht nur ich bin dabei eingeschlafen. Ab 8:30 Uhr wurden uns
unsere Waffen wieder ausgehändigt - heute hatten wir bis fast 11:00 Uhr Zeit, sie zu reinigen. Danach wurde noch
schnell der Spind prepariert, daraufhin ging es auf den Hof zur Parole: der Hauptmann hat uns ein schönes
Wochenende gewünscht. Eine noch schönere Rede jedoch hielt unser Zugführer für den 3. Zug bereit: 6:45 Uhr, nach
Frühstück und Revierreinigung - als die Anwesenheit aller Panzerschützen geprüft wurde - sollte ich vor den Zug
treten, weil ich Geburtstag hatte. Wie so üblich, wurde nach der Gratulationen ein dreifaches "Panzer Hurra" für mich
ausgestoßen. Auch beglückwünschte mich der Kompaniechef zur morgentlichen Parole vor der Kaserne. ...da fühlt man
sich doch gleich besser. Und wenn man an das bevorstehende Wochenende denkt, wird der Tag noch viel schöner,
obwohl das Wetter nicht dem vergangener Jahre an meinem Geburtstag entspricht.

18. Tag - 24.07.00
Auf zur - in meinen Augen - recht leichten Woche. Die allmorgentliche Wasch- und Antrittroutine verging recht
schnell, zum Frühstück kamen wir ein wenig spät - so war die Eßzeit dementsprechend geringer. Gegen 7:00 Uhr haben
wir uns auf den Weg zur Hindernisbahn gemacht. "Soldaten sind Mörder" - ein Spruch unseres Fähnrichs, der beim
Wort genommen werden sollte. Denn auf dem Weg zur Hindernisbahn, den die Kameraden alle im Laufschritt nehmen
mußten, rollte sich ein verängstigter Igel zusammen - und wurde von mehreren Panzerschützen durch ungewollte Tritte
schwer verletzt. Ich konnte noch ausweichen, der Igel jedoch war schon tot. Ungeachtet des Zwischenfalls, überquerten
wir, erst ohne, dann mit Gepäck, die Hindernisbahn. Gegen 9:00 Uhr reinigten wir unsere Waffen, duschten unsere
durchgeschwitzten Körper und gingen 10:00 Uhr pünktlich zum Unterricht. Was sind Straftaten? Wir reiche ich
Beschwerden ein? All das lernten wir bis 11:30 Uhr. Pünktlich danach ging es zur Kantine. Als Vorspeise gab es
Fruchtkaltschale, Hauptgericht war Bohnensuppe. Als Beilage gab es Rohkostsalat, Nachtisch war Pflaumenkompott.
Sofort danach ging es mit Unterricht weiter. Unser Zugführer lehrte uns den Gefechtsdienst aller Truppen und bereitete
uns so auf das zweite Biwak vor. Nach dem Unterricht war Formaldienst angesagt. Hauptaugenmerk wurde auf die
Grußabnahme des einzelnen Soldaten, im Stand und während des Laufens, gelegt. Danach - 16:30 Uhr - war
Dienstschluß. Noch schnell in die Stadt gegangen, um einige Getränke, Blasenspray und Eis zu besorgen, bin ich jetzt
wieder in der Kaserne und kann genüßlich in der Computerzeitschrift blättern. Choco Crossies helfen mir dabei, den
Abend zufrieden zu überstehen.

19. Tag - 25.07.00
Jetzt, fast 19:30 Uhr, denke ich an den heutigen Tag - Dienstag - zurück. Eigentlich hätte ich noch im Bett
liegenbleiben wollen, jedoch meldete sich mein Wecker akustisch sehr unangenehm um 5:00 Uhr. Ein Blick aus dem
Fenster: strömender Regen. Trotzdem brachte ich die morgentlichen Routine schnell hinter mich. Gegen 7:00 Uhr stand
der Bundeswehr Reisebus bereit - es ging zur rund 8km entfernten Standort-Schließanlage. Diejenigen, die nicht mit

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einer G-3-Schießübung beschäftigt waren, wurden theoretisch und praktisch mit der MP vertraut gemacht - auch hier
mußte uns die Sicherheitsüberprüfung und die Funktionsprüfung erklärt werden. Als ich an der Reihe war, um eine G-
3-Übung zu schießen, verfolgte mich das Pech. Nicht nur, daß ich beim freihändigen Schießen mit meinem Ellenbogen
abgerutscht bin; auch traf mich aufgrund des Rückstoßes die Schulterstütze des Gewehres direkt unter dem Auge und
verfärbte selbiges leicht blau. Dementsprechend - ich hatte ja ein eingeschränktes Sichtfeld - erfüllte ich die Übung
nicht und fiel beim ersten Versuch durch. Nach diesem Schock gab es Mittag - wieder aus dem Pickpott. Der
Versorgungsdienstfeldwebel hielt Erbsengemüse mit Salzkartoffeln und Schnitzel für uns bereit, eine Banane diente als
energiespendendes Dessert. Nach dem Essen trat ich meinen zweiten Versuch an, die G-3-Übung erfolgreich zu
absolvieren. Hier wurde ich wieder in meiner Leistung bestätigt - angeblich war mein Durchgang einer der besten des
heutigen Tages. Gegen 14:30 Uhr räumten wir den Schießplatz auf und wurden per Reisebus in unsere Kaserne
gefahren. Nach dem Waffenputzen und der Stiefelpflege ging es gegen 16:30 Uhr zum Abendessen. Neben normalem
Brot gab es auch Fischmedaillons. Nach dem Essen holte ich mir die aus dem Biwak stammenden Zug- und
Gruppenfotos ab - mein Portemonnaie ist um 26DM leichter. Dienstschluß! Nur noch meine Ausrüstung gereinigt und
mich geduscht - jetzt habe ich noch Zeit zum Lesen und Süßigkeiten zu knabbern.

20. Tag - 26.07.00
Gemütlicher, so denke ich, kann einen Tag fast nicht mehr laufen. Mit dem unbeschwerten Gefühl, den ganzen Tag
Unterricht in der Sanitätsausbildung zu genießen, stieg ich pünktlich 5:00 Uhr aus meinem warmen Bett. Sehr
pünktlich war unser Zug heute beim Antreten, deshalb waren wir auch die ersten in der Kantine. Demzufolge hatte ich
auch fast eine halbe Stunde Zeit, die backwarmen zwei Käsebrötchen und den kalten Kakao zu genießen. Danach ging
es zum ersten Teil der theoretischen Ausbildung zum Helfer im Sanitätsdienst. Neben Lernstoff hat uns der
Stabsunteroffizier auch einige Erfahrungen aus dem Kosovo geschildert - teils schockierend, aber auch interessant.
Gegen 11:45 Uhr gab es Mittag. Ich habe mir Senfkrustenbraten mit Möhren, Erbsen und Nudeln gewählt - als
Vorspeise gab es mit Käse überbackenen Blumenkohl, Beilage war Rohkostsalat, als Dessert stand für uns
Johannisbeerquark bereit. Um 13:00 Uhr geht es mit dem zweiten Teil der theoretischen Ausbildung weiter, bis dahin
habe ich noch Pause...
... Und pünktlich 13:00 Uhr mußten wir antreten und in den Unterrichtsraum einrücken. Da wir vor dem Mittag schon
einige Sachen geklärt haben, so etwa die Handlung beim Auffinden einer verletzten Person oder die Rettungskette,
blieben uns in den restlichen 3,5 Stunden nur noch wenige Dinge übrig. Wir wurden z.B. über die Bergung und den
Transport von Verletzten genauso informiert wie über Blutungen, Kleiderbrandlöschungsvorgänge, Abdruckstellen und
die Herz-Lungen-Wiederbelebung. Gegen 16:30 Uhr war sowohl die theoretische Sanitätsausbildung als auch unser
Dienst für heute beendet. Schnell noch in die Stadt gegangen, um ein Eis zu essen, und schon bin ich - frisch geduscht -
wieder in der Kaserne und schaue mir nochmal den theoretischen Lernstoff an, ehe ich zur Computerzeitschrift greife.

21. Tag - 27.07.00
Wie jeden Tag, vollzog ich auch heute pünktlich um 5:00 Uhr meine Morgenroutine. Danach ging es zum Frühstück.
Heute steht die praktische Ausbildung zum Helfer im Sanitätsdienst an. Nach der Parole ging es los. Unser Zug wurde
in 5-Mann-Gruppen eingeteilt - in dieser Zusammenstellung mußten wir verschiedene Stationen unter Anleitung
unserer Ausbilder abarbeiten. Zuerst wurden wir mit verschiedenen Arten der Blutstillung vertraut gemacht, danach
lernten wir Maßnahmen bei Hitze- und Kälteverbrennungen und Verbrennungen durch Strom. Sofort danach ging es zu
den Dummie-Puppen... Die Herz-Lungen-Wiederbelebung stand auf dem Plan. Nach dieser Station wurde die nächste
besucht - Vorgänge bei Knochenbrüchen verschiedener Art... Und ich sollte den Verletzten spielen. Gut für mich, denn
ich hatte die Aufgabe, rund 40 Minuten zu liegen und mir Schienen anlegen zu lassen. Vor dem Mittagessen ging es
noch zur letzten Station: Verhalten und Handlung bei Bergung von Verletzten aus verunfallten Fahrzeugen. Solche
Dinge kann man auch im zivilen Leben gut gebrauchen. Danach - gegen 11:45 Uhr- gab es Mittag: Vorspeise war
Griessuppe, Hauptgang war Hühnerkeule mit Kartoffeln und Soße, ein Rohkostsalat schmückte unseren Teller als
Beilage, Pflaumenkompott krönte unser Mittagsmahl. Nach dem Mittag wurde das Niveau der praktischen Ausbildung
etwas groben. Wieder gab es vier Stationen: an der ersten lernten wir Schleiftricks bzw. Verfahren, um Verwundete aus
dem Gefahrengebiet zu transportieren, an der zweiten Station wurde uns die Vorgehensweise bei ABC-Alarm erläutert
- die Anwendung von Spritzen und Tabletten wurde uns nähergebracht. An der vorletzten Station wurden wir mit
Schockzuständen konfrontiert, und an der letzten Station mußten wir Verletzungen wie z.B. abgerisse Arme behandeln
- hier hat der Gruppenführer nur so mit Theaterblut gespritzt - mein ganzer Arm ist von der Lebensmittelfarbe noch
genauso rot wie mein Feldanzug. Danach war zum Glück Dienstschluß angesagt. Nachdem ich noch kurz einkaufen
war und die Ausrüstung von Sand- und Erdresten befreit hatte, kann ich mich - frisch geduscht - ein wenig entspannen.

22. Tag - 28.07.00
Die vierte Ausbildungswoche ist beendet. Endlich wieder Freitag! Schneller als sonst ging ich meiner morgentlichen
Routine nach - zum Frühstück ging es dennoch zur normalen Zeit: gegen 5:50 Uhr. Nach unserer ersten Mahlzeit stand
unser schriftlicher Sanitätstest an. Theorie und Praxis wurden ja schon Mittwoch und Donnerstag ausgebildet. Gegen
7:00 Uhr begann der 5 Seiten umfassende Test - meiner Meinung nach habe ich ihn bestanden. Bis 8:45 Uhr hatten wir
Zeit, unser Revier zu reinigen, danach ging es zu einem Vortrag unseres Oberstabsarztes. Bis 11:00 Uhr hat er uns alles
über ansteckende Krankheiten, Möglichkeiten der Verhinderung dieser Ansteckungen und Streßbewältigung erzählt,

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danach war Abschlußantreten bei der Kompanie. Bevor wir jedoch ins Wochenende entlassen wurden, mußten wir
unsere Ausrüstung zeigen - und obwohl ich alles ordentlich gereinigt hatte, fand unser Gruppenführer noch Mängel am
Schutzhelm und an der ABC-Schutzmaske, die ich noch abstellen sollte. Übrigens gab es niemanden in unserem 3.
Zug, der nichts nachzubereiten hatte. Gegen 12:20 Uhr waren alle Mängel beseitigt, jedoch wurde die Zeit ein wenig
knapp, meinem 12:56 Uhr abfahrenden Zug noch zu erreichen. Wozu gibt es Kameraden? Ein Zimmerbewohner war so
freundlich, mich zum Bahnhof zu fahren, deshalb habe ich den Anschluß auch nicht verpaßt - auf ins Wochenende!

23. Tag - 31.07.00
Die fünfte Ausbildungswoche hat unweigerlich begonnen - jedoch fiel mir das recht frühe Aufstehen verhältnismäßig
leicht. Nach dem Frühstück gab es eine Ausbildung, die der früherer Tage nicht glich. Von 7:10 Uhr bis 8:30 Uhr stand
Konditionstraining an - etwa eine halbe Stunde bewegten wir uns im Laufschritt - etwa 5000 m - fort. ...allerdings war
lockeres Jogging-Tempo angesagt. Kein Grund also aufzugeben. Danach noch 20 Liegestütze und 5 Klimmzüge vor
der Kaserne, und der erste Ausbildungsteil für heute war geschafft. Bis 9:00 Uhr hatten wir Zeit, uns frisch zu machen,
dann ging es mit der Pistole P8 auf die Ausbildungswiese. Wir lernten Sicherheitsüberprüfung und Funktionsprüfung,
auch wurde uns beigebracht, die Waffe - mit Meldungen - zu zerlegen und wieder zusammenzusetzen. Ich habe mir
sogar eine Pause verdient, weil ich die Waffe als schnellster zerlegt und wieder zusammengesetzt habe. Gegen 11:30
Uhr ging es zum Essen - als Vorspeise befand sich Schinkensuppe in einer Schüssel auf meinem Tablett, Hauptspeise
war das Menü Pökelrippchen mit Porreegemüse, Kartoffeln und Soße, Beilage war ein gemischter Paprikasalat, und als
Dessert gab es Walnußcreme. Bis ca. 13:00 Uhr reinigen wir noch unser Revier, danach geht es mit der P8-Ausbildung
weiter.
...Und die hatte es in sich. Wir erlernten verschiedene Stellungsarten und Anschlagarten, robbten quer durchs Gelände
und mußten anschließend die Waffe natürlich auch reinigen. Nach Dienstschluß, etwa 17:00 Uhr, duschten wir uns und
bereiteten unsere Ausrüstung nach. Am Abend bin ich mit meinen Zimmerbewohnern noch zu "Pizza Hut" und
"McDonald's" gegangen, danach haben wir uns auf den nächsten Tag vorbereitet - mal sehen, was der bringt...

24. Tag - 01.08.00
Neuer Tag, neues Glück - oder Pech... wie man's nimmt. Wie immer, bin ich pünktlich aufgestanden und ging meinen
morgentlichen Aktivitäten nach. Frühstück beendet, und schon stand - bis 8:30 Uhr - Formaldienst beim Zugführer an.
Neben den normalen Marsch-und Wendebefehlen wurden zwei neue Befehle ins Repertoire aufgenommen: "Links ran"
und "Rechts ran". Nach 9:30 Uhr ging der Tag jedoch erst richtig los - wir genossen auf unserer Ausbildungswiese die
Wiederholungsausbildung am Gewehr G-3. Wie Fließbandarbeit, mußten wir ca. 30x das G-3 zerlegen und
dementsprechend wieder 30x zusammensetzen. Zwischendurch - von Station zu Station - machten uns einige
Hindernisse der Hindernisbahn das Leben schwer... da haben wir uns wirklich das Mittag verdient. Es gab als
Vorspeise Gemüsesuppe, das Hauptmenü war Sahnegeschnetzeltes mit Champignons, Nudeln und Broccoli,
Nachspeise war Heidelbeerkompott. Nach dem Mittag wurde ich für 30 Minuten als Wache für unsere drei Stationen
eingeteilt - da ich sowieso niemanden zu befürchten hatte, nutzte ich die Zeit zum Sonnenbad und Mittagsschlaf. Ab
13:00 Uhr ging die G-3-Ausbildung weiter. Nun wurde uns die Vorgehensweise und die Taktik beim Feuerkampf
erklärt - bis ca. 14:45 Uhr... danach ging es ans Putzen der Waffen. 16:30 Uhr war Dienstschluß - danach ging es noch
in die Stadt, um einige Einkäufe zu erledigen und zum Bahnhof, um mir die Fahrtrouten ausdrucken zu lassen. Zurück
in der Kaserne, habe ich endlich wieder Zeit, etwas zu lesen - sogar meine Ausrüstung ist nachbereitet, und meine
Stiefel sind geschwärzt.

25. Tag - 02.08.00
Die Mitte der fünften Woche ist erreicht - und überpünktlich mußten wir heute vor dem Frühstück auf dem Flur
antreten. Schon 5:30 Uhr - 10 Minuten früher als sonst - sollten wir in der Reihe stehen... Einige waren noch nicht
einmal richtig angezogen. Leider wurden die Stuben schon vor der regulären Revierreinigungszeit überprüft... Das
Resultat: sie waren noch ungereinigt, also müssen die Mängel - nach Dienst - von 17:30 Uhr bis 18:30 Uhr - abgestellt
werden. Nach dem Frühstück hatten wir - bis zum Mittag - ABC-Schutz-Ausbildung. Schutzmaske innerhalb von
sieben Sekunden aufsetzen, Teilschutz, Vollschutz; all dies und noch mehr haben wir gelernt. Zum Mittag gab es als
Vorspeise Spargelcremesuppe, Hauptgericht war Putenschnitzel mit Erbsen und Klößen. Beilage war Rohkostsalat,
Waldmeister-Götterspeise stand als Dessert auf dem Tablett. Nach dem Mittagessen haben wir uns in unseren
Bundeswehr Trainingsanzug gezwängt, um von 12:50 Uhr bis 14:30 Uhr einige Übungen für das Deutsche
Sportabzeichen zu erlernen - leider erfülle ich - wie 90% der anderen Kameraden - die Anforderungen nicht. Naja, man
braucht als Soldat das Sportabzeichen sowieso nicht. Nach diesem Ausildungskomplex kam ein Vertreter des
Deutschen Bundeswehrverbandes, der uns über einige Rechte - besonders in Geldangelegenheiten - aufklärte. Dieser
Verband, der einer Gewerkschaft gleicht und viele Vorteile für Soldaten bringt, hat mir so zugesagt, daß ich gleich eine
Mitgliedschaft beantragt habe. Ebenso habe ich eine Diensthaftpflichtversicherung abgeschlossen, die verlorene
Ausrüstungsgegenstände genauso ersetzt wie sie für Unfallschäden - seien sie durch Ketten- oder Radfahrzeuge
verursacht worden - aufkommt. Danach ging es zum Abendessen... Dienstschluß hatten wir jedoch noch nicht, da noch
die außerplanmäßige Revierreinigung auf dem Programm stand. Danach noch schnell die persönliche Ausrüstung
gereinigt und mich geduscht - schon habe ich alles geschafft.

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26. Tag - 03.08.00
Schon fast wieder Wochenende - dennoch; heute ist ein nicht ganz so schwerer Tag. Nach dem Frühstück zur Parole
wurde mir gleich der gesamte Tag versüßt. Aus drei Zügen zu je ca. 30 Mann wurden 6 Mann ausgesucht, die dafür in
Frage kommen, vom 24.08.00 bis zum 06.09.00 als Kraftfahrer nach Frankreich zu gehen, um irgendwelche
militärischen Gedenkstätten zu "pflegen". Bezahlter Urlaub also. Und das schönste ist: ich bin einer der 6 dafür in
Frage kommenden Personen. Vielleicht klappt es ja. Sofort nach dieser guten Nachricht ging das Konditionstraining
los. Wieder die bekannte Bataillonslaufstrecke im lockeren Jogging-Tempo... auch diese ca. 4000 bis 5000m habe ich
ohne große Mühe überstanden. Ab ca. 8:30 Uhr ging die MP-Ausbildung los. Wir haben das Zerlegen und
Zusammensetzen sowie Sicherheitsüberprüfung und Funktionsprüfung erlernt, ebenso einige wichtige Anschlagarten.
In der 5-Minuten-Pause, die leicht zur 45-Minuten-Märchenstunde ausartete, erzählten uns unser stellvertretender
Zugführer und unser neuer Gruppenführer interessantes und Wissenswertes über Panzer, Berufe bei der Bundeswehr
und andere Sachen. Danach ging es zum Mittag. Es gab Reis mit Fischfilet und Dillrahmsauce. Als Beilage gab es
Rohkostsalat und Vollkornbrötchen, das leckere Dessert war Rote Grütze - allerdings nicht mit Gries, sondern mit
echten Waldfrüchten, die von einer Geleeschicht umgeben waren. Nach dem Mittagessen begaben wir uns wieder auf
die Übungswiese der Hindernisbahn und fuhren mit der MP-Ausbildung fort. Jeder bekam 12 Manöverpatronen, 4
Mann - darunter auch ich - bekamen eine Bonuspatrone, weil sie die schnellsten im Zerlegen und Zusammensetzen
waren. Nachdem wir wie die Helden geschossen hatten, ging das drillmäßige Zerlegen und Zusammensetzen unter
erschwerten Bedingungen wieder los - ähnlich wie bei der G-3-Ausbildung vor zwei Tagen. Gegen 15:00 Uhr begaben
wir uns in die Kaserne, um die Waffen zu reinigen und gegen 16:30 Uhr zum Abendessen zu gehen. Danach war
Dienstschluß angesagt. Nach einem kurzen Stadtbesuch, reinigte ich meine Ausrüstung und genieße nun den Rest des
Tages.

27. Tag - 04.08.00
Schon zum fünften Mal kann ich sagen: endlich Freitag!!! Der heutige Abschluß der Woche war jedoch alles andere als
einfach. Nach der Parole um ca. 6:45 Uhr mußten wir mit Gefechtshelm, Gerödel, Gepäck und Waffe - unserem G-3
-vor dem Block antreten. Vollgeladen mit allerlei Zeug, gingen wir zur Hindernisbahn, um diese dann gefechtsmäßig -
das heißt: im Gruppenrahmen - zu überwinden... natürlich mit Gepäck und Waffe. Nachdem wir die Strecke einmal
"zur Probe" überwunden hatten, wiederholte sich die ganze Sache - diesmal auf Zeit. Unsere Gruppe war zwar nicht die
schnellste, jedoch wurden wir für unsere Kameradenhilfe gelobt. Noch bevor es wieder in die Kaserne ging, fand ein
wettbewerbsmäßiges Zerlegen und Zusammensetzen des G-3 - mit allen Sicherheitsmeldungen - statt... Auch das fand
im Gruppenrahmen und unter Zeitabnahme statt. Gegen 9:00 Uhr machten wir uns auf den Weg zurück, dann ging es
ans Überreinigen der Waffen und der Ausrüstung. 10:00 Uhr bis 11:30 Uhr fand die fast letzte Aktion für diese Woche
statt: wir hatten politische Bildung beim Hauptmann. Thema: Dienen - wofür? Danach reinigten wir unsere Stuben
noch vom Sand der Hindernisbahn, und gegen 12:30 Uhr bin ich dann zum Bahnhof gegangen - eher gelaufen, den
mein Zug kam schon 12:56 Uhr. Jedoch hätte ich mich gar nicht so verausgaben müssen, da der Zug von Lüneburg
nach Hannover aufgrund eines Signalfehlers mit rund 15 Minuten Verspätung in den Bahnhof einfuhr - in Hannover
hatte ich daher nur knapp eine Minute, um von Gleis 4 auf Gleis 10 zu gelangen. Operation gelungen, Heimat pünktlich
erreicht... Und wieder ein Wochenende!

28. Tag - 07.08.00
Wieder eine neue Woche - und diesmal sogar schon die sechste. Schwerpunkt bis Donnerstag ist ja unser zweites
Ausbildungsbiwak. Deshalb sind wir, gegen 7:00 Uhr, mit einem Bus der städtischen Verkehrsbetriebe, zum
Truppenübungsplatz nach Wendisch-Evern gefahren worden. Dort haben alle drei Züge der 5. Kompanie ihren
Gruppenplatz bezogen und ihre Zeltlager aufgebaut. Natürlich mußte, wie es sich gehört, auch eine Regenabflußrinne
gegraben werden, dank der vielen Wurzeln allerdings sah der Abflußgraben eher wie das Tunnelsystem in Venedig aus.
Weiterhin haben ich und ein Zimmerkamerad unsere Schützenmulde ausgebaut, haben sie von Geäst und sonstigen in
der Nacht die Geräuschtarnung zunichte machenden Dingen befreit. Meine Munitionsration für den Tag: 35 Schuß...
die ich aber sowieso nicht aufgebraucht habe. Nachdem ich meinen Helm mit allerlei Ästen und Blättern getarnt habe,
traten wir gefechtsmäßig unser Mittag an. Sogenannte EPA's - also Einmannpakete - waren dafür gedacht, uns mittags
und abends nicht hungern zu lassen. Mit dem Esbitkocher habe ich mir ein italienisches Nudelgericht gekocht, als
Nachtisch lag ein recht gut schmeckender Obstsalat in dem Paket. Das Gute am gefechtsmäßigen Verpflegen: es dauert
lange. Bis 13:45 Uhr hatten wir Zeit, alles vorzubereiten und zu verspeisen. Nach der ausgiebigen Pause waren wir im
Gefecht das Feindkommando, das sich an andere Soldaten heranschleichen und deren Stellungen stürmen sollte. Das
"Drehbuch" der Zugführer hat uns allerdings verboten zu gewinnen, da die Alarmpostenausbildung der anderen
Soldaten genauso gut war sie unsere eigene. Am späten Nachmittag mußten wir dann in den Feuerkampf, um uns gegen
Feinde zu verteidigen, die sich an unsere Stellungen heranschleichen wollten - natürlich haben wir gewonnen.
Abendbrotzeit war von 19:00 Uhr bis 19:35 Uhr, ich habe mir einen Linsentopf mit Würstchen zubereitet. Danach
haben wir unsere Stellungen für die Nacht ausgebaut, somit wurde ein Festsitz der Gewehre ermöglicht. Ab 23:00 Uhr
war Bettruhe, Alarm wurde jedoch nicht mehr ausgelöst.

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29. Tag - 08.08.00
Schon ziemlich früh ging der heutige Tag für mich und meinen Zeltkameraden los, denn von 3:00 Uhr bis 5:00 Uhr
waren wir als Alarmposten eingesetzt. Es gab jedoch keine ungewöhnlichen Vorkommnisse, geschweige denn einen
Feindangriff. Nach dem Frühstück um 6:00 Uhr ging es auf den Standort Schießübungsplatz. Die erste Übung mit der
Pistole P8 - auf eine Ringscheibe schießen - habe ich bestanden - sogar einmal hatte ich zehn Punkte. Bei der zweiten
Übung sollten wir drei Pappkameraden bekämpfen - Voraussetzung: 3 Körpertreffer bei 5 Schuß... auch diese Übung
habe ich bestanden. Danach kam eine Waffe zum Einsatz, mit der ich besonders gern schieße - die MP2A1. Die dritte
Übung war wieder Schießen auf eine Ringscheibe - mit meinen 5 Schuß habe ich dreimal die 10 und zweimal die 9
getroffen - auch hier lag ich weit über dem geforderten Minimum. Die letzte Übung des heutigen Tages auf der
Schließanlage bestand darin, mit der MP bei zwölf Schuß Munition mindestens drei Feuerstöße abzugeben und dabei
mehr als 70 Punkte zu schießen. Ich traf neunmal die 10, einmal die 9, 8 und die 7... mit 114 von 120 maximal zu
erreichen Punkten war ich wieder bester Schütze. Danach ging es zum Platz der Gruppe. Zum Mittag wurde nicht per
EPA verpflegt, sondern durch die Feldküche. Es gab Schweinefleisch mit Pilzrahmsoße und Rosenkohl. Danach haben
wir sehr hart mit unseren kleinen Klappspaten hantieren müssen, denn unsere Schützenmulde - Liegeposition - mußte
in einen Schützengraben umgebaut werden. Mehr als zwei Stunden hat die Schipperei gedauert. Gegen 17:00 Uhr gab
es Abendessen, danach genoß ich die Ausbildung zum Melder zu Fuß. Aufgrund meines am nächsten Tag anstehenden
Arzttermines - Flächensehtest - wurden einige andere Kameraden und ich per 5-Tonner vom Übungsplatz abgeholt und
zur Kaserne gebracht. Dort reinigten wir die Gewehre, duschten uns und hatten mit vier Stunden Schlaf eine
verhältnismäßig lange Ruhezeit.

30. Tag - 09.08.00
Nach dem Frühstück sind wir - gegen 7:00 Uhr - mit dem Bundeswehr Bus zum Krankenhaus nach Hannover gefahren.
Fast zwei Stunden hat die Fahrt gedauert. Der Sehtest nahm mit nur fünf Minuten nicht soviel Zeit weg, und da der
Rückweg genauso lang war wie der Hinweg, kamen wir erst gegen 12:45 Uhr bei der Kaserne an. Schnell noch gingen
wir in die Kantine, um Mittag zu essen. Als Vorspeise gab man uns Rosenkohlsuppe, Hauptgericht waren gefüllte
Tortellini mit Käsesauce. Gegen 15:00 Uhr waren wir wieder in Wendisch-Evern auf dem Übungsplatz. Dort hatten wir
eine 45-minütige Pause, weil der Zugführer, bei dem wir uns zurückmelden sollten, nicht aufzutreiben war. Danach
wurden wir wieder in unsere Gruppen eingegliedert. Bis 17:45 Uhr waren wir das Feindkommando und griffen eine
Feuerkampf führende Gruppe an - diesmal waren wir die Gewinner. Das EPA Abendessen bestand aus einer Portion
Civapcici. Gegen 20:30 Uhr sind wir wieder abmarschiert, um eine bestimmte Gruppe als Feind zu attackieren. Bis
0:00 Uhr gab es noch zweimal Alarm, der durch Klapperdosen in unserem Gruppennest gut zu hören war.

31. Tag - 10.08.00
Wieder haben ich und mein Zeltmitbewohner eine Randzeit für den Alarmposten bekommen - von 3:15 Uhr bis 6:15
Uhr standen wir wacker im Schützengraben. Nach dem Frühstück waren wir wieder Feindkommando. Wir setzten
sogar "Tränengas" gegen die andere Gruppe ein und mußten im gleichen Zug noch unsere ABC-Schutzmasken
aufsetzen, um fortzufahren mit dem Angriff. Danach ging es kurzzeitig auf den Schießübungsplatz, um eine
Zusatzübung zu schießen. Man hat 20 Sekunden Zeit, um drei verschiedene Ziele mit mindestens sechs Treffern zu
bekämpfen - auch diese Übung habe ich erfüllt. Zum Mittag gab es wieder neue EPA's. Ich habe mir Gulasch mit
Kartoffeln zubereitet und als Nachspeise eine dem Karton beiliegende fruchtige Griesspeise zu mir genommen. Von
13:00 Uhr bis 14:00 Uhr war ich Alarmposten, danach wurde das Lager abgebaut. Gegen 16:00 Uhr traten wir -
durchnäßt durch einen Platzregen - unseren 12 km-Übungsmarsch, mit Helm, Gerödel, Gepäck mit Schlafsack und
Waffe, an, mehr als zwei Stunden haben wir für den Heimweg benötigt, bei dem schließlich fast 20kg Last auf unseren
Schultern hingen. Danach reinigten wir die Gewehre und die Ausrüstung, aßen noch schnell Spaghetti mit
Tomatensauce und hatten dann Dienstschluß. Noch eine verdiente Dusche, und ich bin ins Bett gegangen.

32. Tag - 11.08.00
Endlich wieder Freitag... und das schon zum sechsten Mal während meiner Wehrdienstzeit. Im Gegensatz zu den
letzten vier Tagen, war dieser alles andere als schwierig. Von 7:10 Uhr bis 9:30 Uhr reinigten wir gründlich die
Gewehre, danach nochmals die Ausrüstung. Sogar die Spinde räumten wir auf - oder besser gesagt: wir organisierten
sie um. Gegen 11:30 Uhr war Abschlußantreten angesagt, und nicht nur ich habe die Gunst der Stunde genutzt, um aus
Lüneburg - zumindest für ein Wochenende - zu verschwinden.

33. Tag - 14.08.00
Schon 4:45 Uhr hat mein Wecker geklingelt - viel zu früh für einen Montag! Nichtsdestotrotz, die siebte Woche hat
begonnen. Gleich um 7:00 Uhr fing das Konditionstraining an - wieder die ca. 4km lange Bataillonslaufstrecke im
lockeren Jogging-Tempo... Danach eine kühle Dusche. Um ca. 9:00 Uhr erhielten wir eine Wiederholungsausbildung
im Gefechtsdienst aller Truppen - Alarmposten, Melder zu Fuß, Feuerkampf. Nach einer kurzen Pause von 10:45 Uhr
ging es um 11:00 Uhr wieder in den Unterrichtsraum. Taktische Zeichen für Skizzen waren hier das Hauptthema. Um
ca. 11:30 Uhr ging es zum Mittagessen. Es gab Schweineschnitzel mit Kartoffeln, Champignonsoße und Leipziger
Allerlei, Beilage war ein frischer Rohkostsalat, als Dessert gab es Mandarinenjoghurt mit ganzen Früchten. Nach dem
Mittag ging es erneut in den Unterrichtsraum - jetzt haben wir das Zeichnen von Skizzen und einige taktische Zeichen

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